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XVI. Von dem Siebenbürgisch-Sächsischen Nationalprivilegium des Königes Andreas des Zweyten.
Unsere Ahnen nannten ihr vom
Könige Andreas dem Zweyten erhaltenes
Privilegium das heilige und goldene. Nicht ohne Ursache. Die ganze Staatsverfassung der Sächsischen Völkerschaft in
Siebenbürgen, der Besitz ihres Gebiehtes, der Genuß
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aller ihrer Vorrechte und Freyheiten gründen sich auf dasselbe. Es endecket uns, wie dieser so ausgebreitete fremde Sprosse in das Land verpflanzt worden; und wir erkennen daraus, was für deutsche Kolonien des Landes, von dem Könige zu einem besonderen und eigenen Volke erkläret worden. Hätten doch unsere Geschichtskundige dieses Privilegium aufmerksamer und ohne Vorurtheil betrachtet! Gewiß, sie würden uns in Absicht des Ursprungs unserer Völkerschaft nicht so vielen Rauch für Licht verkaufet haben; sie hätten uns die Nazion in ihrer unsprünglichen Gestalt, nicht so riesenmäßig vorgestellt, noch ihr Gebieht, trotz den Andreanischen Gränzen über
Burzenland ausgebreitet! — Ich bemerkte diese Fehltritte unserer Historiker, ich sah wie wenig solche auch itzt noch erkannt würden, und dieses bewog mich, die ältere Geschichte unserer Völkerschaft nach dieser königlichen Urkunde zu entwerfen. Ich sage entwerfen, denn alle Wolken welche sie bedecken zu zerstreuen, und sie in vollkommenem Lichte zu zeigen, ist mir so wenig möglich, als eine Geschichte der Mondbürger
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zu schreiben. Die nöhtigen Hilfsmittel fehlen mir zu sehr, und mein Wirkungskreis ist viel zu enge. Sind andere hierinnen glücklicher als ich, so wird sich mein Herz darüber freuen und meinem Vaterlande, meiner Nazion Glück wünschen!
Die Andreanische Urkunde beweiset uns:
1) Die Sächsische Völkerschaft in Siebenbürgen sey kein Uiberbleibsel der alten
Gothen noch ein Gemisch von ihnen und von deutschen Pflanzern. 2) Sie bestehe blos in den Kolonien die
König Geisa der Zweyte nach Siebenbürgen berufen, und nicht aus allen denen, die unter dem Könige
Andreas dem Jerusalemitaner dieses Land bewohnen, und 3) Sie besitze ihr königliches freyes Gebieht mit dem völligen Genüsse des Eigenthumsrechts. — Hiemit also wird sich meine Musse in diesen Blättern beschäftigen. — Allein sollte auch genanntes Privilegium ein sicherer Erkenntnißgrund unserer ältesten Geschichte seyn? Wie? wenn es ein unächtes, ein untergeschobenes Kind wäre?
Ist doch das Original nicht mehr vorhanden! Fehlet ihm nicht die gewöhnli-
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che Unterzeichnung der Prälaten und Reichsbarone? Widersprechen die darinnen bestimmten Regierungsjahre des Königes nicht den Geschichtschreibern und
dem berühmten Diplom, welches eben derselbe König 1222 seinem Adel ertheilte? - Es ist wahr! Sollte dieses aber ein so entscheidendes Merkmaal seiner unächten Geburt seyn? Ich bin kein so abgöttischer Verehrer der Privilegien, daß sie mir Heiligthümer wären, die man aus Furcht der Entehrung nicht einmal ansehen dürfte, wie kleine Kinder, um sie nicht zu beschreyen. Ich halte sie nicht für Orakelsprüche, die man annehmen muß, ohne zu untersuchen, ob sie auch Götter geredet haben. Nein, in der diplomatischen Welt sind unächte Geburten eben so gemein als in der bürgerlichen Gesellschaft, aber sie sind unendlich schädlicher als diese. Päbste und Monarchen haben darüber geklagt a) ohne diese Werke der
a) Der Pabst Innozenz der Dritte schreibet: Accidit nuper in urbe, quod quidato hujusmodi falsitatis astutiam perniciosius exercentes in suis fuerint iniquitatibus comprehensi, ita quod Bullas
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Finsterniß verhindern zu können; und wer weiß, haben sie nicht mehrere unächte Privilegien für giltig, als unehliche Kinder für ehrlich erkläret? Doch glaube ich nicht, daß das Andreanische Nazionalprivilegium von billigen Richtern das Urtheil der Verwerfung zu befürchten habe!
