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XXXV.
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Beschluß der Anweisung leinen Garn und Leinwand zu bleichen.
Die Leinewand muß auf diese Weise wenigstens acht und vierzig Stunden in der Milch bleiben. Einige lassen sie darinn drey Tage und drey Nächte, und finden, daß ihre Leinewand dadurch desto besser wird. Nachher wird sie aus der Milch genommen, und wohl begossen, damit diese nicht da inn betrockne. Wenn die Milch durch das Begießen gänzlich heraus gebracht ist, spühlet man die Leinewand, und waschet sie gut mit Seifenschaum. Das Nächste was man nun vornimmt, ist, daß die Leinewand, so, wie sie aus dem Seifenschaume kömmt, wieder gebeuchet, und, wenn dieses geschehen, ohne weiteres Spühlen auf dem Bleichplatze ausgebreitet wird. Hier muß sie zween Tage, und zwo Nachte an der Luft bleiben,
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und den Tag über, so oft sie zum Bleichen ausgeleget wird, beständig begossen werden. Diese Behandlung muß sechs, sieben oder achtmal nach einander wiederholt wereden, bis man merket, daß die Leinewand die begehrte Weiße bekommen: das ist, man muß einmischen, nachher bleichen, dann eins ums andere einseifen und beuchen, bis die Leinewand so geworden, wie man sie haben will. Denn es ist gegen der Verschiedenheit der Leinewand, wie oben angemerket worden, unmöglich, eine gewisse Regel davon fest zu setzen. Jedennoch muß man allezeit inacht nehmen, daß, so oft man beuchet, solches zwölf Stunden lang geschehe; in welcher Zeit von der Lauge beständig und nach und nach etwas in den Kübel gegossen werden muß; weil sonst die Leinewand, besonders wenn die Lauge heiß wird, leicht verbrannt werden könnte. Auch ist noch als eine beständige Regel anzumerken, daß die Leincwand, wenn sie in die Milch gestecket soll werden, vollkommen trocken sey. Wenn man die Leinewand zum letzten male eingemilchet, muß sie ganz sauber gewaschen, und eine Stunde lang in warmes Wasser gethan werden, hernach wird dies Wasser abgezapfet, und etwas
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wärmeres aufgegossen, worin die Leinewand gleichfals eine Stunde lang bleibt. Zuletzt wird auch dieses Wasser abgelassen, und zum drittenmale noch wärmeres, dann das vorige aufgegossen , doch so, daß man das letzte Wasser nicht kochen lasse. Auch darf dieses letzte Einweichen eben nicht über eine halbe Stunde dauern. Ist dieses geschehen, so nimmt man die Leinewand aus dem Kübel, spühlet und windet sie gut aus, damit sie gänzlich von Lauge, Milch und Seife gesäubert werde, und leichter die Stärke und das Blau annehmen möge, als welche Behandelung nun zunächst folget.
Es ist wegen der Verschiedenheit der Leinewand unmöglich eine gewisse Regel für die Zubereitung der Stärke vorzuschreiben , womit man die Leinewand bereitet. Denn da feinere Leinewand eine dickere und festere Stärke als gröbere erfordert, so ist es nohtwendig, daß der Bleicher schon einige Erfahrung und Kenntniß hierinn habe. Eine jede Wäscherinn versteht Stärke zu machen, und kann dieselbe zum Aufputze ihrer Wäsche zubereiten. Aber die Bleicherstärke ist nicht so dick als jene. Man machet dieselbe auf folgende Art: Man fülle den
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Kessel, worinn man Stärke machen will, etwa drey Viertel mit Wasser an. Wenn dieses kochet, gießet man so viel in Wasser aufgelöste
Stärke dazu, bis der Kessel voll ist, rühret sie beständig um, damit sie nicht anbrenne, und läßet sie ohngefehr eine halbe Stunde kochen. Alsdann nimmt man sie vom Feuer, gießet sie mit so viel warmen Wassers , als zu der Leinewand, die man bereiten will, nöhtig scheinet, in ein anderes Gefäß über, und sorgt , daß es wohl gerühret, die Klösse der Stärke zerrieben, und alles gleich dicke und eben werde. Ist dieses geschehen, rühret man so viel Blaupulver, als hinlänglich ist, der Leinewand nach Begehren entweder eine höhere oder schwächere Farbe zu geben, mit anderem Wasser ein, und vermischet die Stärke damit. Auf diese Art kann man die Stärke dicker oder dünner machen, wie man es für die Leinewand am zuträglichsten findet. Man muß sich nie des Indigo oder Steinblau bedienen, indem es eine schmutzige dunkele Farbe giebet.
