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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 4, Heft 1, Text 03 (S. 34-58)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Preßburg,
Löwe, 1787
Autor:
Jakob Buchholtz
Zuordnung: Reisebeschreibung
Die Karpatischen Gebirge 1
Die Karpatischen Gebirge 2
Die Karpatischen Gebirge 3
(p34)
3. Reise auf die Karpatischen Gebirge und in die angränzenden Gespanschaften,
beschrieben von Jakob Buchholtz, bürgerlichen Nadlermeister in der Königlichen Freystadt Kaisersmark.
Als ich den 24ten July 1751, von meiner Reise in die Karpatischen Gebirge wieder nach Hause
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kam, erhielt ich von dem kaiserlichen Generalmajor, und Kommendanten zu
Kaschau,
Freyherrn von Engelhard einen Brief, mit der Nachricht, daß die beyden Hofmathematici, die Herren
von Nagel und
von Baillon, der Kaschauer Professor,
P. Jos. Liesganig, und der Kremnitzer Berg- und Hüttenverwalter, Herr
Ernst Netz, ehestens nach
Käßmark kommen, und mich zu ihrer vorhabenden Reise abholen würden; daher ich mich dazu bereiten, und die nohtigen Instrumente verfertigen lassen sollte. — Den 26ten kamen diese Herren auch wirklich in
meiner Vaterstadt an, und nahmen bey mir ihr Absteigquartier.
Den 29ten July reisten wir über
Rox in den
Zdiarergrund, und übernachteten in dem Walde, oberhalb der
Landeker Kesselmühle. Den 30ten sprengten wir zween grosse in dem
Heigwasser liegende roht und weiß Chalcedonische Achaten: denn wir hatten auch vier Bergknappen in unserm Gefolge, die mit allem Werkzeuge versehen waren. Sowohl in dem
Rohtbäumen, als
Siebenlindengrunde, und auf der Wiese
Pilla und
Chlatka, fanden wir grosse rohte und weißblaulichte Achate. Oberhalb dem Dorfe
Landek stehet ein Berg von schönem blaulichten Marmor, und auf den Aeckern findet man Krystallen; 1) in
Zdiar
1) Sie werden von starken Regengüßen aus ihrer Mutter, die gemeiniglich ein glimmerischer grauer Schiefer ist, geschwemmet, und bis in die Felder, und Aecker gebracht. An Größe übertreffen sie zwar diejenigen, welche in der Marmaroscher Gespanschaft gefunden werden, und von welchen Herr von Fridwalsky in seiner Mineralogia Transylvanica behauptet, daß manche den Orientalischen nicht weichen. Sie sind aber meist sehr unrein, und schneiden das Glas nicht. Linné, und Gmelin, in der Uibersetzung desselben Mineralreiches, nennen diese Kristallen falsche Diamanten; unächte Steine, Ciconien,
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aber, etwan sechszig Schritte von der Kirche in den Steinfelsen Markasitkörner, die den Mandeln an der Gestalt und Größe gleichen, sich auch recht schön schleifen, und poliren lassen.
Den 31ten reisten wir über
Windschendorf, wo ein guter Sauerbrunn auf einer Wiese, etwan einen Kanonenschuß gegen das Dorf
Bierbrunn sich befindet; und kamen den 1ten August nach
Lestnitz. Auf dem dortigen
Drabsberge fanden wir verschiedene Höhlen, und in denselben viel Fraueneis, (Glaciei Mariae,) auch auf der Mittagseite grünlicht und schwärzlichen Jaspis, und Markasit: Den nämlichen Tag wurden zween Bergknappen, mit einigen Bauern in die grosse
Haligotzerhöhle, Peninna genannt, 14 Klafter tief gelassen lassen, welche einige Drachengebeine unter der Steinmilch ausgruben. 2)
Den 2ten reisten wir auf das
Schloß Dunawetz, welches dem
Baron Johanelli von Tellvana zugehöret.
Pseudoadamas, Iris Bristolensium, Macrotelostyla, Herr von Born aber leget ihnen in seinen Briefen den Namen achteckichter Alaunförmiger Qwarze bey --- Uibrigens, ob es gleich manchen dieser Art Kristalle, nicht an Feuer, Glanz, und Härte fehlet, und, ungeachtet sie, wie die Diamanten geschliffen, und polirt werden können, so kommen sie doch den ächten Diamanten gar nicht gleich, widerstehen auch dem Feuer und der Feile nicht. S.
2) Der Verfasser hat sich hier blos nach der Sage des gemeinen Mannes gerichtet, welcher, wie er selbst in seinem in dieses Magazin eingerückten Mskpte vom Jahre 1752, eingestehet, alle ungeheuern Gebeine, die hier zu Lande unbekannt sind, Drachenbeine nennet; folglich mögen es wohl Knochen von einem andern grossen Thiere gewesen seyn. --- Steinmilch aber befindet sich meines Wissens im ganzen Mineralreiche nicht: es soll also vermuhtlich Steinmark, Steinmergel, Lithomarga, oder, wann es doch etwas von Milch seyn muß, Milchstein, Mondenmilch, Morochtus, Galacites, oder Galaxias heißen. S.
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Hier entspringt der
Dunawetz aus den hohen Felsen, auf welchen das Schloß stehet. Dieser Fluß scheidet die Ungrischen und Pohlnischen Gränzen, und läuft hinter dem rohten Klöster, zwischen zween hart aneinander stehenden Felsen. Auf der drübigen Seite stehet das Pohlnische Schloß
Durstein, in welchem die 37000 Schock Groschen, für welche der Ungrische
König Siegmund, dem Pohlnischen
Könige Wladislaw, die
13 Zipserstädte 1412, verpfändete, erhoben wurden. 3) Bey dem
Dunawetzer Schloßthore linkerhand, ist ein mehr, als Schuhbreiter Gang vom Fraueneise. Den 3ten ließen wir oberhalb besagtem Schlosse, an dem Wasser der Dunawetz einen schuhbreiten Cornu Ammonis, sammt der Mutter aushauen. — In dem Graben, der von dem Dorfe
Falstein kömmt, und etwan 20 Schritte von dem Einflusse der Dunawetz, linker Hand fortläuft, fanden wir in einer schwarzen Lettenerde sehr schöne Markasitschnecken von allerhand Größe. Eben dort in dem schwarzen Steine rechter Hand, giebt es auch Achaten, und neben dem Graben stehet ein grünlichter Felsachat. Es wird hier auch Schmiergel gefunden.
