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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin, Band 2, Heft 2, Text 15 (S. 201-243)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg,
L\xF6we, 1781
Autor:
Martin Schech
Zuordnung: Geschichte
(P201)
15. Das Alterthum der S\xE4chsischen Nation in Siebenb\xFCrgen, und derselben verschiedene Schicksale.
Es ist allzubekannt, welche verschiedene Meynungen, die Geschichtschreiber in Ansehung des Ursprungs der
S\xE4chsischen Nation in
Siebenb\xFCrgen hegen, unter denen die vorz\xFCglichsten, folgende sind:
(P202)
Erstlich: da\xDF die heutigen Siebenb\xFCrgischen Sachsen, die Nachk\xF6mmlinge der alten
Dacier,
Gethen, oder
Gepider seyen.
Zweytens: da\xDF der Kaiser
Karl der Grosse, nachdem er die Sachsen bezwungen, zahlreiche Kolonien, von den neubekehrten Sachsen, nach Frankreich, Niederland,
Pannonien und Siebenb\xFCrgen verschicket, von welchen Kolonien die heutigen Sachsen gr\xF6\xDFtentheils herr\xFChrten.
Drittens: da\xDF der ungrische K\xF6nig
Geysa der Zweyte einige deutsche V\xF6lker ausdr\xFCcklich beruffen, und solchen einen ansehnlichen Bezirk in Siebenb\xFCrgen, nebst gewissen Freyheiten angewiesen habe. —
Wenn diese drey verschiedenen Meynungen, (denn
das M\xE4hrchen von den Hammelischen Kindern verdienet nicht, in einige Betrachtung gezogen zu werden. Wenn man auch nur die Zeit, wo diese wunderbare Begebenheit sich soll zugetragen haben, ansiehet, so ergiebt es sich sogleich, da\xDF sich solche mit der Ankunft der Sachsen nicht reime) aus der \xE4ltern Geschichte gepr\xFCfet werden, so findet sich darinnen f\xFCr die erstere dieser Meynungen sehr viel Wahrscheinlichkeit. Denn wo sind die Uiberbleibsel der Dacier hingekommen? Da\xDF die Armee des letztern Dacischen K\xF6nigs
Decebalus bey der merkw\xFCrdigen
Schlacht mit dem Kaiser
Trajan, so um das Jahr Christi 105. vorgefallen, ziemlich aufgerieben worden, ist nicht zu l\xE4ugnen; da\xDF aber alle die Gefangenen sammt dem Landvolke, gro\xDF und klein ausgerottet worden, findet sich in der Geschichte keine Nachricht, und l\xE4\xDFt sich auch mit der so gepriesenen Menschenliebe eines g\xFCtigen
Trajans gar nicht zusammen reimen. Vielmehr giebt die Geschichte zu erkennen, da\xDF der siegreiche Kaiser, die verscheuchten Dacier, huldreich aufgenommen, und gesch\xFCtzet, ihre St\xE4dte ausgebessert, und mit der besondern R\xF6mischen Bauart versch\xF6nert habe.
Nach dieser grausamen Schlacht hielten sich die gedem\xFChtigten Dacier unter der R\xF6mischen Bohtm\xE4\xDFigkeit
(P203)
geraume Zeit ruhig, bis sie unter der vernachl\xE4\xDFigten Regierung der folgenden tyrannischen Kaiser, und der harten Behandlung der R\xF6mischen Statthalter, ihre H\xE4upter wiederum empor hoben, und das R\xF6mische Joch abzusch\xFCtteln trachteten. Endlich ergab sich die Gelegenheit unter dem Kaiser
Lucius Domitius Aurelianus, da\xDF sie ihren Zweck erreichten, und sich der R\xF6mischen Bohtm\xE4\xDFigkeit g\xE4nzlich entzogen. Dieser Kaiser ward nach dem
Berichte des Schleidans, mit den
Markomannen, Persern, und besonders mit der tapfern K\xF6niginn
Zenobia in schwere Kriege verwickelt, und sah sich gen\xF6htiget, die R\xF6mischen Legionen aus
Dacien, welches er ohnehin zu behaupten nicht sonderliche Lust zu halben schien, herauszuziehen; wodurch die Dacier vollends ihres verdr\xFC\xDFlichen Jochs, unter welchem sie fast 200. Jahre geseufzet hatten, v\xF6llig befreyet wurden, und die zur\xFCckgebliebenen R\xF6mer, die wahrscheinlich vom niedern P\xF6bel waren, in best\xE4ndigem Drucke oder Unterw\xFCrfigkeit erhielten, auch sich nicht scheuten, die benachbarten R\xF6mischen Provinzen feindlich anzufallen. Dieses gelung ihnen um so mehr, da dem Kaiser Aurelianus nach einer etwas mehr als f\xFCnfj\xE4hrigen Regierung
M. Klaudius Tacitus, und dessen Bruder
Florianus auf dem Kaiserlichen Trohne folgten, aber beyde nur etliche Monate lebten, folglich sich der ausw\xE4rtigen Angelegenheiten nicht viel annehmen konnten. Als aber um das Jahr Christi 276.
M. Aurelius Probus zum Kaiserthume gelangte, und die Dacier ihre Einf\xE4lle fortsetzten, so griff er die Dacier an, und schlug selbige in
Thracien, machte aber doch endlich im Jahre 278. Friede mit denselben, ja er nahm sie sogar zu Bundesgenossen an. Diesen Bund haben nachgehends die Kaiser
M. Aurelius Carus,
Carinus,
Numerianus,
Diokletianus,
Maximinianus,
Constantinus Chlorus, und
Galerius Armentarius best\xE4tiget, und nachdem
Konstantin der Grosse den Kaiserl. Trohn bestieg, so half er den Daciern
(P204)
die von ihren Knechten bedenkliche Rebellion d\xE4mmen und erhielt von ihnen bald darauf 40000. Mann H\xFCfsv\xF6lker wider die Perser.
Hieraus erhellet nun klar: da\xDF die Dacier von den R\xF6mern nicht g\xE4nzlich seyen vertilget worden. — Freylich k\xF6nnte man hier einwenden, da\xDF wenn die Dacier von den R\xF6mern nicht sind vertilget worden, so haben sie doch von den nachkommenden blutd\xFCrstigen
Hunnen unter ihren
Attila k\xF6nnen verschlungen worden seyn. Allein wir finden in der Geschichte sichere Beweisth\xFCmer, da\xDF auch dieses nicht geschehen ist. In dem f\xFCnften Jahrhunderte findet man, da\xDF die
Dacier oder
Westgothen, die sich nunmehr auch
Gepiden zu nennen anfiengen mit den orientalischen Kaisern
Leo und
Zeno in Handlungstraktate eingelassen, mithin m\xFC\xDFen sie auch von den
Hunnen nicht g\xE4nzlich ausgerottet worden seyn. Ein Beweis, da\xDF auch die alten Dacischen St\xE4dte durch die Uiberschwemmung der Hunnen wahrscheinlicherweise zwar viel erlitten, aber doch nicht g\xE4nzlich zerst\xF6ret worden, sind diejenigen M\xFCnzen, die zu unsern Zeiten in dem Schutte der nachgehends zerst\xF6rten Dacischen St\xE4dte gefunden werden. So ist nahe bey
Sch\xE4\xDFburg gegen Abend zu ein grosser Berg, wor\xFCber die ordentliche Landstrasse gehet, und Attils Ziel genennet wird, allwo der alten Tradition zufolge,
Attila sein Zelt aufgeschlagen gehabt, um von dieser Spitze des Berges sein ganzes auf der darunter gelegenen Ebene gelagertes Kriegsheer \xFCbersehen zu k\xF6nnen. Hart neben diesem Berge gegen Mitternacht ist eine auf den
Kockelflu\xDF stossende Ebene, alwo die alte Dacische Stadt
Zandava gestanden hat. Der Ort wird jetzt mit Fr\xFCchten bes\xE4et, und der Burgstattel genennet. Nicht selten werden hier bey dem Pfl\xFCgen die Grundmauern von alten Geb\xE4uden entdecket, auch hin und wieder M\xFCnzen vom Kaiser
Zeno und andern Kaisern gefunden. Diejenigen, die mir zu Gesichte gekommen sind, hatten die Gr\xF6\xDFe eines Kaisergroschen, waren
(P205)
sehr dick, und von dem feinsten Silber. Auf der einen Seite war eine Kuh zu sehen, die ihr auf den vordern Knieen liegendes Kalb saugen l\xE4\xDFt. Dar\xFCber stund das Wort Menizkos mit griechischen Buchstaben gepr\xE4get. Auf der andern Seite ein m\xE4nnliches Brustbild mit dem Lorberkranze, und die Uiberschrift
Zeno. Sollte uns dieses nicht \xFCberzeugen, da\xDF diese Stadt zu den Zeiten erw\xE4hnten Kaisers noch gestanden sey?
Es sind noch verschiedene Merkmaale vorhanden, welche die wahrscheinliche Muhtmassung best\xE4rken, da\xDF unter der S\xE4chsischen Nation auch die Abk\xF6mmlinge der alten Dacier mit vermischt sind. Ich will nur einige k\xFCrzlich ber\xFChren: so bald
Trajan das ehemalige
Dacien dem R\xF6mischen Reiche unterw\xFCrfig gemacht hatte, so lie\xDF er solches durch Statthalter unter den Namen eines Praesidis Consularis, wie auch eines Pro-Consulis Aurariorum (der die Bergwerke besorgte) verwalten, welche beyde sodann von dem in
Illyrien angestellten Praefectus Praetorii abhiengen. Diese R\xF6mischen Beamte f\xFChrten allenthalben die R\xF6mische Regimentsform ein. Solchergestalt wurden in den St\xE4dten Consules, Quaestores, Tribuni Plebis, Aediles, Aeditui, Centumvirate, Duumvirate, Decemvirate, Tribunate, u.s.w. die auch noch in der S\xE4chsischen Nation \xFCblich sind, eingef\xFChret.
Die R\xF6mischen Kleidungsarten wurden gleichfalls unter den Daciern gebr\xE4uchlich, als: Pilei serviles, & de caesis lacernis, (Stelph\xFCte, wie
Tr\xF6ster meynt) Pilei hiemales, (Winterhauben) Pilei Pannonici Militares, (die Kutsma bey den Ungern und
Walachen) Vestes Dalmaticae (Dolm\xE1ny) Tunicae manuleatae ( unfehlbar die Mente\xE9) Sagum (soll dasjenige seyn, was hier zu Lande die Zeke\xE9 hei\xDFet) die Toga aber ist bey hierl\xE4ndigen Studenten noch im Brauche. Die Toga praetexta ist bey hiesigen Weibern gebr\xE4uchlich, und hei\xDFet die K\xFCrschen. Sagulum ist auch eine R\xF6mische
(P206)
Kleidung, und soll das N\xE4mliche seyn, was bey dem hiesigen Frauenzimmer der Seggel oder Seigel ist, und dergleichen mehr.
Zu der R\xF6mischen Rechtsordnung wurden die Dacier auch angef\xFChrt. Wie denn
Fronius ein Kronst\xE4dter Rahtsgeschworner die uralteingef\xFChrte Rechtsordnung und Gebr\xE4uche der Sachsen noch unter dem F\xFCrsten
Stephan B\xE1thori, nachmaligen K\xF6nig in Pohlen zusammengetragen, und solche
die Statuten der Sachsen betitelt hat. Diese
sind vom erstgedachten K\xF6nig Stephan B\xE1thori den Sachsen best\xE4tiget worden, und ein eigentlicher Auszug der alten R\xF6mischen Gesetze. — Am merkw\xFCrdigsten aber ist, da\xDF die aller\xE4ltesten Prothokolle in der S\xE4chsischen Nation, wie man denn dergleichen sch\xE4tzbare Uiberbleibsel des Alterthums annoch hin und wieder findet, gr\xF6\xDFtentheils lateinisch geschrieben, -und die Entscheidungen sehr summarisch in lateinischer Sprache abgefasset sind. Die \xFCbrigen Schl\xFC\xDFe der Magistrats werden auch noch, wie bey den R\xF6mern gemeiniglich Senatus-Consulta genennet. Vielleicht w\xE4re es nicht zu verw\xE4gen gesagt, wenn man behaupten wollte, da\xDF die ungrische Nation die lateinische Sprache, die ihr so eigen ist, nicht unmittelbar von den R\xF6mern, sondern vielleicht eher von den Daciern oder Gethen, die sich dazumal auch in
Pannonien ausbreiteten, angenommen, indem die R\xF6mer zu der Zeit, da die Hunnen zum erstenmale kamen,
Dacien sowohl als Pannonien gr\xF6\xDFtentheils ger\xE4umet hatten.
Alle diese Uiberbleibsel der R\xF6mischen Einrichtung, Polizey, Gesetze, Kleidungen, Sprache, und Benennungen, haben die vom K\xF6nige
Geysa dem Zweyten herein beruffenen deutschen V\xF6lker ganz sicher nicht aus ihrem Vaterlande mitgebracht, denn sie waren auf den Sachsen-und Schwaben-Spiegel, oder doch auf die deutsche Einrichtungen gewohnt; sondern sie haben solche bey den bereits im Lande wohnhaften Abk\xF6mmlingen der alten Dacier eingef\xFChrt gefunden, und sich denselben willig un-
(P207)
terworfen. Solchergestalt bleibet kein Zweifel mehr \xFCbrig, da\xDF die S\xE4chsische Nation vielleicht gr\xF6\xDFtentheils aus den Abk\xF6mlingen der alten Dacier,
Westgothen oder
Gepiden bestehe.
