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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 3, Heft 2, Text 9 (S. 129-163)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Preßburg,
Löwe, 1783
Autor:
Johann Seivert
Zuordnung: Geschichte
Die Grafen der Sächsischen Nation 1
Die Grafen der Sächsischen Nation 2
Die Grafen der Sächsischen Nation 3
(p129)
9. Die Grafen der Sächsischen Nation, und Hermanstädtischen Königsrichter im Großfürstenthume Siebenbürgen.
Fortgesetzt von der 302ten S. des II. Bandes.
Das Pemflingerische Geschlecht, ursprünglich ein Swäbisches, hatte sich längst in Ungern niedergelassen, und lebte im Ansehen.
Markus,
Sebastian und
Stephan Pemflinger waren drey Brüder. Den letztern, der 1536. starb, erklärte
König Ferdinand nicht nur zum ersten
Kammergrafen zu Preßburg, sondern auch zum Freyherrn von
Czicso und
Kokelburg. Güter, die gemeiniglich die Moldauischen
Hospodarem besassen; weil aber der itzige,
Petrus, die Parthey des Gegenkönigs,
Johann von Zapolya hielt, mag sie K. Ferdinand Pemflingern verliehen haben.
Markus kam 1521, nach
Hermannstadt, heurathete die verwitwete
Lulai, Klara Tabiaschi, und wurde zum Grafen der Nation und Königsrichter erklärt,*
* Dieses entdecket uns das Schreiben des Bischofs von
(p130)
Amtsführung ist voller Denkwürdigkeiten.
1523. ertheilte König Ludwig, den Bistritzern in Ansehung der Niederlage der Moldauischen Waaren, gleiche Freyheiten, als Hermanstadt und Kronstadt genossen.
1525. erhielt Pemflinger einen geschärften Königlichen Befehl der Ketzerey der Lutherischen Lehre, die immer mehrern Beyfall in Hermanstadt fand, mit Feuer und Schwert zu steuern, und da er hierinn zu grosser Nachsicht beschuldiget wurde, erhielt er 1526, neue Befehle, bey Verlust seiner Güter und Würde.Doch hatte König Ludewig so viele Gnade für Hermanstadt, daß er ihren Bürgermeistern, Richtern und Rahtsherren, so lang sie im Amte waren, nach der Gewohnheit in den meisten Freystädten, die Zinnsfreyheit von ihren Häusern ertheilte.
Lulai hatte in der That viele Achtung für die Reformation, die er durch seine Nachsicht mehr beförderte, als er sie durch die Macht seiner Würde hätte befördern können. Doch hätte er immer viel zu befürchten gehabt; aber auf einmal änderte sich der ganze Schauplatz, und die Sorgen für die herrschende Religion wurden die geringsten.
Watzen und Königlichen Kanzlers, Ladislaus, an den Hermannstädtischen Raht: Prudentes & Circumspecti Domini, Amici nobis honorandi! Egregius Dominus, Marcus Pemfflinger, divina dispositione contulit de ad istem civitatem, & accepta Domina relicta Egregii quondam Domini Joannis Lulay, in consortem suam, deposuit se in medio Dominationum Vestrarum. Qui, quia Regiae Majestati fideliter, & post suam Majestatem, nobis quoque libenter servivit, nobis gratus admodum, tum proptera, tum potissimum propter virtutes suas, quas in eo cognovimus, fuit estque; & ideo ipsum, quantum in nobis fuit, juvimus & juvare denceps etiam volumus. Quare eundem, tanquam bonum, probum & nobis charum hominem, Dominationibus Vestris singulariter commendatntes, easdem rogamus, velint praetatum Dominum Pemfflinger, inprimis ob ejus virtutes & deinde nostri contemplatione, sincero cordo
(p131)
König Ludewig blieb den 28 Augusti in der Thränenwürdigen
Schlacht bey Mohatsch, worauf
Johann Zapolya,
Graf von Zips, und Siebenbürgischer Woywode, von einigen Ständen zum Könige von Ungern, erwählet ward; die übrigen Stande aber erwählten das folgende Jähr den König Ferdinand, der auch den 5ten Nov. zu
Stuhlweißenburg feierlich gekrönet wurde. Dieser Geist der Zwietracht breitete ganze Ströme des Verderbens über Ungern und Siebenbürgen aus. Pemflinger und seine Nation erklärten sich ebenfalls für den König Ferdinand, ob sie gleich alles zu befürchten, und wegen ihrer Entfernung wenigen Schutz zu erwarten hatten. Wie theuer wurde ihnen auch diese Treue gegen das allerdurchlauchtigste Haus Oesterreich!
König Johann versuchte alles, sie dafür zu züchtigen. Er entzog ihnen
Alwinz (Alsó-Vinz) und
Borberek, die
König Siegmund zur Stadt erklärt, und mit gleichen Vorrechten den
Sächsischen Stühlen einverleibet hatte. Johann gab sie dem Walachischen Woywoden
Radul, für das
Schloß Ponajer, und nach dessen blutigem Tode 1529, dem
Nikolaus Kotczárdi, zur Dankbarkeit für die überbrachte Krone. Aller Widerspruch des Pemflingers im Namen seiner Nation, war hiebey vergebens.
Petrus der Moldauische Woywode, fochte für ihn im
Burzelland und dem
Bistrizischen, und
Stephan Báthori, Woywode in Siebenbürgen, suchte ihn die übrigen Sächsischen
videre, & amore ac benevolentia earum prosequi, honorem quo decet sibi exhibentes, & exhibentes, & exhiberi facientes. Praeficimus autem etiam civitati isti, & Dominationibus Vestris, ut eadem nobis testes in hoc esse possunt, & prodesse curabimus, si erga Marcum nostrum, juxta nostram expectationem, benevolentiam earum declaraverint. Easdem bene valere optamus. Datum Quinque-Ecclesiis, feria secunda ante Festum beati Dionysii Martyris. Anno 1521. Ladislaus Episcopus Vaciensis, Regiae Majestatis Cancellarius.
(p132)
schen Städte zu unterwerfen.
Der erstere überfiel die Ferdinandischen Völker im Burzellande, die
Petrus Perény und
Valentin Török anführte, 1528. so, untermuhtet, als glücklich; plünderte das Ländgen, und auf seinem Rückzuge das Bistritzische. Im folgenden Jahre that er gleichfalls verschiedene Einfälle. Den 22. des
Brachmonds, schlug er bey
Marienburg im Burzellande, den Siebenbürgischen Bischof,
Nikolaus von Gerend, und den Temeschwárer Ban,
Valentin Török, welcher unglücklichen Schlacht, die Burzelland fast entvölkerte, Pemflinger mit Sächsischen Hilfsvölkern beywohnte, und hernach dem Bischofe in
Hermanstadt Sicherheit verschaffte.
Mailáth konnte sich kaum im Wasser unter einer Brücke erhalten. Bald hierauf belagerte Petrus auch Kronstadt, und eroberte den 1ten Nov. das Schloß durch Anzündung der hölzernen Festungswerker, wobey die Besatzung größtentheils verbrannte, die übrigen aber von den mitleidigen Bürgern losgekaufet wurden.
Indessen that auch
Stephan Báthori alles für seinen König. Er belagerte 1528.
Schäßburg, und verbrennte es, ohne aber die befestigte Oberstadt, oder Burg, erobern zu können.*
Medwisch, und die meisten Sächsischen Oerter, mußten aus Schwäche der Gewalt weichen, und das Verderben näherte sich Hermanstadt immer mehr und mehr, das aber doch erst 1531. förmlich belagert wurde. 1529. sah sich Pemflinger seiner Würde und Güter, die ansehnlich waren,** verlustig erklärt,
* Die Kirchenchronik zu Schäßburg berichtet. "Die Stadt Schäßburg ward von Stephan Báthori Wayda belagert, kont sie aber nicht einnehmen, sondern verbrennet die Vorstädte, Bayergaß, Hintergaß, Schäßgaß, und haben sich die Schäßburger so enthalten, daß sie in 5. Jahren ihm keinen Zinß nicht gegeben, sondern Ferdinandisch blieben sind."
** Er hatte vom Mathias Literatus (Schüler) das Beller Thal, dazu sieben Dörfer gehörten, um 3000 Gulden
(p133)
und den Hermanstädtischen Stuhl auf das Grausamste verwüstet. Báthori bemächtigte sich den 12. Octob. des
Stolzenburgischen Bergschlosses, ließ die Besatzung in Spieße ziehen, und um die Mauern aufstecken: allein die Bauern bedienten sich bald des Vergeltungsrechtes. Der Kommendant,
Martin Kakasch, wollte neue Festungswerker in der Burg aufrichten, dazu er täglich zehn Bauern hinein kommen ließ. Diese aber arbeiteten mit gutem Vorbedachte überaus langsam, endlich machten sie ihm allerley Vorstellungen, und versprachen in drey Tagen das Werk zu vollenden, wann er sie in größerer Anzahl in die Burg kommen ließe. Kakasch war leichtgläubig genug ihnen zu gehorchen. Allein den 5ten Nov. thaten die arbeitenden Bauern mit ihren Aerten einen plözlichen Anfall auf die Besatzung, erschlugen den Hauptmann, und wer ihnen vorkam; welche sie aber gefangen bekamen, zogen sie gleichfalls in Spieße. Indessen erwiesen die Hermanstädter ihre Treue gegen den König Ferdinand nicht nur durch Erduldung einer langen Belagerung; sondern auch durch Ausprägung ihrer Geldstücke unter K. Ferdinands Namen.
