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ZUM GESAMTINHALT

Ungrisches Magazin, Band 3, Heft 2, Text 12 (S. 179-201)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Preßburg, Löwe, 1783
Autor: Johann Seivert
Zuordnung: Geschichte



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12. Fragmente aus der Oberstleutnants, Friedrich Schwanz, von Springfels* Beschreibung der Oesterreichischen Walachey.


Die Kaiserliche Walachey liegt Ostwerts an der Türkischen Walachey, und der Altfluß macht die Gränzen. Wann dieser nicht angeloffen, ist er an vielen Orten zu Pferde zu passiren; aber die eigentliche Kommunikation geschiehet nur über Rimnik, Slatina und Islas, die anderwertigen Passagen werden durch die Skannas, oder Mauttrabanten verwahret. Südwerts stößt sie an die Bulgarey, und hat die ordinaire Fuhrt über die Donau bey Islas, Orkawa und Kalefat, Widin gerade gegen über. Gegen Abend gränzet sie einer Seits mit Serwie, und kommunizirt über eine Krümme von der Donau mit demselben durch Radojowetz, Kladowa und Orsowa: andrerseits mit dem Banate von Temeschwár, da die größten und fest an einander geschlossenen Gebirge die Scheidung machen: so, daß der einzige Paß bey Orsowa durch zu kommen stehet. Endlich gegen Mitternacht, gehet sie neben Siebenbürgen durch recht hohe und vor einander stehende Gebirge, wovon die eigentliche Gränzscheidung vom K. Johann dem Ersten, und dem Woywoden Bassaraba vormals gemacht worden.

* Schwanz war ein Schüler des berühmten Weigels zu Jena. Franz Rákotzi ließ ihn auf seine eigenen Unkosten die Mathematik studiren, um sich seiner bey dem neuen Festungsbaue des Schlosses Munkátsch bedienen zu können. Allein, er trat nachgehends in Kaiserliche Dienste und ward

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Durch diese ungeheuren Alpen ist nun nirgends durch zu kommen; als durch den so genannten Vulkan Paß, und dem beym Rohtenthurme neben dem Altflusse, und zwar auch hier vormals nur zu Pferde, mühsam und gefährlich, bis im Jahre 1717. der kommandirende General, Graf von Steinville, bessere Kommunikation, und Fahrwege, neben dem Altflusse, von dem Rohtenthurme an, bis Koschia, eilf Stunden lang, durch dieses Gebirge suchen und durchbrechen ließ. Dieses geschah nach Uibergabe der Festung Temeschwár, und nachdem der Oberstleutnant, Detine von Piwoda, den Fürsten Nikolaus Maurokordato zu Bukarescht in der Walachey gefangen genommen, und durch Siebenbürgen geschickt hatte, Seine Excellenz aber gern regulaire Militz von Deutschen in die Walachey schicken, und sicheren Fuß darum haben wollten.

Uiber den Vulkanpaß war es nicht zu thun, wegen der schweren Passage des hohen Gebirges, welches nur im Sommer geschehen kann, und auch dann öfters nicht ohne Schaden und Unglück. Zugleich ist unter demselben Passe, wo er in die Walachey kömmet, weit und breit kein Ort, Kloster, oder Gebäude zu finden,

Hauptmann bey dem Heisterischen Regimente. Der Festungsbau zu Karlsburg, der berühmte Weg durch die Felsengebirge von dem Passe des Rohtenthurms an, bis in die Walachey, und seine Landkarten von derselben sowohl, als Siebenbürgen, machen seinem Namen viele Ehre. Als er die letztern 1725. Kaiser Karl dem Sechsten, zu überreichen die Gnade hatte, erhielt er nicht nur desselben Brustbild mit 115. Brillanten besetzt; sondern auch den Adel, mit dem redenden Beynamen: von Springfels, und die Stelle eines Oberstwachtmeisters. Er bekannte sich zu der Evangelischen Kirche, und starb als Oberstleutnant, im Wintermonde 1728. Seine hinterlassene Beschreibung der Österreichischen Walachey, verdiente aus vielen Gesichtspunkten bekannter zu seyn. Die Landkarte aber davon, ist Vanderbecks Descript. Valach. Austriac. in der neuen Ausgabe der Kölescherischen Aurar. Rom. Dac. beygefüget worden.

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wo man einige Soldaten hinstellen, oder Magazine errichten könnte. Ob man es gleich bey dem Rohtenthurme wegen der hohen Felsen, für unmöglich hielt: so ließ der General doch noch denselbigen Winter die Arbeit anfangen, und einen Felsen, nach dem andern durchbrechen; so, daß mancher von 5, bis 600, und mehrere Klaftern über sich hangend, (welches mit Erstaunen anzusehen, auch der Römer Macht bey dem Kloster Koschia, darüber gestutzt, und stehen geblieben,) aus dem Wege geräumet, und also ein zu Winters und Sommerszeit brauchbarer Fahrweg fertig gemacht worden. * Viele haben Hab und Gut darauf gesetzt, es könnte nicht ausgeführt werden. Andere vermeynten dieses Werk würde viele 100,000 Guilden kosten; da doch die Verschanzung des Klosters Koschia, des Perischaner Passes, das neu angelegte Fort Straß-

* Eine halbe Stunde vom itzigen Rohtenthurme, gleich jenseits der bisherigen Obern Kontumaz, ist der Weg durch einen ungeheuern Felsen gebrochen, an dessen Seitenwand siehet man etliche Klaftern hoch, einen Marmor eingesetzt, mit der Inschrift:

VIA. CAROLINA.
IN. DACIIS. ASSERTIS.
APPERTA.
A. M. DCCXVII.