Was aber die zwote Meynung anbetrifft, als ob Kaiser
Karl der Grosse die Sachsen nach Siebenb\xFCrgen geschicket habe, so ist nicht zu l\xE4ugnen, da\xDF verschiedene sonst bew\xE4hrte Geschichtschreiber diese Meynung zwar behaupten , aber mit keinen glaubw\xFCrdigen Beweisth\xFCmern best\xE4rken. Dagegen man aber auch viele nicht minder glaubw\xFCrdige Schriftsteller namhaft machen k\xF6nnte, die diese Meynung bestreiten. Am meisten aber ist dieser Meynung entgegen, da\xDF dieser grosse Kaiser um das Jahr Christi 791. u. 796. theils selbst, theils durch seinen Prinzen
Pipin die Ungern zwar scharf bekrieget, aber dennoch mit seinen Waffen weiter nicht als bis Ofen vorgedrungen, nach Siebenb\xFCrgen aber niemals gekommen sey. Wie sollte dieser einsichtsvolle Monarch die Sachsen, die er mit so vielem Blutvergie\xDFen zum christlichen Glauben gebracht , und die er so geneigt zum R\xFCckfalle in das Heidenthum erkannt hatte, so entfernt bis nach Siebenb\xFCrgen mitten unter die eifrigsten G\xF6tzendiener geschicket haben ? Sollte dieses geschehen seyn, so m\xFC\xDFte es aus einer guten Absicht, und aus ganz besondern Ursachen geschehen seyn, welche die Geschichtschreiber selbiger Zeit, die gewi\xDF nichts vergessen, was zum Ruhme dieses grossen Monarchen dienen konnte, nicht w\xFCrden verschwiegen haben. Allein weder in den Verzeichnissen des
Eginhards, der doch des Kaisers vertrautester Kanzler war, und ihn bey allen seinen Feldz\xFCgen begleitete, auch sein Leben und seine Thaten sehr genau beschrieben hat, noch auch in den Verzeichnissen der \xFCbrigen Geschichtschreiber selbiger Zeiten, die sich alle bem\xFChet haben, die glorw\xFCrdigen Verrichtungen dieses grossen Kaisers der Welt mitzutheilen, findet sich die mindeste Erw\xE4hnung , da\xDF derselbe einige S\xE4chsische Kolonien nach Siebenb\xFCrgen abgeschickt habe, wohl aber beschreiben sie recht umst\xE4ndlich, da\xDF derselbe bis zehntausend Sachsen nach
(P208)
Frankreich und Niederdeutsckland geschicket, vergessen auch nicht anzumerken, da\xDF diese S\xE4chsischen Kolonien nach einiger Zeit, theils vom
Karl den Grossen selbst, theils aber von seinem Sohne und Nachfolger
Ludwig dem Frommen, die Erlaubni\xDF erhalten, wieder nach ihrem Vaterlande zur\xFCckzukehren.
Noch einen Beweis, der diese Meynung bestreitet, will ich hier anf\xFCgen. Das Chronicon Carionis im dritten Theile im 4ten Buche, wo die Geschichte dieses Kaisers vork\xF6mmt, wird dieser Punkt ausdr\xFCcklich ber\xFChret, wo es hei\xDFet: Quae vero deductis ex Saxonia Colonis a Carolo in Daciam, quae nunc Transylvania est, feruntur, fabulosa sunt. Transylvanos enim Dacorum & Gothorum veterum reliquias esse, non dubito, quibus accessisse conjicio Pannoniae superioris colonos Germanos, quando pulsi ab Hunnis & Avaris novas sedes quaesiverunt. - Also ist keine Wahrscheinlichkeit da, da\xDF
Karl der Grosse einige Sachsen nach Siebenb\xFCrgen, zumal in ein Land, das seiner Bohtm\xE4\xDFigkeit nicht unterworfen war, sollte verschicket haben.
Da\xDF endlich die dritte Meynung als ob K\xF6nig
Geysa der Zweyte einige deutsche V\xF6lker bey Gelegenheit der damals \xFCblichen Kreuzz\xFCge, unter dem Versprechen grosser Freyheiten nach Siebenb\xFCrgen beruffen habe, in der Wahrheit gegr\xFCndet sey, haben wir die sch\xE4tzbarsten Zeugnisse in H\xE4nden, dawider schwerlich etwas eingewendet werden kann. Die vielen bew\xE4hrten Schriftsteller, die solches mit Gewi\xDFheit behaupten, wie auch die sogenannten Chroniken, welche unsere \xE4ltesten Vor\xE4ltern angefangen, von ihren Nachk\xF6mmlingen fortgesetzet, und bis auf uns \xFCberbracht worden sind, die das N\xE4mliche einstimmig behaupten, mit Stillschweigen zu \xFCbergehen, beruffe ich mich lediglich auf das Wort eines grossen K\xF6nigs, welches die Verl\xE4\xDFigkeit dieser Meynung au\xDFer allen Zweifel setzet. In demjenigen
Freyheitsbriefe, den der Ungrische K\xF6nig
Andreas der Zwey-,
(P209)
te, sonst der Hierosalymitaner genannt,
den Siebenb\xFCrgischen Deutschen im Jahre 1214. verliehen, hei\xDFt es gleich anfangs: accedentes itaque fideles nostri Tentonici Ultrasylvani universi, ad pedes Nostrae Majestatis, humiliter Nobis conquerentes, sua quaestione suppliciter Nobis montraverunt: quod penitus a sua liberate, qua vocati fuerant a Piissimo Rege Geyza, Avo Nostro, excidiffent &c. Was kann deutlicher ausgedr\xFCckt werden, als die Worte: qua vocati suerant a Piissimo Rege Geyza &c. und wer wird sich wohl beyfallen, lassen, diese Worte in Zweifel zu ziehen? Ich weis wohl, da\xDF einige bereits die Einwendung haben machen wollen, da\xDF es statt vocati auch donati hei\xDFen k\xF6nnte. Dieser Irrthum r\xFChret von einem sonst verl\xE4\xDFlichen Schriftsteller, n\xE4mlich vom
T\xF6ppeltinus her, der in seinen
Originibus & Occasibus Transylvanorum dieses Privilegium von Wort zu Worte eingeschaltet, aber bey dieser Stelle, statt vocati, donati gesetzet hatte. Allein nachdem er eines Besseren belehrt worden, hat er seinen begangenen Fehler \xF6ffentlich widerruffen, dessen Brief auch itzt noch vorfindig seyn soll. — Wenn aber diese Widerruffung auch nicht geschehen w\xE4re: so w\xFCrde dennoch das Zeugni\xDF eines privaten Schriftstellers gegen \xF6ffentliche Urkunden, die von gekr\xF6nten, H\xE4uptern herr\xFChren , kein Gewicht haben. Dieses Privilegium ist von verschiedenen K\xF6nigen und einheimischen F\xFCrsten, die die Urschrift vor sich gehabt zu haben bekennen, transsumiert, oder von Wort zu Worte \xFCberschrieben und best\xE4tiget worden. Unter diesen sind die vorz\xFCglichsten
Karl der Erste, sonst Karl Robert genannt,
Ludwig der Erste,
Siegmund, nachmaliger R\xF6mischer Kaiser,
Mathias,
Ladislaus der F\xFCnfte,
Ferdinand der Erste, und
Stephan B\xE1thori, nachmaliger K\xF6nig in Pohlen. In diesen sch\xE4tzbaren Urkunden findet man, da\xDF nicht das Wort donati gebraucht, sondern das Wort vocati beybeyalten worden.
(P210)
Dieses wird hoffentlich hinl\xE4nglich seyn, den Zweifel zu benehmen, da\xDF von dem
K\xF6nige Geysa dem Zweyten, als welcher der Gro\xDFvater des
K\xF6nigs Andreas des Zweyten war, neuerdings deutsche V\xF6lker nach Siebenb\xFCrgen beruffen, und dort angesiedelt worden.
Wenn es demnach die Frage betrifft: woher der Ursprung der jetzigen
Siebenb\xFCrgischen Sachsen herzuleiten sey? so glaube ich, da\xDF man mit Zuverl\xE4\xDFigkeit antworten k\xF6nne: da\xDF solche die Abk\xF6mmlinge, theils der alten
Dacier, theils derjenigen Deutschen, die K\xF6nig Geysa der Zweyte herein beruffen, wie auch einiger vor, und nach dieser Zeit hereingekommener einzelner Deutschen, seyen.
Die Schicksaale dieser Nation k\xFCrzlich zu ber\xFChren, habe ich mir zwar vorgenommen, aber nicht so, da\xDF ich mich in die Geschichte ihrer alten Dacischer,
Gothischer, oder
Gethischer Vorfahren einlassen sollte, welches allzuviel Zeit und Raum erfordern w\xFCrde; sondern ich fange solche von der Zeit an, k\xFCrzlich zu erz\xE4hlen, da ihre Vor\xE4ltern unter christliche Regierung gekommen, und aller Wahrscheinlichkeit nach, selbst auch den christlichen Glauben angenommen haben.
Der siegreiche Kaiser
Karl der Grosse, hatte noch gegen Ende des achten Jahrhunderts, als er bis
Ofen gedrungen, einige der vornehmsten
Hunnen dahin gebracht, da\xDF sie sammt ihren Untergebenen die christliche Lehre annahmen, und sich taufen lie\xDFen. Jedoch war diese Bekehrung nur von kurzer Dauer; denn viele kehrten bald nach dem Abzuge des Kaisers wiederum zu ihren G\xF6tzen, und nachdem dieser vor die Ausbreitung der christlichen Religion so eifrige Monarch im Jahre 814. in der Stadt
Aachen mit Tode abgieng, so war auch das Christenthum in Ungern bereits wieder erloschen. Als aber
Geysa ein Sohn des
Torus ums Jahr 970. regierender Herzog in Ungern ward, so dachte er mit allem Ernste auf die Bekehrung seiner Unterthanen zum christli-
(P211)
chen Glauben. Diese heilsame Absicht halfen ihm besonders , der heilige Wolfgang, ein Benediktiner Ordensgeistlicher, und
der heilige Adalbert, Erzbischof zu
Prag, wie auch ein gewisser
Theodatus, der ein vertriebener Herzog in
Apulien gewesen seyn soll, nebst einigen an seinem Hofe sich aufhaltenden deutschen Kavalieren, deren die Geschichte vorn\xE4mlich dreyer, als des Grafen
Wencellins,
Hunt, und
Pasmanns gedenket, vorz\xFCglich bef\xF6rdern. Seinen Prinzen
Stephan lie\xDF der fromme Herzog durch vorbemeldeten Erzbischof taufen, und nach den christlichen Lehrs\xE4tzen sorgf\xE4ltig auferziehen. Dieser tugendhafte Prinz folgte seinem Vater in der Regierung um das Jahr 997., erhielt auch durch seine erhabenen Eigenschaften von dem
Pabste Sylvester dem Zweyten eine K\xF6nigl. Krone, die der Abt und nachmalige Erzbischof von Kolotza Astricus \xFCberbrachte, womit er im Jahre Christi 1000. gekr\xF6net, und solchergestalt der erste christliche K\xF6nig in Ungern ward.
Bis dahin hatten die Abk\xF6mmlinge der alten Dacier eben so wie die Uiberbleibsel der R\xF6mischen Kolonien in best\xE4ndigem Drucke gelebt. Ob aber die Lehre Christi durch die unabl\xE4\xDFigen Bem\xFChungen des frommen Geysa auch zu ihnen gedrungen, oder nicht, ist ungewi\xDF.
Georg Haner in seiner
Hist. Eccl. Trans. L. II. p. 60. berichtet: da\xDF selbige noch um das f\xFCnfte Jahrhundert den christlichen Namen zwar angenommen, aber auch in die leidigen Irrth\xFCmer des
Arius verfallen seyen, welches um so viel wahrscheinlicher ist, da eben um diese Zeit der ber\xFChmte Arius seine k\xE4tzerischen Lehrs\xE4tze unter den Griechen ausgebreitet, mit welchen die
Dacier eben so wie die
Ostgothen best\xE4ndig starkes Verkehr gehabt, und also leicht von dieser irrigen Lehre haben k\xF6nnen angestecket worden seyn.
Unter der l\xF6blichen Regierung des
heil. Stephans hatte es das Ansehen, als ob es sich auch vor die Dacischen Nachk\xF6mmlinge zu g\xFCnstigern Aussichten anlie\xDFe.
(P212)
Die vorbenannten deutschen Kavaliere hatten sich das ganze Vertrauen des jungen F\xFCrsten erworben, dergestalt: da\xDF, nachdem die Feindseligkeiten des aufr\xFChrischen heidnischen
Herzogs Kupa wider den rechtm\xE4\xDFigen Oberlandesherrn Stephan, der damals noch als Herzog regierte, \xF6ffentlich ausbrachen, und dieser sich gen\xF6htiget sah, den Rebellen eine zureichende Armee entgegen zu stellen, er die Oberbefehlshaberstelle dem
Grafen Wencellin anvertraute, der auch dieses Gesch\xE4ft sowohl ausf\xFChrte, da\xDF die Rebellen bey
Wesprim v\xF6llig geschlagen, Kupa selbst gefangen, und wegen seiner schweren Verbrechen geviertheilet wurde.
