Bl\xE4ttern:
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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 1, Heft 3, Text 27, (S. 257-282)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg,
L\xF6we, 1781
Autor:
Johann Seivert
Zuordnung: Sprachgeschichte
(p257)
Die Sprache der siebenb\xFCrgischen Sachsen geh\xF6ret mit zu den st\xE4rkesten Beweisen ihres deutschen Ursprungs, und dieses zwar, weil sie eine unl\xE4ugbare Tochter der deutschen ist. Ihre heutige Un\xE4hnlichkeit mit dieser ihrer Mutter ist ein Einwurf, von keinem Gewichte. Sprachen gleichen unsern Sch\xF6nen; je \xE4lter sie werden, desto mehr ver\xE4ndert sich ihre Gestalt, nur mit dem Unterscheide, da\xDF jene immer sch\xF6ner werden, diese aber an Sch\xF6nheit best\xE4ndig abnehmen. Die deutsche Sprache selbst, ist nicht mehr diejenige, die im zw\xF6lften und dreyzehnten Jahrhunderte herrschte. Was Wunder denn, da\xDF ihr das Siebenb\xFCrgischs\xE4chsische un\xE4hnlich ist? Doch darf man nicht denken, da\xDF die uralte deutsche Sprache noch in dieser Mundart lebe. Nein, wir reden nicht mehr so, wie unser Landsmann der ber\xFChmte Dichter
Klingsohr, zu den Zeiten des K\xF6niges
Andreas des Jerusalemitaners redte. Wie w\xE4re es aber auch m\xF6glich? Die wilden Kriege der vorigen Jahrhunderte, und andere Verw\xFCstungen w\xFCrden l\xE4ngst die s\xE4chsische V\xF6lkerschaft in Siebenb\xFCrgen ausgetilget haben, wenn sie nicht immer neue
Pflanzer aus Deutschland verst\xE4rket h\xE4tten; und sollte sich mit diesen nicht allzeit eine neuere deutsche Sprache verbreitet haben?
(p258)
Die W\xF6rter unserer s\xE4chsischen Sprache \xFCberhaupt, sind gr\xF6\xDFtentheils solche, die noch zu Anfange des sechszehnten Jahrhunderts unter den Deutschen gebr\xE4uchlich waren, und viele davon auch in Absicht auf die Aussprache. Unsere Sachsen wurden mit deutschen Schriften, ja mit den Deutschen selbst immer mehr und mehr bekannt; und dieses m\xF6chte wohl die Ursache seyn, da\xDF unsere itzige Sprache nicht reicher an \xE4ltern deutschen W\xF6rtern ist. Die neuern unterdr\xFCckten nach und nach die alten. Der Britte, der Franzos, schreibt, und liest anders: so schreiben wir deutsch, und sprechen es nach unserer Mundart aus. Ich weis nicht, ob jeder
Plattdeutsche ein hochdeutsch geschriebenes Buch plattdeutsch lesen kann; wer unter uns aber nur zu lesen weis, der liest solches in seiner s\xE4chsischen Muttersprache. Wir haben also niemals n\xF6htig gehabt, Siebenb\xFCrgischs\xE4chsisch zu schreiben. — Bey solchen Verh\xE4ltnissen unsrer Sprache, sollte ich mich wohl betr\xFCgen, wenn ich sie f\xFCr eine besondere deutsche Mundart halte?
Ob das
Nieder-oder
Oberdeutsche die Mutter unserer Sprache sey, ist eine Frage, in deren Beantwortung ich nicht zu irren glaube, wenn ich sie f\xFCr eine Vermischung beyder Spracharten halte. Unsere W\xF6rter, die theils dem Niederdeutschen, theils dem
allemannischen Dialekte eigen sind, bezeugen es zur Gen\xFCge. — Sollte es aber auch Wahrscheinlichkeit haben, da\xDF die ersten deutschen Pflanzv\xF6lker in Siebenb\xFCrgen aus einer Provinz , und von einerley Mundart gewesen sind? F\xFCr mich gewi\xDF nicht! — Da\xDF
Fl\xE4minger die Gegenden von
Hermannstadt bev\xF6lkert haben, beweiset uns ein Schreiben des Pabstes
Innocenz des Dritten.* Der Repserstuhl hat unter andern Merkmaalen einer schweitzerischen Kolonie, das Dorf Schweitzer. (Vicus Helvetiorum) Da\xDF Sachsen darunter gewesen, wer wird das l\xE4ugnen?
* Beym Baluzi Tom.I, Lib. I, Ep. 272.
(p259)
Ja, ungeachtet ich unserm alten
Lebel* sonst wenig Glauben beymesse, so ist es mir doch sehr wahrscheinlich, wenn er in seinen elenden Hexametern von unsern Ahnen schreibt:
Helvetios quosdam suisse, Vindelicos Suevos Et Pynthasacos, aliosque Styria & Oene viros, Permixtim Bavaricos, Noricaeque telluris colonos Praecipue Saxones, Geysillae Reginae affines.
Unsere Geschichtschreiber behaupten, K\xF6nig
Bela der Vierte habe nach den traurigen Verw\xFCstungen, auch Siebenb\xFCrgen aufs Neue mit Deutschen bev\xF6lkert, und ich finde bis itzt noch keine Ursache, ihnen zu widersprechen. — In den folgenden Zeiten haben sich manchmal betr\xE4chtliche Pflanzv\xF6lker aus verschiedenen deutschen Provinzen, mit der s\xE4chsischen Nation vereinigt, und ihre Sitten, Rechte und Sprachart angenommen. Sie lernen aber selten rein sprechen, sondern sie vermischen gemeiniglich das Deutsche mit der Landessprache. — Als der Kaiserliche Feldherr
Castaldi 1553. Siebenb\xFCrgen mit seinem Kriegsheere verlie\xDF, blieb der gr\xF6\xDFte Theil seiner V\xF6lker im Lande zur\xFCck, setzte sich in die s\xE4chsischen St\xE4dte und Flecken, und nahm das B\xFCrgerrecht an.** So kamen auch im Jahre
1664. viele Sachsen, M\xE4hrer , Schwaben, Niederl\xE4nder, und andere Deutsche nach Siebenb\xFCrgen, die sich in dem s\xE4chsischen Gebiehte h\xE4uslich niederlie\xDFen.***
Wenn man nun dieses alles, und noch dazu, da\xDF die durch Krieg und Pest verw\xFCsteten \xD6rter sehr oft mit freywilligen Einwohnern aus allen Gegenden des s\xE4chsischen Gebiehts bev\xF6lkert worden sind: so wird es nicht mehr wunderbar scheinen, wie die Sprache unserer Sachsen eine Vermischung des Ober - und Niederdeutschen seyn
* Johann Lebel, der als Pfarrer zu Thalmatsch 1542 ein Werkchen: de Oppido Thalmus geschrieben, welches zu Hermannstadt 1779 gedruckt worden.