Die Höhe derselben, die Enge des Wegs, und der drohende Abgrund in den Altfluß, der grade hier einen fürchterlichen Wirbel bildet, erwecket aber selten die Neugierde der Reisenden, sie zu lesen. Wie vieles hätte es mich beynahe gekostet!
Die Bearbeitung desselben, ward unter dem kommandirenden Generale Damian Hugo, des H. Röm. Reichs Grafen von Virmond, der den 21igsten April. 1722. starb, geschlossen. Da aber diese fruchtbare Provinz durch den mit der Pforte im J. 1739. den 18. Sept. geschlossenen Frieden verlohren gieng, und durch die Bestimmung der Gränzen zwischen Siebenbürgen und der Walachey vom 30igsten März

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burg, Zurichtung der Schiffahrt auf dem Altflusse, nebst allen Kriegsbedürfnissen nicht über 50. bis 60000. Gulden gekostet. So urtheilten auch viele, dadurch würde dem Feinde nur eine bessere Eröffnung gemacht, in Siebenbürgen einzudringen. Dieses aber zu verhindern, erwählte General Steinwille, dem Dorf Kinen grade herüber, wo der Weg aus der Türkischen Walachey von Bukarescht, durch den Perischaner Paß, mit diesem zusammen stößt, an einem Orte, drey Stunden von Rohtenthurme, ein Fort anzulegen, welcher, solche Lage hatte, daß er nicht viel brauchte besser gemacht zu werden. — Es ist eine Anhöhe von puren Felsen 26. Klafter hoch, und mit einer zwey Klafter tief tönigten Erde bedeckt. Oben ist eine schöne Ebene, die sich vom größten Gebirge abzieht, und so nahe an den Altfluß gehet, daß sie nur der neue in den Felsen eingegrabene Weg, davon scheidet. Seine Excell. nannten das Fort: Straßburg, lateinisch: Arxavia, d. i. Arx a via, davon Doct. Gorgias folgende Verse gemacht hat:
Strasburg, Steinville, Arxavia dixere Latini,
Arcet ab augusta tela inimica via.
Dieser Ort kann von beyden Seiten des Alts nirgends umgangen werden; weßwegen auch die Römer ihren Weg, oder Fußsteig, nahe oberhalb Kinen, mit einem Thore versperrt gehalten, von welchem man noch Ruinen siehet, welche die dasigen Einwohner Porta Romanilor, nennen. Auf selbiger Seite des Alts, ist der Römer Fußsteig neben dem Wasser noch eine Ecke hinauf gegangen, bis gegen dem Dal Turcsulor. ( Berg der Türken) Diesen Namen soll er von einer Niederlage der Türken führen, nachdem solche in Siebenbürgen geschla-

1741. die Siebenbürgische sich nur anderthalb Stunden weit, vom Passe des rohten Thurms ausdehnt: so ist der größte Theil desselben auf Walachischem Gebiehte, und ganz vernachläßiget worden.

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gen, und sich ein Theil hieher geflüchtet, in Hoffnung sich über die Gebirge zu retten, aber von den Siebenbürgern verfolgt, und gänzlich ruinirt worden. Nicht weit oberhalb der Uiberfuhrt, fließet die Lotoira, ein schnelles und reißendes Wasser. Bey dessen Einfluß in den Alt,* siehet man linker Hand in einem Winkel auf der Spitze des Gebirges Uiberbleibsel von einem alten Schlosse, Namens: Domini Schor. (Junger Herr) Nach dem Berichte der Einwohner ist es ein Raubschloß gewesen.** Ein gutes Theil hinauf, nicht weit von dem Rohtenthurme, stehet hart an dem Altflusse ein hohes und dickes Stück Mauer von einem grossen runden Thurme, der mit einer Mauer, an die Felsen angeschlossen gewesen.***

Der alte Weg jenseits des Altflusses von Straßburg in die Türkische Walachey, gehet von Kinen, durch die

* So sehr diese Lage den schnellsten Uiberschwemmungen ausgesetz ist: so wohnen doch hier, der Direktor, Officier, und Feldscherer; und hier müßen die Reisenden aus der Walachey ihre Kontumaz halten. Vor etlichen zwanzig Jahren zerrissen die Wasserfluten die gemauerten Häuser, und kaum konnten die Bewohner derselben gerettet werden. Itzt sind hier nur schlechte hölzerne Häuser. Eine halbe Stunde davon ergießt sich die Rüe Vadulni in den Altfluß, diese ist die itzige Gränze von Siebenbürgen und der Walachey

** Dieser ehemals so enge Paß, ward gegen die feindlichen Einfälle von dem Schlosse Lothorwár, dem Rohtenthurme, und dem Schlosse Landskron, dessen Mauern bey Thalmatsch noch zu sehen sind, vertheidigt. König Ladislaus Postumus, schenkte diese Schlößer, nebst dem Talmatscher Stuhle 1453. der Sächsischen Universität, unter der Bedingung, Landskron gänzlich zu zerstören; allein den Rohten Thurm und Lothorwár in den beßten Vertheidigungsstand zu setzen. Wo aber das letztere Schloß gelegen, hat mir niemand sagen können. Sollte ich wohl irren, wann ich dieses hier gedachte, verfallene Bergschloß, darunter die Lotoira fließet, für das alte Lothorwár halte?

*** Dieses war der alte Rohte Thurm, der 1533. von den Fluhten des Alts, und den von den  Gebirgen herunter

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Lowista, anfangs bis Griblescht, und Boyeschor in ziemlich schweren Defiles, dann bey dem Dorfe Perschan durch das grosse Gebirge, wo abermals eine enge und beschwerliche Durchreise, nicht so sehr wegen des Gebirges, als des Morastes, der über zwo Stunden lang den ganzen Paß durchdauert, und bey schlechter Witterung im Frühlinge und Herbste, auch bey nassem Sommer mit Wagen nicht zu passiren ist. Dieser Paß war im nächsten Krieg mit einer Schanze, worinn ein Leutenant mit vierzig Musquetirs, und 100. Marteloken (Walachische Landsoldaten) verwahret. Vor dem Passe zu Sallotruk, an der Topelok war ein Hauptmann mit Dragonern, weil daselbst über das grosse Gebirg in die Lowista, ein Fußsteig, der aber sehr gefährlich ist, nach Semla Jeni gehet. Sonst ist dieser Paß, wegen des Gebirgs zu beyden Seiten, nirgends zu umgehen. Dabey aber ist zu merken, daß weder in-, noch auswendig vor dem Passe ein Ort sey, wo man eine Schanze, oder Festung anlegen könnte; sondern nur Abschnitte, Retiraden, und kleine Verschanzungen in dem Passe, darinn, man sich wehren muß, und bis auf das äußerste wehren kann. Denn zu Perischan in der Lowista kann eine hinlängliche Reserve von Kavallerie und Infanterie stehen, die von Straßburg aus unterstützt, auch dahin sich zur Noht zurück ziehen kann. Bey Boyeschor ist abermals, ehe man nach Straßburg kömmt, eine Enge zwischen hohen Gebirgen, wo man sich setzen, und wohl vertheidigen kann. Zur Zeit der Noht können tausend Pferde in der Lowista, eine Zeitlang mit Fourage sehr gut bestehen.

stürzenden Strömen zerrissen worden. Die Wasserseite davon, und ein Theil der Mauer den Berg hinauf, stehet noch. Das Bett des Altflusses ist dadurch viel zu sehr eingeschränkt worden; als, daß auch noch dickere Mauern grossen Uiberschwemmungen hatten widerstehen können. Der neuere Rohte Thurm ist viel sicherer angelegt worden.