Als bald hernach der nunmehr gekr\xF6nte K\xF6nig Stephan ums Jahr 1003. sich mit
Gisela einer Prinze\xDFinn Schwester
Kaisers Heinrich des Zweyten verm\xE4hlte, und selbige am K\xF6nigl. Hofe ankam, so fanden sich in ihrem Gefolge abermal verschiedene Herren, die sie aus Deutschland begleitet hatten, darunter die vornehmsten,
Herrmann,
Helt,
Christian,
Gerhard,
Schelcker, und andere mehr waren. Diese bekamen ebenfalls Gelegenheit, ihren Muht wider den Bulgarischen
Herzog Kean, der in Siebenb\xFCrgen eingefallen war, aber dar\xFCber das Leben verlor, wie auch wider die gleichfalls in
Siebenb\xFCrgen gedrungene Bissener oder
Bo\xDFnier zu zeigen, und sich dem jungen Monarchen sch\xE4tzbar zu machen.
Diese deutschen Herren fanden die Lage von Siebenb\xFCrgen, und besonders die Wohnpl\xE4tze der Dacischen Nachk\xF6mmlinge ihrem Geschmacke gem\xE4\xDF, und w\xFCnschten, sich, bey ihren angetroffenen Nationsverwandten, vorbemeldten Dacischen Einwohnern, welche mehrentheils die Tr\xFCmmer der ehemaligen Dacischen St\xE4dte, oder doch die nicht weit davon befindlichen Gegenden bewohnten, niederlassen zu d\xF6rfen. Sie erhielten diese Erlaubni\xDF von dem wohlth\xE4tigen K\xF6nige gar leicht, da er ohnehin besorgt war, Siebenb\xFCrgen f\xFCr den fernern Einf\xE4llen sicher zu stellen. Er beschenkte sie so gar mit Landg\xFCtern; und Herrmann er-
(P213)
hielt das Dorf
Cibin, so seinen Namen von dem vorbeyflie\xDFenden
Cibin oder Zabein erhalten, und nennte es Herrmannsdorf, welches erst nach der Zeit, da
Geysa der Zweyte K\xF6nig in Ungern das Land mit mehreren Deutschen bev\xF6lkerte, erweitert, und zu einer Stadt geworden, auch den Namen
Herrmannstadt erhalten hat. — Die \xFCbrigen deutschen Ank\xF6mmlinge nennten ihre erhaltenen Wohnsitze ebenfalls nach ihren Namen, als
Heltau, Christians — oder
Gro\xDFau,
Girelsau,
Gro\xDF - und
Klein Schelck. — Sie vereinigten sich mit ihren Nationsverwandten, nahmen ihre Sitten und Gewohnheiten an, und lebten miteinander friedlich, au\xDFer wenn sie von einbrechenden fremden Feinden beeintr\xE4chtiget wurden. Wenigstens findet man nichts aufgezeichnet, da\xDF sie um diese Zeiten einiger einheimischer Verfolgungen ausgesetzt gewesen w\xE4ren.
Als aber nachgehends die Ungern unter der Regierung ihres
K\xF6nigs Aba zum Heidenthume zur\xFCck fielen, und auf Anstiften eines gewissen
Watha, eine grausame Verfolgung wider die standhaften Christen, besonders aber wider ihre Geistlichkeit erreget wurde, so ist es sehr wahrscheinlich, da\xDF auch die in Siebenb\xFCrgen wohnhaften Deutschen an den st\xFCrmischen Zeiten Antheil d\xF6rften genommen haben. Jedoch die ewige Vorsehung setzte auch diesem traurigen Schicksale Gr\xE4nzen, und f\xFCgte es, da\xDF die standhaft gebliebenen Christen Gelegenheit und Mittel bekamen, ihre zerr\xFCtteten Kirchen, unter der sanften Regierung der K\xF6nige
Bela,
Geysa, und des gottesf\xFCrchtigen
Ladislaus wieder auszubessern, ja hin und her auch neue aufzubauen.
Da\xDF die Siebenb\xFCrgischen Deutschen, die sich damals noch nicht Sachsen, sondern nur D\xE9tschen nannten, ein Gleiches gethan, und ihre Kirchen theils ausgebessert, theils neue gebauet, findet sich im
Sch\xE4\xDFburger Stuhle, in dem Dorfe
Gro\xDFailisch ein sch\xF6nes Denkmaal. Es ist n\xE4mlich daselbst an der einen Wand der Kirche folgende
(P214)
Inschrift zu lesen: Hujus sacrae Aedis exstructio, sinita Anno Jubilaeo 1076. Pastore de eadem & Decano existente Nicolao Erasmi. Renovatur Procurante Provido Thoma Schuller Anno 1180. Dealbatur & corrigitur a scultilibus, vivente Pastore Michaele Delio, Decano Capituli Bogatziensis Anno 1663. die 13. Septembr. Inst. A. 1711.
Als
K\xF6nig Bela der Blinde im Jahr 1141. mit Tod abgieng, so bestieg dessen \xE4ltester Prinz
Geysa, der in der Reihe der K\xF6nige dieses Namens der Zweyte ist, den v\xE4terlichen Thron. Dieses geschah in seiner zartesten Jugend, indem ihn die Geschichte nur zehnj\xE4hrig angiebt.
Zu seinem noch zarten jugendlichen Alter hatte er noch einen gef\xE4hrlichen Mitwerber zur Krone. Der verstorbene
K\xF6nig Koloman hatte
zwo Gemahlinnen, davon
die letztere einen Prinzen gebahr, der den Namen
Borichus erhielt, den aber Koloman nicht f\xFCr seinen Sohn erkennen wollte. Und gleichwohl hatte sich dieser un\xE4chte K\xF6nigl. Prinz Borich einen starken Anhang zu machen gewu\xDFt, unter dem viele Grosse des Reichs mit begriffen waren; und es sah ziemlich bedenklich um den jungen K\xF6nig aus. Es kam zu einem \xF6ffentlichen Kriege. Ohnerachtet der K\xF6nig seinem Feinde an der Zahl der Kriegsv\xF6lker nicht allerdings gewachsen war, und ohnerachtet seine R\xE4hte ihm die Gefahr dringend vorstellen, so lie\xDF er sich doch solches nicht anfechten, und veranstaltete in vollem Vertrauen auf seine gerechte Sache, die Schlachtordnung. Es war eine der hitzigsten Schlachten. Der Sieg neigte sich endlich auf K\xF6nigliche Seite, die Feinde wurden g\xE4nzlich geschlagen, und
Feldherr Rapoltus ward gefangen.
Auf diese Weise befestigte diese junge K\xF6nig seinen Thron, und richtete nunmehr alle seine Sorgfalt nur dahin, wie er seine Staaten in einen bl\xFChenden Stand setzen m\xF6chte. Unter andrn hielt er es f\xFCr zutr\xE4glich, wenn Siebenb\xFCrgen mit mehreren Deutschen bev\xF6kert
(P215)
w\xFCrde. Er berief also die
Sachsen, und versprach ihnen ansehnliche Freyheiten. Diese erschienen im folgenden 1142. und 1143ten Jahre, und wurden in denjenigen Strich Landes in Siebenb\xFCrgen angewiesen, den sie auch itzt noch bewohnen. Ich sage die Sachsen, denn ungeachtet in der aller\xE4ltesten Urkunde, die wir haben, n\xE4mlich in dem
Privilegium K\xF6nigs Andreas des Zweyten diese Deutsche nur hospites Teutonici Ultrasylvani genennet werden, so schlie\xDFet diese Benennung die Wahrscheinlichkeit nicht aus, da\xDF es Sachsen, wenigstens gr\xF6\xDFtentheils gewesen, die in Siebenb\xFCrgen angesiedelt, und mit den Dacischen Einwohnern vereiniget worden sind. In den \xE4ltesten einheimischen Jahrb\xFCchern oder Chroniken hei\xDFet es allemal, da\xDF der
K\xF6nig Geysa der Zweyte die Sachsen herein beruffen; und die Urkunden der nachfolgenden K\xF6nige, bestimmen die Siebenb\xFCrgischen Deutschen durchg\xE4ngig mit dieser Benennung: Saxones oder Universitas Saxonum Nostrorum. Diesem stimmet auch
M. Kelp in seiner
Dissertation bey, wenn er den
Kardinal Picolomini als einen Zeugen anf\xFChrt, mit den Worten: Teutones in Transylvania, e Saxonia originem habent, u.s.w.
Diese Sachsen erhielten von dem jungen K\xF6nige diejenigen Freyheiten, die ihnen K\xF6nig
Andreas der Zweyte nach der Zeit best\xE4tigte. Dieses kann sehr wahrscheinlich gefolgert werden, sowohl aus dem von diesem K\xF6nige ihnen ertheilten Freyheitsbriefe selbst, als auch aus dessen Best\xE4tigung, die sie vom
K\xF6nige Siegmund, damaligen R\xF6mischen Kaiser
Anno 1419. erhielten, wo es hei\xDFet: Nos ex tenoribus & continentiis certarum Literarum, praedeictorum Dominorum Geyzae, Andreae, Karuli & Lodovici Regum, per Nos confirmatarum, in quoddam Privilegium Nostrum, coram Nobis specietenus productum, insertarum, & c. Dieses Privilegium aber enthielt die n\xE4mlichen Freyheiten, die Andreas Anno 1224. best\xE4tiget hatte. — Es
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erhellet \xFCbrigens aus eben dieser Best\xE4tigung, da\xDF der vom
K\xF6nige Geysa dem Zweyten Anno 1143. ertheilte Freyheitsbrief dazumal vorr\xE4htig gewesen seyn m\xFC\xDFe.
Diese neuangekommenen Sachsen wurden von dem K\xF6nige mit den alten einwohnenden Deutschen dergestalt vereinigt, da\xDF beyde hinfort nur ein Volk ausmachen, und ihre eigene Gerichtsbarkeit haben, folglich von der Woywodal - und Komitatsgerichtsbarkeit befreyt seyn sollten. - Diese Absonderung aber, und die \xFCbrigen ihnen zugestandenen Vortheile zog den Sachsen den Ha\xDF und die Mi\xDFgunst der \xFCbrigen Landeseinw\xF6hner zu. Sie sahen es mit Unwillen an, da\xDF die Sachsen sich in St\xE4dte einschlossen, auch auf dem Lande hin und wieder ihre Kirchen mit einer Ringmauer versahen. Besonders aber waren auch die Woywoden oder K\xF6nigl. Statthalter \xFCbel zufrieden, da\xDF sie in den von den Sachsen bewohnten Bezirken nicht wie sonst, freye Macht zu schallen und zu walten hatten. Es fehlte nicht an heimlichen Mitteln, wodurch die erhaltenen Freyheiten der Sachsen untergraben wurden; und ehe noch achtzig Jahre verstrichen, sahen sich die Sachsen aus ihren vorz\xFCglichstem Vortheileu gesetzt, mu\xDFten aber gleichwohl dasjenige, wozu sie sich anheischig gemacht hatten, der Krone p\xFCnktlich leisten.
Im Jahre 1217. trat
K\xF6nig Andreas der Zweyte sammt seinem Kriegesheere die Reise nach
Pal\xE4stina an. Die Sachsen mu\xDFten ihre ausgeworfene Anzahl Kriegesv\xF6lker mit beytragen, und wurden zum Vorzuge mit befehligt. In Abwesenheit des K\xF6nigs hatte der
Palatin Bankb\xE1n den Auftrag, die Regierung zu besorgen, verfiel aber mit der
K\xF6niginn und ihrem Bruder in die bekannte Verdr\xFC\xDFlichkeit, die ihn bewegte, dem K\xF6nige nachzureisen. — Allem Vermuhten nach hatten w\xE4hrender Abwesenheit des K\xF6nigs, die Statthalter in Siebenb\xFCrgen gew\xFCnschte Gelegenheit, die Sachsen willk\xFChrlich zu behandeln. —- Nachdem der K\xF6nig von seinem Kreuzzuge zu Hause gekommen, erschienen die gedr\xFCckten Sach-
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sen zu seinen F\xFC\xDFen, und klagten \xFCber den Verlust ihrer Freyheiten.
Der g\xFCtige K\xF6nig h\xF6rte sie an, und lie\xDF ihnen im Jahre 1224. einen neuen Freyheitsbrief ausfertigen, der aller Wahrscheinlichkeit nach des n\xE4mlichen Innhalts war, als der vorherige, den ihnen der
K\xF6nig Geysa ausfertigen lassen. Hier sind seine eigenen Worte: Quod Nos anrecessorum Nostrorum vestigiis inhaerentes, pietatis moti visceribus, pristinam eis reddidimus libertatem, ita tamen, quod universus populus, incipiens a V\xE1ras usone ad Baralt, cum terra Siculorum, terra Sebus, & terra Daraus, unus sit populus, & sub uno Judice censeantur, omnibus Comitatibus, praeter Cibiniensis, cessantibus radicitus & c.