Den 4ten giengen wir von hier über
Lapsch nach
Gurkow, (Gyurkov) welches das letzte Ungrische Dorf an der Pohlnischen Gränze ist, und hinter dem Karpatischen Gebirge an dem Flusse
Bialka lieget.. Den 5ten kamen wir durch einen vom Winde zerbrochenen Wald auf das
gemauerte Koschar, oder Schäferhütte; dann durch den Grund über das Wasser, das aus dem
3) Von diesen Groschen und ihrem Wehrte, hat nebst andern, Herr Doktor Schwarz in Rinteln, eine 1764 gedruckte gelehrte Abhandlung, unter der Aufschrift: Flores sparsi ad Tabulas Pignori relictarum XIII Civitaum Saxonicorum Terrae Scepusiensis in Hungaria superiori, herausgegeben. S.
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schwarzen See kömmt, und zwar unter der
Wissolken, und
Nowen durch den
Uhrengarten, unterhalb dem
Plocksee. Unterwegs trafen wir sowohl schwarzen, als, weiß gestreiften Marmor an; Nachts aber blieben wir oberhalb dem Wasser, das aus dem
Istsee kömmt. Den 6ten kampirten wir bey dem Plocksee, wegen des tiefen Schnees, und dicken Nebels aber, konnten wir den dortigen Blutstein nicht finden. Der grosse Fels, unter dem wir uns aufhielten, ist von Marmor. In der ganzen Gegend um den Plocksee wächst eine Menge Gemsenwurzel, die sehr süß ist, von den Gemsen ausgescharret, und begierig gefressen wird; nicht minder verschiedene andere heilsame Wurzeln, und Kräuter.
Den 7ten giengen wir durch die
hintersten Kupferschachte über den Sattel, da der sehr hohe
Schwalbenberg rechts, der breite
Kupferschachtberg aber linker Hand bleibt. Hier kann man zu Pferde durch das Karpatische Gebirg nach Pohlen reisen. Es ist hier ein überaus starker Eisen- und Stahlgang, auch gediegenes Eisen 4) von der Witterung. Wir gien-
4) Uiber das Daseyn des gediegenen Eisen — eines solchen, welches sich ungeschmolzen schmieden, hämmern, biegen, und vom Magnete anziehen läßt, — sind die Mineralogen, und Metallurgen nicht einig. Linné, Charleton, Volkmann, Waller, Cartheuser, Vogel, Stoy, Markgraf, Monnet, Schröter, Pallas, und Born, lassen es zu; Kronstedt aber, Hollbach, Wolkersdorf, Hell, Justi, u.a. m. nicht minder das ganze ehrwürdige Alterthum, verneinen es. Indessen ist es eine von allen angenommene Meynung: daß, wann das gediegene Eisen auch kein Unding ist, es doch äußerst selten, und wie sich Scopoli ausdrückt, das größte Wunderwerk sey. Da nun hier eines gediegenen Eisen, und in dem Diario eben dieses Verfassers vom J.1752, (welches wir in einem der folgenden Stücke dieses Magazins gleichfalls liefern werden,) — sogar eines gediegenen Eisenganges erwähnet wird: so muß
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gen über den Mineralreichen
Durlsberg auf dem Schnee, zu dem
weißen See herab, wo wir rechter, Hand allerhand seltene Steine fanden; und dann durch das Krummholz 5) zu dem
grünen See. Dieser hat wegen der schönen Meergrünen Streifen, die man in demselben stehet, ein sehr gutes Ansehen. Er ist eines Flintenschusses breit und lang, liegt hinter der höchsten
Kaisersmärkerspitze, unterhalb der Kupferbank, und ist ein rechtes Wunder der Natur. Aus diesem, und dem weißen See entspringt das weiße Wasser, welches unterhalb
Kaisersmark, in den Fluß
Poprad fällt, und schöne Forellen nährt. Von dannen wendeten wir uns wieder zurück, rechts durch das Krummholz, 6) und kamen unterhalb die sogenannten
Fleischbänkenberge, zu dem
Studentenbrunn, dann zwischen das Stößgen, und den
Ratzenberg, auf welchem ein schöner Kupfergang ist. Dem
weißen Wasser nach, kamen wir oberhalb das Dorf Vorwerk, und auf die Nacht nach Kaisersmark.
darunter eine Art Eisenstuffen verstanden werden, der man in der gemeinen Redensart, den Namen des gediegenen Eisen beylegt, und welches nichts anders, als ein Tropfsteinartiges, reichhaltiges Eisenärz von mannigfaltiger Figur, und Farbe ist, welches Herr Hofrath v. Born in seinen Briefen getrauften Glaskopf nennet. Uiberhaupt aber beehrt der Bergmann ein jedes reichhaltiges, von tauben, oder unedeln Bergarten freyes Aerz, mit dem Beynamen: Gediegen. S.
5) Von dieser Holzgattung geben die priv. Wieneranzeigen im XLVl. St. des 2ten Jahrgangs, und der 3te Band des Ungr. Magazins, auf der 38ten und folgenden Seiten, vollständige Nachricht.
6) Hier hat der Herr Verfasser eine Beschreibung dieses Holzes, die ich aber, da eine ähnliche, jedoch viel vollständigere schon in dem 3ten Bande dieses Magazins, und zwar auf der 38ten, und den folg. Seiten stehet, hier weggelassen habe.
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Den 8-9. und 10ten blieben wir in dieser Stadt, den 11ten aber reisten wir nach
Großlomnitz. In dem
Kahlbache unterhalb
Altwalldorf, findet man eine Terra sigillata, welche der Striegauer an Kraft und Wirkung völlig gleich kömmt, in grosser Menge. Sie wird durch besagten Kahlbach, der aus dem Karpatischen Gebirge entspringt, aus einem grossen Rande gewaschen. — Wir nachteten in
Großschlagendorf. Unterhalb dem Gebirge ist ein vortrefflicher Sauerbrunn; auch sind hier verschiedene mineralische Gänge. Nicht weit davon waren ehedem Schmelzhütten, welches man aus den noch häufig vorhandenen Schlacken siehet.