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Von Straßburg gehet der neue Weg disseits des Altflusses beständig neben demselben fort, wo sich viele Striche von Gebirgen aufziehen, und an den Altfluß stossen, durch welche der Weg durchgebrochen ist. Zwischen diesen sind allezeit Lonken, oder Feldergenuß, wo Leute wohnen. Als: zu Robescht, Sarcsinescht, Kornet, Kalmischt, Projen und Lotra. Die Einwohner aber müßen sich blos mit der Viehzucht ernähren, weil sie keinen Boden zum Feldbaue haben. Unter gedachten Trakten von Gebirgen sind folgende am schwersten zu passiren. Der erste, Lapradan, nicht weit unter Straßburg, woselbst die Felsen so beschaffen sind, daß man von einem zum andern, Brücken hat schlagen müßen. Der andere bey Kornet, wo abermal eine Brücke von einem Felsen zu dem andern ist, und wird selbige abgeworfen: so ist dieser Strich der Gebirge wegen der Felsen, nicht zu passiren; sondern man muß über den Altfluß gehen. Nahe an dieser Brücke liegt das Kloster Kornet, welches uns Gevierte, zwey Stockwerke hoch gebauet ist, und eine ziemlich starke Mauer hat. Auf allen vier Ecken stehen Thürmer, die meisten Zimmer sind gewölbt, und haben einen guten Keller. Die Kirche ist in der Mitte. Hier kann man zur Noht 200. Mann gut unterbringen. Man könnte es auch mit Schardaken, auch andern kleinen Defensionswerken verstärken; aber zu nichts Hauptsächlichen machen: weil es in einem kleinen Winkel von hohen Gebirgen umgeben, und nahe am Altflusse liegt. Doch stand dieses Kloster so zugerichtet, daß es ohne Kanonen nicht weg zu nehmen wäre; wiewohl mit solchen auch schwerlich hinzukommen ist. Dem Perischaner Paß liegt es nahe und gut.

Der dritte Trakt ist nahe unter Kalmischt, wo abermal ein hoher Fels ist, dann kömmt man an die Lotra, woselbst nichts gewesen. Weil aber daselbst einiges Erdreich ist: so befahl der General, daß sich daselbst Leute wegen der Reisenden und Kundschaften, neben der Lotra hin-

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auf ins Gebirg, die weither von Muntje Stogur entspringet, anbauen sollten, welches aber nach dessen Tode verhindert worden. Von Lotra gehet der Weg beständig neben dem Altflusse, zwo Stunden lang, eng, zwischen dem höchsten Gebirge bis Koschia, in welchem man sich Fuß vor Fuß zurück ziehen, und an etlichen Orten durch Abwerfung der Brücken, die von einem Felsen zu dem andern gehen, Abschnitte machen kann. Koschia ist ein ziemlich grosses Kloster ins Gevierte, zwey Stockwerke hoch gebauet, mit guten grossen Kellern, und meist gewölbten Zimmern, vorn mit einem ummauerten Hofe, in welchem bey letzterm Kriege ein Hauptmann gestanden, und wo man zur Noht 300. auch mehr Mann unterbringen kann. Es ist, so viel seine Lage erlaubte, mit einigen Vertheidigungswerken versehen worden. Was Grosses kann auch hier nicht gemacht werden, und das wegen des umliegenden Gebirges. Vor diesem Kloster hinaus sind noch zwo enge Defileen, die im vorigen Kriege mit Aufzugbrücken verwahret, und der Weg vor solchen mit Bomben unterminirt gewesen. Das Gebirg über demselben hatte Blockhäuser und Schartaken, weiter hinaus aber einen Verhack. Ware der Perischaner Paß nicht: so könnte Koschia so zubereitet werden, daß es den Weg gnugsam versperrte, da, wie gemeldet, der Weg von Koschia bis an die Lotra ohnedem Fuß vor Fuß streitig gemacht werden kann; von den Seiten aber ohnmöglich von dem Feinde zu besetzen ist. Es wäre daher nicht nöthig Straßburg zu bauen. Allein wegen dieses Passes ist es höchst nohtwendig, indem man zu besorgen hat, daß der Feind, durch den Paß komme, sich selbst dahin setze, des Vortheils bediene, und etwas hinbaue, dadurch er Herr und Meister von dieser Strasse und der Kommunikation beyder Provinzen würde, welches nohtwendig den Verlust des Kaiserlichen Antheils an der Walachey nach sich ziehen müßte. Ist aber an diesem Orte etwas haltbares: so bleibet nicht allein die Kommunikation disseits des Altflus-

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ses sicher: sondern bey entstehendem Kriege muß ohne Widerspruch, die Lowista mit dem Perischaner Passe, wegen Kornet und Koschia, Straßburg zufallen. Denn von diesen Oertern kann die Lowista sogleich besetzt und auch behauptet werden, welches von feindlicher Seite unmöglich ist, weil selbige weder in-, noch vor dem Passe etwas Haltbares hat, auch keine Festung kann angelegt werden, um sich daselbst zu erhalten, und den Paß zu behaupten. Daher heißet es von Straßburg mit Rechte: Beati possidentes. Denn welche Provinz diesen Ort besitzt, der bleibet er, weil seine Lage so ist, daß kein Raum um und bey demselben ist, um ihn belagern, anzugreiffen, bloquiren, oder koupiren zu können.

