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Geschichte der Ungarn, unter ihren Herzogen.
Ungarn bestand ehedem aus verschiedenen Provinzen, aus
Pannonien n\xE4mlich,
Dacien,
Marahanien, und dem Lande der
Jazyger. Pannonien erstreckte sich von dem c\xF6tischen Gebirge bis \xFCber den Sawaflu\xDF, zu dessen oberem Theile auch fast ganz Oesterreich, Steyermark, K\xE4rnthen, Krain, Kroaten, nebst dem jenseits der Donau liegenden, und einen Theil des itzigen K\xF6nigreichs Ungarn ausmachenden Kreis geh\xF6rte, und von der Tochter des Kaisers
Diocletianus, den Namen
Valeria erhielt. Was \xFCber der Donau ge-
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gen Morgen liegt, nebst
Bosnien, und
Slawonien, hie\xDF das untere Pannonien, so, wie man die Provinz zwischen dem
Sawa- und
Drawaflusse, Saviam interamniam, und ripariensem nennte. Das alte Dacien hatte von einer Seite die
Thei\xDFe, von der andern aber den Pontus Eurinus zu Gr\xE4nzen, und Marahania, oder Gro\xDFm\xE4hren, erstreckte sich von der
Elbe, bis an die Fl\xFC\xDFe
Gran und
Morawa; die Jazyger aber bewohnten das Land zwischen der Thei\xDFe, und dem
karpathischen Gebirge. Alle die V\xF6lker aber, welche diese L\xE4nder bewohnten, waren vom slawischen Ursprunge, und redeten auch die slawische Sprache. — Aus diesem nun erhellet, da\xDF das heutige Ungarn nur aus einem Theile des alten Pannonien, Dacien, und Gro\xDFm\xE4hren bestehe.
Es wird aber dieses K\xF6nigreich bald in einem engern, bald in einem weitl\xE4ufigern Verstande genommen. In jenem hat es gegen Mittag den Flu\xDF Drawa, welcher es von Slawonien absondert; gegen Mitternacht das karpathische Gebirg, durch welches es von
Galitzien getrennet wird; gegen Morgen die
Walachey, und
Siebenb\xFCrgen; und gegen Abend,
M\xE4hren,
Oesterreich und
Steyermark zu Gr\xE4nzen. Im weitl\xE4uftigerem Verstande aber, wird auch Slawonien, Kroatien, Bosnien,
Dalmatien, Siebenb\xFCrgen und
Serwien, die
Bulgarey,
Walachey, die
Moldau, Galitzien, nebst
Lodomerien, unter dem allgemeinen Namen von Ungarn mitbegriffen. —
Die \xE4ltesten Einwohner von Ungarn, waren die
Pannonier, und Jazyger, beyde von slawischem Ursprunge. Jene bewohnten den westlichen, diese aber den n\xF6rdlichen Theil des Reiches. Sie behaupteten ihre Freyheit bis auf die Zeiten des Kaisers
Augustus, da die
Dacier, welche schon un-
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ter r\xF6mischer Bohtm\xE4\xDFigkeit standen, unter dem
Decebal einen Auffstand erregten, mit welchen sich ihre Nachbarn die Pannonier vereinigten. Der nachmalige
Kaiser Tiberius ward endlich abgeschickt, die Dacier wieder zum Gehorsame zubringen; und dieses verrichtete er auch mit so gl\xFCcklichem Erfolge, da\xDF er mit seinen siegreichen Waffen bis in Pannonien drang, sich des ganzen Landes bem\xE4chtigte, und solches ungef\xE4hr um das zehnte Jahr nach Christi Geburt in eine r\xF6mische Provinz verwandelte. Dieses blieb sie so lang, bis sich bey der grossen Wanderung der V\xF6lker, und als sich das r\xF6mische Reich zu seinem g\xE4nzlichen Untergange neigte, die
Vandalen einen grossen Theil desselben an sich brachten, und solchen \xFCber vierzig Jahre lang besassen. Als diese aber das Land r\xE4umten, um nach Gallien zu gehen, so lie\xDFen sich die
Gothen, welche bisher in Dacien, und
M\xF6sien gewohnet, daselbst nieder; der \xFCbrige Theil aber blieb noch immer eine r\xF6mische Provinz, bis sich endlich die Hunnen des ganzen Pannoniens bem\xE4chtigten.