Aus diesen wenigen Worten erhellet deutlich genug, da\xDF die neuangekommenen Sachsen mit jemanden m\xFC\xDFen vereiniget, und unter eine besondere Gerichtsbarkeit eingeschr\xE4nket worden seyn, welches aber noch deutlicher erhellet, wenn man diejenigen Worte ansiehet, deren sich
K\xF6nig Mathias in seinem Anno 1478. dem Markte
Gro\xDFschenk ertheilten
Privilegium bedienet, wo er diese Stelle mit folgenden Worten ausdr\xFCcket: unus sieret populus u. s w. Dieses nun kann nur allein von den neuangekommenen Sachsen nicht verstanden werden, denn diese waren schon ein Volk, und durften es nicht erst werden. Was kann also wahrscheinlicher seyn, als da\xDF K\xF6nig Geysa die neuangekommenen Sachsen mit den alteinwohnenden Daciern, oder Deutschen vereiniget habe — Diejenigen Worte, wo der K\xF6nig sie von der Woywodal, und Komitatsjurisdiktion ausnimmt, lauten folgendergestalt: sub uni Judice censeantur, omnibus Comitatibus, praeter Cibiniensem cessantibus radicitus & c. und weiter untern: firmiter praecipimus, quatenus illos, nullus judicet, nisi nos, & Comes Cibiniensis, quem nos eis loco & tempore constituemus &c.
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Da nun, wie bereits erw\xE4hnet worden, diese den Sachsen zugestandenen Vortheile ihnen so vielen Ha\xDF und Feindschaft zuzogen, so glaubten sie alle nur m\xF6gliche Sorgfalt n\xF6htig zu haben, damit sie ihrer erhaltenen Freyheiten nicht verlustig gemacht w\xFCrden. We\xDFwegen sie denn bey dem Antritte der Regierung fast eines jeden der folgenden K\xF6nige fu\xDFf\xE4llig vor seinem Trohne erschienen, und um die Best\xE4tigung ihrer alten Freyheiten baten, auch dieselben gemeiniglich erhielten.
Unter dem Nachfolger dieses K\xF6nigs, n\xE4mlich unter der Regierung des
K\xF6nigs Bela des Vierten war um das Jahr 1241. die grausame \xDCberschwemmung der
Tatarn, die nicht nur Ungern und Siebenb\xFCrgen, sondern auch Pohlen und
Schlesien betraf; wiewohl diese Barbaren in Schlesien bey
Hundsfeld (jetzt Friedrichsfeld ) wie das Vieh niedergemetzelt wurden, dagegen aber in Ungern und Siebenb\xFCrgen desto gr\xE4\xDFlicher hauseten, indem sie nicht nur das K\xF6nigl. Ungrische Kriegsheer g\xE4nzlich \xFCber den Haufen warfen; sondern auch den K\xF6nig n\xF6htigten, nach
Dalmatien, wohin er seine
Gemahlinn und Kinder voraus geschicket, zu fl\xFCchten, wobey es nicht viel fehlte, da\xDF er ihnen nicht selbst in die Klauen gerieht. In Ungern und Siebenb\xFCrgen floh alles, was sich regen und retten konnte. Es ist leicht zu erachten, da\xDF auch die Sachsen in Siebenb\xFCrgen an dieser schaudervollen Landplage einen empfindlichen Antheil m\xFC\xDFen genommen haben. Inzwischen hatten sie doch ihre St\xE4dte, und auf dem Lande ihre Ringmauern um die Kirchen, wo sich alles hinfl\xFCchtete, und sich solchergestalt noch k\xFCmmerlich rettete. In den Komitatern hingegen, besonders in dem
K\xFCk\xFCll\xF6er, und an den Fl\xFC\xDFen
Marusch und
Aranyosch lief alles den W\xE4ldern zu, und da sich die
Tatarn f\xFCnf ganzer Jahre in Siebenb\xFCrgen aufhielten, auch allen Vorraht, den sie in den ver\xF6deten D\xF6rfern fanden, aufzehrten, so wurden die armen Fl\xFCchtlinge von Hunger und K\xE4lte getrieben, sich weiters zu verlaufen; wie denn auch
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die wenigsten wieder gekommen sind; sondern als die
Tatarn nichts mehr zu zehren hatten, und sich wieder fortmachten, so stunden auch die D\xF6rfer in diesen Gegenden lange Zeit w\xFCste und leer, welches
aus einer von Andr. Hu\xDFti angezogenen Urkunde
vom Jahre 1246. erhellet, wo der
K\xF6nig Bela sagt: Accedens ad praesentiam Nostram venerabilis Pater Gallus Episcopus Transylvanus, a Nobis humiliteer ac devote postulavit, quod cum sua Diocesis, hostili persecutione Tartarorum, ad tantam inhabitantium deveneit raritatem, quod a tempore persecutionis, usque ad sua tempora, nulli vel pauci in Alba, quae est sedes Episcopatus sui Cathedralis, & in aliis cursibus Ponticialibus, Herina, Byolokal, Gobu, Zilaj & Tusn\xE1d, habeantur Inquilini, &c.
Dieser Abgang an Einwohnern gab also Gelegenheit, da\xDF die Adelschaft, besonders in dem
K\xFCk\xFCll\xF6er Komitate aus den benachbarten
S\xE4chsischen St\xFChlen eine ziemliche Anzahl Ackersleute zu sich beriefen, damit sie ihre Felder anbauen, dagegen aber auch zu ihrer eigenen Nohtdurft, so viel Erde als sie brauchen w\xFCrden, ausreuten und zurichten m\xF6chten. Auf diese Weise haben sich so viele Sachsen auf adelichen Grund und Boden ans\xE4\xDFig gemacht, wie sich denn auch dermalen noch ganze und volkreiche S\xE4chsische D\xF6rfer in diesen Komitatern befinden, die in den vorigen wilden und st\xFCrmischen Zeiten fast alle unter das Joch der Leibeigenschaft gerahten, und itzt noch darunter seufzen.
Die Geschichte giebt uns hinl\xE4nglichen Bericht, was f\xFCr tr\xFCbselige Auftritte sich auch nach dem Tode
K\xF6nigs Bela des Vierten, der im Jahre 1270. erfolgte, unter seinem Sohne und Trohnerben
Stephan dem F\xFCnften in Ungern und Siebenb\xFCrgen ereignet, als welcher bey seinen erhabenen Eigenschaften seine Staaten nicht in Ruhe erhalten konnte, sondern einen schweren Krieg mit dem
B\xF6hmischen Prinzen Ottokar fuhren mu\xDFte, an
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welchen bedr\xE4ngten Zelten die Sachsen in Siebenb\xFCrgen allemal auch Antheil hatten. Jedoch ein fr\xFChzeitiger Tod dieses hoffnungsvollen K\xF6nigs, der im Jahre 1272. erfolgte, machte seinem Sohne
Ladislaus, der kaum 14. Jahre alt war, auf dem K\xF6nigl. Trohne Platz. Ein gutes Gl\xFCck aber war es f\xFCr Ungern, da\xDF der glorw\xFCrdigste.
Kaiser Rudolph aus dem Habsburgischen Hause dem unruhigen Ottokar so viel zu thun gab, da\xDF er verga\xDF Ungern weiters zu beeintr\xE4chtigen. Er hatte n\xE4mlich
seine Gemahlin, die eine Erbnin von Oesterreich und Steyermark war,
verstossen, und behielt gleichwohl beyde ihm zugebrachten Lander in seinem Besitze. Wegen diesem offenbar ungerechten Verfahren wurde Ottokar von dem Allerh\xF6chsten Reichsoberhaupte zur Verantwortung gezogen, und als er sich nicht wollte leiten lassen, als ein Aufr\xFChrer behandelt.
Ohnerachtet aber Ungern von seinem geschwornen Feinde Ottokar gute Ruhe hatte, so war dennoch der Zustand des Reichs nicht bl\xFChender. Der K\xF6nig hatte sich mit einer sehr verehrungsw\xFCrdigen
Sicilianischen Prinzesinn Namens Elisabeth verehliget, und gleichwohl war diese Ehe Kinderlos, weil der K\xF6nig mit einigen
Kumanischen Weibern allzuvertraut umgieng, und die Regierung g\xE4nzlich vernachl\xE4\xDFigte, daher denn alles in Unordnung gerieht, und jedermann mi\xDFvergn\xFCgt einhergieng. Nur die
Kumaner, hoben ihre H\xE4upter empor, und \xFCbten an ihren Miteinwohnern allen ersinnlichen Muhtwillen aus. Jedoch die g\xF6ttlichen Gerichte blieben nicht lange aus. Der K\xF6nig erfuhr mit seinem gr\xF6\xDFten Schaden, da\xDF Untreue seinen eigenen Herrn schl\xE4gt. Er ward in seinem eigenen Zelte im Jahre 1290. bey
K\xF6r\xF6sszeg, durch die untreuen H\xE4nde seiner geliebten Kumaner mit vielen Wunden ermordet.
Weil der ermordete K\xF6nig keinen Trohnerben hinterlie\xDF, so w\xE4hlten die Stande einen Enkel K\xF6nigs
Andreas des Zweyten, welchen dessen
Prinz Stephan mit
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einer edlen Venezianerinn aus dem Hause Morosini in rechtm\xE4\xDFiger Ehe erzeuget hatte, zum K\xF6nige. Er f\xFChrte den Namen
Andreas der Dritte, und regierte sehr l\xF6blich, jedoch unter vielen innerlichen Unruhen, und starb im Jahre 1301. als der letzte m\xE4nnliche Erbe aus dem Stamme K\xF6nigs Stephan des Heiligen.
Wenzel, sonst auch von den Ungern Ladislaus genannt, bestieg zwar den K\xF6nigl. Trohn, konnte aber solchen nicht behaupten, sondern Mu\xDFte ihn dem
Otto einem Herzoge von Bayern \xFCberla\xDFen. Dieser erhielt vom K\xF6nige in B\xF6hmen Wenzel dem Aeltern die K\xF6nigl. Ungrische Krone, er brachte solche nach Ungern, und ward auch daf\xFCr zum K\xF6nige gekr\xF6net. Mit der Krone auf dem Haupte reiste er in seinen Staaten herum, und zeigte sich seinen Unterthanen. Als er nun mit der n\xE4mlichen Feyerlichkeit nach Siebenb\xFCrgen kam, so hatte der damalige
Woywode Ladislaus die K\xFChnheit, und ri\xDF dem K\xF6nige die Krone vom Haupte, warf ihn ins Gef\xE4ngni\xDF, woraus er nicht ehe entlasten ward, bis er dem Trohne entsagte, und sein Wort gab, da\xDF er das Reich unverz\xFCglich r\xE4umen wollte, welches denn auch im Jahre 1308. geschah.
Bald darauf ward
Karl Robert, ein Sohn des Sicilischen K\xF6nigs
Karl Martels auf dem K\xF6nigl. Ungrischen Trohn erhoben. Die Kr\xF6nung aber konnte nicht vorgenommen werden, weil die Krone in den H\xE4nden des Siebenb\xFCrgischen Woywods war. Die Siebenb\xFCrgische Chronik enth\xE4lt: da\xDF im Jahre 1308. eine blutige Schlacht bey dem Rohtlaufchen, nahe bey Hermannstadt vorgefallen, zwischen wem aber, und in was f\xFCr Absicht wird nicht das Mindeste angezeigt.
Peth\xF6 Gergely \xA7. XXVI. merket an: da\xDF die Sachsen sich diesem K\xF6nige nicht unterwerfen wollen, bis sie nicht zu P\xE4aren getrieben worden. Es kann also eine wahrscheinliche Vermuhtung seyn, da\xDF K\xF6nig Karl die Sachsen durch diese Schlacht zum Gehorsame gebracht, oder es hat auch seyn
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k\xF6nnen, da\xDF dem k\xFChnen
Ladislaus durch diese Schlacht die vorenthaltene K\xF6nigliche Krone abgen\xF6htiget worden.
Inzwischen regierte dieser K\xF6nig lang, und sehr l\xF6blich, und starb im Jahre 1342. Ihm folgte sein \xE4ltester 17j\xE4hriger
Prinz Ludwig der Erste, ein preisw\xFCrdiger Regent, der die Fu\xDFtapfen seines glorw\xFCrdigsten Vaters betrat, und der schmeichelhaften Erwartung seiner Unterthanen vollkommen entsprach.
Den Siebenb\xFCrger Sachsen wird unter der Regierung dieses g\xFCtigen K\xF6nigs von einigen ein Schandfleck des Aufruhrs angedichtet. Es hat aber keinen Grund, denn die Geschichte giebt davon keine zuverl\xE4\xDFigen Merkmaale.
