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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 4, Heft 1, Text 08 (S. 120-127)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg,
L\xF6we, 1787
Autor: o. N. (d.i.
Johann Seivert)
Zuordnung: Geschichte, Numismatik
(p120)
8. Ausz\xFCge aus Briefen.
1. Uiber ein Paar M\xFCnzen.
Auf meinem Krankenbette las ich
K\xF6hlers M\xFCnzbelustigungen. Auf der 289igsten Seite des 14ten Bandes, fand ich einen r\xE4htselhaften Thaler. Auf der Vorderseite stehen die Worte: QVARE. FREMVERVNT. GENTES. Ein geharnischtes, und gekr\xF6ntes Brustschild, welches K\xF6hler wahrscheinlich richtig, f\xFCr den K\xF6nig
Ferdinand den Ersten, h\xE4lt. Die R\xFCckseite: NON. CONCVPISCES. DOMVM. PROXIMI.; und den eink\xF6pfigen Reichsadler. – Nach des Verfassers Muhtmasung zielet die Umschrift des Verses auf den gro\xDFen
Widerspruch bey seiner R\xF6mischen K\xF6nigswahl, von Kuhrsachsen, Bayern, L\xFCne-
(p121)
burg etc. Die Umschrift der R\xFCckseite aber, w\xE4re ein Vorwurf den Evangelischen St\xE4nden, wegen ihrer Einziehung der geistlichen G\xFCter welches so grosses Aufsehen, und Aergerni\xDF verursachte. – Wie, wann dieser Thaler auf den
K\xF6nig Johann von Zapolya, und die von ihm erregten T\xFCrkischen Kriege gepr\xE4gt worden w\xE4re? – Was meynen Sie? Ich w\xFCrde es gewi\xDF glauben, wann nicht der R\xF6misch-K\xF6nigliche Adler es erwiese, da\xDF diese M\xFCnze nicht vor dem Jahre 1531, gepr\xE4gt seyn k\xF6nnte. –
Auch erw\xE4hnet er aus
Schlegels Bibl. in numis, einer denkw\xFCrdigen Klippe mit K\xF6nig Ferdinands Brustbild, und der Umschrift: SVB VMBRA ALARVM TVARVM. PROTEGE NOS. Die Kehrseite hat nur die Auffschrift: PATERNA REGIS FERDINANDI PII VISITATIO TRANSILVANIAE REGNI SVB ANNO MDLI. – Da\xDF K\xF6nig Ferdinand nach
Siebenb\xFCrgen gekommen, finde ich nirgends berichtet, und es wird mir auch durch die damalige Lage der \xF6ffentlichen Angelegenheiten h\xF6chst unwahrscheinlich. Allein im Jahre 1551, untersuchten K\xF6nigliche Kommissarien, die Landesherrlichen Eink\xFCnfte in Siebenb\xFCrgen, und bem\xFChten sich Recht und Ordnung einzuf\xFChren. Sollte nicht die Klippe auf diese Begebenheit gepr\xE4get worden seyn? und vielleicht in Siebenb\xFCrgen, welches w\xFCnschte, der K\xF6nig m\xF6chte es unter dem Schatten seiner Fl\xFCgel beschirmen! – Doch genug von Muhtmassungen. –
2. Einige Abla\xDFbriefe, aus dem dreyzehnten Jahrhunderte.
1. Eine Abla\xDFurkunde von den Jahren 1430, und 1444, in welcher bey Gelegenheit der zweymali-
(p122)
gen Reconciliation der
Kaschauer Spitalkirche,* ein Vierzigt\xE4giger Abla\xDF ertheilet wird.
Nos
Nicolaus, Dei & Apostolicae Sedis gratia Episcopus Dyonisiensis,
Agriensis Ecclesiae Suffraganeus generalis, Notum facimus, – quod cum in Anno Domini millesimo quadringetesimo tricesimo – ad instantiam prudentum – virorum, Iudicis & Iuratorum Civitatis,
Casse hospitale in honore Sancti Spiritus fundamentum in proximo ejusdem civitatis ob antiquitatem & incuriam collapsum reconciliassemus – nobis fuit per praefatas cum humilitate & reverentia supplicatum, quatenus indulgentias & remissiones concedere dignaremur, nos – ** in cujus rei testimonium praesentes nostras dedimus nostro sub sigillo roboratas perpetuo duraturas. Datum ibidem tempore Reconciliationis. Anno, die, mense, quibus supra.
Et nos Nicolaus, eadem gratia
Episcopus Tripolitanensis, Gubernatorque abbacie Beatorum Petri et Pauli Apostolorum in
Serench, ordinis Sancti Benedicti Suffraganeus, pro tunc alme Ecclesiae agriensis in Potificialibus generalis, universis – significamus – quomodo sub anno Nativitatis Domini MCCCCXLIIII. – hospitale extra muros Civitatis
Casse in honore - Sancti Spiritus fundatum – nunc autem propter regni disturbium ruptum & desolatum – reconciliavimus, volentes igitur
* scripta manu nostra propria, loco, die, mense, quibus supra. Orate pro me, fratres charissimi!