So haben wir eine höchstseltne Klippe, von Thalerschwere, die während der Belagerung, 1532. geprägt worden. Auf der Hauptseite stehet: F. R. V. (Ferdinandus Rex Vngariae) und darunter ein rechtssehender Adler mit ausgebreiteten Flügeln und Füßen, und einem Brustschilde, welches der Länge nach getheilt, im ersten Felde die Ungrischen Flöße, im zweyten aber die Oesterreichische Binde führet. Unten zwischen den Füßen sind die Hermanstädtischen zwey Kreutzweise gelegten Schwerter, und von den Seiten die Jahrzahl: 32. Die Nebenseite ist ganz glatt. — Vermogten nun gleich die feindlichen Versuche nichts gegen Hermanstadts Mauern und Thürme: so vermögte der
gekauft. Ladamosch schenkte der König Johann, dem Grafen Wolfgang Bethlen.
(p134)
Altfluß 1533. desto mehr wider den
rohten Thurm, dessen Fluten ihn bey aller Festigkeit zur Hälfte wegrissen.* Auf diese Wasserfluten, die algemein waren, erfolgte 1534. ein grosser Mangel an Lebensmitteln. Durch diese Umstände, und die vergebliche Hoffnung, Hilfe wider ihre Feinde zu erhalten, sahen sich die Hermanstädter endlich genöhtigt, den 2ten Nov.
mit König Johann einen Vergleich zu schließen, Kraft dessen der König eine allgemeine Begnadigung, und Wiedererstattung der eingezogenen Güter zusagte, und den Hermanstädtern erlaubte, Gesandte an den
König Ferdinand abzuschicken. Ob Pemflinger, der damals zu Wien den Berahtschlagungen wegen eines Friedens mit der Pforte beywohnte, diesen Vergleich bewilligt, ist mir unbekannt, eben so seine fernern Schiksaale bis
1536. welches das letzte Jahr seines würdigen Lebens war.
Von seiner ersten Gemahlinn hatte er einen Sohn,
Johann Pemflinger, dem ein gewisser
Gemmarius 1529. eine Grammatik zueignete, und eine
Tochter, die am Hofe der
Königinn Maria lebte, und sich 1521. mit
Valentin Török vermählte. Seine zwote Gemahlinn,
Klara, verwittwete Lulai, die er 1521. heurahtete, starb 1523. und hinterließ viele fromme Vermächtnisse an Kirchen, Klöster und Arme. Unter andern auch 10. Mark Silber zu einem Bildnisse des
Heil. Sebastians. Das Pemflingerische Denkmaal in der Kathedralkirche enthält sein adeliches Wappen und Monogram, nebst der Aufschrift:
JVSTITIAE CVLTOR.
SCELERVMQVE ACERRIMVS VLTOR.
PRINCIPIBVS CARVS.
NVNQVAM DVM VIXIT AVARUS.
* Dieser Thurm, der den damals sehr engen Paß gegen der Walachey bey Talmatsch beschützte, war tiefer hinein
(p135)
In dem oben angeführten Vergleiche der Hermanstädter mit dem Könige Johann, vom 2ten Nov. 1534. heißet er ausdrücklich Königsrichter. (Judex Regius) Ich bestimme wohlbedächtlich dasselbe Jahr wieder, denn wie manche setzen das folgende Jahr, vielleicht aber durch das
Transumt des
Waradeiner Kapitels verführt, das freylich 1535. ausgefertigt und unterschrieben worden. Ich weis also auch nicht, mit welchem Rechte die meisten unsrer Geschichtschreiber Hermanstadt sieben Jahre belagern lassen.* Bey diesem Vergleiche waren die Abgeordneten von Seiten des Königs:
Johann Statilius, Bischof von
Weissenburg, und
Emerikus Balascha, Königlicher Raht; von Seiten des Landes:
Nikolaus Tomori,
Johann Lázár und
Michael Hegyesch; von Hermanstadt aber:
Mathias Armbrüster, Bürgermeister,
Michael Knoll, Königsrichter, und dann die Rathsherren,
Petrus Haller, und
Georg Meyer. Hiebey erhielt Hermanstadt eine allgemeine Begnadigung und Wiedererstattung der eingezogenen Güter, sammt allen ihren alten Vorrechten; die Verschonung, mit Kriegsbesatzungen, und die Erlassung des Zwanzigsten auf zehn Jahre, wofern der König nicht unterdessen 8000. Gulden bezahlen würde. Weil auch Armbrüster grosse
zwischen den Gebirgen, als der itzige, und nicht wie dieser auf eine sichere Anhöhe, sondern auf ein sehr niedres Ufer des Altflusses erbauet, und mit einer sehr dicken Mauer mit dem nahen Berge vereinigt. Man sieht noch Trümmer davon; einen Theil des Thurms gegen die Wasserseite, und der Mauer, die den Berg hinauf gehet.
* Hermanstadt hat gar nicht eine siebenjährige Belagerung ausgestanden; sondern dem K. Ferdinand eine siebenjährige Treue erwiesen. Daher sich eine gleichzeitige Handschrift wohl ausdrückt: 1534. Cibinum, postquam toto septennio in fide Ferdinando data, perstitissetm spe promissi auxilii frustrata, per Legatos Ferdinando renunciavit.
(p136)
Geldsummen vorgestrecket hatte; so wurde ihm unter andern, auch der ganze Reusmärker Stuhl verpfändet, die ordentlichen Gefälle daraus zu genießen, bis die Nation die Schuld bezahlen würde.
Wahrscheinlich ist Knoll vom Könige Johann zum Grafen der Nation erkläret worden, nachdem er Pemflingern dieser Würde verlustig erkläret hatte. Doch gedenken die Rahtsprotokolle seiner gar nicht. Weiters ist mir von ihm auch nichts mehr bekannt.
Georg Knoll, ein Rathsherr, 1547. möchte sein Sohn seyn.
In diesem Jahre, da Hermanstadt Ruhe und Friede erlangte, hatte Medwisch das Unglück, nach Hinrichtung des berüchtigten
Ludwig Gritti ganz ausgeplündert zu werden.
Graf der Nation und Königsrichter zu Hermanstadt von 1537. bis 39. Er stammte aus einem Geschlechte her, das zugleich in Ungern blühete. Wann aber die Armbrüster nach Siebenbürgen gekommen, kann ich bis itzt noch eben so wenig bestimmen, als, ob
Michael Armbrüster, Bürgermeister im Jahre 1513. des Mathias Vater, oder Bruder gewesen. Wie sehr sich Mathias die Liebe und Achtung seiner Bürger zu erwerben gewußt, erhellet aus seinem öftern Konsulate. Zum erstenmale bekleidete er es nach dem
Petrus Wolf, 1523. zwey Jahere; zum zweytenmale nach eben demselben, 1527. drey Jahre; nach dem
Stephan Kleser, abermal 1534. drey Jahre, da er denn 1537, die höchste Würde in der Nation erhielt. Da aber der neue Bürgermeister Kleser, noch in diesem Jahre starb; so verwaltete Armbrüster zugleich das Konsulat bis 1539. Im diesem Jahre läßt ihn
Kinder, in seinen Comitt. N. S. sterben; er irret aber, denn Armbrüster verwaltete seine Aemter nicht mehr.
Georg Huet wurde Königsrichter, und
Johann
(p137)
Roth, Konsul. Wichtig müßen die Ursachen gewesen seyn, allein, vergebens habe ich sie zu entdecken gesuchet. Genug, 1541, verwaltete er abermal das Konsulat, und starb in demselbigen 1542. nach dem Rahtsprotokolle im Christmonde. Vielleicht hatte er die verlohrne Gnade, bey der verwittweten
Königinn Isabella, wieder erlangt. Diese hatte auch nicht wenige Bewegunsgründe zu einem solchem Verhalten gegen die Sächsische Nation.
Als Rahtsherr machte er sich 1525. in der Streitsache des Hermanstädtischen Kapitels wider den Presbyter,
Johann Klemens von
Medwisch, dem der Scheiterhaufe zugedacht war, nicht wenig bekannt. Dieser Elende wurde gerettet, ob er es gleich kaum verdiente. Ein Mensch ohne Tugend, und vielleicht ohne Religion! Man würde sündigen, wann man die Evangelische Glaubenslehre in diese Streitigkeit mischen wollte. Die Gerichtsakten erweisen es. Zu dieser Zeit war
Martin Huet, Stadtpleban, ein eifriger Verteidiger der väterlichen Religion, und wahrscheinlich ein Bruder unsres Huets. Dieser erhielt die Königsrichterwürde im Jahre 1539. die er mit seinem Tode, im Maymonde 1543. niederlegte. Von seiner Gemahlinn,
Barbara, einer Tochter des Konsuls,
Michael Armbrüster, hinterließ er drey Söhne:
Johann,
Georg und
Albrecht, davon die zween ältern, zwar in fruchtbaren Ehen gelebt, doch frühzeitig und Kinderlos gestorben sind; der letztere aber die Ehre seines Vaters wurde.
