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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 3, Heft 2, Text 14 (S. 221-253)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Preßburg,
Löwe, 1783
Autor:
Daniel Cornides
Zuordnung: Kulturgeschichte
Vom ungrischen Ursprunge der Kutschen 1
Vom ungrischen Ursprunge der Kutschen 2
Vom ungrischen Ursprunge der Kutschen 3
Vom ungrischen Ursprunge der Kutschen 4
(p221)
14. Nachlese einiger Bemerkungen von Ungrischen Ursprunge der Kutschen.
Mit einem Kupfer.
Broderith,
Herberstein,
Nicot,
Joh. Listhius,
Menage,
Bergier,
Hortleder,
Johnson,
Minschew, angesehene und einsichtsvolle Männer von verschiedenen Nationen, Männer, die einander weder gekannt, noch ausgeschrieben haben, stimmen darinnen überein, daß die Kutschen in Ungern erfunden worden, und daß selbst die in allen Sprachen ähnlich lautende Benennung dieses Fuhrwerks von dem Ungrischen Stammworte Kotsi (Kotschi) abzuleiten sey. Ich will ihre Zeugnisse hier nicht ohne Noht wiederhohlen, da solche bereits in meinen zwey vorhergehenden Aufsätzen über diesen Gegenstand wörtlich sind angeführet worden. Nur will ich noch zum Uiberflusse zwey andere Gewährsmänner, die beyde zu Anfange des XVlten Jahrhunderts gelebt, auftreten lassen. Der eine ist der berühmte
Joannes Cuspinianus, dessen Ausdrücke: vehebantur multi Hungari in curribus illis velocibus, quibus nomen est patria lingua Kottschi, ich schon neulich zum Behuf meines Satzes ausgelegt hatte. Daß ich mich damals wegen des Cuspinians
(p222)
nicht geirret, bezeugt eine andere Stelle beym
Cuspinian eine Stelle, die damals meiner Bemerkung entgieng, und die ganz klar, bestimmt, und einleuchtend ist. Sie befindet sich in seiner Rede, die unter dem Titel: Oratio protreptica ad S. R. I. Princeps & Proceres, ur bellum suscipiant contra Turcum: cum descriptione conflictus in Hungaria facti, quo periit Rex Hungariae Ludovicus, & qua via Turcus Solemet ad Budam usque pervenerit ex Alba Graeca, cum enumeratione clara dotium, quibus a natura dotata est Hungaria, seiner zu Frankfurt 1601, fol. herausgekommenen
Austria, beygedruckt ist. Cuspinian rühmt in dieser Rede die Vorzüge und natürlichen Reichthümer Ungerlands, und da er nach einer genauen Beschreibung vieler anderer Naturschätze, den Uibergang zu der erstaunlichen Viehmenge in Ungern macht, bedient er sich S. 77. folgender merkwürdigen Worte: „Age differamus nunc de jumentis omnis generis, quibus bona pars Europae pascitur, tauris, bobus, vaccis, capris, ovibus, vitulis, equis, & equabus: quibus celeres currus, QUI VULGO GOTSCHI AB OPPIDO passim NOMINANTVR, quibus uno die quindecim millia passuum facile sine labore currere potest quispiam." „Ferner ist außer dem,
Cuspinian auch noch
Melchior Soiterus a Vinda Bürge für die Wahrheit meiner Behauptung. Dieser verfaßte ein Werk:
De Bello Pannonico, per Illustrissimum Principem ac Dominum, D. Fridericum Comitem Palatinum, &c. contra Solimannum Turcarum Tyrannum gesto, welches, zu Augsburg 1538. heraus kam, vom
Simon Schardio seiner zu Basel
1574. gedruckten Sammlung eingerückt, vom
Bongars in seinen Scriptoribus rer. Hungar. zu Frankfurt 1600. neu aufgelegt, und von da in die
Schwantnerischen Ungrischen Geschichtschreiber übertra-
(p223)
gen worden. Die entscheidende Aussage des
Soiterus a Vinda, auf die ich mich beruffe, steht in denen
Scriptoribus rer. Hungar. der Bongarsischen Ausgabe S. 416. der
Schwandtnerischen Tom. I. pag. 595, und lautet in ihrem ganzen Zusammenhange also: „Missi sunt cum praefectis duobus Wolfgango a Monfort Comite & Gregorio a Losenstein Barone, equites mille sexcenti, qui - - cotinuato cursu hostium vestigia legentes, Murae pontes & Graezam Valeriae, quam a Diocletiani filia sic dictam Amianus retert, Metropolim sunt praetervecti, omnibus curribus sine impedimentis, nisi quod VNGARICA quaedam VEHICULA, COTIA A PATRIA DICTA, quibus commeatuum non nihil vehebatur, eos a louge sunt insequuta." Ich frage jetzt: Sollten wohl
Broderith,
Herberstein,
Nicot,
Listhius,
Menage,
Bergier,
Hortleder,
Johnson,
Minschew,
Cuspinianus,
Soiterus a Vinda, die sämmtlich die Erfindung der Kutschen denen Ungern zuschreiben; sollten wohl, frage ich, alle diese grossen Manner sich darinnen vereinigt haben, eine Unwahrheit, ohne Noht, und ohne alle Absicht, auf die Nachwelt zu bringen? Wer wird sich so was nur vorstellen können? Wäre es nicht eher zu vermuhten, daß ein jedweder die Ehre dieser Erfindung viel lieber seiner eignen Nation würde zugeeignet haben, wenn er einigen Grund dazu gehabt hätte, oder wenn er im Gegentheile, vom Ungrischen Ursprünge der Kutschen nicht allzu stark wäre überzeugt gewesen? Die Gewißheit des Ungrischen Ursprungs der Kutschen wäre also durch eine Menge sowohl einheimischer als auswärtiger Zeugen, wider deren Glaubwürdigkeit in diesem Stücke nichts einzuwenden ist, so sonnenklar erwiesen, als ein historischer Satz, dessen Beweis, sich einzig und allein auf zuverlässige Zeugnisse gründet, nur immer erwiesen werden kann. Was übrigens noch das Wort Kutsche betrift,
(p224)
so beharre ich noch immer auf meiner Behauptung, daß es von dem Ungrischen Dorfe
Kots, als dem eigentlichen Erfindungsorte der Kutschen, abstamme. Denn da
Broderith ausdrücklich sagt: consensis raptim levibus curribus, quos nos A LOCO Kotcze appellamus;
Cuspinian aber: celeres currus, qui vulgo Gotschi AB OPPIDO nominantur;
Soiterus a Vinda: Vngarica vehicula, Cotia A PATRIA dicta ; und endlich der Freyherr von
Herberstein: currus A PAGO COTZY appellantur: so sollen alle diejenigen Ableitungen des Namens Kutsche vom veralteten Deutschen Worte: Kutten, das ist, decken, oder vom Französischen Coucher, liegen, oder vom Lateinischen Concha, eine Muschel, von sich selbsten weg, und bedarfen meines Erachtens keiner weitern Widerlegung. — Und, wenn wir gleich alle diese Zeugnisse nicht anführen könnten: so würde die Abstammung des Namens Kutsche von dem Ungrischen Wurzelworte Kotsi( Kotschi) gleichwohl schon, daraus einen hohen Grad der Wahrscheinlichkeit erhalten, daß selbst in der Deutschen Sprache anfanglich nicht Kutsche, oder Kutschenpferde, wie heut zu Tage, sondern Gotschiwagen, Gotschipferde gesprochen, und geschrieben wurde.
