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LII.
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Das Uibrige von den Malteser Rittern.
Nachdem hierauf einer der Wahlmänner gefraget, ob sie alles der Form nach bey der Wahl Nöhtige beobachtet hätten? und der Orden solches bekräftiget, wird weiter gefraget, ob sie dann denjenigen , welchen sie erwählet, für ihren Großmeister und Fürsten erkennen wollten? Wann nun auch der ganze Adel mit ja geantwortet, macht gleich darauf einer der 16. den Namen des erwählten Großmeisters mit lauter Stimme kund. Ist der Neuerwählte gegenwärtig, wird er zum Altare geführet, wo man ihm das Kleid seiner Würde anthut, und ihm den gewöhnlichen Eid auf das Gesetzbuch des Ordens vor dem Priore der Johanniskirche abnimmt. Nach diesem wünschen ihm alle Brüder
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zu seiner Erhebung Glück, küßen ihn, und die Feyerlichkeit wird mit dem Te Deum beschlossen.
Wenn die Wahl auf einen Abwesenden fällt, bringt man ihn so eilig als möglich nach benannter Kirche, damit er mit den gebräuchlichen Förmlichkeiten eingesetzet und befestiget werde. Sollte er aber außerhalb der Insel sich befinden, so nimmt der Verweser seine vorige Gewalt wieder an, und führet unterdessen die Regierung, bis er in die Johanniskirche anlanget.
Beschreibung der Handlung in China.
Aus dem Universalmagazine.
Die Handlung ist die fruchtbare Qwel le, woraus diejenigen Reichthümer stießen, welche verursachen, daß Glückseligkeit und Uiberfluß in China herrschen. Die Handlung, die in dem Herzen dieses Reiches geführet wird, ist so groß, daß keine von ganz Europa damit in Vergleichung gesetzet werden kann.
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Die Provinzen sind so vielen Königreichen gleich, deren eine der andern, was sie besonders haben, mittheilen: und dieser Umstand vereiniget alle diese Provinzen, und führet den Uiberfluß allen Städten zu.
Die Provinzen von
Hou-qwang und
Kiang-si liefern denen Reis, die damit nicht so gut versehen sind. Die Provinzen von
Tche-hiang verschaffen die feineste Seide, und die von
Kiang-nan, Ferniß, Tusch, und die schönsten Werke von allerley Art; die von
Yun-nan und
Chensi und
Chansi bringen Eisen, Kupfer, verschiedene andere Metallen, Pferde, Maulesel, Kameele und Pelzwerk hervor; die von
Fokien hat Zucker und den beßten Thee; und die Provinz
Seechuen Pflanzen, Arzneykräuter, Rhabarber und andere dergleichen nützbare Sachen.
Alle diese Kaufmannswaaren, welche auf den Flüßen mit leichter Mühe fortgebracht werden, sind bald abgesetzet; so daß man Kaufleute siehet, welche innerhalb drey oder vier Tagen nach ihrer Ankunft in einer Stadt, fünf oder sechs tausend Päcke, die sich für die Jahreszeit schicken, verkauft haben. Auch können die geringsten Leute, wenn sie gut
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haushalten, Mittel finden, durch ihre Handlung sich leicht ihren Unterhalt zu erwerben.
Da die Handlung in China so groß ist, so muß man sich nicht zu sehr verwundern, daß die Einwohner um fremde Handlung sich nicht sonderlich bekümmern, und daß ihre Reisen zur See niemals durch die
Strassen von Sonda gehen, und ihre weitesten Schiffahrten nicht weiter reichen, als bis Achen von der Seite
Malacca, und von der
Sunda Seite, bis nach
Batavien, welches den Holländern gehöret, und von der Nordseite bis nach Japan.
I. Uiberhaupt, wenn sie nach Japan handeln, segeln sie im
Brachmonate und
Heumonate aufs längste ab; sie fahren nach
Camboya oder
Siam, wohin sie die Bequemlichkeiten, die dieses Land erfordert, abführen, und nehmen andere mit sich, die in Japan stark gesuchet werden, und wenn sie wieder zurück nach Hause gekommen; haben sie 200. pr. Cent, verdienet.
1. Sie bringen nach Japan Arzneyen
hin, als Ginseng, Aristolachia, Rhabarber, Mirobolanen etc.
2. Die Rinde von Arua, oder indianische Nüße, Büffel und Ochsenhäute,
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Zucker, woran sie tausend pr. Cent gewinnen.
3. Alle Arten von Seidenstoffen, besonders Atlaß, Taffeten , Damasten, und vornehmlich schwarze.
4. Seidene Canten, Adler- und Sandelholz, welches die Japaneser sehr hoch schätzen, um ihren Götzen damit zu räuchern, welches sie oft thun, und endlich europäische Tücher und Kammeloten, woran sie fünfzig pr. Cent gewinnen.
