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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 4, Heft 3, Text 16 (S. 257-291)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Preßburg,
Löwe, 1788
Autor:
Jakob Buchholtz
Zuordnung: Geographie
Die Karpatischen Gebirge 1
Die Karpatischen Gebirge 2
Die Karpatischen Gebirge 3
(p257)
16. Abermalige Reise in die Karpatischen Gebirge, und die angrenzenden Gespanschaften.
von
Jakob Buchholz, bürgerlichen Nadlermeister in der Königlichen Freystadt Kaisersmark.
Im Jahre 1752. den 21ten April, reiste ich mit meinem Sohne
Johann Georg, von
Kaisersmark nach
Georgenberg, und holte den
Mathias Fabrici ab den 22ten giengen wir über
Teplitz bis
Wernar. In dem Grunde daselbst, wo sich das Bergwerk befindet, trift man rohten Jaspis, und in den Wäldern sehr viel Lerchenschwämme (Agaricum) an. Den 23ten nach
Thiergarten, ein Dorf, welches unterhalb der
Königshöhle liegt. Nicht weit von demselben entspringt der
Granfluß. Abends kamen wir bis zur
Muraner Glashütte; und Tags darauf den 24ten, besahen wir dort eine Höhle, aus welcher das Wasser kommt, welches durch das Dorf stießt. Besagte Höhle, ist 250 Schritte lang, und es sollen zu Ende
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derselben Rubinen gefunden werden; bey dem dermaligen hohen Wasser aber, welches wie in einen Kessel fällt, konnten wir diese Höhle nicht ganz untersuchen. Den 25ten nahmen wir unsern Weg nach
Rewuza; den 26ten aber nach
Roholz, einem Orte in der
Gömörer Gespanschaft, wo wir einen grossen weißen Topas bekamen; der Schnee aber hinderte uns mehr zu entdecken. Den 27ten trafen wir in
Muran ein, wo sich Westwärts zwischen hohen Felsen eine Höhle befindet, in welcher sich öfters kleine Bergmännlein 1) in der Gestalt einjähriger Kinder sehen lassen. Man kennet ihre Fußstapfen in dem rohten
Bolus, der da herum sowohl, als in der Höhle selbst, zwischen den Felsen häufig angetroffen wird. — Im Walde an dem steinigten Wege gegen
Teißholz zu, sahen wir die Granatenader, welche von dem Karpatischen Gebirge durch den Felsgrund streichet. Der Granaten sind sehr viel; aber nur wenige vollkommen reif. Ehe man nach
Teißholz kömmt, stoßt man auf einen guten Sauerbrunn, und auf eine Magnetgrube. Den 26ten trafen wir in
Haschowa ein, wo ein Bach von den hohen Bergen herab, durch das Dorf fließt. Es giebt hier grosse Steine, voll der schönsten Granaten;
1) Sie werden auch Bergmönche, Bergkobolde, Kaputzer und Wichlinge, genennet, Paracelsus heißet sie Sylphen, und Pygmäen, und versichert, daß man sie durch ein in einer gewissen Konstellation gegossenes Glöckchen zum Erscheinen zwingen könne. Im Grunde aber sind es von den Bergleuten erdichtete Gespenster, die sich ihrer Sage nach, in der Gestalt kleiner Bergmännchen, in den Gruben sehen lassen, und unsichtbar arbeiten. Sie sollen nicht minder einen baldigen Bergsegen, oder auch ein bevorstehendes Unglück in der Grube andeuten. — Unser aufgeklärtes Zeitalter aber, hat diese Bergmännchen, mit dem ganzen Schwarm der Hexen und Gespenster, zu den grundlosen Undingen, und Hirngespinnsten verdrungen. S.
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auch die beyden Seiten des Grabens sind mit denselben gefüllt. Hier ist wieder eine so reiche Granatenader, die von dem
Karpatischen Gebirge herkömmt, daß man mit diesen Steinen ganz Europa versehen könnte. Unterhalb dem Dorfe stießt die
Rima; außerhalb demselben aber, ehe man zu einem kleinen Graben gegen die Mühle kömmt, trafen wir am Rande grosse Stücke Topaßmutter an, wovon die Streiche über
Klenotz, bis
Rimawa fortlauft. — Hinter besagter Mühle, jenseits dem Wasser am Wege, sind wieder Granate von vorbesagten Streichen. Nachts kamen wir bis
Rimabánya, oder Koronabánya. Den 29ten untersuchten wir die höchsten Berge daselbst, auf welchen man die westlichen Karpaten stehet. Ehedem waren hier Goldbergwerke, und man findet noch Spuren von Stollen, Schächten, und Schmelzhütten. Hier ward Krongold gegraben, 2) davon dieser Ort auch den Namen Koronabánya erhalten hat. In Kriegszeiten ist diese Bergstadt im Grunde zerstöret worden, und jetzt stehet sie auf einem andern Orte gegen Norden, an dem Flüßchen
Rima. Auf einem jenseits desselben befindlichen Berge stand ein
Schloß, wovon man noch einige Trümmer antrifft. Unter dem Waitzen, der auf diesem Berge gebauet wird, hat man oft gleichsam vergoldete Waitzenähren gefunden. An der Nördlichen Seite ist eine Menge Eisenstein; und da es hier weder an Holz noch Wasser mangelt, so könnte ein Eisenhammer sehr füglich angelegt werden. Den 30ten
2) Daß eine 24 Karat enthaltende Mark, oder ein halbes Pfund Korngold entstehe, wann 18 Karat, und 4 gran Gold, mit einem Zusatze von 5 Karat, und 8 Gran Silber, oder Kupfer legirt wird, ist bekannt; daß aber das Krongold im eigentlichen Verstande gegraben werde, hat noch kein Naturkündiger bemerket. --- Und daher ist auch die angegebene Ursache der Benennung des Orts gar nicht gegründet. S.
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kamen wir in das eine Stunde von hier gelegene Dorf
Rimawa, 3) wo man, wann man über die
Rowenka geht, etwan einen Flintenschuß weit von oben gegen Westen, in einem kleinen Graben rechterhand, oberhalb dem Qweerfußsteige, einen besonders schönen Gang von mehrentheils sechseckichten, oben spitzigen, schwärzlichgelben, und weißen Topassen antrift, welche in einem weißen sehr seinen und glatten
Letten. der, wann er in warmes Wasser geworfen wird, dir Fettigkeit einer Seife bekömmt, liegen. Der Gang streichet von Süden gegen Norden, und die Steine stecken über Krentz und Qweer in einer schwärzlich weißen qwarzigen Krystallenmutter. Sie sind aber in der Erde sehr gebrechlich; und aller Vorsicht ungeachtet, ist es nicht möglich, sie mit der Mutter auszugraben, weil der Letten so zäh, wie Leim ist. Wir fanden ihrer sehr viele, die wie geschliffen aussahen, auch manche bis acht Pfunde schwer. Wann man sie an die Sonne legt, werden sie so hart, daß sie das Glas schneiden, eben eine so schöne Politur, wie die Diamanten annehmen, auch, wann man sie brilliantirt, verschiedene Farben, wie die Orientalischen bekommen. Wir verweilten mit Ausgrabung dieser Steine, die wir in zwey Fäßchen packten, bis den 5ten May; dann aber reisten wir über
Rima Szombat, oder Stephansdorf, bis
Abbafi, wo man bisweilen in einem bey der Mühle befindlichen Graben, besonders nach Regengüßen, Aquamarin (Beryll) findet. Den 6ten May giengen wir über
Osdjan bis
Losoncz. Zwischen diesen beyden Oertern ist, ein Brunn, der die Eigenschaft hat, daß wann ein Kranker, der an seinem Uibel sterben soll, aus demselben Wasser schöpft, der ganze Brunn trüb wird; wann er aber genesen soll,
3) In der Klein-Hontergespanschaft.
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ganz klar bleibt; 4) wie uns solches ein gelehrter Mann in Osdjan, Herr
Áldási, versicherte. Den 7ten kamen wir über
Gyarmat, in dem
Neograder Komitate, und
Vadker, nach
Novigrad, wo wir um das feste Bergschloß, und die dortige Gegend, nachforschten, aber nichts Merkwürdiges antrafen. Den 9ten erreichten wir
Genicze, welches eine Stunde von
Novigrad, gegen Westen liegt, wo wir um die Reformirte Kirche, und am Rande des Glockenthurms, Granaten; sowie in dem Bache, der aus dem großen Gebirge kömmt, und in dem Schutte, in welchem der Reformirte Prediger einen Brunn graben lassen, einige länglich gestreifte artige Schnecken, dergleichen ich noch nie gesehen habe, antrafen. Den 10ten reisten wir über Novigrad, nach
Szokol. In dem Walde, den Fußsteig bergab, ehe man noch zu dem Wasser kömmt, ist rechter Hand ein tiefes Thal, wo der Fußsteig oberwerts links nachgeht, da kömmt gerade über Qweer von der andern Seite über dieses, ein anderes Thal, oder ein tiefer Graben, in welchem wir Granaten, die das Wasser ausgespielet hat, fanden. Dieser Granatengang ist wieder eine Streiche aus dem Karpatischen Gebirge. Dann trafen wir den 11ten in Szokol ein, welches im
Großhonter Komitate liegt, und ehedem eine Bergstadt war, itz aber ein Dorf ist. In dem Walde dem Wasser nach, unterhalb der ehemaligen Schmelzhütte, wo sich zween Wege zeigen, ist ein Hügel, auf dem, so wie in dem Bache, der durch das Dorf fließt, Granaten; oberhalb der Mühle aber in dem Wassersande, kleine Rubinen gefunden werden. Nicht weit vom Dorfe gegen Westen, in dem Weingarten des
Magyar István, fin-
4) Diese Nachricht gehört unter diejenigen Wahrheiten, die in Spinnstuben, und in der ehrwürdigen Versammlung abgelebter Großmütter, mit lautem Beyfalle beehret werden. S.
