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ZUM GESAMTINHALT

Ungrisches Magazin, Band 3, Heft 4, Text 23 (S. 393-432)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Preßburg, Löwe, 1783
Autor: Johann Seivert
Zuordnung: Geschichte, Genealogie

Die Grafen der Sächsischen Nation 1

Die Grafen der Sächsischen Nation 2

Die Grafen der Sächsischen Nation 3



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23. Die Grafen der Sächsischen Nation, und Hermanstädtischen Königsrichter im Großfürstenthume Siebenbürgen.

Fortgesetzt von der 129sten Seite des III. Bandes.
Michael Agnethler.

Nach seinem eigentlichen Geschlechtsnamen Lang. Unsern Vätern war es sehr gewöhnlich Jemanden nach seinem Geburtsorte zu benennen; und so hat denn auch dieses Geschlecht von dem Marktflecken Agnethlen (Sz. Agatha) den Namen erhalten. Die ältere Sächsische Geschichte zeiget uns verschiedene verdiente Männer dieses Namens: Johann Agatha, war Graf der Nation und Königsrichter 1376; Stephan Agatha, Stuhlrichter 1468; Johann Agnethler, Bürgermeister 1493, und vielleicht eben dieser 1510. Ob aber diese Ahnen unsers Agnethlers, oder Langs gewesen, kann ich nicht bestimmen. Im Jahre 1630, erhielt er das Stadthanenamt; 1634, die Stuhlrichterwürde, und nach glücklich vollendeter Gesandtschaft an die Pforte,

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1636 den 21. August das Konsulat, abermals 1638 und 39. Nach Seraphins Tode ward er dessen Nachfolger im Amte, darinnen er den 13ten Oktober die fürstliche Bestätigung erhielt. Eine unglückliche Würde für ihn, und für Hermanstadt!

Seine Rachbegierde gegen Kollman Gotzmeister, einen Rathsherrn von grossem Ansehen, streute den Saamen zu den traurigen Unruhen, die 1645 und 46, in Hermanstadt tobten, und endlich tragisch wurden. Die Geschichte ist kürzlich diese: Beym Antritte seiner Würde entlehnte Agnethler von dem Gotzmeister sechstausend Gulden, und dessen väterlichen Luchspeltz, um sich nach demselben einen verfertigen zu lassen. Gotzmeisier that es willig und ohne Argwohn. Allein gar bald darauf sah er den Königsrichter mit seinem väterlichen Peltze in die Kirche gehen. Dieses erbitterte ihn so sehr, daß er kaum zurück gehalten werden konnte, Agnethlern auf der Stelle, und öffentlich zu beschämen. Doch nach geendigtem Gottesdienste ließ er sogleich sein Geld und seinen Peltz von ihm fordern. Allein Agnethler antwortete: "Einen so verhurten Schelm, wie Kollmann sey, wäre er nichts schuldig, wolle ihm auch die Schaube nicht geben, weil sie ihm nicht gebühre." — Eine seltsame Antwort! die uns aber Gotzmeisters geheime Geschichte aufhellet. Ehe dieser nach Deutschland und Italien auf Reisen gieng, wählte sich sein Herz, nicht ohne Vorwissen seiner Eltern, die schöne Tochter des Konsuls, Paul Ludovici, zu seiner künftigen Braut, und Katharine gelobte ihm auch eine standhafte Zärtlichkeit an. Unter seiner Abwesenheit stirbt aber der Stadthan, Christoph Ungleich, dessen einzige Tochter grosse Reichthümer erbte. Der Königsrichter Gotzmeister wird ihr Vormund, und nimmt sie in sein Haus, in der nützlichen Absicht, sie künftig mit seinem Sohne Kollman zu vermählen. Indessen erwartete die zärtliche

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Katharine die Zurückkunft ihres Geliebten mit Penelopischer Treue, und schlug verschiedene vortheilhafte Heurrahten aus. Lukas Stein, ein reicher Kaufmann von Klausenburg, hatte kein besseres Schicksal gehabt; allein Gotzmeisters Mutter ließ der Bürgermeisterinn vermelden: Um ihren Sohn sollte sie das Glück ihrer Tochter nicht verscherzen; denn nie würde sie es zulassen, daß ihr Sohn nach seiner Zurückkunft, eine andere, als die Ungleich heurahte. Katharine sah sich also genötigt, das gegenwärtige Glück einem Ungewissen zukünftigen vorzuziehen. Sie gab Steinen 1630 den 18tenJul. ihre Hand, aber nicht ihr Herz.

Bald hierauf kam der junge Gotzmeisier von seinen Reisen nach Hause. Von seinen Eltern gedrungen, heurahtete er die Katharine Ungleich. Gleichgiltig gegen alle ihre Glücksgüter, war er noch gleichgiltiger gegen sie. Die vermählte Steininn besaß sein ganzes Herz, und er versäumte auch keine Gelegenheit, ihre Gesellschaft zu genießen. Seine Gemahlin bediente sich hiebey des Vergeltungsrechts, und so ward beyder Leben bald ein öffentliches Ärgerniß. So lang der alte Gotzmeister lebte, hielt seine Würde und Macht den Vorhang über diese Scene zugezogen. Der Königsrichter Seraphin starb zu bald, oder wollte sich nicht in eine Sache von weit aussehenden Verdrieslichkeiten mischen. Denn der junge Gotzmeisier war ein Mann zu allen Unternehmungen aufgelegt. Herzhaft, gelehrt, reich, mächtig an Freunden in der Stadt, und bey Hofe, und ein Liebling der Bürgerschaft, deren Hochachtung und Liebe, sein gefälliges Wesen, und reiche Milde sich vollkommen erworben hat. Agnethler glaubte auch Gotzmeister würde gern 6000 Gulden und seines Vaters Schaube aufopfern, daß nur sein ungesetzlicher Umgang mit der Steininn bedeckt bliebe. Allein, dieserwegen ohne Furcht und Sorgen, beklagte sich Gotzmeister, öffentlich über

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dessen Unrecht und Beschimpfungen. Die Sache wurde gerichtlich untersucht. Gotzmeister fand überall partheyische Richter, und zuletzt, da er die bestimmte Monatsfrist seiner Rechtfertigung vernachläßigte, setzten ihn die fürstlichen Kommissarien auf das Rahthaus gefangen, die Hälfte seines Vermögens wurde eingezogen, und das dritte Theil seiner Gemahlinn zugetheilt. In dieser Gefangenschaft blieb Gotzmeister zwey Jahre, zum äußersten Verdrusse der Bürgerschaft. Unterdessen war die Lebensart seiner Gemahlinn bis zur Niederträchtigkeit ausschweifend. Sie ward zweymal Mutter, tödtete die Kinder, und vergrub sie in den Keller. Doch blieben diese Geheimnisse der Bosheit so verborgen nicht, daß sich nicht ein stinkender Geruch davon ausgebreitet hätte. Petrus Richelius, Stadtpfarrer, ließ die verdächtige Gotzmeisterinn besichtigen, und man fand untrügliche Beweise, daß sie Mutter geworden. Allein ihre Geschenke und Freunde waren von solcher Wirksamkeit, daß sie nicht nur öffentlich als eine unschuldige und keusche Susanna gepriesen; sondern auch den 14ten Aug. 1644 mit der Freyheit wieder zu heurahten, von Gotzmeistern getrennt wurde. Alles mehr Oehl als Wasser, für den Verdacht der mißvergnügten Bürger! Ehe aber noch das glimmende Feuer in volle Flammen ausschlug, starb Agnethler den 18ten May 1645, im 59sten Jahre seines Alters: Auf seinem Denkmaale in der Kirche liest man:

Justitia cura illustrisque hunc gratia firmat,
semperque ultorem senserunt crimina sanctum.
M. A. I. R. C.
ob. 1645. d. 18- Mai Aetat. 59.

Sein männliches Geschlecht ist in dem öffentlichen Lehrer der Beredsamkeit und Alterthümer zu Helmstädt, Michael Gottlieb Agnethler 1752, den 15ten Jänner ausgestorben.

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Valentin Franck.

Frank ward 1592, zu Regen, einem Sächsischen Marktflecken gebohren, woselbst sein Vater gleiches Namens, Bürgermeister war. Anfangs weyhete er sich dem geistlichen Stande, und studirte zu Hermanstadt, Znaym in Mähren, Wien und Straßburg. Hier vertheidigte er auch 1621, eine öffentliche Streitschrift: de Calvinismo fugiendo, und kehrte 1624, in sein Vaterland zurück. Das folgende Jahr erhielt er das Rektorat bey dem Hermanstädtischen Gymnasium, wurde aber 1626 zum Provinzialnotarius berufen, welchen Dienst er bis 1629 mit Ruhm verwaltete. In den Jahren 1632, und 33, war er Stadthan. 1639, den 30ten Dec. folgte er Agnethlern im Konsulate, und den 18ten Brachmonat, 1645, in der Königsrichterwürde, worinn ihn Fürst Georg Rákotzi, den 26ten Heumond bestätigte.

Seine Gemahlinn war eine Mutterschwester der berüchtigten Steininn; deswegen wollte es Frank in der Gotzmeisterischen Sache mit keiner Partey verderben. Dieses aber machte die unruhigen Bürger nur desto muhtiger. — Zu ihrem Unglücke wollte sich Gotzmeisters getrennte Gemahlinn mit einem Patricier, Johann Frank vermählen. Am Vorbereitungstage aber, drangen die Bürger in ihr Haus, durchsuchten alles, und entdeckten im Keller die zwey grausam ermordeten Kinder. Mit diesen schrecklichen Siegeszeichen ihrer gerechten Sache, erschienen sie nun öffentlich, schalten die Braut eine Kindermörderinn, erklärten den gefangenen Gotzmeister für unschuldig, klagten den Raht der offenbarsten Ungerechtigkeit an, und führten die Ungleich den 24. August in das Rahthaus.

