Bl\xE4ttern:
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XIV. Beytrag zur Geschichte des Johann Michael Brutus.
Brutus, ein Mann, der sich um die ungarische Geschichte so verdient gemacht hat, dessen Verdienste aber nur sehr wenige kennen, ist es allerdings wehrt, da\xDF man sein Andenken, und
seine Ungrische Geschichte, deren Herausgabe wir eben nicht so leicht hoffen k\xF6nnen, der Vergessenheit entrei\xDFen. Der ber\xFChmte Geschichtschreiber
Pray hat in der Vorrede zum vierten Theile seiner
Annalen der Ungrischen K\xF6nige, der gelehrten Welt einige Nachrichten von unserm Brutus mitgetheilet; ich will aber denselben hier auch die meinigen beyf\xFCgen, und mich bem\xFChen so viel Licht als m\xF6glich, dar\xFCber zu verbreiten. Durch dieses Unternehmen hoffe ich, den Liebhabern
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und Freunden der Ungrischen Geschichte keinen geringen Gefallen zu erweisen, und ich w\xFCnsche, da\xDF dieser Aufsatz patriotische Federn veranlassen m\xF6ge, dasjenige, was ihm an Vollst\xE4ndigkeit fehlt, durch ihre Beytr\xE4ge zu ersetzen!
Johann Michael Brutus ward, wie er selbst in einem Briefe an den
Alexander Milesius* berichtet, zu Venedig geboren. Die
Florentinische Geschichte, welche er in acht B\xFCchern herausgegeben, mag diejenigen verf\xFChrt haben, die ihn f\xFCr einen Florentiner halten.** Denn, eben diese Stadt ist nach dem Berichte des Franziskanerm\xF6nchs
Johann Agostini*** der Geburtsort des ber\xFChmten Geschichtschreibers
Peter
* Venetias nunc mitto, vel quod mihi ea patria est, vel quod cum multa de illa dicantur, fatis tamen multa de illa dici, pro illius magnitudine non possunt.
** Bod in seinem Magyar Athen\xE1s, l\xE4\xDFt es unentschieden, zu welcher Nation er geh\xF6re.
*** In seiner Notitia Historico-Critica Scriptorum Venetorum. Venedig, 1752, Seite 495.
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Brutus,* und es ist ziemlich wahrscheinlich, da\xDF dieser zu dem Geschlechte unsers Schriftstellers geh\xF6re. — Er erblickte das Licht der Welt im Jahre 1525, wie solches aus einem Schreiben an
Johann Krato, vom Jahre
1590 erhellet, in welchem er ausdr\xFCcklich sagt, da\xDF er schon das f\xFCnfundsechszigste Jahr erreichet habe.** Die Wissenschaften erlernte er zu Padua, wo er unter andern auch den ber\xFChmten Professor der Redekunst,
Lazarus Bonamicus h\xF6rte, einen Musensitz, welchen zur selbiger Zeit au\xDFer den Itali\xE4nern, auch viele des ungrischen, deutschen und pohlnischen Adels besuchten.
Als er Venedig, seine Vaterstadt, aus
* Ob dieser der n\xE4mliche Petrus de Brutis Bischof zu Kattaro im Venezianischen sey, dem Olivier von Arzagnan, den Valerium Maximum, welchen er im Jahr 1500. mit seinen Kommentarien zu Venedig drucken lassen, zugeeignet hat, ist ungewi\xDF.
** Me vero, cum alia delectant, quae sunt propria hujus aetatis, tum illud unum maxime, quod audio a sapientibus usurpari, & jam ipse usu experior, jam ad LXV. annum provectus beatae vitae initium, in vitae exitu esse.
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unbekannten Ursachen* verlassen mu\xDFte, irrte er durch Frankreich, Spanien, England und Deutschland; in Lion aber hielt er sich etliche Jahre auf, und in Basel hat er sich des gelehrten
Theodor Zwingers Gunst und Freundschaft erworben. — Endlich kam er nach B\xF6hmen, wo er sich in der Hauptstadt dieses Reichs einige Zeit aufhielt, und dort alle Anstalten machte, den
Andreas Dudith in Krakau zu besuchen. Da er aber durch die damals herrschende Pestseuche an dieser seiner gelehrten Reise verhindert wurde, \xE4nderte er seinen Vorsatz, und kehrte nach Wien zur\xFCck.** Hier ward er gar bald den gelehrtesten M\xE4nnern bekannt, und gewann \xFCber die\xDF einen Zutritt in dem Hause des
Stephan B\xE1thori, der dazumal als Gesandter des
Johann Siegmund von Zapolya an dem Kaiserlichen
* Einige geben vor, da\xDF er sich diese Verbannung durch seine Florentinische Geschichte zugezogen habe.