(p262)
det man, insonderheit wann er gehauet wird, versteinerte Kirschen, auch wohl zu anderer Zeit, unter den Kirschbäumen. Linker Hand an den Bergen, und dem Fußsteige, der nach
Veröcze führt, giebt es Hyacinten in einer graulichen Mutter, welche die Größe der Erbsen haben, eckicht sind, und wie geschliffen aussehen. Oberhalb Veröcze an der
Donau, verloren wir den Granatengang, der aber unfehlbar auf der andern Seite wieder anzutreffen seyn wird.
Den 12ten und 13ten waren wir in Wátzen. Auf dem so genannten Großberge, welcher der höchste dieser Gegend ist, fanden wir schwarzen Achat, der sich sehr schön schleifen, und poliren läßt, auch verschiedenes versteinertes Holz, Alabaster, Fraueneis, Markasit, und Mercurium Sublimatum nativum, welcher so weiß, wie gesottenes Salz, in einem schwarzen Schiefer liegt. Als ich ein wenig davon auf die Zunge nahm, fand ich ihn von süßem Geschmacke; es ward mir aber nicht wohl, und ich bekam heftige Kopfschmerzen, — Den 14ten giengen wir über die Insel der Donau nach
Tótfalva; den 15ten aber bey
St. Andre, über die
Donau; da hier aber nichts Merkwürdiges anzutreffen ist, nach
Altofen, wo wir in den südlichen Weingärten Fraueneis fanden. Den 16ten aber langten wir in
Ofen an. Hier sind von Natur warme sulphurische Nader. Der Blocksberg enthält keine Minern oder Gemmen, und ist nur ein wildes Gebirg. Nach
Pesth kamen wir Tags darauf; den 18ten über
Aszod nach
Hatvan, wo in dem Steinbruche gegen Lörinz zu, Silber und Eisenärz bricht, von welchen Steinen die neue Pfarrkirche und das Gasthaus erbauet worden. Den 19ten nahmen wir unsern Weg auf
Gyöngyes, welcher Ort in dem
Hewescher Komitate, unterhalb dem
Matra liegt, welches ein ho-
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hes Gebirg ist, das sich sehr weit erstrecket. Nebst diesem Gebirge ist in Ungern besonders merkwürdig der
Tatra, oder die Karpaten in der
Zips, und der
Fatra in der
Liptauer Gespanschaft, weil sie das Ungrische Wappen zieren. — Wir untersuchten also den
Matra, und fanden oberhalb dem Dorfe
Oroszi, auf dem westlichen Berge
Kremenka, schöne rohte, blaulich eingesprengte Jaspisse und Karniole. Gleich oberhalb besagtem Dorfe bricht in einem alten Schachte, Goldhältiges reiches Silberärz. Oberhalb dem Dorfe
Tarján aber, wohin wir den 20ten giengen, fanden wir in dem Graben, der von dem Matra kömmt, sehr schöne Chalcedonachaten, und Jaspisse von verschiedenen Farben. — Oberhalb der Tarjaner Kirche gleichfalls Karniole. und in dem Graben oberhalb
Gyöngyös, welcher von
Oroszi kömmt, sehr feine Jaspisse; nicht minder in dem Graben, der durch
Gyöngyös fließt, solche, die hochroht sind.
Den 21ten kamen wir nach
Kompold, den 22ten über
Heves nach
Erlau, wo wir den folgenden Tag den
Erlauer Berg untersuchten. Oberhalb den Weingärten ist er mit Hozsträuchern bewachsen, womit die Gärber ihre Felle roht färben. Mitten auf demselben fanden wir in einem grauen Sandsteine, Seemuscheln, die denen, die aus Italien kommen, völlig gleich sind; insonderheit aber stieß mir ein Stein auf, in welchem eine Muschel lag, und der andere Theil mit allerhand versteinerten Fragmenten angefüllet war. ─ Oberhalb der Hütte eines Eremiten, etwa 200 Schritte westwerts, ist zwischen dem Felsen ein Schacht, der nicht bearbeitet ist, sondern nur von einigen Erlauer Bürgern, die hier einen Schatz suchten, gemacht worden. In diesem Schachte, oder vielmehr Trippel Laagenwei-
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se, nicht minder sehr schönen Porcellänstein; 5) der schneeweis und durchsichtig ist; auch Fraueneis, und etwas wenig haltendes Silberärz. Hinterhalb dem Schlosse, in einem den Jesuiten zugehörigen Weingarten, findet man petrificirte Marillen, (Abrikosen) die an Farbe dem Bezoarsteine gleichen. Den 25ten und 26ten bestiegen wir hinter dem
Bischöflichen Lustschlosse Forcontrasti, welches zwey Meilen von
Erlau entfernt ist, die hohen Berge und Felsen, namentlich: den
Schátor- und
Belaberg, Letzterer ist ganz weißgraulicher Marmor, und ohne alles Holz; es hält sich auch der Schnee nicht lange auf demselben. Unterhalb diesem Berge wohnen zween Einsiedler in einer Hütte, die eine kleine Kapelle, und einen schönen Brunn haben, in welchem rohter Jaspis gefunden wird. — Ehe man zu diesem Berge kömmt, zeiget sich vor dem Nelkenberge eine grosse Höhe, auf deren Kamm oder Riegel, wir einen Eisengang fanden, welcher am Tage von beyden Seiten der Thäler streichet. Es ist auch hier viel Holz und Wasser, und es könnte füglich eine Eisenhütte gebauet werden ; zumal in dem ganzen Distrikte keine zu finden ist. Den 27ten besahen wir das Thal bey besagtem
Forcontrasti, wo zwischen zween hohen Felsen das Wasser herrauscht: wir fanden rechter Hand auf dem Berge Jaspis und rohten Marmor, in dem Walde hinter dem Schlosse aber schönen Bolus. Gegen Osten zu, stehet ebenfalls ein hoher Berg, auf welchem vor Zeiten eine Schanze, oder Schloß war, der aber nichts, als gemeine Steine enthält.
Den 28ten setzten wir unsern Weg durch die dicken Wälder, und über die Berge nach
Szencz fort,
5) Der Porcellänstein (Porcellanites) ist nichts anders, als ein zu einem Milchweißen, undurchsichtigen, im Bruche glatten und glänzenden Stein erhärteter Porcellänthon, oder Erde. S.
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wo wir sowohl Jaspis von mancherlei Farben, als grauen Marmor antrafen. In den Wäldern gegen
Kis-Györ zu, wächst das Kraut Heleborus niger, das uns sonst nirgends aufstieß. Den 29ten verfügten wir uns nach
Kis-Györ, wo wir in dem Kaiserlichen Weingarten, nicht weit vom Dorfe, Onix und bläulichen Chalcedon; in den Wäldern aber graulichen Marmor fanden. Den 30ten giengen wir nach
Dios-Györ, wo sich ein
Königliches Schloß mit vier starken Thürmen auf einem kleinen Felsen befindet, welches dem
Könige Siegmund im Anfange seiner Regierung 1387. zur Residenz diente. Diesem Dorfe gerade gegen über, auf einem Nördlichen Berge, befitzt ein Käßmärker Bürger,
Johann Váradi Szakmári der Aeltere, einen Weingarten Kálmán genannt, in dessen oberem Theile, in einem röhtlichten Gestein, zwey petrificirte Bäume neben einander liegen, von welchen der linker Hand 1 1/2 Schuh, der rechter Hand aber einen Schuh im Durchschnitte hat. Sie sind vielfärbig, überaus schön, und kompakt; und es liegen ihre Gipfeln nach Südost, die Wurzeln aber nach Nordwest zu. Der dickste darunter scheint ein Kiefer gewesen zu seyn; indem er an den Oertern, wo die Aeste waren, und viel Harz hatten, gelb und durchsichtig, wie Bern- oder Agtstein ist. Der andere ist nicht so durchsichtig, und hat eine blauliche, oder aschgraue Farbe. — Hier giebt es auch artige gestreifte und längliche Muscheln. — An diesem Berge ostwerts unterhalb dem Weingarten Kötöl-Szölö genannt, befindet sich ein Keller, oberhalb der Thüre desselben aber eine 2 Schuh dicke Lage Muscheln, deren Strich von Osten gegen Westen geht, welche unfehlbar von den Gewäßernder allgemeinen Sündfluht zusammengeschwemmet worden sind, da aus der ganzen Lage dieser Muscheln, eine gewaltige Bewegung des Wassers angezeiget wird.