Verdienstvoller, aber unglücklicher Mann. Die Stuhlrichterwürde bekleidete er von 1530. zu verschiede-
* Nach der damaligen Schreibart: Wewrews.
(p138)
nen malen. Als solcher bemühete er sich bey dem
Könige Ferdinand 1538. um Hilfe für den Moldauischen Hospodaren,
Alexius.** Bürgermeister ward er nach
Armbrüstern 1539. und blieb es zwey Jahre. Als aber Huet 1543. starb, folgte er ihm in der Königsrichterwürde. 1545. nennet er sich zugleich Comes Camerae auri cymenti Regii. Unter seiner Amtsführung wurde, 1544. ein Landtag zu Hermanstadt gehalten, auf welchem der Ungrische Adel von dem berühmten Bischöfe,
Georg Martinusius, die Freyheit verlangte, Häuser in den Sächsischen Städten kaufen und besitzen zu können. Allein vergeblich, und so auch auf dem algemeinen Landtage, 1547. Die Sachsen waren taub, und schützten sich mit ihren Königlichen Privilegien. Im Jahre 1550. wurden in allen Sächsischen Städten und Flecken Markrichter eingeführet, weil nach dem Schlusse des
Tornburger Landtages, einerley Elle, Maas und Gewicht im ganzem Lande gebraucht, und das Fleisch Pfundweise verkaufet werden sollte.
Bald hierauf erfolgte eine grosse Staatsveränderung.
Isabelle von allen Seiten gedrängt, ohne Macht und Freunde, übergab 1551. das Fürstenthum dem Ferdinandischen Feldherrn,
Kastaldo, und verließ Siebenbürgen mit Trähnen. So eine leichte Eroberung verdiente wohl eine
Denkmünze. Wir haben eine, die ich ihrer Merkwürdigkeit und Seltenheit wegen,
aus der berühmten Graf Festetitzischen Münzsammlung hier beschreiben will. Die Hauptseite zeiget das geharnischte Brustbild des Kastaldo von der linken Gesichtsseite, mit kurzen krausen Hahren, und einem langen Barte. Unter der Schulter stehet der verkürzte Name des sehr geschickten Stämpelschneiders : ANIB. Die Umschrift lautet: JO.annes BA.ptista:
CAS.taldus, CAR.oli V. (Quinti) CAEsaris.
** Istvánfi Libr. XIII. p. 138. irret sich, wenn er ihn Petrus Verres, und Praetor Cibiniensis, nennet.
(p139)
FER.dinandi RO.manorum RE.gis ET BOE.miae RE.gis EXERCIT.us DVX. Die Nebenseite führet die Aufschrift: TRANSILVANIA. CAPTA: und stellet Siebenbürgen, als eine fruchtbare und wohlbewohnte Landschaft vor, darinnen ein ganz entkleidetes Frauenzimmer mit einem Gürtel um dem Leibe, halb sitzend lieget; es stützet sich auf den rechten Ellenbogen, und hält in der Hand einen Zepter, mit der linken aber eine geschlossene Krone empor. Hinter dem Rücken thürmen sich Gebirge auf, darauf ein prächtiges Siegeszeichen stehet. Am Fusse der Gebirge liegt ein Wassergott, bärtig, und mit Schilf gekrönet, hält in der linken eine Schlange empor, und stützet sich mit dem rechten Ellenbogen auf eine Urne, darauf sich der
Fluß Márosch ergießet, den das beygefügte Wort: MARUSCIVS anzeiget. „ — Im August wurde Hermanstadt und
Kronstadt mit Ferdinandischen Kriegsvölkern besetzt, welche meistenteils Böhmen, Spanier und Schlesier waren. Nachdem die drey Stände dem Könige Ferdinand gehuldigt hatten, wurde 1552. ein Reichstag zu Preßburg gehalten, wohin von Seiten der Sächsichen Nation der Stulrichter,
Andreas Birkner* reiste, und den 20. März, die Königliche Bestätigung des Andreanischen Privilegiums erhielt. Vielleicht begab sich Roth deswegen nicht selbst dahin, weil ihn König Ferdinand für keinen rechtmäßigen Grafen der Nation erkannte, und deswegen auch, noch im nämlichen Jahre den Bürgermeister
Haller, darzu erklärte. In eben diesem
* Miles irret, wenn er im Würgengel, S. 70. behauptet: Birkner sey Königsrichter gewesen, und den 24. Jul. 1558. gestorben. Er starb als Stuhlrichter. Vielleicht hat ihn Schäseus verleitet, der ihn in Ruin. Pannon. L. III. gleichfalls Königsrichter nennet, weil er dessen Stelle Vertreten:
Huc & Legati Dacorum e gente profecti —
Bykner Judex tum Regius urbis
Hermanni. —
(p140)
Jahre ertheilte K. Ferdinand den Medwischern die Freiheit, ihren Ort ganz mit Mauern zu umschließen, und daß der Königsrichter über die beyden Stühle
Medwisch und
Schelk, und künftighin seinen Sitz beständig zu Medwisch haben sollte. Denn bisher war es bald ein Medwischer, bald ein
Birthalmer, bald ein
Markschelker. 1553. erhielten die Medwischer auch das Stadtrecht, worauf
Simon Kürschner, der erste Bürgermeister ward. Nicht weniger wurde auch Hermanstadt in einen bessern Vertheidigungsstand gesetzet, und die dasige Münze beschäftigte sich wieder mit Ferdinandischen Geldstücken.
Allein auch diese Staatsverfassung dauerte nicht lange. Das äußerste Verderben von dem Vaterlande abzuwenden, sahen sich die Stände 1556. genöhtigt,
Isabellen, nebst ihrem
Prinzen Johann Siegmund, wieder nach Siebenbürgen, und zur Regierung zu beruffen. Nur die Sächsische Nation wollte nicht einwilligen. Allein die schrecklichsten Drohungen des
Türkischen Kaisers, und der
Walachischen und
Moldauischen Woywoden, nebst dem Gefühle ihrer eignen Schwäche, bewegte sie endlich doch die Oberherschaft der Königinn zu erkennen , doch aber unter den Bedingungen, daß bis zur Ankunft der Königinn keine Besatzungen in die Sächsischen Städte sollten gelegt werden; die Sachsen in allen ihren Vorrechten und Freyheiten ungekränkt bleiben; die Ferdinandischen Stücke zu Hermanstadt, eher nicht, als wenn alles im Lande in Ruhe und Ordnung gebracht worden, abgeführt; wie auch alles bisher geschehene vergessen werden sollte. Alles dieses bewilligte
Petrus Petrowitsch, im Namen der Königinn und ihres Prinzen, den Hermanstädtischen Abgeordneten. Allein den 21ten März, verlangte er schon durch den
Georg Matschkáschi, von ihnen 300 Mann Fußvolk, wie auch Kanonen und Musketen, um
Weißenburg, darin sich der
Bischof Paulus Bornemissa, behauptete, desto leichter zu erobern. Dieses erbitterte die Bürger so sehr, daß sie einen Aufruhr erreg-
(p141)
ten; doch wurde ihm noch die Mannschaft geschickt. Wie schrecklich aber mußten die Bürger dafür büßen! Den 31ten März, Nachmittags um zwey Uhr, sahen sie ihre Stadt an verschiedenen Oertern in Flammen stehen. 596. Häuser, nebst drey Klöstern wurden eingeäschert, Thürme und Mauern stürzten ein. Diese traurige Scene setzte den Pöbel in solche Wuht und Verzweifelung, daß sie den folgenden Tag
den Königsrichter, so gar mit Drohungen sein Haus anzuzünden, nöhtigten, diese Verwüstung zu besichtigen, und wie er bey seiner Zurückkunft in sein Haus auf dem grossen Marktplatze treten wollte, wurde er durch einen Musketenschuß getödtet.
Miles im Würgengel, S. 61. sagt zwar, er wäre mit einer Axt niedergehauen worden; allein
Siegler, verdienet als ein Zeitgenosse mehrern Beyfall. Noch war die Wuht der Aufrührer nicht besänftigt; sie schleppten so gar seinen Leichnam vor die Stadt, und begruben ihn bey den Hingerichteten Uibelthätern. Doch wurde er den 9ten May, von dieser schändlichen Stätte wieder genommen, und mit allen Ehrenbezeugungen eines Grafen der Nation, in die Hauptkirche beygesetzet. Verschiedenen dieser Aufrührer glückte es aus dem Lande zu fliehen, drey aber der Hauptanführer wurden den 11. May, auf öffentlichem Marktplatze enthauptet.
