Bl\xE4ttern:
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XXXIV.
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Erste Fortsetzung von den Merkw\xFCrdigkeiten an den Insekten.
Der g\xFCtige Sch\xF6pfer, hat den Men schen nicht, wie alle \xFCbrigen Thiere bekleidet; er hat aber durch seinen Verstand, tausend Arten von Kleidungen erfunden. Die Natur hat uns auch nicht mit Klauen und Z\xE4hnen, wie den Tiger Versehen, allein die Vernunft hat uns gelehret, das Fleisch und die Knochen, auf weit geschicktere Art klein zu machen.— Wir k\xF6nnen es im Laufen nicht mit dem Hasen aufnehmen, wir fangen ihn aber, und bekommen ihn, wenn er auch noch so geschwind ist. Wir haben keine Vorderf\xFC\xDFe zum graben, gleichwohl durchboren wir durch Klugheit mit der Hand die h\xE4rtesten Felsen. Auch sind uns keine Flu\xDFfedern, und Ohren, wie den Fischen gegeben worden, und wir wissen doch auf dem gro\xDFen Weltmeere nach dem \xE4u\xDFersten Indien zu kommen. Die V\xF6gel haben Fl\xFCgel, wir nicht; aber wir
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verstehen gleichwohl die Kunst, die V\xF6gel aus der H\xF6he herabzubekommen. Wir k\xF6nnen ohne Luchsaugen zu haben, die Flecken in der Sonne, und die Blutadern der Laus, mit bewaffneten Augen betrachten. Wir k\xF6nnen ohne dem L\xF6wen gleich zu br\xFCllen, mit Sprachr\xF6hren, Glocken, und Gesch\xFCtzen, uns weit st\xE4rker, als er h\xF6ren lassen. Wir \xFCbertreffen mit einem H\xF6rrohre sogar das feine Geh\xF6r des wilden Schweines. —
Die Vernunft ist es also, die dem Menschen einen Vorzug erwirbt. Durch diese einzige Kraft ist er allen Thieren \xFCberlegen. Wir m\xFC\xDFen uns also ihrer bedienen; denn wir leben durch den Verstand, wenn der \xFCbrige Theil von uns untergehet. — Wir m\xFC\xDFen also andern mit unserem Verstande dienen. Allein, wobey werden wir denselben vornehmlich brauchen? Wir werden es finden, wenn wir die Welt, so, wie sie jetzt ist, geschaffen, und ausgezieret annehmen, und den Adam, mit Vernunft, und Sinnen ausger\xFCstet, in dieselbe setzen. Alles, was ihm in die Sinne f\xE4llt, kann entweder zu den Gestirnen , oder zu den Elementen, oder zu den nat\xFCrlichen K\xF6rpern auf unserer Erde geh\xF6ren. Diese drey St\xFCcke biehten ihm alles N\xF6htige dar, und f\xFChren ihn
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auf den Urheber dieses bewunderensw\xFCrdigen Baues. Alsdann bedienen wir uns erst recht unsers Verstandes, wenn wir denselben auf unsere Bed\xFCrfnisse, und auf den Geber dieser gro\xDFen Wohlthat richten. — Man sehe doch die Gestirne an, worunter man lebt, und betrachte dieselben als ein Mathematikverst\xE4ndiger. O! wie erhaben ist der Sitz des Allm\xE4chtigen , der diese unz\xE4hligen Sonnen geschaffen hat! — Man sehe die Elemente an, worinnen man lebt, und stelle sie sich als ein Naturforscher vor. O Himmel! wie voll ist die Erde von seiner Herrlichkeit! Man wende seine Augen auf die nat\xFCrlichen K\xF6rper, wovon man lebt; und erforsche dieselben als ein Steinkenner, Kr\xE4uterlehrer, und Thierk\xFCndiger. O! wie unz\xE4hlig viele Spuren der Hand des Sch\xF6pfers wird man in den kleinsten Fibern antreffen! —
Dieses sind die drey Gegenst\xE4nde, wodurch wir unsern gemeinschaftlichen Nutzen bef\xF6rdern. Gegenst\xE4nde, die allerdings verdienen, da\xDF wir unsere Kr\xE4fte dabey vereinigen. Man mu\xDF sie erkennen, und anwenden; denn sie verschaffen uns Nahrung und Arzneymittel, sie zeigen uns die Wunder der Weisheit, und der Allmacht des Sch\xF6pfers, ja, sie erwecken
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in dem Gem\xFChte, und der Seele ein Vergn\xFCgen , das von keinem andern \xFCbertroffen wird. — Ich w\xFCrde zu weitl\xE4ufig seyn, wenn ich alles durchgehen wollte, was uns die g\xFCtige Natur darbiehtet. Wir wollen nur eine kleine Zeit anwenden, uns in das Feld zu begeben, worinnen die Natur die kleinsten der lebendigen Thiere eingeschlossen hat. Wir wollen in demselben geschwind fortschreiten, damit wir nicht Zeit und Gedult verlieren.
