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Text 12
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IV. Die Zipser Gespanschaft.
Erhielt ihren Namen von dem
Zipserschlosse, welches auch das
Zipserhaus genennt wird. Gemeiniglich heißt diese Gespanschaft lateinisch
Scepusium und deutsch die
Zips – Von Norden hat sie das Königreich Pohlen, von Westen die
Liptauer
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und
Gömerer von Süden die
Torner und
Abaujwarer, von Osten aber die
Scharoscher Gespanschaft zu Gränzen.
Ihre Länge beträgt zehn, die Breite aber fünf bis sechs geometrische Meilen. – Die Polhöhe welche in der Stadt
Leutschau, die in der Mitte
dieser Provinz liegt, gemessen worden, beträgt 48 Grade, 47 Minuten, die Länge aber 41 Grade, und 3 Minuten.
Der K. K. Feldingenieur
Paul Kray von Rokus hat eine gute Karte von
diesem Komitate gemacht, welche hernach in Kupfer gestochen und der Beschreibung dieser Provinz, die sich in des berühmten Geschichtschriber
Mathias Bel Podromo Hungariae antiqvae & novae auf der 69sten und folg. Seiten befindet, beigefüget worden. Man hat auch Plane von den Bergflecken
Einsiedel,
Gölnitz,
Remete,
Schmölnitz,
Schwedler,
Stoiß und
Wagendrüßel, die aber nur in der Handschrift vorhanden sind. *
* Man sehe hievon das ältere Ungr. Magazin auf der 322zigsten und 323zigsten Seite. des 2ten Bandes. —
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Sie ist gröstentheils bergicht doch fehlt es ihr in den unteren Gegenden auch nicht an schönen Ebenen, die sowohl Acker als Wiesen enthalten. Die vornehmsten Gebirge sind die
Karpatischen welche hier ihre größte Höhe erreichen; wie man denn bey heiteren Himmel,
Erlau und
Warschau sehr deutlich sehen kann. Diese bilden eine neue Seithe von Bergen, welche als eine nahe aneinanderhangende Kette ununterbrochen fortalufen. * In dieser langen Strecke zählt man neunzehn besondere Bergspitzen die eben so viele Berge ausmachen, welche immer einer den anderen an Höhe und Wundern der Natur übertrift. Die erste dieser Bergspitze ist die
Mengsdorfer, dann die
Bothsdorfer und
Gersdorfer, der
Kastenberg, oder die
Thürme und die
Schlagendorfer Spitze. An der einen Seite dieser letzteren Spitze befin-
* Eine ausführliche Beschreibung dieses Gebirges findet man im 3ten Bande besagten Magazins auf der 13ten und den folg. Seiten.
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det sich der
Fölkgrund, an der andern aber der
Kohlbach. Die übrigen Bergspitzen sind: der
Rieglberg der
Kahlberg der
Gänserich oder die
Gans, der
Steinbacher Grod die
Hunsdorfer Spitze die höchste
Käsßmarkter Spitze, welche die Lomnitzer den
Kamm nennen, die
Käsmärkter Thürme der
Schwalbenberg der breite
Kupferschachtberg, der
Fleischberg oder die
Fleischbank, die
Kupferschächte, der
Drechslberg und das
Beler Stößchen – Außer diesen sind noch zu merken: der
Königsberg * (Kralowa Hola) und der
Ochsenberg, (Wolowac) auf deren Gipfeln eine Menge Adler nisten. – Man kann aus diesem Gebirge füglich vier Abtheilungen machen. In der untern, oder dem Fusse dersel-
* Er soll diesen Namen vom Könige Mathias Korvinus, der sich auf denselben öfter mit der Jagd belustigte, erhalten haben. – Auf dem höchsten Gipfel desselben nahm er einst das Mittagmahl ein, und ließ in den Felsen einbauen: Hic hospitatus est Mathias, Rex Hungariae, 1474 welches aber schon ziemlich unleserlich geworden.
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ben, sind so wie in der zweiten dicke Wälder, die aber in der letzteren stärkeres Holz tragen; auf der dritten wächst das sogenannte
Krumholz, (Kosodrewena *) die vierte aber, oder die Spitzen sind kahl und mit ewigen Schnee bedecket.
- Es gibt auch verschiedene Höhlen auf denselben, in denen sich, wie der Pöbel glaubt,
Drachen aufgehalten haben, welches er aus den darinen öfter gefundenen Gerippen solcher Thiere, die andern bekannten gar nicht gleichen, schließet. **
Auf dem
Königsberg wurden Calcedonie und Karniole entdecket, in denen man eingeschlossenes Moos deutlich sehen konnte. So trift man dort auch eine Art
** Eine ausführliche Beschreibung dieses Holzes und des daraus gebrannten Oels findet man in dem dritten Bande des älteren Ungrischen Magazins, auf der 38igsten und den folg. Seiten.
*** Der Gemeine Mann bedient sich derselben pulverisiert in verschiedenen Krankheiten und oft zur Verwunderung mit gutem Erfolge.
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brauner Krystalle an, die man hier Topase nennet. Sie laufen in eckichte Spitzen aus, sind sehr glatt und so glänzend als wenn sie geschliffen und poliert wären. Einige derselben wiegen fünf bis sechs Pfund, sie sind aber seltener und nicht so rein als die kleinern, die zwey bis drey Zolle lang sind.
Auf einigen dieser Gebirge befinden sich verschiedene Seen, der
Fólkersee nemlich, der zwischen den
Schlagendorfer und
Gersdorfer Bergspitzen steht, grün aussieht, aber reines und klares Wasser enthält, das beym Trinken sehr gut und angenehm schmeckt. Oberhalb demselben ist ein Wasserfall und rechts eine hohe Steinwand von lauter Granaten. Uiber dem Wasserfalle ist eine Ebene, aus der ein Flüßchen aus einem niedrigen Orte aufwärts zu fließen scheint. Wenn man diesem Flüßchen nachgeht, so kömmt man zu einem andern See, der blaue Flecken hat, und weiter hinauf zu einem dritten, bei dem einiger Zinober gefunden wird. – Aus diesen Seen entsteht das
Fölkwasser, welches mitten durch die
Sechzehnstadt von
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der es den Namen hat fließt, und hernach bey
Georgengerg in den
Poper fällt. In diesem ganzen Grunde stehen beiderseits überaus rauhe und gräßliche Felsen. Die oberste Spitze derselben heißt der Pohlnische Grod, auf dem man wie in einem Sattel sitzen, und von der einen Seiten Pohlen, die Gegend um
Neumark nemlich, von der andern aber einen Theil von Ungarn, besonders aber das
Zipsergebieth übersehen kann. – Auf der Seite gegen Pohlen steht in der Tiefe ein zugefrorner See, der dem Ansehen nach beständig mit Eis bedecket bleibt, und nur auf den darauf liegenden Schnee dort und da blaue und rothe Flecken zeigt. –
Der grüne See ist mit hohen und fürchterlich über denselben hangenden Felsen umgeben, enthält jedoch auf der Nordseite eine etlich hundert Schritte lange mit Gras bewachsene Ebene. Er liegt in dem Gebiethe der Stadt
Käßmark und wird von dem gemeinem Mann das
Weltauge genennet. – Demselben seitwärts ist der
Schwarze See, welcher auf der einen Seite mit einem steinernen Walle eingefaßt, auf der
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andern aber von einem hohen Felsen bedecket ist. Diese Lage welche ihm alle Sonnenstrahlen benimmt, mag die Ursache seyn, daß er schwarz aussieht, sein Wasser aber ist klar und schmackhaft. Aus demselben kömmt ein Bach, der sich mit dem, der aus dem
grünen See entsteht, vereiniget. Diese beiden Bäche machen einen Fluß der erst bey
Käßmarkt den Namen des weißen Wassers und seinen ordentlichen Lauf erhält. –
Der weiße See steht auf der Nordostlichen Seite des Gebiethes der
sechszehenstadt Bela; er übertrift alle die vorhergehenden an Größe und führt eine Menge der schönsten Forellen mit sich, die aber so unschmackhaft sind, daß man sie nicht genießen kann. *
* Sie sind es nur darum, weil sie aus Mangel der Nahrung sehr mager sind; wenn sie aber in die unteren Flüße herabgeschwemmet werden, und sich eine Zeit lang in denselben aufhalten, verändern sie nicht nur ihre Farben und Gestalt, sondern werden auch fleischigter und eben so schmackhaft als andere.
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─ Noch verdienet der
Steinbacher und
Krötensee angemerkt zu werden. Ersterer liegt in einem fürchterlichen Bergthale unterhalb dem sogenannten
Steinbacher Grod, hat eine etwas länglichte Figur und eine Breite von beinahe hundert Schritte. In der Mitte desselben ragt ein sehr großer Felsen hervor, auf dessen Spitze diejenigen welche ihn durch Schwimmen erreichen können, ihren Nahmen einzugraben pflegen. Was man von dem Krötensee erzählt, daß nemlich die in denselben befindlichen Kröten Gold bey sich führen, ist ein bloßes Hirngespinst des leichtglaubigen Volks.
Die Flüße welche diese Gespanschaft bewäßern sind die
Poper oder
Poprad, der
Dunawetz oder
Dunajetz, die
Kundert oder der
Heras und die
Göllnitz die vornehmsten. Ersterer entsteht aus dem See gleiches Namens, welcher wegen der vielen Forellen die in denselben gefangen werden, von den Schlowaken
Ribie Pleso genennt wird, das Königreich Pohlen begrüßt und dort in den Dunawetz fällt, der auf den mitternächtigen Höhen der
Karpaten ent-
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springt und von der Weichsel aufgenommen wird. Die
Kundert oder
Kunert,
Hernadus, sonst auch
Cunradi fluvius,
Hernát,
Hornat, entsteht unterhalb dem Königberberge, und nachdem er bey
Onod in der
Borschoder Gespanschaft den
Schajo aufgenommen, ergießt er sich in die Teiße; die
Göllnitz aber kömmt aus dem
Ochsenberge und wird von den vorhergehenden verschlungen. Kleinere Flüsse und Bäche sind fast unzählig, der meisten aber wird bey der Oerterbeschreibung gedacht werden. –
Die Flüße versehen die Einwohner ausser allerhand kleinen Fischen mit den vortrefflichsten Alchen, Aalen und Aalraupen hauptsächlich aber mit den schmackhaftesten Forellen, und Lachsen.
Die Luft in
dieser Provinz ist zwar ziemlich kalt, aber gesund, und man trift oft Leute, besonders unter den gemeinen Volke an, die ihr Leben bis auf hundert Jahre bringen, ohne eine Krankheit gekannt zu haben. – Das wenige flache Land ist meist fruchtbar und bringt allerhand Getreidearten, besonders aber vortreffliche Gerste hervor, aus der hernach
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die schmackhaftesten Biere gebraut werden. Es wachsen auch allerhand Hülsenfrüchte allhier, von welchen letzteren die Erbsen, welche in der Gegend von
Leutschau und
Leibitz wachsen, von besonderer Größe sind und mit den in den Gärten gezogenen so genannten Zuckererbsen um den Vorzug streiten. – Es wird auch viel feiner Flachs besonders in den
Sechszehnstädten und den umliegenden Ortschaften gebaut, der theils roh, theils aber verarbeitet wird. Auch der Gerstenbrandwein macht einen Theil des hiesigen Gewerbes aus; nur der Weinstock gedeyhet hier nicht, man erhält jedoch aus der
Zempliner Gespanschaft die köstlichsten Weine, mit welchen auch in manchen Orte starker Handel getrieben wird. – Es sind hier nur wenige Obstgärten, welche eben nicht die besten Früchte bringen, über dieß aber auch meist durch die Fröste verdorben werden. Man findet desto mehr Küchengärten, in welchen allerhand Wurzelgewächse und Küchenkräuter sehr gut fortkommen. Und auf den Gebirgen findet man eine Menge der besten und heilsamsten Wurzeln und
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Kräutern, die Rhabarber, Tormentil, Enzial, Pimpinel, Mondkraut, Engelfüß und unzählige andere.
Die Viehzucht ist für
diese Provinz nicht hinreichend, wie denn das meiste, und beste Rindvieh aus
Galitzien kömmt, auch viele tausend Schaafe und Hammeln aus der
Marmarosch gebracht werden. Aus der Milch der hier weidenden Schaafe werden ganz gute Käse gemacht, von ihrer Wolle aber, die sehr scharf und grob ist, dient nur zu groben Tüchern und Zeugen. – Am Kalbfleische ist kein Mangel, weil man dieses Wieh, da es an hinlänglichem Futter gebricht, gar bald slachtet; es werden aber auch sehr viele Kälber nach
Erlau und
Mischkoltz verführt! – Die Pferde, welche die hiesigen
Sachsen ziehen, sind weit größer und stärker, als der Slowaken.*
In den dicken Wäldern und vielen Gebirgen halten sich Bären, Luchse,
* Ausführliche Nachrichten hievon findet man in dem esrten Bande des Neuen Ung. Magazin
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Wölfe, Füchse, wilde Schweine, Rehe, Haasen, Murmelthiere und ganze Heerden von Gemsen auf, Hirsche aber werden nur selten angetroffen. So hat man hier auch allerhand Gattungen von Adler und wilden Tauben, auch Birkhühner
Krammetsvögel und eine Menge allerhand kleine Vögel. – Auch zahmes Geflügel allerhand Art findet man alhier, jedoch wegen des sparsamen Futters eben nicht im Uiberfluße. Auch hat man an allerhand Holzgattungen sowohl Laub als Nadelhölzern keinen Mangel.
Man findet hier auch verschiedene Mineralien. Vor Zeiten ward auch Gold und Silber gebaut, deren Bau aber ganz eingegangen ist. Aber zu
Schmölnitz und
Neudorf wird viel Kupfer, zu
Wagendrüßel,
Einsiedel,
Neudorf und
Gölnitz aber Eisen gewonnen, und in dem letzteren Orte auch Drat gezogen. So werden auch Granaten, Achate, * Rubinen
* Unter diesen Achate findet man eine grünliche Gattung, die der gemeine Mann für Schmaragde hält.
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und Karniole, besonders aber überaus schöner Zinober gefunden. Es werden auch allerhand Marmorarten gebrochen und sehr gute
Siegelerde und Blutsteine gegraben.
So entspringen hier auch verschiedene mineralische Wässer, und Gesundbrunnen. Zu den ersteren gehört das zu Schmölnitz, welches das Eisen zerfrißt und an dessen Stelle Kupfertheilchen anlegt, zu den letzteren aber zählt man verschiedene heilsame Bäder und Gesundbrunnen. Es giebt auch versteinernde Quellen deren Beschreibung sowohl als die der übrigen mineralischen Wässer, an den gehörigen Orten vorkommen werden.
Die Einwohner
dieser Gespanschaft sind Deutsche, welche unter den alten Königen hauptsächlich aus
Sachsen hieher gezogen wurden und sich durch Thätigkeit besondere Vorrechte erworben hatten. Ihre Mundart kömmt auch noch immer der sächsischen am nächsten. Die Slowaken welche an Pohlen gränzen haben Manches von der Sprache dieser Na-
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tion angenommen und die Russen die man hier
Rusnaken nennet, behalten noch einen guten Theil der Mundart ihrer Stammältern. Unter den Edelleuten aber gibt es auch viele ungrische, größtentheils sehr alte und ansehnliche Familien.
Das Wappen dieser Provinz bestehet in einem in vier Felder abgetheilten Schild, in deren obern links ein Einhorn rechts aber ein schreitender Löwe; in dem unteren links eine halbe Gemse und rechts eine Lilie erscheinet. * Die Obergespanswürde ist bei dem gräflich
Cschákischen Hause seit 1649 erblich, nachdem die berühmte
Familie der Thurzo von Bethlemfalva, die diese Würde seit 1536 besessen, mit dem
Obergespane Adam ausgestorben ist. Der erste von der Cschákischen Familie der diese Würde bekleidete war
Ladislaus Csáky zugleich
Iudex Curiae, und
* Es ist dieser Gespanschaft vom Könige Rudolf 1593 verliehen worden, da sie vorher nur die abgetheilten Alben SE PV SI VM in ihrem Spiegel führte.
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seine Familie besitzt hier sehr schöne und ansächnliche Güter.
Ihre Volksmenge belauft sich über 106600 Seelen. * Sie zählt zwei königliche Freystädte, eben so viel Schlößer drey Marktflecken, sieben Bergflecken, 167 Dörfer und 14498 Häuser.
In dieser Gespanschaft befinden sich auch diejenigen
Dreizehenstädte, welche im Jahre 1412 vom
Könige Siegmund an die Republik Pohlen für sieben und dreißig Tausend breite böhmische Schockte verpfändet worden. ** Nachdem nun diese Städte sammt der Herrschaft
Lublno 360 Jahre unter Pohlnischer Bothmäßigkeit gestanden, brachte sie die unsterbliche
Maria Theresia im Jahre 1772 wieder an
* Unter dieser Summe befinden sich auch die Sechszehnstädte und die Oerter der zehen Lanzenträger.
** Diese Summe schätzt der böhmische Geschichtsschreiber Dobner auf Siebenmal hundert vierzig Tausend Kaisergulden. --- Man sehe hievon des gelehrten Pray Annales auf der 23igsten und folgg. Seiten des zweiten Theils.
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die Ungarische Krone. Diese huldreiche Monarchinn bestättigte diesen Städten ihre schon im dreyzehnten und vierzehnten Jahrhunderte erhaltenen Freyheiten, und vereinigte mit diesen Städten drey andere nämlich:
Lublno,
Pudlein und
Gnesen, daß also dieselben itzt unter dem Namen der
Sechzehnstädte eine von der Gerichtsbarkeit der Gespanschaft abgesonderte Provinz ausmachen. Derselben Haupt ist ein Administrator oder Verwalter, welcher drey Beysitzer, einen Landnotar und einen
Fiskal unter sich hat. Dem sogenannten Grafen aber sind die Richter dieser Stadt untergeordnet. –
Das Wappen, welches ihnen im Jahre 1775 verliehen worden, bestehet aus einem gekrönten und horizontal getheilten Schilde, in dessen oberen Hälfte drey Berge und über denselben eine Sonne nebst einem Sterne, in der unteren aber zwey Streife, welche die Flüße
Poper und
Hernat bedeuten, erscheinen. In einem Herzschilde aber sieht man die Anfangsbuchstaben der allerhöchsten Namen beyder kaiserlichen
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Majestäten
F. I. und
M. T. Der Schild wird von zwey Greifen gehalten.
Ehedem machten mit erstberührten
dreyzehn Städten, eilf andere die sogenannten vier und zwanzig königlichen Städte aus welche vom
Könige Siegmund im Jahre 1418, als er sich in
Straßburg befand von den königlichen Abgaben befreyet wurden. Nach der Zeit aber verlohren sie diese Freyheit wieder und waren verschiedenen Herren unterthan, nun aber sind die seit vielen Jahren ein erbliches Eigenthum der gräflich
Cschakischen Familie. Sie heißen:
Mühlenbach,
Großschlagendorf,
Großelßdorf,
Donnersmarkt,
Kappsdorf,
Spernsdorf, Sankt Kirn,
Deinsdorf, Dindirn,
Halmsdorf, oder wie man es hier nennt
Balmsdorf und
Eilenbach.