** Miles im W\xFCrgengel, auf der 51igsten Seite.
*** Eben dieser, in der Einleitung.
(p260)
k\xF6nne; ja, da\xDF sie selbst so mancherley Dialekte habe ?— Sie hat in der That viele, dennoch k\xF6nnte man sie f\xFCglich in vier Hauptdialekte eintheilen. 1) In den
Hermannst\xE4dtischen, der sich immer mehr und mehr von veralteten deutschen W\xF6rtern reinigt, und gleichsam das
Hochs\xE4chsische ist. 2) In den
Kronst\xE4dtischen, oder
Burzell\xE4ndischen, der viel Eigenes hat, und einen Hermannst\xE4dter oft unverst\xE4ndlich ist. Besonders verwandelt der Burzl\xE4nder gern den Buchstaben w in b. F\xFCr zwinzig (zwanzig) spricht er sbinzig; f\xFCr Schweng (Schwein) Sbeng; und so ist auch aus Wurzelland,
Burzelland geworden. 3) In den
Bistritzischen. Dieser ist halbdeutsch, und dennoch den Sachsen au\xDFer dem bistritzischen Gebiethe fast ganz unverst\xE4ndlich, klingt auch ziemlich makaronisch. 4) In den B\xE4urischen, der in den \xFCbrigen s\xE4chsischen Gegenden herrschet. Er ist sehr reich an alten W\xF6rtern, welche die heutige deutsche Sprache nicht mehr kennet.
An Idiotismen m\xF6chte es unserer Sprache wohl nicht fehlen, so, wie sich auch viele W\xF6rter aus der ungrischen, walachischen, ja auch aus der lateinischen in dieselbe eingeschlichen haben. — Den Wunsch eines grossen
Leibnitz* nur einigermassen zu erf\xFCllen , will ich aus meinem gesammelten W\xF6rterbuche der siebenb\xFCrgischs\xE4chsischen Sprache einige Proben, besonders von eigenth\xFCmlichen, altdeutschen und fremden W\xF6rtern geben. Ob ihnen meine Leser aber auch allzeit die rechte Aussprache geben werden, mu\xDF ich nicht ohne Grund in Zweifel ziehen; denn manchmal ist unsre Aussprache so, da\xDF sie blos durch m\xFCndlichen Unterricht gezeiget werden kann.
* In Otio Hannov auf der 50. Seite. "Desideratur specimen vocabulorum & modorum loquendi peculiarium Saxonibus Transylvaniae, i.e. non ut loquuntur homines cultiores, sed, ut loquitur plebs, ut comparari possint cum lingua plebeja nostrorum Saxonum. Dicitur enim esse in plebe illa multas voces nec hungaricas, nes selavonicas, & tamen aliis Germanis communiter non intellectas.
(p261)
Besonders wird der Buchstabe a nicht selten als ein Doppellauter ausgesprochen, den ich anders nicht, als durch ay bestimmen kann. Z.B. Folgende W\xF6rter: Hengst, Heu, drohen, liegen, kann ich nach unserer Mundart nicht anders schreiben, als: Hayst, Hay, dray'n, lay'n; und doch werden unsere Sachsen selbst, ungewohnt ihre Muttersprache geschrieben zu lesen, diese W\xF6rter kaum so lesen, als sie ausgesprochen werden; und was werden erst Deutsche thun? Ei, eu, ey hat gar den Thon nicht, wie in Zeit, Leut, seyn; sondern das i beh\xE4lt den Laut, den es im Alphabete hat. Je wird im Deutschen wie ein langes i ausgesprochen; in unserm S\xE4chsischen aber sind h\xE4ufige F\xE4lle, wo man die Mitaussprache des e deutlich h\xF6ret. Z.B. gi\xE9n, geben, hi\xE9ven, heben, lieben, beben. In diesen F\xE4llen habe ich das e mit einem Accente bezeichnet. — In dem Doppellauter uo wird das o sehr kurz ausgesprochen. — Zum Beschlusse mu\xDF ich noch melden, da\xDF
Frischens deutschlateinisches W\xF6rterbuch, welches zu Berlin im Jahre 1741 gedruckt worden, auch in den F\xE4llen, wo ich es nicht anf\xFChre, in Absicht der angebrachten deutschen W\xF6rter mein B\xFCrge ist. Sollte ich aber in der Rechtschreibung und Herleitung der W\xF6rter die Abwege des Irrthums nicht allzeit vermieden haben: so werden mich meine Leser mit dem Gedanken entschuldigen, da\xDF vor mir dieses Feld noch niemand bearbeitet hat. In der Rechtschreibung habe ich den Dialekt angemerkt, wenn es nicht der Hermannst\xE4dtische ist; die W\xF6rter aber selbst sind entweder dem gesittetern mit dem gemeinen Volke, oder nur dem letztern gemein.
(p262)
Von der Proben der Siebenb\xFCrgischs\xE4chsischen Sprache.
A.
Ab\xE4zig, adj. klein, die rechte Gr\xF6\xDFe nicht habend, von dem deutschen Worte butt, butzig, welches in
Frischens W\xF6rterbuche gleichen Verstand hat.
Aegresch, m. unreife Trauben; von dem Ungrischen Egres.
Aegresch K\xE4chen. Eine Speise von unreifen Weinbeeren. Vum\xE4gresch, Stachelbeeren. Ruit (roht) \xE4gresch, Prei\xDFelbeeren.
Aecker, m. b\xE4urisch Aker, Eicheln. Frisch W\xF6rterb. die Aecker, glandes caducae, Angels\xE4chsisch accaeren.
Affig, adj. n\xE4rrisch, von dem Worte Affe, Simia.
Agelast, m. ein Schimpfwort auf m\xFCrrische Leute. Vielleicht von angelastus [griech], der nicht lachet, ein Sauertopf. Es kann aber auch deutschen Ursprungs seyn, da die \xE4ltern deutschen f\xFCr Lust auch Gelust sagten; und so kann Agelast soviel als Ungelust seyn.
Agrasem, n. ungeruhsam. So nennen gesittete Leute das Schwein, daf\xFCr man sonst Schweng gebraucht. Die
Medwischer sagen gar Porcianer.
Angem, adv. \xFCbel, b\xF6se, zornig. Et es mir angem, es ist mir \xFCbel. En angem Menesch, ein b\xF6ser zorniger Mensch. Englisch Anger, der Zorn.
Anrich Ki\xE9hl, f. die Luftr\xF6hre. Die Bedeutung dieses Worts ist vielen so unbekannt, da\xDF sie danrich Ki\xE9hl, (donnerige Kehle) sagen. Andere meynen, es bedeute die unrechte (arecht) Kehle; es ist aber die innere, oder innerliche Kehle. F\xFCr innerlich, sagen die Bauern itzt noch: annerlich.
(p263)
B.
B\xE4l, l, b\xE4urisch; Bal, ein Darm.
B\xE4len-K\xE4chen, eine eigene siebenb\xFCrgische Speise von Ochsend\xE4rmern, die mit Milch und Eyern gef\xFCllt, abgekocht , und in einer Milchbr\xFChe aufgetragen wird.
Bafliesch, n. der Speck. So viel als Backfleisch. Denn, die Speckseite, Succidia, nennen wir von dem alten deutschen Worte Backe, bachen
Fr. W.