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Den 1ten Juny waren wir in
Szikz und in
Csinálos, an dem Flusse
Hernad; den 2ten aber in
Dobsza. Zwischen hier, und Csinálos, findet man an den Ufern des Flusses eine Menge des schönsten Bolus, der hoch- und blaßroht ist, und in Lagen wechselt; nicht minder gelben Ocker. Einen Flintenschuß davon oberhalb, ist ein eingegangener hoher Rand vom schwarzen Letten, welcher von der grossen Näße und den Wasserqwellen, sich gesenket hat; und in dem man artige runde, und zackiche Kugeln, Fraueneis, schwarzen Achat, und schwarzes halb versteinertes Holz findet. In
Máda waren wir den 3ten, und den Tag darauf in
Tartzal, wo man auf dem Gottesacker der Kalviner, artige Kegelförmige Steinchen findet. Den 5ten und 6ten bestiegen wir den
Tokayerberg, fanden aber von Naturalien sonst nichts, als Siegelerde, (Terra sigillata ) zwischen den Steinen, und Klüften der Steinbrüche; am Wege gegen
Keresztur zu, kleine Granaten, die aber denen, die auf den Karpatischen Gebirgen gefunden werden, gar nicht gleichkommen. Dieser Berg, worauf der beßte Wein wächst, hat einen Umfang von zwo deutschen Meilen. In dem
Teißflusse sowohl, als an den Ufern desselben oberhalb
Tokay, werden oft ungeheure petrificirte wallfischzähne von bräunlicher Farbe gefunden, wie ich denn selbst einen solchen Zahn besessen, und deren mehrere erst den 24ten May dieses Jahrs, bey dem
Erlauer Bischöfe, Grafen von
Bárkotzi, gesehen habe. — Vor 27 Jahren hat man in dem
Tokayergebirge einen ganz versteinerten Eichbaum ausgegraben, der einen Arm dick, 5 Schuhe lang, und von Muskatnüßenfarbe war, davon ich auch ein Stück bekommen habe.
Den 7ten und 8ten verweilten wir in
Bay, wo Zuckerrohr wächst; den 9ten und 10ten aber unter-
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suchten wir die hohen Berge und Thäler bey
Tállya, und fanden auf dem
Kövágo, gelblichtweißen Kalcedon, am Berge aber, auf dem Fußsteige, der nach
Máda führt, Jaspisse, Karniole, und Achaten; und ehe man von
Tállya auf die Hälfte der Ebene kömmt, auf den Aeckern, sehr artig gestreifte weiße, und schwärzliche Steine, welche nach einem starken Gußregen am Häufigsten angetroffen werden. Den 11ten und 12ten haben wir bey
Ratka in der
Zempliner Gespanschaft, an dem Wege gegen
Máda zu, linker Hand, unterhalb
Szenthegy, und oberhalb dem Brunne, gegen die Weingärten zu, gleichfalls unter der Dammerde Karniole gefunden. Den 14ten und 15ten Juny waren wir in
Benye, wo man in dem Graben an dem Wege nach
Bacsko, allerhand Jaspisse, und wachsgelbe Steine 6) findet; im Walde oberhalb dem Graben aber, linker Hand, grosse Karniole; und unterhalb
Kis-Magyaros in dem hohlen Qweerwege, grosse grüne Jaspisse. Unterhalb dem Graben, wo man nach
Tolcsva kömmt, 1300 Schritte vom Dorfe linker Hand gegen Norden, ist eine Menge Trippel, am Wege aber von
Benye nach
Kisfalu, gerade oberhalb dem grossen Borház auf dem hohen Berge, schwarzer Achat.
Erdö-Bénye gehört dem Herrn
Adam von Szirmay, wo ich 1732. im November, eine Weintraube bekam, die auf einer Beere fünf Goldkörner hatte.7) Jedes
6) Diese Steine heißen eigentlich: Pechharzsteine, Lapides picei) oder Wachsopale; der gemeine Mann aber nennet sie Krisoliten. S.
7) Viele Naturforscher, und diesen beypflltichtende Erdebeschreiber, sprechen dem Daseyn des vegetabilischen Goldes in Ungern, sehr ernstlich das Wort. Zu diesen gehören, Becher, der in allen Dingen Gold suchte — in Physica subterraneal, und in der Naturkündigung der Metalle; Bruckmann in der unter-
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Korn war von der Größe eines mitteren Nadelkopfs. Dasselbe Jahr sah ich auch eine schwarze Weintraube,
irdischen Schatzkammer; Bel in seinem Prodromo, und Notitia Hung. novae; Köleseri in Auraria Romano Dacica, Marsigli, Cassius in Tractatu de auro; Sachs; Tollius in Epist. itiner; Löwenheim; Henninius in den gelehrten Anmerkungen ; Siegesbeck, in Annalibus Wratislaw. vom Jahre 1721; Klein, in den Naturseltenheiten des Königreichs Ungern; Fridwalsky, in Mineralogia Transilvaniae, und andere mehr. — Metallurgen aber vom ersten Range, Mineralogen von ausgebreiteten Kenntnissen, vorzüglich aber geschickte, durch zahlreiche Entdeckungen und Schriften der gelehrten Welt rühmlich bekannte, in der Scheidekunst bewanderte Männer läugnen die Möglichkeit desselben. Lehman, in seinem Werke von den Metallmüttern, drückt sich auf dem 139sten Blatte also aus: „Es ist von einem Gelehrten sehr lächerlich geredet, wann er, wie Cassius und verschiedene andere vorgiebt, das Gold, und andere Metalle wären geschickt, sich in der Erde mit den Vegetabilischen Säften so innigst zu vereinigen, daß sie auch mit solchen in den zarten Saftröhren in die Höhe steigen, und --sichtlich würden;" und m seinem Entwürfe einer Mineralogie §. 77. heißt es: „Gewachsenes Gold in Weinbergen, gehört unter die Physikalischen Mährchen." — Herr von Born nennet die goldenen Körner in den Weintrauben, in seinem 15ten Briefe, Alfanzereyen, im 23sten aber äußert er sich also: „Hingegen ist man auf die in Ungern gefundenen Weintrauben mit goldenen Körnern — stolz. Unter uns gesagt, so ist das immer Taschenspielerey, oder man sieht einen gelblichen harzigen Saft für ein Goldkorn an." Herr von Justi redet im 48sten §. seines Grundrisses des Mineralreichs, hievon also: „daß es in dem Kräuterreiche gewachsenes Gold gäbe, und z. E. die Weinbeerkerne in Ungern von gediegenem Golde gefunden worden, kann von einem Manne, der das Wesen der Metalle kennet, schwerlich geglaubt werden. Es ist solches blos ein dicker Goldgelber Saft, der sich um die Körner angestzet hat; wie denn
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in dem der Stadt
Leutschau gehörigen Weingarten, auf deren einer Beere drey Goldkörner fassen. Den 16ten reisten wir zwischen den Weingärten auf dem
Listerterritorio, wo auf dem halben Wege des Fußsteiges, der nach
Tolcsva führt, das Wasser einen tiefen Graben ausgewaschen, welcher von den westlichen Bergen kommt, und qweer über den Fußsteig geht. In demselben findet man eine Menge des beßten Trippels in ganzen Lagen, der durch den Gußregen in der Tiefe des Grabens ausgewaschen wird.
Den 17ten langten wir in
Sáros-Patak an, wo wir einige Achaten, den 18ten und 19ten aber, in
Horváthi allerhand sortirte Steine antrafen. Oberhalb dem Wege nach
Tolcsva zu, dem Graben, der von dem Berge kömmt, aufwerts linker Hand, zeigt sich ein grasichter Weg, der zu des Herrn Daniel Lány Weingarten führet, an welchem Onyxe, schöne grasgrüne, und durchsichtige Achaten, dergleichen ich sonst nirgends gefunden habe, angetroffen werden. Den 22ten bestiegen wir die Berge eine Meile hinter
Horváthi, und durchkreuzten die Wälder hinter
Regetz, bis an die Glashütte, trafen aber nichts Merkwürdiges an. Wir giengen also den 21ten nach
Boldogkö, von welchem Orte ich in meiner vorigen Reise des Meh-
auch die damit gemachten Versuche gezeiget haben, daß es nichts weniger, als Gold sey." Dieses Gold sieht auch Skopoli, in lntrod. ad Hist. Nat. auf der 17ten Seite, und D. Fischer in seiner Abhandlung wider den Siegesbeck für ein Unding an. Daher, ungeachtet man sich vor drey Jahren mit den in dem Ujhelyer Weingebirge gefundenen goldenen Weinbeerkornern brüstete, und diese Erscheinung in die Wienerischen Lateinischen Ephemeriden einschalten ließ: so sah man sich doch nach genauer Untersuchung verpflichtet, den Irrthum durch erst erwähnte Zeitungsblätter einzugestehen. S.
