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ZUM GESAMTINHALT

Ungrisches Magazin, Band 2, Heft 3, Text 25 (S. 367-381)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg, L\xF6we, 1782
Autor: Samuel Augustin ab Hortis
Zuordnung: Geographie, Kartographie

Beschreibung des Flusses Poprad 1

Beschreibung des Flusses Poprad 2

Beschreibung des Flusses Poprad 3

Beschreibung des Flusses Poprad 4

(P 367)

25. Topographische Beschreibung des Flusses Poprad, oder Poper in der Zips.


Fortgesetzt von der 201 Seite dieses Bandes.

Zweyte Abtheilung.

Was die physikalische Beschaffenheit dieses Strich Landes betrifft, so haben wir in Ansehung dessen oben bereits angef\xFChrt: da\xDF derselbe von beyden Seiten der L\xE4nge nach, mit abwechselnden Bergen, und H\xFCgeln belegt sey, und an verschiedenen Oertern, besonders an den Ufern des Flusses, auch sch\xF6ne Auen und ebene Felder habe. Die Anh\xF6hen und H\xFCgeln sind fast alle kahl, und werden mit allerhand Getreide und Feldfr\xFCchten bes\xE4et. Die ebenen Felder dienen theils zum Wieswachse, meistens aber zum Anbaue des Flachses, und mancherley Feldfr\xFCchte; die Berge hingegen geben den Schaafen, Pferden, und dem Hornviehe gute Weide, auch allerhand Bau- und Brennholz. Die meisten Waldungen sind in dieser Gegend schwarz, und bestehen aus allerhand Nadelholz, als Tannen, Fichten, Kin- und Lerchenb\xE4umen, oder wie man sie hier gew\xF6hnlich nennet, Rohtb\xE4umen. (Larix) An Birken, Ahorn, Espen, Erlen,

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und Haseln fehlet es auch nicht; die Buchw\xE4lder aber sind nur an einigen wenigen Orten, und die Eichen allein auf bem Leibitzer Gebiehte zu finden; sie tragen hier aber weder Eicheln, noch die so n\xFCtzlichen und bekannten Knoppern. In den Karpatischen Gebirgen findet man Krumholz, und den ber\xFChmten Linbaum.* Das Krumholz dient weiter zu nichts anderm, als da\xDF man daraus ein heilsames Oel brennet; denn solches wegen der Holzung zu holen, ist viel zu m\xFChsam. Von den Linb\xE4umen aber werden Bretter geschnitten und allerhand Tische, K\xE4sten und Schr\xE4nke verfertiget, die den Vorzug haben, da\xDF sie sich recht sch\xF6n bearbeiten lassen, einen guten und angenehmen Geruch geben, von keinem Wurme angegriffen werden, und die Kleider f\xFCr den Motten sicher halten. Au\xDFerdem ist dieses Holz sehr gut zur Bildhauerarbeit; es werden daraus auch Mulden, oder Tr\xF6ge, Wurfschaufeln und allerhand andere Ger\xE4hte verfertiget.

Ob nun gleich dieser Strich Landes h\xE4ufig genug mit Bergen besetzt ist, so reichen dennoch diese keine Metall dar, und man konnte bey allen angestellten Versuchen noch bis dato auf keine rechten G\xE4nge kommen. Anbr\xFCche von Kupfer, Silber, und Bley hat man zwar in den herumliegenden Gebirgen entdecket, und hoffnungsvolle Spuren angetroffen; allein, wenn man darauf gearbeitet hat, so fand man sich in seiner Hoffnung get\xE4uschet. Die Karpatischen Gebirge zeigen Spuren von Zinnober, Gold, Silber, Kupfer, Spiesglas und Eisen; allein von dieser Seite des Gebirgs ist noch niemals ein ergiebiges und dauerhaftes Bergwerk zu Stande gekommen.

*Ob dieser Linbaum die Sibirische Ceder (Pinnus Cembra) welche in Sibirien und auf den Schweitzer Alpen w\xE4chst, auch der Ceder von Libanon sehr nahe k\xF6mmt, sey: dieses wollen wir die Naturforscher, und solche, die von beyden eine genaue Kenntni\xDF haben, untersuchen lassen. Eine umst\xE4ndliche, und ausf\xFChrliche Beschreibung davon findet man in den K. K. privilegirten Wiener Anzeigen im 2ten Jahrgange S. 363. u. s.

