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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin, Band 2, Heft 1, Text 11 (S. 123-128)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg,
L\xF6we, 1782
Autor: o. N.
Zuordnung: Verkaufsanzeige
(P123)
11. Avertissement.
Joseph des Zweyten, des Gerechten Regierung ist bereits Epoche f\xFCr die Welthistorie, f\xFCr das Menschengeschlecht. Wo zeiget die Geschichte einen Monarchen, der in dem kurzen Zeitr\xE4ume eines Jahres, so viele, so mannichfaltige, so wohlth\xE4tige Revolutionen hervorgebracht? Noch stehen viele bet\xE4ubt, fassen nicht das Ganze, sehen nicht den Plan, wodurch manche R\xE4der aus der Uhr herausgenommen, abge\xE4ndert, abgefeilt werden, damit das Ganze \xFCbereinstimme, der Hauptzweck erf\xFCllt, Ordnung und Sch\xF6nheit hergestellt werde. Welche herrliche Aussicht f\xFCr die Zukunft! Mit Wahrheit kann man die Worte
Justins auf
Theresiens und Josephs Regierung anwenden:
Orbis Imperii fundamenta Mater jecit, operis totius gloriam filius consumavit. Auch unsere
Br\xFCnner Zeitung f\xFChlet in ihrer kleinen Sph\xE4re die allgemeine Wohlth\xE4tigkeit. Die Freyheit im Denken und Schreiben, welche die Milde des Monarchen seinen L\xE4ndern geschenket \x97 der einzige Weg, wodurch verj\xE4hrte, geadelte, unter der Maske der Ehrw\xFCrdigkeit herumschleichende Vorurtheile und Aberglauben zu Boden gest\xFCrzt; und wodurch endlich jede Wahrheit gemeinn\xFCtzig, jede gute
(P124)
Entdeckung, jede statistische und politische Bemerkung zum Dienste des Vaterlandes anwendbar gemacht werden kann \x97 hat auch auf uns einen heilsamen Einflu\xDF gehabt, und wir hoffen, da\xDF unsere Leser es bereits \xF6fters mit uns empfunden haben werden, da\xDF nur der recht denken kann, der frey denken darf.
Zwar wiederholen wir bis jetzt bey uns selbst oft den Spruch: wenig Worte, und gr\xF6\xDFere Schritte! und wie es jedem ziemet, der im historischen Fache arbeitet, wollten wir zur Beurtheilung des Wehrts unserer Zeitung Fakta, nicht Raisonement vorlegen. Aber eben bey dieser f\xFCr die Litteratur so g\xFCnstigen Aussicht sey es auch uns erlaubt, ein paar Worte von den k\xFCnftigen Verbesserungen zu reden, welche wir vor der Hand mit unserm Institute vorzunehmen gedenken, und auf deren redliche Erf\xFCllung das Publikum sicher rechnen darf.
Wir haben also nicht allein, wie bisher nichts gesparet, was unsere ausgebreitete kostbare Zeitungskorrespondenz noch mehr, sowohl innlands als au\xDFerlands befestigen und sichern kann; sondern wir haben auch von Neuem Alles angewandt, selbe noch weiter zu erstrecken, und ansehnlich zu vermehren. Nebst unsern w\xFCrdigen bisherigen Korrespondenzen haben wir nun in den K. K. Niederlanden, in der T\xFCrkey und
Levante; in der Schweiz, in Italien, in den ungrischen, und in den K. K. pohlnischen Provinzen (vor nicht gar zu langer Zeit terra incognitae selbst f\xFCr \xF6sterreichische Unterthanen) noch andere neue Korrespondenzen angestellt, von welchen seit einigen Monaten bereits Proben dem Publikum vor Augen liegen, und wir hoffen wenigstens, unsere angestrengte M\xFChe soll hierinnfalls nicht fruchtlos werden.
Da es l\xE4cherlicher Eigend\xFCnkel w\xE4re, Alles durch eigene eingelaufene Nachrichten bewerkstelligen zu wollen, so haben wir nunmehr eine neue, besondere Auswahl von den be\xDFten europ\xE4ischen Zeitungen und Journalen getroffen; und es wird mit vereinigten Kr\xE4ften daran gearbei-
(P125)
tet werden, da\xDF kein betr\xE4chtliches Faktum zur Welt- und Menschengeschichte geh\xF6rig jemals, allenfalls nur mit mehrerer oder wenigerer Umst\xE4ndlichkeit, darinn unangezeigt bleiben, oder vernachl\xE4\xDFigt werden soll. Selbst f\xFCr das litterarische Fach, insoferne die Er\xE4ugnisse darinn auf Menschheit und Geschichte einen Einflu\xDF haben, und nicht aus blossen zwecklosen gelehrten Spekulationen bestehen, wird besondere Sorgfalt getragen werden. F\xFCr die Beleuchtung und Zusammenstellung der Weltbegebenheiten im Ganzen, um sie gleichsam mit einem Blicke konzentrirt \xFCbersehen zu k\xF6nnen, hatten wir seit einiger Zeit ebenfalls vieles verwendet, und M\xE4nner von Beurtheilungskraft haben die Verbesserungen hierinnfalls nicht verkennet. Wir versprechen damit auch in Zukunft fortzufahren, und bey jedem Fortschreiten, welches in der grossen laterne magique der Welt vor sich gehet, werden wir bedacht seyn, Staat vor Staat, das ver\xE4nderte Verh\xE4ltni\xDF anzuzeigen, und den Grad zu bestimmen, auf welchen er gestiegen, oder von welchem er herabgesunken ist.