Bangen, v. trommeln. Bang f. die Trommel.
Nieders\xE4chsisch: bungen, die Bunge.
Barn, m. Ein Barn hei\xDFt bey uns, wann die Fruchtgarben rund aufeinander gelegt, und nach geh\xF6riger H\xF6he zugespitzt, und mit Stroh bedeckt werden.
Tr\xF6ster in seinem
alt und neuen Dacia auf der 233ten Seite meynet, das Wort sey von bar, frey, los, ledig, herzuleiten, weil ein solcher Kornthurm im Freyen st\xFCnde; oder von Barn der Sohn; weil er gleichsam der Sohn des ganzen Ackerlandes ist. Wahrscheinlich aber k\xF6mmt dieses Wort von bergen, verbergen her, weil die Fruchtgarben auf diese Art, f\xFCr Schnee und Regen verbergt werden. Daher hie\xDFen die alten Deutschen granarium einen Kornberg, foenile, einen Heuberg, engl\xE4ndisch: a Hey Barn. Eine Scheune, a Barn.
B\xE9en, v. 1) r\xF6sten, Geb\xE9t Bruid, ger\xF6stetes Brod. 2) ausbr\xFChen, aqua fervida eluere. Ein solches kochendes Wasser hei\xDFet die B\xE9h.
Bekrid, adj. betr\xFCbt, bek\xFCmmert. Bekridnes, f. Bek\xFCmmerni\xDF, Unruhe.
Wahrscheinlich von dem veralteten deutschen Worte kretten, dem aber Frisch, den Begriff: einen mit Recht vornehmen, beylegt. Allein die angef\xFChrten Stellen k\xF6nnen wohl unsern Wortverstand leiden. Script. Brunsvic. Tom. III. „Kaiser Friedrich wollte in Mayland niemand kretten, sonden nur den B\xFCrgermeister henken lassen."
(p264)
Dieses kann wohl so viel bedeuten: der Kaiser habe niemand betr\xFCben oder beunruhigen wollen, sondern nur den B\xFCrgermeister henken lassen. — So auch: "die D\xE4nen konnten in Sachsen frey herum gehen, nemend dorste se kretten; Siebenb\xFCrgischs\xE4chsisch: nemend tuirfte se bekriden, beunruhigen,betr\xFCben.
B\xE9rlen, v. br\xFCllen, bl\xE4ren, mugire.
B\xE9ren, v. mit gro\xDFem Geschrey zanken, beschelten. Holl\xE4ndisch: baren;
Fr.W. b\xE1ren, beren, fremere, ferociter murmurare. - Beb\xE9r, n. Rixae magnis clamoribus.
B\xE9romen, v. 1) mit Ru\xDF schw\xE4rzen. Niederdeutsch: ber\xE4men, von Ram, Ru\xDF. 2) Die Weinst\xF6cke mit Pf\xE4hlen bestecken.
Bierkel, Spitzen.
Bletz, f\xFCr K\xFCrsen, ist noch in einigen Gegenden gebr\xE4uchlich.
Fr.W. Bletz. S. 81. c. i.
Bloch, m. ein Walach, Blochen, f. eine Walachinn,
Filstich in
Schediasm. Historico de Valichor. Hist. hat von dem Ursprunge dieses Worts einen ziemlich seltsamen Einfall. Er glaubt n\xE4mlich, sie h\xE4tten diesen Namen, wegen ihrer ungeschliffenen Sitten von Bloch, ein Klotz, truncus erhalten; und deswegen sage man itzt noch zu einem groben Menschen : da Bloch! — Dieses ist zwar wahr, ich werde aber allzeit glauben, da\xDF ein ungesitteter Mensch, wegen seiner Gleichheit mit groben Walachen also genennet werde, so, wie wir einen unversch\xE4mten Menschen einen Zigeuner schelten. — In allen Urkunden hei\xDFen die Walachen Blacci, und dieses [griech.] und daher k\xF6mmt auch unsere Benennung Bloch. Denn unsere Sprachart verwandelt das a sehr gern in o, als: rathen, roden, That, Thod. - Doch haben auch einige kleine Dialekte, z.B. der bolgatzische, Blach
(p265)
Bokeln, v. Wenn die s\xE4chsischen Weiber ihren Kopfzeug aufsetzen, so hei\xDFet dieses bokeln; weil nun der sogenannte Qw\xE4tsch ihnen zween kleine Buckeln auf dem Kopfe macht, so scheinet bokeln davon herzukommen.
Braleng, m. ein Frischling, porcus anniculus, von brahn, br\xFChen, weil sie geschlachtet, nur mit siedendem Wasser abgebr\xFChet werden; und weil man sie nur rupfet, nicht aber wie die Speckschweine zugleich mit Feuer r\xF6stet: so hei\xDFen sie im bistritzischen Dialekte
Plekleng, von pleken, rupfen.
Brig und Prig, bedeutet in zusammengesetzten W\xF6rtern einen Berg: Schelmbrig, Schellenberg, Kirprich, Kirchberg, Burprig, Burgberg.
Brock, f. 1) das Weiche des Brods, medulla panis. 2) Ein Eingebrocktes, moretum, embractum.
Br\xF6gem, m. der Br\xE4utigam. Ein verk\xFCrztes Wort, wie tunzem, f\xFCr tugendsam.
Br\xF6lst, f. die Hochzeit, in einigen Dialekten; daf\xFCr andere Hoczet gebrauchen. Holl\xE4ndisch Bruglost.
Buirten, Ornatus capitis virginum Saxonicalium. Das mannbare Frauenzimmer tr\xE4gt den deutschen — d\xE9tschen Buirten, der einer Hand breit hoch, und vom schwarzen Sammet ist. Die mittleren M\xE4gdchen bedienen sich des ungrischen, der eben von Sammet , zween Finger breit, und mit einer goldenen, oder silbernen Spitze besetzet ist. — Vielleicht k\xF6mmt es von dem ungrischen P\xE1rta, oder von dem deutschen Worte Borte.
Frisch hat in dem 2ten Theile seines
deutschlateinisches W\xF6rterbuchs S. 120. aus der preu\xDFischen Landordnung: eine Jungfrau in B\xF6rtlein Kr\xE4nzlein, oder Haaren.
Buretz, f. ein Erdschwamm, fungus, ein walachisches Wort,
(p266)
C.
Calefor, f. ein kleiner Ofen, vom Lateinischen calefacio.
Campest, m. Hauptkohl, brassica capitata. Der im Salzwasser eingemachte, hei\xDFet Sour Campest. In
Fr. W\xF6rterb. bedeutet Compost, Cumpest eingemachten Hauptkohl, deswegen h\xE4lt der Verfasser Compost f\xFCr ein Wort, das \xFCberhaupt etwas Eingemachtes, conditum, anzeiget, und leitet es deswegen von compositum her. Weil aber diese Kohlart von Caput auch Capiskraut, Kabu\xDF, Cappis, Kabiskraut, u.s.f. hei\xDFet, (S. I. Theil S. 164. c. 3.) so k\xF6nnte unser Campest wohl auch von Caput herstammen. Campest-Bitt, altdeutsch Gumpastbutte.
