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ZUM GESAMTINHALT

Ungrisches Magazin, Band 2, Heft 2, Text 16, (S. 243-253)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg, L\xF6we, 1782
Autor: o. N. (eventuell Conrad Dominik Bartsch oder Daniel Cornides)
Zuordnung: Medizin

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16. Beobachtungen bey dem Gesundbrunne zu F\xFCred, in der Salader Gespanschaft.


Von je her waren die Meynungen von dem F\xFCreder Sauerbrunnen getheilt. Viele verachteten ihn, da hingegen andere ihn sehr anpriesen, und wieder andere bald gar als ein Universalmittel* ausposaunet haben.

* Die Hindernisse zu einem erw\xFCnschten Fortgange der meisten Entdeckungen in der Arzneykunst sind dazumal immer am m\xE4chtigsten, wenn man mit den entdeckten Arzneymitteln sogleich alle Krankheiten heilen will. Aerzte selbst geben dazu Gelegenheit, und an allen Medicamentalvern\xFCnftlern haben sie getreue Nachfolger. Es erh\xE4rtet dabey das Vorurtheil gegen mystische Kurarten, so , da\xDF man ganz fanatisch in Natur und Krankheit w\xFCtet, ohne zu wissen, was beyde ertragen k\xF6nnen. Wenn ich die ganze Materia medica durchwandere, so finde ich wenig Objekte mehr, welche nicht zur Schande der menschlichen Vernunft Paracelsisch philosophiret geworden w\xE4ren; und bald h\xE4tte der F\xFCreder Sauerbrunn das n\xE4mliche Schicksal erfahren. Wenig — welches wir aber alle nicht wissen, was es seyn konnte — fehlte nur noch , so war er fertig der Liquor Solis nativus Pannonicus. Schon k\xFCndigte man der lieben Vernunft in der Arzneykunst heimlich ihren Untergang an. Es wurden Kranke von allen Klassen der Nosologie, aber ohne unterscheidender Erkenntni\xDF, in welche sie eigentlich geh\xF6ren, zur Qwelle geschicket, und mancher w\xE4ssertee da seinen Kranken auf gut Gl\xFCck, ohne da\xDF er mit den

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Sehr viele, welche die Brunnenkur bey der Qwelle selbst vollbrachten, sind von schon veralteten Krankheiten befreyet zur\xFCckgekehret; aber kaum haben diejenigen die geringste Wirkung davon erfahren k\xF6nnen, welche sichs auch in den be\xDFten Gef\xE4\xDFen zuf\xFChren lie\xDFen. Die\xDF machte mich so verlegen, da\xDF ich meinen Kranken zu rahten nicht im Stande war; ich wu\xDFte nicht wie viel und mit welcher Vorsicht ich es ihnen verordnen sollte. Der be\xDFte Raht f\xFCr mich war, den Brunnen selbst zu besuchen, selbst beobachtend das Wasser zu trinken, und alles was ich an meinem gesunden K\xF6rper sowohl, als auch an kranken anderer, w\xE4hrend meines dreyzehnt\xE4gigen dortigen Aufenthalts bemerkte, flei\xDFig aufzuzeichnen. Damit man aber die Eigenschaften der Qwelle, und die dortige gesunde Luft nach der Beschaffenheit der Gegend besser kennen lerne, will ich vorher den Blattensee selbst, und die eigentliche Natur des nahen Bodens kurz ber\xFChren. Der

