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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin, Band 2, Heft 2, Text 14 (S. 175-201)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg,
L\xF6we, 1782
Autor: o. N.; d.i.
Samuel Augustin ab Hortis
Zuordnung: Geographie
Beschreibung des Flusses Poprad 1
Beschreibung des Flusses Poprad 2
Beschreibung des Flusses Poprad 3
Beschreibung des Flusses Poprad 4
(P175)
14. Topographische Beschreibung des Flusses Poprad.
Fortgesetzt von der
64igsten Seite.
Der untere Theil desselben.
Inferior fluvius Poprad.
Hier zeigt sich an der rechten Seite des Flusses:
1.
K\xE4smark, Kaisermark, Kesmarkinum, Caesareo-Forum, vor Alters Caseoforum, oder Forum caseorum, eine K\xF6nigl. freye Stadt, darinnen man 3660 Einwohner z\xE4hlet, die eine Kontribution v. 6883 Gulden u. 20 Kreutzern entrichtete. Von dem Ursprunge ihres Namens sind verschiedene auch zum Theile alberne und weit hergeholte Meynungen, welche
Bel in seinem
Prodromo S.91 anf\xFChret. Die wahrscheinlichste ist dennoch diese: Da\xDF, weil die Stadt aus drey nahe aneinander gelegenen D\xF6rfern entstanden, davon eines Peter Paul, das zweyte St. Michael, und das dritte K\xE4smark oder Villa Kaszmark hie\xDF, den Namen des letztern, welches unter den dreyen das st\xE4rkste und volkreichste war, beybehalten habe. Diese Meynung ist aus ihrer gegenw\xE4rtigen Lage erweislich; und sehr wahrscheinlich, da\xDF die Stadt auf der n\xE4mlichen Stelle, wo ehedem das Dorf K\xE4smark gestanden, erbauet worden seyn mu\xDF. Denn es ist noch eine Gasse darinnen, die man den alten Markt nennet,
(P176)
und deren Bewohner sich in den Sitten und der Sprache, von den \xFCbrigen in etwas auszeichnen. Von der Seite gegen das
Karpatische Gebirg ist das
Michaels-Feld, wo unfehlbar das Dorf dieses Namens gestanden; indem dasselbe auch in Ansehung der Abgabe des
Zehends etwas Besonderes, und von andern Feldern Unterschiedenes hat. Denn wenn diese nur die 40te
Garbe, anstatt des Zehends abgeben, so f\xE4llt von dem Michaelsfelde die zehente weg. – Von der andern Seite gegen
Leibitz, ist der Peter Paul Brunn, und Peter Paul Garten, als ein Zeichen und Denkmaal, wo das andere Dorf, welches diesen Namen f\xFChrte, gestanden. Nach der Hand, als dieser aus drey D\xF6rfern entstandene Ort, nach und nach von Kaisern und K\xF6nige besondere Privilegien und einer K\xF6nigl. freyen stadt eigene Freyheiten erhalten hatte, kann es wohl geschehen seyn, da\xDF sich derselbe, im Betracht dieser Vorrechte, und zum Andenken solcher hohen Gnadenbezeugungen, den Namen Kaisersmark, Caesareoforum, beygeleget haben mag. Kaum fieng sich
K\xE4smark an, in etwas zu erheben, so wurde dasselbe vom Jahre 1433. bis 1462 von den
b\xF6hmischen Hussiten j\xE4mmerlich geplaget, zu verschiedenen malen ausgepl\xFCndert, verw\xFCstet, und die Einwohner desselben in grosser Anzahl gefangen weggef\xFChret, wie davon in der
Zipser Kronik und den
Memorabilibus Urbis Kesmarkiensis ausf\xFChrliche Nachrichten, und besondere F\xE4lle zu finden sind. Bey den mannigfaltigen nachherigen Unruhen im Lande, wurde sie best\xE4ndig mitgenommen, und zuletzt von verschiedenen Beherrschern gedr\xFCckt, bis es
Stephan T\xF6keli v\xF6llig unterjochen, und um alle seine Freyheiten bringen wollte. Weil aber die ausf\xFChrliche Beschreibung dieser Streitsache eine ganze Geschichte von der Stadt ausmachen w\xFCrde: so k\xF6nnen wir uns, wegen der einmal vorgesetzten Schranken, in diese Weitl\xE4ufigkeit nicht einlassen. – Im Jahre 1423 kam der Ungrische K\xF6nig
Siegmund mit dem K\xF6nige in Pohlen
Wladislaw hier zusammen, und machten einen
Frieden.
(P177)
Im Jahre 1436 war hier abermal wegen Ausl\xF6sung der
XIII St\xE4dte, sowohl von Ungrischen als Pohlnischen Herren und Deputirten eine Zusammenkunft, die aber fruchtlos abgeloffen ist. Im Jahre 1440 mu\xDFte auf ausdr\xFCcklichen Befehl des Ungrischen
K\xF6nigs Wladislaw, der
Graf der Sachsen in diese Stadt seinen Sitz haben, und folglich nicht allzeit in
Leutschau, wie solches
K\xF6nig Karl der Erste ehedem verordnet hatte. Im Jahre 1532 entstund wegen der Niederlagsgerechtigkeit zwischen den K\xE4sm\xE4rkern und Leutschauern ein so hefftiger Streit, da\xDF beyde gegeneinander zu Felde zogen, eine Stadt die andere belagerte, und solche Schlachten einander lieferten, da\xDF oftmal von beyden Seiten viele auf dem Schlachtfelde geblieben, andere gefangen in den Kerker geworfen, endlich gar von denen, die sie in ihrer Gewalt hatten, enthauptet worden sind; bis endlich der
Kaiser und K\xF6nig Ferdinand auf Vorbitte des
Hieronymus Lasky sich dareinlegen, und durch eine kluge Entscheidung der Sachen, allen diesen H\xE4ndeln ein Ende machen mu\xDFte, davon in den Stadtarchiven ausf\xFChrliche Berichte zu finden sind. In den Memorabilibus Urbis Kesmarkiensis, ist folgendes davon zu lesen: „Anno 1532 die veneris post festum Corporis Christi pugnarunt Kesmarkienses cum Leutschoviensibus ad Neudorff, eosque praelio profligarunt. Multi mortui cediderunt. Leutschoviensium 114 Kesmarkinum adducti sunt; & compedibus constricti laborare coacti, postremo se redimerunt. Eodem Anno die Martis post festum Francisci – Leutschovienses egressi, Landekensibus, Pirbrunensibus, Roxensibus, equos & vaccarum greges ademerunt, & abegerunt. Cum autem ad Klein-Schlagendorff venissent, ibi Kesmarkienses illos aggressi, profligarunt: ubi multi Leutschovienses caesi manserunt. Est ad Klein-Schlagendorff collis exiguns; ubi 49 Leutschovienses in una fovea sepulti jacent: eorum 54 capti Kesmarkinum sunt adducti, quorum
(P178)
octo, Quoniam ante captivi aufugerant, decolati sunt.“
Was die gegenw\xE4rtige Beschaffenheit und den Zustand der Stadt betrifft, so ist zwar dieselbe bis dato noch mit einer doppelten Mauer und mit Gr\xE4ben eingefasst; weil aber in der Lage, wegen der nahe daran liegenden Berge und hohen H\xFCgel, von welchen die Bomben und Kanonenkugeln in alle Winkel der Stadt geworfen werden k\xF6nnen, gar nicht zu einer Festung taugt, so l\xE4sst man auch diese Werker nach und nach zu Grunde gehen. Nur die Th\xFCrme und Basteyen, die an den Mauern um die Stadt herum stehen, darunter der dicke Thurm, unter dem sich ein Gef\xE4gni\xDF, der st\xE4rkste und ansehnlichtse ist, sind noch in gutem Stande.
Durch drey Thore k\xF6mmt man in die Stadt. Das erste ist an der Mittagsseite, und hei\xDFet das Oberthor, ein \xFCberaus hohes und starkes Geb\xE4ude, welches noch manchen Anfall auszuhalten im Stande w\xE4re. Man sagt, oder vermuhtet es vielmehr, da\xDF dasselbe mit Hilfe des ganzen
Zipser Komitats noch dazumal erbauet worden,
als die Tatarn im ganzen Lande, und in dieser Gegend herum streiften: weil sich aber dieses nicht deutlich beweisen l\xE4sst, so ist es viel glaubw\xFCrdiger, da\xDF es von den B\xFCrgern selbst, zur Vertheidigung wider die Einf\xE4lle der
Hussisten um eben diese Zeit aufgef\xFChrt worden sey.
