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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 3, Heft 3, Text 19 (S. 301-319)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg,
L\xF6we, 1783
Autor: O.N.
Zuordnung:
(p301)
19. Feldzug der T\xFCrken wider die Kaiserlichen in den Jahren 1716 bis 1718.
Aus dem Tagebuch des Johann Stanislaus Grotovsky ungrischen und deutschen Dolmetsch bey der Pforte.
Den 1sten May 1716. traten wir unsere Reise von
Bukarescht nach der T\xFCrkischen Armee an. Drey\xDFig Mann
*) Ein Sachs von Bros in Siebenb\xFCrgen, doch Pohlnischen Herkommens von v\xE4terlicher Seite. Beym Ausbruche dieses Krieges befand er sich als Provisor der Spatarischen Apotheke in Bukarescht. Er wollte mit seinen \xFCbrigen Landsleuten in sein Vaterland zur\xFCckkehren; allein F\xFCrst Nikolaus Maurokordato erlaubte es ihnen nicht. Ja Grotovski sah sich gedrungen, den Dienst als Ungrischer und Deutscher Dolmetsch, bey dem Oberdolmetsch der Pforte, einem Bruder des F\xFCrsten anzunehmen. 1719. kam er nach Siebenb\xFCrgen zur\xFCck, und starb als K\xF6nigsrichter zu Bros. Er hat ein Tagebuch seiner Reisen und Begebenheiten in der Handschrift hinterlassen. — Die glorreichen Siege des grossen Eugens bey Peterwardein und Belgrad, sind bekannt genug; ob es aber auch die Umst\xE4nde der T\xFCrkischen Armee bey diesen blutigen Scenen sind,
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zu Pferde von der Leibkompagnie waren unsere Bedeckung, meine Reisegesellschaft aber au\xDFer einem Wallachischen vom Adel,
Jordagyi genannt, zehn Bediente. Wir hatten zween mit acht Pferden bespannte W\xE4gen bey uns; auf einem befanden sich 182 Beutel, oder 180,000 ungrische Gulden, wallachische Kontributionsgelder; auf dem andern 10 Beutel, nebst allerhand kostbaren Weinen, Rosoli, Zwieback, u. d. g. welche der F\xFCrst seinem Bruder,
Johann Maurokordato verehrte. Den folgenden Tag erreichten wir die
Donau, woselbst wir von dem Drey\xDFiger zu Mittage wohl bewirthet wurden. Nach Tische setzten wir auf zwey Schiffen \xFCber die
Donau; allein gegen der Mitte des Stroms fieng unser schwer beladenes Schiff an Wasser zu sch\xF6pfen, und zu sinken. Ein hefftiger Wind vermehrte noch unsere Gefahr. Alles was H\xE4nde hatte, mu\xDFte entweder rudern, oder Wasser aussch\xF6pfen, und so brachten wir doch das Schiff bis auf drey\xDFig Schritte vom Ufer, da es g\xE4nzlich sank: darauf wir dann zu Pferde dem Ufer zu ritten, und solches bey Fistock gl\xFCcklich erreichten. Alles war von Schrecken und Arbeit ganz entkr\xE4ftet, ich aber verlor dadurch mein neun monatliches Quartanfieber. Nun setzten wir unsere Reise mit starken M\xE4rschen fort, und erreichten den 12ten May das T\xFCrkische Lager bey
Jeni Han.
Ich fand bey meinem Herrn, den Oberdolmetsch eine willige Aufnahme. Den 13ten May r\xFCckten wir mit der Armee bis
Sophia, und den 14ten, nach
Nissa. Hier verdolmetschte ich die vom Kaiserlichen Hofkriegsrahte an den Residenten
Anselm von Fleischmann, \xFCberschickte Schreiben. Den15ten erreichten wir
Belgrad,
weis ich, nicht. Ich, d\xE4chte also, die Nachrichten unsres Augenzeugens w\xFCrden nicht ganz \xFCberfi\xFC\xDFig seyn.
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und nach einer dreyt\xE4gigen Ruhe, giengen wir \xFCber die
Sau, und schlugen bey
Semlin das Lager auf. Nach und nach marschirten wir bis zu dem sch\xF6nen Wasserst\xE4dtchen,
Karlowitz, wo 1699,
der ber\xFChmte Friede geschlossen worden. Den 2ten August sollte die Armee aufbrechen, da stie\xDFen 3000 Kaiserliche K\xFCrassier, unter dem Generale Grafen
Johann Palfi und Br\xE4uner auf unsern Truppen, litten aber nach einer verzweifelten Gegenwehr eine starke Niederlage. Den 3ten darauf lagerten wir uns eine Viertelstunde von
Peterwardein auf einen H\xFCgel; und 12000 Mann wurden beordert, folgende Nacht die Laufgr\xE4ben zu er\xF6fnen. Sobald aber die Deutschen sie bemerkten, machten sie die ganze Nacht hindurch ein schreckliches Feuer auf die Unsrigen. Nach dem Verzeichnisse, welches der Gro\xDFvezier Morgens erhielt, hatten wir 1500 Todte und Verwundete. Nicht weniger hitzig und blutig war der folgende Tag, aber die Nacht darauf herrschte eine solche Stille, da\xDF man fast keinen Schu\xDF h\xF6rte. Wir wunderten uns; allein die Ursache war, da\xDF sich die Deutschen zu einem Treffen anschickten, und die ganze Nacht hindurch \xFCber die
