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Band 4 Heft 2
ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 4, Heft 2, Text 11 (S. 154-21)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Preßburg,
Löwe, 1787
Autor:
Johann Seivert
Zuordnung: Kirchengeschichte
(P 154)
11. Beyträge zur Religionsgeschichte von Hermannstadt in Siebenbürgen, in den Jahren 1521 – 1546.
Erster Abschnitt.
Von den vorzüglichsten Schriftstellern dieser Begebenheit, und ihren Fehlern.
Ist eine Begebenheit des sechszehnten Jahrhunderts für Siebenbürgen denkwürdig, so ist es gewiß auch die
Einführung der Evangelischen Glaubenslehre, die sich fast allgemein ausbreitete, und unter der
Sächsischen Völkerschaft ausgebreitet blieb. Allein, ihre Geschichte überhaupt, gleichet noch immer einem nur überhin bearbeiteten Felde, das noch manche wüste Plätze, und viele Hecken hat, daraus sich der Wanderer nicht herauswickeln kann. Insonderheit gilt dieses in Absicht der Religionsveränderung zu
Hermannstadt, ob gleich diese die größte, und vorzüglichste unter den Sächsischen Städten, und die Hauptstadt des ganzen Landes ist. Himmel! in welcher Dunkelheit befinden sich hier die Freunde der Kirchengeschichte! In welcher Verwirrung lassen uns hier unsere eigenen Geschicht
(P 155)
schreiber, die doch in diesem Felde die bekanntesten, also auch die zuverläßigsten seyn sollten!
Unter unsern Sächsischen ist wohl der erste,
Christian Schesäus, Kaiserlicher gekrönter Dichter, und Stadtpfarrer zu
Medwisch, von 1569 bis 1585, da er den 29igsten des
Heumondes, seine Laufbahne vollendete. Ein Mann, der seinen Zeiten Ehre machte, und dessen die Siebenbürgischen Schriftsteller nie ohne Ruhm gedenken. In der Synode , die unter dem Sächsischen Superintendenten,
Mag. Lukas Unglerus, oder Ungleich, 1582, zu
Birthalmen gehalten wurde, hielt Schesäus eine öffentliche Rede, von dem Ursprunge der gereinigten, und fortgepflanzten himmlischen Lehre in Siebenbürgen, und dem benachbarten Ungern. 1) Der Titel ist dem Inhalte dieser Rede nicht ganz angemessen, da Schesäus darinnen auch von der
Unitarischen Kirche handelt. Wider die Chronologie sündigt er mehr, als einmal; doch hält er uns durch viele Nachrichten schadlos, die wir bey den nachfolgenden Geschichtschreibern, schwerlich lesen würden, wann sie nicht Schesäus gesagt hätte. — Im ersten Abschnitte handelt er von dem Ursprunge der Evangelischen Glaubenslehre in Siebenbürgen, dabey er diejenigen Lehrer bezeichnet, deren Muht, Klugheit, und Treue, dieses grosse Werk bey so vielen Hindernissen, und Gefahren, dennoch glücklich ausgeführet hat. Der erste ist der berühmte
Mag. Johann Honterus, von
Kronstadt, der von dem damaligen Stadtrichter
Johann Fuchs unterstützt, mit Beyhilfe des bisherigen Plebans zu
Reps,
Mathias Kalvinus (Glatz,)
1) Oratio, de Origine repurgatae et propagatgae coelestis Doctrinae in Transilvania, & vicina Hungaria, habita in frequentissima Synodo Birthalbina. Anno 1580, die VIII. Mai
(P 156)
und des gelehrten Schulrektors,
Mag. Valentin Wagner, die Evangelische Glaubenslehre nicht nur in seiner Vaterstadt, sondern im ganzen
Burzellande ausbreitete. Allein, wann geschah dieses? das saget uns Schesäus gar nicht. — Ich nehme mir also die Freyheit, es hier anzumerken. Die vollkommene Einführung dieser Glaubenslehre geschah 1542. Itzt wurde die Messe abgeschaft, und in diesem Jahre heyrathete der dasige
Stadtpfarrer Jerem. Jöckel. Auch gab Honterus seine
Formula Reformationis Ecclesiae Coronensis, & Barcensis totius Provinciae, im Drucke heraus.
Zu
Klausenburg predigte diese Lehre,
Kaspar Helt 2) wobey ihn der Ungrische Prediger,
Stephan Julanus, und der Schulrektor,
Georg Visaknai, (Salzburger) treulich unterstützten. Zu
Bistritz reformirte
Albert Cerasinus, 3) zu
Schäßburg,
Lukas
2) Da er 1543. zu Wittenberg lebte; so erhellet, daß man auch zu Klausenburg keine frühere Einführung der Evangelischen Lehre suchen darf.
3) Haner, in Hist. Eccles. Transilv. und die ihm nachgeschrieben haben, irren, wann sie ihn Cesarius nennen. Er hieß eigentlich Kürschner, denn so hat er sich auch der Confess. Eccles. Saxon. de S. Coena 1561. unterschrieben. Er nannte sich aber lateinisch nicht, wie sonst gewöhnlich, Pellio; sondern Cesarinus, und weil Wurmloch, sein Geburtsort war, nicht selten, Albertus Draconites. 1549. erhielt er die Stadtpfarre zu Bistritz, und starb 1564. Ich weiß daher nicht, wie Haner, S. 203, behaupten kann: die Reformation der Sächsischen Kirche wäre 1545, ganz vollendet gewesen. Erst 1556. sahen sich die Mönche genöhtigt, Bistritz zu verlassen. Und hätte, wie er behauptet, Jakob Mellenberger die Evangelische Lehre zu Mühlenbach eingeführt, wie spät müßte sie nicht erfolget seyn, da dieser 1560. Stadtpfarrer daselbst ward! Wahrscheinlich aber that es sein Vorfahrer, Christian Kostius.
(P 157)
Krocäus, 4) zu Medwisch,
Bartholomäus Altenberger, 5) zu
Birthalmen, der damalige Generaldechant,
Franz Galicäus. — Zuletzt gedenket der Verfasser auch der Religionsänderung zu Hermannstadt. Und was sagt er uns? Soviel ihm bekannt sey, habe ein gewisser
Johann Surdaster, daselbst mit grossem Beyfalle, die Evangelische Lehre gepredigt, fast zu gleicher Zeit
Martin Henzius, (Heinz) ein gelehrter Mann, und grosser Astronom, in der Schule und Kirche gelehrt, bis endlich Altenberger, an die Stelle des letzten Römischkatholischen Stadtpfarrers, beruffen worden. —
Ist es nicht zu bedauern, daß ein Geschichtschreiber diesen grossen Revolutionen so nahe, dennoch von Hermannstadt fast so wenig, als nichts, sagen kann; ja, noch weniger, als nichts, saget? fast so viele Irrthümer, als Worte! Wie unbekannt müßen also schon damals die Umstände der Glaubensänderung zu Hermannstadt gewesen seyn! Ein Werk nur nach und nach ausgeführt, und durch verschiedene Arbeiter, belohnet diese selten mit Unsterblichkeit. Dieß war die Einführung der Evangelischen Glaubenslehre zu Hermannstadt. Hier war kein Honterus, der das Werk anfieng, und vollendete. Hier arbeiteten viele daran, die es nicht vollendeten, und der es ausführte, war vielleicht anfangs ein grosser Feind desselben. Was Wunder denn, daß manche Arbeiter in diesem Weinberge fast gänzlich vergessen worden, die ewiges Andenken verdienten!
In den folgenden Abschnitten handelt Schesäus von den Schicksalen der neugepflanzten Evangelischen Kirche in Siebenbürgen, den Unruhen, Streitigkeiten,
4) Oder Roht; daher er auch Lucas Rufus heißt. Nach Haners Berichte, geschahe es 1544.
5) Er bekleidete die Stadtpfarrerswülde von 1544 bis 1547; da er den 16ten März nach Hermannstadt beruffen wurde.
(P 158)
und Trennungen, die in derselben entstunden. Im 2ten Abschnitte, werden die erregten Unruhen des
Stankarus, und
Martin Kalmanschäi, eines wilden Reformirten, erzählet. Im 3ten Abschn. die Einführung der
Kalvinischen Glaubenslehre durch
Peter Melius, einem Manne von vieler Wissenschaft, und erobernder Beredsamkeit, dem
Franz Davidis, und Kaspar Helt bald ihren Beyfall opferten. Hiedurch geschah fast eine gänzliche Trennung zwischen den Sächsischen, und Ungrischen Kirchen. Im 4ten Abschn. der Ursprung, und Fortgang der Unitarischen Lehre, deren Urheber
Blandrata, und Franz Davidis, Stadtpfarrer zu Klausenburg, und Superintendent der Reformirten Kirchen, 6) waren. Endlich im 5ten Abschn., redet der Verfasser von dem schnellen Verfalle dieser herrschenden Sekte, unter
Johann dem Zweyten, nach dem Tode dieses Prinzen, und den letzten Schicksalen des unsinnigen Davidis.
Der zweyte, und wichtigste Schriftsteller, in Absicht der Religionsänderung zu Hermannstadt, ist
Andreas Oltard, Stadtpfarrer daselbst, von 1648 bis 1660, da er den 6ten des
Weinmonds, nebst seinen zween Söhnen, ein trauriges Opfer der Pestseuche ward. Er bemühte sich diese merkwürdige Epoche seiner Vaterstadt im vollen Lichte zu zeigen. Im Jahre 1650, hielt
Christian Barth, Superintendent der
Sächsischen Nation, eine Kirchenvisitation, und bey
6) Ich weis nicht, wie Hr Benkö im 2ten TH. seiner Milkovia, S. 481. den Davidis bey diesem Auftritte, einen Superintendenten der Evangelischen Ungern nennen kann. Sollte sein Gedächtniß, oder sein Herz daran Schuld seyn? Daß Davidis und Helt, schon 1560, zum Lager der Reformirten übergegangen waren, kann einem so unermüdeten Forscher der Vaterländischen Geschichte, unmöglich unbekannt gewesen seyn.
(P 159)
dieser Gelegenheit, Oltard, Sonntags den achten May, eine
außerordentliche Predigt über Obad. I. v. 17, 18, 21. darinn er vom Ursprunge, und Fortgange der Evangelischen Glaubenslehre in Hermannstadt, handelte. Sie ward bey Markus Pistorius gedruckt, und beträgt 10 Bogen in 4to.
Wer sollte von einem Manne, dem die Geheimnisse des Kapitularischen Archivs gar keine seyn muß, nicht alles erwarten? Vielleicht würde er auch der sicherste Schriftsteller in diesem Fache geworden seyn, hätte ihn nur der Geist der Prüfung, und der Wahrheitsliebe, mehr, als der Geist der Parteylichkeit belebt. Die Geschichte nach eigenen Absichten behandeln, ist eine Schooßsünde unserer Geschichtschreiber. Oltard hat diese Wirbel nicht vermeiden können. Zu sehr für die Ehre seiner Vaterstadt eingenommen, bemüht er sich zu erweisen, was nicht erwiesen werden kann; nämlich: Hermannstadt habe sich zur Evangelischen Glaubenslehre bekannt, ehe noch Honterus von Universitäten nach Siebenbürgen, und Kronstadt zurückgekommen. Er beruft sich manchmal auf das Archiv des Hermannstädtischen Kapitels. Eine ächte Qwelle, das ist wahr; allein er bedient sich derselben gar nicht pflichtmäßig. Wäre das geschehen, wie könnte er den
Mathias Ramaschi, zum unmittelbaren Nachfolger des
Mathias Koloman, der 1521. gestorben ist, in der Stadtpfarrerswürde erklären? Wie könnte er S. 47. schreiben: „ Wird hieraus klar, und hell dargethan; ja, ad oculum demonstriret, daß die s. Reformation dieser unserer Sächsischen Kirchen, alhie in unsrer Königlichen Hermannstadt und Stuhl nicht nur erstlich ihren Anfang bekommen, sondern auch vollkommener Weise ins Werk gesetzet, und gerichtet worden ist, ganzer 4 Jahre, ehe noch der s. Herr Mag. Johannes Honterus Dnorum
Coronensium Reformator meri-
(P 160)
tissimus, aus Deutschland zu Hause kommen. (quem admodum notorium est, ad Scriptis authenticis monstrari, & probari potest. Anno 1533. circa Festum Margarethae — Doch ist diese Oltardische Predigt nicht ohne Wehrt, und vergütet uns seine Fehler durch verschiedene wichtige Urkunden. Nur Schade, daß er manche mit Randglossen verbrämt hat, die nicht allemal richtig sind!
David Herman, Pfarrer zu
Arbegen, nachgehends zu
Wurmloch, 7) niemals aber zu
Muschen, oder
Mühlenbach; ein fruchtbarer, und geschickter Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts, hat uns
Annales Ecclesiastici Rerum Transilvanicarum, inde a Reformatione Religionis, Anno 1520 — 1659, in der Handschrift hinterlassen. Er schrieb aus guten Qwellen; allein, in Absicht von Hermannstadt, sah er sich davon verlassen, und läßt uns also, wie die andern,
in der Irre. Kein beßeres Urtheil kann ich von des
Mathias Miles, Siebenbürgischen Würgengel, oder Chronikalischem Anhange des 15ten Seculi nach Christi Geburt, aller theils in Siebenbürgen, theils Ungern, und sonst Siebenbürgen angränzenden Ländern, fürgelauffener Geschichten. — Hermanstadt, 1670, in 4. fällen. Er begeht gleiche Fehler, und widerspricht sich sogar selbst. Ich merke hierbey, als etwas in der gelehrten Geschichte noch unbekanntes, an.
Miles, oder eigentlich Milles, starb den 1ten des Weinmonds 1636, nachdem er nicht lange vorher, den 4ten des Herbstmondes, von seiner Gesandtschaft an den Kaiserlichen Hof zu Wien, zurück gekommen war.
Georg Haner, der freyen Künste und Weltweisheit Magister, und Superintendent der Sächsischen
7) Hier starb er, 1682. Matric. Eccles.