Wolfgang Lazius ist hievon ein unverwerflicher Zeuge. Nachdem er
Comentat Reipubl. Rom. Libr. II. pag. 267. edit, Francof. 1598. von den vier Arten der Posten, die vor Alters bey den Römern üblich gewesen seyn sollen, weitläufig, und gelehrt gehandelt hatte, so beschließt er endlich diese Materie mit folgender Anmerkung. Equidem exstant nobis Austriis, omnes illae quaetor cursus accelerati rationes. Primo namque Fiscus suos habet cursores & veredos, quos appellamus Cammerpotten. Deinde & equites mutatis jumentis litteras in aulam, & ex aula Regis in Italiam & Belgas usque celerrimo itinere perfecerunt, vulgo die post, die postpotten. Ma-
(p225)
net & tertium genus, potissimum in Hungaria, & Austria inferiori, quod per vehicular velocia usurpabatur, & barbara voce Gotschiwagen, Gotschipferd, nuncupatur. &c. Er nennt Gotschiwagen, Gotschipferd, barbaras voces, weil sie nicht aus zwey Deutschen Wörtern, wie Cammerpotten, Postpotten; sondern aus einem Ungrischen, und einem Deutschen Worte zusammengesetzet sind. Im Lateinischen wurden die Kutschenpferde, anfänglich bey uns auch nicht anderst, als: Equi Kotsi genennet. Denn in einem Handschriftlichen Tagebuche des ehemaligen Weßprimer Bischofs Martini de Kechet, welches mir der berühmte
Herr Karl Wagner gewiesen hat, fand ich folgende Worte aufgezeichnet: 1546. 7. Aprilis Equi Kotsy a fratre adducti. — Man wird jetzt ganz natürlich die Frage aufwerfen, wie die ersten Ungrischen Kotsi-Wägen wohl mögen ausgesehen haben? Ich behauptete in meinem neulichem Aufsatze, die Ungrischen Kotsi-Wägen waren ursprünglich, so wie das Cisium bey den alten Römern, nur zweyräderig gewesen. Und in der That lassen uns die letztens angeführten Zeugnisse der Ungrischen Chronik, des
Adriani Junii, des
Nicot, und des
Simonis Schardii, dießfalls keinen Zweifel übrig, man müßte denn allen historischen Glauben aufgeben. Meine Triumvirs,
Adr. Junius,
Nicot, und
Simon Schardius haben in dem XVIten Jahrhunderte gelebt und geschrieben, denen ich jetzt noch einen vierten Zeugen aus dem nämlichen Jahrhunderte, den
Joh. Martin Stella, zugesellen will. Stella schrieb einige Briefe an seinen Bruder de Turcarum in Regno Hungariae successibus, die sich sowohl in der Bongarsischen, als in. der Schwandtnerischen Sammlung befinden. Der zweyte Brief ist von Wien VIll. Kalend. Septembr. 1543. datirt, und enthält (apud
Schvandt. Script. rerum Hungar. T. I. pag. 609.) unter andern folgendes: „ Et cum die Mercurii, qui erat quinto Idus
(p226)
Augusti, dedition (Strigonii) facta esset, nos „ hic (Viennae) die Dominico sequente:Te Deum laudamus, pro Jo triumphe cantabamus. „Mirum si hoc Primores ignorabant, in tanta vicinitate loci, solum enim absumus 25. miIIiaribus Hungaricis, ac potest totum hoc iter VEHICULO CISIO intra 20. horas confici." Stella giebt also hier deutlich zu verstehen, daß die Ungern zu seiner Zeit, so oft die Sache Schleinigkeit erfoderte, in Vehiculis Cisiis, das ist, in zweyräderigen Wägen, nach Wien reisten. Es sind aber diese zweyräderigen Wägen nach und nach abgekommen, und man trift schon in der letzten Hälfte des XVI-ten Jahrhunderts die meisten Ungrischen Kotsi - Wägen mit vier Rädern an. Eine richtige Abbildung eines dergleichen vierräderigen Ungrischen Kotsi-Wagens habe ich das Vergnügen dem geneigten Leser im beygefügten Kupferstiche hier vorzulegen. Ehe ich darüber einige Betrachtungen anstelle, muß ich zuvor melden, woher der Kupferstich genommen ist. Es befindet sich nämlich auf der Kaiserl. Bibliothek zu Wien ein großer Folioband, der den Titel führet:
Ein seer Herrlichs wollgegründs und getzierdtes Auch Nutzlich vnnd scheneß Chuntheruet Buoch wie die Wilde vnbendige vnd ungetzambde Roß mit allem fortell vnnd geschicklichkaidten ec. leichtlich mügen abgericht Wolldedig vnnd getzampt werden ec. durch Jeremias Schemel Maler zu Augspurg ec. Die Zeit, wann es ausgefertiget worden, kann man nicht genau bestimmen; doch läßt sich vermuhten, daß es kurz vor und nach dem Jahre 1568. gemachte worden: denn von diesem Jahre ist das zuletzt gemalte Gestech datirt, so darinnen vorgestellet ist. In diesem Buche nun fand ich unter der Aufschrift: Weitter volgt hernach ein ungerische Gutsche, wie si soll geordnet vnnd mit aller zugehor Gerist Werdenn, die Zeichnung
(p227)
einer Ungrischen Kutsche, wovon ich in gegenwärtigem Kupferstiche eine treue, aber zur Hälfte verkleinerte Kopie liefere. Man siehet aus derselben,
1mo. Daß die Ungrische Kutsche aus einem gegatterten, oder, um technologisch zu reden, aus einem von Schwingen (karfa) und Bäumen zusammengesetzten leichten Kasten (rostélyos derék) und einem von Ruthen geflochtenem Korbe, oder Flechte (Kas) bestund.
2do. Daß sowohl bey dem hintern als vordern Sitze von beyden Seiten des Wagens, eine Leichse (Iöts) angebracht war, worauf sich das Gatter lehnte.
3tio. Daß hinten kein Bock (Bak) und auch kein Schragel, (Saraglya) und vorne der Kutschersitz innerhalb des Kastens war.
4to. Daß der Kasten weder in Riemen, noch an eisernen Stangen hieng, sondern auf der Achse (tengely) ruhte.
5to. Daß auf der linken Seite des Wagens außerhalb des Kastens ein eiserner Auftritt (fel-hagó-vas) zum Einsteigen sich befand, und auf der rechten Seite an die Achse des Hinterrads eine Lohstange (Lógó) angemacht war, die vorne ein Trittel oder Zugscheid (hámfa) hatte.
6to. Daß zu diesem Trittel an der Lohstange, noch zwey andere Trittel kamen, die an der Stangenwage (Fürhetz ehedessen Fölhertz) hiengen, und daß folglich in einem solchen Fuhrwerke nicht mehr als drei Pferde konnten nebeneinander eingespannt werden; es wäre dann, daß auf der andern Seite des Fuhrwerks noch eine Lohstange mit einem Zugscheide, und an der Deichsel noch eine Vorwage (Késefa), oder mehrere, hinzugekommen waren, in welchem Falle man 4,5,6, und mehrere Pferde würde haben einspannen können. Hier muß ich erinnern, daß in unserer Zeichnung die Deichsel (Kotsi-rúd) sehr unkenntlich vorgeftellet ist, weil man sie für zwey Zugstränge (Hám-istráng) ansehen kann, wo-
(p228)
durch die Zeichnung acht Zugstränge vorzustellen scheint, die bey drey Pferden gar nicht statt finden. Auch hätte die Lohstange nicht hinter der Leischen, sondern vor derselben gezeichnet werden müßen. Die Zugstränge waren, damit sie den Pferden die Seiten nicht aufteiben, mit ledernen Strangscheiden versehen.
7mo. Daß ein Hinterrad (hátulsó kerék) 14. ein Vorderrad (elsö kerék) 12. Speichen (külö) hatte, da man heut zu Tage gemeiniglich ins Hinterrad 12. ins Vorderrad 10. Speichen einzusetzen pfleget. 1)
Gerade so, wie sie unser Kupferstich vorstellt, sahen die meisten Ungrischen Kotsi-Wägen schon im XVIten Jahrhunderte aus, und so wird verumhtlich auch derjenige dreyspännige Ungrische Wagen, dessen sich Siegmund Freyherr von
Herberstein bey einer Gelegenheit bediente,
1) Im J. 1627. ist in Siebenbürgen eine Taxe der Victualien, Waaren, und Handwerksarbeiten, durch einen in Ungrischer Sprache abgefaßten Landtagsschluß festgesetzet worden. Vielleicht wird es Manchem nicht eben unangenehm seyn, wenn ich, um über meinen Gegenstand ein mehreres Licht zu verbreiten, den Preiß, den ein jedes der obgemeldten Bestandtheile eines Kotsi-Wagens im J. 1627. gekostet hat, aus obenerwähnter Taxe auszeichne, und zugleich die Deutsche Übersetzung hinzusetze. Vorher aber muß ich erinnern, daß damals, wie auch noch heut zu Tage, in Siebenbürgen 2. Pfennige einen Kreutzer; 100. Pfennige aber, oder 50. unserer Kreutzer, einen Gulden machen. Nun folgt der Auszug gedachter Taxordnung.