Einige vermeynten zwar, ein Thurm, oder eine Palanka würde hinlänglich seyn: allein diese wäre nur für die Raitzen; und jener zur Beschützung nicht genugsam. Ein Werk mit Wasen, käme auch viel kostbarer, als mit Mauer, weil solcher aus Siebenbürgen müßte gehohlet werden, indem diese Gegend gar keinen hat. Andertens wehet hier beständig ein trockner Wind, der gar bald auch das Wasser von einander wehen und austrocknen würde. Mauerwerk aber kann viel leichter und geschwinder verfertigt werden, indem Steine, Sand, Holz und alle andere Baunohtwendigkeiten daselbst zu haben sind. Ziegeln ohngefähr drey bis 400. Schritte von dem Glacis, Steine die Menge in dem ganz nahen Thale, und zwar eckigte, die zum Bau am beqwemsten sind. Wegen des Mangels an Gras und Fourage, würde auch das Fuhrwesen zu kostbar fallen, besonders da das Hornvieh hier wegen der vielen Steine nicht lange dauern kann. Deswegen befahl der General einen Aufzug an den Berg zu machen, und zwar so, daß er von dem Wasser getrieben werde, der auch so einfach verfertigt wurde, daß ein Wasserrad mit dem Rundel, oder Wellbaume, zween Wagen ziehet, und einen hinauf, den andern herunter befördert. Eine Ersparung vieler 1000. Gulden. Allein

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nach dem Tode des Generals* ist dieses Werk völlig ins Stecken gerahten: auch der Weg nicht gänzlich zur Vollkommenheit gekommen; indem er an manchen Orten noch erhöhet, an andern aber erniedrigt werden sollte.

Aus dem dritten und vierten Hauptstücke.


Das Gebirg zwischen Siebenbürgen und der Walachey, ist ein Theil von dem grossen Gebirge, welches gleichsam wie eine Mauer, das ganze Fürstenthum Siebenbürgen umfasset, und sich in einem Striche zwischen Ungern, Pohlen und der Moldau fort ziehet. So weit ich es durchreist habe, ist es ein hohes und festgeschlossenes Gebirg, durch welches nirgendswo zu kommen ist, als auf den über selbiges gesuchten, und gemachten Wegen und Fußsteigen. Von dem Gebirge Dobroschlewaska, S. Ilia und Klebuschel gehet ein Strich hoher Gebirge aus, die sich grade neben dem Topellog, nach Salotnie hinunter ziehen, von da aber wieder nach dem Altflusse, und dem Gebirge Koschia zu wenden, und ein großes Thal von vier Stunden lang und breit, machen, welches Lowista (ein kleines Ländgen) genannt wird. Bis zwanzig kleine Dörfer befinden sich darinn, die aber meistens auf der Türkischen Seite des Altflusses liegen. Von diesem Flusse an gehet das grosse Gebirg fort nach dem Hazegger Thale, und dem eisernen-Thore, wo in demselben das Gebirg Stogur und Poyana Mujeri zu merken, weil alle Fußsteige, die von dem Altflusse bis zu dem Syl, aus der Walachey nach Siebenbürgen und Hazegg, und aus dem Hazegger Thale nach Hermanstadt gehen, darauf und nahe dabey zusammen kommen. In der Gegend dieser beyden Gebirge,

* Stephan, Graf von Steinwille, kommandirender General in Siebenbürgen seit 1710. den 14ten Brachmond starb zu Dewa den 21sten Weinmond 1720.

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ist das Gebirg am weitesten ausgedähnt, insonderheit gegen Mühlenbach hinauf, wohin einige einen Kommunikationsweg zu machen anriehten. Eine pure Unmöglichkeit, nicht allein wegen der vielen Präcipitanzen; sondern hauptsächlich wegen der Witterung auf dem Gebirge, wo zur Winterszeit kein Adler, Bär, oder Wolf bestehen kann, vielweniger ein Mensch. Auch im Sommer ist es daselbst gefährlich genug, und kein alter Fall, daß der Wind eine ganze Heerde Vieh, den Voynaschen und Walachen an der Lotra, eben auf diesem Gebirge Stogor und Retisat, im Nebel ergriffen, fortgetrieben, und über die Felsen hinunter gestürzt hat. Auf dem Gebirge Robul hat das Gewitter den Serecschinestern eine ganze Heerde Schaafe mit den Hirten, auf einmal zusammen geschlagen und verbrannt. 1721. wenige Tage vorher, ehe ich mit meiner Arbeit dahin gekommen, hatte der Wind auf dem Gebirge Serotin und Baba, eilf Männer aus dem Dorfe Ponerowa im Banate, in einem Nebel ergriffen, und die Felsen hinunter gestürzt. Ein einziger hatte das Glück bey Leben zu bleiben, den übrigen habe ich selbst an dem Orte, wo sie der Wind weggenommen, zehen hohe Steine zum Gedächtnis aufrichten helfen. Wie viele Menschen und Vieh gehen nicht jährlich im Vulkanpasse verloren, die der Wind die Felsen herunter stürzet! Die Gefährlichkeit aller dieser Oerter dauert doch nur eine Stunde lang, allein auf dem Gebirge bey Mühlenbach hinüber, einen ganzen Sommertag. Völlig aber daselbst über die Gebirge zu kommen, habe ich in den längsten Tagen, zween Tage gut zu reiten und zu steigen. Dieses kann auch nur im Heumonde, August, und September geschehen, außer diesen Monaten ist dahin nicht mehr zu gedenken.

Von obgedachtem Hazegg und dem Eisernen Thore ziehet sich das Eisengebirg nach Mehadia und der Donau zu, und scheidet das Banat von der Walachey. Hier ist zu bemerken, daß bey den Lak Jesur, zwi-

