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XX.

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Fortsetzung der Gedanken von dem Uibergange der Hunnen nach Amerika.

Wenn nun diese Hunnen sich so ausgebreitet, die nördlichen Provinzen Europens der Breite nach überschwemmet, sich auch an die äußersten Enden derselben gesetzet, wovon man die deutlichsten Spuren, sowohl in der Sprache, als den Gebräuchen findet, warum sollte nicht auch ein Theil derselben über das morgenländische asiatische Meer, wovon man selbst bey den kamtschatkischen Einwohnern Spuren antrift, von ihren Feinden verfolget, und entweder über das Eis, oder mit Kähnen, in das äusserste Theil der neuen Welt gewandert seyn? Daß scythische Völker hinüber gekommen, werden wir weiter unten aus der Uibereinstimmung der Sitten dieser Völker mit den Scythen, auf das deutlichste beweisen. Da nun die Hunnen

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auch einen, und zwar den größten Theil ausgemachet, und sich viel Eigenes der Amerikaner, mit denen, welche unter dem Attila in Pannonien eingefallen, der Aufführung wegen anführen läßt: so können wir dieses eben so gut annehmen, als es gewiß ist, daß andere Barbaren aus Asien, sich dahin geflüchtet haben. Selbst die Lebensart der Grön- und Isländer, der Samojeden, und anderer an den entlegensten dieser mitternächtigen Gegenden gelegenen Völker, haben in ihrer Lebensart, ihrer Nahrung, Geschäften, und Götzendienste sehr viel Scythisch-hunnisches, und Tatarisches. Den Zeitpunkt aber, wenn dieser Uibergang geschehen seyn könnte, setzet Herr Bel etliche Jahre nach Christi Geburt, und wenn wir die Nachrichten der chinesischen Schriftsteller in Ansehung der Abnahme des hunnischen Reiches ansehen: so müssen wir zwar die Kriege der Tatarn und Chineser mit den Hunnen in dem innern Theile Asiens einige Zeit vor Christi Geburt hinaussetzen; dennoch ist die Zertheilung und Kundwerdung der hunnischen Völker in Europa, unter die Ankunft des Balamirs an dem meotischen Sumpfe, und der dasigen Gegend zu setzen. Dazumal also, hat auch der

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nördliche Theil der hunnischen Monarchie gelitten, und es ist in des Desguigne Geschichte der Hunnen, auch von den Kriegen derselben sehr weitläufig gehandelt worden. Genug, nach Christi Geburt geschah ihre nördliche Ausbreitung, sowohl in den europäischen, als amerikanischen Ländern. Lafitau meynet zwar, daß Amerika bald nach der Sündfluht bevölkert worden; und es kann dieses wohl auch statt haben, denn niemand wird es läugnen, daß eine so grosse Menge Menschen, nicht auf einmal, oder von einem Stamme, sondern von unterschiedlichen Nationen hergeleitet werden müße. Wenn Marcellinus berichtet, daß die Hunnen an dem Ocean, und dem Eismeere gewöhnet, so ist es gewiß, daß dieses nicht auf einmal, sondern nach und nach geschehen sey. Ob die Hunnen die letztern gewesen, oder ob nach ihnen auch einige Tatarn den Weg dahin gefunden, will ich nicht untersuchen. Doch daraus, daß die nördlichen Völker von Amerika, nicht so zahlreich als die andern, welche um Mexico, Peru, oder in Brasilien wohnen, angetroffen werden, und daß sie als die wildesten, und ärmsten in den Gebirgen geblieben, läßt

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sichs vermuhten , daß sie daselbst schon andere Völker gefunden, welche sie nicht bezwingen konnten. Sie können also nicht Hordenweise, wie diejenigen, welche andere Länder verheeret haben, sondern nur nach und nach dahin gekommen seyn,wo sodann die stärkern die Schwächern, aus den bessern, in die wüsteren Gegenden vertrieben haben. Daher uns denn auch Lafitau bey der Beschreibung so vielerley Nationen, erschreckliche Arten von Menschen, Riesen, Zwerge, Acephalos, Cynocephalos, und dergleichen kennen lehret. Wir wollen nun auch die Uiberbleibsel der hunnischen Völker bey den Amerikanern durchgehen. Die Iroquisen, Huronen, und mehr andere Nationen verehren das höchste Wesen unter dem Bilde der Sonne, und des Kriegesgottes. Sie geben diesem, Wesen verschiedene Benennungen, worunter Areskovi, und Agriskove die bekanntesten sind. Man weiß, daß Mars bey den Griechen Αρης geheißen, und daß Αρεγω, im Kriege Hilfe leisten, bedeute. Die thracischen Völker selbst gaben ihrem Gotte der Kriegsheere den Namen Ares. Diesem Kriegsgotte nun opfern auch die Amerikaner, als ihrem vornehmsten, mannigfaltige und

