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Erste Abtheilung.

Geschichte der Ungarn unter ihren Königen aus dem arpadischen Stamme.

Stephan der Erste, und Heilige.

Gleich nach dem Tode des Geysa (997) trat Stephan, unter dem Titel eines Herzoges die Regierung des Landes, ruhig, und ohne den mindesten Widerstand an.* Aber, er genoß dieser Ruhe nicht lange. Die Deutschen, welche, wie wir oben gemeldet haben, von seinem Vater in das Land beruffen, und mit Gütern und Würden überhäufet worden, befestigten ihr Ansehen unter einem jungen, und unerfahrnen Fürsten so sehr, daß sie fast alle Macht allein in den Händen hatten, und

* Dazumal erstreckte sich Ungarn gegen Morgen bis an den Sawafluß, und Siebenbürgen; gegen Abend an Mähren; gegen Mitternacht an das karpathische Gebirg, und gegen Mittag bis an Kroatien, und Krain; es ward aber bald hernach, wie wir unten zeigen werden, um ein Merkliches vermehret.

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die meisten, und erheblichsten Ehrenstellen unter ihre Landsleute austheilten. Dieses erweckte den Neid der Eingebohrnen, welcher anfänglich ein allgemeines Murren hervorbrachte, endlich aber zu einem gefährlich scheinenden Aufruhr anwuchs, der aber noch glücklich in der Geburt ersticket wurde.* (998) Der böhmische Herzog Boleslaw bediente sich dieser Gelegenheit, und streifte mit seinen Völkern in das Land, er ward aber mit erheblichem Verluste bald wieder zurückgetrieben.

Aber, noch glühten Aufruhr und Meuterey unter der Asche, und brachen itzt in helle Flammen aus. — Kupa,der Fürst von Schimegh, welcher an Macht und Ansehen alle seines gleichen übertraf, und eine der ersten Würden im Reiche bekleidete, stellte sich an die Spitze der Mißvergnügten. Er war ehrgeitzig, und hochmühtig; er versprach sich den Sieg gewiß, ja er glaubte durch den Untergang des heiligen Stephans, auch die Herrschaft über Ungarn an sich zu bringen. Und deßwegen suchte er sich mit Adelheiden, der Wittwe des verdorbenen Herzogs Geysa zu vermählen;** da ihm aber die Hoffnung sie zu erlangen fehl schlug: so nahm er die Vertheidung der Religion seiner Väter zum Verwande, die Waffen wider seinen rechtmäßigen Herrn zu ergreifen. Diejenigen, welche dem Götzendienste noch anhiengen, vereinigten sich mit ihm hauffenweise; und viele, welche die christliche Religion aus allerhand unlauteren Absichten angenommen hatten, folgten ihrem Beyspiele. Mit diesen wilden

* Indem Wencelin, und andere Deutsche in dem Kriege mit dem Schimegher Fürsten die ansehnlichsten Stellen unter den ungarischen Völkern bekleideten.

** Die meisten einheimischen Geschichtschreiber sagen zwar, daß er diese Verbindung mit der Mutter des heiligen Stephans gesuchet; da aber diese, wie wir oben bewiesen haben, noch vor ihrem Gemahle verstorben, so ist es gewiß, daß es die zwote Gemahlinn des Herzoges Geysa des Dritten gewesen.

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Rotten verheerte er einen ansehnlichen Theil des Landes, brachte auch Wesprim, welches dazumal keine geringe Festung war, in seine Gewalt.

(999) Die Sache schien ziemlich gefährlich, weil Stephan noch in keiner sonderlichen Verfassung stand, sich auch auf die ungarischen Grossen, welche meistentheils noch Heyden waren, gar nicht verlassen konnte. Dennoch ließ er den Muht nicht sinken. Er wendete vielmehr alle Mühe an, ein zureichendes Heer von Christen zusammen zu bringen; und, nachdem ihm dieses glücklich gelungen, lagerte er sich an den Ufern des Granflusses. Dort ließ er sich auch nach alter Gewohnheit zum Ritter schlagen, ernennte sodann den Wencelin zum Befehlshaber über seine Völker, und machte alle Anstalten den Feind anzugreifen. Voll Vertrauen auf den göttlichen Beystand, gelobte er, wenn er siegen würde, dem Kloster des heiligen Martins, welches sein Vater gestiftet hatte, die Zehenden aller Einkünfte aus der Schimegher Provinz, setzte über die Donau, und gieng darauf den Rebellen, welche bey besagtem Wesprim stunden, muhtig entgegen. Dort kam es zu einem hitzigen Gefechte, in welchem beyde Theile so lang mit fast gleichem Vortheile fochten, bis der rebellische Kupa durch die Hand des tapfern Wencelin erleget ward.* Kaum aber war dieser gefallen, als auch seine Anhänger die Flucht ergriffen. — Gegen die grosse Anzahl Gefangenen erwies sich Stephan überaus gnädig; er ließ nur einige der Rädelführer hinrichten, die übrigen aber frey, und ungestraft nach Hause ziehen.

* Bonfin, Thurotz, und die meisten einheimischen Geschichtschreiber sagen, daß der Körper des erlegten Kupa geviertheilet, und die Stücke davon nach Gran, Wesprim, Raab, und Weißenburg in Siebenbürgen geschickt  worden, um dort zum Schrecken, und Beyspiele auf die Stadthöre gesteckt zu  werden.

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Nach diesem so siegreich geendigten Kriege bezahlte Stephan sogleich seine Gelübte. Er versah berührtes Kloster mit neuen, und ansehnlichen Einkünften,* und gab ihm den Astrich, oder wie ihn andere nennen, den Anastasius, den er mit einigen Priestern des Benediktinerordens, aus Braunau in Böhmen kommen ließ, zum Abbte; den Wencelin aber, und andere Helden, die sich in gedachtem Treffen so entscheidend hervorgethan hatten, überhäufte er mit Wohlthaten, und Geschenken. Und, nunmehr richtete er alle seine Gedanken auf die Einführung guter Ordnung, und Gesetze. — Da aber diese so rühmlichen Bemühungen bey den noch meist heydnischen, und wilden Ungarn gar nichts fruchteten: so verwendete er alle seine Kräfte, den Götzendienst völlig auszurotten, und durch die Ausbreitung des christlichen Glaubens seine Unterthanen gesitteter zu machen. Er ließ daher allen Götzendienst auf das Schärfeste untersagen, schickte durch das ganze Land Missionarien, und Prediger aus; ja, er gesellte sich selbst zu diesen Gesandten, predigte das Evangelium in eigener Person, und ahmte dadurch den Aposteln des Heylandes nach. — Gewiß, es mußte die heilsamsten Wirkungen in den Herzen der heydnischen Ungarn hervorbringen, wenn sie den gottseligen Eifer sahen, mit welchem sich ihr Regent der Verbreitung der Lehre Christi annahm.

Als nun dieser gottselige Fürst überall die gewünschten Früchte seines heiligen Eifers reifen sah, so beschloß er, sein Land in gewisse Sprängel abzutheilen, und diese mit frommen und gelehrten geistlichen Vorstehern zu besetzen. Da aber dieß nicht ohne Genehmhaltung des römischen Pabstes gesche-

* Der königliche Schenkungsbrief darüber, findet sich bey verschiedenen Geschichtschreibern, am richtigsten aber beym Desericius.

