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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 1, Heft 2, Text 17 (S. 142-168)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Preßburg,
Löwe, 1781
Autor:
Karl Gottlieb Windisch
Zuordnung: Geographie
(P142)
17. Topographische Beschreibung des Königreichs Bosnien.
Die Stadt und Festung
Sarajewo,* ist ziemlich
volkreich, und hat ein Regiment
Janitscharen (
Orta) 12000. Mann stark zur Besatzung. Die Festung liegt ostwärts unter dem Gebirge, und verschafft dem Auge eine überaus reißende Aussicht. Sie ist ziemlich weitläufig, und hat zu ihrer Befestigung ein zwo
Klafter starkes Gemäuer, jedoch keine Schanze, sondern nur zwölf Batterien, und eben so viel Thürme, auf welchen achtzig mittelmäßige Kanonen gepflanzet stehen. In derselben befindet sich ein Kommendant, (Musselim,) ein
Janitscharen Aga, und ein Generalauditeur (Muphela) welcher die übrigen Auditeurs anstellet. In einiger Entfernung von dieser Festung liegt die Stadt, in einem Thale. Sie hat bis 12000. Häuser; und die Residenz des
Pascha sowohl, als die Wohnungen einiger anderer Offiziere, sind nach türkischer Art ganz gute Gebäude. Die sogenannten
Altgläubigen (Graeci Ritus) haben hier einen Bischof, nebst einer Kirche, und werden auf 1000. Familien geschätzet. Die Römischkatholischen sind auch bis 500. Haushaltungen stark. Der Fluß
Milatzka, welcher auf der Mittagsseite entspringt, durchläuft die Stadt, und ergießt sich eine Stunde unterhalb
* Auch Sarai, Serajo, Seraglio. Der im Lande selbst gewöhnliche Name ist Sarajewo; so wie auch die im Werke vorkommenden Benennungen der übrigen Oerter, Flüße, Gebirge usf. nach der bosnischen Aussprache geschrieben worden.
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derselben in den Fluß
Bosna. — In einer Ebene an der Seite des Bosnaflusses befindet sich ein Zugang zu der Festung, und über derselben ein mäßiges Gebirg. In der Stadt ist über den Fluß Milatzka eine Brücke; auch der Fluß
Bosna mit einer solchen versehen, von der gedachtes Gebirg, und der Ursprung des letztern Flusses zwischen zween Felsen ganz deutlich ausgenommen wird. Jenseits dieser Brücke zeigen sich drey verschiedene Wege, von denen der eine seitwärts über das Gebirg, gegen den
Schwarzwald (Herzegowina) der Stadt
Mostár zuführet; der andere Westwärts nach
Drawnik geht, der dritte aber längst dem
Bosna bis an den
Sawastrom fortläuft; wie sich denn die
Bosna bey der
Lukátscherschanze in denselben ergießt. — An der östlichen Seite der Stadt, sind auf eine ganze Tagreise weit, die schönsten und fruchtbarsten Felder, auf welchen verschiedene sowohl türkische als altgläubig christliche Dörfer stehen.
Zu Ende derselben, und zwar unweit der Stadt gehet ein Weg über die sogenannten
romanischen Gebirge und Wälder nach dem Marktflecken
Wischegrád, und von dannen nach
Konstantinopel. Linkerhand fließt der Fluß
Drina, welcher ein ziemlich flaches Gebirg vor sich hat, das bis an den Marktflecken
Rogatitza nicht weit von
Herzegowina fortläuft. Dieser hat nur 52. Häuser.— Auf der Sarajewer Ebene, befinden sich an dem
Bosnaflusse die Marktflecken:
Wissoko,
Kakan und
Bsenitza, die von lauter Türken bewohnet werden. Der erste hat 65, der zweyte 50, und der dritte 76 Häuser. Zu Ende dieser Ebene stehen ostwerts zwey Klöster, zu welchen man noch mit Wägen ganz beqwem kommen kann. Aber hier erhebt sich das Gebirg
Kraljewa Gora genannt, über welches ein Weg von
Zwornik, nach den beyden Soli, oder sogenannten
Tußla gehet, der aber nur zu Pferde gemacht werden kann. — Unterwegs stehet ein ödes katholisches Kloster,
Ollowo genannt, und nicht weit von diesem ein kleiner Flecken von 50 Häu-
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fern, mit Namen
Gladan, nebst einigen Dörfern im Gebirge. Von dannen den Fluß
Bosna zu, trift man zwey Franziskanerklöster, die
Sutjeska und
Kreßowo heißen, an; links dem Flusse aber gehet ein Weg zwischen dem Gebirge über den Bach
Kriwa Rika, welcher sechszehnmal passiret werden muß, zu den Eisenbergwerken bey
Sebesitsch und
Waresch. — Rechter Hand an dem nämlichen Flusse, liegt der ziemlich grosse Marktflecken
Scheptsche, der bis 350 Häuser zählt, und seine Einwohner, die allerhand Eisenzeug verfertigen, sehr gut ernährt. Hier hat ein Staabsauditeur (
Kadia) seine Station, dessen Gerichtsbarkeit sich bis an das Gebirg
Spretscha, in der Gegend von
Zwornik, erstrecket. Auf den Gebirgen
Priluk, und
Massitza liegen verschiedene Dörfer, von welchen zwey von lauter Christen, die übrigen aber allein von Türken bewohnt werden. — Vom obigen Gebirge gegen Mitternacht, sind noch andere Gebirge, die
Gostowitz,
Wossutja, und
Oßren
heißen. Auf jedem derselben befindet sich ein griechisches Mönchskloster* gleiches Namens; und die Gegend da herum ist sehr stark, großtenteils von Christen bewohnt.
Die Festung
Maglai, liegt in einer Anhöhe an dem Flusse
Bosna, und gehört zu dem
Scheptscher Distrikt, oder zu dem sogenannten
Kadiluk. Sie ist nicht sonderlich groß, und ihre Vorstadt hat nicht über 50 Häuser. Man kann sich derselben nur allein von Seiten des Flusses, und zwar ohne alle Schwierigkeit nähern; denn von der andern Seite wird sie durch das Gebirg
Oßren gedecket.
Jenseits des
Bosnaflusses liegt die Festung
Vranduk westwerts, und zwar nur einen Kanonenschuß weit
*Diese Klöster stehen immer in Wäldern, Wildnissen, oder auf Gebirgen, damit die Mönche, welche bey den Illyrern überhaupt Kaludjier heißen, in ihrer Andacht nicht gestöret mögen. Ihre Aebbte heißen Archimandriten, und ihre Prioren, oder Guardiane Igumenen. Alle Kaludjier sind von dem Orden des heiligen Basilius.
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vom Gebirge, daher auch aus derselben die Strasse gegen
Sarajewo zu, mit groben Geschütze bestrichen werden kann. Sie hat nur eine geringe Besatzung, ist auch ganz klein, und daher nicht im Stande die Sarajewer Strasse streitig zu machen. Von dem Sawaflusse kann man ihr sowohl mit Wägen als Kanonen sehr leicht beykommen, und eine gute Strecke bis zu dem Scheptscher Gebirge vordringen.
Die Festung
Tessan ist die erheblichste dieser Gegend. Sie liegt auf einer Anhöhe, die von mittelmäßigen Bergen umgeben ist. Von der Seite des
Bosnaflusses ist sie mit einer Schanze, und außerhalb derselben mit Palisaden versehen, hat auch drey Batterien, und auf denselben 15 grosse Kanonen. Es befindet sich ein Kapitän als Befehlshaber in derselben, ein Staabsauditeur, und eine ziemlich starke Besatzung. Ihre Gerichtsbarkeit erstrecket sich bis an
Ukrina und an den
Sawafluß.