Noch gehört hieher der
Sitz der zehen Lanzenträger, Sedes decem Lanceatorum. Er besteht aus fünfzehn Dörfern die größtentheils von Edelleuten bewohnet werden, deren Vorfahren die königliche Leibwache im Felde ausmachten und immer zehen derselben mit Lanzen be-
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wafnet um den König seyn mußten. Sie hatten eigene Fahnen und Heerpaucken, die noch aufbewahret werden. – Ihre Freyheiten hat
König Bela der Vierte ansehnlich vermehret, von denen sie noch itzt einige besitzen. Sie besassen auch ehedem die Halsgerechtigkeit, die ihnen aber in den neueren Zeiten wieder abgenommen wurden. Doch sind sie noch von allen Einquartierungen und Vorspanen frey, zahlen auch keine Kontribution, haben ihren eigenen Vicegespan, Stuhlrichter und andere Beamte; sie stehen aber sonst unter dem Obergespane. Ihr zerstreutes Ländchen wird gemeiniglich der kleine Komitat genennet. – Das Wappen desselben stellet einen auf den hinteren Pfoten stehenden Bären vor, der mit den vorderen einen Baum hält, und aber sich zur rechten Seite einen Stern hat.
Es bestehet also diese Gespanschaft aus drey Bezirken, der
Administration der Sechszehenstädte und dem
Sitze der Lanzenträger.
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I. Der erste Bezirk
Processus primus
Erstrecket sich gegen Norden bis an das
karpatische Gebirg, und das Königreich
Galizien. Er enthält nebst zwey Schlössern
eine königliche Freystadt,
einen Marktflecken und 71 Dörfer.
Die königliche Freystadt
Käsßmarkt, oder
Kaisermarkt,
Kesmarkinum,
Caesarioforum auch
Forum Caseorum,
Késmárk,
Kesmarck, liegt zwey Meilen von
Leutschau an dem Flusse
Poprad, wird aber auch durch den
Laibizerbach und das so genannte weiße Wasser benetzet. – Sie ist aus drey nahe aneinander liegenden Dörfern entstanden, davon das eine
Peter Paul, das zweyte
St. Michael, das dritte aber
Käßmarkt, oder
Villa Kaszmárk hieß und hat den Namen des letzteren, welches unter den dreyen das ausenlichste und volkreichste war, beybehalten. Dieses ist aus ihrer itzigen Lage erweislich, denn noch befindet sich eine Gasse in der Stadt, die man den
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alten Markt nennet und deren Bewohner sich in den Sitten und der Sprache von den übrigen merklich auszeichnen. Von der Seite gegen das karpatische Gebirg liegt das Michelsfeld, wo unfehlbar das oberwähnte Dorf dieses Namens gestanden ist; von der andern Seite aber gegen
Laibitz befindet sich der Peter und Paulbrunn und ein Garten dieses Namens. –
Als hernach dieser Ort von Kaisern und Königen besondere Freyheiten* und unter diesen auch bei einer königlichen Freystadt erhielt mag er wohl auch zum Angedenken dieser Gnadenbezeugungen den Namen
Kaisermarkt angenommen haben.
* Unter anderen befreite sie Stephan der fünfte von der ordentlichen Kontribution und legte ihnen dafür nur einen mäßigen jährlichen Zins zu entrichten auf, Ludwig der Erste machte sie von Bezahlung des Dreißigst frey; Mathias Korvinus aber bestätigte und erneuerte ihre Freyheiten, deren Dokumente durch den Brand in den Hussitenkriege verzehret worden, und schenkte der Stadt das Dorf Kis- Szálok.
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Kaum fieng sich diese Stadt an in etwas zu erheben, als sie schon vom Jahre 1433 bis 1462 von den böhmischen
Hussiten sehr stark mitgenommen, verschiedenemal ausgeplündert, mit Feuer verheeret, und die Einwohner derselben in großer Anzahl gefangen weggeführet wurden. – Bey den manigfaltigen Unruhen die hernach im Lande entstunden, ward sie immer geplagt und von verschiedenen Beherschern bedrückt – endlich aber stand sie in Gefahr von
Stephan Tököli gänzlich unterjocht zu werden.
Im Jahre 1423 kam der ungrische
König Sigmund, mit dem Könige in Pohlen
Wladislaw hieher einen Frieden zu schließen und 1436 versammelten sich hier die ungrischen sowohl als pohlnischen Abgeordneten, wegen Auslösung der
dreyzehen Städte, konnten aber darüber nicht einig werden. Im Jahre 1440 mußte auf des ungrischen Königes Wladislaw Befehl der Graf der
Sachsen in dieser Stadt und nicht wie
Karl der Erste verordnet hatte, in
Leutschau wohnen. Im 1532sten Jahre entstand wegen der Niederlagsgerechtig-
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keit zwischen den Bürgern
dieser Stadt und den Leutschauern ein so heftiger Streit daß beyde gegen einander zu Felde zogen eine Stadt die andere belagerte und einander die blutigen Schlachten lieferten. Viele von beyden Seiten blieben im Gefechte, andere wurden gefangen und enthauptet. Endlich aber machte
Kaiser Ferdinand auf die Fürbitte des
Hieronimus Laßky diesen Streitigkeiten ein Ende. *
Was den gegenwärtigen Zustand der Stadt betrift, so ist sie zwar itzt noch mit einer doppelten
Mauer und mit Gräfen eingeschlossen; weil aber ihre Lage wegen der nahen Berge und Hügel zu feiner Festung taugt, so läßt man sie auch nach und nach zu Grunde gehen. Nur die Thürme und Basteyen darunter der sogenannte dicke Thurm, unter dem sich ein Gefängnis befindet der stärkste und ansehnlichste ist, sind noch in gutem Stan-
*Ein mehreres hievon kann man in dem Podromo Hungariae antiquae & novae des Mathias Bel auf der 92igsten und den folgg. Seiten nachlesen.
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de. – Durch drey Thore kömmt man in die Stadt. Das an der Mittagsseite heißet das Oberthor, ein sehr starkes und hohes Gebäude, welches wahrscheinlich zur Vertheidigung wider die
Hussiten aufgeführet worden. An der Nordseite stehet das Niederthor hart an dem Schlosse, davon es auch, weil es ehedem dazu gehörte, das Schloßthor genennet ward. Neben diesen beyden Thürmen befinden sich Pförtchen mit Zugbrücken, durch welche diejenigen die Nachts in der Stadt zu thun haben, eingelassen werden. Das Kürschnerthor* stehet etwas herabwärts an eben der Seite der Stadt, wo das Oberthor ist. Im Winter bleibt es meist verschloßen und wird im Frühlinge wegen der Feldarbeit eröfnet.
Die merkwürdigsten Gebäude dieser Stadt sind: I) Das
Schloß von dessen Entstehung keine sicheren Nachrichten vor-
* Es hat seinen Nahmen unfehlbar daher erhalten weil die Kürschner diesen Posten wider die feindlichen Anfälle vertheidigen mußten.
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handen sind, es ist aber gewiß, daß es seinen größten Glanz dem
Stephan Tököli zu banken habe. Nach der Erlöschung seiner Familie, erkaufte es die Stadt, die aber alles was zur Pracht desselben diente vernachläßigte und außer den Kellern und den aus den Zimmern gemachten Schüttböden ist wenig mehr von den innerlichen Gebäuden zu sehen; jedoch ist die auf der Nordseite befindliche Kapelle noch itzt im guten Stande. Aber die prächtigen Gärten und Fischteiche sind in Wiesen und Kohlgärten verwandelt, die fünf Thürme jedoch die dieses Schloß umgeben sind auch itzt noch eine wahre Zierde der Stadt. 2) Die
Kirche zum H. Kreuz sammt den damit verbundenen hohen Thurme, auf dem die Stunden ausgeplasen und Nachtswache gehalten wird. Beyde sind grosse und ansehnliche Gebäude, nur Schade, daß sie in einem Winkel der Stadt stehen. An dieser Kirche befindet sich der Pfarrhof, der
Glockenthurm, und auf der Stelle wo ehedem die Spitalkirche stand, ein neugebautes Gymnausium für die katholische Jugend. 3) Die Windische
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oder Slowakische Kirche in der Schloßgasse ist nicht groß, aber von sehr gutem Ansehen. 4) Das
Rathaus mit dem Thurme, zu dem der Grund im Jahre 1461 gelegt, das aber 1770 nebst der halben Stadt ein Raub der Flammen geworden ist; es ward jedoch bald wieder viel schöner aufgebaut und erweitert. 5) Das sogenannte Herrenhaus ist ein weitläufiges Gebäude mit einem Thurme. Es stehet auf dem Marktplatze und diente ehedem zur Wohnung der Tökölischen Domesticten itzt aber ist es zum Quatier für die Militäroffiziere eingerichtet. 6) Die Waage oder das Waghaus ward in der letzteren Feuersbrunst fast ganz zu Grunde gerichtet. – Ehedem soll auch ein Zeughaus hier gewesen seyn, das aber aus Furcht, daß sich die Misvergnügten desselben bedienen möchten, aufgehoben worden. – Ausser diesen hier angeführten Gebäuden gibt es viele Häuser die der Stadt kein geringes Ansehen geben.
In der Vorstadt außerhalb dem oberem Thore, haben die Evangelsichen ihre
Kirche und das
Gynmausium.
Erstere Erstere ist
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nur von Holz, aber ziemlich ansehnlich und geräumig, letzteres aber unter der glorreichen Regierung
Marie Theresiens von Steinen neu aufgeführet worden.
Der Fluß
Poprad erhält hier von der Mittagseite durch den
Laibitzerbach und von der Nordseite durch das Weitzwasser, welches aus dem
weißen oder
grünen See entsteht, auch nicht weit von der Stadt eine Kornmühle und eine zum Schneiden oder Kaspeln des Färbeholzes neu erfundene Maschine treibt, einen merklichen Zuwachs. Uiber denselben steht bey dem Niederthor eine gemauerte Brücke, wo von den Fuhr- und Frachtwägen die Mauth abgenommen wird.
Die in der Stadt gebohrnen sind allesamt Deutsche, die Slowaken aber Fremdlinge die aus anderen Ortschaften und Komitaten hieher gezogen sind, deren Nachkommen aber sich immer in Deutsche verwandeln. Die Einwohner sind thätig und arbeitsam, besonders aber zum Handel geneigt. Die bessern und vermölichern derselben, besonders aber diejenigen, die ihre Weingärten in den
Tokayer
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Gebirgen haben, treiben einen beträchtlichen Handel mit Ausbruch und anderen Oberungrischen Weinen, die sie meist nach Pohlen verschleißen; andere mit gefärbter und weißer Leinwand, von welcher ersteren die hiesigen Färber jährlich eine sehr grosse Menge nach
Debrezin verführen und dort an die Griechen und Armenier absetzen; andere aber mit Tabak und allerhand Kaufmannswaaren. Diese Geschäftichkeit macht die Stadt sehr lebhaft und angenehm. – Viele legen sich überdies auf allerhand Handwerke, die Wiehzucht und den Ackerbau; dazu sie schöne Felder und Wiesen, auch sowohl auf den Gebirgen als in den Kupferschächten und unterhalb dem grünen und schwarzen See für Schaafe und Mastochsen vortrefliche Weide haben.
Die Anzahl dieser Einwohner beläuft sich auf 3800 Seelen. Es ist hier auch ein königliches
Dreyßigstamt. – Das Wappen der Stadt besteht in einen von einem Engel empor haltenden Schilde, in dem zwey kreutzweise gelegte Schwerter zu sehen sind, die das Andenken der, wie es heißt, hier zwischen den Römern und
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Hunnen vorgefallenen Schlacht, erhalten soll. – Der Stadt gehören diese Dörfer
Kleinschlagendorf,
Vorberg und
Rochs. Zwischen diesen zwey letzteren liegt der so genannte lange Wald, der ebenfalls der Stadt gehört und mit Birken, Erlen und allerhand Sträuchern gut bewachsen ist. – In dem Gebiethe derselben findet man sowohl Blutstein als
Siegelerde. – Noch ist hier anzumerken, daß der berühmte
Mathematiker Fröhlich 1600 in dieser Stadt das Licht der Welt erblickte. –
Der Marktflecken dieses Bezirks ist
Altdorf Antiqua Villa, O-Falu, Stara Wes, ein ansehnlicher und volkreicher Ort mit einem königlichen
Hauptdreyßigstamte und einer katholischen Pfarre. Er gehörte dem so genannten
rothen Kloster der Kamaldulensermönche, nachdem aber ihr Orden aufgehoben worden, ist er dem königlichen
Fiskus zugefallen; die dazu gehörigen Felder aber werden von Schwabischen Kolonien gebaut. – Er liegt in einem Thale an der Landstrasse hat gute Jahrmärkte und größtentheils slowakische
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Einwohner, von denen die Evangelischen sich zur Toberzer Kirche halten.
Die Dörfer aber:
1.
Bauschendorf, Bussocz, Bussowce an dem Einflusse des Heckwassers in den
Poprad. Es ist ziemlich weitläufig und sowohl wegen der ordentlichen Strasse nach
Lublau lebhaft, als wegen der schönen Adelhöfe und anderen Gebäuden angenehm. Es hat verschiedene Grundherren, schöne und fruchtbare Felder, aber nur ein ganz kleines Wäldchen, das nicht hinreichend ist seine Einwohner mit dem nöthigen Holze zu versehen. Auch hier ist ein nach
Käßmarkt gehöriges Dreyßigstifilial. Nahe bey diesem Dorfe sieht man aufgeworfene Wälle, unter denen die zwischen Käßmarkt und
Hunsdorf in der Schlacht gebliebenen Hunnen liegen sollen, daher sie auch der Hunnen Gräber genennet werden. Die Einwohner sind Deutsche, die sich nebst dem Ackerbau mit Leinwandbleichen beschäftigen und eine katholische Pfarr haben.
2.
Bela, meist
Neu-Bela, Uj-Bela, liegt hart an der Galizischen Gränze
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in einer Ebene, hat aber nur schlechten Boden, auch ganz geringe Waldung. In diesem Orte, der der
Horvath- Sztansitzischen Familie zugehöret, ist ein königliches Dreyßigstamt.
3.
Bierbrunn, Wiborna, hat seinen deutschen Namen wahrschein-
lich von dem hier befindlichen Säuerling, den die Einwohner engebildeten Geschmackes wegen statt des Biers trinken, erhalten. Dieser Ort ist nur klein, hat auch wenig Ackerbau, der noch dazu wegen der kalten Witterung sehr schlecht ist; die Rüben aber und andere Wurzelgewächse gedeyhen desto besser. Die Kirche nebst der Pfarre gehört den Katholischen, die meisten Einwohner aber sind der evangelischen Religion zugethan und halten sich zur Toperzer Kirche. Sie reden die deutsche Sprache und treiben meist das Fuhrwesen. Ehedem waren sie der Stadt
Käßmarkt unterthan, itzt aber besitzt es die Motranische Familie bis auf das Wenige, welches die
Bresewitzische innen hat.
4.
Bothsdorf, Batisfalva, Batizowce ist der eigendliche Sitz der
Mariaschi-
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schen Familie, die hier zwey ansehnliche Kastelle hat, das eine ist mit hohen Mauren nach alter Art und hat einen Graben mit einer Zugbrücke; das andere aber, welches gleich daneben steht, ist im Jahre 1757 nach neuer Bauart aufgeführet worden. Der Ort hat überaus fette Weiden, guten Ackerbau und schöne Waldung. Er ist ziemlich lang und stark bewohnt, wird durch das so genannte
Bothsdorfer Wasser, welches aus den
karpatischen Gebirge kömmt, gute Forellen nährt und sich mit dem
Fölkwasser zugleich bey
Georgenberg in den
Poperfluß ergießt, bewäßert. Die Einwohner desselben waren ehedem Deutsche, itzt aber sind es lauter Slowaken. Neben dem Feldbau, der Flachsarbeit und dem Holzverschleiße, suchen auch einige mit
Krummholzöhle, Terpentin, Sarz,
Kienruß, auch allerhand Wurzeln und Kräutern, die sie auf den Karpaten sammeln und an die Apotheker absetzen, etwas im gewinnen. – In den letztverflossenen Jahrhunderte waren die meisten nebst der Grundherrschaft der kalvinischen Lehre zugethan und hatten auch ihren öffentlichen
(p 225)
Gottesdienst; nachdem aber im Jahre 1681 dieser Ort den Evangelischen zu einer
Artikularkirche angewiesen worden, haben sie sich nach und nach zur lutherischen bequemet, welcher sie auch größtentheils, so, wie die benachbarten und der nähmlichen Herrschaft zugehörigen Dorfschaften zugethan sind. Seinen Namen hat der Ort von seinen ehemaligen Besitzer, den Grafen Boths erhalten.
5.
Durstin, ein geringer Ort drey Stunden von
Altdorf und nahe an
Krembach. Er hat verschiedene Grundherren und schlowakische Einwohner.
6.
Eisdorf, auch
Groß-Eisdorf, Isaac, Szakócz, Zakowce hat deutsche Einwohner, und einen sehr weitläufigen sehr guten Ackerbau, der hier so stark getrieben wird, das mancher Hauswirt 12 bis 16 Pferde zur Bestellung desselben hält. Es mangelt ihnen aber an Holz, welches aber aus der gräflich Csakischer Wäldern in
Kabsdorf hinlänglich hieher gebracht wird das Mahlwerk jedoch, da kein Wasser vor-
(p 226)
handen ist, das eine Mühle treiben könnte, genießen sie in den an dem
Poperfluße errichteten benachbarten Mühlen. Der Ort wird von Deutschen bewohnt, die wie schon gesagt, den Ackerbau, nebenbey aber auch die Pferdzucht treiben. Es ist hier eine katholische Pfarre und ein sehr schöne dem
H. Johann von Nepomuck zu Ehren erbaute Kapelle; der größte Theil der Einwohner aber bekennet sich zur evangelischen Religion.
7.
Folwerk, Folywark, gehört dem Freyhern v.
Palocsay. Es liegt an der galizischen Gränze nicht weit von rothen Kloster und hat rußnakische Einwohner, die meist von der Wiehzucht leben und nach Lipnick eingepfaret sind. – Man findet hier eine Art
Markasit in der Gestalt eines Würfels, der wenn er geschlissen, und poliert wird, einen sehr schönen Glanz animmt.
8.
Forbs, Forbás, ein kleines aber zu einer schönen Ebene hart an den Poper liegendes und zu der
Pudleiner Herrschaft gehörendes Dorf. Es hat guten Ackerbau
(p 227)
aber wenige Waldung und deutsche katholische Einwohner.
9.
Frankenau-Groß, Nagy Frankova, Welka Frankowa, eine Meile
von
Altdorf, und
10.
Frankenau – Klein, Kis-Frankova, Mala Frankowa, liegen hart
aneinander. Ihre Einwohner reden den polnischen Dialeckt und nähren sich vom Ackerbau, den sie zwischen den Waldungen haben.
11.
Friesman, mit einer Freyherrlich Palocsayschen Kastelle und
einer katholischen Pfarre.
12.
Gersdorf, Gerlachfalva, Gerlachowce, liegt ziemlich hoch am karpatischen Gebirge, hat guten Ackerbau, hinlängliches Holz und hübsche Wiesen. Die hiesigen Einwohner reden deutsch und slowakisch, doch das letztere viel lieber. Neben dem Ackerbau und der Wiezucht legen sie sich auch stark auf die Leinweberey und das Blaichen. Auch auf dieses Dorf kömmt ein schnell laufendes Wasser aus dem Gebirge, welches das Gerlsdorfer genennt
(p 228)
wird und mit dem Fölkwasser vermengt, dem
Poperflusse zueilet. Die Pfarrkirche gehört den Katholischen, die Evangelischen aber halten sich zu der in
Bothsdorf.
13.
Gibelln ist ein Filial von
Hanusfalva und gehört der
Spielenpergischen Familie.
14.
Granaßlow an der Gränze von
Galizien; gehört zur
Lublauer Herrschaft. Die Einwohner sind
Rußnaken die beträchtliche Waldung aber nur wenig Ackerbau, und eine Kirche haben.
15.
Hagsdorf, Hághy, Haag, eine starke Meile von
Altdorf mit einer katholischen Pfarre.