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ben konnte: so schickte er den zum Bischofe von Kolotza bestimmten Astrich, nebst einem Schreiben an den Pabst Sylvester den Zweyten ab, in welchem er ihn um die Bestätigung dieser Einrichtung ersuchte, und ihm zugleich die Unterwerfung seines Reiches bekannt machte. (1000) Der über die Ausbreitung des christlichen Glaubens in einem so wichtigen Lande höchst erfreute Pabst, willigte nicht nur in sein Verlangen, sondern legte ihm zugleich den Titel eines Königes, und Apostels der Ungarn bey, überschickte ihm auch eine Krone, welche nach dem Muster der griechischen Kaiserkrone verfertiget war, und eben diejenige seyn soll, mit welcher noch heut zu Tage die ungarischen Könige gekrönet werden.* Dieser fügte er auch ein Patriarchenkreutz bey, welches hernach dem ungarischen Wappen einverleibet wurde, und noch itzt bey öffentlichen Feyerlichkeiten durch einen Bischof dem Könige vorgetragen wird. Er begleitete dieses mit einem merkwürdigen Schreiben, welches in der Folge so viele Streitigkeiten veranlaßte.**

Bald nach der Zurückkunft des Astrichs ward Stephan zum Könige gesalbet, und mit der erst erhaltenen Krone am Tage der Himmelfahrt Mariä, mit grossen Feyerlichkeiten, und Freudenbezeugungen seines Volkes gekrönet; die Krone aber, der Zepter, das Kreutz, der Reichsapfel, und der bey dieser Krönung gebrauchte Mantel, dieSchuhe, und das

* Man glaubt, daß sich schon vor den ungarischen Gesandten, auch pohlnische in Rom befunden haben, welche für den Herzog Boleslaw eine Krone verlangten; daß aber dem Pabste durch eine englische Erscheinung befohlen worden, nicht Pohlen, sondern Ungarn zu einem Königreiche zu erheben. — Diese Krone ist mit 53. Saphiren, 50. Rubinen, einem  grossen Schmaragde, auch 338. Perlen gezieret, und beträgt im Golde 9. Mark, und 3. Unzen.

** Man findet dieses Schreiben in den Annalen des P. Pray vollständig eingerücket.

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Schwert, mit dem Schreiben des Pabstes Sylvester des Zweyten, und andern schriftlichen Urkunden nach Stuhlweißenburg gebracht, und der Aussicht der dortigen Domherren übergeben.*

(1001) Stephan wendete hierauf feine Sorgfalt auf die Verfassung des geistlichen und weltlichen Regiments. Und so errichtete er nach der vom Pabste erhaltenen Gewalt, das Graner Erzbischthum nebst verschiedenen andern Bischthümern, über deren Anzahl jedoch die Schriftsteller nicht einig sind.** Er stiftete auch verschiedene Kirchen, Klöster und Abbteyen,*** und versah sie mit reichlichen Einkünften. Hierauf versammelte er alle die Grossen seines Reiches, mit deren Beyhilfe verschiedene Gesetze abgefasset, und das Land in ihre Gespanschaften ordentlich eingetheilet wurde;**** er errichtete sodann auch die hohen Erzämter, welche auch itzt noch größtentheils bestehen.***** — Nach diesen so weislich geendigten

* Zu mehrerer Sicherheit aber, ward dieser Schatz hernach auf das Schloß nach Wissegrad versetzet, von dannen er wegen der Türkenkriege in das königliche Schloß nach Preßburg gebracht ward, wo er sich schon über zwey hundert Jahre befindet. Die in Zweifel gezogenen Urkunden aber werden dabey vermisset.

** So viel ist aber gewiß, daß der bey der Gesandtschaft an den römischen Pabst sich so rühmlich ausgezeichnete Abbt Astrich das Kolotzer; der heilige Buldus,oder wie ihn andere nennen Batapramus, das Erlauer; Bonipert das Fünfkircher; Stephan das Wesprimer; Modest das Raaber; der heilige Gerhard das Tschanader, und Besterthus das Neitrer Bischthum erhalten haben.

*** Die Pétschwárder nämlich, die Salader, und Bakon-Béler.

**** Wie viel derselben dazumal gewesen, ist nicht bekannt. Timon zählet deren 60; und Verbötz setzet diesen noch viere zu. — Es muß aber Ungarn schon dazumal seine Gespanschaften gehabt haben; denn der Fürst Kupa wird Comes, und sein Land Comitatus genennet.

***** Es waren nach dem Palatine folgende: Der Land- und Hofrichter, Judex Curiae Regiae; der Ban von Illyrien; der Woywod von Siebenbürgen; der Schatzmeister, Magister Tavernicorum Regalium; der oberste Mundschenk, Magister (P 25) Pincernarum; der oberste Truchseß, Magister Dapiferorum; der oberste Stallmeister, Magister Agazonum; der oberste Kämmerer, Magister Cubiculariorum; der oberste Thürhüter, Magister Ianitorum; der oberste Hofmarschall, Magister Curiae; die Grafen von Temeschwar, und Preßburg; die Bane der Gränzschlößer, und Provinzen, als: von Bosnien, Machowien, Zeurin, und Rußnien. Zu diesen kamen noch die Aemter bey den Königinnen, nämlich: der Marschall, der Schatzmeister, Truchseß, etc. Etwas später sind zween Kronhüter dazugekommen, und seit 1765. auch der Kapitän der königlich-ungarischen adelichen Leibwache.

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Bemühungen, vermählte er sich mit des Herzogs von Bayern Heinrichs des Zanksüchtigen frommen Tochter, und einer Schwester des nachmaligen Kaisers Heinrich, Gisela, mit der er schon vor sechs Jahren, und zwar noch bey Lebzeiten seines Vaters verlobet worden.

(1002) Das folgende Jahr ward der heilige Stephan wieder, und zwar ganz unvermuhtet in einen Krieg verwickelt, der aber glücklich und zu seinem Vortheile ausschlug. Gyula, der Fürst von Siebenbürgen, ein Anverwandter seiner Mutter, und ein eifriger Anhänger des Götzendienstes, konnte die Einführung der christlichen Religion in einem benachbarten Lande nicht mit gleichgiltigen Augen ansehen, und kündigte dem Könige daher den Krieg an. Dieser, welcher gar nicht geneigt war, Menschenblut zu vergiessen, gab sich alle Mühe, ihn zum Frieden und zur Annehmung des christlichen Glaubens zn bewegen. (1003) Als aber alle seine gütigen Erinnerungen gar nichts ausrichteten, so ergriff er zu seiner Verteidigung die Waffen. Und, so kam es zu einem öffentlichen Kriege, dem der König in eigener Person beywohnte. Das Glück stand auch seiner gerechten Sache bey; denn Gyula ward geschlagen, und nebst feiner Gemahlinn und zween Söhnen gefangen; ganz Siebenbürgen erobert, in eine ungarische Provinz verwandelt, und ein von der Krone abhängiger Statthal-

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ter unter der Würde eines Woywoden dahin geschicket. Der gefangene Gyula ward zwar, als er die heilige Taufe empfieng, wieder in Freyheit gesetzet, aber in sein Land durfte er nicht mehr zurückkehren.

(1004) In diesem Jahre fielen die Bulgaren unter ihrem Heerführer Kean mit einer starken Macht in Ungarn und Siebenbürgen, sie wurden aber nach verschiedenen mit ungleichem Glücke gehaltenen Schlachten zuletzt in Siebenbürgen auf das Haupt geschlagen, und ihr Heerführer selbst getödtet.

