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XLIX.
(P385)
Wenn einige Ländereyen des Ordens von Kardinälen benutzet werden, so müßen diese dafür das Pachtgeld ohne Widerrede unverzüglich der St. Johannskammer entrichten.
Wenn jemand jahrweise Ordensländereyen gepachtet, oder Ordensämter erhalten, muß er ein Ritter werden, oder er wird seines Rechtes verlustig.
Alle oberkeitliche Personen, wes Standes oder Würden sie sind, müßen dem Orden in Behauptung und Wiederherstellung seiner Freyheiten, Kommenthureyen, Ländereyen, Forderungen und rechtmäßigen Ansprüchen ihre Hilfe und Beystand leisten.
St. Paul soll beständiger Patron der Insel
Malta seyn.
(P386)
Alle Aemter , Begnadigungen und Ehrenstellen soll der Großmeister und dessen ordentlicher Kirchenraht vergeben.
Die Klerisey zu Malta soll nicht Macht haben, einen der Ritter seiner Ehrenstaffel zu entsetzen, die in solchen Fällen allein unter die Bohtmäßigkeit des Großmeisters gehören.
Die Ruhe, worinn der Orden sich dazumal befand, wurde durch einen heftigen Sturm unterbrochen, worinn sie verschiedene Schiffe auf ihrer eigenen Küste, und selbst einige, die in ihren Hafen zu einer wichtigen Unternehmung schon segelfertig lagen, einbüßeten. Diese Unternehmung gerieht also für dießmal in Stecken, indem sie bey diesem Unglücke 600, Mann verlohren. Nichts desto weniger beschloß der Großmeister sein Vorhaben auszuführen, und nachdem er, so gut er konnte, seine Schiffe ausbessern lassen, setzte er den
Großprior von Frankreich
Franz von Lothringen, zum Befehlshaber über dieselbe. Dieser, nachdem er sich mit der Flotte unter
Franz Doria vereiniget hatte, nahm seinen Lauf nach der
barbarischen Küste.
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Hier machte er auf den
Renegaten Uluviali Jagd, eroberte zwo seiner Galeeren und eine Galeote, welche mit noch zwo Galeeren, die der
König Philipp der Zweyte von Spanien schenkte, mit Freyden von dem Orden in Besitz genommen wurden, und ihm wohl zu statten kamen.
Die Türken wurden über diesen Verlust dergestalt in Wuht gesetzet, daß sie mit einer mächtigen Flotte von Rhodus absegelten, und sich zu rächen suchten. Sie stießen auf den Großprior von Frankreich, bemächtigten sich nach einer hartnäckigen Schlacht, der Galeere St. Jakob nebst 50. Rittern, und zwangen die Malteser sich zurück zu ziehen. Auf diese Niederlage folgte der Tod des Großmeisters, dessen Nachfolger
Johann de la Valette ward; und
George Adorne wurde wieder anstatt des Priors von Frankreich Befehlshaber der Flotte.
Der neue Großmeister machte den Anfang seines Amts mit Vermehrung der Festungswerke von Malta, und unternahm mit Beyhilfe
Philips des zweyten Königs von Spanien eine Landung auf der afrikanischen Küste, und belagerte
Tripolis. Allein sie wurden so muhtig empfangen, daß sie nach einem
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Verluste von 20. Galeeren, 14. Kriegsschiffen, und 600. Mann sich genöhtiget sahen, die Belagerung aufzuheben. Auf der andern Seite nahm sich
Soleyman vor, von der Insel
Malta Meister zu werden. Er gab daher Befehl an 50. grosse und eine Menge kleine Schiffe an der Zahl 190. Segel stark, daß sie 38000. Mann unter dem
Bassa zur See
Piali und dem General und
Bassa Mustapha, einem Vetter des Sultans, und siebenzigjährigen Greise von grosser Erfahrung an Bord nehmen sollten, um die Insel Malta unter das Joch zu bringen. Diese Flotte segelte am letzten des Märzen 1565. von
Constantinopel ab. Während der Zeit setzte sich der Orden, so gut er konnte, in die beste Verfassung zur Gegenwehre, machte sich von allen unnützen Brodessern los, und versah alle seine Festungswerke mit Volk und Kriegsbedürfniß.
Die Türken landeten darauf zu
Marsa Sirocco, und pflanzten ihr Geschütz wider das Schloß
St. Elmo, welches im vierten Sturm übergieng. Zwölf hundert Christen wurden hiebey von den Türken zu Sklaven gemacht, unter denen sich 112. Ritter befanden. Von türkischer Seite war der Verlust 4000.
