Neues Ungrisches Magazin

Bl\xE4ttern: < zu Vorberichtzu Text II >

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I. Beytrag zur Geschichte und gegenw\xE4rtigen Verfassung der ungrischen Sachsen in der Zips.

Es sind in demjenigen Theile von Ungern, wo sich itzt Bergwerke befinden, oder auch vor Zeiten betrieben wurden, mehrere urspr\xFCngliche Sachsen, als in Siebenb\xFCrgen. Man mu\xDF aber, um diese Behauptung nicht \xFCbertrieben zu finden, den Unterschied merken, da\xDF sie sich hier weniger, dort aber mehr mit andern im Lande wohnenden Nationen vermischt, und folglich unkenntlicher gemacht haben. Diejenigen in Ungern, die sich durch Sprache und Sitten von den Schlawaken am meisten unterscheiden, woh-

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nen in der Zips; viele aber findet man noch bis jetzt theils rein und unvermischt, theils mit den Schlawaken vereinigt auch in den Gespanschaften Sch\xE1ros, G\xF6m\xF6r, Abaujvar, Sohl, Hont, Barsch und Thurotz; und obgleich sie jetzt in einigen Bergst\xE4dten der Zahl nach geringer sind, als die Schlawaken, so war es doch in den vergangenen Jahrhunderten gerade umgekehrt. Die kleinen St\xE4dte z. B. Karpfen und Libethen waren ehedem volkreich und ganz deutsch, Neusohl aber hatte sogar ein Privilegium, keine andern als deutsche Einwohner aufnehmen zu d\xFCrfen. In der Liptauer Gespanschaft kann man die ehemaligen Sachsen von den schlawakischen Einwohnern gar nicht mehr unterscheiden, und doch sind die Flecken Deutsch-Liptsch und Rosenberg ohne Zweifel s\xE4chsischen Ursprungs; ja der letztere hat noch bis auf diesen Tag keinen andern als seinen deutschen Namen. Es gieng den Sachsen in vielen Gegenden eben so, wie in den Zipser D\xF6rfern. In Gerlsdorf z. B. einem der Mariaschischen Familie zugeh\xF6rigen Orte, waren die Einwohner noch vor nicht langer Zeit ganz deutsch; die alten Bauern haben noch zum Theile deutsche Andachtsb\xFCcher, und bedienen sich derselben, in ihren H\xE4usern: da aber

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ihre Mitunterthanen Schlawaken sind, und sie von der Zeit an, da sie keinen eigenen Prediger haben, den schlawakischen Gottesdienst in dem benachbarten Orte Bottsdorf, der auch vor Zeiten deutsch war, besuchen; so haben sie durchg\xE4ngig die schlawakische Sprache erlernet, und sie bey ihren Kindern die Muttersprache werden lassen. Jetzt, da sie vollends einen schlawakischen Schullehrer angenommen haben, ist es zu vermuhten, da\xDF das noch \xFCbrige Deutsch in wenig Jahren v\xF6llig aussterben werde. Die gr\xF6ssere Gemeinschaft mit Schlawaken, und die durchg\xE4ngige Neigung der Deutschen, die Sprachen ihrer Nachbarn, wenn sie mit ihnen in Verbindung kommen, zu erlernen, hat diese Folge auch in andern vielen Ortschaften erzeugt. In Siebenb\xFCrgen haben sich wohl auch die Bauern bey ihrer deutschen Sprache und bey ihren Sitten erhalten; ihre Verfassung aber ist auch von der in Ungern sehr verschieden. Dort hatten sie wenig andere Grundherren als die von ihrer eigenen Nation, und mu\xDFten dabey nohtwendig mit den s\xE4chsischen St\xE4dten in Verbindung bleiben; ihre kirchliche Gesellschaft war auch nicht so vielen Ver\xE4nderungen unterworfen als die in Ungern, und machte mit der in den St\xE4dten einen eigenen Re-

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ligionsk\xF6rper aus; hier\xFCber sind Grundherren, Mitunterthanen und selbst die Kirche f\xFCr viele Bauern gleichfalls fremd gewesen; sie ahmten daher das, was sie \xF6fters sahen und h\xF6rten, geschwinde nach, bis ihre Nachkommen endlich es vergassen, da\xDF sie deutschen Ursprungs sind. Wie geneigt der Deutsche \xFCberhaupt sey fremde Sprachen und Sitten anzunehmen, weis man auch in seinem Vaterlande; hier in Ungern ist er nicht anders; derjenige, der schlawakisches Gesinde halten mu\xDF, lernt auch die Sprache desselben; selten aber wird ein pohlnischer, oder schlawakischer Knecht die Sprache seines deutschen Herrn erlernen. Merkw\xFCrdig ist es, da\xDF zu der in vergangenem Jahrhunderte ganz deutschen Evangelisch-Lutherischen Gemeine der Stadt Bartfeld mehrere deutsche D\xF6rfer affiliirt gewesen waren, so, da\xDF man erst in jenem Zeitraume einen schlawakischen Diakonus anzunehmen gen\xF6htiget wurde, jetzt aber in der ganzen Gegend, die Stadt selbst ausgenommen, kaum einige Spuren des deutschen Ursprungs vorhanden sind. Ein Dorf, zur Stadt geh\xF6rig, hat noch den deutschen Namen Reichwald auch im Schlawakischen behalten; andere aber z. E. Neudorf und Lauke, haben schon Namen in der Sprache ihrer Bewohner. In den s\xE4chsischen

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St\xE4dten au\xDFerhalb der Zips haben die Deutschen, wenn sie auch der Zahl nach schw\xE4cher sind als die Schlawaken, einen unstreitigen Vorzug vor diesen, welcher sich darauf gr\xFCndet, da\xDF sie mehr wirkliches Verm\xF6gen besitzen, und angesehenere Handwerke, K\xFCnste und die meiste Handlung treiben. Diesem Range haben sie es auch zu verdanken, da\xDF fast in einer jeden dieser St\xE4dte eine abgesonderte deutsche Gemeine besteht. Viele, ja die meisten dieser deutschen Mitglieder, sprechen au\xDFerhalb der Kirche nur allein das Schlawakische, da es bereits ihre Muttersprache worden ist; das Deutsche hingegen lernen sie nur in der Schule und in der Kirche, daher es auch von ihnen, bis auf die vielen und seltsamen Schlawonismen, reiner als von den Zipsern ausgesprochen wird: und dennoch gesellen sie sich ungerne zu den schlawakischen Gemeinen, auch wenn man sie auf die schmeichelhafteste Art dazu einladet. Die kirchliche Verfassung dieser St\xE4dte, und das Ansehen, welches die Deutschen \xFCber die Schlawaken von je her behaupteten, erhalten demnach noch die Sprache der erstern: so bald aber, anstatt der deutschen, schlawakische Kirchen- und Schullehrer eingef\xFChrt, und diese den Gottesdienst und den Unterricht in Schulen in ihrer Spra-

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che halten w\xFCrden; sogleich w\xFCrde auch bey der Vereinigung beyder Gemeinen der Vorzug der Deutschen, mit ihrer Sprache, die ohnedem die wenigsten gerne sprechen, begraben werden.