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schen dem Gebirge Godanul und Fata, einige Fußsteige aus dem Banate, der Walachey und dem Hazegger Thale zusammen stossen. Ein anderer Fußsteig gehet neben dem Gebirge Arschan, durch die Cserna, bricht man aber die Brücke ab; so kann man weder hin, noch her kommen. — Ein anderer Trakt von Gebirgen gehet vom eisernen Thore nach Dewa, Dobra und Lippa, der Marosch zu, welcher Siebenbürgen von dem Banate scheidet. Uiber diesen gehet gleichfals ein Fußsteig bey Rekitowa über das Gebirg Ruska, in das Banat. Von allen diesen Fußsteigen ist zu merken, daß sie für Buschklepper und Hirten schwer und gefährlich zu passieren sind, viel weniger aber von Milizpostierungen. — Von der Donau ziehet sich das grosse Gebirg in einer Strecke und festen Verbindung fort, Nissa zu, woselbst der Hämus, ein freystehender und etwas länglichter Berg ist, den man von der Walachey aus deutlich erkennen kann. Das Gebirg daselbst hat eine Senke, in deren Mitte dieser Berg heraus raget, auf welchem Orpheus gespielt und gesungen hat. Von hier ziehet sich das Gebirg in einer Kette und grossen Höhe, bey Sophia vorbey, bis an das schwarze Meer fort. Von der Donau an bis an das schwarze Meer sollen keine anderen Wege durchgehen, als bey Nissa unter dem Hämus vorbey, nach Widin, und bey Sophia über das Gebirg Kiprowitz nach Nikopel. Den letzteren Weg soll Kaiser Trajan mit grossen Kosten durch das Gebirg haben brechen lassen, so, daß zween Wägen neben einander beqwem fahren können. — So weit ich letzt gedachtes Gebirg jenseits der Donau in Serwien, bis zum Gebirge Stöle gemessen habe, und durchgegangen bin, ist es ein festes Gebirg, das nirgends zu passiren, als durch einen Fußsteig von Orsowa über das Gebirg, Mirotisch, woselbst eine alte Schanze und Csernwurf im Krämer und Kludschuler Distrikte noch anzutreffen ist.

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Der Sylfluß entspringt in dem grossen Gebirge zwischen der Walachey und Siebenbürgen, aus zwo besondern Qwellen, daher hat jeder seinen eigenen Namen. Einer heißet die Ungrische Syl, welche vom höchsten Gebirge M. Porengul und M. Petru entspringt; der andere, die Walachische Syl, die aus dem Gebirge Oste und M. Stural kömmt. Beyde haben grosse Lonken, und zur Viehzucht sehr fruchtbare Felder neben sich, sind auch von Walachen, und Ungern wohlbewohnt, so, daß alles nur ein Dorf zu seyn scheinet. Diese Leute besitzen grossen Reichthum an Vieh und Bienen. Zwischen den Plays: Schesey und Kindettul, kommen beyde Syle zusammen, und stießen zwischen lauter wilden Steinklippen von dem grossen Gebirge Wulkan und Polatista, drey Stunden lang, und kommen mit grossem Getöse bey Bombajest und Porcseni, woselbst eine alte Römische Schanze ist, aus dem Gebirge in die Fläche. Hier nahe, bey dem Dorfe Birlesti und Walbradt, sieht man abermal Mauerwerk, und Gräben von alten Schanzen. Weiter hinunter kommen sehr viele andere Wäßer in den vereinigten Sylfluß, und es ist bey dem Wasser Szölösch, einem grossen Bache im Ober - Sylerdistrikte merkwürdig, daß er bey dem Dorfe Runk nicht 100. Klaftern weit von dem Szohudol, auf einmal aus einem Felsen heraus stürzt, allein nicht weit stießet, und sich mit dem Syl vereinigt. Desgleichen der Iswothna Fluß, auch im Ober-Sylerdistrikte, fährt auf einmal so aus der Erde; wie die Iswerna, und viele andere mehr. Die Topelniza im Mehedinzer Distrikte, ein ziemlicher Bach, gehet bey Marga, weit unter einem Berge, und der Boja de Aram, bey Ponowa, zweymal unter Gebirgen durch. So auch andere mehr. Nachdem der Sylfluß so viele Wäßer an sich gezogen, fließet er bey Krajowa vorbey, von da nach Orkawa, und ergießet sich in zweem Aermen in die Donau.

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Anmerkungswürdige Moräste giebt es in dieser Walachey nicht, als, neben der Syl von Krajowa an, bis in die Donau, dann neben der Donau, bald unterhalb Widin, bis zum Einflusse der Syl, und von diesem bis zum Einflüsse des Alts. Etliche Stunden unter Csernetz im Mehedinzer Distrikte, ist auch ein Morast, der sich ohnweit Orzawetz anfanget, und lange fortziehet, bis Balta-Vierde in die Donau. Dieser Winkel des Landes von dem Moraste und der Donau fast eingeschlossen, hat gute Viehweide, weswegen sich die Tatarn und Türken bey Eröfnung ihrer Feldzüge, allezeit hier zusammen gezogen , auch bey ihrem Rückzuge den Raub und die Gefangenen getheilet haben, und öfters vier Wochen und länger noch daselbst verblieben. Hausen giebt es am meisten. Von Porta Ferrea und der Trajans Brücke, bis zum Einflüsse des Timoks, wird ihr Fang jährlich um etliche 1000. Gulden verpachtet. Ein anderer Fischfang in der Kaiserlichen Walachey, ist in den Morästen neben der Donau, wo meistentheils Karpfen, Breschen, Hechte, und allerhand, andere Fische gefangen werden, die bey Ergießungen der Donau in Moräste ausgehen. Auf diesen haben auch verschiedene Bojären, Klöster und Privatpersonen ihren Antheil zu fischen. Der Altfluß ist nicht weniger sehr Fischreich, und im Syl, ein frisches Bergwasser, findet man Aalrupen, Forellen, Lachsforellen, und Asche die Menge.

Das ganze Land hat eine angenehme Lage, da es in Gebirgen vom Altflusse an, bis zur Donau und Timok gegen Morgen, Mittag und Abend, einen hohlen Winkel bildet, weswegen die auffallenden Sonnenstralen in das Land zurück prellen, und eine fruchtbare Wärme verursachen. Auch machen die sehr vielen frischen Wäßer aus den hohen Gebirgen, die alle Gegenden durchstießen, eine gemäßigte und gesunde Luft. Vor etlichen Jahren herrschte die Pestseuche in allen umliegenden Ländern, in Siebenbürgen, dem Banate Serwien, der Bulgarey, und