Andr. Hu\xDFti f\xFChret in seinem Traktate den er
Wajvodae seu Duces Transylvaniae betitelt, eine Urkunde an, die der damalige
Woywod Thomas im Jahre
1320. ausgefertigt hat. Verm\xF6ge derselben \xFCberlie\xDF dieser gewisse G\xFCter um 200. Mark Silber an die Kinder und n\xE4chsten Anverwandten, eines gewissen S\xE4chsischen Beamten, den die Geschichte
Comes Henningus de Villa Petri nennet, k\xE4uflich. Dieser Henning hatte sich den Gewalth\xE4tigkeiten des Woywoden mit gewaffneter Hand widersetzet, aber dar\xFCber sein Leben eingeb\xFC\xDFt, und seine G\xFCter waren eingezogen worden, die nachgehends der Woywode dessen Kindern und Freunden verkaufte, oder besser zu reden, zur\xFCck zu l\xF6sen gab. — Dieser Vorgang aber geschah nicht unter dem K\xF6nige Ludwig, sondern unter dem
Karl Robert, und es war auch nicht die gesammte Nation darein verwickelt, ungeachtet Thomas gern die ganze Nation mit eingestricket h\xE4tte. Denn er hatte \xFCberhaupt den \xFCbeln Gem\xFChtscharakter, da\xDF er diejenigen, auf die er seinen Ha\xDF geworfen, immer bey dem K\xF6nige anzuschw\xE4rzen trachtete, wie er es auch dem Walachischen
Hospodar Bessarad gethan, und den K\xF6nig dahin bewegt hatte,
da\xDF er ihn selbst feindlich \xFCberfiel, dar\xFCber aber beynahe sein Leben einb\xFC\xDFte, auch die ganze Walachey verloren gieng.
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Aus eben so geh\xE4\xDFigen Absichten gegen die S\xE4chsische Nation ward dieselbe auch angegeben, da\xDF sie sich weigere den ordentlichen Tribut zu entrichten, und sich der Bohtm\xE4\xDFigkeit des K\xF6nigs zu unterwerfen. — Der K\xF6nig machte sich also selbst an der Spitze eines m\xE4\xDFigen Heeres auf, die Siebenb\xFCrgischen Sachsen durch die Gewalt der Waffen zu ihrer Pflicht zu weisen. Die Sachsen hingegen bezeigten dem K\xF6nige bey seiner Ankunft, ihre willige Unterw\xFCrfigkeit, und \xFCberzeugten denselben,
da\xDF sie sich niemals dem K\xF6nige, wohl aber den ungerechten Zumuhtungen der Woywoden widersetzet hatten. Da\xDF aber die Woywoden den Sachsen mit allerhand widerrechtlichen Ansinnungen zugesetzet, bekennet
Peth\xF6 Gergely selbst, wenn er in seiner
Chronik \xA7. XXVII. sagt: mivel hogy az el\xF6bbi Kir\xE1lyok Tisztartoyi nagy t\xF6rv\xE9nytelens\xE9get tselekedtek rajtok, 's a t. Diesemnach h\xF6rte der g\xFCtige K\xF6nig die Klagen der bedr\xE4ngten Sachsen an, half ihren Beschwerden ab, und best\xE4tigte ihre vom
K\xF6nige Andreas dem Zweyten ertheilten
Freyheitsbriefe, so wie sein Vater
Karl Robert gethan hatte, kam auch ohne einen Schwerdtstreich friedlich nach Ungern zur\xFCck.
Zum fernern Beweise aber, da\xDF die Sachsen
unter der L\xF6bl. Regierung dieses K\xF6nigs sich gar keine Untreue zu Schulden kommen lassen, k\xF6nnen die eigenen Ausdr\xFCcke desselben, deren er sich in zwey verschiedenen den Sachsen ertheilten Privilegien bedienet, allhier angemerket werden.
Das eine ist 1370. ausgefertigt, wo der K\xF6nig sich folgendergestalt erkl\xE4ret: Et votis suorum fidelium subditorum, quibus signanter Confinia, & finitimae Partes Regni, velut sublimibus columnis fulciuntur, & quorum fidelitatis constantiam, experimento didicit, & diuturna operum efficacia feliciter comprobavit & c.... Ideo Nos, hujusmodi ipsorum fidelium Saxonum Nostrorum fidelitates & servitia, quas & quae iidem ad Nos, & Sacrum
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Nostrum Diadema, semper habuerunt, & habent de praesenti, gratas habentes & accepta, in particularem ipsorum praeclarissimorum servitiorum, & laude dignorum meritorum eorum recompensam. &c.
Im zweyten Anno 1373. ertheilten Privilegium sind folgende Worte: Quod Nos, sicut pro fidelibus & gratuitis famulatibus, fidelium Civium & Saxonum Nostrorum de Cibinio, Partis Transylvanae, per eosdem Nostrae Celsitudini, serventi Devotione exhibitis & impensis, &c.
Dieser preisw\xFCrdige K\xF6nig starb nach einer 40j\xE4hrigen Regierung im Jahre 1382. und hinterlie\xDF eine Prinzessinn
Maria, als die Kronerbin aller seiner Staaten, die aber an den zweyten
Kaiserlichen Prinzen Siegmund von Brandenburg, der nachgehends den Kaiserlichen Trohn bestieg, verlobet war. Maria f\xFChrte die Regierung, die aber sehr kurz war, unter der Vormundtschaft ihrer K\xF6niglichen Frau Mutter
Elisabeth, und unter der Direktion des damaligen Palatins
Niklas Gara, und best\xE4tigte den Sachsen ihre Freyheiten. –
Die Reichsst\xE4nde schienen mit dieser Regierung nicht zufrieden, und die junge K\xF6niginn sah sich nohtgedrungen, den K\xF6niglichen Trohn einem nahen Anverwandten,
Karl von Durazzo, der unter dem Namen Karl der Zweyte vork\xF6mmt, abzutreten. Jedoch die Regierung dieses K\xF6nigs dauerte wenig \xFCber 2. Monate, indem derselbe den 13. Februar 1384. j\xE4mmerlich ermordet ward. Die beyden K\xF6niginnen aber wurden von vielen als die Anstifterinnen dieses Mords angegeben, und geriehten dadurch in gef\xE4ngliche Haft.
Die Reichsst\xE4nde schritten zu einer neuen K\xF6nigswahl. Die Mehrheit der Stimmen fiel auf
Siegmund, den Gemahl der vorigen K\xF6niginn Maria. Inzwischen starb die alte K\xF6niginn
Elisabeth vor Kummer im Gef\xE4ngnisse; Maria aber ward von ihrem Gemahle dem neuen K\xF6nige auf freyen Fu\xDF gestellet. - Dieser K\xF6nig regierte
(P225)
sehr l\xF6blich, hatte aber dennoch das Gl\xFCck nicht, den Beyfall seiner Unterthanen zu erhalten. Allenthalben herrschte Mi\xDFvergn\xFCgen unter denselben, welches endlich zu
einer gef\xE4hrlichen Emp\xF6rung ausschlug. Unter den Verschwornen fanden sich verschiedene Grosse des Reichs, als
Steph. Konth der Hederv\xE1r, und
Steph. Laczfi Siebenb\xFCrgischer Woywod die zwar beyde dar\xFCber ihr Leben verloren, allein auch Siegmund selbst kam nachgehends durch die R\xE4nke seiner Feinde in die Gefangenschaft, und mu\xDFte zu
Schiklosch in der
Baranyer Gespanschaft in einem tiefen Loche einige Zeit hindurch schmachten, bis ihm endlich
Niklas Gara der J\xFCngere seine Freyheit wieder verschaffte.
Die Sachsen in Siebenb\xFCrgen blieben ihm jederzeit getreu, daher er ihnen auch ihre alten Freyheiten zu zweymalen, n\xE4mlich
Anno 1387. und
anno 1406. best\xE4tigte, sie auch nachgehends
im Jahre 1435. vermittelst einem besondern Privilegium von der Gerichtsbarkeit der Woywoden, welcher sich diese, vorn\xE4mlich in Territorialzwistigkeiten anma\xDFten, befreyete. Dieser glorw\xFCrdige Mensch starb im Jahre 1437. und hinterlie\xDF eine einzige Prinzessin,
Elisabeth, die an den Erzherzog
Albrecht von Oesterreich verm\xE4hlet war. - Als die St\xE4nde zu einer neuen K\xF6nigswahl schritten, fielen alle Stimmen einm\xFChtig auf den Durchleuchtigsten Erzherzog Albrecht von Oesterreich, welches auch bey der halb darauf erfolgten R\xF6mischen Kaiserwahl erfolgte. Allein diese sanfte Regierung dauerte kaum ein Jahr und 9. Monate, da er in dem Dorfe
Ne\xDFm\xFChl auf der Reise sein ruhmvolles Leben endigte.
Die Kaiserinn K\xF6niginn blieb schwanger, und besorgte die Regierung. Die St\xE4nde hofften einen m\xE4nnlichen Erben, der endlich auch erschien, und in der Taufe den Namen
Ladislaus erhielt. In der Geschichte hei\xDFt er Ladislaus posthumus. Einige widriggesinnte Landst\xE4nde konnten die Zeit nicht erwarten, um die Fr\xFCchte
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einer hoffnungsvollen Regierung ihres nat\xFCrlichen K\xF6nigs zu genie\xDFen. Sie w\xE4hlten also den Pohlnischen
Prinzen Wladislaw zum K\xF6nige, der auch gekr\xF6nt ward, aber kaum vier Jahre regierte, da er in der bedaurungsw\xFCrdigen
Schlacht bey Varna blieb.
Die Wahl der St\xE4nde fiel nunmehr auf den bereits gekr\xF6nten jungen K\xF6nig zur\xFCck, der aber nur 6j\xE4hrig war, we\xDFwegen die St\xE4nde w\xE4hrend der Minderj\xE4hrigkeit ihres K\xF6nigs, das Reich durch den heldenm\xFChtigen
Joh. Hunyades oder Corvinus als Gubernator verwalten lie\xDFen. Als der K\xF6nig zw\xF6lf Jahre erreicht hatte, so legte Hunyad sein Gubernatorat nieder, und der K\xF6nig sollte unter der Vormundtschaft seines Anverwandten, des
Grafen von Cilley regieren. Allein der K\xF6nig best\xE4tigte den Joh. Hunyad wider in seiner Gubernatorsw\xFCrde, und wollte schlechterdings, da\xDF derselbe an der Regierung Theil nehmen sollte, schenkte demselben auch den ganzen
Bistritzer Distrikt in Sieberb\xFCrgen, unter dem Namen einer Grafschaft. - Im Jahre 1453. hielt K\xF6nig Ladislaus einen Landtag in
Pre\xDFburg, dem er selbst beywohnte. Bey dieser Gelegenheit ertheilte er den beyden S\xE4chsischen Ortschaften
Bolg\xE1ts und
Sittve die Kriminalgerichtsbarkeit. Den sieben Richtern hingegen verlieh er die von den Sachsen erbauten Schl\xF6\xDFer
Talm\xE1ts,
Lotorv\xE1r und
Rothen Thurm, sammt den dazugeh\xF6rigen D\xF6rfern und Besitzungen. Im n\xE4chstfolgenden 1454. Jahr schrieb dieser K\xF6nig abermals einen Landtag aus, wozu die Deputirten der S\xE4chsischen Nation in Siebenb\xFCrgen ausdr\xFCcklich mit beruffen wurden.
Im Jahre 1457. starb der K\xF6nig Ladislaus, und
Mathias ein Sohn des
Johann von Hunyad, ward als ein Gefangener des
K\xF6nigs in B\xF6hmen von den Ungern zum K\xF6nige erw\xE4hlet. Weil er aber minderj\xE4hrig war, so w\xE4hlten die St\xE4nde abermal einen Gubernator in der Person des
Michael Szylagyi. Dieser war kein Freund der Sachsen, denen er manchen Verdru\xDF ausrichtete, be-
(P227)
sonders aber die Bistritzer hart dr\xE4ngte, und als diese sich den Korvinischen Beamten wegen ungerechter Zumuthungen widersetzten, wurden sie grausam gez\xFCchtiget. Endlich aber fiel Szilagyi selbst in die Ungnade des K\xF6niges, und ward vom Hofe sowohl, als von den Regierungsgesch\xE4ften entfernet. - Im Jahre
1459. best\xE4tigte dieser K\xF6nig den Szaszv\xE1roschern diejenige Freyheit, die K\xF6nig Andreas der Zweyte der S\xE4chsischen Nation verliehen hatte, da\xDF sie n\xE4mlich keiner andern, als der S\xE4chsischen Komitialgerichtsbarkeit unterworfen seyn sollten. Im Jahre
1469. ertheilte er den Befehl, da\xDF die in einigen Komitatern sich aufhaltenden Sachsen, wenn sie ihre Schulden und Grundsteuer w\xFCrden abgef\xFChret haben, die Freyheit haben sollten, sich in die beyden St\xFChle Mediasch oder Schelk zu begeben.