Diese
Hunnen, eine
scythische Nation, bewohnten in den \xE4ltesten Zeiten die n\xF6rdlichen Gr\xE4nzen von China, und wurden von den Chinesern
Hiongnu genennet, welche, sich f\xFCr ihren \xF6fteren Einf\xE4llen zu sch\xFCtzen, im vierten Jahrhunderte vor Christi Geburt die so ber\xFChmte Mauer auff\xFChrten, die man billig unter die Wunderwerke der Welt z\xE4hlen kann. Nachdem aber ihr Reich von den Chinesern, die sich mit den mitt\xE4gigen Hunnen verbunden hatten, zu Grunde gerichtet worden, wendeten sich die mittern\xE4chtigen gegen Abend, und lie\xDFen sich anf\xE4nglich an dem
Wolgastrome, hernach aber zwischen den
asowischen und
kaspischen Seen nieder. Im Jahre
734. giengen sie in 108. Horden, und \xFCber eine Million stark \xFCber den Don-
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flu\xDF nach Europa, und unterwarfen sich gleich anfangs die
Alanen, zwey Jahre hernach aber auch die Gothen, welche in Dacien wohnten. Im 377sten Jahre nahmen sie beyde Pannonien ein, und unter ihrem
K\xF6nige Attila erweiterten sie ihr Reich sehr namhaft, welches aber nach dessen im Jahre 454. erfolgtem Tode, wieder in Verfall gerieht, und mit desselben Sohne
Dengizich v\xF6llig untergieng, indem diese Hunnen von den
Gepidern, und Gothen gezwungen wurden, sich wieder an die Fl\xFC\xDFe
Don, und
Dniester zu begeben, wo sie hernach unter dem Namen der
kutugurischen, und
utugurischen Hunnen bey den griechischen Geschichtschreibern vorkommen. — Hierauf bem\xE4chtigte sich
Arderich, der K\xF6nig der Gepider der
Walachey und Moldau, nebst einiger angr\xE4nzender L\xE4nder, oder des so genannten Daciens; die Gothen aber behaupteten das eigentliche Pannonien, bis sie ungef\xE4hr um das Jahr 526. von den
Longobarden vertrieben worden. Als aber diese auf die Einladung des
Narses nach Italien giengen, r\xE4umten sie den
Awaren Pannonien mit der Bedingung ein, da\xDF, wenn ihnen ihr Unternehmen fehl schlagen sollte, sie ihre alten Wohnsitze wieder beziehen k\xF6nnten. Da nun die Longobarden nicht wieder kamen, sondern ein neues Reich in Italien stifteten, so blieben auch die Awaren in dem ruhigen Besitze von Pannonien. — Diese Awaren nennte man in Asien anf\xE4nglich
Geugener, und um die Mitte des sechsten Jahrhunderts, wurden sie von den T\xFCrken, welche Uiberbleibsel der Hunnen waren, und das
altaische Gebirg bewohnten, vertrieben. Einige derselben zogen sich nach den chinesischen Gr\xE4nzen, die andern aber giengen nach Europa, vereinigten sich mit den Uiberbleibseln der Hunnen am Dniester,
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und eroberten Dacien, wo sie dem Reiche der Gepiden ein Ende machten. Als sie hier beynahe zehn Jahre geblieben waren, nahmen sie das von den Longobarden verlassene Pannonien ein, wo sie in wenig Jahren so m\xE4chtig wurden, da\xDF sie den ganzen Strich Landes vom schwarzen Meere bis an die Elbe, und zwischen der Ens, und dem Sawaflusse beherrschten. Alle benachbarte F\xFCrsten waren gezwungen ihnen Geschenke zu geben, und Tribut zu bezahlen, wenn sie f\xFCr ihren Einf\xE4llen sicher seyn wollten. Diese ihre Macht w\xE4hrte \xFCber zwey hundert Jahre, da sie endlich von dem fr\xE4nkischen K\xF6nige
Karl den Grossen im Jahre 791. unterw\xFCrfig gemacht, und gezwungen wurden, den christlichen Glauben anzunehmen.* — In diesem Zustande blieben sie bis auf die Ankunft der Ungarn, mit welchen sich hernach der Uiberrest von ihnen
vereinigte.**
Diese Ungarn waren ebenfalls eine hunnische Nation,*** welche an den Gr\xE4nzen von China wohnten, und von den griechischen Geschichtschreibern T\xFCrken genennet werden. Im sechsten Jahrhunderte wohnten sie noch als ein Uiberbleibsel der alten Hunnen, nahe bey den Chinesern, wurden in die \xF6stlichen, und westlichen getheilet, und der Flu\xDF
Irtisch machte die Gr\xE4nzscheidung zwischen ihnen. Von den \xF6stlichen T\xFCrken entstanden nach
* Er schr\xE4nkte sie so ein, da\xDF sie keinen Schaden mehr thun konnten, und gab ihnen den Strich Landes zwischen Sabaria, und Carnuntum ein. — Noch ist zu merken, da\xDF die K\xF6nige der Awaren den Titel Rhagan f\xFChrten.