A' Kovátsokról. Von Schmieden.
Egy Kotsi Kereket vasazzanak negyven pénzért. Ein Kutschenrad soll mit Eisen beschlagen werden für 40. Pfennige. Ha az emberé magajé az vas, ö vassal vasazzon, 25. pénzért. Giebt das Eisen derjenige dazu, der das Rad beschlagen läßt, so zahlt er fürs Beschlagen 25. Pfennige.
(p229)
ausgesehen haben. Er gedenket eines solchen Fuhrwerks in
Commentario de rebus Mocsoviticis. Basil. 1571. Fol. S. 145. mit folgenden Worten:, „Viiennae continuo PANNONIVM CURRVM conscendi, TRIIVGIS EQVABUS, curru volitante celerrime ferebar, &c.„ Allem Ansehen nach wird' auch derjenige Wagen, den
Franz Frangepani, Erzbischof von Kolotscha, einem seiner Kammerdiener im Testamente 1543. vermacht hat, ebenfalls so, und nicht anders beschaffen gewesen seyn. Die Worte des Testaments beym Herrn
Pray Specim. Hierarch. Hungar. P. II. pag. 81. sind diese: „ item CVRRICVLVM unum cum TRIBUS EQVABVS, qui fuerat provisoris Agriensis; EIDEM (Jo-
Egy uy Kotsit vasazzon - meg az Kováts mindenestö,öt forintért. Einen neuen Kotsi -Wagen soll der Schmied in allem für 5. Gulden beschlagen. Közép Kotsit vasazzon-meg az Kováts négy forintért, 's-ötvenpénzért. Einen Kotsi-Wagen von mittlerer Größe soll der Schmied mit Eisen beschlagen für 4. Gulden, 52. Pfennige.
Az Kerekes Mesterekröl, mint adgyák müveket.
Von Wagenmeistern, wie theuer sie sich ihre Arbeit dörfen bezahlen lassen. Egy Kotsit, jót, mindenfelöl készén lévén, hat ló után valót adgyanak öt forinton. Két ló után vaIó Kotsit négy forinton. Einen ganzen fertigen, guten, sechsspännigen Kotsi-Wagen, an dem nichts fehlt, sollen sie für 5. Gulden geben. Einen zweyspännigen Kotsi-Wagen, für 4. Gulden. Négy és három ló - után-való Kotsit, adgyanak négy forinton, ötven pénzen. Einen vier und dreyspännigen Kotsi - Wagen sollen sie für 4. Gulden, 50. Pfenninge geben.
(p230)
anni Pesthényi lego. „ Sonderbar ist es, daß so wohl
Cuspinian, als
Herberstein und Frangepani bey dieser Art Wägen bloß nur der Stutten erwähnen. Man trift übrigens noch heut zu Tage Wägen in Ungerland an, die, die Leichten ausgenommen, genau nach dem Model unsers Kupferstichs gestaltet sind; besonders sind sie bey den Tüchelhändlern gewöhnlich. — Aus allem dem, was ich bisher über diesen Gegenstand beygebracht, erhellet offenbar, daß der Ungrische Kotsi-Wagen, oder die eigentlich so genannte Kutsche ursprünglich kein bedecktes Fuhrwerk gewesen, und daß der Kasten nicht in Riemen, oder an eisernen Stangen frey hieng, sondern an der Achse befestiget war. Beydes ist aus unserm Kupferstiche zu ersehen, und letzteres wird auch durch die unten in der Note angeführte Siebenbürgische Taxordnung Vom J. 1627. bestätiget, wo es ausdrücklich heist:
=Egy Kotsi Kereket öreget, tizenkét külöjüt, ötven pénzen. Ein grosses Kotsi-Rad, von 12. Speichen, für 50. Pfenige. Aláb-való Kotsi Kereket, három és négy ló-után valót, negyven három pénzen. Ein kleineres Rad an einen drey und vierspännigen Kotsi-Wagen, für 43. Pfennige.
Egy bör Szekérhez való Kereket, tizenkét külöjüt, hatvan pénzen. Ein zu einem ledernen Wagen gehöriges Rad von 12. Speichen für 60. Pf. Egy Kotsi rudat, öreg és négy lóra-való Szekér rudat, tengelyestül, negyven pénzen. Eine Kotsi-Deichsel, eine grosse Deichsel auf vier Pferde, sammt der Achse, für 40, Pf. Tengely nélküI,huszon nyóltz pénzen. Ohne Achse, für 28. Pfenninge.
Egy Kotsi alá egy tengelyt szegezzenek fel tizenkét pénzért. Eine Achse soll unter den Lolü-Wagen angenagelt werden für 12. Pf.=
(p231)
Eine Achse soll unter den Kotsi- Wagen für 12. Pfennige angenagelt werden. Doch gab es in Ungern von jeher auch bedeckte hangende Wägen, die entweder mit Leder 2) oder Tuch überzogen, oder auch vergoldt, und mit Malereyen, zuweilen gar mit Edelsteinen, ausgezieret waren. Diese nennte man aber nicht
Eöreg terhes Kotsi, vagy bör Szekér, avagy Tár Szekér alá egy tengelyt, tizen öt pénzen. Eine Achse unter eine giosse Lastkutsche oder unter einen ledernen Wagen, oder unter einen Frachtwagen, für 15. Pf. Kisebb Szekér és Kotsi alá való falt tegyenek - be négy pénzért. In einen kleinern Wagen, und in eine Kotsi soll der Boden eingelegt werden für 4. Pf. Kotsi kerékben külöt, és kitsiny kerékben, három pénzért. In ein Kotsi-Rad, und in ein kleines Rad, soll eine Speiche eingesetzt werden für 3. Pf. Egy öreg föl hertzet hat pénzen. Közép szerüt négy pénzen; Kotsi alá valót három pénzen. Eine grosse Stangenwage soll für 6. Pfennige, eine mittelmäßige für 4. Pfennige, eine unter einen Kotsi-Wagen gehörige für 3. Pfennige gemacht werden. Egy hám fát, jót, szépet, négy pénzen. Ein gutes schönes Zugscheid für 4. Pfennige. Egy lötset haytottat, tiz pénzen. Egy sémelt, négy pénzen. Eine gebogene Leichse für 10. Pfennige. Ein Schemel für 4. Pf. Egy öreg nyújtót, hat pénzen. Kotsi ala valót vagy kisded Szekér ala valót, négy pénzen. Eine grosse Langwied für 6. Pfennige. Eine Langwied unter eine Kutsche, oder unter einen kleinen Wagen, für 4 Pfennige. Egy pár Kotsi Lajtorjától, négy lo után valótól, egy forintot. Für ein par Gatter zu einem vierspännigen Kotsi-Wagen einen Gulden.
2) In der obgedachten Siebenbürgischen Taxordnung kommen auch die Bestandtheile einer Karosse (Hintó) und
(p232)
Kotsi, sondern Hintó, von hintázni, schwängen. In meinem letztern Aufsatze hatte ich gezeigt, daß das Wagenfahren nirgends, ausgenommen in Ungern, vor dem XVIten Jahrhunderte gebräuchlich war; daß in andern Ländern nicht nur Leute niedrigen Standes, sondern auch Könige, Königinnen, Prinzen, Prinzessinnen, Hofbediente und Damen, sowohl auf Reisen, als bey öffentlichen Feyerlichkeiten durchgängig ritten, und daß hingegen die Ungern seit Errichtung der Ungrischen Monarchie, häufig in Karossen fuhren, die zum Theile sehr prächtig waren. Dieses hatte ich zwar vom XVIten bis hinauf in das, XIte Jahrhundert durch eine Menge Beyspiele gewiesen: doch blieb mir noch eine reiche Nachlese übrig, die also jetzt nachzuhohlen ist. Ich will zu diesem Ende den Ansang wiederum vom XVIten Jahrhunderte machen, und - sodann bis ins Xlte Jahrhundert stuffenweise hinaufsteigen.