In der Zipser Gespanschaft haben sich die Sachsen (diejenigen Ortschaften ausgenommen, in welchen sie schon durchg\xE4ngig schlawakisch sprechen) eben so rein, als die in Siebenb\xFCrgen erhalten. Das Gesinde in den gr\xF6\xDFern St\xE4dten ist zwar meistens pohlnisch, oder schlawakisch, es erhebt sich aber, so wie das walachische in Siebenb\xFCrgen, selten \xFCber die niedrige Stuffe seiner Abkunft, bleibt folglich von der B\xFCrgerschaft ausgeschlossen, und giebt keine Gelegenheit bey Zusammenk\xFCnften sich in der schlawakischen Sprache, die hier unter deutschen B\xFCrgern nur die Gesindesprache ist, zu besprechen.

Von der Ankunft der ungrischen Sachsen ist schon mancherley geurtheilt und geschrieben worden; man hat aber keine umst\xE4ndlich entscheidenden Urkunden \xFCber diese Begebenheit aufzuweisen; man mu\xDF sich also mit dem, was Bel, Wagner und andere Geschichtsforscher geliefert haben, begn\xFCgen; vielleicht wird die Zukunft n\xE4here Aufkl\xE4rungen geben. Im allgemeinen, und nach einer

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uralten Sage*), die aber, wenn sie anders ihre Richtigkeit hatte, nur die Zipser angehen w\xFCrde, ist es wahrscheinlich, da\xDF die ungrischen so wohl, als die siebenb\xFCrgischen Sachsen einerley Ursprung haben**), und zu einerley Zeiten, n\xE4mlich im dreyzehnten Jahrhunderte, wiewohl nicht alle auf einmal, an-

*) Es hei\xDFt: Als die Sachsen nach Siebenb\xFCrgen zogen, und ihren Weg \xFCber die Zips nahmen, so w\xE4ren die Schw\xE4chern, oder, die sonst des Reifens m\xFCde worden sind, hier zur\xFCck geblieben. Der gemeine Zipser spricht selbst so; und da sich diese Sage auch in Siebenb\xFCrgen erhalten hat, so h\xE4tte sie, wegen der \xDCbereinstimmung, wenn ihre Originalit\xE4t in beyden Provinzen erweislich w\xE4re, ein ziemliches Gewicht.

**) Da\xDF beyde kleinen V\xF6lker Kolonien eines und des n\xE4mlichen s\xE4chsischen Stammes, folglich sehr nahe mit einander verwandt sind, machen auch folgende Umst\xE4nde wahrscheinlich: Man findet in der Siebenb\xFCrger-s\xE4chsischen Sprache, die bis znm Nichtverstehen von andern deutschen Mundarten verschieden ist, viele Ausdr\xFCcke, die in dem Zipser Dialekte die n\xE4mliche Bedeutung haben. Ich will hier zur Probe aus der kleinen Zahl von Siebenb\xFCrgischen W\xF6rtern, die in dem I. Bande des alten ungrischen Magazins enthalten sind, diejenigen ausheben, die mit den Zipserischen bis zum Auffallen \xFCbereinkommen:

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gekommen seyn. In die Zips wenigstens sind von Zeit zu Zeit neue Kolonisten, doch nur

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Siebenb\xFCrgisch. Zipserisch. Deutsch.
B\xE9en B\xE9in R\xF6sten, B\xE4hen.
Gebet Bruid Geb\xE9it Breud Ger\xF6stet Brod.
Buirten Borten Ein M\xE4chen-Kopfputz.
Gem\xE4cht Gem\xE4cht Ein Stiefel-Vorschub.
Gertkummer Gerkommer Die Sakristey.
Gest\xE4pp Gest\xE9p Gew\xFCrze.
Giren Gern Der Zipfel eines Manns-Rockes.
Grampig Grampig. Grob im Gesichte.
Hanglich Haudlicht. Ein klein Brod.
Kotschen Kotschen. Decken,  zudecken.
Kraft. Kurft. Die Brod-Rinde.
Pendel. Bendelhemd. Ein Frauen-Hemd.
Schempes. Sckemperich. Der Abtritt.
Schl\xE9ch. Schleiche. Der Regenwurm.
V\xF6rbes. F\xFCrbs. Ein Stiefel-Vorschub.
Vrengdern. Ver\xE4ndern. Heyrathen.
Wihmern. Wimmern. Winseln.
Zech, Zechmiefter. Zech, Zechvoter. Zunftmeister.
Zieger, zum Zieger gohn. Zeiger, zum Zeiger gehn. Das Bier- oder Weinzeichen.
Zoppern. Zaupern. Mit F\xE4den zusammen ziehen.
Zwenkeln. Zwenkeln. Mit den Augen winken.

Die Kleidertracht des Siebenb\xFCrger Frauenzimmers, die gar nicht mit der Mode abwechselt, k\xF6mmt in den meisten St\xFCcken mit der alten Zipserischen \xFCberein. Z. B. Zwischen den schwarzen Frauenzimmer-M\xE4nteln, die in beyden L\xE4ndern von den Schultern herabh\xE4ngend getragen werden, ist kein anderer Unterschied, als der, den das rauhe Zipserklima verursacht hat. Hier,

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zu einzelnen Familien eingetroffen, welche die Zahl der schon anwesenden Sachsen vermehrten *). Die allgemeine Ursache sie nach

wo ein solcher Mantel noch bey den B\xE4uerinnen, unter dem Namen einer Schaube, Mode ist, wird er mit Pelzwerk versehen; dort wird er ohne Pelze in Falten gepre\xDFt getragen, und eben diese Falten aber findet man bey den leinenen schwarzen R\xF6cken der Zipser Dorf-M\xE4gde. Auf alten Bildern erscheint auch der Kopfputz der Zipserinnen dem in Siebenb\xFCrgen gew\xF6hnlichen sehr \xE4hnlich. Die Regierung war ihrer \xE4u\xDFern Verfassung nach vor Zeiten in beyden Kolonien die n\xE4mliche, und da ihnen die g\xFCnstigen Privilegien ohne Zweifel zum voraus, noch vor ihrer Ankunft, zugesichert worden sind; so kann man man daraus auf etwas mehr, als auf die Gleichheit der Gesinnungen der ungrischen K\xF6nige gegen sie, schlie\xDFen. Das Privilegium der Bergstadt Neusohl, keine undeutschen Einwohner aufnehmen zu d\xFCrfen, ist eben das, welches man auch in Siebenb\xFCrgen findet.