Das zweyte ist das Niederthor an der Nordseite, stehet fest an dem Schlosse, und weil es ehedem dazu geh\xF6rte, so ward es auch das Schlo\xDFthor genannt. Neben diesen beyden Thoren sind Th\xFCren und Zugbr\xFCcken, durch welche diejenigen bey der Nacht in die Stadt zu Fu\xDF gelassen werden k\xF6nnen, die darinnen nohtwendige Verrichtungen haben.
Das dritte ust das K\xFCrschnerthor, es stehet etwas herabw\xE4rts an eben der Seite der Stadt, wo das Oberthor ist, und hat den Namen unfehlbar von den K\xFCrschnern erhalten, die es entweder auf ihre Kosten erbauen lie\xDFen, oder
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aber, welches viel glaublicher ist; weil die K\xFCrschner diesen Posten wider die feindlichen Anf\xE4lle vertheidigen mu\xDFten. In den Wintertagen wird die\xDF Thor meist verschlossen gehalten, und nur im Fr\xFChjahre wegen der Feldarbeit er\xF6ffnet.
Die vornehmsten und merkw\xFCrdigsten Stadtgeb\xE4ude sind:
a) Das Schlo\xDF, von dessen Entstehung und Anfange verschiedene Muhtmassungen, aber nichts Zuverl\xE4ssiges und Sicheres zu finden ist. In der
Zipser Chronik liest man folgendes: „Im Jahre 1190 ist das Kaysmarker Nonnenkloster, da jetzt das Schlo\xDF steht, erbauet worden, und floriret.“ Was aber dieses Nonnenkloster f\xFCr ein Ende genommen, und wer an dessen Stelle dieses Schlo\xDF erbauet, ist unbekannt. So viel ist gewi\xDF, da\xDF es seinem letzten Besitzer, dem
Stephan T\xF6k\xF6li, den gr\xF6\xDFten Glanz zu verdanken hatte. Allein nachdem das T\xF6k\xF6lische Haus in unserm Vaterlande v\xF6llig erloschen war, erkaufte die Stadt dieses pr\xE4chtige Geb\xE4ude, nicht so wohl in der Absicht, es zu nutzen, oder sich daran zu belustigen, als vielmehr zu verh\xFCten, damit sich nicht in Zukunft neuerdings ein solcher Besitzer desselben einfinden m\xF6chte, der ihnen eben so vieles Unheil wie T\xF6k\xF6li, stiften m\xF6chte. Aus dieser Ursache ward alles, was hier zur Pracht angelegt war, v\xF6llig vernachl\xE4ssiget und zum Theile zerst\xF6ret; da\xDF also gegenw\xE4rtig, au\xDFer den Kellereyen und aus Zimmern gemachten Sch\xFCttb\xF6der wenig mehr zu sehen ist. Die auf der Nordseite des Schlosses stehende Kapelle ist noch bis itzt unversehrt, und das sch\xF6nste, was man hier bemerken kann. – Die Fischteiche und pr\xE4chtigen G\xE4rten, zu welchen aus dem Schlosse such die Stadtmauern ein besonderer Zugang war, sind nun in Wiesen und Kohlg\xE4rten verwandelt worden. Allein die mit Zieglen bedeckten, f\xFCnf Th\xFCrme, die das Schlo\xDF umgeben, sind auch jetzt noch eine Zierde der Stadt, wenn man sie von ferne betrachtet.
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b) Die Kirche zum H. Kreutz, sammt dem damit verbundenen hohen Thurme, auf dem die Stunden ausgeblasen, und Tag und Nacht Wache gehalten wird. Sowohl Kirche und Thurm sind sch\xF6ne und grosse Geb\xE4ude, nur Schade, da\xDF man daf\xFCr keine bessere Stelle gew\xE4hlet, sondern dieselben, au\xDFer den Hauptg\xE4\xDFen, in einen unansehnlichen Winkel gesetzt hat. Neben dieser Kirche stehet der Pfarrhof, der von
Paulinern, die den Gottesdienst besorgen, bewohnt wird; der Glockenthurm, und auf der Stelle, wo ehedessen die Spitalkirche stund, ist ein neu aufgerichtetes Gymnasium zum Unterrichte der Katholischen Kirche.
c) Die Windische oder Slowakische Kirche, stehet in der Schlo\xDFgasse in der n\xE4mlichen Reihe, wie die H\xE4user. Sie ist nicht gro\xDF, und hat vor ungef\xE4hr 20 Jahren, durch F\xFCrsorge der Pauliner ihre Sch\xF6nheit erhalten.
d) Das Rahthaus mit dem Thurme, zu dem der Grund im Jahre 1461 gelegt, und nach und nach zu seiner geh\xF6rigen Vollkommenheit gebracht worden ,ist. Allein im Jahre 1770 den 20ten Februar hat dasselbe sammt dem Thurme und der halben Stadt, durch eine sehr schnelle und hefftige Feuersbrunst gewaltigen Schaden erlitten Dem ungeachtet aber ward es in den darauf folgenden Jahren mit mehrerer Sch\xF6nheit und Vollkommenheit wieder hergestellet, der Thurm aufgericht, und ganz mit Kupfer gedeckt; das Rahthaus vergr\xF6\xDFert, und viel zierlicher gebauet, als es ehedem gewesen ist.
e) Das Herrenhaus, ein weitl\xE4uftiges Geb\xE4ude, auf dem Markte in der sch\xF6nsten und be\xDFten Gegend, von der einen Seite mit einem niedern Thurme gezieret. Ehedessen diente es zum Aufenthalte der
T\xF6k\xF6lischen Familie und Domestiken; nunmehr aber zur Einquartirung hoher Milit\xE4roffiziere.
f) Die Waage, oder das Waaghaus, ist in der letztem Feuersbrunst fast v\xF6llig zu Grunde gerichtet
(P181)
worden. Ehedem soll auch ein Zeughaus dahier gewesen seyn, welches aber aus Furcht und Beysorge, damit dasselbe in den
R\xE1kotzischen Unruhen nicht gemi\xDFbraucht werden m\xF6chte, mit Vorsatz zernichtet worden ist.
Au\xDFer diesen bereits angef\xFChrten \xF6ffentlichen Geb\xE4uden giebt es sowohl in- als au\xDFer der Stadt viele andere, die in den neuern Zeiten aufgef\xFChrt worden sind, und der Stadt selbst ein sch\xF6nes Ansehen zuwege bringen. In der obern Vorstadt bey dem Oberthore stehet das Evangelische Behthaus, und das Gymnasium. Das erstere ist von Holz, aber ziemlich sch\xF6n und gro\xDF gebauet; da\xDF letztere, ist unter der glorreichen Regierung
Marien Theresiens von Stein neu aufgef\xFChret worden.
Der Flu\xDF Poprad erh\xE4lt hier von der Mittagsseite durch den
Leibitzer Bach, und von der Nordseite durch das Wei\xDFwasser, welches aus dem wei\xDFen und dem gr\xFCnen See entstehet, und unweit der Stadt, sowohl eine M\xFChle, als auch eine zum Schneiden oder Raspeln des F\xE4rbholzes neu erfundene Maschine treibet, einen merklichen Zuwachs. Uiber denselben ist bey dem Niederthore eine h\xF6lzerne Br\xFCcke geschlagen, bey welcher von den Fuhr- und Frachtw\xE4gen die Maut abgenommen wird.