16.
Haligotz ist ein weit ausgebreiteter Ort, in dem die Häuser eine ziemliche Strecke von einander stehen und jeder Wirth seinen Acker, Wiesen und Waldung neben seinem Hause hat. Es wird von zwey Bächen durchströmt. Die hiesigen evangelischen Einwohner sind nach
Toperz eingepfarrt.
17.
Hansdorf, sonst auch
Hanschau, Hanusfalva, Hanussowec, gehört der
(p 229)
Spielenbergischen Familie. Die hiesigen Einwohner handeln meist miti Zwiebeln und allerhand Wurzelgewächsen, Winterszeit auch mit
Krametsvögeln, die sie in die benachbarten Gespanschaften tragen.
18.
Hobgard gehört zur Lublauer Herrschaft, hat eine katholische Pfarre und Einwohner, die eine ganz besondere deutsche Sprache reden. Die Evangelischen unter ihnen sind nach
Klein Lomnitz eingepfarret. Es liegt am
Poperflusse und der Gränze der
Scharoscher Gespanschaft.
19.
Holomnitz, Holomnica, hat verschiedene Grundherren, von denen die Ujhazische Familie hier ein Kastell besitzet. Die Einwohner sind Deutsche, die sich größtentheils zur evangelischen Religion bekennen, und ihren Gottesdienst in
Toperz halten. Die Katholischen aber sind mit einer Kirche und Pfarre versehen. Es wird hier der Ackerbau der sehr gut geräht hauptsächlich, nebenher auch das Bleichen der Leinwand getrieben. – Der Ort hat Mangel an Holz, und muß solches aus der Nachbarschaft holen. Der bey Mayer-
(p 230)
höfen entspringende Bach durchlauft denselben, wird aber gleich unterhalb dem Orte durch die
Poper verschlungen – Auf einer Anhöhe außerhalb demselben befindet sich ein ödes Kastell, das nebst einigen Unterthanen der Ródelschen Familie zugehört.
20.
Hundertmorgen, auch
Hundertmarkt genannt,
Szász-Vásár hat
rußnakische Einwohner die der unirten griechischen Kirche zugethan sind und eine Pfarre besitzen. Man sagt: daß sie sich ehedem der Räuberey verdächtig gemacht haben; itzt aber nähren sie sich ehrlich vom Ackerbau, der Wiehzucht und mit dem Holzhandel. Sie sind der
Bersewitzischen Familie unterthan.
21.
Hunnsdorf, Hunnisvilla eine Viertelstunde von
Großlomnitz und etwan eine halbe von
Käßmarkt an den Poper. Ihr Nahme rührt nach einiger Meinung von dem Huhn der das auf der Spitze des Kirchthurm, so, wie die Lomnitzer einen Hahn auf denselben haben, welches in ungrischer Sprache auch deswegen
Ka-
(p 231)
kas-Lomnicza * genennt wird. Andere hingegen wollen diesen Namen von den
Hunnen herleiten, die vier und in
Käßmarkt im Jahre 441 eine blutige Schlacht geliefert haben sollen. Man zeigt auch noch eine benachbarte Gegend, die den Namen des Streitfeldes führet und einen auf diesen Felde ausgeworfenen Haufen Erde, den man den Hunnenhaufen nennet. Ja, vor einigen Jahren hat man bey Grabung eines Kellers an dem Ufer des
Poperflusses; allerhand Todtengerippe, römische Münzen und Urnen gefunden; auch sind in dieser Gegend allerhand hunnische Waffen mit dem Pfluge ausgeworfen worden. Es ist daher sehr lächerlich, wenn man aus
Hunnsdorf Hundsdorf machen wollte und diesen Ort im Lateinischen Villam Canis nennte. – Der Ackerbau, von dem sich die Einwohner welche Deutsche sind, nähren, ist nicht der schlechteste, die Waldungen aber sind in ziemlicher Abnahme. Die Katholischen haben eine Kirche und Pfarre die Evangelischen aber gehen
* Kakas bedeutet im Ungrischen einen Hahn.
(p 232)
nach
Großlomnitz, zur Kirche wohin sie eingepfarrt sind. Die Juden, deren hier eine große Menge wohnet und von Handel lebt, haben eine gut gebaute Synagoge. –
Hunnsdorf ist ein Erbgut der
Bersewitzischen und
Székelischen Familie.
22.
Jakobsau, Jakubowian, liegt in einem mit Tannen- und Fichtenwäldern umgebenem Thale. Um den Ort sind ebene und fruchtbare Felder, ungefehr zwey Stunden von denselben ein Eisenhammer und eine wohleingerichtete Maast, dabey zwar eine Menge Holz zu verkohlen vorhanden ist, allein es mangelt an nöthigen Bisenstein, der ziemlich weit hergehohlet werden muß. Die Einwohner desselben sind der unirten griechischen Kirche zugethane
Rußnaken, die ihre Pfarre haben. Sie leben nicht bloß von Ackerbau und der Wiezucht, sie treiben auch zum Theile einen Handel mit Mastvieh, das sie zu
Galizien kaufen und hier herum wieder verschleißen. – Vor einigen Jahren ward hier ein vortrefflicher. Sauerbrunn entdecket, dabey auch ein bequemes Badhaus errich-
(p 233)
tet worden, das immer stark gesuchet wird.
23.
Jarabina hat ähnliche Einwohner mit dem erstbeschriebenen und mit ihnen gleiche Nahrung. Einige derselben aber haben besondere Geschicklichkeit, irdene Gefäße mit Eisendrat einzuflechten, welches Gewerb sie in einem guten Theile des Landes treiben. Es wohnen aber hier auch schon Katholiken. Die Felder dieses Orts tragen meist nur Haber, davon auch das Brod gebacken wird; ihre Wälder hingegen sind mit den schönsten Buchen und Nadelhölzern stark bewachsen. Das hier vorbeyflüßende Wasser fällt unweit
Lublau in den
Poper.
24.
Jeßersky und
25.
Jurgow oder
Gyurkov sind unbedeutende Oeter, die einen sehr steinigten und daher unfruchtbaren Boden und die Freyherrlich
Palotsayische Familie zur Grundherrschaft haben.
26.
Katsche, gehört zur Lublauer Herrschaft
(p 234)
27.
Katzwin ein großes Dorf mit einer katholischen Pfarre, in der schönsten Gegend des
Berges Magura, hat mehrere Grundherren.
28.
Klotsch, Kolacko, ein mittelmäßiger mit Bergen und Wäldern umgebener Ort, der zwar ein ziemlich weitläufiges Feld aber ziemlich schlechten Boden hat. Dagegen ist die Viehweide desto besser und die Wälder desto erheblicher. Die Einwohner, welche Slowaken sind, benutzen dieselben sehr gut, indem sie eine Menge Schindeln und Latten machen. Einige legen sich auch mit guten Erfolge auf die Viehzucht, die Katholischen haben hier eine Pfarre, die Evangelischen aber besuchen die Kleinlomnitzer Kirche. Sie haben verschiedene Grundherren.
29.
Krembach, auch
Krummbach an der Biala, dessen Einwohner gute Fuhrleute sind und meist mit Weinen nach Krakau fahren. Es gehört zum Theile der
Familie Horváth – Sztánsits, zum Theile aber dem
Freyherrn von Polocsay.
(p 235)
30.
Kreuz, Crucis Vilta, Kersztfalva, vor Zeiten aber
Sz. Kereszt; Krizowa Wes an dem, eine Viertelstunde unterhalb
Neer, der
Horváth- Sztansitsischen Familie zugehörig, die hier ein Kastell hat. Die slowakischen Einwohner haben für die welche sich zur katholischen Religion bekennen eine Pfarrkirche, die Evangelischen aber besuchen die Beler Kirche, alle aber nähren sich vom Ackerbau und anderer Handarbeit.
31.
Kreug, Krigh liegt unweit
Windschendorf an einem hohen abgerundeten Berge der sich von Ferne sehr gut auszeichnet. Der hiesige Ackerbau ist wegen des mageren Erbreichs und der strengen Witterung welcher diese Gegend ausgesetzt ist, ganz unerheblich; doch sind die Einwohner, welche Pohlen sind, auch mit schlechter Kost zufrieden und nehmen mit Erdtoffeln oder Rüben, die hier sehr wohl gerathen und mit Gersten – oder Haberbrod vorlieb. Es ist hier eine katholische Pfarre, die Evangelischen aber besuchen die Toperzer Kirche. – Es quillt hier auch ein
(p 236)
guter Säuerling; der Ort aber ist der
Drawetzkischen Familie unterthan.
32.
Labschanka ein katholisches Pfarrdorf eine Meile von
Altdorf.
33.
Laczkowa, war ehedem nur eine zur Pudleiner Herrschaft gehörige Meyerey nach der Zeit aber wurden einige Bauernhäuser angelegt, so daß nunmehr ein kleines Dorf daraus entstanden ist, daß guten Getraidboden, hinlängliches Holz und vortreffliche Weide hat. Die Einwohner desselben sprechen pohlnisch, sind der katholischen Religion zugethan und nähren sich von der Viehzucht und dem Ackerbau.
34.
Landek, Lándok, war vor Zeiten wegen einer Probstey, welche die
Kanonici des Heil. Grabes, (S. Sepulchri Christi, oder Sepulchri Domin. Hyrosolimitani) innen hatten, bekannt. Im Jahre 1593 aber ward diese Probstey mit allen dazu gehörigen Dörfern und Gütern den Georg Horváth von Palocsá erblich verkauft dessen Nachkommen diesen Ort auch itzt noch besitzen. Es hat ein ziemlich weitläufiges Gebieth, gute Acker und Wiesen
(p 237)
besonders aber starke Wälder von verschiedenen Holzsorten, von welchen und der Viehzucht die pohlnischen Einwohner ihren Unterhalt grossentheils suchen. Sie brennen aber auch viel guten Kalk und schneiden eine Menge Bretter. – In ihrem Terräin wird Marmor, aber vielmehr harter schwarzer Schiefer gebrochen, davon sehr hübsche Tischblätter und Schreibtafeln gemacht werden.
35.
Labsch, Nieder Labsch, Also Lábs hat eine katholische Pfarre. Die Palocsayischen Beamte wohnen größtentheils in denselben.
36. –
Ober Labsch, Felső- Lábs hat ebenfalls eine katholische Pfarre, gute Waldung und den Freyherrn
Palocsay zum Grundherrn.
37.
Lechnitz, Lechnica, unweit des Flußes
Dunawetz, mit einem nach
Altdorf gehörigen Filialdreyßigstamte und einer katholischen Pfarre. Das dabey befindliche sogenannte
rothe Kloster (Claustrum rubrum oder de Valle S. Antonii) welches beträchtliche Einkünfte hat, ge-
(p 238)
hörte bis 1567 den
Karthäusermönchen seit 1705 aber besassen es Kamaldulenser, die 1782 aufgehoben worden, und itzt wird dieser Ort durch die königliche Kammer für den Religionsfond administriret. Die hier wohnende Evangelischen halten sich zur Toperzer Kirche.
38.
Leßnitz, Leßnica, an obenerwähnten Flusse, eine Stunde von vorhergehendem Orte.
39.
Liblau, Neu Liblau, unweit der Sechzehnstadt
Lublau, ist kameralisch und der Wohnort der Beamten. Der Ackerbau ist hier nur mittelmäßig, die Waldungen aber desto beträchtlicher. Man hat hier ein vortrefflichen Säuerling und ein Baad das häufig gebraucht wird.
40.
Levnik, hat eine griechischunirte Pfarre und größtentheils rußnakische Einwohner. Die Evangelischen sind nach
Toperz eingepfarrt. – Bey diesem Orte findet man Diamanten, die von dem Berge an dessen Fusse er liegt, durch die Regengüße herabgeschwemmet werden. Sie sind meist von der Größe einer Bohne,
(p 239)
gemeinlich aber unrein und nicht viel härter als Ernstal, daher sie auch wenig geachtet werden. – Auch hier hat man einen Säuerling.
41.
Littmanowa liegt an der Galizischen Gränze, hat wenig Ackerbau, aber schöne Waldung. Ist kameralisch.
42.
Lomnitz, Groß Lomnitz, Mega Lomnitzium,
Nagy oder Kakas-Lomnicza, Welka Lomnica ist ein weitläufiger volkreicher Ort, der außer etlichen adelichen Höfen zwey schöne Kastelle in seinem Umfange hat. Die katholische Kirche ist sehr hübsch gebaut und von dem Hahne der auf der Thurmspitze derselben steht mag dieser Ort der ungrischen Namen erhalten haben.
Lomnitz aber heißt er von dem Flüßchen gleiches Namens, dessen in allen Schenkungen und Urkunden gedacht wird. Es ist aber nie erweißlich; das eines der Flüßchen, die bey diesem Orte in die
Poper fallen, also geheißen habe. Eines ist der
Kahlberg, der aus einem Thale des eben so genannten Gebirges entstehet und
Siegelerde (Terra Sigillata) mit
(p 240)
sich führt; der andere aber der
Steinbach, der sich
aus dem See gleiches Namens in das flache Land ergießt. – Diese Wäßer treiben verschiedene Mühlen, die auch von den benachbarten Ortschaften stark besucht werden. Die hiesigen Waldungen sind eben nicht die ergiebigsten, wohl aber der Ackerbau und die Tristen. – Die Einwohner sind Deutsche, die nebst dem Feldbau auch die Flachsarbeit fleißig treiben. Es giebt auch allerhand Handwerker unter ihnen, insonderheit aber viele Schuster, * die nebst ihrer Profession verschiedene Felle ausgärben und in den benachbarten Orten absetzen. – Uiber dem
Poperfluße führet hier eine im Jahre 1786 neu erbaute steinerne Brücke, die sehr fest und dauerhaft gebaut ist, dennoch durch reißende Wäßergüße schon oft viel Schaden gelitten hat. Neben derselben stehet eine verfallene Kirche, von der man nichts Zuverläßiges sagen kann. Im Jahre 1787 ist sie ganz zer-
* Eigentlich sogenannte böhmische Schuster, die nur eine Art starker ungrischen Stiefeln (Zischmen) für das Bauernvolk machen.
(p 241)
störet, und die dabey gewonnenen Steine zum Bau der katholischen Pfarre in
Hunnsdorf verwendet worden. Ausser der
Bersewitzischen und
Szekelischen Familie, haben hier auch noch andere ihren Antheil.
─ In den Jahren 1784 und 1785 ist hier eine ziemlich geräumige Kirche für die Evangelischen Einwohner in
Lomnitz,
Hunsdorf und
Alt-Walldorf erbauet worden, die aber schon 1788 das Unglück hatte, nebst dem ganzen Orte sein Dachwerk durch eine heftige Feuersbrunst zu verlieren.
43.
Klein Lomnitz, Kis- Lomnitz, Mala Lomnitza, liegt zwischen Bergen und hat ebenfalls deutsche Einwohner, die vom Ackerbau, der Flachsarbeit und dem Holzhandel, den ihnen ihre starken Wälder reichlich gewähren, sehr gut leben. Der größte Theil dieses Ortes gehört der
Görgeyischen Familie. Sowohl die Katholischen als Evangelischen haben hier ihre Kirchen, zu welcher letztern die Dörfer
Kolacko und
Hobgard eingepfarrt sind.
44.
Mayerhöfen, Majerka, gehört der Sechszehnstadt
Laibitz, die Einwohner
(p 242)
welche deutsche sind nähren sich vom Ackerbau.
45.
Mälter, Maldur, ein mittelmäßiger Ort, der sehr fleißige deutsche Einwohner, eine katholische Pfarre und die
Görgeische Familie zu Grundherren hat. Weil ihre Felder meist unfruchtbar sind, so legen sie sich desto eifriger auf die Flachsarbeit, das Leinweben, und besonders auf das Bleichen, in welcher Absicht ihnen eine Menge roher Waare zugeführt wird. Auch durch dieses Dorf fließt ein Bach, der nicht weit von demselben in den
Poper fällt. Die hiesigen Evangelischen sind nach
Toperz gepfarrt.
46.
Matzau, Mátyásfalva, Matjassowce hat meist katholische Einwohner, die Evangelischen aber halten sich zur erstbemeldten Kirche. Die Herren von
Palocsay und
Spielenberg sind die Grundherren.
47.
Mengsdorf, Mengusfalu, Mengussowce liegt an der Poper, die hier eine Sägmühle treibt. Das hiesige Ackerland ist sehr gut, auch die Waldung ganz erheblich, welche die Einwohner, die Slowaken sind, sehr gut benutzen, indem sie
(p 243)
eine Menge der besten Mulden (Tröge) machen, die sie in den benachbarten Orten absetzen. Sie sind der
Mariaschischen Familie unterthan, haben eine katholische Pfarre, die Evangelischen aber sind nach
Bothsdorf eingepfarrt.
48.
Morgenröthe, Zár, Dzár, ein zwischen Bergen zerstreutes Dorf, wo jeder Hauswirth sein ganzes Feld neben seinem Hause hat, daher oft ein Nachbar mehr als eine Viertelstunde weit von dem andern entfernt ist. Die Einwohner desselben sind der katholischen Religion ergeben und der
Freyherrlich Palocsayische Familie unterthan. Sie haben eine Pfarre, reden und leben pohlnisch. Ihre Nahrung bringt ihnen der Ackerbau, der wegen der Fröste nicht selten misräth sehr karglich. Sie haben aber in ihren Wäldern viel Buchenholz, welches sie weit und breit an die Wagner und andere Holzarbeiter absetzen, auch ziehen sie nebenher Schaafe und Rinder mit gutem Erfolge. Das königliche
Dreißigstamt in
Käßmarkt hat hier ein Filial.
49.
Mühlenbach oder
Millebach hat deutsche Einwohner, die noch die alte
(p 244)
Sächsische Sprache reden, und sich, da ihr Feldbau nicht sonderlich geräth, größtentheils von der Flachsarbeit und Leinweberei nähren. – An diesem Orte liegt ein schöner Fichtenwald, der Mühlenbacher Busch genannt, und durch den Ort selbst fließt ein aus dem
karpatischen Gebirge sich herabstürzendes Wasser, das man den Mühlbacher Graben nennt, welches oft sehr stark anschwellt und nicht weit davon von der
Poper verschlungen wird. Die Pfarre gehört den Katholischen, die Evangelischen aber sind nach
Matzdorf eingepfarrt, und beyde dem gräflich
Cschakischen Hause unterthan.
50.
Neere, ader
Nehrn, Sitrassia, ein kleines Dorf, der
Horvath- Sztansitzischen Familie gehörig. Ehedem war es ein Eigenthum derer von Warkotsch, da sich diese aber in den Zapolyischen Unruhen durch Untreue an den
König Ferdinand verdächtig machten, schenkte es derselbe 1557 den berühmten helden
Markus Horvath – Sztansits, der sich besonders durch die tapfere
Vertheiligung der Festung Sigeth so verdient machte, daß er nebst die-
(p 245)
sem und dem Dorfe
Kreuz auch die Würde eines Freiherrn erhielt. Das hier befindliche Kastell ist zwar im alten Geschmack gebauet, die Einrichtung desselben aber ganz modern. Dieser Ort liegt der Stadt
Käßmarkt sehr nahe; und das eine Ende desselben durchschneidet ein schneller Bach, der eine Mühle treibt und sich hernach in die
Poper stürzt.
51.
Netzdorf, Nedeca, hat eine griechisch nicht unirte Kirche und russische Einwohner. Unweit diesem Orte stehet auf einem hohen Felsen ein Schloß gleiches Namens, das sonst auch
Dunawetz, wegen des Flusses, der eben so heißt und dasselbe vorbeyfliesset, genennet wird. Es gehört dem freyherrlichen Hause
Horváth von Palock, und ist dem Verfalle sehr nahe. Bey demselben trift man sowohl auf den Bergen als in den Thälern mineralische Schnecken an.