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Die vielen Fl\xFC\xDFe und B\xE4che, die von den Bergen, herabrollen, und diese Landschaft durchstr\xF6men, geben den Einwohnern Krebse und allerhand schmackhafte Fische, unter denen die Lachse und die Forellen die vornehmsten sind. Karpfen, Hechten, und andere Fische, die man in der Donau, Tei\xDFe, ober auch im Sch\xE1j\xF3 und Bodrog antrifft, n\xE4hren unsere Fl\xFC\xDFe nicht. Weil jedoch der gemeine Mann von Fischen eben kein Liebhaber ist, so haben die vornehmsten Einwohner den Sommer \xFCber zu ihrem Bed\xFCrfnisse genug, und im Winter werden bey starken Frosten, abgeschlagene und gefrorne Fische, von der Tei\xDFe in Menge hiehergebracht.

Die Witterung ist in den meisten Monaten so kalt, da\xDF, wenn man Liptau, Orawa, den Trakt des Zipser Komitas hinter dem Berge Magura, wo der Dunawetz stie\xDFt, ausnimmt, man mit Grunde der Wahrheit sagen kann, da\xDF dieses die k\xE4lteste Gegend unseres Vaterlandes sey. Nur zwo Meilen von den Karpatischen Gebirgen gegen Mittag, bey Leutschau und Iglo herum, ist die Luft schon um ein Merkliches w\xE4rmer; in der \xFCbrigen Gegend aber ist man fast keinen einzigen Monat im Jahre von Nachtfrosten sicher. Es mu\xDF dem, der diese Gegend nicht kennt, wunderbar vorkommen, wenn, er in der Zipser Chronik Folgendes davon lieset. "Anno 1641. den 5ten Aug. sind wegen der unerh\xF6rten K\xE4lte, so in Hundst\xE4gen dieses Jahres eine geraume Zeit gew\xE4hret, nicht allein die Fr\xFCchte des Feldes und der G\xE4rten fast g\xE4nzlich zu Grunde gegangen, sondern auch 150 Ro\xDF auf der Hola, (d. i. auf dem K\xF6nigsberge) auf der Weide sammt zwey Hirten erfroren, auch Schnee und Reif gefallen, und wie im Winter Eiszapfen gefroren." Im Monate May, auch so gar gegen das Ende desselben, ist es hier nichts Neues, wenn nicht nur auf den Gebirgen, sondern sogar auf dem flachen Lande Schnee mit kaltem Regen und Froste begleitet, f\xE4llt. Au\xDFer der heutigen Erfahrung finden wir hievon in der bereits gemeld-

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ten Zipser Chronik eine Nachricht vom Jahre 1657, da es hei\xDFet: „Dominica Rogate den 19ten May, und nachfolgende T\xE4ge, waren sehr starke Winde, grosse K\xE4lte mit continuirlichem Regen; in Gebirgen aber Schnee, welches Wetter grossen Schaden gethan, indem es viele D\xE4cher zerrissen, in den W\xE4ldern die B\xE4ume ausgerissen, die Fr\xFCchte sind erfroren, viele Schaafe mit Pferden und andern Viehe umgekommen, auch Menschen erfroren.„ Dieses hat sich nun ereignet in der letzten H\xE4lfte des Maymonats, zu welcher Zeit so wohl der nicht weit entfernte K\xF6nigsberg, als der obere Theil des Karpatischen Gebirges ohnehin noch mit h\xE4ufigem Schnee bedeckt zu seyn pfleget. Ja auch zu Ende des Monats Junius f\xE4llt zuweilen bey einem kalten Regen oder Winde, auf gedachtem Gebirge so starker Schnee, da\xDF die Spitze derselben v\xF6llig bedeckt, und die ganze Gegend verk\xE4ltet wird.

So langsam und sp\xE4t sich aber der Sommer und die warme Witterung einstellet, so geschwind und zeitig r\xFCckt dagegen der kalte Herbst und der frostige Winter an. Schon gegen das Ende des Augustmonats stellen sich bisweilen sehr strenge und verderbliche Nachtfr\xF6ste, kalte Regen, und auf den umliegenden Gebirgen neuer Schnee ein, welcher durch die scharfen Nord- und Ostwinde, das Land so verk\xE4ltet, da\xDF man nicht selten die Sommerfr\xFCchte in Pelzen gekleidet, einsammeln mu\xDF. Wenn es sich trifft, da\xDF dergleichen Fr\xF6ste bey einer Windstille schon zu einer solchen Zeit kommen, da die Gerste und Erbsen noch nicht zur v\xF6lligen Reife gediehen sind, so nehmen dadurch die Gew\xE4chse gewaltigen Schaden. Der Sommer des 1781sten Jahres war f\xFCr diese Gegend so au\xDFerordentlich und seltsam, da\xDF sich Niemand unter den hiesigen Einwohnern, auf eine so brennende und fast bis \xFCber die H\xE4lfte des Septembermonats anhaltende Hitze und D\xFCrre, zu erinnern weis. Dagegen hat der gelehrte Herr Karl Wagner, in seinen Analectis