Oberhalb des
Bosnaflusses ist noch die Festung
Dobuy, welche ziemlich haltbar, mit einer Ringmauer, und mit Schanzen versehen ist. Der Bach
Spretscha ergießt sich derselben gegenüber in die
Bosna. Wegen der stachen Gegend ist ihr ganz leicht beyzukommen. Sie hat eine Vorstadt von beyläufig 50 Häusern, die lauter Türken bewohnen. Ein Aga hat hier das Kommando.
Ungefähr fünf Stunden davon gegen den Sawastrom befindet sich die Festung
Derbent, welche zwar schon von alten Zeiten her bekannt ist, in den neuen aber ausgebessert, und mehr befestiget worden. Sie ist mit guter Artillerie versehen, und den Befehlen eines Oberkapitäns unterworfen. Ihre Vorstadt hat bis 300 Häuser, welche von der Besatzung bewohnt werden. In der Gegend dieser Festung sind viele Dörfer, die meistentheils christliche Einwohner haben.
Das Schloß
Dobor ist ziemlich alt und gut befestiget, aber ohne alle Besatzung. An demselben liegt ein Dorf von 40 Häusern, das gleichen Namen mit dem
(P146)
Schlosse führet, und von Türken bewohnt wird. — Jenseits des
Bosnaflusses sind abermal zween nahe aneinander liegende Marktflecken,
Modritza und
Taresetze genannt, welche zusammen ungefähr 160 Häuser enthalten. Es ist dabey eine Fahrt über den Fluß, die auf die Strasse nach der Stadt
Gradatschatz führet, welche fast zwo Stunden weit davon entfernt ist.
Die Stadt Gradatschatz ist ziemlich befestigt, auch ringsherum mit einer Schanze, und drey Batterien versehen, die mit 15 schweren Kanonen bespickt sind. Ein Oberkapitän, der noch andere drey Filialposten unter sich hat, stehet derselben als Kommendant vor.
In der kleinen Festung
Kratschanitza hat ein
Kadia,* oder Staabsauditeur seine Station, und die dabey befindliche Vorstadt wird von lauter Türken bewohnt, die etwan 120 Häuser innen haben, und als eine Besatzung der Festung angesehen werden können.
Nicht weit davon ist das alte und ziemlich feste Schloß
Szokol, in dem sich ein Aga, aber keine Artillerie befindet.
Von hier jenseits des Baches
Tinjia, liegt das gleichfalls alte Schloß
Strebernik, welches ungefähr drey Stunden von
Gratschanitza entfernt ist. Man kann ihm nur von einer Seite, und zwar von dem
Sawastrome aus der Gegend der
Lukatscherschanze,
Stitár, und
Rajewo Selo zukommen, und von diesen Ortschaften bis zu gedachtem Schlosse beträgt der Weg mehr nicht als drey Stunden. Die Gegend da herum ist voller Dörfer, deren christliche Einwohner wohl dreymal stärker, als die Türken sind.
Von
Gratschanitza, bis zu der Stadt
Tußla sind 2 Stunden. Seit einigen Jahren hat man hier eine Festung angelegt, die aber nicht viel bedeutet, auch mit sehr wenig Artillerie versehen ist. Die Stadt zählt beynahe 250 Häuser, und ringsherum sind viele angesiedelte Dör-
*Eigentlich Kadhy, welches überhaupt einen Richter bedeutet.
(P147)
fer, von welchen drey Viertheile von Christen bewohnet werden. —
Hier muß ich wieder nach
Sarajewo zurück kehren; und zwar zu der über den
Bosna geschlagenen Hauptbrücke, von welcher westwerts die Strasse nach Trawnik führet. Man muß aber zween kleine Berge, und einen ziemlich starken Bach
Foinitza genannt, über den eine steinerne Brücke gebaut ist, passiren. Unweit dieser Brücke ist ein Eisenbergwerk, und eine Hammerschmiede, in welcher sowohl Feuergewehre, als Säbeln gemacht werden. Hiernächst befindet sich auch ein Franziskanerkloster unter dem Namen
Foinitza, nebst einem Dorfe von beyläufig 100 Häusern mit katholischen Inwohnern. Oberhalb dieser Eisenfabrik ist ein grosses
Gebirg, auf dem viele, aber lauter türkische Dörfer, nebst zween kleinen Marktflecken, Namens
Bussowatscha, und
Witéß, jeder von beyläufig 50 Häusern, liegen. Diese Oerter leben sehr elend, und blos von ihrer Handarbeit, weil sie keinen Ackerbau haben.
Von hier kömmt man nach
Trawnik, einer Festung die nicht sonderlich groß, aber sehr erheblich, und die Residenz des in
Bosnien kommandirenden
Pascha ist, welcher in der türkischen Sprache den Titel Utschtugli Pascha führet. Seine Garde bestehet aus 500 Mann zu Pferde, welche weiße Turban tragen, sich Passailje nennen, und alle gleich mundirt sind. Ihre Brustkleider sowohl, als die Pferdzeuge sind mit Silber beschlagen, und jeder hat seinen eigenen Knecht zur Bedienung. Eine andere Gattung von Garde eben so stark heißet Dellia; sie dienet zu Fusse, und bleibt immer in der Festung; so wie die zu Pferde mit dem Pascha ziehet, wann er abgelöst wird. Beyde Garden müßen den Pascha, so oft er zur Visitation gehet, oder verreiset, begleiten, wozu ihnen das Zeichen durch ihre Musik gegeben wird. Im Kriege bleiben diese Garden bey dem Kommendanten. Sie tragen sodann ein Panzerhemd, und um den Pascha mehrere Be-
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deckung zu verschaffen, schließen sich die
Janitscharen an dieselben. Sie werden vom Hofe mundirt, und verpfleget. — Die Hauptfeldmusik begleitet diese Garden beständig; sie machen zu allen Feldstreichen den Anfang, und geben sowohl zum avanciren, als retiriren das Zeichen.
An der nördlichen Seite der Festung
Trawnik befindet sich ein grosses Gebirg
Wlaschitsch genannt. Aus demselben entspringt der starke Bach
Latschwa, der durch Trawnik fließt, sodann aber ostwerts in den
Bosna fällt. Dieser Bach treibt eine Mühle von sechs Gängen (Begluk Wodenitza), die für die Besatzung bestimmt ist. Ein anderes Gebirg, welches hinter dem sogenannten
Wlaschitsch liegt, heißet
Schneßnitza, und beyde sind die höchsten in ganz
Bosnien. Zwischen diesem Gebirge entspringt der ziemlich starke Bach
Ugar, welcher sich westwerts mit dem Flusse
Werbas vereinigt. Aus dem Gebirge gehet ein Weg über denselben auf das sogenannte Feld Werowina, auf dem ein kleiner Flecken von etwan 50 türkischen Häusern steht, und
Stender Wakup heißet.