Die in der Stadt gebohrnen Einwohner sind allesammt Deutsche; die Slowaken aber sind Fremdlinge, welche aus andern Ortschaften und Komitaten gekommen sind, und sich hier sesshaft gemacht haben. Es sind aber solcher sehr wenige, und ihre Nachkommen verwandeln sich in Deustche. Die B\xFCrgersleute sind arbeitsam und bey allem Gewerbe \xFCberaus gesch\xE4ftig und emsig, insonderheit zum Handel von Natur f\xE4hig, und dabey so entschlossen und herzhaft, da\xDF sie alles wagen, und sowohl M\xFChe als Gefahr verachten, wo sie etwas dadurch zu gewinnen hoffen. Die ersten vom Range, besonders diejenigen, die ihre eigenen Weing\xE4rten auf den
Tokayer Gebirgen haben, handeln sowohl mit Ausbruche, als mit gemeinen Oberungrischen Weinen, die sie meist an die Polaken verschlei\xDFen;
(P182)
andere mit gef\xE4rbter und ungef\xE4rbter Leinwand, von welcher Waare die hiesigen F\xE4rber j\xE4hrlich eine erstaunende Menge nach
Debretzin verf\xFChren, und dort an die Griechen und Armenier absetzen: andere mit Tabak, oder auch mit allerhand Waaren und Kleinigkeiten, nach dem sich eines jedweden Verm\xF6gen erstrecket. Diese Gesch\xE4ftigkeit der Menschen machet den Ort, wie leicht zu errahlen, angenehm und sehr lebhaft. Dabey legen sie sich auf Handwerke und den Ackerbau, wozu sie sch\xF6ne Felder, Wiesen,und sowohl in den Karpatischen Gebirgen, als in denKupfersch\xE4chten, und unter dem gr\xFCnen und schwarzen See, f\xFCr Schaafe und f\xFCr Mastochsen f\xFCrtrefliche Weide haben. In der Stadt ist ein Drey\xDFigst - und Salzverschlei\xDFamt. Das Wappen derselben, ist ein Schild, welches ein Engel mit beyden H\xE4nden empor h\xE4lt, darinnen zwey Schwerter aufs Kreuz gelegt zu sehen sind. Wie es hei\xDFt, so sollen diese Schwerter das Andenken der hier zwischen den R\xF6mern und Hunnen vorgefallenen Schlacht vorstellet und bedeuten.
Zu der Stadt
K\xE4smark geh\xF6ren annoch folgende D\xF6rfer, als:
2.
Kleinschlagendorf, Kis Szalok, Maly Slawkow. Dieses Dorf hat die Stadt vom
K\xF6nige Mathias Korvin nach den
Hussistischen Unruhen erhalten, und ist nicht sonderlich gro\xDF; hat aber einen beqwemen Ackerbau, wovon sich die Einwohner nebst der Viehzucht und Sch\xE4ferey n\xE4hren. Diese sprechen pohlnisch, und waren ehedem wegen der ruhmlosen Eigenschaft des Stehlens und Raubens ziemlich bekannt. Nun aber fangen sie an, gessitteter zu werden, und weil sie mit lauter Deutschen umgeben sind, mit denen sie Umgang haben, auch deutsch zu reden. Durch das Dorf flie\xDFet ein Bach, der an Krebsen reich ist, und bey K\xE4smark von der Poper verschlungen wird.
3.
Vorberg, Forverk, ein auf dem K\xE4smarker Gebiete am Fusse des Karpatischen Gebirges stehendes
(P183)
kleines Dorf, hat deutsche Einwohner, einen kleinen aber ertr\xE4glichen Ackerbau, und h\xFCbsche Waldung.
4.
Roks, Rochs, Rokus, in alten Schriften Ruchus, war von uralten Zeiten her ein Eigenthum der Stadt
K\xE4smark. Nach der Zeit ist es st\xFCckweise an verschiedene von Adel, die es noch im Besitze haben, verk\xE4ufert worden. Es ist mittelm\xE4\xDFig, liegt in einer sch\xF6nen Gegend, hat deutsche Einwohner, die den Feldbau treiben, und ein Baad, dessen Wasser zum Gebrauche warm gemacht werden mu\xDF.
Zwischen Vorberg und Roks, liegt aufeiner Ebene der sogenannte lange Wald, welcher gleichfalls zu K\xE4smark geh\xF6ret, und mit Birkenholz, Erlen, Haselstauden, und dergleichen Buschwerk besetzt ist.
Wenn man von K\xE4smark an dem rechten Ufer des Flusses Poprad neben dem Galgenberge weiter herunter gehet, so k\xF6mmt man auf den Goldsberg, wo die K\xE4smarker Aecker, Wiesen und einige zerstreut stehende B\xE4ume von allerhand Nadelholz haben. Grade\xFCber demselben jenseit des Flusses stehet:
5)
Neere, Nehre, Neer, Sztraska, an sich selbst ein kleines Dorf, der
Horv\xE1th Stansitischen Familie de Gradecz geh\xF6rig; weil es aber von Altersher der erste Sitz dieser Familie in Zipsen war, so ist es meist darum ber\xFChmt und bekannt. Vordem war es eine zeitlang ein Eigenthum des Warkotschischen Geschlechts; nachdem sich aber dieses, in den Zapolyschen Unruhen, durch ihre Unbest\xE4ndigkeit und Untreue gegen den K\xF6nig verd\xE4chtig
gemacht hatte, so ist dasselbe im Jahre 1557 an den damals ber\xFChmten Helden
Markus Horv\xE1th Stansith de Gradecz, vom Kaiser und K\xF6nige
Ferdinand den Ersten verschenkt worden. Dieser Markus hat sich besonders durch die
Verteidigung der Festung Sigeth wider den
Aly Bascha mit seiner Tapferkeit so hervorgethan, und f\xFCr sich und seine Nachkommen solche Verdienste zuwege gebracht, da\xDF er um derselben Willen nicht allem Kreutz und Neh-
(P184)
re erhalten, sondern zugleich in den Freyherrenstand erhoben ward. So gro\xDF aber dieser Markus in der Kriegskunst und den Heldenthaten gewesen ist, eben so gro\xDF war wie der dessen Sohn Gregorius in der Litteratur und in den Wissenschaften: indem er nicht blo\xDF ein Kenner, sondern zugleich ein Bef\xF6rderer derselben geworden ist. Er hat seinen heldenm\xFChtigen Vater zeitlich verlohren, und der Kaiser und K\xF6nig
Ferdinand war so gn\xE4dig, da\xDF er f\xFCr die Erziehung dieses damals noch jungen Herrn, und f\xFCr die Erhaltung seiner G\xFCter selbst Sorge trug, und ihm gute Vorm\xFCnder bestellte. Seine Studien hat er in seinem Vaterlande angefangen, hernach auf der Universit\xE4t zu
Wittenberg fortgesetzt, und zur geh\xF6rigen Reife gebracht. Als er nun wieder in sein Vaterland zur\xFCck kehrte, richtete er hier in seiner eigenen Wohnung eine Bibliothek und Schule auf, und berief zu Lehrern in dieselbe, Albertum Gaverum, Paulum Malum, und den M. Nicolaum Erhardi aus Deutschland. Alles dieses hat er nicht allein mit seinen eigenen Kosten zu Stande gebracht, sondern zugleich unterhalten. Georgius Bohuss berichtet in seinem M.S. davon folgendes: „ Olim Castellum Strakense seu Nehrense propo Kesmarkinum Gymnasio suc inclytum erat, quod sumptibus & beneficiis Mag. Gregorii Horv\xE1th Stansith de Gradecz erat sustentatum, qui Viros quamplurimos, inter quos maxime excelluit Albertus Graverus, ex Germania adduxerat suis sumptibus, cum copiosa aliquano juventute scholastica, cui & de Bibliotheca necessaria providerat, largissime aluit.„ Endlich starb dieser verehrungsw\xFCrdige Freund und G\xF6nner der Gelehrsamkeit allzufr\xFCh, und in seinem be\xDFten Alter, als Vice-Gespan des L\xF6bl.
Zipser Komitats im Jahre 1597 den i15ten J\xE4ner, und hinterlie\xDF nach seinem Tode einen Sohn gleiches Namens, gleicher Tugenden und Gelehrsamkeit, die er nach dem Beispiele seines Vaters, sich ebenfalls in
Wittenberg zuwege gebracht hatte, Dessen Nachkom-
(P185)
men sind noch im Ansehen und im Flore, und es w\xE4re nichts so sehr zu beaduern, als wenn diese so sehr bay der Welt verdiente Familie gar erl\xF6schen sollte.