Ein Greis unter diesen, gab seinem Sohne, der nur für ihn zu sterben verlangte, noch diese weise Lehre: Mein Sohn! traue dein Lebenslang dem gemeinen Pöbel nicht, wann er dir etwas auszurichten befiehlt, denn er ist ein unbeständiges, bewegliches Volk. Wann man straffen soll, verläßt er dich gänzlich, klaget dich wohl noch selbst an, und du mußt also die Strafe alleine leiden, die ein andrer verwirket hat.
Dieser grosse Patriot ward im Jahre 1500. zu
Ofen gebohren, woselbst sich sein Vater
Ruprecht Hal-
(p142)
ler aus Nürnberg, niedergelassen, und
die so genannte Münzerinn geheurahtet hatte. Nach der
unglücklichen Schlacht bey Mohátsch entwich er dem Schrecken der Türkischen Waffen nach
Hermanstadt. Als
König Ferdinand 1527. den
Fuggern aus Augsburg die Siebenbürgischen Gold, Silber und Salzbergwerke überließ, ward er nebst dem
Christoph List, Verwalter derselben. Nachgehends erhielt er die Rahtsherrenwürde zu Hermanstadt, und 1536. das Stuhlrichteramt, welches er drey Jahre, das Konsulat aber von 1543. bis 1547. verwaltete. Im Jahre 1545. nennet er sich zugleich Grafen der Königlichen Goldkammer. Er ließ auch 1546. das Hermanstädtische Archiv, welches bisher ganz im Staube vernachläßigt worden, durch den
Stadtnotarius Christian Pomarius, in Ordnung bringen. Ein wichtiger Dienst für Freunde des Vaterlandes! Nach dem
Martin Weiß, erhielt er 1550. das Konsulat zum zweytenmale, und bekleidete es drey Jahre. Indessen bezeugte ihm König Ferdinand viele Achtung; denn 1551 erklärte er ihn zu seinem Rahte; 1552. zum Thesaurarius, und den 20. Dec. gar zum Grafen der Nation. In diesem Jahre ließ auch Haller die von ihm benannte Hallerbastey erbauen, und von derselben an, bis zum Heltauer Thore, die Stadt, nach dem Plane des
Kastaldo,* mit wichtigen Außenwerken befestigen. Das Andenken erhält die Aufschrift
M. D. LII.
Hoc opus erexit circumdans moenia vallo, **
Hallerus, patriae provida cura suae.
* Dieser schreibt Hallern hiebey: De fortificationibus non debet Dominatio Vestra mirari, quod architectti illas magnas designent, nam ubi manus semel imponenda est, debet res perfecte confici, ne timor & sumptus duret in aeternum
** Nach andern, aber unrichtig:
Hoc opus erexit circumdans moenibus urbem.
(p143)
hatte aber Haller gleich die höchste Würde in der Nation erhalten: so bediente er sich ihrer dennoch nicht, so lange
Roth lebte, zufrieden mit der Gnade seines Königes, der Liebe seiner Bürger, und dem Konsulate, welches er nun von 1554. beständig bekleidete. Den 4ten des
Brachmondes 1555. erklärte ihn K. Ferdinand auch zum Königsrichter zu
Salzburg, und schenkte ihm das dasige Gräfenhaus, welchem
K. Mathias Korwinus 1465. grosse Vorrechte und Freyheiten ertheilet hatte. Daher schrieb sich Haller in der Folgezeit:
Biro von Hermanstadt und Salzburg.
Nach dem traurigen Tode des Roths, verwaltete er denn die Königsrichterwürde, und
Augustin Hedwig erhielt das Konsulat. Den 1. Brachmond dieses 1556.igsten Jahres hielten die Landstände eine Versammlung, worinn die Abhohlung der
Königinn Isabella, aus Pohlen beschlossen wurde. Die Abgeordneten traten den 1. August lhre Reise von
Klausenburg an, und von Seiten der Sächsischen Nation befanden sich dabey der Bürgermeister
Augustin Hedwig,
Johann Tartler von
Kronstadt,
Petrus Rhener von
Medwisch, und
Stephan Schäser von
Schäßburg. Den 22ten Oktob. kam
die Königinn nebst ihrem Prinzen
Johann Siegmund, glücklich zu Klausenburg an. Diese neue Staatsveränderung hatte gar keinen schädlichen Einfluß auf Hallers Glück. Seltenes Schicksaal! Isabella und Johann Siegmund, ertheilten ihm 1557. im Hornung gleichfalls die Königsrichterwürde. In diesem Jahre widersprach er bey der Königinn, im Namen seiner Nation auf das Feyerlichste, als
Nikolaus Cherpewitz die vom K. Ferdinand der Hermanstadt verkauften vier Ortschaften:
Hodwillág,
Chanad,
Monora und
Chorostel erhalten wollte, oder hatte. Im folgenden kaufte er für Hermanstadt die Güter des
Ladislaus Apafi, von
Al-
(p144)
makerek, in
Feketewiz und
Varallya, um 250. Dukaten.*
Bey der fürchterlichen
Empörung der Zekler im Jahre 1562. erwies Haller mit seiner Nation eine standhafte Treue gegen
Johann den Zweyten. Ob jene schon auf die 60,000. Mann stark waren, und den Sachsen droheten, ihr Gebieht mit Feuer und Schwert, gänzlich zu verwüsten, wofern sie nicht gemeine Sache mit ihnen machen würden: so wollten sie doch nicht, entdeckten alles dem Fürsten, und Haller überlieferte ihm die Szeklerischen Abgeordneten gefangen. Doch wären die Schäßburger bald unglücklich geworden, indem man sie bey dem Fürsten der Untreue beschuldigt hatte. Voller Verbitterung kam Johann nach gedämpfter Empörung der Zekler dahin. Allein die Bürger schickten ihm die Burgschlüßel entgegen, und rechtfertigten sich vollkommen. Johann hielt sich fast ein Vierteljahr daselbst auf dem Pfarrhofe auf, seine Kriegsvölker aber in der Stadt. Hier ließ er nach gehaltenem Landtage, die Häupter der misvergnügten Zekler auf das grausamste hinrichten. — So würdig seines Lebens vollendete es Haller 1569. den 12ten
Christmond, im 69sten Jahre. Von seiner ersten Gemahlinn,
Agnetha von Schirmer, hatte er drey Söhne und zwo Töchter, die aber bis auf den ältesten Sohn,
Petrus, frühzeitig starben, auch dieser, ob er gleich mit
Margarethen Ofner** in einer fruchtbaren Ehe lebte,
* Die Urkunden von diesem allen, befinden sich in dem Hermanstädtischen Archive, die genannten Ortschaften: Abtstorf, Scholten, Donnersmark und Schorsten gehörten ehemals an die Abtey zu Egresch, und erhielten 1466. auf Befehl des Königs Matthias, ihre alten Freyheiten wieder. S. Litt. Mathiae R. ad Episcop. Chanad. ut 4. villas in suis libertatibus vivere permittat.
** Ihr steinernes Denkmaal in der Hauptkirche führet folgende Aufchlift: Epitaphium Honeste ac Piae Dominae
(p145)
starb dennoch 1568. ohne Erben. Doch in seiner zwoten Ehe, mit
Katharinen, einer Tochter des
Petrus Kemény von
Két Tórony und
Gyerö Monostor, war er glücklicher. Denn diese gebar ihm vier Söhne, von welchen das itzige Gräflich Hallersteinische Geschlecht herstammet.
Ein Kürschner, aber ein Mann von großer Erfahrung und Beredsamkeit. Im Jahre 1550. ward er Stadthan, 1553 Stuhlrichter; welches Amt er bis 1556 verwaltete, da er denn das Konsulat erhielt, und mit der Gesandtschaft der Landesstände an die
Königinn Isabella und ihren
Prinzen Johann Siegmund nach Pohlen reiste.
Miles irret, wenn er in seinem Würgengel, S. 61. behauptet, Hedwig sey um diese Zeit Königsrichter gewesen. Denn diese Würde erhielt er erst 1570. nach dem er seit 1566. Prokonsul gewesen.
Johann der Zweyte, hatte so viele Achtung für ihn, daß er ihn bey seinem Aufenthalte zu Hermanstadt, mündlich zum Grafen der Nation und Königsrichter erklärte, worauf Hedwig den 16ten Januar, feyerlich eingeführt wurde.
Welche Zeiten müßen damals gewesen seyn! - Anderthalb Pfund Fleisch kosteten in Hermanstadt einen Pfennig. Allein der 21. März,* ward diesem Orte aber-
Margharetae Budai Egregii Petri Haller, Junioris, Consortis, quae obiit 15. Jan. MDLXVI.
Quae mihi quaterni rapuerunt pignora partus
Haec eadem vitam fata tulere meam.
Sic statuit de me Domini firmata voluntas,
In cujus capio gaudia vera sinu.
* Diesen Tag setzet Martin Oltard, ein Zeitgenosse; die Kronstädter Kirchenchronik, und andere aber den 7ten November.