Donau marschirten. Alles dieses war dem Gro\xDFvezier unbekannt, deswegen er auch den 5ten August Befehl zu fouragiren ertheilte, aber zu seinem Ungl\xFCcke. Denn hiedurch wurde der herrliche Sieg, den itzt der gro\xDFe Eugen \xFCber die T\xFCrken erfocht, sehr erleichtert. — Die halbe Armee war fortgegangen, als nach zwo Stunden die Deutschen etliche 1000 Mann stark aus dem Walde hervorr\xFCckten. Die zur\xFCckgebliebenen T\xFCrken eilten zwar sogleich aus dem Lager, und n\xF6htigten auch die Kaiserlichen sich zur\xFCck zu ziehen; als aber auch die \xFCbrigen Kaiserlichen Truppen mit lebhaftem Feuer auf sie anr\xFCckten, entfiel ihnen der Muht so sehr, da\xDF sie die Flucht ergriffen. Nach langem Laufen ermannten sie sich wieder, und fielen die Feinde mit grosser Wuht an, wurden
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aber nochmals zur Flucht gen\xF6htiget. Da nun der Gro\xDFvezier angekommen war, versuchten sie zum drittenmale ihr Heil, allein vergebens! Sie wurden g\xE4nzlich geschlagen, und nichts konnte die Fl\xFCchtigen mehr bewegen, Stand zu halten. Der Gro\xDFvezier sah sich von allen, bis auf den Stab und seine Leibwache, 500 Reiter und 500 Sch\xFCtzen, verlassen. Voller Verzweiflung r\xFCckte er mit diesen bis auf einen Pistolenschu\xDF den Kaiserlichen ins Gesicht, l\xF6sete auch sein Pistol, und griff nach dem andern. In dem Augenblicke aber bekam er auf einmal zwo Kugeln, eine in die linke Seite, und die andere in die Stirne. Er fiel sogleich, doch wurde sein Leichnam von seinen zween L\xE4ufern gerettet, und auf seinen Wagen getragen. — Dieser Fall erf\xFCllte uns alle mit solchem Schrecken, da\xDF wir uns nur durch die Flucht zu retten suchten. Es war ein Elend! Alle liefen mit blossen S\xE4beln, und riefen immer: Sakien, Saken! (aus dem Wege! h\xFCte dich!) Wir hatten eine unaussehbare Ebene vor uns, und doch f\xFCr Angst und Schrecken keinen Raum zu Laufen. Zum Gl\xFCck verfolgten uns keine Hussaren; sonst w\xE4re, was nicht niedergehauen worden, in der Sawa ersoffen. Auf der Br\xFCcke war das Gedr\xE4ng so gro\xDF, da\xDF sich die Fl\xFCchtigen aneinander niederhieben, auch viele zertreten wurden. Mein Leben war hier in \xE4u\xDFerster Gefahr, doch entkam ich noch gl\xFCcklich.
Dieser Unfall der T\xFCrkischen Armee war fast unvermeidlich. Die Uneinigkeit dabey war zu gro\xDF, die Infanterie in den Laufgr\xE4ben, der gr\xF6\xDFte Theil der Reiterey fouragirte, und viele mu\xDFten aus ihren Zeltern heraus gepr\xFCgelt werden. Diese Umst\xE4nde wu\xDFten die Kaiserlichen wohl zu nutzen, und es ward ihnen reichlich verg\xFCtet. Sie erbeuteten 80 bis 90 schwere Kanonen, bey 100 Feldst\xFCcke, bis auf die 40 grosse Feuerm\xF6rser, viele tausend sch\xF6ne Zelter, etliche tausend mit Munition
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und andern Sachen beladene W\xE4gen, etliche hundert Kameele mit Schanzzeug, eine grosse Menge der sch\xF6nsten t\xFCrkischen und arabischen Pferde, Maulthiere und B\xFCfel, zugleich die ganze Kriegskasse. — Den 15ten Oktober h\xF6rten wir die Uibergabe der wichtigen Festung
Temeschwar, deren Besatzung den 20sten Okt. nach
Belgrad kam, woselbst wir uns seit der ungl\xFCcklichen Schlacht befanden. Den 24ten brachen wir mit dem kleinen Lager auf, und erreichten den 27sten Nov.
Adrianopel, die Winterquartiere zu beziehen. Unterdessen war den 24sten Nov. der F\xFCrst
Nikolaus Maurokordato, zu
Bukarescht von dem Kaiserlichen Kapit\xE4n
Piwoda *) gefangen genommen worden.
Den 11ten Dec. ward mein Herr
Johann Maurokordato, von der Pforte anstatt seines gefangenen Bruders, zum
walachischen Hospodare erkl\xE4ret; zum Vezier legte er den Kaftan an, und ritt darauf von seinem Hofstaate, mit vielem Glanze an den kaiserlichen Hof zur Audienz, erhielt den f\xFCrstlichen Kaftan, und einen Schmuck von Strau\xDFfedern. Bey seinem R\xFCckzuge ritt er ein ihm vom Kaiser geschenktes und pr\xE4chtig ausger\xFCstetes Pferd. Man sch\xE4tzte es auf 2000 Thaler. Ich hatte die Ehre, ihn bey dieser Feyerlichkeit zu begleiten. Den 20sten Dec. reiste er nach der
Walachey ab, ich sollte mit, aber der neue Oberdolmetsch, ein Schwestersohn des F\xFCrsten, baht mich von ihm aus, und so blieb ich ferner in meinem Dienste. Meine j\xE4hrliche Be-
*) Stephan Detine von Piwoda, Oberstleutnant, und Anf\xFChrer der Siebenb\xFCrgischen Nationaltruppen, erhielt 1719 von Kaiser Karl VI. glorw\xFCrdigsten Andenkens, wegen seiner kriegerischen Verdienste, sowohl den Adel, als eine goldene Gnadenkette; Zugleich von den Siebenb\xFCrgischen St\xE4nden das Indigenat, das sonst 520 Dukaten kostet.