Das Kastell zu Nehre ist zwar nach dem alten Geschmacke angelegt; unter diesen Jahren aber ist das Inwendige alles abge\xE4ndert und nach der neuen Bauart eingerichtet worden. Man liest zwar in der
Zipser Chronik, da\xDF hier im Jahre 1261 ein Kloster erbauet worden sey. Allein niemand wei\xDF zu sagen, von wem, oder f\xFCr was f\xFCr einen Orden? Ansonsten ist dieses Dorf der Stadt
K\xE4smark sehr nahe, und auch nicht weit von Bel; daher will man eben aus einigen alten Briefschaften erweisen, da\xDF dasselbe vor Zeiten Klein Bel gehei\xDFen habe. Das eine Ende des Dorfs durchschneidet ein schnell flie\xDFender Bach, der eine M\xFChle treibt, und sich hernach in die Poper st\xFCrzt.
6.
Kreztz, Crucisvilla, Keresztfalva, vor Alters Sz. Kereszt, Hrizorva Wes, liegt an der andern Seite des Flusses nur eine Viertelstunde von Nehre herabw\xE4rts, hat eben dieselbe Grundherrschaft und ein Kastell; die Einwohner aber sind Slowaken, und erhalten sich vom Ackerbau und anderer Handarbeit.
An eben der Seite gegen der Sonnen Aufgang hinter einem Berge liegen folgende Dorfschaften:
7.
Hundertmorgen. Hundertmark, hat Ku\xDFnatische Einwohner, die der Griechisch unirten Religion zuqethan sind, und ihre Kirche und Gottesdienst haben. Man sagt, da\xDF sie ehedem vom Rauben und Stehlen auch nicht rein gewesen sind; nun aber n\xE4hren sie sich auf eine bessere Art vom Ackerbau, Viehzucht, auch Holzverschlei\xDF, und sind der
Berzeviczischen Familie unterthan.
8.
St. Girgen, Sz. Gy\xF6rgy, geh\xF6ret der
G\xF6rgeyschen Familie, und die Einwohner sind sowohl in der Sprache, als auch was die Religion betrift, gemischt. Es gibt Slowacken und Deutsche, die theils der Katholischen theils der Evangklischen Religion zugethan sind. Ihr Ge-
(P186)
werb bestehet im Ackerbau, in der Viehzucht, und Leinweberey. Durch beyde diest D\xF6rfer flie\xDFet ein Wasser, welches bey Meyerh\xF6fen entstehet, und bey
Hollumnitz in die Poper f\xE4llt.
Jenseits des Flusses, gegen das Karpatische Gebirg, und dem Dorfe
Kreutz grade im Gesichte, liegt eine halbe Meile von
K\xE4smark:
9.
Bel, Bela, eine von den gr\xF6\xDFten und volkreichsten XVI St\xE4dten, die beynahe 400 H\xE4user und beyl\xE4ufig dritthalbtausend Einwohner hat. Man will zwar behaupten, da\xDF dieser Ort vom
K\xF6nige Bela dem Ersten im Jahrs 1072 erbauet worden sey, wie man solches in einem Kirchenbuche aufgezeichnet findet. Weil aber dieses mit der Geschichte gar nicht \xFCbereinstimmt, auch der K\xF6nig Bela lange vor dieser Zeit schon todt war; so ist daraus abzunehmen, da\xDF entweder an der ganzen Sache nichts sey, oder da\xDF der Schreiber dieser Anmerkung, wenigstens in der Jahrzahl gefehlet haben m\xFC\xDFe. Uibrigens hat Bela sch\xF6ne und fruchtbare Felder, die sich weit ausdehnen ; und da sie in einer Ebene liegen, sich auch sehr beqwem bauen und bearbeiten lassen. Ihre sch\xF6nen Waldungen ziehen sich bis in die Karpatischen Gebirge, und geben ihnen hinl\xE4ngliches Bau- und Brennholz, auch genugsame Weide f\xFCr ihre Schaafe und Pferde. Nur m\xFCssen sie sichs gefallen lassen, wenn zuweilen auch mitten im Sommer, eines oder das andere von diesen, wenn seine Lebensgeister sich bereits in der Abnahme befinden, von einem schnell einfallenden Frost und K\xE4lte vertilget, oder von einem B\xE4ren zerrissen wird. Zum Handel mit den benachbarten Pohlen, ist die Lage dieses Orts nicht unbeqwem; daher bedienen sich die Einwohner desselben unter andern auch dieses Vortheils, und suchen dadurch etwas zu gewinnen. Man dichtet ihnen zwar allerhand alberne Thaten an, und pflegt ihnen solche scherzweise vorzuwerfen und zu erz\xE4hlen; sie wissen sich aber gut auszuhelfen, und den, der sie verspottet, sehr fein abzufertigen. Bey alle dem
(P187)
mu\xDF man gestehen, da\xDF sie nicht allein den Ackerbau, die Flachsarbeit und Brandweinbrennerey recht emsig treiben, sondern auch flei\xDFige
Handwerker und sogar K\xFCnstler abgeben. Wie denn auch jetzt in der ganzen Zips Bela allein einen Mann voin ihren eingebohrnen Mitb\xFCrgern, Namens
Tobias Roth besitzt, der die Kuppeln auf den Stadt und Kirchth\xFCrmen auf das Zierlichste zu decken im Stande ist, und bereits an verschiedenen Orten, nicht allein hier zu Lande, als in
Pudlein,
Schm\xF6lnitz,
Iglo und
K\xE4smark, sondern auch in Pohlen in diesem St\xFCcke seine Kunst und Geschicklichkeit erwiesen hat. - Sie lassen sich in ihrer Kleidertracht und ihren Sitten von neuen Moden ungern hinrei\xDFen, sondern bleiben lieber beym Alten. Und obgleich diese stadt zu widerholtenmalen durch Feuersbr\xFCnste und Pestseuchen hefftig mitgenommen worden ist, so befindet sie sich dennoch auch gegew\xE4rtig in einem guten Stande. Was sich allhier im Jahre 1705, durch eine von sich selbst entstandene Entz\xFCndung eines St\xFCcks Erdreichs ereignet hat, kann in des
Math. Bels Prodromo S.110 ausf\xFCrhlich nachgelesen werden. Der Katholische Gottesdienst wird in der Pfarrkirche durch einen Pudleiner Piaristen besorgt: die Evangelischen aber verrichten den ihrigen in einem Behthause.
Man siehet auich noch einige Uiberbleibsel von einer andern Kirche, die den H. Valentin gewidmet gewesen seyn soll. Das hiesige Rahthaus ist gut gebaut, und mit einem archive versehen. Endlich hat Bel auch des Jahrs 5 Jahrm\xE4rkte, und Freyheit Wochenm\xE4rkte zu halten, welche letztern aber von keiner Erheblichkeits sind. Mitten durch die Stadt flie\xDFet ein Wasser, Marseiffen genannt, welches aus dem Karpatischen Gebrige k\xF6mmt, mit seinem Flusse drey Getreidem\xFChlen und eine S\xE4gem\xFChle treibt, und nicht weit von hier in die Poper f\xE4llt.
Wenn man von Bel den Poperflu\xDF nach, etwas weiter hinunter gehet, so f\xE4llt in denselben das sogenannte Heckwasser, welches von dem Karpatischen Gebirge herab
(P188)
ab rollt, und bey Regeng\xFC\xDFen so schnell anw\xE4chst, da\xDF es den Reisenden, die es passiren m\xFC\xDFen, sehr gef\xE4hrlich wird, und schon manchen um Pferde und Wagen, ja selbst um das Leben gebracht hat. Da wo dieses Wasser heraus qwillt, haben die hohen felsigten Spitzen des Karpatischen Gebirges ihr Ende, und die Berge fangen alsdann an, um ein Merkliches sanfter zu werden.
Da liegt nun
10. Die
Morgenr\xF6the, Zar, Dzar, ein zwisehen Bergen zerstreutes Dorf, wo jeder Hauswirt sein ganzes Feld neben seiner Wohnung hat. Daher ein Nachbar zu weilen mehr als eine Viertelstunde von dem andern ent legen ist. Es gr\xE4nzt im Karpatischen Gebirge von der ei nen Seite mit Bel, und geh\xF6rt dem Freyherrn von Palotschay eigenth\xFCmlich und erblich. Allerhand Buch- und Na delholz ist da in Menge, auch hinl\xE4nglicher Ackerbau, nur sind die Fr\xFCchte, wegen der K\xE4lte und Frost zwischen die sen Gebirgen, \xF6fter der Gefahr ausgesetzt, da\xDF sie die ge h\xF6rige Reife nicht erlangen. Die Einwohner sind der Ka tholischen Religion zugethan, sprechen und leben auch pohl nisch, und n\xE4hren sich von ihrem Ackerbau, vom Verschlei\xDFe des Buchenholzes, welches sie weit und breit an die Wag ner und andere Professionisten absetzen ; mehr aber von der Schaaf- und anderer Viehzucht, als wozu sie in den Ge birgen gute Weide haben. Au\xDFer dem ist auch hier ein nach K\xE4smark geh\xF6riges Dreyigstfilialamt.