An diesen kleinen, und verachteten Thieren, ich meyne an den Insekten, mu\xDF man besonders die Meisterst\xFCcke der Natur bewundern. Und, ob sie gleich klein und stumm sind, so zeigen sie doch deutlicher, als alles Uibrige, von der Weisheit des Sch\xF6pfers. Allein, der Mensch, der sonst alles Neue liebt, hat diese Gesch\xF6pfe so weit unter seiner Wi\xDFbegierde zu seyn geglaubt, da\xDF unter allen Wissenschaften, eben diese von der Natur, und den Eigenschaften der Insekte, am allerwenigsten bearbeitet worden. Unterdessen haben gleichwohl diese kleinen Thiere
Listern unter den Engl\xE4ndern,
Swammerdamen unter den Holl\xE4ndern,
Frischen unter den Deutschen, und
Reaumuren unter den Franzosen unsterblich
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gemacht. Diese gro\xDFen Leute haben nebst noch vielen andern, die Natur der Insekten flei\xDFig untersuchet. Doch hat niemand diese Klasse von den vierf\xFC\xDFigen Thieren, von den V\xF6geln, von den Fischen, und W\xFCrmern zu unterscheiden gewu\xDFt. — Der Krebs ward unter die Fische gez\xE4hlet, da er doch ein Insekt ist. Das Seepferdchen wurde unter die Insekten gerechnet. Die Medusenh\xE4upter, die Schnecken, die Spulenw\xFCrmer, selbst die pftanzartigen, und hartschaligte W\xFCrmer wurden alle f\xFCr Insekten gehalten, da sie doch vielmehr unter die W\xFCrmer zu rechnen sind. Und diese Verwirrung behielt so lang die Oberhand, bis ich in meinem Natursystem zeigte, da\xDF nur allein die Insekten mit F\xFChlh\xF6rnern versehen w\xE4ren, und da\xDF ihr Skelet blos in ihrer Haut, oder in dem \xE4u\xDFersten runzlichten Theile derselben best\xFCnde. Denn auf solche Weise sind diese gleichsam geharnischten Gesch\xF6pfe mit Kr\xE4ften versehen, und f\xFCr den \xE4u\xDFern Zuf\xE4llen gesichert. H\xE4tte der Elefant nach Proportion seiner Gr\xF6\xDFe, die Kr\xE4fte des Pillenkafers, so w\xFCrde er die gr\xF6\xDFten B\xE4ume wie Bohnenreiser umwerfen, und Berge, und Felsen, aus ihrer Stelle heben.