(p270)
reren Erwähnung machte. Dennoch gieng ich wieder dahin; weil dieses Frühjahr hier grosses Wasser gewesen, welches aus den Rändern vielleicht einige seltene Steine, oder petrificirtes Holz ausgewaschen; hauptsächlich aber meinem Sohne den Ort zu zeigen, wo ich vor einem Jahre, das petrificirte Holz ausgraben ließ. Einen Flintenschuß oberhalb des Dorfes, fand ich neuerdings im Wasser einen grossen Stamm Holzes, welcher von der Wurzel an petrificirt, sehr weiß war, und noch dort lieget. Er ist drey Schuhe dick, und der andere Theil ist gerade über 20 Schuhe weit, in dem Rande des Berges am Wasser, jedoch gegen Nordost etwas bräunlich, und erst dieß Jahr ausgewaschen worden. Zuweilen findet man unter der Erde auch ganze Bäume, Thiere, und Knochen, welche durch die Länge der Zeit in Stein verwandelt worden sind, nachdem sie während der allgemeinen Sündfluht überschwemmet, und unter der Last zu einer solchen Härte zusammengepreßt, und endlich gar zu Stein geworden, 8) auch durch die Erdsäfte mancherley Farben erhalten haben. Eine solche Zusammenpressung habe ich bey Ausgrabung petrificirter Bäume noch allzeit gefunden, die man oft 12 bis 20 Fuß tief in der Erde antrift, und zwar so, daß gemeiniglich der Gipfel nach Südost, die Wurzel aber nach Nordwest lieget. Die obere Rinde ist sehr fein, und so hart, wie ein Achat.
Den 22ten kamen wir nach
Csekeháza, wo wir hart am Dorfe Trippel fanden. Den 23ten wendeten wir uns nach Keér, wo wir auch den 24ten blieben;
8) Die Ursache, und die Entstehung der Versteinerungen, findet man beym Gmelin; im Natursysteme des Mineralreichs des Ritters Linné; beym Herrn v. Justi, Waller, und vielen andern, weit bestimmter, begreiflicher, und einleuchtender. S.
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den 25ten aber giengen wir nach
Vilmány, den 26ten nach
Göntzer Bereg, den 27ten aber nach
Moldava, wo der Berg gegen Westen graulichen Marmor enthält. Den 28ten streiften wir durch den
Torner Komitat, der sehr klein ist, und zwischen zween Bergen liegt, auch von der Nordseite mit sehr hohen Felsen umgeben ist, die vielen weißgrauen Marmor enthalten, Uiber
Kertvéles kamen wir durch ein Thal, und dann über einen sehr hohen Berg, auf dessen südlicher Seite ein hoher Felsen ist, in dem viele Falken und Sperber nisten. Sonst ist in diesem Komitate eben nichts Merkwürdiges von Gemmen anzutreffen. Auf dem Berge liegt das Dorf
Szilitze, und auf der Westseite hinter demselben, findet man Fraueneis in ziemlich grossen Stücken. Im Sommer leidet dieses Dorf meist Mangel am Wasser, indem die Brunnen vertrocknen. Diesen Mangel aber ersetzet eine am Berge sich befindliche Eishöhle, 9) in der es im heißesten Sommer sehr kalt ist. Das Wasser, welches oben herabtropft, gefriert sogleich, wann es auf den Boden fällt. Linker Hand ist ein sehr tiefer mit Wasser angefüllter Abgrund, welches man, wann man Steine hinunter wirft, ganz deutlich wahrnimmt. Es hängt hier ein sehr dicker Eiszapfen herab, und es ist sehr gefährlich: fortzukommen. Das Wasser kömmt bey
Gombaszeg, in einem schattichten Thale, bey dem wüsten Kloster, eine halbe Stunde von hier hervor. Außerhalb der Höhle halten sich sehr viele Fledermäuse auf. Den 29ten giengen wir über
Ratko, und die hohen Berge, tiefen Thäler, und dicken Wälder, bis
Sztet-
9) Von dieser Höhle sowohl, als der zu Deménfalva, und in andern Gegenden des Königreichs Ungern, haben verschiedene Topographisten, besonders aber mein theurester Freund, der Herr v. Windisch, in seiner Geographie, gute Nachrtichten ertheilet S.
(p272)
ková, wo nicht weit vom Dorfe Westwerts, ein gediegener Eisengang; von Gemmen aber, und andern Naturalien, keine Spur anzutreffen ist. Bey Chnust, wo wir den 30ten eintrafen, fanden wir Kristallen, und an der Mühle unterhalb dem Dorfe, Granaten, hinter derselben aber in den Sträuchern, sehr viele spanische Mücken, welche ich sonst im Lande nirgends gesehen habe.
Den 1ten Juny waren wir in
Klenotz, wo wir sehr schöne Krystallen von verschiedener Größe fanden, die gleichsam von der Natur geschliffen zu seyn scheinen. In dem am Berge gegen Süden befindlichen kalten Bache, und in dem Wasser, das durch das Dorf fließt, findet man schöne weiße Topasse von verschiedener Größe, oft von der eines Ganseyes. Diese zwey Oerter liegen in der Kleinhonter Gespanschaft. Den 2ten bestiegen wir die Berge bey
Kokava, wir fanden aber weder auf denselben, noch in den Thälern etwas, das unsrer Aufmerksamkeit entsprochen hätte. Dann giengen wir den 2ten über hohe Berge durch den Brießnerwald, nach
Mihalova, wo wir in dem Wasser, an dem man Holz gepflanzet hat, ziemlich grosse Krystallen fanden. Den 4ten zogen wir über
Brieß, und Jaraba, welches letztere Ort itzt nur aus etlichen wenigen Häusern der Berghauer bestehet, ehedem aber sehr ergiebige Bergwerke hatte, deren Gold von 23 1/2 Karat, und dem Arabischen völlig gleich war. Es ist hier auch ein Pochwerk, ein Eisenhammer, und ein vortrefiicher Sauerbrunn. Auf der drübigen Seite des Berges, liegt
Botza-Bánya, ein Bergstädchen, wo Gold, Silber, Bley, Kupfer, und Qwecksilber bricht. Die reichsten Gruben sind: St. Peter, und Theodor; und die
Kaisersmärker Bürger bauen hier die Bergwerke sehr stark, indem sie schon etliche Tausend Gulden darauf verwendet haben; sie können
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aber mit dem Schmelzen nicht zurechte kommen, und stecken im Verbaue. Den 5ten kamen wir nach Kaisersmark. Den 6ten giengen wir nach
Georgenberg, den 7ten aber nach
Sterba, wo wir linkerhand im Grunde, gegen
Lautschburg zu, in einem weißen Letten, sehr artiges Markasitgewächs antrafen. Den 8ten zogen wir über den Hochwald nach
Hradek, in der
Liptauer Gespanschaft, wo eine Salzniederlage ist. Hier kauften wir einen Floß, und fuhren damit, nebst unsern Sachen, auf der
Waag bis
Rosenberg. Oberhalb demselben Nordwerts, liegt das Dorf
Turig, aus dem wir von dem Berge Nazagratki einige Fruchtsteine holten. Besagter Berg liegt gegen Westen, und auf den Steinen sieht man allerhand Körner, die hier angebauet werden.
Den 9ten kamen wir wieder nach
Rosenberg, den 10ten, aber nach
Szucsán, in dem
Turotzer Komitate. Bey diesem Orte stehet ein ödes
Bergschloß, auf dem Berge aber findet man artige Schneckensteine von verschiedener Größe. Es fallen davon oft große Stücke von dem Berge, die voll von petrificirten Schnecken, in der Größe einer Muskatnuß sind. Den 12ten setzten wir unsern Weg über
Trentschin nach
Tepla 10) fort, wo in dem
Waagflusse, etwan 20 Schritte vom Ufer, eine starke sulphurische Qwelle entspringt, welche so warm ist, daß man Hühner darinnen abbrühen kann. Der Platz, auf welchem sie hervorqwillt, ist von der Größe eines mittelmäßigen Zimmers, mit einem Zaune eingefaßt, und mit einer Laubenhütte umgeben, in der sich die Leute in Wannen, oder Fäßern baden. Diese Qwelle ist sehr heilsam, sie bleibt aber nicht immer an einem Orte; sondern wechselt ab, und entfernt sich oft auf 50 bis 60
10) Ist das zu Pischtyén befindliche Schwefelbad.
(p274)
Schritte. Hier mußten wir, des grossen Sturmwindes wegen, den 13ten stille liegen; den 14ten aber giengen wir nach
Radowetz, wo wir das Wasser verließen, und den 15ten in
Preßburg eintrafen. Von hier reisten wir den 16ten nach
Petronell, und kamen den 17ten glücklich in Wien an, wo wir den 18ten still lagen. Den 19ten langten Seine Majestät
der Kaiser, von
Schönbrunn in der Stadt an, und befahlen, die mitgebrachten Naturalien in Hochderoselben Gartengebäude auf der Wieden, in das Hintere Lusthaus zu bringen. Wir packten also den 20ten alle unsere Sachen, die ordentlich numerirt, und beschrieben waren, aus, und füllten damit die Tafeln in zwey Zimmern an. Den 21ten geruheten Seine Majestät, sich hier einzufinden, da wir dann die Gnade hatten, Allerhöchstdenenselben unsere mitgebrachten Seltenheiten, nebst dem Katalogus zu übergeben. Wir wurden überaus gnädig aufgenommen, und erhielten neuerdings den Auftrag, in Ungern sowohl, als Siebenbürgen, den Naturseltenheiten weiter nachzuspüren. Den 2ten Augusti bekamen wir einen Paß aus der Ungrischen Hofkanzley, und eine gnädigste Belohnung.