11.
Landek, Landok, gr\xE4nzt eben so, wie jenes mit Bel, ob es gleich von der andern Seite des Heck wassers, und etwas weiter abw\xE4rts liegt. Ehedessen war dieses Dorf, wegen einer Probstey, welche die Canonici SS. Sepulchri Christi, oder Sepulchri Dominici Hye rosolimitani, innen gehabt haben, bekannt; allein im Jahre I593 ward diese Probstey, mit allen dazu geh\xF6rigen Dorf schaften und G\xFCtern, an den Georg Horv\xE1th de Palocsa erblich verkauft, dessen Nachkommen dieselbe noch im Be sitze haben. Das Gebiet von Landek ist weitl\xE4ufig, hat
(P189)
h\xFCbsche Felder, Wieswachs, und besonders sch\xF6ne Waldun-gen von allerhand Holz, auch gute Weide f\xFCr das Vieh, wovon die Einwohner, die alle nach der Pohlnischen Mund art reden, ihren Unterhalt haben. Au\xDFer dem wird auch hier guter Kalk gebrannt, und von dem vor\xE4htigen Holze eine Menge allerhand Bretter geschnitten; auch schwarzer Mar mor, oder vielmehr nur harter schwarzer Schiefer davon Tischbl\xE4tter und Schreibtafeln gemacht werden, gebrochen.
12.
Bierbrunn, Viborna, hat seinen deutschen Namen, allem Ansehen nach, von dem hier befindlichen Sauerbrunne, den die Einwohner statt des Bierstrinken, erhalten. Das Dorf ist nur klein, hat nur wenig Ackerbau, der auch wegen der kalten Witterung ziemlich schlecht ist. Hingegen gerahten die R\xFCben und dergleichen Erdgew\xE4chse desto besser. Alle Inwohner reden deutsch, und einige von ihnen geben gute Fuhrleute ab. Ehemals waren sie der Stadt K\xE4smark unterthan; nun aber besitzt Herr Paul Mudrany alles, au\xDFer dem, was noch hier die Berzeviczische Familie innen hat. Die Kirche und Pfarre ist Katholisch, die Einwohner aber meist Evangelisch.
13.
Windschendorf, Totfalva, Slowenska Wes, vor Zeiten Villa Slavonikalis. Ein grosses, und mit vielen Edelleuten und adelichen H\xF6fen besetztes Dorf, urspr\xFCnglich der Schw\xE4bischen Familie geh\xF6rig, hat ein weit l\xE4ufiges Feld, welches aber wegen dem schlechten und stei nigten Boden, nicht allenthalben die be\xDFten Fr\xFCchte tr\xE4gt, ob es gleich mit den fruchtbaren Feldern der Beler gr\xE4nzet. Die auf ihrem Gebiehte stehenden sch\xF6nen und ausgebrei teten Waldungen sind unter diesen Jahren sehr d\xFCnne ge worden. Die Einwohner sind Slowaken, oder wie man sie hier nennet, Windische von denen auch das Dorf sei nen Namen erhalten haben mu\xDF. Die Bauern, die hier wohnen, reden diese Sprache meist nach der pohlnischen Mundart, und n\xE4hren sich vom Ackerbaue, und Leinwand machen.
(P190)
14.
Kreug, Krigh, liegt unweit
Windschendorf, neben einem hohen etwas runden Berge, der sich von fer ne auszeichnet, hat einen guten S\xE4uerling und Pohlnische Einwohner. Der Ackerbau ist wegen dem magern Erdreiche und wegen der strengen Witterung, welcher diese Gegend ausgesetzt ist, unerheblich. Doch sind die Leute hier auch mit schlechter Kost zufrieden, und nehmen mit Erd toffeln oder R\xFCben, die hier gut gerahten, und mit Gersten - oder auch mit Haberbrod vorlieb. Es geh\xF6rt der Braveczkyschen Familie erblich.
Rechter Hand von hier gegen Norden ist der Pa\xDF \xFCber den Berg
Magura, auf jene Seite des karpatischen Gebirges, wo man an den Flu\xDF Dunawetz, und von da her nach Schlesien und Pohlen kommen kann. Dieser Pa\xDF war ehedem f\xFCr Reisende, wegen der vielen R\xE4u ber so gef\xE4hrlich, da\xDF es einem selten gl\xFCckte, mit seinem bey sich habenden Gute, oder mit dem Leben durch zukommen. Wenn man des Simplicissimi Hungarici, Seu Daciani Peregrinationem Scepusiensem, und dar innen das XII. Kap. von seiner Reise \xFCber dieses Gebirge lieset; so vernimmt man mit Verwunderung, wie mehr als hundert Personen in einer Gesellschaft, die zum Theile be waffnet gewesen sind, sich dennoch nicht getrauten, diesen Weg zu betreten, ehe und bevor sie sich ein sicheres Geleit von den R\xE4ubern f\xFCr Geld erkauft hatten. So unsicher war diese Strasse in dem verflossenen Jahrhunderte. Es war aber zu derselben Zeit von allen Seiten so beschaffen, da\xDF man aus Zips, ohne von R\xE4ubern Gefahr zu laufen, in kein anderes Komitat kommen konnte. Wollte man in den Sch\xE1roscher Komitat, so mu\xDFte man \xFCber den Pur zelgrund (Branisko) mit Schrecken gehen: in den G\xF6 m\xF6rer \xFCber die Gerawa; nach Liptau \xFCber den Hoh Wald; wo einem Wanderer die R\xE4uber allenthalben auf den Dienst lauerten. Heut zu Tage sind die dicken W\xE4l der, wo sich diese V\xF6gel aufhalten k\xF6nnten, d\xFCnner gewor den, die Polizey aufmerksamer, die Leute gesitteter, und die
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Strassen ausgebessert, da\xDF also nunmehr ein Reisender, nicht allein f\xFCr dergleichen B\xF6sewichtern sicher, sondern auch mit Lust und Vergn\xFCgen seinen Weg fort wandern kann.
15.
Bauschendorf, Bussocz, Bussowce liegt da, wo das Heckwasser in die Poper f\xE4llt. Es ist ziemlich gro\xDF, und wegen den Fl\xFC\xDFen, die es benetzen, auch wegen einigen sch\xF6nen adelichen H\xF6fen und Geb\xE4uden, und der ordentlichen Strasse nach Lublau lebhaft und angenehm. Es hat ein gutes Feld, und verschiedene Grundherren, aber keine Waldungen auf eigenem Gebiehte. Auch hier ist ein nach K\xE4smark geh\xF6riges Drey\xDFigstfilialamt, und nahe bey den Dorfe sind aufgeworfene W\xE4lle, unter denen die zwischen K\xE4smark und Hun\xDFdorf in der Schlacht geblie benen Hunnen liegen sollen, und der Hunnen Gr\xE4ber ge nannt werden. Die Einwohner sind Deutsche, die sich au\xDFer dem Ackerbaue mit Leinwand bleichen besch\xE4ftigen.
16.
M\xE4lter, Maldur, liegt etwas weiter herunter, au\xDFerhalb der Landstrasse. Ein mittelm\xE4\xDFiges Dorf, der
G\xF6rgeyschen Familie erblich, welches sehr flei\xDFige deutsche Einwohner hat. Weil die hiesigen Felder mager, spr\xF6de, und nicht sehr fruchtbar sind, so legen sich diese Leute desto emsiger auf die Flachsarbeit, das Leinweben, und besonders auf das Ausbleichen derselben, in welcher Absicht ihnen dergleichen rohe Waare in Menge zugef\xFChret wird. Durch diese Besch\xE4ftigung bringen sie es so weit, da\xDF sie die be\xDFten Unterhanen und Hauswirte abgeben, und gute Pferde zu ihrem Gebrauche unterhalten k\xF6nnen. Durch das Dorf gie\xDFet ein Bach, der sich nicht weit von demselben in die Poper ergie\xDFt.
