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ZUM GESAMTINHALT

Ungrisches Magazin, Band 3, Heft 3, Text 20 (S. 320-364)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Preßburg, Löwe, 1783
Autor: o. N. [Branter, Windisch an Cornides, 07.07.1783]
Zuordnung:



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20. Topographische Beschreibung der Marmaroscher Gespanschaft.

Die Marmaroscher Gespanschaft, Comitatus Marmarossiensis, Marmoross Vármegye, wird insgemein auch nur die Marmarosch, Marmatia, gleichsam als eine eigene Provinz genennet. Bald waren die Siebenbürgischen Fürsten, bald aber die Ungrischen Könige im Besitze derselben; und sie hatte fast immer mit der Festung Husth, welche als das Haupt derselben betrachtet ward, gemeinschaftliches Schicksal; bis endlich zu Anfange dieses Jahrhunderts nach den gedämpften Unruhen, dieser Strich Landes mit dem Großfürstenthume Siebenbürgen als ein Theil desselben, für beständig an die Ungrische Krone kam, und im Jahre 1734 als eine eigene Gespanschaft von Siebenbürgen getrennet, und dem Königreiche Ungern einverleibet worden ist. Die Geschichte, und die abwechselnden Schicksaale dieser Gespanschaft, welche sie, besonders bey den innerlichen Unruhen und wiederholten Einfällen der Tatarn erlitten hat, gäben Stof genug für das historische Fach; deren Beschreibung aber hier nicht an ihrem Platze wäre.

Man kann um so weniger bestimmen, woher der Name Marmarosch seinen Ursprung habe, da weder eine glaubwürdige Tradition, noch weniger aber einige Urkunden den Fingerzeig hierzu geben. Nach einiger Meynung wird diese Gespanschaft, weil sie vor Zeiten

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sehr wenig bewohnt, zwischen hohen, mit unzugänglichen Nadelwaldungen besetzten Bergen, und an den äußersten Gränzen des Königreichs Ungern war, also genennet, indem das Ungrische Már - ama - rosz so viel als: dort ist es schon schlecht, bedeutet. Allein diese Herleitung ist wahrscheinlich nur ein Wortspiel, und ein sinnreicher Einfall eines witzigen Kopfes, der nicht wohl für geltend angenommen werden kann. Andere hingegen leiten ihre Benennung von einem Schlosse her, welches vor Zeiten an dem Flusse Mara, wo dieser sich in die Iza ergießt, auf einer Anhöhe gestanden seyn soll. Zu dieser Muhtmassung geben einige Merkmaale und Uiberbleibsel von Schanzen, die da angetroffen werden Anlaß; doch ist von einem Schlosse keine Spur zu sehen, indessen führet dieser Ort noch heut zu Tage den Namen dieses Flußes von welchem aber die Benennung der Gespanschaft unmöglich hergeleitet werden kann, und also bleibt dieselbe noch immer unentschieden.

Die Karpatischen Gebirge, welche sie von Norden und Osten von Galitzien und der Bukowina trennen, nehmen fast die ganze Gespanschaft ein, und nur in den etwas größeren Thälern, besonders an der Teiße, an der Visso und Iza wilrd der Ackerbau, wiewohl nicht fleißig genug getrieben. Die übrigen Gränzen derselben sind gegen Westen die Beregher, Ugotscher, und Sathmarer Gespanschaft, gegen Süden aber stoßt sie an das Großfürstenthum Siebenbürgen, von dem sie durch hohe Gebirge geschieden ist. Ihre Länge nach dem Durchschnitte von Süden gegen Norden beträgt über 24, und ihre Breite von Osten gegen Westen fast durchgehends, zwischen 12 bis 15 Meilen.

Der Boden ist im flachen Lande ziemlich fruchtbar, und es werden allerhand Getraidearten von der beßten Gattung erzeugt, besonders aber geräht der Waitzen sehr gut, und der Flachs, welcher bey dem Kronmarkt-

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flecken Visk gebauet wird, ist seiner Güte wegen nicht nur im ganzen Lande, sondern auch in fremden Provinzen bekannt und bewährt. Doch verlegt sich das Volk nicht sehr auf die Landwirtschaft, weil es bey der Salzmanipulation, (welche fast alle Einwohner, außer denen, die den nördlichen Theil, welcher die Verchovina genennt wird, bewohnen, und ganz außer der Hand sind, theils mit Land, theils mit Wasser-Transporten, theils auch mit Erzeugung der Flöße beschäftiget), einen sicherern und ergiebigern Verdienst findet, und fast alle Lebensbedürfnisse auf den Wochenmärkten, wohin sie aus den benachbarten Komitatern gebracht werden, um baares Geld erkaufet. Auch gerahten in dem flachen Lande mit Anwendung einiger Industrie verschiedene Gartengewächse, und Baumfrüchte von der auserlesensten Gattung; doch erlaubet der etwas rauhere Himmelsstrich ganz und gar keinen Weinbau, sondern dieses Getränk muß aus den benachbarten Gespanschaften hergeholet werden. Und da dieser wegen der Preis desselben ziemlich erhöhet ist, so bedienen sich die Einwohner meistens des Brandweins zum Getränke.

In den gebirgichten Gegenden gerahten wegen dem kalten Klima weder Feld- noch Gartenfrüchte, dagegen ist daselbst die Vieh- und besonders die Schaafzucht überaus beträchtlich, wozu die auf den höchsten Bergen befindlichen ungeheuern Alpen, deren etliche dreyßig sind, und wovon, manche, 12 bis 15 tausend Schaafe den ganzen Sommer hindurch hinlängliche Waide giebt, die beßte Gelegenheit verschaffen. Und obwohl die Rinder von kleinem Wachsthume sind, so werden doch alle Jahre etliche tausend Stück, nebst einer unzähligen Menge Schaafe und Hammeln verkauft, und in andere Gegenden getrieben. Eben so sind auch die Pferde von verschiedenem, aber doch meistens kleinem Schlage, sonst aber gut gebildet, und überaus dauerhaft. Denn obschon die

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wenigsten befohlet sind, und meistens über steinige Gebirge, oft schwer beladen viele Meilen weit klettern müssen, so werden sie doch weder an den Hufen beschädiget, noch sonst entkräftet, wenn anders die Eigenthümer ihnen an der nöhtigen Wege nichts abgehen lassen. Vor Zeiten wurden auch in dieser Gegend viele Ziegen oder Geiße gehalten, die aber wegen den gewaltigen Schäden, die sie in den Waldungen, besonders an den jungen Nachwachse verursachten, im Jahre 1774 gänzlich abgeschaffet, und zu halten verbohten worden sind. Allein ungeachtet dieser heilsamen Anordnung, nimmt deren Anzahl, und wie es scheint, mit Vorwissen derer, die es hindern sollten, wieder von Tag zu Tage zu; nur in denen Kameral Herrschaften, wo man auf die Erhaltung der Waldungen ein besseres Augenmerk trägt, und überzeugt ist, daß die Ziegen kein unentbehrliches Bedürfniß des Unrerthans seyn, nachdem die Schaafe gleiche Dienste thun, wird die Haltung der Ziegen noch immer verwehret.

Ungeachtet ehedem beynahe die ganze Gespanschaft mit Nadelwaldungen bewachsen war, so sind doch diese in den bewohnten Gegenden theils durch Verwahrlosung, theils durch üble Behandlung, hauptsächlich aber durch Feuerschäden schon dergestalt erschöpft, daß wirklich ein Mangel von dieser Holzgattung verspüret wird. Die noch übrigen, welche an den äußersten Gränzen zwischen den Gebirgen liegen, und von einem ziemlich grossen Umfange sind, gehören meistens der Königl. Kammer. Sie werden durch vier Waldämter besorget, und aus diesen wird alljährlich eine grosse Anzahl Flöße zur Abführung des Salzes auf der Teiß an die Ungrischen Legstädte, geliefert. Die Berge gegen dem flachen Lande zu, sind durchaus mit Laubwaldungen besetzt, welche aber außer den kameralischen, die gleichfalls geheget werden, allenthalben in sehr schlechtem

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Stande, und ziemlich erschöpft sind. Es halten sich in denselben viele Raubthiere, besonders Bären, Luchse Wölfe und Füchse auf, doch trift man auch Hoch-und Feder-Wildprät an, nämlich Gämse, Hirschen, Rehe, dann Auer-Bürk- und Hasen-Hüner. Auch giebt es in dieser Gegend viele sogenannte Nerzen, deren Bälge zum Gebräme Ungrischer Pelze gebraucht werden.

Obwohl nun die dasigen Gebirge manche erheblichen Schätze enthalten, so werden sie doch nicht sonderlich gesucht, da die ohnedem nicht so zahlreiche Volksmenge das ganze Jahr hindurch mit der Salzmanipulation sattsam beschäftiget ist, und zur Betreibung anderer Bergwerke nicht hinreichte. Doch zeigen verschiedene Merkmaale, daß in vorigen Zeiten auch diese gcbauet, aber nachher, entweder wegen den Unruhen, oder weil sie vielleicht nicht ergiebig genug waren, wieder aufgelassen worden sind. Besonders findet man hievon bey dem Kronmarktflecken Visk Spuren, in, welchem Orte sich in den vorigen Jahrhunderten Sachsen, deren Herkunft aber nicht bekannt ist und von denen noch wirklich Uiberbleibsel vorhanden sind, niedergelassen, nach der Hand aber auf den Feld- besonders den Flachs-Bau verlegt, und mit der Reformirten Religion die Ungrischen Sitten und Sprache angenommen haben. Wiewohl es noch einige alte Leute unter ihnen giebt, die eine Art von Platdeutsch sprechen, die aber sehr unverständlich, und eine besondere Mundart ist.

Man findet auch in dieser Gespanschaft den schönsten Alabaster, allerhand auserlesene Marmorgattungen und Steine, besonders die kristallartigen Diamanten, welche vieleckicht, bisweilen von der Größe einer Erbse, aber meist unrein, und daher auch wenig geachtet, indessen aber doch im ganzen Lande unter dem Namen Marmoroscher Steine bekannt sind, und in dasiger

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Gegend Dragomiten genennet werden. Nicht minder giebt es auch Glasachat, den man für Luxsaphir hält. Vor einigen Jahren ist in der Gegend von Kobolópojana ein sehr reicher Eisenstein entdecket, und daselbst auf Rechnung des Aerariums eine förmliche Eisenhandlung mit Errichtung der nöhtigen Gebäude und Kunstwerker eingeführet worden, die einen ziemlichen Fortgang hat, und alljährlich mehr empor kömmt; besonders da der Eisenstein in der Nähe zu den Schmelzhütten fast am Tage liegt, und mit weniger Mühe erbeutet wird; die ganze Gegend aber mit ungeheuren Waldungen zur Kohlenerzeugung versehen ist, und der vorbeyfließende Bach Sopurka hinreichet, alle Werker zu treiben. Eben daselbst ist auch in einem auf Eisenstein getriebenen Stollen ein Silberhältiger Gang angebrochen, welcher zu einem Versuche auf dieses ädlere Aerz Anlaß gegeben hat, dessen Ausschlag noch abzuwarten ist.