Die
Andersons und
Schl\xF6zers, und die neuern amerikanischen blutigen
Handlungskriege haben es genugsam bewiesen, da\xDF
Kommerz auch von Seiten der Statistik und Geschichte, von den erheblichsten Folgen werden k\xF6nne. Die Riesenschritte, welche das \xF6sterreichische Kommerz seit einigen Jahren gemacht, (
der englische Handel \xFCber Semlin, die neue
Anlegung und Verbesserung der H\xE4ven in Dalmatien und Istrien, und die Reichth\xFCmer von
Brabant und Flandern sind davon neuere \xFCberzeugende Beweise) lassen uns noch andere wichtige, wohlth\xE4tige Revolutionen vorhersehen, und es wird daher auch ein vorz\xFCgliches Augenmerk von uns darauf gerichtet werden. Die Spuren, welche sich bereits davon in dem diesj\xE4hrigen Jahrgange unserer Zeitung finden, m\xF6gen inzwischen als Bel\xE4ge zu unseren Verhei\xDFungen dienen. Zu noch mehrerem Beweise werden wir auch nunmehr von Zeit zu Zeit bey einigen Ver\xE4nderungen den Wiener Cours,
(P126)
sowohl der \xF6ffentlichen Staatsfonds, als der Wechselcourse in unserm Blatte bekannt machen. Freylich nicht f\xFCr jedermann interessant und verst\xE4ndlich; aber f\xFCr den Kaufmann, f\xFCr den aufgekl\xE4rten Politiker oft mit einem Ziffer unterrichtender, als ellenlanges Raisonement nicht werden k\xF6nnte. Auch die Listen der einlaufenden Schiffe sowohl in den \xF6sterreichischen H\xE4ven am adriatischen Meere, als an der Nordsee werden wir, wenn sie von einiger Bedeutung sind, und nicht blosse trockene Namen von Schiffen und Kapit\xE4nen enthalten, der Zeitung beyr\xFCcken.
Die K. K. Edikte und Verordnungen, von Weisheit Und Unterthanenliebe geleitet, haben nicht allein nunmehr die sorgf\xE4ltigste Aufmerksamkeit aller \xF6sterreichischen Unterthanen, sondern auch der ausw\xE4rtigen Staaten auf sich gezogen. Welche Begebenheit, welche Schlacht oder Eroberung einer Provinz k\xF6nnte von wichtigern Folgen seyn, als z. B.
Toleranzpatent, oder die
Verordnungen die Klerisey betreffend u. s. w. Wir werden es uns also zur Pflicht machen, alle was immer f\xFCr Verordnungen (wir verhoffen auch die Provinzialverordnungen und Reskripte) und zwar bey Uiberflu\xDF der Materien in besondern Beylagen unzerst\xFCckt und im ganzen Zusammenhange, zuweilen auch mit einigen historischen Erl\xE4uterungen, unsern Lesern mitzutheilen.
Was auch immer ausw\xE4rtige scheelsichtig Neider und Handwerksrecensenten sagen m\xF6gen, so haben doch die vielen Brosch\xFCren und Werkchen, welche
seit der geschenkten Censursfreyheit erschienen, sicherlich sehr viel Gutes gestiftet, und k\xF6nnen als eine Epoche der \xF6sterreichischen Litteratur angesehen werden. Wir haben bereits in unserer Zeitung das scharfsinnige Urtheil eines der w\xFCrdigsten ausw\xE4rtigen Gelehrten dar\xFCber angef\xFChrt, und sind auch mit ihm der sichern Uiberzeugung, da\xDF \x97 der wahrhaft guten und wichtigen Schriften ungerechnet \x97 auch die minder wichtigen, selbst die mittelm\xE4\xDFigen zur Aufkl\xE4rung vieler Vorurtheile, zur Bek\xE4mpfung des Aberglaubens, zur
(P127)
Verbreitung des allgemeinen patriotischen Gef\xFChls und regen Freyheitsliebe, bey der gemeinern Menschenklasse mehr beygetragen haben, als bey einer gezwungenen Denkungsart Tonnen Goldes nicht zu bewirken im Stande gewesen w\xE4ren. Wir haben nun einen eigenen Mann dazu aufgefunden, der die herkulische Arbeit \xFCber sich nimmt, diesen
augiassischen Stall auszufegen, und wo nicht aus allen, doch aus den meisten erscheinenden Brosch\xFCren und fliegenden Schriften alles dasjenige sehr sorgf\xE4ltig mit p\xFCnktlichster Genauigkeit und in b\xFCndigster K\xFCrze auszuziehen, was Faktum oder sich auf Faktum st\xFCtzendes Raisonement ist; und wir werden uns \xE4u\xDFerst bestreben, da\xDF unsern Lesern auch von dieser Seite nichts verloren gehen soll. In einigen der letztern St\xFCcke haben wir auch ein paar Versuche dieser Art zum Beweise einr\xFCcken lassen, da\xDF auch unter Schlacken zuweilen noch einiges brauchbares Metall gefunden werden k\xF6nne.