52.
Osturn, Osturnya liegt jenseits der
karpatischen Gebirge. Es ist ein in die Länge gedehntes zerstreutes Dorf mit
rußnakischen Einwohnern, die sich größtentheils mit der Schaaf- und Rinder-
(p 246)
zucht nähren, nebenher aber auch eine Menge Schindeln machen, dazu ihnen ihre Schwarzwälder das Holz im Ueberflusse darreichen.
53.
Pilchow ein zur
Lublauer Herrschaft gehöriger Ort mit zerstreuten Häusern und ebenfalls rußnakischen Einwohnern.
54.
Rauschenbach, (Ober) Felső Rusbák, Horne Ruzbachy, gehört ebenfalls zur Lublauer Herrschaft, hat einen Sauerbrunnen nebst einem Bade, auch schöne Waldung, aber nur mittelmäßigen Ackerbau.
55.
Rauschenbach, (Unten) Alsó- Rusbak, Dolne Ruzbachy, zur nämlichen Herrschaft gehörig, dabey sich eine katholische Pfarre und eine Papiermühle befindet.
56.
Richwald, oder
Rechwald, eine Stunde vom sogenannten
rohten Kloster.
57.
Relowa, das erste Dorf unter dem Berge
Magura, hat einen unfruchtbaren Boden und die
Almasische Familie zur Grundherrschaft.
(p 247)
58.
Revisk, Revißko, ein geringer Ort mit katholischen und griechischen Einwohnern. Beyde reden pohlnisch, und suchen ihre Nahrung mit Verfertigung allerhand hölzerner Geschirre.
59.
Roks, oder
Rochs, Rakus, Rakusy, und in alten Schriften
Ruchus, war von langen Zeiten her ein Eigenthum der Stadt
Käßmarkt, nach der Zeit aber an verschiedene Edelleute veräußert worden. Es liegt in einer schönen Gegend, hat deutsche Einwohner die sich von dem Feldbau nähren und ein Baad, das gewärmet wird.
60.
St. Girgen, St. György, ist vielherrisch und die Einwohner meistentheils der evangelischen Lehre zugethan, die nach
Toperz eingepfarrt sind.
61.
Schlagendorf, (Groß) Nagy-Stalok, Welky Slawkow, hat schöne fruchtbare Felder, gute Weide, und an
karpathischen Gebirge dicke Wälder. Der hier befindliche Sauerbrunn führt Eisenvitriol mit sich, und ist wegen seines guten Geschmacks sehr beliebt. Je heiterer der Himmel und je wärmer die Luft ist, desto
(p 248)
durchdringender ist auch derselbe; weil dieser Brunn aber von den umliegenden Ortschaften zu weit entlegen ist, so wird er auch nicht nach Verdienst gebraucht. – Auch durch diesen ziemlich großen und volkreichen Ort fließt der Rotbach, der aus den
Karpaten kommt und unweit
Matzdorf in den
Poper fällt. Die Einwohner desselben reden ebenfalls noch die alte Sächsische Sprache, sie sind größtentheils Evangelisch, und haben seit 1786 eine Kirche, zu der die Neuwalldorfer eingepfarrt sind. Die Katholischen haben ebenfalls eine Pfarre. Der Ackerbau der hier sehr fleißig getrieben wird, die Flachsarbeit und das Brantweinbrennen verschaft ihnen sehr gute Nahrung. – Im Jahre 1768 ward dieser Ort durch einen Wetterstrahl angezündet und gänzlich in die Asche gelegt; er hat sich aber nun schon so weit erholet, daß sich die meisten seiner Einwohner wieder in ziemlich guten Umständen befinden. Er gehört in den so genannten Eilfstädten und folglich der gräflich
Cschákischen Familie.
(p 249)
62.
Schlagendorf, (klein) Kis-Sralok, Maly Slawkow, ist der Stadt
Käßmarkt unterthan, die es von dem
Könige Mathias Korvin nach den gedämpften hussitischen Unruhen erhalten hat. Der Ort ist eben nicht groß, hat aber guten Ackerbau von dem sich die Einwohner nebst der Viehzucht und Schäferey nähren. Sie sprechen pohlnisch und waren ehedem ihren Räubereyen wegen bekannt. Jetzt aber werden sie immer gesitteter und weil sie mit lauter Deutschen umgeben sind, mit ihnen auch viel Umgang haben, fangen sie auch an deutsch zu reden. Durch das Dorf fließt ein Bach, der sehr reich an guten Krebsen ist, und bey Käßmarkt von der
Poper verschlungen wird.
63.
Schwarzberg, Tekete Hegy, Cerna Hura, hat ebenfalls pohlnische Einwohner, die eben so kümmerlich wie in den benachbarten Ortschaften ihr Fortkommen suchten.
64.
Stein, Kamionka gehört zur
Lublauer Herrschaft und hat
rußnakische Einwohner, die ihre Kirche haben, sich mit dem Ackerbau und der Wiehzucht, zum
(p 250)
65.
Stollen, Stolle, Stohla ist das erste Zipserdorf das durch den
Poperfluß benetzet wird. Gegenwärtig ist es ein Eigenthum der
Mariaschischen Familie, in dem vierzehnten Jahrhunderte aber gehörte es den
Benediktienermönchen, von deren Abtey noch einige Ueberbleibsel am Fuße der
Karpaten übrig sind. – So wie das Dorf nur klein ist, so hat es auch nur ein kleines Feld, aber desto erheblichere Waldungen, in denen man noch viele
Lindbäume (Pinus Cembra) antrift. Die slowakischen Einwohner sind meist starke gut gewachsene Leute; sie machen eine Menge hölzerne Tröge, und neben den Ackerbau fangen sie auch zuweilen junge Bären, Fischotter, Dachse und Murmelthiere. – Die Evangelischen gehen nach
Bothsdorf in die Kirche.
66.
Treibs, oder
Tripsch, liegt an der
Bialka hinter dem Berge
Magura. Es gehört der Baron
Palocsayischen Familie, ist sehr groß, und mit einer katholische Pfarre versehen. Im Jahr 1787 ist dieser
(p 251)
67.
Toperz, Toporzinum, Toporcz, ein weitläufiges der
Görgeischen Familie eigenthümliches Dorf. – Im Jahr 1256 war hier noch ein düsterer Wald, den
König Bela der Vierte dem Grafen
Jordan, einem Sohne Arnolds, der als Stammvater der so lange in Zipsen blühenden Görgeischen Familie angesehen wird, für seine treuen Dienste geschenket hat. Und eben auf dieser Stelle stehet neu
Toperz welches ziemlich groß, mit einem Kastelle und einigen schönen adelichen Freyhöfen versehen ist. Das Erdreich ist für den Ackerbau zu mager, doch nicht für Flachs und Rüben. Ausser einigen wenigen deutschen redet hier alles pohlnisch.─Die Katholischen haben hier eine Pfarre, die Evangelischen aber eine schöne durch
Artikularfreyheiten bestätigte Kirche. * ─ Der
* Dazu Sz. György, Holomnicz, Maldur, Bussocz, Totfalu, Viborna, Krigh, Lipnik, Haligocz, Lechnitz, O-falu, und Matyusfalva, als Filiale gehören.
(p 252)
hiesige Sauerling ist von sehr gutem Geschmacke.
68.
Vorberg, Forwerk, ein auf dem Gebiethe der Stadt
Käßmarkt und am Fuße des
karpathischen Gebirges stehendes kleines Dorf, mit deutschen Einwohnern, sehr eingeschränkten aber guten Ackerbau und nützlichen Waldungen.
69.
Walldorf, Alt Waltdorf, Ó Lessna, Stara Leßna, ebenfalls ein nur kleines Dorf am Gebirge, das ganz mit Kieselsteinen, die mit dem Kahlbache herabrollen, angefüsset ist. Die Einwohner, welche Deutsche sind, leben von einem mittelmäßigen Ackerbau und der Gemsenjagt. Das hiesige Feld ist nur gering, die Viehweide aber und die Wälder desto beträchtlicher. Der Ort hat seine Grundherrschaft in
Lomnitz und
Hunnsdorf.
70. –
Neu Walldorf, Uj-Lessna, Nowa Leßna, liegt zwischen
Groß Schlagendorf und
Mühlenbach. Die eine Hälfte dieses Orts gehört der
Bersewitzischen, der andere aber der
Horwath-Stanschitzischen Familie. Weder ihr Feldbau noch ihre Waldung sind sonderlich beträcht-
(p 253)
lich, und daher suchen die Einwohner, welche Deutsche sind, mit dem Fuhrwesen der Gemsenjagd, und dem Handel mit Flachs und anderen Kleinigkeiten sich im Lande durchzubringen. – Die hier wohnenden Evangelischen sind nach
Groß-Schlagendorf eingepfarrt.
71.
Windschendorf, Tot-Falva, Slowenska Wes, und vor Zeiten
Villa Slavonikalis, ist ein grosses, mit vielen Edelleuten und adelichen Höfen besetztes Dorf der Schwabischen Familie. Es hat ein weitläufiges, aber wegen des sehr steinigten Bodens größtentheils unfruchtbares Feld, auch nicht die besten Waldungen. Die Einwohner sind Slowaken, aber wie man hier nennt Windische, von denen auch der Ort seinen Namen hat. Sie reden ihr Slowakisch meist nach der Pohlnischen Mundart, und nähren sich nebst dem geringen Ackerbau mit der Leinweberey. – Die hiesigen Evangelischen sind nach Toperz eingepfarrt.
(p 254)
II. Der zweite Bezirk,
Processus secundus
Läuft bis an die
Gömörer Gespanschaft, hat größtentheils Slowaken nebst einigen Russen und Deutschen zu Einwohner; die eine
königliche Freystadt, zwey Marktflecken einen Bergflecken und 48 Dörfer bewohnen.
Die erste ist
Leutschau, Leutschovia, Losce, Lewocze. Sie hat ihren Nahmen von einer Warte, von der die Einwohner sehr weit umher sehen konnten, als sie nach dem Abzuge der
Tartaren im Jahre 1245 diesen Ort zu bauen angefangen haben. Diese Stadt ist regelmäßig angelegt, und steht in einer überaus schönen und reitzenden Gegend. Wie sehr sie einst befestigt war, läßt sich aus den itzt schon größtentheils verfallenen
Mauren, Thürmen und Wällen schließen. Der tiefe Graben um die Stadt ist zum Theile ausgeschüttet, zum Theile aber mit Waidenbäumen besetzt worden. Da sie größtentheils auf dem Rücken eines Hügels liegt, so ist sie auch
(p 255)
ziemlich uneben und hat in einigen Gassen statt des Steinpflasters lebendige Felsen, daher auch diejenigen welche sich abwärts ziehen, sowohl zum Gehen als Fahren sehr unbequem sind. Aber desto schöner und ansehnlicher ist der Hauptplatz, oder den so genannte Ring, der ein großes längliches Viereck ausmacht und auf einer Seite lauter Häuser mit offenen Schwiebbogen (Lauben) hat, unter denen man bey regnerischen Wetter trocken gehen kann. Außer zwey Eisternen stehet auf denselben die dem
H. Jakob geweyhte und 1249 vollendete Pfarkirche. In derselben stehet man die Grabsteine der Grafea Turzo (Turzo*) und eine vortrefli-
* Nämlich Johann Turzo von Bethlehemfalva, der Vater von fünf Söhnen, des Stanislaus Bischof zu Olmütz Johann Bischof zu Breslau, Georg Präsekt sämmtlicher Bergwerke in Ungarn, Alerius des Königs Ferdinand Stadthalter und Johann Graf der Zipsergespanschaft war. Er starb 1508. –
2) Alexius der Erste, des vorhergebenden Sohn, Judex Kuriä und königlicher Stadthalter, gestorben, 1543. --- 3) Johannes des Zweyten, des Zipser Komitats Oberge-
(p 256)
che Orgel, die mit Recht für die größte im Lande gehalten wird; sie hat aber durch öftere Feuerstbrünste sehr viel von ihrem äußerlichen Ansehen verloren. Die Sakristey und die Bibliothek sind 1647 mit Kupfer gedeckt worden.
Auf der Nordseite dieses Platzes stehet ein altes Gebäude, das ehedem zur Niederlage diente, itzt aber für die Normalschulen eingerichtet worden. – Das
Rathaus, welches unweit der Pfarrkirche gegen Mittag stehet, giebt diesen Platze sein geringes Ansehen. Die Rathsherrn hatten vor Zeiten die Gewohnheit auf denselben nach sächsischer Art bemäntelt zu erscheinen, welche aber schon lang
span, gest. 1558. --- 4)Alexius des Zweyten. gest 1594. ---5) Christoph der Freyherr, erblicher Obergespann des Zipser und Scharoscher Komitats und königlichen Kämmerer war. Er starb 1616, im 31igsten Jahre seiner Alters.--- 6) Stanislaus, war schon Graf, des Königreichs Palatin, des Zipserkomitats Erdobergespan, taif. Königl. geheimer Rath und Stadthalter des Königreichs Ungarn, starb den ersten May 1625 im 50zigsten Jahre seines Alters.
(p 257)
abgeschaffet worden. – Unter den größeren Gebäuden zeichnen sich die beiden Kasernen aus, deren die eine für die Besatzung, die andere aber für ihre Offiziere bestimmt ist.
Die Stadt hat drey Thore, von denen das eine Nordostwerts das andere Südwestwerts, das dritte aber zwischen diesen beiden gegen Morgen steht, und nur den Fußgängern dienet. Sie heißen das Ober-Unter – und Mittelthor. – Noch sind hier zwey Kirchen, davon die eine dem
H. Geiste,
die andere aber der heiligen Jungfrau gewidmet ist. An der ersten stehet das Minoritenkloster, an dem letzteren aber hatten die
Jesuiten ihr Kollegium und die Schulen, die itzt die Minoritenmönche in einem neu aufgeführten Gebäude besorgen. – Das adeliche Konvikt, welches aus einen Kloster der
Karthäusermönche entstanden, hat ebenfalls ein gutes Ansehen. – Noch befindet sich eine dem H. Laurentius geweyhte Kapelle innerhalb den Mauren der Stadt.
(p 258)
Vor dem Mittelthore haben auch die Augsburgischen Konfessionsverwandten ihre Kirche * und ein Gymnasium, nachdem sie beide, die sie in der Stadt hatten, im Jahre 1687 den Katholiken abtreten mußten. Den Gottesdienst versehen zwey deutsche und ein slowakischer Prediger, welcher letztere zugleich in dem Gymnasio docirt.
Die gesitteten Einwohner dieser Stadt sprechen rein deutsch, daher auch viele ungrische junge Leute hieher kommen diese Sprache zu lernen. Außer der Kaufmanschaft und verschiedenen Professionen, nähren sich die meisten vom Ackerbau, der des steinigten Bodens ungeachtet, ziemlich gut geräht. Die Erbsen, die hier herum gebaut werden, sind von vorzüglicher Güte und Größe. – Es wird hier auch viel Meth gesotten, der im ganzen Lande für den besten gehalten, und stark nach Pohlen und Schlesien verführet wird.
* Sie hat folgende Filiale: Donnersmarkt, Abrahamßdorf, Willkutz, Kuriman, Pickfalwa, Hradisko, Drawetz, Dworetz und Görgö
(p 259)
Die wiederholten Versuche auch hier Bergwerke zu bauen, sind bisher immer mißlungen; es haben aber viele hiesige Partikullers ihre Bergwerke zu
Poratsch,
Slowinka und
Neudorf, so wie auch Weingärten in dem
Tokajer Gebirge. Die Sachaafzucht wird von vielen mit Rußen getrieben. – An der Mittagsseite unweit der Stadt befindet sich ein Steinbruch, dessen Steine überaus fest und dauerhaft sind, auch aller Witterung widerstehen; daher von denselben Thür- und Fenstersteine auch Schulen und Statuen gemacht und weiter verführet werden. – An die Acker und Wiesen dieser Stadt schließt sich eine sehr schöne Waldung. Gegen Abend umfließt sie ein kleines Wasser, das bey starken Regengüssen große Verwüstungen anrichtet, und ausser diesen wieder so stark abnimmt daß nicht nur die Mühlen, deren ausser einer Roßmühle stehen sind, ins Stecken gerathen, sondern auch das durch Kanäle in die Stadt geleitete Wasser mangelt, indem das aus den Brunnen sehr viel Salniter enthält, und zum Trinken
(p 260)
gar nicht gebraucht werden kann. Das beste und trinkbareste hat der so genannte Schulerbrunn unweit der evangelischen Kirche, welches häufig in die Stadt geholet wird.
Leutschau hat keine Vorstädte, statt derselben aber Mayerhöfe, Scheunen und anmuthige Gärten. – Sonst befindet sich hier ein königliches Hauptdreyßigstamt, eine Poststation und ein Komitatshaus, in welchem das Archiv aufbehalten und die Versammlungen der Gespanschaft gehalten werden.
Im Jahre 1431 ward diese Stadt ein Raub der Flammen, und 1749 verzehrten diese fast die ganze Stadt sammt allen Kirchen, ihren Thürmen und den kostbaren Ornate derselben. Auch die berühmte Bäuerliche Buchdruckerey gieng dabey im Rauche auf. – Schon 1752 ward sie wieder durch dieses Element in Schrecken gesetzt und einiger ihrer Häuser beraubt. – Hierher bestimmte der ungrische
König Wladislaw der zweyte im Jahre 1493 eine Zusammenkunft mit dem Pohlnischen Könige Johann Albrecht und seinem Schwa-
(p 261)
ger dem Markgrafen von Brandenburg, und mit ihnen ein Bündnis zu schließen. – Im Jahr 1601 ward sie von den
Hayduken, ein Jahr darauf von Siegmund Bathori geplündert; 1605 aber vom
Botschkai, und 1619 vom
Bethlen eingenommen. Im Jahr 1674 wurden hier die Misvergnügten geschlagen, sie eroberten aber 1703 diese Stadt, bis 1710 wieder an die Kaiserlichen übergieng.
Das Wappen der Stadt zeigt im Schilde zwey gekrönte Löwen, die ein silbernes Patriarchenkreuz halten; auf dem gekrönten Helme aber eben ein solches Kreuz nebst zwey Muschelschaalen. – Die Seelenzahl derselben beläuft sich auf 4600. – Die zur Stadt gehörigen Dörfer sind:
Burgerhof,
Zawada, Koperrohren,
Kuntschopchen,
Torissa,
Langwart und zwey Mayereyen mit der Aderitz. – Von hier bis
Eperies zählt man sechs, bis
Kaschau aber zehn Meilen.
Die Marktflecken dieses Bezirks sind:
1.