*) Es sind in den Zipserst\xE4dten einige Familien, die von der sp\xE4tern Ankunft ihrer Stammv\xE4ter \xE4chte Nachrichten geben k\xF6nnen. Eine Urkunde aus Freyberg in Sachsen vom Jahr 1572 bezeugt die ehrliche Abkunft und das gute Betragen desjenigen, zu dessen Empfehlung sie gestellt wurde, und giebt die zu erwartende Nahrungserleichterung zur Ursache der Aufwanderung an. Aus Schlesien hat die Intoleranz des vorigen Jahrhunderts auch mehrere Familien in bie Zips gebracht.

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Ungern kommen zu lassen, oder vielmehr unter g\xFCnstigen Bedingungen einzuladen, mag wohl die, das Land zu bev\xF6lkern und mehr anzubauen; die besondere aber Bergwerke zu errichten und die gewonnenen Metalle zweckm\xE4\xDFig zu bearbeiten, gewesen seyn. Da das Letztere den Geschichtsforschern genugsam bekannt ist, so darf ich zur Best\xE4tigung der Sache nur das anf\xFChren, da\xDF auch die Zipser Sachsen vor Zeiten durchaus Bergleute gewesen sind. In der Gegend an dem Poperflusse wird freylich nicht mehr gebaut; die vielen Schlacken aber, die man hier und da in Menge findet, beweisen es zur Gen\xFCge, da\xDF in den vergangenen Jahrhunderten, da Gold und Silber noch theurer war, gearbeitet worden sey. Bey K\xE4\xDFmark zwischen den H\xFCgeln des so genannten Goldbergs, so wie in mehr andern Orten, wo gegenw\xE4rtig nichts als Saatfelder angetroffen werden, findet man Schlacken, die theils zerstreut, theils in betr\xE4chtlichen Haufen an der Oberfl\xE4che der Erde bereits verwittert sind. Die Orte Klein- und Gro\xDF-Schlagendorf werden in Schriften aus dem vorigen Jahrhunderte noch Schlackendorf genannt, und im letztern sind Spuren von ehemaligen Eisenwerkern \xFCbrig. —

Da sich dieser Aufsatz zun\xE4chst auf die

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Zipser Sachsen bezieht, so will ich die Ortschaften, die sie bewohnen, wenigstens ihren Namen nach anf\xFChren: au\xDFer den zweyen k\xF6nigl. freyen St\xE4dten, Leutschau und, K\xE4\xDFmark, geh\xF6ren ihnen die sogenannten sechszehen St\xE4dte, davon aber Lublau, wegen der ehemaligen pohlnischen Regierung, die auf dem Schlosse daselbst ihren Sitz hatte, auch pohlnische Einwohner und ihre Sprache angenommen hat; ferner die aus den alten Zeiten noch \xFCbrig gebliebenen eilf St\xE4dte, deren einige auch schon gr\xF6\xDFtentheils die schlawakische Sprache und Sitten angenommen haben; dann, die sieben Zipser Bergst\xE4dte, Schm\xF6lnitz, G\xF6llnitz u. s. w. zu welchen man, wegen \xC4hnlichkeit der Gr\xFCndner Sprache, des Gewerbes und der Sitten, auch die benachbarten Flecken Dopschau in der G\xF6m\xF6rer, und die beyden Metzwseufen in der Abaujvarer Gespanschaft rechnen kann; endlich folgende D\xF6rfer, die meistens an den Ufern der Poper liegen: Hopgarten, Klein-Lomnitz, Hollomnitz, Melter, Bauschendorf, Bierbrunn, Nehrr, Sankt-Gingen, Meyerh\xF6fen, Roks, Vorwerk, Hunsdorf, Gro\xDF-Lomnitz, Alt- und Neu-Walddorf. Viele andere, deren Bewohner jetzt von den Schlawa-

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ken gar nicht mehr zu unterscheiden sind, behalten noch immer, auch in der schlawakischen Sprache, die urspr\xFCnglich deutschen Namen, z. B. Ober- und Nieder-Rauschenbach, Friedman u. m. a. Man kann aus diesem Verzeichnisse, verglichen mit den Spuren von ehemaligen anderw\xE4rtigen Wohnsitzen der Sachsen, urtheilen, da\xDF vor ihrer Ansiedlung die ganze Gegend sehr schlecht bev\xF6lkert gewesen seyn m\xFCsse. Auf den h\xF6hern waldigten Bergen wohnen in einigen wenigen D\xF6rfern Ru\xDFnaken; (Russsen) in den unfruchtbarsten Gebirgen gegen Norden an der pohlnischen Gr\xE4nze meistens elende pohlnische Bauern, deren Nahrung Haberbrod und einige Wurzeln sind. Mitten im Lande auf den H\xFCgeln m\xFCssen demnach die wenigen Schlawaken, die bis auf diesen Tag noch keinen B\xFCrgerstand kennen, sondern entweder zum Adel oder Bauernstande gerechnet werden, ihre H\xFCtten gehabt haben. Die St\xE4dte, Flecken und gr\xF6\xDFern D\xF6rfer sind folglich von den Sachsen erbaut worden. Die Zahl derer, die bis auf diese Zeit ihre Sprache und Sitten behalten haben, betr\xE4gt nach einer mittelm\xE4\xDFigen Angabe 60.000 Seelen, davon etwan 10.000 eigentliche Unterthanen, die andern aber freye Leute sind. Rechnete man aber auch diejeni-

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gen darzu, die zwar deutschen Ursprungs, nach und nach aber zu Schlawaken ausgeartet sind, so k\xF6nnte man f\xFCglich die ganze Anzahl auf 75 bis 80.000 setzen.