Den 12ten kamen wir wieder in das Karpatische Gebirg. Dieses Gebirg habe ich 1746 nach einer mathematischen Delineation von einigen tausend mineralischen Stuffen, Greisen, und allerhand schönen Steinen zusammengesetzt. Der Prospekt ist von
Großlomnitz her, und alle Thäler, Seen, und Spitzen ordentlich numerirt. Es ist aus fünf Theilen zusammengesetzt, seine Länge beträgt 5, die Breite aber 1 Schuh; und es besitzt solches itzt der Bischof von
Watzen, Graf
v. Althan. Die Namen der Spitzen des Karpatischen Schneegebirges, die man von hieraus sichet, sind folgende: 1)
Wisoka, ein Berg in der
Liptauer Gespanschaft. 2) Der erste Zipserberg ist der
Mengsdorfer, 3) der
Bohtsdorfer. Zwischen diesen zween letztern Bergen befindet sich der Popersee, aus welchem der Fluß
Poprad entspringt. Er ist unter den Seen dieser Seite der größte; der Fluß bewäßert
Kaisersmark, wendet sich sodann gegen Mitternacht, und vereinigt sich nach einem Laufe von 7 Meilen, mit dem
Dunawetz, der sodann bey
Opatowa in die
Weichsel, diese aber bey
Danzig, in das Baltische Meer fällt. Außer diesem fließt kein Wasser in Ungern gegen Mitternacht, sondern alle nehmen ihren Lauf gegen Morgen.
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4) Der
Gerlach, oder Gerlsdorserberg, der oben eingebogen ist. 5) Der
Ratzenberg, 6) die grosse
Schlagendorfer Spitze. 7) Die
Königsnase, ein sehr grosser Fels. 8) Der
Riegelberg. 9) Der
Kahleberg. 10) Der
Gänserich, oder die Gans. 11) Der
Steinbacher Grod. 12) Der allerhöchste
Kaisersmarkerfels, welcher wegen seiner Höhe, nicht kann bestiegen werden. 13)
Die Kaisersmärker Thürme. 14) Die
Hunsdorfer Spitze. 15) Der
Schwalbenberg. 16) Der
breite Kupferschachtberg. 17) Der
Fleischberg, oder die Fleischbänke. 18) Die
Kupferschächte. 19) Der
Drechslerberg. 20) Der
Steinberg, und 21) die
Magura. 7)
Dann kamen wir in den sogenannten
Felkgrund, von da aber zwischen dem
Großschlagendorfer Kastenberg und den
Gerlachberg, zu dem
hohen Wasserfall, bey dem man sehr schöne Granaten von allerhand Größe, in einer graulichten Mutter antrift. Zu oberst rechter Hand sprengten wir in einem langen Spalte oder Ritz der hohen Felsen, eine grosse Granatenmutter mit Schüßpulver, in welcher wir sehr schöne Granaten fanden. Oberhalb des Wasserfalles ist ein See, an dem das Löffelkraut häufig wächst; linker Hand aber, unterhalb diesem Felsen befindet sich ein goldhaltiger Zinnobergang 8) Der Zinnober, den ich vor
7) In dem 3ten Bande dieses Magazins findet man eine in Kupfer gestochene Abzeichnung dieses Gebirges.
8) Uiber den Ungrischen Zinnober, welcher nach dem Waller, Aurum solutum, oder Waschgold enthält, hat sich Kronstedt in seinem Versuche einer Mineralogie also geäußert: „Durch Quecksilber, Aurum sulphure mineralisatum, mediante mercurio. göldlicher Zinnober soll in Ungern gefunden werden;" welchem Brünnich folgende Anmerkung beygefüget hat: Qweck-silber findet sich bisweilen bey Schemnitz, daß es aber, wann
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zehn Jahren selbst abgestuft habe, ist sehr schön, und wie ein Rubin durchsichtig. In dem gerade gegen über stehenden Felsen ist ein Loch, darinnen man ebenfalls Granaten findet.
Wann man gerade über den Grob gehet, so kömmt man zu dem
gefrornen See, welcher den ganzen Sommer über mit Eis bedecket ist. Auf dem
Großschlagendorfer Hotter (Gränze) unterhalb dem Karpatischen Gebirge, ist ein vortrefflicher
Sauerbrunn. Abends kamen wir nach
Gerlsdorf, den 13ten aber giengen wir über
Lautschburg, und fanden sowohl hier, als auf dem
Mengsdorfer Territorio, diejenigen Kräuter, von welchen die Schaafe, wann sie solche fressen, gleichsam vergoldete Zähne bekommen, wie ich solches schon vor einigen Jahren bemerket habe. Diese vergoldet scheinenden Zähne findet man hauptsächlich um
St. Galli an den alten Böcken und Schaafen.
Abends trafen wir in
Wazec, welches im
Liptauer Komitate, unterhalb dem grossen
Kriwjan liegt, ein. Besagter Berg hat einige Goldgänge, Antimo-
es rein geschieden wird, goldhaltig sey, glaubt man dort gar nicht. Die übrigen Ungrischen Zinnober halten vermuhtlich keines. — Herr Scopoli aber schreibet hievon in den Anfangsgründen der Mineralogie also: Kies, Gold, Silber, und andere mit ihm (Zinnober) vermischte Körper, sind nicht eigenthümliche, sondern zufällige Bestandtheile. -- Hieraus nun erhellet, daß der Verfasser dieses Diariums, den Zinnobergang, nach der ächten Bergmännischen Redensart, irrig einen Goldgang nenne, weil das Gold dem Zinnober blos zufällig ist, und der Zinnober nur damals, wann er, wie Herr von Born in seinen Briefen, und Andere versichern, bey reichen Aerzen bricht, etwas Gold enthält. Und daher versichert auch Justi, daß der göldische Zinnober, nur in gewisser Rücksicht ein Goldärz genennet werden könne. S.