Nun wurde alles Feuer und Flamme unter den Bürgern. Sie hielten häufige Versammlungen auf dem

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Suldesch, deren Absichten nichts, als Gotzmeisters Rettung und Rache an seinen Feinden waren. Johann Gotzmeister war die Haupttriebfeder in dieser Maschine. Der Raht, bekümmert wegen der zu befürchtenden Folgen für Hermanstadt, versuchte alles, die erbitterten Gemühter zu besänftigen. Frank ließ die Bürger auf das Rahthaus versammeln, und hielt eine rührende Anrede, die er mit den Worten beschloß: "Gebt euch zufrieden, "lieben Brüder! es ist in fünfzehn Jahren keine Gerechtigkeit bey uns gewesen, aber wir wollen euch Allen Recht schaffen!" Da rief ihm aber ein Bürger laut zu: Du Hundsf — du bist ja auch diese Zeit über im Rahte gesessen; warum hast du uns denn nicht Recht verschaffet? — Eine kühne, doch solche Antwort, die unserm Sächsischen Menenius die Sprache ganz benahm. Hierauf ergriffen die Bürger Gotzmeisters gewesene Gemahlinn, näheten sie in einen Sack, und ersäuften sie vor dem Bürgerthore im Zibin. Diese tragische Rolle geschah den ersten Sept. worauf ihr Leichnam vor die dasige Bastey in Gegenwart ihrer Söhne, Christoph und Kollman, begraben wurde. Auch dieses Opfer besänftigte die Mißvergnügten nicht. Sie drangen auf die Absetzung des Bürgermeisters, Johann Reußner, den sie beschuldigten, daß er ein Hurendeckel sey, hab falsche Briefe an den Fürsten geschrieben, dem jungen Fürsten in das Gesicht gesagt: er wäre kein Freund von den Ungern, wie auch: er wäre sehr schwach, und würde bald sterben! Also sollte er seine Würde niederlegen, daß auch ein anderer bey und von ihm lernen könnte. Reußner leugnete alle diese Beschuldigungen, forderte Beweise, und erklärte sich: Er hätte seiner Nation nichts erworben, er wollte ihr auch nichts vergeben. — Gleiche Verbitterung bezeigten sie gegen den Stadtpfarrer, Richelius, überreichten dem Kapitel, den 18ten Sept. fünfzehen Klagpunkte wider ihn, mit dem Beysatze:

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Was wohl ein solcher Seelensorger verdiene? Richelius verantwortete sich, aber mit so wenig glücklichem Erfolge, daß sie nur desto heftiger auf seine Absetzung drangen. Die Sächsische Geistlichkeit nahm sich ihres Mitbruders an; Zabinus, Generaldechant, nebst einigen andern, nahmen ihre Zuflucht nach Weißenburg, woselbst sie den 24ten Oktober von dem Fürsten Georg Rákotzi, sehr gnädig aufgenommen wurden. Dieser sandte auch den Johann Kemendi nach Hermanstadt, der den 17ten Nov. ankam, und sich mit der Untersuchung beschäftigte: Wer die Urheber dieser Unruhen wären? und welche noch daran Antheil nähmen?

Diese vieldrohende Untersuchung stellte die öffentliche Ruhe so wenig her, daß der Geist des Aufruhrs nur desto heftiger tobte. Besonders geschah dieses den 26ten Dec. da die neue Bürgermeisterwahl bevorstund. Mit wildem Ungestümme drangen sie zu der Hundertmannschaft auf den grossen Friedhof, forderten die Absetzung des Bürgermeisters, und daß er nicht auf das neue erwählt werden sollte. Weislich aber sonderte sich die Hundertmannschaft von ihnen ab. Darauf ein solcher Zwiespalt unter ihnen entstund, daß die Bürger ihnen auf öffentlicher Strasse nachschrieen, und sie Mamelucken schalten. — Hätte sich der Raht itzt, wie sonst gebräuchlich, auf dem Rahthause versammelt, so wären sie gewiß blutige Schlachtopfer der bürgerlichen Wuht geworden. Denn dieses war schon beschlossen. Allein, ein mitverschworner Kürschner, Paul Klockner, hatte noch so viel Gefühl von Pflicht und Menschenliebe, daß er den Stadthan, Lorenz Rosenauer warnete, den folgenden Tag auf das Rahthaus zu kommen. Dieser theilte sogleich die drohende Gefahr den übrigen Rahtsverwandten mit, und so wurde dieses Geheimniß der Bosheit vereitelt.

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Weil Reußner nichtsdestoweniger das Konsulat abermals erhalten hatte; so rissen sie den 6. Januar 1646 die Tannen von seinem Hause weg, und zerbrachen sie, stürmten darauf die Häuser der Rahtsherren, welche kaum geheime Gewölber und eiserne Thüren schützen konnten; Richelius mußte die Pfarrerswohnung räumen, und fand kaum in seinem eigenen Hause Sicherheit; ihr angebehteter Gotzmeister aber, wurde mit Gewalt aus dem Rahthause in Freyheit gesetzt. Ja, ihr Unsinn wurde so ausschweifend, daß sie sich neue Obrigkeiten erwählten:

Georg Handschuhmacher, ein einfältiger Greis, wurde Königsrichter.

Lazarus Seraphin, ein Kannengießer, Bürgermeister, und

Valentin Seraphin, Notarius.

Allein ihre Herrschaft war von kurzer Dauer. Denn auf Fürstlichen Befehl ward Valentin Seraphin den 13ten Januar, und den 18ten Kolman Gotzmeister in Verhaft genommen. Verrähterische Scenen, wie sich das Trauerspiel entwickeln werde! Nun erfolgte dieses. Den 29ten Januar berief ein fürstlicher Befehl die ganze Bürgerschaft auf den künftigen Landtag nach Medwisch. Den 24ten Hornung wurde der ganze Raht wieder in seine Würde eingesetzt, und die Bürger mußten den Stadtpfarrer Richelius um Vergebung bitten, welcher darauf den 22ten Februar unter Begleitung des Rahts und der Hundertmannschaft, wie auch des Hermanstädtischen Kapitels, feyerlich wieder in das Pfarrhaus eingeführet ward. Den 4ten März, wurde genau untersucht, ob der Raht und die Hundertmannschaft an diesen Unruhen Theil genommen habe.

Nun endlich erkannten die Bürger, aber zu spät, ihren Unsinn. Sie sollten alle nach Medwisch. Diesem Befehle nicht zu gehorchen, war ein Verbrechen der Un-

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treue; die Stadt von allen Bürgern zu entblößen, eine Sache von äußerster Gefahr. Doch mußte eins gewählet werden. Sie begaben sich also ganz traurig und muhtlos nach dem bestimmten Orte, wo Johann Kemény, Georg Ehrmann, Königsrichter zu Mühlenbach, nebst zween andern vom Adel, die bevollmächtigten Richter waren, ihre Sache zu untersuchen, zu entscheiden , und die Schuldigen zu bestrafen. Dieses geschah den 11ten April. Da denn alle Bürger, ausgenommen diejenigen, die sich als treue und redlich gesinnte bey dem Bürgermeister gemeldet hatten, zu Strafen verurtheilt wurden. Einige zu 10, 20, 30, 40, 80 Gulden, andere zum Verlust ihrer Güter, eilfe aber zugleich zum Verlust ihrer Köpfe. Unter diesen befanden sich auch: Kollman Gotzmeister, Georg Handschuhmacher, Lazarus und Valentin Seraphin. Der erstere blieb lange Zeit zu Fogarasch im Verhafte, und auf ewig von Hermanstadt ausgeschlossen. Ja was das Empfindlichste für die Bürger war, so mußten sie dem Fürsten das Heltauerthor und die Bastey überlassen, wie auch die Ortschaften Kerz, Orlat, Schézell und Schinna. Den 19ten April wurden die Bürger von Medwisch entlassen, denen sogleich Fürstliche Kommissarien nachfolgten, das gefällte Urtheil zu vollziehen. Also fanden die Hermanstädter die Gerechtigkeit, die sie gesucht hatten.*

Nach diesen Unruhen lebte Frank noch bis 1648, da er den 9ten May, zu Leschkirch seine Tage vollendete; sein Leichnam aber nach Hermanstadt abgeführet wurde. Mit seiner Gemahlinn Agnethe, einer Tochter des Großauer Pfarrers, Daniel Klein, die er 1624 den 28ten Oktober heurahtete, zeugte er fünf Kinder. Von

* Ich folge hierin Andr. Oltards Nachrichten in seinen Kalendern von diesen Jahren. Man sehe auch Hermans Annal. Polit. Mscr. und des Gunesch Supp. Rer. Transilv. Jo. Bethlenii.

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seinen drey Söhnen Georg, Daniel und Valentin, erreichte aber nur der letztere das Glück seines Vaters. Der Marmor seines Grabes zeiget sein Bildniß mit folgender Aufschrift:

Haec loca, qui transis, persiste parumper amice!
Valentini hic Frank, ossa sepulta jacent.
Quis fuerit, queris? pietas, res, virtus & aequum
Dicet, & in sera prosteritate canet.
Consul erat patriae bis binos urbis & unum
Annos, post Comitis claret honore tribus.

Das Ehrendenkmaal aber des Frankensteinischen Geschlechts diese:

Viderat hanc mundi fabricam par duce parentum
atque duo fratres, haec ut & illa soror.
Bina thori conjux, gnatus gnataeque duobus
Sideribus natae portio magna mei.
Jam contemplantur coelestia regna Jahovae,
Mirantur Numen, laetaque verba canunt.
Nunc immunde mihi tua phasmata munde! celebra,
Haec nobis prae te coelica tecta placent.
Memoriae carissimi Parentis, Dni. Valentini Frank
Seni, Saxon. Com. Civ, Cib. Jud. Regii. (ob. 1648.) Matris Cassae D. Agn. Kleinin. (ob. 1658.) Duorum Fratrum Georgii, (ob. 1685) & Danielis (ob. 1629.) Sororis Mariae, (ob. 1645.) Conj. Margar. GIokner (ob. 1692,) Filioli Valen. (ob.1684) et Filiae Agnet. (ob.1684) ut et secund Conj. Ann. Mar. Rosin (ob. 1696) usque ad advent. Christi Salvat. hic quiescent. nec non Sor. Agne (ob. 1658) et Filia Mariae (ob.1674.) aliorum depositorum, ex obligatione prosuit et scripsit Valent. Frank, alter Exc. 'Gruber. Reg. Trans. Consil. lnt. Sax. Com. Civ. Lib. Jud. Seg. 1694.