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soldung war 160 Thaler, ein Kleid nach meinem Gefallen, vier Paar Schuhe und Paputschen. (Pantofeln ohne Abs\xE4tzen.)
1717.
Den 20sten J\xE4nner, kam der franz\xF6sische Gesandte von
Konstantinopel allhier zu
Adrianopel an, und den 22sten der General
Nikolaus Bertscheni, * ) mit 40 Hofbedienten. Am 28sten wurde der t\xFCrkische Hof durch die Geburt eines Prinzen erfreut, ein Tag der Freude und Lustbarkeit f\xFCr die ganze Stadt. Den 29sten verh\xF6rte ich etliche Hussaren, nach deren Aussage 700 Deutsche und Hussaren in der
Moldau von
Tataren und Moldauern geschlagen worden. — Den 20sten hielt ich auf Allerh\xF6chsten Befehl eine Unterredung mit dem Rakotzischen Generale
Bertscheni. — Den 2ten M\xE4rz reiste der Oberste Mariaschi, mit 60 Beuteln ab, Soldaten anzuwerben. Den folgenden Tag bezogen wir den ehemaligen Pallast des schwedischen Abgesandten zwischen den Juden. ** ) Den 17ten reiste
Bertscheni nach der
Do-
*) Einer der hefftigsten Feinde des allerdurchleuchtigsten Erzhauses Oesterreich unter den Malkontenten, und die Haupttriebfeder, warum Franz Rakotzi, die billigsten Vorschl\xE4ge des g\xFCtigsten Kaisers, Joseph des Ersten so th\xF6richt verwarf.
**) Hier kam der Verfasser auf den n\xFCtzlichen Gedanken ein reiches j\xFCdisches M\xE4gdchen zu entf\xFChren, das ihm nicht nur Hand und Herz schenken, sondern auch seine Religion aufopfern wollte. 15 bis 20zig tausend Gulden hatte er mit ihm zu erwarten. Allein das Geheimni\xDF wurde durch ihren Brieftr\xE4ger entdeckt. Das arme M\xE4gdchen! Drey Tage lang wurde es von seiner ganzen Freundschaft gepeitscht, und endlich nach Konstantinopel abgef\xFChret. Grotovski selbst hatte vieles zu bef\xFCrchten; allein sein Herr, mit der ganzen Rolle bekannt, half ihm aus dem Gedr\xE4nge.
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nau ab, und den folgenden Tag sah man des Gro\xDFveziers Thui, oder Kriegsfahne, vor dessen Pforte aufgesteckt, das gew\xF6hnliche Zeichen eines Feldzuges. R\xFCcket der Gro\xDFvezier ins Feld, so mu\xDF aus jedem Gew\xF6lbe der Stadt ein Mann auf das pr\xE4chtigste ausger\xFCstet zu Pferd erscheinen. Die Kleidung dabey ist willk\xFChrlich: er kann sich t\xFCrkisch, tatarisch, persisch oder indianisch kleiden. Hat der Gro\xDFsultan abgespeist, so setzet er sich neben den Gro\xDFvezier in das Lusthaus, dann marschirt eine Zunft nach der andern vor ihnen vorbey. Dieses geschah itzt den 19ten April, und der Zug dauerte sechs Stunden. Bey 30,000 Mann, meistens Christen, Juden und Armenier. So volkreich ist
Adrianopel. Nach vollendetem Aufzuge m\xFC\xDFen alle, die zur Armee geh\xF6ren, sich in ihren Zelten befinden. Den 24sten Apr. hielt der Janitscharen
Aga mit der ganzen Infanterie seinen Auszug; ihm folgte den andern Tag der Kaiser und der Gro\xDFvezier. Mein Herr verlie\xDF mit seinem Hofstaate den 27ten April
Adrianopel, und begab sich auch in das Feldlager.
Den 10ten May erhielten wir Nachricht von einer Feuersbrunst in
Konstantinopel, die 1700 H\xE4user vernichtet hatte; den 12ten sah sich der
Kihaja des Gro\xDFveziers seiner W\xFCrde entsetzt. Den 6ten Juny zog
Misir Pascha mit 4000 Pferden, und 3000 Fu\xDFv\xF6lkern vor dem Sultan auf, und den folgenden Tag marschirte der
Janitscharen Aga mit gesammter Infanterie nach
Philippopoli. Gegen Abend st\xFCrtzte ein schrecklicher Sturmwind alle Zelten, und viele Geb\xE4ude zu Boden. Auch unter den Pferden geschah nicht geringer Schade, indem viele Hengste frey wurden, und sich aneinander zerfleischten. Den 8ten Juny verh\xF6rte ich einen Uiberl\xE4ufer, der von
Otowa gebracht worden. Er sagte: bey
Pantschowa st\xFCnden vier kaiserliche Regimenter, und erwarteten t\xE4glich die Infanterie,
Pinz Engen w\xE4re selbst
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da gewesen, habe auch den Ort zur Schlagung einer Br\xFCcke bestimmt. Den 12ten brach der Gro\xDFvezier mit der \xFCbrigen Armee auf, und den 19ten Juny kam er zu
Philippopoli an, worauf bald eine blutige und viel drohende Scene unter der Armee erfolgte. Die Uneinigkeit der
Janitscharen und
Spahis brach den 23ten Juny in T\xE4tlichkeiten aus. Sie fielen sich mit solcher Verbitterung an, da\xDF die erstern gen\xF6htiget waren, Verschanzungen aufzuwerfen. Vergebens bem\xFCheten sich die Abgeordneten des Gro\xDFveziers die Gem\xFChter zu bes\xE4nftigen. Das Gefecht dauerte 3 Stunden, und h\xE4tte noch l\xE4nger gedauert, allein der Gro\xDFvezier n\xF6htigte endlich durch Gewalt der Waffen die feindselige Parthey zur Flucht. Geschah dieses nicht, so war der heurige Feldzug vereitelt. Alles w\xE4re niedergehauen, und die Kriegskasse gepl\xFCndert worden. Von beyden Theilen blieben 500 Mann, und 180 wurden verwundet. Den 24ten Juny brachten die
Tataren zween gefangene Dragoner, die behaupten wollten,
Prinz Eugen sey mit einer Armee von 130,000 Mann \xFCber die
Donau gegangen, um
Belgrad zu belagern. Den 29sten langten wir mit der Armee bey
Sophia an.