(p146)
mal ein Tag der Klage, indem durch Entzündung des Schießpulfers Mittags zwischen 12. und 1. Uhr, eine solche Feuersbrunst entstund, daß dreihundert neun und achtzig Häuser in der untern Stadt abbrennten. Der Schlag war so hefftig, daß Thürme und Mauern einstürzten, und die Fische in den Teichen ganz betäubt auf dem Wasser schwammen. Bald hierauf wurden die Häuser in der Stadt gezählet, deren Anzahl dreyzenhundert und eilfe war. Diese Oltardische Nachricht ist aus allen Gesichtspunkten glaubwürdiger, als diejenige, die bey dieser traurigen Scene von der Heltauergasse an, durch die Fleischergasse, unter dem Johannisberge, bis zum Bürgerthore, 1306 Häuser abbrennen lassen. Wie unwahrscheinlich!
Im Jahre 1571, geschah eine merkwürdige Veränderung in der innern Verfassung der Sächsischen Nation.
Klausenburg ward wegen der
Unitarischen Glaubenslehre, aus der Zahl der sieben Sächsischen Richter ausgeschlossen, und
Bros, (Szasz Város.) dafür angenommen. Nicht lange hernach erfolgte den 14. März, der frühzeitige Tod des Fürsten Johann Siegmund, der wieder einen blutigen Schauplatz eröfnete. Sein Liebling,
Kaspar Bekesch, sah sich durch die Wahl des würdigen
Stephan Báthori, in seiner Hoffnung zum Fürstenthume betrogen. Er suchte also das durch Gewalt der Waffen zu erlangen, woran ihm die Unitarische Religion und sein Stolz hinderlich gewesen war. Hiebey blieb die Sächsische Nation dem Báthori treu, verstärkte sein Heer mit tausend Mann zu Pferde, und so bejahrt schon Hedwig war; so gieng er doch selbst zu Felde, und führte in dem entscheidenden Treffen mit dem Bekeschischen Kriegsheere, seine Sachsen mit gleichem Muhte und Glücke an.*
Das folgende 1752ste Jahr zeichnete sich durch sei-
* Wolf. Bethlen nennet ihn bey dieser Gelegenheit irrig einen Bürgermeister.
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nen fruchtbaren Herbst aus, indem man 22. Eimer Most, um einen Gulden haben konnte; allein auch durch eine solche Pest, die
Burzelland fast ganz entvölkerte, und sich 1573. zugleich in
Schäßburg und Hermanstadt ausbreitete.
Gegen das Ende des 1576sten Jahres verlor Hedwig wegen seines hohen Alters, den Gebrauch seines Verstandes, und so starb er den 1sten Hornung, 1577. an der Pest, und ward den dritten desselben Monats begraben.
Miles berichtet von ihm, daß er zu Pferde immer ein Luchsfell, an statt des Pelzes geführt habe. Von seinen drey Gemahlinnen hinterließ er nur zwo Töchter. Von der Ersten
Regina: die
Barbara, Gemahlinn des Kaufmanns
Christoph Omlascher, und von der Dritten, die ihm bald den 20. März, im Tode nachfolgte:
Katharine, die
Gregorius Miles als Wittwer, 1581 heurahtete.
In Urkunden heißet Hedwig gemeiniglich, Augustinus Pellio, oder Szöts, nach damaliger Schreibart: Zewch. Unter seiner Amtsführung schenkte auch der Fürst Stephan Báthori, den Weinzehnden von
Omlasch an das Spital zu Hermanstadt, und
ertheilte der Stadt die Freyheit einer Papiermühle. Die Urkunden hievon bewahret das Hermanstädtische Archiv.
Einer der größten Männer der Sächsischen Nation, von ausgebreiteten Einsichten und muhtiger Klugheit, dessen Leben eine Reihe der schönsten Thaten für das Vaterland enthält. Er war der jüngste Sohn des
Königsrichters Georg Huet, und der
Barbara Armbrüster, gebohren den zweyten
Hornung, 1537. Auf den Schulen zu Hermanstadt und Wien bildete er sich zum Dienste seines Vaterlandes, worauf er, von einigen Magnaten, die seine Mäcene waren, bewogen, das Hofleben erwählte. Er begab
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sich an den glänzenden Hof des
Kaisers Karl des Fünften, dessen Leichenfeierlichkeiten er auch beywohnte; nachgehends lebte er am Hofe des
Kaisers Ferdinand, und konnte sich von diesem großen Schauplatze nicht entfernen, bis er nicht auch
K. Maximilianen und
Rudolphen mit Beyfall und Ehre gedient hatte;* da er dann 1574. in sein Vaterland zurück kehrte. Das folgende Jahr, heurahtete er den 6ten Hornung
Margarrethen Omlascher, eine Enkelinn des
Königsrichters Hedwig. Man speisete dabey an 50. Tafeln und in sechs Häusern. Der Woywode
Stephan Báthori, verehrte ihm eine goldene Kanne, so auch der
Hermanstädtische Raht und die
Medwischer zween Stühle; denn folgenden Tag aber belustigte ein Ringelrennen die Gäste.
Zu Anfange des folgenden Jahres ward er ein Mitglied des äußern Rahts, oder der Hundermannschaft, und den 1sten Hornung, 1577 Rahtsherr , oder wie er schreibt: Bürger. ** War er nun gleich nur an Hedwigs Sterbtage, Rahtsherr geworden; so hatte er doch die Ehre dessen Nachfolger im Amte zu werden. Den 24. März überbrachten ihm
Gregorius Apafi und
* Er schreibet selbst: Quippe, qui jam olim relicta schola, cum Cibiniensi, tum Austriaca, aulicae vitae, Magnatibus ita suadentibus, adhaeserim, neque inde me extricare potuerim, donec quatuor Imperatorum Aulas familiariter ex officio frequentaverim, quorum priori, Carolo V. Rom. Caesari, cujus exequiarum pompa, seu celebrationi interfui, & Fratri ejus, tunc Regi Romanorum Ferdinando, deinde Filio ejus, Maximiliano ultimo tandem praesenti, Rudolpho, Maximiliani primogenito Filio, sedulam gratamque locavi operam diplomatibus testatam. — Ob er Vice Sekretär, wie Soterius meynet, gewesen, kann ich nicht entscheiden.
** Daher heißen auch noch die Rahtsherrenwiesen bey Hermanstadt Borgerwiesen, und davon das Stadtthor, und nicht von Bürgern das Borgerthor; eben so viel als Rahtsherren Thor.
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Alexander Kendi, das Fürstliche Diplom zur höchsten Würde in der Nation. Worauf er den 26sten März, auf dem Rahthause feyerlich zum Königsrichter erklärt ward.
Dieses wichtige Amt verwaltete Huet nicht nur unter der sanften Regierung des
Christoph Báthori mit allgemeinem Beyfalle,* sondern, auch bey dem verwirrtesten Zustände seines Vaterlandes, mit solchem Muhte, solcher Klugheit und Treue, daß sein Gedächtniß auch der Nachwelt heilig seyn muß. Fürst
Siegmund Báthori würdigte ihn eines besondern Vertrauens, und freute sich mit ihm in der Italiänischen, seiner Lieblingssprache, unterreden zu können. Huet machte sich dieses Vertrauens vollkommen würdig. Er zeichnete dem Fürsten solche Plane vor, die ihm und dem Vaterlande allemal vortheilhaft waren, wann derselbe davon Gebrauch machte. Er deckte ihm die giftigen Geheimnisse seiner Feinde auf, und gewiß, Siegmund Báthori wäre 1594. verlohren gewesen, wenn Huet weniger Muht, oder Treue gehabt hätte.
Ganz verlassen, ohne Hoffnung und mit Schrecken des Todes umgeben, befand sich derselbe itzt in
Köwár. Die Stände dachten zu
Klausenburg auf eine neue Fürstenwahl, und
Balthasar Báthori, war schon von einigen zum Fürsten erwählet. In diesen entscheidenden Augenblicken, wandte sich Huet zu den Soldaten und einigen anderen, entdeckte ihnen die wahre Gestalt der Sache, erinnerte sie ihrer Pflicht, und erklärte sich im Namen seiner Nation, öffentlich vor den versammelten Landesständen: „ Er willige keinesweges ein, und so
* Dieser Fürst schenkte ihm, den 17. März, 1580 die Fürstlichen Zehenden von Räussen, anderthalbe Quarte, auf Lebenslang. Hierinn bestätigte ihn so wohl der Walachische Woywode, Michael 1600, den 13. Aug. als auch die Kais. Königlichen Komissärs, Karl von Imhoff und Georg Hoffman 1603. den 20. Jun. zu Hermanstadt.
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lange sein Fürst bey Leben, und gesund wäre, würde er nie Eidbrüchig werden. „Lebt denn der Fürst? war die Frage der Stände und Soldaten. Freylich lebt er, antwortete Huet, und es fehlet ihm gar nichts an der Gesundheit.* — Man fragte ihn abermal, woher er solches wisse? Ich weis es wohl, erwiedcrte Huet; und werdet ihr ihn nicht alsobald wieder holen, so werdet ihr sehen, was für böse Folgen die Sache haben wird. — Dieses vereitelte den ganzen Plan der Mißvergnügten, und nöhtigte sie dem freudigen Verlangen der übrigen, besonders der Soldaten, beyzustimmen, und den Fürsten zurück zu beruffen.