** Diejenigen aber, welche in Dacien wohnten, wurden von den Bulgaren unter das Joch gebracht.
*** Wer sich mit der Geschichte dieser V\xF6lker n\xE4her bekannt machen will, der findet solche in des Deguignes Geschichte der Hunnen und T\xFCrken, welche franz\xF6sisch zu Paris 1756-58. und ins Deutsche \xFCbersetzt, zu Greifswalde 1768-71. in f\xFCnf Quartb\xE4nden erschienen ist.
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verschiedenen Wanderungen, die mogolischen
Tatarn,* und andere asiatische V\xF6lker; die westlichen aber wurden durch innerliche Streitigkeiten so geschw\xE4cht, da\xDF sie endlich der Verfolgung ihrer Feinde zu entgehen, ihr Land verlie\xDFen, und sich zwischen dem Don- und Wolgaflusse setzten. Hier wurden sie von den
Chozaren** ihren Landesleuten mit Freuden aufgenommen, und machten bald mit denselben nur ein Volk aus. Sie blieben aber nicht lang in dieser Gegend, denn, es entstund ein Krieg zwischen ihnen, und den Pazinaciten, in welchem sie \xFCberwunden, und gezwungen wurden, auch diese Wohnpl\xE4tze zu verlassen. Ein Theil von ihnen wendete sich nach Persien, von welchen die, heutigen
Otschmanen abstammen;*** die \xFCbrigen aber giengen gen Westen, und machten sich Meister von Dacien.
(862) Hier verglichen sich die H\xE4upter ihrer Horden, ein allgemeines Oberhaupt zu erw\xE4hlen, und
* Dieses bekr\xE4ftiget die grosse Uibereinstimmung der mogolischen W\xF6rter mit den ungrischen, deren Verzeichni\xDF man in dem Antwortschreiben des P. Pray, an den Piaristen Cetto, S. 235. findet. — Die Mogolen nennen sich in ihrer Sprache Mogor, die Ungarn aber geben sich in der ihrigen den Namen Magor, oder Madyar, sprich, Madjar. — Einige tatarische Horden im Oriente gebrauchen sich auch itzt noch einer der ungarischen sehr gleichkommenden Sprache, wie denn der Jesuit Ratkay, da er sich als Mission\xE4r im chinesischen Reiche aufhielt, zu Pekin mit einigen tatarischen Gesandten ungerisch geredet zu haben behauptet; und Samuel Turkoly ein ungrischer Edelmann, versichert in einem Briefe, den er an seine Freunde aus Astrakan, den 2ten April 1725. geschrieben, da\xDF sich in einem Theile der Tatarey V\xF6lker befinden, welche die ungrische Sprache reden.
** Oder Chosaren. Dieser Zweig der T\xFCrken schlug seine Wohnpl\xE4tze in dem taurischen Chersonesus, oder der heutigen krimmischen Tatarey auf. Er ward durch einen Khan, oder Khakan regiert, und hatte sein Gebieht, bis in die n\xF6rdlichen L\xE4nder Ru\xDFlands erweitert.
*** Da\xDF die Ungarn mit den heutigen T\xFCrken gleiches Ursprungs seyen, hat Pray in dem dritten Theile seiner Annalen, und in dem Antwortschreiben an den Piaristen Desericius hinl\xE4nglich bewiesen.
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die Wahl fiel auf
Arpad, den Sohn des
Almus. — Unterdessen siengen die Chozaren einen neuen Krieg mit den
Pazinaciten an, und trieben dieselben wieder aus dem Lande, welches sie den Ungarn abgenommen hatten. Aus Rache verjagten diese die Ungarn gleichfalls aus Dacien, und Arpad, nachdem er noch mehr Hunnen an sich gezogen hatte, fiel den Jazygern auf den Hals, bezwang dieselben, und nahm, w\xE4hrend da\xDF sich die beyden hinterlassenen Prinzen des
Swatopluchs um die Regierung stritten, die ganze Gegend an den Fl\xFC\xDFen Gran, und der Waag ein.
(869) Hierauf gieng er \xFCber die Donau, vereinigte sich mit den noch \xFCbrigen
Awaren, und legte den Grund zu dem ungarischen Reiche, welches von dieser Zeit an den Namen Pannonien verlor, und Hunnien, Awarien, Ungrien, und Ungarn* genennet ward.