Den 6ten July sagten drey Uiberl\xE4ufer von der Reiterey aus: die Kaiserlichen w\xE4ren nicht Willens
Belgrad zu beschie\xDFen, bis sie nicht mit der t\xFCrkischen Armee geschlagen h\xE4tten. Jenseits der
Sawa st\xFCnden sechs Bayrische Kavallerieregimenter. Unsere Kanonen und Munition kamen den 10ten von
Widdin bey unserer Armee zu
Nissa an. Da aber der Pa\xDF auf der
Donau bey
Ujpalanka gesperrt war, blieben die gr\xF6\xDFten Kanonen zur\xFCck, denn wegen ihrer gro\xDFen Schwere konnten sie zu Lande nicht gef\xFChret werden. Nach Er\xF6fnung des Passes sollten sie aber nebst dem Proviante nachgebracht werden. Den 15ten July brach unsere ganze Armee von
Nissa auf.
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Den 1sten Aug. erreichten wir
Belgrad, und unsere Armee mu\xDFte zu ihrem Verderben neue Thorheiten begehen. Wir lagerten uns in ein Thal, wo kein Wasser, kein Holz und kein Futter war. Zwo Stunden weit her mu\xDFten wir das Wasser holen, f\xFCnf bis sechs Stunden weit fouragiren; dabey unsere Pferde nicht wenig Durst, Hitze und Hunger litten. Zwo Portionen Haber kosteten einen Thaler, das Pfund schwarzen Zwiebacks einen halben. Uibrigens war unser Lager gut verschanzt. Auf den Anh\xF6hen umgab es eine Wagenburg, nebst einem Graben; unten eine gute Schanze. Denn ein Ger\xFCcht, als w\xFCrden 20,000 feindliche Hussaren in das Lager einfallen, verbreitete grosse Furcht unter den T\xFCrken. An Uiberl\xE4ufern fehlte es uns gar nicht. Zween, drey bis f\xFCnf Mann, kamen t\xE4glich, und so waren uns die Vorf\xE4lle im Christlichen Lager nicht unbekannt. Bey unserem Hofstaate hatten wir keinen, Mangel; Brod, Fleisch, Wein und Brantewein die Gen\xFCge. Wir assen und tranken den ganzen Tag, \xFCberzeugt, unser Schicksaal w\xFCrde bald entschieden werden. Denn die Armee bereitete sich zu einem Sturm auf das Christliche Lager. Donnerstag Abends wurde Befehl ertheilt, ihn Morgens vor Anbruch des Tages anzufangen. Er wurde aber durch einen starken Platzregen vereitelt, der die ganze Nacht und den folgenden Tag mit solchem Ungest\xFCmme anhielt, da\xDF man in unserm Lager wegen des Morastes nicht drey\xDFig Schritte zu Fusse fortkommen konnte. Uns bek\xFCmmerte dieses wenig, wir sassen in unsern Zelten, tranken bey dem Donner der Kanonen vergn\xFCgt ein Gl\xE4sgen Wein, und belustigten uns bey der Nacht an den Bomben, die gleich den Flederm\xE4usen hin und her flogen.
Den 13ten Aug. kam der Tatarchan bey unserer Armee mit 80,000 Mann an. Den folgenden Tag wurden, unsere Fouragierer von R\xE4ubern \xFCberfallen,
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und litten stark; doch brachten sie verschiedene Gefangene mit zur\xFCck, die nach ihrem Verh\xF6re sogleich enthauptet wurden. In der Nacht des 15ten Aug. warfen die
Janitscharen neue Verschanzungen gegen das Kaiserliche Lager auf, so, da\xDF sich beyde Theile in die Augen sehen, und h\xF6ren konnten. Sie feuerten so schrecklich auf einander, da\xDF wir aus dem Lager unsere Leute in den Laufgr\xE4ben herum laufen sahen. Der 16te Aug. entschied unser Schicksal.
Unter Bedeckung eines dicken Nebels wurde unsere Armee von 30,000 Kaiserlichen Truppen ohne viele Weitl\xE4ufigkeit g\xE4nzlich geschlagen. Abends sahen wir uns zu
Semendre an der
Donau. Hier mu\xDFten wir wegen der vorausgef\xFChrten Verwundeten Halte machen. Den 18ten brachen wir mit dem Gro\xDFvezier auf. Schrecken, Noth und Hunger herrschte unter uns. Drey St\xFCcke Zwieback war mein ganzer Vorraht, von dem ich drey Tage lebte, viele andere hatten gar nichts. Zwar schickte uns der Sultan von
Sophia Lebensmittel zu, 30 W\xE4gen mit Butter, 30 mit Honig, 30 mit Reis, 40 mit Zwieback. Allein was half es? Die schneller als wir geloffen waren, hatten alles schon in Empfang genommen. Nach zween Tagen fanden wir die F\xE4\xDFer in einem Walde, aber ganz leer. Den 19ten Aug. giengen wir \xFCber die
Mur, und aus Furcht, die Feinde m\xF6chten uns nachsetzen, wurde die Br\xFCcke hinter uns abgebrennt. Von
Belgrad bis nach
Nissa fanden wir alle D\xF6rfer von unsern Vorl\xE4ufern ausgepl\xFCndert, und angez\xFCndet. Den 21ten erreichten wir
Nissa; hier kam auch den 30sten
Mustapha Pascha, gewesener Kommendant zu
Belgrad, mit seiner Besatzung an. Er konnte sich nicht enthalten die Deutschen \xF6ffentlich zu r\xFChmen: sie hielten Treue und Glauben, nicht wie die T\xFCrken, und w\xE4ren gute Zuchtmeister f\xFCr diese. — Gewi\xDF! w\xE4re dieser Feldzug f\xFCr die Deutschen ungl\xFCcklich gewesen;
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kaum h\xE4tte ein Christ f\xFCr dem Stolze der T\xFCrken sicher auf den Strassen gehen k\xF6nnen. So aber lie\xDFen sie fein h\xFCbsch die Ohren h\xE4ngen, und sch\xE4mten sich wie die alten Huren.