In einer kleinen Entfernung von hier, liegt hart an dem Poperflusse auf der n\xE4mlichen Seite :
17)
Pudlein, Podolium, Polinec, seit dem Jahre 1772 eine von den XVI Kronst\xE4dten, die sch\xF6ne Privilegien hat. Im Jahre 1412 ward sie vom Kaiser und K\xF6nige
Siegmund mit den Rechten und Freyheiten einer K\xF6nigl. freyen Stadt begnadiget; in dem n\xE4mlichen
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Jahre aber
an Pohlen verpf\xE4ndet, und au\xDFer Standege setzt, diese Freyheiten zu genie\xDFen. Im Jahre 1442 erhielt sie vom
Wladislaw dem K\xF6nige in Ungern und Pohlen, die Niederlagsgerechtigkeit. Bisdato hat sie noch gute Jahr - und Wochenm\xE4rkte, auch alle Lebensmittel und Vik-tualien, besonders das Fleisch, in einem sehr wohlfeilen Preise, welches zu gewissen Zeiten vom Lande gebracht, und nicht nach dem Gewichte, sondern nur nach der Hand, in grossen St\xFCcken verkauft wird. Das Feld ist zwar an einigen Orten bergigt, es giebt aber auch sch\xF6ne, und frucht bare Ebenen, nahe bey der Stadt. Holz und Weide ha ben sie hinl\xE4nglich, und \xFCberhaupt eine gute Lage zu aller hand Gewerbe. Die Stadt selbst ist im Form eines O wals gebauet, und sowohl mit Mauern als mit einem aus gemauerten Graben umgeben; allein alles dieses wird nicht im Bau erhalten, sondern gehet nach und nach zu Grunde. Durch zwey Thore gehet man in die Stadt. An dem Oberthore ist das Schlo\xDF, welches den Stadtmauern und dem Stadtthore angeschlossen ist, auch seinen Eingang aus der Stadt hat. Beym Niederthore hingegen, haben in gleicher Gestalt die V\xE4ter der frommen Schulen ein sch\xF6nes Kloster, eine Kirche, und dabey zwey mit Kupfer ge deckte Th\xFCrme, die diesr Stadt von ferne einen rei\xDFenden Anblick verschaffen. Ihre Schule ist wegen der zahlrei chen Jugend, die meist aus Polacken bestehet, ansehnlich und ber\xFChmt. In diesem Kloster fand auch der unruhige R\xE1 koczy seinen Zufluchtsort, wo er sich eine kurze Zeit verbor gen und aufgehalten hatte. Nicht weit davon, und nahe bey dem Niederthore in der Stadt stehet die Pfarrkirche, und an der auswendigen Mauer derselben der H. Christoph mit dem Kindlein Jesu auf seinen Armen, in einer so grossen Statur, wie die Kirchenmauern selbst sind, abgemalet. Aus der Lage und den Bau der H\xE4user l\xE4\xDFt sich schlie\xDFen, da\xDF dieser Art ehedem in gutem Stande gewesen seyn mu\xDF, die vielenRuinen aber, die man in und au\xDFerhalb der Stadt wahr nimmt, geben einen ziemlichen Beweisthum ab, da\xDF er um ein
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Merkliches harabgekommen sey. Nicht weit von der Stadt im Felde, stehet neben einem Brunne, die der H. Anna geweihte Kapelle, zu welcher an ihrem Ged\xE4chtni\xDFtage j\xE4hr-lich eine zahlreiche Wallfahrt gehalten wird. Die Ein wohner reden deutsch, und sind seit einem Jahrhunderte der Katholischen Religion zugethan, leben von der Wirt schaft, Handwerken, und etwas Handel. Ein wenig seit w\xE4rts gegen das Karpatische Gebirg liegt
18.
Topertz, Topportzinum, ein grosses der
G\xF6rgeyschen Familie eigenth\xFCmliches Dorf. Im Jahre 1256 war hier noch ein d\xFCsterer Wald, welchen der
K\xF6nig Bela IV. dem Grafen Jordan, einem Sohne des Grafen Arnold, der als Stammvater der so lang in Zipsen ber\xFChmten G\xF6rgeyschen Familie angesehen wird, f\xFCr seine treuen Dienste geschenkt; und eben auf dieser Stelle stehet nun Topertz, welches die n\xE4mliche Familie noch itzt besitzet. Das Dorf selbst ist ziemlich gro\xDF, hat ein Kastell, und einige sch\xF6ne adeliche H\xF6fe. Das Feld ist zwar weitl\xE4ufig, aber etwas mager, doch gerahten die R\xFCben und der Flachs gut genug. Einige Einwohner reden etwas deutsch, die meisten hingegen nach der pohlnischen Mundart slowakisch. Die Katholischen haben die Kirche und Pfarre, die Evangelischen aber ein sch\xF6n gemauertes, und mit Artikularfreyheiten best\xE4tigtes Behthaus. Der hier befindliche \xE4uerling ist von einem guten und reinen Geschmacke.
Auf der andern Seite des Flusses liegen abermal folgende D\xF6rfer:
19.
Holomnitz, Holomnitzium, Holomnitza, hat verschiedene Grundherren, von denen der Herr von Ujh\xE1zy hier ein Kastell, und seinen ordentlichen Sitz hat. Die Einwohner sind Deutsche, gr\xF6\xDFtentheils der Lutherischen Religion zugethan, und gehen zum Gottesdienste nach
Topertz. Die Katholischen hingegen haben Kirche und Pfarre in dem Orte selbst. Der Feldbau ist ertr\xE4glich; mit Holz aber m\xFC\xDFen sie sich aus den benachbarten Gediehten und W\xE4ldern versorgen. Neben dem Ackerbaue be-
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sch\xE4ftigen sich die hiesigen Leute stark den Sommer \xFCber mit Leinwandbleichen. Ein Bach, welcher bey Mayer h\xF6fen entsteht, Hundertmorgen und St. Girgen be netzt, durchstr\xF6mt auch dieses Dorf, und ergie\xDFt sich unweit demselben in die Poper.
20.
Klein Lomnitz, Kis Lomnitz, Mala Lomnitza, liegt zwischen Bergen, und hat deutsche Einwohner, die vom Ackerbaus, der Flachsarbeil, und dem Verschlei\xDFe des Holzes, davon sie in ihren W\xE4ldern einen sch\xF6nen Vorraht besitzen, leben. Der meiste Theil dieses Dorfs ge h\xF6ret der
G\xF6rgeyschen Familie. Es stie\xDFt ebenfalls durch dasselbe ein Bach, der Hey Pudlein in die Poper f\xE4llt.
21.
Klotsch, Kolatsko, ein mittelm\xE4\xDFiges Dorf, mit lauter Bergen und Waldungen umgeben. Das Feld nebst dem Ackerbau ist zwar weitl\xE4ufig und gro\xDF genug, aber der Boden ziemlich schlecht. Dagegen sind die Wal dungen mit sch\xF6nen Buchen und Nadelholz besetzt, auch f\xFCr das Vieh hinl\xE4ngliche Weide. Die Einwohner sind Slowaken, machen von dem vorr\xE4htigen Holze Schindeln, und pflegen den Ackerbau und die Viehzucht. Die Besitzer des Dorfs sind von verschiedenen Familien.
22.
Forbs, Forbas ein kleines, aber in einer sch\xF6 nen Ebene fest an dem Flusse Poprad liegendes und zu der Pudleiner Herrschaft geh\xF6riges Dorf. Hat sch\xF6nen Acker bau, aber wenige Waldung, und deutsche, der Katholischen Religion zugethane Einwohner, welche die meiste Nah rung von ihren Feldern haben.
Gegen\xFCber liegt auf der andern Seite:
23.
Latzkowa, war anf\xE4nglich eine blosse zur Pudleiner Herrschaft geh\xF6rige Oekonomie oder Mayerschaft, wo das herrschaftliche Vieh geweidet und unterhalten ward; nach der Zeit wurden einige Bauernwohnungen daselbst angelegt, so, da\xDF nunmehr ein kleines Dorf daraus entstan den ist, welches einen guten Getraideboden, hinl\xE4ngliches Holz, und die be\xDFte Viehweide Hat. Die Einwohner des selben sprechen pohlnisch, sind der Katholischen Religion
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zugethan, und n\xE4hren sich von der Viehzucht und dem Ackerbau.