Es ist wahr, die Originalurkunde existirt so viel man weiß nirgends mehr, und ihr letztes Schicksal ist ganz unbekannt. Könnten wir dem Jesuiten
Szegedi glau-
tam sub nomine nostro, quam bonae memoria C. Papae praedecessoris nostri, quas falso confinxerant, & quamplures litteras bullis signatas, eisdem invenimus apud eos. Balluzi Epist. Innocentii III. P. I. p. 571. - So klagt auch König Siegmund: Nun sind die kaiserlichen Schreiber auch nicht also rein und also recht als sie schwören. Das empfindet man wohl an den Instrumenten, die von den Klöstern gen Hof geschickt werden, da sie die Kirchen incorporiren. Da schreiben sie in ihren Instrumenten ihre Klag — das eitel Lügen seynd ---und damit so haben die Klöster einen Fürgang gehabt, und ist Gott und die Welt betrogen worden männig Jahr. --- Goldast in den Reichssatzungen. — Die berühmtesten Diplomatiker führen gleiche Klagen.
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ben a) so müßte dieses Kleinod in Wien zu finden seyn. Er sagt: das Original wärt vor etlichen Jahren auf Allerhöchsten Befehl nach Wien gebracht worden. Allein davon weis kein Mensch in der ganzen Nazion. Würde auch der allerhöchste kaiserliche Hof zu unsern Zeiten die Urschrift wohl so sehr verlangt haben, wenn sie nur etliche dreyßig Jahre vorher dahin gesendet worden wäre? Ich glaube auch nicht, daß sie der
Königsrichter von Frankenstein jemals gesehen habe, ob er es gleich wider den
Töpelt behauptet. b) Wäre die Urschrift
a) In seinem Werkchen: Andreas II. -- Saxonum in Transylvania libertatis Assertor. --- Jaurini, 1751. 8. Er hat aber keine ächte Abschrift dieser Urkunde gehabt, sondern nur die Töpeltische aus dem Frankenstein verbessert.
b) Nec debebat Laurentius Töpeltinus ex adulterato aliquo Privilegio pro vocati, donati substituisse, sed potius a suis Patronis, qui quotidianis (ut sic dicam) manibus originale terebant, genuinum vocabulum postulasse. --- Origin. Nat. Transylv. Man glaubt, das Original sey damals verloren gegangen, als der Fürst Gabriel Bátori das Hermannstädtische Rahthaus plündern, und das dor-
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damals vorhanden gewesen, so würde sie es bey der ungestörten Ruhe des Hermannstädtischen Archivs gewiß noch itzt seyn. Allein
Originaltransumte hatte Frankenstein in Händen, und diese befinden sich noch in bemeldtem Archive. Das
älteste Transumt ist vom
Könige Karl Robert. Im Jahre 1308 hatte der Siebenbürgische
Waywod Ladislaus nach der Gefangenehmung des unglücklichen
Königes Otto, sich auch des
Hermannstädtischen Komitats oder des ganzen Nationalgebiehtes bemächtiget, und wollte den Karl Robert für keinen König von Ungern erkennen. Allein 1310 versöhnte er sich mit denselben und gelobte heilig, ihm alle seine Besitznehmungen abzutreten, die Silberbergwerke zu
Rodna, den Her-
tige Archiv zerstreuen ließ. Vielleicht aber fehlte es schon 1546. Denn Christian Pomarius hat es in seinem Repertorio Privilegiorum Inclytae Universitatis Saxonum in Transsilvania nicht. Wie schlecht muß das Archiv bestellt gewesen seyn! --- Er schreibt: Eas (Litteras) quas fortuna residuas esse voluit, quas situs & squalor non consumsit, quas inquam sacrilega manus non abstulit, diligenter in proprias digessi thecas.