1474. gab er den Bistritzern die Versicherung, da\xDF sie niemal mehr an irgend einem Menschen verschenket werden sollten, best\xE4tigte ihnen auch nochmal die vorhin ertheilten Freyheiten auf das Neue. Im darauffolgenden
1478. Jahre hatten die Gro\xDFschenker einen schweren Proce\xDF, der sogar bis vor den K\xF6niglichen Trohn gebracht wurde. Es war n\xE4mlich ein gewisser
Georg Thobiassy etliche Jahre hindurch K\xF6nigsrichter im
Gro\xDFschenker Stuhle gewesen. Nach dessen Tode erhielt
Johann von Marienthal das K\xF6nigsrichteramt, hatte aber einen B\xFCrger in
Agnethlen,
Mich. Knoll, eine offenbare Ungerechtigkeit begangen. Die beyden S\xF6hne des vorigen Richters Tobiassy,
Ladislaus und
Tobias, hatten vom K\xF6nige
Anno 1467. einen Freyheitsbreif erschlichen, verm\xF6ge dem ihnen das K\xF6nigsrichteramt auf Lebenslang zugesichert worden. Diesen Brief hatte ihnen der K\xF6nig auch noch
im Jahre 1477. best\xE4tiget. Als nun die beyden Br\xFCder davon Gebrauch machen wollten, so widersetzten sich die Gro\xDFschenker, und beriefen sich auf das Privilegium K\xF6nigs Andreas des Zweyten. Die Sache kam vor die
S\xE4chsische Universit\xE4t, und endlich auch vor den K\xF6nig selbst. Der K\xF6nig lie\xDF
(P228)
diese Sache durch seine R\xE4hte und Protonotarien in seiner Gegenwart untersuchen. Der endliche Ausspruch fiel dahin aus: da\xDF verm\xF6g vorangezogenen Privilegium derjenige das K\xF6nigsrichteramt erhalten sollte, den die B\xFCrger durch Mehrheit der Stimmen dazu erw\xE4hlen und der K\xF6nig sodann best\xE4tigen w\xFCrde.
Diesen Ausspruch lie\xDF K\xF6nig Mathias den Schenkern in Form eines Privilegiums ausfertigen, der auch nachgehens vom Johann dem Zweyten im Jahre 1532. best\xE4tigt worden ist.
Im Jahre 1490. starb dieser preisw\xFCrdige K\xF6nig, und ihm folgte in der Regierung
Wladislaw K\xF6nig in B\xF6hmen. Er best\xE4tigte gleichfalls den Sachsen im Jahre 1493. ihre Freyheiten. Als ihm sein K\xF6nigl. Prinz und Kronerbe
Ludwig der Zweyte gebohren ward, und er der alten Gewohnheit nach in der
Zeklerischen Nation von jedem Hauswirte einen Ochsen fordern lie\xDF, so hatte er den Verdru\xDF, da\xDF
sich diese Nation wider ihn emp\xF6rte, die aber auch gar halb wider durch Gewalt der Waffen zum Gehorsam gebracht wurde.
Die S\xE4chsische Nation bekam ebenfalls um das Jahr 1513. einen heftigen Verdru\xDF, da die damaligen Woywoden sie schlechterdings nur unter ihre Gerichtsbarkeit ziehen wollten. Sie wendete sich an den K\xF6nig, und erhielt eine abermalige Best\xE4tigung ihrer alten einheimischen Gerichtsbarkeit.
Dieser K\xF6nig starb im Jahre 1516. und hinterlie\xDF den K\xF6nigl. Ungrischen Trohn, seinem noch unm\xFCndigen
Prinzen Ludwig dem Zweyten, der aber wegen seinen herrlichen Eigenschaften sich dennoch der Regierung unterzog. Er f\xFChrte solche mit vieler Klugheit, sogar, da\xDF einige mi\xDFvergn\xFCgt dar\xFCber wurden, da\xDF er sich der Gesch\xE4fte mit so vielem Eifer annahm, und suchten ihn durch allerhand vorgeschlagene Lustbarkeiten davon zu entfernen, denen er dann auch endlich Geh\xF6r gab. Es kam mit den T\xFCrken zu einem ernsthaften Kriege, in welchem leider!
(P229)
auch dieser junge K\xF6nig nach gehaltener blutigen
Schlacht bey Moh\xE1tsch, auf der Flucht, in einem Graben ungl\xFCcklicher Weise umkam.
Nach dessen Tode suchte der Siebenb\xFCrgische Woywod
Johann von Zapolya sich durch allerhand R\xE4nke auf den K\xF6nigl. Ungrischen Trohn zu schwingen, und bediente sich der unter seinen Befehlen stehenden K\xF6nigl. Armee, die er dem ungl\xFCcklichen K\xF6nige Ludwig zu Hilfe anf\xFChrte, aber leider! zu sp\xE4t eintraf, zu seinem eignen Vortheile. Er lie\xDF sich von seinen Anh\xE4ngern sogar zum K\xF6nige kr\xF6nen, und trotzte auf die m\xE4chtige Hilfe des
T\xFCrkischen Monarchen S\xFCleymann. Allein es half ihm dennoch nichts, denn
der R\xF6mische K\xF6nig hatte die gerechte Sache auf seiner Seite. Er gr\xFCndete seine Anspr\xFCche auf die im Jahre 1515. den 22. July, unter Vermittelung und Gew\xE4hrleistung
Kaisers Maximilian des Ersten, zwischen
Wladislaw, damaligen K\xF6nig in Ungern, und
Johanna, hinterlassenen Wittwe
Philip des Ersten K\xF6nigs in Spanien, in Gegenwart der vornehmsten Ungrischen Magnaten,
geschlossenen Traktaten, verm\xF6ge welchen die Ungrische Krone auf dem Falle, der sich damals ereignet hatte, dem K\xF6nige Ferdinand feyerlichst vorbehalten war.
Auf solche Art behauptete auch
K\xF6nig Ferdinand wirklich den Ungrischen Trohn, und Zapolya mu\xDFte sich mit dem F\xFCrstenthume Siebenb\xFCrgen und einigen Gespanschaften in Ungern, wie auch mit Gestattung des K\xF6niglichen Titels, vorn\xE4mlich bey der Pforte, unter derem Schutz er stand, begn\xFCgen. Man kann also mit Zuverl\xE4\xDFigkeit sagen: da\xDF Johann Zapolya der erste F\xFCrst in Siebenb\xFCrgen gewesen, ob er gleich den leeren Titel eines K\xF6nigs in Ungern f\xFChrte.
Als die siegreichen Waffen K\xF6nigs Ferdinands, unter den Befehlen der von ihm aufgestellten Woywoden
Peter Per\xE9nyi, und
Valentin T\xF6r\xF6k bis nach Siebenb\xFCrgen drangen, hatten die Sachsen grosse Hoffnung,
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unter Oesterreichische Bohtm\xE4\xDFigkeit zu kommen, und thaten in dieser frohen Zuversicht den K\xF6nigl. Ferdinandischen Truppen allen nur m\xF6glichen Vorschub. Allein sie mu\xDFten bald darnach eine bittere Rache daf\xFCr leiden. Denn der
Moldauische F\xFCrst Peter, ein eifriger Anh\xE4nger des Zapolya, brach bey
Kronstadt in Siebenb\xFCrgen ein, \xFCberfiel die Ferdinandischen Truppen bey der Nacht, sengte und pl\xFCnderte aller Orten, wo er hinkam, und zog bey
Bistritz, welches er auspl\xFCnderte, mit grossem Raube nach der Moldau zur\xFCck. Und diese Einf\xE4lle wiederholte er f\xFCnfmal, und \xFCbte an den Sachsen eine grausame Rache.
Stephan B\xE1thori hingegen, ebenfalls ein eifriger Anh\xE4nger des Zapolya, belagerte im Jahre 1528.
Sch\xE4\xDFburg, und als er das Schlo\xDF nicht einnehmen konnte, so pl\xFCnderte er die untere Stadt rein aus, legte Feuer an, und verbrannte selbige gr\xF6\xDFtentheils.
Die Hoffnung der Sachsen fiel \xFCber einen Haufen, als
Anno 1538. ein Friede erfolgte, verm\xF6g dessen Siebenb\xFCrgen dem Johann zufiel.
Im Jahre 1540. starb dieser K\xF6nig, und die Kriegsunruhen giengen vom Neuen an. Die Sapolyischen Anh\xE4nger riefen den jungen Prinzen des Zapolya, unter dem Namen
Johann Siegmund zum K\xF6nige von Ungern aus. Die Regierung aber f\xFChrte die verwittibte
K\xF6niginn Isabella, unter dem Beystande der drey von ihrem sterbenden Gemahle, ernannten Vorm\xFCnder der jungen Prinzen, n\xE4mlich des
Peter Petrowitsch, des
Bruder Georgs (sonst Martinusius genannt) und des
Valentin T\xF6r\xF6k. Die Sachsen fiengen bey diesen kriegerischen Auftritten wieder an ein g\xFCnstigeres Schicksal zu hoffen. Allein diesmal schlugen ihre W\xFCnsche ebenfalls fehl. Vielmehr trug sich eine merkw\xFCrdige Ver\xE4nderung mit der S\xE4chsischen Nation zu, deren Folgen die Sachsen nachgehends oftmals veranla\xDFte, selbige zu bereuen. Die beyden Ungrischen und Zecklerischen Nationen begehrten n\xE4mlich die S\xE4chsische Nation, als den dritten Mitstand in ihre Gemein-
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schaft aufzunehmen. Diese Zumuhtung konnte den Sachsen nicht anders als schmeichelhaft fallen. Sie nahmen den Antrag an, sahen aber bald die nachtheiligen Folgen ein. Es waren zwar noch im Jahre
1437. in Kapolna, wie auch im Jahre
1439. in Mediasch dergleichen Konf\xF6derationen vorhergegangen, wodurch diese drey Nationen sich vereinigten, da\xDF sie sich wechselweise ihre althergebrachten Freyheiten, Vorrechte, Privilegien, und Schl\xFC\xDFe wollten besch\xFCtzen helfen, und mit vereinigten Kr\xE4ften das allgemeine Be\xDFte des Vaterlandes zu bef\xF6rdern trachten. Jedoch bey diesen an sich heilsamen B\xFCndnissen, blieb gleichwohl jede Nation bey ihrer vorigen Verfassung. Allein bey der diesmaligen Vereinbarung wurde die vorige Verfassung der S\xE4chsischen Nation stark ge\xE4ndert. Denn es war fest gesetzt worden: da\xDF
alle drey Nationen gemeinschaftlich die allgemeinen Erfordernisse besorgen wollten, und da\xDF, wenn zwo Nationen \xFCber einen Punkt einig w\xFCrden, sodann die dritte auch einzustimmmen gehalten seyn sollte.
Die erste bittere Frucht dieser Vereinigung empfand die S\xE4chische Nation
in dem 1545. zu Thornburg gehaltenen Landtage, wo die nunmehr vereinigten drey Nationen beschlossen, eine allgemeine Abgabe zum Unterhalte der K\xF6niginn und ihres Prinzen im ganzen Lande einzusammeln, bey welcher Gelegenheit die S\xE4chsische Nation weit \xFCber die Geb\xFChr beb\xFCrdet wurde. Die zwote unangenehme Folge erfuhr sie
in dem, des n\xE4mlichen Jahres zu Hermannstadt gehaltenen Landtage, wo die beyden \xFCbrigen Nationen beschlossen: da\xDF sie befugt seyn sollten, in den S\xE4chsischen St\xE4dten sich H\xE4user anzuschaffen, und zu besitzen. Jedoch die S\xE4chsische Nation that ihr M\xF6gliches, und befreyte sich annoch von dieser Zumuhtung.
Die Hoffnung doch noch unter den glorreichen Osterreichischen Zepter zu gelangen, fieng bey der S\xE4chsischen Nation wieder an aufzuleben, als mit Anfange des 1551. Jahres der
General Joh. Baptist Kastaldo mit einer an-
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sehnlichen Armee in Siebenb\xFCrgen einr\xFCckte, und bald darauf durch Vermittelung des Siebenb\xFCrgischen
Schatzmeisters Bischofs zu Wardein, Martinusius (der in der Geschichte gemeiniglich nur Frater Georg genennet wird) im Namen des
K\xF6nigs Ferdinand einen f\xF6rmlichen Vertrag mit der
K\xF6niginn Isabella schlo\xDF, verm\xF6g welchem diese Prinzessinn ganz Siebenb\xFCrgen, sammt dem, was sie in Ungern besa\xDF, an den K\xF6nig Ferdinand abtrat, und darneben die K\xF6nigl. Ungrische Krone, und die \xFCbrigen Reichsinsignien, die in ihren H\xE4nden waren, auslieferte; wogegen der K\xF6nig Ferdinand ihr
die beyden Schlesischen F\xFCrstenth\xFCmer Oppeln und Ratibor, wie auch die Sapolyischen Familieng\xFCter in
Oberungern abzutreten, auch 100.000 Dukaten baar auszahlen zu lassen versprach. Sie verlie\xDF auch nebst ihrem Prinzen Siebenb\xFCrgen noch in diesem Jahre, reisete aber nicht weiter, als bis
Kaschau, wo sie einige Zeit voller Reue und Unentschlossenheit verweilte. Inzwischen ward die K\xF6nigl. Ferdinandische Regierung in Siebenb\xFCrgen eingerichtet, Hermanstadt mit der Ferdinandischen Artillerie besetzt, und die Sachsen sahen nun ihre W\xFCnsche gl\xFCcklich erf\xFCllet.