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Johann Lutsch.

Lutsch stammte aus einem verdienten Geschlecht ab. Sein Großvater, der 1578, den 4ten May starb, war vier Jahre Stadthan, und von 1568 drey Jahre Stuhlrichter. Dieser hinterließ vier Söhne: Johann, Gallus, Georg, und Michael, die seine Ehre wurden. Gallus Lutsch starb als Bürgermeister 1615, und Michael, 1632. Johann* war der Vater unsers Lutsch, der 1607, den 28. April gebohren, und sorgfältig zum Dienste des Vaterlandes auferzogen ward. In den Jahren 1643 und 44, bekleidete er das Stadthanenamt, nachgehends das Konsulat, nicht aber 1645, wie einige berichten; denn damals war Johann Reußner, der jüngere, Bürgermeister, der als solcher auch die wichtige Verpflichtung der Hermanstädter, den 23ten März 1646 zu Weißenburg von sich gab. Da sich aber Reußer 1648, Prokonsul nennet, so erhellet daraus, daß Lutsch in diesem, oder dem vorhergehenden Jahre, das Konsulat erhalten habe. Nach Frankens Tode verwaltete er zugleich die Königsrichterswürde bis 1650, da er denn durch allerhöchste Bestätigung wirklicher Königsrichter und Graf der Nation ward. Als Reußner 1654 den 13ten Apr. im Konsulate starb, übernahm er es den 27ten Apr. abermal bis in das folgende Jahr.

1658. war eines der schrecklichsten Jahre für Siebenbürgen. Die erbitterten Türken wider den Fürsten Rákoczi den Zweyten, drangen über hunderttausend Mann stark, durch Burzelland in Siebenbürgen, und verwüsteten ohne Widerstand alles mit Feuer und Schwert. Den zoten August kamen sie nach Hermanstadt, und

* Nach dem Soterius in Tansilv. Celebr. ist er auch Bürgermeister gewesen, ich aber finde nirgends Beweise davon.

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erfüllten auch hier alles mit Furcht und panischem Schrecken. Doch glückte es noch den Hermanstädtern, wenigstens sich, durch 25000 Thaler zu retten. Worauf dieses Heuschreckenheer den 4ten Sept. nach Weißenburg abzog; wobey Großaue das traurigste Schicksal erdulden mußte. Johann Oltard, Pfarrer daselbst, hatte einen Walachischen Edelmann durch 60 Thaler bewogen, die Burg in seinen Schutz zu nehmen. Er that es, und wies die vorbeyziehenden Tatarn, durch die Versicherung ab, als hätten die Walachischen Völker die Burg in Besitz genommen. Sie glauben es, und reisen fort; da aber der Walachische Hauptmann ihnen nun Nachfolgen will, wird er von einem berauschten Kerl, der dicke Hopprich genannt, undankbar genug erschossen. Die Tatarn hören den Schuß, kehren um, und finden den edelmühtigen Walachen in seinem Blute liegen. Dieses setzte sie in die äußerste Wuht; sie erstiegen die Burg, und da sie den festen Thurm, darein die Bauern geflüchtet waren, nicht aufbrechen konnten, so umgaben sie ihn mit grossen Haufen von Holz und Stroh, die sie darauf anzündeten. Also müßten alle im Thurm durch Rauch und Flammen elendiglich umkommen, ausgenommen Hopperich, der Urheber dieses Unglücks. Dieser sprang aus dem Fenster des Thurms herab, und wurde von den Tatarn mit einer Decke glücklich aufgefangen.

Bald hierauf schickten die Landesstände den Georg Bánfi, Franz Daniel, Udvarhelyschen Königsrichter, und unsern Lutsch an den Großvizier ab, der das Schloß Jenö mit einer Belagerung bedrohete. Bánfi schlug diese Gesandtschaft aus, und da Achatius Bartschai an seiner Stelle hinreiste, erhielt er vom Großviziere das Fürstenthum, dessen Georg Rákotzi der Zweyte, verlustig erklärt worden. Bald hierauf reisete Lutsch als Abgesandter nach Konstantinopel, hatte aber nicht mehr das Glück

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sein geliebtes Vaterland wieder zu sehen. Unterdessen hatte die neue Staatsveränderung unvermuhtete Folgen für Hermanstadt.

Die Bürgerschaft ließ sich unter dem Bürgermeister Andreas Melzer, oder Werder, überreden, den bedrängten Bartschai in die Sicherheit ihrer Mauern aufzunehmen. Dieses geschah den 18ten Christmond 1659, da Bartschai mit 2000 Mann, darunter 1000 Janitscharen und 500 Spahi waren, einzog. Der Rákotzische Kanzler, Michael Mikesch, eilte zwar mit eilf Fahnen Reiterey solches zu verhindern, kam aber zu spät. Rákotzi suchte also mit Gewalt sich der Stadt und seines Gegenfürsten zu bemächtigen. Allein, seine Hoffnung betrog ihn, und seine Versuche waren vergebens. Den 23ten Dec. rückte er mit 5000 Mann vor die Stadt, worauf fast täglich, meistentheils für ihn unglückliche Scharmützel erfolgten. Den 7ten Jan 1660, fieng man an dieselbige mit Kanonen zu beschießen, aber mit grosser Schläfrigkeit und geringen Wirkungen; obgleich auch Feuerkugeln hinein geworfen wurden. Da nun die schrecklichsten Drohungen noch weniger auf die Gemühter der entschlossenen Bürger wirkten, und sich im Frühlinge das Gerücht von einer anrückenden Türkischen Armee ausbreitete: sah sich Rákotzi genöhtigt, die Belagerung den 14ten März plötzlich aufzuheben, und bey Nacht mehr davon zu flüchten, als abzuziehen.* Bey diesem kriegerischen Auftritte verloren die Bürger wenig mehr, als ihre schöne Gärten, die sie selbst aus Fürsicht verdarben, so, wie sie auch die Seuchenkirche vor dem Elisabetthore den 28ten Dec. Von Grund aus zerstörten. Es erfolgte aber darauf eine Pest, die Hermanstadt fast zur Einöde machte. Man glaubt, die außerordentliche Kälte des Winters, der Mangel an guten Lebensmit-

* Ein Tagebuch von dieser Belagerung, werde ich in den Bürgermeistern bekannt machen.

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teln, und die Sorglosigkeit die todten Körper zu begraben, sey nicht wenig Ursache an diesem allgemeinen Verberben gewesen. Die Köpfe der Feinde und das häufig aus Mangel hingefallene Vieh, wurden nur über die Stadtmauern geworfen, deren Fäulniß denn einen unerträglichen Gestank verbreitete.

Das Andenken dieser Belagerung erhalten noch verschiedene goldne und silberne Münzen des Fürsten Bartschai, die 1660, zu Hermanstadt geprägt worden. Alle führen auf der Kehrseite die Umschrift: SVB RAKOCIANA OPPRESSIONE REGNI TRANSILVANIAE ET OBSIDIONE CIBINIENSI: Und in der Mitte: DEVS PROVIDEBIT.

Indessen mußte Lutsch zu Konstantinopel verbleiben, wo seine Aussichten wegen der neuen Keményischen Unruhen, und den vom Bartschai der Pforte versprochenen 500.000 Thalern ziemlich traurig wurden. Allein die göttliche Vorsehung entriß ihn durch einen sanften Tod allen zu befürchtenden Gefahren. Er starb nach einem dreijährigen Aufenthalte den 17ten Nov. 1661, im fünf und fünfzigsten Jahre seines Alters, und hatte das besondre Glück, öffentlich nach den Gebräuchen seines Vaterlandes begraben zu werden.

Weil Lutsch in der Fremde sein Grab fand, wird seine Gedächtnißfahne in der Sakristey der Kathedralkirche aufbewahrt. Auf einer Seite führt sie den Wahlspruch des Lutschischen Geschlechts: Dulce et decorum pro patrla mori; auf der andern Seite, das Familienwappen, einen geharnischten Mann, mit einem Kommandostabe in der linken, und einem Zettel, worauf JUSTITIA stehet, in der rechten Hand, nebst folgender Aufschrift:

HOC VEXILLO GROSO, NOBILI, AMPLISSIMO, P. AC C. V. D. JOANNI LVTSCH, COM. SAX. AC REG. IVD. CIB. CONST. VT VITA IBD. SIC

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TRIENNALI LEGAT. MVNER. DEFVNC. MEMOR. SISTVNT HAER ET AMICI, QVO OB. AO. 1661. D. 17 NOVE. AE. S. 55. (Hoc vexillo Generoso, Nobili, Amplissmimo, Prudenti, ac Cercumspecto, Viro, Domino Joanni Lutsch, Comiti Saxonum ac Regio Judici Cibiniensi, Constantinopolio ut vita ibidem, sic trienalli Legati munere defuncto, memoriam sistung Haeredes et Amici,quo obiit Anno 1661, die 17. Novembris Aetatis suae 55.)

Im Ehestande war Lutsch nicht sonderlich glucklich. 1629, den 21ten Febr. heurahtete er Emerentien, David Weyrauchs, Königsrichters zu Reps Tochter, die aber nach wenigen Jahren starb. Hierauf nahm er die Tochter des Kronstädter Richters, Anna Draut, 1633, den 22. April zur Ehe, doch verlohr er sie den 20ten März des folgenden Jahres wieder. Seine dritte Gemahlin ist mir unbekannt; von ihr hinterließ er einen Sohn, Johann, der sehr jung 1676 die verwittwete Bürgermeisterinn, Anna Maria Simonius heurahtete, und als Rathsherr gestorben ist.

Michael Artz.

Vice-Königsrichter unter Lutschens Abwesenheit zu Konstantinopel. Wenigstens nennet er sich den 4ten May 1659 Substitutum Regium Judicem. Artz war Rahtsherr, und wurde 1662 Stadthan.