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Mann, unter welchen der König und Bassa von Tripolis
Dragut sein Leben einbüßete. Hiernachst griffen sie das Festungswerk St. Michael an, welches zu Wasser und zu Lande belagert wurde. Bey dieser Belagerung war der Renegat Uluviali der Anführer. Sie wurden aber dennoch gezwungen, mit Verlust von fünf Fahnen und 2500. Mann abzuziehen. Dem ungeachtet bestand der Feind darauf, die Belagerung zu erneuern, und beydes die Stadt und Festung, St. Michael zugleich anzugreifen. Er richtete solches mit mehr Heftigkeit, als in einem der vorigen Anfalle ins Werk, nicht ohne Verlust vieler tapfern Leute von beyden Seiten. Ja die Türken setzten so muhtig dem Orte zu, daß die Ritter mehr als einmal im Begriffe waren, ihn zu übergeben. Jedoch der Großmeister zeigte sich stets aller Orten, wo die Gefahr am größten war, und frischte, mit dem Wurfspieße in der Hand, die Ritter an, sich wieder zu setzen, und den Feind, wo er festen Fuß gefasset, heraus zu treiben, auch ihn zu zwingen, seine Fahnen auf den Wällen zurück zu lassen. Diese Herzhaftigkeit und die mächtige Hilfe, die noch zu rechter Zeit unter dem Vicekönig von
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Sicilien,
Dom Garcias als Befehlshabern ankam, und am 7. des
Herbstmonats landete, besiegte den Mustapha an der Spitze von 16000. Mann, und zwang die Türken mit Zurücklassung 3000 Todten auf der Wahlstadt die Belagerung aufzuheben, und nach ihren Schiffen zu flüchten. Dergestalt ward Malta glücklich von der ottomannischen Gewalt befreyet; doch büßete es dabey 9000 Malteser, die Ritter sowohl als Soldaten und Einwohner beyderley Geschlechts mitgerechnet, ein.
Der Großmeister schickte hierauf unverzüglich Abgesandte an alle christliche Mächte ab, um ihnen von dem, was in letzterer Belagerung vorgegangen, Nachricht zu ertheilen, und sie um Hilfe zu ersuchen, die Insel wider einen neuen Angriff in genügsamen Vertheidigungsstand zu stellen. Sie waren auch besonders beordert, die Nohtwendigkeit einer neu zu bauenden Stadt auf dem Berge Sciberras vorzustellen.
Pabst Pius der vierte, bewilligte dazu ein Jubelfest, und andere Fürsten schenkten so reichlich, daß am 28ten des Märzen des 1566ten Jahres der erste Stein geleget, und nach des Großmeisters Namen
Valette genennet wurde. Nicht geringer
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war auch die Kriegshilfe der christlichen Mächte, da allein der König in Spanien alsobald 8000. Mann wohlbewaffnete Leute sandte. Jedoch die Gefahr war dieser Gegend vorüber. Der Großtürke ward genöhtiget, seine Macht nach Egypten zu ziehen, und die spanischen Völker wurden wieder zurück gesandt. Unterdessen fuhr doch der Orden fort, die Türken auf der barbarischen Küste zu beunruhigen, und erhielt ein und andere Vortheile, die aber der Großmeister Valette nicht lange genoß, indem er am 21ten des Augusts, welcher eben der Tag war, an dem er vor drey Jahren zu dieser Würde erhoben worden, das Zeitliche segnete. Des folgenden Tages wurde
Peter du Mont sein Nachfolger; ein hitziger, heftiger und wankelmühtiger Mann, weswegen er auch nicht so sehr, wie sein Vorweser, geachtet wurde. Dennoch aber war er in der Erbauung der neuen Stadt eifrig, und schlug, nachdem sie fertig geworden, seinen Sitz darinn auf. Er gab auch Schiffen von jeder Nation Freyheitsbriefe, um die Türken weg zu nehmen, unter dem Bedinge, daß sie Flaggen mit dem Wappen St. Johanns aufstecken, und dem Orden von allen
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Beute neun von hundert abgeben sollten. Durch dieses Mittel sammelte er dem Orden grosse Schatze; da die See mit Kapern, die manche Schiffe auf brachten, beständig angefüllet war.
Dazumal besaß
Selim den ottomannischen Thron, welcher einen Anschlag, Cypern weg zu nehmen, machte. Hiedurch wurden die christlichen Bundsgenossen und der Orden verpflichtet, zum Beystande dieser Insel auszusegeln. Allein die maltesische Flotte, begegnete 18. türkischen Galeeren, welche, da sie viel stärker als jene waren, die Malteser zwangen mit Verlust zweyer ihrer Schiffe nach
Suda zu flüchten. Hieselbst erhielten sie Nachricht von dem Tode ihres Großmeisters und der Erwählung
Johanns Bischofs von Caßiera, einer Wahl, die grosse Streitigkeiten in dem Orden erreget, welche nicht ohne Vermittelung und Einfluß des
Pabstes Gregorius des dreizehnten, der ihn in dieser Würde bestätigte, beygeleget worden.
Die Fortsetzung folgt.
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