Neues Ungrisches Magazin

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II. Die Sohler Gespanschaft, Comitatus Zoliensis, Zolyom Vármegye, Swolenska Stolica.

Hat ihre Benennung von dem Altsohler Schlosse (Zolyom, Zowle) erhalten. Sie ist gegen Norden von der Liptauer, gegen Osten von der Gömörer und Kleinhonther, gegen Süden von der Neograder und Großhonther, gegen Westen aber von der Thurotzer und Barscher Gespanschaft umgeben, und von allen Seiten von Bergen eingeschlossen, wovon diejenigen, welche sie von der Liptau scheiden, die höchsten sind. Ihr Flächeninhalt beträgt 47 Ouadratmeilen.

Mathias Bel hat in seiner Notitia Hungariae novae eine von Samuel Mikowinyi gezeichnete Karte herausgegeben, welche allerdings sehr gut und brauchbar ist, doch sind die Dörfer Lukawa und Lukawitza miteinander verwechselt, und einige wenige Ortschaften ausgelassen worden; dann

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sind Rákotz und Domanik im Jahre 1786 an die Honther Gespanschaft gegen Bozok-Lehota, welches in dieser Karte nicht angemerket ist, abgegeben worden.

Die Luft ist wegen der erhabenen Lage und wegen der Nähe hoher Gebirge frisch, aber rein, folglich gesund; die Kälte etwas länger anhaltend, und die Witterung meist feuchter als in den tieferen Gegenden.

Das Land ist größtentheils gebirgig, und mehr als zwey Drittheile desselben nehmen starke Waldungen und hohe Gebirge ein; es enthält jedoch auch angenehme und fruchtbare Thäler und Hügel, wovon die Strecke längst des Granflusses die vorzüglichste, und die Ebene zwischen Altsohl und Neusohl die anmuhtigste ist. — Der Ackerbau ist gar nicht erheblich. Das im Komitate erzeugte Getraid nährt seine Bewohner gewöhnlich nur durch sechs Monate, der Mangel aber wird aus der Neograder, Honther und Barscher Gespanschaft, theils für baares Geld, theils durch Tauschhandel für allerhand irdene und hölzerne Gefäße, theils als Lohn für die in den untern Gegenden verrichteten Feldarbeiten eingebracht. In den erhabenen Gegenden wird meist Haber, in der niedern hingegen werden auch alle andere Getraidarten, Hülsenfrüchte, Hopfen, Flachs, Hanf,

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allerhand Küchenkräuter und Obst gebauet. Wein wird nur in zweyen Ortschaften an der mittägigen Spitze des Komitats, nämlich bey der Stadt Karpfen und dem Dorfe Kralotz erzielet. — Um desto beträchtlicher sind die fetten Viehweiden besonders auf den Alpen, welche auch viele der besten Arzneykräuter hervorbringen; und auf den hohen Bergen sind viele Wälder an den steilsten Abhängen zu Wiesen umgeschaffen. — Am reichsten ist diese Gespanschaft an vielen der nützlichsten Holzarten. Außer Fichten, Tannen, Ahorn, Buchen, Eichen, Linden, Erlen, bringen die Wälder auch Lerchen, Eschen, Eiben, Ulme, Arlesbeere, Mehlbeere und andere seltene Bäume und Stauden, die Alpen aber auch Krummholz hervor. — Nur allein von der königlichen Bergkammer werden jährlich für die Schmelzhütten, die Hammerwerke und Bräuhäuser 170.000 Kubikklafter an Scheiterholz verbrannt, 20.000 Klötze zu Brettern verschnitten, 3000 Stämme zu Bau- und Grubenholz und Wasserrinnen verbraucht; außer dem aber noch mehr als 800.000 Schindeln gemacht, ohne daß hierdurch eine Abnahme des Holzes merklich würde. — Außer dem minder seltenen Wilde, werden hier auch Hirsche, Bären, Wölfe, Luchsen und wilde Ka-

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tzen; von Federvieh, Auerhühner, Birkhühner und vornämlich Haselhühner gefunden, von welchen so wie von den Krametsvögeln und Seidenschwänzchen*) (Kochlac) Winterszeit eine grosse Menge gefangen, und in die Städte der niederern Komitater verführet wird.

Der Schoos der Berge ist eben so reich an verschiedenen Mineralien. Von Metallen findet man Gold, Silber, Quecksilber, Kupfer, Eisen und Arsenik; die Kupfer- und Eisenbergwerke aber sind die erheblichsten. Überdieß findet man hier auch noch Vitriol, Auripigment, Schwefel, Steinkohlen, Siegelerde, Schmirgel, Bcrggrün, Kristalle, Ballasrubine, Granaten, Granit, Porphir, Agat, Kalzedon, Kascholong**), Jaspis, Marmor, Pechstein oder verschiedene Versteinerungen, stalaktitischen und gemeinen Tropfstein, Gips, Frauenglas, Kreide, Kalk

*)Dieser Vogel ist schwarz und weiß scheckigt, etwas größer als die Lerche, am Geschmacke aber derselben völlig gleich. Seine Schwingfedern haben gelbe Spitzen mit rothen Punkten. Er nährt sich so wie der Krametsvogel meist von Wachholderbeeren.

**)Ist weiß und in dünnen Stücken durchscheinend.

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und Sandsteine. — Die Gebirge enthalten auch einige merkwürdige Höhlen.

Der Bäche, welche dieses Komitat bewässern, sind fast unzählig, der Flüsse aber viere: der Gran nämlich, welcher aus der Gömörer Gespanschaft kommt, und durch Abreißung der Wehren nun flößbarer gemacht wird; der Bistritza, welcher in dieser Provinz entspringt, und sich bey Neusohl in den Gran ergießt, daher auch diese Stadt ihren slowakischen Namen erhalten hat. Das mit dem Bistritza sich vereinigende Altgebirger Wasser hat bey dem Dorfe Motitschka einen sehenswürdigen Fall. Der Slatina und Krupnitza haben beyde ebenfalls in diesem Komitate ihren Ursprung; ersterer fällt bey Altsohl in den Gran, letzterer aber in der Honthergespanschaft in die Eipel. — Keiner dieser Flüsse ist zwar sonderlich fischreich, doch führen die vielen Gebirgsbäche die beßten Forellen, Asche, Aalrupen und Krebse mit sich.

An vortreflichen — Schade! — vielleicht nur zu wenig untersuchten und bekannten Gesundbrunnen ist eine zahlreiche Menge, auch fehlet es nicht an mineralischen Bädern.

Die Einwohner, deren Zahl sich auf 68.576 Seelen, worunter 33.879 männ-

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liche, und 34.697 weiblichen Geschlechts sind, belauft, sind, einige wenige deutsche Familien in den Städten ausgenommen, durchaus Slowaken, eine Nation, die sich durch geschmeidigern Unterthänigkeitssinn, durch mehr Erwerbsfleiß und Arbeitsamkeit, durch Abscheu vom Soldatenstande, durch übermäßigen Hang zur Brandweinvöllerey, auch dadurch, daß sie mehr tückisch als heftig im Zorn ist, von der ungrischen sehr merklich unterscheidet. Die deutschen Kolonisten, welche in den Bergstädten wohnen, haben mit der slowakischen Sprache auch die Sitten und Gebräuche dieser Nation angenommen. — Die Juden sind der Bergwerke wegen aus dieser Provinz so ganz verbannet, daß es keinem erlaubt ist, auch nur den geringsten Ort zu betreten. — Die Zigeuner, welche etwan aus sechszig Familien bestehen, haben nun an den Dörfern in schlechten Hütten ihre beständigen Wohnplätze. Sie verfertigen allerhand Schmiedearbeiten, und suchen meist gestorbenes Vieh zu ihrer Nahrung auf.

Fast drey Achttheile der Einwohner sind der Römisch-katholischen, fünf Achttheile aber der augsburgischen Konfession zugethan. Beyde sind in ihrem Gottesdienste sehr eifrig, leben aber dennoch sehr verträglich un-

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tereinander. Katholische Pfarren und Kaplaneyen sind dermalen 34, evangelische Kirchen 17, darunter aber nur drey alte Artikularkirchen. Katholische Geistliche zählt man 910, und evangelische nur 19. — An Schulen befinden sich hier, ein Archigymnasium, drey gemischte Hauptschulen jede mit drey Lehrern beyder Religion, fünf eben solche Schulen mit zwey Lehrern; vier halbgemischte Schulen; dann eine katholische Hauptschule, 27 katholische Nationalschulen, 11 evangelische Nationalschulen, und 4 Arbeitsschulen für die Mägdchen.

Der Adel ist hier nicht so zahlreich als in andern Gespanschaften, denn die ansehnlichen Herrschaften der königlichen Kammer, und der fürstlich- und gräflich Eßterházischen Familien, so, wie die fünf königlichen Freystädte nehmen den größten Theil dieser Provinz ein. Kleinere Besitzungen in diesem Komitate haben die Grafen von Teleky, das Neusohler Domkapitel, und die adelichen Familien Rádvánszky, Benitzky, Rakovszky, Osztroluczky, Geczy, Zolnay, Bohus, Gerhárd, Sembery, Urbánye, Palugyay, De Ada, Bezegh, Holecz, Mazáry, Lesstach, Kindernay, Skultety, Regaly, Kardos,

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Plachy und Nándory. — Der Armalisten sind 26 Familien.

Die Nahrung und das zur Kontribution erforderliche Geld wird durch den Ackerbau, die Viehzucht, allerhand Gewerbe, den Handel mit Vieh und inländischen Erzeugnissen, besonders mit allerhand Holzgerähte, Leinwand und Spitzen, dann mit Handarbeit und dem Fuhrwesen beym Bergbaue gewonnen. — Die einfache und gesunde Nahrung des Landvolkes, aus Milch- und Mehlspeisen, würde bey der reinen Gebirgsluft, und dem köstlichen Quellwasser demselben die glücklichste Leibesbeschaffenheit schenken und erhalten, wenn durch den übermäßigen Genuß des Brandweins ihrer sonst guten Natur nicht zu sehr entgegen gearbeitet würde. Eben so ist auch die Leibesgestalt des hiesigen Landvolks nicht so gut gebildet als in einigen benachbarten Komitalen, und immer eine Seltenheit ein hübsches junges Bauernweib zu sehen; ja es scheint, als ob jedes Weib schon bey der ersten Geburt plötzlich veralte. Ob zu wenige Schonung in den ersten Tagen ihrer Entbindung, oder die harten Arbeiten überhaupt, das hitzige Getränke oder eine strengere Tugend, wodurch weniger adeliches Blut unter das bäurische kommt, daran Ursache ist, oder ob dieß gar

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ein anderes Menschengeschlecht sey, mag ein tiefforschender Naturkündiger ergründen.

Die Kleidung des Mannsvolks hat außer der hohen Kappe, die weder für Sonne, noch Regen deckt, eben nichts widrig auffallendes. Durch ein Wamms von Schaaffellen, einen nicht gar zu langen Rock, lange Hosen, und eine Art Mantel, alles von grobem dickem Tuche, dann Bundschuhe auf den mit Leinwand eingewickelten Füßen, ist der Mann gegen die Kälte hinlänglich verwahrt. Die Weiber zwingen ihren Leib in keine unnatürliche Formen, sie tragen eine Art Stiefeln, und haben nicht so viele Kleider als andere auf sich, weil ihre Geschäfte mehr häuslich sind. Von der Erbsünde ihres Geschlechts, der Eitelkeit, sind sie eben nicht frey. Der Hauptputz eines Landmägdchens bestehet in einer Menge vielfärbiger langer Bänder, welche sie von einer Art Krone, von dem übrigens ganz entblößten Kopfe über den Rücken herabflattern lassen, und sich die Arme mit einem langen Leintuche rückwärts spannen. Das üble alte Herkommen, davon noch nicht abgewichen wird, den schwanger gewordenen Mägdchen eine Haube aufzudringen, mag an manchem hier nicht seltenen Kindermord wohl die größte Ursache seyn, weil dieß ein bleibendes Schandzeichen, folglich

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weit ärger, als die abgeschafte Kirchenbusse mit einer schwarzen Kerze ist.