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Scepusii Sacri et Profani, Part. II. Pag. 232 angemerket: Da\xDF im Jahre 1627 in der Zips ein so kalter Herbst gewesen sey, da\xDF die an den Karpatischen Gebirgen, und folglich an der Poper wohnenden Leute ihre Feldfr\xFCchte wegen der strengen Witterung und grossen K\xE4lte, auf den Aeckern uneinge\xE4rndet liegen lassen mu\xDFten, und solche nicht eher als in der H\xE4lfte des Novembers, da sich zu ihrem gr\xF6\xDFten Gl\xFCcke das Wetter etwas ertr\xE4glicher anlie\xDF, einsammeln konnten. — Die Winterfrucht, n\xE4mlich Waitzen und Korn, mu\xDF im Septembermonate, und wo m\xF6glich, in der Mitte desselben angebauet werden, da denn nicht selten die Gerste und Haber zum Theile noch auf dem Felde ist. Der Waitzen und das Korn kommen daher kaum auf die Tenne, so mu\xDF der Saame desselben gleich wieder in die Erde gestreuet werden. Man kann also aus dem leicht ersehen, wie sehr der hiesige Landmann zu solcher Zeit besch\xE4ftiget sey. Er mu\xDF \xE4rndten, dreschen, pfl\xFCgen und s\xE4en; und dazu k\xF6mmt noch die so m\xFChsame Flachsarbeit, daran aber das weibliche Geschlecht den gr\xF6\xDFten Antheil hat.

Bey allem dem, was wir von Frost und K\xE4lte gesagt haben, mu\xDF man dennoch auch dieses von hiesiger Gegend eingestehen, da\xDF besonders im Monate Julius und August bey einer stillen Luft sehr hei\xDFe Tage mit unter zu seyn pflegen, da denn auf die durchdringende Hitze, gew\xF6hnlich scharfe Donnerwetter erfolgen, die nicht ein blosses Schrecken, sondern durch Entz\xFCndung des Strals bisweilen grossen Schaden nach sich ziehen. Wenn dasjenige vollkommen richtig und nicht \xFCbertrieben ist, was von der D\xFCrre und Hitze des Zipserlandes in der Leutschauer Chronik stehet; so k\xF6nnte man daraus abnehmen, wie die allzugrosse Hitze und D\xFCrre auch in dieser Gegend statt finde, die doch gew\xF6hnlich k\xFChl und so gar frostig ist. Denn da hei\xDFet es: „Anno 1473 war so eine grosse D\xFCrre, von Pfingsten bis auf den Allerheiligentag, da\xDF sich die W\xE4lder von der Sonne angez\xFCndet haben, wie

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auch die Wurzeln in der Erde." Und in der That scheint die allzuwarme Witterung, der hiesigen Gegend nicht sonderlich zutr\xE4glich zu seyn. Man bemerket, wenn im Fr\xFChjahre, besonders im May keine k\xFChlen Winde wehen, und die N\xE4chte warm sind, so entstehen gemeiniglich viele Insekten, und allerhand W\xFCrmer, die nicht allein in den G\xE4rten, sondern auch nach der Zeit in den Feldern, vielen Schaden verursachen. Ein allzu warmer Sommer bringt Krankheiten, und wenn nicht h\xE4ufige Regen dazwischen kommen, so vertrocknen oder verwimmern die Feldfr\xFCchte, und fallen sowohl an Stroh als K\xF6rnern ziemlich schlecht aus. Im Herbste n\xE4hret eine d\xFCrre Hitze, allerhand Krankheiten, und die sch\xE4dlichen Raupen, die dem Kohle und allen Arten Kr\xE4uter und Gartengew\xE4chsen so sehr sch\xE4dlich sind. Die hiesigen Einwohner lieben also die k\xFChle Luft; weil ihr K\xF6rper an dieselbe gew\xF6hnt ist, und weil sie auch, nicht ohne Grunde glauben, da\xDF ihnen diese den Segen auf den Feldern und in den G\xE4rten bringe. Daher halten sie viel auf das gew\xF6hnliche Spr\xFCchwort: da\xDF ein k\xFChler May und ein nasser Brachmonat ihre Scheuren f\xFClle. Die Abende und N\xE4chte sind auch zwischen den hei\xDFesten Tagen meist k\xFChl und erqwickend; und wenn man sich an einem hei\xDFen Tage noch so sehr erhitzet, und abgemattet hat, so kann man sich des Abends und des Nachts, dennoch wieder erfrischen und erholen.