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verschiedene Dinge. Die Mexikaner, und einige andere, lebendige Menschen; die Mitternächtigen, und die in den Gebirgen, einen Hund, welcher dem Götzen zu Ehren, auf eine Stange gebunden, elendiglich verrecken muß. Auch sowohl Bären, und andere wilde Thiere, die sie durch die Jagd bekommen, werden mit Fette beschmieret, und dem Götzen, der ihnen nach ihrem Wahne, dieses Wild zu fallen bescheret hat, geweyhet. Bey allen solchen Festen werden auch Menschen, und Thiere, besonders aber die Gefangenen geschlachtet, die Gebeine in das Feuer geworfen, und damit durchaus so verfahren, wie wir es von den scythischen, und thracischen Völkern lesen. Thurotz, Bonfin, Otrokosch, Jornandes, und alle einheimischen Geschichtschreiber, kommen darinn übereins, daß unsere Hunnen, keine Gottheit mehr, als den Mars verehret haben. Man weiß, was Attila auf seinen Säbel, den er blutig gefunden, und von dem unten ein Mehreres, gehalten habe; wovon man den Herodot, den Priscus Rhetor, und den Verbötz nachlesen kann. Die Nachrichten, welche uns Stralenberg von den Opfern der mit den Hunnen verwandt gewesenen Jakutischen und

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Wogulischen Tatarn, welche drey Bärenköpfe, mit Fette beschmieret, ihren Gottheiten weyhen, ertheilet, zeigen uns deutlich, daß diese Gewohnheit hunnisch sey, wie solches unter andern Loccenius, Leg. West. Goth. p. 107. bezeuget. Welche Aehnlichkeit, mit den mitternächtigen Amerikanern, die, wie wir gezeiget, noch heut zu Tage ein solches Thier der Sonne widmen ! — Die Chineser, die abgesagten Feinde der Hunnen, haben diese Thiere beynahe vertilget; die Ostyaken aber, und andere Uiberbleibsel der Hunnen lieben sie, und gebrauchen sich derselben. Und wer erinnert sich nicht, daß die Deutschen, unsere Vorfahren zu beschimpfen, ihnen räudige Hunde vorgeworfen haben? Von dem Apoll, Merkur, und den mythiologischen Fabeln überhaupt, finden wir bey unsern Hunnen nicht so viel Spuren, als bey den Amerikanern. Einige Seythen haben zwar verschiedene Religionsgebräuche der Griechen angenommen, andere aber wieder verworfen. Man weiß also nicht recht, unter welche Klasse unsere Hunnen gehören. Die asiatischen, und die, welche nicht nach Europa gezogen, waren zwar in ihren Sitten von denjenigen, welche in

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Pannonien eingefallen , dadurch unterschieden, daß sie jenen zum Gegentheile, Städte, Häuser, und allerley Beqwemlichkeiten gehabt, von welchen man auch die Abkömmlinge derjenigen, die nach Amerika gezogen sind, rechnen muß. Daraus ist also zu schließen, daß diejenigen, welche der dermaligen Zeit gemäß gelebet haben, auch in Ansehung der Religionsgebräuche etwas mehr, als andere angenommen haben, und daß solche auf diese Art fortgepflanzet worden. Eben daher haben auch die Amerikaner an vielen Orten Bacchanalia, Lupercalia, und andere dergleichen Feste, so, wie die Athenienser die Panathenaeen der Minerva, die Römer dem Pan, und die Egyptier der Isis zu Ehren angestellet. Sie feyern es bey Nacht, und laufen in Larven und Masken, mit Fackeln und Laternen herum, welchen Gebrauch die Amerikaner Ononhovarovi, und die Chineser das Laternenfest nennen. Daß die Wilden sehr abergläubisch, und dem Zeichendeuten und Wahrsagen ergeben sind, zeiget Lafitau in verschiedenen Beyspielen. Nichts aber beweiset mehr Aehnlichkeit mit der hunnischen Art künftige Dinge vorher zu wissen, als das

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Wahrsagen durch das Feuer, der mitternächtigen Abenaquis. Die Regierungsform der mitternächtigen Amerikaner ist völlig scythisch. Sie haben ein Oberhaupt, welches sie selbst von Göttern , wenigstens von Halbgöttern abzustammen glauben. Sie haben ihre Aeltesten, die sie Royanderpou, Edelleute nennen, und sind eben wie die Hunnen in gewisse Horden eingetheilet. In ihren Heurahten haben sie viel von den Parthern, welche gleichfalls von den Hunnen ausgezogen, und daher den Namen Parthos erhalten haben. Die Könige, und die Yncas, welche mexikanische Fürsten gewesen, heurahten, gleichwie es die Parthen gethan haben, ihre Schwestern, weil sie, wie gedacht, glauben, daß sie von Göttern abstammen. Die Fortsetzung folgt.


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Topic revision: r15 - 15 May 2011, MarleneBurgstaller
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