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mannstädtischen Komitat, die
Secklerstühle, die Orte
Deesch,
Klausenburg und
Rehelt mit ihren königlichen Salzkammern. a) — Damit nun die Nation vor dergleichen gewaltsamen Eingriffen in ihre alten Vorrechte und Freyheiten, in der Zukunft gesichert seyn möge: so beschloß sie die Bestätigung des Andreanischen Privilegiums bey dem Könige Karl anzusuchen. Ihre Abgeordneten waren
Blanns, Graf der Nazion und Königsrichter zu Hermannstadt, nebst
Henning von Paters- oder Petersdorf im
Bistritzischen; und sie waren so glücklich, die königliche Bestätigung desselben, den 25igsten May 1317 zu erhalten.
Unter den folgg. Königen und Beherrschern Siebenbürgens ist vielleicht keiner, der nicht Gnade für die Nazion gehabt hätte. Folgende sind mir bekannt:
König Ludewig der Grosse durch den
Erzbischof von Gran Nikolaus von Monoszlo. b) Un-
a) Diese merkwürdige Urkunde hat der gelehrte Kanonikus Fridwaldsky in seiner Mineralog. Transilv. S. 107 --- bekannt gemacht.
b) Die Unterschriebenen sind: Dominicus Epis-
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ter den Abgeordneten der Nazion befand sich
Wilhelm Bischof von
Fünfkirchen als Vikar der
Sächsischen sieben Stühle. — Ludwigs Prinzessinn und Trohnfolgerinn
Maria, ließ im
Jahre 1380 den 20igsten Februar eine
ähnliche Bestätigung durch den
Kardinal und Erzbischof zu Gran, Demetrius, ausfertigen. Die Sächsischen Abgeordneten waren damals:
Thomas, Dechant des Hermannstädtischen Kapitels und Pleban zu
Großau,
Jakob Sachs von Hermannstadt,
Emerikus von Olzen (de Altznow) Tyrmannus von Seligstadt, (de felici loco)
Johannes, ein Sohn des
Johann von Mühlenbach (de Sabus) Nikolaus Mitscher von Broos, (de Warasio)
Arnold Seenhuser, von Schöß-
cop. Transylv. Nicolaus Kont, Palatinus & Jud. Cumanor. Dionysius Waivoda Transylv. Capitan. Budinensis, Comes Temesiensis, & de Szolnok, Nicolaus de Zéech, Dalmatiae & Croatiae. & Nicolaus de Gara, Machoviensis, Bani, Stephanus Episcop. Zagrabiensis, Vicarius Regni Sclavoniae (ex Nostra dilectione speciali) Emericus frater praedicti Waivodae, Comes Siculorum, Zathmariensium, Maramarusiensium & de Vgocha.
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burg, (de Castro Saez) und
Komes Johann von Polt. (de Apoldia) a) So
bestätigte es auch ihr Gemahl König Siegmund 1387 zu Ofen am dritten Tage nach dem Dreyeinigkeitsfeste. Um diese Gnade flehten den König an:
Petrus, Pleban zu
Schäßburg, die Grafen oder Richter des Hermannstädter Stuhls
Jakob und
Nikolaus, nebst dem
Petrus von Tekes, (de Tyx)
Tyrmannus von Schenk,
Emerikus von Olzen,
Nikolaus von Ludosch,
Johann von Schäßburg,
Jakobus b) und
Johann von Jeel, Bür-
a) Unterschrieben sind: Ludovicus Aepiscop. Coloczensis, Gublinus Episcop. Transylv. Nicolaus de Gara, Regni Palatinus & Jud. Cuman. Ladislaus Transylv. & Comes de Zolnok, Comes Nicolaus de Zéech, Judex Curiae, Stephanus de Lindva, totius Regni Sclavoniae, Emericus dictus Bubek, Dalmatiae & Croatiae, Bani; --- Blasius dictus Forgács, Pincernarum, Stephanus filius quondam Dionysii Wayvodae, Agazonum, Magistri. ---
b) Jacobus, alias Pronconsul. Damals hießen die Rahtsgeschwornen Consules, und bekleideten ihre Würde nicht wie itzt, lebenslang. Vielleicht beden-
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ger von Hermannstadt. — Im Jahre
1406 den 27igsten Februar bestätigte er dieses Privilegium auf das Neue. a)
Die Huld des grossen Königes
Mathias Korvin gegen die Sächsische Völkerschaft ergoß sich in Ströme von Wohlthaten. Er rühmte ihre wohlgebauten Städte und Dörfer der Nachwelt öffentlich an, er ertheilte ihr die Freyheit adeliche Güter zu kaufen, und den Landleuten in den Gespanschaften, sich auf ihr Gebieht häuslich niederzulassen. — Wie, sollte er ihr die Bestätigung des Andreanischen Privilegiums versaget haben? Nein, der verdienstvolle
Königsrichter und Kammergraf zu Hermannstadt Thomas Altenberger erlangte solche von ihm
zu Ofen, den 6ten
tet also hier Proconsul einen gewesenen: Rathsgeschwornen.