Die Luft ist wegen der hausig w\xE4henden Winde, und der klaren Wasserb\xE4che, die alle Oerter durchstr\xF6men, rein und gesund. Wenn also die hiesigen Einwohner bey ihrer Arbeit, im Essen und Trinken das rechte Maa\xDF beobachten, und sich f\xFCr Ausschweifungen in Acht nehmen; so k\xF6nnen sie ihre Gesundheit lange erhalten, und ihre Lebensjahre weit genug bringen.

In den Herbstabenden zeigen sich nicht selten, besonders in dem Karpatischen Gebirge, rohte, zuweilen aber auch weislichte Nordscheine, die der gemeine Mann Him-

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melszeichen nennet, und als Vorbohten eines blutigen Krieges, oder anderer \xE4hnlichen Landesplagen und trauriger Begebenheiten ansiehet.

Aus dem also, was hier von der Witterung und dem eigentlichen Klima gesagt worden ist, kann man auf die Fruchtbarkeit, und auf die Gaben, G\xFCter und Wohlthaten dieses Landesstriches, wie auch auf dessen M\xE4ngel und damit verbundenen Unbequemlichkeiten den Schlu\xDF machen; nur mu\xDF zugleich der Unterscheid in Ansehung der innern Beschaffenheit des Erdreichs bemerket werden. Denn das verstehet sich von selbsten, da\xDF ein sandigter und steinigter Boden zum Fruchttragen nicht so t\xFCchtig sey, als ein fettes Erdreich. Daher sind bisweilen die Felder auf ein und ebendemselben Gebiehte sehr weit von einander unterschieden. Darnach haben einige D\xF6rfer zwischen Waldungen und Bergen eine solche Lage, die den Winden und der K\xE4lte, mehr als die andern ausgesetzet sind: diese s\xE4en um zwey Wochen fr\xFCher, und \xE4rndten dennoch um so viele Zeit sp\xE4ter; denn die von kalten Gebirgen etwas weiter entfernet sind, genie\xDFen auch eine w\xE4rmere Luft. In solchen Orten sind die Fr\xFCchte der Gefahr des Frostes um so mehr ausgesetzet, und die Felder werden aus eben der Ursache nur meistens mit Haber bes\xE4et, weil ihm die K\xE4lte nicht so leicht schaden kann. Da, wo das Land besser, und die Witterung ertr\xE4glicher ist, wird auch Waitzen angebauet, jedoch nur sparsam, indem diese Frucht nicht aller Orten ger\xE4ht, sondern nur gar oft fehlschl\xE4gt, und entweder brandig wird, oder sich eines Theils in Roggen verwandelt. Der Mangel, den die hiesige Gegend in Ansehung dieses Produkts leidet, wird aus den benachbarten Komitatern ersetzet. Dieser Abgang aber hat wieder nicht viel zu bedeuten; indem hier kein so starker Aufwand, des Waitzens, als in einigen andern Komitatern, wo auch der gemeine Mann Waitzenbrod i\xDFt, statt findet. Anstatt des Waitzenbrods bedienen sich in der gan-

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zen Zips, die Vornehmern des so genannten Dunstbrods, welches aus dem feinesten Roggenmehle gebacken wird, und sowohl an Sch\xF6nheit, als an G\xFCte und Geschmacke dem Waitzenbrode nichts nachgiebt, ja wohl in mancher Absicht dieses \xFCbertrift.

Der Roggen ger\xE4ht hier zu Lande recht sch\xF6n und gut; nur zu solcher Zeit schl\xE4gt er gemeiniglich fehl, wenn der Schnee zu lange auf der Wintersaat liegen bleibt, und selbige ersticket. In diesem Falle wird ein solches St\xFCck Feld, welches mit Winterfrucht bes\xE4et war, zur Zeit des Lenzes neuerdings umgepfl\xFCgt, und Sommersaat hinein gestreuet.