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der Türkischen Walachey; hier aber wußte man davon nichts, außer den kalten und hitzigen Fiebern.* Der Winter ist allezeit taulicht, und dauert nicht lange. Schnee fällt wenig, und öfters unten im Lande gar keiner, daher das Rindvieh, die Pferde und Schaafe wenig Stallung und Winterfutter bedürfen; sondern hinlängliche Fütterung auf den Feldern finden. Der Frühling ist so frühzeitig, daß man meist schon im April fouragiren kann. Im Sommer ist die Hitze sehr groß, und dauert bis in den Oktober. Die Einwohner sind ihrer gewohnt, Fremdlinge aber haben sich dabey für allzuhitzigem und kaltem Trinken zu hüten, da man beydes bey so vielen guten Weinen, frischen Wäßern und kalten Brunnqwellen überall haben kann. Der Herbst gleicht nicht selten dem Frühlinge; ich habe viele Bäume zweymal des Jahres blühen gesehen, und Nachtigallen schlagen hören. - Das grosse und hohe Gebirge gehet zu beyden Seiten, sowohl in Siebenbürgen, als der Walachey ganz kurz aus, nachgehends ziehet sich das Land in lauter niedrigern Gebirgen und angenehmen Thälern, meistens von gleicher Höhe, sehr weit hinunter fort, wo es endlich nach der Donau zu, in einem ebenen Horizont eine Tagreise breit sich ausziehet. Aus diesen Ursachen, ist es ein sehr fruchtbares und gesegnetes Land an allerley Getraide, Obst, Wein, und Viehzucht. Hornvieh, Pferde, Schaafe, Schweine und Bienen, werden hier im Uiberflusse gefunden. Die vielen Buch-und Eichen-Waldungen dienen jährlich zur Mästung vieler tausend Schweine. Das Rindvieh ist zwar klein, doch stark, und die Kühe geben viel reichlicher Milch, als die Siebenbürgischen. Weil sie im

* Die Pest, die in der Walachey so gemein ist, hat meistens die Unachtsamkeit und Sorglosigkeit der Einwohner zur Qwelle. Im Winter wütet sie am starksten, weil diese alsdann nicht so zerstreut leben, als im Sommer.

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Heumonde, August und Sept. nicht wohl fressen können, und also mager werden müßten: so kömmt es ihnen sehr wohl zustatten, daß sie unter dieser Zeit auf der kühlen und fetten Weide der schattigten Gebirge gehalten werden. Die Schaafe haben in diesen Gegenden die feinste Wolle, davon jährlich viele 1000. Säcke nur nach Siebenbürgen herführet werden. Denn die Siebenbürgische Wolle ist für die Tuchmacher viel zu grob, und wird nur von den Wollenwebern verarbeitet. Wildprät von allerley Art findet man häufig, Hirsche, Rehe, wilde Schweine — in Gebirgen, Bären, Luchst, und Gemsen — von Federvieh, Fasanen, Birk- Feld- und Haselhühner, Trappen, Schwanen, und besonders aus den Morästen der Donau, viele tausend wilde Gänse und Aenten. — Kurz, diesem glücklichen Lande fehlt nichts als Fleiß und hinlängliche Einwohner. Nur in dem letztern Türkenkriege ist von den Tatarn ein grosser Theil davon in die Sklaverey geführet worden. Wie mich denn Augenzeugen bey der nächsten Zählung der unglücklichen Gefangenen zu Widin und Nikopel versichert haben, daß es über 130.000 Seelen gewesen. Daher sind in dem Romunazer, Untersyler und Mehedinzer Distrikten so wenige Dörfer und Einwohner.

Aus dem V. Hauptstücke.


Von Mineralien und Bergwerken, von Gold-und Silbergruben, weis niemand zu sagen, ob jemals einige da gewesen sind. Daß aber dergleichen zu entdecken seyn möchten, ist wohl kein Zweifel. Denn woher kömmt das hohe und reinste Gold, desgleichen in Siebenbürgen und Ungern nicht gefunden wird, welches die Goldwäscher in dem Altflusse und andern darein fallenden Gebirgwässern jährlich zu etliche 1000. Gulden finden, als aus der Erde und den Gebirgen? Weswegen der General Steinwille, eine Goldwäschergesellschaft errichtete, zu erfor-

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schen, woher? aus welchem Thale und Gebirge solches kommen möchte? um die Goldadern entdecken zu können. Diese müßen sehr reichhaltig sein, da man im Altflusse Stückchen des reinsten Goldes, von der Größe dicker Bohnen findet. Die Goldwäscher suchten nach, und fanden daß der Altfluß nicht weiter hinauf Goldsand führe, als bis zum Kloster Kornet. Insonderheit fanden sie vieles bey dem Einflüsse der Boaschilor, dem Kloster grade gegenüber. Weil aber solches auf Türkischer Seite ist, so konnten sie nicht weiter nachsuchen. Nachgehends untersuchen sie auch die übrigen einfließenden Bäche; da sie dann in der Lottra bis zu dem Wasser Ruderascha, das mitten im Gebirge entspringt, und in die Lottra fällt, ebenfalls Gold entdeckten. - Diese Gesellschaft unterhielt der General aus eigenen Mitteln, nach dessen Tode aber fand sich niemand, der sie unterstützt hätte, weswegen sie auch auseinander gieng.

Ich hatte gleichfalls Befehl, wann mir in den Gebirgen Mineralisch scheinende Steine vorkämen, Stücke davon dem Generale zu überschicken, welches ich auch gethan habe, und allemal dabey das Gebirg bezeichnet, woselbst ich sie gefunden. Von einem Stein, den ich bey Koschia jenseits des Altflusses, nahe dabey, wo Trajan einen Weg durch das Gebirg zu brechen angefangen, in einem Loche entdeckt hatte, berichtete er mich, er wäre Silberhaltig, ich sollte aber die ganze Sache verschweigen, weil der Ort auf Türkischer Seite läge. Etwas mehr hinauf, doch auf unserer Seite des Altflusses, kömmt vom Gebirge ein kleiner Bach, der wegen seines Mineralischen Geruchs, Puterosa, (Stinkendes Wasser) genannt wird. Auch hier ließ Steinwille nachsuchen, starb aber darüber. Von Steinen aus der Gegend des Klosters Polioratos, sind nach dessen Zeugnisse, verschiedene Silberhaltig. Zu Banha & Arama im Mehedinzer Distrikte ist ein Kupferbergwerk, das ehedem vieles eingetragen,

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und noch itzt sehr ergeblich ist.* Zu Banya de Fer nahe am Kloster Polioratos im Obersylerdistrikte, ist ein Eisenbergwerk gewesen, so aber itzt nicht gebauet wird. Zu Okna, eine Stunde unterhalb Rimnik, im Wulzer Distrikte, sind Salzgruben , welche unter der Türkischen Oberherrschaft, jährlich für 40.000. Gulden verpachtet wurden. Ich habe auch Perlen gesehen, die in der Syl, im Obersyler Distrikte, wo die Bistriza mit dem Dismener Bache hineinfällt, in ihrer Mutter sollen gefunden worden seyn.