Erst 1553. gieng Isabella von Warschau \xFCber Krackau nach Oppeln. Kaum aber war sie etliche Monate da gewesen, als sie einen un\xFCberwindlichen Widerwillen \xFCber die ganze dortige Gegend vorsch\xFCtzte, und mit ihrem Sohne wieder nach Warschau zur\xFCck kehrte, allwo ihre Frau Mutter, die noch lebte, ihr mit Einwilligung des K\xF6nigs die
Herrschaft S\xE1mbor in so lang einr\xE4umte, bis die Zeit etwas Besseres hoffen lie\xDF. — Den Vertrag mit dem K\xF6nige Ferdinand hatte Isabella ohne Vorwissen des
S\xFCleymanns, unter dessen Schutze sie stand, errichtet, und sich dadurch einen grossen Unwillen zugezogen. Sie baht demnach
ihren Bruder den K\xF6nig in Pohlen, um seine Vermittelung, den Zorn des Sultans zu bes\xE4nftigen. Dieser gab sich durch seinen Gesandten
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am T\xFCrkischen Hofe alle ersinnliche M\xFChe.
Petrowitsch, der ein naher Anverwandter des Sapolischen Hauses, und der Vorm\xFCnder des jungen Prinzen war, lie\xDF auch durch seine Freunde am T\xFCrkischen Hofe an der Auss\xF6hnung mit dem Gro\xDFherrn arbeiten, die endlich auch zu Stande kam, und ihn bewegte, da\xDF er seme V\xF6lker zu Isabellens Beystand aufbrechen lie\xDF.
Petrowitsch fieng nunmehr \xF6ffentlich an das Land auf die Seite der Isabella zu ziehen, und machte den K\xF6nigl. Ferdinandischen Statthalter
Stephan Dobo die Erkl\xE4rung: da\xDF von den \xF6ffentlichen Landeseink\xFCnften, zur Verpflegung der K\xF6nigl. Ferdinandischen Truppen gar nichts mehr verabfolget, solidem selbige auf Rechnung der K\xF6niginn Isabella erhoben werden sollten. - Dobo gab die kurze Antwort: da\xDF er von niemanden Befehle annehme, als von seinem K\xF6nige.
Hierauf belagerte Petrowitsch
Wei\xDFenburg, hatte aber kein grobes Gesch\xFCtz bey sich. Er schickte also den
Georg Matschk\xE1schi nach Hermanstadt, und lie\xDF die Ferdinandischen Kanonen abfordern. Der Magistrat schlug es ab. Und da Matschk\xE1schi auf seiner Forderung beharrte, und sich mit harten Bedrohungen heraus lie\xDF, ward die B\xFCrgerschaft schw\xFCrig, und jagte ihn zur Stadt hinaus. Allein er r\xE4chte sich auf eine grausame Art, denn seine Leute erkauften einen ungrischen Koch mit Gelde, da\xDF er die Stadt anz\xFCnden sollte. Dieses bewerkstelligte er den 31. M\xE4rz 1556. durch eine einf\xE4ltige Dienstmagd also, da\xDF bis 556. B\xFCrgerh\xE4user in die Asche gelegt wurden, und der damalige Graf der Nation
Johann Roth dar\xFCber sein Leben einb\xFC\xDFte, indem er von einigen aufr\xFChrischen B\xFCrgern mit einer Axt ermordet wurde.
Die T\xFCrken fiengen nunmehr im K\xF6nigreiche Ungern an, offenbare Feindseligkeiten wider die K\xF6nigl. Ferdinandischen Staaten und Unterthanen auszu\xFCben. Der T\xFCrkische Monarch hingegen drang unter den f\xFCrchterlich-
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sten Bedrohungen darauf, da\xDF die Siebenb\xFCrgischen St\xE4nde die K\xF6niginn Isabella und ihren Sohn durch eine feyerliche Gesandschaft wieder ins Land einf\xFChren lassen sollten. Diesem Befehle mu\xDFte ein Gen\xFCgen geschehen.
Franz Kendi mit einem zahlreichen und pr\xE4chtigen Gefolge, und in Begleitung eines
T\xFCrkischen Chiauses holten sie von
Lemberg ab, und die Woywoden aus der Moldau und der Walachey,
Alexander und
Petraschko, hatten ausdr\xFCcklichen Befehl, die K\xF6niginn zu begleiten. Den 22ten Oktober desselben Jahres langte
Isabella und
Joh. Siegmund in
Klausenburg an, wohin die K\xF6niginn unverz\xFCglich einen Landtag ausschrieb, und sich sammt ihrem Sohne den Landesst\xE4nden auff\xFChrte, zugleich aber diesen den Vortrag machte: da\xDF selbige auf den standesm\xE4\xDFigen Unterhalt ihrer Person, und des jungen F\xFCrsten den Bedacht nehmen m\xF6chten. Die St\xE4nde w\xE4lzten auch diese Last gr\xF6\xDFtenteils der S\xE4chsischen Nation auf den Hals, unerachtet diese alles M\xF6gliche anwendete, ein billiges Verh\xE4ltni\xDF unter den Nationen auszuwirken.
Im Jahre 1557. den 13ten Oktober starb Petrowitsch der erste Minister dieser K\xF6niginn, und gar bald darauf, n\xE4mlich den 15ten September 1559. folgte ihm Isabella selbst in die Ewigkeit, und hinterlie\xDF das F\xFCrstenthum ihrem Sohne Joh. Siegmund, der nunmehr selbst die Regierung \xFCbernehmen mu\xDFte.
Wenn man alle die Drangsalen, welche die Siebenb\xFCrgisch-S\xE4chsische Nation, unter der Regierung dieses F\xFCrsten und seiner Nachfolger, n\xE4mlich der einheimischen Siebenb\xFCrgischen F\xFCrsten erlitten, ber\xFChren wollte, so m\xFC\xDFte man Folianten anf\xFCllen.
Krieg, Pestilenz , Hungersnoht, Feuersbr\xFCnste, Mord, R\xE4ubereyen, und alles, was ein Land in Noht und Elend setzen, und seinen Untergang bef\xF6rdern kann, wechselten in einer ununterbrochenen Reihe in diesem Lande best\xE4ndig mit einander ab, und nicht selten trafen sie auch alle zusammen. — Von allen diesen Landesla-
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plagen mu\xDFte die S\xE4chsische Nation gemeiniglich den vorz\xFCglichsten Theil empfinden. Sie mu\xDFte mit \xE4u\xDFerlichen Feinden k\xE4mpfen, und selbst mit ihren Mitst\xE4nden immer zu Felde liegen. Zum Unterhalte der F\xFCrsten mu\xDFte sie das Meiste beytragen, und wegen des Tributs, den die T\xFCrken erpre\xDFten, hielten sich die abgeschickten Chiause allemal an die S\xE4chsischen St\xE4dte. Wenn ein F\xFCrst den andern dr\xE4ngte, so mu\xDFte die Nation Mittel verschaffen, seine Entw\xFCrfe auszuf\xFChren. Sodann kam \xF6fters sein Gegner, und holte das Uibrige, was jener noch gelassen hatte, nach, und man mu\xDF sich verwundern, da\xDF dieses Volk nicht v\xF6llig ausgerottet worden, wenn man die gr\xE4\xDFlichen Auftritte, welche sich unter einem
Botschkai,
Siegmund,
Andreas, und
Gabriel B\xE1thori, unter den
Rakotzi,
Bartschai,
Kem\xE9ny und
Apafi ereignet, genau \xFCberleget, wie ganz ungeheure Heere rachgieriger T\xFCrken, grausamer
Tatarn,
Walachen und Moldauer, ja selbst auch die Kurutzen, oder einheimischen Rebellen in den S\xE4chsischen St\xE4dten und St\xFChlen gew\xFChlet, unaussprechlich viel unschuldiges Menschenblut vergossen, geraubet, gepl\xFCndert, und unz\xE4hlige Menschen in die Sklaverey geschleppet haben.
So th\xFCrmete sich unter der einheimischen F\xFCrstlichen Regierung ein verderbliches Ungl\xFCck \xFCber das andre auf, und \xFCberschwemmte \xF6fters das ganze Land, am allermeisten aber die S\xE4chsische Nation, und n\xF6htigte sie gar oft, wenn sie rein ausgepl\xFCndert war, und dennoch von Neuem gepre\xDFet ward, da\xDF sie von dem vornehmsten Adel so viel ausborgen mu\xDFte, da\xDF mancher
S\xE4chsische Stuhl weit \xFCber die hunderttausend Gulden schuldig, und durch die \xFCberm\xE4\xDFigen Interessen, die derselbe damals zu 10. 12. 14. und mehr vom Hundert entrichten mu\xDFte, von Tag zu Tage tiefer in die Schulden sank. Ja es war wahrscheinlich, da\xDF wenn dieser kl\xE4gliche Zustand noch weiter fortgedauert h\xE4tte, diese ganze Nation nohtwendig zu Grunde h\xE4tte gehen m\xFC\xDFen.
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Allein die h\xF6chste Vorsehung veroffenbarte sich gegen diese fast unterdr\xFCckte Nation mit Ausgang des siebenzehnten Jahrhunderts in den heitersten Aussichten. — Der letzte von den einheimischen F\xFCrsten,
Michael Apafi hatte einen sehr vertrauten Minister an dem Landesgenerale, nachmaligen Reichsgrafen
Michael Teleky. Dieser wu\xDFte es dahin einzuleiten, da\xDF das ganze Land des h\xF6chstsch\xE4tzbarsten Gl\xFCckes, doch endlich theilhaftig ward, unter den Schutz des grossen
Kaisers Leopold gebracht zu werden.
Nunmehr n\xE4herten sich die W\xFCnsche der bedr\xE4ngten S\xE4chsischen Nation ihrer Erf\xFCllung. Sie hatte doch nunmehr jemand, dem sie ihr Anliegen und ihre Beschwerden mit Zuversicht ans Herz legen konnte. Der heldenm\xFChtige
Herzog Karl von Lothringen war der Erste, der den schwankenden Zustand dieser Nation mitleidig ansah. De\xDFgleichen that ein tapferer
Markgraf Ludwig von Baaden, und der verdienstvolle
General Veterani; so viel Muht und Klugheit er gegen die Feinde besa\xDF, so viel Menschenliebe und Herablassung zu den Hilfsbed\xFCrftigen lie\xDF er von sich blicken. Bey seinem ungl\xFCcklichen Falle wurde er als ein Vater des Landes beweinet. Diese Helden waren die gepriesenen Werkzeuge, die den kl\xE4glichen Zustand der Sachsen, dem erhabensten Monarchen schilderten. Leopold h\xF6rte sie huldreich an. Er verordnete: da\xDF die drey uneinigen Nationen einen freywilligen Vertrag \xFCber die bisher unter ihnen so vielf\xE4ltig bestrittenen Gegenst\xE4nde treffen sollten.
Dieser Vertrag kam im Jahre 1692. den 23. April zu Stande, und enth\xE4lt die Entscheidung aller derjenigen Punkte, \xFCber die unter den einheimischen F\xFCrsten von den drey verschiedenen Nationen, fast in allen Landtagen, mit so vieler Bitterkeit gestritten worden. Der glorw\xFCrdigste Kaiser genehmigte diesen Vertrag , (der unter dem Namen Accorda Trium Nationum bekannt ist) und
best\xE4tigte denselben den 7. April 1693. Ja er gieng noch weiter, und verordnete im
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Jahre 1703. eine unpartheyische Beschreibung aller Kontributionsf\xE4higen Gegenst\xE4nde, um daraus eine standhafte Norm entwerfen zu lassen, verm\xF6g welcher die allgemeinen Abgaben ohne Nachtheil eines oder des andern Verh\xE4ltni\xDFm\xE4\xDFig aufgetheilet werden konnten. Allein die dazwischen gekommenen
R\xE1kotzischen Unruhen vereitelten diese heilsamen Absichten. Endlich starb dieser gro\xDFm\xFChtige Monarch den 5. May 1705. und der \xE4lteste Kaiserliche Prinz, der bereits zum R\xF6mischen K\xF6nige gekr\xF6nte
Joseph der Erste bestieg den Kaiserlichen Trohn.
Dieser Monarch betrat die preisw\xFCrdigen Fu\xDFtapfen seines Vaters, und lie\xDF die Wohlfahrt seiner V\xF6lker sein vorz\xFCglichstes Augenmerk seyn. Da aber derselbe den
Kurutzenkrieg mit allem Nachdrucke fortzusetzen beschlossen hatte, so hinderte ihn solcher die heilsamen Entschl\xFC\xDFe seines verewigten Vaters ins Werk zu setzen. Dazu \xFCbereilte ihn der Tod, denn er starb zum gr\xF6\xDFten Leidwesen seiner getreuen Unterthanen den 17. April 1711. als eben der Friedensschlu\xDF mit den Mi\xDFvergn\xFCgten zu Stande kam.
Die Trauerpost von dem hohen Todesfalle dieses Kaisers erhielt dessen einziger Bruder, der damalige K\xF6nig in Spanien
Karl der Dritte in Barcellona, als er eben im Begriffe war Siegeslorbeer einzusammeln. Er sah sich dadurch in dem Besitze aller Kaiserlichen Erbl\xE4nder. Die unumg\xE4ngliche Notwendigkeit beschleunigte seine R\xFCckreise nach Deutschland. W\xE4hrend seiner Reise erhielt er in Mayland auch den Ruf zu dem erledigten Kaiserlichen Trohn. Er richtete demnach seine Reise \xFCber Prag nach Frankfurt am Mayn, wo er den 22. December mit der gr\xF6\xDFten Pracht gekr\xF6net, und unter dem Namen
Karls des Sechsten ausgeruffen ward. – Die K\xF6niglich Ungrische Kr\xF6nung gieng hernach den 22. May 1712. in Pre\xDFburg vor sich.