* Der Name Ungarn ist viel \xE4lter, als er von den meisten Geschichtschreibern bestimmet wird. Jordanes in seiner Geschichte der Hunnogurer gedenket ihrer schon im f\xFCnften Jahrhunderte; bey den folgenden Geschichtschreibern aber hei\xDFen sie Onogarer, Ungrer, und Agarener, in der Landessprache aber Magyarok, Madjaren. Woher diese Benennungen kommen, und ob sie mit Recht allen Ungarn beygeleget werden, ist hier der Ort nicht zu untersuchen. Vieleicht haben sie ihn von den Gebirgen, welche die Sarmater Gori, oder Hori nannten, erhalten, und sind anf\xE4nglich Ugri, oder Uhri, das ist, Bewohner der Gebirge genennet worden; so wie die Pommerer Pomorane, und die Pohlen Polaci, oder Powlaci; (Wlak) die erstern , weil sie an dem Meere, die letztern aber, weil sie in der Nachbarschaft der Walachen gewohnet, hei\xDFen. Die\xDF ist gewi\xDF, da\xDF sie noch itzt von den B\xF6hmen, und ungrischen Slawen Uhri genennet werden. Hier mu\xDF ich auch etwas von den Schicksalen der schon \xF6fter erw\xE4hnten Pazinaciten anf\xFChren. — Nachdem die Ungarn von ihnen wieder aus Dacien vertrieben worden, vertheilten sie dieses Land nach der Anzahl ihrer Horden, in acht Herrschaften. Unter diesen erhielt Gyula den gr\xF6\xDFten Theil des heutigen Siebenb\xFCrgen, die \xFCbrigen aber wohnten bis an den Dniester, und das schwarze Meer. — Und dieses ist das Volk, welches viele Geschichtschreiber die Chuner, oder Kumaner nen- (P8) nen, die mit den Griechen und Ungarn \xF6ftere und langwierige Kriege gef\xFChret haben. — Von diesen Kumanern, nicht aber von den alten slawischen Jazygern, sollen nach des P. Pray Meynung die heutigen Jazyger abstammen, und von den Ungarn wegen ihrer Geschicklichkeit im Schie\xDFen den Namen J\xE1\xDF, oder Bogensch\xFCtzen bekommen haben. Daher sie auch in alten lateinischen Urkunden Balistarii, oder Balistaei, und verderbt auch Philistaei genennet werden.
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Ehe die Ungarn ihre neuen Nachbarn beunruhigten, suchten sie einige gute Ordnungen unter sich einzuf\xFChren. Zuv\xF6rderst theilten sie das von ihnen eroberte Land unter sich, und Arpad erhielt f\xFCr sich, und seine Nachkommen den jenseits der Donau gelegenen Strich, in welchem
Stuhlweissenburg gleichsam der Mittelpunkt war. Den \xFCbrigen H\xE4uptern* wurden ebenfalls gewisse Distrikte; und allen und jeden Soldaten, weil sie einander am Adel gleich waren, gewisse L\xE4ndereyen angewiesen, die alten Einwohner aber zum Feldbau, und zum Dienste der Ungarn gebrauchet. Die Edelleute sowohl, als die Herren wurden von allen Z\xF6llen, und Abgaben befreyet, so oft es aber die allgemeine Wohlfahrt erforderte, oder es der Regent aus dem arpadischen Stamme befahl, mu\xDFten sie auf eigene Kosten zu Felde ziehen. Zu diesem Ende wurden Heerf\xFChrer ernennet, welche das Kriegswesen besorgten, und zween Richter in b\xFCrgerlichen Sachen bestellet, deren einer Gyulas, der andere aber Chalchan hie\xDF. Und diese Regimentsverfassung blieb bis auf die Zeiten des
heiligen K\xF6niges Stephan.
* Diese Austheilung findet man beym Thurotz im dritten Kap. des ersten Theils. Die Namen dieser H\xE4upter aber heissen: Arpad, ein Sohn des Almus; Zabolch, der Sohn Eleud, von dem die Tsch\xE1kische Familie abstammet; Kurzan, der Sohn Kunds; Ete, der Sohn Onud; Leel, der Sohn Tosu; Huba, von dem das Geschlecht der Zemere sich herleitet, und endlich des Tuhuts Sohn Horca, von welchem Gyula und Zombor entsprungen sind. Siehe hievon auch den Anonymum Belae Regis Notar .