Die Wohnhäuser des Landvolks sind, wie es in dieser holzreichen Gegend leicht zu vermuthen ist, fast durchaus von Holz. Das eigene Bauart aber bestehet darinnen, daß sie weder Küche noch Heitzöfen, sondern nur an der Mündung ihres in der Stube stehenden Backofens eine Art von Feuerherde haben, auf dem die Speisen zubereitet werden. Der darüber gesetzte hölzerne, mit Thon übertünchte Rauchfang reicht nur bis über die Stubendecke, und der Rauch muß sich daher den Ausweg durch das Dach selbst suchen. Bey dieser dem Ansehen nach sehr gefährlichen Bauart sind Feuersbrünste vielleicht darum seltener, weil das Feuer in den Wohnstuben nicht so oft als in der Küche ohne Leute bleibt; und wenn nicht zur Erwärmung der Zimmer Winterszeit mehr Holz erforderlich wäre, so würde diese Bauart wegen mehrerer Sicherheit für Feuergefahr, und wegen Reinigung der Luft durch den Zug des Schorsteins vielleicht Empfehlung verdienen.

Von Fabriken und Manufakturen sind, außer den zur Bereitung der Metalle angelegten Schmelzhütten, Stampfmühlen, Amalgamations- und Hammerwerken, auch noch

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ein Münzwerk, eine Dratzieherey, einige Glashütten, dann viele Säge-Papier- und Pulvermühlen im Komitate zu finden.

Alle Brücken sind gut, desto schlimmer aber die Straßen, welches den Handel und die unentbehrliche Zufuhr von Wein und Getraide überaus erschweret. — Nur zwey Strassen sind ordentlich gebaut, die eine über den hohen Berg Harmanetz in die Thurotzer Gespanschaft, die andere aber gegen Schemnitz, wovon jedoch die Strecke zwischen Neusohl und Butscha ein ärgerliches Schandmaal des Privateigennutzes ist. — Ungeachtet ihrer Anlage in grader Linie von Neusohl über Badin bis zu dem Wirtshause, Strásch genannt, kein Hinderniß im Wege war, hat man sie doch wegen der links und rechts stehenden Brandweinhütten, durch unzählige Zickzack, und durch mehr als tausend Klafter umgeführet. Dieses verhaßte Werk wird nun durch die Ausbesserung vollends gekrönt, indem darauf abgerundete Bachsteine von 10 bis 30 Pfunden, mit Staubfand vermischt, geschüttet werden. — Eine gute Strasse aus dem Neograder Komitate, woher die stärkste Zufuhr des Getraides für Neusohl, die Liptauer und Arwer Gespanschaften kommt, scheint eines der nöhtigsten Werke zu seyn.

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So überflüßig übrigens alle Wege und Stege mit Brandwemhütten besetzet sind, eben so sehr mangelt es an Gasthöfen, in welchen Reisende Unterkommen und Bewirthung finden könnten. Selbst außer Neusohl fehlt es den übrigen vier Städten daran. In ersterem Orte sind deren zwey, die aber auch nicht zum besten eingerichtet sind. — Auf der Schemnitzer Strasse ist bey und in Butscha, so, wie in Koselnik, auf der Thurotzer in Harmanetz, auf der Liptauer im Altgebirge, und auf der in das Neograder Komitat führenden in Otschowa und Detwa, außer der Trinkstube Unterkommen zu finden.

Diese Gespanschaft ist in zwey Bezirke (Processus) eingetheilet, in den obern nämlich, oder den Neusohler, und den untern, oder Altsohler. Sie enthält fünf königliche Freystädte, Neusohl, Altsohl, Libethen, Brieß und Karpfen; dann die 9 Marktfiecke: Radwan, Poinik, Liptsche, Groß-Slatina, Otschowa, Dobroniwa, Sáßy, Pljeschotz und Babina, nebst 138 Dörfern, und 8980 Wohnhäusern. — An Kontribution zahlt sie zur Kriegskassa 52.867 Gulden, 57 1/2 Kreutzer, mit Inbegriff aber der Deperteten, und des Konkurrenzfonds ohne der so genannten Domestikalkassa, 60.404 Gulden, 37 Kreutzer.

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Das Wappen der Gespanschaft ist ein durch einen Fluß qweer getheilter Schild. In jedem dieser Theile stehen fünf Berge, über den Schild aber halten zwey Engel eine Krone. Die Obergespanswürde, welche nicht erblich ist, bekleidet dermalen der Fürst Anton Grassalkowitsch von Gyarak k. k. geheimer Raht, und des Königreichs Ungarn Oberststallmeister.

I. Der obere oder Neusohler Bezirk, Processus superior s. Zoliensis.

Begreift den nördlichen und östlichen Theil dieser Provinz, und ist durchaus bergig und waldreich. In denselben gehören:

Neusohl, Neosolium, oder Bistricia, Beszterce-Bánya, Banska Bistrica, eine königl. freye Bergstadt, und die Hauptstadt der Gespanschaft. Sie liegt am Einflüsse des Bistritza in den Granfluß, und giebt einem Bischthume den Namen. Sie ist der Wohnsitz des Bischofs und seines Kapitels, einer königlichen Kameraladministration, des Komitats, Magistrats, und einer königlichen Bergkamerverwaltung. Sie hat

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ein gemischtes Archigymnasium, an dem sowohl katholische als evangelische Lehrer stehen, eine katholische Hauptschule, und eine Arbeitsschule für Mägdchen; ein Postamt, eine Salz-Pulver-Salniter- und Schwefelniederlage.

Die innere Stadt ist mit Mauern eingeschlossen, in deren Umfange auch das mit besonderen Mauern, und einem Graben umgebene, dem Verfalle schon nahe Schloß liegt, in dessen Hofe zwey Kirchen stehen. Die größere derselben dienet zur Pfarre, und wird die deutsche genennet. Sie hat eine sehr grosse Orgel, und eine ihrer Schwere wegen berühmte Glocke. Die kostbaren mit vielen Perlen gestickten Meßkleider aber sind in Geld verwandelt, und besserer Gebrauch davon gemacht worden. — Die kleinere dieser Kirchen ist für die slowakische Nation bestimmt. — Außer diesen beyden sind noch drey andere katholische Kirchen hieselbst, wovon die vormalige Jesuitenkirche, seit des im Jahre 1776 aus den Trümmern dieses Ordens errichteten Bischthums, dem Bischofe und dem Domkapitel zum Gottesdienste, so, wie das Kollegium derselben, dem letzteren zur Wohnung dienet. — Die Augsburgischen Konfessionsverwandten haben in einer der Vorstädte ein altes hölzernes Bethhaus,

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dessen äußeres Ansehen Armuht, die innere Einrichtung aber schlechten Geschmack zeiget. Die Stadt enthält 467 Häuser.

Von Kunstwerken sind hier zu sehen: eine Schmelzhütte von 10 Öfen mit dem dazu gehörigen Röstfelde, in welchem die Schemnitzer Silberärze ausgeschmolzen werden; ein zur Anqwickung der Kupferärze mit künstlichen Maschinen versehenes Amalgamationsgebäude; ein Kupferhammer von zwey Schlagwerken mit zwey Rennfeuern; ein Münzstreckwerk, worauf für das Kremnitzer Münzamt die Zähne gezogen werden; eine Kupfermünze, Dratzieherey, zwey auf den Granfluß erbaute grosse Rechen, mittelst welcher jährlich gegen 21.000 kubische Klafter Holz in klafterlangen Scheitern aufgefangen, und auf zwey grossen Kohlungsplatzen, bis auf etwan 1000 Klafter, welche den Neusohlern zur Feurung nöhtig sind, verkohlt werden; eine Papier- eine Säge- und sechs Pulvermühlen, nebst einer Salnitersiederey.

Die Stadt hat in ihrem Gebiehte sehr ansehnliche Waldungen, welche derselben jedoch zum Behufe des Bergbaues größtentheils von der königlichen Bergkammer, samt dem Jagd- und Fischereyrechte, abgenommen worden sind. Man hat auch in der Nähe der Stadt einige Sauerbrunnen, die mehr

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zum Baden als Trinken gebraucht werden. Der Bergbau der Stadt ist auf dem sogenannten Sandberge auf Kupfer, itzt schon ganz unbeträchtlich; das Einträglichste davon ist noch die Erzeugung des Berggrüns, welches bis sechszig Pfund Kupfer im Zentner hält.

Die Zahl der Einwohner belauft sich auf 5000. Sie nähren sich durch die Handlung und Handwerke, zum Theile auch durch den Bergbau. — Ihre Kontribution beträgt 9.457 Gulden, 51 Kreutzer. — Das so genannte Märzenbier, welches hier gebraut wird, hat vor vielen andern Vieren des Landes den Vorzug. An den Mondtägen jeder Woche sind Märkte, auf denen jährlich 150.000 Metzen Getraides aus der Honther und der Neograder Gespanschaft gebracht, und beyläufig 50.000 Metzen davon in den Liptauer und Arwer Komitat abgeführet werden. —

Der vormalige Wohlstand dieser Stadt ist durch viele Einschränkungen der königlichen Bergkammer, und durch öftere Feuersbrünste sehr tief herabgesunken. Eine schlechte Bauart, da die Feuermauern nur auf der Vorderseite der Häuser aufgesetzt, die hölzernen Dächer fast durchgehends zusammenhangen, und mit weit hervorragenden hölzernen Rin-

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nen besetzt sind, ferner die Schwefeltheilchen, womit die Dächer durch den Rauch der Schmelzhütten überzogen werden, machen es fast unmöglich einem ausgebrochenen Feuer Einhalt zu thun.

Von den Schicksalen der Stadt Neusohl ist aus alten Urkunden folgendes bekannt: Ihr Entstehen wird in die Zeiten des Königes Andreas des Hierosolimitaners, welcher eine sächsische Kolonie zum Bergbau ansiedelte, um das Jahr 1222 gesetzet. Ihre ersten Freyheiten hat sie vom Könige Bela dem Vierten vom Jahre 1255, welche hernach von den Königen Stephan dem Fünften, Ladislaus dem Kumaner und Mathias Korvin, der sich im Jahre 1478 hier aufhielt, bestätiget worden sind. Der König Wladislaw gab ihr im Jahre 1496 neue Diplome. — Durch eine Feuersbrunst, welche im Jahre 1500 den 10ten April die ganze Stadt in die Asche legte, verlor sie die meisten ihrer Freyheitsbriefe, welche König Ludewig der Zweyte im Jahre 1516 erneuerte und erweiterte. König Ferdinand hielt 1542 hier einen Reichstag. In den Jahren 1546 und 47 verheerten die Heuschrecken ihre Felder, 1555 und 1591 litt die Stadt wieder durch Feuer, nach welchem letzteren eine grosse Hungersnoht erfolgte. Der Netzen Getraide galt

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damals neun Gulden, und das Pfund Brod sechs Kreutzer. Im Jahre 1601 machte die Pestseuche grosse Verheerung, worauf auch ein Viehumfall folgte. — 1605 steckten die Botschkaischen Kriegsvölker unter der Anführung eines gewissen Redei die Stadt in Brand, und plünderten sie rein aus; 1608 wurden der Stadt slowakische Leute in den Magistrat aufgedrungen, dawider sich die Bürger setzten, und dieserwegen um 2000 Gulden gestraft wurden; dennoch kamen erst 1650 diese nebst einigen Ungern in den Stadtraht. — Im Jahre 1608 fieng man die Mauern um die Stadt zu bauen an; 1619 ergab sie sich an den Bethlen, der das folgende Jahr eine Zeit lang hier wohnte; 1644 aber wieder dem Rákotzi. In den Jahren 1645 und 1679 herrschte die Pest in derselben, und durch das Feuer litte sie auch sehr viel in den Jahren 1653, 1762 und 1783; 1674 ergab sie sich auch dem Tököli, und ward überhaupt in den bürgerlichen Kriegen öfters sehr hart mitgenommen.