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nium solare, 9) und verschiedene andere Mineralien. Den 14ten waren wir in
St. Nikola, in eben diesem Komitate. Die übrigen Herren verblieben hier, ich aber gieng den 15sten in die grosse, und wunderbare
Demanower Höhle, aus der ich einige Steine zur Probe mitbrachte. Den 16ten reisten wir alle zu besagter Höhle. Sie befindet sich oberhalb des Dorfes
Demanowa, und eine Stunde aufwärts des Flusses
Kis Palugya, an einen hohen Felsen. Gleich bey dem einen Eingange, der von Abend gegen Morgen geht, siehet man eine Kapelle; der andere Eingang aber ist von Mittag, anderthalb Klafter breit, und gehet sehr gäh abwärts. — Ihre Höhe beträgt 2 1/2 Klafter, von welcher allerhand Figuren, und Zapfen herabhangen. Wann man etliche Klafter weit in der Ebene derselben fortgeht, muß man auf glattem Eise, darein wir Fußtapfen gehauen haben, 1 1/2 Klafter tief herabsteigen, da man denn beyderseits andere verschiedene Höhlen
9) Deutsch: Rohtes Spießglasärz. Es ist aus Schwefel, Spießglaßkönig, und einem guten Theile Arsenik, dem es auch seine rohte Farbe zu danken hat, zusammengesetzt. Herr v. Born, und Scopoli sind uns Bürgen, daß es einst auf dem Althandel zu Königsberg, in Felsö-Bánya, und in Kremnitz zu Hause war; und dieses forderte 1714 der Artist Klettenberg vom Pohlnischen Könige August zum Goldmachen. Jetzt weis in ganz Ungern, wie solches Brunich, und die Erfahrung beweiset, Niemand etwas von diesem Spießglase; zu Freyberg aber, in dem Gnade Gottes Stolln, und zu Braunsdorf in Sachsen, soll es, nach dem Berichte des Scopoli, und Cronstedt noch vorkommen. --- Ob aber das hier angeführte Antimonium ein wirkliches rohtes Spießglasätz, Antimonium solare, Stibium rubrum Linnaei; oder blos von Außen roht angeflogen, mit rohtem Eisenocker durchdrungen, oder übersintert war, läßt sich, ohne es gesehen zu haben, unmöglich bestimmen. S.
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antrift. In dem Gange rechter Hand, ist sie bis 50, Klafter hoch, und es hangen grosse Steine, und fürchterliche Felsen an der Wölbung. Man sieht hier auch Pyramiden von verschiedener Größe, welche von dem herabtropfenden Wasser gebildet werden. An den Seiten hängen auch viele weiße und durchsichtige Zapfen, auf dem Boden aber liegen kleine runde Steinchen, von der Größe der Erbsen, und des Schrots. Man findet hier auch durchsichtige gelbe Blätter, die den Pfefferkuchen ganz ähnlich sind; in der Mitte aber eine 2 1/2 Klafter hoche, und eben so dicke Pyramide: dann weiter hin viele kleinere dieser Spitzsäulen, von 1/2 bis 1 1/2 Ellen hoch. Auf dem Boden liegen viele Steine übereinander, und weil sie sehr locker liegen, so muß man die größte Vorsicht im Gehen gebrauchen, um nicht dazwischen zu fallen. Es sind auch hier beyderseits andere Höhlen; rechter Hand aber eine, oder vielmehr ein Winkel, welcher überaus wunderbare Figuren enthält, links an der Wand stehet eine sehr schöne Pyramide, die einem Tabernakel völlig ähnlich ist. Diese Pyramide, und der erst beschriebene Winkel, sind die merkwürdigsten Sachen in dieser Höhle. - Sonst hangen überall weiße durchsichtige Zäpfchen herab. — Hier ist auch ein Absatz, auf dem man stehen kann. Dann geht man einen niedrigen Felsen, etliche Klafter weit durch, und kömmt wieder auf eine Anhöhe, wo sich etwan vier Finger hoches Wasser befindet. Der obere Grund dieses Wassers, von der Größe eines mittlern Zimmers, ist adericht, und unter diesen Adern liegen Steine, die wie kandirtes Zuckerwerk aussehen. Etliche Klafter weiter hin, liegen Steine, auf welchen kleine gelblichte, den Nägelschwämmen ganz ähnliche Schwämme, mit weißen Stängeln wachsen. Auch hier giebt es Pyramiden von verschiedener Größe, an der Wand aber, und auf dem Boden die schönste Stein-
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milch, die sich wie Käse schneiden läßt. Sodann kömmt man zu einem beyläufig Knietiefen, auch etliche Klafter breiten, und langen Wasser, wo die Höhle nur Zimmerhoch ist, und sich hier endigt. - Der Herr Ingenieur Lieutenant
Franz Langer, hat sie ganz ausgemessen, und abgezeichnet. Ein gleiches that auch mein Bruder
Georg Buchholz, schon in dem Jahre 1719, dessen Beschreibung in einem Werke des
Mathias Bel stehet.
Nicht weit von dieser Höhle gegen Mittag, sind noch zwo andere Höhlen, die aber der erstbeschriebenen weder an Höhe, noch Länge gleichen. In der einen hat mein erstgedachter Bruder 1719, ganze Drachengerippe gefunden, und eines davon dem
Könige in Pohlen nach
Dresden gesandt, welches in dem sogenannten grünen Gewölbe daselbst aufbehalten wird. —Zu Ende der andern Höhle ist ein etliche Klafter lang und breites Wasser, welches sehr schöne, aber magere Forellen enthält. Es lauft eine halbe Stunde unter der Erde, wo es sodann in den Fluß fällt.
Den 17ten kamen wir nach
Rosenberg. Demselben gerade gegen über, liegt das ziemlich feste
Schloß Liekawa. — Den 18ten reisten wir zu Pferde auf den Berg,
Chotsch genannt, der hinter Liekawa liegt. Linkerhand an demselben, steht ein sehr grosser Felsen, welcher alle Jahre ein oder zween Tage vor
Johannes, Nachts etliche Stunden lang von den unterirrdischen Witterungen brennet, und es lauft dieses Feuer hin und her. 10) Auf diesem Berge fanden wir auf einem hohen Felsen sehr schönes Frauenglas, und ganz oben gegen den
Arwer Komitat zu, auch Zinnober, und einige mineralische Gänge. Den 19ten passirten wir
10) Hier macht der Verfasser seine Betrachtungen über die Entstehung der Metalle, und der Minern, welche, da sie so wenig unterrichtend sind, hier weggelassen worden.
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Turik, wo wir auf den Aeckern eines Berges,
Nazakratky genannt, der vor dem Dorfe gegen Abend stehet, allerhand Fruchtsteine auflasen, die der Gerste, und Haber, den Linsen, und dergleichen Körnern ganz ähnlich sind. 11) Den 20ten waren wir in
Lutschka. Oberhalb diesem Dorfe ist ein ganzer Berg von versteinerten Blättern, Holz, und Baumrinden. 12) Selbst in der Ebene, einen Flintenschuß oberhalb des warmen Bades, findet man solches, so, wie eine Stunde weiter hin am Fusse des Berges
Chotsch gegen Morgen, auch Markasitschnecken, und Markasitkörner.