D.
D\xE4ppen, n. der Topf.
Melandri Centur. Jocos. T. II. S. 26: „ M. Conrad! mich gemahnet euer, wie Pf. Sommers, der seicht in die Kammer, und warf das Topfen zum Fenster hinaus, und sagte darnach, er w\xE4r irr in der Materie worden, h\xE4tte je wohl gewust, da\xDF eines hinaus geh\xF6rte.“
Diessem, m. Sauerteig, Dasypod. Lex. Deissen, holl\xE4ndlsch: Suerdeessen.
Dozen, m. Tuber panis cocti.
Dr\xE9mmern, v. ein Get\xF6se machen. Gedremmer, n. ein Get\xF6se.
Drogen, m. das Z\xE4pfchen im Halse, epiglottis.
Druol, adv. zuwider, unangenehm, vielleicht von dem Nieders\xE4chsischen drulen.
D\xFCrpel, m. die Th\xFCrschwelle. Holl\xE4ndisch: D\xF6rpel.
D\xFCrstedel, m. die Th\xFCrpfosten; altdeutsch: Th\xFCrst\xFCdel, von Stud, eine S\xE4ule
(p267)
E.
Ekest, jemals, nekest, niemals.
Emest, jemand, n\xE9mest, niemand.
Engden, adv. immer, best\xE4ndig; soviel als Ende ohn, oder ohne Ende.
Errn, J\xE9ren, m. der Fu\xDFboden. Holl\xE4ndisch: aere, - area, pavimentum.
Episch, ungewandt. De episch s\xE9gt, die ungewandte Seite, pars aversa.
Fr. W\xF6rterb. \xE4bigt, ebigt, aversus.
F.
Fluren, v. fl\xF6ten. Flur, eine Fl\xF6te.
Fr\xE4sen, frasen, v. frieren; altdeutsch: friesen, frasen, n. das Fieber, in einigen Dialekten Frier.
Fridden, m. 1) der Friede. 2) ein Planken, weil dadurch der Friede zwischen den Nachbern erhalten wird.
Fronsen, f. die Kopfb\xE4nder des s\xE4chsischen Frauenzimmers.
Fr. W\xF6rterb. Fransen, Lemnisci
G.
Gadeluis, f. Zeitlose, Colchicum. Bedeutet soviel, als ohne Zeit, oder die keine Zeit hat, indem sie das ganze Jahr durch gefunden wird: so m\xF6chte Gadeluis, gutlos, oder ohne Gutes bedeuten, weil dieses Gew\xE4chs von keinem Vieh gefressen wird.
G\xE4ngeln, v. junge Hunde werfen, daher hei\xDFet eine H\xFCndinn G\xE4nglen.
Gameln, v. schmeicheln, liebkosen. Dieses Zeitwort hat die deutsche Sprache so viel ich weis nicht, wohl aber davon abstammende W\xF6rter.
Fr. W\xF6rterb.: g\xE4melich, lascivus. Auf dem
Harze in
Niedersachsen heisset Gamel einen Br\xE4utigam.
Garz, bitter, herb.
(p268)
Gatch, f.ein ungrisches Beinkleid von Leinwand, vom ungrischen gatya.
Gebinn, m. die Oberdecke eines Zimmers.
Fr. W\xF6rterb. B\xFChne, Binne, laquear.
G\xE9ch, f. 1) das Salzwasser, in welches der Hauptkohl eingemacht wird. 2) eine Geige, Violin.
Gedahr, n. das zahme Federvieh. Holl\xE4ndisch: Gedierte, Thiere.
Gedeus, n. Leinenzeug, W\xE4sche; uneigentlich aber ein ver\xE4chtliches Weibsbild.
Gegr\xE4n, n. die Milchhaare, lanugo.
Gehell, n. der Kopfzeug der s\xE4chsischen Weiber.
Fr. W\xF6rterb. H\xFClle, Velamen. Wie wir f\xFCr die Binne, Gebinn sagen, so f\xFCr H\xFClle, Gehell.
Gek\xE4rs, Hagebuten, Hanbutten, fructus cynosbati. Das Wort Urskitzeln in
Fr. W\xF6rterb. hat einen \xE4hnlichen Begriff. Einige Deutsche hei\xDFen sie Hetschepetsch; und so hei\xDFen wir das hegebutenmus H\xE4tschempetsch.
Gem\xE4cht, n. 1) Ein Vorschub an den Stiefeln, sonst auch W\xF6bes. 2) der Hodensack, Math. Lex. gem\xE4chte, Pudenda.
Gertkummer, f. die Sakristen, vestibulum. Man sollte eigentlich Gerkummer sagen, denn es k\xF6mmt von dem alten deutschen Worte gerben, ankleiden, her; davon die Oberdeutschen diesen Ort Gerbkammer, die Niederdeutschen aber Gerkammer hei\xDFen.
Gest\xE4pp, m. Gew\xFCrz, St\xE4ppen, eine Speise w\xFCrzen. Gest\xFCppe bedeutet in
Fr. W\xF6rterb. den Staub. Weil nun das Gew\xFCrz ganz klein, und gleichsam zum Staube zerstossen wird, so mag es bey uns den Namen Gest\xE4pp erhalten haben.
G\xE9tter, f. 1) G\xFCter, praedia. 2) ein Vieh; da G\xE9tter, du Vieh! das Gut unserer Alten bestund gr\xF6\xDFtentheils im Viehe.
Gew\xFCrz, n. K\xFCchenkr\xE4uter \xFCberhaupt, olera.
(p269)
Giebsen, v. g\xE4hnen, oscitare.
Fr. W\xF6rterb. giebsen, das Maul aufsperren, wie die jungen V\xF6gel.
Giren, m. der Zipfel des Kleides. Altdeutsch: Gern, Geren. Ezech. 16, 8; und Hagg. 2, 13. nach
Luth. Uibersetzung.
Gohn, n. Gehen. Imperat. Gang, so der schw\xE4bische Dialekt. Dasypod. Lex. eo, ich gohn.
Gomern, v. l\xFCstern seyn. Die alten Deutschen hatten von Gaum, palatum, das Zeitwort gaumnen, essen; und davon mag unser gomern herkommen, welches eigentlich eine heftige Begierde etwas zu essen anzeigt. Gomerkaz, im Scherze, ein l\xFCsterner Mensch.
Gorr, f. eine Stutte. Dasypod. Lex. Gurr, equa.
Gotzbergel, oder Gottsb\xE4rgel, m. ein Zwerg, nannus. Da der Ursprung dieses Worts unbekannt ist, so kann man auch seine Rechtschreibung nicht bestimmen. Der kronst\xE4dtische Dialekt verwandelt das w gern in b, und so kann aus Zwerg, Zwergel, Zbergel geworden seyn: vielleicht ist das veraltete deutsche Wort Bosser ein Zwerg
(Fr. W\xF6rterb.) verbunden worden, daraus denn durch Verwechslung des b in g, Gotzbergel leicht entstanden seyn kann. Sollte es aber Gottsb\xE4rgel geschrieben werden, so hie\xDFe es so viel: als Gottes Schweinlein. Eine Art befl\xFCgelter Insekten hei\xDFen Herrgott\xFCsger, Herrgotts\xF6chschen.