** Libro IV. Epist. ad Dudith. Accedebat ingens metus, qui me de amicorum consilio recta euntem ad Te, Praga, quo jam perveneram, Viennam avertit.
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Hofe stand. Als dieser nun, nach dem Absterben des Johann Siegmund die W\xFCrde eines F\xFCrsten in Siebenb\xFCrgen erhielt, ward Brutus im Jahre 1573. dahin berufen, und mit einem ansehnlichen Gehalte versehen.* Dort bekam er auch den Auftrag, die Ungrische Geschichte zu bearbeiten, wie er solches in einem Briefe, in welchem er dem Stephan B\xE1thori zu der erlangten pohlnischen Krone Gl\xFCck w\xFCnschet, bezeuget.** Nicht lange hernach mu\xDFte er diesen
* In Epist. ad Theodor. Zvingerum: "Cetera cognosce, quae sunt in Daciam proficiscentem consecuta. -- -- Excepti a Principe & liberaliter & prolixe, neque solum, quod desponsum erat, persolotum, sed mea spes etiam atque exspectatio superata, cum esst summa. Nihil -- -- Principe humanius, liberalius, essusius, cet. Datum Claudiopoli, X. Cal. Februarias, 1574. --- Und so gieng er, nachdem er von dem F\xFCrsten schon das Jahr zuvor eingeladen worden, nach Siebenb\xFCrgen.
** Nam inter ceteras causas, quae mihi sunt impedimento, quo minus liceat Te nunc praesentem venerari, est illud ipsum prius abs Te mihi mandatum munus, res Pannonicas scribendi, cujus - - ita es sedulus exactor.
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K\xF6nig nach Pohlen begleiten, und hielt sich sonst auch meist in Krakau auf. Hier arbeitete er mit unerm\xFCdetem Flei\xDFe an seiner Geschichte von Ungern, und schon 1579. berichtete er dem K\xF6nige, da\xDF er davon bereits vier B\xFCcher zu Ende gebracht habe,* und verspricht, diesen noch acht B\xFCcher beyzuf\xFCgen. — Nach diesem Berichte h\xE4tte also sein Werk aus zw\xF6lf B\xFCchern bestehen sollen, seine Arbeit mu\xDFte ihm jedoch unter den H\xE4nden angewachsen seyn, da wir davon das dreyzehnte Buch, wiewohl unvollendet in den H\xE4nden haben.
Dieses war also die Besch\xE4ftigung des Brutus, so lang der
K\xF6nig Stephan lebte. Da dieser aber den 12ten Dezember 1586. mit Tode abgieng, und die Pohlen in der Wahl eines neuen K\xF6nigs nicht einig werden konnten, indem ein Theil auf den
Erzherzog Maximilian von Oesterreich, der
* In Epist. ad Regem: "Quae omnia IV. Libros conficiunt fatis uberes, quos quidem eo consilio a principio descripsi, ut ad Te afferrem -- -- quibus absolutis -- -- justi XII. Libri consicientur, his postremis IIX, prioribus adjectis.
