Bl\xE4ttern:
< zum Text 41 –
zum Text 43 >
XLII.
(P329)
Neue Art, den Hanf mit wenigerem Abgange, und geringern Kosten zu bereiten, und ihn am be\xDFten zu nutzen.
Aus dem Journal Oeconomique.
Obgleich seit langer Zeit der Ge brauch des Hanfes eben so noht wenig, als gemein ist, so scheint es doch, da\xDF bisher die Natur, und Eigenschaften dieser Pflanze, noch nicht Vollkommen gut erkannt sind.
Viele haben geglaubt, das R\xF6sten w\xE4re eine Art von Faulung, und wann man den Hanf zu lange im Waffer lie\xDFe, faulte er zu stark, und gebe auf der Breche, oder Hechel nur Hahre, ohne G\xFCte, und St\xE4rke. Im Gegentheile gedachten sie wieder, der Hanf, den man nicht lange genug ger\xF6stet, behielte eine Rinde, die zu sehr an den Kern und Mark hienge, und nur harte, elastische und zur Bereitung sehr beschwerliche Hahre gebe. Endlich w\xE4re doch eine
(P330)
Mittelstrasse die man dabey halten m\xFC\xDFte. Aber, es w\xE4re unm\xF6glich. Regeln davon zu geben, und gleichwohl ebenso leicht, als gef\xE4hrlich, sich davon zu entfernen.
Um allen diesen Unbequemlichkeiten vorzubeugen, und eine einfache, und untr\xFCgliche Regel von dieser ersten Zubereitung zugeben, hat man bemerkt, da\xDF das gew\xF6hnliche R\xF6sten des Hanfes nichts anders sey, als die Aufl\xF6sung eines z\xE4hen, und der Pflanze nat\xFCrlichen Harzes, welches das einzige Band derselben ausmachet, und da\xDF man den Hanf nur in einem ebenm\xE4\xDFigen Verh\xE4ltnisse, mit dem Uiberflusse an diesem Harze, und mit der St\xE4rke seines Anh\xE4ngens r\xF6\xDFten m\xFC\xDFe. L\xE4\xDFt man den Hanf allzulange im Wasser, so kann man die Fasern der Rinde, weil sie alsdann durch die Aufl\xF6sung fast alles Harzes, zu sehr von einander abgesondert sind, nicht mehr nach ihrer ganzen L\xE4nge wegnehmen; und der gr\xF6\xDFte Theil bleibt mit dem Strohe, womit man es oft in der Breche bearbeitet, vermengt. Es ist also dieser Ursache wegen gef\xE4hrlich, den Hanf allzulange r\xF6sten zu lassen; und man mu\xDF kein anderes Ziel der Zeit setzen, als hinreichend ist, die Rinde
(P331)
genau, und ohne Verlust vom Kerne und Mark abzusondern. Vielleicht gebraucht man dazu nicht mehr, als f\xFCnf, oder sechs Tage.