(P9)
So bald nun die Ungarn ihre Regierungsform in Ordnung gebracht hatten, \xFCberschwemmten sie sogleich Oberpannonien, und hernach auch die Lombardey, wo sie \xFCberall die kl\xE4glichsten Spuren der Verw\xFCstung hinterlie\xDFen. In Italien w\xFCteten sie auf das Grausamste, wie sie denn mehr als zwanzigtausend Menschen zu Grunde richteten, und uns\xE4gliche Sch\xE4tze zusammenrafften. Da ihnen nun dieses Handwerk so gut von statten gieng, wurden sie begierig mehr \xE4hnliche Eroberungen zu unternehmen. Sie vereinigten sich daher mit denen bey Carnuntum noch wohnenden
Awaren, setzten \xFCber die Ens, und fiengen an Bayern zu verheeren.
(900) Wo sie hinkamen, flohen die Innwohner, und hinterlie\xDFen ihnen ihre Habe zur Beute. Als sie sich nun durch Pl\xFCndern, und Schwelgen ges\xE4ttiget hatten, \xFCberfiel sie der
Markgraf Luitpold unversehens, und richtete eine so grosse Niederlage unter ihnen an, da\xDF der gr\xF6\xDFte Theil erschlagen, der \xFCbrige aber meist in die Donau gest\xFCrzet ward.
(901) Dieses grossen Verlustes ungeachtet, setzten sie bald wieder \xFCber die Gr\xE4nzen von K\xE4rnthen, und M\xE4hren, und hofften dort die in Bayern mislungene Unternehmung desto gl\xFCcklicher auszuf\xFChren. Sie wurden aber von dieser Hoffnung betrogen, indem sie fast g\xE4nzlich geschlagen, und gezwungen wurden, mit Schanden zur\xFCckzuziehen.
(902) Aber sie wurden dadurch nicht abgeschreckt, sie \xFCberzogen vielmehr M\xE4hren, Schwaben, Franken, und Sachsen, wo sie aber auch den tapfersten Widerstand antrafen; und in Bayern wurden viele derselben nebst ihrem Herzoge
Cusal bey einem Gastmahle erschlagen. An die Stelle desselben w\xE4hlten sie zween Heerf\xFChrer, den
Dursak n\xE4mlich, nebst dem
Bugat; und, wie einige wollen, auch einen gewissen [[PersonZolta][Sol-
(P10)
tan.]]* Diese H\xE4upter f\xFChrten ihr Heer nach Italien, verw\xFCsteten einen guten Theil desselben, und nachdem sie \xFCber den Poflu\xDF gesetzet, auch
Berengars Truppen g\xE4nzlich geschlagen hatten, pl\xFCnderten sie die meisten St\xE4dte, und kehrten mit reicher Beute beladen, wieder in ihr Land zur\xFCck. Nachdem sie nun ein ganzes Jahr durch, dieses Land mit Feuer, und Schwerdt verw\xFCstet hatten, fielen sie wieder in Deutschland, und machten, besonders von den V\xF6lkern, die an dem Leche wohnten, erhebliche Beute.
(904) Ludewig aber kam ihnen hier mit einem ansehnlichen Heere entgegen, und machte alle Anstalten ihnen eine Schlacht zu liefern. Die Ungarn aber, die seine \xDCberlegenheit sahen, vermieden dieselbe sorgf\xE4ltig, und nahmen die Flucht. Als ihnen nun Ludewig hitzig nachsetzte, und in eine enge und unwegsame Gegend kam, kehrten die verfolgten Fl\xFCchtlinge um, andere von ihnen aber, die in einem Walde verstecket waren, fielen dem Feinde in den R\xFCcken, und richteten fast die ganze Armee des deutschen K\xF6niges zu Grunde. In diesen bedr\xE4ngten Umst\xE4nden mu\xDFte ihnen Ludwig einen j\xE4hrlichen Tribut verwilligen, um dadurch sein Land f\xFCr ihren weiteren Verw\xFCstungen zu befreyen.
(905) Das folgende Jahr kamen sie wieder nach Sachsen, und verw\xFCsteten einen guten Theil dieses Landes. Im Oriente breiteten sie ihre Macht mit eben so gl\xFCcklichen Fortgange aus, indem sie sich sowohl die Griechen, als die Bulgaren zinnsbar machten.
(908) Bey so zunehmendem Wachsthume ihrer Gr\xF6sse \xFCberzogen sie abermal Bayern, und nachdem sie in diesem Lande allerhand Grausamkeiten ausge\xFCbet, hatten, giengen sie nach Sachsen und Th\xFCringen,
* Denn, als Arpad, der erste Herzog der Ungarn mit Tode abgieng, kam die Regierung auf mehrere H\xE4upter; unter dem Taxus, einem Enkel des Arpad aber ward sie wieder nur einem anvertrauet.