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andre aber auf den
K\xF6nig von Schweden, Siegmund fiel: so ward Brutus der Unruhen \xFCberdr\xFC\xDFig; und da er sein Werk auszuarbeiten sowohl Ruhe als Geld n\xF6htig hatte, verlie\xDF er Pohlen, und begab sich an den Hof des
Kaisers Rudolf, dem er durch den
K\xF6nigl. Spanischen Gesandten Wilhelm de St. Clemente auf das Be\xDFte empfohlen ward. Von diesem in den Wissenschaften so sehr ge\xFCbten, und den Gelehrten so geneigten F\xFCrsten, ward er \xFCberaus gn\xE4dig aufgenommen, und erhielt von ihm, nebst dem Befehle, sein historisches Werk fortzusetzen, auch ein j\xE4hrliches Gehalt. Dieses erhellet aus einem Schreiben dieses Kaisers, an den
K\xF6nigl. Ungrischen Statthalter, welches der gelehrte Pray in der schon gedachten Vorrede zum vierten Theile seiner Annalen ganz einger\xFCcket hat.*
* Wie hoch sich dieses Gehalt beloffen hat, sieht man aus dem Berichte der Pre\xDFburger Kammer, welchen diese an den Erzherzog Mathias abstattete. Nach demselben empfieng Brutus in einer Zeit von f\xFCnf Jahren 1650 Gulden, und 69 Pfeninge; folglich hatte er j\xE4hrlich 330 Gulden, 13 4/5 Pf. Gewi\xDF ein
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Und, so scheint es, da\xDF Brutus unter dem Schutze des Kaisers Rudolf, ein Werk, welches er in Siebenb\xFCrgen angefangen, und in Pohlen fortgesetzt hat, an diesem Hofe gewi\xDF w\xFCrde geendet haben, wenn ihn nicht der Tod daran verhindert h\xE4tte.
Wann, und wo dieser Gelehrte gestorben, ist unter den Geschichtschreibern noch nicht ausgemacht.
Mazzucheli setzet in seinem Werke, das er von den itali\xE4nischen Geschichtschreibern zur\xFCckgelassen hat, seinen Hintritt auf das 1594igste Jahr, und behauptet, da\xDF er in Siebenb\xFCrgen gestorben sey. Doch, keines von beyden ist wahrscheinlich. Das letztere widerlegt unser Pray in der schon oft ber\xFChrten Vorrede
reichliches Gehalt f\xFCr einen Geschichtschreiber in den damaligen Zeiten, indem M\xE4nner, die weit gr\xF6\xDFere, ja die vorz\xFCglichsten \xF6ffentlichen Aemter bekleideten, nicht viel mehr bekamen. Der Schatzmeister, der oberste Truchses, der oberste Mundschenk, der oberste Th\xFCrh\xFCter, der oberste Stallmeister und K\xE4mmerer, hatten zum Beweise 600, der Kammerpr\xE4fekt 560, ein Kammerraht 400, der Director Causarum 384, der erste Sekret\xE4r 200, und der zweyte 160 Gulden j\xE4hrliches Gehalt.
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damit, weil es nicht glaublich ist, da\xDF Brutus zu einer Zeit, als er ein j\xE4hrliches Gehalt vom Kaiser hatte, in Siebenb\xFCrgen gewohnt haben sollte, zumal da
der F\xFCrst \xF6ftere Feindseligkeiten wider den Kaiser aus\xFCbte. Diese Vermuhtung bekommt auch daher ein ziemliches Gewicht, weil Brutus von der Zeit an, als er unter Kaiserlichem Schutze stand, sein Gehalt immer von der Ungrischen Kammer in Pre\xDFburg erhoben hat. Auch in dem Sterbjahre unsers Brutus stecket ein Irrthum*, indem aus einem Briefe, den der
Erzherzog Ernst, welcher dazumal in der Abwesenheit des K. Rudolfs, die Ungrischen Angelegenheiten verwaltete, an die Pre\xDFburger Kammer schrieb, sehr deutlich zu beweisen ist, da\xDF dieser Gelehrte im Jahre 1592. noch vor dem 15ten Junius gestorben sey**, indem besagter Erzherzog Ernst der Kammer den Befehl ertheilte, da\xDF diese, alle die Ungrische Geschichte betreffenden Schriften des verstorbenen Bru-
* Bayle setzet es in das Jahr 1590.
** Und also erhellet aus dem obenangef\xFChrten Geburtsjahre da\xDF er im 67igsten seines, Lebens, das Zeitliche mit dem Ewigen verwechselt habe.
