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Band 4 Heft 2

ZUM GESAMTINHALT

Fragment einer topographischen Beschreibung der Barscher Gespanschaft. o.N. [von einem Mediziner in der Bartsch, Windisch an Cornides, 07.02.1787; T.B.]; Geographie



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10. Fragment einer topographischen Beschreibung der Barscher Gespanschaft.

Diese Gespanschaft ist in vier Bezirke eingetheilet, von welchen der obere wieder natürlich in zween Distrikte zerfällt, da eine ansehnliche Strecke von ziemlich hohen Bergen, die Gemeinschaft des Oslaner, mit dem Heiligenkreutzer, fast gänzlich unterbricht. — Mehr als ein Drittheil dieser Provinz, ist mit Bergen, und fruchtbaren Hügeln angefüllt; der schönsten Ebenen aber, und der angenehmsten Gegenden, kann sich der Lewenzer Bezirk nur allein rühmen.

Mit demselben gränzt diese Gespanschaft, Ostwärts an die Honter, Südwärts aber an die Graner Gespanschaft; ihre Lage ist auch so beschaffen, daß ihr die Bergstädte, Kremnitz ausgenommen, Nordostwärts, die Thurotzer, und Neitrer Gespanschaft, Nord- und letztere auch Westwärts, die Komorner aber Südwestwärts lieget.

Ihre Länge beträgt von Kremnitz, bis St. Benedikt sieben und eine halbe Stunde, von da bis Werebél drey, und von letzterem Orte bis Ochay, zwo Stunden, zusammen also 12 bis 13 Stunden; in der Breite aber drey, vier, bis fünf Stunden.

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An gesunder Luft übertrift sie manche Gespanschaften. Endemische Krankheiten kennt man hier nicht, und die epidemischen schränken sich auch nur auf die Frühlings- und Herbstfieber ein. Nach einem feuchten, oder nassen Winter, und den darauf folgenden schönen März und April, herrschen die Keichhusten, unter den Kindern sowohl, als unter den Erwachsenen ziemlich stark. Auch die Ruhr zeigt sich im Frühlinge und Herbste, je zuweilen unter dem Landvolke; die bösartigen, und so genannten Kerkerfieber finden sich manchmal im Frühlinge ein, hauptsächlich aber in den tiefliegenden Dorfschaften, welche öftern Uiberschwemmung ausgesetzt sind. Der Mangel an gesunder Nahrung, welcher oft ganze Familien trift, der fast tägliche Genuß des geräucherten, und nicht selten gefaulten Fleisches, das schlechte, und nicht wohl ausgebackene Brod, und die eingesperrte Luft der engen Wohnstuben, sind meist die traurigen Wirkungen, die so vielen das Leben kosten. — Aus eben diesen Ursachen, nur unter andern etwas glücklichern Umständen, entstehet der Skorbut, der sich im Winter und Frühjahre sowohl an Kindern, als an Erwachsenen zeiget. Die Pocken habe ich seit sieben Jahren noch nie bösartig gefunden, und unter dem ziemlich zahlreichen Adel, befinden sich kaum drey Podagristen. Auch der Stein ist hier höchstselten, die Koliken aber desto häufiger, die jedoch fast immer von einer Unverdaulichkeit herrühren. Das Schaudern, mit abgeschlagenen Gliedern, Eckel, und Unruhe, sind die gewissen Vorbohten, und Anzeigen eines bevorstehenden Fiebers, welches der Landmann, mit dem täuschenden Namen des Tschömörs *) belegt, und es auch

*) Die bey den Ungern unter diesen Namen so gewöhnliche Krankheit, ist nichts anders, als ein gemeines Fieber, welches meist durch den Eckel entstehet.

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dann, wann sich in der Folge ein hitziges Fieber zeigt, dem vernachläßigten Tschömör zuschreibt.

Der größte Handel der Einwohner ist mit allerley Getraidarten, welche sie sowohl in die Bergstädte, als nach Preßburg verführen; aus dem Lewenzer Bezirke aber bringen sie ihren Waitzen meist in das benachbarte, und im Honterkomitate gelegene Städtchen Frauenmarkt, (Báth). Die Viehzucht, besonders die mit Schaafen ist ziemlich erheblich, und es wird jährlich eine beträchtliche Menge Wolle ausgeführet. — Uiberhaupt bringt sie fast alle mögliche Naturalien hervor, gute, gesunde Weine, allerhand schmackhaftes Obst, Beeren, Hülsenfrüchte, und Küchenkräuter; auch zahmes Geflügel, und Wildprät.

In Ansehung der Religion, theilet sich das Volk in die Katholische, Evangelische, und Reformirte. Der ersten sind einige Slawen, der letztern aber die Ungern größtentheils zugethan. — Die meisten Ungern befinden sich in dem Lewenzer- und Werebéler Bezirke. Sie sind sehr gut gewachsen, stark, tapfer, lebhaft, ehrgeitzig, liebreich, und halten ihre Eltern, und Vorgesetzte in grossen Ehren. Ihre offene Stirn, die schwarzen, feurigen Augen, und die Habichtsnasen, sagen mehr, als ich sagen kann. Die Slawen hingegen, sind hinterlistig, falsch, unbändig im Zorn, und tragen eben nicht viel Liebe gegen ihre Eltern. Sie verändern auch oft, noch bey derselben Lebzeiten ihre Namen, und heißen im Dorfe ganz anders, als sie in der Kirchenmatrikel eingeschrieben sind. Ihre Statur ist nur mittelmäßig, ihre Augen sind grau, die Nase stumpf, und eingebogen; hingegen sind sie arbeitsam, unternehmend, zum Handel geneigt, leben schlecht, lieben aber die berauschenden Getränke. Dem Aberglauben sind sie sehr ergeben, wie denn den Abend vor dem Feste der heiligen Lucia, der Knoblauch wider

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die Hexen fleißig gebrauchet wird. Am heiligen Weynachtstage, schmiert man den Legedarm des Federviehs; und stirbt ein Hauswirth, so werden die Wagenräder über das Kreutz abgenommen. So erhält sich auch der Gebrauch noch immer, die Mägdchen um diese Zeit, mit kalten Wasser zu begießen, das Eintauchen aber, ist wegen des vielen Unglücks abgeschaft worden. Tags darauf, wird die Rache, der Weiber und Mägdchen rege, und sie peitschen die Männer ohne alle Gegenwehr, meist sehr empfindlich durch. Noch lächerlicher ist der Gebrauch, da man eine weibliche Figur auf einer Stange, unter lautem Geschrey, und Singen der Mägdchen herumträgt. Diese Figur heisst man Muréna, und der Tag nach Gregory, das Ende der Fasten, und der Abend vor dem Tage Johanns des Täufers, sind dieser Feyerlichkeit gewidmet.