Westwerts von
Trawnik ist die kleine aber alte Festung
Jaitza, an der, seitdem sie die Türken besitzen, nichts repariret worden. Ehedem war sie sehr erheblich, dermalen aber hat sie nur eine geringe Besatzung, mit einiger Artillerie. — Unweit derselben ist ein kleiner See, den die Türken
Giolisar nennen, und in der Mitte desselben ein festes, aber wüstes Schloß. — Bey der Festung
Jaitza ist ein kleiner Flecken von 65 Häusern, in dem auch ein
Kadia wohnet, welcher zugleich den Distrikt von dieser Festung besorgt, der ziemlich groß und volkreich, auch sowohl von Christen als Türken bewohnt wird. Von der Festung sieht man das
Gebirg sehr gut, auf dem der Fluß
Werbas entspringt, und unterhalb desselben gehet die Strasse zu dem Flecken
Kupreß, der an der
Herzegowiner Gränze liegt. Und hier erhebt sich das Gebirg
Tscherna Gora genannt, welches sich gegen
(P149)
Dalmatien, und zwar bis an die Festungen
Liewno, und
Glamotsch erstrecket. Zu Anfange dieses Gebirges entspringt der Bach
Plewa, der wohl über 50
Klafter hoch von einem Felsen stürzt, und eine starke Stunde gegen Osten in die
Werbas fällt. Bey seinem Ursprunge befindet sich
ein Flecken gleiches Namens von 50 mit Türken bewohnten Häusern.
An der östlichen Seite desselben, steht ein altes wüstes Schloß,
Szoko genannt, und zwar neben der
Werbas, wobey auch drey Marktflecken aneinander liegen, und
Kopie heißen. In denselben wohnt der
Beg Kulinowritsch, der gleichsam
Pascha und Befehlshaber von dem
Siriche Kliska, und derjenigen Gegend ist, wo
Lika und
Dalmatien mit
Bosnien gränzen. Er hat eine Garde von 50 Reitern zu seiner Bedeckung.
Nicht weit von
Skopie sind noch andere zween Marktflecken,
Warzarew und Wakup, welche zusammen 250 Häuser enthalten. Hier befindet sich eine Fahrt über den Fluß
Werbas; von Wakup aber führet die Strasse zu den Marktflecken
Podraßtitza, der in einer überaus schönen Ebene liegt, auf welcher bey Kriegszeiten das Bosnische Fußvolk zusammenrückt, und gemustert wird. Die Reiterey aber ziehet sich um diese Zeit unweit
Trawnik bey dem Flecken
Wittowie, gleichfalls zusammen.
Ungefähr drey Stunden von hier ostwerts, liegt die alte, nicht gar grosse, aber gute Festung
Batschatz ebenfalls an der
Werbas. Sie ist mit einiger Artillerie versehen, und hat eine Vorstadt von 40 Häusern. — Von hieraus kann man der Gebirge wegen nicht nach
Banjaluka kommen, sondern man wendet sich westwerts, wo sich die Bäche
Ugar und
Werbas vereinigen, und auf der Anhöhe
Trebowo bey 10 Stunden lang bis zu der Ebene
Dobrinskopolje fortlaufen. Und von hieraus kann man auch sehr gemächlich mit einer Armee nach Banjaluka marschiren. Unter dem Gebirge sind einige Dörfer.
(P150)
Wenn man diese Ebene passiret, kömmt man zu dem Dorfe
Smianje, von welchem man immer flachen Boden, bis an den Werbas hat. Dort ist das Dorf
Krupan mit einem
Bache gleiches Namens, und ein ziemlich weitläufiges aber ödes
Kaludjier Kloster. — Die Gebirge ziehen sich bis zu diesem Dorfe von beyden Seiten der Werbas, über die hier eine Fähre gehet. Von dannen aber führet die Strasse über eine sanfte Anhöhe zu dem Dorfe
Liubatschewo, wo wieder ein neues Gebirg
Tschemernitza genannt entstehet, das sich bis an das Gebirg
Gebirg Ugar, und an den Marktflecken
Skender Vakup ziehet. Am Fusse desselben befinden sich viele Dörfer. Die dortige Gegend bis
Banjaluka heißet
Rawue Werrowine, und wird von lauter Christen bewohnet.
Unterhalb dem Gebirge
Tissowátz und
Oßmatscha, stehen nordwerts zween Marktflecken, und etliche Dörfer, von welchen man auch das Gebirge
Swetschay recht gut sehen kann. Um obige Gebirge gehet die rechte Strasse nach Banjaluka, wo man in einiger Entfernung abermal ein kleines Gebirg antrift, auf dem die Strasse in Felsen gehauen ist, und daher
Jaßle, (die Krippe) genennet wird. Dieser Weg ist so breit, daß zween Wägen ganz gemächlich nebeneinander fahren können. Er führet zu einer weiten Flur, welche sich oberhalb
Banjaluka bis an den
Werbas erstrecket. — Und hier zeigt sich neuerdings ein drey
Klafter breiter, in die Felsen gehauener Weg; und beym Ausgange desselben eine Brücke über den Werbas. Derselben gegenüber stehet der Marktflecken
Nowoselja, und auf der Seite des Dorfes
Ruißta ziehet sich ein Gebirg gegen den Werbas zu; und sondert folglich von Norden Nowosellja völlig von Banjaluka ab.
Oberhalb Nowosellja und hart unter dem Gebirge, welches sich bis an den Werbas erstrecket, sind
zwey Bäder, die in der bosnischen Sprache Banye heißen, und von denen die Festung Banjaluka ihren Namen be-
(P151)
kommen hat. Wann man etwas nahe an diese Stadt kömmt, so zeigen sich zween Wege, oberhalb und einer unterhalb derselben, die auf Werbas zuführen. Jeder hat seine eigene Brücke, unter besonderm Namen. Die eine heißt Nowosellßka, die andere Dikitjia, und die dritte Czarewa. Eine vierte, welche die Festungsbrücke genennt wird, führet ebenfalls über den Werbas. — Es lieget also sowohl die
Festung als die Stadt
Banjaluka zwischen zween kleinen Bergen. Die Stadt erstrecket sich der Festung aufwerts eine ganze Stunde lang. An der Festung ist sie etwas breiter, und unterhalb dem Werdas, dehnt sie sich um dieselbe gegen eine Ebene aus. In dieser sowohl als in der Festung zählet man bey 3000 Häuser, und es sollen sich bis 6000 streitbare Männer darinnen befinden. — Die Festung Banjaluka ist ziemlich ansehnlich, und mit einer starken Ringmauer auf welcher 50 grosse Kanonen stehen, umgeben. Gegen Westen hat sie drey Schanzen, und gegen Osten das Wasser Werbas. An demselben ist bis zu dem Sawastrom ein schönes Feld, das bis
Gradiska fortläuft. — An der Wasserseite hat die Festung gar keine Batterien, sondern diese sind nur von der Seite, von welcher man sich der Festung nähern kann, aufgeworfen. Oberhalb derselben ist an dem Wasser gegen Osten auch eine kleine Fläche, die man mit einem Kanonenschusse erreichen kann. Dort erhebt sich ein kleiner Berg
Wlaßko Berdo genannt, der sich von Werbas bis an das Gebirg
Rebrowátz, und an das
Dorf gleiches Namens erstreckt. Von dort gehet ebenfalls eine kleine Strasse über diesen Berg, auf der man sowohl mit Bagage, als Kanonen, nach Banjaluka kommen kann. An erwähnter Strasse fließet ein kleiner Bach, der auf dem Gebirge
Schneschnitza entspringt, den Namen
Werbánja führet, und unterhalb
Banjaluka in den
Werbas fällt.