Zu unaussprechlicher Freude des heiligen Königs, und des ganzen Landes, gebahr ihm die fromme Königinn Gisela einen Sohn, welcher in der heiligen Taufe den Namen Emmerich* erhielt. — Zu dieser Freude gesellte sich auch die Ruhe, die ihm alle Tage neue Gelegenheit gab, Gutes zu thun, und das Wohl seiner Unterthanen zu befördern. Denn, er errichtete nicht nur die herrlichsten Kirchen im Lande , sondern auch außerhalb demselben zu Konstantinopel und Rom, an welchem letzteren Orte er auch ein Haus mit grossen Kosten erbauen ließ, worinnen die ungrischen Pilgrime, mit Kost und Wohnung auf das Freygebigste versehen wurden. — Der Ruhm so gottseliger Gesinnungen, und anderer seltenen Tugenden, verbreitete sich gar bald in der ganzen Christenheit, und erwarb ihm eine allgemeine Hochachtung und Ehrfurcht. Von dieser eingenommen, kam auch der venezianische Herzog Otto nach Ungarn, und warb um die schöne Schwester des Königs, die er auch erhielt; und mit ihr, und mit des heiligen Königes Vortrefflichkeit erfüllet, kehrte er in sein Land zurück.

* Oder vieleicht Heinrich, seinem Vetter zu Ehren. Ob er der Erstgebohrne gewesen, ist nicht bekannt, daß er aber noch mehr Brüder gehabt, die ihn jedoch nicht überlebet haben, erhellet aus einem Diplome, welches dieser König dem Kloster der Nonnen zu Wesprim verlieh, in welchem er ausdrücklich seiner Söhne gedenket.

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(1016) Unter einer so weisen Regierung wuchs das Ansehen des Reiches zusehens, und eröfnete seinem Stifter die schmeichelhaftesten Aussichten. Diese desto gewisser zu erhalten, und der Zukunft zu versichern, hielt er eine Versammlung der geistlichen und weltlichen Stände zu Gran, auf welcher die eingeführten Gesetze geprüfet, oder vermehrt und verbessert, und durch den König bekräftiget wurden.*

(1017) Das folgende Jahr nahmen zween Söhne Edmunds, Königes von England, welche sich für der Wuht des dänischen Königes Kunt, oder Kanut, aus dem Reiche flüchten mußten, ihre Zuflucht zu dem heiligen Stephan, der sie nicht nur auf das Liebreicheste empfieng, sondern dem ältern von ihnen Namens Edmund seine Tochter, dem Eduard aber die Agatha, eine Base der Gisela zur Gemahlin gab.

(1021) Und nun wagten die Bosnier, oder wie sie andere nennen Bessi, oder Bysseni, einen Einfall in Siebenbürgen; sie wurden aber gar bald mit grossem Verluste zurückgetrieben.** Dieses unverhoffte Schicksal setzte sie in solchen Schrecken, daß sie sechzig der ansehnlichsten Männer aus ihrem Lande mit allerley kostbaren Geschenken an den König abschickten, den Frieden damit zu erkaufen. Kaum aber waren sie noch über den ungarischen Gränzen, als sie von den dieselben bewachenden Soldaten überfallen, und alles des Ihrigen beraubet wurden. Sie kamen daher in einem sehr elenden Zustande zu dem Könige, welcher, als er diese Frevelthat erfuhr, dermassen

* Man findet sie in dem Corpus Iuris Hungarici, und beym Péterfi im ersten Theile der Concil. Hung.

** Einige Geschichtschreiber melden, daß dieser Einfall dem heiligen Könige im Traume geoffenbaret worden. — Diese Bessi waren eigentlich Pazinaciten, aus einem Theile der Moldau, welcher von den Griechen das schwarze Bulgarien nennet ward.

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aufgebracht ward, daß er die Thäter sogleich ergreifen, und an den Gränzen aufhenken ließ.

(1030) Der Krieg, welcher mit dem deutschen Könige Konrad den Salischen genannt, entstanden, drohte dem ungarischen Reiche die äußerste Gefahr. Dem Bischofe von Straßburg Werinhard, welcher als kaiserlicher Gesandter mit einem grossen Gefolge nach Konstantinopel reisen wollte, ward der Durchzug verbohten.* Konrad, der dieses sehr übel aufnahm, drang mit einer ansehnlichen Macht, die alles um sich verheerte, bis nach Raab. Er räumte aber mehr durch das Gebeht des heiligen Königes, als durch dessen Waffen das Reich bald wieder.

Unter dieser Zeit wuchs Emmerich zur grossen Freude des Königs, und des Reiches in allen Tugenden so sehr, daß man sich von seiner künftigen Regierung die schönste, und schmeichelhafteste Hoffnung versprach.** Hauptsächlich aber machte er sich durch seine Gottesfurcht, und Frömmigkeit so berühmt, daß er nach seinem Tode, eben so wie der König sein Vater, unter die Heiligen gezählet wurde. Diesem einzigen Erben nun wollte Stephan noch bey seinen Lebzeiten die Regierung übergeben, und vermählte ihn 1026. mit des dalmatischen Königs Tochter Chicha. Allein,diese Ehe blieb unfruchtbar, und wie einige wollen, so soll Emmerich ein Gelübd gethan haben, in immerwährender Keuschheit zu leben. Aber, eben da der Prinz dem Reiche die schönste Aussicht seiner künftigen Regierung versprach, ward er demselben in vier und zwanzigsten Jahre seines Alters, durch den Tod entrissen. (1031) Er ward in

* Denn man argwohnte, daß er die Griechen wider die Ungarn aufbringen wollte.

** Man hat einen von Könige Stephan für diesen seinen Sohn merkwürdigen Unterricht, den man in den Corpus Iuris Hung. sub titulo Libri Decret. S. Stephani nachlesen kann.

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der Domkirche zu Stuhlweißenburg begraben, und sein Vater dadurch in die tiefeste Traurigkeit versetzet.*

Das Reich war nunmehr ohne Erben, und der König mußte darauf bedacht seyn, einen Nachfolger zu ernennen. Seines Vaters Bruderssohn Ladislaus mit dem Beynamen der Kahle, hatte zwar zween Prinzen** hinterlassen, jedoch ihre wilde Gemühtsart, hauptsächlich aber die Furcht, sie möchten wieder von dem Christenthume abfallen, machte, daß der König die Gedanken auf seiner Schwester Sohn, den Peter richtete. Er ließ ihn daher an seinen Hof kommen, ernennte ihn zum Feldherrn, und erklärte ihn auch hernach öffentlich zu seinem Nachfolger.

Doch hierüber bezeigten die meisten Grossen des Königreichs das äußerste Misfallen, indem es ihnen unerträglich schien, von einem Ausländer beherrschet zu werden.*** Ihr Misvergnügen brach endlich in eine Zusammenverschwörung wider das Leben des Königes, und seines ernannten Trohnfolgers aus. — Doch Stephan ward auf eine wunderbare Art gerettet. — Einer der Verschwornen hatte sich bereits (1032.)

* Nach Emmerichs Tode kehrte seine Gemahlinn in ihr Vaterland zurück, wo sie ein Kloster zu Jadra stiftete, und demselben bis an ihr Ende vorstund.