Donnersmarkt, Csötörtekhely, Cwertek, Quintoforum, sonst auch
Fanum Sti. Ladislai, liegt eine Meile von
Leutschau
(p 262)
und hat nebst einer katholischen Pfarre auch ein Minoritenkloster. Die hier wohnenden Evangelischen sind nach
Leutschau eingepfarrt. Die Zipserkammer, welche nach der Zeit auf
Kaschau verlegt und 1774 in eine Administration verwandelt worden, hatte vorher ihren Sitz in diesem Orte, der auch das Stammhaus der Grafen von Henkel ist. Er hat slowakische Einwohner und sieht gegenwärtig so schlecht aus, daß man nicht einmal Spuren von einer ehemaligen Kammer wahrnehmen kann. Das schönste ist die Kirche, nebst der hart daranstehenden Kapelle, welche nach Gothischer Art erbauet und mit rothen Dachziegeln gedeckt ist. Unter derselben stehet eine eben so große Kapelle, welche das Licht durch liegende Fenster erhält. Diese unterirdische Kapelle ist ganz artig geschmückt und mit schönen Geräthschaften versehen, das Thor aber das sehenswürdigste. Es ist aus Stein gehauern und eyne Wändpfeiler ganz frey als wenn es in der Luft schwebte. In dieselbe ist nicht bloß ein Eingang aus der Kirche, sondern auch ein unterirdischer Gang aus gedach-
(p 263)
tem Minoritenkloster, der überwölbt und mit einer ausgeführten Laterne, durch welche das Licht in diesen Gang fällt, versehen. – Diese Kapelle glaubt man, soll von der
Königinn Elisabeth, so wie die
Zipser Kapitel – und die Kaschauer Hauptkirche erbauet worden seyn. – Diesem Orte giebt das grosse Minorithenkloster und das gräflich Cschakische Kastell in der Ferne ein gutes Ansehen, in dem diese beyden Gebäude etwas erhöhet liegen. – Er gehört unter die so genannten Eilfstädte und war ehedem eine von den vier und zwanzig Regalibus. Der hiesige Ackerbau ist sehr gut und die Waldungen sind nicht minder erheblich. Die Hundert, welche hier eine Sägemühle treibt benetzt diesen Flecken.
2.
Schmegen, Smissan, an eben dem Flusse eine Stunde von
Iglo. Er erhielt erst 1780 die Marktfreiheit, ist mit einer katholischen Pfarre und einem königlichen Salzeinnehmeramte versehen. Die hiesigen Einwohner sind von gemischter Religion und Nation, davon aber die Deutschen die Slowaken an der Zahl über-
(p 264)
treffen. Ihre Nahrung ist der Ackerbau und einige Handwerke. – Auch dieser Ort gehört unter die Eilfstädte und folglich der gräflich
Cschakischen Familie, von der
Graf Stephan hier ein schönes Gebäude mit einem Garten angelegt hat.
Der Bergflecken aber:
Wagendrüßel. Dieser baut Eisen größtentheils aber Kupferbergwerke und ist mit einem Bergamte versehen. Er liegt an dem Flusse Göllnitz und hat die königliche Kammer sowohl als die
Mariaschische Familie zur Grundherrschaft von welcher jeder Theil die Hälfte besitzt. Die Einwohner bekennen sich alle zur Augsburgischen Konfession, und haben eine Kirche, zu der sich auch die in Grillbach und
Heitlschik halten. Die Hauptkirche aber besitzen die Katholischen. Sie nähren sich vom Berg-Feld und Flachsbau, und viele unter ihnen sind Schmiede, die besonders viele eiserne Löfel machen und in den umliegenden Gegenden verschleißen.
Die Dörfer endlich:
1.
Autz, oder Drautz, Darócz, Drawec, der Stammort der
Drawetzkischen
(p 265)
Familie, hat guten Feldbau und schöne Schaafzucht. Die evangelischen Einwohner desselben sind nach
Leutschau eingepfarrt. – Bey demselben hatten sie Kreuzherren seit 1288 eine dem heiligen Anton gewidmete so genannte Präceptur bis zur Hälfte des sechzehenten Jahrhunderts, da ihr Kloster durch Kriege gänzlich gestöret worden, und seit dem im Schutte lieget.
2.
Birndorf, Körtvélyes, Hrussow, liegt drey Stunden von
Iglo und Nordwerts unweit dem Kapitel. Es gehört der
Tökelischen Familie hat in seinem Umfange einige adeliche Höfe und slowakische Einwohner, die sich vom Acker – und Flachsbau nähren.
3.
Brüglsdorf, Gebelfalva, Buglowce, ein ganz geringes Dorf eine Stunde von Leutschau, dem
Zipserkapitel unterthan. Bey demselben ist ein berühmtes Kaltbaad,
Baldowek, Baldocz genannt, welches auf
gräflich Cschakischen Grunde steht und mit schönen Wiesen umgeben ist.
4.
Bürgerhof, Dworec, ein kleines der Stadt Leutschau gehöriges Dorf mit deutschen sowohl katholischen als evange-
(p 266)
lischen Einwohnern, die beiderseits in
Leutschau eingepfarrt sind.
5.
Damansdorf, Dománfalva, Domanowce eine Stunde von Leutschau zwischen Hügeln in einem Thale. Die Einwohner sind Slowaken, die vom Feldbau leben und der Cschakischen Familie unterthan sind.
6.
Diensdorf, Danisócz, Danissowce eine Stunde von
Iglo und eine der Eilfstädte, dessen Grundlage noch deutlich zeigt, daß es ein Städtchen war. Die Einwohner reden die slowakische Sprache, haben auch schöne Viehweide und guten Ackerbau.
7.
Dirn, Odorin, liegt zwischen Neudorf und
Kirchdrauf, gehört ebenfalls unter die Eilfstädte, ist sonst aber ein ganz unbedeutender Ort. Die Einwohner sind katholisch und nähren sich vom Ackerbau.
8.
Dolan, Dolyan, zwischen Leutschau und dem
Zipser Kapitel in einem mit Hügeln umgebenem Thale. Es hat einige adeliche Freyhöfe und die
Tökelische Familie zur Grundherrschaft.
(p 267)
9.
Emaus, Arnoldfalva, ein ganz kleines Dörfchen zwischen
Donnersmarkt und
Schmegen in einer Ebene. Hat guten und bequemen Ackerbau, gehörte den
Jesuiten, itzt aber ist es dem Studienfond gewidmet.
10.
Fabrichsdorf, oder
Farksdorf Farkasfalva, Farkassowce hat seine Lage zwischen lauter Feldern, und ist zwey Stunden von
Käßmarkt entfernt. Es sind hier verschiedene Grundherren, auch guter Ackerbau und eine katholische Pfarre. Die Einwohner sind Slowaken, von denen die der Augsburgischen Konfession zugethan sind, sich zur Menhardsdorfer Kirche halten.
11.
Gorg, Görgö, Harhow, eine Stunde von
Leutschau gegen das Kapitel, der eigentliche Stammort der
Görgöischen Familie. Er hat schöne Acker und Wiesen und baut vortreflich schmeckende Karpellen. Es ist hier eine katholische Pfarre, die Evangelischen Einwohner aber sind in Leutschau eingepfarrt.
12.
Gränz, oder
Gränitz, Granitzium, Gronicz, Granownica. Den deut-
(p 268)
schen Namen
Gränitz scheint dieses Dorf daher erhalten zu haben, weil es an den
Gömörer Komitat gränzt. Es liegt in einer angenehmen Gegend in dem sogenannten Schaweiker Grunde. Von der Mittagseite wird es von einem Bache durchströmt, der eine Mühle treibt, Forellen nährt und in den
Hernat fällt. Ehedem bewohnten es Deutsche, die aber ihre Muttersprache schon lange vergessen und die Slowakische gelernt haben. Es ist hier eine katholische Pfarre, die Evangelischen aber halten sich zur Bothsdorfer Kirche. Der hiesige Ackerbau ist nicht allzueinträglich, desto ergiebiger aber sind die schönen Waldungen für den Grundherren, welches der Zipser Bischof ist.
Halmsdorf auch
Balmsdorf, Villa palmarum Harikowce, eine der eilf- und ehemaligen vier und zwanzig Städte zwischen
Leutschau und
Iglo in einem anmuthigen Thale. Es hat deutsche Einwohner die sich von der Viehzucht und dem Ackerbau nähren. Die Pfarre gehört den Katholischen und die Stadt Leutschau hat nicht weit davon eine schöne Mayerey.
(p 269)
14.
Hansdorf oder
Gansdorf, Gánocz, Ganowce liegt in einer Tiefe zwischen
Leutschau und
Georgenberg an der Landstrasse und gehört der
Mariaschischen Familie. Die hiesigen evangelischen Einwohner sind nach
Bothsdorf eingepfarrt. – Nicht weit von diesem Orte entspringt ein Sauerwasser; das ein kalkichtes Bittersalz enthält und in der Säure des Magens sowohl als der Gedärme, in Wechselfiebern und mehr andern Krankheiten gute Dinge thut. Man braucht es zum Baden, aber nicht zum Trinken, weil es im Winter warm, im Sommer aber laulicht und sehr ekelhaft ist. Das saure Wasser, welches zum Trinken gebraucht wird, quillt in dem gleich dabey liegenden Dorfe
Filitz, das allem Ansehen nach nicht sowohl Bittersalz als Eisenocker mit sich führt, und besonders bey der Quelle überaus schmackhaft ist. – Die Quellen dieser Brunnen haben sich nicht nur selbst mit einer Mauer eingeschlossen, sondern es werden auch die in die Erde gemachten Kanäle immer mit einer Steinrinde ausgefüllet; daher man auch viele industrierte
(p 270)
Steine findet. – Der hiesige Feldbau ist größtentheils bergicht, auch die Waldungen sehr gering. Die Einwohner welche Slowaken sind, treiben nebst dem Ackerbau einen kleinen Handel mit Obst und Zugemüsen, das sie aus dem
Gömörer Komitate bringen, und in den umliegenden Städten verschleißen. Einige von ihnen treiben auch das Fuhrwesen, und werden für sehr gute Fuhrleute gehalten.
15.
Haseldorf, Ließkowany, bestehet nur aus etlichen Häusern und gehört der
Mariaschischen Familie. Die evangelischen Einwohner besuchen die Igloer Kirche.
16.
Hrast, Harasat, Hraßce, gehört eben der vorgemeldten Familie, wo auch einige derselben ihren Sitz haben.
17.
Janotz, Ganowec, ein kleines Dorf dem
Zipser Kapitel unterthan. Es liegt an der Leutschauer Landstrasse, hat slowakische Einwohner, die, da sie nur geringen Ackerbau haben, sich meist mit dem Fuhrwerk durchbringen.
18.
Jamnik, eine Meile von
Leutschau. Dieses Dorf schenkte der
König Karl der Erste einem gewissen Kupferstecher Petro ge-
(p 271)
nannt, weil er das ungarische Wappensiegel außerordentlich schön und künstlich verfertigte. Nach der Zeit brachte es die
Stadt Leutschau an sich, von der es die
Pitschkische Familie verschiedene Jahre lang in Versatze hatte. Jetzt gehört es denen edeln von Jony. erblich, worüber der letztverstorbene
Johann Baptist Jony von der höchstseligen
Kaiserinkönigin Maria Theresia für sich und seine Leibeserben eine Donation erhielt, daher sich auch diese zum Unterschied der andern
Jonyschen Linie, mit dem Prädikate von
Jamnik schreiben. – Das Dorf liegt in einer hübschen Gegend, hat ein Kastell und guten Ackerbau.
19.
Kapsdorf, Kaposztafalu, * Hrabussice, eine Stunde von
Iglo, merkwürdig wegen des
Berges auf den sich die Einwohner dieser Gespanschaft ganzer drey Jahre lang aufgehalten haben, als die
Tatarn im Jahre 1242 das Land überschwemmten. Daher auch dieser Berg erhalten
* In alten Schriften heißt es auch Villa Compositi und Brasficale.
(p 272)
hat. ─ Die hier wohnenden Evangelischen sind nach
Iglo eingepfarrt.
20.
Kópern oder
Kúpern, Uloza ein der Stadt
Leutschau zugehöriges Dorf mit
rußnakischen Einwohnern die sich vom Ackerbau nähren.
21.
Kolz, Kolcsva, liegt zwischen Leutschau und dem
Kapitel in einer anmuthigen Gegend der Landstrasse. Es hat guten und fruchtbaren Boden.
22.
Kontschau, unweit Leutschau, hat slowakische Einwohner, die den Ackerbau treiben und der
Tökeischen Familie unterthan sind.
23.
Kubach, in der Schaweiker Herrschaft an dem Flusse
Hernat, in den auch ein aus den Wäldern herabstürzender Bach fällt und durch das Dorf fließt, von dem es unfehlbar den Namen erhalten hat. Es sind hier schöne Waldungen, die aber unter herrschaftlicher Aufsicht stehen. In derselben versuchte man Eisenwerke anzulegen, weil aber der Eisenstein unächt befunden worden, ist das ganze Wert in Stecken gerathen.
(p 273)
24.
Kuhschwanz, Krawian, am Flusse
Hernat, zur vorherbenannten Herrschaft gehörig. Es ist zwar nur klein, hat aber sehr emsige Einwohner, die sich zum Theile auch mit dem Weinhandel beschäftigten.
25.
Kundschebchen, Hradißko, eine Stunde von
Leutschau dahin es auch unterthan is, und die hiesigen Evangelischen zur Kirche gehen. Es liegt an der Landstrasse zwischen
Käßmarkt und Leutschau, hat ein Wirtshaus aber keine Kirche. Der Ort ist nur klein und hat auch ein sehr eingeschränktes Feld.
26.
Kunzendorf, Vilkocz, nicht weit von dem erstbeschriebenen, der
Görgöischen Familie unterthan. Es ist ebenfalls klein und weil es etwas hoch liegt, auch die Luft viel kälter als in den niedern Gegenden ist, so werden auch die Früchte etwas später reif. Die evangelischen Einwohner sind nach Leutschau eingepfarrt.
27.
Kúrn, Kuriman, gehörte ehedem zu den eilf Städten, nun aber ist es in sehr elenden Umständen. Es liegt nicht
(p 274)
weit von
Iglo, hat viele evangelische Einwohner die nach
Leutschau zur Kirche gehen.
28.
Lautschburg, Luciwna, oder nach alten Urkunden
Luchiwa, liegt zwischen lauter Bergen, die aus Granit und Kalkstein bestehen. Der Kalk der von den letzteren gebrannt wird ist vortrefflich. Dieser Ort gränzt an den
Liptauer Komitat, und ist von dieser Seite der letzte in der
Zips. Er liegt an der Landstrasse, hat einen Postwechsel, nebst einem nach
Käßmarkt gehörigen Dreyßigstfiliale. Er ist nicht groß und wird von lauter Slowaken bewohnt, die sich zur evangelischen Lehre bekennen und nach
Bothsdorf eingepfarret sind; gleichwohl haben die Katholischen eine Kirche und Pfarre dieselbst. – Er war ehededem ein tökölisches Gut, kam aber nebst andern Besitzungen dieses Hauses an den königlichen Fiskus, dann an die Stadt Käßmarkt, mittlerzeit aber auch an andere adeliche Familien als eine Hypothek, bis ihn endlich Herr Donat Warady Satmary für sich und seine mündlichen Erben von der höchstheiligen
Maria Theresia als eine
(p 275)
Donation erhalten hat. – Die dazu gehörigen Waldungen sind in gutem Stande, die Weide, besonders für die Schaafe vortreflich, und daher auch die hier verfertigten Käße vor vielen andern in der
Zips den Vorzug verdienen. Der Ackerbau ist wegen des steinigten Bodens sehr schlecht, und daher suchen die Einwohner durch das Fuhrwesen ihr Fortkommen zu erleichtern. – Mitten durch das mit Kieselsteinen angefüllte Dorf, fließt das so genannte
Lautschburger Wasser, welches aus den nahen Gebirgen kömmt, und bey starken Regengüssen meist so plötzlich anschwillt: daß, ehe man sichs versieht, alles was demselben nahe ist im Wasser steht, und was nicht steht genug ist von dem Strome weggerissen wird. Es läuft aber auch gar bald wieder ab und vereiniget sich bey dem
Berge Baba mit der
Poper. – Vor einigen Jahren machte man auch hier einen Versuch Bergwerke anzulegen; es zeigten sich auch bald am Tage hoffnungsvolle Anbrüche, sowohl auf Bley als Silberhaltiges Kupferärz mit Lasur und Berg-
(p 276)
grün; nachdem man aber durch viele Besuche erfahren, daß sich in der Tiefe alles ausschneide und verliere, auch keinen beständigen Gang habe, so blieb das ganze Wert wieder liegen. – Auch wird hier viel von einer Quelle geredet, die zu gewissen Zeiten gediegenes Gold mit sich geführet haben soll; allein, man hat sie alles Suchens ungeachtet nirgends gefunden. – Die Schaafe die auf den hiesigen Bergen und Hügeln weiden, bekommen an den Zähnen einen flüchtigen Goldglanz, der aber von seiner beständigen Dauer ist, und den man nicht ehe wahrnimmt, als wenn diese Zähne sammt dem Kinne gekocht und geröstet werden; sonst aber sieht dieser Anlauf nur schwarz aus.
29.
Letendorf, Letánfalva, Letanowce, hat sehr schöne Felder auf denen viel Korn gebaut wird. Es gehört dem
Zipser Kapitel und hat eine katholische Pfarre. – Hier sieht man noch einige Spuren des
Klosters Johannis Baptistae de Letsánkö das den Karthäusenmönchen gehörte. Sie verließen solches aber um die Mitte des sechszehnten Jahrhunderts,
(p 277)
da die Gebrüder
Mathias und Demeter
Boze, nebst ihrem Spießgesellen
Podmaniczy dieses Kloster unter ihre Bothmäßigkeit brachten, um in demselben wie in
Murány einen sicheren Aufenthalt zu haben und von da aus auf Strassenraub auszugehen.
30.
Lingwart, oder
Längwart, gehört der Stadt
Leutschau von der sie auch nicht weit entfernt ist. Hat slowakische Einwohner, die ein dankbares Ackerland bauen.
31.
Marrdorf, Markusfalva, Markussowce, am Flusse
Hernat, eine Stunde von
Iglo. Es ist der Stammort der
Mariaschischen Familie, davon sie auch ihr Prädikat hat. Es sind hier verschiedene und darunter einige ganz hübsch gebaute Kastelle; auf einer Anhöhe aber stehet die katholische Pfarrkirche. Die hiesigen evangelischen Einwohner, die nebst den Katholischen slowakisch reden, gehen zur Igloer Kirche. Ihr Ackerbau ist sehr gut, die Waldungen für ihre Nothdurst hinlänglich, und der Grasboden erheblich. Die Brücke, die hier über den Hernat führt, ist zwar
(p 278)
nur von Holz, aber sehr gut und dauerhaft gebaut. – Man bricht hier rothen Marmor mit weissen Adern und Flecken. – Das unten beschriebene Dorf
Clepánfalva (Steffensdorf) liegt so hart an diesem Orte, daß man sie schwerlich für zwey Dörfer halten sollte. Sie haben auch einerley Herrschaft.
32.
Poratsch, zwischen
Schwedler und
Wallendorf, von jedem eine Meile entfernt. Hat rußnakische Einwohner, eine unirte griechische Pfarre und ein ergiebiges Kupferbergwerk.
33.
Rosskocz, unweit
Leutschau, hat gute Waldungen, aber elenden Ackerbau und das
Zipser Kapitel zur Grundherrschaft.
34.
Schawnik, Cawnik, am Flusse
Hernat, nicht weit von Leutschau mit slowakischen Einwohnern. – Das dabey befindliche schöne Kastell, welches vor Zeiten verschiedene adeliche Familien bewohnten, ward vor einigen Jahren von dem jüngstverstorbenen Zipser Bischofe Baron von Salpek erneuert und schön meublirt. Ausser andern Bequemlichkeiten hat es auch in dem Umfange seiner Mauern eine Mühle die von
(p 279)
dem
Hornat getrieben wird. – In der Ferne hat dieses Kastell, welches den Namen eines Schlosses mit allem Rechte führen könnte einen vortrefflichen Prospekt. Die in demselben befindliche Kapelle ist von dem Grafen Tököli erbauet und zum evangelischlutherischen Gottesdienste bestimt worden, welcher auch, so lang die
Tökölische Familie dieses Kastell sammt den dazu gehörigen Gütern besaß, hier ausgeübet ward. – Hier war auch ehedem eine berühmte
Zisterzienser Abtey Beatae Mariae Virginis de Candelis genannt, welche 1222 gestiftet worden und unter die sogenannten locá credibilia gehörte. Der innerlichen Unruhen wegen verließ sie der Orden im Jahre 1530 und sie kam in weltliche Hände, in welchen sie so lange blieb, bis sie der Graner Erzbischof
Georg Setsheny für 60000 Gulden erkaufte, und den
Jesuiten zu Gründung eines Kollegiums in
Erlau schenkte. Jetzt gehört sie dem 1776 gestifteten Zipser Bischthume. – Auf dem zwischen
Leutschau und diesem Orte gelegenen Berge Lethon genannt, stand eine Festung, die bey den Einfallen der
Tatarn
(p 280)
ein sicherer Zufluchtsort der Einwohner war, im Jahre 1543 aber geschleifet und die dazu gehörigen Grundstücke dem
Zipser Kapitel geschenket wurden.