(P152)
Bey diesem Ausflusse, welcher seitwerts vier Stunden von Banjaluka geschiehet, stehet die Festung
Kotor, welche nur eine Ringmauer und etliche kleine Kanonen, auch eine Vorstadt von beyläufig 70 Häusern hat. —-Nicht weit davon, und zwar gegen Abend stehet das kleine und unerhebliche Schloß
Wranit, welches mit einigen eisernen Kanonen versehen ist. — Auf der Nordseite dieser zween festen Plätze erheben sich die Berge
Skatowitza und
Lipsja
, die den Zugang zu denselben überaus beschwerlich machen. Unter dem letztern Berge trift man ein ödes Kloster gleiches Namens, an beyden aber verschiedene christliche Dörfer an. — Dieser ganze Bezirk wird Schupa von Banjaluka genannt, und erstrecket sich von Werbas bis an den Bach
Ukrina, und von diesem bis an den
Sawastrom. Berührter Bach erhält seinen Ursprung aus dem Gebirge
Snegotinja, und läuft nordwerts zwischen den Gebirgen
Ljubitsch und
Krenik oberhalb
Klakar in die
Sawa. In dieser Gegend befinden sich viele Oerter, die außer den zween kleinen Marktflecken
Leßnia und
Bernjawor, jeder bey 80 Häusern, und dem Dorfe
Türkisch Kobaß, welches unterhalb dem Berge
Motaitza, hart an der
Sawa liegt, und zum Theile von Türken bewohnt wird, mit lauter Christen besetzt sind.
Bey
Swinjár ergießt sich der Fluß
Werbas in den
Sawastrom. Jenseits demselben ist eine weite Ebene
Lewtsche genannt, die mit 20 christlichen Dörfern, und dem türkischen Marktflecken
Wakup, der bis 180 Häuser zählt, besetzt ist. Durch diese Dörfer gehet eine ganz gute Strasse von
Gradiska nach
Banja Luka.
In
Türkisch Gradiska, sind ungefähr 140 Häuser. Wann man mit einer Armee über den
Sawastrom setzen wollte, würde es bey
Swinjár weit leichter und sicherer, folglich auch mit weniger Mühe und Gefahr als bey Gradiska geschehen können. Die Strasse geht neben
Werbas gute zwo Stunden bis an den Flecken
Wakup,
(P153)
und sodann über den kleinen Berg
Lewesa, dann neben dem Flusse Werbas unterhalb dem Gebirge
Kosara, wo sich eine so beqweme Strasse befindet, daß ein Wagen dem andern leicht ausweichen kann; und von hier ist bis
Banjaluka, die schönste, und gemächlichste Passage. — Bey Banjaluka ist ein weites und sehr schönes Gefild, auf welchen eine Armee ganz gut stehen kann, dem es daselbst weder am Wasser, noch an Zufuhr der nöhtigen Lebensmittel und Fourage, mangeln würde. — In der Festung kommandirt ein Oberkapitän, und unter demselben stehet ein Musselin, (Vicekommendant) ein Staabsauditeur, 6
Agen, und 3
Beghs, welche letztern die Reiterey zu kommandiren pflegen. — Der Bezirk derselben ist ziemlich groß, und so stark mit Christen bevölkert, daß nur diejenigen, welche den
Kontributionszettel Teßkera lösen, auf 12.000 Mann gerechnet werden. — An der Abendseite der Stadt sind einige Dörfer, die
Kola heißen, und ein schönes flaches Land einnehmen. Durch diese kann man mit einer Armee über die Gebirge
Dobrinsko Polje und
Smianje, bis zu dem
Schwarzwalde, und den Flecken
Nawerzew Vakup vordringen. Die dortige Gegend ist stark bevölkert, und außer der kleinen Festung
Sitnitza, die auf einer Anhöhe liegt, einen
Beghs zum Befehlshaber, und lauter Türken innen hat, nur von Christen bewohnt. Unweit bemeldter Festung rinnt der Bach
Sanna, der in dem
Schwarzwalde entspringt, und bey
Kosteinitza von der
Unna verschlungen wird. In einiger Entfernung davon stehet das alte Schloß
Klutsch, das nun ganz im Verfalle ist, dennoch aber einen Kapitän, einen
Kadia, und eine Vorstadt von 132 Häusern hat. An
obberührtem Bache sind einige Dörfer, die man
Tzerljentzi nennet, nebst dem kleinen Flecken
Kamenska, bey dem sich eine Brücke befindet, die so, wie das derselben sehr nahe Dorf, welches sowohl Türken, als Christen bewohnen, den Namen
Tomina führt. In diesem Dorfe stehet ein grosser Thurm, der
Miral
(P154)
Begowa Kula heißet, vier Stockwerke hoch, und mit eisernen Kanonen besetzt ist. Hart daran ist die Residenz eines sogenannten
Kurbegh. Unweit demselben ist das Dorf
Manjar und ein Bergwerk. Demselben ostwerts fließt der starke Bach
Gomionitza, welcher sechs Hammerschmieden treibt, die in Eisen und Aerz arbeiten. Dieser Bach theilt sich in einen Arm, der
Stratinßka heißet und ebenfalls eine Hammerschmiede in Bewegung setzt. Er entspringt auf der südlichen Seite des Gebirgs
Smianja, und zwar bey
Szokoljewo Gniesdo; der bemeldte Arm aber dreht sich gegen Osten, und vereinigt sich mit seinem Hauptbache bey
Timár, welchen Ort er bewäßert, unterhalb
Tscherni Lugh wieder, und fällt oberhalb
Nowigrad in den
Sanna. Er nimmt auch den grossen Bach
Verkolassa, der auf dem
Kosara entspringt zu sich. — Die Gegend von Timár gehört zu dem
Banjaluker Distrikte, und wird von einem
Pascha verwaltet.
Unterhalb
Timár stehet das Schloß
Kosarátz, welches ziemlich fest ist, 12 Kanonen hat, und erst unlängst erneuert worden. In der Vorstadt sind ungefähr 100 Häuser. Von der Seite des
Unnaflusses, und zwar von dem Orte
Slabina Kula, oder von
Kosteinitza, sind dazu die beqwemsten Zugänge. — Bey dem Ausflusse der
Unna welche bey
Jessenowátz in die
Sawa fällt, stehet
Nowigrad. An der
Sanna,
Kosteinitza gegenüber ist dieser Ort stark befestigt, mit einem tiefen Wassergraben, und 16 Kanonen versehen. Man kann ihm aber sehr leicht beykommen, indem die ganze Gegend eben ist, und ringsherum starke Waldungen stehen. Von dieser Festung bis
Banjaluka sind zwo starke Tagreisen, und aufwerts an dem Flusse
Sanna ist ein
Kaludjier Kloster
Gomionitza genennt, nebst einem dazu gehörigen Eisenbergwerke, daran aber auch der Grundherr Antheil hat. Demselben gegenüber, und also jenseits des Flusses, heißt die Gegend
Braßko, in der sich etliche christliche Dör-
(P155)
fer; und westwerts zween Bäche, die
Dabar und
Sannitza heißen, befinden. Ersterer ergießt sich bey
Kaminsta letzterer aber bey
Starog in die
Sanna, wo etliche 60 türkische Häuser, und ein Bergwerk angetroffen wird. Nicht weit davon ist
Die Festung
Bihátsch, welche mit 28 Kanonen versehen ist, einen Kapitän zum Kommendanten und einen
Kadia hat. Die Garnison bestehet aus 700 Mann, und die ziemlich grosse Vorstadt wird von lauter Türken bewohnt. Das derselben ganz nahe Schloß
Buschin stehet auf einer Anhöhe, ist nicht sonderlich groß, mit etlichen Kanonen versehen, und sekundirt die Festung. Ihre Vorstadt zählet nicht über 50 Häuser. — Dieser Festung kann man von der Srinerseite mit Artillerie ganz gut beykommen. — Neben
Lika befinden sich noch zwey unerhebliche Schlößer, und unterhalb denselben eine Ebene,
Belayßko Polje, die mit verschiedenen Dörfern besetzt ist.
