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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin, Band 2, Heft 4, Text 31 (S. 466-475)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg,
L\xF6we, 1782
Autor: o.N. (vermutlich
Zacharias Huszty)
Zuordnung: Medizin
(P466)
32. Uiber das vom Anfang des Mays bis zum Ende des Brachmonats dieses 1782ten Jahres auch in Pressburg epidemisch herrschende Katarrhfieber.*
Mit den Begriffen, welche theils Aerzte, theils das von ihnen angesteckte Publikum von dieser epide-
*Catarrhus a contagio. Cullen Class. nat. pyrexiarum, ord. profluviorum. gen. XXXVIII. spec. 2. Rheuma epidemicum: Sauvages Class. nat. anhelationum. ord oppressivarum gen. XII. atarrhus epidemius: idem Class. nat. dolorum, ord. vagorum. gen. IV. Synocha Catarrhalis: idem Class. nat. feb. ord. continuarum. gen. II. Frigeraria Catarrhalis: Sagar Class. nat. feb. ord. contin. gen. III. Febris Catarrhalis epidemica Macbride Class. nat. feb. gen. continuarum & remittentium. Febris Catarrhalis benigna Junkeri & aliorum. H. Hofr. Fritze ist mit allem Rechte \xFCber die Gelindigkeit des Ausbruches — benigna — aufgebracht. "Kein Irrthum kann wohl in der Arzneykunde mit betr\xFCbtern Folgen begleitet seyn, als eine falsche Theorie von den Flu\xDFfiebern, und die auf diesem seichten Grunde gebaute Heilart. Der sanfte und gef\xE4llige Ausdruck Benignus — gutartig — hat sich den After\xE4rzten, wie ein Schmeichler, so empfehlend gemacht, da\xDF sie nur hintennach die Syrenenstimme kennen lernen, und sich und ihre Kranken dadurch gef\xE4hrlich get\xE4uscht finden." u. s. w. S. das K\xF6nigl. Preu\xDF. Feldlazareth im Kriege von 1778. und 1779. Leipzig 1780.
In der deutschen Sprache ist es auch unter dem Namen Flu\xDFfieber, Schnupfen bekannt. S. Wichmanns Uibersetz von Monro's Beschreibung der Krankheiten, welche in den Brittischen Feldlazarethen in Deutschland 1761-1763. am h\xE4ufigsten gewesen. S. 114. Hirzels Uibersetz, von Tissots Anleitung f\xFCr das Landvolk in Absicht auf seine Gesundheit. Fritzens medicinische Annalen vom Jahre 1780.
Ich h\xE4tte freylich noch mehr sowohl deutsche als lateinische Benennungen dieser Krankheit hieher setzen k\xF6nnen, es sind aber auch diese hinreichend genug, um den Leser zu \xFCberzeugen, wie leicht man durch dergleichen Verschiedenheiten k\xF6nne irre gef\xFChret werden.
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mischen Krankheit bey uns hatten, sah' es ganz mi\xDFlich aus. Es wurden sowohl \xFCber den eigentlichen Karakter derselben, als \xFCber die Ursache ihrer Entstehung, und folglich auch \xFCber die Behandlung ganz widersprechende Meynungen ausgestreuet und befolget.
Was den Karakter des Geschlechts dieser Krankheit betrift, hat man solchen nie anders, als nach den wesentlichen Erscheinungen, welche sich bey allen Kranken gleich waren, bestimmen sollen. Die zuf\xE4lligen Erscheinungen hingegen, und die ungew\xF6hnlichen Zuf\xE4lle, haben in den Augen spekulativer Aerzte die Verschiedenheit der Gattungen, der Variet\xE4ten, und des Grades geordnet. Der Grund dieser Verschiedenheit lag am gew\xF6hnlichsten in der Beschaffenheit des Alters, Geschlechts, Temperaments, vorhergegangener Lebensordnung und Krankheiten; ja oft in der Vernachl\xE4\xDFigung oder \xFCbeln Behandlung der gegenw\xE4rtigen Krankheit selbst. Man sieht es leicht, wie schwer es sey, alle diese Gattungen mit ihren Variet\xE4ten, ohne die Beschuldigung einer \xFCbertriebenen Systemssucht zu f\xFCrchten, her zu z\xE4hlen; ich werde daher am bestimmten Orte nur derjenigen Hauptgattungen gedenken, welche in der Behandlung einen wesentlichen Unterschied erforderten.
