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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 3, Heft 3, Text 22 (S. 388-392)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg,
L\xF6we, 1783
Autor: 1. o. N.; 2.
C** [Cornides' Brief an Windisch, 24.01.1783]
Zuordnung:
(p388)
22. Ausz\xFCge aus Briefen.
1. Ein Beispiel seltener Dankbarkeit.
Eine Gr\xE4finn * * in Siebenb\xFCrgen h\xF6rte, da\xDF die Gr\xE4finn * * *, die sie erzogen hatte, und Mutterstelle an ihr vertrat, gef\xE4hrlich krank danieder lie-
(p389)
ge. Ger\xFChrt durch die w\xE4rmste Dankbarkeit, verl\xE4\xDFt sie ihren Mann, den sie z\xE4rtlich liebt, und ihre vier hoffnungsvollen Kinder, deren \xE4ltestes ein heftiges Fieber plagte. Sie scheuet weder Hitze, noch andere Ungem\xE4chlichkeit einer so weiten Reise; sie f\xE4hrt Tag und Nacht, und k\xF6mmt den siebenten Tag gl\xFCcklich in — — an. — Und als sie glaubte, ihre Belohnung in der Freude ihrer Freundinn zu finden, so war diese schon in den letzten Z\xFCgen! — Ist dieses Unternehmen eines Weibes, welches tausend Ursachen hatte zu Hause zu bleiben, nicht lobensw\xFCrdig? Und dennoch f\xE4llt es ihr gar nicht ein, mehr als ihre Pflicht gethan zu haben; sie findet ihren Lohn in ihrem eigenen Herzen! — —
* * *
Und, was w\xFCrden Sie vortreffliche Frau, in einem \xE4hnlichen Falle gethan haben? Gewi\xDF nichts weniger! Ihr \xE4dles und empfindsames Herz ist mir B\xFCrge daf\xFCr! — — Aber wer ist denn die Verfasserinn des Briefes, von dem hier ein Auszug erscheint ? — Es ist die liebreicheste und tugendhafteste Gattin, die be\xDFte und z\xE4rtlichste Mutter, die angenehmste, und lehrreichste Gesellschafterinn — — Es ist die Gr\xE4finn von — — — Err\xF6hten Sie nicht vortreffliche Frau! Ich kenne Ihre bewundernsw\xFCrdige Bescheidenheit, und — ich schweige!
Von dem nat\xFCrlichen Sohne des Ungrischen K\xF6nigs, Ludwigs des Zweyten.
— In des
Ungrischen Magazins l. Bandes 4tem St\xFCcke auf der 480sten Seite bringen Sie einen
nat\xFCrlichen Sohn des Ungrischen K\xF6niges
Ludewigs II, der Johannes gehei\xDFen, auf die Bahn, und f\xFChren Ihren Bewei\xDF aus einer Urkunde
K. Ferdinands I. vom Jahre 1552, die Sie S. 478 - 79 ganz einr\xFCcken. Kraft dieser Urkunde wird dem gemeldten Johannes sein Haus in der Vorstadt von
Pre\xDFburg, nebst seinem Weingarten von allen Steuern, und Abgaben frey gemacht. - Ich mu\xDF es gestehen, da\xDF ich an diesen nat\xFCrlichen Sohn
(p390)
K. Ludwigs II. nie recht habe glauben k\xF6nnen. Es kam mir immer sehr unwahrscheinlich vor, da\xDF unter so vielen Geschichtschreibern des sechszehnten Jahrhunderts, - die sonst alle Kleinigkeiten aufgezeichnet haben, sich gleichwohl kein einziger weder von den einheimischen, noch ausw\xE4rtigen sollte gefunden haben, der uns von einem nat\xFCrlichen Sohne Ludwigs II. auch nur den geringsten Wink gegeben h\xE4tte. Wer weis nicht \xFCberdie\xDF, da\xDF ein nat\xFCrlicher Sohn eines K\xF6nigs, wenn er gleich nicht successionsf\xE4hig ist, doch allemal ein grosser Herr ist, vom Herzoglichen, oder wenigstens Gr\xE4flichem Range. Belieben Sie sich nur an den
Herzog Johann, den nat\xFCrlichen Sohn des
K\xF6nigs Mathias Korvin zu erinnern. Diesem hatte der Vater au\xDFer vielen Festungen, St\xE4dten und D\xF6rfern in Ungern,
Slavonien und Siebenb\xFCrgen, auch noch dazu das
Herzogthum Opeln in Schlesien geschenkt, und den
Liptauer Komitat, der zu einem Herzogthume erhoben ward, einger\xE4umt. Nach dem Tode des Mathias Korvins, bekam er nicht nur den v\xE4terlichen Schatz , welcher auf 4000,000 Dukaten gesch\xE4tzt wurde; sondern er machte auch Anspr\xFCche auf die Trohnfolge, und unter den Landesst\xE4nden fehlte es ihm nicht an m\xE4chtigen Freunden, die ihm ihre Stimme gaben, und ihn unterst\xFCtzten. — Und nun vergleichen Sie hiemit die armseligen Umst\xE4nde des von Ihnen daf\xFCr ausgegebenen nat\xFCrlichen Sohnes K. Ludewigs des Zweyten. In der Ferdinandischen Urkunde wird er weder Dux, noch Comes genennt; nicht einmal der Titel eines spectabilis & magnifici Domini wird ihm, wie sonst andern Magnaten gegeben, sondern er hei\xDFt schlechtweg Johannes. Sein ganzes Verm\xF6gen bestund in einem Hause, oder B\xFCrgersitze in der Vorstadt, und in einem Weinberge, welche der K. Ferdinand I. in R\xFCcksicht auf seine Armuht von allen sonst gew\xF6hnlichen Abgaben befreyte. Die Worte des Privilegiums sind: Ex liberalitate & clementia nostra Regia, qua EGENIS opitulari solemus, domum, sive sessionem civilem ejusdem Joannis, in suburbio Civitatis nostrae Posoniensis — sitam — una cum ipsius vinea — ab omnibuz taxis, & contributionibus nostris, tam ordinariis, quam extraordinariis, subsidiisque & lucro Camerae, nec non aliis quibuscunque oneribus & solutionibus civilibus, de eadem domo Majestati nostrae, vel in medium civium provenire debentibus, nec non solutione nona-