a) Joanne Archiepisc. Strigon. Coloczensi vacante, Stephano Transylv. Episc. Nicolao de Gara Regni Hung. Palatino, Joanne & Jacobo Waiwod nostris Transylv. Comite Frank, filio quondam Konyebani, Jud. Cur. nostrae, Paulo Bisseno & altero Paulo de Péech, Dalmatiae & Croatiae, ac totius Sclavoniae Regnor nostror. Banis. ---
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Februar 1486. a) Ein gleiches that
Wladislaw der Zweyte den 21igsten November 1493. b) König
Ferdinand der Erste den 20igsten März 1552 zu
Ofen: König
Stephan Bátori zu
Nepolomik 1583,
a) Petro Archiepisc. Colocensi - - Ladislao, Episc. Transylv. Emerico de Zapolya, Regni Hung. Palatino & perp. Comite Terrae Scepusiensis, Comite Stephano de Bátor Judice Curiae, nec non Waivoda Transylv. & Com. Siculor. Mathia Gereb de Wingarth, Regn. Dalmatiae, Croatiae & Sclavoniae Bano, Paulo de Kynis, Temesiensi. -- Johann Bischof zu Waradein und königlicher Kanzler hat sie ausgefertiget.
b) Hypollito Estensi de Arragoni, electo & confirmato Strigoniensi, Petro Colocensi, Archi-Episcopis, Ladislao Transylv. Nicolao de Bátor Vaciensi Episcopis, Stephano de Zápolya, Comito Scepusiensi & Regni Hung. Palatino, honore Judicis Curiae vacante, Ladislao de Losoncz & Bartholomoco Dragfi de Bewltek, Waivodis Transylv. Paulo de Kynis Comite Temesiensis & Generali supremoque Capitaneo partium Regni inferiorum, honore Banatus Regnorum Dalmatiae, Croatiae & Sclavoniae vacante, Nicolao Bánfi de Lindva, Janitorum, Emerico de Perény, Dapifeeror. Magistris.
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den 13ten März. — Doch genug! Warum sollte ich mehrere königliche und fürstliche Bestätigungen anführen? Ich glaube, daß schon die angeführten die ehemalige Existenz und Giltigkeit dieser wichtigen Urkunde hinlänglich beweisen werden. — Allein, auch ihre ursprüngliche Aechtheit? — Freylich so strenge nicht. Ein unehliches Kind ist doch immer ein unehliches, ob es gleich alle Rechte gesetzmäßiger Kinder erhalten hat. Verlieren aber auch die übrigen Einwürfe wider diese Urkunde ihr Gewicht, so wird ihre Ehre wohl gerechtfertiget seyn.
Keine Prälaten keine Reichsbaronen sind unterschrieben. — Es ist wahr; aber ist dieß ein entscheidendes Merkmaal von der Unächtheit einer Urkunde? Ich dächte noch lieber das Gegentheil. — Wäre das Andreänische Privilegium unterschoben, so würde sich der Betrüger wohl gehütet haben durch Weglassung der gewöhnlich unterschriebenen Zeugen seinen Betrug so offenbar zu verrahten. Wie leicht hätte er selbige auch nur aus der
Andreanischen Urkunde von 1223, welche die
Michaelsberger bey Hermannstadt noch
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im Originale besitzen, entlehnen können? — Sind denn aber auch Privilegien ohne dergleichen Unterschrift so unerhörte Erscheinungen in der gelehrten Welt? Das
Andreanische vom Jahre 1231, welches der gütige König seinen Ungern ertheilte, hat ebenfalls keine. a) Eben so das Nazionalprivilegium der
Zipser Sachsen vom
Könige Stephan dem V. von 1271; und
des Königes Andreas des Dritten von 1299, worinnen er der
Abtey Kerz ihre vom
Könige Stephan den Fünften erhaltene Freyheiten bestätigte. Das Transumt des Andreanischen Privilegiums vom Könige Karl Robert 1317, des letzteren Freyheitsbrief der Abtey Kerz mit dem neuen Reichssiegel 1329 bestätiget; des
Königes Ludewigs des Ersten ersteres Privilegium, welches er 1366 den Bistritzern, bey seinem Aufenthalte daselbst ertheilte; des
Königes Siegmunds vom Jahre 1435, worinnen er die Weinzehenden der sächsischen Geistlichkeit berichtiget. — Alle diese sind mit
a) Pray Annales Regni Hungariae Tom. I Seite 233. ---
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keinen Namen der Prälaten und Reichsbaronen verbrämt, und wie leicht könnte ihre Zahl Vermehret werden! — Entweder müßen nun alle dergleichen Urkunden unächt seyn, oder es ist dieser Einwurf bey unserem Nazionalprivilegium von gar keinem Gewichte.