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tus zusammen suchen, und aufbewahren, auch das Verzeichni\xDF derselben nach Wien \xFCberschicken solle.* Diese Schriften aber sind wohl nicht in Pre\xDFburg gefunden worden, weil in den Briefen, welche dieserwegen auch in der Folge geschrieben wurden, keine Meldung davon geschiehet, und sp\xE4ter, n\xE4mlich 1598
Niklas Ischtw\xE1nfi, wie er im 31igsten Buche
seiner Geschichte erw\xE4hnet, solche aus Siebenb\xFCrgen, wo er auch den Brutus sterben l\xE4\xDFt, gebracht hat,** Was nun den Tag seines
* Das Schreiben des Erzherzogs lautet also: Ernestus -- cet. Reverende, Egregii -- cet. Joannem Michaelem Brutum, vitam cum morte commutasse intelligimus. Quia itaque is, dum in vivis suit, suae Majestatis Historiographum egit, & forte scripta quaedam in rebus per eundem ibidem derelictis exstare possint, quae ad absolvendam plane eam, quam contexere coepisse dicitur Historiam, pertinebunt: ideo benigne vobis mandamus, res et scripta omnia dicti Bruti ibidem existentia, conscribi, & Inventarium superinde factum, ad Nos transmitti curetis, rebus, & scriptis illis interim in arresto positis. Datum Vienae XV. Mensis Junii, Anno Domini 1592.
** Ungeachtet er diese Schriften sehr schwer erhal-
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Todes betrift, so w\xFCrden wir solchen auch leicht bestimmen k\xF6nnen, wenn anderst das Todtenregister selbiger Zeit noch vorhanden w\xE4re.
Brutus war verheurahtet, aber es ist nicht bekannt, aus welchem Geschlechte
seine Gattinn gewesen, und wie sie gehei\xDFen habe. Ungeachtet er mehrere Kinder gezeuget haben konnte, so wei\xDF man doch nur von einer
Tochter, Namens Oktavia, welche einen gewissen Itali\xE4ner
Peverelli genannt, zum Manne hatte.* Diese Eheleute bekamen nach dem Tode des Brutus einige Verdr\xFC\xDFlichkeiten mit der Pre\xDFburger Kammer, da sie die Verlassenschaft ihres Vaters, sammt dem ausst\xE4ndigen Reste seiner Besoldung von bemeldter Kammer begehrten, und sich deswegen auf einen Befehl
ten, wie er in der Nachricht, die er dem Kaiser von seiner Gesandtschaft giebt, bezeuget. Librum Historiarum Bruti maxima cum difficultate, nec nisi coactus (n\xE4mlich der Kanzler Joschika) per dominum Pezium (dieser war dem Ischtw\xE1nfi bey der Gesandtschaft zugegeben) reddidit.
* Der Brief woraus dieses erhellet, wird sogleich angef\xFChret werden.
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des
Erzherzogs Mathias vom 1sten Oktober 1592. beriefen, in welchem er derselben, nur die B\xFCcher und Schriften des Verstorbenen zur\xFCckzubehalten verordnete, die Kammer aber, ungeachtet sie ihnen die \xFCbrige Verlassenschaft des Brutus herausgab, verweigerte ihnen jedoch, laut einer Antwort vom 13ten Oktober, die Bezahlung des ausst\xE4ndigen Gehalts, und zwar de\xDFwegen: weil sie es f\xFCr billig hielt, da\xDF die Erben des Verstorbenen die Fr\xFCchte seiner Arbeit vorweisen sollten, ehe ihnen das R\xFCckst\xE4ndige ausgezahlet w\xFCrde.* Mathias aber,
* Der Bericht, welchen die Kammer de\xDFwegen an den Erzherzog abstattete, lautet also: Serenissime Princeps. De restantia falarii, egregii Joan. Michaelis quondam Bruti, Suae Matt. Caes. & Regiae, Domini nostri clementissimi Historiographi, filiae ejus, Octaviae Peverellae exsolvendae, quae sit benigna Serenitatis Vestrae voluntas, ex ejusdem clementi mandato, 28 nuper transacti mensis Septembris die edito, humillime cognovimus. Cui quidem Camera haec, ubi proventus uberiores redierint, obsequenter sese accomodare studebit. Modo enim -- -- impendentibus aliis longe majoribus nihil ei dari potest. Posita autem est ratio de
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befahl der Kammer unter dem 16ten Okt. seinen Erben das r\xFCckst\xE4ndige Geld zu bezahlen, und nur die Schriften des Verstorbenen zur\xFCck zu behalten. Diesem Befehle that die Kammer endlich ein Gen\xFCgen, und die Erben des Brutus bekamen ihre Befriedigung. Ob aber bis B\xFCcher und Schriften des Verstorbenen der K\xF6niglichen Kammer ausgefolget worden, und wohin sie gekommen, ist ungewi\xDF. Zwey Exemplare seiner Ungrischen Geschichte sind mir bekannt: das eine befindet sich in der Kaiserlichen B\xFCchersammlung zu Wien, und bestehet aus neun B\xFCchern,* das andere
restantia ista, quae in quantam summam evadat, hisce adjectus extractus docebit. Nobis sane videretur humillime, si restantia ista ejus haeredibus exsolvenda est, producenda quoque per eosdem scripta ejus, ad quae ex officio stipendium percepit. Cum enim vivens adhuc mille fexingentos quinquagnita florenos, denarios 69. salarii nomine perceperit, non immerito taxari posset, tantam pecuniam ab ipso levatam, nullo, quod quidem nobis constaret demonstrato fructu laborum suorum - - cet. Posonii, 13 Octobris, 1592.