Weiterhin stehet die alte, jedoch ganz, gute Festung
Petrowátz, in der ein
Begh kommandiret, der
Pascha von einem
Roßschweife ist. Unterhalb derselben ist das Land ganz flach, wird von dem Bache
Unatz bewäßert, und von etlichen Dörfern bewohnt. Sie ist durch die Berge
Czarewißa und
Klenowátschá eingeschlossen, die den beyden Wäßern
Unátz, und
Una den Ursprung geben, welche sich bey dem Kloster
Hermánja vereinigen. Den
Schwarzwald, oder Tschernagora kann man gegen der Festung
Glamotsch umgehen. Herwerts derselben aber eröfnet sich ein grosses Feld, das mit vielen christlichen Dörfern bedeckt ist.
Glámotsch stehet an der Gränze von
Dalmatien, ist ziemlich fest, aber ohne alle Artillerie. — In dieser Gegend ist ein altes Schloß
Kupers genannt, und unterhalb demselben viele Dörfer, die von Türken bewohnt werden. Das Schloß liegt gegen Mittag, hat eine Ringmauer, aber wenig Artillerie. In einiger Entfernung
(P156)
davon stehen die Gebirge
Schuitza und
Malowán. Am Fusse des ersten entspringt
ein Bach, der bey dem Marktflecken
Imassow in das Meer fließt. — Gegen Westen erhebt sich die alte Festung
Schupanátz, die eine Vorstadt von beyläufig 250 türkischen Häusern hat. Vor besagter Festung ist die Ebene
Dumjánsko Polje genannt, die mit vielen, meist christlichen Dörfern besetzt ist, und durch das Gebirg Pawlowa Jela bis zur Stadt
Moschtár eingeschlossen wird. An dem Fusse dieses Gebirges steht der Marktflecken
Rakitna von 73 Häusern, von welchem man 6 ganze Stunden braucht um über die Gebirge nach
Moschtár zu kommen. Auf dem halben Wege dahin, sind noch zwey türkische Dörfer, bey welchen der Bach
Dreschnitza, der auf der nördlichen Seite der Festung
Jaitza entspringt, vorbey fließt, und ostwerts vier Stunden oberhalb
Moschtár in den Fluß
Neretwa fällt. Dieser erhält seinen Ursprung in den benachbarten Gebirgen von
Sarajewo, und fließt gegen Westen. Uiber denselben geht bey
Konjitz eine steinerne Brücke, und zwar zwischen den grossen Bergen
Iwán und
Lipeto.
Konjitz ist eine Stadt, in welcher sich fünf mit Bley gedeckte Moscheen und bis 350 Häuser befinden. — In den Strassen der dortigen Gebirge sind fünf grosse Wihrtshäuser, (Haan) und bey jedem ein mit Mauer umgebener und mit Doppelhacken besetzter Thurm nebst einer Besatzung , welche die Kaufleute und andere Reisende zu convoyiren pfleget. Bey dem letztern Wihrtshause ist der Felsen durchgehauen, auch mit einem Thore, und einer Besatzung von 60 Mann versehen.
Moschtár ist eine gute Festung, und die Stadt ziemlich weitläufig. Die
Neretwa, über welche eine steinerne Brücke führet, bewäßert dieselbe. Sie ist nicht breit, aber fast eine Stunde lang, und die Katholischen sowohl als Altgläubigen (
graeci ritus) bewohnen vier Gäßen derselben. Diese letztern besitzen eine Kirche, aber ohne Glocken. Alle Häuser sind von Steinen gebauet, die Festung
(P157)
aber weder groß, noch mit hinlänglichem Geschütze versehen. Ostwerts derselben eröfnet sich eine grosse Ebene; es sind auch viele Weingärten daselbst, die ganz guten Wein tragen. Es wachsen auch da herum sehr schöne Feigen, Pomeranzen, Oliven, und allerhand anderes Obst im Uiberflusse. Unterhalb den Weingärten fließt der Bach
Buna, welcher von Osten aus dem Gebirge
Wellis kömmt, an welchem
ein Marktflecken stehet, der eben diesen Namen führet, und beyläufig 800 Häuser haben mag. — In diesem hat ein Oberkapitän das Kommando, es wohnt auch ein Staabsauditeur, und viele vornehme Türken in demselben. — Der obengenennte Bach
Buna ergießt sich zwo Stunden unterhalb
Moschtár in die
Neretwa, und daselbst befinden sich die
Kaludjier Klöster
Schito und
Mischlit, welche auch 28 Häuser, die von Christen bewohnt werden, besitzen.
Zu
Muschtár ist ein
Begh Kommendant, und die Besatzung rechnet man auf 2000 Köpfe. — Nicht weit davon ist das Schloß
Stolátz, welches gar nicht fest, jedoch mit einigen kleinen Kanonen versehen ist, und einen Kapitän zum Kommendanten hat. Ihre Vorstadt bestehet aus 65 türkischen Häusern, und führt den Namen
Ljubina. In derselben wohnt auch ein Staabsauditeur, unter den sowohl
Trebinje als
Popowo, und die ganze Gegend bis an die Gränze von
Dalmatien und
Ragusa gehöret. Dieser Bezirk ist mit Christen sehr stark bevölkert.
Trebinje ist eine alte Festung an der Dalmatischen Gränze, die unlängst repariret worden, und einen
Pascha von einem
Roßschweife zum Befehlshaber hat. Die dabey befindliche Stadt zählt 1600 Häuser, und hatte eine grosse altgläubige Kirche, welche ihnen die Türken vor einigen Jahren wegnahmen, und in eine Moschee verwandelten. Unweit der Stadt ist ein altgläubiges Kloster gleiches Namens, nordwerts aber stehet das alte Schloß
Klobuk, welches keine Artillerie, aber immer ei-
(P158)
ne starke Besatzung hat, wozu 3
Agen im Kommando abwechseln. Die Vorstadt bestehet nur aus 52 türkischen Häusern; und in den ringsherum liegenden Dörfern wohnen auch viele Christen. Zwo Stunden davon gegen Morgen sind drey
Kaludjier Klöster, welche
Dobritschewa,
Kossirewo, und
Popowo heißen. Diese Gegend hat schönen Weinwachs, und allerhand schmackhaftes Obst, aber Mangel am Getraide.
Von
Trebinje bis
Tschernagora ist eine starke Tagreise, und unweit davon die Festung
Podgoritza, welche ziemlich befestiget, aber nur mit wenig Kanonen versehen ist. In derselben ist ein Begh Befehlshaber, der noch vier Schlößer und eine Stadt unter sich hat, in der fast lauter Arnauten wohnen. Besagte Schlößer heißen:
Podgoritza,
Nikeschith,
Kulaschin und
Spusch. Die Gegend daherum, welche den Namen
Schupa führet, und viele christliche Einwohner hat, erstrecket sich bis an das Meer, und an die Stadt
Pastroewitz, welche schon in der
Tschernagora über der bosnischen Gränze liegt. — Nord- und ostwerts fängt das Land der
Arnauten* an. In dem
Distrikte Bánya wohnen eben nicht viel Christen, aber desto mehr in dem, welcher
Piwnjani genennt wird.