Grampig, adv. grob, plump, vom ungrischen goromba.
Grunn, f. plur. Grunnen, der Kn\xE4belbart, mystax. Nach
Tr\xF6stern l. c. S. 333, weil er der gr\xFCnen Jugend erstes Barthaar ist. Tr\xF6ster mu\xDF nicht daran gedacht haben, da\xDF wir auch den Bart der Fische, Katzen, und dergleichen, Grunnen nennen.
(p270)
H.
H\xE4rz, adj. lieb, artig. H\xE4rzer Vuoter, lieber Vater; en herz Kengd, ein artigs Kind. Ein Benwort von Herz.
H\xE4zel, m. eine Hausgrille.
Hall, Ech hall, f\xFCr \xE9ch well, b\xE4urisch: wall, ich will, ist unter dem gemeinen Volke sehr gebr\xE4uchlich.
Hann, m. Villicus, der gew\xF6hnliche Amtsname der s\xE4chsischen Dorfrichter, dessen Ursprung noch zweifelhaft ist.
Tr\xF6ster auf der
88. S. leitet es von dem alten deutschen Worte Huonen Laino, ein Wihrtsoder Gasthaus her, weil die Reisenden gemeiniglich bey den Dorfhanen einzukehren pflegten.
Soterius in seinem
Cibinium MS. sieht es f\xFCr das
tatarische Chan an, welcher Name von den
Tatarn eingef\xFChret worden, als sie unter dem ungl\xFCcklichen
K\xF6nige Bela den Vierten im Lande wohnten. — Allein dieser Amtsname war auch in Deutschland gebr\xE4uchlich. Nach
Frischens Zeugni\xDF T. I. S. 466., werden in der
J\xFClichischen Polizeyordnung, unter andern Befehlshabern, auch die Honnen erw\xE4hnt. Hunschaft ist noch in einigen Provinzen am Niederrheine f\xFCr Hundschaft, hund f\xFCr hundert, centum gebr\xE4uchlich. Honne schien also mit Centgraf \xFCbereinzukommen. — Zu dieser Meynung stimmet der Gebrauch in den s\xE4chsischen St\xE4dten, da man die Vorsteher der Centurien, oder Nachbarschaften, Nachbarhannen, Centuriones, hei\xDFet.
Hanglich, f. eine Art Backwerk, darauf Butter, und Eyer mit der flachen Hand geschmiert, und vertheilt wird. Daher meynet
Tr\xF6ster I. c. S. 206. das Wort k\xE4me von Hand, und gleichmachen her, und schreibt wider den Sprachgebrauch handglych. Weil aber dieses Backwerk meiner Kenntni\xDF nach, den
(p271)
Deutschen v\xF6llig unbekannt ist, wollte ich es lieber von dem ungrischen herleiten.
Heen, v. hangen, altdeutsch, hahen.
Fr. W\xF6rterb.
Heng, m. der Riese, gigas, altdeutsch, Heune.
Hieben, v. 1) heben. 2 ) g\xE4hren. Was da g\xE4hrt, hebt sich in die H\xF6he.
H\xFChnen-s\xE4hn, n. der Nachtnebel, Nyctalopia, von H\xFChner, und sehen; weil die H\xFChner des Nachts beym Lichte nicht sehen.
Huibes, m. eine Art Kuchen. Die gemeinste ist diejenige, die auf dem Feuerheerde, unter gl\xFCender Asche gebacken wird. Aschenbrod, polenta. — Der Ursprung dieses Worts ist unbekannt.
Tr\xF6ster S. 236. glaubt, da\xDF er entweder von hui, hoch, vornehm, oder von hui geschwind, weil er bald gebacken ist, und Bissen herzuholen sey.
Huil\xE9pp, f. Hippe, Crustulum, von hohl, und Hippe. In
Menkens Script. Saxon. k\xF6mmt Hol-Hippel, und Hol -Hipperi vor.
I.
Ichen, einiger, von dem veralteten deutschen Worte icht, aliquid. F\xFCr keiner, sagen wir nichen.
Ientem, kurz vorher, paulo ante.
Iest, adv. semel, aliquando.
Altdeutsch, einist. Ieste mohl, zusammengesetzt von einst, und einmal.
Ihm, m. b\xE4urisch, der Oheim, holl\xE4ndisch Oone,
K.
K\xF6chen, eine gekochte Speise, k\xF6mmt von kochen. Kameln, f. Holunderbl\xFCthe.
K\xE9rnig, adv. frisch, munter, gesund. Vielleicht von dem Worte Kern, in so weit dieses
etwas Vorz\xFCgliches
(p272)
bedeutet.
Fr. W\xF6rterb. Kerne=Mann, Kerne, vir lectissiumus.
K\xE9sp\xE4nig (gesp\xE4hnig) adj. widerw\xE4rtig, z\xE4nkisch, von dem alten deutschen Worte Span, Hadder, Zank.
Fr. W\xF6rterb. sp\xE4nig seyn, controversari.
Kiehl Edes, f. (Kehl=Eidexe) die Br\xE4une, angina.
Kiehl M\xE4mcher, die Mandeln am Halse, tonsillae. M\xE4mcher ist das Verkleinerungswort von M\xE4mmen, Frauenbr\xFCste. Also auch wegen der Aehnlichkeit, wie das deutsche Wort Mandeln.
Kiep, K\xFCb, f. der Rauchfang. Dieses Wort scheinet von Kopf, Koppe, Kuppe, herzukommen; entweder in so weit der oberste Theil eines Dinges so genannt wird, als: die Spitze eines Berges: Koppe, Kuppe, vertex montium, davon auch bey uns manche Bergspitzen K\xFCbgen hei\xDFen. Der Rauchfang ist gemeiniglich h\xF6her, als das Dach des Hauses, und also gleichsam der Kopf desselben. Oder aber, in so weit einige Dinge wegen ihrer R\xFCndung und Gleichheit, Kopf genannt werden. Unsere alten Rauchf\xE4nge waren alle rund gebauet, und mit H\xFCten bedeckt. K\xFCpekratzer, ein Rauchfangkehrer.
Kitzgen, adv. ein klein Weniges, parum, paullisper, vom ungrischen Kits\xEDn.
Klaft, f. eine Feuerzunge. Dasypod. Lex. eine Kluft.
Kl\xE9tite, f. eine Art d\xFCnner Eyerkuchen. Kl\xE9tite Pfann, die Pfanne, in welcher sie gebacken werden.
Koches, n. die K\xFCche, K\xFCchel, so viel als Kochhaus. In zusammengesetzten W\xF6rtern wird Haus nur als es ausgesprochen. Z.B. Backes, Backhaus; Benbes Bienenhaus (Bienenkorb) Rothes, Rathhaus.
Kotschen, v. zudecken, von dem alten deutschen Worte Gutsche ein Bett, holl\xE4ndisch K\xF6tse. Weil sich die Deutschen mit Betten bedecken.