Mit dem
Kardinale Fürsten Andreas Báthori, hatte Huet und seine Nation wohl Ursachen mißvergnügt zu seyn; doch erzählet Kinder** eine Begebenheit, die kein gleichzeitiger Schriftsteller bestätigt, und durch die Geschichte des arglistigen
Woywoden Michael genugsam wiederlegt wird. Sie ist folgende: Andreas Báthori beschloß entweder die Religionsveränderung der Sächsischen Nation, oder ihren Untergang. Zu diesen Absichten ließ er auf dem Landtage zu
Weißenburg, sieben Spieße, für die sieben Richter der Sächsischen Universität aufrichten. Wie Huet dieses entdeckte, ersuchte er den Walachischen Woywoden um schleinige Hilfe; und zugleich mußte den folgenden Tag einer seiner Vertrauten in größter Eile einen
* Welche Achtung die verwittwete Erzherzogin, Maria, für ihn gehabt, erhellet aus einem ihrer Briefe an ihn, vom 25 May, 1595. Sie berichtet ihm, daß sie ihm das verlangte Bildnis ihres sel. Gemahls, Karl bey ihrer Hereinkunft mit ihrer Prinzessinn, Maria Christierna, damaligen Braut des Fürsten Siegmund Báthori, selbst überbringen wolle. Sie meldet ihm auch, daß sie ihre zween Prinzen, und insonderheit den Erzherzog Maximilian, gern mit nach Siebenbürgen nehmen wollen, allein Kaiser Rudolph wollte es nicht erlauben.
** Die sie außer ihm erzählen, sind darinn so unübereinstimmig, daß sich ihre Nachrichten nicht vereinigen lassen.
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Brief, als von Hermanstadt nach Weißenburg überbringen. In demselben wurde der plötzliche Einfall des Woyvoden in Siebenbürgen berichtet. — Sogleich wurde der Sachsen, der Spieße und alles vergessen. Jederman dachte nur auf Flucht und Sicherheit. —
In den folgenden Kriegerischen Unruhen wußte Huet wenigstens Hermanstadt gegen alle Versuche, Drohungen und Verheißungen des Siegmund Báthori, und hernach des
Moses Székel, in der Treue gegen Kaiser Rudolphen zu erhalten. Das kleine Medwisch mußte 1601. zu seinem großen Ruin der überwiegenden Gewalt nachgeben.
Schäßburg gieng durch einen artigen Streich den 13.
Christmond verloren.
Georg Mako, der die untere unbefestigte Stadt mit 4000. Mann besetzt hatte, kaufte von
Gabriel Hallern einige Fäßer Wein, die auf der verschlossenen Burg lagen. Die thörichten Bürger ließen sich überreden, selbige abfolgen zu lassen. Allein sobald der volle Wagen mitten in dem geöfneten Thore war, wurden die Räder entzweygehauen. So konnte das Thor nicht geschlossen werden, und da sie sich ängstlich damit beschäftigten, brennte schon ein Haus auf der Burg. Die Bestürzung hierüber ward so groß, daß die Bürger nicht wußten, ob sie dem Feuer, oder dem Thore zulaufen sollten. Indessen waren so viele Feinde eingedrungen, daß sich die Bürger übermannet, und ihre Burg verloren sahen. Mako ließ die Burg rein ausplündern, den Raht gefangen nehmen, die Bürger aus den Häusern jagen, setzte
Zeklerische Beamte ein, und gab der Stadt den Namen Nemeschvár. Unter den grossen Reichthümern, die er in der Kirche des H. Nikolaus fand, waren insonderheit die zwölf Apostol von Silber in Lebensgröße merkwürdig. Die
Bistritzer ließen sich durch Drohungen und Betrug zur Uibergabe bewegen, dafür sie aber der berühmte
Basta, 1602. rechtschaffen züchtigte. Die einzige
Kronstadt nahm den Siegmund freywillig auf. Allein, kaum vermochten sie auch mit einem
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goldnen Pokal, tausend Dukaten an Wehrt, bey dem Basta, Bistritzens Schicksaal von sich abzuwenden.
Istwánfi berichtet zwar,* Hermanstadt habe Moses Székeln, bey seinen ohnmächtigen Versuchen, Siebenbürgen für sich zu behaupten, mit offenen Thoren aufgenommen, aber dieser grosse Geschichtschreiber irret hierinn. Die Hermanstädter wollten vielmehr gar nichts von ihm wissen, vermehrten ihre Truppen, zogen die Kaiserliche Besatzung aus
Mühlenbach an sich, ließen 5000. Kübel Frucht aus der
Moldau bringen, und den
dasigen Hospodar, auf den Fall einer Belagerung, um schleinigen Beystand ersuchen, welchen er auch zusagte. Doch war alle diese Vorsicht überflüßig, indem Moses seine Rolle ausspielte, als er sie kaum angefangen hatte. Nichts destoweniger suchte Huet seine Vaterstadt in bessern Vertheidigungsstand zu setzen. Zu diesem Zwecke ließ er eine starke Bastey vor dem Bürgerthore 1604. aufführen, und den 1. May ward der Grundstein dazu gelegt. Bey dem Heltauerthore hatte er es noch 1578. gethan; denn zur Linken des äußersten Thores liest man auf einem steinernen Denkmaale:
ILL. PRIN. DO. CHRISTOPH. BATH D G.VAIVODAE. TRANS. S. C MUNI FICENTIA. ET. CIVITATIS. SVMPTIBVS: EXTRACTUM. AN: DO. 1578.
Darunter halten zween Engel einen ovalen Schild mit dem Báthorischen Wolfszähnen, und darauf folget:
D. OPT. MAX. PROV. GEORG. HECH TIO COS. ET. ALBERTO HVTTERO. IV. DICE. REGIO. VRB. CIB. HOP. PROP. **
* L. 33. p. 515.
** Illustrissimi Principis Domini Christophori Báthori, Dei Gratia: Vaivodae Transilvaniae, Sicolorum Comitis, Munificentia, & Civitatis sumptibus exstru
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Unten sind drey Wappen, das Hechtische: ein Hecht mit drey Rosen; das Hermanstädtische, und das Huetische: Ein springendes Einhorn und ein Fürstenhut in vier Feldern.
Von Huets übrigen Verdiensten um seine Nation will ich noch etwas Weniges anmerken. An dem
Sächsischen Nationalrechte, von Mathias Fronius aus Kronstadt, gesammelt und herausgegeben, hatte er nicht geringen Antheil, und begab sich 1582. den 30. Dec. selbst mit nach Pohlen, um dessen Bestätigung vom Könige Stephan Báthori, als Fürsten von Siebenbürgen, zu erhalten. Er vertheidigte auch auf dem Landtage zu Weißenburg, 1591. den 10. Brachmond, in Gegenwart des Fürsten, die angefochtene Ehre, Vorrechte und Freyheiten der Sächsischen Nation, mit solcher Freymühtigkeit und Nachdruck, daß er das drohende Ungewitter glücklich abwendete. Nicht weniger sorgte Huet für die Aufnahme der Hermanstädtischen Schule. Er gab ihrer Bibliothek eine neue Gestalt, ließ sie 1592. mit Mauergemälden auszieren, die ältern und neueren Gelehrten von glänzenden Ruhm vorstellen; theils aber symbolische Bildnisse, und bereicherte sie mit seiner schönen Büchersammlung. Bey der Schule selbst veranstaltete er eine bessere Einrichtung, dazu sie 1598. neue Gesetze für Lehrer und Lehrlinge erhielt. Das Gedächtniß dieser ädlen Handlungen erhalten noch folgende Aufschriften:
ctum, Anno Domini 1578. Deo Optimo Maximo, Provido, Georgio Hechtio, Consule, & Alberto Huttero, Judice Regio Vrbis Cibiniensi, Hoc positum Propugnaculum. Vielleicht! Hecht starb als Prokonsul den 5. Octob. 1580.
(p154)
INSTAVURATVM
CONSVULE
D. JOHANNE BAVARO. (Bayer.)
IVDICIBUS:
REGIO. D. ALBERTO . HUTTERO.
SEDIS. D. LVCA ENGETER.
PASTORE. R. D. PETRO LVPINO.
RECTORE. M. GEORGIO DEIDRITIO.
ANNO S.
M. D. XCII.
Die zwote:
INSTAURATORI
SCHOLAE CIBIENSIS.
DOMINO
ALBERTO HUTTERO.
IVDICI REGIO
CIBIENSI
PRVDENTISS.
NOBILISSIMOQUE VIRO.
LITERARVM
LITERATORUMQ.
AMANTISSIMO.
MECAENATI SVO
COLENDO.
M. GEORGIVS DEIDRITIVS.
Das Uibrige ist unslesbar.