Das vornehmste Produkt in dieser Gespanschaft ist das Salz, welches daselbst in einem solchen Uiberfiusse vorhanden ist, daß es für unerschöpflich angesehen werden kann, indem sich die mächtige, einem Berge ähnliche Salzader längst der Teiße bald mehr bald weniger tief unter der Erde, durch den ganzen Strich Landes bis nach Siebenbürgen zieht, und hie und da auch Seitenzweige hat. Doch wird nicht aller Orten reines, sondern in den meisten mit Koht oder Sand vermengtes Salz angetroffen, auch gestatten die zubringenden Wäßer, wenn zu deren Ableitung kein Fall vorhanden ist, nicht aller Orten Gruben anzulegen. Daher sind verschiedene Versuche angestellet worden, um den reinen Salzstock ausfindig zu machen, welcher auch außerdem Hauptgrubenort Rhonaszek, noch in drey andern Oertern, nämlich in Kerékhegy unweit dem Kronmarktsflecken Técsö, dann in Szlatina nächst dem Kronmarktflecken Szigeth, ganz nahe an der Teiß und endlich in

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einem unweit dem Kameraldorfe Sugátág gelegenen Prädium Soospatak genannt, glücklich entdecket worden ist. In jedem dieser 3 Orten wurde vor einigen Jahren eine Grube angelegt, und es wird in denselben das reinste Salz erbeutet.

Der Hauptgrubenort ist Rhonaszek, dieser liegt 2 Meilen von Szigeth entfernt, gegen Osten in einem engen, einem Kessel ähnlichen Thale, wohin eine auf Königliche Kosten zur Beqwemlichkeit der Landtransporte angelegte Hochstrasse (Chauffé) führet. Die vielen theils eingestürzten, theils aufgelassenen und vermachten Gruben, deren Umfang nicht bewußt ist, sind ein Beweis, daß daselbst schon seit undenklichen Zeiten wiewohl sehr unordentlich und unwirtschaftlich auf Salz gearbeitet worden sey; weßwegen auch allda zu neuen Gruben wenig Platz mehr übrig, und eben darum auf die Ausfindigmachung des reinen Salzes in andern Orten gesorget worden ist, um, im Falle dieser Grubenort erschöpfet würde, gegen das Aufliegen an Salz gedecket zu seyn. Gleiche Spuren von alten verfallenen Salzgruben findet man auch in verschiedenen Gegenden dieser Gespanschaft; besonders ist unweit Nyeresnicze ein Thal, woselbst in vorigen Zeiten ein grosser Salzgrubenbau gewesen seyn muß, da dieses ganze Thal, in welchem hie und da noch Uiberbleibsel von eingegangenen Stollen, und Schächten angetroffen werden, durchwühlet und verstürzt ist. Doch ist aus Mangel der Urkunden, die vermuhtlich bey den abwechselnden Schicksalen dieser Gespanschaft verloren gegangen, unbekannt, wann, von wem, und wie diese Gruben bebauet, nachher aber verlassen worden, oder sonst zu Grunde gegangen sind.

In Rhonaszek sind dermalen sechs Gruben im Baue, wovon aber nur wechselweise drey bearbeitet werden. Die siebente ist wegen einer Spalte, die sie

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in der Wand bekommen hat, aufgelassen worden, wird aber doch in gutem Stande erhalten, um sie nöhtigen Falls, wann einer oder der anderen von den sechsen etwas zustossen sollte, bis zur Eröfnung einer neuen Grube bearbeiten zu können, damit die beträchtliche jährliche Salzerzeugung keinen Abbruch leide. Im Jahre 1778 ward die bisher üblich gewesene Glockenförmige Bauart der Salzgruben in eine weit vortheilhaftere und sichrere kubische Form abgeändert, und statt der von der Mündung bis auf die Grubensohlen senkrecht hangenden Leitern (Mannsfahrten), auf welchen die Häuer in und aus der Grube mit Lebensgefahr klettern mußten, förmliche Stiegen mit Absätzen angebracht.

Ehedem wurden in dieser Gespanschaft alljährlich nicht viel über 300,000 Zentner Salz erzeuget; seit einigen Jahren aber ist die Erzeugung schon auf 600,000 Zentner und darüber gestiegen, welche noch weit höher getrieben werden könnte, wann es möglich wäre, das ganze Quantum zu den äußeren Legstädten abzuliefern.

Das Salz wird von da in viererley Gattungen verschickt, nämlich in längliche paralellopipedischen Formalsteinen, welche 75 bis 90 Pfunde wiegen, und eigentlich die Gestalt sind, in der das Salz erzeuget werden muß. Die Steine, welche unter 75 bis 50 Pf. wiegen, werden Weßmalsteine genennet, und mit den Formalsteinen, denen sie an der Gestalt ähnlich sind, versendet. Der Unterschied ist nur in der Benennung, und zwar darum, weil dem Salzhäuer für einen Formalstein 1 und ein halber Kr. für einen Weßmalstein aber nur drey viertel Kr. Lohn bezahlet wird. Die dritte Gattung ist das Stücksalz, welches entweder aus den zerbrochenen Formalsteinen entsteht, oder in der Grube, wenn die Salzader nicht gleich läuft, in unregelmäßiger Gestalt bricht, aber doch so genußbar, wie die obigen Gattungen ist, und folglich an die benachbarten Aemter, wohin es zu

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Lande geführet werden kann, zum Verschleiße abgegeben wird. Die vierte Gattung endlich ist das Minutiensalz, welches in den Grüben bey Aushauung der Formalsteine von selbst entstehet, und in Fäßer, deren jedes 5 Zentner enthält gepackt, zum Landeskonsumo gleichfalls versendet wird, und für diese zwo letzteren Gattungen bekömmt der Häuer keinen Lohn. Von den Gruben wird das Salz zu den an der Teiß gelegenen Marmoroscher Transportämtern, Tisza Ujlak, Bustyaháza, Szigeth, und Bocsko auf der Achse geführet, wo es sodann theils auf Schiffe, meistentheils aber auf Flöße geladen, und nach Tarkany, Tokay, und Solnock zur Landesbedürfniß abgeschicket wird.

Die Einwohner dieser Gespanschaft sind meistens Russen, oder sogenannte Rußniacken, und Walachen, die der Griechischunirten Kirche zugethan sind. In den fünf Königl. Kronmarktflecken aber wohnen grossentheils Ungern, die sich meistens zur Reformirten, die übrigen aber zur. Römischkatholischen Religion bekennen. Hie und da werden auch Deutsche angetroffen, die hauptsächlich wegen der Salzmanipulation sich da niedergelassen haben, und meistens Handwerksleute sind. In den grösseren Orten giebt es Armenier, die den Handel treiben; und die Juden, deren Anzahl nicht klein ist, sind meistens Pächter von Schankhäusern, und Brandweinbrennereyen.

Die Volksmenge wird in dieser Gespanschaft beyläufig auf 62000 Seelen geschätzet, die jährlich an Kontribution zahlen 44085 Gulden 20 Kr. Vermög der Komitatsbeschreibung beläuft sich die Anzahl der Ortschaften auf 139, worunter fünf privilegirte Kronmarktflecken, die übrigen aber außer Körösmezö, welcher Ort seiner Größe wegen, gemeiniglich für einen Marktflecken gehalten wird, Dörfer sind. Es giebt aber nebst diesen noch mehrere bewohnte Oerter, die theils, weil

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sie andern Ortschaften zugeschrieben, theils weil sie nicht unter der Komitasjurisdiktion, wie zum Beyspiele die Grubenörter und Waldkolonien sind, aus der politischen Konscription weggelassen worden. Uibrigens sind in 8 Oertern Katholische, in den meisten Griechischunirte, und in 6 Oertern Reformirte Pfarren.

Das Volk ist überhaupt wohlgebaut und gut gebildet, sonst aber biegsam, und unterwürfig, jedoch in den Sitten noch sehr verwildert; vorzüglich aber dem übermäßigen Trunke, welcher sie zu vielen Ausschweifungen, Schlägereyen, ja öfters sogar zu Todschlägen verleitet, sehr ergeben; außerdem auch jähzornig und rachgierig, indessen aber doch arbeitsam, und zu allen Strapatzen dauerhaft, besonders wo der Landmann bey der Salzmanipulation entweder zur Erzeugung der Flöße, die mit unglaublicher Beschwerlichkeit verknüpfet ist, oder aber zu den Grubenarbeiten und Salztransporten, gebraucht wird, und wobey er nebst seiner häuslichen Wirtschaft einen reichlichen Verdienst findet: welches sich von da abmessen läßt, da jährlich aus den Königl. Kassen zum Betriebe dieser Manipulation über 202,000 Fl. verwendet, und baar in dessen Hände gezahlet werden. Zwar ist der Bauer hier eben so, wie aller Orten verschlagen und schlau, aber doch gehorsam, und willfährig, wenn ihm etwas befohlen wird.

Die Rußniacken sind bis auf einige wenige freye Leute, lauter Unterthanen, und daher auch knechtisch und kriechend; dahingegen unter den Walachen, welche mehr als die in Siebenbürgen und dem Banate seßhaften, gesittet, auch von einem muntern Geist, voller Muht und Entschlossenheit sind, viele Edelleute sich befinden. Ihre Tapferkeit haben sie bey dem zu Anfange dieses Jahrhunderts geschehenen Einfall der Tatarn bewiesen, da sie bey deren Rückzug unweit Borsa an dem Passe ihnen aufgelauert, und beynahe alle, sammt dem Tatarischen

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Prinzen, der sie anführte, getödtet haben. Auch im Jahre 1779 haben sie einen Beweis von ihrer unerschrockenen Herzhaftigkeit gegeben, da sie gegen zwey bis drey hundert Köpfe von einer gewissen Militärtruppe, die ausreißen wollte, nach ausgestandenem beynahe dreystündigen scharfen Musketenfeuer, dennoch gezwungen haben, sich zu ergeben, und gefangen zurückführen zu lassen.

Das weibliche Geschlecht der Rußniacken ist zwar gutgewachsen, aber von Gesichtsbildung meistentheils häßlich, und in dem Anzüge sehr nachläßig, und unaufgeräumt. Dahingegen giebt es unter den Walachinnen viele schöne Gesichter, und diese sind auch in ihrer Kleidung reiner und niedlicher. Doch sind bey beyden Nationen die Weiber über den Punkt der Schaamhaftigkeit nicht sehr delikat, indem sie sich nicht scheuen, auch in Gegenwart mehrerer Leute bey verschiedenen Gelegenheiten, zum Beyspiele wenn sie durch Bäche waden, baden, oder fischen, sich ganz zu entblößen. Auch erlauben sie den Männern im Umgange eine solche Vertraulichkeit, die einem Fremden anstößig scheinen muß; und gleichwohl sind ihre Männer nichts weniger, als eifersüchtig. Da nun überhaupt beyde Nationen sehr wollüstig sind, so finden sie wenig Widerstand oder Hinderniß ihre Begierden zu befriedigen. Eben dieses macht, daß ihre Generation nicht sehr zahlreich ist, wie dann selten Ehen sind, die mehr als 3 bis 4 Kinder erzeugen. Zum Unglücke hat noch durch fremdes Zuthun eine gewisse der Generation nachtheilige Krankheit so stark eingerissen, daß oft ganze Dörfer davon angestecket sind.