Aus dem VI. Hauptstücke.


Das ganze Land wird in fünf Distrikte eingetheilet: den Wulzer, Ober- und Untersyler, Romunazer und Mehedinzer Distrikt. Im Wulzer ist der Hauptort Rimnik, ein Bischöflicher Sitz. Okna, oder Salzburg, wo die Salzbergwerke sind, und ein grosser Wochenmarkt gehalten wird. Im Obersyler Distrikte, liegt der berühmteste und Hauptort des Landes, Krajowa; und hier wohnen die vornehmsten des Landes. Der Kommendant, itzt Oberst von Schramm, der Ban mit vier Rähten aus dem Adel des Landes, und der Landsekretär, welche die Regierung ausmachen, und alle Streitigkeiten nach der Pravila, oder den Landesrechten, entscheiden. Auch wohnen hier die übrigen Kriegs- und Kameral Beamte. - Das Kommerzwesen muß ehemals sehr geblühet haben, da die Orientalische Handlungsgesellschaft zu Krajawa ein Kauf- und Niederlagshaus gebaut, worinn jeder seinen eignen Haan, oder Handlungsgewölb gehabt hat; itzt aber ist es der Wohnsitz des kommandierenden Officiers, welcher unter der Aussicht des kommandirenden Generals in Siebenbürgen stehet. Im Romunazer Distrikte ist der Haupt-

* S. auch Vanderbechs Descript. Valachiae Austriacae subterraneae.

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ort Karaka, ein Marktflecken vorzeiten aber ein Sitz der Walachischen Fürsten. Von übrigen sind zu merken: Brankowan, ein von den Tatarn verwüsteter Palast, und das Stammhaus des Fürstlichen Brankowanischen Geschlechts; Iplos, ein Marktflecken; und Csellek, ein Dorf fünf Stunden oberhalb des Einflusses des Alts in die Donau. Hier soll K. Trajan, oder nach andern, Hadrian eine hölzerne Brücke über die Donau haben schlagen lassen, davon aber keine Spur mehr zu finden ist; wohl aber auf beyden Seiten der Donau, Stücke Mauern und Gräben von Festungen, welche zur Bedeckung dortiger Brücke sollen gewesen seyn. In dieser Gegend werden viele alte Münzen, worunter drey- und viereckigte sind, auf den Feldern gefunden. Von hier fängt sich auch ein gepflasteter Weg an, den man noch an verschiedenen Orten bis durch und oberhalb Rimnik, deutlich siehet. Die Bauern nennen ihn Kale Trajan, (Trajansweg) und er soll von der Donau an, bis an das Gebirg, nahe bey Koschia gegangen seyn; woselbst Trajan einen Weg nach Siebenbürgen durch das grosse Gebirg neben dem Altflusse, hat wollen brechen lassen. Den Anfang kann man noch an einem Eckfelsen, der aus dem Alt grade über sich stehet, und durchbrochen ist, sehen, und jeden Eisenstreich daran deutlich erkennen. Dieser Durchbruch ist zehn Klaftern lang, 4. Klaftern breit, und bis 9. Klaftern hoch. Nahe oberhalb dieses Durchschnittes, ist ein ziemlich weites Loch grade in dem Felsen, wie ein Stollen hinein, ebenfalls mit eisernen Werkzeugen gemacht, aber itzt voller Mist. Ich ließ ein wenig darinn räumen, und fand zwo alte Münzen, nebst einer Todtenlampe. Ein Stück von dem Felsen in diesem Loche ließ ich abschlagen, schickte es dem Grafen Steinwille, und erhielt Nachricht, daß es Silberhaltig sey, zugleich aber wie ich schon gemeldet, den Befehl, von der ganzen Sache zu schweigen. Weiter hinaus findet man keine Spuren mehr, daß man den Trajanischen Weg durch das Ge-

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birg fortzusetzen versucht hatte. Es wäre auch bey damaligen Mangel des Pulvers, mit blossem Hauen nicht möglich gewesen, weil der Weg ganze 11. Stunden beträgt. - Im Mehedinzer Distrikte sind die vorrnehmsten Oerter: Czernet, vormals ein Fürstlicher Sitz, itzt aber ein schlechter Marktflecken, welches auch Banya de Aram itzt ist.

Das uralte Wappen dieses Landes ist Sonne und Mond. Nachdem aber Johann Korvin die Türken vertrieben, und die Walachey zu Ungern gebracht hat, verband er sein Geschlechtswappen, (ein Rab mit einem Ringe im Schnabel) mit dem Walachischen, und gab dem Raben, anstatt des Rings, das Ungrische Kreuz in den Schnabel; in die Klauen aber eine Rebe mit einer Weintraube, um den Reichthum dieses Landes an Weinwachs anzuzeigen. * Damit aber jede Provinz ihr eigenes Wappen habe: so gab er jeder eines, das auf ihre Beschaffenheit abzielte. Dem Wulzer Distrikte einem Obstbaum, weil vieles Obst darinnen wächst; dem Obersyler, einen Hirschen, wegen der wohl ausgebenden Jagden; dem Untersyler Distrikte, einen Fisch, wegen der vielen und einträglichen Fischereyen; dem Romunazer, eine Korngarbe; und dem Mehedinzer einen Bienenkorb, den Reichthum derselben an Feldfrüchten und Honig anzuzeigen.

Aus dem VII. Hauptstücke.


Einen Place d Armee anzulegen, ist in diesem Theile der Walachey kein beqwemrer Ort, als an der Syl, im Obersyler Distrikte, zu Tergosyl, nahe bey einer niedrigen Anhöhe an dem Ausgange und Fusse des Gebirges. Diese ist meistens mit Wasserqwellen und kleinen

* Woher der Verfasser diese Nachricht habe, ist mir unbekannt; daß sie aber unrichtig sey, erweiset das große Siegel des Woywoden Johann Michael, von 1418. darinn schon der Rab mit einem Kreutze im Schnabel, vorkömmt.