Uiber der Pfarkirche an der Mauer, siehet man Huets Bildnis in Lebensgröße.— Im Jahre 1604. erklärte Kaiser Rudolph unsern Huet zum Siebenbürgischen Kammerraht, und in Absicht Hermanstadts nennet sich dieser noch 1593. einen Bewahrer des öffentlichen Schatzes. (Conservatortor Thesauri publici) Dieses errinnert mich an die Geldstücke, die unter seiner Aufsicht zu Hermanstadt
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geprägt worden. Sollte es zu viel seyn, wann ich hier zwoer sehr merkwürdigen Gedächtnismünzen gedenke? — Die erste ist auf das Jahr 1602. da Siebenbürgen von oben herab mit Pest und andern hinreißenden Krankheiten; von Morgen vom Türken, und von Abend, von Deutschen Kriegsvölkern gezüchtigt und schrecklich verwüstet wurde. Die Hauptseite zeiget einen menschlichen Kopf mit drey Gesichtern. Das zur Rechten ist ohne Bart mit der Beyschrift: OCCIDENS; das zur linken bärtig, mit der Beyschrift: ORIENS; und oben auf der Scheitel abermal ein bärtiges, darüber: DEVS. Die Umschrift: TERRENA CONSIDERES VT CAELICA POSSIDEAS. Auf einigen stehet noch: CIBIN. und unten am Halse: N.W. CIBIN. 1602. mit sehr kleinen Lettern. Auf der Kehrseite ist nur folgende
Aufschrift:
A TERGO
ET FRONTE
MALUM TANDEM
DEVS PROPITIA
RE. AN. MDCH. F
ATALI TRAN
SSILVANI: ae. *
Die zwote vom Jahre 1603. ist eine ovale Denkmünze des
Kaiserlichen Feldherrn Georg Basta, Grafen von
Hust, Freyherrn, Herrn in
Sult und Ritter vom goldnen Sporn, Ihrer Kaiserlichen Majestät und des Katholischen Königs beyder Spanien, Kriegsraht und Generalkapitän in Siebenbürgen in Gold zehen Dukaten. Die Hauptseite führet sein geharnischtes Brustbild mit
* Man findet sie in Gold von verschiedenen Stämpeln und Gewichte, oft ohne Anzeigung des Prägorts, und nicht selten mit sichern Merkmaalen der Unachtsamkeit, oder Unwissenheit ihrer Meister.
(p156)
krausen Hahren und bärtigem Gesichte, nebst der Umschrift: GEORG. BASTA. DN. (Dominus) INSULT. EQV.es AVR.atus. Auf der Nebenseite siehet man drey neben einander stehende Palmzweige von einem Lorbeerkranze umschlossen. Darunter:
VALL. PROF. Vallacho Profligato.
SIC. DEV. Siculo Devicto.
DAC. REC. Dacia Recuperata.
1603.
Die Umschrift ist: Sacrae C.aesareae. M.aiestatis AC. CATH.olici REG.is HISP.aniarum CONSI.liarius BEL.licus ET IN TRANS.ilvania CAPIT.aneus GENERAL.is. Daß diese Münze gleichesfalls zu Hermanstadt geprägt worden, zeigen die kleinen Buchstaben unten am Rande des Brustbildes: N. W. CIBIN. 1603.
Doch genug! Endlich in allem glücklich, war Huet zu letzt ein unglücklicher Ehemann. Seine
erste Gemahlinn hinterließ ihm eine
einzige Tochter. Nachgehends heurahtete er den 10. Jul. 1586.
eine Faßbinderstochter, deren
Vater er mit der Rahtsherrnwürde belohnte. Diese gab ihm zwar ihre Hand, nicht aber ihr Herz. Ihre Ausschweifungen waren so ärgerlich,* und ihr Eigensinn so groß, daß sie ihren Ehegatten nicht einmal um Vergebung bitten wollte. Entschlossen, lieber ihr Leben, als ihre Neigung gegen einen armen Studenten aufzuopfern, sah sich Huet endlich genöhtigt, sich von ihr den 1. Novem.
* Unter andern hatte sie zween Kais. Kommissarien, die nach Hermanstadt gekommen waren, zu Liebhabern, davon noch die Reime übrig sind:
Der eine war der Hildegard,
Der andere der Kaspar,
Der dritte war der graue Bart,
Dem ich niemals nicht gut war.
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1605. gerichtlich. trennen zu lassen. Als sie nachgehends
mit ihrem neuen Manne auf der Thürschwelle der Kirche getrauet wurde, legte sie sich die sammetene Kappe des Huets, heimlich unter das Knie. Worauf sie zu sagen pflegte: Sie wäre nicht auf der Thürschwelle, sondem auf Huets Kappe kopulirt worden. Huet vollendete seine schöne Laufbahn den 23. Apr. 1607 in einem Alter von 70. Jahren, 2. Monden und 21. Tagen, nachdem er in seiner Königsrichterswürde etwas über dreyßig Jahre die Ehre und Stütze seiner Nation gewesen. Mit ihm starb das Huetische Geschlecht aus. Hierauf beziehet sich seine Grabschrift:
Hic Pileata Domus carissima condidit ossa,
vindicat interitu nescia Fama mori.
Seine und seines Vaters Ehrenfahne, die nach Gewohnheit in der Kathedralkirche aufgesteckt waren, schlug 1619. den 10.
Brachmond, ein Wetterstral herunter. Das Huetische Wappenschild führet zween Helme, den ersten bedeckt ein Fürstenhut, worauf ein aufgerichtetes Schwerdt mit einem Lorbeerzweige umwunden; den zweyten eine offene Krone, und darauf ein halbes gekröntes Einhorn, mit einer fliegenden Binde um den Hals. Der Schild selbst ist quadrirt, und wird von zween Greifen gehalten. Im ersten und vierten Felde ein Fürstenhut, in den übrigen ein springendes gekröntes Einhorn mit einer fliegenden Binde an dem Halse. Dieses Huetische Wappen siehet man auch auf dm Hermanstädtischen Dukaten und Thalern von 1605. und 06.
Ein Mann, der sich aus dem Staube der Leibeigenschaft zur höchsten Würde der Sächsischen Nation zu erheben wußte.
Donnerstmark (Monora) ein Fiskal-
In Urkunden heißet er nicht selten: Malimer, Mailmer.
(p158)
flecken, war sein Geburtsort. Hier lebte er auch als Schulmeister, daher er den Namen Literatus und ungrisch, Déak (Schüler) erhalten. Nachgehends kam er wegen seiner Fertigkeit im Schreiben und Rechnen in Fürstliche Dienste, und ward Schreiber und Einnehmer der Fiskalgefälle. Hier machte er sich so verdient, daß ihn
Siegmund Báthori, den 6ten August 1594. nebst allen seinen Nachkommen beyderley Geschlechts, in den Adelstand erhob. Wenn er nach Hermanstadt gekommen, ist mir unbekannt; 1602. aber finde ich ihn unter den dasigen Rahtsherren. Als solcher erhielt er den 15ten
Christmond des folgenden Jahres, vom
Kaiser Rudolph, die Bestätigung seines Adels in Absicht aller Kaiserlichen Länder. Im Jahre 1607. erlangte er die Stuhlrichterwürde, bald aber darauf, den 30. May, bestätigte ihn
Fürst Siegmund Rákotzi, zum Grafen der Nation und Königsrichter. Hätte ihn
Huets Muht und Staatsklugheit belebt; o! so würde diese seine Amtsführung für ihn und die Bürgerschaft, nie so traurig geworden seyn. Allein, so ließ es Melmer geschehen, daß
Gabriel Báthori den 10ten Christmond 1610. mit einer Begleitung von 20,000. Mann, in Hermanstadt aufgenommen ward. Ein Fürst, der allezeit sagte: wer Herr von Siebenbürgen seyn wollte, müße die Schlüßel von Hermanstadt in der Tasche haben. Báthori hatte sie nun, und bediente sich ihrer nach Willkür. Er bemächtigte sich der Stadtthore, des Rahthauses, Zeughauses und der Münze. Die Bürger mußten alle Waffen ausliefern, und ungeheure Geldsummen mit vergeblicher Hoffnung erlegen. Das schätzbare Archiv wurde geplündert und zerstreuet, und endlich die Stadt von ihren Bürgern so entblößet und verwüstet, daß darinnen Hirsen ausgesäet wurde. Kurz, dieser unglückliche Ort ward also behandelt, als er kaum durch Sturm erobert hätte erwarten können.*
* Nähere Nachrichten hievon werde ich in den Bürgermeistern geben.
(p159)
Bey diesem algemeinen Verderben mußte Melmer selbst nicht wenig leiden. Da es den erschöpften Bürgern unmöglich war, hunderttausend Gulden für das Jahr 1611. zu erlegen: so wurde der ganze Raht auf das Rahthaus gefangen gesetzt, ja Melmer mit dem Rahtsherrn
Kolloman Gozmeister, den 1ten Sept. in den unterirdischen Kerker der Mörder, an Stricken hinunter gelassen. An diesem abscheulichen Orte mußten sie bis den dritten Tag verbleiben. Doch, nicht sein ganzes Unglück! — Unterdessen mußte auch seine noch unverheurahtete
Tochter Anna, ein Opfer der
Báthorischen Wohllüste werden.