Andreas Fleischer.

Dieser durch besondere Schicksale berühmte Mann, war ein Sohn des Hermanstädtischen Stadthauptmanns, Valentin Fleischer. Nach dessen Tode heurahtete seine Mutter, Sara Hundertbüchlerinn, den nachmaligen Bürgermeister Tobias Sift, wodurch sein Glück nicht

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wenig befördert wurde. Ohne andere höhere Würden bekleidet zu haben, hatte er die Ehre 1662, Graf der Nation und Königsrichter zu werden. Das folgende Jahr erklärte ihn Fürst Apafi zum geheimen Staatsrahte, und während seinem Feldzuge in Ungern, zu seinem Statthalter unter der Sächsischen Völkerschaft. Dieses sein grosses Ansehen bey Hofe erweckte ihm vielen Neid und heimliche Feindschaft, über die er doch glücklich triumpfirte. Unter dem Vorwande öffentlicher Geschäfte ward er den 16ten Oktober 1668, nach Weissenburg an den Hof berufen. Kaum aber langte er daselbst an, so umringten ihn Soldaten, entfernten seine Bedienten, setzten ihn auf einen Bauernwagen, und führten ihn auf das Devaer Schloß. Ehe noch das Gerücht von diesem geheimnißvollen Auftritte Hermanstadt erreichte, war Andreas Keyl, ein alter Hofbedienter und Arzt, mit einigen von der fürstlichen Kammer schon da, und versiegelten alle Zimmer im Fleischerischen Hause. Allein seine heimlichen Ankläger, der benannte Keyl, Georg Rhod, Schulrektor zu Schäßburg, Lorenz Tepelt von Medewisch, und andere mehr, konnten ihre Beschuldigungen nicht erweisen. So erhielt Fleischer den 19ten Nov. seine Ehre und Freyheit wieder, und seine Feinde stürzten in die ihm zubereitete Grube. Auf fürstlichen Befehl kam der Kanzler, Johann Bethlen, nebst andern fürstlichen Rähten, den 6ten Aug. 1670, nach Hermanstadt: Rhod wurde seiner Pfarre Kleinschelk* entsetzt, und seines Lebens und Vermö-

* Gunesch und Soterius, die uns diese Begebenheit erzählen, behaupten: Rhodius sey ein Arzt gewesen, und habe unter Fleischers Gefangenschaft, die Kleinschelker Pfarre zur Erkenntlichkeit erhalten. Sollte aber die Kleinschelker Kirchenmatrikel nicht mehreren Glauben verdienen? Nach dieser ist Rhodius vom Rektorate zu Schäßburg 1669 zu dieser

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gens verlustig erklärt. Doch erhielt er auf Fürbitte sein Leben, und von seinen Gütern nahm der großmühtige Fleischer nichts als dessen Haus in der Heltauergasse. Auch dieses schenkte er der Stadt, die es einem Rohtgießer, Martin Tartler, um eine Kanone für 1200 Gulden verkaufte. Ein gewisser Rahtsherr, den ich nicht nennen will, verfiel in gleiche Strafe, rettete sich aber durch 200 Gulden, und dem Gelübde künftiger Treue. Doktor Keyl wich diesem Ungewitter durch die Flucht nach Sachsen aus, doch geschah es nicht ohne geheime Fürstliche Empfehlungsschreiben an den Kurfürsten. Teppelt aber war schon den 23ten April zu Kronstadt, nicht ohne Verdacht einer eigenhändigen Vergiftung gestorben.*

Nicht glücklicher waren die Versuche seiner Feinde im Jahre 1671. Siegmund Boyer, klagte den Kanzler Johann Bethlen, Dionysius Banfi und Fleischern des Hochverrahts an, konnte aber nachgehends seine Anklage mit keinem Beweise unterstützen. Deswegen wurde er den 25ten November auf dem Landtage zu Weißenburg zum Verluste seines Kopfs und aller Güter verdammt. Auf hohe Fürbitte erhielt er zwar Gnade, mußte sich aber öffentlich vor den Landesständen, auf den Knieen

Pfarre berufen, und den 11.December zu Birthalmen ordiniret worden.

* Nach des Johann Zabanius Berichte, davon ich bey dem Königsrichter Frankenstein etwas Mehreres sagen werde, war die Ursache des Fleischerischen Verhafts, weil er sich geweigert hatte, die Fürstlichen Pferde auf Unkosten der Nation, den Winter über mit Stall und Futter frey zu halten. — Allein, in diesem Falle, wären wohl heimliche Anklagen nöhtig gewesen? und wie hätten seine Ankläger als Verläumder bestraft werden können?

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für einen Lügner erklären, und die Beleidigten um Vergebung bitten. Nichtsdestoweniger hatte Fleischer viele Feinde bis an seinen Tod, der den 5ten Febr. 1676, nachmittag zwischen 1und 2 Uhr erfolgte. Er lebte 56 Jahre, zween Monden und 5 Tage, und hinterließ in seinem letzten Willen jedem Mitgliede der Hundertmannschaft einen Thaler. Wie er denn auch 1672, tausend Gulden zur Erbauung der grossen Orgel in der Kathedralkirche verehrte. Diese ädle Handlung verewigt die Aufschrift: spectabilis generosus Dominus ANDREAS FLEISCHER celsissimi principis Transilvaniae consilarius intimus, saxonum comes et civitatis cibiniensis iudex regius contulit ad hoc opus florenorum mille. Den 18. April, nach seinem Tode fand man eine Grabschrift auf ihn, von zween Bögen, auf dem Marktplatze angeheftet. Sie ist die giftigste Satyre von der Welt; und könnte man ihr glauben, so wäre Fleischer nach allen zehen Geboten der ärgste Bösewicht gewesen. Allein Fleischers Verdienste sind viel zu hell, als daß sie dieser stinkende Rauch verdunkeln könnte. Und was muß man von dem Herzen eines Mannes denken, der bey Fleischers Tode seinem Freunde schreibet:

Mortuus est Praetor, quod toto pectore laetor,
Nam fuit, ut nostis, meus insenissimus hostis.
Ergo, requiescat in pice!

Er hinterließ von seiner Gemahlin, Anna Siftinn, einen einzigen Sohn, Tobias Fleischer, der unter Teppelts Aufsicht, Deutschland, Frankreich und Italien durchreiste,* nach seiner Zurückunft aber die Tochter

* Von Teppelts Leben und Schicksalen lese man das dritte Stück des ersten Bandes dieses Magazins, auf der 358sten, und den folgenden Seiten nach; wo man auch verschiedene hier übergangene Nachrichten vom Fleischer finden wird.

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des Konsuls Andreas Werder, Teppelts Braut in der Hoffnung, selber heurahtete. Die Quelle des giftigen Hasses des Teppelts gegen den alten Fleischer! Tobias starb als ältester Rahtsherr 1713, ohne männliche Erben, hinterließ aber drey Töchter.

Sein Denkmaal in der Kathedralkirche führet die Aufschrift:

Hic in Christo Jesu placide quiescit Vir beatus, Sptblis ac Grosus Dominus, Dn. Andreas Fleischer, Reg. Jud. Cib. Sax. Com. et Regni Trann. Consil. Aulicus. Obiit anno 1676 d. 5. Febr. aetatis suae 56.

Symbolum: In te Domine speravi, non confundar in aeternum. Ps. XXV.

Unter Fleischers Amtsführung hat Klausenburg, das fast keine Sächsischen Bürger mehr hatte, 1664, allen Verbindungen mit der Sächsischen Nation entsaget, und sich unter die Gerechtsame der Gränzfestungen begeben.

Mathias Semriger.

Nach Fleischers Tode versammelte sich der innere und äußere Raht den 13ten Hornung 1676, auf dem Rahthause; da denn die Hundertmannschaft vier Personen zur Königsrichterwahl vorschlug: den Bürgermeister Semriger, den Prokonsul Valentin Röhrig, und die gewesenen Stuhlrichter, Georg Armbruster und Christian Reichart. Ihre Namen vom Rahte aufgeschrieben, wurden dem Fürsten Apafi nach Schäßburg überschickt, der hierauf den 16ten Febr. Semrigern zum Grafen der Nation und Königsrichter erklärte. Den ersten May überbrachten Michael Teleki, und Stephan Nalazi,

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ihm die gewöhnlichen Ehrenzeichen.* Vorher bekleidete Semriger das Konsulat zu zweymalen; zuerst von 1668, nach dem Johann Simonius vier Jahre, und wieder vom 19. May 1674, zwei Jahre.

Im ersten Jahre seiner Amtsführung hatte er das traurige Schicksal, seine Nation vieles durch heimliche Mordbrenner leiden zu sehen. So häufige Feuersbrünste geschahen, daß man argwöhnte, man suche sogar die Vertilgung der Sachsen; besonders, da die ergriffenen Mordbrenner dem Hofe ausgeliefert werden mußten, woselbst sie zuletzt ohne alle Ahndung entlassen wurden. Allein, auch Eppeschdorf, des Fürsten Stammsitz blieb nicht verschont. Endlich entdeckte man die Qwelle dieses Verderbens, die der berüchtigte Graf Tököli war, der alles versuchte, Siebenbürgen zu seinem Vortheile zu bewegen. Auf dem Landtage 1678 wurde Semriger den 14ten Febr. in den Fürstlichen geheimen Raht aufgenommen, nachdem im vorhergehenden Monate die Ungrischen Mißvergnügten grosses Schrecken um Hermanstadt verursacht hatten. Fürst Apafi verlegte sie nach Salzburg, von wannen sie die umliegenden Dörfer plünderten, die Leute niederhieben, und die Sächsischen Einwohner so scheu machten, daß sie hauffenweise nach Hermanstadt flüchteten. Das Jahr 1680, war das letzte unsers Semrigers. Er starb den 3ten April, im sechs und fünfzigsten Jahre. Erbenlos, hinterließ er seiner Vaterstadt ein Vermächtnis von 12000 Gulden, das Elisabetthor gleichfalls mit einer Bastey zu befestigen. Allein, es ist niemals geschehen!