Im XVIten Jahrhunderte.
1576. wollte schon ein jeder in Ungern, der bis dahin mit einem Kotsi-Wagen sich begnügte, eine Karosse (Hintó-Szekér) haben, da vor Zeiten gemeiniglich der Ungrische Palatinus in einem Hintó-Szekér fuhr.
Peter Bornemissa klagt wider diesen eingerissenen Luxus in seiner 1576. gehaltenen Predigt: az ünnep szentelésröl, és az alázatosságról, am 545. Blatte seines
Predigtbuchs: „ Régen, sagt er,
ihrer Preise, besonders vor. Es werden daselbst 7. Ochsenhäute, und eben so viele Kuhhäute auf eine Karosse gerechnet: A kerekeseknek minden némü müvétöl, az mi az Hintókhoz kivántatik, tizen hat forintot. Ehez kivántatik hét ökör bör, és hét tehén bör. Das ist: dem Wagner sind überhaupt für alle seine Holzarbeit an einer Karosse, 16. Gulden zu zahlen; hiezu werden 7. Ochsenhäute, und 7. Kühhäute erfodert.
(p233)
Nador Ispanac leielt hintó szekere, most minden hintokat keuan."
1541. schickte die
Ungrische Königin Isabella ihren unlängst gebohrnen
Prinzen Johann Sigismund in einer vergoldeten Karosse ins Türkische Lager.
Wolfg. Bethlen, Hist. Libr. III, pag.131. ad ann. 1541, "Quapropter regalibus crepundiis splendissime ornatum & CARPENTO INAUVRATO impositum (Johannem Sigismundum infantem) mater...in castra dimisit "
1540. ließ
Johann Zermegh eine Karosse machen, womit er seinen gewesenen Herrn,
Stanislaum Probsten zu
Stuhlweißenburg, beschenkte. Joh. Zermegh in
Historia rer. gestar. inter Ferdinand.& Joannem Hungariae Reges, Libr. II. §pho. XII. apud
Schwandth. Script, rer. Hung. Tom. II. pag. 414. „ Jam me apud ipsum ( Alexium Thurzo exsistente, & Deo rebus meis prospiciente, in dies fortuna mea crescebat, & augmentabatur. Et,ut veterano Domino meo (Stanislau Praeposito Alba Regiae) progressum rerum mearum significarem, feci ad „eius unum fabrefieri unum CVRRUM PENSILEM; omnibus necessarius, praeter tectum, instructum: sicque obtento a domino meo comeatu, currum ipse ad Dominum meum priorem deduxeram. Qui me cratere optime deaurato donaverat. &c."
1627. sah man zu
Stuhlweißenburg bey der Ungrischen
Krönung Ferdinands I. eine Menge CVRRUS PENSILES. S. die zu
Antwerpen im J. 1527. gedruckte Ungrische Krönungsgeschichte Ferdinands I., die der Herr Hofr. von
Kollár als einen Anhang zu des
Casp. Ursini Velii de bello Pannonico Libros X. neu aufgelegt hat, S. 184.
(p234)
1501. den 30. Jenner, kam die Königinn von Ungern,
K. Matthias Korvins Wittwe, aus Ungern nach
Ferrara in einen Staatswagen an. „ La quale venne in CARETTA DA CORTE vestita di raso negro, heißt es beym gleichzeitigen Verfasser des Diarii Ferrariensis, in des
Muratori Script. rer. Ital. Tom. XXIV. col. 392.
Im XVten Jahrhunderte.
1497. nahm
Thomas Bakatsch, Erzbischof von
Gran, eine Reise nach Rom vor. Um seine unermeßlichen Reichthümer den Italiänern sehen zu lassen, nahm er eine grosse Anzahl von Reitern, Hofbedienten, und prächtigen Galawägen mit sich.
Istvánfi Lib. V. pag. 41. de Thoma Bakats, Archiep. Strigoniens: „ Adornata profectione & rebus ad iter necessaries sumptuose comparatis, magna etiam assumpta equitum & domesticorum caterva, CVRRVMQUE APPARATV, (erat enim ex opimis plurimorum sacerdotiorum proventibus ditissimus) urbem Romam versus contendit. Non defuere plerique, qui eum non petendorum auxiliorum gratia, Romam iter suscepisse dicerent, sed ut se & divitas suas, quae erant amplissimae, ostentando, ac multum auri largiendo,ad Romani Pontificatus fastigium perveniret."
1475-1490. unter der Regierung des K.
Matthias Korvins, pflegte
Nicolaus von Báthor, Bischof von Watzen, oft spazieren zu fahren in einer Karosse.
Galeotus Martius, ein Augenzeuge, de dictis & factis Matheae Regis, cap.3 l. „Interdum PILENTO vehitur Episcopus, amoenos apricosque colles, vitibus arboribusque ut in
(p235)
corona consitos, revisens, non sine lectione & disputatione honesta."
1457. schickte
K. Ladislaus Posthumus eine prächtige Gesandtschaft nach Frankreich, die seine Braut,
Karls VIII. K. von Frankreich Prinzessinn, abholen sollte. In dem Gefolge dieser Gesandschaft befanden sich auch vergoldete und mit Edelsteinen besetzte Karossen.
Bonfin. Dec. III. Lib. 8. pag. m. 500 „ Quare septingenti equites in Galliam, purpura , auro, gemmisque, ornatissimi, abierunt. Item virgines & matronae, quae Regiam sponsam ducerent, quadringentae: splendissimo cultu ac venustare omnes. Praeterea QVADRIGAE AVRATEA, GEMMATAEQVE: indaudita insuper vestium donorumque luxuria. " K. Ladislaus schickte damals der Königinn von Frankreich eine kostbare Karosse zum Geschenke, und dieses war die erste Karosse, die man in Paris gesehen hatte, wovon meine letztere Abhandlung nachzusehen ist.
1445. wurde vom Landtage zu Pesth der Siebenbürgische Woywode
Nicloaus Ujlaki nebst einigen andern der Vornehmsten nach Wien zum
Kais. Friedrich III. gesandt, den jungen
König Ladislaum Posthumum, und
die heilige Krone, die in der Gewalt des Kaisers waren, zurück zu fodern. Bey dieser Gelegenheit begleiteten den Nicolaus Ujlaki vier und zwanzig Karossen, die in Wien ein Grosses Aufsehen machten.
Aenae Sylvii Epistola LXXXI. edit. Norimb. 1496. "Is ergo (Nicolaus Waywoda) in celebritate Divi Hieronymi Viennam ingressus est. Comites illi erant Matthias Episcopus Vespremiensis , antiquus regni Cancellarius, vir corpore brevis, sed honesta facie atque canitie venerabilis. Aderat & Emricus de Marcellis, Curiae quondam Regiae Magister,
(p236)
antiquisque regibus charus. Plures etiam alii venerant Domini nobiles, equitatus circiter quingentarum personarum. Fuerunt loricati ducenti, QVADRIGAE QVATVOR
ATQUE VIGINTI... Pomposus itaque Nicolai adventus fuit. Cui & Caesar obviam processit, & omnis civitas quasi ad spectaculum effusa est."
1440. gab es schon in der
freyen Königl. Stadt Preßburg, und vermuhtlich auch in andern grossen Städten Ungerlands öffentliche Kutschen, die zum Gebrauche der Reisenden ausgemietet wurden; ein gemeinnütziges Institut, das in Frankreich ungleich später, und erst unter
K. Karl IX. im Jahr 1571. 3) aufgekommen ist. Diejenigen, die im J. 1440. Mietkutschen in Preßburg hielten, waren Linhart Horndl, Wentzlab Stumpl, und verschiedene andere Ungenannte, aber alle angesehene Preßburger Bürger. Es ist billig, daß ich meine Qwellen anzeige. In dem Preßburger Stadtarchive werden zwey dicke handschriftliche Rechnungsbücher in 4to eines vom Jahre 1439. -1440. das andere vom Jahr 1440. - 1441. aufbewahret. Ersteres werde ich beym J. 1439 anführen; vom letztern ist dieses der Titel: Hye ist vermerkcht mein Innemen das ich Cristan Walher hab getan als ich mich des Kamerampts vnterwunden hab am Sambstag noch Martini, An. Dni, Millesimo quadringen XLmo. Als man das her nach geschriben findt Klain
3) Nicolas Bergier, ein Zeitgenosse, in seiner Historie des grands Chemius de l'Empire Roman á Paris 1622. 4to. Liv. III. Chap. X. n. 9. pag. 604. bezeugt es ausdrücklich: "Charles 9. en l'an 1571. instituta premierement les Coches publiques, pour aller & venir de Paris á Orleans Et depuis pour le soulagement de plufreurs, elles ont este ordonées quasi par toutes les bonnes villes France."