* Der ber\xFChmte Herr Hofrath von Koll\xE1r erw\xE4hn-
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besitzet unser verdienstvolle Pray,* und dieses hat vier B\xFCcher mehr, als das erstere; von dem dritten Exemplare hingegen, welches zu Wilna stecken soll, habe ich noch keine sichere Nachricht erhalten k\xF6nnen. Was aber auch immer an dem Wilner Exemplare seyn mag, so scheint es doch, da\xDF dieses sowohl als das Wienerische nur Abschriften sind; weil, wenn das in der Wienerischen Bibliothek befindliche, die Urschrift, und von der Pre\xDFburger Kammer dahin geschickt worden w\xE4re, es nohtwendig eben so viel B\xFCcher, wie das Prayische haben m\xFC\xDFte. Ich vermuhte daher nicht ohne Grund, da\xDF das Exemplar, welches sich in der Kaiserlichen B\xFCchersammlung befindet, von dem Nikolaus Ischtw\xE1nfi, w\xE4hrend der Siebenb\xFCrgischen Kommission, welche er im Namen der
Prinzessinn Maria Christina beywohnte aufgefunden, und nach Wien gebracht worden; wie solches aus
net desselben in seinen Zus\xE4tzen zu den Kommentarien des Lambecius.
* Wie er solches in der Vorrede zum vierten Theile seiner Annalen belichtet.
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seiner Nachricht an den Erzherzog Maximilian, gar leicht gefolgert werden kann.*
Ehe ich aber von der Ungrischen Geschichte des Brutus n\xE4here Nachricht ertheile, will ich den Qwellen aus welchen er gesch\xF6pfet, nachsp\xFCren; und ich werde solche in seinen vermischten Briefen ganz deutlich entdecken. Unter diesen Qwellen findet sich die
Handschrift eines Kommentars,** die
Gesandtschaft des Hyeronimus L\xE1\xDFky an den Sultan Suleyman***,
Georg Werners Coment. de admirandis Hungariae aquis, +
* In derselben schreibt er unter andern: Cancellarius (Josika) literas, seu privilegia publica Provinciae in Archivis posita, nobis postulantibus reddere noluit -- -- Librum Historiarum Hungaricarum Bruti maxima cum difficultate, nisi coactus per D. Pezium reddidit.
** In einem Schreiben an den K\xF6nig Stephan B\xE1thori 1579. sagt er: Sum secutus manuscript. Commentarios, non Jovium, nihil horum accurate scribentem.
*** Ebendaselbst: Quae scripta ejus manu ad haec explicanda, magno mihi usui suit. + Ut Budae descriptionem ad vivum repraesentarem, non in eo Jovium tantum, sed Hungarum
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des
Thomas Litteratus Ephemerides,* und des
Bischofs von Wardein Franz Forg\xE1tsch Annales im Manuskripte.** Andreas Dudith, weyland Bischof zu F\xFCnfkirchen, hat nicht minder sehr viel zur Geschichte des Brutus beygetragen,*** und des
Ascanii Centorii, eines Itali\xE4ners Kommentarien von dem Siebenb\xFCrgischen Kriege, gebrauchte er gleichfalls mit vielem Nutzen. +
Authorem secutus, qui librum edidit de admirandis Hungariae aquis.