Die Bergwerke in der Zips, die in den so genannten Gr\xFCnden betrieben werden, geben, obgleich sich die Ausbeute seit mehrern Jahren sehr verringert hat, einem grossen Theil der Sachsen Nahrung; die andern aber besch\xE4ftigen sich gegenw\xE4rtig mit dem Acker- und Flachsbau,, mit Handwerken, und der Handlung. Der Ackerbau ist zwar in dieser Gegend m\xFChsam; denn das Land hat wenig Ebenen, und ist voller H\xFCgel, die rings umher mit hohen Gebirgen umgeben sind. Das Erdreich aus den H\xFCgeln ist au\xDFerdem mager, und bestehet meistens aus verwittertem Sandstein, Thonschiefer, und Thon, die an vielen Orten kaum einen Schuh hoch \xFCber den Felsen liegen. In den Th\xE4lern aber und kleinen Ebenen ist das Erdreich lettig und schwer, nahe am Fusse der Karpaten, wo die betr\xE4chtlichste und f\xFCr die Aussicht angenehmste Ebene liegt, steinig, na\xDF und sauer; ja v\xF6llig guten tragbaren Boden findet man nirgends in grossen Fl\xE4chen. Demungeachtet aber macht der Flei\xDF der Einwohner den Boden fruchtbar, und da die viele Gerste, die hier ges\xE4et

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wird, zum Bierbr\xE4uen und Brandweinbrennen verbraucht wird, so kommt auch diese ge\xAB. ringere Getreydeart dem Landwirth gut zu Statten. Die Art, wie die Zipser das Land bauen, geht von der in den \xFCbrigen Gegenden Ungerlandes in einigen St\xFCcken ab. Von der D\xFCngung an, bis zur Wintersaat wird gew\xF6hnlich dreymal, zur Sommersaat aber nur zweymal gepfl\xFCgt. In den Gegenden, wo der Boden kiesig und locker ist, bedient man sich beym Eins\xE4en derjenigen Art des Pfluges, der hier der Haken genannt wird. Er ist zweyschneidig, hebt die Erde gerade vorw\xE4rts in die H\xF6he, und da sie, vermittels des voranstehenden Hakens, zerschnitten ist, legt er sie auf beyde Seiten hin. Man bedient sich dieser Pfiugscharre auf leichten Boden, und bey trockenem Wetter, in welchem Falle man den zuvor ausgestreueten Saamen unterackert, damit es ihm tiefer in der Erde an Feuchtigkeit zum Auskeimen und fernern Wachsthum nicht mangele. Auf schwerem Boden aber ackert man mit dem gew\xF6hnlichem Pfluge, und eget den ausgestreueten Saamen ein. Damit l\xE4\xDFt es der Zipser bewandt seyn, und bedient sich nirgends und zu keiner Zeit einer Walze, die ihm in vielen Fallen n\xFCtzlich w\xE4re. Neue Erfindungen, oder in andern L\xE4ndern gew\xF6hn-

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liches Acker-Ger\xE4hte nimmt der Landmann \xFCberhaupt ungerne an; er ist in diesem Punkte gegen alles Fremde, und vorhin Ungesehene zu sehr eingenommen; denn die mit einem und dem andern gemachten Versuche wollen nicht recht gelingen, da die Witterung und der Boden in der Zips viel Besonderes und Eigenth\xFCmliches an sich hat, darauf anderswo keine R\xFCcksicht genommen wird; selbst aber ist er noch nicht so weit gekommen, da\xDF er neue Vortheile beym Ackerbau, die sich bey seinem Boden gut anbringen lie\xDFen, erfinden k\xF6nnte. Es bleibt also beym Alten. Die Getreydearten, die in der Zips gebaut werden, sind: etwas Weitzen, Rocken, besonders aber viele Gerste, und auf den Gebirgen Haber. Flachs wird durchg\xE4ngig auf Brachfeldern ges\xE4et; auch die sch\xF6nen Erbsen haben schon viele Ortschaften dahin verwiesen. Da aber diese Saaten nur einen kleinen Theil der Brache einnehmen, so bleibt der weit gr\xF6\xDFere zur Hutung \xFCbrig. Zu bedauren ist es, da\xDF einige von den hiesigen L\xE4ndwirthen die durch gl\xFCcklich gerahtene Versuche sich sehr empfehlenden Vorschl\xE4ge die Brache besser zu benutzen, aus Mangel gen\xFCgsamer Einsicht und voreiliger Gewinnsucht, mi\xDFbrauchen. Man hat, ohne die n\xF6thigen Vorsichtsregeln gekannt oder genutzt

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zu haben, im vergangenen 1787sten Jahre, gleichsam zur Probe auf einigen Brach\xE4ckern Gerste einges\xE4et. Sollte nun dieser Versuch, zumal wenn er fortgesetzt w\xFCrde, f\xFCr die Fruchtbarkeit k\xFCnftiger Jahre, wie es zu vermuthen ist, schlecht ausfallen: so ist sicher zu erwarten, da\xDF man die vorgeschlagene bessere Benutzung der Brache als etwas Sch\xE4dliches verwerfen werde. In dem Dorfe Neu-Walddorf, welches unmittelbar an dem Fusse der Karpaten liegt, folglich hinreichende Weide f\xFCr das Vieh, aber schlechten Boden f\xFCr das Getreyde hat, haben die Bauern vor einigen Jahren uns eigenem Antrieb das ganze Brachfeld, da es ihnen zur Hutung nicht n\xF6htig ist, mit dem sonst gew\xF6hnlichen Saamen, Gerste und Haber bes\xE4et. Der scheinbare Gewinn von einem ganzen Drittheil ihrer Felder war sehr willkommen; die darauffolgenden mehrern Jahre aber waren so schlecht, da\xDF sie an der Wiederherstellung der ehemaligen Ackerg\xFCte zu zweifeln ansiengen. Endlich tr\xE4gt er doch wieder Gerste und Haber; der Bauer aber ist wider die vorgeschlagene Abschaffung der Brache ganz aufgebracht, und meynt, es sey eine Thorheit nur daran zu denken. Der Schade von so elenden Versuchen ist demnach f\xFCr den Ackerbau und alle Aufhilfe des-