(P 161)
Kirchen, vom 13ten Dec. 1736, bis 1740, da er den 15ten des Wintermonats ein Opfer der Sterblichkeit ward, verdienet vielen Dank, daß er durch seine
Historia Ecclesiarum Transilvanicarum, inde a primis Populorum originibus, ad haec usque tempora — Francof. & Lips. 1694. in 12mo. die Kirchengeschichte seines Vaterlandes der gelehrten Welt bekannter gemacht hat. Zwar ein jugendliches Werk seiner Universitätsjahre; doch enthält es viel Gutes, und würde weit mehr enthalten, wann er es bey reifern Jahren, und als Superintendent geschrieben hätte. Schade! daß er die Religionsänderung zu Hermannstadt nur
aus dem Paris Papai gekannt hat! Dieser gelehrte Arzt, und öffentliche Lehrer der Weltweisheit, griechischen Sprache, und der Geschichtskunde,
gab 1684. zu Hermannstadt heraus: Rudus Redivivum, seu Breves Rerum Ecclesiasticarum Hungaricarum, juxta & Transilvanicarum inde a prima Reformatione Commentarii. — In Absicht von Hermannstadt nützet er Oltards Reformationspredigt; warum er aber in den daraus genommenen Urkunden, Oltards zum Theile offenbar unrichtige Randglossen, dem Texte selbst einverleibet hat, weis ich nicht. Eine Untreue, die ich ihm desto weniger verzeihen kann, da Haner, und
Schmeizel, 8) und zu unseren Zeiten der Verehrungswürdige, und verdienstvolle Kais. Königliche Historiograph,
Herr Abbe Pray, wie auch der unermüdete
Herr Pfarrer Benkö, 9) dadurch verleitet worden, uns die beßte Urkunde zur Erläuterung der Hermannstädtischen Reformationsgeschichte, vom Jahre 1526.
8) In seiner Dissert. epistolica, de statu Ecclesiae Lutheranae in Transilvania. Jenae, 1722. in 4to.
9). Dieser in seiner Milkovia, Th. 2. S. 455. — und jener in Hierarch. Hung. Tom. II. S. 227. —
(P 162)
so unrichtig bekannt zu machen. Beyde glauben mir zwar, wann ich behaupte,
Ramaschi sey nicht der unmittelbare Nachfolger des Stadtplebans
Koloman gewesen; allein der letztere weis doch nicht, wie sich dieses mit der Kapitularischen Klagschrift an den Ertzbischof 1526. vereinigen lasse, da diese des Ramaschi ausdrücklich gedenket. — O! könnte ich alle Gordische Knoten der Siebenbürgischen Geschichte so leicht auflösen, ich bedürfte gewiß Alexanders Schwerdt nicht! Es ist wahr, der Name Ramaschi stehet da; allein dieses war
Oltards Randglosse, die
Paris Papai in die Urkunde selbst eingerückt hat. Uiberhaupt muß man ein
Rotarides seyn, wann man von dessen Werckchen sagen kann: Tot verba, tot pondera. 10)
Ich komme nun auf die Hauptfehler dieser Geschichtschreiber, in Absicht der Religionsveränderung in Hermannstadt. Ihr erster ist, daß sie einmühtig behaupten: Mathias Ramaschi sey der unmittelbare Nachfolger des Kollomans in der Hermannstädtischen Pfarre gewesen, und wie dieser, ein Nikodemischer Jünger der Evangelischen Lehre; so wäre jener, wider alles Vermuhten der Geistlichkeit, ihr offenbarer Bekenner, und Beförderer geworden- — Nichts ist unrichtiger, als dieses. Es ist wahr, Mathias Koloman starb als Dechant des Hermannstädlischcn Kapitels, am Tage des H. Augustins, oder den 28igsten August. 11) Er war eine seltene Erscheinung dieser
10) In seinen Lineament Historiae Hungaricae Litterariae ─ Altonaviae & Servestae, 1745. in 4to.
11) Nicht den 8ten August, wie Oltard behauptet, noch den 5ten, wie andere. Das alte Missal des Hermannstädtischen Kapitels vom Jahre 1394, enthält die Namen der Plebane dieses Kapitels von 1327, und ist bis in das 16te Jahrhundert fortgesetzet worden, zuletzt aber sehr nachläßig. Hier stehet nun:
(P 163)
Zeiten in Siebenbürgen, ein gelehrter Mann, der freyen Künste Magister, hatte etliche Jahre bey der Hermannstädtischen Schule gelehrt, und erhielt nach dem Tode des Plebans, und Doktor des geistlichen Rechts,
Petrus Deel, von Mühlenbach, 1516. das Plebanat. Nach Kolomans Tode, ward
Petrus Huet, Pleban zu
Großscheuren, zu seinem Nachfolger erwählet. 12) Er bekleidete diese Würde bis 1530; auf ihn folgte
Petrus Woll, 13) Pleban zu
Reichersdorf, und Generaldechant. Dieser lebte bis 1536, und dann erst ward Mathias Ramaschi nach Hermannstadt beruffen. Alles dieses erweiset theils das Kapitularische Archiv, theils eine alte Matrikel der Hermannstädtischen Plebanie, auf Pergament geschrieben.
Der zweyte Irrthum angeführter Schriftsteller, und eine Folge des vorhergehenden, ist: Sie lassen die völlige Einführung der Evangelischen Glaubenslehre zu Hermannstadt, viel eher geschehen, als sie wirklich geschehen ist. Führte Ramaschi diese Lehre ein, und war er Kolomans unmittelbarer Nachfolger, was konnte anders daraus folgen, als Hermannstadt habe die Evangelische Lehre sehr frühzeitig angenommen? Die Sache erhält desto mehr Schein, da des Ramaschi Sterbejahr sorgfältig verschwiegen wird, und die Schriftsteller in Absicht der Jahre seines Nachfolgers
Altenberger, uneinig sind. Nach Oltarden und allen
Magister Mathias Colomani , obiit die S. Augustini, 1521. Statt dessen hat nun ein flüchtiger Anblick die 5. auch 8. Augusti gelesen.
12) Dieses bezeuget das Kapitularische Protokoll von 1523. Martinus Plebanus Cibiniensis, qui prius fuit Plebanus in Magno Horreo.
13) Das vorgedachte Verzeichniß des alten Missals, gedenket seiner mit den Worten: Petrus de Reschvinia; setzet aber nichts mehr hinzu.
(P 164)
andern, hat sich ganz Hermannstadt schon 1529, zur Evangelischen Kirche bekannt. Ja,
Miles setzet dieses in Wahrheit noch früher, wann er S. 17. schreibet: „Ja, ein Ehrs. W. Rath, sampt der Löbl. Communität Centrum Patrum, hiesiger Hauptstadt, wurden (1525) im Geist dahin erkühnet, daß sie — all ihre Mönchen, und Bäpstische Geistligen, von dato, nach zwei Jahren, den 18ten Febr. enturlaubten, sich innerhalb 8 Tagen aus ihrer Stadt, und Gebieth zu packen. Wie denn auch geschehen, — daß alle Geistligen sich aus Hermanstadt fort gemacht, ohne den
Martinum Fölkenium, so mit den Reformirten verblieben, und in unserm Spitall ganzer 59 Jahre, das reine Evangelium gepredigt." 14) Doch, so viel Miles von diesen Revolutionen erzählet, vergißt er doch alles dessen so sehr, daß er, S. 23. schreibet: „Alhier (1533 ) finde ich zuerst, daß sich die
Lutherisch-Evangelische Lehre unter den Sachsen in Stätten in Siebenbürgen habe entzündet, durch treue und gelährte Männer Gottes, welche etlige Kaufleuthe mit sich in Hermanstadt gebracht hatten, so zuerst nur heimlich in Häusern das Evangelium gepredigt, und das itzige Wayden Hauß dazu gebrauchet haben."
Aus dem folgenden aber wird erhellen, daß 1536. noch Nonnen zu Hermannstadt gewohnt, daß 1540. das Urtheil des Hermannstädtischen Kapitels, noch ächt Römischkatholisch klinget, und daß vor 1543. die Evangelische Religion nicht die Glaubenslehre von ganz Hermannstadt gewesen. Ich wende mich also zur Geschichte selbst, in so weit ich Sie aus sichern Qwellen habe erhalten können, und beklage mein Schicksal, daß ich Freunden der Kirchengeschichte so wenig sagen kann.
14) Martin Fölker starb den 12ten Sept. 1567. Im Jahre 1508, war er Priester geworden.
(P 165)
Zweyter Abschnitt.
Die Schicksale der Evangelischen Glaubenslehre, unter dem Pleban Martin Huet, vom Jahre 1521, bis 1530.
Martin Huet, stammte aus einem alten, und verdienten Hause zu Hermannstadt her, wie denn auch sein Vater,
Johann Huet, daselbst Stadthan (Villicus) war. Er brachte es so weit, daß er Licentiat der freyen Künste, Doktor des Päbstlichen Rechts, Apostolischer Protonotarius, und Caussarum Auditor Generalis ward. Wann er ein Kanonikat zu
Waradein erhalten, ist mir unbekannt; allein Probst zum H. Sigismund in
Ofen, Königlicher Sekretär, und Raht, war er 1527. Zuerst besaß er die Plebanie zu
Omlasch, unter dem Walde, von hier wurde er nach dem Tode des Plebans,
Mag. Gregorius Pileator, 1514, nach
Großscheuren beruffen, und von hier 1521, wie ich schon oben bemerkt, nach
Hermannstadt. Im Jahre 1523. vertrat er die Stelle eines Dechants, bey dem Hermannstädtischen Kapitel. 15) Mit dem
15) Dieses bestätiget folgende Urkunde: Hic authoritate ordinaria Venerab. & Egreg. Domini Martini Hutter, Ingenuarum Artium & Juris Pontificii Doctoris ejusdem Surrogati, evocatur Honorab. Dnus Petrus, qondam in Kyrchperg Cappelanus, ad instantiam Honorab. Dom. Leonhardi, Rectoris Altaris S. Nicolai Confessoris, in Borbek (Burgberg) ad feriam tertiam post Dominicam Exaudi proximam, ad videndum & audiendum se excommunicari, certificatus, quod si non dicto termino vel per se, ve per procuratorem suum legitimum in judicio comparuerit, contumacia ejus in nullo obstante, Do-
(P 166)
Bischofe
zu Waradein,
Emerikus Zibak, verfiel er in solche Streitigkeiten, daß ihn dieser 1527. durch öffentliche Anschlage an die Kirchenthüren, nach seiner Residenz forderte. Allein, Huet sah dieses für seinen Charakter zu erniedrigend an, gehorchte nicht, ob ihm gleich der Verlust seines Kanonitats drohete; sondern protestirte öffentlich vor dem Kapitel dawider, und berief sich auf die Päbstliche Bulle, die ihm die Vorzüge des Apostolischen Protonotariats beylegte. Die Folgen dieser Streitigkeiten sind mir unbekannt, und in Absicht der letzten Schicksale unseres Huets, sind die Nachrichten ganz verschieden. Nach einigen starb er 1529, wie denn auch das Verzeichniß der
Burzelländischen Dechanten behauptet, daß
Michael Amizinus, Pleban zu
Weidenbach, das Hermannstädtische Plebanat 1529. ausgeschlagen habe. Ist dieses letztere ja richtig, so müßte Huet vieleicht in Gefahr gewesen seyn, seiner Würde entsetzet zu werden, die er aber doch wieder behalten; gestorben aber war er noch nicht. Einer seiner Briefe zeiget uns, daß er den 20igsten des
Hornungs 1530, noch Pleban gewesen; allein noch in diesem Jahre hatte er das Unglück, den 28igsten Nov. seines Plebanats entsetzt zu werden. Hätte doch der Hinterlasser dieser Nachricht, auch die Ursachen dieses wichtigen Vorfalls angezeigt! 16) — Lateinisch nen-
minum Iudicem ad ulteriora servatum de jure sevandum, processurum. Datae Cibinii, in domo Consistoriali ejusdem Capituli, in prosesto d. Ioannis ante Portam latinam. A.D. 1523 Ioan. Mildt, Notar.
16) Georg Soterius, der so viel für die Vaterländische Geschichte gearbeitet hat, fand diese Nachricht in einem alten Buche der Hermannstädtischen Schulbibliothek, von einem gewissen Thomas aufgezeichnet. S. sein Cibinium, Cap. IX.
(P 167)
net sich Huet gemeiniglich Pileus, oder Pilades, wie er dann in alle seine Bücher schrieb:
Nosse meum patronum si vis nomine justo;
Martinus Pilades Cibiniensis erit. 17)
Schon im Jahre 1522. ward die Evangelische Glaubenslehre durch allerhand Lutherische Schriften, welche die handelnden Kaufleute, von den Leipziger Messen mitbrachten, in Hermannstadt bekannt, und fand viele Freunde. Ob aber die Sache bey dem Leben des Plebans, und Dechants Koloman, einiges Aufsehen verursachet, ist mir wenigstens unbekannt. Allein, da bald darauf Luthers Schriften durch Evangelische Prediger unterstützt wurden: so fand Huet, und der Dechant des Kapitels, auch bald Ursache genug, auf die Bekanntmachung und Ausbreitung der Evangelischen Lehre aufmerksam zu werden. Man sah nur, daß die Bürger allerhand Eingriffe in die geistliche Gerichtsbarkeit des Erzbischofs von
Gran, und seines Vikarius, des Hermannstadtischen Dechants, thaten, in ihrem geistlichen Gehorsame sehr kalt wurden, und ihren Seelensorgern die Zehenden zurückhielten.
Ambrosius der Schlesier, und
Konrad Weich, beyde Kapellane
17) So nennet er sich auch in einigen Urkunden, die Herr Pastor Benkö, seiner Milkovia, P. I. S. 183, und 212. einverleibet hat.