Sie ist von Schemnitz 5 Meilen, von Kremnitz nach der Landstrasse über Butscha gleichfalls 5, nach dem Fußsteige aber über das Gebirg nur 2 1/2 Meile; von Preßburg 24, von Wien 32, von Ofen 26, von Kaschau 24, von Lemberg 70, von Krakau

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23, von Brünn 30, von Prag über Brünn aber 58 Meilen entfernet. — Sie liegt unter dem 48 Gr. 40 Min. der Breite, und unter dem 43. Gr. 12 Min. der Länge. Das Wappen der Stadt ist ein weißer Schild mit vier rothen Qweerbalken durchschnitten, welche die vier Flüsse der Gespanschaft, den Gran nämlich, den Bistritza, Senitz und Udurna bedeuten sollen. Ein Engel hält denselben mit beyden Händen, und an den Seiten stehen zwey aufgerichtete Adler.

Unter das Gebiehte der Stadt gehören die eine halbe Stunde umher liegenden kleinen Dörfer, Kinczelowa, Nemetz, Rudlowa und Szatzowa.

Kostivjartzka mit einem Eisenhammer und Swaty Jakub mit einer katholischen Kirche und Nationalschule, gehören zum Theile der königlichen Bergkammer. — Die Einwohner dieser Ortschaften haben zwar etwas Feldbau, nähren sich aber meistentheils durch ihr Zugvieh, und ihre Handarbeiten beym Bergbau.

Auf der Stadt Neusohl Grund und Boden, jedoch unter der Oberherrschaft der königlichen Bergkammer, stehen noch folgende Ortschaften:

1. Mayer, Mayerdörfl, eine halbe Stunde oberhalb Neusohl an dem Granflusse, wo-

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hin auf einem längst dem Rechen größtentheils angebrachten breiten Stege ein schattiger Spaziergang führt. Es ist auch hier eine katholische Nationalschule.

2. Ulmanka, ein kleines Dorf an dem Flusse Bistritza, mit einer Sägemühle, auf der jährlich gegen 24.000 Klötzer zu verschiedenem Zeug für den Bergbau verschnitten werden. Der Bau eines hier angelegten grossen Amalgamationsgebäudes ist eingestellet worden. In hiesiger Gegend findet man gute Siegelerde.

3. Harmanec, drittehalb Stunden von Neusohl, zwischen hohen Gebirgen an der in den Thurotzer Komitat führenden Landstrasse, mit einem städtischen Wirthshause, einer städtischen Schmelzhütte und Sägemühle. Eine starke Stunde oberhalb diesem Orte unter den Alpen, welche die Gränze des Thurotzer Komitats machen, in dem Thale Tuffna genannt, befindet sich in einem grossen Felsen von Kalkstein eine Höhle von beyläufig zwanzig Klaftern im Durchmesser, und drey in der Höhe, mit einigen kleinen Seitenhöhlungen, deren Decken, Wände und Boden mit Tropfstein überdeckt sind. Von der Decke dieser Höhle hängen Zapfen von zwey bis dritthalb Schuhen im Durchmesser herab, und der Boden derselben enthält ei-

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ne ungeheure Menge grosser Knochen, welche, nach den Schäden zu urtheilen, Bärenknochen zu seyn scheinen, und die in dem herabsiekernden Wasser, das zu Stein wird, wie eingemauert sind. — Die Volksmeynung macht diese Höhle zu einem Räuberneste, daher auch der Boden derselben von Schatzgräbern immer durchwühlet wird. — Ein Stück grauer Marmor, von welchem das hiesige Gebirg angefüllt ist, liegt vor dem Eingange dieser Höhle. Er sieht wie polirt aus, und soll statt eines Tisches gedienet haben. —

4. Herrngrund, ein kleiner blos von Bergleuten bewohnter Ort, eine Meile von Neusohl. Er ist wegen des das Eisen in Kupfer verwandelnden so genannten Zementwassers berühmt. Er hat eine auf einem hohen Berge sehr öde und traurige Lage, und eine katholische Nationalschule. Die hiesigen Kupfergruben werden schon über 500 Jahre lang gebaut, und daher auch sehr weitläufig und stark ausgehauen. Das darinnen erbaute Kupfer ist gold- und silberhältig.

Das im Jahre 1605 hier entdeckte Zementwasser entstehet durch die durchsickernden Regen- und Schneewässer, indem es den in den alten Verhauen befindlichen Kupfervitriol, und die zurückgebliebenen kupferkie-

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sigen Ärze auflöset, und mit sich führet. Wegen seiner näheren Verwandschaft mit dem Eisen, löset es dasselbe auf, führt es fort, und läßt dafür die Kupfertheile fallen, welche gleichsam einen Abdruck der ehemaligen Eisenfigur bilden. — Das alte Eisen wird in unterirdische Rinnen gelegt, die einen sanften Abhang haben, so, daß das Zementwasser aus einer in die andere abfliessen kann, und daß das Wasser das Eisen nicht ganz überziehen, sondern nur durchfeuchten könne. Diese Umänderung des Eisens in Kupfer geschiehet, nachdem die Eisenspäne dicker oder dünner sind, binnen zwey oder mehr Wochen. — Das hierdurch gewonnene Zementkupfer beträgt jährlich gegen 90 Zentner, wovon die Erzeugung jeden Zentners nur beyläufig auf acht Gulden zu stehen kommt. — Aus diesem Kupfer werden in Neusohl mancherley Becher und Tabacksdosen verfertiget, und mit Reimen gezieret.

Die grüne Erdfarbe, oder das so genannte Berggrün wird theils aus den kupfer- und vitriolhältigen Wässern der höheren Gruben, theils aus den die Halden durchsickernden mit Kalktheilen sich vermischenden Tagwässern dadurch gewonnen, daß es in zwölf über Tag neben einander stehenden Kästen von Holz geleitet, und darinnen so aufge-

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halten wird, daß es aus dem ersten immer in die folgenden fliessen, und solchergestalt die grünen Farbtheile fallen lassen könne, die sich dann an den Seiten und auf dem Boden dieser Kasten ansetzen. Im Monate Julius wird das Wasser abgelassen, die grüne Farbe abgenommen, in dem dazu erbauten Farbenhause getrocknet, und dann der Zentner davon zu 60 Gulden verkauft. — Die Erzeugung dieser Farbe beträgt jährlich 26 bis 30 Zentner, deren jeder 40 bis 50 Pf. Kupfer enthält.

Vom Vitriol wird hier der schönste grüne, blaue und rosenrothe gefunden.

Von Kunstwerken sind hier Bremswerke, zu Aufziehung der Säcke aus den Schachten; Stangenwerke zu Hebung der Grubenwässer, auch Poch- und Waschwerke. Das Aufschlagwasser zu diesen Werkern wird von der so genannten Praschina-Alpe aus dem Pußtathal durch hölzerne Rinnen 26.000 Klaftern weit herbeygeführet. Die Unterhaltung dieser Wasserleitung belauft sich jährlich nur auf drey bis vier hundert Gulden.

Dermalen wird im Altgebirger Grunde ein Erbstollen, der Ratzengrunder genannt, betrieben, durch welchen nicht nur die Herrngrunder Gänge untertenst, sondern auch die kostbare Wasserhebungskunst, zwar nicht ganz,

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doch größtentheils, ersparet werden wird. Er ist schon 645 Klafter weit betrieben, und gegen 700 Klaftern noch zu betreiben.

5. Altgebirg, Stare Hori, ein Dorf mit einer katholischen von den Jesuiten gestifteten Pfarre, und einem berühmten Marienbilde, zu dem noch immer häufige Wallfahrten geschehen. Es liegt drey Stunden von Neusohl an der in das Liptauer Komitat führenden Strasse, zwischen hohen Gebirgen. Hier ist eine Kupferschmelzhütte von vier Öfen, in welchen die im Herrengrunde erzeugten Kupfer in Rohleihe geschmolzen werden; ein Postamt und eine katholische Nationalschule. — Da Altgebirg von dem Herrengrund durch ein sehr hohes Gebirg geschieden ist, so führt der kürzeste Weg von einem zu dem anderen Orte durch einen Stollen, der kaum eine halbe Stunde beträgt.

6. Moticka, ein kleines Dorf vier Stunden von Neusohl zwischen sehr hohen Gebirgen, in einer romantischen Gegend, mit einer katholischen Kirche, einem beqwem gebauten Pfarrhause, welches ehedem eine Jesuitenresidenz war, und einer katholischen Nationalschule. Zwischen diesem Orte und dem Altgebirge sind drey Wasserfalle, wovon der mittlere der herrlichste ist. Er ist gegen 20 Klafter breit, und 5bis 6 Klafter

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hoch. Mitten zwischen den mit vielem Geräusche und weißen Schaum herabfallenden Wässern stehen frische Erlenbäume, und alle andern Zwischenräume sind mit grünem Mooße so bedeckt, daß gar kein kahler Felsen sichtbar ist. Der Fall hat eben nichts Entsetzliches, weil er eben nicht sonderlich hoch und der Fluß nicht stark ist, aber er ist dem Auge ein prächtiges und anmuhtiges Schauspiel. In den Monaten July und August wird dieses oft durch die Forellen, die sich über das herabfallende Wasser in die Höhe werfen, und den Strom aufwerts schwimmen, merklich verherrlichet.

Das ganze Thal dieser Gegend ist voller Tufstein (Tophus), der überaus grosse und schön figurirte Zapfen, die auf das feinste durchbrochen sind, und mancherley Grasfiguren bildet. Diese kleinen Tufsteinberge sind voll zirkelrunder Löcher, welche wahrscheinlich durch Übersteinerung der Baumwurzeln, die endlich ausfaulten, entstanden sind. Da dieser Stein ziemlich fest, dabey aber leicht und trocken ist, so dient er vorzüglich zu allerhand Mauerwerken.

7. Podlawic, ein Dorf mit etwas Ackerland, eine halbe Stunde von Neusohl in einem anmuhtigen Thale, mit Schleif- Drat- und Pulvermühlen.

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8. Tajowa, eine Stunde von Neusohl, mit einer katholischen Pfarre und Nationalschule. Hier war bisher eine Kupfer-Spleiß- und Seigerhütte, in der nicht nur die Herrengrunder, sondern auch die Schmölnitzer, Banater und Rißbanner Kupfer von Silber geschieden wurden. Dermalen aber ist keine Seigerung mehr, denn die Amalgamation hat nun einen Glühheerd, und ein Pochwerk in diesem Orte, worauf die glühenden Kupfer gestampft, dann gesiebt und zur Röstung vorbereitet werden. Die Scheidung des Silbers geschieht itzt durch die Amalgamation.