Nikschith ist eine alte mit Mauern umgebene Stadt, die bis 560 Häuser zählet. Sie ist gar nicht fest, hat aber doch einen Oberkapitän zum Kommendanten, drey untergeordnete
Agen, und eine Besatzung, die meist aus
Arnauten bestehet. Diese nebst vielen Römischkatholischen bewohnen den ganzen dortigen Bezirk.
Die Festung Kulaschin ist gar nicht erheblich, hat auch sehr wenig Geschütz. Die Vorstadt bestehet aus 150 Häusern, die theils Christen, theils Türken bewohnen. Die herumliegenden Dörfer sind ganz arnautisch, und 16 an der Zahl.
*So werden sie von den Türken genennet. Sie stammen eigentlich aus Albanien ab, und sind der griechischen Religion zugethan.
(P159)
Das Schloß
Spusch liegt nicht weit von
Tschernagora, ist nicht groß, aber gut befestigt, und mit 18 Kanonen versehen. Obbemeldte vier Filialposten haben öfters mit den Tschernagorern zu thun, welche nicht selten wider die Türken rebelliren. Die mit
Arnauten bewohnten Dörfer welche unterhalb dem Gebirge
Durmitor liegen, sind ansehnlich, und gut bevölkert. Dieses Gebirg aber ist sehr hoch, und wegen der engen Passage, den Arnauten wider die Tschernagorer überaus dienlich. An dem Fusse desselben entspringt der Fluß
Piva, an dem die Gegend überaus volkreich ist, und den Namen
Herzegowina führet. Das in derselben befindliche
Kaludjier Kloster hat mit dem Flusse gleichen Namen, und dienet einem altgläubigen Bischofe zur Wohnung. Zwo Stunden davon gegen Osten hebt sich der
Distrikt Drobnjatzi an, der ebenfalls von lauter Christen bevölkert ist, und durch den kleinen Fluß
Tara bewäßert wird. Dieser sowohl als der
Piwa laufen gegen Norden, und bey dem Flecken
Schadith, in die
Drina. Besagter Flecken bestehet aus 152 Häusern, die allein von Türken bewohnet werden.
Jenseits dem Gebirge, dem Kloster
Piwa gegenüber, eröfnet sich die Ebene
Gatzko, welche viele meist christliche Dörfer zählet; der Marktflecken aber, der
Ulog heißt, und einen Staabsauditeur hat, ist ganz türkisch. Das alte doch ziemlich feste Schloß
Klotsch stehet ohne alle Artillerie; und die Vorstadt hat 140 Häuser, aus deren Bewohnern die Besatzung genommen wird.
Die Stadt
Photscha beherberget einen
Allai Begh, der zugleich Brigadier über die
Spahi ist, nebst einem Staabsauditeur. Sie hat 560 Häuser, die sowohl Christen als Türken bewohnen. Ostwerts an der
Drina bis zu der Stadt
Plawel trift man lauter türkische Dörfer an. Diese aber wird von Arnauten, und Türken bewohnt, und zählt bis 600 Häuser. Oberhalb derselben ist der Berg
Wratár, über den die Strasse von
Wischegrad
(P160)
nach
Nowy Pasar gehet; und bey diesem Orte fängt sich das Fürstenthum
Stary Wlach, oder das sogenannte Raseien an. — Von der Stadt
Photscha kömmt man neben der
Drina zu dem Marktflecken
Goraschde, der hart an dem Wasser liegt. Er hat bey 16o Häuser, und nur wenig Christen zu Einwohnern. Nordwerts demselben ist das grosse Gebirg
Orahowitza, welches sich hernach mit dem Gebirge
Jaurin genannt, vereiniget. Diese beyden Gebirge schneiden die
Herzegowina von
Bosnien ab, der Weg über dieselben aber ist fast ganz unbrauchbar.
Unterhalb dem Flecken
Goraschde stehet eine steinerne Brücke über die
Drina, und dabey ein Mauthaus. Und von hier gehet die ordentliche Strasse nach
Konstantinopel, daher auch das Dorf, welches hart an dieser Brücke steht, und beyläufig 70 Hänser zählt, Drum
Szarigradsky (der Weg nach
Konstantinopel) genennet wird. — Daselbst geht noch eine Strasse über das Gebirg
Romania in die Gegend von
Sarajewo, und eine andere nach
Wischegrad und
Glassinátz. In der Gegend des letzteren Orts stehen bis 88 Dörfer, die größtentheils Christen bewohnen; es hat auch der Adel daherum schöne Landgüter und Lustschlößer. Dieser Adel bestehet aus lauter ehemaligen christlichen Familien, welche noch itzt die Namen Jugowitsch, Milkowitsch, Brankowitsch, Philipowitsch u.s.f. führen. — Unweit Glossinatz ist eine mit Hügeln eingeschlossene Ebene, welche
Birátsch heißet, in derselben aber der Marktflecken
Wlasanitza, der 180 Häuser, und einen Staabsauditeur hat. Der Bach
Drinatschka, der aus dem Gebirge
Kraljewa Gora entspringt, fällt hier in die
Drina, und hat zwo steinerne Brücken. Unterhalb demselben ist das aus 120 christlichen Häusern bestehende Dorf
Birtscha, und nicht weit davon das
Kaludjier Kloster
Lomnitza. An der
Drina sind noch verschiedene christliche Dörfer, welche ihren Gottesdienst in besagtem Kloster verrichten. Von hier führet eine Strasse nach
Tußla auf lauter flachen
(P161)
und schönem Lande; neben der Strasse sind die zween Berge
Borogowo, und
auf einem derselben abermal ein
Kaludjier Kloster das
Papratnja heißet.
Unterhalb desselben an dem Bache
Drinatschka ist das kleine Schloß
Kuschlat, welches weder fest, noch mit tüchtigen Kanonen versehen ist. Die Vorstadt hat etliche dreyßig Häuser lauter Türken. Oberhalb diesem ´Schlosse der
Drina zu, befindet sich ein anderes altes Schloß auf einer Anhöhe, so
Strebrnitza heißt. Es ist Ziemlich fest, und mit einer Schanze versehen. Die dabey befindliche Stadt gleiches Namens bestehet aus 200 Häusern. Jenseits der
Drina stehet hart an derselben ein Bergschloß
Soko genannt, das eine Vorstadt von ungefähr 40 Häusern hat. Vpn hier gehet eine Strasse an dem Gebirge zu dem Schlosse
Glaßnitza, und von da an das Gebirg
Derbent, wo sich das wüste
Kaludjier Kloster
Ratscha befindet.
An diesem Kloster eröfnet sich eine Ebene gegen die
Drina zu, welche mit vielen christlichen Dörfern bevölkert ist, und nur einen türkischen Flecken von etwan 50 Häusern hat. Von dannen ziehet sich das Gebirg
Majewitza gegen Abend, und ununterbrochen bis
Zwornik fort.