Die Weiber sind nicht viel besser, als ihre Männer; und wann sie vom Brandtweine begeistert sind: so hört man Wunder, was sie für schwere Krankheiten, durch Schmieren, und Reiben des Schmeerbauchs, gehoben, wie viel Kindern sie dadurch zur Welt geholfen, und was sie sonst noch für Geheimnisse, und Künste besitzen. Ihre Hebammen sind meist Wittwen von Hirten, die sich noch mancher von ihren seligen Gatten ererbten Wunderdinge rühmen. Noch reden sie von Geistern, Nachtgespenstern, und Wechselbälgen, und was des abergläubischen Zeugs noch mehr ist.

Der Kleintapoltscháner Bezirk.

Ist außer der Mittagseite, mit lauter Bergen, und Hügeln eingeschlossen. Westwerts hat er das Ghymescher Gebirg, welches bey dem Flecken Kleintapoltschán einen rechten Winkel macht. Von da zieht es sich un-

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ter dem Namen der Tapoltscháner, Kneschitzer, Tscháráder, und Nemether Gebirge bis Sankt Benedikt; hier aber streicht ein anderes gegen Süden, dreht sich sodann bey Kleinkosmál mehr rechts, und hernach wieder Südwerts bis an die Komorner Gespanschaft, und scheidet den Lewenzer von dem Werebéler, diesen aber von dem Kleintapoltscháner Bezirke. — Diese Reihe von Bergen ist mit dicken Wäldern, und größtentheils mit Weinstöcken bepflanzt. — Das Kneschitzer Gebirg, welches sich gleich einem Amphitheater auf vier Stunden weit in der Breite, immer mehr gegen Norden erhebt, hemmt den rauhen Nordwind, und dienet, diesem, und dem Oslaner Bezirke zur Scheidewand. Die meisten Hügel sind kahl, die Berge aber mit starken Wäldern bedeckt, die Eichen, Buchen, Birken, Aeschen und Papeln hervorbringen. Es halten sich auf denselben auch nicht nur Wölfe, und Füchse, sondern auch hohes Wildprät auf.

Auf drey, vier, bis fünf Stunden Nordwerts, sind Dörfer, von welchen zwey, nämlich

Lehota, und Fenyö Kostolán noch zu diesem Bezirke gehören, und von Slawen bewohnt werden, die ihre Pfarre haben. — Die übrigen sind Deutsche, und vermuhtlich eine Sächsische Kolonie. Sie liegen alle sehr hoch, und sind, wie in Sibirien, kaum drey Monate des Jahrs ohne Schnee. Sie leben meist von der Viehzucht, und bauen nichts als Haber, der auch nur selten zur Reife kömmt. Im Sommer verdingen sie sich als Schnitter, im Herbste aber, als Drescher bey den herumliegenden Herrschaften. Der Fleiß und die Nettigkeit dieser Leute bey ihrer Arbeit, wird sehr geschätzt, wie sie denn in Drechseln und Schnitzen, grosse Geschicklichkeit zeigen. Sie verarbeiten überdieß viel Holz, und bringen sowohl Fäßer, Schaufeln, Getrai-

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detruhen, Kannen, Löffel, Faßreife, und eine Menge anderer Holzwaaren zu Markte.

Oberhalb Fenyö Kostolán, gegen Lehota zu, sieht man die Trümmer eines Thurms, den die Einwohner Turna nennen. Einer alten Sage nach, soll ihn eine Räuberbande erbaut, die ganze Gegend unsicher gemacht, und viel Schaden verursachet haben. Da zur selbigen Zeit, fast der ganze Bezirk bis Werebél , ein dicker Wald war, so konnte es ihnen auch nicht schwer fallen, sich in dem Besitze desselben sehr lang zu erhalten. Ein von Werebél entführtes Mägdchen aber, das von ihrem Vater entdeckt ward, rettete diese Gegend, indem es abgeredtermassen eine brennende Lunte in das vorrähtige Schießpulfer steckte, und sich mit dem vorgefundenen Gelde, und andern Kostbarkeiten in Sicherheit setzte. Die im Schlafe liegenden Räuber, wurden entweder in die Luft gesprengt, oder unter dem Schutte begraben; diejenigen aber, die eben auf einer Streiferey waren, und diese Verwüstung sahen, sollen, die beyden Dörfer, Fenyö Kostolán, und Schkitzo, welche itzt zur Tapoltscháner Herrschaft gehören, angelegt haben.

Südwerts unterhalb Schkitzo, stehet das wüste Schloß Ruscho, welches der Sitz der ursprünglichen Grundherren von Tapoltschán war, wie solches die Inschrift auf einer Mauer desselben zeiget, und also lautet: Generosus Dominus Joannes Topoltsány, arcem hanc aedificari fecit Anno 1485. Einer der letztern dieser Familie soll sehr mächtig gewesen seyn. Durch Heurat fiel es an die Rákotzische Familie, und endlich an die itzigen Besitzer, die Grafen Keglewitsch, und Koháry. Unterhalb demselben führt ein sehr enges Thal Nordwerts bis Schkitzo. In diesem Thale, eine halbe Stunde über Klein Topoltschán, habe ich eine bisher noch unreine Qwelle eines mineralischen,

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Wassers entdecket, welche ich schon in diesem Magazine beschrieben habe. *)