(P11)
wo sie bey Eisenach die Truppen des
Luitpold, und
Burkhard schlugen, und beyde Anf\xFChrer verloren dabey ihr Leben. Sie kehrten sodann durch Bayern zur\xFCck, schlugen den
Ludwig bey Augsburg, durchzogen einen grossen Theil des deutschen Reiches, und lie\xDFen \xFCberall die schrecklichsten Merkmaale ihrer Wuht und Grausamkeit zur\xFCck. Aber an dem Innflu\xDFe lieferte ihnen der bayerische Herzog eine Schlacht, in welcher sie eine g\xE4nzliche Niederlage erlitten haben.
(915) Sie erhohlten sich jedoch bald wieder, und \xFCberzogen fast ganz Deutschland und Burgund, verheerten und verbrannten eine grosse Anzahl Flecken, und Schl\xF6\xDFer, und nahmen viele St\xE4dte, und darunter auch Bremen, und Basel ein.
(919) Sie beunruhigten sodann wieder Italien, und einen Theil von Frankreich; giengen hierauf dem K\xF6nige Berengar zu Hilfe, und zu Verona lie\xDFen sie den Markgrafen
Adalbert, und den Pfalzgrafen
Odelrich nebst vielen andern, die sich des Hochverrats schuldig gemacht hatten, umbringen. —
(924) Als aber Berengar bald hernach vertrieben, und
Rudolf von Burgund zur Regierung kam, kehrten sie wieder nach Italien, verheerten das Land \xFCberall auf das Grausamste, und \xE4scherten unter andern auch die sch\xF6ne Stadt Pabia v\xF6llig ein. Vier und vierzig Kirchen, nebst andern pr\xE4chtigen Geb\xE4uden wurden ein Raub der Flammen, und der Bischof des Orts sowohl, als der von Vercelli, nebst dem gr\xF6\xDFten Theile der Einwohner, entweder durch den Rauch ersticket, oder durch das Feuer verzehret. Etwan zweyhundert, die noch \xFCbrig geblieben, mu\xDFten mit acht Sch\xE4feln Silber, welches sie aus dem Schutte gruben, ihr Leben, und die Mauern ihrer Stadt erkaufen. — Hierauf wollten die Ungarn \xFCber die Alpen nach Frankreich, sie wurden aber von Rudolfen in einen engen Pa\xDF eingeschlossen, und
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konnten nur mit vieler M\xFChe, und durch allerhand Umwege nach der heutigen Provence kommen, nachdem sie durch die feindlichen Waffen, und die eingerissenen Krankheiten einen gro\xDFen Theil ihres Heeres eingeb\xFC\xDFet hatten.
(925) Unterdessen weigerte sich
Heinrich der Erste, den durch
Ludewig versprochenen Tribut zu bezahlen. Sie thaten daher einen neuen Einfall in Sachsen, wo sie nach ihrer Gewohnheit alles mit Feuer und Schwerdt zu Grunde richteten. Der Kaiser gieng ihnen sogleich mit einem Heere entgegen, und lieferte ihnen eine Schlacht, in der er aber den Ungarn den Sieg lassen mu\xDFte.
(926) Sie streiften also ungescheut in Deutschland herum, ihr Anf\xFChrer
Soltan aber, ein Sohn des Arpad gerieht in die H\xE4nde des Kaisers, dem sie sogleich eine ansehnliche Summe Goldes f\xFCr seine Freyheit anbohten. Da sich dieser aber eben in keiner sonderlichen Verfassung befand, sich auch diese wilden Feinde mit Gelindigkeit vom Halse schaffen wollte, gab er ihn ohne Entgeld los, und machte mit ihnen einen Waffenstillstand auf neun Jahre.
(928) Jedoch die nach Beute begierigen Ungarn konnten den Verlauf derselben nicht erwarten, sondern forderten den Tribut aufs Neue. Allein Heinrich, der i\xDFt eine ansehnliche Macht auf den Beinen hatte, schlug ihr Begehren auf eine ver\xE4chtliche Art ab.*
(933) Hierauf thaten sie wieder mit hunderttausend Mann einen w\xFChtenden Einfall in Sachsen, wurden aber vom Kaiser bey
Merseburg dermassen geschlagen, da\xDF sechs und drey\xDFig tausend von ihnen auf dem Platze blieben. Die Uibrigen nun wurden entweder gefangen, oder in dem Flusse ers\xE4uft, oder aber durch Hunger, K\xE4lte, und Krankheit zu Grunde gerichtet, und nur wenige konnten sich durch B\xF6hmen retten.
* Einige Geschichtschreiber sagen: Er habe ihnen einen r\xE4udigen Hund anstatt des Tributs geschicket.