Die Kleidung, wozu die Einwohner und ihre Weiber sich die Zugehörung meist selbst verfertigen, ist bey den Rußniacken, und Walachen nach den verschiedenen Thälern hauptsächlich in den Farben nicht gleich, doch kommen sie darinn überein, daß sie Hemder mit weiten

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Aermeln, welche um die Lenden mit einem Gürtel zusammgezogen werden, ganz kurze Oberröcke bis auf die Hüften, theils vom grauen zottichten Kotzen, oder von braunen grobem Tuche mit blauen oder weißen, theils von Zimmetfärbigem Tuche, mit gleichen Beinkleidern, und gewöhnlich Bundschuhe tragen. Das Haupt bedecken sie entweder mit hohen Kappen vom Schaaffellen, oder mit grossen runden Hüten. So streng und lang auch der Winter in der Marmarosch ist, so begnügen sie sich doch mit dieser Kleidung, und halten damit die stärkste Kälte aus. Sonst trägt noch ein jeder von ihnen beständig eine gemeine Holzhacke bey sich, die er gewöhnlich an der linken Seite in den Gürtel stecket, und bey der Holzarbeit so geschickt zu gebrauchen weis, daß er einem gelernten Zimmermanne nicht viel nachgiebt. Die Tracht der Rußniackischen Weiber ist von jener der Walachischen sowohl in der Kleidung als in dem Kopfputze sehr unterschieden, wie aus denen beyliegenden Zeichnungen *) deutlicher zu ersehen ist.

Zur Andacht ist das Volk weder sehr geneigt, noch gewöhnt, und obschon beynahe in einem jeden Orte ein Geistlicher und eine Kirche ist, welche letztern aber durchaus sehr klein und nur von Holz erbauet sind: so wird doch nur in wenigen Oertern ordentlicher Gottesdienst gehalten, und ihre Geistliche sind, außer daß sie lesen können müßen, meist ungelehrte Leute, die sich weder in der Kleidung noch in dem Betragen, sondern allein durch den langen Bart von den gemeinen Bauern unterscheiden, auch öfters so wie diese, theils das Land bauen, theils den Floßhandel treiben; ja sogar Handarbeiten gegen Bezahlung verrichten, um sich zu ernähren. Die Ursache davon ist, weil fast nirgends für den Unterhalt der Pfarrer gesorget worden ist, und also solche Leute hierzu gewählet werden mußten, die in dem

*) Die wir ehestens liefern werden.

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Orte seßhaft, und mit einer eigenen Wirtschaft versehen waren. Es läßt sich also leicht urtheilen, wie schlecht das Volk in Absicht auf die Religion mit solchen Seelsorgern bestellet ist. Indessen wird doch jetzt durch den dermaligen Bischof alles Mögliche angewendet, dieser Inconvenienz theils durch Nachzieglung geschickter Seelsorger, theils durch bessere Dotirung derselben abzuhelfen; wovon der gute Erfolg sich schon wirklich zeiget, und um so mehr in der Zukunft eine erwünschte Wirkung hoffen läßt, nachdem die höchstselige Kaiserinn zur Erreichung dieses heilsamen Entzweckes, das meiste beigetragen, und allen Vorschub geleistet hat.

Die Nahrung des Volks besteht meistens aus Brod vom Türkischen Waitzenmehle, welches Málláy genennet wird. Von diesem Mehle machen sie auch sonst verschiedene Gerichte. Nebst diesem sind Milchdopfen, Grundbirne, einige Hülsenfrüchte, Schöpsen- und Schweinfleisch, besonders Speck ihre gewöhnlichen Speisen; doch haben sie nach Griechischem Kirchengebrauche beynahe das halbe Jahr zu verschiedenen Zeiten strenge Fasten, wo sie nichts, was vom Fleische kommt, sondern nur Fische, Mehlspeisen, und Erdgewächse im Wasser, oder Oel gekocht, genießen dörfen.

Die Dörfer, besonders in den gebirgichten Gegenden sind sehr zerstreut, ja es sind deren einige, wo man von einem Ende zum andern zu kommen, etliche Stunden brauchet. Die Ursache davon ist, weil fast jeder Bauer bey seinem Hause auch gleich seine Feldwirtschaft hat, die meistentheils aus Wiesen besteht, und mit einem Zaune umfangen ist. So war zum Beyspiele der Kammeralort Körösmezö, (Rußniakisch Jaszin) welcher einer der größten in der Gespanschaft ist, und gegen 400 Häuser enthält, so stark zerstreut, daß man ihn kaum in drey Tagen umreiten konnte; und nach einer geometrischen Berechnung würden die Zäune der Bau-

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ern, wenn sie in gerader Linie gestanden wären, auf eine Strecke von 24 Ungrischen Meilen gereichet haben. Man kann daraus urtheilen, wie viel Holz jährlich zur Erhaltung dieser Zäune unnütz verschwendet worden sey. Im Jahre 1778 und 1779 ist dieser Ort auf vier verschiedenen Flächen des weitschweifigen Thals in ordentliche Gäßen mit regelmäßiger Eintheilung der Hausgründe zusammgezogen, und jedem Hauswirte sein Extravillan Gebühr zugetheilet worden. Zur Erbauung ihrer Häuser ward einem jeden vom Aerario ein Beytrag von 6 Fl. gegeben, und nun ist dieser Ort einer der schönsten und ansehnlichsten. Und seitdem werden auch die Einwohner, die ehedem ganz menschenscheu waren, gesitteter und gesellschaftlicher, da sie nicht nur unter sich mehr zusammenkommen, sondern auch unter den Augen der Beamten sind, folglich eine bessere Ordnung gehalten werden kann. Auf gleiche Weise sollen nach und nach alle übrigen so zerstreuten Kameralortschaften zusammgezogen werden, welches auch noch den Vortheil verschaffen wird, daß die Räuber, welche zur Sommerszeit öfters in diesen Gegenden streifen, nicht so leicht einen Unterschleif und Aufenthalt finden.

Die Ungern, welche in den fünf privilegirten Kronmarktflecken Huszt, Visk, Técsö, Hosszumezö und Szigeth wohnen, sind meistentheils der Reformirten Religion zugethan, und im Besitze der vormals den Katholischen zugehörigen Kirchen, wo sie ihren Gottesdienst halten. Außer Hosszumezö sind in den vier übrigen seit einiger Zeit auch Katholische Pfarrer eingeführt worden, und in einem jeden haben auch die Griechischuniirten, deren Anzahl nicht klein ist, ihre Kirchen und Seelsorger.

Diese fünf Marktflecken sind vom Könige Karl I. im Jahre 1329 wegen dem Salzgrubenbaue mit besondern Privilegien und Freyheiten begnadiget, und zu einem Krongute erhoben worden; welche Vorzüge, ob sie

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gleich dermalen auf die Salzerzeugung keinen unmittelbaren Einfluß haben, sie noch wirklich genießen. Und obwohl der Königliche Fiskus Grundherr derselben ist, welchem auch die Regal Beneficien vorbehalten sind: so erwählen sie doch ihren Magistrat frey, leisten keine Frohndienste, und zahlen an Herrschaftlichen Abgaben nur ein geringes Pauschquantum; sind auch noch überdieß im Genüsse des freyen Weinschankes, und haben alle fünfe zusammengenommen, sogar die peinliche Gerichtsbarkeit. Wie sie dann auch in gemeinschaftlichen Angelegenheiten unter dem Vorsitze eines aus ihrem Mittel eben in der Absicht erwählten Oberrichters, mittelst Deputirten Beratschlagungen, und Gerichte zu halten befugt sind. Eine besondere Anmerkung wird in Ansehung dieser fünf Marktflecken auch sogar in dem Befreyungsbriefe gemacht, daß nämlich die Anfangsbuchstaben der vier übrigen den fünften Marktflecken Huszt ausmachen, dessen festes Schloß als das Caput Bonorum von der Kronherrschaft Huszt, zu welcher diese fünf Marktflecken gchören, angesehen worden ist. Zum Beispiele:

H osszumezö
V isk
Sz igeth
T écsö

Bey den im vorigen, und zu Anfange des jetzigen Jahrhunderts ausgebrochenen Unruhen, besonders während der Zeit, als die Siebenbürgischen Fürsten im Besitze dieser Gespanschaft waren, haben verschiedene wohlhabendere Familien gegen eine gewisse Geldsumme nicht nur den Adel erhalten, sondern auch ihre in diesen Marktflecken besessene Haus - und Extravillangründe von der Grundherrschaftlichen Jurisdiktion losgekauft, in deren freyem Besitze verschiedene derselben sich noch wirklich befinden. Es sind jedoch diese keine förmlichen Edelgründe, oder sogenannte Curien, indem den

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Eigenthümern kein Exercitium Jurium Regalium zugestanden ist; sondern dieselben sind blos als von Steuer und Gaben, und sowohl von der Markts- und Grundherrlichen Gerichtsbarkeit befreyte Gründe zu betrachten, weßwegen diese Edelleute in jedem Marktflecken ihren besonderen Vorsteher haben, und eine eigene Gemeinde ausmachen, die im ganzen zusammengenommen die Schanksgerechtigkeit ausübet.

Das Wappen dieser Gespanschaft stellet einen Berg vor, an dessen Spitze eine Gämse, auf beyden Seiten aber ein Tannenbaum stehet. Im inneren des Berges wird eine Salzgrube vorgestellet, wo zween Häuer mit aufgehobenen Bergeisen stehen; unter dem Berge aber werden durch vier qwer laufende Streifen die vier Hauptflüße des Komitats, nämlich die Teiß, die Mara, die Talabor, und die Nagyagh angedeutet.

Die Obergespanswürde bekleidet dermalen der Königlich Ungrische Raht, und des St. Stephansordens-Ritter, Herr Stephan Andraschy von Schiklo.

Die Flüße, welche diese Gespanschaft bewäßern, und eine Menge der schmackhaftesten Fische liefern, sind (ohne der unzähligen kleinern zu gedenken, indem ein jedes auch noch so kleines Thal seinen Bach hat) vorzüglich die Teiß, welche an den äußersten Gränzen gegen Galitzien ostwerts entspringt. Sie hat eigentlich zwo Qwellen, in zwey verschiedenen auf etlichen Meilen von einander entlegenen Thälern, deren eine die schwarze, die andere aber die weiße Teiß genennet wird, beyde aber vereinigen sich bey dem Dorfe Akna-Raho, und durchströmen sodann unter dem gemeinschaftlichen Namen der Teiß die Gespanschaft, bis sie sich unterhalb dem Kronmarktflecken Huszt in die Ugotscher Gespanschaft ergießt. Und da dieser Fluß zugleich alle übrige Marmaroscher Flüße und Bäche verschlingt: so ist er auch sehr wasserreich, verschaft die Beqwem-

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lichkeit, daß auf demselben die Salztransporte mittelst der Flöße abwärts befördert werden. Eben wegen dem so reichen Zuflusse ergießt sich derselbe sogleich bey etwas anhaltendem Regenwetter, und da dessen Ufer nicht sehr erhaben sind, so tritt derselbe leicht aus demselben, und machet in der umliegenden Gegend eine desto schrecklichere Verheerung, weil sein Lauf schnell und reißend ist.

Die übrigen größere und merkwürdigeren Flüße sind die Visó, Kászo, Sopurká, Márá, Iza, Taraczk, Talabor, und Nagyágh.

Diese Gespanschaft wird in vier Bezirke eingetheilet, welche zwey ansehnliche dem Königlichen Fiskus zugehörige Domänen, nämlich die Kronherrschaft Huszt und die Kameralherrfthaft Bocsko in sich begreiffen. Ehedem hatten diese zwo Herrschaften mit Inbegrif der übrigen hie und da dem Fisko eigenen Portionen ihre abgesonderte Porten, und standen nicht unter dem Komitate; seit dem Jahre 1774 aber sind sie demselben unterworfen worden. Daher von solchen nichts insbesondere, sondern wie sie nach der Bezirkseintheilung ihre Lage haben, gehandelt, und was hiebey merkwürdiges vorkömmt, erwähnet werden wird.