Die Hauptsache bey dieser ganzen Krankheitsgeschichte k\xF6mmt nur auf eine einzige Frage an: ob n\xE4mlich diese Krankheit neu oder au\xDFerordentlich war? Viele haben solche von dieser Seite angesehen. Ich werde wie ich theils es selbst beobachtet habe, theils dessen von Freunden und Kennern belehret wurde, alles getreu erz\xE4hlen, und dann hoffe ich, wird es einsichtsvollen Lesern ein Leichtes seyn, selbst die Parallele des gegenw\xE4rtigen epidemischen Katarrhfiebers mit vielen schon vorhergegangenen zu bestimmen.
Es fieng diese Krankheit zu Anfange des Mays des gegenw\xE4rtigen 1782ten Jahres, mit einer den meisten epidemischen Krankheiten in ihrem Anfange eige-
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nen Gelindigkeit bey uns an, ward gegen das Ende desselben, und um den Anfang des Brachmondes heftiger, neigte sich aber am Ende des letztern zu der angefangenen Gelindigkeit wieder herab. Es sind davon viele Menschen auf einmal befallen worden*, so, da\xDF w\xE4hrend der Dauer derselben kaum ein Drittheil davon frey geblieben ist. Noch ehe diese Epidemie in ihrer wahren Gestalt sich gezeiget hat, herrschten hier im M\xE4rz und April Wechselfieber, die weist zu den dreit\xE4gigen geh\xF6rten. Das Auffallendste dabey war, da\xDF viele Kranke bey jedem Anfalle mit einem trockenen Husten geplaget wurden, welcher aber mit zunehmender Schw\xE4che des Anfalles nachlie\xDF, und endlich mit Beyhilfe der Rinde sammt dem Fieber sich verlor.
Bald darauf aber zeigte sich die Katarrhepidemie in ihrer Bl\xF6\xDFe. Die meisten hatten bey dem ersten Anfalle einen mehr oder minder heftigen Schauder oder Frost, manche auch gar keinen. Gemeiniglich war solcher nach dem Verh\xE4ltnisse der Heftigkeit des Unfalles, mit Mattigkeit und Schwere des K\xF6rpers begleitet. Hierauf folgte entweder ein anhaltendes, oder nachlassendes Fieber, welches letztere am gew\xF6hnlichsten um den Abend heftiger wurde, mit trockener Hitze, Schmerzen im Kopfe, besonders um die Augenbr\xE4men, in den Augen, im Halse, und auf der Brust; einzeln und vereinigt, je nachdem die Krankheitsmaterie diesen oder jenen Theil oft aus zuf\xE4lligen Ursachen mehr behaftete. Einige empfanden dr\xFCckende, andere stechende, und wieder andere mehr be\xE4ngstigende Schmerzen. Manche hatten rheumatische Brust- und Gliederschmerzen dabey. Dazu kam noch eine mehr oder mindere Rauhigkeit des Halses, ein trockener Husten, welcher aber bald bey einigen in einen d\xFCnnen, bey andern in einen z\xE4hen, noch unreifen Auswurf \xFCbergieng. Nach zwey, drey, vier, und f\xFCnf
*Morbus epidemicus veterum & recentiorum.
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Tagen, und auch noch sp\xE4ter wurde solcher gelb, und reif, und dauerte bey manchen kurz, bey manchen lang. Eine \xE4hnliche Ausleerung geschah auch durch die Nase, und nach Proportion auch durch die Augen, wiewohl nicht bey allen Personen. Der Hauptsitz dieser Krankheit war doch nur immer die Lunge. Wer genau beobachtet, dem ists leicht, es einzusehen, da\xDF die Krankheitsmaterie, die sich auf die Augen gesetzt hat, \xE4hnliche Perioden mache und vollende, wie an andern Theilen. Sie schmerzen Anfangs, dann fangen sie an zu triefen, und am Ende werden sie weniger schmerzhaft, aber mehr zum Zusammenkleben geneigt.
Durst, Eckel, Neigung zum Erbrechen, \xF6ftere St\xFChle, Verstopfung, Schwei\xDF, Nasenbluten, Irrereden, Ohnmachten, der Uibergang in eine andere Krankheit, gaben dem gegenw\xE4rtigen Katarrhfieber oft nur scheinbar, oft aber auch wahrhaft und wesentlich eine andere Gestalt.