In den hiesigen Gebirgen wird rohter Schwefel in grauer Sandlage, rohter Arsenik von faserichem Gewebe, und kristallinisches Operment gefunden.

9. Riecka, eine Stunde von Neusohl, mit einer katholischen Nationalschule, und

10. Kordcki, zwey Stunden von dannen am hohen Gebirge. Beyde Dörfer sind wegen der späten Kirschen, die erst im Augustmonate reif werden, berühmt.

11. Richtergrund. 12. Sandberg, wo die Stadt Neusohl ihre Kupfergruben hat.

13. Turezka. 14. — 15. Unter- und Ober- Jelenec. 16. Walentowa. 17. Ribo. 18. Prassnica. 19. Bukowec. 20. Stubnya. 21. Jergall. 22. Muoc.

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23. Slican. 24. Hannes. 25. Donnawal mit einer katholischen Nationalschule und 26. Bulla.

Diese vierzehen Ortschaften, die man Kohlungen nennet, sind nur klein und in den weitläufigen Neusohler Waldungen am hohen Gebirge zerstreut. Sie haben keinen Ackerbau, und werden von lauter Holzschlägern, Köhlern und Hauern bewohnt, die auch nur wenig Vieh haben und von ihrer Handarbeit leben.

Libethen, Libetha, Libeth-Bánya, Lubjetowa, hat den Titel und die Freyheiten einer königlichen freyen Bergstadt, aber das Ansehen eines sehr mittelmäßigen langen Dorfes. Sie liegt zwey Meilen von Neusohl in einem sehr engen Thale. Ihre Bergwerke waren einst sehr ergiebig, und auch an Golde ziemlich reich. Jetzt erhält man nur wenig Kupfer, aber ziemlich viel und vorzüglich gutes Eisen zur Ausbeute. Bey der Stadt ist ein Hochofen, dessen Mitgewerk dieselbe ist. In den Gruben ist auch Zementwasser, welches jedoch so sehr verdünnt ist, daß es das Eisen erst in 12 bis 15 Monaten verkupfert; es wird auch etwas Berggrün hier erzeugt. Das Stadtgebiehte

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hat einen sehr weitläufigen Umfang, in dem sich besonders starke Waldungen befinden, die jedoch größtentheils von der königlichen Kammer genutzt werden. Der hiesige Ackerbau ist unbeträchtlich, daher auch die Einwohner ihre meiste Nahrung durch Handwerke gewinnen. — Die Stadt enthält 215 Häuser, eine katholische und eine evangelische Kirche, eine gemischte Schule und eine Arbeitsschule für die Mädchen.

In den Bächen dieser Gegend werden keine Krebse gefunden; dagegen ziehen im Märzmonate die Weißfische aus dem Granflusse in großer Menge den Udwokabach aufwerts gegen Libethen, wo sie häufig gefangen werden. — Unter den sächsischen Kolonisten sind auch einige aus der Familie des berühmten D. Luthers aus Eisleben hieher gezogen, von denen noch Nachkommen leben, die arme Töpfer sind. — Die Zahl der Einwohner beläuft sich auf 1280 Seelen, welche an Kontribution 1182 Gulden, 14 Kreutzer bezahlen. Das Wappen der Stadt ist der H. Pabst Klemens knieend und mit gefaltenen Händen. Auf beyden Seiten dieses Hauptschildes sind zwey kleinere, davon der eine, der nach der Läuge gespalten ist, in dem einen Felde fünf Sterne, in dem andern aber fünf Qwerbalken enthält, so wie der ande-

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re einen über das Kreutz gelegten Bergschlagel und eine Harke enthält.

Diese Stadt ist ebenfalls von den Sachsen angelegt worden. König Ludewig der Erste erhob sie im Jahre 1379 aus einem Bergflecken zur königlichen freyen Bergstadt, deren Freyheiten die Königinn Maria 1384, Siegmund 1405, Mathias Korvin 1465 und Wladislaw 1496, auch mehrere folgende Könige, endlich aber auch Leopold der Erste im Jahre 1690 bestätigten. In den bürgerlichen Kriegen und durch den Einfall der Hussiten hat sie mancherley Drangsale erlitten, darunter die im Jahre 1486 erfolgte Verwüstung, da sie in Brand gestecket und von ihren Einwohnern beraubt, deren eine grosse Menge, die in den Gruben ihre Rettung suchten, durch eingeworfenes Feuer erstickt wurde, die schrecklichste ist; von welcher Verheerung sie sich erst nach vierzig Jahren wieder erholte.

Die dieser Stadt unterthänigen zwey Dörfer sind:

1. Schajba, liegt ziemlich hoch in einem Kessel von Bergen, eine Stunde von Libethen, und hat ungleich mehr Ackerbau als diese Stadt. In der hiesigen Gegend wird viel versteinertes Holz (Pechstein) von gelblicher Farbe gefunden, wovon oft Sand-

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steine, die zum Mauerwerk gebrochen werden, einen ganzen Baum und eine Menge der schönsten, jedoch sehr kleiner Granaten enthalten.

2. Powraznik, auch eine Stunde von besagter Stadt entlegen, nährt sich so wie das vorhergehende meist vom Fuhrwesen.

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Bries, Brezno-Bánya, Brezno, eine mit Mauern eingefangene königliche Freystadt an dem Granflusse, vier Meilen von Neusohl. Sie liegt in einer ziemlich erhabenen Gegend, in der die Obstbäume nicht mehr fortkommen. Ihr Gebiehte ist sehr weitläufig, und enthält viel Ackerland, und Alpen mit der fettesten Viehweide. Ihre Waldungen betragen beynahe vier Quadratweilen, welche jedoch auch größtentheils von der königlichen Bergkammer genutzt werden. Die Hauptnahrung der Einwohner ist die Viehzucht, besonders der Schaafe, welche den Sommer hindurch auf den Alpen geweidet werden, deren köstliche Kräuter den berühmten Briesner Käs (Brinsen), welcher hier gemacht und sehr weit verführt wird, so schmackhaft machen. Auch die Bienenzucht ist hier nicht unbeträchtig, aber noch immer unwirtschaftlich und grausam, indem der Ho-

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nig durch Tödtung der Bienen gewonnen wild. Die zu dieser Stadt gehörigen Waldungen sind so groß und reich an Holz, daß in einigen entfernteren Gegenden derselben, zu denen der Zugang etwas schwerer ist, das Holz noch nie genutzt worden, sondern die Bäume, ganz der Natur überlassen, wechselweise fallen und wieder aufwachsen. Diese Waldungen enthalten auch mehrere schöne und seltene Holzarten, worunter das gemuschelte Eschenholz, Floder genannt, Eiben, Lerchen und das fleckigte Arlsbeerbaumholz vorzüglich geschätzt wird. Es werden hier besonders eine Menge Haselhühner gefangen, und Winterszeit weit verführt.

In einem Thale, Michalowo genannt, werden an drey Orten sehr schöne, aber leider! nur ganz kleine Ballasrubinen von einer Qwelle unter dem Sande ausgeworfen, die eine vortreftiche Politur annehmen. In eben diesem Thale wird auch Schmergel, so, wie in mehreren Gegenden des Stadtgebiehts Marmor von verschiedenen Farben, und gute Steinkohlen gefunden, von welchen letzteren wegen Überfluß am Holze kein Gebrauch gemacht wird.

Die Einwohner dieser Stadt sind durchaus Slowaken und größtentheils Handwerker. Die Töpfer und Faßbinder verführen ihre

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Manufakturen in die unteren Gegenden des Königreichs, wo sie solche meist gegen Getraid austauschen. Der Preis dieser Gefäße ist gemeiniglich so viel, als sie fassen. Auch wird hier starker Handel mit Schaafwolle getrieben. — Vermuhtlich um den hier durchreisenden eine hohe Meinung von der Industrie im Feldbaue beyzubringen, liegen die Haufen Dünger vor den Häusern, woraus große Pfützen mitten in den Gassen entstehen, welche auf Auge und Nase eine unangenehme, auf die Gesundheit aber eine höchst schädliche Wirkung machen. —

Die Stadt hat einen schönen, ziemlich geräumigen, jedoch mit vielen schlechten Häusern besetzten Hauptplatz, der durch eine von den Augsburgischen Konfessionsverwandten neu erbaute schöne Kirche viel Ansehen hätte erhalten können, wenn nicht die allzustrenge Orthodoxie der hiesigen Katholiken dieses Gebäude in den abgelegensten Winkel der Stadt verwiesen hätte. Mitten auf diesem Platze steht die neu erbaute ansehnliche katholische Kirche, das Rathhaus und ein Thurm, jedes dieser Gebäude ganz frey. Noch ist hier eine Piaristenresidenz, eine gemischte Hauptschule, eine Arbeitsschule für die Mägdchen. Die Zahl der Einwohner beläuft sich auf 3000 Seelen, die 378 Häu-

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ser bewohnen, und 3940 Gulden 46 1/4 Kreutzer an Kontribution entrichten.

Bries hat im Jahre 1380 vom Könige Ludwig dem Ersten mit der Stadt Schemnitz gleiche Freyheiten erhalten. 1588 ward sie mit Mauern eingefangen, und 1655 zur königlichen freyen Bergstadt erhoben. Ihr Bergbau ist jedoch größtentheils eingegangen, und nur auf dem so genannten Gapelberg wird derselbe noch, ohne Ausbeute, blos auf Hoffnung betrieben.

Weil die Waldungen von hier aus durch das Liptauer, Gömörer und Zipser Komitat bis nach Galizien in einem Zusammenhange fortlaufen, und in den hiesigen Wäldern die verborgensten Schlupfwinkel sind, so ist hier auch fast alle Jahre der Sammelplatz ganzer Räuberbanden, die sich jedoch meist nur an kleinen Räubereyen, besonders an Schaafen genügen lassen. Die Brieser haben sich in ihrer Gefangennehmung schon einigemale recht klug und listig bewiesen. Diese Räubernester zu zerstören, und dieser Gegend mehr Sicherheit zu verschaffen, hat man mitten in diesem Walde, wo vorhin nur ein einzelnes Wirtshaus stand, ein Dorf von Kolonisten aus der Arwer Gespanschaft angelegt, welches schon über 40 Häuser angewachsen ist, und den Namen Polhora

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(Mittelwald) erhalten hat. Die Bäume an der Strasse von Bries bis dahin sind beyderseits zwanzig Klafter breit niedergehauen worden; aber die Verbesserung des von Neusohl in das Gömörer Komitat hier durchführenden nächsten, theils aber sumpfigen, theils steinigen und sehr steilen Weges, so, wie die Lichtung desselben von Polhora bis Trißholz, gehört noch unter die frommen Wünsche.

Der Stadt sind unterthänig:

1. Mito, ein kleines Dorf, eine Meile von derselben an der Strasse, die Alpe Teufelshochzeit genannt, welche nach Botza in das Liptauer Komitat führet. Der Ort hat seinen Namen von einer hier angelegten Maut erhalten, und nur wenig Feldbau. Es ist hier eine halb gemischte Schule; und in den hieher gehörigen Waldungen ist nun ein Eisenhammer von vier Schlagwerken erbauet.