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Betrachtet die wunderbare Erziehung der Inseckte! Wie un\xE4hnlich ist jegliches Junge dem Gr\xF6\xDFern, und wie sehr ist es von dem Alten unterschieden ! Eine Verwandlung, die in der That unsre Vernunft \xFCbersteiget. Ein gr\xFCnes, sechszehnf\xFC\xDFiges, kriechendes, rauhes, und von Blattern lebendes Ungeziefer, wird eine Raupe genennet. Sie verwandelt sich in eine h\xE4ngende, ohnf\xFC\xDFige, glatte, fastende, und goldfarbige Puppe, aus der zuletzt wieder ein fliegender, sechsf\xFC\xDFiger, weishaarichter, honigsammelnder, und bunter Schmetterling wird. — Was hat wohl die Natur bewunderungsw\xFCrdiger hervorgebracht? Es k\xF6mmt ein Thier auf die Schaub\xFChne der Welt, welches so verschiedene Rollen spielet. Unterdessen gehet eben dieses mit einem K\xFCchlein vor, wenn es auf die Welt k\xF6mmt, au\xDFer da\xDF bey diesem die drey H\xE4utchen auf einmal zerrissen werden, und abfallen, da hingegen der Zweyfalter, eines nach dem andern ablegt. Denn, wann bey ihm die runzlichte Haut, oder die \xE4u\xDFere Rinde abf\xE4llt, so bleibt die Larve \xFCbrig: wenn diese abgesondert, und ausgetrocknet ist, so stehet man die Puppe; wann aber auch diese weggehet, so k\xF6mmt der Zweyfalter zum Vorscheine. — Bey den Insekten
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sind die unz\xE4hligen Arten und Geschlechter, deren jegliche, ihre besondere Naturzerkliederung, und Einrichtung erfors dem, ebenso bewunderungsw\xFCrdig, als bey den gr\xF6\xDFten Thieren. Wann wird doch die Zeit kommen, da dieses alles wird ins Licht gesetzet seyn?
Die Fortsetzung folgt.
Ein kr\xE4ftiges Mittel die Wanzen zu vertilgen.
Aus dem Gentlem. Magaz.
Ein ber\xFChmter Arzt theilet dieses wohlbew\xE4hrte Recept mit, wodurch er seine eigenen Betten g\xE4nzlich von den Wanzen gereiniget, und welches er auch vielen Familien gegeben hat, die insgesamt eben die Wirkung davon empfunden haben. —
Man nehme ein halbes
N\xF6\xDFl vom h\xF6chst
rectificirten Weingeiste, und eben so viel frisch destilirtes Oel,oder Terpetinspiritus. Dieses mische man untereinander, und br\xF6ckle eine halbe Unze Kampfer, ganz klein dazu, welcher in wenig Minuten
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darinnen zergehen wird. Solches sch\xFCttle man wohl untereinander, tauche ein St\xFCckchen Schwamm, oder B\xFCrste darein, und befeuchte damit das Ger\xE4ht, in welchem dieses Ungeziefer herberget und hecket, recht gut, und es wird sie, und ihre Nisse unfehlbar t\xF6dten, und vertilgen, wenn sie gleich noch so voll w\xE4ren. Alsdann aber mu\xDF das Bett, oder das Ger\xE4ht, gut, und durchaus damit befeuchtet werden , wenn der Staub in demselben vorher ausgekehret, und ausgeklopfet worden. Dadurch wird es dann die feinsten seidenen Betten weder bestecken, noch beschmutzen, oder sonst im geringsten schaden.
Die hier verordnete Quantit\xE4t von dieser besonders saubern, wei\xDFen und wohlfeilen Mixtur, wird ein jedes Bett, wenn es auch noch so sehr von Wanzen wimmelt, rein machen. Man ber\xFChre nur eine lebendige Wanze mit einem kleinen Tropfen derselben, und man wird finden, da\xDF sie dieselbe den Augenblick t\xF6dtet. In die Fugen, und H\xF6hlungen, wohin man mit der B\xFCrste, oder dem Schw\xE4mme nicht kommen kann, gie\xDFe man etwas von dieser Mixtur. Der Geruch, welcher doch gesund, und vielen Leuten sehr angenehm ist, vergehet in zween, oder dreyen Tagen. So oft man sie brauchet, mu\xDF man sie wohl umsch\xFCtteln, welches aber bey Tage, und nicht beym Lichte geschehen mu\xDF, damit die Subtilit\xE4t derselben nicht Flamme fassen, und Schaden thun m\xF6chte, wenn man sie brauchet.
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