Den 3ten Sept. wurde der alte Gro\xDFvezier
Halil Pascha seiner W\xFCrde entsetzt, und nach
Thessalonich verbannt, von da er aber heimlich wegfl\xFCchtete, und niemand wu\xDFte wohin.
Achmed Pascha wurde sein Nachfolger, der sogleich Befehl bekam, die
Nissaer Schanze wieder zu befestigen, wie es ehemals von den Deutschen geschehen. Fast die ganze Armee arbeitete Tag und Nacht daran. Den 15ten kamen zw\xF6lf Feldst\xFCcke an, die Schanze damit zu besetzen; und den 17ten Geschenke f\xFCr den neuen Gro\xDFvezier: sechs sch\xF6ne t\xFCrkische Hengste und ein Hantschar, oder Messer. Zween Uiberl\xE4ufer, Franzosen, sagten den 18ten: das v\xF6llige Lager st\xFCnde noch bey
Belgrad, und stellten den Verlust der Deutschen so \xFCbertrieben vor, da\xDF ich es gar nicht glauben konnte. Zwey Regimenter w\xE4ren ganz zu Grunde gerichtet, und von den \xFCbrigen fehlten zwey bis vierhundert Mann. Den 19ten erhielten wir Nachricht, da\xDF Kaiserliche Hussaren in die
Moldau gefallen, auch versuche der Kapit\xE4n
Piwoda alles, sich der
Walachey zu bem\xE4chtigen. Da nun die
Nissaer Schanze verfertigt war, besah ich sie den 24sten, mit einem guten Freunde. Wir trafen daselbst auf eine Gesellschaft von T\xFCrken, die von allerhand sprachen. Ein alter T\xFCrk, der noch vor
Wien mit gewesen war, sagte: Ihr Narren! ihr k\xF6nnt ja keine Schanzen bauen; lasset die Deutschen bauen, und wann sie fertig sind; so kommet, und erobert sie. — Allein ein anderer Greis erwiederte: „Ist aber hernach der T\xFCrk im Stande dem Adler auch nur ein Huhn aus den Klauen zu rei\xDFen? Nimmermehr! Hast du es nicht bey
Belgrad gesehen? Wir dachten den Vogel schon im K\xE4fige zu haben; allein, wie hat er uns
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ausgezahlt? da\xDF wir uns verwundert haben; und noch ist er gn\xE4dig und barmherzig mit uns verfahren, da uns Gott in seine H\xE4nde gegeben, da\xDF er uns nicht verfolgte." Hier verlie\xDFen wir sie. Alles war bey uns sehr theuer. Wir bezahlten ein Fuder Heu mit 7 Thalern; Eine Pferdportion auf einen Tag, kostete einen halben Thaler, eine halbe Oka Salz, einen Viertel Thaler. Die meisten Einwohner verlie\xDFen wegen des Festungsbau ihre H\xE4user, und begaben sich an andere Oerter.
Den 5ten Okt. verlie\xDFen wir unter Abfeurung der Kanonen
Nissa, wo wir sechs und vierzig Tage gestanden, und langten den 13ten, zu
Sophia an. Den 14ten kam auch der engl\xE4ndische Gesandte, und hatte den folgenden Tag bey dem Gro\xDFvezier Audienz. Sein Sekret\xE4r verreiste den 18ten auf
Belgrad; man glaubte, da\xDF es auf einen Frieden abzwecke. Den 20sten h\xF6rten wir die Ankunft des Prinzen
Ragotzi zu
Gallipoli, der n\xE4chstens zu
Adrianopel erwartet w\xFCrde. Am 22sten, speiste mein Herr bey dem Gesandten, in dessen Gesellschaft wir nach der Tafel auf das Dorf
Boja ritten, woselbst ein sch\xF6nes warmes Bad ist. So ritten wir auch den 26sten, mit meinem Herrn in die Sophianischen Gebirge. In der H\xE4lfte des Gebirgs kamen wir zu dem Kloster Aja Sophia, wo die sch\xF6nsten Wasserqwellen zu sehen sind. Den Fu\xDFboden der Kirche bedeckt rohter Marmor, und hat kreutzweise angebrachte Rinnen, darinnen Qwellwasser flie\xDFet. Die M\xF6nche bewirteten uns gut, darauf uns ein Kalugjer auf einem sehr engen Fu\xDFsteige auf die H\xF6he des Berges f\xFChrte, die wir nach anderthalb Stunden erreichten. Hier fanden wir die anmuhtigsten Wiesen, und eine Ebene, darauf wohl 20,000 Mann stehen k\xF6nnen. Wir kamen zu einer so starken Qwelle, da\xDF sie am Fusse des Gebirges M\xFChlen treibt. Um dieselbe sind noch Ruinen von einem Bade der Diane, wie der M\xF6nch sagte; und auf
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f\xFCnfzig Schritte davon, auch von einem Tempel derselben. Nachdem wir diese Denkm\xE4ler des Alterthums besehen hatten, setzten wir uns bey der Qwelle nieder, und hiengen unsere Flaschen darein. Der Wein wurde bald so kalt, da\xDF er fast nicht zu genie\xDFen war, ich wollte auch das Wasser versuchen; aber seine K\xE4lte war gar zu gro\xDF.