I. Der obere Bezirk, Processus superior.

Liegt gegen Osten und Mittag, und gränzet an die Bukowina, und das Großfürstenthum Siebenbürgen. Er wird meistens von Walachen bewohnt, und enthält folgende Oerter:

1. Borsa. Ein grosser, volkreicher, aber etwas zerstreuter Ort an dem Flusse gleiches Namens, und der Hauptpaß in die Bukowina, durch welchen aber aus Mangel eines Fahrweges, welcher hier aufhöret, nicht anders als mit Saum- oder Tragpferden zu kommen ist. Es befindet sich hier eine Dreysigstfilialisten

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Station, und ehedem war auch daselbst ein Kontumazhaus, welches aber mit Besitznehmung der Bukowina wieder aufgehoben und an die neueren Gränzen, hinausgesetzet worden ist. Die Einwohner sind meistens vom Adel, ober freye Leute, und ernähren sich theils mit der Viehzucht, hauptsächlich aber mit Erzeugung der Flöße, die sie nach Bocsko oder Szigeth abführen, und dort den Königlichen Salzämtern gegen einer billigen Schätzung zum Salztränsporte verkaufen. Doch sind ihre Waldungen durch üble Behandlung und Verwahrlosung schon dergestalt erschöpft, daß sie diesen Verdienst in wenig Jahren ganz verlieren werden. Wie sie dann wirklich schon von Jahr zu Jahr nicht nur immer weniger Flöße, sondern auch von stäts schlechterer Qualität liefern.

2. Szacsál. Ebenfalls ein volkreicher Ort, und der Paß in Siebenbürgen, weßwegen hier eine Dreyßigstfilialstation befindlich ist.

3. Moyszin. Die Einwohner dieses Orts haben ehedem viele Flöße geliefert; da aber ihre Waldungen aus gleichen Ursachen wie in Borsa beynahe schon ganz erschöpft sind, so erzeugen sie dermalen nur noch wenige, aber sehr schöne Flöße.

4. Dragomirfalva. Ein mittelmäßiger Ort, in dessen Nähe gegenwärtig von einigen Privatpersonen Versuche auf edle Erzgruben, oder sogenannten Hofnungsbau gemacht worden.

5. Szeléstye. In dieser Gegend giebt es Salzqwellen, und man ist der Meynung, daß hier auch Salz anzutreffen wäre.

6. Jood, hat viele Einwohner, die bey den Landsalztransporten immer Fuhren leisten, und sich damit schönen Verdienst erwerben.

7. Batisza. Hier ist einer der berühmtesten Gesundbrünne, welcher stark besucht wird, und noch einen

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größeren Zulauf von Gästen haben würde, wenn für derselben Unterkunft und Beqwemlichkeit besser gesorgt wäre; indem daselbst weder ein Baad-noch ein Wirtshaus, und für die Baadenden bloß Lauben von Baumästen errichtet werden müßen.

8. Konyha. Ein mittelmäßiger Ort.

9. Felsö-Visso. Hier hat der Königliche Fiskus einen ziemlichen Antheil, besonders die auserlesen schönen Nadelwaldungen an dem Flusse Vaszer, bis an die Bukowina fast ganz eigen; daher auch daselbst ein eigenes Königliches Wald- und Herrschaftliches Rentamt aufgestellt ist. Es befindet sich daselbst eine Königliche Sagmühle, und die unterhalb diesem Orte zusammfliessenden zween Hauptbäche Borsa und Vaszer verlieren hier ihre Benennung, erhalten von dem Orte den gemeinschaftlichen Namen Visso, und machen nach der Teiß einen der Wasserreichesten Flüße der ganzen Marmarosch aus.

10. Köszép-Visso, ein kleiner und

11. Also-Visso, ein etwas größerer Ort, beyde an dem Flusse Visso, haben unter ihren Einwohnern einige Edelleute und in dem geräumigen Thale dieser drey Ortschaften, ist ein ziemlich fruchtbarer Getraidboden.

12. Sájo, und

13. Sájo-Polyana *) sind ganz ansehnliche Ortschaften.

14. Rosalia, und

*) Das Wort Polyana oder Polonina bedeutet in der Rußnackischen Sprache eine Alpe, und wie man vermuhtet, so haben sich die Einwohner von Sájo, wohin diese Alpe gehöret haben mag, der Wirtschaft halber nach und nach dahin gezogen, bis sie endlich zu einer Dorfsgemeinde angewachsen sind. In der Marmarosch kömmt diese Bemerkung bey mehreren Oertern vor, die sich mit Polyana endigen.

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15. Szurdok. In diesen beyden Ortschaften hat der Königliche Fiskus einen Antheil.

16. Klod, 17. Szlatinka. 18. Leordina.

19. Petrova. Sind mittelmäßige, verschiedenen Grundherren zugehörige Dörfer. Bey dem letztern werden auf dem Berge Popivan, welcher einer der größten und höchsten in der Marmorosch ist, Gämse angetroffen.

20. Ruszkova, gehört meistens dem Königl. Fiskus.

21. Ruszkova-Polyáná ist ein grosser Ort, hat verschiedene Grundherren, auch schöne Schwarz-Waldungen, in welchen viele Flöße erzeuget, und zum Verkaufe an die Königlichen Salztransportsämter abgeliefert werden. Doch wird auch hier, so wie in allen Gegenden der Marmarosch dieser Verdienst immer beschwerlicher, weil die nächsten Waldungen schon ausgehauen, und auf deren Nachwachs keine Sorge getragen worden ist; in den entfernteren aber, aus Mangel ordentlich eingerichteter und mit den nöhtigen Hilfsmitteln versehener Werkstädte, besonders, weil die Bäche zur Abflößung nicht gereiniget, sondern mit Felsen und Windbrüchen verlegt sind, die Holzerzeugung und Ablieferung zu vielen Hindernissen unterliegt. Und da die Erleichterung derselben viele kostenspielige Zubereitungen erfordert, auf welche sich die Grundherren schwerlich einlassen werden, so läßt sich voraussehen, daß der noch übrige Theil dieser Waldungen in der Folge ganz unbenutzt bleiben wird.

II. Der Kassoer Bezirk, Processus Kaszo.

Dieser an sich zwar kleine, aber nach Maaße seines Umfanges stark bevölkerte, und durchgehends von Walachen bewohnte Bezirk, liegt gegen Süden, wo er durch eine Kette hoher Berge von Siebenbürgen, und der Sathmarer Gespanschaft, an die er gränzet, getrennet wird. Er enthält nachstehende Oerter:

1. Budfalva, ein ziemlich grosser Ort an der

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Gränze von Siebenbürgen, mit einer Dreyßigst- und Postbeförderungsstation. Von hier geht bis Kapnik über den hohen Berg Gutin ein unbeqwemer, und schlecht unterhaltener Fahrweg, der einzige außer den über Huszt, auf welchem mit Wägen aus der Marmarosch zu kommen ist; doch wird er wegen seiner Beschwerlichkeit nicht sehr, und nur von denen befahren, die unumgänglich nach Siebenbürgen zu reisen haben, und den langen Umweg ersparen wollen.

2. Krácsfalva, dem Königl. Fiskus zugehörig

3. Bréb. 4. Szerfalva

5. Desze 6. Hotynka

7. Kalinfalva 8. Nicolapatak, und

9. Somfalva, sind mittelmäßige Ortschaften.

10. Barczanfalva, ist ein großer und wohlhabender Ort, der sich besonders bey den Landtransporten mit Salzfuhren viel erwirbt.

11. Hernyesd, und

12. Sugátág, sind mittelmäßige Oerter. In beyden hat der Königl. Fiskus Antheil; und nicht weit vom letzteren ist in einem kleinen Thale Soospatak genannt, wo eine starke Salzqwelle sich befindet, hart an der Siebenbürgischen Landstrasse, nach verschiedenen, in dieser Gegend fruchtlos angestellten Versuchen, endlich im Jahre 1777 der reine Salzstock glücklich entdecket, und seit der Zeit daselbst, nicht nur eine förmliche Salzgrube errichtet worden, sondern auch von den Grubenarbeitern, die sich da niedergelassen, und in ordentlichen Gäßen sehr niedliche Häuser erbauet haben, ein ganzes Dorf entstanden.

13. Gyulafalva, ist der nächste Ort zur obererwähnten Salzgrube, in einem angenehmen Thale. Die Häuser in demselben sind unordentlich zerstreut. Mitten durch hat der Fluß Márá seinen Lauf, welcher, weil er sich

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öfters ergießt, und bey der mindesten Anschwellung sehr reißend ist, den Einwohnern viel Schaden verursachet.

14. Fejérfalva. 15. Nánfalva.

16. Vancsfalva mit einem guten Säuerlinge, und

17. Diszno-Patak wo sich ein Gesundbad befindet, und Merkmaale von alten verlassenen Salzgruben zu sehen, in neueren Zelten aber einige Versuche auf Salz vergeblich angestellet worden sind, kommen unter die kleineren Oerter zu zählen.

18. Bartfalva. Nahe bey diesem mittelniäßigen Dorfe haben die Griechischunirten Mönche, Basiliten genannt, ein Kloster, und über den gleich außerhalb dem Orte laufenden Fluß Márá ist um den Salztransporten von der Sugatagergrube nach Szigeth, bey anschwellenden Wässern sichere Passage zu verschaffen, so wie in

19. Farkasrév, wo der Königliche Fiskus einen Antheil hat, über den Fluß Iza auf Königliche Kosten im Jahre 1778 eine prächtige Brücke errichtet worden. Diese zwo Brücken verschaffen dem Publiko nebst andern auch den Vortheil, daß die gewöhnliche Poststrasse, welche über dieselbe gehet, dadurch für beständig wandelbar gemacht worden ist; indem vorher bey Ergießung eines oder des anderen Flusses, sehr oft entweder gar nicht, oder doch nicht ohne größter Gefahr zukommen war.