2. Eine dergleichen Urkunde vom Jahre 1464, in welcher erw\xE4hnter Spitalkirche, und dem Spitale von
* Von dieser Kirche ist itzt kein Stein mehr \xFCbrig.
** Hier folgen die Bewegursachen, die Bedingnisse, und die Tage des Ablasses.
*** Hier stehet die Ertheilung des Vierzigt\xE4gigen Ablasses.
(p123)
dem
Erzbischofe zu Gran, Dyonisius hundert, und andern Ungrischen Bisch\xF6fen vierzig Abla\xDFtage ertheilet werden.
Dionysius miseracione divina titl Sancti Ciriaci in termis, Sacrosancte Romane Ecclesie presbiter Cardinalis
Archiepiscopus Strigoniensis, locque ejusdem Comes perpetuus, Primas & Apostolicae sedis legatus natus, ac in Regno Hungariae sedis legatus natus, ac in Regno Hungariae sedis legatus de latere, Vniversis – Vt ecclesia hospitalis in honore Sancti Spiritus extra muros Civitatis
Cassoviensis exstructa
Agriens. diecesis congruis frequentetur honorib.* – Datum in
Albaregali, ultima die mensis Marcy, Anno Domini millesimo quadringentesimo sexagesimo quarto. Et nos
Stephanus Colocensis & Bachiensis canonice unitarum, ac
Simon Antibarensis Archiepiscopi, ac
Ioannes Waradiensis, & alter
Ioannes Quinque Ecclesiensis,
Albertus Wesprimiensis,
Augustinus Iaurinensis,
Nicolaus Transilvaniensis,
Demetrius Zagrabiensis,
Wincencius Waciensis,
Vrbanus Zirmiensis, &
Marcus Thiniensis, ac
Stephanus Streveriensis Ecclesiarum Episcopi ** – Datum anno, loco, & mense, quibus supra.
3. Eine \xE4hnliche Urkunde, die den Katharina-Altar in der Kaschauer Pfarrkirche betrift, vom Jahre 1463 und 1464.
Dionysius miseracione Divina titl Sancti Ciriaci
* Datum
Strigonii, in die Festi beati Stepha-
* Hier stehen die Bewegursachen, Bedingnisse, und die Tage des Ablasses.*
** Die Ertheilung des Vierzigt\xE4gigen Ablasses.
*** Der Titel, wie in der erst angef\xFChrten Urkunde, hernach die Bewegursachen, Bedingnisse, und Tage des Hundertt\xE4gigen Ablasses.
(p124)
ni Prothomartiris anno Domini millesimo quadringentesimo sexagesimo tertio. Et nos
Stephanus Colocensis & Bachiensis * – Datum in
Albaregali, Feria quinta proxima ante festum Pasce Domini, Anno ejusdem, millesimo quadringentesimo sexagesimo quarto. **
4. Eine Abla\xDFurkunde, in welcher neun Kardin\xE4le, im Jahre 1483 dem
vierzehn Nohthelfer Altare in der
Kaschauer Pfarrkirche, unter verschiedenen Bedingnissen einen Hundertt\xE4gigen Abla\xDF ertheilen.
Anfangs stehen die Namen dieser Kardin\xE4le, hernach die Bewegursachen des Ablasses, und dann hei\xDFt es: Cupientes igitur, vt Altare in Parochiali Ecclesia Sancte Elizabeth oppidi
Caschoviensis,
Agriens: Dioec: per dilectum in Christo
Paulum D\xF6rholtz dicti oppidi unc Iudicem ad singularem cultum dictorum Sanctorum erectum & dotatum congruis
* Hier sind alle Bisch\xF6fe benennet, welche in der obigen Urkunde unter Nro 2. vorkommen; nur Vrbanus ist mit einem einfachen V geschrieben. Alle diese Bisch\xF6fe f\xFCgen erw\xE4hnten hundert Tagen noch andere vierzig bey.
** In dieser Urkunde hei\xDFet es: Cum certi ex Christi fidelibus zelo devotionis ducti oppidi Cassa quamdam missam singulis feriis fextis in Altari Beate Katharinae V. et M: in Parochiali Ecclesia Sancte Elizabeth vidue in eodem opido fundata &c. In der vorhergehenden aber stehet: extra muros civitatis Cassoviensis. Dieser Unterschied kommt meines Erachtens daher, da\xDF sich Dionysius in dieser Urkunde des R\xF6mischen Stils bediente, nach welchem alle Oerter, wo kein Bisch\xF6flicher Sitz ist, oppida genennet werden. – Doch oppidum l\xE4\xDFt sich ja nicht nur durch Marktflecken, sondern auch, – und vielleicht gegr\xFCndeter – durch Stadt verdeutschen, in welchem letztern Verstande es auch Cicero, Valerius Max. Virgil, Horatz, und mehr andere genommen haben. Selbst unser Timon sagt in Tibisci notione: apud
(p125)
frequentetur honoribus. * Der Schlu\xDF ist: Datum Rome, in domibus, anno a nativitate Dom. millesimo quadringentesimo octuagesimo tercio, die vero vicesima secunda mensis Ianuarii Pontificatus sanctissimi, in Christo Patris et nostri Domini Sixti divina providencia Pape quarti, anno duodecimo.