2. Polhora, welches oben beschrieben worden.

Auf dem Grunde und Boden der Stadt Bries, aber von Unterthanen der königlichen Bergkammer bewohnte Ortschaften sind folgende:

1. Bazuch, ein Dorf zwey Meilen von Bries an der Gränze der Gömörer Gespanschaft in einer feuchten und kalten, meist nur

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zum Haberbau tauglichen Gegend. Es liegt zwischen Waldungen, und hat einen vorzüglich schmackhaften, und an fixer Luft sehr reichen Sauerbrunn. Man findet hier auch Kalzedone.

2. Benyuss, ein kleines Dorf mit einer katholischen Pfarre und Nationalschule, eine Meile von Bries an dem Waagflusse.

3. Buobiss, 4. Brabazo, 5. Gassvaro. 6. Filipo, 7. Srnka und 8. Podholsky, liegen ebenfalls an den Ufern des Waagflusses.

9. Dobroc, 10. Komo, 11. Fajto, 12. Jergo, 13. und Balogh haben ihre Lage an dem schwarzen Wasser; alle diese Dörfer aber von Nro. 3 bis 13. sind nur klein, und in den Brieser Waldungen zerstreut. Sie werden Handlungen genennet, haben keinen Ackerbau, und werden meist von Holzschlägern bewohnt, die von der königl. Bergkammer nur wenig Geld, größtentheils aber Getraid und Salz als Lohn erhalten.

14. Jaraba, ein kleiner Ort von wenig Häusern mitten im Walde, drey Stunden von Bries und zwey Stunden von Botza. Der hier gestandene Kammeral-Eisenhammer ist abgebrannt, und wird nun in das Weißkower Thal bey Unter-Lehota übersetzt.

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Die in der hiesigen Gegend angelegten Gold- und Eisenbergwerke sind wegen ihrer schlechten Ergiebigkeit aufgelassen worden. _________

Lyptsche, Windisch-Lypsch, Toth-Lypcse, Slowenska Lupca, ein privilegirter Marktflecken, eine Meile von Neusohl an dem Granflusse. Dabey ist ein Bergschloß gleiches Namens der königlichen Kammer gehörig, wovon eine weitläufige Herrschaft von 22 Dörfern den Namen führt. — Dieses Schloß ist schon größtentheils unbewohnt, und nur ein sehr tiefer in festen Stein ausgehauener Brunn ist in demselben merkwürdig. Der Flecken hat eine katholische Pfarre, und eine evangelische Kirche, gemischte Schulen und zwey Papiermühlen. Die Einwohner nähren sich meistentheils vom Feldbau, der hier sehr ergiebig ist. — Die Lipscher Herrschaft ist durch das Aussterben der Weschelenischen Familie der königlichen Kammer zugefallen. Die meisten Unterthanen derselben, Walaßka, Priechod, Hiadel, Seletz und Schalkowa ausgenommen, treiben starken Handel mit Spitzen, Leinwand, Messern, Kämmen und dergleichen Kleinigkeiten nach Niederungern, Kroatien, Slavonien und Siebenbürgen. Einige derselben

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erwerben durch Verfertigung der Holzflösse, allerhand hölzernen Gerähtschaften und derselben Verschleiß in die untere Gegend ihren Unterhalt.

Die zu dieser Kameralherrschaft gehörigen Ortschaften sind:

1. Walaßka, ein grosses Dorf mit einer katholischen Pfarre und Nationalschule, dritthalb Meilen von Lypsch gegen Bries an dem Granflusse. Es hat beträchtlichen Feldbau, und sehr weitläufige Waldungen haben den Namen von diesem Orte. — Bey dem Dorfe Mito verliert sich ein Bach unter die Erde, und stießt eine Meile weit unterirdisch weg, in diesem Orte aber kommt er aus einem Felsen wieder zum Vorschein, und treibt gleich bey seinem neuen Ursprünge drey Mühlräder. Er führt eine Menge Forellen mit sich, und überfriert auch im härtesten Winter nicht.

2. Hronec, ein Kameraleisenhammer an dem so genannten Schwarzwasser, mit zwey Hochöfen, acht Schlagwerken und zwey Knopperhämmern, nebst einem zur Aufhaltung des Holzes, das hier verkohlet wird, erbauten Rechen. In der Gegend desselben sind sehr ergiebige Eisengruben, und außer dem hier erzeugten Eisen, wird auch das von Pojnik, Libethen und Teißholz hier verschmie-

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det. Der so genannte Schwarzwasserfluß entspringt auf dem Klenowitzer Berge, an dessen Fuße sehr schöne und grosse Bergkristallen gefunden werden. Hier ist auch eine katholische Nationalschule.

3. Sihla, eine Kameral- Glashütte in den Walaßker Waldungen, auf welcher die zur Scheidung des Goldes nöhtigen außerordentlich grossen Kolben für das Kremnitzer Münzamt gemacht werden. Die Verfertigung derselben ist eine geheime Kunst des hiesigen Glasmachermeisters.

4. Dolina, 5. Medwethal, 6. Zawodia, mit einer katholischen Kirche und Nationalschule.

7. Oßrblja, oder Zehrenberg und 8. Schwarzwasser. Diese fünf sind zerstreute kleine Ortschaften, Handlungen genennt, die von lauter Holzschlägern bewohnt werden.

9. Ober-Lehota, ein Dorf am Gebirge mit einigem Ackerlande, dritthalb Meilen von Lypsch. Es ist hier ein lutherisches Bethaus, und eine gemischte Schule. In den hieher gehörigen Waldungen, in dem so genannten Bistrathale, befindet sich ein Eisenhammer mit vier Schlagwerken.

10. Unter-Lehota, zwey und eine Viertelmeile von Lypsch. Der in Jaraba ge-

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standene Eisenhammer ist in das hieher gehörige Weißkowerthal verlegt worden. —

In vorstehenden Ortschaften sind die Häuser ziemlich beqwem eingerichtet, und mit Küchen und Stubenöfen versehen.

11. Lopet, ein Dorf mit einer katholischen Pfarre und Nationalschule, zwey Meilen von Lypsch am Granflusse, mit gutem Feldbau.

12. Predajna, ebenfalls an dem Granflusse, eine halbe Stunde näher an Lypsch, mit einer katholischen Pfarre, einer Nationalschule und einem Kameral-Bräuhause.

13. Jaßenja, ein Dorf eine halbe Stunde von Predajna mit einem sehr beschwerlichen Feldbau in hohen Gebirgen. Es liegt an dem Jassener Wasser, welches vorzüglich an Aschen und Forellen reich ist.

14. Zamostja, 15. Dubowa mit einer katholischen Pfarre, und 16. Nemecka, drey ganz nahe beysammen an beyden Ufern des Granflusses liegende kleine Dörfer, ein und eine halbe Meile von Lypsch. Haben guten Ackerbau.

17. Rastoka, ein schlechtes Dorf in einem engen Thale gegen der Praschiner Alpe, anderthalb Meilen von Lypsch.

18. Brußno und

19. Swaty Ondreg, Sankt Andre, mit einer katholischen Pfarre und Na-

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tionalschule. Beyde Dörfer liegen am Granflusse einander gegen über, und sind durch eine Brücke verbunden. Lypsch ist eine Meile davon entfernt.

20. Medzibrod, ein grosses Dorf an dem Granflusse, anderthalb Stunden von Lypsch, mit gutem Ackerbau und einer katholischen Nationalschule.

21. Hjadel, ein schlechtes Dorf zwischen hohen Bergen. Es hat wenig Ackerland, und wird meist von Holzschlägern bewohnt, die ihrer Arglistigkeit wegen sehr verruffen sind. Liegt eine Meile von Lypsch.

22. Mosstenic, eine so genannte Handlung, eine Stunde von Lypsch. Es bestehet nur aus wenig Häusern, die von Holzschlägern, Köhlern und Schmelzern bewohnt werden. Es ist hier eine Schmelzhütte, und es sollen noch zwey Blaufeuer zur Pocheisen-Erzeugung hieher kommen. Auch ist hier eine katholische Pfarre und eine Nalionalschule.

23. Balass und

24. Kallisstja sind zwey kleine so genannte Handlungen in den Lypscher Waldungen, welche von Holzschlägern und Hauern aus den Herrengrunder Gruben bewohnt werden.

25. Lacatin, ein Dorf mit gutem Ackerbaue am Granflusse, drey Viertelstunden von Lypsch.

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26. Podkonic, ein weitläufiges Dorf mit einem sehr grossen Gemeindeumfang, einer katholischen Pfarre und Nationalschule. Es liegt am Gebirge eben so weit von Lypsche wie das erstbenennte.

27. Priechod, eine halbe Stunde von besagtem Lypsch, mit einer Sägmühle.

28. Selec, ein drey Viertelstunden von Lypsch, und eben so weit von Neusohl, entferntes Dorf mit einer katholischen Pfarre und einer Nationalschule. Die Einwohner nähren sich meist durch das Fuhrwesen.

29. Slalkowa, eine halbe Stunde von Neusohl an dem Granflusse. Hier wird besonders viel Hirse gebaut.

30. Pojnik, ein privilegirter grosser Marktflecken, eine Meile von Lypsch, und zwey Meilen von Neusohl, mit einer katholischen und lutherischen Pfarre, und halbvermischter Schule. Er gehört zur Lypscher Kameralherrschaft.

Die hiesigen Eisenbergwerke geben viel, aber nicht sonderlich gutes Eisen, welches itzt jedoch durch einen Zusatz des Libethners merklich verbessert wird. In den hiesigen Gruben wird zwischen dem Schiefer der schöne röhtliche und blauliche, tropfsteinformige Kalzedon auf Eisenstein gefunden. — Dieser Ort liegt in einem weiten und anmuhti-

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gen Thale, der Zugang aber ist wegen der felsigen Wege höchst beschwerlich. Er hat seinen Ursprung den Sachsen, und seine ersten Freyheiten dem Könige Ludwig dem Kumaner zu danken. Diese Freyheiten sind hernach durch die nachfolgenden Könige bestätiget, und zum Theile vermehret worden. In den Türkenkriegen des vorigen Jahrhunderts ist er durch Feuer verheeret, und der meisten seiner Einwohner beraubt worden. In dem sie in die Sklaverey dieser Barbaren geriehten. — Nun wird er blos von Slowaken bewohnt, die sich meist vom Ackerbaue nähren. — Lehotka ist eine zu Pojnik gehörige Gasse.

Der Benitzkischen Familie gehören folgende drey Dörfer:

1. Muolca, eine Stunde von Neusohl in einer unfruchtbaren Gegend.

2. Ober-Micina, zwey Stunden von Neusohl mit einer katholischen und evangelischen Pfarre, und einer evangelischen Nationalschule. Die hiesige Glocke soll nach der Inschrift von 1096 seyn. Es sind hier auch zwey adeliche Häuser.

3. Unter-Micina, eine halbe Stunde weiter von Neusohl mit einem adelichen Schlosse und einer evangelischen National-

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schule. Hat einen heilsamen Sauerbrunn in der Nähe.

Oravce, ein kleines Dorf, dritthalb Stunden von Neusohl, der Palugyaischen Familie gehörig. Es ist wegen der im freyen Felde umher stehenden edeln Obstbäume merkwürdig. — Ein ehrwürdiger Greis wandte, als er Alters und Schwachheit halber die Wirthschaft seinem Sohne übergeben hatte, den Rest seiner Kräfte und die Musse seiner letzten Lebenstage zum allgemeinen Besten der Nachkommenschaft an, indem er viele Hundert wilder Obstbäume durch Propfen verädelte, die itzt schon die herrlichsten Früchte tragen. — Nur Schade, daß die undankbaren Nachkommen das Verdienst dieses Patrioten schänden, indem diese Früchte, noch ehe sie reif werden, mehr verderben als genossen werden. Die Gebeine dieses ädeln Landmannes ruhen zwar schon seit zwölf Jahren in der Erde, aber sein Andenken verdient der Vergessenheit entrissen zu werden. Er hieß Johann Pinka. — Hier werden auch viele Krametsvögel gefangen.