Bestandtheilen des Wassers und ihrer Vertr\xE4glichkeit mit dem menschlichen K\xF6rper bekannt war. Freylich haben wir auch Aerzte, denen alle diese, und noch andere gute Sachen wohl bekannt sind, viele Kranke aber haben eine Krankheit der Seele — alles das, was sie gerade nicht wissen, besser wissen zu wollen — mir ihrer k\xF6rperlichen verwickelt, und alle die guten Sachen des Arztes bleiben unbenutzt. Klagen \xFCber mi\xDFlungene Erwartungen, konnten nun nicht mehr ausbleiben; sie sollen sie aber nicht verdr\xE4ngen die wahren Vorz\xFCge dieses Gesundbrunnens, zu deren Rettung es immer noch M\xE4nner giebt, denen es am Gewirkte nicht fehlet. Den j\xFCngsten Beweis davon habe ich der Wiener lateinischen Zeitung - Ephemerides Vindobonenses - zu danken. Es ist dieser die N. 85., 87. und 89. des letztern Jahrganges auf gewisse Erfahrung und chymischmedizinische Gr\xFCnde gebaute Bekanntmachung der sichern Wirkungen dieses Gesundbrunnens. Man zog sie aus einem Briefe des Verfassers. Der Stof war immer wichtig genug, um ihn in einem Zeitungsblatte nicht hingeworfen zu lassen, und um ihn nicht auch in den H\xE4nden deutscher Leser zu wissen. Und da ich den Herrn Verfasser, welcher der aus\xFCbenden Arzneykunst schon lange in Tyrnau Ehre machet, von Seiten der ausgebreitetsten Kenntnisse in diesem Fache kenne; so trage ich desto weniger Bedenken , auch unserem Magazine so was Wichtiges nicht zu entziehen. D. M.

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Der Gesundbrunnen befindet sich zwischen einem offenem Rasenfelde, und geh\xF6ret zu dem Dorfe F\xFCred. In einer Entfernung von drey\xDFig Klaftern gegen Mittag zu, sind schon die leichten Kr\xFCmmungen der Ufer des Blattensees; gegen Morgen und Abend entdecket man Abwechslungen in der Gegend; zum Theil erhabene Aecker und Weing\xE4rten , zum Theile Felsen- und auch hin und wieder Waldgebirge.

Des Sees L\xE4nge betr\xE4gt zw\xF6lf, und die gr\xF6\xDFte Breite vier Meilen. Die Tiefe ertr\xE4gt an den meisten Orten bis sechs Klafter. Das Ganze hier ist herrlich im Anblicke, und fordert jeden Beobachter zur Untersuchung und Bewunderung der Gr\xF6\xDFe und G\xFCte der Natur auf. Der Salaflu\xDF * und verschiedene B\xE4che f\xFChren dem See immer Wasser zu, welches bey dem Dorfe Fock einen Abflu\xDF hat. Es ist unterdessen sehr unwahrscheinlich, da\xDF zur Erhaltung des ganzen Sees ausser diesem Zuflusse kein anderer sey. Es mu\xDF immer sonst irgend woher Wasser zuqwillen, da\xDF solcher an seinem grossen Umfange nichts verliere. Man weis es durch wiederholte Beobachtungen, da\xDF des Sees Oberfl\xE4che, auch zur Zeit der Windstille, in best\xE4ndiger Bewegung, und da\xDF diese jeden dritten Tag, besonders zur Abendzeit, gegen die Ufer gerichtet sey, da\xDF das Wasser \xF6fters die Farbe des Meerwassers bek\xF6mmt, und dabey so heftig tobet und brauset, da\xDF sich die Zuschauer dadurch entsetzen, und die Schiffer grosse Gefahr laufen. Daraus l\xE4\xDFt sichs erkl\xE4ren, da\xDF im Grunde des Sees eine Menge Wasser, und mit diesem nicht weniger sich entwickelnde fixe Luft hervorbrechen m\xFC\xDFe, welche vereinigt, auch bey stillen und heiteren Tagen mit Gewalt und einem erschrecklichen Get\xF6se - welches die Einwohner Br\xFCllen hei\xDFen — aufw\xE4rts

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und gegen die Ufer forcirt werden.* Diese best\xE4ndige Bewegung, und das wiederhotte Herumtummeln der unterirdische Zuflu\xDF, und dann der Abflu\xDF bey Fock erhalten das Wasser des Sees so frisch, da\xDF man auch zwischen dem Rohre keinen Gestank empfindet. Ein gro\xDFer Beweis, wie wenig dieses Wasser zum Verderben geneigt sey. Und die\xDF ist die Ursache, da\xDF auch die Fische, welche der See in gro\xDFer Menge enth\xE4lt, ein festeres Fleisch haben, und schmackhafter sind, als die, welche in der Donau und andern Fl\xFC\xDFen gefangen werden. Der vornehmste darunter ist, den die Einwohner Fogasch ** nennen. Er hat mit dem Barsch viele \xC4hnlichkeit; ist von besonderer und guter Struktur, und weniger, als andere der Faulni\xDF unterworfen. Am mittagigen Ufer findet man Eisensand, welchen die Wellen ausgeschlemmt haben, in grosser Menge. Der Magnet zieht ihn geschwind und stark an sich. Diejenigen, welche sich in diesem See baden, f\xFChlen an ihrem K\xF6rper eine zusammenziehende Kraft, und den Pferden werden die Hufe nach wiederholtem Bade br\xFCchig, und wenn man sie nicht sogleich mit Fett schmieret, so bekommen sie Ritze.

