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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 1, Heft 2,Text 20. (S. 206-216)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Preßburg,
Löwe, 1781
Autor:
Karl Gottlieb Windisch
Zuordnung: Geschichte
(p206)
20. Beyträge zur Lebensgeschichte des Markus Antonius Bonfinis.
Marx Anton Bonfinis, ward nach seinem eigenen Berichte * zu Ascoli, einer Stadt in der ankonitanischen Mark geboren. In welchen Jahren jedoch dieses geschehen, und welchen Personen er sein Leben zu danken hatte, ist bisher noch unendeckt geblieben; wahrscheinlicherweise aber muß er von adelichen und rechtschaffenen Eltern abstammen, da er mit den vornehmsten Familien, darunter auch
Anton Sabellicus gehörte, einen überaus vertrauten Umgang hatte.
Ehe er nach Ungern, wo der König
Mathias Korwin allein Gelehrten einen überaus angenehmen, und vortheilhaften Aufenthalt verschaffte, kam, hielt er sich meistentheils zu Padua auf, an welchem Orte er dem jungen Adel in der lateinischen Litteratur Unterricht gab. Dieses erhellet aus den kürzeren
Briefen des Sabellicus, welche zu Erfurt im Jahre 1539 gedruckt wurden, zur Genüge, in welchen dieser unter andern auch den Bonfinis, dessen Unterweisung er seinen Sohn
Marius gleichfalls überlassen, ersuchte, diesen sowohl in der Redekunst als
* Dec. IV. Lib. VII. S. 636 der Wechelischen Ausgabe.
(p207)
Dichtkunst fleißig zu unterrichten.* Ein Beweis, dass Bonfin in diesen beyden Wissenschaften keine gemeine Kenntniß gehabt haben müsse, wiewohl ich zu glauben geneigt bin, dass er ein ungleich größerer Redner, als Dichter gewesen sey.
Anfänglich, als sich Bonfin dem Unterrichte der Jugend unterzog, scheint er der Hoffnung des Sabellicus eben nicht sonderlich entsprochen zu haben. Denn, da er nach der Gewohnheit damalige Ziiten von seinen Schülern auch die Tonkunst mit der Redekunst zu verbinden verlangte, verboht ihm auch einen ziemlich derben Beweis, dass er seinen Sohn dadurch zum Weichlinge machen wollte.** Uiberdieß legte er auch unserm Bonfin zur Last, dass er seinem Sohne zu viel Müßigang verstatte, dass er ihm den Hang zu Pferden, und zum Kutschiren, welches auch itzt noch die Hauptleidenschaft unserer jungen Herren ist, nicht einschränkte; dass er zwar nicht entgegen sey, ihm einige Erholungen von Studien zu gestatten, dass diese jedoch nicht über eine Stunde dauern sollten, und dass, wenn er ja Zeit zum Spielen hätte, solches zu Hause geschehen, und nur zu einem ehrbaren Zeitvertreibe,
* So schreibt Sabellicus dieserwegen: „Da operam, ut puer proficiant, ut optimis asvescat Auctoribus, ut grandia mirari incipiant, ut pedestrem orationem, & carmen alternis exerceat; & ut uno verbo dicam, cura, quaeso, ne puce frustra isthuc missus videatur. -
** Das Schreiben des D. Sabellicus lautet also: Marco Antonio Bonfinio suo, Sabellicus. Nihil ad Te plures dies scripsi; sui enim Tibi, & filio iratus. Et nunc, si quaeras, quo in vos sim animo, non possum non irasci. Sed Tu dic rogo, quando hoc me Tibi mandasse putas, ut filium Lyrae admoveres? Ut indecoro ad alienas mensas statu illum parasitum effingeres, turpi, & molli motu ad alienos modulos histrionem. --- Quando fatius fuisset, hujusmodi ineptiis procul exclusis, filium meum utrique stylo afuescere, & dum plures dies in alienis versiculis ediscendis absumuntur, aliquid per se illum meditari, quod ad nostrum institutum adineret. cet.