Die Gerste ist \xFCbrigens sch\xF6n, und \xFCbertrift jene, die tiefer im Lande w\xE4chst um ein Merkliches, indem ihre K\xF6rner gr\xF6\xDFer und vollkommener sind. Dahero haben sich schon viele, aus dem Torner und Abaujw\xE1rer Komitate Zipsergersten zum Anbauen angeschaft, die nicht nur in der Sch\xF6nheit der K\xF6rner, sondern auch in Ansehung des Wachsthums sich von der \xFCbrigen ungrischen auszeichnet: denn die Aehren haben in der ungrischen Gerste vier Reihen von K\xF6rnern, und kommen in der Gestalt den Waitzen\xE4hren nahe; die Zipserische hingegen hat nur zwo Reihen, und die Aehren derselben sehen platt aus. Diese Frucht ger\xE4ht hier gut, und wird auch, wegen ihren Nutzen am h\xE4ufigsten angebaut. Denn die K\xF6rner davon geben ein gutes Bier, und starken Brandwein, ja, wenn es die Noht erfordert, auch Brod f\xFCr die Armen; das Stroh aber ist ein treffliches Futter f\xFCr das Vieh. Der Verschlei\xDF von dieser Frucht ist auch allezeit der sicherste und beqwemste: indem davon nicht allein hier eine grosse Menge zum Biere und Brandwein verbraucht, sondern auch in das benachbarte Liptauer Komitat verf\xFChret wird. Doch werden an die Stelle des abgef\xFChrten Vorrahts, wieder viele tausend Metzen von allerhand andern Feldfr\xFCchten, aus dem Scharoscher, G\xF6m\xF6rer, Torner, Abujw\xE1rer, und andern Gespanschaften

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hergebracht. Dieser Handel giebt den hiesigen Einwohnern einen ziemlichen Theil der Nahrung, und man kann es leicht wahrnehmen, wenn es an der Abnahme und dem Verschlei\xDFe des Brandweins fehlet; auch alles \xFCbrige Gewerb und die Haushaltung merklich dabey leidet.

Haber wachst aller Orten, und einige wenige essen auch Brod von dieser Frucht. Uiberhaupt haben die Zipserischen Feldfr\xFCchte, als: Waitzen, Roggen, und Gerste, vor allen \xFCbrigen im Lande den Vorzug, indem sie an K\xF6rnern vollkommen gro\xDF und sch\xF6n sind, wozu die k\xFChle Luft, und das langsame Reifen vieles beyzutragen scheinet.

Von H\xFClsenfr\xFCchten gerahten die Erbsen noch am be\xDFten; die Linsen und Bohnen aber achtet man nicht. Buchwaitzen oder Heidekorn, Hirse und T\xFCrkischer Waitzen wird hier gar nicht gebauet; weil diese Gew\xE4chse f\xFCr der kalten Luft nicht bestehen k\xF6nnen, und entweder im Fr\xFChlinge oder zur Herbstzeit, von den Fr\xF6sten Schaden leiden. Doch k\xF6mmt allerhand Salat, Kohl, R\xFCben, Erd\xE4pfel und dergleichen Gew\xE4chse, deren Wurzeln genossen werden, gut fort. Den Winter \xFCber bek\xF6mmt man allerhand gr\xFCnen Salat und Brunkresse aus dem Karpatischen Gebirge, wo man sie an den Wasserqwellen sammelt. Die Melonen, auch sogar die K\xFCrbisse finden hier nur durch M\xFChe und Kunst ihr Fortkommen.

Unter dem Obste haben die Riebisel oder Johannesbeeren, die rohten und schwarzen Weichsel, oder wie man sonst nennet, die sauern Kirschen, vor allen den Vorzug. Diese sind fast das einzige Gartenobst, welches reichlich und gute Fr\xFCchte tr\xE4gt, deren B\xE4ume und Stauden auch am be\xDFten fortkommen, und sich stark vermehren. Birnen wachsen auch gut, allein die Aepfel und Zwetschken kommen selten zur geh\xF6rigen Reife. In den W\xE4ldern hat man eine Menge Erdbeeren, Hinbeeren, Heidelbeeren, und in den Geb\xFCschen und Fel-

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dern Schlehen und Brombeeren. Allein an Weintrauben, Pfirsichen, Feigen, Kastanien, Mandeln und dergleichen Fr\xFCchten, die eine warme Luft haben wollen, ist hier gar nicht zu gedenken. Nicht einmal Nu\xDFb\xE4ume lassen sich wegen der K\xE4lte erzielen, sondern erfrieren den ersten Winter; aber die Haseln\xFC\xDFe gerahten manche Jahre sehr h\xE4ufig.