Dubrawica, ebenfalls ein geringes Dorf mit einem Adelsitze, drey Stunden von Neusohl, der Familie Urbányi unterthan. Die hiesigen und die Oravtzer Einwohner treiben besonders viel Handel mit rohen Häuten.

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Wlkanowa, Farkas-falva, ein Dorf mit zwey adelichen Wohngebäuden am Granflusse, über den hier eine Brücke führet. Es liegt eine Stunde von Neusohl, und gehört der Bohuschischen und Benitzkischen Familie.

Ober- und Unter-Rakitoc, zwey kleine Dörfchen der Holnayischen Familie, ebenfalls eine Stunde von Neusohl.

Tridubi, ein sehr kleines Dorf der Rakowskischen Familie, am Granflusse zwey Stunden unterhalb Neusohl.

Die Familien Rakowsky und Radwanßky besitzen gemeinschaftlich:

1. Kremnicka, ein Dorf an der Landstrasse gegen Schemnitz, eine halbe Stunde von Neusohl. Es liegt in einer anmuhtigen Gegend, und wird meist von Töpfern bewohnt.

Prssan, ein kleines zwischen dem Gebirge gelegenes Dorf, anderthalb Stunden von Neusohl. An dem von dieser Stadt hieher führenden Wege steht ein neues schon gebautes Pulvermagazin, welches mit Kupfer gedeckt, und mit Gewitterableitern versehen ist. Es faßt 1200 Zentner, und ist mit einem Wachthause versehen. — In der Gegend dieses Orts werden auf den Feldern Agate, Jaspisse, Kalzedone und Kascholongs, welche mit Kalkstein überzogen sind, gefunden.

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Illiass, mit einer Brücke, und

Petjowa (Petö-földe), zwey kleine Dörfer am Granflusse drey Viertelstunden von Neusohl, den Familien Bohusch und Gerhard gehörig, mit einigen adelichen Gebäuden.

Der Radwanßkischen Familie sind nachfolgende sechs Ortschaften unterthan.

1. Rádván, ein volkreicher meist von Handwerkern bewohnter Marktflecken an dem Granflusse. Er wird von der Stadt Neusohl nur durch den Bach Udorna geschieden, der zehen Pulver- einige Schleif- und Walkmühlen treibt. Die Radwanßkische Familie hat hier zwey grosse und ansehnliche adeliche Höfe, in deren einem eine beträchtliche Bücher- und Alterthümersammlung ist. Es ist hier auch eine katholische Pfarre, eine evangelische neuerbaute Kirche, und sowohl eine katholische als evangelische Nationalschule. Die Lage desselben ist wegen der benachbarten Schmelzhütten und Kohlungen nicht die angenehmste. Die Einwohner sind, einige wenige Deutsche ausgenommen, lauter Slowaken, unter denen besonders viele Kammmacher, Salpetersieder und Tuchmacher sind. Am achten des Herbstmonats wird hier ein Jahrmarkt gehalten, der der vornehmste dieser Gespanschaft ist.

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2. Malachov, ein kleines Dorf eine Meile von Neusohl mit sehr geringem Ackerlande. Es liegt in einem Thale, in dem viel gelblich versteinertes Holz gefunden wird. — In dieser Gegend ist auch ein sehr altes aufgelassenes Qwecksilberbergwerk erst kürzlich neu aufgenommen worden.

3. Kraliki, ein in den Radwarer Waldungen zerstreutes Dorf am Gebirge, zwey Stunden von Neusohl, wo die Kirschen erst im September reif werden. Jeder Bauer hat hier alle seine Grundstücke um sein Haus herum.

4. Jabrikowa, eine Stunde von besagter Stadt. Es ist ein schlechtes Dorf, das an Tajowa stoßt.

5. Skubin, drey Viertelstunden von der Hauptstadt gegen das Gebirge.

6. Senica, eben so weit davon gegen Lypsch zu. Ein kleines Dorf, dessen Bewohner meist das Fuhrwesen treiben.

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II. Der untere oder Altsohler Bezirk, Processus inferior seu Vetusoliensis.

Enthält den westlichen und südlichen Theil der Gespanschaft, ist weniger gebirgig, und hat mehr Ackerland, als der obere. — In denselben gehören:

Altsohl, Vetusolium, Zolyom, Zwolen, eine kleine königliche Freystadt, zwey Meilen von Neusohl. Sie liegt in einer anmuthigen Gegend zwischen dem Slatina und dem Granflusse. Sie ist mit Mauern eingeschlossen, sehr alt und noch slawischen Ursprungs. Auf dem Berge Pußti Hrad sind noch Spuren eines Schlosses, das von einem Heerführer der Hunnen aufgeführet worden seyn soll. König Bela der Vierte hat sie mit einer sächsischen Kolonie besetzt, die hier Bergwerke gebauet haben, und wovon sie auch einst eine Bergstadt geheissen hat. Itzt hat sie keine Bergwerke mehr, und wird von lauter Slowaken bewohnt, die sich mit allerhand Handwerken und dem Ackerbaue, der hier einer der besten in dieser Provinz ist, nähren. Sie zählt nur 1700 Einwohner und

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264 Häuser. Auf der Mitte ihres ziemlich geräumigen Hauptplatzes stehet die katholische Kirche. Die Evangelischen haben hier ebenfalls eine Kirche, die Hauptschule aber ist gemischt. Über den Granfluß sowohl, als über den Slatina führt eine Brücke. Die Stadt zahlt an Kontribution 2758 Gulden, 32 1/2 Kreutzer, und in ihrem Wappen führt sie ein Patriarchenkreutz, welches von zwey Engeln gehalten wird.

König Ludwig der Erste hielt hier im Jahre 1378 einen pohlnischen Landtag, auf dem er seiner Tochter Hedwig, die hernach den Wladislaw Jagello heurahtete, zu seiner Trohnfolgerinn in Pohlen ernannte. In den böhmischen, Tökölischen, Botschkaischen und Rakotzischen Unruhen hat diese Stadt sehr viel widrige Schicksale erlitten, und ward vornämlich 1708 von den fliehenden Rakotzischen Völkern mit Feuer gänzlich verheeret.

Auf dem Hügel, Borowa Hora genannt, befindet sich eine stinkende Schwefelpfütze, in welcher der Hanf, den man hier stark baut, gedörrt zu werden pflegt, wodurch er eine vorzügliche Weiße und Feinheit erhält. Unterhalb dieser Pfütze ist ein Stück eines alten größtentheils verfallenen Stolles, in welchem eine Menge sehr reines Frauenglas gefunden wird. In den Fel-

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dern eben dieses Berges ist auch oftmals zusammengerollter dünner Golddrat, und wie man sagt, immer ringformig an Getraidhalmen zu 15 bis 30 Dukaten schwer entdecket worden, woher man Anlaß genommen hat, diesen Golddrat für ein vegetabilisches Gold auszugeben. — Der Verfasser dieser Beschreibung hat ein Stück von einem solchen Golddrat bekommen, das im Jahre 1782 bey der Ärndte gefunden worden, woran jedoch der gewöhnliche Dratzug sehr kenntlich ist. Zuweilen soll dergleichen Golddrat auch an den Hanfstängeln aus der Schwefelpfütze gezogen werden. Der Eigenthümer des Ackers, auf welchem der vorerwähnte Golddrat gefunden worden, hatte, so wie auch andere Wirthe zu thun pflegen, diesen Acker mit dem Pfützenschlamme gedünget. Man kann daher nicht ohne Grund allen gefundenen Golddrat aus dieser Pfütze herleiten. Wie er in diese Pfütze gekommen, läßt sich zwar nicht mit Gewißheit erklären; es ist jedoch nicht unwahrscheinlich, daß da sich in den vorigen Zeiten die Könige sehr oft in Altsohl mit ihrer Hofstaat aufhielten, und damals allerhand goldenes Geschmeide der Hauptschmuck der Vornehmen war, einer oder der andere bey den öfteren feindlichen Einfällen, welchen diese Gegend

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ausgesetzet war, seinen Schmuck zu verbergen in diese Pfütze geworfen, und hierauf umgekommen; da er dann, weil niemand mehr etwas von diesem versteckten Schatze wußte, in demselben liegen geblieben.

Auf dem Gebiehte der Stadt sind auch zwey Sauerbrunnen, von denen der, welcher gegen Batzur liegt, von vorzüglicher Güte ist. Es ist hier auch ein guter Bruch von Sandsteinen.

Auf einem Hügel an der Südseite der Stadt stehet das schon größtentheils verfallene Schloß Zolyom, welches dermalen sammt einer davon den Namen führenden grossen Herrschaft der gräflich Eßterhazischen Familie zugehöret, die in demselben einige Zimmer zur Wohnung eingerichtet hat. König Mathias Korvin hat sich oft in demselben aufgehalten, zu welcher Zeit es auch sehr prächtig gewesen seyn soll. — Im Jahre 1620 hat der Siebenhürgische Fürst Bethlen die königliche ungarische Krone, der er sich bey Eroberung des Preßburger Schlosses bemächtiget hatte, hieher gebracht, und eine demselben aufbewahret. — Am Eingänge dieses Schlosses hängen ungeheuer grosse Knochen, die wahrscheinlich von einem Seethiere sind. Sie sollen in dem Slatinaflusse gefunden worden seyn.

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Der Stadt Altsohl gehört:

Lukowo, ein kleines Dorf eine Stunde von dieser Stadt, das wegen des Krammetsvögelfangs berühmt ist.

Mit andern adelichen Familien besitzt diese Stadt zugleich

Lieskowec, drey Viertelstunden von besagtem Altsohl, an der Strasse, welche in das Neograder Komitat führet; hat gutes Ackerland.

Batzur, eine Stunde südwärts von der Stadt, mit einer katholischen Pfarre.

Zu der von dem Schlosse Zolyom, Zwolen den Namen führenden gräflich Eßterhazischen Herrschaft gehören folgende zwanzig Ortschaften:

1. Zolyom-Varallya, eine nur geringe Anzahl Häuser an dem Fusse des Schloßberges, die der städtischen Gerichtsbarkeit nicht unterworfen sind.

2. Muotjowa, ein grosses Dorf in einer fruchtbaren Ebene an dem Flusse Slatina, eine halbe Stunde von Altsohl. Die königliche Kammer hat auch ihren Antheil an diesem Orte, der wegen seinen besonderen Freyheiten, die er von verschiedenen Königen erhalten hat, berühmt ist. Als königliche Jäger wurden die Einwohner desselben von allen Frohndiensten frey gesprochen. Ei-

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fersüchtig auf die Erhaltung dieser ihrer Freyheiten, geben sie niemanden auch nicht für Bezahlung einige Vorspann, sondern ziehen viel lieber selbst die Wägen bis in das nächste Dorf. Für diesen unbiegsamen Starrsinn wurden sie jedoch von jeher von ihrer Herrschaft geneckt häufig zu Schildwachen gebraucht, und zur Lust als Bohten in die entferntesten Länder ohne aller Bezahlung herumgeschickt, welches sie auch ganz willig verrichteten. — Seit einigen Jahren sind ihre Abgaben etwas vermehret worden; dennoch fällt ihr Wohlstand vor allen benachbarten Dörfern gleich in die Augen, der wahrscheinlich ihren Freyheiten zuzuschreiben ist.