** Es ist ein gemeiner Fehler her vaterländischen Schriftsteller, daß sie diesem Ladislaus drey Prinzen, den Bela nämlich, Leventa, und Andreas geben, Bela aber ist mit dem Leventa nur eine Person; indem das letztere Wort in der alten ungarischen Sprache einen Fechter bedeutete; und Bela bekam diesen Bevnamen, als er einen pommerischen Herzog im Zweykämpfe erlegte.

*** Denn seine Mutter Gisela König Stephans Schwester, war, wie wir auch schon oben gemeldet, die Gemahlinn Ottons des Venetianers. Dieser gieng, als er des Herzogthums Venedig beraubt ward, mit seiner Gemahlinn nach Konstantinopel, und nachdem er dort 1031. verstorben, diese mit ihrem  Sohne Peterzu ihrem Bruder Stephan nach Ungarn.

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bey Nacht in das Schlafgemach des Königes geschlichen, um ihn zu ermorden. Als er sich aber dem Bette näherte, fiel ihm der Dolch aus der Hand, und der König wachte darüber auf. Dieses setzte den Meuchelmörder in so großes Schrecken, daß er sich zitternd vor dem Bette des Königes auf die Kniee warf, und das ganze Vorhaben sowohl, als die Mitschuldigen entdeckte. — Diese wurden sogleich eingezogen, und nach Verdienst bestrafet, der Angeber aber erhielt Gnade. Seine Vettern, die zween Söhne des Ladislaus, flüchteten sich hierauf, und zwar Bela nach Pohlen, Andreas aber nach Rußland; entweder, weil sie, wie es wahrscheinlich ist, in die Verschwörung verflochten waren, oder dem Hasse der Gisela, Stephans Schwester zu entgehen, welche alle diejenigen verfolgte, die sich der Trohnfolge ihres Sohns Peters zu widersetzen suchten.*

Unter diesen Unruhen näherte sich allmählich das Ende dieses vortrefflichen Königes. — Kurz vor seinem Tode versammelte er noch alle die Grossen seines Reiches. Er ließ sie nochmals seiner Schwester Sohn Peter für seinen rechtmäßigen Nachfolger erkennen, und dabey schwören, daß sie bey der eingeführten christlichen Religion beständig verharren wollten, wobey er sie auch noch auf die beweglichste Art zur Eintracht untereinander vermahnte. Und so starb er endlich an einem hitzigen Fieber den 15ten des Augustmonats 1038. nachdem er über vierzig Jahre die herzogliche, und königliche Würde bekleidet hatte, und ward zu Stuhlweißenburg in der von ihm erbauten Marienkirche mit grosser Pracht begraben. (1038) — Ein König, der als ein neuer Gesetzgeber

* Daß diese Gisela auch den zum ungarischen Könige bestimmten Vazul durch den Sebus die Augen habe ausstechen, und die Ohren verderben, folglich ihn zur Regierung völlig untüchtig machen lassen, scheinet eine Erdichtung zu seyn.

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eines mächtigen Volks zu betrachten, und unter die beßten, und tugendhaftesten Regenten zu zählen ist. Der sich die größte Mühe gab, die Ausbreitung des christlichen Glaubens zu befördern, und der mit seinem frommen Beyspiele andern vorleuchtete Er war nicht kriegerisch, seine Gemühtsart neigte sich vielmehr zur Sanftmuht, und Gelindigkeit. - Im Jahre 1083. ward sowohl er, als sein Sohn Emmerich vom Pabste Gregorius dem Siebenten unter die Zahl der Heiligen erhoben; und seine rechte Hand,* mit welcher er den Armen, und Dürftigen, so viele, und reichliche Gaben auszutheilen gewohnt war, unverwesen geblieben ist.** * Diese unverwesene Hand ward 1771. von den Gesandten der Republik Ragusa, als sie bey dem kaiserlichen Hofe zu Wien in dem rußischtürkischen Kriege Schutz suchten, zum Geschenke mitgebracht. Sie ward zu Wien mit grosser Ehrerbiehtung, und mit vielen Feyerlichkeiten öffentlich ausgesetzet, und darauf nach Ofen gebracht.

** Chartivitzius in vita S. Stephani. Thurozius Chron. Parte II. Bonfinius Dec. II. Aloldus. Desericius in dem Buche, welches den Titel Stephanus führet.

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Peter.

(1038) Dieß war nun der von dem heiligen Stephan ernennte Nachfolger seines Reiches von dessen vortrefflichen Gemühtsgaben sich das Land so viele Vortheile versprach. Allein diese Hoffnung währte nicht lange. Denn, bald nach dem Antritte seiner Regierung begegnete er der verwittweten Königinn, welche so viel zu seiner Gelangung auf den Trohn beygetragen hatte, sehr kaltsinnig, vergaß aller von ihr erhaltenen Wohlthaten, und anstatt sie als eine Mutter zu betrachten, und als eine Koniginn zu ehren, ließ er sie die schimpflichste Verachtung empfinden. (1039) Ja, seine Undankbarkeit erstreckte sich endlich so weit, daß er sie aller ihrer Schätze beraubte, und ihr kaum das Nöhtigste zu ihrem Unterhalte ließ. Sie entfernte sich hierauf vom Hofe, und gieng in ein Nonnenkloster zu Passau, wo sie als Aebbtissinn bis in das Jahr 1095. lebte.

Peter zog sich sowohl durch diese, als seine übrige wilde Aufführung gar bald den Haß der ungarischen Nation zu. Dieser und einer angezettelten Verschwörung auszuweichen, drang er mit einem ansehnlichen Kriegsheere in Heinrichs Länder unter dem Vorwande, einen unter dessen Vater Konrad noch bey Lebzeiten des heiligen Stephans verübten Einfall in Ungarn zu rächen. Nachdem er einen Theil derselben geplündert, und verheeret hatte, kehrte er mit einer grossen Anzahl Gefangenen, und mit reicher Beute beladen, in sein Reich zurück.

(1040) Das darauf folgende Jahr zog er dem böhmischen Herzoge Brztislaw dem Ersten, der von dem Kaiser Heinrich dem Schwarzen mit einem Uiberfalle

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bedrohet wurde, zu Hilfe, und mit seinen Völkern vereint, trieb er die Deutschen in die Flucht, und befreyte sein Land von diesem Feinde glücklich.

Diese so gut ausgeschlagenen Unternehmungen, machten ihn stolz, und aufgeblasen. Den vornehmsten, und ansehnlichsten Ungarn begegnete er mit Verachtung, und überall zog er die Ausländer den Eingebohrnen vor. Uiberdieß war er auch den Wohllüsten , und andern Ausschweifungen gänzlich ergeben, und nach seinem Beyspiele gestattete er auch seinen Hofleuten allen Muhtwillen, den sie so weit trieben, daß fast keine ehrliche Weibsperson vor ihren wilden Begierden mehr sicher war. Die Grossen des Reichs versammelten sich daher, und machten ihm seines Betragens wegen die nachdrücklichsten Vorstellungen. Aber er spottete nur darüber, und drohte sogar, daß er, wenn sie ihm mit weiteren Klagen beschwerlich fallen würden, alle sowohl bürgerliche als Kriegsbedienungen mit Deutschen besetzen würde.*

Die über diese Aufführung erbitterten ungarischen Stände hielten hierauf einen allgemeinen Landtag , setzten Petern öffentlich ab, und erwählten an seine Stelle Samuel Aba, den mächtigsten Herrn in Oberungarn, und einen Anverwandten des verstorbenen Königes Stephans,** der sich mit einem Eide verpflichten mußte, den König Peter aus dem

* Si aliquamdiu, sagte er, sanus fuero, omnes Judiin regno Hungariae teutonicos constituam, & terram ejus hospitibus implebo, & eam universaliter in potestatem teutonicorum redigam. —Und : hoc nomen Hungariae derivatum est ab angaria, & ipsi debent angariari. M. Thurocz. Chron. P. II. C. 35.