(p273)
Kraft, f. die Rinde des Brods, von dem lateinischen crusta.
Kratzew\xE9tz, m. eine Gurke, nach dem
Tr\xF6ster S. 236; weil die Gurken einem kratzenden Waitzenkorne gleich sehen. Allein, es k\xF6mmt von dem walachischen Crastav\xE9z. Die Bistritzer nennen sie Audreng.
Kreuschen, v. schreyen. Gekreusch, n. Geschrey, ein altes deutsches Wort.
Frisch Tom. II. S. 440. f\xFChrt aus Ieroschins \xDCbersetzung des Petri Duisburgensis an: Sie spisten die Kinder uff die Zuyne, da sie zabiltin, und krieschen. Siebenb\xFCrgischs\xE4chsisch: S\xE4 spesten d\xE4 kengder of d\xE4 z\xF6ng, da\xDF se zabelten, und krieschen. Holl\xE4ndisch: kreyten.
Krockt, n. 1) das Unkraut, krogden, das Unkraut ausreuten. 2) die Speise vom Capiskraut, oder Hauptkohl.
Krom, m. von dem Wochenbette der Weiber; ist bey dem gemeinen Volke noch gebr\xE4uchlich. Denn vor Alters waren sie gewohnt, ihre Betten mit leinenen T\xFCchern zu umh\xE4ngen, und so gleichsam einen Kram, tabernam, zu machen.
K\xFCrsen, f. Ein Winterpelz des s\xE4chsischen Frauenzimmers von Fellen ohne Uiberzug, mit einem breiten Gebr\xE4me. In den St\xE4dten werden sie immer ungebr\xE4uchlicher. Unsere Gro\xDFm\xFCtter trugen \xFCber denselben noch ihren schwarzen und gekr\xE4uselten Sommermantel. Davon haben die K\xFCrschner ihren Namen.
Fr. W\xF6rterb. pellita tunica, ein Kursen, auch die K\xFCr\xDF.
Kuiren, v. kosten. Altdeutsch: Churen, ch\xFCren.
Kuisen, n. ist noch auf dem Lande f\xFCr reden gebr\xE4uchlich; altdeutsch: kosen.
Kukurutz, T\xFCrkesch=Kuirn, n. Triticum saracenicum. Einige meynen, da\xDF diese Frucht von den
Kurutzen oder Misvergn\xFCgten in Siebenb\xFCrgen eingef\xFChret
(p274)
worden, und daher diesen Namen erhalten habe. So viel ist gewi\xDF, da\xDF dieses Gew\xE4chs unsern Gro\xDFv\xE4tern unbekannt gewesen; und daf\xFCr Hirse ges\xE4et worden. Im Jahre 1722. lie\xDF der kommandirende
General Graf Virmont den Anbau des Kukurutzes scharf verbiehten, weil man bemerkte, da\xDF die Felder lange nicht so fruchtbar waren, als vor dem Anbaue dieses Gew\xE4chses. Virmont aber starb bald hernach, und mit ihm die Kraft seines Befehls.
L.
L\xE4sten, v. aufheben, aufstehen.
Fr. W\xF6rterb., l\xFCften levare. En der L\xE4st, in der H\xF6he. L\xE4fzen, die Lippen. L\xE4fzen ist auch im Oesterreiche, in Elsa\xDF, und in mehr andern Provinzen gebr\xE4uchlich.
L\xE4bend, n. die Sose, embamma, vom ungrischen Leves.
Lahmen, v. eine Oefnung. wegen der Fische in das Eis hauen. Eine solche Oefnung hei\xDFet Lahm, vielleicht von dem deutschen Blume, mit Weglassung des B; denn der Buchstab u, wird gar oft in a verwandelt. Z. B. gut, gad; Blut, Blad; Ruthe, R\xE1d.
L\xE9lgem com vailchen, n. Mayenblume, von dem lateinischen Lilium Convallium.
L\xE9mel, f. eine Messerklinge; altdeutsch: Lamel.
Lenneng, m. ein Bohrer.
L\xE9tges, n. die Weinschenke; L\xE9tgesen, Weinschenken. Fr. W\xF6rterb. Leutgeb, caupo, Leuthaus, caupona.
Licht, adj. 1) unn\xFCtz, gottlos; e licht Kerl, homo nihili, impius. 2) wohll\xFCstig; e licht Mengsch, homo libidinosus. 3 ) mager, besonders vom Vieh gebr\xE4uchlich. Licht, adv. schlecht, \xFCbel; et gieht mir licht, es geht mir \xFCbel,
(p275)
L\xF6sgen, n. eine Liebste, amasia; ein Buhler, amator, vom alten deutschen Worte l\xF6seln. Ein L\xF6sler, procus, amator.
Fr. W\xF6rterb.
Loy da Loy! ein Schimpfwort auf ein einf\xE4ltiges Weibsbild. Es scheint von dem alten deutschen Worte luyen mugire herzukommen, und so w\xFCrden Loy und Kuh gleichbedeutende W\xF6rter seyn.
Lurz, adj. im b\xE4urichsen Dialekte; daf\xFCr aber andere Schlemm oder Lenk sagen, link. Lurzh\xE4ngdig, linkh\xE4ndig.
M.
M\xE4lm, m. zermalmte Erde. Nieders\xE4chsisch. Melm. M\xE4mmen, m. Brust, Dutte, vom lateinischen Mamma.
M\xE4sch, f. ein Sperling, von dem veralteten deutschen Worte Musch, passer; lat. barbar. Musca,
Fr. W\xF6rterb.
Mahn, f. Muhme. So werden auf den D\xF6rfern die Anverwandtinnen \xFCberhaupt genennet; und stammt von dem veralteten deutschen Worte Magen, cognatus her. Auch alte Weiber werden gemeiniglich also genennet. Luitprand hat Manna in diesem Verstande.
Masch, f. ein schmales seidenes Band.
Matzen, v. k\xFC\xDFen; e Matzgen, ein Ku\xDF.
Fr. W\xF6rterb. schmatzen, basiare.
M\xE9hr. Wir gebrauchen dieses W\xF6rtchen wie das lateinische sive. M\xE9hr Weng, m\xE9hr Wasser, sive vinum, sie aquam. Das deutsche oder, dr\xFCckt es nicht so gut aus. F\xFCr: mehr, plus, sagen wir mie.
Mettig, m. Mittwoch, altdeutsch, Mittichen.
Morles, Muorles, m. ein gemeines, aber dem Verstande nach, ganz unbekanntes Scheltwort. Man schickt einem gleich zum Muorles. — Es scheint aber von dem nieders\xE4chsischen M\xE4hre, der Alp, incubus, herzukommen; das a verwandeln wir gern in o; als
(p276)
schlagen, schlon; tragen, dron: auch in uo; Vater, Vuoter; Garten, Guorten. Multerhuf, m. Maulwurf, vom nieders\xE4chsischen Mold, humus effossa, Alberi Lex. Moltworf, talpa. Die aufgeworfene Erde, Multerhufen, so viel als Moldhaufen. Unsere Mundart verwandelt nicht selten das o in u, als: Holz, Hulz; Sold, Suld; Wonne, Wunne.