Den 21ten reiste ich nebst dem Herrn Ingenieurlieutenant
Langer, wieder nach
Demanowa, wo er alles Merkwürdige der dortigen Höhle, wie ich schon erwähnet habe, abzeichnete. Den 22ten entschloß sich die ganze Gesellschaft, diese Höhle noch einmal zu besehen. — Ich war also das Viertemal in derselben. Den 23ten giengen wir nach
St. Nikola; den 24ten aber nach
St. Johann, welches eine Meile oberhalb dem erstern Dorfe jenseits des
Wagflusses liegt. Auf dem Kirchhofe dieses Dorfes befindet sich gegen Mittag ein Brunn, von dessen Wasser alle Vögel und vierfüßige Thiere sterben. Wir machten den Versuch an einem Hunde, einer Katze, einer Gans, und einer alten, und jungen Henne, indem wir sie an diesen Brunn
11) Diese Fluchtsteine sind nur selten ächte Versteinerungen, (Carpoliten,) sondern Bildsteine, (Litoglyphen) oder Arten von Tropf- und Tufsteinen (Stalagmitae, Tophi) oder Uibersinterungen (Incrustata) oder Abdrücke (Typolythi) oder versteinerte Muscheln, Helyciten, u, d. gl. S.
12) Auch diese kommen selten als wirkliche Versteinerungen, (Lithobibla) in dem erwähnten Orte vor, und sind blosse Abdrücke, oder nur übersinterte Blätter. Diejenigen, die ich bisher aus dieser Gegend gesehen habe, waren nur Abdrücke.
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legten. In etlichen Minuten wurden sie völlig betäubt, erholten sich aber, als man sie davon weggeleget, nach einer Viertelstunde wieder: hingegen als man ihnen das Wasser eingegossen, starben sie unter starken Verzukungen. Von diesem Wasser, welches aus einem Tufsteine sehr start hervorqwillt, nahmen wir ein paar Flaschen mit. Es stehet auch die ganze Kirche auf diesem Tuffstein, und unter dem hohen Altare befindet sich eine Todtengruft, in welcher die Körper unverweslich bleiben, wie wir solches in dem Beinhause sahen, auch einen Kopf und einen Schenkel in den Händen hatten, die schon vor mehr als fünfzig Jahren, aus besagter Gruft genommen, und hieher gebracht worden sind. Selbst der ganze Kirchhof bestehet aus Tuffstein, in welchem die Gräber eine Elle tief gehauen werden. In denselben aber, ungeachtet sie nur einige Schritte von bemeldter Gruft entfernet sind, verwesen alle hineinversenkte Leichname, 13) Bey diesem Dorfe ist auch ein Sauerbrunn, und unweit demselben gegen Mittag, in einem hohen Berge eine Höhle, die eben so, wie die
Demanower mit Tropfsteinen angefüllet ist. — Besagtes Dorf ist ein Eigenthum der
Szent-Ivánischen Familie.
Den 25ten reiste die übrige Gesellschaft nach
Geib, ich aber ward, nebst zween Bergknappen in das Karpatische Gebirg beordert, den
Pribiliner See zu untersuchen, bey dem wir auch den 26ten anlangten. Er ist an der Pohlnischen Gränze, drey Stunden von dem Dorfe entfernt. Zwischen den Gebirgen gehet ein Weg nach Pohlen. Wir mußten über einen grossen Wasserfall, und hohe Felsen steigen an welchen beyderseits
13) Die Ursache davon ist sehr einleuchtend, weil nämlich die Luft durch die Gruft einen freyen Zug hat, welches sich von den Gräbern nicht sagen läßt. S.
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sehr steile Felsenthürme stehen. Ich steckte ein Zeichen um den See aus, dadurch zu erfahren, ob er auch, wie es die gemeine Sage ist, die Ebbe und Fluht hält; ich habe aber, ungeachtet ich mich um denselben über acht Stunden lang aufhielt, weder einen Fall, noch Wachsthum des Wassers bemerken können. — Uiber Nacht blieben wir unter den Steinfelsen, weil hier gar kein Holz wächst, davon wir uns Feuer hätten machen können. Unter Regen und Schnee erwarteten wir hier den Tag, da wir sodann wieder zu dem See giengen, und nach einem Aufenthalte von etlichen Stunden, fand ich ihn in dem nämlichen Stande, wie ich ihn Tags vorher angetroffen habe. Er ist ganz mit Bergen, und Felsen eingeschlossen, und man kann nur über den hohen Wasserfall dazu kommen. Er war noch größtentheils überfroren, gehet vorne wie ein Kessel in die Tiefe, ist aber hinten an den Felsen sehr tief; wie mich denn Herr
Georg Pongratz, ein Edelmann in
Pribilina versicherte, daß er mit einer über zwey hundert Klafter langen Schnur, die er in denselben gelassen, keinen Grund gefunden habe. — Aus diesem See läuft ein Fluß über dreyhundert Schritte lang unter der Erde fort, kömmt sodann sehr stark über den Wasserfall hervor, erhält hernach den Namen des weißen Wassers, und fällt bey Hradek, einem Fiskalgute, in den Waagfluß. — Hier sahen wir bis zehn Gämse, ober wilde Böcke und Ziegen. Rechter Hand in dem Thale findet man mineralische Kupferadern.