Das Ackerland, welches sich nahe bey dem Brunnen befindet, wacht eine betr\xE4chtliche Schicht der Erde -fast wie Bolus — aus: f\xE4rbt das Papier roht, ist ober unfruchtbar. Hieran gr\xE4nzen die Weing\xE4rten, und an diese das grosse reichhaltige Eisengebirg.

Das Wasser der B\xE4che, welche dieses Land durchschl\xE4ngeln, und dem See zueilen, hat alles einen zusammenziehenden Geschmack.

* Eine \xE4hnliche Erscheinung beobachtet man auch bey dem Neusiedler See: nur aber mit dem Unterschiede, da\xDF sie sich nicht so periodisch verh\xE4lt, und sich zu unbestimmten Zeiten mit mehr oder weniger Zwischenruhe \xE4u\xDFert. Die Einwohner nennen diese Bewegung Grundwellen. D.W.

** Fogas.

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Nach allen diesem ist es fast bewiesen, da\xDF so wie das ganze Stein - und Wasserreich dieser Gegend eisenhaltig, auch die Luft der Gesundheit sehr zutr\xE4glich sey.

Die Lage des Gesundbrunnens ist an einer kleinen Anh\xF6he, zwischen dem See und dem Ackerfelde in einem sandigten Grunde. Seine Breite betr\xE4gt zween Schuhe und vier Zolle, die H\xF6he aber drey und einen halben Schuh. Das Wasser ist hell, kalt, zusammenziehend, und gefrieret niemals. Es entspringt von vier Qwellen aus dem Grunde herauf, und zwar so ergiebig , da\xDF wenn man auch zehn Eimer auf einmal damit anf\xFCllet, dennoch nur eine kurze Zeit ein geringer Abgang dabey versp\xFCret wird, Drey dieser Qwellen sprudeln unaufh\xF6rlich Wasser, welches oben Bl\xE4schen zum Vorscheine bringet. Die vierte und st\xE4rkste h\xE4lt wechselweise, ungef\xE4hr drey Minuten lang inne, und wieder so lange erhebt sie die Oberfl\xE4che des Wassers; jedoch ohne Bl\xE4schen.

Das frischgesch\xF6pfte Wasser schmecket angenehm weinicht - s\xE4uerlich, und l\xE4\xDFt einen Vitriolgeschmack, welchen aber nicht jeder wohl unterscheidet, auf der Zunge zur\xFCck. Es schmecket so gut, da\xDF, wenn jemand einmal davon getrunken hat, ihn immer darnach d\xFCrstet. Wenn man mit einem Glase \xF6fters dieses Wasser sch\xF6pfet, so bek\xF6mmt das Glas wei\xDFe Flecke; wird aber das Sch\xF6pfen \xF6fters wiederholt, oder man l\xE4\xDFt wohl gar eine Zeitlang das Wasser im Glase, so \xFCberzieht sich dieses mit einer gelben Rinde, welche sich aber ohne M\xFChe wegwaschen l\xE4\xDFt. Im Fr\xFChlinge kann man es nur eine kurze Zeit in den be\xDFten wohlverwahrten Gef\xE4\xDFen erhalten; denn es verlieret bald einen guten Theil seiner Wirkung, und den angenehmen Geschmack. Im Sommer kann es ohne g\xE4nzlichen Verlust der Kr\xE4fte gar nicht aufbehalten werden.