Zwornik ist eine Haupt-Gränzstadt, welche hart an einem Felsen neben dem Flusse
Drina liegt. Auf gedachtem Felsen sind zwey besondere Schlößer, welche die Stadt und Festung dominiren. Die Festung ist mit hinlänglicher Artillerie versehen, hat in Stein gehauene Kasamatten, und zwey Thore an dem Flusse. Die Stadt ist in die Länge fast auf eine Stunde weit gebauet, und hat nur eine Gasse, von welcher die eine Reihe Häuser unter dem Gebirge; die andere aber an dem Flusse
Drina stehet. Der Häuser sind bis 2300, die allein von Türken bewohnt werden. — Ein
Pascha von zween
Roßschweifen kommandirt in der Festung, und stehet unter dem Pascha zu
Trawnik. Außer einem Generalauditeur verschiedenen Kapitäns, und
Agen, befinden sich auch aller-
(P162)
Hand Gattungen von Soldaten daselbst, nämlich
Sphahi,
Janitschärn,
Nepher,
Säymen, und
Dellie. Hier ist auch eine Hauptüberfuhr und Passage von
Sarajewo nach
Belgrad, nicht minder zweyerley Mäuten, sowohl von Serwischer, als Bosnischer Seite. — Dieser Festung kann man sich mit einer Armee sowohl von Ratscha über
Belina Glawitschitza, und über das kleine Gebirg
Tscherna Stena, über welches man auch mit Wägen ganz gut fortkömmt; als auch über
Trotschak, und über den Berg
Spretsch, bis an die oberhalb Zwornik stehenden Schlößer nähern, aus welchen sowohl die Stadt, als die Festung bloquirt und beschossen werden kann.
Von dannen gehet abwerts neben der
Drina eine Strasse, welche sich linker Hand des Sawastroms über die Gebirge wendet, und zu dem
Kaludjier Kloster
Tamna führet. Unterhalb demselben stehet das Schloß
Teotschák, welches einige Kanonen, und eine kleine Vorstadt hat. Von diesem gegen Mittag gehet der Weg zu dem türkischen Marktflecken
Janja, welcher ungefähr 20 Häuser stark ist, und einen
Serdar Aga zum Kommendanten hat. Er liegt 6 Stunden von
Ratscha, und wird von einem
Bache gleiches Namens bewäßert, der zwischen dem Gebirge
Zawrscha und
Tußla in die
Drina fällt.
Belina liegt auf dem Wege von
Zwornik gegen
Ratscha, und hat bey 230 sowohl christliche als türkische Häuser. Ein Kapitän ist hier Befehlshaber, und der Kadia hieselbst ist ein Substitut des Zworniker Generalaudireurs. Dieser Flecken liegt in einer sehr schönen und anmuhtigen Fläche, in der besonders viel Korn gebauet wird. — Von Ratscha bis Belina sind 3, von Belina aber bis Zwornik 7 Stunden.
Von
Belina dem
Sawastrome zu, stehet man die kleine türkische Schanze
Bertschko, welche ein Filialposten von
Tußla ist, und unter dem Kommendanten dieses Orts stehet. Linker Hand auf drey gute Stunden weit, liegt die Festung
Derbent, welche unlängst repariret worden,
(P163)
und mit Artillerie hinlänglich versehen ist. Es stehet ein Oberkapitän als Kommendant bey derselben, und hat vier
Agen und einen Stabsauditeur unter sich. Die aus 300 Häusern bestehende Vorstadt wird von lauter Türken bewohnt. Die Gegend da herum ist stark mit Christen bevölkert, und bringt schönes Getraid hervor.
Rechts dem
Strome liegt das Dorf
Türkischbrod, welches ungefähr 40 türkische Häuser, aber keine Schanze, sondern nur eine einzige Tschardake* und einen
Aga zum Befehlshaber hat. —
Die beßte und sicherste Passage für eine Armee und Artillerie, von dem
Sawastrome nach
Bosnien ist folgende:
Von
Gradiska bis
Banjaluka ist guter Weg, und von
Swinjar bis letztem Orte, ebenfalls beqwem fortzukommen. - Swinjár liegt ungefähr drey Stunden unterhalb Gradiska hart an dem Sawastrome, und die Distanz von diesen beyden Oertern bis Banjaluka ist einerley. Die Infanterie kann binnen 10, die Kavallerie aber in 7 Stunden dahin marschiren. Den
Werbas kann man auch von der Seite des Sawastroms an drey verschiedenen Orten, ohne einer Brücke nöhtig zu haben, durchsetzen, und das zwar am Fusse des Berges
Lewtscha unterhalb
Klatschanitza; nicht minder bey dem sogenannten
Trensko Polje, auch unterhalb Banjaluka, wo der Bach
Werbanja in die Werbas fällt. — Bey
Smianje kann man mit Kanonen passiren, und um den Berg nach
Podratschitza, wiewohl etwas mühsam bis auf Warzow Wakup, dort abermal über die Werbas setzen, und sich der Festung
Jaitza nähern. — Von Jaitza gegen
Trawnik, und von diesem nach
Sarajewo kann man längst dem Flusse
Bosna ganz beqwem marschiren. — Von
Rajevosello sowohl, als von
Stitár und
Klakár kömmt man auch sehr leicht nach Bosnien, und von dem letztern Orte sind bis zur Festung
Derbent mehr
*Dieses sind kleine auf Pfählen stehende Wachthäuser.
(P164)
nicht als 3 Stunden, auch von dieser nach
Gradaschatz und
Strebrnik die nämliche Entfernung.
Von dem
Sawastrome aus kann die Artillerie längst dem
Bosnaflusse bis zur Festung
Wranduk kommen; tiefer in das Land aber sind die Wege etwas eng, und ohne Verbesserung der Strassen, ist es unmöglich, eine Artillerie fortzubringen. — Von
Ratscha auf dem Flusse
Drina aufwerts bis
Zwornik ist die Passage ganz gut; und voll diesem Orte bis
Wischegrad kann man mit Truppen, aber mit keiner Artillerie marschiren, weil die Wege sehr eng sind. Im Nohtfalle aber müßte die Artillerie auf der
Drina transportiret, zu
Gratschanitza ausgeschiffet, und so weiter nach
Sarajewo, oder nach
Herzegowina gebracht werden. — —
Es wird vielleicht nicht undienlich seyn, hier auch der verschiedenen Gattungen türkischer Kriegsvölker, die sich in Bosnien befinden, und der Art, wie solche im Erforderungsfalle zusammenrücken, Erwähnung zu thun. — Die beßten derselben sind die
Janitscharen* die so, wie die
Sáyms, und
Serdenjetschli zu Fusse dienen. Die
Spahi aber und
Nepher machen die Reiterey aus. Wann die Armee zusammenrücken soll, so schicket der kommandirende bosnische
Pascha Seraskier** seine Garde aus, und läßt den Befehlshabern der Festungen und ihren Völkern mündlich befehlen, sowohl in den Städten als Flecken durch die Herolde ausruffen zu lassen, daß sich die Truppen, und zwar jede Gattung zu ihrem Kapitän, und zu ihrer Fahne ohne Verzug einfinden soll. Zugleich gehen auch die Werbungen an. — Sobald nun diese Völker beysammen sind, so marschiren sie sogleich auf den zur Zusammenkunft der ganzen Armee bestimmten Ort.
*Jen-Ytschejery, das ist neue Militz. Ich habe lieber Janitscharen gesagt, weil wir an diese Benennung durchgängig gewohnt sind
**Sjer-Askjir, General-Feldmarschall.
(P165)
Ein jeder
Aga nimmt seinen Fähnrich sammt der Fahne mit sich, und läßt ihn in der unter seinem Kommando stehenden Stadt oder Flecken, die Fahne auf den größten Platz aufpflanzen. Dahin versammeln sich nun sowohl die alten Soldaten, als die Rekruten.* Sobald sich einer anwerben läßt, wird er aufgeschrieben, und wann die Kompagnie vollzählig ist, so marschirt der Aga mit derselben zu dem bestimmten Sammelplatze. Ehe sie aber dahin kommen, kriegen sie weder Brod noch Löhnung.