(p237)
und gros. Aus diesem Rechnungsbuche will ich nur einige Rubricken auszeichnen, die ich um desto lieber hieher setze, weil man daraus den damaligen Preis der Victualien und den Münzcours erkennen kann. Horndls wird oft gedacht, und unter andern in folgender Stelle:
„Item. Am Sambstag an sannd Angnesn tag sind dy Herrn Herr linhart horndl, und Herr Niklas Flins ausgefahrn zu vnser gnedigin frawen der Künigin selb Sibunder personn ken der Newenstat, und habn in mitgebn ze zerung iiij vnd xxx. tschopczn des Gelts 4, von dem Weihnperger, vnd sind ausbeliben vntz an den Suntag vor vnser frawentag der lichtmeß, fat. ij O vj ß d. Wienn.
Item, und habn in mitgebn auf den Wagn prot vnd Semll. Lx. d. Wienn.
Item, von dem gotz Kromer und j phunt piper. Lxxv. d. Wienn.
Item, vnd ij lat Saffran p.Lxxx. d. ein lat fat. j O d. Wienn.
Item, auch an dem Tag hab wir geben zu für der sy gefürt hat niit iij Roßn vnd ist ausbelibn vntz an den xiiy tag mit des Matt Horndt Roßn viij d. new gelt des Weihnperger gut facit. viij O. Wienn.
Des Stummpls wird in folgender Stelle erwähnet:
"Item, am freitag In vigilia Annutiationis Marie Ist vnser Richter mit etzltchn Herrn ausgefarn kenn Gamarn zu vnser genedign Frawen der Künigin mit iij Rossn mit des Stumpls Wagen den Hab wir mit gebn zu zerung das vns der Wolfgang Ranes In dy Raitung gelegt hat. v O d. Wienn.
Item umd ij Strik zu Wagen. iiij d. Wienn.
Item umd j O Wagn Smir xij d. xij d.
Item vnd habn gebn dem Wenczlab Stummpl der sy ken Gamarn gefuert hat hin vnd hinwider vnd,
(p238)
ist ausbelibn vij gantze Tag mit iiy Roßn dem Hab wir gebn zu lann. O.
Hier ist endlich auch eine von den vielen Stellen, wo des Miethkutschers nicht namentlich gedacht wird:
Item am freitag vor sannd Thomastag ist unser Richter ausgefahren und etzlich Herrn mit ym ken Odnburg zu unser genedigin frawen der Künigin dy was nicht do und von dan ken Gamarn, wo man dy fund, mit iiij Rossn, und cham haim Am heilgn Weynacht Obund vnd habn verzert viiij flor. abzeraiten p.j. O d. facit. viiij d Wienn.
Item auch an dem Tag hab wir gebn aus den Wagn xxviij Haring 4.) p. iiy d. Wienn. Lxxxiiii. d. Wienn.
Item auch an dem tag. hab wir gebn vmd sischs do pey der Richter selber gebesn ist auf den Wagen. x ß d. Wienn.
Item und Habn gebn auf den Wagen vmb Semelln. L.v. d. Wienn.
Item vnd vmb ij O Kerczn P xij d. Wienn. facit xxiiij d. Wienn.
Item und umb ij O Wagn smir p. xij d. facit. xxiiij d. Wienn.
Item von dem Blr. Kromer j O piper. Lxx d. Wienn.
Item und umb ij lat Saffran p. Lxxx d. Wienn. facit. v ß x d. -Wienn.
Item und umb iij lat Ingwer p. vj d. Wienn. facit xviij d. Wienn.
Item
4) Die Holländer packen die Häringe in Tonnen von Eichenholze, und haben ein Gehimnis sie einzusalzen, hinter welches man noch nicht hat kommen können. Es ist dieses ein Mittel sowohl den Geschmack des Härings zu erhalten, als ihn in entfernte Länder zu verführen. Die Epoche dieser Erfindung setzen einige ins Jahr 1397. andere 1416. Der Er
(p239)
Item und umb iij lat Negl p x d facit. XXX. d. Wienn.
Item umb iij Metzn haben auf den Wagn xxxiiii. d. facit.Lxxii. d. Wienn.
Item und umb ij legl von dem Stephan pinter p xij d facit. xxiiij. d.Wienn.
Item und in paide legl sind gegangn viij pint Wein ye fuer j. pint vj d. Wienn. facit. xLviij. d. Wienn.
Item und umb iij par Strenng zu dem Wagn, zu laan Saal und zu pind vnd zu Schoflaiter. XXX. d. Wienn.
Item vnd vmb laitstrick zu dem Wagn iij Strik. xvj.d. Wienn.
Item und habn gebn dem Furman der den Richter vnd ander Herrn gefuert hat auf und nyder, und ist ausbelieben mit seinem Wagn mit iiij Rossn von dem vorgenanten tag vntz auf den heilign Obnt xx. facit. Wienn.
1439. hielten Lienhart Horndl, Lang Paul, Cristan Walher, und verschiedene andere der vornehmsten Männer zu Preßburg, öffentliche Miethkutschen. Ich habe diese Nachricht wiederum aus einem handschriftlichen Rechnungsbuche der freyen Königlichen Stadt Preßburg vom Jahre 1439. gezogen. Das Rechnungsbuch führt folgende Aufschrift: Hye ist vermerkcht was ich Ulreich Kramer, und ich Niklas Ublerfael enphangen haben klayn und gros, als man das hernach geschriben findt. Als wir uns payde des Kamer ampts underwunden haben, Am
finder hieß Wilhelm Böckel, von dessen Namen das Wort einböckeln soll entstanden seyn. Nach Ungern wurde der Handel mit Häringen schon vor dem Jahre 1412. und also ziemlich frühzeitig getrieben, wie dieses aus einer Urkunde in Herrn Wagners Analect. Scepus P. I.. pag. 424, erweislich ist.
(p240)
Mitichn noch aller heyligen tag Anno xxxviiijo. Weil in diesem Rechnungsbuche die Blätterzahl von jemanden nach der Hand mit Bleystift ist bezeichnet worden: so werde ich darinnen das Blatt, und die Seite des Blatts angeben. Die Vorderseite des Blatts will ich mit a, die Rückseite mit b, anzeigen. Von Lienhart dienet nun folgende Stelle zum Beweis Fol. 179. a:
Item am Montag nach Judica ist unser Richter ausgefaren ken Wienn von der Stat wegn mit sampt dem lynhart Horndl den Hab wir mit gebn zu zerung, und sind ausbelibn untz an den x tag selb xiij. Person und mit x. Rossn und sind auch In der newen stat gebesn. ... xxxii. flor. auri iiii. ß. XX. d. Wienn.
Item auch an dem tag und j. ember wein auf den Wagn In zwain Fesseln ye j. pint umb xij. d. Wienn. facit. j. O d. Wienn.
Item auch an dem tag den furman der sy gefuert hat dem lynhart horndl mit iij. Rossn und ist ausbeliben, vntz an den x. tag. iij. flor. auri.
Und wiederum fol. 18O. b:
Item Am freitag noch sannd petronellm tag ist vnser richter Herr St. Ranes von der Künigin haym komen und der lienhart horndl und sind hin wider ausgefahren an dem selbigen tag Am obund, und ains tails raitund mit in Also das ir pey x. Person uber all gewesen sein zu unser genedigen frawen der Künigin kenn Rab, auf des lienhart horndls Wagen, den Hab wir gebn mit zu zerung zu dem andern mal, und sind ausbelibn untz an dem Erichtag noch Bonifacii pape. .x.flor. auri.