(p208)
nicht aber zur Wohllust dienen sollte.* Uiberdieß verlangte er auch, fleißig darauf zu fehlen, daß sein Sohn sich eine zierliche Hand angewöhnen,** und daß er den übrigen Wissenschaften auch die Kenntniß der Religion beyfügen möge. Er will, daß er ihm zu dem Ende die Werke des
Laktantz, so, wie der erstern wegen den
Livius fleißig lesen lasse.*** Am meisten aber empfiehlt er die fleißige Uibung in der griechischen Litteratur, deswegen er auch einen gewissen Alexander, welcher der griechischen Sprache vollkommen mächtig war, annahm, um seinen Sohne täglich den
Aristophanes vorzulesen, und dessen Vorlesung er wünschte, daß auch Bonfin selbst beywohnen möchte.**** Dieses, daß er seinen Schüler in der griechischen Sprache nicht selbst unterrichtet hat, lässt gar keinen Zweifel übrig, daß er dazumal in dieser Sprache noch nicht so geübt war, als er es hernach geworden, da er durch den allgemeinen Ruff von der grossen Neigung, welche der König Mathias Korwin für die Wissenschaften hegte, sich an den Hof dieses Fürsten verfügte.
* „Unum te oro, imo obtestor, ut, quoties de aurigatione aliquid loquitur, miro enim, ut mihi dicitur, tenetur ejus rei studio, des operam, ut constetim adsit illi equus, sed bipes equus, in quam sublatus Tibi & mihi meritas det poenas. Sed Tu vir amicissime, quid puero indu ges? quam parum adhuc intelligis, ad quid eum istuc miserim. Quin invitus discat -- impetret, volo, nonnunquam remissiones, kudat etiam, sed domi, trocho, pila, disco; sintque feriae illi unius horae, nam duarum nimium est. -
** In einem andern Briefe an eben denselben: Illud etiam atque etiam a te contendo, -- sedulo cures, ut Marius quam maxime exactum seribendi characterem non modo capiat, sed vel abs Te, vel ex alio quam celerrime arripiat, nec unius, duorumve aureorum parcas impensae, modo fiat, quod in primis fiero volo. --
*** In dem nämlichen Briefe sagt er: Quare Livium velle illi, & Lactantium proponi. --
**** In dem dritten Briefe an den Bonfin heißt es: Alexandro sum hic locutus, ab eo quotidie audiat Marius, & Tu cum eo, si voles, Aristophani lectionem. Tu pro nostra mutua benevolentia da operam, ut Mariusnnon solum audiat, sed ediscat etiam, quae audiverit. --
(p209)
Solches geschah zu eben der Zeit, als Mathias nach der
den 2ten Junii 1485. eroberten Stadt Wien, auch die Gränzörter
Egenburg, und
Rhetz in seine Gewalt bekam.* Bonfin kam zu denselben, als er sich in dem letztern Orte aufhielt, und reisete in dessen Gefolge nach Wien, wo er dem Könige drey, der
Königinn Beatrix zwey, und dem
Johann Korwin einen Band Schriften zueignete. Bald darauf wollte er wieder nach Italien zurückkehren, Mathias aber, der von dem trefflichen Genie desselben eingenommen ward, behielt ihn mit einem ansehnlichen Gehalte an seinem Hofe. Dieser begleitete ihn sodann in das Lager, und daselbst
übersetzte er in einer Zeit von drey Monaten den Philostratus aus dem Griechischen in die lateinische Sprache.** Nach der
Einnahme von Wienerisch Neustadt bekam er den Befehl, eine ungrische Geschichte zu schreiben. Er that solches, und fieng dieselbe mit dem Ausgange der Hunnen aus Asien an, setzte auch solche bis zu dem Jahre 1495 fort. – Es scheint, daß er diese Geschichte, die er unter der Regierung des Mathias angefangen, bald nach dem Antritte der Regierung
Wladislaws des Zweyten, dem er hernach auch dieses sein Werk zugeeignet hat, größtentheils vollendet habe; wie sich solches auch einem Briefe des
Freyherrn Bohuslaw Hassenstein von Lobkowitz, an den Geheimschreiber des Königs Wladislaw,
Johan Schlechta vom 14ten September 1490. schließen
* Mich wundert es, daß Zwittinger die Stadt Rhetz nach Mähren versetzt. Doch das mag vielleicht wegen der Nachbarschaft geschehen seyn; so wie Sambucus sich öfter einen Pannonice von Tyrnau nennet, da doch meines Wissens noch niemand Pannonien in das Land der Quaden und Markmänner verleget hat.