Den 27ten giengen wir wieder zurück, und kamen gegen die Nacht an den
Waagfluß; den, 28ten aber nach
Lautschburg, wo ich der Gesellschaft Bericht abstattete. Wir giengen sodann über
Schunawa, wo wir auf den Aeckem gleich hinter dem Dorfe, den Weg nach
Teplitza, und der Mühle zu, in einem graulichen Steine Muschelsteine fanden. Es sind solche theils
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von sehr schwarzer, und theils schwarzgrauer Farbe von verschiedener Größe; die größten aber wie ein halber Gulden. In dem Thale am Wege oberhalb der Mühle, giebt es grünen Jaspis, und andere Steine, auch Eisenstein, mit Achatadern vermischt. — Den 29ten reisten wir zu Pferde auf die
Königshöhle. Auf der kleinen [[Brunowa, fanden wir braunlichte Krystallen, und auf dem sogenannten Kirchhofe, unweit dem Steine, auf welchem der
König Mathias, als er
sich 1474 hier herum mit der Jagd erlustigte, das Mittagsmahl gehalten hat, — und zwar gegen Mitternacht oberhalb dem Fußsteige, unter der Dammerde, schwarzbraune eckichte Krystallen, die wie Topas sortirt, größtenteils eckicht, und wie geschliffen waren. 14) Sodann übernachteten wir am Berge bey der Schäferhütte gegen Mitternacht. Den 30ten untersuchten wir das tiefe Thal,
Großbrunowa genannt, welches mit ungeheuern Steinen, welche von den beyderseits stehenden Felsen abgerissen werden, angefüllet ist. Wir fanden hier weiße Krystallen, sprengten auch in der Anhöhe gegen Morgen, einen Krystallengang mit Pulver, und giengen sodann qweer über dieses Thal, durch das Krummholz. Der hier befindliche Berg, in dem sich eine Höhle befindet, ist sehr hoch, und giebt dem Auge eine überaus weite Aussicht, auf eine Menge der da herum liegenden Oerter sowohl, als auf das Karpatische Gebirg. Vom Morgen und Mittage gehen die mineralischen Streiche bis
Botza, und aus den hier gegen Osten befindlichen 3 Brunnen, entspringt der
Waagfluß. In dieser ganzen Gegend wird der schön-
14) Dieser gefärbte Krystall wird von den Mineralogen, Raudentopaß (Morion, Pramnion) genennet, und gehöret zu den unächten Bastardtopasen (Pseudo-Topazios)
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ste weiße und durchsichtige Krystallenqwarz gefunden; sie ist auch mit Holz so stark versehen, daß sowohl eine Glashütte, als Bergwerke zwischen den Dörfern
Grenz, und
Thiergarten errichtet werden könnten. Den 31ten kamen wir wieder nach
Lautschburg, Abends aber über den Hochwald, bis an den
Waagfluß.
Den 1ten September giengen wir über
Geib und
Lehota. In der Gegend des lezteren Ortes findet man die Angeliwurzel, zwo Ellen lang, und eines Mannsarm dick. Abends trafen wir in
Botza ein, wo kein Getraid gebauet, 15) sondern blos der Bergbau getrieben wird. Es bricht hier Gold, Silber, Bley, und Antimonium. Den 2ten ritten wir über einen sehr hohen Berg, der des
Teufels Hochzeit genennet wird, wohin wir über das Dorf
Jaraba kamen, das nur etliche wenige Häuser, ein Goldbergwerk, einen Eisenhammer, und einen guten Sauerbrünn hat. Uiber
Brieß zogen wir durch den grossen Brießner Wald, in welchem der Weg über eine Meile lang, mit Holz gebrücket ist. In demselben stehet ein Wirthshaus, ehe man aber in denselben kömmt, hat man ein dreyfaches Echo. Den 3ten reisten wir von besagtem Wirthshause eine halbe Stunde weit zu dem letztern, oder dritten Graben zurück. Wo man das Holz herabflößet, muß man sich linker Hand aufwerts dem Graben wenden. Auf einer Wiese, einen Kanonenschuß weit im Thale, kömmt ein Waldweg her, der qweer durch den Graben und das Thal, einen kleinen Hügel hinauf führet. Hier verliert sich der Fahrweg, es ist aber ein Fußsteig da, der hundert Schritte lang, und ziemlich grad durch den Wald geht. Hier kömmt man rechts in ein Thal, in welchem ein kleines Bächlein stießt, auch zwo Rinnen liegen, wo man aus zwo
15) Und daher sieht man auch hier keine Sperlinge.
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Pfützen des Grundes kleine Rubinen auswäscht. Von diesen Rinnen herab, liegen grosse Bäume über dem Bächlein, und im Rande von beyden Seiten desselben, werden die Rubinen gefunden. Man trift hier auch Schmiergel in kleinen Stücken, nebst weißer Chrystallenmutter an. Dieser Ort heißt auf Slowakisch
Welky Micholaweg, und hat außer gedachtem Wirthshause, keine andern Häuser. Er gehöret nach Brieß, wo wir über Nacht blieben. Den 4ten reisten wir wieder, über die Brießner Maut zurück, wo es schöne Forellen giebt. Und so kamen wir über
Jaraba, und die
Teufelshochzeit nach
Botza, wo sich ebenfalls ein Sauerbrunn befindet. Den 5ten giengen wir über
Geib, und nachteten an der
Waag; den 6ten aber über
Lautschburg, wo wir die vergoldeten Schaafzähne wieder untersuchten. Auf diesem und dem
Mengsdorfer Gebiehte des Karpatischen Gebirges, wächst viel Linbaumholz, welches eine Frucht von der Größe eines Hühnereyes voller kleiner dünnschaalichter Nüße trägt, die, wann sie genossen werden, dem Urine einen starken Feigelwurzengeruch verschaffen. Aus dem Holze macht man Schränke, in welche weder Würmer, noch Motten kommen. Das daraus verfertigte Oel ist sehr heilsam. Hier entspringt der Fluß
Poprad aus dem
Popersee, weicher der größte auf dieser Seite der Karpaten ist. Abends kamen wir nach
Käßmark. Hier brachten uns die Jäger von
Gurkow ein lebendiges Murmelthier, die sich in dieser Gegend häufig aufhalten, ihre Wohnungen zwischen den Steinklippen haben, und sehr fett sind. Im Winter verbergen sie sich in ihren Löchern, in welchen sie beysammen liegen, und von ihrem Fette zehren. — Die Jäger graben ihren Löchern nach, und finden diese Thiere wie todt liegen. Um Ostern aber erwachen sie wieder, kriechen heraus, und suchen ihre Nahrung. Es giebt hier auch
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Gemsen, wilde Böcke, und Ziegen, die, wann sie Morgens oder Abends auf die Weide gehen, allzeit einen Bock zur Wache auf einen Felsen stellen, der immer umher sieht, und, sobald er einen Menschen erblicket, wie ein Schäfer pfeift. Sogleich lauft die ganze Heerde zu ihm, und folgen ihm überall nach. Dieser Vorsichtigkeit bedienen sich auch die Murmelthiere.