Lynhart Horndl, der zum öftesten selbsten den Fuhrmann abgegeben, scheint gleichwohl einer der vornehmsten Rahtsherrn gewesen zu seyn, weil er nicht nur dem Stadtrichter, wenn Stadtsangelegenheiten bey Hof anzu-
(p241)
bringen waren, gemeiniglich zugeordnet, sondern zuweilen auch ganz allein in wichtigen Geschäften an den Hof abgeschickt worden. Es läßt sich dieses aus dem, was fol. 179. b. zu lesen ist, schließen:
Item auch am Sambstag vor sannd Jorigentag „ ist Herr Lynhart horndl ausgefaren ken Gumarn zu der Künigin von der Stadtwegen dem Hab wir geben zu zerung, und fuer dy fuer mit sein Rossn. viij. flor. auri.
Ja so gar war Linhart Horndl einer mit von den Abgeordneten der Stadt Preßburg zur Krönungsfeyerlichkeit des jungen Königs Ladislai posthumi, wie solches aus folgendem Berichte fol. 180. a. zu ersehen ist:
Item am heiligen pfingstag Obund ist unser Richter und der linhart horndl und der lang pauel ausgefahren mit etzlichn reitundn gesellen ken Weissenburgkch zu unser genedigen frawen der Künigin als man unsern genedigen Herrn den Jungen Künigk lasla krönen schold und belibn aus untz In dy vierde Woche, den Hab wir mit gebn zu zerung. Li.flor. auri und vj. ß. d. Wienn.
Item auch an dem tag auf den Wagn umb Semlln. Lxxx d. Wienn.
Item und umb ij. Scheffel Saltz. xviij. d. Wienn.
Item und umb ij. grosse protn auf den Wagn. xxxij. d. Wienn.
Item und umb ij. lat Saffran p. xLij.d. Wienn. facit. Lxxxiiij. d. Wienn.
Item umb j. O piper. xxxviij. d Wienn.
Item umb j. sirding Ingber. xLviij. d. Wienn.
Item und umb iij.O pawmol, p. xxiij. d. facit. Lxxxxj. d. Wienn.
Item und umb iij. pint wein dy sie Eingoznam haben getrunkchn. p, ix. d. facit. xxvij. d. Wienn.
Item und wir haben geben, dem lienhart horndl der dy Herrn ken Weissenburgk hat lassn fueren mit
(p242)
seinen Wagen mit iiij. Rossn, und ist ausbeliben mit den Herrn untz In die vierde Wochen zu Jan viiij. flor. auri.
Eben dieser Lang Paul, der zufolge dieses Berichts einer mit von den Deputirten zur Krönung war, hielt ebenfalls Kutschen und Pferde, und vertrat zugleich die Stelle des Kutschers. Davon überzeugt uns fol. 178. a, wo folgendes steht:
Item am Erichtag Thome Cantuariensis Sind Herr Caspar Ventur, und Herr Lanng paul ausgefaren In die Schüt zu den landherren als sy sich do Samltn gegen den veinten. Zerung j.O viij.d. Wienn., Item und habn Inn mit gebn auf dm Wagen umb LX. Semeln. L.X. d. Wienn.
Item und habn gebn dem Lanng paul zu furlan der sy mit zwain Rossn gefürt hat mit seinen Wagen.
Was endlich den obenerwähnten Cristan Walher anbetrift, so haben wir oben beym Jahr 1440. aus dem Titel des Preßburger Rechnungsbuches vom J. 1440. gesehen, daß er das Amt eines Stadteinnehmers und Rechnungsführers, in eben demselben Jahre übernahm. Von diesem Cristan Walher aber finde ich in dem andern Rechnungsbuche vom J. 1439. daß er nicht nur Pferde und Wagen ausmiethete, sondern auch wie Horndl und Lang Paul, selber kutschirte. Denn im besagten Rechnungsbuche fol.181. a, ist nachstehendes von ihm enthalten.
Am Sambstag vor sannd Jacobstag ist Herr Hanns feyertag ausgefaren ken Wienn selb newder und ist aus blibn untz an den vierdn tag und habn verzert. ij. O Wienn. vj. ß. X. d.
Item auch an dem tag Hab wir gebn den Cristan Walher der sy gefuert hat mit iij. Rossn und ist ausbeliben vntz an den vierdn tag zu lann. j. O. d. Wienn.
Walhers Wagen, worinnen 9. Personen Platz hatten, muß wenigstens so groß, als unsere jetzige Landku-
(p243)
tschen, und ungemein leicht gewesen seyn, weil man nicht mehr, als drey Pferde vorzuspannen brauchte. Doch genug von den Preßburger Miethkuschen aus dem XVten Jahrhunderte.
1437. verfügte sich der
K. Sigismund von Prag nach
Znoym. Er sowohl als die Kaiserinn seine Gemahlinn zogen zwar damals in die Stadt reitend ein, aber es folgten ihnen gleichwohl über hundert Karossen nach Des gleichzeitigen
Bartossii Chronik, in Monumentis Historicis Bohemiae nusquam antehac, editis P. Gelasii Dobner T. I.pag. 199. „Eodem anno ( 1437.) Dominica ante 6. Martini mane suprascriptus Dominus Imperator (Sigismundus) de Praga in Znoymo cum magno comitatu venit,& cum Domina Barbara Ungariae & Bohemiae Regina equitavit, & cum eis Comes Ciliae, habens bene mille equites & CVURRUS VLTRA CENTVM, &
pedites aliquot centena."
Im XIVten Jahrhunderte.
1380. hatte die
Königinn von Ungern Elisabeth,
K. Ludwig des Grossen Mutter, einer von ihren Hofdamen,
Clara von Pukur, in ihrem Testamente unter andern auch eine Karosse vermacht. Die Worte des Testamentes sind beym
Nicol. Schmitth Episcop. Agriens. Tom. I. 339- „Item Dominae Clarae de Pukur „villam nostram Derse nuncupatam, prope „ Veröcze habitam. Item unum CVRRVM MOBILEM (eine wörtliche Uibersttzung vom Ungrischen „Hinto Szekér) cum sex equis, cum frenis (legamus)... Und weiter unten p.341 : Item juvenibus & servitoribus aulae nostrae, honores & salaria specialia non habentibus, mille florenos auri, & equos nostros CURRIFE-
(p244)
ROS, exceptis duodecim equis, quorum sex cum nostro funere ducantur, & sex, quos Dominae Clarae commisimus &c."
1343 that eben erst erwähnte
Königinn von Ungern Elisabeth, eine Reise nach
Neapel, zu ihrem Sohn, dem
Könige Andreas, von wannen sie sich nach Rom erhob, dem Pabst eine Visite zu machen. Sie fuhr in einer prächtigen Karosse, worinnen außer der Königinn noch acht vornehme Hofdamen, in einer der Königinn zugekehrtten ehrerbietigen Gesichtsstellung sassen. Darauf folgte eine Karosse mit Ungrischen adelichen Frauenzimmern, ihren Begleiterinnen. Den Zug beschlossen die übrigen Hofbedienten, ihres Gefolges. Von beyden Seiten der Königlichen Karosse ritten fünfzig edle Ritter. Anonymus (qui res sui temporis litteris configuavit)
in Histoiriae Romanae Fragmentis ab anno Christi 1327. usque ad 1354. Libr. I. capite 10. apud
Muratorium, Antiquiatatum Italiae medii aevi Tom. III. pag. 318. drückt sich Hievon so aus: „„ Regina haec Hungariae in RHEDA ducebatur. RHEDAM quaetor equi vehebant. Octo Comitissae cum ipsa condidebant, vultuque ad Reginam converso, eam singulae prosequebantur aliae mulieres nobiles, Hungaricis velis & corollis purioris auri in capte ornate. Quinquaginta milites ad aurea calcaria circumstipabant Reginae RHEDAM. Famulitium aliud subsequebatur &c.„Wie sehr die Italianer über den Anblick dieser bey ihnen damals noch ungewöhnlichen Reiseequipage sich verwunderten, läßt sich aus dem grossen Zulaufe des Volks an allen Orten, wo die Könginn von Ungern durchreiste, schließen.