* Diese Nachrichten giebt Miles im Kalender dieses Jahrs; wie auch in seinem Glückwunsche folgendes Chronostichon: Febr Va qVarta qVater Matthiae Vota Coronat; Fata sinant Longos possit inire Dies.

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Sein Wappen ist ein Mann mit verbundenen Augen, der ein Schwerdt und eine Waage in den Händen führt; und auf seinem Denkmaale in der Kirche liest man:

Piis manibvs.
Sptbls ac grsi nec non ampl. prudent. et circvmspecti Dn. Matthiae Semrigeri. Illisimi. ac cels. Tranniae Principis Consil. Intimi Saxonom comitis vt et civitatis cibiensis ivdicis regii. Anno 1680 D. 3. Apr. in Domino placide defvncti.
Aetatis suae anno 56.

Georg Armbrüster.

Der letzte dieses verdienten Geschlechtes. Johann Armbruster, und Anna, eine Tochter des Bürgermeisters, Michael Lutsch, die den 26. Sept. 1636 starb, waren seine Eltern. Er machte sich seiner Ahnen vollkommen würdig. Ein gelehrter Herr, und ein grosser Freund der Gelehrten. Den 23ten März, 1672, erhielt er das Stadthanenamt, darinnen ihm 1674, den 19ten May, Christian Reichart folgte. Als Semriger Königsrichter geworden, ward er 1676, den 20ten März zum Bürgermeister erwählt. In dieser Würde erzeigte er sich als einen strengen Feind der Kleiderpracht, und verwaltete sie bis 1678, da ihm Johann Haupt folgte. Im Jahre 1680, ward er zwar wieder dazu erwählt; allein Semrigers Tod machte ihm die Bahn, den 17ten April die Königsrichterwürde zu erhalten , darin er den 4ten Jul. die Fürstliche Bestätigung erlangte. Vielleicht erhielt er auch itzt den Charakter eines geheimen Rahts.

Unter seiner Amtsführung ereignete sich eine Begebenheit, die ich nicht unangemerkt lassen kann, 1683, den 29ten May, lagerte sich der Tatar-Chan, Mehemet Gherai, mit 80000 Mann bey Hermanstadt. Nach

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drey Tagen gieng er mit grossen Schaden der Landleute nach Ungern, um sich mit dem Großviziere bey Raab zu vereinigen. Allein sie sahen diese wilden Gäste bald wieder. Denn nach dem grossen Verluste der Türken bey Wien, zogen sich die Tatarn mit vielen Oesterreichischen Gefangenen durch Siebenbürgen zurück. Als die unglücklichen Gefangenen von den Omlascher Anhöhen Hermanstadt erblickten, vermeynten sie nach Wien abgeführet zu werden, und riefen mit Freude und Entzücken aus: Wien! Wien! Als sie aber den Irrthum bemerkten, und die mitleidigen Bürger viele von ihnen loskaufen wollten, sagten sie mit Abscheu und Verbitterung: Sie wollten lieber bey den Tatarn in der Sklaverey, als bey den Kätzern in der Freyheit leben.

Armbrüster starb den 7ten Jänner, 1685, Morgens zwischen 2 und 3 Uhr im 56ten Jahre. Im Rahtsprotokolle liest man auf seinen Tod:

Hic rumpit filum Comitis Parca improba nostri
Aequa Altraea dolet, docta Thalia gemit.

Seine erste Gemahlinn, Eva Germana von Rameln aus Pommern gebürtig, starb den 6ten Sept. 1680 an einem Schlagflusse, der sie am Altenberge befallen, im 47sten Jahre; worauf er den 6ten Jänner des folgenden Jahres die verwittwete Fleischerinn, Anna Sift, heurahtete. Von seiner ersten Gemahlinn hinterließ er eine Tochter, Agnethe, die zuerst mit Georg Eölen von Kloknern, und nach dessen Tode 1693, mit Friedrich Kirchmeyern von Altkirchen, Kaiserl. Königl. Zeuglieutenant zu Hermanstadt, in der Ehe lebte. Armbrüsters Denkmaal in der Hauptkirche enthält folgendes:

Vivo tibi, morioque tibi dulcissime Jesu!
Spes mea tu moriens, spes redivivus eras.
Monumentum.
In Symbolum gratitudinis erga Sptlem, Grsum, Ampl. Prudent. Cuircumsptum Dnum Georgium

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Armbrusterum Illmae suae Cels. Princip. Consiliar. nt. totius Nat. Saxon. Comit. ac. Reg. Jud. Civ. Cibin. qui obiit anno 1685 die 7. Jan. aetat. suae anno 56. positum a genero, Georg. Glok. p.c.
Johann Haupt. (Scheurner.)

Ein Mann, der sein Glück blos seinen Verdiensten zu danken hatte. Von armen Eltern zu Großscheuern unweit Hermanstadt, gebohren, wußte er sich dennoch solche Achtung zu erwerben, daß er nicht nur ein Mitglied der Hundertmannschaft, sondern auch bald des innern Rahts ward. Bey der Rákotzischen Belagerung der Hermannstadt 1659 und 60, vertheidigte er als Hauptmann die Hallerbastey, und zeigte dabey vielen Muht. Unsere Alten sagten von den vier ersten Aemtern zu Hermanstadt:

Das preiswürdige Königsrichteramt;
Das hochwichtige Bürgermeisteramt;
Das sorgfältige Stuhlrichteramt;
Das mühselige Stadthanmamt.

Alle diese hat Haupt verwaltet. Das letztere von 1663 zwey Jahre; die Stuhlrichterwürde von 1670 sechs Jahre, und eben so viele das Konsulat, das er 1678 den 11ten Hornung erhielt. Als Prokonsul, ward er den 19ten Jan. 1685 Armbrüsters Nachfolger in der Königsrichterwürde, darinnen ihn Fürst Apafi den 17ten May bestätigte. Allein sein hohes Alter ließ ihn nicht mehr lange leben. Er vollendete seine Laufbahn den 9ten Februar 1686, nach Mittags zwischen 2 und 3 Uhr, im 64sten seiner Jahre, und ward den 11ten in Begleitung der Fürstlichen geheimen Rähte feyerlich in die Hauptkirche begraben.

Seine Bürger nannten ihn gemeiniglich nur Herr Scheurner. Er hinterließ einen Sohn, Andreas Haupt,

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der als ein Mitglied des äußern Rahts, den 12ten März, ihm im Tode nachfolgte; und eine Tochter, Elisabeth, welche der unglückliche Johann Zabanius, nachmaliger Königsrichter, heurahtete. Sein Ehrendenkmaal in der Kathedralkirche führet folgende Aufschrift:

Beate sptblis ac Grosi Dni, Johan. Haupt, Cels. Trans. Principis Consilarii Intimi, Saxionicae Nationis Comitis Confirmati, ac Judicis Civitatis Cibiniensis Regii LXIV. aet. anno 1686 9. Febr. denati filiique Generosi Dni Andr. Haupt, anno aetatis XXXVII. 1686. 12 Martii defuncti, ut et Nepotis, Johannis Haupt, puelli septennis, Anno 1687. parentibus haeredumque maritis erectum, inventore M. Johanne Zabanio, Senat. Cib. ac Not. Prov. Anno 1694.
Valentin Frank von Frankenstein.

Der jüngste Sohn des Königsrichters Valentin Frank, und der Agnethe Klein, gebohren den 20ten Weinmond, 1643. Er verlor seinen Vater sehr frühzeitig, doch genoß er einer sorgfältigen Auferziehung, die bey seinen vorzüglichen Fähigkeiten nicht vergebens war. Um das Jahr 1666, lebte er auf der hohen Schule zu Altdorf, woselbst er sich der Rechtsgelehrheit, Mathematik und der schönen Wissenschaften befleißigte, wovon er der gelehrten Welt verschiedene Proben bekannt gemacht hat. Nach seiner Zurückkunft bekleidete er verschiedene Aemter. 1679. war er Burggraf bey dem rohten Thurme; 1682 folgte er dem Johann Weinhold im Provinzialnotariate, welches er bis 1685 mit grossem Beyfalle verwaltete, den 9ten Brachmond aber, nebst dem Tobias Fleischer, Johann Lutsch, und Michael Spökel (Cantor Mihál) die Rahtsherrnwürde erhielt. Nach Haupts Absterben, war die Hochachtung der Bürger gegen Fran-

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ken so groß, daß sie ihn den 14. Febr. 1686, zum Königsrichter erwählten. Den 28ten erfolgte die Fürstliche Bestätigung, und den 11ten März des folgenden Jahres, ward er wirklicher geheimer Raht.

Seine Amtsführung wird durch wichtige Staatsveränderungen merkwürdig. Zu Ende des Oktobers 1687, besetzte der Kaiserliche General Scherfenberger, Hermanstadt. 1688. begab sich Fürst Apafi, nebst den Landesständennunter den Allerhöchsten Schutz des glorreichen Kaisers Leopold, worauf die Kaiserlichen Kriegsvölker auch die übrigen Städte und Gränzfestungen besetzten. Nach dem Tode des Fürsten Apafi 1692, brachte es Graf Tököli so weit, daß er den 21sten September unweit Hermanstadt bey Großau zum Fürsten ausgerufen ward; allein die Sächsische Nation nahm keinen Antheil daran, auch schlug ihn der Prinz Ludwig von Baaden, den 30sten Okt. mit seinen Tatarn aus dem Lande. Doch hielten es die Hermanstädter für rahtsam, ihre Stadt von der Hallerbastey an, bis zum Heltauerthore, 1691 mit wichtigen Wällen und Schanzen zu befestigen. Wobey der dasige Leichenfriedhof die Hälfte abgetragen, der Semrigerische und Fleischerische Weinberg, wie auch die Gärten der Schneiderzunft, und andrer Bürger verwüstet wurden, um alles nach den Gesetzen der Kriegsbaukunst einzurichten. 1692, wurde auf allerhöchsten Befehl ein Landtag zu Hermanstadt gehalten, in welchem der kommandirende General, Graf Friedrich von Veterani, den 9ten April, einen Königl. Geheimen Regierungsraht im Fürstenthume Siebenbürgen einsetzte. Die Würde eines Gubernators erhielt Graf Georg Bánfi, und von den zwölf wirklichen geheimen Regierungsrähten, waren drey von der Katholischen Kirche, drey von der Reformirten, drey von der Evangelischen, und drey von der Unitarischen. Von der Sächsischen Nation waren es: der Königsrichter Frank, der

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zugleich die Kaiserliche Bestätigung als Graf der Nation, und den adelichen Beynamen von Frankenstein erhielt; Christian Reichart, Provinzialkonsul, und Samuel Konrad, des H. R. Reichs Ritter Von Heidendorf, Bürgermeister zu Medwisch.

