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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin, Band 2, Heft 1, Text 10 (S. 121-123)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg,
L\xF6we, 1782
Autor:
Zacharias Gottlieb Huszty
Zuordnung: Medizin
(P121)
10. Nachricht von einem epileptischen Schlagflusse.
Eine Mannsperson von 27 Jahren und sehr starker Leibeskonstitution, wurde nach einer vorhergegangenen heftigen Bewegung den 31. Jenner gegenw\xE4rtigen 1782. Jahres mit Kopfschmerzen befallen. Es setzten diese einige Stunden aus, kamen aber bald zu wiederholten malen ohne bestimmter Periode wieder. Je \xF6fter sie kamen, desto weniger gute Zwischenzeit lie\xDFen sie \xFCbrig, und desto hefftiger setzten sie dem Kranken zu. Am 5.
Hornung kam ein au\xDFerordentlich hefftiger, aber auch der letzte Anfall, welcher nach einigen Stunden in eine wirkliche Epilepsie \xFCbergieng. Die Zuckungen und das Herumwerfen des ganzen K\xF6rpers waren so au\xDFerordentlich, da\xDF immer
(P122)
f\xFCnf auch sechs Personen, um ihn im Bette zu erhalten, erforderlich waren. Die Stimme verlor sich in diesem Zustande nach und nach, die Augen wurden immer tr\xFCber, der Puls schlug selten, geschwind, klein und unordentlich, der Harn hatte eine
Pomeranzenfarbe mit einer hochh\xE4ngenden Wolke, das Gesicht und die Augen waren roht, der Mund feucht, das Athemhohlen tief, oft und m\xFChsam, die Daumen wurden eingezogen, aber doch sch\xE4umte der Kranke niemals. In diesem Zustande blieb er dreyzehn Stunden, nach welchen ein vollkommener Schlagflu\xDF, der noch f\xFCnf Stunden w\xE4hrte, seinem Leben ein Ende machte.
Ich vermuhtete eine Entz\xFCndung der Hirnh\xE4ute, und
lie\xDF die Ader \xF6fnen; die drey ersten Unzen gerannen f\xFCnf Stunden sp\xE4ter, als die nachfolgenden, und zeigten nicht die geringste Spur einer Entz\xFCndung.
Der Kranke ist, noch ehe die Kopfschmerzen anhaltender und hefftiger worden sind, gefallen, welches ich aber als eine Wirkung, und nicht als eine Ursache der Krankheit ansehe.
Nach dem Tode zeigte sich bey der Untersuchung folgendes : An der
Hirnschaale fand sich weder an der \xE4u\xDFern noch an der innern Fl\xE4che nichts Widernat\xFCrliches. Sobald diese abgenommen ward, kamen kleine dunkelrohte, einige einer Erbse grosse Erh\xF6hungen auf der
harten Hirnhaut, an deren sichelf\xF6rmigen Fortsatz zum Vorscheine. Die
feine Hirnhaut (arachnoidea) war mit jener ganz verwachsen. Nachdem diese abgezogen waren, fand ich die
innere Hirnhaut ganz
varik\xF6s und
aneurismatisch, wodurch obbemeldte rohten durch die harte Hirnhaut scheinenden Erh\xF6hungen oder Knoten entstanden seyn mu\xDFten. Die R\xE4nder der angepfropften Gef\xE4\xDFe sahen gelblicht aus. Bey der fortgesetzten Untersuchung fand ich weder in der
Rinde noch im
Marke des Gehirns und des kleinen Gehirns was Widernat\xFCrliches. Zwischen den
Schenkeln (pedunculi) des Gehirns aber habe ich eine Wasserblase (hydatis
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nosolog.) entdecket. Ihre L\xE4nge hat einen halben, und ihr Durchschnitt einen viertl
Zoll gemessen. So neu mir diese Erscheinung war, so wenig trage ich Bedenken, sie als die erste Ursache des Todes anzusehen. Wie, wann, und warum sie gerade an diesem Orte entstanden; wie viel Zeit zu ihrer Entstehung erforderlich gewesen sey, das wissen wir nicht.
Hu\xDFty v. Ra\xDFynya.