Den 4ten reisten wir also von Wien wieder zurück nach
Petronell, den 5ten aber nach
Preßburg, wo wir bis zum 7ten dieses, blieben. Dann nahmen wir unsern Weg über
Lanschitz nach
Szered, wo wir den 8ten, den 9ten aber in Neitra anlangten. Hier untersuchten wir den Berg, auf welchem ein
Kamaldulenserkloster stehet, 11) wir fanden aber nur Felsen, Sandsteine, und wilde Gänge. Den 10ten wendeten wir uns nach
Osztratitze, den 11ten aber nach
Zay-Ugrotz, wo wir unweit dem Dorfe in dem Felsen gegen Osten, kleine grünliche Krysoliten antrafen. Von
11) Heißt der Czobor. Das Kloster ward 1783. aufgehoben.
(p275)
hier giengen wir über die Berge bey
Nedozir, bis
Ivanka; den 12ten aber über
Teplitz, wo ein schönes und von Natur warmes Schwefelbad ist, welches in alten Schäden, und Gliederkrankheiten sehr gute Dienste thut, und stark besuchet wird; 12) sonst aber ist hier nichts von Naturalien. Den 13ten kamen wir über Berge, und sehr steinigte Thäler, in den Herrengrund, wo viele Kupferhütten, und das berühmte Zementwasser ist, in welchem das dareingelegte Eisen durch eine Präcipitation consumirt, und in 30 Tagen zu Kupfer wird; aus welchem hernach allerhand schöne vergoldte Trinkbächer, und Tabacksdosen verfertiget, und mit allerhand Reimen gezieret werden. Jenseits des Berges, eine Stunde von
Neusohl rechter Hand, liegt das Dorf
Retsk, wo in einem alten Stolln, ein breiter Gang des schönsten, und dem Zinnober in granis gleichenden Goldschwefels 13) ist, der, wenn er zerrieben wird, eine schöne gelbe Farbe hat. Dieser Stolln ist zwar zerfallen; allein man konnte ihn wieder aufmachen: wie mich dieß ein alter Berghauer versi-
12) Ist unter dem Namen des [[OrtTrencin]Trentschiner]] Bads bekannt.
13) Dieser Schwefel gehört, nach der Versicherung der neuesten Mineralverständigen, mehr unter das Arsenik, als Schwefelgeschlecht. Denn er brennet nicht so leicht und so hell, wie der eigentliche Schwefel, hat eine weißblaue Flamme, und einen weißen, nach Arsenik übel riechenden Rauch; und wenn er gleich aus sehr viel Schwefel bestehet, so enthält er doch auch nicht wenig Arsenik, Seine eigentliche, und wahre Benennung ist: Gediegenes Rauschgelb, Rohter Arsenik, Realgar, Sandarach; nach Cronstedt, Calx Arsenici sulphure mixta. --- Dergleichen rohtes, derbes, krystallisirtes Rauschgelb läßt in Nagyág wie Herr v. Born berichtet, auf der Kapelle eine Goldspur, zuweilen auch ein kleines Korn zurück. Daß aber dieser rohte Arsenik, besonders reichhaltig am Golde sey, gehöret unter die Träumereyen der Adepten. S.
(p276)
chert hat, der mir auch einige Stückchen des gemeldten Goldschwefels verehrte. Die Alchymisten trachten sehr nach diesem Schwefel, und ich bin darum schon oft angegangen worden.
Wir kamen den 14ten in Neusohl an, welches die schönste unter den 7 Ungrischen Bergstädten ist, und reiche Silber- und Kupferbergwerke hat. Sie liegt etwas erhaben, an dem Granflusse, wo auch die Kaiserlichen Kupferschmelzhütten stehen. Auf dem Neusohler Territorio, nicht weit vom Herrengrunde, sind die bretternen Berggrünkästen. Den 15ten giengen wir bis
Lopey, den 16ten über
Brieß in das Wirtshaus, welches in dem dasigen Walde stehet. Ehe man zu demselben kommt, stießt ein kleines Bächlein, welches aus verschiedenen Qwellen entspringt, den letzten Graben linker Hand, einen Kanonenschuß herauf aus dem Thale, wo man in, und neben dem Graben kleine Rubinen findet. Wenn solche von der Erde gereiniget werden; so bleibt ein Sand zurück, der sehr silberreich ist, wie ich ihn denn auf der Kapelle probiret, und gefunden habe, daß der Zentner 24 Loth Silber enthält. Der Ort heißet
Welky-Mihalow. Den 17ten blieben wir in diesem Walde über Nacht; den 18ten aber giengen wir über grosse Wälder, Berge, und Thäler, nach
Klenotz, wo wir im Wasser sowohl, als auf den Aeckern, besonders aber in dem sogenannten kalten Graben, der gegen Süden liegt, schöne weiße Topasse fanden. Den 19ten kamen wir nach Fülek in den Neograder Komitat, bey dem auf einem hohen Felsen ein ödes Schloß stehet. Da wir hier für uns nichts Merkwürdiges fanden, giengen wir den 20ten nach
Pászo, welches unter dem
Matra Nordwerts liegt, wo wir in dem Bache, der hinter dem Orte fließt, hochrohte Jaspisse antrafen. Den 21ten untersuchten wir die Gegend nach
Szurdok-Püs-
(p277)
pöki zu, und entdeckten neben dem Graben, der aus den Bergen kommt, linker Hand, bläuliche Saphire, und Kalcedone, welche man sonst viel schöner auf den Aeckern findet. Da aber diese schon umgeackert waren, so mußten wir unser Nachsuchen aufgeben. Wir giengen also den 22ten nach besagtem
Szurdok-Püspöki, wo wir hinter dem Dorfe, in dem Bache, der aus dem Grunde, wo man nach
Gyöngyes reiset, kommt, schöne lichtrohte, aber nicht sonderlich grosse Karniole fanden. Wir reisten den 23ten wieder nach
Pászo zurück, mußten hier aber 24ten wegen grossem Regen, und angeschwollenen Gewäßern, liegen bleiben. „Den 25ten wendeten wir uns von hier in das erste Dorf, gegen
Fülek zu, oberhalb welchem auf dem Berge, gerade hinter der Kirche, Jaspisse und Achate von mancherlei Farben, und in sehr grossen Stücken gefunden werden. Es giebt hier auch schön gestreifte Sardonixe. — Nicht weit von diesem Dorfe, soll nach dem Berichte des Herrschaftlichen Schreibers, bey einem Mayerhofe im Walde, der dem
Cistercienser Kloster in Pászo gehöret, ein Brunn seyn, in welchem zwischen dem Sande Rubinen, von der Größe der Erbsen und Bohnen, seyn sollen. Dieser Schreiber begehrte einige Proben von solchen Steinen von uns zu sehen, und als wir sie ihm wiesen, versicherte er, daß er viel schönere aus diesem Brunne bekommen; aber, als wir ihn nun den andern Tag ersuchten, uns zu diesen Brunn zu führen, läugnete er alles, was er uns den Tag vorher berichtet hatte. Wir giengen also zu dem Prior des Klosters, und baten ihn, dem Schreiber zu befehlen, daß er uns berührten Brunn zeigen sollte. Da wir aber hier kein Gehör fanden, forderten wir den Schreiber vor den dortigen Richter. Er läugnete aber auch hier seine Worte, und wir ließen daher diese Sache den 25ten Angusti durch
(p278)
den Notar protokoliren, um sie künftig weiter zu suchen. Den 26ten waren wir wieder in
Fülek, den 27ten in
Rima-Bánya, und den 28ten untersuchten wir die Gegend von Rimava, und Lehota, noch einmal. Den 29ten verweilten wir in
Teißholz, und giengen den 30ten nach
Revutza diesem Orte sind überaus reichhaltige Eisenbergwerke, und wir bekamen aus der Strumanischen Grube, eine grosse gediegene, und von unterirdischem Feuer oder Witterung, zusammgeflossene weiße Eisenflussfe, welche die Gestalt eines Kürassirkaskets, und viele artige zarte Zäpfchen, nebst andern länglichten Zierrahten hat. Von hier wendeten wir uns den 31ten nach
Eltsch, wo wir die südlichen Berge und Thäler bestiegen, aber nichts, was in unserm Kram taugte, fanden.