III. Der Szigether Bezirk. Processus Szigeth.

Hat seine Benennung von dem Kronmarktflecken Szigeth, nimmt den mittleren Theil der Gespanschaft ein; und erstreckt sich zwischen dem oberen und unteren Bezirke von Süden, wo er mit dem Sathmarer Komitat gränzet, gegen Norden, bis an Galizien. Nach seinem grossen Umfange ist dieser Bezirk nicht sehr bevölkert, woran die vielen unzugänglichen Gebirge und

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Waldungen, wo der Landmann keinen Lebensunterhalt finden kann, Schuld sind. Indessen giebt es doch hie und da zwischen den Gebirgen in den Thälern Ortschaften; die meisten aber liegen an den beyderseitigen Ufern der Teiß, und des Taraczk-Flusses, sind auch größtentheils bis auf einige mit Walachen besetzte Dörfer von Rußniacken bewohnt. Dieser Bezirk enthält zween Königl. Kron- und einen Kameralmarktftecken und den Hauptsalzgrubenort. Diese sind:

1. Szigeth, der Haupt- und volkreicheste, auch ansehnlichste Ort der ganzen Marmarosch. Er ist gleichsam der Mittelpunkt derselben, und liegt in einem angenehmen Thale, auf einer weit ausgedähnten Fläche, hat sehr fruchtbaren Boden, und ziemlichen Feldbau. Nordwärts wird derselbe in einer Entfernung von einer Viertelstunde durch die Teiß, und Südwerts in gleicher Entfernung durch die Iza, welche sich eine halbe Stunde weit unter Szigeth in die Teiße ergießt, bewäßert; und daher dieser Kronmarktflecken auch im lateinischen Peninsula genannt. Vor einigen Jahren ist über die Iza gleich oberhalb ihren Einfluß in die Teiß, zur Beqwemlichkeit der Reisenden, besonders aber der Salztransporte mit Königl. Kosten eine feste Brücke erbauet worden. Die Anzahl der Häuser beläuft sich gegen die vierthalb hundert, worunter das Komitathause, in welchem die Versammlungen der Gespanschaft gehalten werden; das Administrations - das Gräfliche Hallerische, das Gräflich Telekische, Sztoikaische, das Königl. herrschaftliche Inspektorat - und das Königl. Fiskalhaus die ansehnlichsten Gebäude, und nebst noch einigen wenigen von harten Materialien, die übrigen aber durchgehends von Holz erbauet sind. Am Ende des Orts ist das prächtige, einem Kastelle ähnliche Königl. Bräuhaus, und außerhalb an dem Flusse Iza eine wohl eingerichtete, durchaus gemauerte herrschaftliche Mühle mit 6 Gän-

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gen. Auf der andern Seite an der Teiß liegt die sogenannte Salzkammer, welche die Hauptlegstadt ist, wohin jährlich über 250000 Zentner Salz von den Rhonaszeker und Sugatager Gruben mit Wägen zugeführet, von dannen aber auf der Teiß mittelst Flößen nach Tokay und Szolnok abgeschickt werden. Zur Beqwemlichkeit der Landtransporte ist von dieser Salzkammer bis nach Rhonaszek auf zwey starke Meilen, mit Königl. Kosten eine ordentliche Hochstrasse (Chauseé) hergestellet worden, die stets in gutem Stande erhalten wird. Außer den daselbst befindlichen grossen Salzstädeln haben auch die Beamten ihre Wohnungen allda, welche Gebäude zusammgenommen, die Salzkammer heißen, und von fern wie eine Burg aussehe. Von hier aufwerts ist das ganze Teißufer beynahe eine Stunde lang zum Floß-Portus bestimmet, wo nämlich die aus den Königl. Waldungen herbeygelieferten, oder von fremden Händlern erkauften Flöße aufbewahret werden. Und es ist zur Transportszeit ein herrlicher Anblick zu sehen, wie die ganze Strecke ober- und unterhalb der Salzkammer belebt ist, und von Leuten wimmelt, die alle entweder mit Zubereitung der Flöße zum Salztransporte, oder mit deren Beladung beschäftiget sind; indessen auf der Landseite viele hundert Wägen theils mit Salz beladen anlangen, theils leer abfahren. Ja es geschieht sehr oft, wenn die Fuhren im Frühjahre recht im Gange sind, daß die ganze Strasse von der Salzkammer bis Rhonaßek von einer Seite mit beladenen, von der andern aber mit leeren und um neue Ladung zurückkehrenden Wägen, gleich ununterbrochenen Ketten bedecket ist. Hier verdienet auch der Fels Czeite Domb angemerket zu werden, welcher oberhalb der Salzkammer den Rinnsaal des Teißflusses über qwer durchkreutzet. Derselbe bestehet aus Plattenförmigen Steinlagen, die durch die vielen Absätze wie Stuffen eine Art von Fall

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machen, über den die Flöße, weil der Fluß daselbst zugleich einen starken Zug hat, besonders wenn sie beladen sind, nie ohne aller Gefahr hinabfahren, obgleich schon viel darauf verwendet worden ist, diesen Ort sicher zu machen. Uibrigens ist in Szigeth eine Katholische, Griechischunirte, und Reformirte Pfarre, und die Väter der frommen Schulen, die hier das Gymnasium von fünf Schulen, und das von wailand der höchstseligen Kaiserinn Königinn für 4 Knaben, wohlverdienter und armer Kameralbeamten gestiftete Konvikt besorgen, haben ein prächtiges Kloster und Kirche, welche beyde eben jetzt ganz ausgebauet werden. Die Reformirten haben hier gleichfalls ein Gymnasium. So hat die Königl. Kameraladminisiration, unter welcher alle Marmaroscher Kameralämter stehen, hier ihren Sitz; es befindet sich auch ein Hauptdreyßigst- und ein Postbeförderungsamt in diesem Orte. Unter den Einwohnern sind viele deutsche Handwerker, und Armenische Handelsleute, die sich ziemlich gut fortbringen, und die dasigen Jahrmärkte werden stark besuchet.

2. Hosszumezö. Der kleinste unter den fünf Königl. Kronmarktftecken, ein und eine halbe Meile von Szigeth an der Teiß, und der Landstrasse abwerts, gegen Huszt gelegen. Die Einwohner sind außer einigen Rußniacken meistentheils Ungern, und der Reformirten Religion zugethan. Sie verlegen sich stark auf den Feldbau, erwerben sich aber auch mit den Land- und Wassersalztransporten vielen Verdienst. Uibrigens ist hier eine Griechischunirte und eine Reformirte Pfarre. Der Ort leidet viel von dem vorbeyfließenden Teißstrome, welcher jährlich immer mehr reißt, so, daß über kurz oder lang der ganze Marktflecken wird übersetzet werden müßen.

3. Körösmezö, an der schwarzen Teiß, die in dem hieher gehörigen Thale Sztaniszlov entspringt, ein zur Kameralherrschaft Bocsko gehöriger Marktflecken; ein großer und volkreicher Ort, und der Hauptpaß in Ga-

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lizien, über welchen der größte Theil des Handels, und zwar wegen Mangel eines Fahrweges, mit Tragpferden seinen Zug hat, weswegen auch daselbst eine Königl. Filialdreyßigststation aufgestellet ist. Im Jahre 1779 wurde zwar zur Erleichterung und Aufnahme des Komerzes höchsten Orts der Antrag gemacht, von Bocsko bis hieher, und so weiter bis in Galizien eine Strasse herstellen zu lassen, zu welchem Ende der bekannte Wegmacher Matejcsik aus Zipsen dahin abgeschicket wurde; allein dieses Projekt ist theils wegen den allzuvielen Schwierigkeiten, welche die hohen und steilen Berge, in den Weg legten, theils aber wegen den ungeheuern Unkosten die es erfodert hätte, nicht zu Stande gekommen. Zur Zeit der Pohlnischen Unruhen ist hier ein Kontumazhaus errichtet worden, dessen Gebäude aber nunmehr zu Wohnungen für das königl. Wald- und Rentamtspersonale zugerichtet worden sind. Die zu diesem Orte gehörigen Kameral-Schwarzwaldungen sind von weitem Umfange, und auserlesen schön; aber die Erzeugung und besonders die Förderung der Flöße aus den Thälern, ist wegen der kleinen Bäche sehr beschwerlich, weßwegen bereits einige Schleußen gemacht werden mußten. Da hier sowohl wegen Mangel des flachen Landes, als wegen dem kalten Klima kein Feldbau Statt findet, ja nicht einmal die Gartengewächse, und Baumfrüchte gerahten, so verlegen sich die Einwohner, welche Rußniacken sind, vorzüglich auf die Viehzucht, wozu ihnen die hieher gehörigen ungeheuern Alpen die beßte Gelegenheit verschaffen. Außer dem aber finden sie bey der dasigen königl. Waldmanipulation das ganze Jahr hindurch reichlichen Verdienst, theils in den Holzschlägen, theils mit der Flößablieferung. Uibrigens ist von diesem wegen seiner Weitläufigkeit mit zwey Griechischunirten Pfarren versehenem Orte, oben in der Einleitung das Mehrere erwähnet worden.

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4. Unter den in diesem Bezirke liegenden Ortschaften ist der Haupt-Salzgruben Ort Rhonaszek, einer der merkwürdigsten, von welchem zwar bereits gehandelt worden ist, hier jedoch noch einiges nachgetragen werden muß. Dieser Ort wird von lauter freyen, unmittelbar bey, und wegen dem Salzgrubenbaue nohtwendigen Arbeitern bewohnet, die allein unter der Gerichtsbarkeit des dasigen Berg- und Salz Ober-Amts stehen. Sie sind von verschiedenen Nationen, als Ungern, Deutsche, Siebenbürger, Rußniacken und Walachen; und obwohl sie insgesammt nur eine Gemeinde ausmachen, und in Absicht auf die äußerliche Polizey aus ihrem Mittel ein eigenes, aus dem Grubenrichter, drey Hutmännern, und etwelchen Geschwornen bestehendes Gericht haben, von welchem jedoch die Appelirung an das Oberamt geschehen kann: so werden sie dennoch in Absicht auf den Grubenbau, und übrigen Arbeiten in drey Hutmannschaften (Decanate) eingetheilet, deren jede einen Königlichen Grubenoffizier zum Obervorsteher, dann einen Hutmann, und zween Geschworne hat, welche in, bey, und während der Arbeit über Mannszucht und Ordnung Aufsicht tragen müßen. Und da diese Gemeinde in Ansehung der Disziplin und Polizey eigene Statuten vorgeschrieben hat, auf deren Beobachtung genau gehalten wird; so kann dieser Ort für einen der regulirtesten angesehen werden. Nach diesem Beyspiele sind auch in den übrigen Grubenörtern die Königlichen Arbeiter regulirt worden, welche zur Unterscheidung von den übrigen Einwohnern des Komitats, auf ihren Kleidern, von der für jeden Grubenort vorgeschriebenen Farbe, einen Kragen und die Aufschläge der Aermel tragen müßen. Die Freyheit dieser Königlichen Arbeiter gründet sich auf das Privilegium des Königs Wladislaw vom Jahre 1498, und auf den Schutzbrief des Siebenbürgischen Fürsten Gabriel Bethlen, vom Jahre 1612. Im Jahre 1531 wur-

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den sie dieser ihrer Freyheit wegen angefochten, und wider dieselbe gekränket, worüber sie so sehr aufgebracht worden sind, daß sie zum grossen Schaden des Königlichen Schatzes die ganze Grubenarbeit im Stiche gelassen, sich gänzlich zerstreuet, und meist nach Nagy-Bánya gezogen haben; bis sie endlich mit vieler Mühe, und auf ein sehr dringendes Einladungsschreiben der 5. Königlichen Kronmarktftecken, unter manchen Verheißungen wieder bewogen worden sind zurückzukehren, und den Salzgrubenbau fortzusetzen. Die ältern Urkunden machen von dem Grubenorte Rhonaszek keine Erwähnung, sondern nur von den in Szigeth, Técsö und Huszt wohnenden Salzhauern; es ist daher zu vermuhten, daß vor Zeiten entweder in der Gegend von jedem dieser drey Kronmarktflecken Salzgrüben gewesen seyn müßen, welches die noch heut zu Tage sichtbaren Spuren und zwar bey Szigeth auf dem Berge Hegyeshegy, und gleich über der Teiß unweit Szlatina, bey Tecsö in dem Thale unweit Nyeresnyce, und bey Huszt in dem Thale Baranya genannt, gewissermassen zu bestätigen scheinen; oder daß die Salzhäuer nur in diesen Orten gewohnt, und zu gewissen Zeiten sich zu den Gruben in die Arbeit verfüget haben. Dem sey aber wie ihm wolle, so bleibt doch unentschieden, um welche Zeit die Salzgruben in Rhonaszek entdecket, und zu bauen angefangen worden, und hier der Hauptgrubenort entstanden sey; doch läßt sich aus den alten, meistentheils eingestürzten Grüben, womit das ganze Thal durchwühlet ist, schließen, daß hier schon vor etlich hundert Jahren Grüben bearbeitet worden seyen. - Die vielen Königlichen Gebäude geben dem Orte beym ersten Anblicke ein prächtiges Ansehen, obwohl die meisten nur Salzstädl und Gappelscheuern sind. Da kein anderes, als ganz reines Salz zum Landeskonsumo abgegeben werden darf, (in den Grüben hingegen zu-

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weilen mit Sand oder Erde vermischtes erzeugt wird: so wird letzteres, wenn es nicht leicht gereiniget werden kann, schlechterdings über die Halden gestürzt, und der Verwesung überlassen. Von dergleichen verworfenem Salze sind ganze Berge zusammengehäuft; um jedoch die Entfremdung sowohl dieses als des reinen Salzes zu verhüten, so sind, um alle Grüben starke Planken gezogen, die nächtlicher Weile gesperret, und durch eigene Leute bewachet werden. Uibrigens ist hier eine Römischkatholische und Griechischunirte Pfarre.