Die bosnische Armee kann jederzeit in 20 Tagen beysammen seyn. — Sobald die Kompagnien ankommen, so werden sie durch den
Defterdar** gemustert. Jeder von dem bosnischen Fußvolke pflegt bey der Musterung seinen Namen, die Profession, und Kompagnie zu der er gehört, anzuzeigen. Er fällt sodann auf die Kniee, hebt beyde Hände in die Höhe, und leistet auf diese Art den Eid der Treue. Diejenigen
Agen, welche ihre Kompagnien nicht zur rechten Zeit vollzählig machen können, nehmen alles Gesindel zusammen, das sie nur finden können, welches bis zur geendigten Musterung bey der Kompagnie verbleibt, sodann aber wieder hinlaufen kann, wohin es will.*** — Es geschieht daher nicht selten, daß einige der verwägensten dieser Leute sich wohl in einem Tage bey zwey bis drey verschiedenen Kompagnien anwerben lassen, und die Musterung passiren. Das Handgeld bey der Werbung beläuft sich auf 10 bis 20 Piaster,**** und die Löhnung wird den Soldaten nur halbjährig bezahlt.
*Dieses versteht sich nur von den Säyms, den Serdenjetschli, und Nephers; denn die Janitscharen und Spahi werden nicht rekrutiret.
**Oberschatzmeister.
***Und dieses lassen die Agen geschehen, weil sie hernach die Löhnung einstecken.
****Ein solcher Piaster beträgt nach unserem Gelde 1 Gulden 8 Kreutzer.
(P166)
Die Musterung* geschieht allemal im Frühlinge. Die Kompagnien bestehen aus 52 Köpfen, und folgenden Offizieren: einem
Aga, einem
Barjaktar, oder Fähnrich, einem
Odapascha oder Feldwaibel, und einem
Chiaus oder Korporalen. - Ihre Kapitäns sind als Stabsoffiziere anzusehen, indem jeder derselben sechs Agen unter sich hat. — Eine Kompagnie
Spahi bestehet aus 100 Pferden, und hat zu Offizieren einen
Begh als Rittmeister, einen Barjaktar als Kornet, und zween Odapaschen, die soviel als unsere Wachtmeister sind. — Der
Allai Begh ist gleichsam Generalmajor, und Brigadier über die Spahi. Bey dem Chore der Spahi darf kein Knecht, oder sonst ein Gedungener bey Verlust seines Guts, und Lebens erscheinen; und wann sich ein Spahi auf die erhaltene Ordre bey seiner Kompagnie nicht einfindet: so hat der Allai Begh die Macht, seine Güter sogleich einzuziehen, und sie einem andern zu conferiren.**
Die
Janitscharen sind die beßten türkischen Kriegsvölker, und haben ihr besonderes Reglement. Ihre Regimenter werden
Orta genennt, und ihre Kompagnien bestehen aus 80 Köpfen. Jeglicher derselben hat einen Aga, einen Barjaktar, und einen Odapascha, aber keinen Chiaus oder Korporalen, indem diese sich immer bey den kommandirenden Paschen, und Agen auf Ordonanz befinden. Diese Chiause sind allzeit beritten, und tragen einen Stock, der einen silbernen Knopf mit zwey Hörnern hat. Zu dieser Stelle nimmt man lauter auserlesene und getreue Leute, und ihre Pflicht bestehet hauptsächlich darinnen , daß sie das Volk bey Scharmützeln und Schlachten antreiben. — Sonst bleibt das Chor der Janitscharen immer beysammen; und da der größte Theil
*Die Türken heißen sie Oklama.
**Wie er denn darüber zugleich einen Schenkungsbrief ertheilet. — Die Spahis führen ein langes Schwert mit einer sehr breiten Klinge, Pistolen, und Karabiner. Sie sind jedoch schlechte Schützen, aber desto besser zum Einbauen mit dem Säbel zu gebrauchen.
(P167)
von ihnen Professionisten sind, so treiben sie auch im Lager, so oft sie ein wenig Ruhe haben, ihr Handwerk. — Wann die Armee marschiret, so machen sie die Avantgarde, und repariren die Wege; es müßen ihnen auch im Marschiren außer der Garde des
Pascha, alle übrigen Völker ausweichen. Ihre Montur und Gewehr ist egal.*
Die
Säyms,
Serdenjetschli,und
Nepher, werden meist zu den detaschirten Posten, und zum Plündern gebraucht. Sie sind selten im Lager, sondern größtentheils auf Streifereyen, überhaupt aber ein zusammgeraftes Gesindel von Türken, Christen,
Arnauten, Zigeunern, und anderm lüderlichen Volke.
Die Säyms sind, das Gewehr ausgenommen gleich montirt, sie haben aber bey ihren Kompagnien, welche ebenfalls 52 Mann stark sind, keinen
Aga, sondern einen
Buljukpascha, einen
Vanaktár, einen
Odapascha, und einen
Chiaus. Diese sowohl als die
Janitscharen, welche Handwerker sind, bekommen zuweilen eine kleine Beyhilfe, ihr Gewerbe besser treiben zu können.
Die
Spahi bleiben auch beständig beysammen, und keiner von ihnen gehet aus dem Lager, ohne kommandirt zu seyn. Sie tragen sich nach eigener Willkür, jedoch nett und sauber; sind sehr gut beritten, und überhaupt die beßte türkische Kavallerie. Da die übrigen Truppen sowohl Brod als Löhnung vom Hofe bekommen, so haben die Spahi doch keines von beyden, sondern sie müßen sich selbst verpflegen, weil sie als eine Art Edelleute von allen Abgaben befreyt, und meist begütert sind.
Nach jedwedem Scharmützel, oder Bataille wird der Verlust der Janitscharen, Spahi und Säyms einberichtet. Dieses geschieht aber bey den Nephern und Serdenjetschlis nicht, weil, wann ein Spahi umkömmt, der nur der einzige seiner Familie gewesen, dessen Hab und Gut dem Fisko heimfällt. Was aber die Janitscharen
*Dieses Gewehr bestehet aus einer Flinte, und einem Säbel. Sie fechten ohne Ordnung, und werden in nichts geübt, als im Schießen nach dem Ziele, und in der Stärke des Leibes.
(P168)
und Säyms betrifft, geschiehet es darum, weil sie vom Hofe montirt und verpflegt werden. —
Das Königreich Bosnien kann 50 bis 60 tausend streitbare Männer stellen. Es befinden sich auch bis 80000 Christen in demselben, deren jeder seinen
Kontributionszettel, Teßkera genannt, von dem Kassier (Haratßlia) lösen muß. Diese Einnehmer haben die Kontribution in Verpachtung, so, wie auch alle andere Gefälle im Lande exarendiret werden.* —
Aus dieser kurzen jedoch richtigen Beschreibung des Königreichs Bosnien erhellet, daß sich in demselben befinden:
24 grosse und kleine Festungen.
19 Schlößer.
23 Städte.
44 Marktflecken.
5 Katholische Klöster, von denen 2 öde sind.
20 Griechische Klöster, von welchen eben so viel öde sind.
7 Bergwerke.
35 Gebirge.
7 Flüße.
24 Bäche.
1 See, und
2 Gesundbäder.
W—.
*Diese Kontributionen werden meist an die Beghs, Kapitäns, und andere Offiziere verpachtet, die aber sehr oft hintergangen werden, indem sich die Kontribuenten so lange verstecken, bis die Steuereinnehmer, welche solche einzutreiben, herumreisen, ihren Ort wieder verlassen haben.