Was die Bestandtheile des Brunnens betrifft, bin ich ganz der Meynung des in der Chymie und andern

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Wissenschaften hocherfahrnen Freyherrn von Cranz. Er entdeckte darinnen einen starken Geist, ausgel\xF6stes Eisen, die S\xE4ure d\xE4mpfende Erde, und eines aufl\xF6senden Salzes — vermuhtlich des Glauberschen Wundersalzes -eine betr\xE4chtliche Menge. Er erkl\xE4rte daraus alle die durch ihn beobachteten Wirkungen des Wassers in verschiedenen Krankheiten des Magens, in kalten Fiebern, in Verstopfungen der Leber, der Milz, der Nieren, und gegen die S\xE4ure in den ersten Wegen. Meine eigenen Erfahrungen haben das Daseyn der angegebenen Bestandtheile in folgenden Krankheiten best\xE4tiget: in solchen, welche durch Schleim, oder andere z\xE4he Feuchtigkeiten veranla\xDFt werden, in der allgemeinen Erschlappung der festen Theile des menschlichen K\xF6rpers, in kachektischen Krankheiten und ihren Folgen, in allen Verstopfungen der Dr\xFCsen, haupts\xE4chlich aber der Gekr\xF6sedr\xFCsen, welche oft bey hartn\xE4ckigen oder \xFCbelbehandelten Fiebern entstehen, in allen langwierigen Magenkrankheiten, in der Schw\xE4che der Nerven und Muskeln, in hypochondrischen und hysterischen Zuf\xE4llen, und besonders in der Verhaltung des Goldenaderflusses. * In allen diesen Krankheiten \xE4u\xDFert das Wasser seine Wirkungen in einem solchem Grade, welchen andere Arzneymittel zu erreichen kaum im Stande sind. Dieser Vorzug ist nicht nur den Bestandtheilen, welche durch chymische Untersuchungen sind entdecket worden, sondern vielmehr der grossen Menge des Geistes mit dem dieses Wasser geschw\xE4ngert ist, zuzuschreiben. Eine auf treue und flei\xDFige Beobachtungen gegr\xFCndete Erfahrung best\xE4tiget es. Wir wissen zwar, da\xDF die ausl\xF6senden Salze, die auch Eisentheilchen mit sich f\xFChren, die Verstopfungen hemmen, und da\xDF sie, nachdem dieses geschehen, die Gef\xE4\xDFe st\xE4rken. Es ist aber auch

* Sollte dieses Register von Krankheiten manchem Leser nicht nosslogisch-systematisch (?) genug  klingen, so beruhige er sich mit dem Gedanken, da\xDF darum die Sache selbst nichts an ihrer Glaub\xFCrdigkeit verliere. D.W.

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so gewi\xDF, als wunderbar, da\xDF dieser Geist eine au\xDFerordentliche durchdringende Kraft besitze, ohne welcher die Bestandtheile sehr wenig ausrichten w\xFCrden. Da man also immer das Meiste von dem fl\xFCchtigen Geiste sich versprechen kann, so ist es allerdings nohtwendig, da\xDF das Wasser bey der Qwelle selbst getrunken werde.

Man kann es fr\xFCh in einer ziemlich betr\xE4chtlichen Menge trinken, ohne da\xDF der Magen darunter leide. Die Absonderung desselben im K\xF6rper gehet geschwind von statten, und die unmerkliche Ausd\xFCnstung, und der Abgang des Urins bef\xF6rdert es sehr. Personen, die einen schlappen K\xF6rper und z\xE4he S\xE4fte haben, bekommen davon \xF6ftere Stuhlg\xE4nge; andere weniger oder gar nicht; doch gehen solche allzeit schwarz wie Dinte ab. Auch vermehret es den Kreislauf des Gebl\xFCts, welches ein vollerer und h\xE4rterer Puls, eine lebhaftere und bessere Gesichtsfarbe bey dem Gebrauche desselben zur Gen\xFCge beweisen. Mit einem Worte: die Kranken werden ganz gest\xE4rkt, und nehmen auch dabey am Gewichte zu.

Die Art der Brunnenkur ist mancherley. Einige trinken bis drey\xDFig Pfunde, entweder nach der Verordnung eines Arztes, oder ohne derselben. Einige trinken Koffe mit Milch, andere Chokolade, und andere essen reifes Obst in der Zwischenzeit. Wieder andere trinken es den ganzen Tag durch, auch bey der Tafel, und essen dabey ohne Unterschied alles zusammen. Daher mu\xDF aber auch der Magen und die Gesundheit \xFCberhaupt ganz zweckwidrig vieles leiden. Anstatt von den Uibeln sich zu befreyen, vergr\xF6\xDFert und vervielf\xE4ltiget man solche, und diese sonst wohlth\xE4tige Qwelle wird, ihres wahren Verdienstes ungeachtet, unverdient herab gesehet.