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selben sehr gro\xDF; denn mancher h\xE4lt sich aus der Erfahrung \xFCberzeugt, da\xDF bey demselben nicht leicht etwas zu bessern m\xF6glich sey; und zu bedauern ist es, selbst die flei\xDFigen und sonst klugen Bauern, die sich aber nur mit ihren nachla\xDFigern Nachbarn in - und au\xDFerhalb der Zips vergleichen, und die fehlgeschlagenen Versuche jener After\xF6konomen bemerken k\xF6nnen, glauben wirklich an die Unm\xF6glichkeit, den Ackerbau eintr\xE4glicher zu machen. Nichts w\xE4re f\xFCr die hiesige Landwirthschaft heilsamer, als eine wohleingerichtete Ackerbaugesellschaft, die nach bew\xE4hrten Grunds\xE4tzen verf\xFChre, und durch Beyspiele die Nachahmung bef\xF6rderte. Gewi\xDF ist es, da\xDF der Zipser, bey sichtbaren Vortheilen, sich sehr leicht \xFCber alte Vorurtheile wegsetzen und keine M\xFChe sparen wollte, um an der bessern Nutzung des Landes Theil zu nehmen. So lange aber die eingebildeten \xD6konomen keine Theorie studieren, und von den Erfahrungen des Auslandes nicht einmal aus Zeitungen etwas wissen, diejenigen aber, die eine erweiterte Kenntni\xDF haben, nicht geh\xF6rt werden: so lange wird sich auch der Acker in seinem durch Alter privilegirten Zustande, trotz aller vorgeschlagenen Besserungen, behaupten. Der Futtermangel, mit allen seinen \xFCblen Folgen \xE4u\xDFert

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sich bereits von Jahr zu Jahre schrecklicher; es ist gar nicht mehr auffallend, wenn in sp\xE4tern Fr\xFChjahren ein Bund Gerstenstroh mit 15 bis 17 kr. bezahlt wird; und doch denkt man so wenig daran Futterkr\xE4uter anzubauen. In einigen Gegenden s\xE4et man in sechs schlechte \xC4cker Haber, nicht um K\xF6rner zu \xE4rndten, denn selten bekommt man mehr, als den Saamen, zur\xFCck, sondern um Haberstroh zur F\xFCtterung zu gewinnen. In andern Orten bes\xE4en die Landleute ihre Hausg\xE4rten durchaus mit Gerste, auch um etwas mehr notd\xFCrftiges Futter zu erhalten. Dadurch aber ist seit mehrern Jahren schon ein wirklicher Mangel an den nohtwendigsten Gartengew\xE4chsen entstanden. R\xFCben, M\xF6hren, Erd\xE4pfel, Petersilien, Erd- Kohlr\xFCben u. d. gl. mu\xDF man jetzt, gegen das vergangene Jahrzehend, gerade noch einmal so theuer bezahlen, und in den drey letztern Jahren konnte, man diese, sonst wegen der Menge nicht genug geachteten Zugem\xFC\xDFe, auch f\xFCr Geld nicht haben. Kohl und Kraut zum Eins\xE4uern, welches seit Undenklichen Zeiten immer auf den n\xE4mlichen Fleck hingepflanzt, dennoch aber wegen der j\xE4hrlichen starken D\xFCngung vortreflich w\xE4chst, ist noch in den meisten Jahren f\xFCr alle Einwohner hinreichend, und schaft bey dem h\xE4ufigen

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Genu\xDF des ger\xE4ucherten Schweinfleisches den immer mehr bew\xE4hrten Nutzen f\xFCr die Gesundheit.

Flachs besch\xE4ftigt den Zipser in St\xE4dten und auf dem Lande die meiste Zeit im Jahre, und gibt ihm au\xDFer der Nahrung auch Gelegenheit zum Handel und zum reich werden. Da man von der Verwechselung des Leinsaamens hier nichts wei\xDF, so bleibt der Flachs kurz, und w\xE4chst selten h\xF6her, als 12 bis 14 Zolle \xFCber die Erde. Man hat zwar auch eine andere Art von Saamen schon merklich verbreitet; da er aber bereits einheimisch zu werden anf\xE4ngt, so nimmt die L\xE4nge des daraus wachsenden Flachses auch so sehr ab, da\xDF er nicht lange mehr von dem gew\xF6hnlichen zu unterscheiden seyn wird. Er wird \xFCbrigens, sobald er ausgerauft und von den Knoten abgereft ist, im Wasser ger\xF6stet, und so weiter zum Spinnen zubereitet. Feines Gewebe kann man davon nicht erwarten; dagegen aber wird eine Menge Leinwand gemacht, und j\xE4hrlich in die s\xFCdlichen Gegenden des Landes verschickt. Die Verfeinerung des Flachses in Leutschau findet bey Vern\xFCnftigen durchg\xE4ngig Beyfall, wenn nur der kurze Sommer und die fr\xFChzeitige na\xDFkalte Herbstwitterung das R\xF6sten auf dem Lande nicht \xFCber die Zeit verz\xF6gerte! Ge-

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genw\xE4rtig werden dreyerley Gattungen von Leinwand gemacht: die gr\xF6bste kommt von Werg zu S\xE4cken, und die etwas bessere zu Bauerhemden; die mittlere von dem meisten Flachs und dem besten Werg; die feinere ist durchaus von mehrmal gehecheltem Flachse gemacht, und kleidet den vornehmen B\xFCrger- und geringern Adelstand. Da sie aber au\xDFer der Zips wenig gesucht wird, so wird auch nicht viel davon verfertigt. Von der mittlern Gattung wird j\xE4hrlich eine ansehnliche Menge ausgef\xFChrt. In den D\xF6rfern, besonders in Klein-Lomnitz, Melter, Hollomnitz, auch in Bauschendorf, Roks und andern Orten wird fast den ganzen Winter \xFCber gewebt, und das darzu erforderliche Garn von den pohlnischen Bauern eingekauft, in den \xFCbrigen Orten aber nur das zu Hause gesponnene auf den Stuhl gebracht; und doch kann man in den meisten Flecken und D\xF6rfern f\xFCr eine jede Haushaltung im Durchschnitte 400 Ellen Leinwand annehmen, die in jedem Jahre gemacht werden. Hievon bleibt kaum der vierte Theil zu Hause; das Mehrere wird auf die ungrischen M\xE4rkte verschicket.

