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XVI.

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Beschluß des vorhergehenden Stücks.

Man kann auch das Porcellän, da es halb Glasmaterie ist, als eine Gattung des Glases betrachten. Man hat daher in ein Porcellängeschirr sechs Pfund Qwecksilber geschüttet, und es zu Nachtzeit in die Luft gesetzet, des Morgens hat man den Thau in Menge an den Ränden des Geschirrs gefunden allein nicht die geringste Spur eines einzigen Tropfens hat sich auf der Oberfläche des Qwecksilbers gezeiget. Aus diesem erhellet also klar, daß die Thautropfen sich an einige Körper keinesweges anhängen wollen, da sie doch solches an anderen von freyen Stücken thun. Es giebt auch noch eine andere beträchtliche Anmerkung, welche zu beweisen scheinet, daß dieser Dunst allein nur aufsteige, und keinesweges in der Gestalt des Thaues wieder herunter

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komme, sondern daß dasjenige, was man auf Gras und Pflanzen in Tropfen sich sammeln siehet, sich selbst gleich beym Aufsteigen also forme. Denn wenn eine metallene Schüßel auch die ganze Nacht durch ausgestelltt würde, wird man doch niemals einigen Thau darinn finden; welches doch geschehen müßte, Falls dieser flüßige Körper von oben käme: indem, obgleich der Thau natürlicher Weise auf Metall nicht haftet, er dennoch nohtwendig in die Schüßel fallen und darinn bleiben müßte. Allein da dieses niemals geschiehet, so kann man daher schließen, daß der Thau niemals herunter falle. Aus diesen allen kann man also diese allgemeine Anmerkung machen, daß der Thau ein Dunst sey, welcher, indem er in die Luft aufsteiget, die ganze Nacht hindurch in Menge anwächst, und sich überall verbreitet, einige Körper befeuchtet, ohne andere zu berühren, und dieses einzig nach der Verschiedenheit ihrer Oberflächen.

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Von dem Schlangensteine.

Aus dem Journal Oeconomique.

Ich weiß nicht, ob sich noch jemand in der Welt findet, der die Kraft des Schlangensteines, wider die verschiedenen Arten der Gifte in Zweifel ziehe. Rhedi, und Charras mögen auch darwider sagen, was sie wollen, so glaube ich doch nicht, daß ihr Ansehen mehr gelten werde, als des Boyle, Claiton, Havers, und anderer Schriftsteller, die davon geredet haben. Der berühmte Pater D. Frejio, erzählet in dem zweyten Theile seiner Briefe, so viel Kuren, welche mit diesem wunderbaren Steine gemacht worden sind, daß sich auch der Allerunglaubigste zu ergeben gezwungen siehet. Ehemals war er sehr theuer; wir sind aber den wißbegierigen Neuern die Verbindlichkeit schuldig, daß wir ihn heut zu Tage um einen sehr billigen Preis bekommen. Diese haben uns entdecket, daß dieser Stein, den man ehemals in

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dem Kopfe einer Schlange zu findenglaubte, nichts anders, als ein Stückchen Hirschhorn ist, das man auf eine gewisse Art geschnitten hat, wie ich in der Folge anzeigen werde. Hierauf haben viele ihre Meynung geändert, und sich eingebildet, daß es zweyerley Arten von Schlangensteinen gäbe; nämlich einen künstlichen, von dem wir eben geredet haben, und einen natürlichen, der sich wirklich in dem Kopfe dieses Ungeziefers befände. Und damit die Naturforscher diesem letztern ein Ansehen machen möchten, so haben sie ihm die schönsten Namen gegeben, die mehr das Gedächtniß beschweren, als von seinen Eigenschaften einen deutlichen Begriff machen. Ich begreife nicht, wie in einem Jahrhunderte, als das unsrige ist, wo man vornehmlich die alten Vorurtheile zu vernichten suchet, dieses bestehen kann, da die bewundernswürdigen Wirkungen,welche man von dem Schlangensterne anführet, einzig und allein demjenigen zuzuschreiben sind, welchen man den künstlichen nennet; wenn man es nicht etwann für eine Pflicht hält, dasjenige blindlings zu glauben, was Thevenot in seiner Reisebeschreibung davon anführet,