Die Beqwemlichkeiten, die sie wieder zurück führen, sind:
1. Feine Perlen, woran sie oftmals tausend pr. Cent gewinnen. 2. Eiserne Stangen oder gearbeitetes Kupfer, als Wageschaalen, Kohl und Bratpfannen etc. z. Degenklingen, welche in Japan für einen Piaster, und für zehn in China verkaufet werden 4. Buntes und glattes Papier, wovon die Chineser Fächer machen. 5. Sehr schönes Pocellan. 6. Lackirte Arbeiten, welche so schön nirgend anderswo gefunden werden. 7. Reines Gold,und ein gewisses Metall, Tombak genannt, woran sie zu Batavia fünfzig bis sechzig pr. Cent, gewinnen.
II. Die Chineser handeln auch nach
Manilla, wohin sie Seiden, gestreiften oder mit Blumen von verschiedenen
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Farben gezierten Atlaß, feine ausgenähete Arbeit, Tapeten, Küßen, Nachtkleider, seidne Strümpfe, Thee, Porcellan, lackirte Sachen, Gewürzwaare, und andere Sachen, bringen, und insgemein fünfzig pr. Cent, daran gewinnen, und nur allein Piasters dafür zurück bringen.
III. Die ordentlichste Handlung der Chineser ist nach Batavia, die Waaren, die sie dahin bringen, sind:
1. Grüner Thee und Porcellan. 2. Golddraht, Goldpapier, wovon etliches nicht nach dem Gewichte, sondern in kleinen Rollen verkauft wird, und dieses ist theuer, weil es mit dem beßten Golde bedeckt ist. Was aber die Chineser nach Batavia bringen, wird allein nach dem Gewichte in Päckgen verkauft, welche mit breiten Schnüren von rohter Seide zusammen gebunden sind, die sie gebrauchen, die Farbe des Goldes zu erhöhen, und die Päckgen schwerer zu machen. Die Holländer brauchen dieses nicht, sondern führen es nach den Malaiischen Ländern hin , wo sie ansehnlichen Nutzen damit wachen. 3. Toutenaque, ein Metall, das aus Eisen und Zinn bestehet, woran sie hundert, bisweilen hundert und fünfzig pr. Cent, gewinnen. 4. Gewürz, und besonders Rhabarber. 5. Eine grosse Menge kupferne Gefäße.
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Von Batavia bringen sie zurück: 1. Silber in Piastern, 2. Specereyen, 3. Schildkrötenschaalen, wovon sie sehr schöne Arbeit machen, und kann man für 6. bis 7. gr. zierliche Schnupftobacksdosen nach der europäischen Art gemacht, kaufen. 4. Sandelholz, beydes schwarz und roht, wie auch Brasilienholz. 5. Geschnittene Agatsteine, womit die Chineser ihre Gürteln auszieren. Sie gebrauchen dieselben auch als Knöpfe an ihren Mützen, und machen ihre Halsbänder daraus 6. Gelben Bernstein in Stücken, welchen sie sehr wohlfeil kaufen. 7 Europäische Stoffen, welche sie auch wohlfeil kaufen, und zu Japan wieder verkaufen.
Die Chineser fahren auch, obgleich selten, nach Achen,
Malacea, Char, Patana, Ligor, welches von dem Königreiche
Siam abhängt,
Cochinchina und einigen andern Küsten.
Aus diesen Ländern bringen sie wenig wieder zurück, ausgenommen Specereyen, Vögelnester, welche der Chineser angenehmstes Essen sind, Reis, Campfer, Rotin, eine Art langes Rohr, wie kleine Stricke zusammen geflochten, Fackeln von Baumblättern gemacht, die wie Pech brennen, Gold, Zinn etc.
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Was die Handlung betrifft, welche die Europäer mit den Chinesern führen, so sind wenig Häfen,
Canton ausgenommen, wo sie handeln können. Vordem brachten sie hieher Tuch, Kristall, Degenklingen, Taschenuhren, Ferngläser, Spiegel und andere Sachen von gleicher Beschaffenheit ; aber seitdem die Engländer alle Jahre gewöhnlich hieher kommen, so sind diese Waaren so wohlfeil als in Europa geworden, und Korallen, die ehedem so theuer waren, können kaum ohne Schaden verkauft werden.
Solchergestalt ist es nur allein das Silber, womit wir mit Vortheil nach China handeln können. Wir finden auch einen beträchtlichen Gewinn, wenn wir Gold, welches daselbst zum Verkauf ausgestellet wird, kaufen. Wir können hier auch vortreffliche Materialwaaren, verschiedene Sorten von Thee, Golddraht, Muscus, kostbare Steine, Perlen, Qwecksilber etc. kaufen, aber die größte Handlung, welche die Europäer hier aufkaufen, besteht vornämlich in lackirter Arbeit, Porcellan, und allen Arten seidener Stoffen.
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