24.
Unter-Rauschenbach, Als\xF3 Rusbach, Nizne Russbachi, ist nicht allzugro\xDF, hat etwas bergigte Felder, die jedoch zu allerhand Getraide und besonders zum Haber gut sind, dabey auch hinl\xE4ngliches Holz, und eine gute Papierm\xFChle. Neben einem hohlen Wege findet man hier in einem Rande petrificirte Baumbl\xE4tter, wie auch al lerhand Zweige und St\xE4mme von B\xE4umen, die in einem gelblichten und leicht zerbrechlichen Sandstein verwandelt worden sind. Mal kann aber dieses versteinerte Holz auf keine Weise, au\xDFer der Kuriosit\xE4t n\xFCtzen, indem es sich schiefert, und keine Politur annimmt. Die Einwohner dieses Dorfs sind Polaken, und geben sich neben der Bauer arbeit stark mit Bleichen der Leinwand ab.
25.
Ober-Rauschenbach, Fels\xF6 Rusbach, Wisne Rusbachi, ist dem vorigen an Einwohnern und Gewerbe v\xF6llig \xE4hnlich, nur da\xDF dieses ein gutes, und in dieser Gegend sehr beliebtes Kalkbad in seinem Gebiete hat. Von der eigentlichen Beschaffenheit und Wirkungen dieses Wassers, hat nicht nur Herr
Sam. Hambacher im Jahre 1778 in einer unter dem Titel:
Notitia indolis & usus medici scaturiginum Rusbachensium, eine gelehrte Abhandlung in Pre\xDFburg drucken lassen, sondern auch ein von in pohlnischer Sprache sehr r\xFChmlich geschrieben, und die heilsamen Wirkungen und Kr\xE4fte desselben vortheilhaft genug geschildert. Seine Worte sind nach der Uibersetzung Kzaczinskis folgende:
"Fons in Scepusio ad Drusbak positus lapidescens est, & medicatus, sulphur nonnihil spirans, in abluendo labidus, modicum de sale participans, nam in balneis arrodit cutim, provocat pustulas. Illo persusi crines siccantur tardius & complicantur. Balneabiles magis, quam potabiles porigit aquas, in Junio, Julio, Augusto, Septembri salubres maxime,
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quae contracta, incurvata corrigunt membra, dolores lentiunt, vertigines capitis, surditatem, tremorem, spasmus, paralysim amovent. Pingivis debilitatis, ac ulcerosis, palatis pustulosis crebra oris lotione medetur. Oculorum fluxus exsiccare, e naribus pustulas submovere, siccrescentem carnem eradicare, mollificare glandulas, soecundas soeminas
reddere, abortum impedire consuevit. Ad chiragram, podagram, gonagram ex humoribus frigidis, ac crudis notam edomandam prosicuus. Eidem fonti contra scabies, ulcera varia, vitiligines, mentigines, strumas, verrucas, caeterasque externas infectiones vis non exigua."
Beyde hier angef\xFChrte Dorfschaften geh\xF6ren zu der Pudleiner Herrschaft, und die bey densel ben herabfiie\xDFenden B\xE4che werden von der Poper aufge nommen.
26.
Kniesen, Gnasa, pohlnisch Gnazdo, welches in dieser Sprache ein Nest bedeutet, ist nunmehr gleich falls eine von den XVI Zipser Kronst\xE4dten, an Gr\xF6\xDFe mit telm\xE4\xDFig, und von deutschen arbeitsamen Leuten bewohnt, die allesammt der Katholischen Religion zugethan sind, und hier ihre Kirche und Pfarre haben. Die Br\xFCcke \xFCber den Flu\xDF Poprad, \xFCber welche man in den Flecken gehet sowohl, als die meisten Hauser bestehen aus Holzmaterialien, und weil der Ort in einer kleinen Ebene, von beyden Sei ten mit Bergen eingeschlossen, und etwas niedrig liegt; so ist derselbe vor Uiberschwemmungen nicht allzeit sicher. Doch sind die daran liegenden Felder sch\xF6n und fruchtbar, und ihre Waldungen mit Bau- und Brennholz reichlich be setzt. Es werden also hier schon Fl\xF6\xDFe verfertiget, und vermittelst derselben auch Weine nach Pohlen auf der Poper gefl\xF6ht, als wovon die hiesigen Einwohner, neben dem Ackerbau, Lemweberey, und andern Handwerken, ihre hinl\xE4ngliche Nahrung haben.
Wenn man von hier eine halbe Stunde in einer sch\xF6nen Ebene herab gehet, und \xFCber einige kleine Fl\xFC\xDFe
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und Bache, die von der Nordseite von den Gebirgen kom men, und in die Poper fallen, gesetzt hat; so zeigt sich auf der linken Seite das auf einem hohen und kahlen Berge stehende L\xFCblauer Schlo\xDF, und demselben gerade gegen \xFCber, auf der andern Seite des Flusses die Stadt L\xFCblau. Wir haben also hier zu bemerken:
27. Das L\xFCblauer Schlo\xDF, Arx Lubloviensis, Lubowenski Zamek. Dieses Bergschlo\xDF giebt noch in der Ferne einen pr\xE4chtigen Anblick, ungeachtet es sich seiner v\xF6lligen Verw\xFCstung und des g\xE4nzlichen Umsturzes immer mehr und mehr n\xE4hert. Im Jahre 1772 ist es mit der Pudleiner und L\xFCblauer Herrschaft, da es ehedem lange Jahre der Sitz der pohlnischen Guverneurs gewesen ist, sammt der Besatzung und allem da befindlichen Vor rahte, an die Ungrische Krone zur\xFCckgefallen. Um das Jahr 1308 soll es von dem Matheo Trenschiensi so stark befestiget worden seyn, da\xDF K\xF6nig Karl der Erste M\xFChe hatte, dasselbe wieder zu erobern. Nach der Zeit haben im Jahre 1433 die
Hussiten, und im Jahre 1461 Gi\xDFkra ihren Muhtwillen daran ausge\xFCbet. Endlich im Jahre 1553 ist es bey einer pl\xF6tzlich entstandenen Feuersbrunst sammt allen Archiven und Ger\xE4htschaften ausgebrannt, wo selbst der in demselben residirende Guverneur Stephan Ba-lin\xE9meth, sein Leben dabey auf eine elende Art beschlie\xDFen mu\xDFte. Ja noch in den letztern pohlnischen Unruhen ward dieses Schlo\xDF im Jahre 1769 von den unter dem Mar schall Birzinski stehenden Konf\xF6derirten Pohlen angefal len, alles was au\xDFerhalb den Ringmauern desselben befindlich war, zu Grunde gerichtet und verw\xFCstet; zum gr\xF6\xDFten Gl\xFCcke aber hatten die Belagerer weder Kanonen noch M\xF6rser, noch andere zu einem solchen Vorhaben n\xF6htige Dinge, und die Belagerten kein Pulver. Daher konnten beyde Partheyen vor aller Gefahr sicher seyn, und sich ein ander nicht viel anthun; bis endlich einige Russische Dra goner mit zwey Feldst\xFCcken und etlichen Kosaken von der andern Seite des Schlosses pl\xF6tzlich und unvermerkt an-
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r\xFCckten, ein paar Sch\xFC\xDFe thaten, und sich nur sehen lies sen, da auch in dem n\xE4mlichen Augenblicke die Bela gerung aufgehoben ward. Die Konf\xF6derirten giengen also ihre Wege, und verlie\xDFen das Schlo\xDF. Nach der im Jahre 1772 geschehenen Uibernahme, ward es noch f\xFCnf Jahre, wie andere Festungen, mit K. K. V\xF6lkern besetzt gehalten; allein im Jahre 1777 den 7ten August ist diese Besatzung auf Allerh\xF6chsten Befehl v\xF6llig ausgezogen, und das Schlo\xDF der Civilverwaltung \xFCbergeben worden. Et was herabw\xE4rts von diesem, ist unter pohlnischer Regie rung an dem n\xE4mlichen Berge gegen die Stadt L\xFCblau eine Oekonomie errichtet worden. Die kahlen und w\xFCsten Platze des Schlo\xDFberges wurden von der Morgen - und Mittagsseite mit allerhand Feldfr\xFCchten angebauet, Scheu neu, Stallungen f\xFCr Mastochsen, eine Brandweinbrennerey, ein Wirtshaus, wie auch einige sch\xF6ne gemauerte Woh nungen f\xFCr Beamte eingerichtet; welches alles sich auch gegenw\xE4rtig in dem be\xDFten Stande befindet.