35.
Schönau; Niederschönau, Alsó- Sunjava, Wissne Schunjawa, ein mittelmäßiges Dorf, das ehedem den Schawniker
Jesuiten unterthan war, itzt aber sammt der ganzen Herrschaft dem Zipser Bischofe zugehört. Die Lage desselben ist sehr schön, die von der einen Seite mit Wäldern, von der andern aber mit Feldern umgeben ist. – Vor einigen Jahren hat man auch hier im Monate Junius auf den Tannenbäumen einige Spuren des
Manna Calabrico entdeckt.
36. –
Oberschönau, Felsö-Sunjava, Horne Schunjawa, ein kleines Dorf, das den Leutschauer Jesuiten gehörte itzt aber dem königlichen
Fiskus unterthan ist. Es hat weder Waldung noch Wieswachs und wegen dem schlechten Klima auch schlechten Ackerbau.
37.
Schwabsdorf, Svábócz, Schwabowce, ein mittelmäßiges Dorf und er-
(p 281)
hebliches Eigenthum der schwabischen Familie, das aber seit vielen Jahren an die
Horváth Sztansitz verpfändet ist. Die Einwohner sind Slowaken, die ein größtentheils bergichtes Feld bauen, und davon nebst der Flachsarbeit leben. Ehedem war hier ein Postamt, das aber etwas weiter nach
Horka verleget worden ist. Zu der hiesigen katholischen Pfarre gehören noch einige kleine nur aus etlichen Häusern bestehende Dörfer, davon die meisten zu dem Sitze der zehen
Lanzenträger gehören; die Evangelischen aber sind nach
Bothsdorf eingepfarrt.
38.
Sperendorf, Illesfalu, Ilassowce, ist der Sommeraufenthalt des
Grafen Stephan Cschaky, der hier eine kleine Buchdruckerei hat, und in einem nahe gelegenen Kienwalde allerhand Lustgebäude nebst einem
Parnasse errichten, und mit Statuen zieren lassen. Die hiesigen Evangelischen halten sich zur Leutschauer Pfarre.
39.
Steffensdorf, Csepánfalva, Cepanowce, liegt hart an
Marrdorf. Ihre Einwohner sind von der nämlichen Nation und Sprache, haben auch einer-
(p 282)
ley Grundherrschaft und Gewerbe. Die hiesigen Evangelischen sind nach
Iglo eingepfarrt.
40.
Sulm, Sulin, hat sowohl Russen als Slowaken zu Einwohnern, die von der Viehzucht und den beträchtlichen Waldungen leben, und der
Lublauer Herrschaft unterthan sind. Dieses Dorf ist sehr zerstreut, den Gränzen von
Galizien und des
Scharoscher Komitats sehr nahe.
41.
Teplitz, Teplitza, liegt in einer sehr schönen Ebene die von der einen Seite durch Berge, die mit Tannen und Früchten bewachsen sind, eingeschlossen ist. Im Jahre 1569 kam es Pfandweise an die Stadt
Leutschau, nachher aber zur Schaweiker Herrschaft, die itzt dem Zipser Bischthume zugehört. Eben zu der Zeit, als es unter der Stadt Leutschau stand, ward hier die erste Papiermühle in unserm Vaterlande, nämlich 1613 durch den dortigen Stadtphysikus
Samuel Spillenberg errichtet. Das warme Wasser, von dem dieser Ort den Namen hat und hier vorbeyfließt, sich aber unweit
Deutschendorf mit der
Poper vereiniget, mag zu dieser
(p 283)
Mühle die noch in gutem Stande ist, Anlaß gegeben haben. – Dieser Ort hat die Freiheit Jahr – und Wochenmärkte zu halten, von welchen aber die letztern nie in Flor gebracht werden konnten. Das Feld desselben ist eben nicht sonderlich groß, die Waldungen aber desto beträchtlicher, und für die Einwohner überaus nützlich, indem sie eine Menge Holz in den benachbarten Städten verschleißen. Sonst beschäftigen sie sich auch neben dem Ackerbau mit Verfertigung des Branntweins, den sie hernach gleichfalls verführen. Sie reden alle slowakische Sprache, und sind seit einigen Jahren meistentheils der katholischen Religion zugethan. Diese haben ihre eigene Pfarre, die Evangelischen aber gehen nach
Bothsdorf in die Kirche. – In den Jahren 1772 und 73 fanden zwey hiesige Bauern auf einem Acker verschiedentlich gewundenen Golddrath von mancherley Stärke. Ehe man dieses erfuhr, war schon ein guter Theil desselben verschleppt, und man erhielt nur fünf Pfunde davon, die man der königl. ungarischen Hofkanzley einschickte. Die beyden Bauern wurden
(p 284)
nicht nur reichlich beschenkt, sondern auch mit einem jährlichen Gehalt von 12 Dukaten begnadiget.*- In diesem Jahrhunderte legte man auch hier ein Bergwerk an, und setzte die Arbeit einige Zeit auf Kupfer fort, da aber der Erfolg der Hoffnung gar nicht entsprechen wollte, ward die Bewerbschaft müde und ließ den Bau wieder liegen.
42.
Teplitschen, Teplicka, am Flusse
Hernat unweit
Iglo, der
Familie Mariaschi gehörig. Es ist hier eine rußnakische Kirche, sehr schöne Waldung, aber schlechter Ackerbau.
43.
Thomsdorf, Támásfalu, Tomassowce, ist eigentlich nur eine Mayerey
* Dieser Golddrath war nichts anders als das Ueberbleibsel eines ritterlichen Schmuckes aus dem mittleren Zeitalter. Denn in eben der Gegend, wo besagtes Gold gefunden worden, entdeckte man auch zwey mit Inschriften versehene Urnen, daraus man ersah, daß auf den dortigen Gefilden zwey Helden aus der Balasischen Familie, in Verfechtung ihrer geistlichen Sicherheit das Leben verlohren hatten.
(p 285)
mit herrschaftlichen Gebäuden und Kornspeichern versehen.
44.
Toris, Torißka, ein rußnakisches Dorf mit einer griechischen nicht unirten Kirche, an dem Ursprunge der Torissan, die ihn aus diesen Quellen erhält. Es hat gute Bierbrauerey.
45.
Weigsdorf, Vikártócz liegt an dem
Königsberge unweit der
Liptauer Gränze, und des Ursprungs des Flusses
Hernat. Gehört zur Schaweiker Herrschaft, hat schöne Waldungen, auch mittelmäßigen Ackerbau und Grasboden, wovon sich der Ort meistentheils nähret. Die Katholischen haben hier eine Pfarre, die an einem sehr schönen Orte neu erbauet worden; die Einwohner aber reden die slowakische Sprache.
46.
Winderich, oder
Winderik, Widernik, ein kleines aber anmuthiges Dorf unweit
Schaweik. Es hat eine katholische Pfarre, slowakische Einwohner, guten Feldbau, und zwar nur kleine aber sehr gut konserdirte Waldung.
(p 286)
47.
Zawada, gehört der Stadt
Leutschau, von der es nicht weit entfernt ist.
48.
Zawadka, ein griechisch nicht unirtes Pfarrdorf mit rußnakischen Einwohnern, die ehedem meist vom Rauben lebten, nun aber sich auf eine ehrliche Art nähren. Sie machen unter andern eine Art runder Käse die sie Osstevky nennen, und überaus schmackhaft sind; auch verschiedentlich geflochtene Käse, die auswärts für eine Seltenheit gehalten werden.
III. Der dritte Bezirk.
Processus tertius.
Stoßt an die
Scharoscher und
Abaujwarer Gespanschaft und hat sowohl slowakische als deutsche und rußnakische Einwohner, welche sechs Bergflecken nebst 48 Dörfer bewohnen.
Erstere sind:
1.
Einsiedel, Remethe, Mnissek, welcher an der
Gölnitz liegt, eine katholische Pfarre, eine neugebaute evangelische Kirche, deutsche Einwohner und die gräflich
(p 287)
Cschakische Familie zur Grundherrschaft hat. Er ist mit Gebirgen umgeben, die jedoch eine ziemlich weite Ebene zum nöthigen Feldbau frey lassen. – Es befindet sich in demselben ein Bergamt, und die hier gebauten Eisengruben sind sehr ergiebig.
2.
Gölnitz, Golnitzium, ein volkreicher Ort ebenfalls mit einem Bergamte zwischen
Einsiedel und Kreuzbach an dem Flusse gleiches Namens. Das hier gewonnene Eisen ist von besonderer Güte, und das Kupfer wird ebenfalls unter das bessere gezählet. Auch ist hier ein Eisenhammer und eine Drahtfabrik dieses Metalls. Ehedem baute man sehr reiche Silberbergwerke, welches aus einem Diplome
K. Ladislaus des Vierten von 1280 erhellet, in welchem er zu einem
Spitale für Arme und Kranke aus diesen Gewerken hundert Mark Silber anwies. – Die Dominikaner hatten in diesem Orte ein
Kloster, von dem noch Bruchstücke übrig sind. – Sowohl hier als in andern Orten dieser Gespanschaft wird ein Deutsch gesprochen, das von dem in den
Sechszehenstädten sehr unterschieden ist. Die Katholischen sowohl, als die
(p 288)
Evangelischen* haben hier ihre Pfarren und der Ort gehöret ebenfalls der gräflich
Cschakischen Familie.
3.
Krumbach, oder
Krombach, mit deutschen Einwohnern die der nämlichen Familie unterthan sind. Sie haben eine katholische Pfarre, beträchtliche Eisengruben und gute Jahrmärkte.
4.
Schmölnitz, Schmelnitzium, Szomolnok, Smolnik, ein Kammergut, zwey Meilen von
Iglo, eine von
Topschau und eben so weit von
Wagendrüßel, am Fuße des
karpathischen Gebirges. Es ist wegen seiner ergiebigen Kupferbergwerke berühmt und war deswegen schon in den alten Zeiten bekannt. – Unter
R. Ferdinand des Dritten Regierung kam er nebst der Herrschaft
Zips an zwey Grafen Cschaky, die dasselbe unter sich theilten. Als aber einer derselben in die
Tökölischen Unruhen verwickelt ward, bemächtigte sich seines Antheils der königlichen Fiskus, der auch nachher den andern Theil durch einen Tausch
* Filiale der evangelischen Pfarre sind: Prarendorf, Margretsau, Folkmär und Jekelsdorf.
(p 289)
an die königliche Kammer brachte. – Nebst den in den Gruben gewonnenen Aerzen werden auch jährlich bis tausend Zentner Zementkupfer erzeuget. Sonst hat man auch alle Jahre etliche hundert Zentner Schwefel erhalten; da aber die darauf verwendeten Unkosten den Nutzen zu übersteigen anfiengen, die Schwefelbrennerey eingeben lassen. – Hier ist eine Bergwesensadministration, die aus einem Oberinspektor zwey Räthen und sieben Besitzern besteht. Unter derselben stehen die Bergämter
Gölnitz,
Iglo,
Lúblau,
Schwedler,
Wagendrüßel,
Einsiedel,
Krumbach,
Topschau,
Rosenau,
Stooß,
Jaßo,
Ober-und Unter Metzenseifen. Auch befindet sich hier eine Münze in der das meiste Kupfergeld, das sich durch den Buchstaben S. auszeichnet, geschlagen wird, und eine Poststation. Die katholische Pfarrkirche ist ganz hübsch gebauet, der mit einem prächtigen Kupferdache gezierte Thurm aber zu schwach die Glocken zu tragen, daher solche in einem hölzernen Nebengebäude hangen. Die Evangelischen haben auch eine Kirche dieselbst, zu der sich die
(p 290)
Einwohnern
Hutta halten. – Die hiesigen Einwohner sind Deutsche, und wie man leicht erachten kann größtentheils Bergleute, indem sie wegen der Lage ihres Orts zwischen lauter Bergen, gar kein Ackerland haben. – In der Gegend dieses Fleckens fand man im Jahre 1779 einen blaufärbigen Kobold. (Cadmia Vitri coerulei.)
5.
Schwedler, liegt an der
Golnitz und baut ebenfalls Kupferbergwerke. Es hat sowohl eine katholische als evangelische Kirche in deren ersten sich ein sehr gutes Orgelwerk befindet, zu der letzten aber die Einwohner von
Altwasser eingepfarrt sind. – Auch hier ist ein Bergamt und die deutsche Sprache gewöhnlich. – Bey der Hütte werden jährlich mehr als 36000 Zentner Aerz geschmolzen, und bis 2000 Zentner Rosettenkupfer erzeugt. – An dem Terräin dieses Orts liegt auch
Stellbach und Altwasser, zwey Dörfer deren Einwohner von der Kohlenbrennerey leben; von denen die Evangelischen des ersten Orts zur Wagendrüßler Pfarre gehören.
(p 291)
6.
Stooß, vier Stunden von dem vorhergehenden, hat sehr reichhaltige Eisengruben und drey Hämmer, die jährlich fünftausend Zentner Eisen aufbringen. Die Einwohner sind gleichfalls deutsche, die sowohl eine katholische als evangelische Pfarre haben.
Und die Dörfer:
1.
Baldotz, Baldowec, eine halbe Stunde von
Kirchdorf, ist sowohl wegen des Bades als Säuerlinge berühmt. Das Wasser des erstern bricht aus vielen Quellen und wird wegen seiner Farbe meist nur das weisse Wasser genennt. Es setzt in alles was es befeuchtet eine Steinrinde an, welche oft aus den Rinnen geschnitten werden muß. Von den Eisentheilchen die es bey sich führet, hat es eine überaus stärkende Kraft, von der Kalterde aber eine austrocknende, und von dem mit Alkali vermischten Wundersalze eine sehr reißende Wirkung. Wenn es zum Baaden heis gemacht wird, verliert es fast alle diese guten Eigenschaften. – Der Säuerling ist sehr schmackhaft, und wird daher stark getrunken. Der Ort ist slowakisch und
(p 292)
hat eine katholische Kapelle, die zum heil. Kreuz genennet wird.
2.
Beharotz, ein kleiner Ort bey
Kirchdorf, an der Landstrasse die in das
Scharoscher Komitat führet. Er hat Waldungen und guten Ackerbau, von dem die slowakischen Einwohner leben. Sie sind dem gräflich
Cschakischen Hause unterthan.
3.
Brutotz, der
Familie Jáncso gehörig, hat ziemlich gute Waldungen, aber sehr schlechten Ackerbau, daher die Einwohner, welche
Rußnaken sind, die Wiezucht und einen kleinen Handel treiben.
4.
Dubrawa, Dubrawec, unweit
Wallendorf, hat eine katholische Pfarre, beträchtliche Waldungen und eine mineralische Quelle. Auch dieser Ort erkennt die gräflich Cschakische Herrschaft.
5.
Folkmar, eine Stunde von
Gölnitz, hat slowakische Einwohner, einige Eisenwerker, guten Ackerbau und die nämliche Herrschaft. Die hiesigen Evangelischen gehen nach Gölnitz in die Kirche.
6.
Harakotz, am
Gebirge Branisko genannt, an der Scharoscher Gränze. Es gehört der
Familie Petroczy, hat gute
(p 293)
Waldungen und slowakische Einwohner, die von der Schaafzucht und dem Ackerbau leben.
7.
Helzmanotz, ein rußnakisches Dorf mit einer unirten griechischen Kirche und Pfarre an der Gölnitz, eine Stunde von dem Bergflecken dieses Namens.
8.
Hinkotz, Hincowce, eine Stunde von Kirchdorf mit slowakischen und russischen Einwohnern.
9.
Heilcik, ein
Mariaschisches Dorf, dessen Einwohner von Kohlungen leben, und von denen die Evangelischen die Kirche zu
Wagendrüßel besuchen.
10.
Hrissotz, Hrichowce, liegt an der
Scharoscher Gränze an dem Flusse
Hernat, die Einwohner welche der gräfl.
Cschakischen Familie unterthan sind, haben etwas Ackerland und Waldung.
11.
Jablonow, Almás, dem Zipser Bischof gehörig, hat guten Boden, besonders aber sehr fruchtbare Obstgärten.
12.
Jeckelsdorf, Jekelfalva, Jaklowce, an der
Gölnitz und der
Abaujwarer Gränze, hat eine katholische Pfarre, und ist der Stamort der
Familie Jekelfalusy.
(p 294)
Es hat ebenfalls Eisengruben und slowakische Einwohner, die vom Ackerbau leben, und von denen die Evangelischen nach
Gölnitz eingepfarrt sind.
13.
Imrichfalva, und
14.
Istvanfalva, sind zwey in den Wäldern zerstreut liegende gräflich
Cschakische Dörfer.
15.
Kaljawa, liegt an dem Flusse
Hernat und der
Scharoscher Gränze, ein kleiner Ort ohne Waldung, ebenfalls der gräflich. Cschakischen Familie gehörig.
16.
Katton, Katoni, eine Stunde von
Wallendorf, ist auch ganz klein und gehöret dem
Zipser Kapitel. Da der Ackerbau sehr eingeschränkt ist, und keine Waldungen vorhanden sind, so nähren sich die Einwohner von der Leinweberey, und bauen meist das Kirchdorfer Feld. Ihrem Karatter nach sind sie langsam und mürrisch.
17.
Klockenau, auch
Gleckenau, Glukno, Gluknowa, hat eine katholische Pfarre und ein gräflich Cschakisches Kastell.
18.
Kohlbach, unweit
Kirchdorf, gehört dem Zipser Bischofe. Ein kleines Dorf, das in der Ebene dem
Zipserhause gegen-
(p 295)
über liegt. Es hat einen vortreflichen Boden, den die Einwohner sehr gut benutzen, auch nebenher das Fuhrwesen und die Leinweberey treiben, und größtentheils sehr wohlhabend sind.
19.
Koischo, ein rußnakisches Dorf mit einer altglaubigen Pfarre an der Gränze des
Abaujwarer Komitats.
20.
Kolenotz, Kolnowce, ein mit guten Waldungen versehener sehr steinigter Ort, der Wallendorfer Kirche gehörig.
21.
Korotnok, Koritnje, ein Dörfchen, fest unterhalb den Purzelgrunde, oder
Branisko, an der Gränze der
Scharoscher Gespanschaft. Es ist der Stammort der
Korotnokischen Familie, und hat slowakische Einwohner, von denen die Evangelischen nach
Kirchdorf eingepfarrt sind. Sie nähren sich von einem mittelmäßigen Ackerbau, haben auch gute Waldungen und Obstgärten.
22.
Kotterbach, ein
Mariaschisches Dorf unweit
Wagendrüßl.
23.
Krantsch, auch
Ganz, ein kleiner Ort eine Stunde von
Wallendorf ohne Waldungen, der
Familie Goldenfinger
(p 296)
gehörig. Hat fruchtbaren Boden und schöne Obstgärten und slowakische Einwohner, die ihre meiste Nahrung durch die Salzfuhren haben.
24.
Lutscka, bey
Almás im Gebirge, ein kleines mit schönen Waldungen und Obstgärten versehenes Dorf, dem
Zipser Kapitel unterthan.