** Dieses erzählt er in dem 7ten Buche der dritten Dekas ausführlich.
(p210)
läßt, in welchem er sich nebst andern Büchern auch die Geschichte des Bonfins ausbittet.* Was für ein Gehalt er unter der Regierung des Königs Wladislaw gehabt, weis ich nicht gewiß zu sagen, es scheint aber geringer gewesen zu seyn, als dasjenige, welches er unter der Regierung des Königs Mathias genossen. Denn in dem Rechnugsregister der Königlichen Einnahmen und Ausgaben der Jahre 1494 und 95 welches in der Kaiserlichen Bibliothek zu Wien aufbehalten wird, findet sich bey dem letzteren Jahre eine Rubrik, wo es mit ausdrücklichen Worten stehet: daß dem Bonfin den 30ten September acht Gulden bezahlet worden** , ohne daß vorher einer andern Zahlung an denselben die geringste Meldung geschiehet. Hieraus kann man zwar nichts auf das jährliche Gehalt des Bonfins schließen, aber aus andern Posten die im bemeldtem Buche stehen, ziemlich wahrscheinlich schließen. Denn, wann in bemeldtem 1495igsten Jahre dem
Abbte von Madotscha, der die für den König geschriebene Bücher, unter denen gewiß auch die Geschichte des Bonfins war, mit Farben malte, sechzig Gulden bezahlt wurden,*** welche nach unserm heutigen Wehrte leicht drey hundert Gulden ausmachen,**** so scheinet Bonfin unter der Regierung des
* In dem Werke, welches 1570 zu Prag herauskam, heißt es: Exspecto tamen abs te, & Origenem de principiis, & epigrammata Joannis Pannonii, & Historias Antonii Bonfinii, & Codicem latinum, qui mihi e Regia Bibliotheca debetur.
** „Eodem die (nämlich den 30ten September) Antonio Bonfyn soluti sunt Floreni VIII.
*** In obberührtem Rechnungsbuche der Königlichen Ausgaben, und Einnahmen, findet man unter andern: Abbati de Madotza Miniatori librorum Regiorum, ex commissione Regiae Majestatis in Comitatu Tolnensi dati sunt Flor. LX.
**** Diese kann man aus eben dem Buche sehr leicht schließen, wo es bey dem 8ten März heißet: Die Dominico Invocavit, nuncio, qui Banis Nandoralbensibus litteras Regias portavit dedi fl. III. & alteri nuncio, qui in eodem negotio litteras Regiae Majestatis Zevrinum (in der Walachey) portavit Banis flor. VI. & ad Jayczam (in Bosnien) ut pacem cum Turcis servent flor. IIII. Diese Bohten sind von Ofen aus, in solchen Geschäften, die sehr geschwind ausgerichtet werden mußten, geschickt worden. Daraus kann man den Wehrt des damaligen und itzigen Geldes leicht vergleichen.
(p211)
Wladislaw, ein jährliches Gehalt wenigstens von 60 Gulden gezogen habe.