Den 27sten Okt. entstand ein gef\xE4hrlicher Tumult im Lager. Den
Janitscharen war ihr Sold ganz versprochen worden, der Reiterey aber nur die H\xE4lfte. Hier\xFCber erbittert, forderten sie mit Gewalt ihren Sold gleichfalls ganz. Aus Mangel des ben\xF6htigten Geldes aber, wurde ihnen der Rest zu
Adrianopel versprochen. Doch bes\xE4nftigte sie diese Zusage gar nicht; sie rotteten sich auf 30,000 Mann zusammen und lie\xDFen dem Gro\xDFveziere vermelden: er sollte sie alsbald bezahlen, oder sie wollten sich selbst bezahlt machen. Wollte nun derselbe nicht sich und das Lager der \xE4u\xDFersten Gefahr aussetzen, so mu\xDFte er ihnen bis den f\xFCnfzehnten Tag den ganzen Sold versprechen. Er schrieb sogleich an den Gro\xDFsultan.
Den 11ten Nov. \xFCberbrachten 70 Kameele das Geld, worauf den folgenden Tag alle Soldv\xF6lker ausgezahlt wurden. Wir erhielten zugleich Nachricht, da\xDF der Sultan dem Prinzen Ragotzi am 4ten Nov. neun pr\xE4chtig ausger\xFCstete Pferde zum Geschenke entgegen geschickt, worauf dieser den 6ten, seinen \xF6ffentlichen Einzug zu
Adrianopel gehalten habe. Auch der Gro\xDFvezier erhielt den 13ten Nov. von dem Sultane Geschenke, einen pr\xE4chtigen Zobelpelz, und einen mit kostbaren Aedelgesteinen besetzten S\xE4bel. Nach zween Tagen brachen wir von
Sophia auf, und hielten den 29sten unsern Einzug zu
Adrianopel. Es war uns dabey nicht wohl zu Muhte; denn die Pest w\xFChtete in der Stadt so sehr, da\xDF t\xE4glich drey bis vier hundert Personen dahin starben.
(p314)
Den 10ten Dec. langte der holl\xE4ndische Gesandte von
Konstantinopel hier an, und hatte den folgenden Tag bey dem Gro\xDFvezier Audienz; desgleichen der Prinz
Ragotzi am 17ten Dec. Auch kam den 20sten, ein kaiserlicher Hauptmann,
Andreas Blum, vom Heisterischen Regimente, mit Depeschen an. Er wohnte auf meinem Zimmer, und reiste nach acht Tagen mit ansehnlichen Geschenken, auf der Post ab. Den 29sten h\xF6rten wir, da\xDF die Flotte bey
Konstantinopel angelandet sey, dabey aber ein Schif mit 500 Mann in die Luft geflogen, indem bey L\xF6sung der Kanonen, Feuer in die Pulverkammer gekommen. Ein andres Schif scheiterte, da es sich im engen Hafen wegen des hefftigen Windes nicht regieren konnte, und 40 Personen b\xFC\xDFten das Leben ein.
1718.
Den 12 J\xE4nner, hatte
Rakotzi bey dem Sultan Audienz, der ihm nicht nur einen mit Zobel gef\xFCtterten Kaftan, welcher auf zw\xF6lf Beutel, oder 12200 ungr. Gulden gesch\xE4tzt wurde; sondern auch ein pr\xE4chtig ausger\xFCstetes Pferd verehrte, auf welchem er nach Hause ritt. Den 16ten reiste der holl\xE4ndische Gesandte ab, und gieng nach
Sophia. Den folgenden Tag wurde der grichische Patriarch seiner W\xFCrde entsetzt, die ein andrer wegen seines h\xF6hern Bohts, erhielt; allein durch Vermittelung meines F\xFCrsten hatte er den 20sten Febr. das Gl\xFCck sie wieder zu erlangen.
Im Hornunge geschahen verschiedene Ver\xE4nderungen bey der Armee. Den 2ten, verlor der
Janitschareenaga seinen Dienst; gleiches Schicksal hatte am 7ten, sein Vizekomandeur,
Kut Kihaja, und den folgenden Tag der Tefterdar Effendi, oder Kaiserliche Geheime Kriegsrahts Sekret\xE4r. Den 12ten M\xE4rz, zeigte die ausgesteckte Kriegsfahne vor der Pforte des Gro\xDFveziers, den bevorstehenden Feldzug an. Worauf den folgenden Tag der Genera!
Bertscheni von
Czernawoda an der
(p315)
Donau eintraf, und den 14ten ein spanischer Gesandter mit geheimen Befehlen an den
Rakotzi. Man erfuhr hernach, da\xDF
Rakotzi die Pforte zur Fortsetzung des Kriegs bewegen sollte, weil beyde grosse Vortheile davon zu erwarten h\xE4tten; indem Spanien dem Hause Oesterreich den Krieg angek\xFCndigt habe. Er hatte sogleich den andern Tag Audienz bey dem
Rakotzi. Den 4ten Apr. lief von
Konstantinopel die Nachricht ein, da\xDF zwey grosse Kriegsschiffe verbrannten, welcher Schade auf 80,000 Beutel gesch\xE4tzt wurde. Zum Gl\xFCcke war dabey Windstille, sonst h\xE4tte die ganze Flotte gleiches Schicksal gehabt. Der Kapit\xE4npascha und
Terschona Emin, verloren deswegen ihre Dienste. Den 7ten wurden die Gezelte vor der Stodt aufgeschlagen, worauf der
Janitscharenaga den 10ten, und den folgenden Tag der Gro\xDFvezier, ihren Auszug hielten.