28.
L\xFCblau, Lublovia, Lublo, Lubowna, ehe dem auch Lublyan, seit dem Jahre 1772 gleichfalls eine von den XVI Kronst\xE4dten, liegt dem L\xFCblauer Schlosse von der Morgenseite gegen\xFCber, auf einer anmuhtigen Anh\xF6he, die der Flu\xDF Poprad von der einen Seite w\xE4\xDFert, \xFCber dem hier eine lange von Holz erbaute Br\xFCcke in die Stadt f\xFChret. Der Ort ist ziemlich weitl\xE4ufig, hat sch\xF6ne Pri vilegien, gute Jahr- und Wochenm\xE4rkte, und besonders auch wegen den Flu\xDF, der hier bereits Lasten tr\xE4gt, zum Handel mit den benachbarten Pohlen eine sehr gute Lage. Die Felder und Waldungen sind sch\xF6n, und verschaffen den Einwohnern neben dem Weinhandel und Handwerken hinl\xE4ngliche Nahrung. Deutsch wird hier wenig gespro chen, sondern durch die Bank pohlnisch, und mit dieser Sprache haben die Einwohner auch die Sitten dieser Na tion angenommen. Die Religion ist Katholisch; Kirchen und Pfarrhof sind sch\xF6ne Geb\xE4ude, und ein wunderth\xE4ti ges Mlarienbild macht den Ort auch ber\xFChmt. Von dem
nach
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nach seinem Tode hier herum irrenden Gasperek, kam die Nachricht in des
ProdromoBels Prodromo]] S. 108 und 109 nachgelesen werden.
Etwas seitw\xE4rts von
L\xFCblau gegen Morgen liegen in einem Thale zwischen Bergen und W\xE4ldern folgende zwey zur L\xFCblauer Herrschaft geh\xF6rige D\xF6rfer:
29.
Neu Lublau, oder Neu Leibel, Nowa Lubowna, ein langes Dorf, welches von Pohlaken Katholischer Religion, die hier Kirche und Pfarre haben, bewohnt wird. hat guten Ackerbau, Viehzucht und Weide, besonders aber viel Holz. Unter dem F\xFCrsten
Lubomirsky sind hier lustige h\xF6lzerne Sommergeb\xE4ude, wie auch ein pr\xE4chtiger Garten angeleget worden; allein da sich gegenw\xE4rtig dieser Beqwemlichkeit niemand bedienet, so gehet alles nach und nach zu Grunde.
30.
Jakobsau, Jakubowian, liegt tiefer hinein in dem n\xE4mlichen Thale, wo das vorige mit lauter dicken Tannen- und Fichtenw\xE4ldern umgeben. Um das Dorf herum sind ebene und fruchtbare Felder, und ungef\xE4hr zwo Stunden von demselben ien Eisenhammer, und eine wohleingerichtete Mast, dabey zwar eine Menge Holz zu Kohlen vorhanden ist, allein der dazu n\xF6htige Eisenstein mangelt, und mu\xDF von andern Orten weit hergeholet werden. Die Einwohner sind
Ru\xDFnaken, der Grichischunirten Religion zugethan, und haben hier ihre Kirche und Gottesdienst. Sie leben nicht blo\xDF vom Ackerbaue und Viehzucht, sondern einige von ihnen treiben einen Handel mit Mastochsen, die sie in Galizien erkaufen, und hier zu Lande an die Fleischhacker mit Nutzen verschlei\xDFen.
Auf der andern Seite des Flusses um das L\xFCblauer Schlo\xDF liegen noch einige dazu geh\xF6rige, meist in den Th\xE4lern und W\xE4ldern versteckte D\xF6rfer, als:
31.
Stein, Kamionka, ein grosses und gut gebautes Dorf, welches zwischen den Bergen ein ebenes und gutes Feld, sch\xF6ne Weide, und grosse Waldungen hat. Die Einwohner sind Ru\xDFnaken, der Griechisch unirten Reli-
(P200)
gion zugethan, handeln mit Vieh, pflegen den Ackerbau, und viele von ihnen gehen zu gewissen Zeiten im Lande herum, die irdenen T\xF6pfe mit eisernen Drat zu verflechten, oder von Eisen geflochtene Gitter an die Fenster zu machen, und suchen mit dieser Arbeit einigen Gewinn, wenn sie in ihrer Haushaltung nichts zu vers\xE4umen haben. Das Wasser, welches dieses Dorf durchstr\xF6met, f\xE4llt bey
Kniesen in die Poper.
32.
Jarabina, hat eben solche Einwohner wie das Vorhergehende, die auch das n\xE4mliche Gewerbe treiben, u. sich zum Handel mit Ochsen sehr gut verstehen; nur in der Religion sind sie schon mit einigen Katholischen vermischt. Ihre Felder tragen meist nur Haber, davon sie auch Brod essen; dagegen sind ihre Waldungen mit Buchen und sch\xF6nen Tannen und Fichten reichlich besetzt. Das hier vorbey flei\xDFende Wasser f\xE4llt unweit
L\xFCblau in die Poper.
33.
Litmanowa, 34.
Wyssny Krempatz. 35.
Gronosztaw, 36.
Pilchow, 37.
Kacze, sind meist kleine und zwischen lauter Bergen und Waldungen leigende D\xF6rfer. Allesammt geh\xF6ren zu der L\xFCblauer Herrschaft, und haben
Ru\xDFnakische Einwohner, die sich von der Viehzucht und em Ackerbaue n\xE4hren.
38.
Medzibrod, 39.
Krensoliwka, 40.
Zawodja, und 41.
Sulm, sind vier D\xF6rfer, welche zur L\xFCblauer Herrschaft geh\xF6ren, und sowohl Katholische, als
Ru\xDFnakische Einwohner haben.
42.
Hobgarten, Hobgard, liegt schon im Freyen, und im Gesichte an der Poper. Es ist ein mittelm\xE4\xDFiges Dorf, hat guten Ackerbau, Weide und Holz genug, auch in diesem ganzen Winkel allein deutsche Einwohner, die eine besondere Mundart haben, und der Katholischen Religion zugethan sind. Dieser Ort ist also der letzte unter denen, die in dem
Zipser Komitate an der Poper liegen. Und hier nimmt auch dieser Flu\xDF von der
Zips Abschied, bestreicht den
Scharoscher Komitat, und wendet sich nach Pohlen.
(P201)
Die\xDF w\xE4ren also die Ortschaften, D\xF6rfer, und St\xE4dte, die in der
Zipser Gespanschaft an der Poper liegen, von den die meisten entweder an der ordentlichen Strasse sind, oder von denen Durchreisenden Die\xDF gesehen werden k\xF6nnen, und von denen nur ein geringer Theil hinter H\xFCgeln und zwischen Bergen und Waldungen versteckt ist. Aus ihrer Anzahl ist leicht abzunehmen, sowohl wie stark dieser kleine Strich Landes, der sich in der L\xE4nge nicht \xFCber sechs deutsche Meilen erstreckt, und in der Breite kann zwo dergleichen Meilen betr\xE4gt, bewohnt und bev\xF6lkert sey; als auch wie reitzend und angenehm diese ganze Gegend seyn m\xFC\xDFe; wo man unter den angenehmsten abwechslungen zwischen ebenen Feldern, Bergen, H\xFCgeln, W\xE4ldern und Th\xE4lern, aus denen die hellesten Fl\xFCsse und B\xE4che hervorstr\xF6hmen, von allen Seiten St\xE4dte, wohlgebaute D\xF6rfer, Kirchen, Th\xFCrme und andere Geb\xE4ude erblickt. Die hohen, felsigten, blauleuchtenden Spitze des Karpatischen Gebirges die vom Schnee nie ganz entbl\xF6\xDFt sind, und bis an die Wolken reichen, stehen da, wie eine schnurgerade Mauer mit Th\xFCrmen ausgezieret, deren nat\xFCrlicher Bau, den, der sie betrachtet, in die gr\xF6\xDFte Bewunderung versetzen mu\xDF.