Ferner behauptet man: das unterzeichnete Regierungsjahr des Königes widerspreche sowohl der Geschichtskunde, als dem berühmten Privilegium des ungrischen Adels vom Jahre 1222. — Wohl der wichtigste Einwurf, den auch der verdienstvolle
Konsistorialraht Schwarz rüget, und behauptet: König Andreas habe die Regierung 1205, IV. Kal. Julii, oder itzt Jun. angetreten. Also wäre das Jahr 1224 vor dem 28igsten Juny oder dem 29igsten May sein neunzehntes Regierungsjahr, nach dessen aber das zwanzigste. a) — Allein welcher Theil sollte nicht irren? Denn, hätte Andreas 1204, IV. Kal. Jun. die Regierung angetreten, so ist das Jahr
a) In seiner Recens. Critica Orig. & Occas. Laur. Töpeltinae, Seite ??
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1224 nach demselben Tage sicher ein 21igstes Regierungsjahr. —
Der Irrthum eines
Thurotz,
Bonfin und
Ranzans, welche den
König Emerich im Jahre 1200, und seinen noch unmündigen Prinzen und Trohnfolger
Ladislaus 1201 sterben lassen, ist aufgedeckt und bedarf keiner Widerlegung mehr. Die beßten unserer neuen Geschichtschreiber haben erwiesen: Emerich sey 1224 gestorben, dem der junge Ladislaus unter der Vormundschaft seines Vätters
Andreas in der Regierung folgte, aber bald ein Opfer der Sterblichkeit ward. Nun ist die Frage: Hat sich Andreas nicht noch bey Lebzeiten seines Mündels 1204 des Trohnes bemächtiget, a) oder ist
a) Ortilo sagt bey dem Jahre 1224. Emericus Hungariae Rex obiit. Andreas frater debebat esse tutor Ladislai filii ejus, sed ut Regem se gessit. Regina mater Constantia cum filiolo, & corona regia sugit ad Leopoldum Ducem. -- Sollte die verwittwete Königinn nicht deswegen mit ihrem Prinzen und der Krone zu dem Herzoge von Oesterreich geflüchtet seyn, weil sich Andreas der Re-
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er erst nach dessen Tode 1205 sein Trohnfolger geworden? — Nach dem Sächsischen Nazionalprivilegium ist nichts gewissers als das erste, und solches beweisen noch zwey andere unverwerfliche Zeugen — Andreanische Urkunden, die noch im Originale vorhanden sind.
Eine von 1223 mit dem zwanzigsten Regierungsjahre des Königs, besitzet das Dorf: Michaelsberg, welches dessen Besitzer
Gozelin, an die Abtey Kerz verschenkte und der König bestätigte. —
Mein zweyter Zeuge ist
eine Urkunde von 1228, mit dem fünfundzwanzigsten Regierungsjahre. Es ist ein Schenkungsbrief einiger Güter des Mörders der
Königinn Gertrud,
Ban Simons, welche
das hochgräfliche Haus Bánfi noch im Originale besitzet. Aus diesem hat es der gelehrte Domherr
Fridwaldsky 1770 zu Klausenburg mit einigen Anmerkungen abdrucken lassen.
Von andern Andreanischen Urkunden
gierung gänzlich bemächtiget gehabt? Sollte nicht auch Ortilo dieses meynen?