** Jongelinus, Timon, und insonderheit der Autor des Palatii Regii Hung. sagen, daß er ein Schwager des heiligen Königes Stephan, und Palatin des Reiches gewesen sey.

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Reiche zu schaffen. Und so sah sich dieser gezwungen Ungarn zu verlassen, nachdem er nicht volle drey Jahre darüber geherrschet hatte. Wider seine Anhänger ward überaus grausam verfahren; und seine zween vornehmsten Günstlinge, Budo und Sebus, denen man hauptsächlich Schuld gab, daß der König durch ihre schädlichen Rahtschläge, zu so bösen Handlungen verleitet worden, wurden in Stücke gehauen.

Samuel, mit dem Beynamen Aba.

(1041) Der wider alles Vermuhten zur Regierung erhobene Samuel zernichtete sogleich alle vom Könige Peter eingeführten Gesetze und Auflagen; er bestrebte sich aufdas Eifrigste die Zuneigung der Nation zu erwerben, und versprach eine gute und gelinde Regierung. Plötzlich aber fieng er an zu tyrannisiren. Auf den geringsten Argwohn ließ er nicht nur seine Hofbedienten, sondern auch seine Anverwandten ermorden, und verfolgte alle diejenigen mit der größten Grausamkeit, welche er als Anhänger des entsetzten Königes Peter in Verdacht hatte. (1042)

Mit so viel unschuldigem Blute besudelt, gieng er nach Tschanad, wo er nicht ohne Murren in der Kirche des heiligen Märtyrers Georg, gekrönet, von dem dortigen Bischofe den heiligen Bischof aber, wegen seiner Grausamkeit mit Worten hart bestrafet, ihm auch die göttliche Rache, und sein nach drey Jahren erfolgter Tod vorhergesaget ward.

Unterdessen hatte sich der seines Trohnes entsetzte Peter nach Deutschland zum Kaiser Heinrich den Dritten geflüchtet. Er ersuchte denselben um Hilfe,

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und erklärte sich zu einen Vasallen des deutschen Reichs, wenn ihm der Kaiser Beystand leisten, und ihn in sein Reich einsetzen würde. Diese vorteilhafte Bedingung machte, daß der Kaiser in Person mit einer starken Armee nach Oesterreich aufbrach, wo sich der Markgraf Adalbert mit ihm vereinigte, und ihn nach Ungarn begleitete. Nachdem sie Hainburg, und Preßburg erobert, und überall grosse Verwüstungen angerichtet hatten, kam es mit den bey dem Granflusse sich gelagerten Ungarn zu verschiedenen hartnäckigen Treffen, in welchen die aber geschlagen, und endlich die Flucht zu ergreifen genöhtiget wurden. Die Ungarn bahten also um Friede, und der Kaiser versprach ihnen denselben, wenn sie den verjagten Peter wieder als ihren rechtmäßigen Herrn erkennen wollten. Doch diese Bedingungen hatten sie schlechte Lust einzugehen, ungeachtet sie wider den Samuel wegen seiner Grausamkeit äußerst aufgebracht waren. Die bösen Folgen, wenn ihnen ein König von dem deutschen Kaiser aufgedrungen würde, schreckten sie zu sehr, als daß sie sich dazu entschließen konnten. Da nun Heinrich ihre Halsstarrigkeit sah, und für Petern eben keine ruhige, und dauerhafte Regierung vermuhten konnte, beschloß er eine beqwemere Zeit zu Ausführung seines Vorhabens abzuwarten, machte einen Waffenstillstand mit ihnen, und führte seine Völker wieder nach Deutschland zurück.

(1043) Samuel sah sich kaum von diesem Feinde befreyet, als er auch gleich wieder weit mehr Grausamkeiten als zuvor ausübte. Ja, weil er wußte, daß er den Großen des Reichs nicht trauen durfte, so suchte er die Gunst des gemeinen Mannes zu gewinnen, und erlaubte die Einführung des alten heidnischen Gottesdiensts wieder. Und nunmehr sahen sich die Magnaten gezwungen, den Kaiser Heinrich um

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die Wiedereinsetzung ihres vertriebenen Königes selbst zu ersuchen.

Doch dieses alles achtete Samuel nicht; er fiel vielmehr mit einem ansehnlichen Heere in Oesterreich, und verheerte bis Melk alles mit Feuer, und Schwert. Er ward aber von dem Markgrafen Adalbert geschlagen, und mit grossem Verluste zurückgetrieben. Dessen ungeachtet führte er bald hernach seine Völker nach Kärnthen, wo er, da er keinen Widerstand fand, ansehnliche Beute machte, die ihm aber von den Bayern im Rückzüge nicht ohne erheblichem Verluste seiner Völker wieder abgenommen wurde.

(1044) Endlich brach Heinrich auf vorgedachte Einladung sowohl, als auch auf Anrahten des Markgrafen Adalberts in Begleitung des Königs Peter nach Ungarn auf, und nachdem er ohne den mindesten Widerstand über den Raabfluß gesetzet hatte, griff er unweit der Stadt gleiches Namens den König Samuel, der ihm entgegen gerücket war, an, wo es dann zu einem sehr hitzigen Treffen kam. Der Sieg blieb so lange zweifelhaft, bis ein entstandener heftiger Sturm die Ungarn in Unordnung brachte, und die vornehmsten Befehlshaber derselben zu dem Kaiser übergiengen. Sie konnten sich also nicht länger halten, und ergriffen die Flucht. Samuel entkam zwar, mittelst seines guten Pferdes mit einigen seiner vertrautesten Leute der Gefahr, er ward aber, als er sich unweit der Theiße bemühete, einige seiner Völker wieder zusammenzubringen, von den Anverwandten derer, welche er auf so grausame Art hatte hinrichten lassen, erkannt, und mit vielen Wunden ermordet. Sein Leib blieb einige Zeit unbegraben liegen, bis er endlich, erstlich in einer nahen Dorfkirche, nach etlichen Jahren aber in einem Kloster nahe bey Scháar, welches er gestiftet hatte, beerdiget

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wurde.* So starb Samuel, ein Fürst, welcher weder Religion, noch die zur Regierung nöthige Klugheit, und andere Geistesgaben besaß; der sich durch seine verübte Grausamkeit die Feindschaft seiner Unterthanen zuzog, und mehr durch den Haß der Nation gegen seinen Vorfahrer, als durch seine Verdienste den Trohn bestiegen hatte.**

* Bonfin, und Thurotz erzählen, daß sein Leib nach etlichen Jahren unverwest, und von den Wunden geheilet, ausgegraben worden. Aber, wer wird dieß wohl von dem Körper eines so grausamen, und gottlosen Koniges glauben?