18) Hierinn glaube ich nicht zu irren, da sie in dem Königlichen Befehle an den Generalvikarius: duo Plebani Cibienses genannt werden. Ambrosius in der Klagschrift des Kapitels an den Erzbischof zu Gran, 1526, Praedicator Cibiniensis heißet, und auch Miles S. 15. schreibt: — „Siehe! da tretten die zween fürnehmste Prädikanten, mitten unter den Schrift - Gelahrten des Hermanstädtischen Synederi, nehmlich Ambrosius Silesita, und Conrradus Weich — auf." Den
(P 168)
zu Hermannstadt, 18) waren die ersten, welche die Evangelische Glaubenslehre bekannten, und auszubreiten suchten. Wenigstens geschah dieses sicher, in den Jahren 1522, und 23. Sie billigten den Geschmack der Bürger an den Lutherischen Schriften, sie redeten öffentlich wider die jetzige Gestalt der Römischen Kirche. — Allemal gefährliche Versuche! Denn was ist dem menschlichen Herzen empfindlicher, als da sich des Irrthums und der Thorheit beschuldigt zu sehen, worinn es sein Gewissen beruhigt, und seine ewige Glückseligkeit erwartet? Doch müßen sie damals den Geist der Rache noch nicht wider sich erhitzt haben, als
König Ludwig, auf die Klage des
Erzbischofs von Gran, Georg v. Sathmar, 1522. den vierten Tag nach dem
Sonntage Lätare, den ernstlichen Befehl an die Oberbeamten zu Hermannstadt ertheilte, daß sie in die Gerichtsbarkeit, Freyheiten, und Vorrechte des Erzbischofs, seines Vikarius, und der übrigen Geistlichen, keine Eingriffe thun sollten: 19) denn darinn wird der Religion, und dieser zween Prediger der Evangelischen Glaubenslehre gar nicht gedacht. Allein bald darauf zogen sich viel drohende Ungewitter über sie, und ihre Freunde auf. Der Erzbischof bewegte den König zu einem scharfen Befehle an die Hermannstädter, dieser neuen Lehre zu entsagen, und weil das Gerücht war, daß unsere Sachsen sich auf die Gunst des
Kurfürsten von Sachsen, Friedrich, stützten: so ermahnte König Ludwig denselben schriftlich, er möchte doch nicht durch seinen Schutz Unruhen in fremden Ländern unterhalten,
letztern nennet, so viel mir bekannt, außer dem Miles, kein Geschichtschreiber. Er stammte nach dessen Berichte, vom Waiwodischen Geschlechte ab.
19) Diesen Königlichen Befehl giebt uns Haner, L. c. der Länge nach, von S. 150, bis 158; aus ihm Benkö in Milkovia.
(P 169)
und die Gemühter der Bürger durch verschiedene Glaubenslehren entzweyen. Friedrich antwortete darauf: Er nähme sich keiner Kätzereyen an. 20)
Hievon wissen zwar unsere Geschichtschreiber nichts, allein es hat Wahrscheinlichkeit genug; wie auch, daß 1523. noch geschärftere Befehle gesendet worden. Denn, Ambrosius und Weich, sahen sich itzt in den traurigsten Verhältnissen: Entsetzt ihrer Würde, beraubt ihrer Einkünfte, vor ein Gericht gefordert, da ihre Kläger zugleich ihre Richter waren. Was hatten sie nicht zu befürchten? was nicht zu erwarten? Das Erzbischöfliche Tribunal forderte sie nach Gran zur Verantwortung. Da hätten sie sicher ihren Scheiterhauffen gefunden; allein die Vorsehung erweckte ihnen Freunde, da sie in den Augen der Welt verloren waren.
Markus Pemflinger, Graf der Sächsischen Nation, und Königsrichter zu Hermannstadt, ein Mann, der Muht und Klugheit vereinigte, nahm sich dieser bedrängten Geistlichen großmühtig an, 21) und säumte nicht, eine Gelegenheit zu nützen, die sehr viel zu ihrem Vortheile versprach. Der Erzbischof zu Gran, und
Kardinal Ladislaus v. Salka (Zalkani,) befand sich damals zu
20) Nikol. Schmitth, in Archi - Episcopp. Strigon. P.2da. p.33.
21) Ob sich Pemflinger schon damals zur Evangelischen Glaubenslehre bekannt habe, kann ich nicht entscheiden. Wenigstens seine zwote Gemahlinn Clara, verwittwete v. Lula, starb 1523, als ein ächtes Mitglied der Römischen Kirche. Dieses erweiset ihr letzter Wille, den Georg Reichersdorfer, Stadtnotarius, schriftlich verfaßte. Unter andern Vermächtnissen an die Kirchen, und Klöster zu Hermannstadt, Medwisch, Mühlenbach, Bros, — bestimmte sie 1000, Gulden zu Seelenmessen, und für die Armen; wie auch 10 Mark Silber, zu einer Bildsäule des H. Sebastians.
(P 170)
Rom. 22) Dieser seiner Abwesenheit bediente sich Pemflinger, und bewegte das edle Herz des jungen Königs Ludwig, dem Generalvikarius des Erzbischofs, die weitere gerichtliche Verfolgung gedachter Kapellane so lang zu verbieten, bis man nicht die Antwort des Erzbischofs erhalten hätte. Diesen Königlichen Befehl hat
Oltard in seiner oben gedachten Predigt, S. 24. bekannt gemacht, der also lautet:
Ludovicus Dei gratia, Rex Hungariae & Bohemiae, Fideli nostro Venerabili Vicario Ecclesiae Strigoniensis, in Spiritualibus Generali, Salutem & Gratiam Nostram.
Quoniam Nos in negotio & causa duorum Plebanorum Civitatis Nostrae Cibiensis, qui istuc ad sedem Strigoniensem in praesentiam tui citati fuerant, ad Fidelem Nostrum Reverendissimum in Christo Patrem, Dominum Ladislaum, 23) S. Martini in Montibus Sanctae Romanae Ecclesiae Presbyterum Cardinalem, Archi – Episcopum Strigo-
22) Haner, S. 158. meynet, die Pabstwahl Klemens des VII. sey die Ursache davon gewesen. Allein, wie könnte das seyn ? Klemens ward den 19. Nov. 1523, erwählt, nachdem Adrian VI. den 24igsten Sept. gestorben war. Also lebte ja der letztere noch, als König Ludwig diesen Befehl ertheilte.
23) Die Geschichtschreiber sind in Ansehung des Sterbejahrs des Erzbischofs Georg v. Sathmar, uneins. Timon, und unser Haner, lassen ihn 1522. sterben, Ischtwánfi, 1523; Vater Schmitth aber, und der berühmte Herr Abbé Pray, setzen seinen Tod in das Jahr 1524, und stützen sich dabey hauptsächlich auf das Zeugniß des Nikol. Olahus. Da nun dieser Königliche Befehl von 1523. den Erzbischof ausdrücklich Ladislaus nennet; sollte also Georg Sathmari, nicht eher den Weg alles Fleisches gegangen seyn?
(P 171)
niensem , ac Patriarcham Constantinopolitanum , Summum Secretarium, Cancellariuim & Amicum nostrum charissimum, certas Litteras Nostras dedimus ,quae, donec ad ipsum Dominum Cardinalem pervenient, & ad Eodem Roma responsum ad eas Nobis reportabitur, praestolandum. Interea a persecutione ipsus causae, omnino cessare, & supersedere debeas, nec ullis censuris, aut gravaminibus in ipsos agere, aut procedere audeas, & aliud facere nullo modo praesumas. Praesentibus perlectis, exhibenti restitutis. Datum Budae, Sabbatho proximo ante Dominicam Cantate. Anno 1523.
Auf diese Weise rettete Pemflinger die Angeklagten von ihrem unvermeidlichen Verderben. Sie erhielten dadurch Zeit und Gelegenheit, sich durch heimliche Verlassung Siebenbürgens, außer aller Gefahr zu setzen. Sie sind nie wider zurück gekommen, und wir würden nichts mehr von ihnen wissen, wann uns nicht die Klagschrift des Hermannstädtischen Kapitels, v. 1526. entdeckte, daß Ambrosius auch in der Ferne für die Freunde, und Ausbreitung der Evangelischen Lehre in Hermannstadt gesorgt, und einen gewesenen Predigermönch dahin geschickt habe. Indessen wurde der Verlust dieser Lehrer durch
Luthers Schriften ersetzt, die immer reichlicher hereingebracht, verbreitet, und mit Beyfall aufgenommen wurden. Die Ehre der Römisch-katholischen Religion fiel immer mehr, die Gottesdienstlichen Gebräuche wurden versäumt, und verachtet, die bittersten Spottschriften wider die Ehrwürdige Geistlichkeit ausgestreuet. Das letztere bewog den
Pleban Huet, die unbekannten Verfasser vor das Kapitularische Gericht zu fordern. Sie waren aber klug genug, nicht zu erscheinen; weßwegen er sie den 19ten Jäner, 1524. durch öffentliche Anschläge an die Kirchenthüren, mit
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dem Banne, und schrecklichen Drohungen bestrafte.
Johann Myld, der freyen Künste Magister, und Rektor der dasigen Schule, wurde den 26ten
Hornung, vor das Kapitel gefordert, und mußte sich wegen des auf ihn geworfenen Verdachts rechtfertigen.
Bey so kritischen Umständen, nahm die Geistlichkeit auf das Neue ihre Zuflucht zu der Königlichen Macht, und der noch fürchterlicheren des
Erzbischofs Salkani. Sie bahten inständigst, alle ihre Gewalt anzuwenden, diesen unaufhaltsam eindringenden Strom zu hemmen. Ihr Flehen war nicht fruchtlos.
König Ludwig überschickte alsbald an den Bürgermeister, Königsrichter, Stuhlrichter, und den ganzen Hermannstädtischen Raht, den strengen Befehl: daß sie bey Verlust aller ihrer Güter, sogleich nach Erhaltung dieses Schreibens, die Lutherischen Schriften inn- und außerhalb der Stadt, vom Hause zu Hause aufsuchen, und öffentlich verbrennen sollten. Es sollte öffentlich bekannt gemacht werden, daß sich Niemand, bey Verlust seiner Güter, unterstehen sollte, Luthers Schriften zu verkaufen, zu kaufen, zu lesen, oder zu besitzen.
Die Erzbischöflichen Befehle, welche
Wolfgang Flaschner, Pleban zu
Heltau, und Dechant des Hermannstädtischen Kapitels, dann
Georgius, Pleban zu
Tartlau, Dechant des Burzelländischen Kapitels, erhielten, und allen Kapitularen bekannt machen sollten, hatten gleichen Ton. Der Erzbischof beklaget sich darinnen, daß sich in ihren Kirchsprengeln viele Personen beyderley Geschlechts, geistlichen und weltlichen Standes, befänden, welche Luthers verdammte Lehre billigten, lehrten, vertheidigten, auszubreiten suchten, allerley Spottlieder auf den Römischen Hof, und die geistlichen Orden sängen, die Fasttage mit Fleischessen, und Käse, Eyer, Butter und Milch, entheiligten, das Kanonische Recht ein Werk der Hölle nennten, die
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geistliche Gerichtsbarkeit verwürfen, die Opfer des Altars, und die Ohrenbeichte für überfiüßige Dinge ansähen, die Freyheiten der Geistlichkeit gänzlich aufzuheben verlangten, u. s. f. Luthers Schriften würden ohne Scheu öffentlich verkauft, gekauft, und gelesen.
Diese giftigen Kätzereyen nun gänzlich auszurotten, befiehlt der Erzbischof allen Geistlichen, bey Strafe des grossen Bannes, sogleich nach Empfang dieses seines Schreibens, jeden Sonn- und Festtag, in allen Kirchen, Klöstern, und Kapellen, das zum Gottesdienste versammelte Volk, mit Bedrohung des grossen Bannes, zu vermahnen: auf keinerley Weise an den Lutherischen Kätzereyen, und Schriften Antheil zu nehmen. Alle solche Bücher sollten weggenommen, zerrissen, und verbrennt, die ungehorsamen, und halsstarrigen Personen aber mit dem Kirchenbanne belegt, und nach dem Königlichen Befehle, vom Jahre 1522. bestrafet werden.
Beyde Befehle lauten nach der Oltardischen Ausgabe, S. 26 — 32. also:
Ludovicus Dei Gratia, Rex Hungariae & Bohemiae, Fidelibus Nostris, Prudentibus & Circumspectis, Magistro Civium, ac Judicibus Regio & Sedis, ceterisque Juratis Senioribus Civitatis Nostrae Cibiensis, Salutem & Gratiam Nostram.
Non sine animi nostri displicentia accepimus, dogmata sacrilega cujusdam Martini Lutheri, jam pridem a Sancta Sede Apostolica, una cum seqacibus ejus, excommunicati, adeo mentes hominum ubique obcoecasse, ut veritate Evangelica, institutisque Sanctorum Patrum relictis, doctrina ejus
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& libelli per eum conscripti, vulgo ab omnibus in medio vestri manu teneantur, legantur, & observantur.Quae quidem assertiones, & libelli ejusdem Martini Lutheri, cum sint contra veritatem ipsam, & sint etiam per sanctam Sedem, ut diximus Apostolicam, jam pridem excommunicati, vehementer Nobis displicet, vos quoque & concives, ac mercatores vestros, aliosque istius Civitatis Nostrae inhabitatores, libellos eosdem vendere, emere & tractare jam coepisse. Cum autem vestigiis divorum quondam Regum Hungarorum, Nostrorum praedecessorum inhaerendo, officii Nostri interfit, fidem & Religionem Nostram Christianam, ne ab haereticis excommunicatis eadem invadatur, & contaminetur ubique in hoc Regno Nostro &, partibus ei subjectis illibatam conservare volumus, & Fidelitatibus vestris harum serie, firmissime sub amissione omnium bonorum vestrorum, committimus & mandamus: Quatenus statim acceptis praesentibus, tam in ista civitate Nostra Cibiniensi, quam in aliis locis vobis subditis, assertiones, sigmenta, & libellos praefati Martini Lutheri, tanquam excommunicatos, vicatim, & per singulas domos requiri, inventosque publice comburi. Et deinde publicari palam facere debeatis, ne quisquam cujuscunque tandem conditionis existat, ejuscemodi dogmata, assertiones, & libellos eosdem vendere, emere, legere, aut tractare, sub poena confiscationis omnium bonorum suorum, praesumat. Alioquin commitibus rursus vobis seriosius, ut Rebelles quosque et contumaces, ac hujusmodi mandati Nostri transgressores, si qui reperti fuerint, poena praemissa puniatis, authoritate Nostra Regia praesentibus vobis in hac parte plenaria concessa, mediante. Aliud in praemissis nullo modo facturi. Praesentibus perlectis, exhibenti restitutis. Datum
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Budae. Feria quarta proxima post Dominicam Latare. Anno Domini 1524. 24)
Ja, wann nicht der Königsrichter,
Pemflinger, der Bürgermeister,
Mathias Armbrüster, die Rahtsherren,
Johann Hecht,
Johann Rappolt,
Johann Lang oder Agnetler,
Martin Hahn, (Kakas) Georg Hutter,
Peter Wolf, und
Andreas Seydner, lauter Männer von Verdiensten, und Gewichte! nicht heimliche Freunde der Evangelischen Glaubenslehre, und Feinde der geistlichen Macht gewesen wären; was würde auf einen solchen Königlichen Befehl erfolget seyn? Allein, so gehorchten sie nur so weit, daß sie doch keines Ungehorsams beschämt werden konnten. Sie ließen den
Dechant Flaschner, seine erhaltene Befehle ausführen, aber dafür sorgten sie schon, daß Niemand am Leben, oder an seinen Gütern bestraft ward. — Hören wir nun auch das Schreiben des Kardinals, und Erzbischofs Salkani:
Ladislaus, Miseratione Divina, Archiepiscopus Ecclesiae Strigoniensis, locique ejusdem Comes perpetuus, Primas, & Legatus natus Regni Hungariae, ac Summus Secretarius, Cancellarius Regiae Majestatis &c. Dilectis Nobis in Christo Venerabilibus & Honorabilibus De-
24) Diese Urkunde hat Herr Benkö in seiner Milkovia, Tom, II. p. 451. aus dem Paris Papai entlehnt. Schade! Papai hat sie sehr fehlerhaft, und nicht ganz bekannt gemacht; ja die Unterschrift: Datum Budae, Sabbatho proximo ante Dominicam Cantate. A. D. 1523. ist gar aus dem vorherstehenden Schreiben des K. Ludwigs hergenommen. Denn, wie sollte der König an einem, und eben demselben Tage so entgegen gesetzte Befehle haben ergehen lassen? Haner, und Schmeizel sind auch dadurch Verführet worden.