3. Uiber das Walachische Vater Unser
Ihre Freundschaft theilte mir neulich aus des
Szalagy sch\xF6nem Werke: De statu Ecclesiae Pannonicae das
Wallesische, und
Walachische Vaterunser mit. Beyde habe ich auch
in einem zu Leipzig gedruckten Werkchen: Orationes Dominicae, versiones fere centum. – 1740. Auf der 34igsten Seite desselben tritt das Walachische auf, allein so verhudelt, da\xDF es ein gebohrner Walach kaum lesen k\xF6nnte, wenn er nicht w\xFC\xDFte, da\xDF es das Walachische Gebet des Herrn seyn soll. Berichtiget man aber die Fehler, verbindet man die getrennten, und trennet man die falschvereinigten W\xF6rter: so ist es dem Vater unser unserer Walachen weit \xE4hnlicher, als das Salagysche.
*) Daf\xFCr hat das Wallische cela, unseres: Karele, aber beyde sind sinonymische W\xF6rter:
Latinos vocabula haec: oppidum, et urbs idem significant. – Aber das hei\xDFt wohl: Pilos findere. –
* Hier werden Bedingnisse, die Abla\xDFtage, und die Ertheilung des Hundertt\xE4gigen Ablasses angef\xFChret.
(p126)
1) Sfincinschase numelle teu. |
1) Svinzas kaese numele teu. |
2) Sevie imparacia ta. |
2) Schu vie – f\xFCr imparazia spricht man hier mit den Wallesern Enperetzia. |
3) Sust fie voja ta, cum in ceriu, a sa su prepo mortu. |
3) Schu fie voja ta, cum (bey uns cumui en) in tscherju, a scha schu (oder schi) pre pemuntu. |
4) Puine noa de e tote zilelle, dene noho astazi. |
4) Unsere: Puina noastre tschae de toata silele, deni noao astezi. Das Salagysche stimmt genauer zum Wallesischen. |
5) Sune jerta gresalele nostre cum su noi jertam a gresitolor nostri. |
5) Sch\xFCne jerta greschalele nostre, cum schu, noi jertem greschitzilor nostri. Unsere: Schi ne jartene greschaelele noastre prekum schi noi jertem greschitzilor nostri. F\xFCr vergieb, verzeih uns unsre Fehler – hat das Wallesische, und Salagysche Erla\xDF uns unsre Schulden, schi tasza noo datorilye. – |
6) Sune ne duce prenoi in kale deispitra. |
6) Sch\xFCne ne dussche pre noi in kale de ispitra auf den Weg der Versuchung finde ich in andern nicht. Unsre sagen: dutsche pre noi en inspirita, und f\xFCr das letztere stehet in der gedruckten Walachischen Bibel: Nepaschta. Salagy hat: la iszpitira, Wallesisch: la ispitire. |
7) Sune men tu jaste preroi dereu. Amen. |
7) sch\xFCne mentujaste pre noi de reou. |
Daf\xFCr beten unsre Walachen: schi ne izbeveschte de tschel
(p127)
reou. Im Wallesischen: Tze ne mentueste pre noi de viclianul. Beym Salagy: Shi mentujeste pe noi de hitlianul. In der gedruckten Walachischen Bibel hei\xDFt es auch: Schi ne mentueaeschte de viklianul.
Der Schlu\xDF unsers Walachischen Vaterunsers hei\xDFet: kei ata emperetzia, schi putaere, schi slava, din vaetschi vaetschilor. Amin!
Um das Zig\xE4unerische Vaterunser habe ich mich bisher vergebens bem\xFChet, um zu sehen, ob es mit dem \xFCbereinstimme, welches der
Herr Pfarrer ab Hortis in seiner m\xFChsamen Abhandlung von diesem faulen Volke bekannt gemacht hat. Vielleicht k\xF6nnen die unsrigen gar nicht mit Gott zig\xE4unerisch reden! – In meinem oben angef\xFChrten Werkchen befindet sich auch das
Malabarische Vaterunser; aber ich habe kein Wort in demselben finden k\xF6nnen, das der Sprache der Zig\xE4uner \xE4hnlich w\xE4re. – Unsere
Serwen haben ihre Muttersprache fast g\xE4nzlich vergessen; doch habe ich noch Hoffnung, das Vaterunser in derselben zu erhalten.