Das Jahr, in welchem Bonfin sein Werk dem Wladislaw zugeignet sowohl, als
in welchem er mit Tode abgegangen, hat der gelehrte Königl. ungrische Geschichtsschreiber, und Bibliothekar bey der Ofner Universität,
Herr Abbé Pray ziemlich wahrscheinlich bestimmt. Er glaubt nämlich in der Vorrede zu dem vierten Theile
seiner Jahrbücher, daß Bonfin seine Geschichte diesem Fürsten noch vor dem Jahre 1500 zugeeignet habe, weil er in derselben ausdrücklich meldet, daß ihm die Zeit zum Schreiben zu kurz, der König Wladislaw auch dazumal einer gänzlichen Ruhe, sowohl in, als außerhalb seines Reiches genossen; welches auf das nächste Jahr vor 1500 eintrift, in welchem dieser König mit dem
Kaiser Maximilian den Ersten, und mit seinem Bruder
Albrecht, beyden Mitbuhlern um die ungrische Krone, einen Frieden geschlossen hatte. Von dem Sterbejahre unsers Geschichtschreibers, sagt belobter Herr Abbé Pray zwar in der nämlichen Vorrede, daß er das Jahr 1515 nicht überlebet, weil seine in der berühmten
Zusammenkunft des Kaisers Maximilian des ersten, mit dreyen Königen zu Wien, der auch viele Gelehrte von verschiedenen Nationen beygewohnet, gar keine Meldung geschiehet. Jedoch in der
Dissertation von dem Auraner Pirorate * verringert er diese Zeit auf ganze zehn Jahre, und zeigt, daß Bonfin unfehlbar noch vor dem Jahre 1505 verstorben sey. Seine Muhtmassungen sind diese: Bonfin schreibt von der Strafe welche dem Prior von
Aurana Bartholomäus Berizlo von dem Könige auferlegt worden, viel zu zweifelhaft, als daß man muhtmassen könnte, daß er 1505 noch am Leben gewesen sey. Denn er sagt, es sey
* Auf der 60ten Seite.
(p212)
ungewiß, mit welcher Strafe der Prior wegen seiner Gräulichen Verbrechen beleget worden, und daß einige glaubten, er sey zu Ofen in der Donau ersäuft, andere aber, daß er zur Lebenslänglichen Gefangenschaft nach Temeschwár verwiesen worden; da doch der nämlich Prior in dem Reichsdekrete, welches zu Pesth gemacht worden, und in welchem man einhellig beschlossen, daß wann Wladislaw ohne Erben verscheiden sollte, man keinen ausländischen König wählen würde, unter den Reichsbaronen nicht den letzten Platz einnimmt, auch diesem Schlusse sein Siegel als Prior von Aurana beygedruckt stehet. Es ist aber bekannt, daß dieses Dekret in allen ungrischen sowohl, als angränzenden Provinzen bekannt gemacht worden, daß solches auch dem Könige nicht verborgen war, ja daß er, da er dazumal mit Oesterreich, nicht gar zu gut stand, dazu durch die Finger gesehen habe. Hätte nun Bonfin in bemeldetem Jahre noch gelebt, so würde ihm dieses Dekret, besonders, da er an dem Hofe des Königs zu Ofen war, nicht unbekannt geblieben seyn. Er würde daher auch entweder nicht so zweifelhaft vom Bartholomäus geschrieben, oder diese Stelle, wenn er noch gelebt hätte, wenigstens verbessert haben. Und daher wird es nun ziemlich erweislich, daß Bonfin noch vor dem Jahre 1505 in Ungern gestorben sey: welcher Muhtmassung ich gleichfalls gern beytrete, bis man von dem Sterbejahre des Bonfin etwas Gewisseres entdecken wird.
Bonfin wird zwar von vielen Schriftstellern der ungrische Livius genennt; jedoch die Meynungen des
Raderus,
Mathias Bel, und des oftbelobten Abbé Pray in obberührter Vorrede, sind davon ziemlich weit entfernt. Was nun die Auflage des Bonfinischen Werkes betrifft,
so ist die vierte, und die Hälfte der fünften Dekas, von dem Sambucus herausgegeben worden. Die ersten dreyßig Bücher aber, hat der gelehrte
Brenner, ein siebenbürgischer Sachse aus Bistritz, von dem
Franz
(p213)
Bornemisza, oder Abstemius, einem
Stuhlweissenburger Domherrn, dieser aber von dem
Paul Istvánfy bekommen, und
1543 dem Drucke übergeben. Es ist nicht zu zweifeln, daß beyde Exemplare nur Abschriften gewesen. Von den drey ersten Dekaden beweist es D. Brenner sehr gründlich, indem er bekennet, daß er solche, da sie durch die Nachlässigkeit und Unwissenheit der Abschreiber gänzlich verunstaltet worden, an vielen Stellen verbessert habe. Und wer weis, ob nicht