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canis, Parochialiumque Ecclesiarum Plebanis, seu eorum vices gerentibus, ubilibet sub Decanatibus Cibiniensi, & Brassoviensi, Jurisdictionis Nostrae Strigoniensis existentibus, Salutem in Domino, & Nostris infra scriptis firmiter obedire mandatis!
Noveritis, Nos non sine gravi animi Nostri dolore & displicentia ex relatione fide dignorum, intellexisse, quomodo essent nonnullae tam Ecclesiasticae, quam Seculares utriusque sexus personae, sub Decantibus, Parochiis, &. Plebanatibus vestris 25) quae Sathana instigante, errores sacrilegos, & impia cujusdam Martini Lutheri dogmata, jam pridem per sanctam sedem Apostolicam, una cum authore, & sequacibus ejus haeretica condemnata, asserere, probare, docere, publicare, &. defendere & quod abominabilius est, cantilenas quasdam in pro brum & contumeliam ejusdem sanctae sedis Apostolicae, totiusque Cleri confingere, & ore sacrilego decantare; excommunicatos a communione fidelium, veluti oves morbidas, ne totum corrumpant ovile, segregatas, ad divina officia, participationique saeramentorum Ecclesiae admittere; sacerdotes Dei, quorum ministerio Christiani sumus, improbas lernas, et inhonestos homines appellare, in mortemque eorum assasinas subordinare; diebus jejuniorum, carnibus, caseo, ovis, butyro, lacticiniis, contra bonos mores Christianorum et prohibitiones sanctorum Patrum vesci; jus canonicum astu et figmentis daemoniorum, non a Spiritu divino inventum jurisdictionem ecclesiasticam tolli prorsus, et extingui oportere; oblationes ad altare dominicum
25) Also muß ja die Evangelische Lehre auch in Burzelland nicht unbekannt gewesen seyn.
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haud quamquam necessaria, confessionem, quae potissima poenitentiae pars est, negligendum, et privilegia clericorum in totum abroganda fore, aliaque familia his portenta, et blasphemias asserere, libellosque et tractatus super erroribus, et haeresibus ejusdem Martini editos, emere, vendere, legere et conservare, temere, et sacrilegialiter praesumerent propter quod majores excommunicationis sententiam jam pridem a sanctissimo Domino nostro Clemente, Papa septimo, in eos publice latam, eo facto damnabiliter incurrisse dignoscuntur.
Cum autem ex debito officii nostri pastoralis obnoxii simus, haereses pestiferas cujusmodi extirpare & evellere, a finibusque fidelium eliminare, vobis omnibus & singulis Dominis praescriptis, in virtute sanctae obedientiae, & sub majoris excommunicationis sententiae poena, in litteris Apostolicis expressa & promulgata, firmissime committimus & mandamus: quatenus statim acceptis praesentibus fueritis requisiti, seu alter vestrum fuerit requisitus quodlibet die daminico & festivo, in ecclesiis, monasteriis & capeIlis vestris, dum ibidem populi multitudo ad divina audienda convenerit, moneatis, & requiratis in Domino omnes & singulas, tam ecclesiasticas cujuscunque gradus, status, conditionis & praeeminentiae, quam saeculares utriusque sexus personas sub parochiis & decantibus vestries residentes, sub praescriptis majoris excommunicationis & anathematis sententiae poenis, in praememoratis litteris expressis: ne errores, haereses, assertiones & dogmatas Lutheri, sequaciumque ipsius praefata ac praeinsertas in Deum & homines blasphemias, ullo modo dicere, asserere, laudare, probare, docere, cantare, defendere & publicare, libellosque & tractatus super erroribus eisdem editos, emere,
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vendere, legere & servare, ementibusque, vendentibus docentibus, asserentibus vel servantibus auxilium, consilium, vel favorem praestare, palam, vel occulte, directe vel indirecte, quovis modo praesumant, prout Serenissimus quoque Dominus Ludovicus, Hungariae & Bohemiae Rex, Dominus noster Generosissimus, identidem per litteras & nuntios suos speciales seriosus, Magistris Civium, totique Communitati incolarum civitatum, & districtuum Cibiniensium, & Brassoviensium faciendum commisit, & mandavit.
Praesatos vero libellos, & tractatus Lutheri & sequacium ejus pestifera dogmata ejusmodi habentes, ubicunque repererint, dilacerent, & comburent sine mora, comburique procurent. Qui si id fecerint, & mandatis nostris salutaribus hujusmodi paruerint, bene quidem: alioquin dictam majoris excommunicationis & anathematis sententiae poenam, per litteras apostolicas jam pridem (ut praemissum est) contra rebelles & contumaces ejusmodi promulgatam, omnes & singulos utriusque sexus, qui in his culpabiles extiterint, publice, alta & intelligibili voce, in Ecclesiis vestris praochialibus, monasteriis, & capellis coram populi multitudine singulis diebus Dominicis & Festivis, incurrisse declaretis, publicetis & denuncietis , & per alios declarari, publicari & denunciari faciatis, tam diu a publicatione & denunciatione hujusmodi non cessantes, quousque tales sic rebelles, & contumaces ad cor reversi, mandates Nostris hujusmodi, imo verius apostolicis, cum effectu paruerint, & de remedio absolutionis opportuno sibi ipsis provideri fecerint. Et post haec seriem monitionis, declarationis, publicationis, & denunciationis vestrarum hujusmodi, & quicquid in praemissis feceritis, nobis suo modo conscientiose rescri-
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batis. Datum, Budae in Festo Assumtionis gloriosissimae Virginis Mariae A.D. Millesimo, quingentesimo, vigesimo quarto.
Franciscus de Wylack, Secretarius, ex Mandato subscripsit.
Ich weis nicht, wie
Oltard nach Durchlesung dieses Schreibens, dennoch behaupten kann, die Evangelische Glaubenslehre sey außer Hermannstadt, unbekannt, und ohne beyfallende Freunde gewesen; 26) allein, ich weis auch nicht, aus welchen Gründen
Pater Schmitth behauptet, daß der Hermannstädtische Dechant, aus Furcht für der schon sehr vermehrten Anzahl der Kätzer, die Erzbischöflichen Befehle unterdrückt habe, 27) Nichtsweniger! die Geistlichkeit bediente sich dieser Vollmachten mit Freuden, und mit dem äußersten Eifer; besonders da sie von Königlichen, und Erzbischöflichen Abgeordneten unterstützt wurde. Alle Häuser zu Hermannstadt wurden durchsucht, die gefundenen Lutherischen Schriften auf den grossen Marktplatz zusammen getragen, und öffentlich bey der Schandsäule (Pranger) verbrannt. — Hier soll sich ein besonderer Zufall mit einem deutschen Psalter, und dem Erzbischöflichen Kommissarius ereignet haben, der diesem den dritten Tag darauf das Leben kostete. Ein Liebhaber von wunderbaren Mährchen mag es bey
Oltarden,
Miles,
Hanern,
Kelp, u. a. lesen. Oltard ist der erste, der dieser Begebenheit gedenket, er hatte
26) Er beruft sich zwar auf die Worte der Kapitularischen Klage 1526. — exra civitatem (Cibiniensem ) vero nullibi per totam Transilvaniam admittuntur'. Allein hier ist die Rede von Personen, nicht aber von der Sache.
27) Archiepisc. Strigon. P.II, pag. 39--40.
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sie in seiner Jugend von seinem Vater,
Johann Oltard, Stadtpfarrer, gehört. Noch nicht genug für meinen Beyfall!
Von den Büchern kam die Reihe an die Freunde der Lutherischen Lehre. Auch nur der geringste Verdacht war genug, eine Person vor das Tribunal der Geistlichkeit zu fordern.
Johann Klementis von
Medwisch, Bakkalaureus, und Kapellan zu Hermannstadt, ist ein Beyspiel davon. Noch im
Hornunge ward er vor das Kapitularische Gericht gefordert, nun aber seine Sache mit grossem Eifer behandelt, und bald wäre er, der Lutherischen Lehre wegen, sehr unschuldig! den Flammen aufgeopfert worden. Oltard, Miles, Haner, mögen ihn immerhin für einen Bekenner der Evangelischen Religion ansehen; ich werde es nimmer-mehr glauben. Meinem Urtheile nach, war er vielmehr ein Mensch ohne Religion und Tugend, und der wohl mehrere Brüder hatte. Beyspiele sind verhaßt; ich beruffe mich also auf ein Schreiben des Erzbischofs an das Hermannstädtische Kapitel:
Honorabiles Fratres, in Christo Nobis dilecti!
Intelligimus ea, quae Nobis medio hujus Fratris & Decani vestri nunciastisz. Ad ea omnia per eundem respondimus vobis. Missuri sumuz Deo volente propediem ad vos certum hominem nostrum cujus medio mentem, & voluntatem nostram clarius intelligetis. Quia tamen muIta de vobis dicuntur, non omnes quidem vos, sed multos ex vobis, vitam agere dissolutam, ordini sacerdotali minime convenientem. Qua ex causa secularium etiam animos non parum in vos concitastis. Monemus igitur vos, & hortamur emendetis vitam vestram, moresque, & actiones; si quae reprehendi, possunt, in meliorem probabilioremque conditionem mutetis. Ne in vos
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merito animadverti possit. Nam in eo , quo vos reperiemus crimine, judicabimus. Postquam enim ex Dei 0ptimi Maximi gratia, in hunc statum evecti sumus, salva Nostra conscientia, vestram & etiam aliorum nostrorum subditorum vitam dissolutam, sine animadversione praeterire nec possumus, nec volumus. Bene valete. Ex Buda, Dominica proxima post Festum Catharinae Virginis A. D. 1524.
Ein merkwürdiges Schreiben ! — Doch , ich wende mich zur Sache des
Klementis, Sein Proceß, der über ein Jahr dauerte, befindet sich der Länge nach, in dem Kapitularischen Protokolle. Allein, eben daraus fälle ich mein Urtheil von ihm. Er ward angeklagt, und wessen? 1) der Lutherischen Kätzerey wegen. Warum? weil er zur Fastenzeit Eyer, Butter, und Käse gegessen hatte, und gesagt: die Geistlichen wären Lügner. — Der Zeuge,
Paul Gundhart, kann nichts mehr behaupten. 2) Des Ehebruchs, und der Unzucht.
Blasius Fischer, von
Brenndorf, bezeuget viele Schändlichkeiten von ihm: Klementis bediente sich seiner Frau, wann er Lust hatte, lag sogar im Wochenbette bey ihr, u. s. w. Der andere Zeuge, Paul Gundhart, betheuerte: er habe zu
Gerhardsaue, nicht nur eine verehlichte Person, sondern auch zwo Mägdchen in ihres Vaters Hause gemißbrauchet, 3) Des Meuchelmords, — Der Nichtswürdige! was hätte er nicht verdient? — Doch war nichts straffälligeres an ihm, als die erste Beschuldigung; darum mußte er auch einen dreymaligen Widerruf in den Kirchen zu
Hermannstadt,
Schellenberg, und Gerhardsaue thun, als er durch Vermittelung des
Bürgermeisters Rappolt, und seiner vornehmen Befreundten, den 28igsten Nov. seiner Bande befreyet ward.
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Den 27igsten Sept. 1524. hatte
Simon v. Trapolt, (Trapoldianus) der freyen Künste Magister, und Pleban zu
Burgberg, das Schicksal, der Evangelischen Lehre wegen angeklagt, und vorgefordert zu werden. Er erschien, aber mit Petrinischer Zaghaftigkeit, suchte sogleich Gnade und Vergebung, und versprach eine vollkommene Sinnesänderung, wann er in etwas geirret hätte. Der
Dechant Thonhäuser, begnadigte ihn unter der Bedingung, wann die Königlichen und Erzbischöflichen Abgeordneten,
Kaspar Raschkay, Kammerherr des Königs, und
Nikolaus Gerendi, Sekretär, damit zufrieden seyn würden. Diese aber waren es nicht. Also mußte Simon den 25igsten des Weinmondes, vor ihrem Richterstuhle erscheinen. Kaum konnten ihn hier die demühtigsten Bitten, die theuersten Zusagen eines blinden Gehorsams gegen den König und Erzbischof in allen Stücken, und die Heiligsie Versicherung, nach
Schäsburg zu reisen, und seine Mitbrüder wegen der gegebenen Aergernisse, um Vergebung zu bitten, von dem gedrohten Scheiterhaufen retten. Endlich erhielt er Begnadigung, und seine bisherigen Dienste. Allein, Simon hielt seine Zusage, wie gemeiniglich abgenöhtigte gehalten werden. In der Folgezeit war er einer der ersten, welche die Evangelische Glaubenslehre in ihre Gemeinen einführten.