Muor, f. b\xE4urisch Moor, Morast.
Fr. W\xF6rterb. Mor, Caenum palustre.
Muoser, Moser, m. der ber\xFCchtigte Name, welchen die siebenb\xFCrgischen Sachsen den deutschen Soldaten, und wegen der \xE4hnlichen Kleidung den Deutschen \xFCberhaupt beylegen. Die Sachsen verstehen dieses Wort selbst nicht, also ist es auch unschuldig. In den vorigen Zeiten war es sehr gebr\xE4uchlich, feindlichen Kriegsv\xF6lkern Spitznamen beyzulegen.
Durbanzen,
Labanzen,
Kurutzen, sind Beyspiele aus unserer Geschichte. Es k\xF6nnte also wohl seyn, da\xDF die deutschen Soldaten unter dem Feldherrn
Castaldi im sechszehnten Jahrhunderte, sich diesen Namen durch ihre heimlichen Mausereyen erworben haben. Doch sagen wir itzt f\xFCr Mauser Mouser. Wenn der Ursprung dieses Namens nicht von so \xFCbelm Geruche ist: so wollte ich ihn von dem nieders\xE4chsischen Muse, ein Panzer herleiten. Wie von Clebe, eine Lanze, die Landsknechte Clener, so k\xF6nnten wohl auch die gepanzerten Soldaten von Muse, Muserer genannt worden seyn. U wird nicht selten in o verwandelt, als: Futter, Fotter; Mutter, Motter; also auch Muser, Moser.
N.
N\xE4chten, adv. gestern Abends. Ein veraltetes Wort im Deutschen, das im f\xFCnfzehnten Jahrhunderte noch gebr\xE4uchlich war.
(p277)
Nann, Nenn, f. Mutter, veraltet nun auch schon im b\xE4urischen Dialekte, und wird gemeiniglich nur Schimpfweise gebraucht. Daf\xFCr sagt man itzt Motter, Muotter, und im
Burzellande M\xE4ckter.
N\xE9klicch, adv. unversehens, pl\xF6tzlich.
Nina, f. ein Name, den die Kinder auf den D\xF6rfern den Frauenspersonen, wenn sie mit ihnen reden, beylegen.
Nappen, v. mit nickendem Kopfe schlafen; vielleicht von dem veralteten deutschen Worte, napotzen.
Fr. W\xF6rterb.
O.
Opern, die Augenwimpern, cilia.
Obend, m. der Abend; schweitzerisch Obend: en zowend, auf dem Abend. Obendemmes, das Abendessen,
Fr. W\xF6rterb. Nachtimmes.
P.
P\xE4ddem, m. b\xE4urisch Paddem, eine Melone; von dem alten deutschen Worte Pfademen, pepo. Davon hat der bistritzische Dialekt F\xE4den, die andern aber, welche pf gemeiniglich nur wie p aussprechen, P\xE1ddem. So sagen wir anstatt Pfau, Po; Pfahl, Pohl; Pflaumfeder, Plomfedder.
Palocs, f. Ein Mus aus Hirse . oder Haidekornmehl, und Wasser. Der Ursprung des Worts ist unbekannt; man sagt aber im Scherze, da\xDF ein gewisser Paul ( Pal ) und Lukas (Loces) sich diese Speise zuerst gemacht hatten, und da\xDF sie ihnen auch wohl geschmeckt habe. Einer fragte daher, wie sie diese Speise nennen sollten? dem der andere antwortete, da\xDF sie solche nach ihren Namen Paloces hei\xDFen sollten. — Dieses ist die gew\xF6hnlichste Speise der
Walachen, die sie
Mameliga nennen.
(p278)
P\xE9ls, b\xE4urisch Bels, f. Pflaume, prunum. Wegen der Aehnlichkeit mit den Pflaumen hei\xDFen die Datteln T\xFArkesch-P\xE9lsen. P\xE9lsen ist das deutsche Wort Bilsen, welches itzt aber einen ganz andern Begriff hat. In Alberi Lex. hei\xDFen die Schlehen Bllsen, pruna silvestria.
Pendel, m. der untere Theil eines Frauenzimmerhemdes, der gemeiniglich von gr\xF6berer Leinwand, als der obere ist. Vom ungrischen Pendely, ein Weiberhemd.
Podel, m. eine Pf\xFCtze,
altdeutsch Pfudel. Pod\xE9lnas s\xE9ng, tropfna\xDF seyn, permadere.
Pohl, m. ein Pfahl,
nieders\xE4chsisch Pal, davon k\xF6mmt das Zeitwort up\xF6hlen, anpf\xE4hlen; mit Nadeln, oder N\xE4geln anheften.
Prodeln, v. plaudern, Geprodel, n. Geplauder,
Q.
Qwaddeln, v. schw\xE4tzen, garrire. Geqwadel, n. das Geschw\xE4tz, nugae. Qvidden, qwedeln f\xFCr reden, sind altdeutsche W\xF6rter.
R.
R\xE9g, n. der Berg, k\xF6mmt von ragen, hervorragen, prominere. Einen von den Bergen, auf welchem der obere Theil von Hermannstadt liegt, hei\xDFt
Johannsberg; und daf\xFCr sagten unsre Vorfahren Johannis R\xE9g, im gemeinen Leben Hannsr\xE9g. Aus Unwissenheit des Ursprungs ist endlich Hangsrek, und deutsch Hundsr\xFCcken daraus geworden.
R\xE9klich, adj. sch\xF6n, artig; vielleicht von dem alten deutschen Worte reulich, redentllch; k\xF6stlich, z\xE4rtlich, lieblich.
Reusen, f. das rauche Gebr\xE4m der Kleider, limbus ex pellibus. Verreusen, v. ein Kleid mit Rauchwerk verbr\xE4men. Frisch in seinem
W\xF6rterb. T. I. S. 124.
(p279)
leitet Br\xE4me, Gebr\xE4me, von rauf, rauch her; und davon scheint auch unser R\xE9ufen herzukommen, und verr\xE9ufen so viel als verauchen zu seyn. Aus berauche, ist im holl\xE4ndischen brave geworden, limbus pelliceus. Die Seiten der Fuchsb\xE4lge hei\xDFen Reif,
T. II. S. 104. und es k\xF6nnte auch daher unser R\xE9ufen kommen, da die Kleider gemeiniglich mit Fuchs verbr\xE4mt werden.
Rom, m. Weinpfahl, ridica, vom nieders\xE4chsischen Ram, ein Ast. Die s\xE4chsische Sprachart verwandelt nicht selten das a in 0, als: Abend, Owend; Saamen, Somen; Verlag, Verlog.
Ros\xE9nchen, (Resin) n. Johannisbeer, ribes, wegen der Aehnlichkeit mit den kleinen Rosinen, oder Korinthen, die wir S\xF6\xDF (s\xFC\xDFe) Ros\xE9nchen nennen.