Da, nachdem man den Hanf lange genug im Wasser gelassen hat, um ihn nur zum Brechen geschickt zu machen, die Rinde, nach der alten Art zu verfahren, hart, elastisch, und zur Zubereitung feiner Hahre durch die Hechel wenig tauglich scheinet: so hat man durch Uiberlungen, und durch die verschiedenen angestellten Versuche, das Mittel gefunden, ihr leicht, und ohne Kosten, alle guten Eigenschaften zu geben, die ihr fehlen. Das Wasser, welches schon geschickt gewesen ist, die Rinde bey dem ersten R\xF6sten von ihrem Strohe abzusondern, wird durch die g\xE4nzliche Aufl\xF6sung des noch zur\xFCckgebliebenen Harzes, weit besser, und ohne Gefahr, die Fasern, oder Fibern voneinander theilen. Zu dem Ende ist es also hinreichend, den Hanf, wann er gebrochen ist, zu kleinen Handvollen von einem Viertl
pfunde, oder so ungef\xE4hr ins Wasser zu legen. Man biegt sie ganz lose in der Mitte, durch einen etwas starken Bindfaden, um sie in dem Wasser handhaben, und bewegen zu k\xF6nnen, ohne da\xDF sie sich in
(P332)
einander verwickeln. Nachdem man alle Handvolle mit Wasser getr\xE4nket hat, mu\xDF man sie auf eben die Art, wie man Garn zum Einweichen in einen K\xFCbel legt, in ein h\xF6lzernes, oder steinernes Gef\xE4\xDF thun. Hierauf f\xFCllt man dasselbe mit Wasser, und l\xE4\xDFt den Hanf verschiedene Tage hindurch, sich darinnen soviel befeuchten, und durchziehn, als n\xF6htig ist, sein Harz aufzul\xF6sen. Drey bis vier Tage sind zu diesem Werke hinl\xE4nglich. Hiern\xE4chst mu\xDF man jede Handvoll bey ihren Bindf\xE4den herausziehen, sie durch Drehen ausdr\xFCcken, und im Flu\xDFe waschen, um sie, so viel als m\xF6glich ist, von dem schlamichten, und harzigten Wasser, woraus sie kommen, zu reinigen. Wann sie so ausgewaschen sind, bringt man sie wieder nach Hause, und dann kann man sie auf einem Brette bl\xE4uen, um v\xF6llig alle Theile, die noch nicht genug zertheilet sind, zu trennen. Zu dem Ende breitet man eine jede Handvoll von diesem Hanfe auf einer Bank von starken, und festen Holze aus, nachdem man den Bindfaden davon abgenommen hat. Man schlagt sie der ganzen L\xE4nge nach, mit der Fl\xE4che eines gemeinen Waschbl\xE4uers, bis die dicksten Theile oben, und unten Hinl\xE4nglich von einander getrennet sind.
(P333)
Dieses aber mu\xDF man eben nicht \xFCberm\xE4\xDFig thun, denn es w\xFCrden sodann die Fasern nicht genug St\xE4rke behaltendem Kamme vor ihrer Richtung zu widerstehen. Dieses ist eine Behutsamkeit von der Art , die man allein durch die Erfahrung lernen kann.
Nach dieser geringen Arbeit, welche gleichwohl die langweiligste ist, mu\xDF man eine jede Handvoll wieder im flie\xDFenden Wasser waschen, so, da\xDF man sie von einem Ende zum andern nehme; und dann sieht man den guten Ausschlag von aller dieser Zubereitung. Alle Fasern des Hanfes, die so im Wasser durchspielet sind, theilen sich, waschen sich aus, machen sich von einander los, und scheinen so vollkommen zugerichtet, als wenn sie schon durch den Kamm gegangen waren. Je geschwinder, und st\xE4rker der Strom des Wassers, und je sch\xF6ner dasselbe ist, desto wei\xDFer, und reiner werden auch die Fasern. — Wenn nun der Hanf helle genug, und von seinem Schmutze g\xE4nzlich gereiniget zu seyn scheinet, so zieht man ihn, so breit, als nur m\xF6glich ist, aus dem Wasser. Hierauf h\xE4ngt man ihn auf eine Latte gegen die Sonne, damit er austr\xE4ufte, und trockne.
(P334)
Auf diese Weise l\xF6sen sich die Fasern des Hanfes, wie so viel Hahre von Seide, theilen sich, reinigen sich, und werden fein, und wei\xDF, weil das Harz, welches der einzige Grund ihrer Vereinigung war, auch den einzigen Grund ihres Schmutzes, und der verschiedenen Farben, die man an dem Hanfe sieht, abgab.