Den 1ten September trafen wir in
Chisna ein, und fanden eine Stunde von dem Dorfe Nordwerts, einen schönen, und silberreichen Antimoniumgang; in
Obersalze aber, wohin wir Abends kamen, allerhand mineralische Gänge. Eine halbe Stunde von diesem Orte, liegt das Dorf
Radova, wo man die schöne blaue Ultramarinfarbe findet; eine Stunde unterhalb aber,
Niedersalze, und bey demselben schöne Zinobergänge, auch zwischen dem Zinnober das feinste Qwecksilber Den 2ten kamen wir nach
Topschau, welches eine alte Bergstadt ist, bey der allerhand Mineralien brechen, besonders aber Zinnober, und Asbest oder Flachsstein, aus dem man sowohl ein unverbrennliches Papier, als Leinwand machen kann. Sodann setzten wir über die hohen Berge, und kamen nach
Kapsdorf in den
Zipser Komitat, wo sich drey merkwürdige Höhlen befinden, die sehr tief zwischen den Felsen fortlaufen. Sie heißen: das Goldloch, das Drachenloch, und die Rosenhöhle; wir konnten sie aber wegen des großen von dem vielen Regen zu-
(p279)
sammgeflossenen Wassers nicht besichtigen. In dem Goldloche sind Odelgesteine, und verschiedene mineralische Gänge. Es ist aber sehr gefährlich in dasselbe zu gehen, indem der Eingang nur ein gespaltener Felsenritz ist, in welchem nach der Qweere Spreitzen von Holz gemacht, und mit Brettern gebrückt sind, auf welchen man wegkriechen, und immer in der Furcht seyn muß, daß, wann eine Spreitze bricht, einen sehr hohen und tödtlichen Fall zu thun. Dem, und dem Wasser ungeachtet, gehen doch immer Ausländer in dieselbe. — Von besagter Brücke kömmt man zwischen lauter Felsen zu einen geräumigen Ort, der zu beyden Seiten wieder mit Höhlen versehen ist. Es liegt hier auch eine Rinne, in welcher die Leute das mineralische Waschwerk säubern, oder Steine suchen. — In der Drachenhöhle werden ungeheure Gebeine, welche in der Wand zwischen einer sandichen Erde stecken, ausgegraben, auch allerhand Skelete abgestämmt, die, weil sie hier völlig unbekannt sind, von dem gemeinen Manne für Drachenbeine gehalten werden. Künftigen Sommer gedenke ich diese Höhlen durchzusuchen, und genau zu beschreiben. — Ehe man von diesem Berge herunter kömmt, zeigt sich linker Hand ein kleiner Hügel, auf dem man den schönsten Markasit findet. Uiber diese Berge kann man sowohl zu Fusse, als zu Pferde, aus dem Gömörer in den Zipser Komitat reisen. Der Weg ist aber sehr beschwerlich, indem er drey Meilen lang durch lauter Wälder gehet. — Nicht weit von dieser Höhle, und an dem ehemaligen Kloster, Lapis refugii genannt, sind 3 Brunnen, in deren einem grüner Sand, der Gold mit sich führet, gefunden wird.
Den 3ten kamen wir wieder glücklich nach Kaisersmark, wo wir etliche Tage blieben. Den 5ten aber untersuchten wir den hiesigen Jerusalemberg,
(p280)
wo wir in dem Bruche, zwischen den Lagenweise befindlichen Steinen, schönen schwarzen Bernstein, oder Gagat, 14) welches eine Substanz ist, die aus den Felsen fließt, antraten. Der Gang beträgt 2, bis 3 1/2 Zolle, und streicht von Westen gen Osten. Ich ließ die Steine brechen, und nahm den Gagat heraus, der sehr fest, wie ein Harz beysammen war, nach einiger Zeit aber ganz zerbrechlich ward. Der Gang davon dauert aber nicht lang, indem eine Kluft vorgefallen, hinter der wir wieder den Eingang zu dergleichen Lage, auch sonst noch mehr ähnliche Gänge fanden. Es sind hier auch schöne figurirte Steine, deren Gang 4 Zoll dick, sehr breit, und Lagenweise aufeinanderlegt, auch zu Pflastersteinen sehr dienlich ist. Auf demselben giebt es allerhand Figuren und Karaktere, eines Finger dick erhoben, die wie Türkische Buchstaben 15) aussehen; manche aber dem Laub-
14) Nach den meisten Mineralogen gehöret sowohl der Gagat, als der Bernstein, unter die Erdharze. Indessen ist zwischen diesem und jenem, ein auffallender Unterschied, und sie müßen nicht mit einander verwechselt werden; denn der Gagat unterscheidet sich durch seine unveränderliche Durchsichtigkeit, durch den häßlichen Geruch, mit welchem er in Feuer brennet, und schmilzt; und endlich durch seine Bestandtheile, da er kein trockenes saures Salz, wie der Bernstein, giebt, von dem Bernstein. -- Er wird zwar von vielen der schwarze Bernstein genennet; dieses aber allein aus der Ursache, weil der Gagat eben so, wie der Agt-oder Bernstein, die Spreu anzieht. S.
15) Steine von dieser Art, werden von den Naturkundigen, geformte , eingehauene Steine,Lithotomi sulcosi, lapides incisi, gefurchte, Charakter- Buchstabensteine, litteris, elevatis, sulcis exarati, genennet. Sie sind entweder Tuf - Tophacei, oder Felsenartige Steine, lapides Saxosi. Ihre Entstehung und
(p281)
werke an geraden Stängeln gleichen, und sehr regulär neben einander liegen. Auf besagtem Berge findet man auch, besonders nach dem Regen, Gothische silberne Münzen. Diese sind unfehlbar Uiberbleibsel der Hunnen, welche auf den hiesigen Feldern eine Schlacht mit den Römern hielten, in welcher ihrer 40,000, und noch einmal soviel Römer geblieben seyn sollen. — Den 6ten reisten wir in das Karpatische Gebirg, wo wir uns bis zum 13ten aufhielten, dann zurückkehrten, bald aber wieder dahin giengen, und abermal drey Tage lang da blieben.
Den 22ten verfügten wir uns nach
Nieder-Rauschenbach, welcher Ort der verschiedenen Petrifikaten wegen merkwürdig ist, welche man vor dem Orte gegen
Ober-Rauschenbach, unterhalb der Mühle, antrift. Es sind versteinerte Blätter, und Röhren von mancherley Größe und Gestalt, fast wie zu
Lutschka, im
Liptauer Komitate. Man findet auch versteinertes Stroh und Rohr. An die Wasserräder der hiesigen Papiermühle, legt sich ein graulicher Stein an, davon sie wie steinern aussehen. Den 23ten wandten wir uns nach
Ober-Rauschenbach, wo sich auf einem Hügel, oberhalb dem Dorfe, ein Bad befindet, welches gewärmet wird. An dem kupfernen Kessel, in welchem dieses geschiehet, setzet sich ein weißer dem Kalke ähnlicher Stein an. Der Brunn, aus welchem das Wasser durch Rinnen in das Bad geleitet wird, ist sehr tief, klar, hat einen runden Umfang , von beynahe 100 Schritte, und einen erhabenen Brunnstock von lauter Versteinerungen. Unter dem Wasser dieses Brunnes, sind einige Baumstämme, die nicht petrificirt, sondern sehr weich und leicht sind. Wann dieses Wasser zum Baden gekocht wird, hat es eine weiße,
die Ursache dieser Bildung kann bey dem Wallerius in seinem System. miner. Tom. III. und andern nachgesehen werden. S.
(p282)
dem Molken gleichende Farbe. Bekommen die Badenden einen Ausschlag von kleinen Blätterchen, so müssen sie die Badkur fortsetzen, wo sie sich sodann verlieren. Das Bad ist in allerhand Gliederkrankheiten, Gicht, alten Schäden, u. d. gl. sehr dienlich. Besagter Brunn hat sich schon etlichemale verändert. — Das Wasser desselben, welches sich seitwerts ausgießet, ist weiß, wie Kalk, und übersteinert alles Laub und Gras. Es hat eine sehr starke Qwelle, und wird auf eine nahe Mühle geleitet, deren Rinnen von dem Wasser ganz mit Stein überzogen sind. Es ist hier auch der so genannte Giftbrunn, oder der stinkende Brunn, dessen weiter Umfang ebenfalls, wie der vorige, von Stein gemacht ist. Nur an einem Orte gegen Norden hat er eine Oefunng oder Eingang, wo wir etliche 5 Zoll lange Salamander fanden. Die Bauern haben diesen Brunn mit Sträuchern verworfen, damit die Schaafe nicht dazu kommen können, die, wenn sie von diesem Wasser trinken, sogleich sterben. Er hat besonders bey dicker, und neblichter Luft, so schädliche Ausdünstungen, daß auch die Vögel, welche darüber fliegen, tod herunter fallen. Auf den Seiten findet man das Muscum petrificatum. — So sind hier auch zween Sauerbrunnen, der eine hinter dem Dorfe Südwerts, der andere aber bey
Latzkova, deren Wasser von den Gästen mit Nutzen getrunken wird.
An dem Fußsteige, der von hier nach Pudlein führet, ist rechter Hand Westwerts, auf dem Pudlei-ner Territorio ein grosser Berg, auf dessen Mitte sich eine 12 Klafter lange Felsenhöhle eröfnet, in welcher schöner schwarzer Marmor mit weißen Adern bricht. Gegen Westen gehet ein langes Thal in den Wald, wo ebenfalls viel schwarzer, und graulicher Marmor ist. — Den 24ten trafen wir in Bela, einer Dreyzehnstadt ein. Oberhalb derselben brannte auf den Nörd-
(p283)
lichen Wiesen die Erde, im July und August 1706, eine Elle tief, welches ich selbst gesehen habe. Diese Erde war wie ein rohter Bolus, dessen sich die Tischler bedienen. Wenn man unweit dieser ausgebrannten Erde, ein Loch mit dem Stocke stieß, so schlug gleich das Feuer heraus; und man findet itzt noch die Asche auf einen halben Schuh tief, welche von rohter Farbe ist. Damals war ein sehr heißer, und trockener Sommer, und folglich ward die dort befindliche morastige Erde ausgetrocknet, und entzündet.