(p 322)
sind mir bekannt worden, von den Jahren:
1209, mit dem Regierungsjahre 5. a)
1211 mit 7. b);
1212 mit 8. c);
1213 mit 9. d); und
1217 mit 13. e)
Diese entscheiden zwar nichts, sie widersprechen aber auch nicht, denn sie stimmen eben so gut zu dem Jahre 1204 als 1205. Also ist mir das in
Corpore Juris Hung. vorkommende Privilegium von 1222 mit dem 17ten Regierungsjahre als das einzige bekannt, welches das 1205te Jahr zur Epoche der Andreanischen Regierung erkläret; mit welchem Rechte, mögen andere entscheiden. Genug, daß wir für die Richtigkeit unseres Nationalprivilegiums zwey Originalzeugen haben. f)
a) Pray, Annal. Reg. Hung. Tom. I. Seite 195; Timon Imago Nov. Hung. Cap. III.
b) Privilegium der deutschen Ritter wegen Burzenland.
c) Eben derselben.
d) Bestätigung des berufenen Stephanischen Privilegiums der St. Martinsabtey.
e) Pray Hierarchia Hung. Parte II. Seite 325.
f) Der berühmte k. k. Historiograph Pray
(p 323)
Die übrigen Einwürfe, daß unsere Urkunde nur Charta und Pagina heiße, verdienen keine Widerlegung. Nur Fremdlingen in der Diplomatik können diese Ausdrücke ein Privilegium verdächtig machen. Karl Robert nennet sie in seiner Bestätigung ausdrücklich zugleich auch ein Privilegium, und eben so König Ludewig der Erste 1366: Privilegium olim Andreae Regis. — Ich glaube also auf keinen schlüpfrigen Grund zu bauen, wenn ich die älteste Geschichte der Siebenbürgischen Deutschen oder Sachsen, aus dieser Andreanischen Urkunde zu erläutern suche.
Da aber Lorenz Töpelt dieselbe der Welt so unächt mitgetheilet hat, so glaube ich berechtiget genug zu seyn, dieses Privilegium nach dem Transumt des Königes Karl Robert, in seiner Bestätigung vom Jahre
führet in den Annal. Reg. Hung. Tom. I. Seite 233 -- noch eine Urkunde von 1231 an, mit dem Regierungsjahre 29. Sollte das Original 1232 haben, so stimmte das Regierungsjahr gleichfalls zu dem Jahre 1204.
(p 324)
1317. öffentlich auftreten zu lassen. Ich werde dabey die Abweichungen der Töpeltschen Ausgabe allezeit anmerken.
König Karl Roberts Transumt und Bestätigung des Sächsischen Nationalprivilegiums.
KAROLUS, Dei gratia, Hungariae, Dalmatiae, Croatiae, Ramae, Serviae, Galiciae, Lodomeriae, Bulgariae Cumaniaeque Rex, omnibus Christi fidelibus praesentes litteras inspecturis salutem in omnium Salvatore. Ad universorum notitiam harum serie volumus pervenire: quod accedentes ad nostram praefentiam Comites Blannz & Hennyng, pro tota universitate Saxonum de Chybinio ac ad sedern chybiniensem pertinentibus, exhibuerunt nobis quandam chartam, tenorem ut dixerunt Privilegii super libertate ipsorum confecti continentem, petentes a nobis cum instantia, ut ipsam ratificare & approbare, ac nostro privilegio confirmare velimus. Cujus tenor talis est:
(p 325)
In nomine Sanctae Trinitatis & individuae Unitatis.
ANDREAS Dei gratia, Hungariae, Dalmatiae, Croatiae, Ramae, Serviae, Galiciae Lodomeriaeque Rex in perpetuum. Sicut ad regalem pertinet dignitatem, superborum contumaciam potenter opprimere, sic etiam regiam decet benignitatem, oppressiones humilium misericorditer sublevare, & fidelium metiri famulatum, & unicuique secundum a) propria merita retributionis gratiam impertiri. Accedentes igitur b) fideles hofpites nostri Theutonici Ultrafylvani c) uni-verfi ad pedes Majestatis nostrae d) humiliter nobis conquetentes, sua questione suppliciter nobis monstraverunt, quod penitus a sua libertate, qua vocati e) suerant a piissimo Rege Geysa avo nostro, excidissent, nisi super eos Majestas Regia
a) Töpelt setzet hinzu: sua.
b) --- Accedentes itaque.
c) Töpelt läßt Hospites weg, und setztet überflüßig und ohne Beyspiel: Ultra Transilvani.
d) --- nostrae Majestatis. e) --- donati.