In eben diesem 1692sten Jahre erließ auch der Kaiser der Sächsischen Nation auf ihre unterthänigste Vorstellung und Bitte, den bißher gewöhnlichen S. Martinszins, (Honorarium S. Martini) welcher 6666 Gulden betrug, und davon der Fürst sechstausend Gulden erhielt, die übrigen aber der Hermanstädtische Königsrichter und andere.* Frankenstein besaß eine weitläufige Kenntniß

* Vom Ursprunge dieser Abgabe der Nation berichtet Johann Zabanius im VII. Art. seines Memorials, welches er seiner Majestät 1692 zu überreichen die Gnade hatte, folgendes : "Im Jahr Christi, 1665 als die Sächsische Nation von dem nächstverstorbenen Fürsten Apafi, einem damals armen Herrn ersuchet ward, die Hofpferde nur blos auf einen einzigen Winter Stall - und Futterfrey zu halten, und diese solches bewilligt, hat man folgenden Winter entweder um der Nation verspürten Güte, oder Furcht wegen, (so keineswegs zu läugnen steht) mit solchem Ansuchen und wirklichen Genuß der Winterquartierfreyheit fortgefahren, und fast eine Schuldigkeit daraus gemacht, daher nachgehends Anno 1669 Ihro vorangeregten Fürstlichen Gnaden Hofleute eben dergleichen freye Winterquartier von dem verstorbenen Königsrichter, Hrn. Andr. Fleischer, bey der Sächsischen Nation suchen wollen, welches wider die uralt hergebrachte Gewohnheit und Landsatzung, sie in dem nächstvorhergehenden Jahre genossen, und Herr Königsrichter sich (damit aus solchem übeleingeführten Mißbrauch kein Recht und Gewohnheit werde) hierinn zu willigen sich geweigert, ist er dieseshalben wider alles Recht und Billigkeit weggenommen, und auf das Schloß Deva in Arrest geführet worden, durch welches gewaltsame Verfahren die Sächsische Nation erschreckt,

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der Sprachen und Wissenschaften, war aber dabey ein Märtyrer des Podagra. Dieses beschleunigte auch seinen Tod, der am 27ten Sept. 1697, in seinem vier und fünfzigsten Jahre erfolgte. Seine erste Gemahlinn Margaretha, gebohrne Klockner, eine Pfarrerstochter von Stolzenburg, heurahtete er 1668, den 15ten Febr. Sie starb 1692, Mit seiner zwoten Gemahlinn, Anna Maria, gebohrnen Rosenauer, verwittweten Waida, vermählte er sich 1693, den 11ten Nov. Sie starb den 12ten Jun. 1696 zu Mühlenbach. Sein ältester Sohn der erstern Ehe, Georg von Frankenstein, ist der Großvater Karls von Frankenstein, der itzt ein Mitglied des Hermanstadtischen Rahts, und bis itzt noch keine männliche Erben hat.

Außer dem grossen Frankensteinischen Ehrendenkmaale befindet sich in der Hauptkirche noch ein kleineres an

sich anfangs Dero widerrechtlichem und gewaltsamen Willen unterworfen; hernach als man selbige zu erlassen versprochen, accordirt, haben davor beregtesn Honorarium versprochen, und endlich 20 Jahre wirklich abtragen müßen. Dieses allergnädigster Kaiser und Herr, Herr! und kein andres Fundament ist von sothanem Honorario erweißlich," Allein, da man des Martinzinses in weit ältern Urkunden gedacht findet: so scheint es mir viel wahrscheinlicher zu seyn, was der Pastor Gunesch, ein gleichzeitiger Schriftsteller, davon berichtet: daß die Sächsische Nation den Fürsten Apafi, beym Antritte seiner Regierung mit nöhtigem Gelde unterstützt, und dafür die Erlassung des gewöhnlichen Märtinsgeschenkes , sowohl mündlich , als schriftlich erhalten habe. Allein, 1665, habe es der Fürst wieder von der Nation gefordert. — Was dabey dem Prokonsul Simonius begegnet, werde ich in den Bürgermeistern von Hermanstadt, anführen. Hier bemerke ich nur noch, daß Kaiser Leopold, der Nation von dieser Summe nur den Antheil des Fürsten, nämlich 6000 Gulden, erließ. Sie verlangte aber auch nichts mehr.

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einem Pfeiler, davon uns Soterius* folgende Nachricht giebt:

"Er hatte sich selbst ein feines auf Zinn mit vergoldeten Buchstaben gegrabenes Epitaphium gestellet, und verfertigen lassen, da das Laubwerk um dasselbe von Kupfer getrieben, und oben vergoldet; oben aber in der Mitte ein goldenes Crucifix, unten aber, wieder in der Mitte, die Auferstehung Christi, auch in vergoldetem Silber darstellte. Es ist aber dieses letzte Bild, nicht ohne besonderes Omen, ohngefehr vor zehen Jahren durch einen Kirchendieb mit etlichen kupfernen Blätchern abgebrochen und gestohlen worden." Dieses Denkmaal enthält die Aufschrift:

MVNDE
IMMVUNDE,
QVARE EST MVNDVS?
AN QUIA TAM PVURCHRA CREATVURA?
AN QUOD A TAM MVNDO AVCTORE CREATVS?
ERRAS!
MVNDE IMMVNDE VALE, QVAE SVNT MVNDANA RECVSO;
MVNDVS ERAS.
SED TE FILII TVI FILIAEQVE FECERUNT IMMVNDVM:
INTER QVOS ET EGO IMMVNDVS,
AT DOLOROSVS:
QVEM GRATIA DEI,
ET SANGVIS DOMINI NOSTRI IESV CHRISTI
MVNDIFICAT AB OMNI PECCATO.
VALE,
ATQVE ITERVM VALE
ET MVNDIFICARE.
VALENTINVS FRANCK, A FRANCKENSTEIN.

* In Seiner Transilv. Celebr.

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NATUS
D. 20. OCT AN. 1643.
DENATUS D. 27.Sept.
1697 AET. ANN. 54.

Das Frankensteinische Wappen enthält vier Felder. Im ersten und vierten sind drey schrege Balken im blumigten Felde; im zweyten und dritten ein halber Arm, auf dessen Hand eine flatternde Taube stehet; unten in der Mitte des Schildes, eine gekrönte Säule, daran ein Gefäß mit Rosen, auf einem dreyfachen Hügel. Auf dem gekrönten Helme gleichfalls eine flatternde Taube, auf drey Rosen. Frankensteins Bildniß zeiget uns das Rosetum Franckianum. Wien 1692.

Johann Zabanius.

Des H. Römischen Reichs Ritter Sachs von Harteneck. Ein grosser Geist, aber ein Sklav seiner Leidenschaften. Seine Talente erwarben ihm schnelles Glück, vorzügliche Gnade bey dem Kaiser Leopold, und allgemeine Hochachtung bey der Sächsischen Nation; allein sein Herz stürzte ihn in einen tragischen Tod. Er war ein Sohn des Hermanstädtischen Stadtpfarrers, Magister Isaak Zabanius, und 1664 zu Eperies gebohren, woselbst sein Vater damals als öffentlicher Lehrer der Streittheologie und theoretischen Weltweisheit lebte. Anfangs bestimmte er sich dem geistlichen Stande, studirte zu Tübingen, und nahm auch daselbst 1688, nach vertheidigter Streitschrift: De Ideis, die höchste Würde in der Weltweisheit an, worauf er öffentliche Vorlesungen hielt. Doch kehrte er das folgende Jahr nach Hermanstadt zurück. Hier ward er den 1ten August 1690, Provinzialnotarius, welches Amt er bis 1695 bekleidete. Unterdessen sandte ihn die Nation 1692 in wichtigen Angelegenheiten an den allerhöchsten Kaiserlichen Hof nach

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Wien. Hier erfüllte er die Wünsche seiner Bürger, und erwarb sich die Gnade des großen Kaisers Leopold auf eine vorzügliche Weise. Nach seiner Zurückkunft 1695, erhielt er die Stuhlrichterwürde, und nach wenigen Wochen den 6ten April, das Konsulat. 1698, erklärte ihn Kaiser Leopold zum wirklichen geheimen Siebenbürgischen Regierungsraht, wie auch zum Ritter des Heil. Römischen Reichs, mit dem Beynamen Sachs von Harteneck. Endlich 1700, ward er zum Königsrichter erwählt, die allerhöchste Bestätigung erfolgte aber erst den 4. Januar, 1702.

In diesem Jahre sah sich der kommandirende General, Graf Rabütin, wegen der Rákotzischen Unruhen genöhtigt, eine Citadelle vor dem Heltauerthore anlegen zu lassen, wobey die schönsten Gärten, Wiesen und Teiche, nebst dem bekannten Irrgange (der krumme Gang genannt) vernichtet worden. Es geschah unter der Aufsicht des Grafen Visconti, blieb aber unvollendet. Seit 1773 sehen wir diese öde Gegend wieder, wie auch den verwüsteten Schneiderteich, worinn ehemals die Hexen geschwemmet worden, mit Häusern und Gärten angebauet, und heißet die Josephstadt. Dieses war eine Frucht der huldreichsten und unvergeßlichen Gegenwart, des Allerdurchleuchtigsten Kaisers, Josephs, des Vielgliebten.