25.
Margareten, auch
Margaretsau, Margetfalva, Margezani, am Einstuffe der
Gölnitz in den
Hernat, ein der
Jekelfaluschischen Familie zugehöriges mittelmäßiges Dorf mit slowakischen Einwohnern die vom Ackerbau leben. Es ist hier eine katholische Kirche die zur Jekelsdorfer Pfarre gehört, die Evangelischen aber halten sich zur Gölnitzer Kirche.
26.
Mintszent, Biacowce, ein katholisches Pfarrdorf unterhalb dem
Zipserhause. Hart an dem Dorfe ist ein neues prächtig ausgeführtes gräflich Cschakisches Kastell mit einem schönen Garten. Die Einwohner sind wohlhabend, und ihre Nahrung finden sie meist mit dem Fuhrwesen. Es ist hier auch eine Poststation die vorher in
Korotnok war.
(p 297)
27.
Nemessan, zwischen
Leutschau und
Kirchdorf, eine Meile von jedem Orte. Es liegt an der Landstrasse ist nur klein, und der Stammort der
Nemeschanischen Familie.
28.
Olezno, am Flusse
Hernat bey
Wallendorf, der gräflich
Cschakischen Familie gehörig. Hat guten Ackerbau und beträchtliche Waldung.
29.
Olssawica, mit rußnakischen Einwohnern und einer griechisch unirten Pfarre.
30.
Olssawka, unweit Wallendorf mit einem Bade, der Familie Cschaky unterthan. Hat guten Ackebrau und hinlängliche Waldung.
31.
Orzowan, ein kleines Dorf in einer Ebene zwischen Kirchdorf und
Mintszent, der nämlich gräflichen Familie gehörig, hat ebenfalls guten Ackerbau und Waldung.
32.
Pawlan, ist dem Zipserbischofe unterthan, und mit einer katholischen Pfarre versehen. Die Einwohner leben von der Viehzucht und dem Genutze ihrer Wälder, haben aber schlechten Ackerbau
(p 298)
und leider besonders im Winter oft Mangel am Wasser.
33.
Petrotz, Petrowce, nicht weit von dem sogenannten Purzelgrunde in einer Ebene. Es ist der Stammort der
Petrotzischen Familie, und hat slowakische Einwohner die den Ackerbau treiben und von denen die Evangelischen zur Kirchdorfer Pfarre gehören.
34.
Posproß, ein altgläubiges Pfarrdorf mit rußnacken besetzt. Es liegt unterhalb dem sogenannten Wolfsgrunde, hat schlechten Ackerbau und nährt sich von der Wiehzucht und dem Holzhandel. Es ist ein Eigenthum der
Familie Goldensinger.
35.
Poljanka, Polanowec, liegt bey Kirchdorf und gehört der
Familie Feja. Es hat ein bergichtes aber ziemlich fruchtbares Feld, gute Waldungen und eine katholische Pfarre. – Bey einer Kirche auf dem Terrain dieses Dorfs, zu der am Himmelfahrtstage starke Wallfahrten geschehen, wird auch an diesem Tage Jahrmarkt gehalten.
36.
Pongratz, Pongraczfalva, Pon-
(p 299)
gracowce, liegt nahe bey
Mintszent, und ist der nämlichen Familie unterthan. Es sind hier nutzbare Waldungen, eine Ziegelbrennerey und hinlänglicher Ackerbau.
37.
Prakendorf, oder
Prarendorf, unweit Gölnitz, dahin auch die hiesigen Evangelischen eingepfarrt sind. Es ist gräflich Cschakisch und hat einen starken Eisenhammer.
38.
Rips, klein Rips, Alsó-Répás, Male Repasse, hat rußnakische Einwohner und eine griechisch unirte Pfarre. Es wird hier meist Haber gebaut, der aber auch selten reif wird.
39.
Rips, groß Rips, Felsö-Répás, Welka Repasse, hat eine katholische Pfarre.
40.
Richnau, Richnó, Richnawa, am
Fluss Hernat unweit
Gölnitz. Die hiesigen Einwohner sind gräflich Cschakische Unterthanen, und leben vom Ackerbau und ihren Waldungen.
41. 42.
Slowinka, (ober und unter) zwey russische Dorfer mit einer griechisch unirten Pfarre. Hat überaus reichhaltige
(p 300)
Kupferadern, vier Schmelzhütten und einige Eisenhämer. Die Gewerke von den hiesigen Kupfergruben, sind meist Bürger der benachbarten Städte.
43.
Schlauch, Ober Schlauch, Felső Szalok, hat eine katholische Pfarre, eine Papiermühle, etliche Sägemühlen und slowakische Einwohner, von denen die Evangelischen die Kirche in
Kirchdorf besuchen.
44.
Belbach oder
Eilenbach, gehörte ehedem zu den 24 Regalien, alsdann aber ist es mit den Eilfstädten nach vielen Abwechslungen an die
gräflich Cschakische Familie gekommen. Es liegt zwischen
Wallendorf und
Leutschau in einer Ebene, und hat gar kein Ansehen eines ehemaligen Städtchens.
45.
Witkotz, ein dem
Zipserkapitel zugehöriges geringes Dorf.
46.
Wojkotz, hat ein Baad, das aber eben nicht sonderlich berühmt ist.
47.
Zakarotz, eine Stunde von
Gölnitz. Es liegt zwischen lauter Gebirgen,
(p 301)
und wird daher sehr wenig von der Sonne beschienen, hat Eisengruben, schöne Waldungen und die gräflich Cschakische Familie zur Grundherrschaft.
48.
Issebra, Isegre, zwischen
Wallendorf und
Kirchdorf, ein ersterwähnter gräflichen Familie zugehöriges Dorf, mit einer katholischen Pfarre. Nahe dabey ist ein weitläufiges herrschaftlicher Mayerhof mit hübschen Wohnungen, einem Teiche und Garten.
A. Die sechszehen Städte, Flecken.
Sind durch die ganze Gespanschaft zerstreuet und werden von lauter Deutschen bewohnet, die sich größtentheils zur evangelischen Religion bekennen und in den meisten Orten ihre Gottesdienste öffentlich halten. Außer denselben stehen auch in ihrem Gebiethe zwey Schlößer, das so genannte
Zipserhaus nämlich, und das sogenannte Lublauer, deren Beschreibung an gehörigem Orte vorkommen werden. Die Städte sind
(p 302)
1.
Bel, Bela, eine der größten und volkreichsten
Sechszehen Städte, eine halbe Meile von Käßmarkt, dem Dorfe
Kreuz gegen über. Sie zählt beynahe vierhundert Häuser und bis drithalbtausend Einwohner. – Man will zwar aus einem Kirchenbuche behaupten, daß sie vom
Könige Bela dem ersten im Jahre 1072 erbauet worden sey, dem aber die Geschichte widerspricht. – Bela hat schöne und fruchtbare Felder, ansehnliche Wälder und hinlängliche Walde. Zum Handel mit dem benachbarten Pohlen liegt dieser Ort sehr bequem, welchen Vortheil auch ihre Einwohner benützen. Sie treiben zum Theile den Ackerbau, die Flachsarbeit und Branntweinbrennerey sehr fleißig, und viele legen sich auf allerhand Handwerke. *) Man dichtet ihnen zwar allerhand alberne Streiche an, sie ver-
* So ist z. B. ein sehr geschickter Mann Namens Tobias Roth unter ihren Mitbürgern, der im Thurmdecken eine auserordentliche Geschicklichkeit besitzt.
(p 303)
stehen aber die Kunst, den, der sie zum Besten hat, sehr gut abzufertigen. In ihrer Kleidertracht ändern sie nicht leicht etwas von der Mode ihrer Großväter. – Und unerachtet diese Stadt durch öftere Feuersbrünste und Pestseuchen sehr viel gelitten hat, so befindet sie sich dennoch auch izt noch in sehr gutem Zustande. *) Es ist hier eine katholische Pfarre und eine evangelische Kirche zu welcher letztern die Gemeinde zu
Kreuz und
Sztraszka eingepfarrt sind. Man sieht auch noch einige Uiberbleibsel einer andern Kirche die dem H. Valentin gewidmet gewesen seyn soll. Das Rathaus ist gut gebaut und mit einem Archive versehen. Es werden hier 5 Jahrmärkte und die gewöhnliche Wochenmärkte gehalten. Durch die Stadt fließt ein Wasser Marseifen genannt, das aus den karpatischen Gebirgen
* Was sich hier im Jahre 1705 durch eine von sich selbst entstandene Entzündung eines Stückes Erdreichs ereignet hat, kann man in des berühmten Math. Bel Prodromo S. 110 nachlesen.
(p 304)
kommt, drey Getraidmühlen und eine Sägmühle treibt, und nicht weit davon in die
Popper fällt.
2.
Deutschendorf, Poprad, Popradinum, und in alten Urkunden
Villa Theotonicalis. Ihren lateinischen und ungrischen Namen hat sie von dem Flusse der sie bewässert, erhalten. Ihre Ackerbau ist ziemlich gut, ihre Waldungen aber nicht hinreichend sie mit Holze zu versehen, daher sie solches von andern Orten herholen müßen. In dieser mit Nadelholz bewachsenen Waldung findet man eine Art Lawa, die in Stücken verschiedener Größe auf der Oberfläche des Bodens liegt. Sie hat eine aschgraue oder gelblichte Farbe und erhalt von einer anderen Steinart allerhand Streife und Flecken. – In eben diesem Walde fand ein Knabe beym Hausbauen alter Stöcke, in dem Jahre 1774. einen Klumpen Golddrat, 14 Loth schwer. – Schon von mehr als zwey hundert Jahre hat man versucht hier auf Silber und Kupfer zu bauen, diese Versuche noch öfter und noch erst im 1762igsten, und den darauf folgenden
(p 305)
Jahre wiederholet, der Bau aber, weil er ihrer Erwartung nicht entsprochen, aufgegeben. *) Die schönste Gegend des Deutschendorfer Waldes ist das sogenannte Schlößchen, von dessen Anhöhe sieht man bey heiterm Himmel von der einen Seite einen langen Strich der an der Popper liegenden Landschaft, von der andern aber den Lauf des Flusses
Hernad , bis an das berühm- Zipserhaus. – Uiber den Popperfluß ist hier die erste gemauerte Brücke. Im Jahre 1774. erhielt dieser Ort die Freyheit, Jahr und Wochenmärkte zu halten. Die hiesige Papiermühle macht gute Waare, und die Nahrung der Einwohner bestehet im Ackerbau, Brandweinbrennen, Bierbrauen, Leinweben und allerhand Handwerken. Sie sind Deutsche der lutherischen Religion zugethan und haben ihre Kirche. – Die Katholischen haben die Pfarre, die im Jahre 1593. den 17ten August sammt der halben Stadt durch ei-
*) Das mehrere hievon findet man im 42ten Theile des ältern Magazins, auf der 44 und 45igsten Seite.
(p 306)
nen Wetterstral entstandene heftige Feuersbrunst abgebrannt und durch die starken Flammen auch die Thurmglocken zerschmolzen worden.
3.
Durlsdorf, Twarozna, Durandivilla, ist nur durch einen Hügel von
Menhardsdorf abgesondert, hat ein geräumiges aber bergichtes Terrain und einige mit Lerchen und Kinbäume besetzte Waldungen. Der Ort besteht nur aus einigen achzig Häusern, liegt aber in einem anmuthigen Thale, fast in der Mitte zwischen Leutschau und Käßmarkt. Im Jahre 1775 den 1. May ist er bis auf das Wirtshaus abgebrannt, seitdem aber wieder ganz von Steinen aufgeführet worden. Die Einwohner welche außer einigen Handwerken von Ackerbau, der Leinweberey und dem Branntweinbrennen leben, sind Sachsen und der evangelischen Lehre zugethan, wie sie denn auch seit dem besagten Brande eine neue Kirche haben. Die Pfarre aber gehört den Katholischen.
(p 307)
4.
Fölk, Filka, Felka, die größte und volkreichste unter den fünf sehr nahe aneinander liegenden Städten,
Fölk,
Georgenberg,
Mattsdorf,
Deutschendorf, und
Michelsdorf die man das Oberland zu nennen pflegt. *) Sie besteht aus ungefähr 170 Häusern, hat einen ziemlich weitläufigen Ackerbau und Wiesenwachs, der aber wegen dem sandigen Boden eben nicht der fruchtbarste ist. An hinlänglicher Waldung leidet dieser Ort eben so wie die benachbarten Städte Mangel, und daher sind sie genöthiget, sich ihr Bau und Brennholz aus fremden Gebiethen zu verschaffen. – Das so genannte
Fölkwasser fließt mitten durch diese Stadt, treibt eine vortreffliche Getraid- und Sägemühle und ergießt sich sodann bey Georgenberg in den Poperfluß. Die Einwohner die sich mit dem Ackerbau und
*) Sie liegen so nahe aneinander das man von jeder derselben in 15 bis 20 Minuten zu Fusse nach Georgenberg, welches in der Mitte derselben liegt, kommen kann.
(p 308)
Brandweinbrennen, mit der Flachsarbeit und den Handwerken nähren, sind Deutsche und meist der evangelischen Lehre zugethan, haben auch eine geräumige Kirche. Die Pfarrkirche aber die dem H. Evangelisten Johannes gewidmet ist, haben die Katholischen im Besitze.
5.
Georgenberg, Mons Sti Georgii, Szombathely, Spißka Sobota, und in alten Urkunden
Sz. Gyur genannt, liegt in einer luftigen Gegend auf einem Hügel und wird von der Mittagseite durch den Popperfluß bewässert. Sie ward von jeher für die schönste unter den ehemahligen dreyzehn Städten gehalten, und hat beynahe die Figur eines Dreyecks, fast alle Häuser aber sind von Steinen zwey Stockwerke hoch. Ihr ehemaliger
Starost der
Fürst Lubomirsky, hielt sich so oft er in der Zips war am liebsten hier auf. Sie begreift nicht gar hundert Häuser außer einigen wenigen, die gleichsam die Vorstadt ausmachen, ist aber wegen dem beständigen auf und abgehen der benachbarten Einwohner überaus lebhaft. Ih-
(p 309)
re Bürger sind leutselig und freundlich, sprechen schön deutsch und geben sich mit seiner Bauernarbeit ab, sondern treiben allerhand Handwerke und Handlung. Von der Mittagseite kommt man über eine gemauerte und auf drey Bögen ruhende Brücke, neben der ein Hospital stehet, in die Stadt. Auf dem Markt befindet sich die Pfarrkirche mit ihrem Thurme, der Glockenthurm, die Schule und das Rathhaus, und auf dem andern Ende der Stadt ein von Steinen aufgerichte Kirche der Augsburgischen Religionsverwandten. Diese Gemeine ist mit der benachbarten Michelsdorfer vereiniget, die zwar auch eine Kirche, aber mit der ersten einen gemeinschaftlichen Prediger hat. – Die aus lauter Geistlichen bestehende
Josephinische Brüderschaft hat hier ihre Versammlungen und Fundation. Die den 2. May, 1775. ausgebrochene Feuersbrunst hat dieses schöne Städtchen fast ganz zu Grunde gerichtet, und noch ist das schöne Rathaus und der Kirchthurm ein trauriges Andenken derselben. – Es werden hier vier Jahr – und Viehmärkte, alle
(p 310)
Sonnabende aber Wochenmärkte gehalten. Ihr Gebithe ist nur klein und an Waldungen haben sie gänzlichen Mangel.
6.
Kirchdorf, oder
Kirchdrauf, Podhradinum, Szepes- Várallya, Podhradce
ein hübscher wohlerbauter Ort, zwischen dem Zipserhaus und dem Kapitel in welchem die Katholischen sowohl als die Evangelischen ihre Pfarren, die Barmherzigen Brüder aber eine Kirche und ein Spital besitzen. – Zu der evangelischen Kirche sind die in
Petrocz,
F. Szálok und
Korotnok eingepfarrt. Die meisten Einwohner sind Prosessionisten, bräuen aber auch sehr schmackhafte Biere, die ihrer Güte wegen größtentheils in den
Scharoscher Komitat verführet werden. Den ungrischen und slowakischen Namen hat es von dem gleich zu beschreibenden Schlosse, in dem es an dem Fuße des Berges auf dem dasselbe stehet liegt; den deutschen aber weil auf der andern Seite das Kapitel und die Kapitelkirche, die auf einer Anhöhe stehet, bekommen, und heißet daher gemeiniglich Kirchdrauf. –
(p 311)
Oberhalb demselben etwas seitwärts liegt das Schloß.
7.
Zipserhaus, Arx Scepusiensis, Szepes-Vár, Spisky Zamek, welches der ganzen Gespanschaft den Namen gegeben hat. Es stehet auf einem hohen und steinigen Felsen war ehedem eine ansehnliche Festung, die itzt aber dem Verfalle schon ziemlich nahe ist. Einige leiten den Ursprung desselben von den Karpen, andere aber von den Sepiden her. – Bey der kläglichen Verwüstung, welche die
Tartarn in einem großen Theile des Königreichs angerichtet haben, ist es unversehrt geblieben. Dem
Könige Karl Robert diente es zu einem Zufluchtsorte, als er 1312 vor dem
Mathäus von Trentschin zu fliehen gezwungen ward. Bistra eroberte und befestigte dasselbe, Johann Korvin vertrieb ihn aber daraus bald wieder, und er mußte es hernach dem Könige Mathias Korvinus übergeben. – Ehedem gehörte es einigen Grafen, die sich davon schrieben, hernach aber der
Zapolyischen Familie. Aus derselben bewirthete
Stephan, den
König Wladislaw,
(p 312)
als er nach Leutschau reiste hier auf das prächtige dessen Sohn, der berühmte
Johann v. Zapolya erblickte das Licht der Welt in diesem Schlosse und unter demselben hatte es allerhand Schicksale. Denn in dem Jahre 1528 eroberte es der kaiserliche
General Katzianer, nach dem zu Maitzen 1539 geschlossenen Frieden aber erhielt es Zapolya wieder. – Als hernach der
Siebenbürgische Fürst Johann Sigmund ohne Erben verstarb, fiel es dem königlichen Fiscus anheim, von dem es an die
Thurozische Familie kam, und als auch diese erlosch, an den
Andreas Bathori, endlich aber an die gräflich Cschakische Familie, die es auch itzt noch besitzet. – Im Jahre 1604 ward es von dem
Botschkaischen Völkern vergeblich belagert, 1703 aber vom
Rakoczi erobert und erst nach sieben Jahren durch den Grafen von Hartleben wieder eingenommen. –
In einem benachbarten Berge befindet sich eine Höhle, in der das Wasser zur Winterszeit flüßig bleibt, im Sommer aber gefrieret. In derselben halten sich auch eine Menge Papillionen auf.
(p 313)
Auf einem Westwärts gelegenen angenehmen Hügel stehet das Domkapitel, welches von dem H. Martin den Namen hat
(Capitulum Sti Martini de Scepus), im Jahre 1776 aber zu einem Bisthum eroben ward, wozu auch die schöne und einträgliche Herrschaft
Schawnik, welche den Jesuiten gehörte geschlagen worden. Der Bischof hat hier seinen Sitz, und die Kirche, welche gleichfalls dem H. Martin geweihet ist, hat ein sehr grosses Alter und ist der Begräbnisort des berühmten
Stephan von Zapolya, *) nebst andern ansehnlichen Familien. – Das ganze
dieses Kapitels steht einem Städchen ganz ähnlich, ist mit Mauern eingeschlossen,
*) Auf dem Grabmale stehet auf der einen Seite:
Contegitur Stephanus Comes hac Scepusius urna
Qui decns ob patrium mille tropola tulit.
Qui de Stirpe fuit regali conjuge dignus.