Johannes Archidaconus de Küküllö, der damals am Ungrischen Hofe Vicekanzler war, und der die italiänische Reise der Königinn Elisabeth, in seinem 4ten Kapitel be-
(p245)
schreibt, sagt unter andern: „ Audientes autem terrigenae, reginam Elisabeth - pertransire; „currebant in vicos & plateas, ad ipsam aspiciendam, & diligentius intuendam. „Und nach einigen Zeilen: Vulgus autem reliquum, ac populares magni & parvi, mulieres & puelle, currebant ubi tranibat regina & alta voce clamabant : Vivat Regina Hungariae; & resonabat terra in voces eorum : & propter rem alias insolitam , videbant omnes populicommuniter, ex aspectu ejus, quendam spiritualem jubilum reportare. „Die erstaunende Pracht, und der beynahe unglaubliche Aufwand 5), wodurch sich diese Königinn bey den Italiänern auszuzeichnen suchte, läßt uns wahrscheinlich vermuhten, daß auch ihre Karossen dieser Absicht entsprechend, und folglich sehr kostbar mögen gewesen seyn.
1330. hielt Wilhelm Drugeth, Obergespan des Zipßer und Abaujvarer Komitats einen eigenen Kutscher, dem er in seinem letzten Willen gewisse Legata bestimmte. Die Testamentsworte lauten beym Herrn
Karl Wagner in Analectis Scepusii P. I. pagina 129. also: Item Nicolao CVRRIFERO MEO, Paolo, & Theolyrio Agazonibus meis, cuilibet ipsorum de-
5) Es hat der Königinn die Reise nach Italien über anderthalb Millionen Gulden gekostet. Wer sollte sich dieß vorstellen, nach dem Verhältnisse des wenigen Geldes und des wohlfeilen Preises aller Sachen in damaligen Zeiten? Ich will aber des seel. Peter Bods Berechnung aus dem Dictionario Latino-Hungaroco Franc. Pariz Papai, der Hermanstädter Ausgabe von 1767. S. 614. hieher setzen: Magna pecuniarum summa fuit, quam Elisabetha Hungariae Regina, Ludovici Gloriosi Mater, visitare contendens Apostolorum limina, Romam secum abstulit. Quam Joannes Archidiaconus de Küküllö, descripsit in Thuroczii Chron. Part. III. Cap. IV. pag. 174. ubi
(p246)
decem marcas argenti, & unam Sessionem curialem in Terebess.
Im Xlllten Jahrhunderte.
Daß die Königinn Elisabeth, K. Ladislai Cumani Mutter, sich des Wagenfahrens zu bedienen pflegte, erhellt aus einer Unkunde Alexandri Judicis Curiae vom J. 1325. beym Herrn Canonicus von Koller, in
Historia Episcopatus Quinqueecclesiensis, Tom. II. pag. 339. 340. wo folgendes vorkommt: „Tandem memoratus Jacobus assurgens, nobis quam plures Litteras Privilegiales; Primum videlicet Serenissime Principis Dominae Elisabet, majoris condam Regienae Hungariae, felicis recordationis ... demonstravit. Inquibus comperibus expresse contineri: Quod cum praedicta Domina Elisabeth Regina, praescriptam particulam terrae, Turgusa vocatam; cum omnibus suis utilitatibus & pertinentis per distinctas metas Markolpho nlio Martini pro eximio fidelitatis antidoto pri-
ita: Juxta magnificentiam regiam ivit & processit habens secum pro expensa XXVII millia Marcarum puri argenti, & XVII millia purissimi auri. Dominus autem Ludovicus Rex Hungariae, filius ejus misit post cum IV. millia marcarum auri electi. Habuit etiam secum de florenis fere cum media Garleta; de Danariis vero parvis usque ad exitum regni multum.
Una Marca auri facit flh. 72. ergo XVII. millia faciunt flh. 1 224000. Quator Marcarum a filio missarum flh. 188000. Una Marca gravis facit flh. 4 Ergo 108000. XXVIl. millia faciunt flh. Tota viatici Summa facit flh. 1520000. Dimidia Garleta de florensis fuit duarum metretarum Fel-Köböl.
(p247)
mo in interemptione Pauli filii ipsius Markolphi, qui pro laudabili votivae fidelitatis constantia pro defensione Reginalis personae, circa CVRRUM ipsius Dominae Elisabeth dictum Paulum vitam exterminasse continebat, perpetuo contullisset. &c."
1255. unterhielt
K. Bela lV. eine zahlreiche Truppe von Kutschern, denen er zu ihrem Gehalte eine ganze Dorfschaft eingeräumt hatte, die nach ihren Besitzern Szekeres benennt ward. 6) Es ergiebt sich dieses aus dem vom Bela IV., der Jaßoer Probstey im Jahre 1255. ertheilten Privilegio, worinnen dieß stehet: „quod prima meta terrae monasterii nostri de Jassow incipit a parte meridionali in uno monticulo, & est contigua vilae CVRRIFERORVM NOSTRORUM, ZEKERES vocate, &c.
Im Xllten Jahrhunderte.
1100. machte
König Kolomann Decretor L. I. c. 45. ein Gesetz von den Abgaben derjenigen, die den König auf seinen Reisen mit Wägen und Pferden versahen. Die Worte des Gesetzes sind diese: "De civilibus hebdomadariis octo denarios praecipimus colligi, inter quos scilicet, si quis liber non
6) Vor Alters gaben die Könige von Ungern ihren Dienstbohten, die die niedrigem Verrichtungen hatten, keine ordentliche Besoldung am baaren Gelde, sondern dafür räumten sie ihnen zu ihrem Unterhalte gewisse Landschaften und Dörfer ein, die gemeiniglich von dem Amtsnamen dieser Leute benennt wurden. So rührt, z. B. der Name des Zipserischen Dorfes Hundsdorf, von ihren ehemaligen Inhabern, den Caniseris, das heißt, von denenjenigen, die die Aufsicht über die Königlichen Jagdhunde hatten, her. Cons. Wagneri Analect Scepusii P. I. p. 198. not b. Auf gleiche Weise haben von denen Orüs oder von denen Soldaten, die
(p248)
a Rege, sed ab ipsis Civibus: Si autem liberi, qui i Regi, per fines eorum transmigranti, equos, CVRRVS subductorios, & servitia stipendiaria suppeditabant, quaetor denarios persolvant.
Im Xlten Jahrhunderte.
1094. faßte der H. Ladislaus Decretorum Libro III. cap. 28. ein Gesetz folgenden Inhalts ab: „Nemo Cursorum audeat ducere equum ultra tertiami villam, vel accipere ad Ecclesiam euntium, sive ad Curiam Episcoporum, seu Comitum, nec de Presbyteris, aut Clericis, ac CVURRIBVS EORVM. Accipiat auterm qualescunque invenerit equos, ut Regis Legatio citius expediatur." Aus diesen Worten erhellet zugleich, um dieses hier gelegentlich zu berühren, daß in Ungern schon im Xlten Jahrhunderte eine Art rettender Post, wo die Pferde von Station zu Station abgewechselt wurden, im Brauche gewesen. Die Postillons waren befugt, nach zurückgelegter Station ihr Pferd mit jedem andern ihnen vorkomenden frischen Pferde umzuwechseln; aber von den Wägen, worinnen Presbyteri oder Clerici fuhren, durften sie, wie das Ladislaische Gesetz es ausdrucklich verdichtet, kein Pferd ausspannen. Es erhielt sich dieser Gebrauch in Ungern bis zu Anfang des XVIten Jahrhunderts, und in Siebenbürgen war er
die Gränzen des Landes bewahrten, die Oerter Alsó-Ör und Felsö-Ör ihre Benennung erhalten. Conf. Szegedi in Decretis & Vitis Regum Hungariae, qui Transylvaniam possederunt. edit Claudiop. 1763. pagina 103. nota L. Das Landgut, das die Königlichen Köche (Szakáts) inne hatten, hieß nach ihren Besitzern Szakátsi. S. Wladislaws II. Decret von, J. 1500. articulo 21.