Kleintapoltschán, Kis Tapoltsán, Male Tapolcány, ist ein Marktflecken, von dem der Bezirk den Namen führet. Er liegt am Ausgange des erst beschriebenen Thales, folglich tief, und eben nicht reitzend. Das Kastell, zu dessen Erbauung, obbemeldter Johann Tapoltschány das Komitat zu bewegen wußte, ward ziemlich fest angelegt, mit Wassergräben, und einer Aufzugbrücke versehen. In der Mitte des Hofs stund ein hoher Thurm, der so, wie das ganze Kastell, mit gutem Geschütze versehen war. In den Rákotzischen Unruhen, ward das zweyte Stockwerk darauf gebauet, und nach und nach in den gegenwärtigen Zustand versetzet. Ehedem war es ein Rákotzisches Eigenthum, wie solches aus der Aufschrift desselben: Castellum hoc instauravit illustrissimus Comes Ladislaus Rákotzy de Vadász, cum Conforte sua Elisabetha Bánfi de Nagy- Mihály 1662. Itzt gehört der größte Theil, der gräflich Keglewitschischen Familie, welche auch die Kirche vor ein par Jahren ganz neu herstellen lassen. Der Kornspeicher ist sehr geräumig , die Mayerey ergiebig, und der Garten mit einer schönen Orangerie versehen. Auch das Bräu - und Wirtshaus sind gute Gebäude. Sonst wurden hier ehmals die Versammlungen der Gespanschaft gehalten.

Von diesem Orte Ostwerts eröfnet sich ein anderes Thal, das nach den Dörfern Fenyö-Kostolán, und Lehota führet. Bey ersterem hat das Graner Domkapitel eine Glashütte angeleget, von der es aber wenig Nutzen zu ziehen scheinet. Oberhalb derselben ist ein guter Steinkohlenbruch, von dem man aber, da die Wege durch das Thal, fast ganz unbrauchbar

*) Im ersten Bande, auf der 232igsten Seite.

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sind, und ihre Herstellung zu viele Unkosten erforderte, keinen Nutzen ziehen kann. -- Zwo Stunden unterhalb besagter

Glashütte, fast an dem Ausgange des Thales, hat erwähntes Domkapitel, auch eine Papiermühle erbauet, der es aber an der dabey so nöhtigen Luft fehlet. Der Bach, der sie treibt, enthält sehr schmackhafte Forellen.

Noch vor der Oefnung dieses Thales, liegt das, eben dem Graner Domkapitel zugehörige Dorf Obitz, bey welchem sich eine Sägmühle, und ein guter Steinbruch befindet. Eine Viertlstunde oberhalb demselben, und zwar auf dem Rücken des Berges, entspringt ein Säuerling, der mit Wein vermischt, überaus angenehm zu trinken ist. Das Wasser desselben ist rein, und klar, wirft viele Perlen, und hat einen sehr angenehmen säuerlichen Geschmack. — Da ich diese Mineralische Säure, durch chymische Versuche nicht auffinden konnte, gelang es mir doch, sie mit der Schwefelleber zu beweisen. Alle angestellten Versuche aber, zeigten sonst nichts, als daß dieses Wasser eine mineralische Säure enthält. Ich würde es allen mit Stein und Sand behafteten Personen zu trinken anrahten; es müßte jedoch bey der Qwelle geschehen, weil es sonst zu viel von der fixen Luft verliert; auch die Flaschen, wann sie damit angefüllt, und etwas stark vermacht werden, sehr leicht zerspringen. Mit Beyhilfe eines mineralischen Alkali, wollte ich das Selzerwasser nachahmen; es hat aber dieser Versuch meiner Hoffnung nicht entsprochen. — Beym Eingange in das Dorf, befindet sich ebenfalls ein Säuerling, der jedoch viel schwächer, als der obige ist. — Die Bauern da herum, sind nur selten krank, und dem Skorbute nie unterworfen. Das Gebirg um Obitz, und Máholány enthält eine Menge Bolus; den Eisenglimmer aber, den das Regenwasser abspület, verkaufen

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die Bauern zum Streusande. Er hält das stärkste Feuer aus, und läßt sich von den mineralischen Säuern nichts abgewinnen. Von diesem Eisenglimmer sind besonders die an das Gebirg stossenden Gräben, angefüllt; und in heitern Sommertagen, ist es ein sehr schöner Anblick, die Silberblitze von allen Seiten, im grauen Sande zu sehen.

Eine Viertlstunde Mittagwerts, liegen die Dörfer Apati, und Kneschitz, von welchen das Erstere, das Graner Domkapitel, letzteres aber, wegen der guten Holzung, fast alle Edelleute dieses Bezirks zu Grundherren hat.

In einer weiteren Entfernung von einer halben Stunde, stehet der Marktflecken Mároth, Morawecz, den die Ungern Aranyos-Mároth nennen. Da er fast im Mittelpunkte der Gespanschaft liegt, so hat man in demselben ein Stuhlhaus gebauet, das geräumig genug ist, nebst den Stuhlbeamten, auch den Komitatsphysikus zu beherbergen. In demselben befindet sich eine Kapelle, und eine wohleingerichtete Apotheke; die Kerker aber sind schlecht, und ungesund. — Ehedem war dieser Ort nur ein Dorf, und hat sein itziges Ansehen, der ausgestorbenen Paluschkischen Familie zu danken. Der Vater des letztverstorbenen Christian Paluschka, hat die Donation auf sein männliches Geschlecht erhalten, das Kastell zu bauen angefangen, einen geräumigen Kornspeicher, und ein schönes Wirtshaus aufgeführt; Christian aber hat den Bau des Kastells vollendet. Die Kirche ist ebenfalls von dem Letztern erbauet, gut fundirt, und sehr hübsch eingerichtet worden. Sie steht auf einer Anhöhe, mit der Fronte gegen Abend. — Der Ort hat zwo Hauptgassen, die bey der Kirche zusammlaufen. Die obere ist mit einer Alee von ächten, und wilden Kastanienbäumen besetzt, und hat das Bräuhaus, die Mühle, und den Mayerhof im Pro-

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spekte. Die andere hat einen geräumigen Platz, auf welchem neben der Kirche, das schöne Kastell, die Fronte gegen die Alée kehret. Der dabey befindliche geräumige Garten hat eine schöne Orangerie. In diesem Orte ist auch noch eine andere Mühle, und eine Walke für die Tuchmacher, die hier sehr zahlreich sind. Es fehlet auch nicht an verschiedenen andern Handwerkern, die sehr gutes Auskommen finden. — Merkwürdig ist es, daß sich der Schnee von Mároth bis Tássár immer am bäldesten verliert, welches entweder den mineralischen Ausdünstungen, oder den nördlichen Hügeln und Bergen da herum, welche die Stralen der Mittagssonne auf das Thal zurückwerfen, zuzuschreiben ist. Die Márother Herrschaft hat der Kardinal Migazzi für seinen Neffen erhalten.