Die in diesem Bezirke liegenden Dörfer und Ortschaften sind folgende:

1. Felsö-Rhona, ein Kameral Ort, eine kleine halbe Stunde von Rhonaszek entfernet, an der Haupttransportsstrasse, und zur Kameralherrschaft Bocsko gehörig. Er ist ziemlich volkreich, und die Einwohner erwerben sich bey dem Salzgrubenbaue theils mit Handarbeit, theils mit Fuhren, das ganze Jahr hindurch einen namhaften Verdienst, ehedem waren viele unter ihnen auch Salzhäuer, welches aber abgestellet worden ist.

2. Also-Rhona. Ein mittelmäßiger Ort, ebenfalls an der Haupttransportstrasse, hat viele Grundherren, und der Königliche Fiskus besitzet auch einen Theil desselben.

3. Bocsko. Der Hauptort, von welchem die ganze Kameralherrschaft ihren Namen hat; liegt an dem nördlichen Ufer des Teißflusses, eine kleine Meile ober Szigeth, in einer überaus schönen Gegend, und wird durch den Fluß Sopurka welcher sich hier in die Teiß ergießt, in Groß- und Klein Bocsko getheilet, welche beyde eine Griechischunirte Pfarre haben. Die Volksmenge ist hier beträchtlich, ihre Hauptbeschäftigung ist außer der Landwirtschaft, die sie nur als eine Nebensache betrachten, und lediglich zur häuslichen Nohtdurft treiben, bey den Wasser-Salztransporten, mit

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welchen sie sich alljährlich ein ansehnliches Stück Geld verdienen; auch werden die Bocskoer für die beßten und verläßlichsten Floß- und Schifleute gehalten. Da sie überdieß vieles Zugvieh haben, so erwerben sie sich auch mit dem Land-Salztransporte einen ansehnlichen Verdienst. An dem entgegengesetzten Teißufer ist das sogenannte Deutsche Bocsko, welches von lauter Königlichen Arbeitern, benanntlich Faßbindern, Schifwerkern, und Saagknechten bewohnet wird, wegen welchen eine Römischkatholische Pfarre daselbst ist. An dem Flusse Sopurka, oberhalb dem Dorfe Bocsko befindet sich eine prächtige und treflich eingerichtete grosse Sägmühle mit 3 Gängen, wo meistens Dauben und Böden zu den Minutiensalzfäßern geschnitten werden, deren jählich gegen 15 bis 20 tausend Stück erfoderlich sind. Diese werden von denen daselbst deßwegen wohnhaften Bindern zusammengestellet, sodann leer auf die Gruben zur Packung geliefert, von da wieder mit Minutiensalz gefüllt, nach Bocsko zurückgeführt, und dem dort befindlichen Königlichen Transportsamte zur weiteren Versendung auf Flößen, übergeben. Uibrigens ist auf der Dorfseite längst dem Teißufer hinauf, gegen eine Stunde lang, ein geräumiger und sicherer Floß-Portus, welcher zur Transportgut, eben so wie, bey der Sigether Salzkammer, von Menschen wimmelt; auf der entgegengesetzten deutschen Seite aber, ist der Schiffbau und Zimmerungsplatz, wo alle Gattungen von groß und kleinen Fahrzeugen verfertiget werden.

4. Lonka. Eine kleine Stunde oberhalb Bocsko an der Teiße, in welche hier der Fluß Kaszo sich ergießt. An letzterem ist ebenfalls eine grosse Königliche Sägmühle angebracht, von wannen die geschnittenen Dauben und Böden nach Bocsko an die Binder abgegeben werden. Der Ort ist nicht sehr groß, und gehöret zur Kameralherrschaft Bocsko. Die Einwohner sind

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meistens Floßleute. Uibrigens wird hierauf dem sogenannten Kreuzberge ein etwas magerer Eisenstein, welcher zur Versetzung des allzu reichhaltigen, und allzufließigen Kabalapojaner Eisensteines gebraucht wird, gegraben.

5. Kabalapojana war ehedem ein sehr kleiner zur Kameralherrschaft Bocsko gehöriger Ort an dem Fluße Sopurka. Er liegt eine Meile oberhalb Bocsko, in einem angenehmen Thale, nimmt aber itzt von Jahr zu Jahr mehr zu, seit dem daselbst das Eisenbergwerk, von welchem oben Erwähnung geschehen, errichtet, und in Aufnahme gebracht worden ist, bey welchem die Einwohner vielen Verdienst finden. Außerhalb dem Orte ist in einer Anhöhe ein vortrefflicher und überaus schmackhafter Sauerbrunn.

6. Roszucska. Ein mittelmäßiger Ort, ebenfalls zur Bocskoer Kronherrschaft gehörig, in einem abseitigen Thale. Die Einwohner sind meistens Floßleute.

7. Kaszópojana. Ein sehr zerstreuter, zur Bocskoer Kameralherrschaft gehöriger Ort, in einem geräumigen Thale an dem Flusse Kaszo, dessen Einwohner Floßleute sind. Bis hiieher kann man auf der Landstrasse gegen Pohlen, ungeachtet die Wege in sehr schlechtem Stande sind, mit Wägen kommen; von hier aber weiter, muß man sich über den mitten im Dorfe anfangenden überaus hohen und steilen Berg, der Reit-oder Tragpferde bedienen.

8. Tribussa. Ein kleiner Ort an dem linken Ufer der Teiße, oberhalb Lonka in einer angenehmen Gegend; gehört zwar auch zur Bocskoer Kameralherrschaft, doch haben in derselben einige Privatleute gleichfalls Antheil. Gerade gegenüber liegt

9. Fejerpatak. Ebenfalls ein kleiner Ort ganz zur Bocskoer Kameralherrschaft gehörig, hat schöne, und hochstämmige Nadelwaldung, weßwegen an dem Bache gleiches Namens, eine halbe Stande oberhalb dem Orte im Thale eine grosse Sägmühle, auf welcher die

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langen Bretter zum Schifbau geschnitten werden, errichtet worden ist. Eine Stunde oberhalb, an der Teiß liegt

10. Berlátás, ein sehr kleiner Kameralort von mehrbesagter Herrschaft. Dieser ist wegen der alten Schleußen und den Holzfang merkwürdig, welche beyde wegen der Sägklötzerlieferung vor vielen Jahren errichtet worden sind, jetzt aber zu Grunde gehen, auch nicht mehr repariret zu werden verdienen, weil die Waldungen schon ganz ausgehauen sind.

11. Bocsko-Rahó. Ein mittelmäßiger zur Botskoer Herrschaft gehöriger Kameralort an dem linken Ufer der Teiße. Die von Kaszopajana über den hohen Berg gehende Pohlnische Land - und Kommerzialstrasse führt hieher, von dannen sie immer an denen Berglähnen auf schmalen Reitwegen (die in dortiger Gegend Oblasz genennet werden), öfters neben grossen und fürchterlichen Präcipitzen bis Körösmezö fortlauft. Dieser Ort ist zwischen Szigeth und Körösmezö die Mittel- und für die Reisenden gemeiniglich die Nachtstation, weßwegen auch daselbst ein geräumiges Wirtshaus vor kurzem erbauet worden ist. Auf dem entgegen gesetzten Ufer der Teiße gerade hinüber liegt

12. Akna-Rahó, ein grosser volkreicher, zur Herrschaft Bocsko gehöriger Kameralort, mit einem Königl. Wald- und herrschaftlichen Renntamte. In den längst der weißen Teiß, welche an der äußersten Gränze gegen Galizien auf einem zu diesem Orte gehörigen Berge entspringt, und eine Viertelstunde oberhalb sich mit der schwarzen Teiße vereinigt, gelegenen Nadelwaldungen, werden jährlich viele Flöße und Sägklötzer erzeuget, und nach Bocsko abgeliefert, wobey die Einwohner von diesem, und dem vorhergehenden Orte sich starken Verdienst erwerben. Beyde Ortschaften haben vor einigen Jahren, um eine beständige

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Kommunikation zu haben, und mit dem Uiberfuhren auf Schiffen nicht so viele Zeit zu verlieren, zur Herstellung einer geschlagenen Brücke über die Teiße, durch welche sie öfters abgesperret worden sind, einen Theil von ihrem bey der Waldmanipulation erwerbenden Verdienst, zu einen Fond freywillig angeboten, welcher in kurzer Zeit so angewachsen ist, daß diese Brücke wirklich in verflossenem Jahre 1782 zu Stande gebracht ward. Uibrigens wird der Ort Akna-Rahó, welcher eben so, wie viele andere sehr zerstreuet war, dermalen auf einigen flachen Plätzen in ordentliche Kolonien zusammgezogen.

13. Borkut, ein kleiner Ort, ebenfalls zur Herrschaft Bocsko gehörig, hat seine Benennung von einem treflichen und starken Sauerbrunne, welcher in Ungrischer Sprache Borkut heißet. Er liegt zwey Meilen ober Bocsko-Raho und eben so viele Meilen unter Körösmezö an der Landstrasse, und der schwarzen Teiße, welche in dieser Gegend eine Art vom wilden Strudel hat, der Szurdok genennet wird. Es stürzet sich nämlich dieser Fluß zwischen lauter hervorragenden Felsen mit gewaltiger Schnelligkeit, und unter einem entsetzlichen Brausen, auf eine starke halbe Stunde lang fort, so, daß die von Körösmezö mit Flößen hinabfahrenden nicht ohne Schrecken durch denselben passiren, und selbst die erfahrensten und beherztesten Floßleute, wenn sie dahin kommen, um eine glückliche Durchfahrt zu beten pflegen; indem es nicht möglich ist, in der ganzen Strecke irgendwo anzulanden, und die Gefahr zu scheitern fast aller Orten drohet. Doch ist seit einiger Zeit durch die Hinwegschaffung der gefährlichsten Felsen die Durchfahrt um sehr viel sicherer gemacht worden, und wird von Jahr zu Jahre mehr zugerichtet, so, daß, dermalen nur selten ein Unglück vorfällt, und bald gar keines mehr zu besorgen seyn wird. Die Einwohner verwenden sich bey der Körösmezöer Waldmampulation.

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Aus den obenangesetzten Dörfern und dem Marktflecken Körösmezö, bestehet demnach die Kameralherrschaft Bocsko, wiewohl nach der Hand noch einige Ortschaften, welche der Königliche Fiskus an sich gebracht hat, derselben zugetheilet, und einverleibet worden sind. Ehedem stand diese Herrschaft nicht unter dem Komitate, im Jahre 1774 aber wurde sie demselben unterworfen. Die übrigen Ortschaften in diesem Bezirke sind:

14. Karacsonfalva. Ein mittelmäßiger Ort zwischen Szigeth und Bocsko an der Teiße und der Rhonaszeker Salztransportstrasse, hat verschiedene Grundherren, der Königliche Fiscus aber auch einen Antheil.