(P13)
Viel gl\xFCcklicher warm diejenigen Ungarn, welche um diese Zeit nach Italien gegangen waren. Denn, als sie \xFCberall Furcht und Schrecken verbreitet hatten, lie\xDFen sie dem
Hugo den Frieden feil biehten, der ihn auch mit zehn Sch\xE4feln Goldes erkaufte.
(934) Eben so gl\xFCcklich war das ungarische Heer unter ihrem Herzoge
Opur, der das ganze Land zwischen dem Ister, uad Konstantinopel rein auspl\xFCnderte. Die folgenden Jahre thaten sie ein Gleiches in Italien, Bayern, Elsa\xDF, und Frankreich.
(935) Unter der Regierung
Otto des Ersten, der seinem Vater gefolget, fielen sie abermal in Sachsen, sie wurden aber von ihm geschlagen, und gezwungen, die Flucht zu ergreifen.
(939) Im Oriente aber waren ihre Waffen etwas gl\xFCcklicher, und man glaubt, da\xDF um diese Zeit die beyden Heerf\xFChrer
Bolosud und
Gyla die heilige Taufe daselbst empfangen haben.
(943) Dieses Jahr suchten sie wieder K\xE4rnthen und Bayern heim, wurden aber verschiedenemale geschlagen, und gezwungen ihre Wohnungen zu suchen. Als sie sich wieder etwas erholet, und neue Kr\xE4fte gesammelt hatten, drangen sie unter ihrem Herzoge
Phalitzim in Italien, welches dazumal durch innerliche Unruhen ziemlich zerr\xFCttet war, und
Berengar, der ihnen nicht widerstehen konnte, sah sich gezwungen, den Frieden mit zehn Sch\xE4feln Goldes wieder zu erkaufen.
(948)
(953) Bald hernach gab
Luitholf ein Sohn Kaisers
Otto des Grossen, den Ungarn wieder Gelegenheit, ihr Gl\xFCck in Deutschland zu versuchen, und Beute zu machen, als er sich wider seinen Vater emp\xF6rte, und Hilfe von ihnen verlangte. Sogleich fanden sie sich mit einer zahlreichen Armee ein, und Otto ward von ihnen, unter ihrem Feldherrn
Toxis bey Augsburg sehr eng eingeschlossen.
(955)
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Die Sache stand gef\xE4hrlich, aber der Kaiser gieng ihnen mit seinen ge\xFCbten Soldaten so m\xE4chtig auf den Leib, da\xDF sie ihrer Menge ungeachtet, eine g\xE4nzliche Niederlage erlitten. Viele tausend wurden geschlagen, oder gefangen, und drey ihrer vornehmsten Befehlshaber,
Bosud,
Leel, und
Botond, wurden auf
Ottos Befehl auf B\xE4ume gehenkt, und erdrosselt. Dieses, nebst dem Verluste, welchen die Ungarn kurz darauf wider die Griechen erlitten, trug sehr viel bey, sie dem\xFChtiger zu machen, und ihren vorherigen best\xE4ndigen Einf\xE4llen in die benachbarten Provinzen Einhalt zu thun. Ja, ihr damaliger Heerf\xFChrer
Toxis schlo\xDF mit dem Kaiser Otto in diesem Jahre einen best\xE4ndigen Frieden.
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Und dieser Friede machte nun auch, da\xDF die christliche Religion in Ungarn einigen Fortgang gewinnen konnte. Der erste, welcher sich um die Ausbreitung derselben in diesem Reiche bem\xFChete, war der
heilige Wolfang aus dem Benediktinerorden.
(972) Da er aber seinen Endzweck nicht erreichen konnte, begab er sich wieder nach Deutschland zur\xFCck. – Unterdessen starb Toxis, und sein Sohn Geysa gelangte zur Regierung. Da derselbe von \xFCberaus sanfter Gem\xFChtsart war, so suchte er seine Unterthanen von ihrer wilden Lebensart, und Raubsucht abzubringen, und sie zu gesitteten Menschen zu machen.
(973) Er erneuerte daher den Frieden, welchen sein Vater mit dem Kaiser geschlossen hatte, und da diesem Monarchen das ewige Heil der ungarischen Nation am Herzen lag, so ward es dem Friedensschlusse ausdr\xFCcklich einverleibet, da\xDF die Prediger des christlichen Glaubens vollkommene Freyheit haben sollten, denselben \xF6ffentlich in Ungarn zu verk\xFCndigen. Ob dieses Geysa aus einer schon damals hegenden Neigung zum Christenthume, oder aus der
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Absicht, die Handlung seiner Unterthanen zu bef\xF6rdern, zugestanden habe, ist ungewi\xDF. —
Genug, da\xDF sich von dieser Zeit an der christliche Glaube, haupts\xE4chlich durch die Bem\xFChungen der Geistlichen aus dem Benediktinerorden, allenthalben in Ungarn ausbreitete. Geysa selbst lie\xDF sich sammt seiner Gemahlinn
Sarolta, seinem Bruder
Michael, und seinem ganzen Hause taufen.