Etwan eine Viertlstunde von diesem Flecken Mittagwerts, liegt das Dorf Hézér, bey den Slawen Hißarowze, welches, wie es aus dem Gespanschaftsarchive erhellet, im Jahre 1300, die Marktfreyheit hatte. Ihre Wiesen, welche den Márothern mangeln, sind sehr fett, und ergiebig.

In diesem angenehmen Thale, liegen ferner, eine halbe Stunde ebenfalls gegen Mittag, die Dörfer Tassár, und Mlinan, (Malonya) von welchen ersteres dem Graner Domkapitel, letzteres aber zur Tapoltscháner Herrschaft gehöret. — Bey Tassár sind itzt verschiedene, zum Theile gemauerte, oder sonst gut geschlagene Brücken, über den Sittwafluß, der in dem Kleintapoltscháner Gebirge entspringt, und diesem reißenden Thale Fruchtbarkeit, und Annehmlichkeit verschaffet. Hier war es, wo im Jahre 1632, vier Grafen Esterháßy, den Türken, der von Neuhäusel aus, über das Tapoltscháner Gebirg streifte, und aus dem Oslaner Bezirke, bis vier Tausend Menschen mit sich wegschleppte, angegriffen, sie bis Klein Wosokán ver-

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folget, und nach einer langen und tapfern Gegenwehr, ihren heldenmühtigen Geist aufgeben mußten. Die gefangenen Christen wurden jedoch glücklich befreyet. Auf dem Felde, wo dieses vorgefallen, hat die Esterhaßische Familie eine Kapelle errichten lassen.

In dem nämlichen Thale gegen Werebél zu, liegt das unansehnliche Dorf Seleptschin, welches dem Königreiche, den berühmten Erzbischof Seleptschény schenkte. Es hat eine von ihm erbaute Kirche, die aber die Freygebigkeit ihres Stifters gar nicht verräht. Weiter abwerts, liegt ein dem ofterwähnten Granerkapitel zugehöriges Präsdium, Mikoweisa genannt, welches noch vor fünfzig Jahren ein Dorf war.

Eine kleine Stunde vor Werebél, trift man auf das Dorf Neudorf, Garam Ujfalu, Noweißi, welches schöne Viehzucht hat. Oberhalb demselben gegen Westen, steht eine Schanze auf einem Hügel, die aber eher zur Wache, als Wehre gedienet haben mag. — Und hier sind die Gränzen des Klein Tapoltscháner, und Werebéler Bezirks.

Ich kehre also wieder auf Mároth zurück, und merke noch an, daß demselben Westwerts, hart an den Gränzen der Neitrer Gespanschaft, die Dörfer Márton, Groß- und Klein Slaschan, etwas näher an dem Gebirge aber Welt, oder Weltschitz liegt, welches den Gläubigern gerichtlich zugefallen, von denen es der Kardinal, Graf Migazzi an sich gebracht, und zur Márother Herrschaft geschlagen hat. — Zwischen letzterem Orte, und Mánkotsch, sieht man die Uiberbleibsel eines Schlosses, welches der gemeine Mann Tscherno Hrad, das schwarze Schloß nennet. Außer dem Thore, einigen Schanzen und Gräben, liegt schon alles im Schutte; und die im Schloßhofe nun ziemlich groß gewachsenen Eichen, sind. Zeugen des ver-

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jährten Verfalls desselben. Es soll den Siegmund Forgátsch, der im fünfzehnten Jahrhunderte lebte, zum Erbauer gehabt haben. — Unter dem Wardeiner Bischofe Paul Forgátsch, hat man hier einige Stollen angelegt, deren Unternehmer, die Königsberger Bürger gewesen seyn sollen. Man baute Gold, und Silber in einem Kalksteine mit Bley, der sich wie Frauenglas blättern läßt; der Graf Ladislaus Forgátsch aber, hat den Bau, wegen der Holz- und Eichelnutzung eingestellet: es mangelte aber auch am Wasser. - - Hier wies man mir einen kiesartigen Stein, den man, weil er sich blättert, und kurze Fasern hat, für versteinertes Holz hält.

Von Mároth Ostwerts, an dem Tapoltscháner Gebirge, liegen die Dörfer Tscharad, Németi, und in einem mit Bergen eingeschlossenem Thale das Benediktinerkloster Sankt Benedikt, welches nach der unglücklichen Schlacht bey Mohátsch, von seinen Bewohnern verlassen worden. Nach der Zeit bekam es die Kohárische Familie, und von dieser hat es das Graner Domkapitel durch Tausch an sich gebracht. Ein Kanonikus, der zugleich Pfarrer ist, ein Kaplan, und ein Notar machen das aus, was man locum authenticum nennet. Die Kirche, welche der Ungrische König Geysa der Erste im Jahre 1075 von Quadersteinen erbaute, hat zween unansehnliche Thürme. Das Kloster liegt auf einem felsichten Berge, der sich noch eine Viertlstunde gegen Mittag erstrecket, und immer felsichter wird. Man findet hier weiße poröse Steine, die eisenhältig sind. — Das eingeschränkte Thal, durch welches die Gran fließt, hemmet diesem so hoch und schön gelegenem Kloster die ganze Aussicht; überhaupt aber herrschet hier eine melancholische Stille, und eine bezaubernde Ernsthaftigkeit der Natur.

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Der dabey befindliche Marktflecken hat seine eigene Kirche, und wöchentlich zween Märkte, auf welchen der größte Theil des Getraides für die Bergstädte erkauft wird. Auch die Jahrmärkte waren bisher sehr berühmt, die aber durch die in Ribnik, (Szölös) welcher Ort jenseits des Gebirges liegt, sehr viel von ihrem vorigen Glänze verloren haben. Es werden hier auch die Versammlungen der Gespanschaft gehalten. Der Wein, welcher auf einem weit ausgedehnten, und sich langsam erhebenden Gebirge, das durchgehends der Mittagsonne genießt, gebauet wird, gehört zur zwoten Klasse der Weine in dieser Gespanschaft. — In diesem Gebirge liegen am Tage eine Art poröser Steine, die, wann sie stärker brächen, gute Mühlsteine abgeben könnten.