(p249)
noch unter der Regierung des
Fürsten Michael Apafi (1661. - 1690.) im Schwange. Laurentius Toppeltinus, der sein Werk:
Origines & Occasus Transylvanorum, dem Fürsten Michael Apafi dedicirt hat, schreibt hievon Capit. XX. S. 127. der Wiener Ausgabe von 1762. folgendes: „Posta, sive Cursores Transylvaniae laminam argenteam Principis insignia referentem corrigia ad collum suspendunt; qua nota celeriter discurrunt, & deficiens jumentum obvio quovis alio permutandi privilegia habent, alunturque gratis ubique, publici boni causa." Doch wo gerahte ich hin? Ich bitte um Nachsicht wegen der kleinen Ausschweifung, die mich von meinem Zwecke entfernet hat. Um nun wiederum zu meinem Vorhaben zurück zu kehren, so ziehe ich aus allen denen jetzt und neulich angeführten häufigen Zeugnissen die Folgerung nochmals, daß nicht nur die eigentlich so genannten Kutschen Ungrischen Ursprungs sind, sondern daß auch die Karossen, und überhaupt das Wagenfahren, bey uns, seyt dem XIten Jahrhunderte, etwas Alltägliches gewesen. Unsere Landsleute waren schon lange im Besitze der Kutschen und Karossen, ehe noch andere Nationen andere Fuhrwerke, als Frachlwägen und Bauernwägen, kannten. Sie fuhren, da noch alles ritte. Die einzige Art von Wägen, die unsere Landsleute andern abgelernet haben, ist diejenige, deren man sich vor Zeiten im Kriege zu bedienen pflegte. Keine dergleichen Streitwagen hatten unsere ältesten Vorfahren freylich nicht: denn erst im XVten Jahrhunderte in den Feldzügen gegen die Böhmen lernten sie ihren Gebrauch kennen, und die Kunst eine Wagenburg bey einer Bataille zu formiren. Hierinnen waren die Böhmen unstreitig die größten Meister, bis ihnen die Ungern ihre Kunst abgelernet, und sich eigen gemacht hatten. Ihre Art mit Streitwägen in einer Bataille zu maneouvriren war nach dem Berichte
Aenae Sylvii Histor. Bohem. Libro
(p250)
XIVII. diese: „ Currus quam plurimos habere, his pro vallo uti : procedentes
ad pugnam „ duo ex his cornua facere, in medio „ peditatum claudere, alae equitum extra munitiones prope adesse. Ubi congredi tempus visum, aurigae, qui cornua
ducerent ad imperatoris signum, comprehensa sensim, quam volerunt, hostium parte, ordines quadrigarum contrahere: intercepti hostes, quibus sui subvenire non possent, partim gladio a pedidatu, partim missibus ab his , qui erant in carris, viris ac mulieribus, necari. Equitatus extra munimenta depugnare, quem si forte quis oppressisset fugientem, mox aperti currus excipere, indeque velut ex civitate moenibus cincta defendi, eoque modo quam plurimas victorias consequi, cum eam pugnandi peritiam vicine gentes ignorarent." Die Kriege, die der König Matthias Corvinus wider die Böhmen zu führen hatte, setzten ihn in die Notwendigkeit, es gleichfalls den Böhmen nachzumachen. Er verschrieb zu diesem Ende einen gewissen Menschen, Ulrich genannt, der sich vortrefflich darauf verstund, eine Wagenburg auf Böhmische Art anzuordnen. Dieser Ulrich sollte die Ungern den Gebrauch der Streitwagen, und die Methode ihrer Rangierung lehren. Der Brief, den der König
Mathias Corvinus an einen vornehmen österreichischen Herrn wegen des gemeldten Ulrichs im J. 1468. schrieb, steht Epistrolarum Matthiae Corvini Parte
III. Epist. XXII. pag. 49. 50. und verdient gelesen zu werden. Hier ist er: „Intelleximus esse apud F. V. quendam nomine Vlricum in ordinandis more Bohemorum curribus bene peritum. Quiavero in Regno nostro hujusmodi homines vix inveniatur, eo quodi ibi aliud militiae genus observatur; nunc autem Nos adversus
(p251)
eum hostem gerimus bellum, cujus praecipua cautela est curruum dispositio, unde & Nobis procul dubio utile futurum animadvertimus, si tales homines habeamus, qui & nostros currus artificiosius locent, & contra inimicorum structuras remidia inveniant. Propterea „ F. V.diligentissime rogamus, quatenus Nobis pro aliquanto tempore de praesato homine Vestro complaceatis, habituri & Nos ad familia, & maiora Vobis vicissim exhibenda promtiores. 1468. Doch ist, wie man etwa aus diesem Briefe schließen könnte,
Mathias Corvinus nicht eben der erste, der den Böhmischen Gebrauch mit Wägen zu streiten, in Ungern eingeführt hatte. Schon sein Vater, der Siebenbürgische Woywode
Johann von Hunyad, verstund sich darauf meisterllch, und legte davon Proben ab. Ein Brief, den
Caspar Schlick des Kaisers Friedrichs III. Hofkanzler, an Julianum Cardinalem S. Angeli, Apostolicae Sedis Legatum in Ungern, schrieb, bezeuget es. Der Brief befindet sich in des
Aenae Sylvii Epistola der Nürnberger Ausgabe vom Jahre 1496. Epistola CLXXXIII. und die Stelle, die meinen Beweis enthält, ist diese: "Subiungis Magmnificum Johannem Waywodam, & si omnes deficiant, solum velle cum Transylvanis aggredi hostes. Illumque jam equites currusque Bohemico more instructosi habere, pro quorum expeditione quadraginta millia florenorum exposuerit." Beyspiele des Gebrauchs, den dieser grosse Feldherr von Heerwägen gemacht, findet man auch beym
Philippo Callimacho de rebus Uladislai Libr. III. und beym
Thuroczi P. IV. cap. 42. Was mich hiebey am meisten wundert, ist, daß unsre Vorfahren ihre Kriegsübungen mit Wagen so bald verlernet hatten, und daß sie solche unter der Regierung des
Mathias Corvinus von
(p252)
Neuem wiederum zu erlernen gemüßiget waren. Wie weit sie es darinnen unter der Anführung ihres kriegerischen Königs
Mathias Corvinus gebracht, und welche Wunder der Tapferkeit sie mit ihren Wagen nachher verrichtet haben, erzählet
Bonfinius an verschiedenen Orten, wohin ich meine Leser verweise. In Kurzen: erwarben sich unsre Ungern in Wagenkämpfen eine weit größere Fertigkeit, als die Böhmen selbst. Sie brachten solche nicht nur auf den höchsten Grad der Vollkommenheit, sondern sie behielten sie auch unter allen Völkern am längsten. Besonders bedienten sie sich ihrer in der Folge wider die Türken mit vielem Vorteile. Michel Seigneur de Montaigne in seinen
Essais (Quatrieme Edition. Tom. V.á Londers 1739 in I2mo . Liv. III. Chap. VI. pag. 7. 8.) beschreibet uns in seiner altfranzösischen Sprache die bey den Ungern üblich gewesenen Kriegsoperationen mit Wägen sehr unständlich: Si j' en avoy, sagt er, la memoire siussisament informée, je ne plaindroy mon temps á dire ici l'infinie varieté, que les Histoires nous presentent de l'usage des coches, au service de la guerre: divers selon Ies Nations, selon-les siecles : si que c'est merveille, que nous en ayons perdu toute cognoissance. J'en diray seulement cecy, que tout freschement, du temps de nos peres, les Hongres les mirent tres-utilement en besongne contre les Turcs: en chacum y ayant un Rondellier & un Mousquetaire, & nombre de harquebuzes rangees, prestes & chargées: le tout couvert d'une pavesade, á la mode d'une galiotte. Ils faisoient front á leur bataille de trois mille tels coches: & aprés que le canon avoit joué, les faisoient tirer, & avaller aux ennemys cett salve,
(p253)
avant que de taster le reste: qui n'estoit pas un leger avancement: on descochoient le dits coches dans leurs escadrons, pour les rompre & y faire jour. Outre Ie secours qu'ils en pouvoient prendre, pour flanquer en lieux chatauilleux, Ies troupes marchans en la campagne: ou á couvrir un logis á la haste, & le fortifier." - Hier breche ich ab, weil ich meine Sätze bereits erwiesen zu haben glaube, und ich es für überflüßig halte, noch mehrere Zeugnisse zu Häuffen.
M. Daniel Cornides.