Wenn solchergestalt, das Wasser zum Stärken und Blauen fertig ist, thut man die Leinewand hinein, und wenn sie wohl darinn durchgeweichet,
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muß sie heraus genommen, fest ausgewunden, und auf dem Bleichplatze ausgebreitet werden, damit sie trockene. Man wird fast durchgehends finden, daß sich an einigen Stellen der Leinewand das Blau mehr gesetzet, als an anderen. Sollte dieses geschehen seyn, so reibet man die blauen Stellen mit einem sauberen in Wasser getunkten Srück Leinewand, bis sie mit dem übrigen einerley Farbe bekommen. Ist nun die Leinewand wohl gestartet und blau gemachet, auch ganz trocken geworden, so ist nichts mehr übrig, als daß sie zum Verkaufe zusammen geleget werde. Ich muß noch, ehe ich schließe, ein paar Worte von der Zubereitung der beym Leinewandbeuchen dienlichen Lauge hinzufügen. Es ist oben schon erinnert worden, daß die beste bisher bekannte Asche, Pottasche sey. Jedoch, es ist unmöglich, hier eine solche Regel anzugeben, die jemanden, der vom Bleichen nicht das geringste weiß, in den Stand setzen sollte, solches ohne Erfahrung zu verrichten. Aber diejenigen, so vorläufig mit dieser Arbeit umgegangen, werden folgende Anleitungen überaus nützlich finden. Der Cassoup und die Holzasche müßen jede besonders zu Pulver
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gemachet , und zu jedem Oxhoft kochenden Wassers fünfzehn bis sechszehn
Pfund, entweder Cassoup oder Holzaschen , welches von beiden man zur Lauge gewählet, geschüttet werden. Hat die Asche eine halbe Stunde lang mit dem Wasser gekochet, so ziehet man das Feuer unter der Pfanne zurück, damit die Lauge sich setzen möge; welches nicht geschehen würde, wenn das Feuer darunter bliebe. Hat die Lauge sich gesetzet, gießt man sie behende von der Asche ab, und hebt sie in einer Tonne zum künftigen Gebrauche besonders auf. Hierauf gießt man eben so viel Wasser als zuvor in die Pfanne, und macht es damit, wie gesaget worden, indem man zuletzt die gesetzte Lauge in eine andere Tonne, die noch einmal so groß als die erste ist, gießet, indem die zwote und dritte Lauge gemischet werden müssen. Mit der dritten Lauge verhält es sich eben, wie mit den beiden vorhergehenden. Die beiden letztern Laugen werden nach Maaßgabe strenger gemacht , indem man dazu mehr oder weniger von der ersten gießet. Jedoch muß man wohl merken, daß bey einer zu schwachen Lauge keine große Gefahr sey, indem man durch wiederholte Beuche den Mangel
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derselben ersetzen kann. Ist aber die Lauge zu strenge, so wird sie alles zerfressen und verderben. Diese drey Laugen werden nicht alle Kraft aus der Asche ziehen, und muß man sie deswegen nachher aus der Pfanne nehmen, und in eine Tonne mit Wasser thun, auch alles mischen und durch einander rühren, und nachdem es vier und zwanzig Stunden gestanden, das Wasser ablassen. Man wiederholet solches, so lange, bis man noch einige Kraft in der Asche 'zu seyn vermerket. Diese Laugen dienen sonderlich, um mit den strengem vermischet zu werden, je nachdem man gewahr wird, daß die Leinwand der begehrten Farbe immer näher komme. Diese Asche, woraus alle Lauge heraus gezogen, ist zum Düngen für mageres Land überaus beqwem zu gebrauchen
Es ist ein grosser Unterschied zwischen Cassoup und Holzasche. Der erste hat eine rauhe und scharfe Eigenschaft, und ist deswegen zur ersten Beuche sehr geschickt , ehe die Leinewand in die Milch kömmt; er durchdringet sie mehr als die andere. Nach der Behandlung mit Milch aber ist die Holzasche am besten; weil sie sowohl die Leinewand von ihrem
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Schmutze reiniget , als auch dieselbe durch das öhlichte Wesen, so sie besitzet, stärket. Sollte der Cassoup alsdann statt jener gebrauchet, werden, wurde er die Leinewand zu dünne machen , oder ihre Kraft schwächen, weswegen man jedes derselben zu rechter Zeit gebrauchen muß. Dann nichts ist , was dem guten Glauben so thätigen Vortheil schaft, und den Handel befördert , als die ehrliche und gewissenhafte Wahrnehmung der Pflicht eines Handelsmannes.
Sollte man Cassoup nicht haben können so kann man sich statt dessen der Holzaschen oder Porasche bedienen. Auch ist es anmerkungswerht, daß Asche von allerley Holz oder Pflanzen, besonders von Farenkraute, zum Leinewandbleichen von grossen Nutzen ist.
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