Alle diese Strenge und Bemühungen waren doch kein genügsames Wasser, um die sich immer mehr und mehr ausbreitende Flamme zu löschen. Vergebens ward auch auf dem Ungrischen Reichstage zu
Ofen, 1525, der Reichstagsschluß von 1523. wider die Bekenner der Evangelischen Lehre, noch fürchterlicher geschärft: die Lutheraner sollten gänzlich aus dem Reiche ausgerottet, und von jederman, geistlichen, und weltlichen Standes, wo man solche antreffen würde,
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gefänglich eingezogen, und verbrannt werden. Zu Hermannstadt vermehrten sich nicht nur ihre Freunde, sondern auch ihre Lehrer.
Pemflinger nahm sich zwar ihrer nicht öffentlich an; aber eben das war Klugheit; denn im gegenseitigen Falle hätte er gar leicht ein Opfer der eifernden Geistlichkeit für die väterliche Religion, und seiner Würde entsetzt werden können. Was hätte er alsdann zu ihrem Vortheile thun können? so aber konnte er sehr viel thun, da er nichts zu thun schien. Man sah nur, daß die strengsten Befehle, und die furchtbarsten Versuche wider die Bekenner der Evangelischen Lehre, unwirksam wurden. Kraft des obigen Reichstagsschlusses, befahl der König Pemflingern, der Lutherischen Kätzerey den möglichsten und schnellsten Einhalt zu thun, und alle Freunde derselben mit Feuer, und Schwerdt auszurotten. Allein Pemflinger hielt es für nohtwendig, zuerst dem Könige die Religionssache zu Hermannstadt persönlich vorzustellen. Er wollte selbst nach Hof kommen.
Von den verschiedenen Lehrern, die in diesem, und dem folgenden 1526igsten Jahre, die Evangelische Lehre in Hermannstadt zu pflanzen suchten, sind uns nur drey bekannt geworden. Ein ungenannter Student, und zween gewesene Mönche des Prediger- und Franziskaner Ordens aus Schlesien,
Georg, und
Johann Surdaster.
Johann Hecht , ein Ratsherr von grossem Ansehen, errichtete eine Evangelische Schule in seinem Hause, dazu er sich eines ungenannten Menschen bediente, der bey unsern Geschichtschreibern nur ein Pauper Scholasticus heißet. Zugleich unterhielt er den Mönch Georg, einen Schüler des Luthers, den der entwichene Kapellan,
Ambrosius, bewogen hatte, nach Siebenbürgen, und nach Hermannstadt zu kommen. Da des erstern gar nicht mehr gedacht wird, so wäre ich nicht ungeneigt, dem
Miles meinen Bey-
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fall zu geben, der aus beyden nur eine Person macht, und den Mönch Georgius, einen armen Schüler nennet; allein die Kapitularische Klagschrift redet ausdrücklich von zwo Personen im Hechtischen Hause. 28)
Diese zween Lehrer gaben daselbst nicht nur Katechetischen Unterricht in der Christlichen Religion; sondern sie predigten auch, und hielten den Gottesdienst in deutscher Sprache. Die Anzahl ihrer Lehrlinge und Zuhörer, blieb nicht lange nur auf die Hechtische Familie, und Hausgenossen eingeschränkt; sie vermehrten sich täglich, und das Verlangen darnach wurde immer allgemeiner. Dieses bewegte den Georgius, auch ohne Einwilligung des
Plebans Huet, in den kleinen Gottesdienstlichen Häusern zu predigen, und in Gesellschaften öffentlich von der itzigen Gestalt der Kirche, und der wahren Christlichen Freyheit zu sprechen. — So lang Pemflinger in Hermannstadt war, konnte Huet, und das Kapitel nicht so, wie sie wollten: allein, kaum reisete er 1526, nach Ofen auf den Reichstag; so brachten sie es durch ihre hefftigen Vorstellungen und Drohungen, bey dem Rahte so weit, daß dieser einen Befehl ertheilte, Kraft dessen Georg das Hechtische Haus verlassen mußte, und aus der Stadt verbannet ward. Er flüchtete aber in das Pemflingerische Haus, und weigerte sich, Hermannstadt zu räumen. Dabey soll er gesagt haben: Wann auch
28) Ich muhtmaßte in einer gewissen Schrift: vielleicht wäre Martin Heinz (Hentzius) von Hermannstadt, und ein Schüler des berühmten Bucers, dieser Pauper Scholasticus, da Schesäus von ihm berichtet, daß er fast zu gleicher Zeit mit dem Surdaster gelehret hätte. Da nun diese blosse Muhtmassung von einigen als eine sichere historische Wahrheit angenommen worden: so bezeuge ich hiemit, daß ich aus guten Ursachen diese Muhtmassung nicht einmal für wahrscheinlich erkläre. Von Heinzen werde ich im folgenden mehreres reden.
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der Pleban, Dechant, und Magistrat, zerplatzen sollten, so wollte er die Stadt doch nicht verlassen; denn Pemflinger habe ihm befohlen, daselbst bis zu seiner Zurückkunft zu verbleiben. Mit nächsten wäre ein Aufstand zu befürchten. — Wie wenig ernstlich muß es der Raht gemeynet haben! Er befiehlt ihm die Stadt zu räumen, und nöhtigt ihn nicht dazu!
Ja bald darauf ersuchte der Raht den Pleban Huet, dergleichen ausländischen Geistlichen das öffentliche Predigen zu erlauben, welches er aus Noht, und weil er es doch nicht verhindern konnte, auch erlaubt: Johann Surdaster, der bisher nur vor dem Elisabethenthore, bey dem so genannten H. Kreutze, gepredigt hatte, predigte nun mit grossem Beyfalle in der Elisabethenkirche, welche die Evangelischen itzt noch besitzen. Die Evangelische Lehre breitete sich auch auf die umliegenden Dörfer aus. Huet unterstund sich nicht mehr, jemand mit dem Banne zu bestrafen. Der Fall des Dechants Thonhäuser, war zu warnend. Dieser belegte einen gewissen Kaufmann, wegen seines vorzüglichen Eifers für die Evangelische Lehre mit dem Kirchenbanne. Allein, der Kaufmann verstand unrecht, ließ dem Dechante durch etliche Stadtreiter, jenseits dem Altenberge aufpassen, und wie dieser von Hermannstadt nach seiner Pfarre
Großscheuren, zurückkehrte, ward er so empfangen, daß er herzlich froh ward, ihrer los zu werden, und kam sobald nicht wieder nach Hermannstadt.
Diese Umstände machten nun das Schicksal der Geistlichkeit sehr traurig. Man verachtete ihre Gerichtsbarkeit; man spottete ihrer, und ihres Gottesdienstes öffentlich. Am Frohnleichnamstage mußten sie hören: Unsere Priester müßen glauben, Gott sey blind, daß sie ihm so viele Lichter anzünden. Andere sagten: Unsere Priester denken, Gott wäre ein Kind, daß er
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sich wie die Kinder, von alten Frauen auf den Armen in der Stadt wollte herumtragen lassen. — Giengen die Kapellane die jährlichen Zehenden von Hühnern einzusammeln; so ärndteten sie mehr Vorwürfe und Spötereyen, als Hühner von den Bürgern.
Da sich das Kapitel bey allem diesen fast nur leidend verhalten mußte, beschloß es den 12ten des
Brachmondes 1526. eine ausführliche Nachricht davon dem
Erzbischofe Salkani zu überschicken, und ihn um schleunige, und wirksame Hilfsmittel anzuflehen. Der
Dechant Thonhäuser, und der
Stadtpleban Huet, wurden vollkommen berechtiget, nach ihrem Gutdünken die Klagschrift aufzusetzen. Es geschah, und sie ward dem Erzbischofe durch den seiner Pfarre entsetzten
Petrus Hutter (Pileator) überschickt. Diese Klagschrift entdeckt uns vieles, das wir sonst in Absicht der Religionsgeschichte von Hermannstadt, gar nicht wissen würden. Hätten wir doch mehrere dergleichen! Oltard verdient in der That vielen Dank, daß er sie in seiner Predigt bekannt gemacht hat; nur hätten seine Randglossen immerhin wegbleiben können; denn diese sind unschuldiger Weise die Ursache worden, daß die gelehrte Welt dieses wichtige Kapitularische Schreiben in einer ganz falschen Gestalt kennet, und für ächt hält. Ich sehe es also für ein Opfer an, das ich der Wahrheit schuldig bin, dasselbe nach der Oltardischen Ausgabe aus dem Originale, Freunden der Kirchengeschichte mitzutheilen, damit sie nicht mehr durch Paris Papai, Hanern , und Schmeizeln getäuscht werden. Ich habe die
Lupinische Abschrift 29) damit verglichen, und
29) In seinem Protokolle des Hermannstädtischen Kapitels. Christian Luvinus starb als Stadtpfarrer zu Hermannstadt, den 17ten Sept. 1612, und war zu verschiedenen malen Dechant.
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sie stimmet mit der Oltardischen Ausgabe vollkommen überein.
Klagschrift des Hermannstädtischen Kapitels, vom Jahre 1526.
In Civitate Cibiniensi, ubi fundamentum est Lutheranae hearesis, in domo magistri, Johannies Csukás ( Hecht) facta est quaedam schola per quemdam scholasticum, ubi canitur symbolum Nicaenum germanica lingua, & aliae cantilenae, missam & divina officia concernentia, uxor & vernulae, pueri & tota familia canunt, & nituntur missam facere germanicam.
In domo ejusdem fovetur unus apostata, qui fuit ordinis praedicatorum, nomine Georgius, qui dicit se absolutum ab habitu & religione, tamen hactenus non exhibuit absolutionem praedictam, quam prae se ferebat. Iste irrequisito pastore Plebano, in Ecclesiis filialibus praedicat, seducens populum ab obedientia, a jejuniis, & praeceptis eccIesiasticis, dicendo illa, quae placent populo , volens se ingerere ad officium praedicaturae & pecunias non accipere, ita ut possit plebem seducere. Is missus est per Ambrosium Silesitam, quondam praedicatorem Cibiensem, ex partibus illis, ubi degit Lutherus, ut populum retrahat ab obedientia Romanae Ecclesiae, & suorum Praelatorum ecclesiasticorum.
Idem apostata manifeste gloriatur, se accepisse mandatum a Domino magnifico, Judice Regio, ut Cibini maneat, donec ipse de Buda redeat, cum tamen Magistratus totius civitatis decreto suo, ad petitionem Dominorum Capitularium, jusserit, ut civitate exeat, ipse vero nil curavit, & dixit ani-
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mo improperante: Etsi crepent Plebanus & Decanus, ac etiam Domini Senatores, ad despectum eorum ego Cibinii manebo, timenda est seditio in brevi.
Adveniunt plerique istius personae sectae Lutheranae homines, Professores, Clerici, & Laici, in civitatem Cibiniensem. Nam ibidem foventur & diliguntur, extra civitatem vero nullibi per totam Transilvaniam admittuntur, illi propter despectum Praelatorum ecclesiasticorum, ibidem honeste a Cibiniensibus tractantur.
Senatus Cibiniensis sollicitat apud Plebanum, ut hujusmodi praedicatores & pseudo - praedicatores ad praedicandum admittantur, & cum non possit resistere Dominus Plebanus, necesse habet, cos admittere. Ita isti prophetae, & mali praedicatores populum in errorem ducunt.
Idem apostata in conviviis mercatorum, & civium informat, & manifeste Evangelium fuisse absconditum , plus quam 400 annos; Sacerdotes dicit, nullam veritatem praedicasse; Christianos esse liberos libertate evangelica, non esse obnoxios inventionibus humanis, & statutis Patrum; etiam propter sacrilegas doctrinas, ipsi Lutherani in praedicto Cibino venerantur a mercatoribus fere omnibus velut idolum, & tamen trahuntur cum intimo affectu ad convivia, etiam ad altercationem usque, cum uo isto, vel isto cive debeant cibum capere ex qua officiositate ipsi cornua coeperunt erigere.
Item destructa est fere Jurisdictio ecclesiastica. Nam paucissimi illam experiuntur, quando quidem omnes propemodum rigore jussionum, & minis ultimi timi supplicii inferendi forum declinant, dicentes: se habere judices seculares, se nolle coram sacerdotibus litigare, & in causis mere spiritualibus, ut
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sunt: matrimoniales, & inter clericum & Laicum. 30) Fundamentum istius disturbii quis sit, orator dicet. 31)
Item: Oratorem praesentem Magistratus contituit privare beneficio suae Plebaniae, sua duntaxat authoritate fruiturus. Apostatas tolerant, artificia mechanica eos addiscere permittunt, etiam apostatis in sacris ordinibus, vel sud Diaconatu existentibus, & in eis magnam habent complacentiam. Resonant cantilenam solitam in die Nativitatis Domini, & totius ejusdem solennitatis laudem in maximam jucunditatem decantari, Lutheri mali homines Cibinienses transmutarunt in linguam germanicam, in non modicum scandalum sacerdotum, immiscentes scurrilia- verba, cum tamen illud canticum sit a principio juste & devote in praeconium recentis pueri nati filii omnipotentis Dei contextum.
In ecclesia beate Elisabeth in civitate Cibiniensi, est quidam moncachus Gryseus, 32) indoctus & fere idiota, similiter Silesita, qui in omnibus, suis sermonibus debachatur in statum ecclesiastici ordinis
30) 1525. den 7ten März, wagte es sogar ein geringer Schuster, bey der Klage eines Priesters Thomas, wider ihn, dem Dechanten, und Kapitel zu sagen: Er wäre nicht verpflichtet, an diesem Orte sich zu verantworten. Wer etwas wider ihn hätte, sollte ihn bey seinem, dem weltlichen Gerichte suchen. - - - Der Dechant protestirte auf das feyerlichste wider solche Eingriffe der weltlichen Obrigkeit in die geistliche Gerichtsbarkeit; allein, das war auch alles.