Den 3ten May, zog
Jeni Dungoer Pascha, mit 6000 Mann, und den folgenden Tag,
Tsane Trebinde Pascha, mit 3000 arabischen Reitern vor dem Gro\xDFveziere auf. Den 6ten, setzte sich die ganze Armee in Marsch, und lagerte sich den 16ten, bey
Philippopoli; wegen der dasigen Pest aber durfte kein Mensch in die Stadt. Folgenden Tag ward ich mit drey Packpferden nach
Stanimaka, einer Freystadt drey Stunden von hier, abgeschickt, um Wein f\xFCr uns zu holen. Ich bewunderte daselbst die au\xDFerordentlichen grossen F\xE4\xDFer. Als ich aus einem Keller in den andern ritt, die Weine zu kosten, fand ich F\xE4\xDFer, davor ich zu Pferde stand, und mit ausgestrecktem Arme doch nicht die H\xF6he derselben erreichen konnte. Ein Mensch h\xE4tte Raum genug gehabt, darinn herumzureiten. So fand ich auch Branteweinf\xE4\xDFer von vier bis 700 Eimern. Beyde Getr\xE4nke waren im geringen Preise. Die Oka des be\xDFten Weins kaufte ich um zween, und die Oka Brantewein um neun Pfennige. Der Knoblauch w\xE4chst da gemeiniglich
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eine Mannsfaust dick. — Die Stadt liegt an zween Bergen, oder Felsen, darzwischen ein Bach str\xF6mt, der die sch\xF6nsten Forellen f\xFCr die Tafel des Sultans, Gro\xDFveziers und andrer Herrschaften in Menge liefert. Sie hat 250 Kl\xF6ster, und genie\xDFet solcher Freiheiten, als kein Ort im ganzen t\xFCrkischen Reiche. Kein T\xFCrk darf in der Stadt \xFCber Nacht bleiben; beleidigt er jemanden; so schlagen sie ihn todt, werfen ihn vor die Stadt, hinaus, und er ist bezahlt. Auch die Lebensart der Einwohner zeichnet sich aus. Sonst darf kein Frauenzimmer, jung oder alt, im t\xFCrkischen Reiche mit unbedecktem Gesichte gehen; hier aber, sitzen Weiber und M\xE4gdchen mit freyem Gesichte auf den Strassen, und n\xE4hen die sch\xF6nsten Sachen mit Gold. Die Mannsleute sind ziemlich grob und ungeschickt, das Frauenzimmer aber desto z\xE4rtlicher, sehr wei\xDF und sch\xF6n. —
Den 18ten May, verlor der Gro\xDFvezier seine W\xFCrde, die
Ibrahim Pascha, des Sultans
Eidam, erhielt. Folgenden Tag hatte der Mufti, weil er sehr wider den Frieden war, gleiches Schicksal. Den 20sten, brach der
Janitscharenaga von hier auf; ihm folgte den andern Tag der
Tsebetri Pascha, oder Munitionsf\xFChrer, und den 22sten, der
Toptsi Pascha. Endlich den 10ten Brachmond, marschirte der neue Gro\xDFvezier mit der ganzen Armee fort. Den 25sten lagerten wir uns unter die Sophianischen Gebirge Die Qwellen derselben wurden vermittelst der Rinnen durch das ganze Lager, und neben jedem Zelte geleitet, so da\xDF wir auch die Pferde tr\xE4nken konnten. Den 28sten, stie\xDF der Pascha von
Aleppo mit 6000 Pferden zur Armee, desgleichen am 30sten, die Paschen von
Bagdad,
Damasko, und verschiedene andre.
Den 6ten Heumond, marschirte der Tatarchan mit 90,000 Mann vorbey. Der Zug dauerte sechs Stunden. Den 8ten langten wieder vier Paschen an, von
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Anatolien, Turkmanien, Diarbekir und Cypern. Allein der erfolgte Friedensschlu\xDF machte alle diese Anstalten \xFCberfl\xFC\xDFig. Der Sekret\xE4r des
walachischen F\xFCrsten kam den 18ten mit Briefschaften, und von ihm h\xF6rte ich, da\xDF wirklich Friede geschlossen worden. Diese Nachricht verursachte den 20sten in der Nacht eine gef\xE4hrliche Meuterey unter den
Janitscharen; so, da\xDF ihr
Aga mit genauer Noht sein Leben davon brachte. Dergleichen Auftritten vorzubeugen, wurden sie den folgenden, Tag vertheilt, und theils nach Bosna, Widdin und
Nissa verlegt. Den 28sten, h\xF6rten die Mund- und Pferdeportionen auf, und jeder erhielt Freyheit nach Hause zu gehen. Man konnte ihrer auch, eher nicht loswerden, als bis ihnen nichts mehr gegeben wurde. Die t\xE4gliche Portion f\xFCr die Armee betrug 40,000 Thaler. Den 30sten wurde der
Reis Effendi zum Pascha erkl\xE4rt, und nach der
Walachey abgeschickt, die Gr\xE4nzscheidung mit den Deutschen zu berichtigen.