Eine Stunde von St. Benedikt gegen Mittag, endiget sich dieses melancholische Thal, und überläßt den Fluß einer der angenehmsten Gegenden, in welcher er seine Freiheit nur gar zu oft zum größten Schaden des Landmannes misbrauchet, und dem Lewenzer Bezirke manches bange Ach! auspresset. Eben da, wo die Gran ihren uneingeschränkten Lauf beginnet, endiget sich das Gebirg. Dießseits desselben liegt das Dorf Klein Koschmál, (Kis - Kosmál,) welches den beßten, und feurigsten Wein in dieser Gespanschaft baut. Hier fand ich im Sande einen Jaspis, *) dessen ich mich statt eines Feuersteins bediente. —

Von hier an neben dem Gebirge, welches sich gegen die Honter Gespanschaft hinauf zieht, und wo Salmosch der letzte Ort des Barscher Komitats ist; ja bis in den halben Lewenzer Bezirk, findet man außer dem angefühlten Jaspis, eine Menge anderer merk-

*) Linneé nennet ihn: Silex rubricator, rupestris nudus, opacus, ruber solidus, Jaspis ex alpibus fernensibus.

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würdiger Steine. Achate, Kalcedonachate, und die ehedem so genannten Onyces, sind bald allein, bald vermischt untereinander anzutreffen. Ich besitze einen Röhrförmigen Stein aus dieser Gegend, den man für rohte Korallen halten sollte, der aber wohl eher ein ausgefressener Karniol seyn mag. — Den Liebhabern von Petrefakten zu gefallen, muß ich den äußersten Winkel des Lewenzer Distrikts berühren. In demselben liegt das Landgut der verwittweten Baronesse von Hellenbach, Heiligen Kreutz genannt, das aber von dem Bischöflichen Marktflecken gleiches Namens, wohl unterschieden werden muß. Dieses Landgut, das schön bewachsene dicke Wälder bedecken, zeigt an zwey bis drey Orten Klüfte, in deren einer allerhand sehr schöne Versteinerungen im weißen Kalksteine brechen; ja, vor einigen Jahren, soll man auch eine versteinerte Schildkröte gefunden haben. In der andern Kluft aber, trift man nicht nur verschiedene Petrefakta an, sondern sie sind sogar mit Eisenglimmer angesintert, ja bey den versteinerten Voluten, von innen, und sogar in ihren verschiedenen Höhlungen und Kammern, mit diesen mineralischen Theilen reichlich angeflogen. Eine dritte ziemlich geräumige Höhle besteht aus lauter Abdrücken von Blättern, in einem zerbrechlichen Steine, wo sie gleichsam Lage auf Lage, in dem schiefrichen Steine liegen. Auch grosse, und kleine Stücke versteinertes Holz findet man in einem leichten Sande. Der Stein ist freylich kalkich, die im Holze gewöhnlichen Zirkellinien, sind jedoch mit schwarzen Hornstein ausgefüllt, und überaus kenntlich. Uiberdieß sind auch die äußern Knoten, oder Löcher, der abgebrochenen Zweige zu instruktiv, als daß man diese Stücke nur für Kalksteine halten sollte. — In besagten Waldungen, fand man auch silberne Römische Münzen.

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Von hier aus, hat man einen sehr reitzenden Prospekt über den ganzen Lewenzer Bezirk, bis gegen der Stadt Gran. Links sieht man das Honter Gebirg, den Flecken Lewenz mit den benachbarten Oertern, und die verschiedenen Krümmungen, des mit Weyden, Papeln, und Aeschen besetzten Granfiusses.

Von Mároth über einen Hügel, Südwerts, zeigt sich ein anderes kleines flaches Thal, das mit dem vorbeschriebenen Tapoltscháner Thale paralell läuft. In demselben liegen die Dörfer Perlep Glatschán, Groß- und Klein-Wosokan, und weiter abwerts Tanay, wo sich dieses Thal gegen Werebél zu öfnet.

Der Werebéler Bezirk.

Hat seine Benennung von dem Marktflecken Werebél, so, wie das ganze romantische Thal, welches von Klein Tapoltschán, bis gegen Mánya fortstreicht. Die mannigfaltigen Abwechslungen von Bergen, Hügeln, Aeckern, Wiesen, Obst- und Weingärten, sind für das Auge, ein sehr reitzendes Gemälde. Durch die Seitwerts gelegenen Thäler erhält die Sittwa, immer mehr Wasser, und scheidet zugleich diesen Bezirk von der Neitrer Gespanschaft. Sie überschwemmt jährlich die Werebéler, Gyarmater, und Mányer Fluren, und treibt gleich von ihrem Ursprünge an, verschiedene Papier- Säge- Stampf- und Kornmühlen. Im Gebirge nährt sie die schmackhaftesten Forellen; im Thale aber Aaalruthen, Hechte, und verschiedene andere Fische. Man findet auch in dem Letten dieses Wassers allerhand Muscheln.

Werebél, (Wrable) gehört dem Graner Erzbischofe, der hier die Versammlungen des adelichen

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Sitzes halten läßt, von welchem dermalen der Graf Tolway Palatin ist. Hier hat ein Königlicher Brigadier seinen Sitz; und es ist hier auch ein königliches Salzamt, und eine Post, welche zweymal in der Woche, die Briefe über Lewenz, Baka Bánya, und so weiter in die Bergstädte, und von dannen wieder zurück befördert. Das Kastell, und der Pfarrhof giebt ihm ein gutes Ansehen, und das Wirtshaus ist auch in gutem Stande. Der Weinbau ist hier sehr ergiebig, aber es mangelt am Holze.

Gleich außerhalb Werebél erweitert sich das Thal, und endigt sich in einer Ebene, die eine der schönsten Aussichten bis Neuhäusel darbiehtet. Durch die vielen gemauerten Brücken ist der sonst bey Ergießung des Flußes, fast unbrauchbare Weg, ziemlich hergestellet worden.

Vor besagtem Marktflecken liegt das Dorf Ochay, welches einen starken Getraidhandel nach Preßburg treibt, und eine beträchtliche Viehzucht hat.