Wann der Hanf nun einmal recht trocken ist: so biegt man ihn behutsam, so, da\xDF man ihn ein wenig drehe, damit sich die F\xE4den nicht weiter in einander verwickeln k\xF6nnen. Alsdann kann man ihn h\xE4cheln, um die feinen Hahre auszuziehen. Es wird nicht mehr n\xF6htig seyn, ihn so lange wie sonst zu schwingen. Diese Arbeit, welche wegen der Kr\xE4fte, die sie erforderte, so schwer, und wegen des t\xF6dtlichen Staubes, den der Arbeiter einschluckte, so gef\xE4hrlich war, wird nicht mehr, als ein mittelm\xE4\xDFig m\xFChsames Werk seyn. — Wenn man sich seiner K\xE4mme, oder Hecheln bedienen will, so wird der so gewaschene Hanf Hahre geben, die sich zu den sch\xF6nsten Faden spinnen, und mit dem sch\xF6nsten Flachse vergleichen lassen; auch wird nicht mehr, als ein Drittheil von gutem Werke herauskommen. Dieses Werk nun, welches
(P335)
Vorher ein verwerflicher Ausschu\xDF war, und gemeiniglich den Sailern um ein sehr Geringes verkauft ward, wird durch eine neue Bearbeitung , eine Sache von der gr\xF6\xDFten Nutzbarkeit. Wenn man es wie Wolle k\xE4mmt; so k\xF6mmt ein neuer, feiner, sanfter, und wei\xDFer Stoff heraus, wovon man den Gebrauch bisher nicht gekannt hat. Man kann Watten daraus machen, welche vor den gemeinen Watten einen Vorzug haben werden; aber man kann ihn auch noch spinnen, und einen ziemlich sch\xF6nen, und guten Faden daraus ziehen.
Die Leinwand, die man von dem so zubereiteten Hanfe machen wird, darf nicht so lange in der Bleiche seyn, und das Garn selbst wird die Laugen, wodurch man es gehen lassen m\xFC\xDFte, nicht mehr n\xF6htig haben.
Die ersten Entdeckungen haben die Gedanken erreget, da\xDF selbst der gr\xF6\xDFte Abgang vom Hanfe und das Auskehricht der Werkst\xE4tte, wo man ihn verarbeitet, noch einen guten Stof enthielte, den man gemeiniglich ins Feuer, oder auf den Misthaufen warf, weil man den Gebrauch nicht wu\xDFte. Er darf gleichwohl nur gebrochen, und im Waffer ges\xE4ubert, und gereiniget werden, um in den Papierm\xFChlen
(P336)
brauchbar zu seyn. Die Probe die man damit gemacht hat, l\xE4\xDFt die\xDFfalls keinen Zweifel \xFCbrig, und man sieht leicht ein, da\xDF dieses in der That erheblich ist. Ein blindes Verfahren nach der Gewohnheit, und die Vorurtheile, welche dieselben hervorgebracht hat, sind Ursache gewesen, da\xDF man bisher die vortreflichen Eigenschaften, und die nat\xFCrliche Vollkommenheit des Hanfes nicht erkannt hat. Man hatte noch nicht wahrgenommen, ba\xDF der Faden, unabh\xE4nglich von den Bearbeitungen der Kunst, die ihn weder bilden, noch vollkommen machen kann, in der Pflanze vorhanden war; da\xDF die Arbeit blos darauf eingeschr\xE4nkt ist, ihn zu reinigen und durch die Absonderung der Hahre, woraus die Rinde besteht, zu theilen, und da\xDF diese Rinde eine Art von einem nat\xFCrlichen Strange ist, dessen F\xE4den, ihrer L\xE4nge nach, durch eine unreine , und leimichte Feuchtigkeit verbunden sind, die man nohtwendig aufl\xF6sen, und wegschaffen mu\xDF, weil sie eben sowohl dem Arbeiter, als der Bearbeitung zuwider ist. Da uns aber die Natur des Hanfes und seine Eigenschaften besser bekannt sind, so zweifelt man nicht, die Leute werden sich alle die Vortheile zu Nutzen machen, die sie sich, durch diese neue Art zu verfahren, verschaffen k\xF6nnen.
Bl\xE4ttern:
< zum Text 41 –
zum Text 43 >