3. Hajnik, ein Dorf an der Schemnitzer Landstrasse, anderthalb Meilen von Neusohl. Die Beßekische Familie hat an demselben einigen Antheil, und davon ihr Prädikat. Es ist eine katholische Pfarre, eine Rationalschule, und ein adelicher Hof in demselben. Über den Granfluß ist eine Brücke, und die Einwohner bauen viel Hopfen.

4. Ribár an dem Flusse Gran], Hajnik gegen über, womit es durch eine Brücke verbunden wird. — Eine Viertelstunde von diesem Dorfe an einem Berge, von dem die reitzendste Aussicht in die Ebene zwischen Neu-

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sohl und Altsohl ist, steht das neu aber eben nicht beqwem gebaute Badhaus Sliac genannt, dessen Qwelle nur lau ist, weil sich die kalten und heißen Wässer unter der Erde vermischen. Die auf der Oberfläche dieses Wassers schwebende Luft ist für die Menschen sowohl als Thiere tödtlich, wie denn erst vor einigen Jahren zwey Männer, die sich zu tief gegen der Oberfläche geneigt hatten, todt in dasselbe gefallen sind; und mit allerhand Thieren wird diese Erfahrung sehr oft gemacht. — Ein in den Dunstkreis dieses Wassers gebrachtes Feuer verlischt ohne einen Funken zurück zu lassen, oft schon zwey bis drey Schuhe von der Oberfläche des Wassers, je nachdem dieser Dunstkreis von der äußern Luft mehr oder weniger zusammengedrückt wird. Außer Zweifel ist es eine durch Auflösung einer Kalkerde von Vitriolsäure entwickelte fixe Luft, welche diese schreckliche Wirkung hervorbringt, weil auch nicht weit von dieser Qwelle ein Kreidenbruch, und bey einigen chemischen Untersuchungen unter den Bestandtheilen des Wassers Vitriol gefunden worden. Oberhalb dem Badhause ist der Berg an einem Orte sehr tief, und hie und da eingesunken, wie denn der Anblick kreutzweise zusammengestürzter Bäume einen fürchterlichen Eindruck macht. Wahrscheinlich ist

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der durch Ausspielung der aufgelösten Kreidentheile leer gewordene Raum die Ursache dieses Einsturzes. — Das abfließende Wasser dieses Bades überzieht alles, was es berührt, mit einer röhtlichen Steinrinde, und der Berg scheint an einigen Orten aus zusammgetriebenen, verschlämmten und versteinerten Baumblättern zu bestehen. Es sind an diesem Berge auch noch andere Klüfte, die alle tödtliche Luft ausdünsten, bey denen man sehr oft allerhand Vögel, die in den Dunstkreis derselben gekommen sind, gefunden hat. — Auf diesem Berge wird auch guter Töpferthon gegraben, der weit umher verführet wird.

Unweit des Badhauses befindet sich auch ein kräftiger Sauerbrunn, der jedoch durch Ableitung des überflüßigen Wassers nicht gereiniget wird, und daher ein ekelhaftes Aussehen hat. Sehr wahrscheinlich sind die hiesigen Mineralwässer zu einigen Krankheiten und Gebrechen vorzüglich heilsam; und es wäre wohl der Untersuchung wehrt, bey der man vielleicht ein Wasser fände, das dem Pirmonter an Kraft und Wirkung nicht nachstünde. — Ein mit Bäumen besetzter Spaziergang zu den nahen Gebüschen wird in dieser sonst sehr anmuhtigen Gegend auch noch vermißt.

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5. Welka-Luka, Nagy-Réth, ein Dorf nicht weit von Ribar und etwas näher an Neusohl in einer sumpfigen Gegend, wo viele so genannte Saubohnen gebaut werden. —

6. Kralowa, Kiraly-falva, ein an Radwan stossendes Dorf mit einem adelichen alten Schlosse an dem Granflusse.

7. Badin, ein grösseres Dorf mit einer katholischen Pfarre und Nationalschule. Es liegt eine Stunde von Neusohl, und hat guten Feldbau, auch in ihrem Gebiehte einen guten Sandsteinbruch. In den hiesigen Waldungen wird auch gelbes versteinertes Holz gefunden.

8. Kowacowa, ein kleines Dorf an der Schemnitzer Strasse anderthalb Meilen von Neusohl.

9. Trnye, ein ebenfalls kleines Dorf mit einer katholischen Pfarre und Nationalschule, zwey Meilen von der Hauptstadt, wo Armuht und Faulheit vornämlich zu herrschen scheinen.

10. Thurowa, ein schlechtes Dorf, welches nahe an dem gleich vorhergehenden in einem engen und tiefen Kessel zwischen hohen Bergen liegt. Es soll wegen der hier öfters herrschenden Seuchen anderswohin versetzt werden.

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11. Butca, ein grosses katholisches Pfarrdorf mit einer Nationalschule. Es liegt zwey Meilen von Neusohl, und dreye von Schemnitz, und hat eine Poststation.

12. Kozelnik, ein kleiner Ort im Dillnerthale vierthalb Meilen von Neusohl, und anderthalbe von Schemnitz. Es ist hier ein Gasthof und eine aufgelassene Schmelzhütte. Bey der von Neusohl über den Granfluß hieher führenden Brücke bestehen die Felsen aus thonigen mit Glimmer vermischten abgerundeten Porphyritsteinen, und aus hellrohten Granitstücken.

13. Dobroniwa, Dobrona, ein privilegirter und wohlhabender Marktflecken anderthalb Meilen von Altsohl, eben so weit von Karpfen, und dritthalb Meilen von der Hauptstadt. Er liegt in einer sehr fruchtbaren Gegend, und giebt der zweyten aus vier Marktflecken und vier Dörfern bestehenden gräflich Eßterházischen Herrschaft den Namen. Er hat eine katholische und eine evangelische Pfarre, eine evangelische Nationalschule, und eigene Waldungen, aus denen das Holz nach Schemnitz verschlissen wird. Die Einwohner leben meist von ihrem Ackerbau, und von dem Handel mit Weinen, die sie in den tieferen Gegenden einkaufen, und in den Liptauer und Arwer Komitat verführen. Es

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werden außerdem hier auch viele ungrische Pferdesattel gemacht.

Das eine halbe Stunde davon stehende Bergschloß gleiches Namens, welches an dem Eingange in das Thal Nyeresnitza von den Bohern zur Beschützung ihrer Räubereyen erbauet worden seyn soll, liegt schon im Schutte. Es gehört mit der dazu gehörigen Herrschaft seit 1610 der gräflich Eßterházischen Familie.

14. Dobro-Várallya, ein Herrschaftlicher Mayerhof nebst einigen Häusern am Fuße des Schloßberges.

15. Sáßy, ein Marktflecken in einer fruchtbaren Ebene eine halbe Stunde von Dobroniwa, mit dem es gleiche Freyheiten und Nahrung hat. In einem Diplome Königes Stephan des Fünften wird dieser Ort deutsch Plieschotz genannt. Er hat eine katholische Pfarre und eine vermischte Schule. Auf einem diesem Orte ganz nahen Hügel, stehen noch Trümmer eines Wachtthurms.

16. Pliessowec, Pelsöcz, ein Marktflecken mit einem sehr weitläufigen Gebiehte. Er liegt an der Gränze des Neograder Komitats, eine halbe Stunde von dem vorhergehenden, und vier Meilen von Neusohl. Er hat eine evangelische, Pfarre und Nationalschule. Hier wird aus Birkenrinde viel Wagenschmier gesotten.

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17. Babinia, Babaszék, ebenfalls ein Marktflecken mit einer katholischen Pfarre und halbgemischten Schule. Von Neusohl ist er vier, und von Karpfen nur eine Meile entfernt. Mit den vorstehenden drey Flecken hat er gleiche Freyheiten und Nahrung.

18. Dubowa, ein kleines Dorf, eine Meile von Altsohl, mit einer evangelischen Nationalschule.

19. Breziny und

20. Michalkowa, zwey ebenfalls geringe Dörfer, unweit des alten Dobroniwer Schlosses.

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Karpfen, Carpona, Krupina, Korpona, eine kleine, mit Mauern umgebene königliche Freystadt, drey Meilen von Altsohl, fünfe von Neusohl, und zwey von Schemnitz. Sie hat viel Ackerland, gutes Weingebirg und schöne Waldungen. Die Gegend derselben ist sehr anmuthig, und nur der Zugang dahin ist wegen der schlechten Strassen überaus beschwerlich. Man hält sie für die älteste aller Städte in Ungarn, indem ihnen schon Bela der Vierte, nach dem im Jahre 1244 erfolgten Abzuge der Tartaren die gehabten Freyheiten bestätiget hat. Sie ward von den Sachsen erbauet, und soll auch einst

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gute Bergwerke gehabt haben. Die itzigen Einwohner sind Slowaken, die sich von dem Acker- und Weinbau, nebst dem Handel mit Obste nähren. Der hiesige Wein ist zwar seiner Säure wegen sehr verruffen, es sind jedoch auch einige Gebirge hier, die ganz guten Wein tragen. Das hier gezogene Obst wird in die Bergstädte verführt, und macht den größten Nahrungszweig der hiesigen sehr verarmten Bürgerschaft aus. — Die Katholischen besitzen hier eine Pfarrkirche, die ehedem den Lutheranern gehörte, und ein Kloster der Piaristen. Die Hauptschule ist gemischt, und eben so auch die für die Mägdchen errichtete Mägdchenschule. Die augsburgischen Konfessionsverwandten haben, seitdem die Glaubensfreiheit in ihre Rechte eingetreten ist, eine Kirche. Mit Inbegriff der Wohnungen in den Weingärten enthält diese Stadt 1045 Häuser, die von 2903 Seelen bewohnt werden. Ihre Kontribution beträgt 3743 Gulden, 44 1/4 Kreutzer.

Nach der unglücklichen Schlacht bey Mohatsch wurde Karpfen zu einer Gränzfestung und Vormauer der Bergstädte gemacht, dabey sie zugleich ihre Kommendanten, Capitaneos erhielt, deren einige sich durch sonderbare Tapferkeit berühmt gemacht haben. Unter andern hat Gabelmann die Helden-

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thaten eines derselben, Namens Tartzy, in einem feyerlichen Zweykampfe mit den Türken im Jahre 1581 durch seinen Heldengesang entrissen. — Im Jahre 1605 bemächtigte sich Botschkai der Stadt, und hielt einen Landtag in derselben. 1667 schlugen die Bürger dieser Stadtleute unter der Anführung ihres Hauptmannes Bory 3000 Türken, welche das Sohler-Komitat ausgeplündert hatten, in die Flucht, und nahmen ihnen alle gemachte Beute ab. Von dieser Schlacht sind noch einige tartarische Waffen als Siegeszeichen auf dem Rathhause aufbewahret. In den bürgerlichen Kriegen hat dieser Ort ebenfalls sehr viel gelitten; denn im Jahre 1678 ward sie von den Tökölischen Völkern erobert, und 1708 von den Rakotzischen Flüchtlingen durch Feuer verheeret.