31) Dieser war Petrus Hutter, vormaliger Pleban zu Bongart. Es möchte wohl der Königsrichter Pemflinger gemeynt seyn, der nachgehends so einen scharfen Befehl vom Könige Ludwig , erhielt.
32) Johann Surdaster.
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Lutheranizans. Hic fovetur ab ipsis negotiatoribus velut lucem propinans, cum tamen fere omnes suae praedicationes tenebrae sint & erroneae, nil nisi venenum Luthericum prae: se ferentes.
Vocamur ad praelium in Turcas, & mandatur nobis sub poenis in congregationibus Regni Transylvaniensis descriptis, hoc est: sub peena capitis, & omnium bonorum, videlicet belligerare debeamus contra libertatem ecclesiasticam, non curantes facere hujusmodi constitutiones contra clericos; cum tamen ipso facto senteniam excommunicationis incurrant, sicque multae animae ibunt in perditionem ex pastorum negligentia, petunt humiles Capitulares Reverendissime Dominationis Vestrae, salutare & acceleratum remedium. 33)
=33) Den 17ten April 1526. erhielt der
Dechant Thonhäuser von dem Siebenbürgischen Woywoden,
Johann von Sapolya, folgendes tröstliche Schreiben:=
Honorabilis Domine, Amice nobis honorande! Qualia pericula huic Regno immineant, ubi Caesar ipse Turcorum aperte regnum hoc aggredi propoosuit, vobis constare non dubitamus. Haec enim fama per homines nostros dietim nobis veraciter affertur. Ut igitur tantae moli resisti possit, statuimus in diaeta Enyediensi, Dominis nobilibus Regni, & Saxonibus ipsis indic ta,ut universi & singuli, tam seculares, quam etiam viri ecclesiastici arma ferre valentes, per singula capita in bello interesse debeant, demtis illis, qui juxta contenta articolorum, pro cura animarum domi manere debebunt, puta, ad duas Possessiones in toto regno Presbyter unus manebit; caeteri vero omnes una vobiscum in ipso bello in eresse debebunt. Non dubitamus etiam Dominum Reverendissimum, Praelatum vestrum, vos superinde ammonuisse. Dato tamen casu, si etiam per Dominum Praelatum vestrum nondum deinde fuissetis ammoniti, nihilominus tamen ubi periculum omnibus commune sit
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Thesaurarius, 34) & alii regni aulici in curiis Plebanorum descendunt, victum ibidem tam pro se,
scimus & Dominationibus vestris hanc patriam charam esse; propterea hortamur vos & rogamus, & nihilominus in persona Domini nostri gratiosissimi Regis, vobis committimus, quatenus sub poena in articulis Enyedini superinde confectis, cum universis & singulis Plebanis, & Clericis sub Decanatu vestro ubique existentibus, ita vosmet ipsos ad bellum appraeparatos teneatis, ut cum per litteras Nostras requisiti fueritis, in continenti momento, & ad diem & locum per nos praescriptum, cum praescriptis Plebanis, & Clericis viris convenire possitis. Nam qui diem & locum prefixum neglexerint, poena in praemissis articulis & constitutionibus superinde confectis, exemtione personarum absque ulla, severiter puniri faciemus. Secus itaque poena sub praemissa ne feceritis. Ex Zaz-Sebes, tertio die Festi Ressurrectionis Domini. Anno ejusdem, 1526.
Johannes, Comes Scepusiensis, Waywoda Transylvaniensis.
Nur ein Geistlicher bey zwey Kirchspielen, alle übrige, Plebanen, Diakonen, Schulmeister, Kantoren, Kampanatoren, Kollaboratoren, u, s. w. in den Krieg! — Das war ein Donnerschlag für sie: Ihr einziger Trost, daß von dem Erzbischofe von Gran, keine Befehle noch eingelauffen waren. Im Brachmonde erhielten sie zwar von dem Waywoden ein neues Schreiben; weil es aber darinnen hieß: quod Dominus Reverendissimus Johannes Gosthoni Dominus vester, vos belligerationi commiserit; so widersprach das ganze Kapitel bey ihrer Versammlung den 12ten Brachm. und protestirte darwider, weil sie nicht unter den Befehlen des Bischofs von Weißenburg stünden; sondern der Erzbischof von Gran, habe das Schutz und Patronatsrecht über sie. ... Endlich entriß sie die unglückliche Schlacht bey Mohátsch den 29igsten August, ehe das Siebenbürgische Heer zum Königlichen stossen konnte, aller Verlegenheit, und allem Kummer.
34) Oltards Randglosse dabey: Nicolaus de Gerend, hic Thesaurarius fuit. Er bekleidete diese Würde schon 1513, wurde
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quam pro jumentis distrahunt, consumunt, vi etiam rapiunt Clericis dicas imponunt, eosque miserabiliter vexant; minantur etiam bonorum spoliationem. Excommunicatio, vero omnino apud nos extincta est, & pro nihilo reputatur.
Plebanus Cibiniensis 35) non auderet sub vitae suae privatione, aliquem renuntiare excommunicatum. Decanum Capituli Cibiniensis, 36) hoc est: Vicarium Reverendissime« Dominationis Vestrae, quidam negotiator Cibiniensis, uno aut altero equite in campo fecit circumvenire, angustari, terreri, & molestis verbis non tantum verberatum, equites ipsum reliquerunt.
Ecclesiam quamdam parochialem in Parvo-horreo (Kleinschcuren) Dominus Magnificus 37) fecit iolari, fores ejusdem violenter demoliendo, nulla Reverendissime Dominationis V. Vicarii Decani habita authoritate. Nam adeo invaluit ista pestis Lutherana, ut etiam in Civitate, ubi Lutherus degit, (testibus de his partibus venientibus, & nobis referentibus) magis faevire non possint.
auch vom K. Ferdinand 1528. darinnen bestätiget, und zum Bischofe von Weißenburg (Alba Julia) erkläret.
35 ) Paris Papai setzet hinzu: Reverendus Mathias Ramaschi; allein dieses ist nur Oltards Randglosse, und zwar eine ganz falsche.
36) Bey Paris: Petrum Thonhäuser, Pastorem Horrei majoris, ist gleichfalls nur Oltards Randglosse, doch eine richtige.
37) Paris Zusatz: D. Regius Iudex, Marcus Pemflinger, ist wieder eine Oltardische Randglosse. Wann und warum dieser merkwürdige Vorfall geschehen, habe ich nirgends entdecken können. Im Kapitulanten Gerichtsprotokolle stehet kein Wort davon. Das wundert mich sehr. In Absicht dieses berühmten Königsrichters merke ich an, daß er auch im gedachten Protokolle, allezeit Penflinger heißet, im Testamente aber seiner Gemahlinn Klara, Pemflinger.
(P 193)
Cibinienses seducunt populmn in villis circumcirca, & in sedibus Saxonicalibus, inficiendo eos dicta haeresi perfida, ita ut & rustici insultent Pastoribus eorum. Ceremonias illas sacrosanctas in festo Palmarum, & magnae sextae feriae omnino despiciunt, äd benedictiones Commessibilium die Paschalis nihili facientes.
Villam unam christianam, nomine Bongarth, cives Cibinienses devastarunt, & Saxonibus mandarunt, ut dictam villam exirent, & ita indirecte PIebanum plebania sua spoliaverunt, qui propediem cogetur stipem mendicare. 38)
38) Beym Paris folget: Mathias Armbrüster, Consul Cibiniensis cum suis Subditis, Petrum Pilatorem. Pastorem Bongarthenem, vi ejecerat, & clientem suum, Georgium de Olzona in locum ejus suffecerat. Allein, dieses ist wieder nur Oltards Randglosse, — Unter dem Bürgermeister, Peter Wolf, 1521. mußten auf Veranstaltung des Königsrichters, Johann v. Lula, die bisherigen Einwohner, das Dorf Bungart, (Baumgarten) räumen, und ein Sächsisches Pflanzvolk von dem benachbarten Hamersdorf, kam an deren Stelle. Die ganz verfallene Kirche der H. Ursula, und ihrer eilf tausend Jungfrauen, ward wieder aufgebauet, und der Dechant, Mathias Koloman, setzte den Presbyter Peter Hutter, zum Pleban ein. Als aber nach Paul Renzers Tode, 1522. Mathias Armbrüster das Konsulat erhielt, sah er diese Einsetzung des Hutters, als einen Eingriff in das Patronatsrecht des Hermannstädtischen Rahts an, und weil Hutter zugleich einer straffälligen Nachläßigkeit in seinem Amte, u. a. m. beschuldigt ward: so ließ er ihm die Kirchenschlüßel wegnehmen, und entsetzte ihm seiner Pfarre, die hierauf Georg, von Olzen gebürtig, erhielt. Auch mußten die neuen Einwohner das Dorf wieder verlassen. Dieses geschah 1523. Daß die Religion hieran keinen Antheil gehabt, wie Rinder in Comitibus Saxon. Sect. V. §. 3. und andere meynen, er-
(P 194)
Oblegia consueta in quatuor festivitatibus anni sacerdotibus non dant, sed nec pullos gallinaceos decimales, immo, quando Domini Capellani Cibinienses de more antiquo, alias laudabiliter observato vadunt, pro dictis pullis colligendis, probis eos afficiunt, & verba stulta evomunt.
Die sanctissimma Corporis Christi, & per totam Octavam, prout ordinavit sancta mater Ecclesia, plebanus Cibiniensis facit solennes processiones cum Corpore Christi, mane in summa missa, & sero in vesperis. Tunc pridem 39) nonnulli Cibinienses blasphemiam magnam perpetraverunt, & cives aliqui dixerunt: Sacerdotes nostri credunt, Deum factum esse coecum, ex quo tot luminaria incendunt: alii dixerunt: Sacerdotes nostri credunt, Deum esse puerum, qui velit instar puerurum duci, & portari in brachiis vetularum 40) circumcirca per civitatem. Concludentes, esse stultitiam, & sacerdotum fraudulentorum deceptionem.
Detrahunt sanctissimae beatae Mariae Virgini, exequias mortuorum, explodentes, horas canonicas esse stultam temporis contritionem, 40) volentes san-
hellet aus den Akten dieses Prozesses, der über ein Jahr dauerte, und im oft gedachten Kapitularischen Protokolle, der Länge nach, erzählet wird. Wäre der neue Pleban ein Protestant gewesen; würde wohl diese Klagschrift eine so wichtige Sache wider den Konsul, verschwiegen haben? Ja, hat es wohl an sich einige Wahrscheinlichkeit bey der Religionsverfassung des 1523igsten Jahres? —
39) Ist ein Schreib- oder Druckfehler, vielleicht anstatt: quidem. Diese blasphemische Reden hörte man itzt nicht zum erstenmale, man hatte sie schon mehrmal bey diesen Feyerlichkeiten gehört.
40) Sie sind noch bey den Evangelischen in Hermannstadt gebräuchlich, werden von einigen Schülern (Studiosis togatis) mit
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ctimoniales & alias personas religiosas, a servitio, divino retrahere, dicentes: Christum docuisse nos tantum orare: Pater noster, qui es ec.
Et nunc in domo Magnifici 41) manet apostata, quia de, domo Domini Magistri,Joannis Csukás ejectus est.
Reverendissime Archipraesul! hiz molestiis fatigati, oramus per viscera rnisericordiae Dei nostri, succurrat nobis patrocinio Dominatio Vestra, qui etiam nimiis attriti injuriis hiscere vix valemus, seu hiare. Quando quidem, si modo Reverenda Dominatio Vestra, authoritatem suam Silentio praetergressa fuerit, postea super Reverendissimam Dominationem Vestram, & super nos indignos Capellanos, fulminabitur illud verbum: Facti sumus opprobrium, & abjectio plebis.
Diese Klagschrift des Hermannstädtischen Kapitels, unterstützt von den geheimen Nachrichten des Uiberbringers, blieb nicht ohne Wirkung. Ludwig, auf dem Rande seines Lebens, und nahe der traurigen Stunde, unter den Ruinen seines Königreichs begraben zu werden, that noch das letzte Opfer für die herrschende Religion, dazu ihn der Eifer des Erzbischofs Salkani, bewegte. Pemflinger erhielt einen drohenden Brief, seine Würde, und alle Güter zu verlieren, wofern er nicht durch ernstliche Untersuchung, und Bestrafung der Abtrünnigen, die Ruhe der Kirche wieder herstellen würde. Sein bisheriges Verhalten gegen die Königlichen Befehle in dieser Sache, ward einer grossen Lauigkeit und Nachläßigkeit beschuldigt. Diese Irrleh-
den armen Schuljungen, die Mendikanten heißen, in der Parochialkirche gehalten.
41) Nimirum Regii Indicis Cibiniensis, bey M Paris Papai, ist nur eine Oltardische Randglosse.
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re schleiche nicht mehr im finstern, sondern breite sich nun öffentlich aus.
Egregio Marco Penflingero, Judici Nostro Cibiniensi, Fideli Nobis dilecto.
Ludovicus Dei Gratia, Rex Hungariae & Bonemiae. Egregie, fidelis, Nobis dilecte! commiseramus tibi praetertis mensibus, per alias litteras Nostras, ut capita & principes Lutheranae haereseos, quae dudum in illis partibus, & civitatibus Transilvanicis pululare coepit, coerceres, ac in pristinam fidem & religionem tua opera & diligentia reduceres. Qua in re te adeo tepide & negligenter gessisse, accepimus, ut jam non secreto, in error in paucorum mentibus versetur; sed palam ac publice vagari, radicesque altius egisse dicatur. Id quod nos ulterius pati, nulla ratione volumus.
Quare fidelitati tuae harum serie committimus, sub privatione officii tui, & amissione omnium bonorum tuorum, ut jam, vel deinceps, in illis partibus & civitatibus Nostris, ejus sectae homines diligenter, & religiose inquirere, inquisitosque & in errore deprehaensos secundum eorum culpam & delictum castigari facere debeas, & tenearis. Secus igitur, si & rebus tuis, & voluntati Nostrae consulere voles, nulla ratione feceris. Alioquin poena illorum in te retundabit. Datum Budae, Feria quinta ante festum beatae Mariae Magdalenae. Anno 1526.