15. Vörösmarth. Ein sehr kleiner Ort, eine halbe Stunde von Szigeth entfernet, auf einer angenehmen Anhöhe, nahe an der Teiße gelegen. Es entspringt hier eine Qwelle, deren Wasser im stärkesten Winter nicht zufriert, und darum Teplicza genennet wird, doch verliert sich solches gleich unterhalb in die Teiße.

16. Monaster und

17. Fejéregyháza sind zwey nicht weit voneinander auf dem entgegengesetzten Ufer der Teiße gegen über von Vörösmárth gelegene kleine Dörfchen. Auf der nämlichen Seite weiter unten, gegenüber von Szigeth liegt an der Teiße in einer Anhöhe.

18. Szlatina, ein mittelmäßiger Ort mit einem artigen der Baron Sztoikaischen Familie zugehörigen Kastelle. Die in dieser Gegend befindlichen Spuren von alten verfallenen Salzgruben haben zu verschiedenen Versuchen Anlaß gegeben, und im Jahre 1778 ist der reine Salzstock wirklich entdecket, und seitdem ein förmlicher Grubenbau angeleget worden, welcher in der Folge für das Königliche Aerarium außerordentlich vortheilhaft werden wird, weil das Salz unmittelbar von den Gruben auf die Flöße geladen, und der ganze Landtransport ersparet werden kann. Die Einwohner von dieser

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und überhaupt von allen Nahe an der Teiße gelegenen Ortschaften sind fast durchgehends Floßleute, die sich bey den Salztransporten sehr viel Geld verdienen. Weiter im Lande gegen Norden liegen die drey ziemlich reichen Dörfer

19. Felsö-Apsa

20. Közép-Apsa

21. Alsó-Apsa
In welchen auch viele Edelleute wohnen. Hieher gehöret das kleine Filialdörfchen Apiczka.

22. Kábálápatak, ein mittelmäßiger Ort, eine Stunde von Szigeth seitwärts auf einer Anhöhe, wird von vielen Edelleuten bewohnet.

23. Szarvaszo, ein ziemlich grosser Ort zwischen Szigeth und Hosszumezö am südlichen Ufer der Teiße und der Ungrischen Hauptstrasse, hat schonen Feldbau.

24. Szaploncza liegt eine starke halbe Stunde unterhalb Hoszumezö ebenfalls an der Teiße, und der Ungrischen Landstrasse. Mitten durch dieses Ort fließt der reißende Bach Szaploncza, der sich gleich unterhalb mit der Teiße vereinigt. Die Einwohner sind meistens Walachen, und unter diesen viele Edelleute. Nicht weit von dem Dorfe ist ein starker und geistiger Säuerling, welcher sehr beliebt ist, und in vielen Häusern für beständig getrunken wird.

25. Remete, ein walachisches kleines Dörfchen in einer Anhöhe nicht weit von der Teiße an der Ungrischen Landstrasse. Vor Zeiten sollen hier die Paulinermönche ein Kloster gehabt haben, davon aber itzt nichts mehr zu sehen ist.

26. Körtvélyes, ein mittelmäßiger Kameralort zur Herrschaft Bocsko gehörig, auf dem nördlichen Ufer der Teiße, Hoszumezuö gerade gegenüber, der viele Obstgärten und schöne Laubwaldungen hat.

27. Taraczköz ist ein ziemlich grosser Ort bey dem Eintritte des Taraczk-Flusses in die Teiße, in einer über-

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aus angenehmen Gegend, und hat viele Grundherren. Besonders ist ein altes der Bethlenischen Familie eigen gewesenes grosses Kastell, welches aber itzt andere Familien besitzen, und stark in Verfall ist, merkwürdig.

28. Nagy-Kirva. 29. Kiss-Kirva. 30. Nyagova. 31. Kökényes. 32. Irhocz. 33. Also-Nyeresnicza 34. Felsö-Nyeresnicze. 35. Teresul. 36. Széles-Lonka. 37. Gánya, und 38. Kalinfalva, sind theils kleinere, theils größere Dörfer in dem weitschichtigen, an Feld-und Baumfrüchten ungemein fruchtbaren Thale diß- und jenseits des Flusses Taraczk, entweder hart an demselben, oder nicht weit davon. Sie haben verschiedene Grundherren, und werden von Rußnacken bewohnt, die theils bey den Salztransporten, theils bey der Domboer Waldmanipulation sich gebrauchen lassen. Bey Also-Nyeresnicze ist anzumerken, daß in einem nicht weit davon gelegenen Thale Spuren und Uiberbleibsel von einem in vorigen Zeiten daselbst gewesenen grossen Salzgrubenbaue, von welchem jedoch keine Nachrichten zu finden sind, gesehen werden. In einigen dieser Oerter hat auch der Königliche Fiskus An-theile.

39. Dombo, ein ziemlich grosser Ort an dem Taraczk-Flusse, gehöret meistentheils dem Königlichen Fiskus, und ist vor einigen Jahren in ordentliche Gäßen zusammengezogen worden. Es befindet sich daselbst ein Königliches Wald- und Herrschaftliches Rentamt, und vor wenigen Jahren ward hier auch auf einem Seitenbache Dubovetz genannt, ein fürtreflich eingerichteter, mit allem Zugehör versehener Eisenzeughammer mit Königlichen Kosten erbauet, worauf ein Theil des in Kabalapojana erzeugten Eisens, in verschiedene Gattungen von Werkzeugen umgeschmiedet, und verarbeitet wird. Es sind auch hier einige aus dem Oberösterreichischen Salzkammergute hieher übersetzte deutsche Waldleute,

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und Werkmeister angesiedelt, und seßhaft; wegen welchen daselbst nebst der Griechischunirten, auch eine Römischkatholische Pfarre sich befindet. Bis hieher kann mit Wägen gefahren werden.

40. Mokra, ein sehr zerstreuter, dem Königlichen Fiskus zugehöriger, nicht sehr volkreicher Ort an dem Flusse gleiches Namens, sechs Stunden oberhalb Dombo in einem engen Thale. Bey diesem Orte fangen erst die zu diesem Waldbezirke gehörigen Schwarzwaldungen an. Gleich oberhalb demselben liegt Deutsch-Mokra, wo die aus Oberösterreich hergeholten deutschen Waldleute angesiedelt worden, die sich ganz beqweme Häuser von Holz gebauet haben, und bey der dortigen Waldmanipulation gute Diensie leisten. Ihrentwegen ist hier eine Katholische Pfarre, und ein von dem Königlichen Domboer Waldamte abhängiger Waldschosser. Außer dem ist auch daselbst eine wohleingerichtete Sägmühle, und auf dem Flusse Mokra eine sehr gute Dienste leistende Schleuße vorhanden. Seitwärts gegen Osten liegt

41. Brusztura in einem engen Thale an dem Flusse gleiches Namens. Es ist ein kleiner Ort, fast ganz dem Königlichen Fiskus zugehörig, hat überaus schöne Schwarzwaldungen, doch braucht es noch sehr viele Zubereitungen, bis solche ganz benutzet werden können. Nicht weit davon war in dem Flusse ein wilder Wasserfall, über und zwischen lauter Felsen, welcher aber durch ein künstlich eingelegtes Dillwerk so zugerichtet worden ist, daß über denselben die Flöße ohne Gefahr, durch Menschen abgeführet werden können.

IV. Der untere Bezirk Processus inferior.

Nimmt den Westlichen Theil der Gespanschaft ein, und hat gegen Osten den Sigether Bezirk, gegen Süden die Szathmarer, gegen Westen die Ugocser und Be-

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regher Gespanschaft, gegen Norden aber Galizien zu Gränzen. Dieser Bezirk ist ziemlich volkreich, und enthält die meisten Ortschaften, wiewohl viele hievon besonders in der sogenannten Verchovina, klein und unbeträchtlich sind. Diese Verchovina liegt sowohl in Rücksicht auf diesen Bezirk, von dem sie beynahe die Hälfte ausmachet, als überhaupt in Betracht auf die ganze Gespanschaft, ganz und zuhöchst gegen Norden, und wird durch eine Kette von Alpengebirg gleichsam abgesondert. Die Einwohner derselben sind arm, und suchen sich im Lande durch Handarbeit, hauptsächlich beym Heumachen und Fruchtschneiden etwas zu verdienen, weil sie wegen der grossen Entfernung bey der Salzmanipulation sich nichts erwerben können. Die meisten müßen sich mit Haberbrod begnügen, weil daselbst außer dem Haber die Feldfrüchte wenig gerahten, und ihre größte Wirtschaft besteht in der Viehzucht, wozu sie desto mehr Gelegenheit haben, da nebst den vielen Alpen auch die Waldungen, hauptsächlich durch die Ziegen dergestalt verheert und ausgerottet sind, daß dieser ganze Strich Landes einen allgemeinen und drückenden Holzmangel leidet. In dieser Gegend werden die sogenannten Dragoniten, welche eine Art von böhmischen Steinen sind, gefunden. Der übrige flächere Theil dieses Bezirkes hingegen ist fruchtbar, und könnte es noch weit mehr seyn, wenn die Einwohner sich mit besserer Einsicht auf den Feldbau verlegten. Uibrigens enthält dieser Bezirk drey Königliche Krön- und einen gemeinen Marktflecken, dann nebst nachstehenden auch noch verschiedene kleine Dörfer.

Die Kronmarktflecken sind:

1. Husth, an der Landstrasse und einem kleinen Bache dieses Namens, wo er in die Teiße fällt. Ein recht grosser und volkreicher Ort, welcher ehedem weit ansehnlicher und mit schönen Gebäuden versehen war,

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aber durch die vielen und langwierigen Kriege den größten Theil seines Ansehens verloren hat. — Unter andern waren hier zwo ansehnliche Kirchen, von welchen die, welche der heiligen Elisabeth geweiht war, der König Mathias Korwin, die andere aber, die den Namen der heiligen Katharina führte, Wladislaw der Zweyte erbauen lassen. Erstere besitzen dermalen die Reformirten, und von der letztern ist, sowie von dem daselbst gestandenen Frauenkloster keine Spur mehr übrig. Eine Viertelstunde von hier stießt der Fluß Nagyágy über welchen vor einigen, Jahren mit Königlichen Kosten eine prächtige Brücke gebauet worden ist, in die Teiße; und da diese beyden Flüße öfters austreten, so leidet der Ort sehr viel durch die Überschwemmungen, indem nicht nur fast alle Gäßen, sondern auch viele Häuser unter Wasser gesetzt, und sogar die Landstrasse gesperret wird. Gleich außerhalb der Nagyágyer Brücke fängt schon der Ugocser Komitat an. In diesem von Ungern und Russen bewohnten Orte ist eine Katholische, Griechische, und Kalvinische Pfarre, die Einwohner aber haben guten Feldbau, und sind übrigens Floßleute.