Den 7. und 8ten hielten wir in
Kaisersmark Rasttag. Den 9ten aber ward ich wieder mit zween Bergknappen beordert, die
Magura zu besichtigen. Abends kamen wir auf
Wunschendorf unterhalb der Magura, wo wir einen guten Sauerbrunn fanden. Den 10ten giengen wir auf die zwo Stunden von hier entfernte Magura. Oben auf dem
Spadiberge fanden wir unter der Dammerde, Bern- oder Agtstein 16) von der nämlichen Art, wie ich ihn bey
Pillau, 7 Meilen von
Königsberg in Preußen, und bey
Danzig am Rande des Baltischen Meeres gesehen habe. — Den 11en untersuchte ich den
Garbatsberg im
Reichenwalde, wo ich schöne Krystallen, und kleine gläserne Kügelchen fand. In
Leßnitz auf der
Skatzwina suchten wir den Bern- oder Agtstein, wovon man vor 40 Jahren eine Menge, und darunter sehr grosse Stücke gefunden hat, welche die Bauern in Säcken, und Tornistern nach
Kaisersmark zum Verkaufe gebracht, und wovon mein Vater selbst, Stücke, die größer als ein Hünerey waren, um sehr geringen Preis an sich brachte. Wir konnten aber aller Mühe ungeachtet, nichts davon fin-
l6) Diese Art von Agtstein (Succinum fossile, bey den Mineralogen) ist nicht so gut, wie der Seebernstein, auch meist mir einer rauhen, spröden, brüchigen, und durchsichtigen Rinde bedecket. Daß dieser aber itzt nicht mehr gefunden wird, mag entweder der gänzliche Verlust desselben, oder die Unwissenheit der Suchenden Schuld seyn. S.
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den. Dieser Ort liegt an der Pohlnischen Gränze, und da der Weg hier durchgeht, so ritt ich in das eine Stunde von hier entfernte Dorf
Czavnik, und erkundigte mich daselbst wegen des Bernsteins, erhielt aber sonst keine Auskunft, als daß die Vorbeyreisenden in dieser Gegend immer einen angenehmen Bernsteingeruch empfinden; ich vermuhtete daher, daß solcher sich dort noch finden lasse, und ich werde künftigen Sommer mein Nachsuchen wiederholen.
Den 12ten reisten wir wieder zurück nach
Kaisersmark, und die Herren von der Gesellschaft beschrieben, und verpackten diesen Tag die zusammengebrachten Sachen. Den 13ten blieb ich in meinem Hause; den 14ten aber giengen wir zusammen nach
Leutschau, und den 15ten zu dem
Zipserkapitel, welches bey
Kirchdorf unterhalb der Festung, das
Zipserhaus genannt, liegt. Vor demselben befindet sich Nordwerts ein kleiner Hügel, auf welchem eine Kapelle stehet. Auf besagtem Hügel entspringen verschiedene starke Qwellen, deren Wasser sich bald in einen weißen Stein verwandelt. 17) Gegen Morgen machen eben diese Qwellen ein Bächlein, in welchen die darinnen wachsenden Kräuter und Gräser sehr fein übersteinert werden. 18) Abends kamen wir nach
Reichenau, wo wir auf dem Berge
Szlatnik, nahe am Wege, der nach
Vitös führet, und zwar in einem Graben, den feinsten Röhtelstein antrafen. Den 16ten giengen wir über
Margarethen, und den
Kaschauer Hammer, nach
Kaschau, wo wir den 17ten still lagen, und die mitgebrachten Sachen bey dem Kommendanten der
Festung, Herrn Generalmajor, Frey-
17) Von dieser Art Steinen sind dort herum die meisten Häuser gebauet, woraus das Rähtselhafte Sprichwort entstanden, daß die dortigen Häuser aus Wasser gebauet sind. S.
18) Man sagt besser: übersintert, inkrustirt.
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herrn von
Engelhard, ablegten, um solche an Seine Kaiserliche Majestät zu befördern.
Den 18ten untersuchte ich nebst zween Bergknappen, den
Kaschauer Berg gegen Mitternacht, weil ich wußte, daß sich auf demselben Türkisse, Adlersteine, und Terra sigillata befinden. — In dem alten hohlen Wege, auf der Anhöhe dieses Berges gegen Kaschau zu, ist eine feine weiße, und eine fast Zinnoberrohte Erde, oder Letten, auch ein besonderer Stein 7 Schuh lang, und 3 Schuhe breit, und oben so flach, als wann er mit Fleiß zugehauen wäre. In demselben, stecken allerhand kleine vielfärbige Steine, davon ich ein Stück zur Probe mitgebracht habe, und er verdiente wohl geschliffen, und polirt zu werden.- Den 19ten reisten wir von Kaschau durch die
Göntzerau, und kamen den 20ten über
Visol, gegen
Boldogkö, wo der Hügel, und der hohle Weg mit viel feinem Bimstein, dem Sizilianischen gleich, angefüllt ist. In Boldogkö stehet
ein Schloß auf einem hohen Felsen. Im Jahre 1749, den 15ten Juny habe ich hier auf dem
Berge Kassai genannt, in einem Weingarten oberhalb der
Rußnakischen Kirche, einen 13 Schuhe langen petrificirten Baum ausgraben lassen; ich zeigte daher diese Stelle meinen Begleitern, und wir fanden in gleicher Linie einen andern versteinerten Baum, welcher einen 6 Schuhe langen Absatz vom Stamme, 3 Schuhe weniger 2 Zolle, in der Breite oder Dicke, und 19 Schuhe in der Länge hatte; die Hälfte aber war er nur 4 Finger dick, zusammen also 25 Schuhe lang, und von verschiedenen Farben. Den 21ten untersuchten wir den Grund, und fanden besonders in einem Weingarten
Samari genant, an der
Jareker Gränze, allerhand seltene Steine, und sehr schönes petrifizirtes braunes Holz, Linkerhand oberhalb dem Wasser, findet man hübschen Kalcedon, Jaspis, und Achaten,
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von allerhand Farben. — Das Dorf
Jarek liegt eine Stunde von
Boldogkö. Den 22ten gieng ich mit einem Manne auf das
Alparer Gebirg, da ich, wo der Weg zwischen den Weingärten nach
Bénye geht, einen grossen schönen blaulichten Kalcedon von ungefähr 70 Pfunden fand, den ich aber zu Pferde nicht mitnehmen konnte, ihn auch nicht zerschlagen wollte. Den 23ten untersuchten wir die Gegend des