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Sümpfen umgeben, und dominirt die ganze Gegend umher, die breit und Schnureben ist. Der Ort liegt Mitten unter dem Gebirge, und von dannen kann man die Kommunikation unter dem Gebirge, sicher nach Orschowa und Straßburg haben. Auch kann nicht weit von hier, neben dem Sylflusse hinauf, und zwar von Bombojescht und Poreschen, durch das grosse Gebirge bis in das Syler Feld, wo sich die Ungrische und Walachische Syl vereinigen, ein neuer Weg drey Stunden lang gemacht werden, durch welchen man die sicherste Kommunikation aus der Walachey, nicht allein mit Siebenbürgen; sondern auch mit Ungern, von Arad über Dewa; und das Banat von Temeschwár, über das Eiserne Thor durch das Häzegger Thal, unterhalten kann.

Dieses Eiserne Thor machen zwey Thäler, die sich weit her von Karanschebesch und Hazegg, zwischen dem grossen Gebirge bey Marmore, ganz enge zusammen ziehen, und zwischen diesem bleibt zu letzt ein niedriger Berg, ziemlich enge zwischen dem grossen Gebirge. Hier heißt es das Eiserne Thor, wodurch die Bauern von beyden Seiten, mit beladenen Heuwagen aus und ein fahren können. — Zwischen dem Hazegger Thale und dem Syler Felde, ist bey Boar wieder ein niedriger Berg, Piatre Tartarului (Tatar Fels), aber etwas höher als das Eiserne Thor, doch kann man Winters- und Sommerszeit darüber reisen. So ist auch bey Merischor, über eine ganz niedrige Anhöhe durch das Thal Kriwadia, in das Syler Feld zu kommen. — Eine andere Gelegenheit und Lage zu einem Hauporte im Lande, ist anderthalb Tagreisen unterhalb Tergosyl, zu Zinzewen gleichesfals am Sylflusse in dem Mehedinzer Distrikte, wo nahe oberhalb die Sylort, und nahe unten die Notra, einfallen, welcher Ort alle vorgenannte Vortheile und Gelegenheiten auch hat. Ja mit Orsowa bis Csernetz kann die Kommunikation noch besser neben der Moty und Hußnitza hinauf, über einen einzigen Berg, Turka Bi-

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stritze, und Dal Irgewitza, unterhalten werden. Diese Komunikation ist durch die zwey Klöster: Moten und Esterhaja bedeckt, wohin man Postirungen stellen, und Vertheidigungswerker errichten könnte; insonderheit zu Esterhaja. Ein ziemlich grosses Gebäude, mit verschiedenen gewölbten Zimmern und guten Kellern. Der Woywode Michael,* hat es erbauet, und eine Zeitlang bewohnet, auch, gegen die Tatern mit einem kleinen Graben verwahret. Im letztern Türkenkriege ist dieses Gebäude ein Raub der Flammen geworden, daß nur die blossen Mauern noch stehen. — Das Land aber zu besitzen, und für den raubenden Tatarn zu bewahren, liegt der Ort Zinzewen, besser als Tergosyl, weil er mitten im Lande ist, und nach Krajowa zu, wegen des, Flusses Krümme, etliche Desileen gegen den Feind hat. Hier können wenige Truppen gegen eine grosse Macht sich lange vertheidigen. Die Ursache ist, weil wegen der vielen Thäler zu beyden Seiten bis zur Donau und zu dem Altfluss, sehr schwer von den Seiten einzudringen ist. Zwar sind die Thaler nicht zu tief, doch schwer genug, und nur wo zugerichtete Wege sind, zu durchreisen. Die vielen Thäler vom hohen Gebirge, lassen sich in das Land herunter, wenige aber, als Oltetz, Hamarade, und das Sylerthal bis mitten in das Land, die sich weiter hinunter zusammen ziehen; woselbst sie mit weniger Mannschaft besetzt, gegen überwiegende Menge behauptet werden können. In allen Kriegen sind die Tatarn bey Slatina über den Altfluss gegangen, und von da nach Krajowa. Hier theilten sie sich. Ein Theil zog neben der Syl hinauf, bey Zinzewen vorbey, über Esterhaja nach Csernez; der andere aber gieng über die Syl bey Sidlan, und dann über Obirscha, nach Balta Vierde, und stießen auf dem Severiner Felde

* Der in der Siebenbürgischen Geschichte so berüchtigte Woywode, den Basta in seinem Feldlager 1602 ermorden ließ.

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zusammen. — Von Rimnik* gehet ein andrer Hauptweg unter dem Gebirge bis nach Orschowa. Anfangs ist er von Okna bis Orsch, wegen etlicher Berge beschwerlich, dann aber bey Poluratsch und Krasna vorbey, über Tergosyl und Breditschen bis an den Dal und Fluß Moten ziemlich gut. Von dem letztern Flusse ist wegen der vielen Berge und Thäler bis Csernez, wieder übler Weg. Bey Keminar unterhalb Ribnik kann man zwar den Altfluß durchreiten, so auch an etlichen andern Oertern; allein, man kann nirgends weiter hinaufkommen, als bis auf Ribnik, oder die ortdentliche Hauptstrasse neben dem Alt hinunter, nach Krajowa; welcher Weg aber bey Trapina, unter dem Einflusse der Lonkowez, auf einem Ausgange der an Altflusse stossenden Berge, mit einer Schanze verwahret gewesen. Grade aus aber in das Land ist von daher nirgendshin zu kommen, und dieses wegen der vielen Berge und Thäler.— Gewiß ist es; so lange man in der Walachey sichern Fuß hat, bleibet man auch Meister von der Donau; und die Türken können sich derselben wider Orschawa und Belgrad wenig, oder nichts bedienen. Das Eiserne Thor und der Orschowaer Paß bleibt sicher. Bey entgehendem Kriege kann man nicht nur die Türkische Walachey, in Kontribution halten; sondern auch besetzen. Ja Siebenbürgen ist wegen der Tatarischen Einfälle desto sicherer; denn schwerlich werden die Feinde von Walachischer Seite bey Kronstadt, und andern Gegenden, über die Gebirge Enfälle wagen. —

* Hier war ehemals eine Evangelische-Sächsische Gemeine, deren Geistliche von dem Sächsischen Superintendenten in Siebenbürgen ordinirt wurden. Der letzte Pfarrer daselbst, Ananias, starb 1642. So war auch Kompelung ein Sächsischer Pflanzort.

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Topic revision: r46 - 18 Sep 2012, KatalinBlasko
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