Siegmund Torda etwas Aehnliches in den letzten fünfzehn Büchern, die dem Bonfin zugeschrieben worden, unternommen habe. Uns können wir daher nicht mit allem Rechte zweifeln, ob auch ein ächtes Exemplar der Bonfinischen Geschichte im Drucke erschienen sey? Wenigstens zeigt berührter D. Brenner die Qwellen nicht an, aus welchen er die verstümmelten Stellen seines Exemplars verbessert hat. Bediente er sich anderer Handschriften: so kann man mit eben so vielem Rechte fragen, ob sie auch von der Urschrift richtig abgeschrieben worden? Und daher können wir noch immer zweifeln, ob es auch eine wahre Geschichte des Bonfins gebe. Dieses ist auch gewiß eine Ursache, daß diejenigen ungrischen Schriftsteller, die nach dem Bonfin geschrieben habe, ihm Fehler aussetzen, die er nie begangen hat. *
Ein auf Pergament geschriebenes Original dieser Bonfinischen Geschichte, ward in der Königlichen Bibliothek zu Ofen aufbehalten, davon wir in dem obberührten Rechnungsbuche einige Spuren finden, nämlich, was auf Pergament, auf welches die Bonfinische Geschichte geschrieben
* Gleichwohl hat Bonfin nicht wenig anmerkungswürdige Umstände, die sich während der Wienerischen Belägerung zugetragen, ausgelassen, die hernach der Professor der Arzneykunst, und nachmalige Leibarzt des Königes Mathias, und dessen Gemahlinn Beatrix, D. Johann Tichtel, der während dieser Belagerung in der Stadt eingeschlossen war, in seinem handschriftlichen Tagebuche aufgezeichnet.
(p214)
worden ausgelegt, * und was dem Schreiber dafür bezahlet worden.**
Wie niedlich, fleißig, und richtig dieses Exemplar abgeschrieben gewesen, können wir leicht daraus schließen, da der König Wladislaw, den Abschreiber derselben sammt seinem Vater, Brüdern, und Nachkommen in den Adelstand erhoben hat. * Ich will dieses Geschlecht nicht nennen, damit denen, welche die Wissenschaften nicht zu schätzen wissen, keine Gelegenheit gegeben werde, eine Familie, aus einer Ursache zu verachten, die der König wichtig genug fand, mit dem Adel zu belohnen.
* So lautet es daselbst: Die IX. aprilis de mandato Regio emta sunt Pergamena pro Chronica Hungarorum, quam compilat Bonfyn, pro flor. IIII. „und etwas weiter unter: XV. Julii pergamenum emtum est, pro Historia Hungarorum flor. II.“
** Eodem die, das ist den IX April Scriptori Antonio Bonfyn datus est flor. I. „Und bey dem 5 Junius heißt es: Eodem die scriptori Chronicae Hungarorum, samulo videlicet Domini Antonii Bonfyn datus est flor.I.
*** In diesem Adelsbriefe heißt es: Nos Wladislaus, cet. Cum nihil fidelibus oblequiis Principi gratius esse debeat, solaque fides inter caeteras virtutes multum suo jure promereri videatur, nihilque a Regia dignitate ipsa ingratitudine magis debeat esse alienum, idcirco decoris Nostri sin exornanda fidelitate habendam duximus esse rationem. Nam cum summa Joannis – scriptoris fides & assiduitas, qui Historiam Hungaricam ab Antonio Bonfinis editam, fideliter descripsit, nuperrime venisset in mentem, ejus fideles & elegantes labores immunes praeterire nequimus; quos non tam alieno, quam Nostro testimonio sat hactenus exploratus habuimus: quare eum – in Nobilitatis ordinem numerandum esse, & jure & sponte censemus. Quin etiam non modo Joannem – sed ejus gratia patrem suum ceterosque fraters ejus - & haeredes omnes, cum universa posteritate, perpetuo hoc honore honestandos esse arbitramur. Proinde Joannem patrem infratres, & omnes cum universa posteritate in Nobilium ordinem privilegio & authoritate nostra ita creamus, adscribimus, & annumeramus, ut ex hoc tempore jam semper pro nobilibus habeantur, haud secus, atque si ex antiquo Nobili sangvine prodiissent. Propterea haec arma & Nobilittis insignia concedimus, & donamus, quemadmodum in capite privilegii picta sunt. Videlicet scutum, cet.