Auf einer Anhöhe an der Moraenseite stehet noch ein Wachtthurm, Tarnisztra-Vár genannt, von dem man die Gegend sehr weit übersehen kann. — Diese Stadt ist auch wegen der häufigen Hexenprozesse merkwürdig, wodurch so manches alte Mütterchen dem Vulkan aufgeopfert worden; wie denn noch um das Jahr 1744 ihrer dreye auf einmal verbrannt wurden. Die Bekanntmachung dieser in dem Stadtarchive aufbewahrten, und in slowakischer Sprache abgehandelten Pro-

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zesse würde unserem philosophischen Jahrzehend ein angenehmes Geschenk seyn. Welch ein philosophischer Geist in den hiesigen Rathsversammlungen einst geherrschet habe, mag folgende in dem Rathsprotokolle vom Jahre 1652 ausführlich beschriebene sehr erbauliche Wundergeschichte einiges Licht verbreiten. Ein gewisser Paul Gerhad ward von dem leidigen Geitze so weit hingerissen, daß er sich eines einer armen Wittwe zugehörigen Gartens mit Gewalt bemächtigte. In demselben pflanzte er nun auch Kapiskraut, welches, als es hernach herausgenommen worden, nicht nur auf dem ersten Schritt, den seine Magd in einen Krautkopf machte, Blut hervor qwoll, sondern auch die Hände des Knechts bey dem gewöhnlichen Einschneiden dieses Krauts so voller Blut machte, daß allen Anwesenden darüber für Entsetzen die Haare gen Berge stiegen. — Ob dieses herrliche Wunder so mächtig gewirket habe, daß seither in dieser Stadt keine Ungerechtigkeit begangen worden, oder ob heimliche Unterdrückungen durch ähnliche Wunder nicht mehr, an den Tag gekommen, darüber geben die neueren Stadtbücher keine hinlängliche Aufklärung. — Übrigens hat Karpfen keinen Unterthan.

Die nächstanliegenden Dörfer dieser Stadt sind:

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Bozok-Lehota, gehört zu der Besoker Kameralherrschaft. Es liegt an der Gränze des Honther-Komitats eine Stunde von Karpfen. Das Dorf ist zwar klein, wird aber von wohlhabenden Bauern bewohnt, die sich meist durch Handel und das Fuhrwesen nähren.

Kraloc, ebenfalls nur ein kleines Dorf an der äußersten Gränze des Honther-Komitats. Es hat eine evangelische Nationalschule, und die gräflich Telekische Familie zur Grundherrschaft.

Ostroluka, ein der Ostrolukischen Familie unterthäniges Dorf in einer sehr abgelegenen Gegend, dazu die Zugänge äußerst schlecht sind. Es liegt drey Meilen von Neusohl, enthält zwey adeliche Freyhöfe, eine alte evangelische Artikularkirche und Rationalschule. In den hiesigen schönen Waldungen wachsen die Erdbeeren zu einer besonderen Größe.

Budicka, eben dieser Familie gehörig, eine starke Stunde nordwärts von Butscha. Hat nur wenige Häuser.

Hron Breznica, Breßnitz an der Gran, ein sehr schlechtes Dorf, nicht weit von der Kofelnicker-Brücke. Es ist dritthalb Meilen von Neusohl entfernt, und gehört theils der gräflich Esterhazischen Familie, theils aber der königlichen Neusohler Kammer. Der hier-

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ländische Gebrauch, einen Schorstein in der Stube zu haben, hat hier keine Statt, sondern der Rauch muß seinen Ausweg durch das Fenster suchen.

Zelezna Breznica, Eisen-Breßnitz, ein kleines und sehr elendes Dorf, eben so weit als das vorgehende von der Hauptstadt, zur königlichen Neusohler Kammer gehörig. Es hat seinen Namen von den Eisenbergwerken erhalten, die ehedem hier gebaut wurden. Seitdem die hieher versetzte Silberschmelzhütte ruht, sind die Einwohner dieses und der umliegenden Ortschaften Buditschka, Lehotka, Ternye und Thurowa durch Verlust ihres Verdienstes in die äußerste Armuth versetzet worden.

Kassa Lehotka, ein ganz geringes Dörfchen in eben dieser Gegend, der Familie Rakowßki gehörig, wo ein schiefriger, weißer Hornstein (Petrosilex) mit eingeschlossenen versteinerten Gewächsen gefunden werden soll.

Sielnica, ein Dorf in einer reitzenden Lage, in der Sohler-Ebene, dem Neusohler Domkapitel gehörig. Liegt eine Meile von Neusohl.

Garamseg, eben so weit von der erstgenannten Stadt, an dem Granflusse. Es gehört den Familien der Grafen Teleky, und derer von Getzy, wovon jede ein adeliches

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Schloß besitzt. Es ist hier auch eine evangelische Artikularkirche, und eine Nationalschule.

Sampor, eben diesen Familien gehörig, eine halbe Stunde weiter an der kürzesten, aber zugleich schlechtesten Strasse in die Neograder-Gespanschaft. Ein kleines Dorf, mit wenig Ackerbau.

Becow, ein Dörfchen von wenig Häusern am Bache Solna, dem Grafen Teleky unterthan.

Sebedin, ein kleines Dorf, und

Zawadka, ein Mayerhof, mit einigen Häusern in der nämlichen Gegend, der Zolnaischen Familie unterthan. Beyde liegen zwey Meilen von Neusohl.

Lukawica, ein ebenfalls kleines Dorf, den Familien Benitzky und Ostrolutzky unterthänig, eine halbe Stunde von Unter-Mitschina.

Wiglesch, Vigles, ein altes Schloß auf einem steilen Berge an dem Flüßchen Slatina, drey Meilen von Neusohl, welches nach dem Ischtwanfi einstdem Orden der Kreutzherren zugehöret haben soll. König Mathias Korwin hat sich der Jagd wegen hier öfter aufgehalten. Den Namen Vigles, (fröhliches, lustiges Spähen oder Lauern) mag es wohl von seiner anmuthigen Lage erhalten haben.

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König Wladislaw hat dieses Schloß von dem Andreas Juscht, bey dem es um 6300 Gulden versetzt war, ausgelöst, und im Jahre 1496 gegen das unweit Ofen liegende Schloß Scholmar (Solmár), mit dem Blasius von Raschka, und seiner Gemahlinn Katharina, einer Tochter des Johann Ziebor von Földwar vertauscht. Bey dem in Neusohl 1542 gehaltenen Reichstage wurde durch den 10ten. Artikel beschlossen, daß Wiglesch, welches Christoph von Turri, ein Beamter der verwittweten Königinn Maria in Altsohl, für diese Prinzessinn gewaltthätig okkupirt habe, dem Stephan Raschkay als rechtmässigen Erben zurückgestellet werden soll. — Itzt gehöret es der fürstlich Esterhazischen Familie, und liegt bis auf einige wenige von den Wirthschaftsbeamten bewohnte Zimmer, völlig öde.

Die von diesem Schlosse den Namen führende, ansehnliche Herrschaft hat den meisten und besten Getraidboden in diesem Komitate, dabey auch sehr schöne und weitläufige Waldungen, aber die schlechtesten Strassen. Sie enthält folgende Ortschaften:

1. Vigles-Várallya, ein kleines Dorf init einer Mayerey und einem Bräuhause am Fusse des Schloßberges. Hier befindet sich eine Poststation, und in der Nähe auch ein

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Pochofen und Eisenhammer, dann auf den Wiesen ein vorzüglich guter Sauerbrunn.

2. Welka Slatina, Nagy-Szalatna, Groß-Slatina, ein großer Marktflecken an dem Flüßchen gleiches Namens, eine Meile von Altsohl, und drey von Neusohl. Er hat einen sehr weit ausgebreiteten Gemeindumfang, viel Ackerland, Wiesen und Waldungen. Die Einwohner desselben leben meist vom Ackerbau, haben eine katholische Pfarre, eine neuerbaute evangelische Kirche, und eine vermischte Schule. Der nahe Sauerbrunn ist von ziemlicher Güte, und das Flüßchen Slatina sehr reich an schmackhaften Krebsen. — In der Ragotzischen Unruhe standen hier einigemale verschiedene Lager.

3. Mala Slatina, Kis-Szalatna, Klein-Solatna, ein Dorf, nur eine halbe Stunde vom obigen Marktflecken, welches sich ebenfalls vom Ackerbau nährt.

4. Kalinka, ein kleines, eine Meile vom besagten Schlosse entferntes Dorf zwischen Waldungen, in welchen die Glashütte

5. Wiglesch-Hutta steht, die sehr elend gebaut ist, und worinn nur selten gearbeitet wird. — Auch in dieser Gegend reifen die Kirschen sehr spät. Es ist in diesem Orte eine katholische Pfarre.

6. Stossock und

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7. Klokoc, zwey an Bergen und zwischen Waldungen zerstreute Ortschaften. Die hiesigen Bauern, deren jeder seine Grundstücke um sein Haus hat, besitzen viel schönes Vieh, und sind viel wohlhabender, als diejenigen, die in den Dörfern beysammen wohnen.

An dem Berge Oßtrosky unweit dem letzteren Orte ist ein sehr frischer und schmackhafter Gauerbrunn, der etwas schweflich ist. Der gemeine Volksausdruck sagt, daß er blutig aussehe, welche Farbe er jedoch nur von einer röthlichen Steinrinde bekommt, die er anlegt. Das Wasser selbst ist krystallklar.

8. Detwa das größte und volkreichste Dorf mit dem weitesten Gebiethe im ganzen Komitate. Es liegt eine Meile vom Wiglesch und vier von Neusohl, an der Gränze der Neograder Gespanschaft. Die Zahl der Einwohner desselben beläuft sich auf 5000 Seelen, die den Ackerbau und die Viehzucht mit gutem Erfolge treiben. Sie haben eine katholische Pfarre und Schule. Viele ihrer Häuser stehen auf eine Meile weit umher zerstreut. Ihr Getraid verwahren sie in hölzernen Kästen, welche mitten im Dorfe umher stehen, und von denen auch der ganze Kirchhof voll ist.

9. Otschowa, ein volkreicher Marktflecken in einer zum Ackerlande sehr fruchtbaren

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Gegend, eine Stunde von Wiglesch und dritthalb Meilen von Neusohl. Er hat sowohl eine katholische als evangelische Kirche, und Nationalschulen für beyde Religionsverwandte; auch die Ehre, der Geburtsort des berühmten ungarischen Geschichtschreibers und evangelischen Predigers in Preßburg zu seyn, der hier 1684 das Licht der Welt erblickte.

10. Dubrawi, ein nach Otschowa gehöriger herrschaftlicher Mayerhof.

11. Mikulassowa, Miklosfalva, eine Glashütte zwey Stunden von Detwa, in der viel Glas gemacht wird. In der Gegend dieses Orts findet man blaulich versteinertes Holz.

12. Hrochot, ein an großen Waldungen gelegenes Dorf, zwey Meilen von Neusohl, dessen Einwohner von den alten Königen zur Jagd gebraucht wurden, und dieserwegen noch itzt einige Freyheitsbriefe besitzen. Sie haben eine katholische Kirche und evangelische Schule.

13. Cerin, mit einer halbvermischten Schule, und

14. Cacin, zwey nahe beysammen liegende kleine Dörfer, deren Einwohner meist den Buchhandel treiben. — Auf dem Grunde des Dorfes Tscherin steht der bey Unter-Mitschina erwähnte Sauerbrunn.

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5. Zolna, Solna, ein Dorf an der kürzern Strasse in das Neograder-Komitat, zwey Meilen von Neusohl. Es gehört nebst dem Fürsten Esterhaz zum Theile auch der Zolnaischen Familie, die davon den Namen führt, und hier eine adeliche Kuria hat.
Topic revision: r47 - 08 Apr 2012, ValerieSeidler
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