Traurige Aussichten für die Freunde der Evangelischen Lehre! Allein, ein einziger Tag,
der unglückliche Tag bey Mohátsch, veränderte den ganzen Schauplatz,
König Ludwig, war nicht mehr, der
Erzbischof Salkani nicht mehr; und so blieb das Kapitel, und die übrige Geistlichkeit, sich selbst überlassen. Was
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konnten diese für die väterliche Religion zu Hermannstadt viel thun, da sie vom weltlichen Arm gar nicht unterstützt, vielmehr verhindert wurden? Doch lebte ihre Hoffnung wieder auf, als der
Waywode, Johann v. Zapolya, die Ungrische Krone, und
Paul v. Warda, das
Graner Erzbischthum erhielt. Sie säumten nicht, beyden die kläglichsten Vorstellungen von der Gefahr der Religion zu machen, und ihren Schutz, und Hilfe anzuflehen. Sogleich schickte der Erzbischof seinen Sekretär,
Blasius, Archidiakonus zu
Luzmannsburg, und Kanonikus zu
Raab, nach Hermannstadt, und befahl in einem Schreiben 42) allen Plebanen, und Vorstehern der Spitäler, Kapellen, und Altäre im Hermannstädtischen Kapitel, demselben Glauben zu geben, und alles, was er ihnen befehlen würde, getreulich auszurichten. Bald hierauf erhielt auch der Hermannstädtische Raht ein Königliches Schreiben, darinn ihm ernstlich anbefohlen wurde, ohne Zeitverlust alle und jede weltliche Personen, welche die Lutherische
42) Honorabilibus ecclesiarum parochialium Plebanis, nec non Hospitalium, Capellarumque, & Altarium Rectoribus,aliisque Beneficiatis sub Decanatu Cibiniensi existentibus, Iurisdictionis Nostrae Strigoniensis, Nobis in Christo Dilectis.
Honorabiles, in Christo Nobis Dilecti! Intimavimus nonnulla per Venerabilem Magistrum Blasium, Archidiaconum Lwczmanensem, & Canonicum lauriensem, ac Secretarium Nostrum, praesentium ostensorem, nomine Nostro referentem, hortamur igitur & requirimus vos, ut his quae idem Blasius, nomine Nostro vobis retulerit, fidem indubiam praestare, & ea, quae per vos obeunda jusserit, sub debito salutaris obediente exequi, & effectui manicipare debeatis. Datum in arce Nostra Strigoniensi, Feria tertia proxima post Festum beatorum Fabiani & Sebastiani, Marturum. Anno 1527.
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Kätzerey leseten, billigten, lobten, bekannten, oder auszubreiten suchten, einzuziehen, in Gefängnisse zu setzen, und alle ihre Güter dem Wohlgefallen des Königs vorzubehalten. — Weil auch
der Erzbischof Warda, dem Dechant, und der gesammten Geistlichkeit seiner Dekanate zugeschrieben, die unter ihnen von dieser Seuche angesteckten Personen auf bessere Wege zu bringen zu suchen: so sollte der Raht, den Erzbischöflichen Abgeordneten, und Dechant, wann sie es verlangten, auf alle mögliche Weise unterstützen. — Das Erzbischöfliche Schreiben habe ich nie gesehen, das Königliche aber ist dieses:
Joannes, Dei Gratia Rex Hungariae, Dalmatiae, Croatiae, &c. Prudentibus, & Circumspectis, Magistro Civium, ac Judici Regio, & Juratis Civibus Civitatis Nostrae
Cibiniensis, Salutem & Gratiam!
Ad Auditum Majestatis Nostrae, non sine gravi animi Nostri displicentia venit, inveniri sceleratos quosdam, honoris & salutis propriae immemores, in Civitate illa nostra Cibiniensi, qui haeresin illam Lutheranam a sede Apostolica in toto orbe christiano damnatam, interdictam, & explosam, non solum legere, asserere & probare, verum etiam publice laudare, profiteri, publicareque in contemtum, & vilipendentiam sacrosancte fidei Noatrae Catholicae, sanctaeqe Sedis Apostolicae manifestam non erubescerent. Cum autem ex injuncto regiminis Nostri officio, Nobis incumbat, populum fidelem nutu divino, moderamini Nostro subjectum, a labe & peste ejusmodi haeretica, aliisque erroribus quantum cum Dei adjutario possumus, tueri & praeservare; mandamus Fidelitati Vestrae harum serie firmissime, aliud haber nolentes, quatenus statim acceptis prae-
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sentibus, omnes singulas personas seculares civitatis & districtus Cibiniensis, cujuscunque status, gradus, conditionis, & praeeminentiae existant, quae praescriptam haeresin Lutheranam legere, asserere, probare, laudare, profiteri, vel publicare praesumerent, authoritate Nostra Regia vobis in hac parte concessa , captivare, vincire, & incarcerare,' resque & bona ipsorum universa, quocunque nomine censeantur, dispositioni Majestatis Nostrae, reservare, aliisque viis & modis, quibus vobis expedire videbitur, easdem de praedicta haeresi perfida retrahere, & coercere debeatis, & teneamini.
Scripsit praeterea Reverendissimus Dominus Paulus, Archiepiscopus Strigionensis, ad Decanum & communitatem Plebanorum, aliarumque personarum ecclesiasticarum, etiam Regiularium cujusvis Ordinis, Civitatis, & Districtus istius Nostrae Cibiniensis, ut si quipiam ex eis labe haeretica praescripta infecti essent, authoritate sua ordinaria per Commissarium suum specialiter ad id transmissum, & Decanum Cibiniensem emendarentur. Volumus itaque & fidelitati vestrae harum serie firmissime committimus & mandamus: quatenus dum & quando per Commissarium eundem & Dacanum requisiti fueritis, omni ope, favore, & auxilio eisdem adesse debeatis, & teneamini. Secus nulla ratione facturi. Praesentibus perlectis, exhibenti restitutis. Datum Strigonii, in Festo conversionis Pauli. Anno 1527.
Sollte dieser Befehl
Pemflingern, und dem
Bürgermeister Armbrüster, nicht ein Lachen zubereitet haben, da er von einem Könige kam, dessen Oberherrschaft sie, und die ganze Nation nicht erkannten?
Johann sah sich auch bald durch seine wankende Krone zu wichtigern Sorgen und Geschäften genöhtigt, die
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sich noch weniger durch schriftliche Befehle entscheiden ließen, und alle Religionsbekümmernisse verdrangen. So blieb dieser heilige Krieg wider die Kätzer ganz dem Erzbischöflichen Abgeordneten, und dem Dechante überlassen. Ich habe aber nichts von ihren Thaten entdecken können. Ich glaube auch nicht, daß sie etwas gethan haben; denn das Kapitel wußte seine Waffen wider Vermuhten, gegen die Feinde des Vaterlandes wenden. Der Siebenbürgische Woywode,
Petrus v. Perén, schrieb ihnen von
Großaue aus: Alle und jede sollten sich mit ihren Kriegsbedürfnissen bereitet halten, auf den ersten Befehl, wohin es die Nohtwendigkeit erfordern werde, sich begeben zu können.
Honorabiles Domini, & Amici Nobis honorandi!
Post salutem & Nostri commendationem, perliucide vobis constrare non dubitamus, quanta undi, quae huic Regno immineant pericula, formidabilesque ex omni parte rumores advolare. Quare praesentibus requirimus diligenter, & nihilominus Regia in Persona vobis firmiter committimus, qatenus visis praesentibus, per singula capita cum omnibus; apparatibus vestris bellicis, promti & parati ess debeatis, ut dum & quam primum cum aliis litteris Nostris ad vos superinde transmittendis, vos requisitos habuerimus, illico quavis occasione semota, eo quo necessitas ipsa postulaverit, moveri & prosicisci possitis & valeatis. Secus nulla ratione facere praesumatis. Ex possessione Kerezthyen- Zygethe, Feria sexta proxima post Festum dive Mathiae Apostoli. Anno Domini 1527.
Die
Sächsische Nation erklärte sich für den
König Ferdinand, und wäre dieser gleich ein Feind der Lutherischen Lehre gewesen; so hielt ihn doch Staatsklug-
(P 201)
heit zurück, sich in die Religionsstreitigkeiten einer Stadt zu mischen, an deren Erhaltung und Treue, ihm so viel gelegen seyn mußte.
Bey solchen Verhältnissen, solcher Lage der Staatssachen, wie sollte die Evangelische Lehre nicht immer glücklicher zu Hermannstadt geworden seyn? Schade aber, daß wir keine sicheren Geschichtschreiber, keine erläuternden Urkunden davon haben! Die fernere Geschichte der Evangelischen Lehrer, des
Georgius, und
Johann Surdasters, die Religionsbegebenheiten bis zu Ende der Ausführung des eifrigen
Plebans Huet, sind mir wenigstens Geheimnisse, bedeckt mit einem Vorhange, den ich nicht aufziehen kann. Ich weis zwar wohl, daß
Haner, und andere mehr 43) schreiben: der Raht zu Hermannstadt habe 1529. den 18ten Febr. bey Lebensstrafe befohlen, daß alle Mönche, und Römischkatholische innerhalb acht Tagen , mit allen ihren Sachen, die Stadt räumen, oder ihre Religion verlassen sollten. Worauf in drey Tagen keine Katholische Person mehr in der Stadt zu finden gewesen, — All-
43) So schreibt auch Schmitth, L.c. P. IIda, pag. 548. — Interea Cibinienses in Transilvania, Die XVIII. Februarii, (1529) Collegium XXIV. Cannonicorum, qui prope quadringentis annis Basilicam S. Crucis administrarunt, urbe ejiciunt cum familiis sacris divorum Francisci & Dominici. Wobey ich nur anmerke, daß die Parochialkircke in unsern alten Urkunden gar nicht die Kirche zum heil Kreuz, oder des H. Ladislaus heißet; sondern allezeit, beate Mariae Virginis. Die Kirche des H. Ladislaus, ist die Kapelle bey der Evangelischen Schule, und die zum H. Kreutz, die Dominikanerkirche vor dem Elisabethenthore, welche sie nebst ihrem Kloster 1474, dem Hermannstädtischen Rahte für die Freyheit, eine Kirche in der Stadt aufzubauen, überließen. Worauf sie denn das itzige Frauenkloster in der Salzgasse erbauten, und die neue Kirche gleichfalls zum H. Kreutz nannten.
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lein, dieses alles ist mir noch zu frühzeitig. Wäre solches wahr, wäre die Evangelische im Jahre 1529, nicht nur die herrschende Religion, sondern gar die einzige in Hermannstadt geworden: ließ es sich wohl glauben, daß der Raht und die Hundertmannschaft, die den Stadtpfarrer zu erwählen pflegen, den eifrigsten Römischkatholischen Christen von der Welt, zum Nachfolger des Plebans Huet, erwählet haben würden? Dieses einzige machet mir die ganze Nachricht so unwahrscheinlich, als nur etwas seyn kann. Doch die folgende Geschichte giebt uns noch mehrere Beweise, wie gerecht meine Zweifel gegen diese so frühzeitige Religionsveränderung zu Hermannstadt sind. Wäre ja noch etwas an der ganzen Sache, so würde der
Pastor Gunesch, 44) noch den meisten Beyfall verdienen. Er berichtet: nur die ausländischen Mönche, darunter besonders viele Italiänische gewesen, haben sich itzt genöhtigt gesehen, Hermannstadt zu verlassen.
Dritter Abschnitt.
Geschichte der Evangelischen Glaubenslehre zu Hermannstadt, von 1530, bis 1546, unter den Plebanen Woll, und Ramáschi.
Petrus Woll, oder Sächsisch: Wall, Doktor der Päbstlichen Rechte, ward Huets Nachfolger im Amte. Er war zu
Birthalmen, einem Sächsischen
44) Andreas Gunesch, starb als Stadtpfarrer zu Mühlenbach, 1703. Er hat viel für die vaterländische Geschichte gearbeitet.
(P 203)
Marktflecken im
Medwischer Stuhle gebohren, erhielt in der Folgezeit die einträgliche Pfarre
Reichesdorf, und verwaltete das Generaldekanat, im Jahre 1529. Von hier ward er nach Hermannstadt beruffen, woselbst er gleichen Eifer, wie Huet, für die väterliche Religion erwies, und alles Mögliche für ihre Erhaltung that. Einige Freunde der Evangelischen Lehre wurden vor das Kapitularische Gericht gefordert; da sie aber klüglich nicht erschienen- so verlangte Woll, den 22igsten
Hornung 1536, von dem
Dechant Georg Tabiaschi, Pleban zu
Hamersdorf, daß sie als Aufrührer, Halsstarrige, und Ungehorsame, mit dem Kirchenbanne bestraft würden, welches der Dechant mit seinen Beysitzern, auch bewilligte. Allein, diese ehemals so fürchterlichen Donnerschläge waren itzt den Bürgern ein leeres Wetterleuchten. Niemand fürchtete sich dafür. Vielleicht hätte Woll noch manche Versuche für die Erhaltung seiner Kirche gethan, aber das Ende seines Lebens war da. Er starb noch in diesem Monate. — Dieses ist alles, was ich von seiner Amtsführung sagen kann, der es gewiß an Denkwürdigkeiten nicht kann gefehlet haben; allein, wer hat sie der Nachwelt aufbewahrt ? Meine Qwelle, die mir oft gute Dienste geleistet, das Kapitularische Gerichtsprotokol, hat von dem 28igsten des
Brachmonds 1530, bis auf das Jahr 1540, fast nichts als lerre Blätter. Sollte dieses nicht einen grossen Vorfall der geistlichen Gerichtsbarkeit in diesen Jahren verrahten?
Bleiben uns nun gleich viele Begebenheiten unbekannt: kennen wir gleich viele nicht, die an diesem Gebäude der Evangelischen Glaubenslehre zu Hermannstadt, oft mit größter Gefahr gearbeitet haben; so wissen wir doch, wer es glücklich vollendet hat. Dieser ist
Mathias Ramaschi, der nach Wolls Tode, den 17ten
(P 204)
May 1536. 46) zum Stadtpleban beruffen wurde. Vorher verwaltete er die Pfarre zu
Bros, welches zugleich seine Geburtsstadt war.
Schmeitzl giebt uns nicht das vortheilhafteste Bild von seinen Gesinnungen gegen die Evangelische Lehre. Allein, recht in der Sache, irret er in der Person.