Zu Handwerken von allerley Art, selbst zu den k\xFCnstlichsten, sind die Zipser eben so wohl als irgend eins andere Nazion aufge-

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legt. Die Nahrung des Handwerkstandes ist aber hier schon sehr erschwert. Denn der Landmann, besonders der pohlnische und schlawakische, behilft sich, da er meistens roh und arm ist, mit sehr Wenigem: der s\xE4chsische braucht zwar mehr; da er aber nicht Land genug hat, so wird er selbst Handwerker, und sucht sich in Flecken und D\xF6rfern Arbeit. Viele Handwerksst\xFCcke lassen sich die Reichen von Wien kommen, nicht, als wenn sie der Zipser nicht machen k\xF6nnte, sondern weil er seine Arbeit, da er die Materialien theuerer bezahlen mu\xDF, und gewohnt ist solider zu arbeiten, nicht in eben dem Preise hingeben kann, als die leichten, geschwinde gearbeiteten Waaren. Noch vor nicht langer Zeit waren weder in den vielen Flecken der Zipser, noch der benachbarten Gespanschaften \xFCberfl\xFC\xDFige Handwerker; jetzt sind sie f\xFCr die kleine, gar nicht nach der Art kultivierter L\xE4nder eingerichtete Provinz zu viel; und obgleich die Arbeit auf dem Lande meistens schlecht ist, so ist sie doch wohlfeil, und um so viel verm\xF6gender die Meisterarbeit der St\xE4dter herabzusetzen. Die alte Sitte, in den Zipser St\xE4dten zugleich Handwerker und Landwirth zu seyn, ist demnach jetzt noch weit notwendiger, als vor Zeiten. Wer hier keinen Acker hat, ist ein armer Mann,

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und kann sich kaum das Allernohtwendigste erwerben*). Gleichwohl sind die L\xE4ndereyen seit etwan 50 Jahren um zwey Drittheile im Preise gestiegen. Es bleibt also dem armen Professionisten nichts \xFCbrig, als in D\xFCrftigkeit zu schmachten und sein Talent zu vergraben. Da in der ganzen Zips und den benachbarten Gespanschaften keine Fabriken sind, und alle Fabrikwaaren aus der Ferne geholt werden m\xFCssen; so w\xE4re es einem Unternehmer bey der gro\xDFen Anzahl verschiedener Professionisten sehr leicht, wohlfeile und flei\xDFige Fabrikanten aufzubringen und die verfertigten Waaren zu verschlei\xDFen; nur brauchte man dazu einige gute Angeber, die mit den Geheimnissen der Handwerksk\xFCnste

*) Weil die meisten Hausbesitzer in den St\xE4dten auch \xC4cker haben, so ist auch bey jedem Hause eine Scheune. Die vielen Feuersbr\xFCnste haben sie bereits aus Leutschau in die Vorstadt verwiesen, und in K\xE4\xDFmark hat die letztere grosse Brunst nur wenige in der Stadt \xFCbrig gelassen. In den sechszehen St\xE4dten aber, deren einige von lauter Handwerkern bewohnt werden, sind durchaus bey gro\xDFen H\xE4usern, doch meistens in einer ziemlichen Entfernung von den Feuerst\xE4tten, zum Theil auch hinter den Hausg\xE4rten Scheunen.

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n\xE4her bekannt sind. Die reichern Zipser, die folglich zu patriotischen Unternehmungen, wenn sie sich erst in der Fremde Erfahrungen sammlen wollten, die Mittel in H\xE4nden h\xE4tten, lernen keine Handwerke, oder, wenn sie auch zum Schein etwas lernen, so bleibt es nur eine Nebensache; sondern sie bleiben zu Hause, und werden Landwirthe und Handelsleute, so gut sie es n\xE4mlich bey einer sehr eingeschr\xE4nkten Einsicht werden k\xF6nnen. Gelingt es ihnen, es sey durch Handlung, oder auf eine andere Art, Kapitalien zu gewinnen, und haben sie dabey auch adeliche Wappen, so kaufen sie sich ein Landgut, mischen sich unter den Adel, und indem sie B\xFCrger einer Stadt zu seyn aufh\xF6ren, entziehen sie ihr Geld dem b\xFCrgerlichen Gewerbe.

Die Handlung, die in der Zips von einiger Bedeutung ist, haben vorz\xFCglich die K\xE4\xDFmarker und diejenigen, die mit der Stadt in Verbindung stehen, in H\xE4nden. Die zwey Hauptartikel, womit sie negozieren, sind Wein und Leinwand. An dem Weinhandel haben nicht allein die B\xFCrger Theil, sondern auch die Adelichen, die in der N\xE4he von K\xE4\xDFmark wohnen, und zum Theile (deren V\xE4ter n\xE4mlich B\xFCrger dieser Stadt gewesen sind) auch b\xFCrgerliche Gr\xFCnde daselbst besitzen. Der meiste Wein aber, der zum Ver-

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kauf bestimmt ist, wird in der Stadt niedergelegt, weil sich die K\xE4ufer doch ordentlicher Weise da einfinden, und nur dann bey dem Landadel nachfragen, wenn sie bey demselben einen bessern Kauf zu machen hoffen, oder wenn dort nicht Weine genug zum Aussuchen vorhanden sind. Das ganze Tockayer Weinnegoz ist \xFCbrigens sehr vertheilt; fast alle reiche Land- und Stadtleute nicht allein in der Zips, sondern in einem grossen Theile Ungerlandes, besonders in demjenigen, welcher von Tockay gegen Norden zu liegt, haben in den dortigen und benachbarten Gebirgen, von Toltschva an gegen Westen zu bis Mischkoltz, ihre Weing\xE4rten. Die pohlnischen Kaufleute reisen h\xE4ufig bis unter die Weingebirge, und besuchen unterwegs die Eigenth\xFCmer der Weing\xE4rten in St\xE4dten und auf dem Lande. Daher haben die meisten, welche ihre Weine verkaufen, selbst Gelegenheit, mit den Ausl\xE4ndern zu handeln; doch ist in einigen St\xE4dten der Verkehr damit gr\xF6\xDFer, als in andern.