Die Bienenzucht kann man hier nur als Mittelm\xE4\xDFig betrachten, insonderheit in solchen Orten, wo man keine Waldungen in der N\xE4he hat. Denn, sobald die Wiesen abgem\xE4het, und die Brachfelder umgewandt werden, findet die Biene keine Nahrung mehr. Darauf erfolget der lange Winter, ein sp\xE4ter und kalter Fr\xFChling, und die Bienen verzehren also ihren Vorraht vor der Zeit, und sterben aus. Dagegen aber ist das hiesige Honig das be\xDFte, und man h\xE4lt es zugleich f\xFCr das gesundeste; es wird auch allzeit besser bezahlt, als dasjenige welches vom flachen Lande, und aus den w\xE4rmern Gegenden des Landes gebracht wird.

Zum Seidenbau ist hier nicht der geringste Anschein, indem die dazu erforderlichen Maulbeerb\xE4ume, wenn solche auch gleich Wurzel geschlagen, nicht fortkommen wollen. Die neuesten Versuche, die man damit angestellet hat, haben es dargethan, da\xDF die im Sommer ausgetriebenen Spr\xF6\xDFlinge und Wippel, gleich den folgenden Winter wieder erfrieren. Und eben so wenig Hoffnung kann man sich auf die Pflanzung des Tabacks in dieser Gegend machen.

Was die Viehzucht betrifft, so hat ein jeder kluger Hauswirt darauf haupts\xE4chlich zu sehen, da\xDF er sich nicht mehr Vieh anschaft, als er den langen Winter \xFCber mit Futter versehen kann. Und eben aus diesem Grunde, werden hier nur wenige Schaafe \xFCber den Winter ern\xE4hret; dagegen aber j\xE4hrlich ganze Heerden von diesem Viehe aus Siebenb\xFCrgen und dem [[OrtMarmaroscherGespanschaft]Marmaroscher Komitate]] in diese Gegend getrieben. Die B\xF6cke und Ham-

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meln werden auf hiesiger Gegend eine Zeitlang gem\xE4stet, und alsdann abgeschlachtet; die Schaafe den Sommer \xFCber gemolken, und von ihrer Milch, besonders zur Herbstzeit vortreffliche K\xE4se gemacht. Alsdann werden auch diese noch vor dem Winter abgeschlachtet, und das Fleisch zum Theile frisch verbraucht, zum Theile aber ger\xE4uchert oder eingesalzen, in F\xE4\xDFer gelegt, und auf den Winter bewahret. Das hiesige Rindvieh ist nicht von der gr\xF6\xDFten Sorte, in der Farbe grau, schwarz roht oder bunt; allein was die Ochsen betrift, so liebet man vorz\xFCglich die grauen, die dabey noch grosse und sch\xF6ne H\xF6rner haben. Und weil solche hier nicht zu Hause sind, so trachtet man sie aus andern Gegenden des Landes zu erhalten. Ohnehin wird sowohl von der Tei\xDFe und aus den da herumliegenden Komitatern, besonders aber aus Lodomerien und Gallizien vieles Schlachtvieh gebracht; denn sonst h\xE4tte diese Gegend wirklichen Mangel am Rindfleische. Kalbfleisch hingegen hat man besonders im Fr\xFChlinge solchen Uiberflu\xDF, da\xDF man damit auch andere Gegenden versorgen kann. Die eigentliche Ursache davon ist diese: weil wegen Mangel hinl\xE4nglicher F\xFCtterung, die ein so langer Winter erfordert, das meiste junge Vieh abgeschlachtet werden mu\xDF.

Pferde werden wegen dem Ackerbau in einer grossen Menge unterhalten: die Armen suchen sich mit kleinen, die nicht viel kosten, zu behelfen; die es aber im Verm\xF6gen haben, machen sich eine besondere Ehre daraus, sch\xF6ne und gut gewachsene Pferde zu ziehen, und bey ihrem Feldbaue zu gebrauchen. Und zu dieser Arbeit sind auch gute und dauerhafte Pferde nohtwendig: indem der Landmann die Frucht aus der Erde durch seinen Flei\xDF gleichsam erzwingen mu\xDF. Er mu\xDF seinen Acker vorher gut d\xFCngen, auch wohl dreymal pfl\xFCgen, und einarbeiten, ehe er den Saamen mit Hoffnung eines nach Wunsch erhaltenden Nutzens in denselben streuen kann.