Die n\xE4chste Ursache dieser Krankheit hat gar keine andere seyn k\xF6nnen, als eine Verstopfung der lymphatischen Gef\xE4\xDFe derjenigen Theile, wo sie sich zu \xE4u\xDFern pflegte, und die verstopfende Materie war eine z\xE4he, zur Bewegung unt\xFCchtige Feuchtigkeit.* Wenn man
*Omnis Catarrhus est ab obstructione, & quamdiu illi humores, quos Catarrhales voc..t non sistuntur, tamdiu non orimotu sistuntur propter obstructionem in hac vel illa parte natam, multi humores illic colliguntur interea, dum a tergo rursus alii & alii accendunt, usque & usque illi humores ex arteriis propelluntur in partes, partem distendunt, tumorem producunt admodum dolorificum, quatenus fibrillae aut a nimia distensione, aut ab humorum stagnantium acredine, punctione, & vellicatione rumpuntur actu, vel saltim ruptionis incurrunt periculum; hinc patet, ubicunque est Catarrhus illic adesse obstructionem & [GR.] fifti facere essentiam mali. Naturaliter hic cogitandum. Craanen tract. phys. medde homine. Man wird sich wundern, da\xDF ich mich hier auf das Zeugni\xDF eines Mannes beruffe, der heut zu Tage ad classem mi-
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sich bey dieser Gelegenheit ins ganze theoretische Detail einlassen wollte, wie vielerley Gattungen von Katarrhkrankheiten* k\xF6nnte man nicht herraisoniren! Bey den Gattungen k\xF6mmt sehr Vieles auf die Gelegenheitsursache an. Wir wollen daher sehen, welche derselben eben das gegenw\xE4rtige epidemische Katarrhfieber veranlasset hat, und wie, und warum sie gerade die, und keine andere Wirkung hervorbringen mu\xDFte. Es waren bey uns eben sowohl, wie in den meisten Gegenden von Europa zu Ende des verflossenen Winters, und den ganzen Fr\xFChling \xFCber, dem menschlichen K\xF6rper sehr auffallende Abwechslungen von kalter, warmer, trockner und feuchter Luft. So eine allgemeine Ursache ist hinreichend genug, um so eine allgemeine Wirkung hervorzubringen, da\xDF dadurch das gegenw\xE4rtige Katarrhfieber epidemisch entstehen mu\xDFte; und diese ist eben so wenig neu, als jene.
Cullen** hat dadurch der Geschichte der Arzneykunde einen wichtigen Dienst geleistet, da\xDF er vom Jahre 1387 bis 1767 \xFCber vierzig \xE4hnliche Beobachtungen von Flu\xDFfieberepidemien gesammlet hat, worunter er auch der Bemerkungen des D.
Raygers, eines aus\xFCbenden Arztes zu
Pre\xDFburg, aus den
Ephem. Germ. D. I. A. VI. & VII.*** und des D.
Loews zu
Oedenburg aus dem
A. N. C. vol. III. append.**** gedenket. Am meisten ist der Wirkung der abwechselnden Luft die Oberfl\xE4che des menschlichen K\xF6rpers ausgesetzt, dann diejenigen Theile, welche uns zum Athemhohlen unent-
norum autoritatum gerechnet wird. Das thut aber zur Sache nichts. Wenn nur die Wahrheit gesagt wird, ob sie dieser oder jener saget. Vor ihm und nach ihm haben es andere auch gesagt, aber nicht besser, und manche dunkler.
*Catarrheuma. Daniel system. aegritud. P. I. pag. 190. 204. P. II. pag. 138.
**Genera morborum praecipua definita. Edimburgi. 1771.
***1675.
****1729. und 1730.
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behrlich sind: die Nase, der Hals, und die Lunge. Die Theilnehmung dieser an den Wirkungen auf die Haut, best\xE4tiget sich durch vielf\xE4ltige Beyspiele aus der praktischen Arzneykunst. Wer sieht hier nicht, wie sehr sich die Wirkungen der abwechselnden Luft, theils mittelbar durch die Theilnehmung von der leidenden Haut, theils unmittelbar an den Werkzeugen des Athemhohlens verdoppele. K\xE4lte und Hitze, D\xFCrre und N\xE4\xDFe ziehen durch ihren Wechsel die festen Theile wechselweise zusammen, und erschlappen sie wieder, verschlie\xDFen demjenigen, was aus dem K\xF6rper geschaft werden sollte — der unmerklichen Ausd\xFCnstung — ihren nat\xFCrlichen Weg, und bald darauf bef\xF6rdern sie eben dieselbe auf eine eben so widernat\xFCrliche Art, als solche kurz vorher unterdr\xFCcket wurde, da\xDF sie in einen entkr\xE4ftenden Schwei\xDF ausbricht. Daher mu\xDF das ganze Gef\xE4\xDFesystem mehr Gewalt leiden, als es im nat\xFCrlichen Zustande zu ertragen gewohnt war; es wird erschlappet, und zugleich mehr gereitzt; der erweiterte Durchschnitt der Gef\xE4\xDFe wird mit S\xE4ften \xFCberh\xE4uft, und die durch den Reitz vermehrte anziehende Kraft derselben, giebt noch ihr grosses Gewicht dazu. Das Gleichgewicht des Kreislaufs ist betr\xE4chlich gest\xF6rt, die zusammenziehende und erweiternde Kraft der Schlagadern, und \xFCberhaupt alle festen Theile, besonders aber die, welche den ersten Eindruck erlitten haben, werden endlich doch geschw\xE4cht, die S\xE4fte flie\xDFen langsam, stocken, und werden scharf; die Natur emp\xF6rt sich durch den ersten Anfall, und das gemeiniglich an den Theilen, welche dem ersten und st\xE4rksten Eindrucke ausgesetzt waren.