* Dedit mihi Thomas Litteratus Ephemeridem rerum per ea tempora gestarum, quae mihi ad haec ipsa -- -- magno suit adjumento.
** Unde est Forgachius suos Annales exorsus, sed itaquidem, ut, quae ille nimis brevi oratione percurrit, fusius mihi statuerim explicanda.
*** In einem Briefe an den Kaspar B\xE9kesch v. J. 1578: Unus mihi vir idem amplissimus, & cupidus imprimis patriae illustrandae, multa Andreas Dudithius subministravit, sed ut de his, quae ad Joannem Regem pertinent, sit mirum silentium. + In dem Briefe an Martin Bersewitz: Rebus feribendis usus praeter Forgachii scripta, Ascanii Centorii Itali hominis Commentariis, qui eorum temporum res gestas -- -- literis mandavit. -- Dieser Centu-
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Uiberdie\xDF zweifle ich gar nicht, da\xDF ihm auch die Archive offen gestanden, davon man \xF6ftere Spuren in den angef\xFChrten P\xE4bstlichen Reskripten, und den Briefen der F\xFCrsten findet.* Er hat aber diese meist in seiner Schreibart, und mit seinen Zus\xE4tzen angef\xFChrt, dadurch aber den Liebhabern einen schlechten Gefallen erwiesen, welche diese lieber in ihrer Sprache, und mit ihren eigenen Worten zu lesen w\xFCnschten. Doch dieses mu\xDF man seinem Jahrhunderte zuschreiben, in welchem der \xFCble Gebrauch, die alten Schriftsteller knechtisch nachzuahmen, sehr stark eingerissen war. — Ungeachtet aber unser Brutus die be\xDFten und lautersten Qwellen hatte, aus denen
rius war der Geheimschreiber des Kastaldo, dessen Werk zu Venedig 1565 in itali\xE4nischer Sprache gedruckt ward, und unter die seltenen B\xFCcher geh\xF6ret.
* In einem Briefe an den Kaspar B\xE9kesch: Audio, in Regis Tabulario praeter caetera antiquitatis monumenta, tabulas publicas, leges, edicta Regum, literas ad Reges seriptas asservari, ex quibus -- -- incredibile dictu est, quantum scribenti Pannonicas res -- -- adjumenti sit accessurum.
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er sch\xF6pfen konnte, so verfiel er doch nur gar zu oft in die str\xE4flichste Partheylichkeit, und lenkte bald auf diese, bald auf jene Seite, nachdem es die Umst\xE4nde der Zeit erforderten. Er bekennet dieses selbst, und sagt, da\xDF er durch die Nohtwendigkeit des Schicksals dazu verleitet worden.*
Was nun das historische Werk des Brutus insbesondere anbetrift, so scheint es, als ob er anf\xE4nglich nur die Geschichte des
Kaisers Ferdinand des Ersten, und des
Johann von Zapolya zu schreiben Willens gewesen. Denn, in einem Briefe, den er 1579. an Stephan B\xE1thori, der dazumal schon K\xF6nig in Pohlen war, schrieb, sagt er, da\xDF er das Beylager des K\xF6niges Johann, seine Aufnahme in Siebenb\xFCrgen — — sein Urtheil und Anmerkungen \xFCber den
Stephan Maylath, endlich die unter den Befehlen des
Joachim von Brandenburg zu-
* In einem Briefe an den Johann Crato v. J. 1577. Intelliges venalem forte me industriam magnis Regibus habere, id quod fortuna extorquet invito.