** Aloldus, Lambertus Schafnaburg. Hermannus Contractus, Thuroczius.

Peter, zum Zweytenmale.

Samuel war nicht sobald aus dem Wege geräumet, als die Ungarn im Beyseyn des Kaisers Heinrich, ihrem vorigen Könige wieder alle Gewalt einräumten; und als dieser alles ruhig zu seyn glaubte, gieng er mit seiner Armee wieder nach Deutschland zurück. Doch Peter, welcher die Treue seiner Unterthanen im Verdachte hatte, rief den Kaiser schon das folgende Jahr zurück, und bewegte ihn eine ziemliche Zeit über bey ihm zu bleiben. Damit er sich aber auf seine Hilfe desto gewisser verlaßssen könnte, erneuerte er den schon vorhin mit ihm geschlossenen Vertrag, unterwarf sich, und sein Reich dem römischen Reiche, und bekräftigte solches mit einem Eide.* Als er dadurch genugsam versichert zu seyn glaubte, verfiel er wieder in seine vorigen Laster, und

* Diese beyden Verträge aber sind völlig ungiltig; denn sie geschahen ohne Wissen und Einwilligung der Stände. Es ist daher weder der Freyheit des ungarischen Reichs etwas benommen, noch dem römischen Reiche etwas dadurch zugewendet worden. S. des gelehrten Preßburgischen Senators Benczur, Hung. semper liberam, Cap. II.

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anstatt, daß er nun die Gemühter seiner Unterthanen durch Gütigkeit, und Leutseligkeit hätte gewinnen sollen, ließ er vielmehr den bittersten Haß, und alle Verachtung gegen sie blicken. Die ungarischen Stände, welche die zwischen dem Könige und dem Kaiser errichteten Verträge erfuhren, und den Verlust ihrer Freyheit sowohl, als andere widrige Folgen befürchteten, versammelten sich zu Tschanad, und beschlossen einen Prinzen aus dem arpadischen Stamme auf den Trohn zu setzen. Die Wahl fiel auf den ältesten Sohn Ladislaus des Kahlen, der sich bisher in Rußland aufgehalten hatte. Er ward daher durch eine feyerliche Gesandtschaft in das Reich geladen, wo er sich auch unverzüglich einfand. Als nun Peter den plötzlichen Abfall der Nation erfuhr, und sich daher in seinem Reiche nicht mehr sicher zu seyn glaubte, floh er zu seinem Schwager den Markgrafen von Oesterreich Adalbert, ward aber bey dem Dorfe Zamur eingeholet, und nachdem seine Begleitung erschlagen worden, gefangen genommm. Man brachte ihn nach Stuhlweißenburg, wo man ihm beyde Augen ausstach, und wo er auch zu Anfange des 1046sten Jahres sein unglückliches Leben beschloß, nachdem er das erstemal drey, das zweytemal aber nicht gar zwey Jahre regieret hatte. Seine Leiche ward nach Fünfkirchen geführet, und in der Peterskirche daselbst begraben. Ein Fürst, welcher seine vortrefflichen Natur- und Gemühtsgaben übel anwendete; der glücklich gewesen seyn würde, wenn er den weisen Grundsätzen seines Oheims des heiligen Stephans gefolget wäre.*

* Aloldus, Herm. Contractus , Thuroczius, Bonfinius .

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Andreas der Erste.

(1046) Bey dem Antritte der Regierung fand Andreas nicht nur den Zustand des Reichs in der größten Verwirrung, sondern auch die erst vor kurzer Zeit gepflanzte christliche Religion ihrem Untergange ziemlich nahe. Der Pöbel, welcher durch die allzugrosse Nachsicht des Samuels stolz gemacht worden, rottete sich unter der Anführung eines gewissen Vatha hauffenweise zusammen, und forderte von dem Könige mit Ungestümm die Freyheit, nach den alten Gebräuchen zu leben, und die christlichen Priester, denen sie alles Unglück, welches das Land bisher betroffen, Schuld gaben, gänzlich zu vertilgen. Andreas, dessen Trohn noch nicht genug befestiget war, der überdieß auch sehen mußte, daß sein Bruder Bela den christlichen Glauben wieder verließ, und sich zu den Aufrührern schlug, ward gezwungen, ihrem drohenden Begehren nachzugeben. Sie plünderten, und verwüsteten hierauf die Kirchen, und Klöster, verfolgten die Christen auf das Grausamste, und tödteten alle Priester, die ihnen unter die Hände kamen.*

Unterdessen eilte Andreas nach Stuhlweißenburg , um sich daselbst krönen zu lassen. Als nun dieses geschehen war, bemühete er sich auf das Eifrigste, die längst gewünschte Ruhe in seinem Reiche wieder herzustellen. (1047) Er ließ daher gleich anfänglich

* Unter einer Menge Priester, hauptsächlich aus dem Benediktinerorden, wurden auch vier Bischöfe, der heilige Gerhard, Bischof von Tschanad, der Erlauer, Buldus, der Neitrer, Benetha, oder Besterthus, und der Fünfkircher, Deda, ermordet.

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alle diejenigen, welche an der, an dem Könige Peter ausgeübten Grausamkeit Theil gehabt hatten, hinrichten; und jagte durch diese Strenge dem aufrührischen Pöbel ein solches Schrecken ein, daß sich derselbe bald auseinander, und zur Ruhe begab. Diese Ruhe war für den König um so viel wichtiger, da er Nachricht hatte, daß der Kaiser Heinrich den Tod des Königs Peters zu rächen Willens wäre. Dieses Ungewitter abzuwenden, überschickte er den ihm von Petern versprochenen Tribut freywillig, und der Kaiser, welcher mit den Unruhen in Flandern genug zu thun hatte, verschob die Ausführung seines Vorhabens auf eine beqwemere Gelegenheit. (1048) Andreas versammelte sodann die Stände des Reichs zu Stuhlweißenburg, und ließ die strengsten Edikte zur Handhabung der christlichen Religion, und Ausrottung des Götzendienstes ergehen. Er brachte es auch bald so weit, daß das Heydenthum fast gänzlich vertilget wurde.

(1049) Und nunmehr brach der befürchtete Krieg mit dem Kaiser wirklich aus, und Andreas schätzte sich für verloren, da er sich nicht im Stande sah, der Macht der Deutschen zu widerstehen. Doch der Himmel beschützte ihn. (1050) Der erste Feldzug lief, weil die Ungarn selbst ihre Felder verwüstet, und alles ihr Vieh in die Wälder getrieben hatten, völlig fruchtlos ab.

Andreas sah sich kaum von diesem Feinde befreyet, als er auch seinen Bruder Bela mit dessen Kindern aus Pohlen rief, und ihm den dritten Theil seines Reiches unter dem Titel eines Herzogthums einräumte. Da er sich aber von dem Kaiser keine lange Ruhe versprechen konnte, auch wegen der öfters unternommenen Streifereyen in Mähren, von daher eben nichts Guten zu hoffen hatte, schickte er abermal eine Gesandtschaft an den römischen Kaiser,

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welche durch Antragung erhebliche Geschenke, oder eines jährlichen Tributes den Frieden von ihm erkaufen sollte. Es ist aber nicht gewiß, wie diese Gesandtschaft abgeloffen, indem uns die Geschichtschreiber nichts davon hinterlassen haben.