Dignus Regnicolis et Palatinus erat.
Una falus regni fuerat, tutela decusque.
Viriutis cujus fama perennis erit.
(p 314)
und hatte auch eine sogenannte Residenz der Jesuiten.
Bey demselben entspringt eine versteinernde Quelle, die sich mit starkem Geräusche ergießt, und überall unter der Erde sich verbreitet. Sie läßt aller Orten einen sehr festen Kufstein zurück, den man zu Gebäuden braucht; daher das Sprichwort entstanden ist; das hier die Häuser aus Wasser gebaut sind. Diejenigen Steine die aus der Erde gegraben werden, verbraucht man anstatt des Kalkes.
7.
Kniesen, Gnaszna, polnisch
Gnazdo, welches in dieser Sprache ein Rest bedeutet ist nunmehr auch eine der sechszehn Zipserkronstädte. Sie ist nur mittelmä-
*) Auf der andern Seite:
Qui duxit fine honore fuos inglorius annos
Ille fibi mortem fentiat esse gravem.
Ast ego, qui fastos implevi ingentibus actis
Quive Palatino culmine clarus eram.
Laeius eo quo fas animas virtute superbas
Scandere magnanimos quo decet ire viros.
Nam licet hic Stephani jaceat sub marmore virtus.
Attamen Hungarico clara sub axe viget.
Mortuus est Anno 1489.
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ßig und wird von deutschen arbeitsamen Leuten bewohnt, die allesamt der katholischen Religion zugethan sind, und hier ihre Pfarre haben. Die Brücke über die
Popper sowohl als die meisten hiesigen Häuser sind von Holz, und da der Ort in einer kleinen Ebene, die von beyden Seiten mit Bergen eingeschlossen ist und etwas niedrig liegt, so ist er auch von von Uiberschwemmungen nicht allzeit gesichert. Doch sind ihre Felder schön und fruchtbar, und ihre Wälder mit Bau- und Brennholz reichlich bewachsen. Es werden daher hier schon Flötze verfertiget und auf denselben auch Weine nach Pohlen auf der Popper geflößt wovon die hiesigen Einwohner neben dem Ackerbau, der Leinweberey und andern Handwerken hinlängliche Nahrung finden.
8.
Laibitz, Leibitzium, Libicza, Lubiza ist eine der ältesten Zipser Kronstädte, welche schon 1204 von Sachsen bewohnt war. Es ist ziemlich weitläufig volkreich und nur eine Stunde von Kaisermarkt entfernt. Ihr Gebieth ist
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ziemlich ausgedehnt, ihr Ackerland weitläufig und ihre Waldungen, die zum Theile von dem Orte eine gute Strecke entlegen sind, sehr ansehnlich. Die Erbsen gerathen hier eben so gut und schön wie in dem Leutschauer Boden. In der Stadt selbst giebt es Tuchmacher, die von hiesiger Schaafwolle Pferdedecken, und allerhand großes, und weiß, schwarz, oder graues Tuch so wie die Natur der Wolle die Farbe giebt, verfertigen, und davon sich die Bauern zu kleiden pflegen. Der Schnupftabak, welcher hier verfertiget wird, findet in der ganzen Gegend sehr viel Beyfall und wird auch in andere Orte vertragen. Das
Laibitzer Wasser fliesset durch einen Theil der Stadt, nährt schöne Forellen und treibt einige Mühlen. Die hiesigen Jahr – und Wochenmärkte, sind wegen der nahen Kaißmarkter von keiner Erheblichkeit. Die Einwohner suchen ihre meiste Nahrung in dem Ackerbau, allerhand Handwerken, und vom Verschleiße des Holzes, das sie nach
Kaißmarkt führen. Die Katholischen haben hier eine Pfarre, deren Einkünfte sich auf 7000 ft.
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belaufen sollen; die Evangelischen aber eine Kirche. – Die Richter dieser Stadt hat von jeher vor allen Richtern
der ehemaligen dreyzehn itzt sechszehn Städten den Rang, und bey allen ihren Versammlungen, nach dem Grafen den ersten Sitz. In den vorigen Zeiten war diese Stadt viel größer und volkreicher, wie denn die Anzahl ihrer Häuser sich auf 800 belief, itzt aber kann man kaum die Hälfte davon zählen. Die Feuersbrünste in den Jahren 1659, 1680, und 1708 haben diesen Ort stark verwüstet und um seine Einwohner gebracht. – Auf dem Gebiethe derselben stehen zwey Dörfer, das Schwefelbad nämlich und
Mayerhöfen.
9.
Lúblau, oder
Liblau, Lublovia, Lublo, Lubowna, ehedem auch
Lublyán, ist seit dem Jahre 1772 ebenfalls eine der
sechszehn Kronstädte. Sie liegt dem Lublauer Schlosse von der Morgenseite gegen über, auf einer reizenden Anhöhe, die der Fluß
Poprad auf der einen Seite bewäßert, und über den eine lange hölzerne Brücke in die Stadt füh-
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ret. Der Ort ist ziemlich weitläufig, hat schöne Privilegien, gute Jahr und Wochenmärkte und besonders zum Handel mit dem benachbarten Pohlen eine sehr gute Lage; wie denn die
Popper hier schon Lasten trägt. Die Felder und Waldungen desselben sind in gutem Stande und verschaffen den Einwohnern neben dem Weinhandel und Handwerken hinlängliche Nahrung. Deutsch wird hier sehr wenig gesprochen, sondern durchaus polnisch und mit dieser Sprache haben die Einwohner auch die Sitten dieser Nation angenommen. Sie bekennen sich zur katholischen Religion, haben eine schöne Pfarrkirche, und in derselben ein wunderthätiges Marienbild, zu dem häufige Wahllfahrten geschehen. *)
Das Lublauer Schloß, Arx Lubloviensis, Lubowenski Zamek, liegt auf einem Berge, giebt in der ferne einen sehr prächtigen Anblick ungeachtet es sich sei-
*) Die Legende von dem nach seinem Tode hier herum irrenden Gasparek kann man in das Math. Bels Prodromo S. 108-109 nachlesen.
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nes gänzlichen Verfalls immer mehr nähert. In dem Jahre 1772 ist es mit der Pudleiner und Lublauer Herrschaft, da es vorher viele Jahre der Sitz des pohlnischen Gouverneurs war, sammt der Besatzung und allen da befindlichen Vorrathe an die ungarische Krone zurück gefallen. – Um das Jahr 1308 soll es von dem
Mathäus von Trentschin so stark befestiget worden seyn, daß
König Karl der Erste Mühe hatte, dasselbe zu erobern. Im Jahre 1433 haben die Hussiten, und 1461 die Völker des Bistra ihren Muthwillen daran ausgeübet. Endlich ist es im Jahr 1553 bey einer plötzlich entstandenen Feuersbrunst sammt allen Archiven und Geräthschaften verbrannt, woselbst der in demselben residierende Gouverneur Stephan Balinémeth, sein Leben auf eine elende Art verlor. Ja noch in den letzten pohlnischen Unruhen 1769 ward es von dem unter dem Marschalle Birzinski stehenden tonföderirten Pohlen angefallen und alles was außerhalb den Ringmauern desselben befindlich war, zu Grunde gerichtet. Aber zum größten Stücke hatte
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der Belagerer weder Mörser noch Kanonen, und die Belagerte kein Pulver; daher waren beyde Partheyen vor aller Gefahr gesichert und konnten einander nicht viel anhaben, bis endlich einige russische Dragoner mit zwey Feldstücken und etlichen Kosacken von der andern Seite des Schlosses plötzlich anrückten, ein paar Schüße thaten, und, sich sehen ließen. In dem nämlichen Augenblicke ward auch die Belagerung aufgehoben. Nach der im Jahre 1772 geschehenen Uibernahme, ward es noch fünf Jahre wie andere Festungen mit kaiserlichen Völkern besetzt gehalten, allein 1777 den 7. August ist die Besatzung auf allerhöchsten Befehl ausgezogen und das Schloß der Civilverwaltung übergeben worden. – Unter der pohlnischen Regierung ward auf dem nämlichen Berge den das Sloß drücket; eine Detonomie angelegt, die sich auch itzt noch in dem beßten Zustande befindet.
10.
Matzdorf, Mathaei villa, Matheocz, Matejowce, liegt nahe an der
Popper. Sie ist zwar klein auch kaum mit hundert Häuser versehen, allein die
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Emsigkeit der Einwohner erhält sie in einem ganz guten Stande. Außer dem Ackerbaue beschäftigten sie sich mit der Flachsarbeit, und brennen, ungeachtet sie das Holz kaufen müßen, viel Brantwein, treiben auch Handel mit Bier und Branntweinessig. Die hiesige, dem H. Stephan geweyhte Pfarrkirche, haben die Katholischen innen, die Evangelischen aber, welcher Lehre fast alle zugethan sind, besitzen eine hölzerne Kirche. Es wird außer der deutschen keine andere Sprache geredet.
11.
Menhardsdorf, Menhardi Villa, Werbow, eine halbe Stunde von
Käßmarkt besteht aus ungefähr 120 Häuser, und hat guten ergiebigen Ackerbau. außer der Feldarbeit ziehen die Einwohner auch starke Pferde. Sie sind deutsche, und die der katholischen Religion zugethan sind, haben eine Pfarrkirche, die Lutheraner aber eine Kirche, zu der die Filiale
Zsakócz und Farkasfalva gehören. Ihre Waldungen sind nur mittelmäßig, in denen man eine Menge
Tartofin, oder
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Hirschschwämme findet, welche in den umliegenden Städten verkauft werden.
12.
Michelsdorf, Michaelis Villa, Sztrasa, ist eine der kleinsten Städte, indem sie nur aus 84 Häusern besteht. Sie liegt auf einem angenehmen Hügel etwas seitwärts der Landtstrasse, hat ziemlich guten Ackerbau, aber keine Weide und keine Waldung. Die Einwohner müßen daher ihr Holz kaufen und ihre Pferde den Sommer über in dem
Gomorer Kommitat auf die Waide schicken. Nebst einigen Handwerken treiben sie auch die Brantweinbrennerey. Die Katholischen haben hier die Pfarre, die Evangelischen aber welcher Religion fast alle Bürger zugethan sind, haben ebenfalls eine Kirche und mit den Georgenbergern einen gemeinschaftlichen Pfarrer. Auch hier wird deutsch gesprochen.
13.
Neudorf, oder
Iglo, Iglovia, auch
Neocomium Nova Wes, liegt an dem Flusse
Hernad, der hier einige Getraidmühlen nebst einer Papiermühle treibt, und gemeiniglich die
Kunert oder
Kundert genennet wird. Die
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Katholischen haben hier ihre Pfarre, die Evangelischen aber eine ganz neu gebaute Kirche, ) und ihre Schulen. Auch hat die königliche Administration der
Sechszehnstädte hier seit 1773 ihren Sitz, und daher das Rathaus an sich gebracht und zu ihrem Gebrauche erweitert. *) Sie ist mit vier Thoren versehen, hat viele schöne und gut gebaute Häuser, die nebst dem an der Pfarrkirche befindlichen, und mit Kupfer gedeckten Stadtthurme, und dem in der Mitte der Stadt neuerbauten Rathause zur besondern Zierde dieses Orts dienen. – Das Gebiethe dieses Orts ist an Waldungen und Feldern
*) Sie hat zu Filialen: Bethlemfalva, Koposztafalva, Vidernik, Machalfalva, Hadusfalva, Szmisán, Markusfalva, Csepánfalva, Lesskovian und Harnikócz.
**) Vor einigen Jahren ward diese Administration abgeschaft, das Provinzhaus verkauft, und diese Städte wieder unter das Zipserkommitat, und dessen Direktion gekommen, nach dem Tode Josephs des Zweyten aber hat sie wieder ihre eigene Regierungsform erhalten.
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sehr ansehnlich und die erstern sind bis an den Topschauer Hotter ausgedehnt. Die Einwohner welche deutsche sind, bauen zum Theil die hiesigen Kupfer- und Eisengruben, theils aber treiben sie den Handel und die Handwerke. –
Die hiesigen Eisen-und Kupfergruben sind ziemlich beträchtlich, und das daraus gewonnene Aerz wird größtentheils nach Schmölnitz gebracht; es sind jedoch hier auch verschiedene Schmelzhütten und ein Bergamt. Im Jahre 1435 ertheilte der
König Siegmund zu Dotis sowohl diesem Orte als den übrigen Zipserstädten neue Privilegien, da ihre alten von den
Hussiten, entweder verbrannt aber zerrissen wurden. –
In der Gegend dieses Ortes findet man allerhand Marmorarten: schwarzen und weißen Adern und Flecken, der eine sehr schöne Politur annimmt; ziegelrothe mit weißen Adern und Flecken; lichtgraue und röthlichgemischten mit blaßgelben Flecken und Metallspuren; grüngesprengten mit weiß, roth und gelb abwechselnden Flecken und Adern; auch aschgraue und
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röthlicht gemischten mit sehr feinen weissen Adern. So trift man hier herum auch vortrefflichen Gipps, und in einem neuangelegten Bergwerke sogenannte Dendriten oder gemalte Steine, auf denen allerhand Gebüsche und Bäumchen überaus schön und natürlich ausgedrückt sind; nicht minder in einem gemeinen Mauersteine den Kern von Muscheln, die wenn sie zerschlagen werden, die deutlichsten Abdrücke von Waidenblättern sehen lassen. – Der berühmte
Doktor und Generalsuperintendent im Hessenschaumburgischen, Hr. Gottfried Schwarz, so wie der berühmte
Rechtsgelehrte Johann Jony, haben hier das Licht der Welt erblicket.
14.
Pudlein, Podolium, Podolinec, ist seit 1772 eine der
Sechszehenstädte. Sie liegt hart an dem
Popperflusse, ist mit Mauern und einem mit Steinen ausgelegten Graben, die itzt schon nach und nach verfallen, umgeben, und in der Form eines Ovals gebauet. Sie hat zwey Thore an deren oberen das Schloß, beym untern aber eine Kirche der
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Piaristen stehet, die mit ihren zwey mit Kupfer eingedeckten Thürmen in einiger Entfernung sehr schön in die Augen fällt. Ihre Schule ist wegen der zahlreichen Jugend, die meist aus Polaken bestehet, ansehnlich und berühmt. In diesem Kloster fand der unruhige Rákotzi seinen Zufluchtsort, zudem er sich in demselben eine Zeitlang verborgen aufhielt. Nicht weit von diesem stehet auch die Pfarrkirche. – Die Einwohner reden die deutsche Sprache, und sind schon seit einem Jahrhunderte der katholischen Religion zugethan, zu der sie von der evangelischen übertraten. Sie leben von der Landwirtschaft, einigen Handel und von verschiedenen Handwerken. – Im Jahre 1443 erhielt dieser Ort von dem ungrischen und pohlnischen
Könige Wladislaw die Niederlagsgerichtigkeit, hat auch noch gute Jahrmärkte und alle Lebensmittel in sehr wohlfeilem Breite. – Neben einem Brunnen nicht weit von der Stadt stehet eine der H. Anna geweihte Kapelle, zu der an dem Gedächtnistage dieser Heiligen häufige Wallfahrten geschehen.
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15.
Wallendorf, Villa Italica, Olaszfalu, Olászy, Wlaßky, an dem Flusse
Hernat. Aus diesem Namen will man den Ort zu einer wälschen Kolonie machen, obgleich nicht die mindesten Spuren davon vorhanden sind. Die hiesige katholische Pfarre gehört unter die einträglichsten Pfründen in der
Zips, die Evangelische haben auch ihre Kirche und Schulen. Das hiesige Erdreich ist ziemlich fruchtbar, die Bergwerke aber sind nur noch ein blosser Hoffnungsbau. Im Jahre 1782 hat dieser Ort durch einen schrecklichen Wolkenbruch sehr viel gelitten.
B. Der Sitz der zehn Lanzenträger.
Sedes decem Lanceatorum
Begreift fünfzehen Ortschaften, die ebenfalls durch die ganze Gespanschaft zerstreuet sind. Sie werden gemeiniglich nur
der kleine Komitat Mala Sotlice genennet und sind von lauter Slowaken bewohnt – Sie heissen:
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1.
Abrahamsdorf, Abrahamfalva, Abrahamowce. Dieses ist eines der ältesten Dörfer in diesem Sitze und hat guten Getraideboden. Die hiesigen Evangelischen sind nach
Leutschau eingepfarrt.
2.
Bethelsdorf, Bethlehemfalva, unweit
Schawnik, hat ein altes Kastell, das von der
Thursoischen Familie, die sich davon zu schreiben pflegte, erbauet und bewohnt worden. Die Lanzenträger haben hier ein Haus zu ihren Versammlungen, die Evangelischen Einwohner aber gehören zur Igloer Kirche.
3.
Füllendorf, Filitz, Filik. Ungeachtet des vielen Tuffsteins, womit das hiesige Feld belegt ist, trägt es doch guten Waitzen. Der hiesige Sauerling, dessen sich die Johannisdorfer Badgäste bedienen, hat an der Quelle einen sehr guten Geschmack, der aber, wenn er weiter verführt wird, sehr viel von seiner Güte verliert und einen Schwefelgeruch bekömmt. – Die hiesigen Evangelischen sind nach
Bothsdorf eingepfarrt.
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4.
Hadersdorf, Hadusfalva, Hadussowa liegt nicht weit von
Iglo, dahin auch die Evangelischen zur Kirche gehen. Hat eine sehr schöne Lage und verschiedene Grundherren.
5.
Hohenfelz, oder
Hofelz, Hofelec, ein kleines den Herren von
Mariasch und
Okolitschani gehöriges Dorf auf einer sanften Anhöhe. Es hat zwey schöne adeliche Freyhöfe und weil es an der Landstrasse liegt auch zwey wohlgebaute Wirtshäuser. Nur ein Theil desselben gehört zu diesem Sitze; die Einwohner aber nähren sich vom Ackerbau, dem Fuhrwerke und Getaidehandel, haben aber Mangel an Holzung. Die hiesigen Evangelischen sowohl als die in den gleichfolgenden zwey Orten und nach Bothsdorf eingepfarrt.
6.
Horka hat eine Poststation und verschiedene Säuerlinge.
7.
Kisohotz, ist auf einer luftigen Anhöhe gebaut, hat ein altes Kastell und ganz guten Ackerbau.
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8.
Komarotz hat einen vortreflichen Sauerbrunn und bestehet nur aus zwey Häusern, die zwischen zwey Hügeln versteckt liegen.
9.
Ladendorf, Leukocz ein kleines Dorf zwischen
Menhardsdorf und
Leutschau.
10.
Machelsdorf, Machalfalva bestehet aus lauter adelichen Höfen und hat gutes Ackerland. Die hiesigen Evangelischen halten sich zur Kirche in Iglo.
11.
Nikelsdorf, Miklosfalva, Miklussowce ein kleines unbedeutendes Dorf, dessen evangelische Einwohner in Bothsdorf eingepfarrt sind.
12.
Pickendorf, Pikócz, liegt an dem Rehberge unweit Leutschau. Es ist ganz klein hat einen bergigten Boden und daher auch schlechten Ackerbau.
13.
Pramsdorf, Primocz ist ebenfalls nur klein nicht weit von
Schawnik entlegen und vielherrisch. Die hiesigen Evangelischen sowohl, als des gleich folgenden Dörfchens gehören ebenfalls zur Bothsdorfer Pfarre.
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14.
St. Andre, St. András hat auch nicht viel Häuser die wegen den nassen Boden hin und wieder zerstreuet stehen. Es sind auch hier einige Säuerlinge.
15.
Tschunkendorf, Csencsitz nicht weit von Iglo ist ebenfalls ganz klein, hat aber fruchtbaren Boden, jedoch keine Waldung.