(980) Weil er aber noch vielen Widerstand von den ungarischen Grossen erfahren mu\xDFte, welche von ihrer bisher gewohnten freyen Lebensart, nicht so geschwind ablassen wollten: so lud er heimlich viele ansehnliche Ritter, und Grafen, vorn\xE4mlich aus Deutschland ein, um sich durch ihren Beystand wider die Anschl\xE4ge der Ungarn in Sicherheit zu setzen. Es fanden sich auch viele derselben mit starker Begleitung ein, und Geysa, um sie desto besser zu verbinden, ertheilte ihnen nicht nur kostbare Geschenke, sondern auch die vornehmsten W\xFCrden des Reiches.*
Ungeachtet nun die Ungarn dieses nicht gleichgiltig ansehen konnten, so wurden sie doch durch die Macht der Fremden im Zaume gehalten, und Geysa brachte sowohl die Ausbreitung der christlichen Religion, als die Unterwerfung feiner Unterthanen mit dem gl\xFCcklichsten Erfolge zu Stande. Es war ihm daher nun nichts so sehr angelegen, als seinem Sohne Stephan* die Nachfolge im Reiche zu versi-
* Unter diesen Ank\xF6mmlingen waren die vornehmsten: Deodatus, Graf von Sankt Severin, aus Apulien, der Taufpahte des heiligen Stephans, der ihn deswegen Tata zu nennen pflegte; die Gebr\xFCder Wolfgang und Hederich Grafen von Schaumburg; Wenzelin, Graf von Waitzenburg aus Bayern, dessen Nachkommen Jasko hie\xDFen; Hund und P\xE1zm\xE1n, zween ber\xFChmte Ritter aus Deutschland, und Hermann aus N\xFCrnberg.
** Er erblickte das Licht der Welt im Jahre 983. und ward von dem Prager Bischofe getauft.
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chern. Denn ungeachtet derselbe das n\xE4chste Recht dazu hatte, so bef\xFCrchtete er doch, da\xDF ihm die angenommene christliche Religion Unruhen erwecken m\xF6chte. Er lie\xDF ihn daher in einer \xF6ffentlichen Versammlung der Grossen des Reiches, sowohl von ihnen, als von den neuangekommenen ausl\xE4ndischen Herren f\xFCr seinen Nachfolger erkennen, und ihm den Eid der Treue schw\xF6ren. Kaum aber war dieses geschehen, als dieser gute und gl\xFCckliche F\xFCrst, nachdem er alle seine W\xFCnsche erf\xFCllet gesehen hatte, dieses Zeitliche verlie\xDF.
(997)
Er hatte sonst keinen Sohn, als der ihm in der Regierung folgte, von dem wir sogleich reden werden. Von seinen T\xF6chtern heurahtete
Judith* den pohlnischen Herzog
Boleslaw, Sarolta den Stephan
Aba, einen der m\xE4chtigsten Herren in Oberungarn, und
Gisela den
Otto, Herzog von Venedig. Nach dem Tode der Sarolta, des heiligen Stephans Mutter, heurahtete Geysa die
Adelheide, eine Schwester des pohlnischen Herzogs
Miecislaw, als er schon ziemlich bey Jahren war. — Geysa war sanftm\xFChtig, friedfertig, und einsichtsvoll. Ungarn hat ihm die erste Kenntni\xDF des Christenthums, und die Verbesserung der Sitten zu verdanken.**
* Ob Geysa eine Tochter, die Judith gehei\xDFen, gehabt habe, ist ungewi\xDF, ungeachtet es die pohlnischen Geschichtschreiber behaupten. So ungewi\xDF ist es auch, ob sich Geysa zweymal verheurahtet habe. Auch dieser Meynung sind die pohlnischen Geschichtschreiber, unsere aber scheinen ihnen zu widersprechen , indem sie behaupten, da\xDF Kupa nach dem Tode des Herzogs Geysa die verwittwete Herzogin Sarolta, des heiligen K\xF6niges Stephans Tochter heurahten wollte.
** JoannesScylitzes, Luitprandus, Wittichindus, Lambertus Schaffnaburgensis, Thurotzius, Bonfinius, und andere.