Den 1ten Oktober reisten wir abermal von
Kaisersmark nach
Leutschau, und den 20ten nach
Kirchdorf. Hier findet man in dem Felsen des so genannten Lindholzes, neben dem
Schlosse Zypserhaus, welches auf einem hohen Felsen stehet, sowohl gegen Süden als Westen, einige grosse und tiefe Höhlen, in welchen auch in dem heißesten Sommer Eis gefunden wird. Westwerts sind Felsenritzen, in die man sich aber hineindrängen muß. In denselben ist es ziemlich kalt, und oben an dem Felsen halten sich viele Fledermäuse auf. Die Höhlen gegen Süden gehen grade abwerts, und dann tief unter der Erde weg. Sie haben an manchen Orten sehr schmale Eingänge, in die man ohne Licht und Kompaß, nicht gehen kann, auch außer dem Frauenglase nichts Sonderliches findet. Bey dem Schlosse ist auch eine Höhle, und in derselben eine gewisse Materie, wie ein gelblich und Kastanienbrauner, durchsichtiger Stein, der sehr schwer ist, und dem Anscheine nach, gar nicht für mineralisch gehalten wird; wenn er aber geröstet, und wie Zinn im Feuer behandelt wird; so findet sich ein König, der zwey Theile Bley, und einen Theil Zinn 16) enthält.
16) Aus dieser Stelle, den Wienerischen Anzeigen, des Herrn v. Windisch Geographie, und andern verbürgten Nachrichten,
(p284)
Der Zentner von besagter Materie, enthält 18 Pfunde, und es ist, wenn man es auf der Kapelle ablaufen läßt, Spürung auf Silber. — Den 3ten giengen wir über den
Purzelgrund bis
Berthotovetz, dem das Dorf
Schinglar Nordwerts liegt. In dem Grunde desselben qwillt ein Sauerbrunn, der, wann man ihn mit Wein vermischt, innerhalb etlichen Stunden so schwarz, wie Tinte wird. Eine Viertlstunde aber von diesem Dorfe, gegen
Lipotz zu, befindet sich ein anderer Sauerbrunn, der bey gedachter Vermischung sich gänzlich unverändert erhält. Etwann 300 Schritte von diesem Brunne linker Hand, an der
Lipotzer Strasse, sieht man eine Klafter lange, und einen Schuh tiefe, ovalrunde Grube, in welcher sich ein 8 Zoll breites, und 3 Schuh tiefes Loch befindet, welches alles Geflügel, das man hinunter läßt, in einem Augenblicke tödtet; wie man denn oft todte Vögel in dieser Grube findet, die durch die Ausdünstung derselben zu Grunde giengen. Ich stand eine gute Weile in derselben, ohne die mindesten Uibelkeit, oder Veränderung zu spüren. Vier Schuhe von oftbesagter Grube gegen Süden, ist ein 2 Schuhe tiefes, und 1 Schuh breites Loch, in welchem das Wasser aus einer sehr starken Qwelle sprudelt, und stark sulphurisch ist. Von dem Dorfe
Lipotz eine halbe Stunde gegen Nordost, ist eine große Felsenhöhle, die gegen Norden geht. Ihr Eingang ist über 6 Schuhe breit, und durch denselben kann man auf ungefehr 80 Klafter, in die Tiefe gehen. Zwischen zweyen Steinfelsen ließ ich mich et-
daß nämlich gegen die Spitze des Berges Kriwan, ein Gang sey, in welchem eine Art schwarzer Zinngraupen gefunden wird, erhellet: daß es Ungern auch an Zinn nicht ganz gebreche, und man folglich dessen Daseyn eben so unrecht, wie erst vor etlichen Jahren, die des Kobalts unserem Vaterlande abspreche. S.
(p285)
liche Klafter an der Steinwand, von welcher das Wasser sehr stark herabtropft, in dieselbe, und ich traf wieder einen etliche Klafter hohen, sehr weiten Raum an. Das herabtropfende Wasser wird zu Steinmilch. Von oben hangen ziemlich grosse Steine; aber auch eine Menge sehr subtiler holer Zäpfchen herab. — Zwischen den verfallenen Steinfelsen, ist hier auch ein Loch, durch das man zu einem andern kömmt, welches durch einen herabgefallenen Stein eine sehr enge Passage hat. Hier blieb ich zwischen den Felsen stecken, aus welcher mich mein Führer mit genauer Noht ziehen konnte. Ich ließ also einen andern mit einem Lichte 1 1/2 Klafter tief in ein sehr steiles Loch, der da eine grosse Ebene, und gegen Norden ein Wasser fand, das auf der andern Seite, durch den Berg herausfiießt, und bey Schlang oberhalb der Papiermühle, die er treibt, in einen Teich fällt. Dieses Wasser bleibt auch im kältesten Winter warm.
Den 4ten kamen wir nach
Kentsitz, und bestiegen die Berge oberhalb
Litsir, bis an die
Kundert; wir fanden aber nichts auffallendes. Den 5ten kamen wir nach
Kaschau, und fanden auf dem Kaschauer Berge Adlersteine und Siegelerde. Den 6ten untersuchten wir den
Gönzer Berg; den 6ten aber trafen wir in
Telke-Bánya ein. Es sind hier Goldbergwerke, die vormals grosse Ausbeute gaben; allein, zu den Zeiten des
Rákotzi, dem der Ort und die Bergwerke gehörten, sind alhier den Tag vor Pfingsten, über 300 Bergknappen verfallen, 17) und seitdem die Berg-
17) Dieß ist eine blosse Sage; und mit einer ganz ähnlichen trägt man sich auch von Königsberg, in der Barscher Gespanschaft. Allein, wie Bombardi in Topographia magni Regni Hungariae aus zuverläßigen Qwellen versichert; so haftet die Ur-
(p286)
werke stehen geblieben, bis man sie endlich vor 10 Jahren wieder zu bearbeiten angefangen hat. Das gewonnene Gold wird alle Monate nach
Schmölnitz geliefert. Es ist hier auch ein Pochwerk. Oberhalb dem Dorfe, das in einem Thale zwischen hohen Bergen liegt, gegen Osten an dem Wege in die Bergwerke, findet man auf den Aeckern, besonders nach dem Regen, schöne Krystallen, auch rohte Jaspisse; unter dem Dorfe aber, der Mühle gerade gegen über, im Bache, durchsichtige Karniole, und ziemlich grosse Kalcedone. Der Karniolgang streichet vom Berge gerade der Mühle gegen über, Nordwerts an dem Fußsteige, der von dieser Mühle nach Ujvár führt. Wann es nun stark regnet, so werden die Karniole in den Bach gespült. In dem Dorfe findet man bunte Achate mit Adern, die ebenfalls von dem Wasser, welches durch dasselbe fließt, ausgewaschen werden. Abends kamen wir nach Vágás, wo oberhalb dem Dorfe linker Hand ein Brunn ist, der Bartalkut genennet wird, dessen Qwelle überaus stark ist, und sehr feine den Goldblättchen ähnliche Markasite auswirft, die unfehlbar goldhaltig sind.
Den 8ten giengen wir durch das lange Thal, und die dicken Wälder gen
Sáros-Patak. Zween Steinwürfe vom Wege, der nach dem Dorfe führet, unterhalb den Weingärten, ist ein Steinbruch, in dem weiß-blauliche Opale in einem Kalksteine, wie eingesprengt liegen. Den 9ten trafen wir in
Sáros-Patak ein, einen in der
Zempliner Gespanschaft liegenden Ort, wo ich vor 27 Jahren in der öden Schloßmauer einen schö-
sache des aufgelassenen Bergbaues in Königsberg, theils in den unruhigen Zeiten der dortigen Gegenden, theils in der Nähe des Granflusses, der die Absenkung nohtwendiger Schächte, und das Einstemmen in weitere Tiefe nicht zuläßt. S.
(p287)
nen Opal fand. Der Gang, wo diese Opale in dem Steine, von Süden gegen Norden, sehr dick eingesprengt, streichen, hat eine Breite von einem Schuhe. Den 10ten giengen wir über
Erdö-Bénye, um dort von dem
Anton Hester nähere Nachricht von dem Zuckerrohre einzuziehen, welches er vor etlichen Jahren zu
Bay an der
Teiße, eine Meile von
Tokay pflanzte, und blieben bis zum 12ten in diesem Orte, von dannen wir über Wälder und hohe Berge nach
Tartzal fortrückten. Den 13ten und 14ten blieben wir zu
Deretske. Sowohl in dem hiesigen Wasser oberhalb der Mühle, als in
Kikalova, in dem Schlamme, den man hier Szeksoó nennet, findet man Perlen in Muscheln, welche im August im Vollscheine am beßten zu bekommen sind, und wir kamen daher schon zu spät, uns mit solchen zu bereichern. Die Perlen, welche die Muscheln von sich lassen, sind zwar klein; aber es giebt doch einige darunter, die den Orientalischen nicht viel nachgeben. Den 15ten kehrten wir zurück, und kamen Tags darauf nach
Bay, in den
Zemplinerkomitat, wo, wie ich schon gemeldet habe, Zuckerrohr wächst. Es ist solches von zweyerley Gattung; das eine heißen die Ungern Diékény, welches, wie das Schilf über eine Klafter hoch wächst, und Blätter eines Daumes breit hat. Die Wurzeln sind einen Finger dick, und durcheinander gewachsen. Inwendig haben sie feine dünne Fäserchen, und ein weißes Mehl, welches im Maymonate sehr süß schmecket. Es muß an solche Oerter versetzet werden, wo es durch das fließende Wasser überschwemmet werden kann. Aus den Wurzeln dieses Rohrs soll man Zucker sieden können. Die andere Gattung des Zuckerrohrs wird Bendyele genennt, ist unten an der Wurzel eines Daumen dick, und wird in der Höhe, die meist eine Klafter beträgt, immer dicker. In der Mitte hat es einen Finger dicken weißen
(p288)
Kern, welcher Süß ist, und mit Brod gegessen wird. Die Gegend, wo diese Gattung wächst, ist der Teiße sehr nahe; bey Szolnok und Megyer aber am häufigsten. Die Ungern nennen den Zucker, Nád-méz, Rohrhonig, weil er aus Rohr bereitet wird.