Die S\xE4chsische Nation in Siebenb\xFCrgen, die unter einer unerm\xE4\xDFlichen Schuldenlast seufzete, und die durch
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die ungeb\xFChrlichen Zinsen, die sie j\xE4hrlich entrichten mu\xDFte, bis aufs Mark ersch\xF6pfet ward, s\xE4umte keinen Augenblick, ihren neuen Landesvater ihr schweres Anliegen an den Tag zu legen, und sie ward huldreichst angeh\xF6ret. Denn schon
den 6. November 1712. erfolgte das bekannte Kaiserliche Dekret, welches der S\xE4chsischen Nation eine so gro\xDFe Linderung, vorn\xE4mlich in Ansehung der \xFCberm\xE4\xDFigen Zinsen, als welche auf sechs von Hundert in Baarem, und Zehn in Naturalien oder Robotten eingeschr\xE4nkt wurden, verschaffte.
Uibrigens wollte dieser wohlth\xE4tigs Monarch der S\xE4chsischen Nation auch in Ansehung ihrer Bedr\xFCckung bey Auftheilung der allgemeinen Abgaben geholfen wissen. Es ergieng daher unter dem 31. M\xE4rz 1713. ein abermaliges Allerh\xF6chstes Dekret, verm\xF6ge welchem, die noch vom h\xF6chstseligen Kaiser Leopold im Jahre 1703. angeordnet gewesene allgemeine Landesbeschreibung neuerdings veranstaltet werden sollte. In dem auf den
25. Junius nach Hermanstadt ausgeschriebenen Landtage wurden diejenigen Personen, welche zu dieser Beschreibung angestellet werden sollten, von den Landst\xE4nden ausgew\xE4hlt. Jedoch das Werk selbst ward verz\xF6gert, und gerieht endlich ins Stecken, da
1716. ein hefftiger Krieg mit den T\xFCrken, und bald darauf noch eine hefftigere Pest im Lande ausbrach. — So bald diese wichtigen Hindernisse nicht mehr vorhanden waren, so drang der Allerh\xF6chste Kaiserliche Hof wieder auf vorerw\xE4hnte Beschreibung.
Es ward auch ums Jahr 1722. wirklich Hand ans Werk gelegt, und gleichwohl noch nicht ausgef\xFChrt. — In dem
auf den 9. April 1725. nach Klausenburg ausgeschriebenen Landtage, verlangten
Se. Excell. Graf Lotharius von K\xF6nigseck sehr angelegentlich, damit diese Konscription doch einmal zu Stande gebracht werden m\xF6chte. Jedoch in dem darauffolgenden Monate May mu\xDFte Se. Excell, auf Allerh\xF6chsten Befehl nach Wien abgehen, und solchergestalt blieb es wieder bey dem Vorigen.
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In der auf den 15. September des gedachten 1725. Jahres nach Klausenburg ausgeschriebenen Versammlung brachte der damalige Interimskommandierende
General Joh. Karl Freyherr von Tiege das Konscriptionsgesch\xE4ft wieder in Bewegung. Hier aber \xE4u\xDFerte es sich klar und deutlich, da\xDF einigen von den St\xE4nden daran gelegen war, dieses zu hintertreiben. Sie brachten demnach in Vorschlag, die Art der Auftheilung der allgemeinen Auflagen, durch sogenannte Portas, da solche einmal durchgehend verha\xDFt w\xE4re, v\xF6llig abzuschaffen, und diejenigen, so durch Calculos geschiehet, einzuf\xFChren. Diese bestand darinnen: da\xDF man die ganze Summe der allgemeinen vor das Land ausgefallenen Aussagen oder Kontributionen in hundert gleiche Theile eintheilte, davon denn jeder Nation nach Gelegenheit 30. 36. bis 40. mehr oder weniger dieses Calculi zugetheilet wurden. — Die S\xE4chsische Nation ergab sich auch in diese Art der Auftheilung, da man sie im Anfange sehr erleidlich behandelte. Nachdem aber auch diese aus der Art schlug, und sie wie vorhin \xFCberb\xFCrdet ward, so fiengen sich ihre Klagen wieder vom Neuen an.
Inzwischen gieng der wohlth\xE4tige Kaiser Karl der Sechste den 20. Oktober 1740. mit Tode ab, und seine \xE4lteste Prinzessinn die grosse
Maria Theresia war verm\xF6g der
1722. festgesetzten pragmatischen Sanktion die einzige Erbinn aller Kaiserlichen Erbl\xE4nder. Diesem ungeachtet hatte diese erhabene Prinzessinn kaum den v\xE4terlichen Trohn bestiegen, als sie sich von allen Seiten mit m\xE4chtigen Feinden umgeben sah. Treue Unterchanen erzitterten \xFCber ihre Gefahr; Sie allein erhielt eine unbegreifliche Standhaftigkeit. Auf ihre gerechte Sache sich verlassend, lie\xDF sie sich getrost von ihren Unterthanen huldigen. In Siebenb\xFCrgen war der 20. Februar 1741. zu dieser feyerlichen Handlung in Hermanstadt anberaumet. Mitten unter diesen frohen Besch\xE4ftigungen traf ein Eilbohte von Wien ein, und \xFCberbrachte den versammelten
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Landst\xE4nden die h\xF6chsterfreuliche Nachricht: da\xDF ihre angebehtete Monarchinn den 13. M\xE4rz desselben Jahres mit einem Erzherzoge gl\xFCcklich entbunden worden. Der Jubel der versammelten L\xE4ndesst\xE4nde war au\xDFerordentlich. Eine s\xFC\xDFe Ahndung bemeisterte sich der Herzen, da\xDF dieser K\xF6nigliche Sprosse den glorreichen m\xFCtterlichen Trohn dereinst besitzen, und die Wohlfahrt so vieler V\xF6lker auf die entferntste Zukunft gr\xFCnden werde. Frohe Ahndung! Noch frohere Erf\xFCllung damaliger schmeichelhafter W\xFCnsche!
Joseph der Zweyte besitzt bereits den Trohn der erhabensten Mutter, und ist mit dem Glanze aller derjenigen Tugenden und seltenen Eigenschaften umgeben, welche die verewigte Maria Theresia ihren Unterthanen, ja der ganzen Welt so sch\xE4tzbar gemacht haben!
Inzwischen griff die Kriegesflamme w\xFCtend um sich. Vieles Menschenblut ward vergossen. Allein die gerechte Sache behielt dennoch die Oberhand, und die gro\xDFe Maria Theresia behauptete das Zepter, wozu sie von der ewigen Vorsehung bestimmet war. — So bald sich diese grosse Monarchinn einigerma\xDFen Ruhe verschafft hatte, so war ihr einziges Bestreben die Gl\xFCckseligkeit ihrer V\xF6lker. Die Siebenb\xFCrgisch-S\xE4chsische Nation entgieng auch in dem entlegensten Winkel ihrer Landesm\xFCtterlichen Sorgfalt nicht. Unter den unz\xE4hlbaren Wohlthaten, deren diese erhabene Monarchinn die S\xE4chsische Nation theilhaftig machte, war dieses
gewi\xDF eine der vorz\xFCglichsten, da sie im Jahre 1750. durch eine besonders gesch\xE4rfte Verordnung, die so genannte Gratuitam Victitationem abschaffte, und v\xF6llig vertilgte. Diese aber bestand darinnen: da\xDF in den vorigen Zeiten der hohe und niedrige Adel, der Milit\xE4rstand, und ein jeder, der nur einen Schatten von einem \xF6ffentlichen Amte besa\xDF, oder bey jemand dergleichen in Diensten stand, aller Orten im Lande , besonders aber in der S\xE4chsischen Nation mit unentgeltlichem Unterhalte, Vorspann und Futter f\xFCr die Pferde bedienet werden mu\xDFte. Dieses war gewi\xDF eine unertr\xE4g-
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liche Last. Oefters kamen drey, vier, und mehrere Partheyen an einem Orte zusammen. Jede wollte zuerst mit Essen, Trinken, Vorspann, Haber und Heu bedienet seyn. Da gab es denn allerhand Ausstellungen, bald an einem, bald am andern, und die Bezahlung der Dorfsbeamten war gemeiniglich ein Puckel voll Schl\xE4ge, die zwar auch nicht selten erwiedert wurden. In den St\xE4dten ergieng es eben so. Oftmals kamen Partheyen, die zwey auch drey Z\xFCge angeschirrter Pferde mit sich f\xFChrten, und gleichwohl neben dem, da\xDF diese Pferde mit Heu und Haber, und ihre Besitzer und Bedienten mit \xFCberfl\xFC\xDFigem Essen und Trinken versorget wurden, dennoch die Herrschaft durch besondere Vorspannpferde bef\xF6rdert, die eignen Pferde aber geschonet werden mu\xDFten. — Dieser h\xF6chstverderbliche Mi\xDFbrauch ward v\xF6llig aufgehoben, dagegen aber verordnet: da\xDF ein jeder f\xFCr baares Geld leben, und mit eigner Gelegenheit reisen sollte. Diejenigen hingegen, so besonders von dem Milit\xE4r unmittelbar im Allerh\xF6chsten Herrndienste reisen m\xFC\xDFten, sollten mit Kommissariatischen Assignationen versehen werden, und alles, was ihnen verabreicht w\xFCrde quittiren, welche Quittungen nachgehends bey Gelegenheit der Landeskompute angenommen, oder sonst verg\xFCtet werden sollten.
Eine andere h\xF6chsterspri\xDFliche Wohlthat, die vorn\xE4mlich auch einen starken Einflu\xDF in die Wohlfahrt der S\xE4chsischen Nation hatte, war
das Inscriptionswerk, welches ebenfalls auf Allerh\xF6chst dringende Verordnung im Jahre 1755. zu Stande kam. Es ward n\xE4mlich in jedem Ungrischen, Zeklerischen, und S\xE4chsischen Bezirke, \xFCberhaupt im ganzen Lande, von jeder der drey Nationen ein Censor, also in jedem Bezirke drey Censoren mit vollst\xE4ndigen Verhaltungsbefehlen aufgestellet, welche mit Zuziehung der einheimischen Beschreiber, die im Jahre 1750. aufgenommenen Verzeichnisse aller Kontributionsf\xE4higen Gegenst\xE4nde auf das Sorgf\xE4ltigste untersuchen, nach der Vorschrift genau beurtheilen, und in
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ihre geh\xF6rigen Rubriken eintragen mu\xDFten. Aus diesen Verzeichnissen ward von der ausdr\xFCcklich vom Allerh\xF6chsten Hofe hiezu verordneten Kommission ein richtiges und zuverl\xE4\xDFiges System ausgearbeitet, nach welchem seit dem einem jeden Kontribuenten die abf\xE4llige Kontribution nach Verh\xE4ltni\xDF seines Verm\xF6gensstandes also ausgeschlagen wird, da\xDF niemand mehr oder weniger von seinem Verm\xF6gen kontribuiert, als sein Nachbar von dem seinigen, und solchergestalt nunmehr alle Klagen \xFCber Beb\xFCrdungen oder Partheyligkeit nohtwendig wegfallen m\xFC\xDFten.
Ferner hatte diese wohlt\xE4tige Monarchinn fest beschlossen, die S\xE4chsische Nation auch aus ihren h\xE4ufigen Schulden zu ziehen, und verordnete zu dieser heilsamen Absicht eine eigene Kommission unter dem Vorsitze des
Freyherrn von Seeberg, die bey denen S\xE4chsischen Ortschaften und St\xFChlen, die
Allodialwirtschaften einf\xFChren, und die Mittel zu Bestreitung der Besoldungen f\xFCr die Beamten, und ihre Untergeordnete sowohl, als auch zur Tilgung der h\xE4ufigen Schulden heraus suchen sollte.
Ohnerachtet nun diese huldreiche Monarchinn das Vergn\xFCgen nicht erlebet hat, ihre wohlt\xE4tige und menschenfreundliche Absicht vollst\xE4ndig erreichet, und die S\xE4chische Nation von allen ihren Schulden g\xE4nzlich entb\xFCrdet zu wissen; so hat sie dennoch mit Allerh\xF6chster Zufriedenheit bemerket, da\xDF ihre gemachten vortrefflichen Anstalten den gehofften Erfolg nicht verfehlet, indem diese Nation von der gr\xF6\xDFten Schuldenlast wirklich befreyet, und das \xFCbrige der Nationalschulden allem Anscheine nach in kurzer Zeit vollends getilget werden d\xF6rfte.
Die S\xE4chsische Nation hingegen wird die allerverehrungsw\xFCrdigste Asche ihrer verewigten Wohlt\xE4terinn mit ihrer sp\xE4testen Nachkommenschaft segnen, und mu\xDF es zu ihrem ewigen Ruhme bekennen, da\xDF diese Nation in Vergleichung ihrer vorigen bedr\xE4ngten Umst\xE4nde, unter dem glorw\xFCrdigsten Oesterreichischen Zepter ihr golde-
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nes Zeitalter erreichet habe, und froh und dankensvoll kann sie einer entfernten Zukunft entgegen sehen, da n\xE4chst Gott, ein grosser Joseph, der gr\xF6\xDFte der Menschenfreunde ihre Schicksaale leitet!
Schech.