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Von wilden vierf\xFC\xDFigen Thieren giebt es in den hiesigen W\xE4ldern, und in den Karpatischen Gebirgen: B\xE4ren, Rehe, G\xE4mse, W\xF6lfe, Luchse, Hasen, Murmelthiere; etwas seltner aber Hirsche und Wildschweine. Von Wildv\xF6geln: grosse Adler, Auerh\xFCner, Haselh\xFCner, Rebh\xFCner, Wildtauben, Waldschnepfen, Brachschnepfen, Krametsv\xF6gel, Amseln, Droscheln, Wachteln, Lerchen und andere mehr. Aber keine Fasanen, selten Wildg\xE4nse, doch desto mehr Aenten; und die Trappen gerahten auch fast niemal anders, als durch eine Trennung von den \xFCbrigen Schaaren, folglich durch einen Irrweg in diese Gegend; daher man diese V\xF6gel in mehrern Jahren kaum einmal hier zu sehen bek\xF6mmt. — Und nun genug von der physikalischen Beschaffenheit dieses Strich Landes an der Poper. —

Was dessen politische Verfassung betrift, so hat es damit die n\xE4mliche Bewandni\xDF, wie in den \xFCbrigen Komitatern und Distrikten unsers Vaterlandes. Alle D\xF6rfer stehen unter der Aufsicht ihrer Grundherrschaft, und unter der Gerichtsbarkeit des Zipser Komitats. Nur diejenigen Ortschaften ausgenommen, die zu den Sechszehn K\xF6nigl. Kronst\xE4dten geh\xF6rig sind. — Diese hatten ehedem ihren Grafen, den sie sich selbst aus ihrem Mittel w\xE4hlten, einen Landnotarius und Landvormund, welche die \xF6ffentlichen Gesch\xE4fte der damaligen dreyzehn St\xE4dte, zu besorgen hatten, Die Zinsen und Gef\xE4lle f\xFCr die Herrschaft und Obrigkeit sammelte ein jeder Richter des Orts, mit Beyhilfe des Magistrats in den dazu gesetzten Terminen ein, und \xFCbergab sie dem Grafen; der Graf aber alsdann den ganzen Betrag von allen St\xE4dten, an seine geh\xF6rige Stelle. Die Rechtssachen, die der Richter und Magistrat eines Orts zur Befriedigung beyder streitenden Parteyen nicht ausmachen konnte, kamen vor den Grafen, und von ihm an den sogenannten K\xF6niglichen Stuhl, der aus allen dreyzehn Richtern bestand, die zu gewissen ausgesetzen Zeiten ihre Versamm-

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lungen hielten, bey denen der Graf den Vorsitz hatte. Bey diesem Gerichte wurden auch alle Kriminalsachen vorgenommen, und alles nach ihren S\xE4chsischen Rechten entschieden. Nur selten kamen einige Streitsachen von hier zu der sogenannten Schlo\xDFjurisdiktion nach L\xFCblau, oder vor den Starosten. Gegenw\xE4rtig stehen diese St\xE4dte unter der K. K. Administration, davon der nunmehrige Sechzenst\xE4dter Graf nach dem Administrator das erste Mitglied ist. Au\xDFer diesen sind noch zween Beysitzer, Notarii, eine Landk\xE4mmerer und Kanzellisten, alle gut besoldet.

Die Katholische Geistlichkeit hat in diesem Bezirke zwey Dekanate: Superioris et inferioris Fluvii Poprad. Beyde Dekane stehen unter dem Zipser Bischofe.

Mit Ausbesserung der Landstrassen und Br\xFCcken ist man gegenw\xE4rtig, so wohl von Seiten des Komitats, als von der der Sechszehn St\xE4dte auf das Eifrigste bech\xE4ftiget, so da\xDF man gegr\xFCndete Hoffnung aus ihren Bem\xFChungen sch\xF6pfen kann, da\xDF in wenigen Jahren alles dieses in dem be\xDFten Stande und sch\xF6nster Ordnung zu sehen seyn wird.