Wer bey dem Gebrauche dieses Wassers Vortheile ziehen will, der mu\xDF die M\xE4\xDFigkeit und eine ordentliche Lebensart dabey nie aus der Acht lassen. Ich habe die\xDF bey der K\xFCrze der Zeit, da ich selbst beobachten konnte,

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erfahren, und die Bemerkungen anderer haben es best\xE4tiget.

Man mu\xDF also Morgens n\xFCchtern in einer Zeit von drey bis vier Stunden nach und nach 6. 7. auch 8. Pfund, oder ungrische Qwarte, w\xE4hrend, da\xDF man sich dabey best\xE4ndig m\xE4\xDFig beweget, trinken. Wer an Fr\xFChst\xFCcke gew\xF6hnt ist, soll nach diesem eine Chokolade, oder eine Suppe zu sich nehmen. F\xFCr der Milch mu\xDF man sich dabey g\xE4nzlich h\xFCten. Eine Stunde oder zwo vor dem Abendessen kann man nach Gefallen noch ein paar Tr\xFCnke davon thun, und zu eben der Zeit entweder in einem Wagen oder zu Fusse auf unebenen Wegen Bewegung machen, damit die R\xFCckbleibsel des S\xE4uerlings welche im K\xF6rper vielleicht in eine verderbliche G\xE4hrung \xFCbergehen k\xF6nnten, entweder durch die unmerkliche Ausd\xFCnstung , oder die Urinwege wegbef\xF6rdert werden. Und so mu\xDF man f\xFCnfzehn, oder nach Beschaffenheit der Krankheit mehrere Tage fortfahren.

Dabey mu\xDF man sich allezeit von allem Schwerverdaulichen in Acht nehmen. Hieher geh\xF6ren alle bl\xE4hende , fette, eingesalzene, ger\xE4ucherte oder scharfgew\xFCrzte Speisen; Schwein-und Sch\xF6pfenfleisch, Speck, bl\xE4hende Kohlgew\xE4chse, Erbsen, Linsen, Bohnen, Pfeffer, Ingwer u. d. m. Das Obst, wenn es nicht zur Unzeit genossen wird, ist eigentlich nicht sch\xE4dlich, dennoch mu\xDF man dabey, so wie \xFCberhaupt, m\xE4\xDFig seyn.

Manche, die diese Brunnenkur gebrauchen, sind damit allein nicht zufrieden; sie bedienen sich dabey auch anderer Arzneymittel, haupts\xE4chlich dieser oder jener Magentropfen. Man mu\xDF nie ohne Noht die Gegenst\xE4nde vermehren. Da unser Wasser selbst Magenst\xE4rkend ist, warum nimmt man denn noch zu andern Zuflucht, wobey es sich auch leicht ereignen kann, da\xDF die Wirkung des Wassers durch eine entgegengesetzte gest\xF6rt wird. Um den Kr\xE4ften desselben allen Widerstand aus dem Wege zu schaffen, ist es vielmehr nohtwendig, da\xDF vor dem

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Gebrauche desselben die ersten Wege durch ein gelindes Purgiermittel, als z. B. das Seignette - oder Glaubersche Salz von der \xFCberfl\xFC\xDFigen Galle oder andern Unreinigkeilen befreyet werden. Vollbl\xFCtige m\xFC\xDFen sich zuvor Blut lassen. Und sollte ja eine Krankheit nebst der Brunnenkur noch andere Anzeigen darbieten, so mu\xDF man sich bey einenm Arzte Rahts erholen. Allen Vollbl\xFCtigen, zu Entz\xFCndungen geneigten, oder an anhaltenden Fiebern Erkrankten, allen Lungens\xFCchtigen, oder denen andere Theile gut oder \xFCbel eitern, widerrahte ich es g\xE4nzlich.

Sollte sich jemand von den Wirkungen dieses Wassers noch besser und besonderer \xFCberzeugen wollen, dem zu Gefallen will ich einige weiner Beobachtungen noch anf\xFChren.

Ein Gelehrter, schon sechszig Jahre alt, ist von langwierigen und verwickelten Krankheiten durch den Goldenaderflu\xDF, welchen dieses Wasser bewirkte, g\xE4nzlich befreyet worden.