Sein Tod ist mir nicht sicher bekannt. Ist er 1612. erfolgt; so muß Melmer im
Christmonde gestorben seyn. Denn den 28ten Nov. lebte er noch, und war mit seinem guten Rahte Schuld daran, daß die Sächsischen Geistlichen den vierten Theil ihrer Zehenden, dem Fürsten auf die Zukunft ohne Lösegeld aufopferten. Der Fürstliche Geheimeraht,
Gabriel Bethlen, widerrieht ihnen dieses Opfer sehr; als er aber Fürst ward, wollte er ihnen das Verlorne doch nicht wieder ersetzen. — Sind unsere alten Schriftsteller nicht partheyisch: so war Melmer ein Mann ohne Religion und Tugend. In seiner zwoten Ehe lebte er mit
Dorotheen Perneszi von Ostopan, Wittwe des
Michael Hallers von Hallerstein. Aus seiner ersten Ehe hatte er einen Sohn zu
Donnerstmark, der an dem Glücke seines Vaters gar keinen Antheil nahm, und die Leibeigenschaft auf seine Nachkommen fortpflanzte. Einer derselben ist der Diakonus zu
Reußen,
Melmer.
Das Melmerische Wappen ist ein halber Hirsch mit goldnen Hörnern, auf einer königlichen Krone, der sich gegen gegen einen steilen Felsen aufrichtet.
Graf der Nation und Königsrichter zu
Reps, woselbst sein Vater
Bartholomäus 1575. als Pfarrer starb.
(p160)
Ihm hatte
Gabriel Báthori 1611. seine Erhaltung zu danken, als er
von dem Walachischen Hospodar Radul, den 16. Jul. bey Kronstadt geschlagen worden, und seine eigenen Leute sein Schicksaal nicht wußten. Aus Erkentlichkeit und
Vatinianischem Hasse gegen die Hermanstädter, erklärte er ihn dafür zum Grafen der Nation. Das einzige Beyspiel, daß diese Grafen nicht zugleich Königsrichter zu Hermanstadt gewesen. Allein
das blutige Ende seines Fürsten 1613. war auch das Ende seiner Amtsverwaltung. Doch lebte Weyrauch auch nachgehends bey dem Fürsten und seiner Völkerschaft in grossem Ansehen, bis er endlich 1637 auf dem Landtage zu Medwisch, den 27. Febr. plötzlich in die Ewigkeit übergieng. Sein Leichman wurde nach Reps abgeführt. Von seinen Söhnen starb
Georg, als Pfarrer zu
Kleinschelk, der andre aber,
Johann, in äußerster Dürftigkeit.
Das Weyrauchische Wappen ist ein angezündetes. Rauchfaß.
Seine Eltern waren
Kollman Gozmeister, ein reicher Kaufmann zu Hermanstadt und
Elisabeth, geborne Brelst. Im Jahr 1606. ward er zum Stadhane erwählt; Stuhlrichter aber, oder Bürgermeister ist er nie gewesen. Bey den Drangsalen seiner Vaterstadt unter dem eisernen Joche des
Fürsten Gabriel Báthori mußte er dem Königsrichter
Melmer, in der so genannten stinkenden Kammer Gesellschaft leisten; allein, nach dem
tragischen Tode dieses Fürsten erhielt er die Königsrichterwürde, darin ihn der grosmühtige
Fürst Gabriel Bethlen bestätigte. Die Hoffnung und Freude der Hermanstädter bey der Erhebung dieses Fürsten war so groß, daß sie folgende Denkmünze in Gold und Silber prägen ließen:
(p161)
VERA SALVS CHRISTVS TVA SCEPTRA SALVTA CORONET 1613.
In sechs Zeilen. ET FERAT AVSPICIIS PROSPERA VELA TVIS. Ein Schild mit dem Hermanstädtischen Wappen, oder zwey kreuzweisliegenden und unterwärtsgekehrten Schwerdtern in einem Dreyecke, dessen jede Spitze ein Seeblumenblatt führet. Darüber eine offene Krone, und unten von beyden Seiten CI — BI.
Im
Wintermonde hielt die
Sächsische Universität eine Versammlung zu
Schäßburg, worinn den 30sten, unter andern auch beschlossen ward: daß künftighin keine Sachsen, die adelicher Vorrechte genießen wollten, Güter kaufen, und dem
Adel sich einverleiben würden, einige Ehrenämter in der Nation zu erwarten haben sollten. Die Ursachen dieses sonderbaren Rahtschlusses waren: theils die nachteiligen Folgen für die Freyheiten der Sächsischen Städte, wovon das
Franz Sachsische (Szaz) Haus zu Hermanstadt und das
Czehische zu Medwisch, beweisende Beyspiele geben; theils, weil die Sachsen in ihren Nationalvorrechten und Freyheiten, schon Edelleute wären. 1614. den 18ten Febr. hatte Gotzmeister das Vergnügen, seine Vaterstadt durch die Gnade des Fürsten Bethlen, wieder im Besitze seiner Bürger und alten Freyheiten zu sehen. Ein jährliches Dankfest wurde deswegen gestiftet, und die Bürger fiengen ihre Epoche von diesem glücklichen Tage an. Beydes aber dauerte nicht lange.
Unter Gotzmeisters Amtsführung erbaute die Nation die
Kenderwárische Bastey zu Weißenburg. Es sollten viere errichtet werden, eine vom Fürsten, und die übrigen von den drey Nationen. Allein der Adel erfüllte seine Zusage nicht. Indessen sorgte Gotzmeister auch für die Befestigung seiner Vaterstadt. Er ließ die
Suldeschbastey aufführen, die von 1622. bis 1627. erbauet wurde. Dieses bezeuget die Steinschrift derselben:
(p162)
PROPVGNACVLVM ISTVD AERE PUBLICO
ERECTUM. CVRA VIR. * GROS.
PRVD. AC. CIRC. DNOR. MICHAELIS LVTSCH
CONSVLIS ET KOLMANNI GOTZMEISTERI
IVD. REG. ANO M. DC. XXII. INCEPTVM.
FINITUM EST IN ANO. M. DC. XXVII.
Den 14ten Okt. 1633. vollendete Gotzmeister seine Laufbahne, in einem Alter von 58. Jahren; oder nach einer andern Handschrift, von zweyundfünfzigen, und sieben Monden. Von seiner Gemahlinn, Anna, einer Tochter des Stadtpfarrers, Johann Auners, hinterließ er drey Söhne: Kolman, Johann und Paulus. Davon insonderheit der erstere sich einen berüchtigten Namen erworben, und mit dessen Enkel, Joseph Gotzmeister, ist der Gotzmeisterische Name in unserm Jahrhunderte ausgestorben.
Das Wappen dieses Geschlechts ist ein stehender goldner Löw im blauen Felde, mit einem Schwerdt in der rechten Klaue, welches ihnen Fürst Gabriel Báthori verliehen hat. Vorher führten sie eine rohte Rose unter einem Kaufmannszeichen im blauen Felde.
Als Königsrichter zu
Reußmark ward er 1629. Stadtschreiber, oder Provinzialnotarius zu
Hermanstadt. Er blieb es bis 1634. den 10. März, da ihn die Hundertmanschaft gegen allen Widerspruch des Senats zum Bürgermeister erwählte. Man gönnete ihm diese Würde nicht, und bald mußte man ihm eine höhere überlassen. Auf dem Landtage zu Weißenburg, erklärte ihn
Fürst Georg Rákotzi, zum Grafen der Nation. Nachdem er den dritten
Brachmond davon zurück gekehrt, wurde er
* Virorum Generosorum, Prudentum ac Circumspectorum Dominorum. -
(p163)
den neunten zum Königsrichter erwählt, und den 11. derselben, vom
Kanzler Stephan Kowátschotzi feyerlich bestätigt. Zum größten Vergnügen aber seiner neidischen Feinde, bekleidete er diese Würde nur wenige Jahre; denn er starb den 20. Brachmond 1639. in einem Alter von 59. Jahren. Sein Leichenredner war in seinem Lobe so sparsam, daß man seine Mühe nur mit einem Thaler, wie bey bürgerlichen Leichen, belohnte. Vielleicht hat auch noch seine Gemahlinn für ihn büßen müßen! Diese Unglückliche hatte unter dem Konsul
Johann Reußner 1653. den 10. Jänner, das schreckliche Schicksaal, als ein Hexe lebendig verbrennt zu werden. — Er hinterließ einen Sohn,
Valentin, der 1645. zu Tyrnau Baccalaur der Freyen Künste und Weltweisheit wurde, und 1645. von den aufrürischen Bürgern das Notariat; so wie
Lazarus Seraphin, vielleicht ein Vatersbruder, das Konsulat erhielt. Beyde aber wurden dafür mit einem vierjährigen Gefängnisse in
Fogarasch, und ewiger Verbannung aus Hermanstadt belohnt.
Das Seraphinische Wappen ist ein stehender Engel mit einer Lilie in der rechten Hand; auf dem gekrönten Helme ein Engel mit ausgebreiteten Flügeln. Auf seinem Denkmaale in der Kathedralkirche liest man nur: Valentinus Zeraphin J. R. C. obiit, 20. Junii 1639.
Wird fortgesetzt.