(p391)
rum, qua de vinea sua praefata facere tenetur, in perpetuum duximus eximendum, & supportandum, &c.— Aus diesen Worten erhellet deutlich, da\xDF Johann ein armer Mann gewesen; da\xDF sein Haus nicht einmal die Vorrechte eines Aedelhofs besa\xDF; und da\xDF folglich Johann nicht einmal eines simplen Adels, geschweige denn eines K\xF6niglichen Ursprungs, sich r\xFChmen k\xF6nnen. Nehmen Sie noch dazu: da\xDF nach dem Tode K\xF6nig Ludewigs II. sich Ungern in zwo Parteyen theilte, deren eine den Siebenb\xFCrgischen Woywoden
Johann von Zapoya, die andere den
Erzherzog Ferdinand, zu ihrem K\xF6nige w\xE4hlte. Wie k\xF6mmts denn also, da\xDF Johann, wenn er wirklich ein nat\xFCrlicher Sohn des in der
Mohatscher Schlacht gebliebenen ungl\xFCcklichen K. Ludewigs II. war, nicht in Vorschlag kam; ja, da\xDF er sich nicht einmal regte, ungeachtet er zur Ungrischen Krone, eben so viel, wo nicht mehr Recht, als der Siebenb\xFCrgische Woywod gehabt hatte? - Und, wann soll denn K. Ludewig II. diesen seinen nat\xFCrlichen Sohn gezeugt haben? Nicht wahr, au\xDFer der Ehe? Nun hatte ja aber Ludewig II. schon im f\xFCnfzehnten Jahre seines Alters geheurahtet; er m\xFC\xDFte also den Johann noch beynahe in seinen Kinderjahren erzeuget haben, welches jedoch unglaublich ist. — Alle diese Gr\xFCnde zusammengenommen, brachten mich auf die Vermuhtung, da\xDF der ofterw\xE4hnte Johann nicht recht bey Verstande gewesen, und da\xDF seine Narrheit vorz\xFCglich darinnen bestanden, da\xDF er sich f\xFCr den Sohn des K. Ludewigs II. gehalten, und ausgegeben hat. Selbst die Ausdr\xFCcke der Ferdinandischen Urkunde: pro parte Joannis, filii (ut ipse putat, et dicit,) Ludovici Regis, best\xE4tigen meine Muhtmassung. — Also, nur Johann hat es gemeynt, und nur er selber hat es gesagt, da\xDF er K\xF6nig Ludwigs Sohn w\xE4re, und zwar ein rechtm\xE4\xDFiger, nicht nat\xFCrlicher Sohn, denn letzteres Beywort w\xFCrde sonst in der Urkunde nicht weggeblieben seyn. Es wird \xFCbrigens meine Behauptung durch einen vom
Kaiser Maximilian dem Zweyten, im Jahre 1573 an die Ungrische Kammer ergangenen Befehl, noch mehr aufgekl\xE4rt. Das Schreiben dieses Kaisers, das ich der g\xFCtigen Mitteilung unsers gemeinschaftlichen Freundes des
Herrn Bibliothek\xE4rs Pray zu verdanken habe, lautet also: Maximilianus &c.Reverende, Magnifici, ac Egregii, fideles nobis dilecti. Significamus vobis benigne, NOS JO-
(p392)
ANNI QUI FILIVS LUDOVICE NUNCVPARI SOLET, ad aedficationem domus suae 20. florenos Rhenenses donasse. Quapropter mandamus vobis benigne, ut dicto (JOANNI)20. istos florenos Rhenenses nostro nomine numeretis ex proventibus camerae istius nostrae. Quo modo satis siet voluntati nostrae. Datum Wiennae die 13. Mensis Martii 1573. Armseliger Prinz Johannes! dem zu Erbauung seines Palastes zwanzig Gulden eines mildth\xE4tigen Almosens zureichend sind! Doch, die\xDF ist noch nicht alles. Mein st\xE4rkster Beweis gr\xFCndet sich auf das glaubw\xFCrdige Zeugni\xDF des
Peter Bornemissa, eines Zeitgenossen, der diesen Johann allem Ansehen nach, pers\xF6nlich mag gekannt haben. In seinem Buche:
Az \xF6rd\xF6gi kisirtetekr\xF6l auf der R\xFCckseite des 871sten Blattes, schreibt er ausdr\xFCcklich: Egy bolyokas Posonba, Laios Kiraly fia, amint mondyac trefaba, mid\xF6n almaba soc penzt talalt volna egy hegybe, sokaig asatta hiaba. — — Das ist: "Ein wahnwitziger Mann zu Pre\xDFburg, des K\xF6nigs Ludewigs Sohn, wie man ihn scherzweise nennet, da er einstens im Traume sehr viel Geld in einem Berge fand, lie\xDF darnach lange Zeit vergeblich graben." — Dieses nun sind meine Gr\xFCnde, die ich Ihrer Meynung vom Johann, dem nat\xFCrlichen Sohne K\xF6nig Ludewigs des Zweyten entgegen setze, und die Sie, wann es Ihnen beliebt, ins Magazin einr\xFCcken k\xF6nnen. —
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