(1051) Itzt dachte der Kaiser auf den schon lang beschlossenen Krieg mit den Ungarn in allem Ernste, vermochte auch den böhmischen Herzog Wratislaw, seine Völker mit ihm zu vereinigen. Andreas erfuhr dieses nicht so bald, als er auch alles anwendete, sich in guten Vertheidigungsstand zu setzen. Er schickte jedoch eine Gesandtschaft an den Pabst Leo, welche ihn um Vermittelung bey dem Kaiser ersuchte.

Es fruchtete aber nichts, denn der Kaiser kam noch im späten Herbste nach Ungarn, setzte über den Raabfluß, und verheerte alles bis an die Gegend um Raab. Unterdessen hauseten auch die Böhmen an dem Granflusse nicht besser; der Bischof von Regensburg Eberhard aber, blieb mit den Frachtschiffen bey Pressburg stehen. In diesen ängstlichen Umständen griff der König zur List, und dingte einen gewissen Zotmund, der ein guter Schwimmer war, welcher in der nächtlichen Stille die Schiffe anbohrte, und zu Grunde richtete. Als der Kaiser dieß sowohl, als die Ankunft des Andreas erfuhr, zog er sein Heer über den Raabfluß zurück. Die Ungarn aber verstellten ihm die Wege, richteten den größten Theil seiner Völker zu Grunde, und der Kaiser selbst konnte sich mit genauer Noht retten. – Endlich, da er sich erholet hatte, kam er mit ungleich stärkerer Macht zum Drittenmale nach Ungarn. (1052) Pabst Leo der Neunte, welcher den König Andreas von diesem fürchterlichen Feinde befreyen wollte, kam persönlich in das deutsche Lager, und brachte durch seine Bemühung einen Frieden zuwege, zu dessen mehrerer Bestetigung des Andreas fünfjähriger Prinz Salomon, mit

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Heinrichs kleiner Tochter Sophia verlobet wurde. Andreas mußte jedoch dem Kaiser viele der ungarischen Freyheiten zuwider laufende Punkte einräumen, welches in der Folge zu grossen und vielfältigen Unruhen Gelegenheit gab.

(1053) Auch dieser Friede wäre beynahe wieder gestöret worden, indem Andreas den Herzog von Bayern Konrad, der ihn wider den Kaiser aufzuhetzen nach Ungarn kam, nicht nur geneigtes Gehör gab, sondern ihn auch mit Hilfsvölkern, welche zur Eroberung eines Theils von Kärnten das meiste beygetragen hatten, unterstützte. Da jedoch Konrad im Jahre 1054. mit Gift aus dem Wege geräumet worden, und der Kaiser in Deutschland genug zu thun hatte, blieb diese That ungerochen. – Um diese Zeit schickte der König von England Eduard, eine Gesandtschaft nach Ungarn, um seinen Vetter, der, wie wir oben erzählet haben, von dem heiligen Staphan so geneigt aufgenommen, und mit der Base der Gisela verheurahtet worden, in sein Vaterland einzuladen. Andreas entließ ihn nicht nur ohne allen Anstand, sondern er überhäufte ihn auch mit reichlichen Geschenken.* (1055.) – Jetzt erinnerte er sich seines Gelübdes, und versah die vor fünf Jahren angefangene, und nun zu Ende gebrachte Abbtey auf der Halbinsel Tihon mit reichlichen Einkünften, und räumte sie dem Orden des heiligen Benedikts ein.** Es erhuben sich auch einige Händel mit dem kroatischen Könige Kresimir, den andere auch Peter den Ersten nennen. Rado,

* Er hatte bey seiner Abreise von seiner Gemahlinn Agatha vier Kinder, den Edger, Edeling, die Christina, und Margaretha, welche letztere des schottischen Königs Malkolm Gemahlinn ward, und ein sehr heiliges Leben führte. – Letzte, ein ungarischer von Adel begleitete den Eduard nach England, und ward der Stifter einer ansehnlichen Familie daselbst.

** Der Stiftungsbrief fängt sich also an: Andreas Pannoniorum invictus Rex, & christianissimus Sceptriser, cet. Péterfy Conc. Hung. T.1.p.12.

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der Palatin drang mit einer ansehnlichen Macht in sein Reich, und unterwarf der ungarischen Krone einen Theil von Slawonien auf ewig.

(1058) Aber nunmehr entstanden innerliche, und für den König sehr unglückliche Zwistigkeiten zwischen ihm und seinem Bruder Bela. Die Sache verhielt sich also: Als sich Andreas in dem Reiche befestiget hatte, berief er den Bela aus Pohlen, gebrauchte ihn zur Verwaltung der wichtigsten Regierungsgeschäfte, und, weil er dazumal noch keinen Erben hatte, versprach er, unüberlegt genug, ihn zu seinem Nachfolger zu ernennen. In dieser Hoffnung leistete Bela dem Könige sowohl im Kriege, als ihm Frieden den treuesten Beystand. Allein Andreas, dem hernach ein Prinz gebohren ward, richtete nunmehr alle Sorge dahin, seinem Sohne die Nachfolge im Reiche zu versichern. Als er nun bald darauf von der Gicht angefallen ward, und nicht lang mehr zu leben glaubte, berief er die Stände des Reichs, und schlug ihnen vor, seinen dazumal erst siebenjährigen Prinzen Salomon für ihren künftigen Herrn zu erkennen, und ihn noch bey seinem Leben zu krönen. Zum größten Verdrusse des Bela, welcher lieber selbst herrschen, als der Vormünder eines Königes seyn wollte, willigten sie alle in diesen Vorschlag. Bela konnte seinen Verdruß, daß ihm der gehoffte Thron durch ein Kind entrissen werden sollte, nicht genugsam verbergen, und der König fieng nun an für die Sicherheit seines Sohnes besorgt zu seyn. Den beyden Brüder wurde gegen einander misstrauisch, an Ohrenbläsern, und falschen Rahtgebern fehlte es auf beyden Seiten auch nicht, und dieses Misstrauen brach endlich in öffentlichen Feindseligkeiten aus.

(1059) Bela, welcher ganz gewiß glaubte, daß ihm sein Bruder nach dem Leben trachtete, entwich in das benachbarte Pohlen, um Hilfe zu suchen. Der Kö-

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nig hingegen, der sich wider die Unternehmungen des Bela sicher stellen wollte, schikte seine Gemahlinn, und seinen Prinzen zu dem Markgrafen Ernst von Oesterreich, begehrte auch schleunige Hilfe vom Kaiser Heinrich den Vierten, und dessen Vormündern, den deutschen Fürsten. Von diesen erhielt er bald ein ansehnliches Heer von Thüringern, und Bayern, unter der Anführung des Markgrafen Wilhelm von Thüringen. Der über die Ankunft dieser Völker erfreute König, gieng sogleich ohne die böhmischen Völker zu erwarten seinem Bruder entgegen, der sich mit seinen Pohlen, und Ungarn unweit der Theiße gelagert hatte. Hier kam es zur Schlacht, in welcher der König mit ziemlichem Glücke gefochten; allein viele seiner ungarischen Truppen giengen zum Bela über, und die deutschen Hilfsvölker wurden von allen Seiten umringet. – Da nun Andreas sah, daß die Schlacht verloren war, suchte er sich durch die Flucht zu retten. Als er einige Zeit herumgeirret, kam er nach Wieselburg, und als er sich auch dort nicht sicher zu seyn glaubte, floh er in den Bakonyerwald, wo er von den Leuten seines Bruders gefangen wurde, und für Kummer, und Krankheit seinen Geist aufgab. (1060) Sein Leichnam ward hernach nach Tihon gebracht, und allda in der von ihm gestifteten abbtey des heiligen Anians begraben.