Mánya, Nagy-Mánya liegt eine Stunde von Werebél gegen Mittag, und auf dem Wege dahin, trift man ganze Wäldchen von Kornelkirschen an. Der Ort hat eine wohlgebaute, und gut eingerichtete Kirche dem Bischoffe von Koller zu danken. Das zwey Stockwerk hohe Kastell ist ansehnlich, und das Pfarrhaus ein gutes geräumiges Gebäude. Es ist hier auch ein gutes Wirtshaus, schöne Meyerey, und eine Brücke über die Sittwa. — Nach einer alten Sage, soll in dem Gedraer Walde, der eine Viertlstunde von Mánya liegt, ein Kloster der Tempelherren gestanden seyn. So viel man jedoch aus den Grundfesten schließen kann, war besagtes Gebäude eine Kirche, die vermuhtlich dem Dorfe Gyarak zugehörte, welches noch vor hundert Jahren, auf einem kleinen Berge, der itzt mit Eichen bewachsen ist, gestanden seyn soll,

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dessen Einwohner aber nach der glücklichen Vertreibung der Türken über die Sittwa gezogen, und sich im Neitrerkomitate niedergelassen haben. Von dem Dorfe sieht man noch die aufgeworfenen Gräben, hinter den ehemaligen Gäßen. — Hier herum findet man sehr schöne, und delikate schwarze Trüfeln.

Eine halbe Stunde von Mánya, gegen Morgen, liegt hinter einem mit Weinstöcken und Waldung bewachsenen Hügel, das Dorf Füsch, welches verschiedene Grundherren hat, meistentheils aber aus der Balogischen Familie. Die Kirche, und vier bis fünf Kastelle, geben diesem Orte ein gutes Ansehen. Es ist hier auch ein Teich, und in dem nahen Walde eine Einsideley.

In dem südlichen Thale kömmt man auf das Dorf Senza, bey dem man eine Schanze auf einem Hügel stehet, der sich die Türken wider die Ausfälle der Lewenzer bedienten.

In der Entfernung von einer Viertlstunde liegt das Prädium Beleck, welches den Paulermönchen zugehörte, und davon das Noviziat erhalten ward. Vor einigen Jahren hat man bey demselben einen doppelten Teich angelegt. In einem Walde jenseits des Berges, gegen Osten, trift man auf Tschalad, welches nichts als ein Kloster der Pauliner enthielt, deren Kirche recht hübsch ausgemalt ist, und erst vor einigen Jahren fertig geworden ist.

Von Füsch rechts gegen Fajkürt zu, in dem Thale, qwillt ein mineralisches Wasser hervor, welches überaus klar, und ohne allen Geruch ist. Mit den Säuern braust es nicht auf, und mit Alaunwasser vermischt, wird es Milchfarbig; alle andern Proben aber sind nicht hinreichend, auf dessen Bestandtheile zu schließen. Ich ließ daher vierzehn Maaß desselben, bey einem Kaminfeuer ganz gelind abdünsten, woraus ich ein mi-

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neralisches Alkali bekam, von welchem etwan sechs Gran Erde, auf eine Maaß Wasser kommen. Wann ich aus den um diesen Brunn aufgehängten Haarzöpfen, und andern Lappen, auf die Wirkung desselben schließen sollte, so müßte es in Kopfschmerzen, Grind, und alten Schäden ziemlich bewährt seyn. Das Landvolk, trinkt dieses Wasser in Fiebern, und die benachbarten Edelleute bedienen sich desselben zu Hausbädern.

Mellek sieht man von Werebél aus, auf einer Anhöhe liegen. Durch Czifár führet die Poststrasse von Werebél in die Bergstädte; und Ohay gegenüber ist das Dorf Tánay, wovon eine adeliche Familie den Namen hat.

Dieses so genannte Werebéler Thal, welches das Auge auf so mannigfaltige Art ergötzet, beträgt in der länge von Klein Tapoltschán anzufangen, beynahe fünf Stunden. Die Aecker, Wiesen, Obst- und Weingärten in demselben, sind überaus fruchtbar. Es wird auch viel Hanf, aber kein Tabak gebauet.

Der Lewenzer Bezirk.

Zeiget dem Auge den schönsten Horizont, den man sich denken kann. Seine Breite beträgt zwey, auch an manchen Orten drey, die Länge aber vier bis fünf Stunden. Er wird, die südliche Gegend ausgenommen, von Hügeln und Bergen eingeschlossen, davon die größten gegen die Bergstädte streichen, und mit dicken Wäldern, die kleineren aber, mit Weinstöcken besetzt sind. Diese Gebirge haben bey dem Dorfe Mochy gute Steinbrüche; die besten Weine aber, werden in Kis-Kosmál, Csiki, Zselis, und Lewenz erzeuget. Da der Boden sehr locker und schwarz, auch, wie man es an den steilen Ufern des Granflusses wahr-

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nimmt, eine gute Elle hoch ist, so gerahten auch die Feldfrüchte, besonders aber der Mays sehr gut. Es halten sich hier viel Hasen, und allerhand Wasservögel, besonders aber eine Menge Störche auf. Der Granfluß giebt den Anwohnern verschiedene Fische, als Schaiden, Karpfen, Hechte, Weiß- und Aaalfische ec. er treibt auch eine Anzahl Mühlen, und wann er schifbar gemacht würde, so könnte auch der Mangel, den dieser Bezirk an Bau- und Brennholze leidet, gar leicht ersetzet werden. Merkwürdig ist der von dem Hauptflusse abgesonderte Arm, der hier Peretz heißt. Er ist eigentlich mehr schädlich, als nützlich; schädlich, weil er den Hauptfluß unschifbar macht, zu dessen Verschließung aber schon Anstalten gemacht werden; schädlich ist er bey der Ergießung des Hauptflusses, indem er hinter Barsch (Tekow) die tiefen Gräben mit Wasser füllt, so, daß man die Gegend wohl kennen muß, wann man zu dieser Zeit reisen will. Und doch nimmt man den Weg lieber über Barsch, als über Kálno, weil ersterer gerader und kürzer ist. Die Ergießungen des Granflusses lassen eine fette schwarze Erde zurück, daher auch in den umliegenden Feldern der Mais, Waitzen, und Roggen sehr schön geräht. Zwischen diesem Peretz halten sich wilde Aenten, und allerhand Wasservögel auf, welches schon nützlich genug ist; aber weit nützlicher sind die Mühlen, die bey Lewenzer durch sein Wasser getrieben werden. Wann die Verschließung dieses Arms zu Stande kömmt: so soll weiter hinab unweit Fegyvernek ein Eisenhammer angelegt werden.