Mischkoltz ist derjenige ber\xFChmte Marktflecken, wo dieser Verkehr gro\xDF genannt zu werden verdienet, und noch immer st\xE4rker wird, wiewohl man mit Grunde sagt, da\xDF Weine, die aus den Mischkoltzer vortreflichen in Felsen gehauenen Kellern genommen wer-

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den, in andern minder guten Kellern sich nicht bessern, sondern merklich verschlimmern. N\xE4chst Mischkoltz aber hat K\xE4\xDFmark mit den benachbarten Pohlacken das betr\xE4chtlichste Weinkommerz, und verdient es wegen seiner bequemen Lage, da man von hieraus auf der Poper in die Weichsel, und so weiter in die Ostsee kommen kann. Im Jahre 1781 sind nach der Weinlese 10.0000 F\xE4sser und dar\xFCber, meistentheils mit trockenen Beeren angemachte Weine, nach K\xE4\xDFmark eingebracht worden; und so, wie einige F\xE4sser verkauft wurden, hat man die L\xFCcken in den Kellern wieder ersetzt. So war es auch in dem Jahre 1783 und 1773. Bey schlechten Jahren aber werden aus den Tausenden Hunderte, und der Handel hat dann nichts zu bedeuten, weil selbst die Eigenth\xFCmer der Weing\xE4rten f\xFCr ihre Weine nicht so viel zur\xFCck erhalten, als sie vorher auf den Bau ausgegeben hatten. Die letzt verflossenen 3 Jahre 1785 — 86 — 87 waren f\xFCr den Weinbau schlechter, als je Menschen denken k\xF6nnen; und da nun die alten Weine verkauft sind, so liegt dieser Handel jetzt f\xFCr K\xE4\xDFmark v\xF6llig. Die meisten Weine holen die Pohlacken von hier ab; seit vielen Jahren gehen auch einige K\xE4\xDFmarker und andere nach Warschau, und verkaufen ihre

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mitgenommenen Weine daselbst. Diese Verbindung mit Warschauer Kaufleuten aber, denen man auf solche Weise vielmals die besten Tockayer Ausbr\xFCche bis vor ihre Hausth\xFCren bringt, will den einsehendern und reichern Weinh\xE4ndlern in K\xE4\xDFmark nicht gefallen, und wer sich einmal von ihnen v\xF6llig los gemacht und keine Gelder zur\xFCck gelassen hat, sucht nicht mehr in neue Verbindungen zu kommen; doch kommen j\xE4hrlich einige H\xE4ndler aus der sechszehen Stadt Gniesen dahin, und nehmen mit einem geringen Gewinne vorlieb, wenn sie nur ihr Gewerbe dabey fortsetzen k\xF6nnen. Als Schlesien noch ganz unter \xF6sterreichischer Hoheit stand, hatte K\xE4\xDFmark auch von daher Abnehmer; jetzt wird nach Schlesien, so wie in andere L\xE4nder au\xDFer Pohlen, aus dieser Stadt fast gar kein Wein mehr verschickt, und es fehlt an unternehmenden und zugleich mit, n\xF6htiger Kenntni\xDF begabten Kaufleuten, die das Weinkommerz \xFCber die pohlnischen Gr\xE4nzen hinaus zu verbreiten im Stande w\xE4ren.

Der zweyte f\xFCr die Zipser Sachsen wichtige Handelsartikel ist die Leinwand. Da nun hier alles von dem ersten Frauenzimmer in der Stadt, bis auf die kleinsten Landm\xE4gdchen und Jungen spinnt; so zieht auch jedermann von dem Leinwandhandel seinen

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Profit. Nicht viel von dieser Waare geht ins Ausland, das meiste wird im Lande abgesetzt und verbraucht; denn der eigentliche Unger, der hinl\xE4ngliche Weide, Fruchtl\xE4nder, und in vielen Gegenden Weingarten hat, baut nicht so viel Hanf und Flachs, als er zur Kleidung n\xF6htig hat. Weil demnach die mittlere Gattung von der Zipserleinwand h\xE4ufig gesucht und gekauft wird; so ist der Landwirth auf Verfeinerung des Flachses nicht bedacht, und nimmt mit einem geringen Lohn seiner m\xFChsamen und langwierigen Arbeit vorlieb, weil er bey der gewohnten Art, seine Leinwand zu machen, gar keiner fremden Hilfe bedarf, und das ganze Einkommen davon reiner Profit ist. Wenn aber der Unger einmal so weit k\xE4me, da\xDF er sich seine Leinwand selbst verfertigte, und dem Zipser weniger abkaufte, dann w\xFCrden die Projekte, feine Leinwand zu machen, in der Ausf\xFChrung leichter seyn, und der Bauer w\xFCrde sich belehren lassen, denn M\xFC\xDFiggang ist ihm zuwider, und die Noht w\xFCrde ihn dazu gewi\xDF anspornen. Die Menge der Leinwand, die aus der Zips verf\xFChret wird, kann man aus dem bereits oben Gesagten zur Gen\xFCge ermessen: zur richtigeren Bestimmung der ganzen Summe aber kann man auch die j\xE4hrlichen Frachten, die von hier

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abgeschickt werden, berechnen. Von K\xE4\xDFmark allein, freylich dem Hauptorte des Leinwandhandels, gehen j\xE4hrlich 170—180 W\xE4gen, einer zu 20 Zentner Ladung, ab, doch ist die H\xE4lfte davon mit gef\xE4rbter galizischer Leinwand befrachtet. Beynahe eben so viel f\xFChlen andere Kaufleute weg; man kann demnach sicher annehmen, da\xDF man j\xE4hrlich 200 W\xE4gen mit Zipserleinwand befrachte und ausf\xFChre, dagegen aber nach einer nicht \xFCbertriebenen Berechnung ohngefehr 200.000 Gulden in die Provinz einf\xFChre. Der bey weitem gr\xF6\xDFere Theil davon wird theils von K\xE4\xDFmarker F\xE4rbern, theils von Griechen und andern Handelsleuten in Debretzin verkauft. Ehedem hatten diese F\xE4rber den Zipserleinwandhandel fast ganz allein in H\xE4nden; da sie aber keine eigentlichen Kaufleute sind, und zum Theile h\xE4ufig wider die gemein bckannten Kaufmannsregeln s\xFCndigen, so ist die H\xE4lfte von ihnen nach einander in kurzer Zeit zu Grunde gegangen, und andere, auch Fremde sind an ihre Stellen getreten. Sie beziehen die Debretziner Markte viermal des Jahrs, und machen den Handel mit ihren Abnehmern, den Griechen, Juden und den armenischen Kolonisten von Szamos-Ujv\xE1r in Siebenb\xFCrgen, m\xFCndlich aus. Aufs Wort und Treue wird wenig gebaut, daher

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m\xFCssen die Handelsleute immer in Person nach Debretzin kommen. Die kleinen M\xE4rkte, wohin die K\xE4\xDFmarker F\xE4rber Leinwand f\xFChren, sind Kere\xDFtur und Tockay; in Pest aber wird sie schon von der dritten Hand verk\xE4uflich ausgelegt. Der Preis derselben ist gering; der mittlere von allen drey Gattungen, wenn man n\xE4mlich zu hundert Ellen aus der ersten Hand kauft, ist: f\xFCr eine Elle*) gr\xF6bere Wergleinwand zu Bauerhemden ungebleicht kr. 4—5; Mittel- oder sogenannte Hausleinwand kr. 7. Feine nach Verschiedenheit der Breite f\xFCr kr. 10—15. Der h\xF6chste Preis z. B. bey der Mittelleinwand steigt nie \xFCber kr. 8—9; und f\xE4llt dagegen bis auf kr. 6—5. Nach diesem Verh\xE4ltnisse steigen, und fallen auch die andern Gattungen.