Andreas war eines bessern Glückes wehrt. Während seiner fünfzehnjährigen Regierung schützte er die christliche Religion wider ihre Feinde, und stellte sie in ihrem vorigen Glanze wieder her. Das bey dem Antritte seiner Regierung völlig zerrüttete Reich brachte er wider in Ordnung, und verband den östlichen Theil von Slawonien mit der Krone. – Die gewöhliche Krankheit alter Leute, eine argwöhnische Gemühtsart machte, daß er gegen seinen Bruder mistrauisch ward, und sich denselben zum feinde mach-

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te, welches endlich seinen Untergang verursachte. Seine Gemahlinn, die er 1049. geheurahtete, war Agmund, eine russische Prinzessinn, von welcher er verschiedene Kinder hatte; den Salomon, der hernach König ward, David, Adelheid, die Gemahlinn des böhmischen Herzogs Wratislaw, und noch eine Prinzessinn, deren Name nicht bekannt ist, welche an einen Prinzen Kaisers Heinrich des Dritten vermählet ward.*

* S. den Hermannus Contractus, Aloldus, Lambertus Schafnaburg. Thurocz, Bonfin. Timon.

Bela der Erste

(1060) Nach dem wider den Andreas so glücklich erfochtenen Siege ward Bela* in Gegenwart des Boleslaw, und seiner Völker zu Stuhlweißenburg gekrönet, und der junge Salomon von der Regierung ausgeschlossen. Dieser Prinz stand unter der Vormundschaft Kaiser Heinrichs des Vierten, und der vornehmsten Fürsten des deutschen Reichs. Die ungarischen Stände besorgten daher nicht ohne Grunde, der Kaiser möchte unter dem Scheine, für seinen Mündel zu sorgen, das Land nach seinen Willen regieren, und sich nach und nach in den Stand setzen, die Rechte, welche ihm von den zween vorigen Königen eingeräumet worden, zu behaupten. Diesem Uibel nun vorzukommen, erwählten sie den Bela, einen tapferen, und der Reichsgeschäfte vollkommen kundigen Prinzen; und das um so viel mehr, da es bey dem ganz zerrütteten Zustande des Reiches gefährlich schien, die Regierung desselben den Händen eines Kindes anzuvertrauen.

* Sein eigentlicher Name war Adalbert: die Ungarn hiesen ihn auch Benyn.

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Bela erfüllte die Hoffnung, welche man sich von ihm gemacht hatte, vollkommen. Durch seine Güte und Gelindigkeit gewann er die Gemühter der ganzen Nation so sehr, daß auch diejenigen, welche bisher dem Salomon öffentlich anhiengen, sich ihm freywillig unterwarfen. – er verminderte sogleich die allzuhohen Zölle merklich, und führte in allen Städten und Flecken Wochenmärkte ein, betsimmte auch den Preis der Lebensmittel sowohl, als anderer Waaren. Das bisher eingeschlichene Geld schaffte er gleichfalls ab, und ließ statt desselben neue Münze, von viel besserem Schrot, und Korne schlagen.*

(1061) Alle diese löblichen Anstalten konnten jedoch nicht verhindern, daß sich nicht noch ein neuer Sturm wegen der Religion erhub, der aber durch die Klugheit und Standhaftigkeit des Königs, bald wieder glücklich zerstreuet wurde. Seine gegebenen Gesetze zu bekräftigen, schrieb er einen Landtag nach Stuhlweißenburg aus, und gab den Befehl, daß sich dabey von jedem Orte zween Abgeordnete einfinden sollten. Diese erschienen zur bestimmten Zeit, und mit ihnen auch eine unzählige Menge Volks. Aber kaum hatte dieser Landtag seinen Anfang genommen, als der wilde Pöbel auch schon mit den heftigsten Drohungen die Wiedereinführung des Götzendienstes, die Zerstörung der christlichen Kirchen, und Klöster, und die Vertilgung der Bischöfe und Priester forderte; im Weigerungsfalle aber dem Könige den Gehorsam aufsagte.** Bela gab dem Pöbel gute Worte, sich nur so lang zu beruhigen, bis er ihr

* Man hat sowohl von diesem Könige, als dem Andreas, Samuel, Peter, und dem heiligen Stephan silberne Pfenninge, die alle mit einem Kreuze berzeichnet sind.

** Concede, sagte das gottlose Volk, nobis ritu patrum nostrorum in Paganismo vivere, Episcopos lapidare, Presbyteros exterminare, Clericos strangulare, Decimatores suspendere, Ecclesias destruere, Campanas confringere. Thurocz. Chron. Cap. XLVI.

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Begehren mit den Ständen der Reichs würde überleget haben. Da diese nun mit ihm übereinstimmten, daß man die von dem heiligen Stephan mit so vieler Mühe eingeführte Religion aus allen Kräften vertheidigen müße, so ließ der König sogleich die Häupter der Aufrührer beym Kopfe nehmen, einige mit Ruthen streichen, andere aber am Leben bestrafen.

So glücklich auch dieser sehr gefährlichen scheinende Aufruhr ablief, so erweckte doch der junge Prinz Salomon dem Könige viele Sorgen und Kummer. Denn er glaubte, daß weder er, noch das Reich eine sichere, und ungestörte Ruhe hoffen könnten, so lang sich derselbe unter der Vormundschaft des römischen Reichs befinden würde. Daher forderte er diesen seinen ungezweifelten Nachfolger von dem Markgrafen Ernst von Oesterreich, um ihn nach den ungarischen Ditten erziehen zu lassen. Da ihm dieser jedoch sein wiederholtes Begehren aus Furcht für den Kaiser abschlug, überzog er ihn mit einem ansehnlichen Heere, welches aber geschlagen, und genöhtiget ward, mit grossem Verluste nach Hause zu kehren. (1062) Er berief hierauf die Stände nach Dómósch, um neue Völker aufzubringen, starb aber plötzlich, nachdem er einen unglücklichen Fall vom Stuhle gethan hatte,* und ward in dem unseren Erlöser zu Ehren von ihm erbauten Kloster zu Seksár begraben. (1063)

Bela regierte drey Jahre mit grossem Ruhme, und er würde sich dieses Ruhms noch würdiger gemacht haben, wenn er nicht das Reich seinem Bruder, und dessen Sohne, auf eine so ungerechte Weise entrissen hätte. Von seiner Gemahlinn, einer pommerischen Prinzessinn hatte er sieben Kinder, drey Söhne nämlich,

* Einige Geschichtschreiber sagen, daß das Haus, in dem er gewohnet, über ihn zusammgestürzet, und seinem Leben ein Ende gemacht habe.

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den Geisa, den heiligen Ladislaus, und den Lampert; und vier Töchter, von welchen eine Ungenannte an den König von Kroatien Zwonimir, Jojada an Wilhelm, Markgrafen von Thüringen; Ludmilla an den Markgrafen von Mähren, Otto; und Amabilia an den König von Böhmen Wratislaw vermählet wurden.*

* Aloldus, und Thuroczius.
Topic revision: r40 - 26 Oct 2011, KatalinBlasko
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