Lewenzer auch Leiwinz, Leva, Lewice, giebt diesem Bezirke den Namen, und hat in den Rákotzischen Unruhen, sehr viel gelitten. Der Fürst Esterhaßy erhält das alte Schloß, welches, wie man noch itzt siehet, ziemlich fest war, in gutem Stande. Die Hauptgasse, die von demselben ausläuft, ist ziemlich geräumig,

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und mit ganz guten Häusern verschiedener Edelleute, und Beamten besetzt. Das Kloster der Franziskanermönche, ist gut gebauet, und bis auf das Holz auch wohl fundirt. Es wohnen hier auch einige Griechen, Verschiedene Künstler, und Handwerker, besonders viele Gärber. Auch die Viehzucht und der Ackerbau sind in sehr gutem Stande. Die Jahrmärkte, werden stark besucht, besonders aber sind die Viehmärkte von keiner geringen Bedeutung. Auch eine Apotheke, die ein sogenannter Materialist hält, verschiedene herrschaftliche Wirtschaftsgebäude, eine grosse Mühle, Schweitzerey, und ein gutes Bräuhaus, hat dieser Marktflecken aufzuweisen. — Der Wein, der hier herum wächst, ist sehr diuretisch, und gehört zur ersten Klasse.

Neudorf, Garam-Ujfalu, Nowcißi, und Sölösch, liegen eine Stunde von Lewenz Nordwerts, am Gebirge. Durch das erstere Dorf geht die Landstrasse nicht mehr nach Schemnitz. Der obere Theil desselben heißt Apáthfalva, das ein Wirtshaus hat. Die Sölöscher Kirche steht auf einem Berge, und hat einen Thurm, der vom Weiten sehr gut in die Augen fällt. — Beyde Oerter, bauen gute Weine, und hinlängliches Getraide. Zwischen den Weinbergen dieser Oerter fand ich einige Aytsteine, besonders aber einen mit Chalcedon, und ich zweifle nicht, daß man bey genauerem Nachforschen, noch mehr dergleichen finden würde.

In Barsch war ehedem eine geschlagene Brücke, die man wegen der Post, die von diesem Orte nach Lewenz verlegt worden, nach Galna übergesetzet hat; sich aber itzt einer Platte zur Uiberfahrt bedienet. Die Einwohner bauen viel grünen Kohl, der ihnen in dürren Sommern sehr viel Nutzen schaft, weil sie ihre Gärten leicht wäßern können.

Ober Galna Südwerts, liegt Unter-Wárad, Alsó-Várad, bey welchen Ort die Hunnen über die

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Gran gegangen seyn sollen. Zu Nagy Türe, wird eine Plätte unterhalten, und eine ähnliche Uiberfahrt befindet sich auch bey Nagy-Taro.

Scharlo, ist ein dem Erzbischofe von Gran gehöriger weitläufiger Marktflecken. Er hat eine schöne geräumige Kirche, und Pfarrey, auch verschiedene Wirtschaftsgebäude, ein wohlgebautes Wirtshaus, und gute Jahrmärkte. Bey Tolmátsch, welches noch zwischen dem eingeschränkten Thale von Benedikt, tief am Wasser liegt, hat das Graner Domkapitel, ihrer Mühle wegen, einen Damm angelegt, welcher öftere Uiberschwemmungen verursachet; und es ist selten ein Jahr, wo sich nicht die armen Einwohner auf einige Zeit in ihre Weinberge flüchten müßten. — Eben so sind auch Koschmal, Barsch, Klein- und Groß-Kalna, Groß-Türe, und Scharo, den öfteren Uiberschwemmungen des Granflusses ausgesetzt.

Der obere, oder Oslaner Bezirk.

Wird, wie ich schon oben gemeldet habe, in zween Distrikte getheilet, in den Oslaner nämlich, und den Heiligen Kreutzer.

1. Der Heilige Kreutzer Distrikt, liegt in dem von St. Benedikt, bis Kremnitz sieben bis acht Stunden langem Thale, welches man das Scharnowitzer, das Königsthal, oder wohl auch das Heiligen Kreutzer Thal nennet. Es läuft von Süden, gegen Norden, und ist in verschiedenen Gegenden, von dem beyderseits streichenden Gebirge, sehr eingeschränkt. Den Grund desselben durchströmt der schnelle Granfluß, der aber erst bey Scharnowitz fischreich wird, indem sich die mineralischen Wäßer der Kremnitzer und Schemnitzer Buchwerke, in denselben häufig ergießen, und die Fische

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verscheuchen. Die Strasse von St. Benedikt nach Scharlo, ist sehr steinig, und daher zur Passage höchst unbeqwem.

Ehe man auf Königsberg kömmt, trift man auf das Dorf Orownitza, welches sich vor beyläufig vierzig Jahren, aus dem Thale in die Anhöbe, und zwar während einer Nacht begeben hat. Man sagt, daß die Einwohner dieses gethan haben, um der Ungelegenheit der Vorspäne auszuweichen; vielleicht aber, waren auch andere Vortheile, besonders die leichtere Bestellung ihrer am Berge gelegenen Felder, damit verknüpfet.