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nämlich: daß dieser Stein aus dem Kopfe einer großen Schlange genommen werde, die man in China findet. Vermuhtlich sind die Naturforscher, die von der großen Kraft, des als einen Stein geschnittenen Hirschhorns, selbst Zeugen sind, durch diesen Reisenden verführet worden, zweyerley Gattungen von Steinen anzunehmen, um Thevenots Nachricht, mit ihren eigenen Erfahrungen zu vereinigen. — Dieser Stein ist also nichts anders, als ein Stück Hirschhorn, das so groß, und so dick, als ein grosser kupferner Sol geschnitten, und im Feuer leicht geröstet ist. Er hilft für den Biß giftiger Thiere, und muß auf folgende Art gebraucht werden: Man sticht mit einer Lancette, oder Nadel, in den verletzten Theil, damit einige Tropfen Blut herauskommen; wann nicht etwann während dem Stechen, schon einiges herausgekommen ist. Man legt sogleich den Stein darauf, der sich daran anhängt, und den man so lang daran lassen muß, bis er von sich selbst wieder abfällt, welches das Zeichen ist, daß sich gar kein Gift mehr darinnen befindet. Es ist keine gewisse Zeit, wenn der Stein losgehen muß. Bisweilen

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fällt er nach zween Tagen ab, bisweilen aber bleibt er auch zwölf, vierzehen, und mehr Tage darauf. Wenn der Stein abgefallen ist, muß man ihn sogleich in Milch, und nachgehends in laulichtem Wasser abwaschen; und zwar das letztere, um ihn von der Haut der Milch zu reinigen, die sich etwann daran gehänget haben möchte, und welche, da sie seine Poros verstopfet, bey der ersten Gelegenheit, da man sich desselben bedienen wollte, seine Kraft schwächen könnte. Ich will hier nicht wiederholen, was die Schriftsteller sagen, die von diesem Steine handeln, um sich desselben so¬wohl innerlich als äußerlich bey verschiedenen Krankheiten zu bedienen. Vielleicht aber wissen viele Leute nicht, daß er auch für den Biß der tollgewordenen Thiere hilft. Dieses ist eine Erfahrung, bey der ich mich vielmals gegenwärtig befunden. Ich habe gesehen, daß zwo Personen mit diesem Steine die Pestblasen geheilet haben. Er ist ein Hauptmittel wider die Wassersucht, welche Krankheit, nach dem Zeugnisse des Boerhave, bisher allen Mitteln widerstanden hat.

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Man braucht unter den Hirschhörnern keine Wahl zu machen. Ich habe Steine aus ihnen geschnitten, die von verschiede¬nen Oertern waren, und die alle einerley Kraft und Wirkung hatten, eben sowohl als diejenigen, welche man aus entfernten Ländern zu seyn vorgab, und überaus hochschätzte. Und da die Leute, die auf dem Lande leben, vornehmlich aber diejenigen, so auf dem Felde arbeiten, den Anfällen giftiger Thiere mehr ausgesetzt sind, als andere: so sollten sie niemals ohne denselben seyn, weil er Hey den gefährlichsten Zufällen, ein geschwindes, und sicheres Mittel ist, das noch dazu gar keine Unkosten verursachet.

Vom Schimmel.

Aus der Mikrographie des Hrn. Hook.

Es ist nichts Wunderbarers, und nichts kann die Vortrefflichkeit des Vergrößerungsglases besser zeigen, als was Herr Hook vom Schimmel sagt. Man

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sollte nie glauben, daß derselbe ein Haufen kleiner Pflanzen sey, und alles, was schimmlicht ausstehet, lauter kleine, mit verschiedenen Blumen ausgeschmückte Wiesen sind. Unterdessen versichert derselbe, daß, als er mit dem Mikroskope, einen Schimmelfleck, der sich auf dem Bande eines Buches befand, betrachtet, er deutlich gesehen habe, daß es ein Büschel Blumen war. Einige hatten runde Knospen, und schienen sich noch nicht geöfnet zu haben. Andere waren halb verwelket, einige ganz aufgesprungen, und an einigen schien die Knospe zerrissen zu seyn. Und ob sie gleich sehr nahe bey einander stunden, so hatte doch eine jede ihre besondere Wurzel. Ihre Stängel waren roht, lang, cylindrisch, und durchsichtig; ihr Wesen sehr zart, und dem der Erdschwämme fast gleich. Denn, als man sie mit einer Stecknadel anrührte, zerrissen sie leicht; und sie blieben ganz, als man sie drey bis viermal in die Lichtflamme hielt. Ihren Geruch betreffend, so war solcher stark, und unangenehm, eben sowohl als ihr Geschmack.


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Topic revision: r9 - 15 May 2011, MarleneBurgstaller
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