Den 17ten reisten wir zurück bis
Tartzal. Hier fand ich eine versteinerte Eiche; den 18ten über
Göntz-Ruszka, und untersuchten die Berge von
Telke-Bánya bis
Regetz. Hier ist ein ödes Bergschloß im Walde. Den 19ten und 20ten irrten wir oberhalb
Telke-Bánya im Grunde. Eine Stunde davon, aufwerts dem Wasser, welches das Pochwerk treibet, ist im Walde ein enges Thal, und ein Teich, oder Wasserfang mit einer Qweermauer über das Thal gebauet worden, linker Hand desselben gegen Nordost, 90 Schritte unterhalb der Teichmauer, wo die Steine am Fusse des hohen Berges zu der Qweermauer gebrochen worden, findet man zwischen den graulichen Felsen, die von dem Berge streichen, feine goldhaltige, und durchsichtige Hyacinthe von verschiedener Größe, oft wie eine wälsche Nuß in einer graulichen Mutter, Es giebt hier auch einige grünliche auf Krysolitenart, in einer Opalmutter. Sonst habe ich nirgends Hyacinthen gefunden. Dieses Territorium gehört zur
Abauywárer Gespanschaft. Den 21ten Oktober reisten wir über Ujvár, wo ebenfalls die Uiberbleibsel eines Schlosses stehen. Oberhalb dem Dorfe gegen
Telke-Bánya zu, fanden wir in dem ausgewaschenen Graben rohte durchsichtige Karniole, die über eine Viertelstunde lang Ostwerts streichen. Auf dem Abend kamen wir nach
Kaschau. Vier Meilen davon, bey
Tscherwenitza, oberhalb
Peklin, im
Scharoscher Komitate, ist in einer verfallenen Berggrube eine sehr schöne Opalader von allerhand Farben, an einer graulichen Mutter, davon man noch einige auf der Halden findet. Den 22ten kamen
(p289)
wir nach
Lameschán, und untersuchten die Berge oberhalb des
Litzer Kastells, die gegen
Radács gehen. Hier ist ein vortrefflicher Sauerbrunn. Jenseits des Berges liegt Nowawetz, wo sich ebenfalls ein Sauerbrunn, nicht weit davon aber, ein giftiger Brunn befindet. Die Vögel, welche, besonders vor Aufgang der Sonne darüber fliegen, fallen todt zur Erde. Er ist, damit das Vieh nicht daraus saufe, mit Sträuchern vermacht. Den 23ten passirten wir Eperies. Bey Suovár dreyviertl Stunden von hier, ist das vortrefliche Salzbergwerk. Das Wasser wird in grossen Kesseln gesotten, und etliche hundert tausend Zentner Salzes gewonnen. Den 24ten bestiegen wir die Berge um Zeben, und es sollen oberhalb denselben, auf dem Galgenberge Westwerts, Opale seyn, davon wir aber nicht die geringste Spur antrafen. Auf dem Berge im Walde sind in purem Steine zween Stollen, wo wir ebenfalls so wenig, als auf den Halden, etwas von Mineralien fanden. Hier ließen einige Bürger von Zeben vergeblich einschlagen. Den 25ten waren wir in BIassov, wo es grosse Berge, tiefe Thäler, und starke Wälder giebt, die aber nichts von Gemmen ober Mineralien enthalten. Im Grunde gegen Westen ist eine Glashütte; die Berge aber und Wälder erstrecken sich auf drey Meilen gegen das Karpatische Gebirg. Den 26ten giengen wir über Répás, wo wir der grossen Berge ungeachtet, die bis
Markusovetz reichen, nichts Merkwürdiges antrafen. Wir erhoben uns also den 27ten auf besagtes
Markusovetz, wo an der Mühle, unterhalb dem Dorfe, ein hoher Berg, und an dem Fusse desselben, neben dem Wege linker Hand, grosse Felsen des schönsten Marmors von allerhand Farben stehen. Diesen Marmorbruch habe ich 1749 den 29ten November entdeckt. Er bricht in sehr grossen Stücken, so, daß die größten Statuen daraus gemacht
(p290)
werden können. Es bricht auch schöner Porphyr in grossen Stücken. Der Gang ist über 60 Schritte breit, und streicht in der Höhe; er muß aber in der Tiefe noch edler seyn. Am Ende desselben gegen Osten, ist zwischen den Marmor, der Brücke gerade gegenüber, Ostsudwerts eine Ader vom Blutstein, hernach aber nur sandsteiniges Gebirg. Es sind hier zwey Dörfer neben einander, nämlich
Markusovetz, und
Tomasovetz; auch ein altes Kastell auf einem erhabenen Hügel, der ganz weißgrauer Marmor ist. Auch die Kirche steht auf einem solchen Hügel. Der Fluß
Hernad, 18) welcher seinen Ursprung aus der Königshöhle hat, stießt hier vorbey, und es könnten auf dem Wasser, das nur 32 Schritte von dem Marmorbruche fließet, Schleif- und Schneidmühlen gebauet, und von diesem Marmor Säulen, Tische, und andere Sachen gemacht werden. Dem Kastell gerade gegenüber jenseits des Wassers, ist ein hoher Felsen von weißgrauem Marmor; unten am Fusse desselben aber ein enger Ritz, oder eine Höhle, in die man nur gebückt kommen kann. Am Ende derselben entspringt eine Qwelle, die im heißesten Sommer sehr kalt ist, und auf etliche Klafter lang aus derselben abfließt. Einen Kanonenschuß weit unterhalb dem Dorfe jenseits des Wassers, gegen den Kupfergrund, findet man auf den Aeckern sowohl, als an den Rändern, leberfärbigen Jaspis mit blutrohten Streifen. Es giebt hier auch schöne Kupfergänge. Den
17) Von dem Ursprunge dieses Flusses sowohl, als von der Mahlzeit des Königes Mathias auf dem Königsberge, und andere diesen Berg betreffende Umstände, findet man im 3ten Bande dieses Magazins, eine genaue und vollständige Beschreibung. So sind auch schon manche in diesem Diarium vorkommende Gegenstände, in der in das 1te Stück des 3ten Bandes eingerückten Beschreibung des Karpatischen Gebirges bereits mit erklärenden Anmerkungen versehen worden.
(p291)
29ten reisten wir über
Iglo oder Neudorf, einer der vornehmsten
Dreyzehn Städte, die viele und reiche Kupfer- und Eisenbergwerke hat. Es sind hier überaus hohe Berge gegen
Rosenau, oder Süden zu, die vier Meilen lang, voller Mineralischen Adern sind. Dann giengen wir über Emaus; und ehe man von Iglo gegen das Wirtshaus von dem Graben kömmt, fanden wir hübschen Serpentinstein mit grünen Flecken. 19)
19) Hier folget die Beschreibung des Karpatischen Schneegebirges, welche in dem ersten Stücke des dritten Bandes dieses Magazins, bereits eingerücket worden, und meiner Handschrift bis auf folgende Bemerkungen völlig gleich ist. Auf dem 35igsten Blatte des Magazins heißt es: „von welchem ich ... im Jahre 1757. ausführlich geschrieben habe," in meiner Handschrift aber ist das Jahr 1751. angegeben. - --- Im 40sten Blatte aber stehet: „im Jahre 1640 beschrieben, welches ich hiemit so, wie sichs mein Vater aufgezeichnet hat, mittheile;" mein Manuskript aber hat das Jahr 1646, der Name dieses seines Vaters, heißt dort Georg Buchholz. --- Der im erstangefühlten 40ten Blatte beschriebene Gebrauch des Ungrischen Balsams, so, wie die Namen der Wurzeln und Kräuter, werden in meiner Handschrift lateinisch, und so ausführlich, daß sie fast zween Bogen anfüllen, angeführet. ---Nach den Worten in besagtem Stücke des Magazins auf dem 46igsten Blatte: und wilde Schweine - - - folgt in meinem Manuskripte:"an, und hinter der Teiß und Donau, giebt es viele wilde Gänse und Aenten, Trappen, Kraniche, Löffelgänse, Phasanen, und allerhand Gattungen Wildprät die Menge. Die Teiß hat auch sehr viele Fische, die, wenn sie sich ergießt, an das Land geführt, und wenn es fällt, in dem Moraste liegen bleiben.