Am meisten wurden junge Personen, und Leute vom mittlern Alter damit befallen; und dazu mag wohl das unvorsichtige Verhalten derselben gegen die abwechslende Luft Gelegenheit gegeben haben. Eben die Jugend ist mehr gewohnt, ihren K\xF6rper nach der Mode zu bedecken, als nach der Witterung; aber k\xF6nnte denn
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die Gewohnheit Kleider nach der Witterung zu tragen, nicht auch Mode werden? Unterdessen stimmt ein Leichtsinniger den Ton an, und tausend \xE4ffen ihn nach. Das menschliche Herz hat zum Nach\xE4ffen immer einen nat\xFCrlichen Hang, und l\xE4\xDFt sich bis zum Erstaunen oft hinrei\xDFen. Ein Beyspiel davon giebt uns selbst die gegenw\xE4rtige Krankheitsgeschichte. Ich, und andere haben es bemerket, da\xDF, da dieses Katarrhfieber unter den Namen Modekrankheit deb\xFCtirt wurde, es sich manche recht sehr angelegen seyn lie\xDFen, solche zu affektiren, da sie doch bis auf ihren \xFCbertriebenen Modehang frisch und gesund waren.
Epidemisch, und ansteckend ist in meinen, und aller vern\xFCnftigen Aerzte Augen zweyerley. Da\xDF die\xDF Katarrhfieber ersteres war, ist bewiesen. Die Ansteckung auch nur zu vermuhten, habe ich nie Gelegenheit gehabt, wenn ich den einzigen Fall, da es in ein b\xF6sartiges \xFCbergieng, ausnehme, und da war es ja nicht mehr das allgemeine Katarrhfieber, sondern eine vers\xE4umte, oder verdorbene Krankheit.
Kachektische, Lungens\xFCchtige, und diejenigen, die einen Hang dazu hatten, hypochondrische und hysterische Personen, waren, wie allezeit, auch gegenw\xE4rtig \xFCbler daran. Es war die Krankheit gemeiniglich heftiger, von l\xE4ngerer Dauer, und hinterlie\xDF nach dem Verh\xE4ltnisse der Anlagen gef\xE4hrliche Folgen. Bey den letztern machten die Unordnungen im Nervensysteme den Aerzten zu schaffen. Einige erlitten Ohnmachten, viele aber hatten nur einen Hang dazu.
Bey Vollbl\xFCtigen ereignete sich oft ein Uibergang in Entz\xFCndungen der Lungen, besonders wenn das erforderliche k\xFChlende Verhalten, und die Aderl\xE4\xDFe im Anfange vers\xE4umet wurden.
Es ist bekannt, da\xDF im verflossenen Herbste die Gallenfieber sehr epidemisch bey uns waren. Und man hat bemerket, da\xDF die meisten Personen, die dazumal
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daran krank waren, gegenw\xE4rtig auch mehr zu dem epidemischen Katarrhfieber geneigt waren, und heftiger darunter litten. Es war dasselbe auch mehr gallicht, als entz\xFCndungsartig. Ein Beweis, da\xDF sich die Verdauungskr\xE4fte seit einem halben Jahre nicht geh\xF6rig erholet haben, und eine Warnung f\xFCr jeden Arzt, welcher nach Gallenkrankheiten die Verdauungskr\xE4fte seiner Kranken der Hilfe der lieben Natur allein Preis giebt.
— — oft weis der theure Mann,
Da\xDF Doktor Lott nicht helfen kann;
Drum appellirt er lobesan
An Hilfe der Naturen!
Bey der Kur der Krankheit mu\xDFte die Hauptabsicht immer dahin gerichtet seyn, da\xDF man die Hauptgattungen dabey geh\xF6rig unterschied.