(p215)
Wohin aber dieses Exemplar gebracht worden, ist mir gänzlich unbekannt. In der Wienerischen Bibliothek wenigstens, dahin einige Bücher von Ofen gebracht worden, wird sie nicht gefunden. Daß der Freyherr Hassenstein von Lobkowitz, sich die Geschichte des Bonfins von dem Johann Schlechta zu leihen ausgebehten, habe ich schon oben gemeldet. Und, wie? Wenn er dieses Exemplar erhalten hätte? Als ein grosser Freund der Wissenschaft war er so verträulich, daß er nicht nur die Abschriften, sondern selbst die Urkunden zu leihen, auch wohl gar zum Geschenke begehrte. So hat er sich die
Griechischen Lebensbeschreibungen des Plutarchs, welche vier Bände ausmachen,* so den
griechischen Ptolomäus verlangt.** Daß er diese nicht erhielt, scheint die Königinn verhindert zu haben, als welche bekanntenmassen statt ihrem Gemahle, fast gänzlich allein regierte. Als diese Fürstinn aber 1506. in den Kindesnöhten ihren Geist aufgab, bekam Hassenstein auch größere Hoffnung.
* Die verlangten Bücher von dem Könige, der in diesem Stücke gar nicht gierig war, zu erhalten, hauptsächlich, da Schlechta und
Augustin von Olmütz, beyde Königliche Geheimschreiber seine Landsleute gewesen, und dieses vom Könige, der nach dem Tode seiner Gemahlinn sich der Schwermuht völlig überließ, gar leicht erlangen konnten.
* In einem Briefe an den Johann Schlechta von 1498 sagt er: Petivi a Regia Majestate vitas Plutarchi graecas quatuor voluminibus inclusas. Rogo, si quando mei mentio orta fuerit, ne occasioni desis, quandoquidem melius arbitror, eadem volumina apud me esse, quam illic squalere in pulvere, & a tineis corrodi.
** In einem, an ebendenselben von 1500. den 26ten November. De Ptolomeo Graeco nihil dicere audeo, ne fortassis impudentior sim, quem tamen si mihi a Regia Majestate impetraveris, oppido me donatum putabo.
*** In dem Briefe an Augustin von Olmütz, vom Jahre 1506: De Plutarcho graeco adeo obmutuisti, ut ipse quoque eadem de re toties ad te scribere erubescam. Quoniam tamen lunone exstincta ad Jovem redierunt, fac, si fiera potest, ut desiderio meo morem geras.
(p216)
Auf diese Art hat es nun auch geschehen können, daß gedachter Hassenstein, die Urkunde der Bonfinischen Geschichte zum Abschreiben erhalten, und sie entweder wieder zurückgeschicket, oder, da sich hernach in dem obschon gelehrten Ungern * alle Wissenschaften nach und nach zum Untergange neigten, es niemand eingefallen war, solches zurückzufordern, in Böhmen geblieben. Doch dieses sind nur Muhtmassungen. Es könnte besagtes Exemplar auch nach der
Einnahme von Ofen auf
Konstantinopel gekommen seyn, wo noch heut zu Tage, die Väter, besonders die Griechen, nebst verschiendenen der seltensten lateinischen Bücher geschrieben
aufbehalten werden, welches wir aus dem
Zeugnisse eines Missionärs, der sich viele Jahre lang in
Pera aufgehalten, wissen. Frankreich wollte diese litterarischen Schätzen einst mit grossen Summen an sich bringen; es konnte solche aber nicht erhalten, weil die Türken damit dereinst mit den benachbarten Fürsten, einen vortheilhaften Frieden zuwege zu bringen hoffen. Wenn wir doch in ähnlichen Fällen auch immer so barbarisch wären!
W.
* In einem Schreiben an den Adelsmann aus Ofen datirt, lesen wir: Postremo id te scire cupio, inter omnia Pannoniae potissimum hoc mihi placere, quod multos invenio cupidos leitterarum, & omnifariam doctos, quorum colloquio, atque familiaritate uti, in deliciis habeo.