Te canimus, semperque sinent dum fata canemus,
Sospes nemo potest immemor esse TUI.
Obruerint citius scelerata oblivia solem,
Quam TUUS ex nostro corde recedat honos.

Sachsens Amtsführung war wegen dieser kriegerischen Gährungen voller Unruhe, und auf ganz unvermuhtete Weise kurz. Den 28ten Okt. 1703. ward er Nachts um zehn Uhr unversehens aufgehoben, und nach Fogarasch auf das Schloß gefänglich geführet. Die ganze Stadt erstaunte darüber; allein das Geheimniß

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entwickelte sich bald. Sachs ward den 19ten Novemb. Abends, um alle Unruhen zu verhüten, wieder nach Hermannstadt zurück gebracht, und im Gotzmeisterischen Hause gefänglich gehalten, der straffälligsten Verbrechen angeklagt, aller seiner Würden entsetzt, und den 5ten December auf öffentlichem Marktplatze, im vierzigsten Jahre seines Alters enthauptet. Sein greiser Vater hatte das Unglück, diese schreckliche Scene für sein Herz, zu erleben, und bereitete ihn selbst zum Tode, dem Sachs mit getrostem Muhte, unter Absingung von ihm selbst verfertigter Gesänge, entgegen gieng. Sein Leichnam ward außer dem grossen Friedhofe vor dem Leichenthürchen begraben. Nach einer Stunde hatte sein Gärtner, und der Stadtreiter, Johann Pap, gleiches Schicksal, sein Fleischer aber ward bey dem Pranger abscheulich geprügelt, und ein altes Weib, das in seinen Diensten gewesen, mit Ruthen ausgestrichen. Hingegen erhielt sein Sekretär Johann Kinder, nachmaliger von Friedenberg]], auf dem Richtplatze Gnade. Sachsens Gemahlinn aber bekam erst 1705 im Brachmonde, die Freyheit, aus ihrem Hause zu gehen; worauf sie dann am Feste des H. Täufers, ihren ersten Ausgang hielt, und den öffentlichen Gottesdienst besuchte. — Es ist wahr, Sachs hatte sich durch die Hefftigkeit seiner Leidenschaften zu verschiedenen unädlen Thaten hinreißen lassen; dennoch war mehr die Rachbegierde seiner mächtigen Feinde, als seine Verbrechen, die Ursachen seines tragischen Endes. Die Kaiserliche Gnade ward so lange aufgehalten, bis es zu spät war, ihn retten zu können. Selbst Graf Rabütin erkannte gar bald, wie viel er bey den damaligen Revolutionen im Lande, an Sachsen verloren habe. Als einmal der versammelte Raht ihm seine grosse Verlegenheit: Was zu thun sey? mit nichts als Stillschweigen beantwortete: sagte er mit Unwillen öffentlich: Wo ist Sachs! Wo ist Sachs! er würde mir bald rahten.

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Wann ich ein Wort redete, sagte er zehne. Wann ich aber jetzt zehen rede, antwortet ihr kein einziges! —

Von seiner Gemahlinn, Elisabeth gebohrnen Haupt, die er den 26ten Apr. 1690 heurahtete, hinterließ er nur zwo Töchter. Sie starb als verwittwete Baronesse von Möhringer, im hohen Alter, 1757

Petrus Weber von Hermansburg.

Ein Kürschner, gebohren den 14. Nov. 1645. Nachdem Zabanius 1695, das Konsulat erhalten, ward er den 13ten April zum Stuhlrichter erwählt. Ebendemselben folgte er 1700, in der Bürgermeisterwürde, darinnen er den 4ten Jänner 1702, die Allerhöchste Bestätigung , nebst dem Adelstande, mit dem Beynamen, von Hermansburg erhielt. 1704, den 15ten May hatte er das Unglück, seinen einzigen Sohn Johannes, der schon Rahtsherr war, im sechs und zwanzigsten Jahre seines Alters, sterben zu sehen; zugleich aber den 6ten Brachmond die Ehre, zum Königsrichter erwählt, und den 25sten August, bestätigt zu werden. Unter der Last dieser Würde bey den bedrängtesten Umständen seiner Nation, beschloß er sein Leben 1710, den 26. May im 65sten Jahre. In Wahrheit! diese Zeiten waren durch den Malkontentenkrieg, besonders der Sächsischen Völkerschaft, traurig und schrecklich! Hermanstadt, überhäuft mit hingeflüchteten Einwohnern, und ohne nöhthige Zufuhre von Lebensmitteln, mußte sehr viel erdulden; noch mehr aber andere Sächsische Oerter, die ihre Treue gegen das Allerdurchleuchtigste Erzhaus von Oesterreich, nicht mit gleichem Gewichte vertheidigen konnten. Lorenz Pekri, der die Mißvergnügten anführte, ließ 1706, die Mauern zu Schäßburg, Medwisch, Nösen, Mühlenbach, Bros und Stolzenburg niederreißen, und viele andere Flecken und Dörfer verwüsten. In-

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sonderheit war hiebey das Schicksal Mühlenbachs und Stolzenburgs kläglich. Jenes bemächtigte sich Andreas Csáki, und verwüstete es. Das Stolzenburger Bergschloß nahm Pekri mit Betrug ein, zerstörte es aber wider gegebene Zusage gänzlich, hieb die meisten Einwohner nieder, und verbrannte das Dorf. Dieses geschah im Wintermonde. Im Jahr 1715, fieng man zwar im Brachmonde an, die Burg wieder aufzubauen, und setzte den Bau auch im folgenden Jahre fort, doch ist er nie vollendet worden. Zum Glücke noch, kehrte der Kaiserliche Generalfeldmarschall, Graf Rabütin, 1707 mit nöhtigen Verstärkungen nach Siebenbürgen zurück, reinigte das Land von seinen thörichten Verderbern, und nöhtigte es zur Erneuerung des Eides seiner Treue. Bald aber sah sich unser Vaterland noch einem mächtigeren Feinde ausgesetzt. Die Pest, die Klausenburg, Enyed und andere Oerter verwüstete, äußerte sich im Augustmonde 1710, auch in Hermanstadt. Doch war die Göttliche Fürsorge so groß, daß bis zum neuen Jahre, nicht mehr als 451. Personen starben.

Das Weberische Wappen ist ein geharnischter Arm, der eine Krone auf dem Schwerdte führet. Auf seinem Grabsteine siehet man sein Bildniß in Lebensgröße, mit der Randschrift: SPECT. GENER. D. D. PETRI VEBER. AB HERMANSBURG. S. C. R. M. EXCELL. GUBER. TRANSIL. REGII CONSIL. INT. NATION. SAXON. COMITIS CONFIRM. AC REGIAE CIVIT. CIBIN. IVD. REGII MERIT. DEO NATI A. 1645 D. 14. NOVEMBER. DENATIQV A. 1710. D. 26. MAII. AETATIS SVAE. 64. ANNOR. MENS. 6. DIER. 12.

Andreas Teutsch.

Der Arzneykunst Doktor, gebohren 1669, zu Schäßburg, woselbst sein Vater gleiches Namens, ein Gold-

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schmied war. Er suchte als Arzt sein Glück in Hermanstadt, ein sehr glücklicher Ort für geschickte Aerzte! Hier ward er Stadtphysikus; 1701, Provinzialnotarius; 1702 den. 9. December Rahtsherr; 1704 den 21. Aug. Bürgermeister, und 1710 den 16ten Brachmond, Königsrichter, welche Würde er mit wesentlichem Ruhme, und besondern Gnadenbezeugungen des Kaisers Karl, glorwürdigsten Andenkens, bis 1730, den 18. August bekleidete, da er denn die schöne Laufbahne seines Lebens in einem Alter von 61 Jahren und einem Monate, vollendete. Die Abschaffung der peinlichen Hexenprocesse macht seinem Verstande und Herzen Ehre; und seit dieser Zeit sind diese Unholden so verschwunden, daß der Schneiderteich eine Wiese werden konnte, und keine Scheiterhaufen mehr nöhtig sind. Er war ein Mann von einer heißen und ungefärbten Gottseligkeit, ein grosser Kenner der Wissenschaften, und Beförderer derselben; allein nicht selten dabey unglücklich.

Seine Amtsführung fließet von Denkwürdigkeiten über. Doch wird folgende für diese Blätter genug seyn: Der Königliche Siebenbürgische Regierungsraht war nach und nach bis auf den Prokonsul von Medwisch, Samuel Konrad, abgestorben, und unter den Rákotzischen Unruhen nicht ergänzt worden. Bis 1713, ward also das Staatswesen von sechszehen Personen, unter dem Namen einer Königlichen Deputation verwaltet. Diese Deputationsrähte waren:

Von der Katholischen Kirche, die Freyherren: Gabriel Joschika, Georg Haller von Hallerstein, Stephan Kornisch, und Ladislaus Mikola.

Von der Reformirten: Baron Stephan Weschelényi, Präsident der Deputation, die Grafen Ladislaus Teleki, Bethlen, und Ludwig Nalazi.

Von der Evangelischen: Andreas Teutsch, Graf der Nation; Johann Hoßmann von Rothenfels, Her-

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manstädtischer Bürgermeister; Samuel Konrad, von Heidendorf, dessen vorher gedacht worden, und Georg Draut, Richter zu Kronstadt.

Von der Unitarischen: Samuel Biró, Gregor Schándor, Gabriel Maurer, und Gabriel Gidófalvi.

In diesem Jahre aber geruhten Seine Kaiserlich-Königliche Majestät, Karl der Sechste, den Regierungsraht wieder herzustellen. Den 1ten Jul. ward Graf Siegmund Kornisch, bisheriger Siebenbürgischer Hoflanzler, von dem kommandirenden Generale, Grafen Stephan von Steinville, als Gubernator feyerlich eingeführt; und von ihm den 3ten des Heumondes, die zwölf Gubernialsrähte. Diese waren von der Katholischen Kirche: Graf Michael Mikesch und Baron Georg von Hallerstein. Von der Reformirten: Der Freyherr Stephan Veschelenyi, Graf Ladislaus Teleki, und Baron Szent-Kereszti; von der Evangelischen: Andreas Teutsch, und Konrad von Heidendorf; von der Unitarischen: Samuel Biró und Michael Simon.