Die \xFCbrigen Produkte, die die Zipser in andere Gespanschaften verf\xFChren, sind, Brandwein ausgenommen, nicht wichtig. Dieser wird hier von Gerste ohne allen Zusatz (nur in wenigen Orten werden Wacholderbeere und K\xFCmmel hinzu gethan) gebrannt. Er \xFCbertrift aber durchaus den Kornbrandwein

*) Die ungrische n\xE4mlich sing genannt. Sie ist um 5 Zoll k\xFCrzer, als die Wienerelle.

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anderer Gespanschaften, dahin er auch in ziemlicher Menge geliefert wird. Die Ursache von seiner G\xFCte und Reinigkeit ist theils in dem vortreflichen Gebirgwasser, welches sehr rein und in allen Jahrszeiten kalt genug zur Abk\xFChlung beym L\xE4utern ist, theils auch in dem Flei\xDFe und der genauen Aufsicht des Zipsers so wohl beym M\xE4lzen, als Brennen zu suchen. Die Stadt Leutschau, und die sechszehen St\xE4dte, so wie einige D\xF6rfer, welche die Schankgerechtigkeit von ihrer Grundherrschaft erkauft haben, finden ihren guten Vortheil bey diesem Gewerbe. Sie bringen dadurch ihre Gerste gut an, und n\xE4hren ihr Vieh mit dem Gesp\xFChlich, welches den f\xFCnf Oberst\xE4dten an der Poper: Matthsdorf, Georgenberg, Michelsdorf, Deutschendorf und V\xF6lk sehr wohl zu Statten kommt, denn sie liegen alle f\xFCnfe innerhalb einer Quadratmeile, und sind von volkreichen D\xF6rfern umgeben, die sie von Wald und Weide in den Gebirgen ausschliessen, und folglich ohne der Brandweinbrennerey weder sich mit ihrem vielen Vieh ern\xE4hren, noch auch den Acker so gut, als es hier n\xF6htig ist, d\xFCngen und bauen k\xF6nnten. Aus diesem Grunde nimmt sie auch mit der so wohl in- als au\xDFerhalb der Zips sich vergr\xF6\xDFernden Volksmenge in gleichem Grade

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zu, und man holt schon Gerste aus andern Gespanschaften, weil die hiesige nicht zureicht. K\xE4\xDFmark allein, welches urspr\xFCnglich die n\xE4mlichen Rechte mit andern Zipser St\xE4dten hat, darf seit etwan einem halben Jahrhundert nicht brennen, und leidet, besonders bey den grossen Feuersbr\xFCnsten, die es seit einigen Jahren zu verw\xFCsten drohen, merklich darunter. Die Ausfuhr des Brandweins geschieht in die Gespanschaften Scharosch, G\xF6m\xF6r, Hont, Liptau und zuweilen auch in einige entferntere.

Nach dem Brandwein verdient auch das Eisen bemerkt zu werden. Es wird nach Pest, und auf andere ungrische M\xE4rkte, auch nach Galizien aus einigen Bergst\xE4dten verschickt. Doch ist dieses Kommerz von keiner sonderlichen Bedeutung, denn es kommen Jahre, in welchen sehr wenig ausgef\xFChrt wird. Au\xDFer diesem verkaufen die Zipfer noch H\xFCte, Papier und Nadlerwaare meistens in Debretzin. Rohe Schaaf- und Kalbh\xE4ute, zuweilen auch Talg, nehmen ihnen die m\xE4hrischen Juden ab. Bevor in Galizien die Tabacks-Administrazion einigen Pachtern \xFCberlassen worden ist, haben sie auch mit diesem Artikel ein vortheilhaftes Negoz mit dieser Provinz, die ihren Taback in der Zips abholte, gehabt; welches

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aber jetzt g\xE4nzlich aufgeh\xF6rt hat. So eintr\xE4glich aber dem Zipser die Handlung ist, so bleibt ihm doch von dem Gewinn wenig \xFCbrig. Denn wenn auch sich die Geldmasse in diesem Jahrhunderte um etwas vermehret hat, so ist es mehr dem Bergbau, der noch vor 20 Jahren sehr ergiebig war, zuzuschreiben; die Handlung aber erh\xE4lt die Zipser mit ihren nahen und entferntern Nachbarn nur im Gleichgewichte; denn daf\xFCr, da\xDF sie ihnen einige Artikel verkaufen, m\xFCssen sie wieder weit wichtigere, n\xE4mlich Getreide, H\xFClsenfr\xFCchte, Obst, fast alles Schlacht- und viel Arbeitvieh und Weine, f\xFCr baares Geld einbringen. Den Gewinn, den sie von den Pohlacken f\xFCr Weine ziehen, m\xFCssen sie den Wiener Kaufleuten hingeben; denn da, die grobe Leinwand ausgenommen, keine Manufaktur und keine Fabrik in der Zips ist, so mu\xDF alles, was man in Kaufl\xE4den sucht, so wie alle Materialien, die hier zwar gebraucht, aber nicht erzeugt werden, von Wien kommen. Es ist demnach die Zipser Gespanschaft nicht um viel reicher, als andere Gespanschaften des Landes, nur die starke Bev\xF6lkerung bringt das Geld mehr in Umlauf; wenn es aber zu gleichen Theilen unter alle vertheilet w\xFCrde, so k\xE4me auf eine Person um nichts Merklichers mehr, als

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es sey in welcher benachbarten Gespanschaft: wohl aber hat die Zips einige Mittel zum reich werden in ihrer Gewalt, n\xE4mlich arbeitsame H\xE4nde, und die st\xE4rkste Anlage zur klugen Sparsamkeit. Es fehlen nur Unternehmer, und im Fabrikwesen erfahrne Leute; an geschickten und leicht abzurichtenden Handarbeitern ist hier kein Mangel.
Topic revision: r18 - 08 Apr 2012, ValerieSeidler
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