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sammengezogene Kaiserliche Armee, — — in vier ziemlich starken B\xFCchern beschrieben habe;* da doch das Beylager des Johann von Zapolya erst im neunten Buche der Geschichte des Brutus beschrieben wird. — Hieraus schlie\xDFe ich, da\xDF Brutus, als er sich nach dem Tode des pohlnischen K\xF6nigs Stephan B\xE1thor in Kaiserlichen Schutz begeben, die ganze Einrichtung seines Werkes ge\xE4ndert, und seinen schon verfertigten B\xFCchern, auch die Geschichte des
K\xF6nigs Wladislaws des Zweyten, und
Ludwigs des Zweyten beygef\xFCgt habe. Denn eigentlich f\xE4ngt er seine Historie mit dem Antritte der Regierung Wladislaws des Zweyten an, und endiget solche mit der
T\xFCrkischen Belagerung der Stadt Erlau. Und ungeachtet das Prayische Exemplar, wie ich gesagt habe, vollst\xE4ndiger als das Wienerische,
* Jam perexui Joannis Regis nuptias, receptum in Transylvaniam -- -- judicium, & animadversionem in Stephanum Mayl\xE1th -- -- postremo contractum a nostris exercitum ingentem Joachimo Brandenburgensi duce, quae omnia quatuor libros efficiunt, fatis uberes. -- --
(p 293)
aber dennoch unvollendet ist: so l\xE4\xDFt sichs doch mit aller Wahrscheinlichkeit vermuhten, da\xDF Brutus vor Vollendung seiner Arbeit durch den Tod \xFCberfallen worden. Diese Vermuhtung bekr\xE4ftiget das oben angef\xFChrte Schreiben des Erzherzogs Ernst, als welcher, so bald er den Tod des Brutus erfahren hatte, der Pre\xDFburger Kammer den ausdr\xFCcklichen Befehl ertheilte, dessen zur Fortsetzung der Ungrischen Geschichte hinterlassene Schriften zu \xFCbernehmen. Auf solche Art f\xE4ngt die von unserem Schriftsteller ausgearbeitete Geschichte mit dem 1490igsten Jahre an, und endiget sich mit dem Jahre 1552.
Brutus war auch Willens die Geschichte des Stephan B\xE1thori seines grossen M\xE4cens zu beschreiben,* wie solches aus einem Briefe dieses F\xFCrsten vom Jahre 1579. erhellet.** Es ist, jedoch nicht glaub-
* Brutus schlie\xDFt den Brief an den K\xF6nig vom Jahre 1579 mit diesen Worten: Vale nostrae aetatis maximorum Regum maximum decus.
** Er dr\xFCckt sich darinnen also aus: Itaque intelligo, quam mecum honorifice egeris, qui me -- --
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lich, da\xDF er dieses Werk jemals angefangen, geschweige vollendet habe, da er die Ungrische Geschichte, auf die er doch allen seinen Flei\xDF, und so viele M\xFChe gewendet, unvollkommen zur\xFCckgelassen hat.*
Dieses sind nun meine geringen Anmerkurkgen \xFCber das Leben und die Geschichte des Brutus; seine \xFCbrigen Werke aber anzuf\xFChren, geh\xF6rt zu meiner Absicht nicht. Ich w\xFCnsche nur noch, da\xDF die Ungrische Geschichte eines so ber\xFChmten Schriftstellers der, wenn er ein Zeitgenosse des
Bonfins gewesen w\xE4re, ihm gewi\xDF die Palmen aus
unum inter multos delegeris, cujus scriptis res Tuas commendares.
** Dieses Werk \xFCbernahm der Erzbischof zu Lemberg Johann Demeter Sulikow, welches zu Danzig 1647. gedruckt ward; nicht minder der K\xF6nigl. Sekret\xE4r Reinhold Heidenstein, in seinem Kommentar vom Moskowitischen Kriege, welcher zu Basel, ein Jahr nach dem Tode des B\xE1thor an das Licht trat. Auch in der Moscovia des Jesuiten Anton Possewinus, welches zu Wilna 1586, und also in dem Sterbjahre des Pohlnischen K\xF6niges Stephan erschien, findet man sehr sch\xF6ne und brauchbare Anekdoten von diesem Prinzen.
(p 295)
den H\xE4nden gewunden h\xE4tte, das Licht einmal erblicken m\xF6chte! Es m\xFC\xDFte aber seinen Erz\xE4hlungen die Jahrzahl \xFCberall beygesetzet, und einige seiner Meynungen die oft zu hart klingen, gemildert, auch das was er \xFCbergangen, und ausgelassen hat, in einigen Anmerkungen beygef\xFCget werden. — Und von wem k\xF6nnten wir dieses mit mehrerem Rechte hoffen, als von dem ber\xFChmten Annalisten, den dermaligen Kanonikus Herrn Pray, der wie er selbst sagt,* so manche handschriftliche Anekdoten des sechszehnten Jahrhunderts besitzet!
v. W.
* In dem Index Rarior. librorum Bibliothecae Reg. Budensis, P. 1 p. 203.