Den 10ten Aug. brachen wir mit dem Gro\xDFvezier auf, und erreichten am 28sten
Adrianopel. Der Tatarchan befand sich auch hier; allein den 30sten, erhielt er die unangenehme Nachricht:
Deli Sultan habe sich wider ihn emp\xF6rt, auch sich schon des be\xDFten Theils seines Reichs bem\xE4chtigt, nachdem er seine Armee geschlagen, dabey zween seiner S\xF6hne, nebst acht Mursen das Leben verloren. Itzt stehe er mit 25,000 Mann vor seiner Residenz, nach deren Einnahme er sich auf den Trohn setzen wollte. — Der Chan verlangte sogleich bey dem Gro\xDFsultan Audienz. Er erhielt sie den ersten Sept., wobey ihm derselbe die verlangte Hilfe wider den
Deli Sultan zusagte. Den 14ten, kam ein russischer Gesandter. Er verlangte im Namen seines Monarchen eine hinl\xE4ngliche Genugthuung, wegen des Einfalls des
Sultan Deli in seine Staaten, da er viele D\xF6rfer ausgepl\xFCndert, und die Einwohner in die Sklaverey ge-
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f\xFChrt habe. Im gegenseitigen Falle w\xFCrde er sich selbst Genugthuung verschaffen. — Den 15ten schrieb ich die Friedenstraktaten, die aus zwey B\xFCchern bestunden. Der Friede, auf 24 Jahre geschlossen, f\xE4ngt mit dem 7ten Jul. 1718, an. Am 24sten langte der F\xFCrst
Nikol. Maurokordato aus seiner Siebenb\xFCrgischen Gefangenschaft allhier an.
Den 3ten Okt. reiste der Tatarchan nach seinen Staaten ab, und den 5ten wurde der Kaiserliche Prinz
Bajazet gebohren. Nun erfolgte auch die R\xFCckkehr des Hofs nach
Konstantinopel. Den 6ten, brach der
Janitscharenaga mit dem Fu\xDFvolke auf; ein gleiches thaten wir den10ten, mit dem Gro\xDFvezier, und hinter uns folgte der Gro\xDFsultan mit seinem Frauenzimmer in f\xFCnfzig Kutschen. Den 11ten, lagerten wir uns bey
Havsa; den 12ten bey
Baba Esky; den 13ten, bey
Burgaz, da h\xF6rten wir von einem abermaligen Brande zu
Konstantinopel, dadurch 500 H\xE4user in die Asche gelegt worden; den 14ten Karistaran; den 15ten, bey
Czorbo; den 16ten, bey
Szilivri, eine sch\xF6ne und grosse Handelsstadt am wei\xDFen Meere; den 17ten, bey
Bujuk Csekmetse, woselbst eine Br\xFCcke mit 32 Schwibb\xF6gen \xFCber einen Arm des Meeres steht den 18ten, bey
Kutsuk Tsekmetse, da abermal eine Br\xFCcke von f\xFCnf und zwanzig Schwibbogen ist. Den 19ten, eilte mein Herr, nebst den \xFCbrigen Residenten nach
Konstantinopel, um desto beqwemer den Einzug des Gro\xDFsultans sehen zu k\xF6nnen. Dieser erfolgte den 22sten. Okt. Alle Gassen, durch welche der Einzug geschehen sollte, waren 4 Finger hoch mit Sand bestreut. Um 10 Uhr nahm er seinen Anfang. Zuerst kamen 7000 Mann Tsemetsiler, paarweise in ihren Galla Turbans. 2) Das Regiment Toptsilor. 3) Die Janitscharen. 4) Die Tsorbatsilar, oder Generals und Offiziers. 5) Eine Eskadron von jungen Cavliers. 6) Der
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Unterstallmeister, mit etlichen Stalloffiziers, und einer Fahne. 7) Zw\xF6lf pr\xE4chtig geschm\xFCckte Pferde, davon, eines wohl eine Grafschaft wehrt war. 8) Zwey Kameele, davon eines den Koran, das andere Mahomets Kleid, oder Ityrka trug. 9) Mahomets Szantsak Serif. 10) Der Gro\xDFsultan selbst zu Pferde, von zw\xF6lf Szalaktar zu Fusse umgeben. Leute von ausnehmender Gr\xF6\xDFe, und mit so hohen Puschen von Strau\xDFfedern auf den Turbans, da\xDF man den Sultan kaum sehen konnte. 11) Der Kaiserliche Prinz von zehen Jahren. 12) Der Sziligtor, oder Schwerdtf\xFChrer des Sultans und der Imrohor, oder Oberstallmeister, nebst der Kaiserlichen Leibkutsche. 13) Der Diwan Effendi, und des Sultans Kammerdiener, der auf beyden Seiten des Pferdes grosse Geldbeutel f\xFChrte, und bald rechts, bald links Geld unter das versammelte Volk ausstreute. 14) Des Sultans 6 Leib - Poschien. 15) Der Ober-Hofmeister mit seinen Handpferden; auf ihn folgten die \xFCbrigen Poschien; vierzig zur Kaiserlichen Feldmusick geh\xF6rige Personen; der Unterhofmeister mit etlichen Hofjunkern. Auf diese kam das Hofgesinde, aber in grosser Unordnung. Nach einer kleinen Stille erschien eine Menge morischer Verschnittenen, die alle Leute aus den Gassen ganz unbarmherzig wegpeitschten, da\xDF sich niemand darinn durfte sehen lassen. Diesen uns unvermuhteten Auftritt verursachte die Ankunft des Kaiserlichen Frauenzimmers. Zuerst kamen sechs Handpferde und der Rislar
Aga, Oberaufseher des Serails mit seinem Hofstaate, und dann f\xFCnfzig Kutschen im vollen Gallope, alle mit wei\xDFen Pferden bespannt, deren M\xE4hne und Schweife roht gef\xE4rbt waren. 12,000 Spahi, gleichfalls in vollem Gallope, machten den Beschlu\xDF. — Diese Feyerlichkeiten endigten sich erst um f\xFCnf Uhr Abends.