Teutsch starb um 12 Uhr des Nachts, Nach bisherigen Gebräuchen, hätte sein Tod sogleich durch Läutung der Glocken bekannt gemacht werden sollen; allein Unordnungen zu verhüten, wollte es Graf von Wallis, kommandirender General, vor dem anbrechenden Morgen nicht erlauben; welches denn in der Folgezeit beybehalten worden. Von seiner Gemahlinn, Katharina, gebohrnen Deli von Schäßburg, und verwittweten Kelp, hatte Teutsch nur zwo Töchter, Maria Elisabeth, vermählte Vett, und Anna Margaretha, vermählte Reißenfels, die aber noch bey seinem Leben ein Opfer der Sterblichkeit wurden.

Das Teutschische Wappen ist ein aufgerichteter Löwe, dessen Hals eine Schlange umschlingt, im rohten Felde; auf dem gekrönten Helme zween Adlersflügel in deren Mitte ein Stern.

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Simon Edler von Baußnern.

Der jüngere Sohn des Sächsischen Superintendenten, Bartholomäus Baußner, und der Agnetha Severinus, gebohren den 4ten Apr. 1677. Schon im fünften Jahre seines Alters hatte er das traurige Schicksal, seine Eltern durch den Tod zu verlieren; doch bereitete er sich zum Dienste seines Vaterlandes mit solchem Erfolge, daß man ihm schon 1707, wichtige Nationalgeschäfte am Kaiserlichen Hofe anvertraute. Den 16ten März, reisete er nach Wien ab, daher er den 25ten Septemb. glücklich zurückkehrte. 1711 ward er Provinzialnotarius, und noch in diesem Jahre Siebenbürgischer Hofraht zu Wien, nachdem der bisherige Johann Hoßmann von Rohtenfels, das Konsulat zu Hermanstadt erhalten. Nach Teutschens Tode erwarben ihm seine Verdienste dessen erledigte Würde. Den 24ten August 1730, erwählte ihn der äußere und innere Raht zum Königsrichter, die Allerhöchste Bestätigung aber, erfolgte erst den 12ten Decemb. 1732. Mit allgemeiner Erwartung kam von Baußnern, den 22 Hornung, 1733, von Wien glücklich zu Hermanstadt an, worauf er den 10ten März, im geheimen Siebenbürgischen Regierungsrahte den Eid der Treue ablegte, den 10ten Brachmond aber als Graf der Nation feyerlich eingeführet wurde, und den 18ten Jul. durch den Kammerraht Dietrich die Kaiserliche Gnadenkette erhielt. Unter seiner Amtsführung sind die Dörfer Großau und Neppendorf, mit den Transmigranten aus dem Lande ob der Ens, und Kärnthen, bevölkert worden. Sie kamen in den Jahren 1734 und 35. Von Baußnern vollendete sein würdiges Leben den 30ten Sept. 1742, in einem Alter von 65 Jahren, 5 Monden, und 25 Tagen, und lebet noch in seinen Wohlthaten.

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In seinem letzten Willen vom 27ten Sept. stiftete er einen Freytisch für zwölf arme Studenten, damit den ersten März, 1744, der Anfang gemacht wurde. Prächtig ist das Baußnerische Denkmaal in der Parochialkirche, noch schöner aber dieses. Das Andenken dieser milden Stiftung wird von den Tischgenossen jährlich durch eine feyerliche Gedächtnißrede erneuert. Wie wenige geitzen nach einem so ädlen Ruhme! Bis itzt noch ist Herr von Dobosi, der einzige, der außer andern milden Stiftungen, auch einen Freytisch für gebohrne Hermanstädtische Studenten errichtet hat.

Baußners Monument in der Kirche führet folgende Aufschrift:

D. O. M. S.
Tropeum eximiis meritis Illustrissimi Principis, patriaque muniis Devotissimi Dni Dni Simonis de Baußnern Sacr. Regiae Hung. & Boh. Majest. Consil. Gubern. in Trannia Intimi, Incl. Nat. Saxonum Comitis, & Lib. Reg. Civitatis Cibin. Jud. Regii A.R.S. 1677. nati, non sine insigni suorum luctu A.S. 1742. denati, cui Indulgentissimo Optimoque Parenti, vitae suae partem contribuissent, ejusque vitam vita sua prorogassent, at nunc in Parente demortuo moesti, multis caro suo capiti lacrymis parentant Liberi,
E. M. C. L. P.
A Vidua, Filiis Filiabusque in viventem pientissimis.

Im Ehestande war Herr von Baußnern anfangs gar nicht glücklich, indem er in wenigen Jahren zweymal Wittwer ward. 1704, heurahtete er Justinen gebohrne Wayda, und verwittwete Reißenfels, die aber nach einem halben Jahre starb. 1705 vermählte er sich mit Sara, gebohrnen Bakosch von Ketskemet, allein auch diese Ehe dauerte nicht gar fünf Jahre, worauf er sich den 18ten Febr. 1710, zum drittenmale mit An-

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nen Marien gebohrnen Fabricius, vermählte. Eine gesegnete Ehe an drey Töchtern und zween Söhnen: Maria Helena, Samuel, Katharina Sophia, Johann Georg, und Anna Barbara, davon der ältere gleichfalls die Königsrichterwürde bekleidet hat, der jüngere aber noch 1740, auf der Universität zu Leipzig gestorben ist.

Das Baußnerische Geschlechtswappen wird durch eine schwarze Spitzseule und einen rohten Qwerbalken in vier goldne Felder getheilet. Im 1ten oben zween erhabene Arme mit gefaltenen Händen, im 2ten, ein belorberter Januskopf mit einem jugendlichen und bärtigen Gesichte. Die untersten Felder sind leer. Mitten an der Pyramide ist ein Schild mit dem Kaiserlichen doppelten Adler in goldnem Felde, am Fuße aber derselben eine Burg. Auf dem gekrönten Helme stehet ein halber Mann in ungrischer Kleidung, der in jeder Hand einen Stern führet.

Stephan Waldhütter von Adlershaus.

Er stammte aus einem Geschlechte, das diesen Namen von seinem Stammorte, Waldhütten im Medwischer Stuhle, erhalten hat, eigentlich aber Schuster heißet. Sein Großvater Andreas Waldhütter, kam von Kronstadt nach Hermanstadt, und starb hier als Stuhlrichter 1684, den 22ten Apr. im 73sten Jahre seines Alters. Dessen Sohn gleiches Namens, und Katharina Planz, waren seine Eltern, und er ward den 13ten Heumond 1683, gebohren. Den 12ten Okt. 1739 folgte er dem Verdienstvollen Johann Kinder von Friedenberg, in der Stuhlrichterwürde, und als dieser das folgende Jahr starb, den 4ten Brachm. auch im Kon-

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sulate. Dieses verwaltete er mit vielem Beyfalle bis 1745, da er denn vom Allerhöchsten K. K. Hofe zum Grafen der Nation und Königsrichter erklärt, und den 25ten Febr. feyerlich eingeführet ward. Er starb an der Schlafsucht den 13ten Nov. 1761, in einem Alter von 78 Jahren und 4 Monden, worauf er den 16ten in die Kirche der Gesellschaft Jesu, öffentlich beygesetzet wurde. Adlershaus verdiente zu seyn, was er war, doch Schade, daß er nicht ohne das seyn konnte, was er verdiente.

Im Jahre 1755, wurden für die neuen Oesterreichischen und Kärnthischcn Transmigranten nicht nur zu Großpolt unter dem Walde 139 gemauerte Häuser aufgebauet; sondern auch bey Hermanstadt vor dem Bürgerthore eine Vorstadt angelegt, welche aber nachgehends in ein Waisenhaus verwandelt worden, und den Namen Theresienstift erhalten hat.

Von seiner Gemahlinn Katharina Dorothea, gebohrnen Kelp, die den 14ten Sept. 1739 gestorben, hatte er zwo Töchter Sara, und Katharina Barbara, und einen Sohn, Andreas, der ihn allein überlebte, und als Rahtsherr den 24ten März, 1769. gestorben ist.

Das Adlershausische Wappen hat im 1. und 4. Felde einen stehenden Storch in einem Walde, der eine Kugel in der rechten Klaue hält; im 2ten und 3ten Felde aber einen Thurm, darüber ein Adler schwebt. Auf dem gekrönten Helme ist ein aufgerichtetes Schwerdt zwischen zween kreuzweise gelegten Palmzweigen.

Samuel, Edler von Baußnern.

Königlicher Vicetruchsess im Großfürstenthume Siebenbürgen, wirklicher geheimer Regierungsraht, Graf der Nation und Königsrichter zu Hermanstadt. Nach Adlershausens Tode blieb diese höchste Würde in der Nation, etliche Jahre

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unbesetzt. Indessen geruheten Ihre K. K. und Apostolische Majestät, 1765, den 2ten Nov. Siebenbürgen zu einem Großfürstenthume zu erheben. Endlich wurden 1768, auch die Wünsche der Nation erfüllet, indem Herr von Baußnern, die Allerhöchste Bestätigung als Graf der Sachsen und Königsrichter zu Hermanstadt erhielt, und darauf den 12ten des Christmondes, mit allen alten Feyerlichkeiten eingeführet ward. Er war der älteste Sohn des Königsrichters Simon von Baußnern, gebohren im Jahr 1713. Nachdem er auf Deutschen und Holländischen hohen Schulen sich der Rechtsgelehrsamkeit geweyhet hatte, bekleidete er in seinem Vaterlande verschiedene Aemter, bis er endlich auch die letzte Würde seines Vaters erhielt. 1774. den 22ten Heumond, ward er von dem Allerhöchsten Hofe mit halben Gehalte zur Ruhe gesetzt. Das Podagra war seine alte Krankheit, und ward auch sein Tod, den 3ten Jan. 1780. im sieben und sechzigsten Jahre seines Alters.
Topic revision: r46 - 01 Dec 2011, KatalinBlasko
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