Kolomans Nachfolger war freylich ein heftiger Feind derselben; aber das war nicht
Ramaschi. Doch kann ich eben so wenig behaupten, daß dieser bey seinem Berufe nach Hermannstadt, ein öffentliches Mitglied der Evangelischen Kirche gewesen, als, daß die Römischkatholische Religion keine Bekenner mehr gehabt hätte. Den 13ten
Brachmonds 1536. befanden sich die Nonnen der heiligen Klara, noch daselbst. Dieses erweiset auch die Klage, die ein gewisser
Jodokus Zimmer, wider sie vor dem Kapitel führte. Im Jahre 1540 , den 19ten des Weinmondes, entschied dieses Gericht unter dem Dechante
Andreas von Reps, Pleban zu
Heltau eine Streitsache des
Presbyters Michael zu
Großau, mit dem dasigen
Scholaren, Georg, und das Endurtheil fängt also an: Christi igitur nomine invocato, & Mariae Virginis, omniumque civium superorum. -- Wie ächt Römischkatholisch klingt dieses noch! und Ramaschi hat doch auch als ein vorzügliches Mitglied Antheil daran gehabt. Allein bald hierauf änderte er seine Gesinnungen gegen die Evangelische Glaubenslehre, oder entdeckte sie nunmehr nur der Welt. Genug, er vereinigte sich mit dem Bürgermeister Armbrüster, und den übrigen Evangelischgesinnten, worauf diese Religion immer mehrere Freyheit erhielt, und Eroberungen machte. Gegen das Ende dieses 1540igsten Jahres, oder zu Anfange des folgenden, mögen die Römischen Geistlichen die Stadt zu räumen, genöhtigt wor-
45) Matric. vetus Pleban. Cibin.
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den seyn. Denn von dieser Zeit an finde ich, daß die Güter der Geistlichkeit nach und nach verkauft worden. In der Woche vor dem Sonntage Lätare, 1541, hatte dieses Schicksaal auf Befehl des Rahts, der Teich der schwarzen Mönche, oder Benediktiner; so auch das Siechenhaus (pauperum leprosorum) in der Elisabethengasse, welches der Vorsteher desselben,
Paul Scherer, verkaufen, und das Geld zum Nutzen solcher Kranken anwenden mußte. Im Jahre 1543. geschah es mit den Gütern der Brüderschaft der
H. Anna, und 1546, mit dem Garten, und Teiche der Dominikaner.—
Doch, ich kehre zu dem Ramaschi, und zu seinen Bemühungen für die Evangelische Lehre zurück. 1543. verwaltete er das Dekanat, und nun war seine wichtigste Sorge, dieselbe in aller Reinigkeit, und einen ihr gemäßen Gottesdienst zu Hermannstadt einzuführen. In dieser Absicht nahm er seine Zuflucht zu
Luthern,
Melanchton, und
Bugenhagen, überschickte ihnen
Honters Reformatio Ecclesiae Coronensis, ac totius Barcensis Provinciae, und baht sie um ihren Raht, und Unterricht. Diese Männer sahen im Honterischen Werkchen alle ihre Wünsche erfüllt, verwiesen also den Ramaschi nur auf dasselbe, und priesen ihm eine brüderliche Gemeinschaft mit demselben, und seinen Gehilfen, zu
Kronstadt an. Bugenhagen überschickte ihm zugleich die Formel, nach welcher die Ordination der Geistlichen, zu Wittenberg geschah.
Hätten wir des Ramaschi Schreiben noch, so würde ohne Zweifel manche Lücke in dieser Geschichte ergänzt werden können. Allein, ich habe sie nirgends entdecken können. Luthers, Melanchtons, und Bugenhagens Briefe aber sind zu Kronstadt, ohne Meldung des Jahres, ohnfehlbar vom Honterus, in 8. herausgegeben worden. Ihre Aufschrift ist:
Approbatio Reformationis Ecclcesiae Coronensis, ac totius
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Barczensis Provinciae. a clariss. D. Martino Luthero, Philippo Melanthone, & Joanne Pomerano, Viteberga Cibin. Pastori, suae Ecclesiae reformationem petenti, transmissa, & ex autographo, sive Originali descripta. Die Seltenheit dieser kleinen Schrift, selbst in unserm Vaterlande, beweget mich, diese Briefe Freunden unsrer Kirchengeschichte auf das Neue mitzutheilen. Luthers Antwortsschreiben: 46)
Venerabili in Domino Viro, Domino Mathiae Ramassi, Pastori Cibiniensi, & Decano ejusdem Capituli, Fratri charissimo. Gratiam & Pacem in Domino!
Obtulit mihi tabellarius tuus, mi Matthia! una cum litteris tuis, libellum de reformatione Coroniensis Ecclesiae, & totius Provinciae Barcensis, typis Coronae excusum, 47) quem volui ad te mittere;sed tabellarius dixit, abundare isthic apud vos exempIaria, voluitcque penes me retineri. Omnia enim, quae tu a me petis, in isto libro offendes melius, quam ego scribere possum. Placuit enim mihi vehementer, qui tam docte, pure & fideliter scripus est. Igitur hunc libellum lege,& cum Coroniensis Ecclesiae ministris communica , illi tibi erunt utilissimi cooperarii pro ecclesiae tuae reformatione. Nam nostrae ecclesiae formam diligenter prosecuti, sunt in isto libello, ad quem, ad quos te remissum volo. His in Domino felicissme vale, & prospere age. Amen. Sabbatho Aegidii, 1543.
Tuus Martinus Lutherus, Doctor.
46) Dieses befindet sich auch in Lampens, oder eigentlich Embers Historia Ecclesiae reformatae in Hung. & Transilv. S. 692.
47) Unter dieser Aufschrift, 1543. in 8. unter dem Titel aber: Formula Reformationis. --- 1542.
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Melanthons Antwort:
Venerabili Viro, & egregia Doctrina, & Pietate praedito, Domino Mathiae Ramassi, Pastori Ecclesiae Cibiensis, Philippus Melanchton S.D.
Praecipua cunsolatio est in magnis calamitatibus tanquam portum prospicere, videlicet intelligere, Deo nos curae esse, & recte eum invocare. Hac cosolatione nos jam in his Turcicis vastatioonibus & aliis aerumnis utamur. Ardet orbis terrarium communi incendio, in quo Deus non tamen finit penitus deleri ecclesias, & mitigabit mala publica, si eum rursus invocare dicemus, & idola abjiemus. De ritibus ecclesiae nostrae audito eos, qui illos viderunt, magis enim perspicue narrari, quam describi possunt. Preecipua autem sit cura, ut populo tradatur doctrina incorrupta & salutaris. Et quidem pueritia ad Cathechisin assuefacienäa est. Majores natu, qui admonitionibus privatis indigent, (sunt enim multi rudes) examinentur de doctrina, & erudiantur in eo colloquio privato, quod confessionem vocant. Utrique vero, senes & juniores, planis & perspicuis concionibus de summa doctrinae Christianae doccantur, ubi prudenter eligendae sunt materiae, quae prosunt populi mentibus : ut loci de Poenitentia, de fide, de Invocatione, de Cruce, de Operibus a Deo praeceptis, de Discrimine verae pietatis & supestitionum. Copiosius arbitror tibi Pastorem Ecclesiae nostrae respondisse. Mihi, & Coronensis ordinatio placet, & oro aeternum Patrem Domini nostri Jesu Christi, ut Reliquias suae Ecclesiae servet, nec finat in Pannoniis & Glermania deleri Nomen Christi. Spero etiam illuxisse fammam Evangelii, ut aliquam pii in tantis miseriis consola-
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tionem habeant, & ut prosit earum doctrina ad Religionis verae conservationem in hac vastatione, donec Deus iterum expellet ex his Regionibus Turcas. Non enim diu grassabuntur in Pannonia & reliqua Europa. 48) Bene & feliciter vale, & rescribe Die 3. Sept. 1543.
Bugenhagens Schreiben:
Venerando Viro, Domino Mathiae, Cibiniensis Ecclesiae Pastori, & Praeposito dignissimo, Domino suo, & fratri in Christo semper Venerando. Johannes Bugenhagius, Pomeranus, Tuus &c. Gratiam Dei, & Pacem per Christum!
Legi tuas Litteras, Mathia charissime!
Vedi vestrarum Ecclesiarum ordinationem & reformationem. Deus novit, quam gravisus sim, & gratias egerim Patri misericordiarum, qui non definit rursum dilatare Regnum Christi, Filii sui, per Evangelion aeternum, etiam isthic apud vos, ubi omnia sunt perturbata per Turcam. Subiit mihi in mentem illius Prophetae: Domine! in ira tuae misericordiae memor eris. Gratia Deo pro inenarrabili dono gratiae ejus. Amen!
Formam, quemadmodum ordinavimus Ministros Evangelii, mitto ad te. Ordinem autem doctri-
48) Wer wünschte nicht, daß sich diese seine Astrologische Prophezeyung erfüllet hätte! Allein, es widerfuhr ihm etwas Menschliches, wie zu Kassel, da er dem Kinde seines Freundes, Dionysius Melander, die Nativität stellte. Es sollte ein hochgelehrter Mann, und in Religionsstreitigkeiten berühmt werden, — und was war es? eine Tochter. Gut! sie sollte also in ihrem siebenten Jahre sterben; sie starb aber im vierzehnten.
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nae sanae. & observationis in vestris Eclesiis, non possumus meliorem praescribere, quam vos misistis ad nos, Coronae excusum. Miror Dei bonitatem , quod tam sinceram doctrinam & observantiam statim initio dedit istis ecclesiis, & obsecro Christum, Filium Dei, qui factus est pro nobis victima, ut in hac puritate vestras ecclesias promoveat, & conservet, ut instructae Cathechismo nobis divinitus dato, crescant perpetuo in cognitione Domini nostri Jesu Christi, in quo sumus completi, & habemus omnia, usque ad perfectam diem, quando Christus abolitis omnibus, regnum tradet Deo & Patri, ut sit Deus omnia in omnibus in aeternum. Reformatio Coronensis per omnia consentit nostrae, atque adeo plane eadem est, quam certe scimus esse veteris Ecclesiae doctrinam, observationem, & consensum, de qua in veteri ecclesia confitemur & canimus ex Symbolo Nicaeno: Credo unam ec. Ut autem confirmetis vestra, & confutetis ea, quae sunt anti-christianorum, non opus est, ut scribamus nunc vobis, siquidem quod fatemini, & vos in vestra reformatione habetis sanctissima scripta post S. Scripturam, Patris nostri Lutheri, D. Phillippi Melanthonis & nostrorum. Brevi quoque, ut spero, post hasce nundinas, accipietis integros meos Commentarios in totam Epistolam priorem ad Chorintios. Si quid possumus nos cooperari vobis ad Regnum Christi, quod nunc rursus aedificatur ex ore infantium & lactantium, jubete & factum putate. Ex Wittenberga, M.D.XLIII. 3. Septebris.
Diese entscheidenden Briefe rechtfertigen nun meinen Widerspruch bey den Nachrichten unsrer bekanntesten Geschichtschreiber vollkommen. Wie sicher erkennen wir daraus, daß die Religionsänderung zu Her-
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mannstadt vor 1543, nicht vollendet worden! In Absicht der Gottesdienstlichen Gebräuche, richtete sich
Ramaschi mehr nach der Sächsischen Kirchenordnung, als nach der Kronstädtischen, daher ist in den Gebräuchen beyder Kirchen einige Verschiedenheit. Bey diesen Religionsgeschäften fand er einen treuen Gehilfen an dem gelehrten
Martin Heinz, (Hentzius) der
damals Rektor der Schule war, und diesen Dienst mit grossem Fleiße und Eifer, bis 1547. verwaltete, da er
Altenbergers Nachfolger in der
Medwischer Stadtpfarre ward. Allein, die schrecklichsten Drohungen, und Nachstellungen des
Bischöflichen Vikars und Kanonikus, Franziskus, bewegten ihn, bald seinen Dienst nieder zu legen, und wieder nach Hermannstadt zurück zu kehren. 49)
Hermannstadts Vorbilde folgten nicht nur die Stuhldörfer nach; sondern auch die zur
Weißenburgischen Diöces gehörigen Dekanate. Alle Versuche, alle Drohungen des Bischöflichen Vikars, Franziskus, waren dabey fruchtlos. Im Jahre 1545, den 22igsten März, ward von dem
Generaldechante Michael, Pfarrer zu
Eizeldorf, und dem Hermannstädtischen, und Burzelländischen Dechanten,
Johann Friderici, Pfarrer zu
Stolzenburg, und
Thomas, von
Petersberg in
Burzelland, eine Synode zu
Medwisch gehalten. Darauf beschlossen sie, in Absicht der Religion, einmühtig:
1) Das Augsburgische Glaubensbekenntniß sollte die Richtschnur der Lehrer, und der Lehre seyn.
2) Die Kirchengebräuche sollten nach der Sächsischen Kirchenordnung beobachtet werden.
49.) Nachgehends erhielt Heinz die Pfarre Kelnek, unter dem Walde. Von hier ward er nach Mühlenbach beruffen; starb aber noch vor seiner Einführung. Das Jahr seines Todes ist mir bis itzt noch unbekannt.
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3) Alle überflüßigen Altäre in den Kirchen abgeschaft, und nur ein einziger beybehalten werden.
4) Die Lehrer des Evangelii haben Recht, die Zehenden von ihren Zuhörern anzunehmen.
5) Das Band der Einigkeit, unter gesammten Sächsischen Kirchen zu erhalten, sollten sie alle von einem einzigen Bischofe, oder Generalsuperintendenten abhängen. 50)
Nachdem
Ramaschi so viel für die Evangelische Glaubenslehre gethan hatte, vollendete er seine Laufbahne, 1546. den Sonntag nach
Gallus, 51) beklagt von der ganzen Stadt, unvergeßlich allen Freunden der Evangelischen Kirche. - Sein Nachfolger im Amte war
Bartholomäus Altenberger, von Hermannstadt, bisheriger Stadtpfarrer zu Medwisch. Den 16. März, 1547. ward er beruffen, und starb den 5ten März, 1552.
Seivert.
50) Haners, Hist. Eccles. S. 206.
51) Matric. Pleban. Cibin.