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oculos solitae pietatis nostrae aperiret, unde prae nimia paupertate & inopia a) nullum Majestati Regiae servitium poterant b) impertiri Nos igitur justis eorum quaerimoniis aures solitae pietatis inclinantes, ad praesentium posterorumque notitiam volumus devenire: quod nos antecessorum nostrarum piis vestigiis inhaerentes, pietatis moti visceribus, pristinam eis reddimus libertatem.
Ita tamen, quod universus populus incipiens a Város usque in c) Baralt cum terra Syculorum, terra Sebus & terra Daraus, unus fit populus, & sub uno judice censeatur, omnibus Comitatibus praeter Chybiniensem cessantibus radicitus. Comes vero quicunque fuerit Chybiniensis nullum praesumat statuere in praedictis comitatibus, nisi sit infra eos residens & ipsum populi eligant qui melius videbitur d) expedire. Nec etiam in Comitatu Chybiniensi aliquis audeat comparare pecunia.
a) & inopia fehlt b) --- poterat. c) – ad.
d) --- videtur.
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Ad lucrum vero nostrae Cameras quingentas Marcas argenti dare teneantur annuatim, nullum praedialem vel quemlibet alium volumus infra terminos eorundem positum, ab hac excludi redditione, nisi qui super hoc gaudeat privilegio fpeciali. Hoc etiam eisdem concedimus, quod pectiniam quam nobis solvere tenebuntur seu dinoscuntur, cum nullo alio pondere, nisi cum marca argentea quam piissimae recordationis Pater noster Bela eisdem constituit, videlicet quintum dimium Fertonem Chybiniensis ponderis, cum Coloniensi denario a) discrepent in statera, solvere teneantur. Nunciis vero, quos Regia Majestas ad dictam pecuniam b) colligendam statuerit, singulis diebus ibidem c) moram fecerint, tres Lottones pro eorum expensis solvere non recusent.
Milites vero quingenti infra regnum ad regiam expeditionem servire deputentur, d) extra vero regnum centum, si
a) Töpelt: ni. b) --- ad dicam colligendam.
c) --- ibi.
d) intra regnum & regni ditionem deputentur.
(p 328)
Rex in propria persona iverit. Si vero extra Regnum Jobagionem a) miserit, sive in adjutorium amici sui, sive in propriis negotiis, quinquaginta tantummodo milites mittere tenentur, b) nec Regi ultra praefatum numerum postulare liceat, nec ipsi etiam mittere teneantur.
Sacerdotes vero suos libere eligant, & electos repraesentent, & ipsis decimas persolvant, & de omni Jure Ecclesiastico secundum antiquam consuetudinem eis respondeant.
Volumus & etiam firmiter c) praecipimus, quatenus ipsos d) nullus judicet, nisi nos vel Comes Chybiniensis, quem nos eis loco & tempore constituemus. Si vero coram quocunque judice remanserint, tantummodo judicium consuetudinarium e) reddere teneantur. Nec eos etiam aliquis ad praesentiam nostram citare praesumat, f) nisi causa coram suo judice non possit terminari.
a) --- ex regno Jubagionem. b) --- teneantur.
c) --- volumus etiam ...miterque. d) illos.
e) --- judicum ordinarium. f) --- praesumet.
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Praeter vero a) supra dicta, silvam Blacorum & Bissenorum cum aquis, usus communes exercendo, cum praedictis scilicet Blacis & Bissenis eisdem contulimus, ut praesata gaudentes libertate nulli inservire b) teneantur.
Insuper eisdem concessimus, quod unicum sigillum habeant, quod apud nos & magnates nostros evidenter cognoscatur. Si vero aliquis eorum aliquem convenire voluerit c) in causa pecuniali coram judice, non possit uti teistibus, nisi personis infra terminos eorum constitutos.