Das Schloß, welches auf einem gleich neben dem Marktflecken stehenden über 80 Klafter hohen Berge liegt, ist vor Zeiten sowohl durch die Natur, als durch die Kunst eines der festesten im ganzen Lande, und bis 1775 stets mit K. K. Truppen besetzt gewesen, in welchem Jahre es, obwohl die in demselben befindlichen grossen Gebäude nicht lang vorher mit vielen Kosten reparirt worden sind, gänzlich verlassen, und nach der Hand auch sogar die Thöre desselben, damit sich keine bösen Leute darinnen aufhalten können, vermauert, folglich dieses ganze ehedem so berühmte Schloß, dem Verfalle Preis gegeben worden. Es gehörte vormals zur Krone, doch bekam es die Königinn Maria, die Gemahlinn Ludewigs des Zweyten zur Morgengabe. — Im Jahre

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1556 bemächtigten sich die Siebenbürger unter ihrem Feldherrn Bathori desselben. 1566. belagerte es Schwendi vergebens; und zehn Jahre hernach versuchte er diese Belagerung abermal, mußte jedoch da die Türken den Belagerten zu Hilfe kamen, sich mit denselben schlagen. Ungeachtet er den Sieg über die Muselmänner erhielt, so konnte er doch auch dießmal das Schloß nicht erobern. 1599 aber bemächtigte sich Basta desselben, und zugleich der ansehnlichen Schätze, welche Bathori in dasselbe geflüchtet hatte. 1605. bezwang es Stephan Botschkay, und erhielt alle die Schätze, die sich in demselben befanden. 1703. kam es in die Gewalt des Franz Rakotzy des Zweyten, und endlich nach den beygelegten innerlichen Unruhen in Kaiserliche Hände, in welchen es nachher stets geblieben ist.

2. Visk, einer der größten und volkreichsten Oerter in der ganzen Gespanschaft, liegt zwo Stunden oberhalb Huszth am südlichen Ufer des Teißflusses, mit einer Katholischen, Griechischen und Kalvinischen Pfarre. Die Einwohner verlegen sich stark auf den Feldbau, besonders erzeugen sie viel Flachs, welcher sehr gut und in Menge geräht, auch seiner Vortreflichkeit wegen starken Absatz findet. Viele von ihnen sind Floßleute. Von den Sachsen, welche sich daselbst des itzt ganz aufgelassenen Bergbaues, von dem man aber noch Spuren sieht, niedergelassen haben, ist bereits oben Erwähnung geschehen. In dem Gebiehte dieses Orts hat man 1782 sehr gute Steinkohlen gefunden.

3. Técsö liegt eine starke Stunde oberhalb Visk an dem nördlichen Ufer der Teiße, ist ein grosser volkreicher Ort, und die Mittelstation zwischen Szigeth und Huszth. Mitten durch denselben fließt der kleine Bach Técsö, von welchem der Ort den Namen hat. Die Einwohner haben grossen Feldbau, und sind außerdem auch Floßleute. Die Hieher gehörigen Laubwaldungen

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sind groß und schön, werden aber wenig benutzet. Anderthalb Stunden von hier in dem Técsöer Gebiete ist 1773 nach mehreren Versuchen der reine Salzstock entdecket, auch eine förmliche Grube errichtet, eine Hauerschaft angesiedelt, und dieser Grubenort Keréthegy genennet worden, worüber das Bustyahazer Salzamt die Oberaufsicht hat. Uibrigens ist in Técsö eine Katholische, Griechische, und Kalvinische Pfarre, und oberhalb dem Orte die Hauptüberfuhre über die Teiße.

Der gemeine Marktflecken heißt

Dolha in der Verchovina an dem Flusse Borsova und den Gränzen des Beregher Komitats, gehört größtentheils der Gräflich Telekischen Familie. Er hat gute Jahrmärkte, die stark besucht werden, und eine Griechische sowohl, als Kalvinische Pfarre.

Die in diesem Bezirke liegenden Dörfer sind folgende:

1. Bedö ein grosser und volkreicher Ort, eine kleine Stunde oberhalb Técsö an dem nördlichen Teißufer. Er hat viele Edelleute, schönen Ackerbau, und ein grosser Theil der Einwohner läßt sich bey den Floßtransporten gebrauchen. Es ist hier auch ein Basiliten Mönchenkloster auf einem nahen Berge.

2. Bustyaháza, ein zur Kronherrschaft Huszth gehöriger Kameralort, eine starke halbe Stunde unterhalb Técsö an der Teiße, und der Ungrischen Landstrasse, Mit einem Königlichen Gruben - und Salztransportamte, bey welchem auch eine Königliche Sägmühle ist. Zwischen diesem Orte und Técsö fließt in zween Aermen getheilt, die Talabor, welche sich hier in die Teiße ergießt. Uiber jedem Arm ist vor einigen Jahren eine prächtige Brücke zur Beqwemlichkeit und Sicherheit der Reisenden geschlagen worden. Zu den hiesigen Transportamt, welches wie gesagt, zugleich die Aufsicht über die Kerekhegyer Salzgrube hat, werden Flöße aus dem königlichen

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[[OrtDubowe]Domboer]] Waldbezirke auf den Taraczk-Flusse, und von einigen Privatleuten auf den Talabor geliefert. Der Ort ist ziemlich groß, und hat auch schönen Feldbau, leidet aber durch die öftern Überschwemmungen der Teiße vielen Schaden. Die Einwohner sind auch Floßleute.

3. Száldobos gehört gleichfalls ganz zur Kronherrschaft Husth, ist ein mittelmäßiger Ort, in einer kleinen Entfernung von der Teiße an der Landstrasse, eine Stunde unter Bustyaháza.

4. Szeklencze liegt an der Landstrasse zwischen Szaldobos und Huszth, von beyden eine kleine Meile entfernet, und nicht weit von der Teiße. Ein mittelmäßiger Ort, der verschiedene Grundherren hat, unter welchen der Königliche Fiskus auch einen Theil besitzet.

5. Urmezö ein ziemlich grosser Ort, in einer überaus angenehmen Lage, an dem größeren Arme des Flusses Talabor. Er hat schönen Ackerbau, und viele Edelleute.

6. Vajnágh an dem kleinen Talabor Arm, ein mittelmäßiger Ort.

7. Talaborfalva ein weitläufiger Ort, hat seine Benennung von dem Flusse Talabor, welcher sich hier in zween Aerme theilt. Vor einigen Jahren ist hier durch angestellte Versuche das Salz zwar entdecket, aber nicht rein befunden, folglich das weitere Nachsuchen unterlassen worden. Dieser und der etwas kleinere Ort

8. Dulfalva sind ganz kameralisch, und gehören zur Kronherrschaft Huszth. Weiter hinauf längst dem Flusse Talabor, und zwar entweder in dem Hauptthale, oder in den Nebenthälern liegen links und rechts die theils größeren, theils kleineren Dörfer

9. Uglya, wo die Basilitenmönche ein Kloster haben.

10. Darva.

11. Kricsfalva

12. Csomanfalva.

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13. Kövesliget. Die Einwohner der vorstehenden sieben Ortschaften haben hinlänglichen Feldbau, und sind außerdem Floßleute.

14. Kolocsava liegt schon höher im Gebirge, an der Talabor. Die Einwohner verlegen sich auf die Viehzucht, und viele von ihnen lassen sich auch bey der [[OrtDubowe]Domboer]] Waldmanipulation gebrauchen; doch müßen sie um dahin zu kommen, über die Alpen gehen. Noch weiter aufwerts, und höher im Gebirge an der Talabor, gegen Galizien zu, liegen die Dörfer

15. Szinéver

16. Toutska und

17. Szinéver-Pojana. Dieser ist der letzte Ort in dem Talabarer Hauptthale. Vor Zeiten hatte derselbe sehr schöne Nadelwaldungen, aus welchen jährlich viele Flöße gebauet worden sind, zu derer leichteren Ablieferung eine grosse Schleuße errichtet worden ist, die aber dermalen gänzlich zu Grunde geht, da die Waldung schon völlig erschöpft ist.

Die übrigen Dörfer dieses Bezirks, wieder vom flachen Lande gegen der Teiße anzufangen, sind folgende:

18. Ujbard nicht weit von Bustyaháza

19. Mihalka,

20. Sandorfalva. Hier ward im Jahre 1743 eine Salzgrube angelegt, und die Aufsicht darüber dem Bustyahazer Amte, welches nur 11/2 Stunde davon entfernet ist, anvertrauet. Weil jedoch diese Grube kaum den zehnten Theil reines, sondern meist mit Erde vermischtes Salz gegeben hat, und weder, daß sich der Salzstock in selber veredeln werde, noch in dortiger Gegend nach angestellten mehreren Versuchen reineres Salz zu finden, einige Hoffnung vorhanden war: so wurde diese Grube, nach dem bereits in Keréghegy zwo Stunden davon, der reinere Salzstock entdecket, und eine Grube

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angelegt worden ist, im Jahre 1780 gänzlich aufgelassen, und vermachet. Der Königliche Fiskus besitzt einen Theil dieses Ortes.

21. Sofalva hat mehrere starke Salzqwellen.

22. Oetvesfalva,

23. Szeléstye,

24. Husztköz. Diese Oerter haben verschiedene Grundherren. Dahingegen

25. Báránya nicht weit von Huszth, wo viele Merkmaale von alten verfallenen Salzgrüben, und vor einigen Jahren mehrere Versuche auf Salz vergebens unternommen worden sind; und

26. Iza an dem Flusse Nagyágy ganz zur Kronherrschaft, auch von

27. Gernis ein Theil dem Königlichen Fiskus gehörig ist.

28. Kesselmezö

29. Herincse,

30. Lipcse

31. Dylnicze

32. Berrezna, und

33. Lipcse-Pojana sind theils größere, theils kleinere Dörfer, die außer dem letzteren, und Herenicse, alle längst der Nagyágy rechts und links liegen, und verschiedene Grundherren haben.

Nachstehende Dörfer aber liegen schon alle in der Verchovina:

34. Zadnya

35. Brunika

36. Kusnicza,

37. Kerecske, und

38. Bereznik, alle an dem Flusse Borsova, und längst den Gränzen des Beregher Komitats. Tiefer im Lande rechts ist

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39. Ravazmezö; noch weiter rechts an dem Nagyágy Flusse:

40. Viskomezö, und

41. Oekörmezö,

Endlich theils unmittelbar an der Nagyágy, theils auf beyden Seiten mehr oder weniger von diesem Flusse entfernt, befinden sich in verschiedenen Thälern noch folgende zu diesem Bezirke gehörige, meist sehr kleine Ortschaften :

42. Luszáczky,
43. Botsátka,
44. Solyma,
45. Ripinie,
46. Nagy-Holatin,
47. Ritska,
48. Kelecsin,
49. Pisztva,
50. Láposnya,
51. O-Holatin,
52. Marotsa,
53. Izka,
54. Pozsán,
55. Filipécz,
56. Balovecz,
57. Rigitta,
58. Toronya,
59. Zavecz,
60. Prizlop,
61. Uj-Holatin,
62. Raztoka,
63. Lachovicz,

64. Hideg-Patak. Dieser ist der größte Ort in der Verchovina. Er liegt unmittelbar an den Gränzen von Galizien in dem höchsten Winkel der Gespanschaft gegen Norden, und in einem engen Thale an der Nagyágy, die nicht weit von hier entspringet. Und da die Häuser sehr zerstreut, und weit auseinander liegen, so erstreckt sich derselbe auf ein par Stunden, und ist übrigens ein Hauptpaß gegen Galizien, weßwegen auch daselbst eine Dreyßigsifilialstation sich befindet; doch ist der hereinlaufende Weg für keine Wägen practikabel, daher das Kommercium durch diesen Paß größtentheils mit Saumpferden getrieben wird.
Topic revision: r42 - 01 Dec 2011, KatalinBlasko
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