Boldogköer Schlosses; den 24ten aber reisten wir nach
Magyaroska, welches Dorf unterhalb dem wüsten
Regetzer Schlosse liegt, und wo wir 50 Schritte vom Galgen, dem Wege nach, gegen das Dorf linkerhand, sehr schöne Kalcedone antrafen. Von hier wendeten wir uns nach
Fony, wo man im Walde, ehe man in das Dorf kömmt, in einem sehr steinigten Wege, der bergab führt, auch blaulichte Kalcedone findet. Hinter
Fony aber am Fußsteige gegen
Hécz zu, sind allerhand artige Steine anzutreffen. Wir giengen wieder über
Jarek zurück, und fanden dort, hinterhalb dem Dorfe, und oberhalb den Weingärten schwarze sowohl als andere Achate; unterhalb dem Dorfe aber gegen
Boldogkö zu, dem Wasser nach, petrificirtes braunlichtes Holz. Den 25ten blieben wir in
Boldogkö, und ließen zween Bergknappen zurück, den oben besagten petrificirten Stamm auszugraben; wir aber giengen bis
Szánthó. Den 27ten fanden wir auf dem
Tállyer Gebiethe,
Kolop gegenüber, auf des Herrn
Emerich Horváth von Stansicz Weingarten, allerhand sehr fein gestreifte Steine von mancherley Farben. Abends kamen wir nach
Keresztur, wo wir rechter Hand an dem neuen Wege bey dem
Tokayerberge, aus einem weißen Letten, Granaten sammt der Mutter ausgruben. An besagtem Berge findet man auch die Terra lemnica. Hier kömmt die
Bodrog mit der
Teiße zusammen. „Hier ist das ädle Land, der Ungern Ka-
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naan, wo süßer Traubensaft das Herz erqwicken kann:" sind Verse des
Andreas Fucker, der eine Karte dieser Gegend gemacht hat. Den 28ten trafen wir in
Sáros-Patak ein, wo sich ein demolirtes
Schloß zeiget. Man findet hier kleine sortirte Jaspisse. Oberhalb der Brücke, die über den
Bodrog führt, trafen wir am Rande des Wassers Kreide an, und eine Meile von hier zu
Ujhely, einen ganzen Berg der schönsten weißen Kreide, welche, wann sie ausgegraben wird, sehr leicht, wann sie aber in das Feuer kömmt, merklich schwerer wird, und wegen ihrer Feine zum Malen überaus tauglich ist.
Den 29ten reisten wir nach
Tolsva, wo wir allerhand seltene Steine und Greiseln fanden. Auf dem Wege nach
Patak, zwischen
Elöhegy und
Vécse, auch in dem
Babakuter Graben, und in dem
Rosonischen, itzt öden Weingarten, giebt es schöne rohte Steine und Greisen, auch grosse Felsen von Jaspis; nicht minder rechter Hand gleich hinterhalb
Tolcsva am Fußsteige, der nach
Bénye führt, sind in dem tiefen Graben, über den eine Brücke gebauet ist, im Wasser allerhand melirte Steine: es giebt hier auch am Rande des Wassers beyderseits, schönen Trippel, und eine glasartige Materie. Den 30ten untersuchten wir bey dem Dorfe
Erdö-Horváth, eine Stunde oberhalb
Tolcsva, die Gegend in dem Thale
Jánoskut, wo es im Grunde dem Graben nach, und aus dem Berge schöne Kalcedone, und Achate in sehr grossen Stücken, auch allerhand Steine und Greise giebt, die wir nirgends so schön gefunden haben. Einen Flintenschuß von diesem Dorfe hinter den Gärten, an dem Wege, wo man in die Weingärten geht, dann gerade über, durch die Sträucher und Gebüsche, einen Steinwurf weit, findet man grüne und blau melirte Stei-
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ne von sonderbarer Art, auch schöne Krystallen, und Greise.
Den 1ten Oktober suchten wir wieder in
Erdö-Horváth; reisten sodann bis
Bénye, wo wir in dem der Stadt
Kaisersmark zugehörigen grossen Weingarten,
Balcsa genannt, gelbe und graulichte Steine ausgruben; in dem dabey befindlichen Graben aber, allerhand gefärbte Steine, und Kreide fanden. In dem Weingarten
Magyaroska an dem
Bacskoer Fußsteige, giebt es viele grosse Kalcedone und Jaspisse, so wie im Graben Granaten, die ich aber nur für Achate halte. Den 2ten kamen wir über
Máda nach
Tálya, den 3ten aber giengen wir wieder nach
Boldogkö, wo unsere Bergknappen, noch mit Ausgraben des erwähnten versteinerten Baums beschäftiget waren. Den 4ten besahen wir noch die dortige Gegend, den 5ten packten wir ein, und machten dem Graben ein Ende. Den 6ten giengen wir über
Szerents und
Gesztely, nach
Mischkolz, den 7ten nach
Dyos-Györ, in die Weingärten und auf den
Berg Arany. In einem Weingarten eines
Kaisersmarker Bürgers, Hrn.
Johann Váradi Szákmari, war mir von einem petrificirten Baume bewußt, den man, als im Jahre 1727 ein kleiner Keller gegraben ward, gefunden hatte. Der Keller ist aber itzt ganz eingefallen. Wir ließen hier graben, und als unsere Arbeiter den 8ten drey Klafter in den Berg gearbeitet hatten, kamen sie aus diesen Baum: Er war eine Spanne breit, und 4 Finger dick, und man sah sehr deutlich, daß er Aeste hatte. Neben her war ein Gang schwarzer Kohlen. — Und nun hatte unsere Reise ein Ende. —
Den 9ten Oktober giengen die Anfangs gedachten Herren von
Mischkolz ab, und über
Ofen nach Wien. Den 10. und 11ten hielt ich hier Rasttag, den 12ten aber gieng ich nach
Forro, und den 13ten nach
Ka-
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schau, wo ich den folgenden Tag Fuhrleute suchte, die in 3 Fäßer und eine Kiste gepackten Naturalien an
Seine Kais. Majestät nach Wien zu bringen; den 18ten ließ ich sie abwiegen, und ausladen; den 16ten reiste ich weiter nach
Schmölnitz, den 17ten bis
Schwedler, und den 18ten kam ich, Gott Lob! wieber gesund und glücklich in meiner
Vaterstadt an.
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Den völligen Beschluß dieser Reise machen einige fromme Wünsche an beyde damals regierende Kaiserliche Majestäten, in ziemlich schlechten Versen, mit welchen ich die Ohren meiner Leser nicht beleidigen wollte.