Ipsos ab omni jurisdictione penitus eximentes, salesque minutos secundum antiquam libertatem, circa sestum beati Georgii, d) octo diebus, circa sestum beati Regis Sephani octo, e) & circa festum beati Martini, similiter octo diebus omnibus libere reeipiendos concedentes.
Item, praeter supradicta eisdem f) con-
a) vero fehlet. b) --- nulli inde servire.
c) --- voluerit fehlet. d) --- Festum Georgii.
e) --- octo fehlet.
f) --- concedentes. Item praeter supradicta eisdem fehlet.
(p 330)
cedimus, quod nullus tributariorum, nec ascendendo, nec descendendo praesumat impedire eos, Silvam vero cum omnibus appendiciis a) suis & aquarum usus cum suis meatibus, quae ad folius Regis spectant donationem, omnibus, tam pauperibus, quam divitibus libere concedimus exercendos.
Volumus enim & regia authoritate praecipimus, ut nullus de Jobagionibus nostris, villam vel praedium aliquod a Regia Majestate audeat postulare. Si vero aliquis postulaverit, indulta eis libertate b) a nobis, contradicant. Statuimus insuper dictis fidelibus, ut cum ad expeditionem ad ipsos nos venire contigerit, tres desceensus tantum solvere c) ad nostros usus teneantur. Si vero Vayvoda
a) --- appendieibus.
b) --- potestate.
c) Die alten Könige reisten viel, aber nicht wie Joseph! Sowohl bey ihrer Ankunft in eine Stadt, als bey ihrer Abreise empfiengen sie Geschenke, und wurden auf das Prächtigste bewihrtet. König Stephan der Fünfte sagt es seinen Zipsersachsen
(p 331)
ad regalem utilitatem ad ipsos, vel per terram ipsorum transmittitur, duos descensus, unum in introitu & unum a) in exitu solvere non recusent.
Adjicimus etiam supradictis libertatibus praedictorum, b) quad mercatores eorum ubicunque voluerint, in regno nostro libere & fine tributo vadant revertantur, efficaciter jus suum Regiae Serenitatis c)
ganz aufrichtig: --- quotiescunque illlc cum baronibus nostris & nostra militia veniemus, ipsi hospites nostri nobis in introitu dare tenebuntur descensum opulentum, & similiter in egressu discessum delicatum. --- Ja, ) die folgenden Fürsten lebten, so längste an einem Orte velweilten, auf desselben Unkosten, die oft sehr beträchtlich waren. --- Fürst Apafi kam 1674 den 2ten May mit seinem Hofstaate nach Hermannstadt, und ungeachtet er den 4ten desselben Monats schon wieder abreiste, so wurden doch 62 Fäßer: Wein zu vierzig siebenbürgischen Eimern getrunken, und dieser Besuch kostete der Stadt 2313 Gulden, ohne die Lebensmittel zu rechnen, welche als Geschenke von den benachbarten Stühlen geschickt wurden.
a) Töpelt hat: & alterum. b) --- praedictorum fehlet.
c) --- Majestatis.
(p 332)
intuitu profequentes. Omnia etiam fora eorum a) inter ipsos b) fine tributis, praecipimus observari.
Ut autem haec dicta sunt, firma c) & inconcussa permaneant in posterum, praesentem paginam duplicis; fiigilli nostri munimine fecimus roborari. Datum Anno ab incarnatione Domini, Millesimo Ducentesimo Vigesimo quarto, regni autem nostri Vigesimo primo.
Nos igitur petitionibus dictorum Blannz & Hennyng Comitum, ac totius, Universitatis Saxonum praedictorum inclinati, tenorem praedicti privilegii eorundem, eatenus, quatenus valere ipsum invenimus, praesentibus de verbo ad verbum insertum, approbamus & etiam confirmamus. In cujus rei memoriam praesentes concessimus litteras, duplicis sigilli nostri munimine roboratas. Datum per manus discreti viri, Magistri Johannis, Albensis ecclesiae Praepositi & Archidiaco-
a) --- ipsorum.
b) --- inter ipsos fehlet.
c) Tröster: quae ante dicta sunt, firmiter.
(p 333)
ni Kukulensis, dilecti & fidelis nostri, aulae nostrae Vice-Cancellarii, VIII Kalend. Junii, anno Domini Millesimo Trecentesimo decimo septimo, Regni autem nostri anno similiter decimo septimo.