Ruid, adj. roht. Rod, m. der Raht, Senatus. Ein
Thurm zu Hermannstadt, wo ehmals die Blutgerichte gehalten, und bey Ausf\xFChrung der Verurtheilten gel\xE4utet worden, hei\xDFet der Rodtorn, Rahtsthurm. Er sollte Ruidtorn, der rohte Thurm hei\xDFen; denn, bey den alten Deutschen, wurden die Th\xFCrme, in denen man die Blutgerichte hielt, rohte Th\xFCrme genennet. Die Siebenb\xFCrgischs\xE4chsischen sind gr\xF6\xDFtentheils alte deutsche Gebr\xE4uche, wovon der
Schwerttanz unserer K\xFCrschner, ein Beweis und Beyspiel ist.
Rukes, m. ein Tauber, columbus, vom Laute seiner Stimme.
S.
Schallewayren, wollene Str\xFCmpfe.
Tr\xF6ster I. c. S. 234. sieht dieses, f\xFCr ein griechischdeutsches Wort an, das von [griech.!!] , crus herk\xE4me, und also [griech.!!] w\xE4ren, so viel hie\xDFe, als Schenkelw\xE4hren. — Zu weit hergeholt! es ist das ungrische Salav\xE1r. Sch\xE9ll, f. die Wassernu\xDF, tribulus aquaticus
(p280)
Sch\xF6mmern, v. von dem ungrischen Cs\xF6m\xF6r, eine in Siebenb\xFCrgen sehr gemeine Krankheit. Manche Leute, sobald sie etwas zu viel, oder zu begierig essen, befinden sich sogleich \xFCbel, bekommen fliegende Hitze, und Kopfschmerzen. Diese Folgen zu verhindern, sage man zu Personen, die zu begierig essen: sie m\xF6chten an den Wolf denken!
Schempes, n. das heimliche Gemach, cloaca; so viel als Schimpfhaus, wie Rotes, Rahthaus.
Schien, adj. fein, altdeutsch, schier; Schiertuch, feines Tuch.
Schl\xE9ch, f. der Regenwurm, von schl\xE9chen, schleichen.
Schl\xE9m, adj. krumm, link; schl\xE9mmh\xE4ngdig, linkh\xE4ndig, Pictor. Lex. schlamm, obliquus, tortus..
Schnikeschnuovogel, m. eine Schnecke. Was Schnuogel bedeute, ist mir unbekannt. Gewisse Insekten, welche den gr\xFCnen Haber verderben, hei\xDFen Schni\xE9gel; und die Schnecken schaden den K\xFCchenkr\xE4utern. Vielleicht daher.
Schray'n, v. weinen. In diesem Verstande ist schreyen im Deutschen veraltet. Faust Litmb. Chron: „der Bischof zu Baderborn starb —, ward beschrien, und beklagt."
Sieber, m. der Speichel, altdeutsch, Seifer,
Fr. W\xF6rterb.
Spechulz, n. Schmetterling, Zweyfalter, papilio; scheint aus dem letztern Worte verdorben zu seyn, daf\xFCr Geiler von Kaisersberg Pfeifholter, und Tschudi Wysholter hat.
T.
T\xF6rn, v. d\xFCrfen; altdeutsch t\xFCren, praef. ich t\xF6r; davon k\xF6mmt Get\xFCrstig, dreist, unversch\xE4mt.
Toren, Heuschrecken. 1542. seyn viel Torant das
Land \xFCberzogen. Chron. templi maj.Cibiniens.
(p281)
Triesten, v. 1) tr\xF6sten. 2) \xE4chzen. Alber. Lex. ich dreyster, gemo.
Trud, f. Here; truddeln, Hexerey, oder Zauberey treiben. War auch vormals im Deutschen gebr\xE4uchlich. Drutten, veneficae.
Fr. W\xF6rterb.
U.
Uosp\xE4nen, v. entw\xE4hnen, ablactare. Nieders\xE4chsisch, sp\xE4nen, von Span, mamma.
V.
Verbleckt, (verblickt). Ein sehr gew\xF6hnliches W\xF6rtchen, aber dem eigentlichen Verstande nach unbekannt. Es enth\xE4lt etwas Scheltendes; und da gemeine Leute in gleichen F\xE4llen, gedannert, gedonnert, verflacht, verflucht, gebrauchen, so ist verbleckt unfehlbar so viel, als verblickst, oder verblitzt. F\xFCr blitzen sagten die alten Deutschen blicksen.
Versouren, v. ein Scheltwort. Scheint nicht von Sour, sauer; sondern vom Niederdeutschen sor d\xFCrre; versoren, vertrocknen, herzukommen. Versouren und verdorren m\xF6gen also wohl einerley Verstand haben.
V\xF6rbes, n. der Vorschub an den Stiefeln, von vor, und b\xFCtzen, reparare; oder Fu\xDF, wie wir f\xFCr barfu\xDF, barbes sagen.
Vrengdern, v. heurahtet, von dem deutschen ver\xE4ndern. Wer heurahtet, ver\xE4ndert seinen Stand.
W.
Wengert; m. Weingarten. So sagen wir f\xFCr Baumgarten, Bangert.
Wies, f. der Waise, orphanus; f\xFCr Weise, sapiens, sagen wir der W\xE9use.
Wihmern, v. Winseln, gemere, ein Zeitwort von Wih, weh.
(p282)
Z\xE9ch, f. Zunft, Zechmiester, Zunftmeister; Zeche, tribus civium ist im Stra\xDFburgischen, und andern Dialekten noch gebr\xE4uchlich.
Zeklich, adv. \xF6fters. Gleiche Bedeutung hat auch das altdeutsche Wort dicke. Wie nun f\xFCr Diensttag einige Dialekte Zinstag haben: so kann auch aus dicklich zeklich entstanden seyn.
Zieger, m. das ausgesteckte Weinzeichen. Z'm Zieger gohn, zum Weine gehen; ungrisch Tz\xE9g\xE9r, es scheinet mir jedoch vom Zeigen herzukommen, denn dadurch wird es angezeigt, wo der Wein verkauft wird.
Zien, f. die Z\xE4he; m. der Pfeil, der \xC4hnlichkeit wegen ; denn am Pfeile ist das Eisen, wie der Nagel an der Z\xE4he.
Zieper-Brannen, m. R\xF6hrbrunn. Das Wasser aus solchen Brunnen hei\xDFet Zieperwasser. Das erstere Wort scheint so viel als Zoberbrunn zu hei\xDFen, weil das R\xF6hrwasser in einen Kasten f\xE4llt. F\xFCr Zober, Zuber, alveus, sagten die alten Deutschen Z\xFCber. Einen k\xFChlen Brunn hei\xDFen wir kale Brannen; und nach unserer Mundart schreibt du Fresine im Glossar. ganz richtig: fontem invadunt eum, qui vulgari nomine vocatur Calebrannia, welches
Frisch T. I, S. 147. statt Kalt-Brunnia verschrieben zu seyn glaubt.
Zieget, n. eine Teichinsel in den G\xE4rten, von dem ungrischen Sziget, die Insel.
Zoppern, n. zusammziehen; davon k\xF6mmt bezoppert,
adj. runzlicht.
Zwenkeln, v. mit den Augen r\xFCcken, palpebras movere.
Johann Seyvert.