Wir sind der festen Uiberzeugung, da\xDF f\xFCr ein aus einer so ungeheuren Menge Nachrichten zusammengesetztes Werk, als eine Zeitung ist, nichts wesentlich nohtwendiger als ein gutes Register seyn k\xF6nne. Hingegen wird auch jedermann leichtlich, der einst den Versuch dazu machen wollte, finden, da\xDF die Verfassung eines solchen wahrhaft guten n\xFCtzlichen Registers mit den \xE4u\xDFersten Schwierigkeiten verbunden sey. Wir getrauen es uns ohne Schm\xE4hsucht zu behaupten, da\xDF nicht allein bey den Zeitungen, sondern auch bey den meisten Journalen uns bewu\xDFt, nur eines vorhanden sey, welches hierinnfalls vollkommen seinem Endzwecke entspricht. Wir selbst m\xFC\xDFen es eingestehen, da\xDF uns viele Versuche dieser Art nicht g\xE4nzlich so gelungen sind, wie wir es gewunschen haben. Wir haben aber nunmehr auch daf\xFCr m\xF6glichst gesorget, und wir hoffen, da\xDF das noch f\xFCr dieses Jahr 1781 erscheinende Register, eben so wie die folgenden auch den bessern Theil der Zeitungsleser befriedigen werde.
(P128)
Wir bitten das Publikum um Verzeihung, wenn wir es mit diesem Avertissemente zu lange aufgehalten haben. Wir kommen selten mit Ihm zu sprechen, und w\xFCnschten dann, wann es geschieht, Ihm \xFCber alles worinnen wir mit ihm in Verh\xE4lni\xDF sind, gleich einem Freunde unsere Meynung ohne Zur\xFCckhaltung sagen zu d\xFCrfen. Zum Beschlusse k\xF6nnen wir auch nicht umhin, der betr\xE4chtlichen Anzahl unserer Abonnenten, nebst denjenigen, welche die Br\xFCnnerzeitung so oft als ihre Qwelle treulich angef\xFChrt, und mit ihrem sch\xE4tzbaren Beyfalle \xF6ffentlich beehret haben, worunter wir vorz\xFCglich einen Schl\xF6zer, Iselin, und den Herausgeber des politischen Journals nennen wollen, ebenfalls unsern \xF6ffenttlchen Dank abzustatten. Den w\xFCrdigen zum Theile bekannten, und auch unbekannten M\xE4nnern, die als Patrioten und Freunde, dieses Institut mit ihrer Korrespondenz u.Beytr\xE4gen so h\xE4ufig und g\xFCtigst unterst\xFCtzt haben, k\xF6nnen wir hiemit nur unserer w\xE4rmsten Dankbarkeit versichern, und bitten uns noch in Zukunft \xE4hnliche Beytr\xE4ge g\xFCtigst zu \xFCbermachen; so wie wir auch w\xFCnschen, da\xDF diese Zeitung einst durchaus als ein Nationalblatt, und vollst\xE4ndige Sammlung aller was immer f\xFCr interessanten Fakten angesehen werden m\xF6chte.
Der gew\xF6hnliche Preis dieser Zeitung ist ohnedie\xDF bekannt, n\xE4mlich j\xE4hrlich 7 fl. 30 kr., oder halbj\xE4hrig 3 fl. 45 kr. franko durch alle K.K. Provinzen, und k\xF6nnen sich die inl\xE4ndischen Liebhaber an die resp. K. K. Post\xE4mter adressiren, oder auch directe an uns verwenden; die ausw\xE4rtigen Abonnenten belieben sich ebenfalls deshalb an uns selbst, oder an die K. K. Ober-Post\xE4mter, oder auch an ein ihnen sonst gelegenes l\xF6bliches Postamt g\xFCtigst zu verwenden.
Pr. K. K. priv. Zeitungs-
Comtoir
in Br\xFCnn.
Br\xFCnn, im
Christmonde, 1781.