Nach der Ausleerung der ersten Wege, war das Blutlassen immer dasjenige Mittel, dessen Vollziehung oder Unterlassung den Ausgang entschied. Unsere Arzneywitzlinge, und auch manche Aerzte sind dabey oft irre gef\xFChret worden. Im Anfange der Epidemie lie\xDF man ohne R\xFCcksicht, ob die Krankheit gallichter oder entz\xFCndungsartiger Natur sey, stark zur Ader. Es hat mancher Kranke dabey sein Leben eingeb\xFC\xDFt. Die\xDF hat abgeschreckt, und man lie\xDF um die Mitte, und um das Ende derselben gar kein Blut. Dabey starben noch mehr. Im ersten Falle war der Uibergang in ein b\xF6sartiges Katarrhfieber, und im zweyten in eine Lungenentz\xFCndung, gr\xF6\xDFtentheils die Ursache des Todes. H\xE4tte man gleich Anfangs den wahren Unterschied zwischen einem gallichten und entz\xFCndungsartigen Katarrhfieber gemacht, so h\xE4tte die letzte Irrung nicht so viel Unheil angerichtet. Ich habe Kranke gesehen, die am siebenten und achten Tage, auch wohl sp\xE4ter, so an der Lungenentz\xFCndung darnieder lagen, da\xDF sie nur drey, vier, auch sechs Aderl\xE4\xDFe retten konnten. Ich habe aber auch ei-
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nige gesehen, die um diesen Zeitpunkt gerade wie beym faulen Fieber behandelt werden mu\xDFten. Diejenigen Personen, bey welchen es von vermischter Natur war, hatten doppelte R\xFCcksicht bey der Behandlung n\xF6htig. Je nachdem die Galle oder die Entz\xFCndung die Uiberhand hatte, nachdem mu\xDFte man entweder mehr aderlassen, oder die ersten Wege mehr reinigen; aber allezeit mu\xDFte f\xFCr beydes gesorgt werden. Schien solche sich das Gleichgewicht zu halten, so mu\xDFte die Kur ebenfalls proportionnel seyn.
Brechmittel waren selten n\xF6htig. Unter den abf\xFChrenden waren nur gelinde, salzigte, und s\xE4uerliche angezeigt. Das \xFCbrige Verhalten mu\xDFte, nachdem sich mehr oder weniger Hitze einfand, auch mehr oder weniger k\xFChlend, und s\xE4uerlich sehn.
Salpeter, Honig,
Weinsteinram, Essig, S\xE4fte von allen s\xE4uerlichen Fr\xFCchten, mit Gerstentrank und Hollunderbl\xFChtaufgu\xDF, haben ihren Vorzug immer behauptet.
Klystiere, Senfumschl\xE4ge, D\xFCnste vom warmen Wasser durch die Nase und den Mund, wurden oft angezeigt, und thaten die erw\xFCnschte Wirkung.
Spiesgla\xDFmittel im Anfange der Krankheit haben nur gereitzt, anstatt zu erleichtern.
Hat die Heftigkeit der Zuf\xE4lle nachgelassen, so bef\xF6rderte meistentheils die Natur selbst den Auswurf, der auch manchmal mit einem heilsamen Schwei\xDFe verbunden war. Selten waren Auswurfbef\xF6rdernde Mittel n\xF6htig, ausgenommen die Krankheit nahm einen ihr ungew\xF6hnlichen Gang, und dann thaten Spiesgla\xDFmittel und
Meerzwiebelhonig das Be\xDFte.
Bey vielen war die ganze Krankheit so gelinde, da\xDF sie des Arztes gar nicht bedurften.
In F\xE4llen, wo andere Krankheiten schon da waren, oder sich zugleich einfanden, oder nachfolgten, mu\xDFte man immer auf diejenigen die Hauptr\xFCcksicht haben, welche den Kranken mit der gr\xF6\xDFten Gefahr bedrohten, dabey aber auch weniger gef\xE4hrliche nicht \xFCber Hand
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nehmen lassen. Wie alt und wie wahr ist diese Regel nicht, und wird doch so wenig befolget!
Um nichts Neues zu sagen, ist die\xDF von der Kur genug.
Tissot,
Pringle,
Huxham,
Monro,
Fritze,
Selle, und andere haben es fast ersch\xF6pft. Jahrhunderte werden vergehen, ehe sie verdr\xE4ngt werden; es m\xFC\xDFte nur die Vernunft in ihr altes Dunkel wieder herabsinken, wenn es geschehen sollte.