Zwo Stunden oberhalb Sankt Benedikt liegt die Königliche Freystadt Königsberg in einem engen Thale, so, daß man sie vorbeyfährt, ohne davon etwas, außer dem Gasthofe, der an der Strasse steht, zu sehen. Die Ungern heißen sie Uj-Bánya, und lateinisch wird sie Regiomontum, so wie auf slowakisch Nowa Bánya genennet. Sie ist eine sehr alte Bergstadt, nur klein, und hat wenig gut gebaute Häuser. Auf dem eben ganz kleinen Platze stehet das Rahthaus, welches die Ungrische Königinn Maria bewohnt haben soll, und das hernach zum Kammerhofe gedienet hat. So reichhaltig auch hier die Gruben ehedem an Gold und Silber waren, so arm sind sie itzt, sammt den Einwohnern. Das hiesige Spital genießt die Einkünfte des jenseits des Granflusses gelegenen Dorfes, Brehi, (Magospart,) welches aus lauter Töpfern bestehet, deren Gemächte sehr gelobt, und stark verführet wird. Sonst ist dieser Ort dadurch merkwürdig, daß daselbst im Jahre 1721. die erste Feuermaschine in den Ungrischen Bergstädten, durch den Engländer Isaak Potter errichtet worden, die aber wegen dem Verbaue, nach neun Jahren wieder eingestellet worden. — Der hiesige Steinbruch, wird in Ermanglung eines bessern, zu Statuen,

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Thür - und Fensterstöcken gebraucht, er ist aber viel zu brüchig, als daß er der Witterung lang trotzen könnte.

Eine Stunde oberhalb dieser Stadt, liegt die aus dreyzehn Dorfschaften bestehende Herrschaft Scharnowitz, mit einem Marktflecken gleiches Namens. Dieser hat zwey Kastelle, das obere nämlich, und das untere; und da beyde Rewiste heißen, so führt auch die Herrschaft eigentlich diesen Namen. Die adeliche Familie der Schimony, soll sie durch einen Tausch, der Königinn Maria abgetreten, und von dieser die Grafen Dotzy erhalten haben. Da aber der männliche Stamm derselben erloschen, fiel sie dem Königlichen Fiskus zu, und ist auch itzt noch ein Kameralgut. — Der Marktflecken Scharnowltz, (Zárnótz) hat eine hübsche Kirche, ein Königliches Depositorium, welches das Holz aus der Solergespanschaft erhält, auch eine geschlagene Brücke, einige Teiche, und verschiedene Wirtschaftsgebäude.

Von diesem Orte Westwerts, im Thale, stehet eine Schmelzhütte, die beyläufig neun Oefen hat, dazu die benöhtigten Kohlen, aus dem benachbarten Glackergebirge, welches den obern, oder Oslaner Bezirk, in zween Distrikte theilet, gewonnen werden. Wegen dieser Schmelzhütte, hat die Kammer ein sehr prächtiges Bräuhaus gebauet, das aber auch bis zwanzig tausend Gulden reinen Nutzen abwirft. Philipp Wagner, aus Tyrol gebürtig, war viele Jahre Bräumeister auf demselben, und hat so viel Vermögen erworben, daß er davon zehntausend Gulden, auf ein Spital vermachen konnte.

Ostwerts von Scharnowitz, eröfnet sich ein Thal, in dem ein gut angelegter Weg, über Hodritz nach Schemnitz führet. Es sind in demselben auch verschiedene Schlemm- und Pochwerke. Von da aber über die

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Dörfer Oberhammer, und Welkapola, geht der Weg in den Oslaner Distrikt. —

Die Unterthanen dieser Herrschaft nähren sich im Frühlinge und Herbste, meist vom Fuhrwerke, besonders auf die Königliche Bergwerkshandlung.

Das Dorf Hlinik, eine Stunde oberhalb Scharnowitz, hat den beßten Mühlsteinbruch im ganzen Königreiche, wie denn die Königliche Kammer von dem kleinen Aufschlage auf diese Steine, bis dritthalb, tausend Gulden ziehet. Hier stand auch ein der Kalaischen, und nachher Ujfaluschischen Familie zugehöriges Schloß, von dem man itzt nur einige Bruchstücke sichet.

In dem Dorfe Bukowina, welches noch zur obigen Herrschaft gehöret, ist ein Sauerbrunn, dessen Eigenschaften, und Bestandtheile bis itzt noch nicht untersuchet worden.

Die Heilige Kreutzer Herrschaft, besteht aus neunzehn Dörfern. Heiligen Kreutz, Fanum Sanctae Crucis, Szent Kereszt, Swaty Krysch ist ein Marktflecken, der eine Kirche auf einer Anhöhe, ein schönes Bräuhaus, und eine gute Mühle hat. Das Kastell läßt der itzige Bischof Graf Berthold abändern, und mit mehr Beqwemlichkeiten versehen. Es ist hier eine geschlagene Brücke, und eine Post, welche die Briefe von Schemnitz nach Kremnitz befördert. — Die Unterthanen dieser Herrschaft, sind Slowaken, die meist vom Getraidehandel, und dem Fuhrwerke leben.

Zur Sachsensteiner Herrschaft gehören vierzehn Dörfer. Sie hat ihre Benennung von dem Schlosse Sachsenstein, (Szászkö) erhalten, und kam von der Dotzischen Familie an die Grafen Lippay, nach deren Erlöschung aber, an den Königlichen Fiskus. In Ládomir, welches zu dieser Herrschaft gehöret, stehet ein Kastell, das durch den letzten Besitzer erstbemeldter

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Herrschaft, dem Königlich Ungrischen Kammerpräfekt, und des Barscher Komitats Obergespan, Kaspar Lippay bewohnet ward.

Glashütten, das man nun Schmelzhütten nennen könnte, weil sich hier eine berühmte Silberschmelzhütte, von drey bis vier Oefen befindet. — Das Bad, welches aus sieben Qwellen entspringt, wird sehr stark besucht, und ist vom Herrn Doktor Voita beschrieben worden. So viel ich abnehmen konnte, enthält es gar keinen Schwefel, sondern nur Kalk - oder Alaunerde. Da es sehr heiß ist: so wird es den Bleichsüchtigen, und zwar ohne alle Vorbereitung vorgeschrieben. Uiberhaupt vertragen es phlegmatische Personen besser, als die sangwinischen, denen es gemeiniglich Blutflüße verursachet, daher es auch denen, die an der goldenen Ader leiden, zuweilen dienlich ist. Da die Natur, unter einem hervorragenden, und ausgehölten Felsen, eine Qwelle hervorgebracht hat, so braucht man es als ein Schwitzbad, welches oft bis zur Ohnmacht gebraucht wird. In rheumatischen Zufällen mag es den beßten Erfolg haben; aber Vollblütige haben, dadurch schon öfter ihren Tod durch den Schlag gefunden.
Topic revision: r28 - 05 Dec 2011, KatalinBlasko
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