Die Poststrasse ber\xFChret zwar bis dato nur einen Winkel vom Obern Flusse Poprad; es sind aber dennoch hiebey solche Anstalten gemacht, da\xDF man aller Orten, entweder von Lautschburg und Horka, oder von Leutschau die Briefe erhalten, und wieder auf die Post bef\xF6rdern kann.

Von Manufakturen k\xF6mmt au\xDFer dem, was die hiesigen Handwerker zur Nohtdurft der Einwohner zu verfertigen pflegen, haupts\xE4chlich in Erw\xE4gung: 1. Das Papier, welches in der Papierm\xFChle zu Teplitz, Deutschendorf, und Rauschenbach verfertiget wird. Es k\xF6mmt hiebey freylich das Meiste auf den Meister an, der die Sache besorgt; wo geh\xF6riger Flei\xDF und Emsigkeit sich einander die Hand bieten, da entsteht ein gutes Pa-

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pier, und der Verschlei\xDF ist sicher. Bis dato hat Herr Samuel Czie\xDFer in Deutschendorf, sowohl nach Siebenb\xFCrgen, als nach Gallizien das meiste Papier verschlie\xDFen, weil er ein Mann ist, der Wort h\xE4lt, und alles zum Vergn\xFCgen seiner Korrespondenten bef\xF6rdert. 2. Das grobe Tuch, welches in K\xE4smark und Laibitz verfertiget wird, und dessen sich der Landmann zu seiner t\xE4glichen Kleidung bedienet, wird nicht au\xDFerhalb Landes verf\xFChret; ja es findet nicht einmal hier starke Abnahme, weil sich der Bauer in den umliegenden Gegenden mit Beyhilfe seiner Hausgenossen, dergleichen Tuch selbst verfertiget. 3. Die Leinwand kann mit allem Rechte unter die Hauptartikel des hiesigen Gewerbes und Handels gez\xE4hlet werden. Es wird in diesem kleinen Bezirke von dergleichen Waaren eine fast unglaubliche Menge verfertiget, so, da\xDF man auf eine jede Haushaltung und Familie durch die Bank 2 bis 300 Ellen rechnen kann, ohne was in den adelichen H\xF6fen durch Frohndienste der Unterthanen gemacht wird. Diese Leinwand wird nun von F\xE4rbern, Griechen, und andern Handelsleuten zusammen gekauft, und alsdann sowohl wei\xDF, als gef\xE4rbt nach Debrezin, Pesth, und von dort weiter verf\xFChret. Es scheint zwar, als wenn bey dieser Manufaktur die vielf\xE4ltige M\xFChe und Arbeit lange nicht belohnt werde; indem dieselbe bisweilen einen allzugeringen Preis hat, und ein St\xFCck von 100 kurzen Ellen, welches etlich und achzig Wiener Ellen betr\xE4gt, kaum vor 9 oder 10 Rfl. verkauft werden kann. Wenn man aber bedenket, wie alles, was nur einige Kr\xE4fte hat, bey dieser Arbeit Hand anlegt, und das weibliche Geschlecht besonders, bis auf die Kinder von 7 und 8 Jahren, die an andern Orten m\xFC\xDFig gehen, oder die Zeit mit T\xE4ndeleyen zubringen, sich damit auf eine erstaunende Art Tag und Nacht besch\xE4ftigen, und da\xDF eben durch diesen Kanal, ein namhaftes Kapital am Gelde j\xE4hrlich in das Land, und in diese Gegend gebracht wird: so, wird man

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gewi\xDF an dem Nutzen dieser Besch\xE4ftigung nicht mehr zweifeln k\xF6nnen. Die hiesige Leinwand, die zum ordentlichen Verkaufe gemacht wird, ist dicht, stark und dauerhaft, nur etwas schmal, weil sie die meisten der hiesigen K\xE4ufer und Abnehmer nicht breiter haben wollen. Sonst aber wird von einigen, theils zu ihrem Bed\xFCrfnisse, theils auch zum Verkaufe, wenn man es verlangt, feine und breite Leinwand verfertiget, die der feinen Schlesischen nichts nachgiebt, ja diese an G\xFCte und Dauerhaftigkeit \xFCbertrift.

Zur politischen Verfassung geh\xF6ren auch die Einwohner; weil wir uns aber vorgenommen haben, davon in einer besondern Abtheilung zu handeln; so wollen wir unsern Versprechen in der Fortsetzung trachten ein Gen\xFCgen zu leisten.
Topic revision: r24 - 29 Nov 2011, KatalinBlasko
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