W\xE4hrend meines Aufenthalts bey dem Brunnen ist vielen dadurch zu ihrer Gesundheit geholfen worden, da\xDF ihnen der Goldenaderflu\xDF bef\xF6rdert wurde, und keiner, welcher daran gelitten hat, gieng ohne Besserung zur\xFCck.

Eine Standesperson von vierzig Jahren, welche im Felde Dienste that, befreyte sich im vorigen Jahre bey dieser Qwelle von den Hartn\xE4ckigsien Verstopfungen des Leibes, welche mit stumpfen und \xE4ngstlichen Schmerzen und Spannungen begleitet waren , und wider welche manche andere Mittel seit vielen Jahren umsonst verbraucht wurden. Im gegenw\xE4rtigen Jahre bedrohte ihn ein R\xFCckfall des Uibels, der fr\xFChzeitige Gebrauch aber unsers S\xE4uerlings wirkte ihm entgegen.

Ein Geistlicher von f\xFCnfzig Jahren empfand best\xE4ndig eine Schwere des Hauptes, und dr\xFCckende Kopfschmerzen: dabey hat sich auch eine Bet\xE4ubung der Sinne, ein beschwerliches und anhaltendes Aufstossen, Mangel

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Des Appetits, und eine widernat\xFCrliche V\xF6lle der Lenden eingefunden. Er erhielt durch die Brunnenkur eine vollkommene Gesundheit.

Ein sechzigj\xE4hriger Mann war so mit Schwindel behaftet, da\xDF er \xF6fters dabey zu Boden fiel; er hatte auch seines schwachen Magens wegen best\xE4ndig grosse Ungelegenheit von dem Get\xF6se der Bl\xE4hungen im Leibe, ohne da\xDF er dazumal schwerverdauliche Speisen genossen hat. Hier fand er Hilfe.

Eine Dame von f\xFCnfzig Jahren hatte in der rechten Brust, seit langer Zeitverh\xE4rtete Geschw\xFClste, sie schmerzten beim Ber\xFChren; und waren also sehr verd\xE4chtig. Dennoch verschwanden sie g\xE4nzlich durch den innerlichen Gebrauch des Sauerbrunnens.

Einer andern adelichen neun und drei\xDFig Jahre alten Frau, war schon lange der Bauch verh\xE4rtet; sie war sehr matt dabey, ohne Appetit, und von einer verd\xE4chtigen Gesichtsfarbe. Nachdem sie zwanzig Tage das Wasser getrunken hat, sch\xF6pfte sie neue Kr\xE4fte, der Bauch ward weich, der Appetit hat sich wieder eingefunden, sie verdaute gut und war gesund.

Vielen andern, welche ich selbst gesehen, oder von welchen ich glaubw\xFCrdige Nachrichten erhielt, theils Bleichs\xFCchtigen, und mit Mutterbeschwerden behafteten, gr\xF6\xDFtentheils aber durch Mi\xDFf\xE4lle verdorbene, verhalf diese Qwelle wieder zu ihrer vorigen Gesundheit.-

Zw\xF6lft Klafter von diesem Brunnen befindet sich noch ein anderer, welcher aber gr\xF6\xDFer und tiefer ist. Sein Wasser hat mit dem des vorigen, vieles gemein, nur ist es weniger geistig, und nicht so angenehm. Es wird entweder zum kalten oder gew\xE4rmten Bade gebrauchet. Durch das Kochen erh\xE4lt man einen erdichten z\xE4hen Bodensatz, so, da\xDF man ihn in Kugeln wie Seife formen kann.

Das k\xFChle Bad st\xE4rket den K\xF6rper, und verd\xFCnnet die z\xE4hen Feuchtigkeiten; besonders aber wirket es auf die geschw\xE4chten Muskeln und erschlappten Nerven vortrefflich.

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W\xE4hrend meines Dortseyns sah ich, da\xDF einige Vormittag die innerliche Brunnenkur gebrauchten, und Nachmittag hingegen nicht ohne ihren Vortheil badeten; andere aber, welche sich zweymal des Tages gebadet, und auch den ganzen Tag hindurch das Wasser getrunken haben, lernten ihren Fehler erst nach den \xFCbeln Folgen erkennen.
Topic revision: r13 - 29 Nov 2011, KatalinBlasko
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