Bl\xE4ttern:
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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 1, Heft 1, Text 3 (S. 21-32)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg,
L\xF6we, 1781
Autor:
Karl Gottlieb Windisch
Zuordnung: Geschichte
Lebensgeschichte des Nikolaus Ischtw\xE1nfi 1
Lebensgeschichte des Nikolaus Ischtw\xE1nfi 2
Lebensgeschichte des Nikolaus Ischtw\xE1nfi 3
(P21)
Die Nachrichten, welche uns die Gelehrten von diesem angenehmen Geschichtschreiber mitgetheilet haben, sind theils ausf\xFChrlich, theils aber nur im Vorbeygehen geschrieben. Unter die erstern geh\xF6rt
Thomas Balaschfi,** dessen
seltenes Fragment, der gelehrte Kaiserliche Hofraht,
Herr von Koll\xE1r, in den
Analectis Bibliothecae Viennensis zuerst herausgegeben, aus welchen es hernach der ber\xFChmte K\xF6nigl. ungrische Geschichtschreiber
Herr Abb\xE9 Pray seiner Vorrede zum vierten Theile der
un-
*Istv\xE1nfi.
**Balasfi.
(P22)
grischen Annalen einverleibet hat. Auch
Zwittinger hat in seiner
ungrischen Litteraturgeschichte* Manches von demselben erw\xE4hnet, welches andere entweder \xFCbergangen, oder gar verschwiegen haben. Unter diejenigen aber, die seiner nur gelegentlich gedenken, kann man besonders den
Martin Zeiler, den ber\xFChmten Rechtsgelehrten
Conring, den
Schurzfleisch,
Lansius,
Wilhelm Moller, und
Heinrich G\xF6sius z\xE4hlen, welche man bey eben dem Zwittinger am angef\xFChrten Orte findet. Aber alle zusammen haben unsern Ischtw\xE1nfi entweder nur von au\xDFen, und von Seiten seiner zierlichen Schreibart betrachtet, oder damit auch das, was zu seiner Lebensgeschichte geh\xF6ret, verbunden, wiewohl ihnen auch noch vieles davon verborgen geblieben. Ich werde mich daher bem\xFChen, eine L\xFCcke in seiner Lebensgeschichte auszuf\xFCllen, zumal meines Wissens, unsern Ischtw\xE1nfi noch niemand mit politischen und historischen Augen betrachtet hat.
Ischtw\xE1nft stammt von einem alten adelichen Geschlechte ab. Sein Vater hie\xDF
Paul,** und seine Mutter Adwiga, war aus dem adelichen
Geschlechte der Gyulay. Diesen seinen Aeltern nun ward er zu
Kis-Aszszonyfalu,*** einem seiner v\xE4terlichen G\xFCter in der
B\xE1r\xE1nyer Gespanschaft, nicht weit von
F\xFCnfkirchen geboren. — Seine ersten Jugendjahre brachte er bey dem
Graner Erzbischofe
Paul von Warda, als Edelknabe zu; nach dessen Tode aber kam er an den Hof des
Erlauer Bischofs
Niklas Olahi, der ihn mit seinem Neffen nach
Bologna schickte, um sich dort eine gr\xF6\xDFere Kenntni\xDF in den sch\xF6nen Wissenschaften zu erwerben. Auf dieser hohen Schule bekam er seinen Landsmann, den
Johann Sambucus,**** einen gebornen
Tyrnauer zum Lehrer, unter dessen
*Auf der 188. Seite.
**Sein Gro\xDFvater aber Stephan, wie solches aus dem Rechnungsbuche der K\xF6niglichen Ausgaben und Einnahmen erhellet, wo es bey dem Jahre 1495 hei\xDFet: Dicator in Transilvaniam missus cum Nicolao Kapolnay.
***Von dem unser Ischtw\xE1nfi sich auch zu schreiben pflegte.
****Sein eigentlicher Name war: S\xE1mboky.
(P23)
Anleitung er binnen f\xFCnf Jahren nicht nur die lateinische, und griechische Litteratur gr\xFCndlich erlernte, sondern sich auch auf die lebendigen Sprachen mit so gutem Fortgange legte, da\xDF er die meisten europ\xE4ischen, nebst der t\xFCrkischen ganz gel\xE4ufig reden konnte.
Als er in sein Vaterland zur\xFCck kam, erw\xE4hlte er den Soldatenstand, zu dem er unter den damals ber\xFChmten Feldherrn
Niklas Sriny* den Grund legte. Er verlie\xDF ihn aber bald wieder, als er bey dem damaligen Mangel an Gelehrten glaubte, dass er der politischen Republik n\xFCtzlichere Dienste leisten k\xF6nnte. Er wohnte aber dennoch \xF6fter den Feldz\xFCgen als Freywilliger bey.
Und so wendete er sich wieder an seinen G\xF6nner, den Bischof
Niklas Ol\xE1hi, der dazumal zum Erzbischofe von Gran erhoben worden; und bekleidete bey demselben das Amt eines Sekret\xE4rs ganzer zehn Jahre. Hier fand er nun auch Gelegenheit sich zu h\xF6hern W\xFCrden zu schwingen, wie er denn als
Johann Listius in eine schwere Krankheit fiel, vom
Kaiser Maximilian dem Zweyten an dessen Stelle zum K\xF6niglich-ungrischen Sekr\xE4ter erhoben ward. — Sein Gehalt betrug anf\xE4nglich anf\xE4nglich nicht \xFCber zwyhundert Gulden, ward aber hernach mit andern zweyhunderten vermehret.** Da er hernach seinen Bruder aus der t\xFCrkischen Gefangenschaft loskaufen mu\xDFte, seine v\xE4terlichen G\xFCter aber in den H\xE4nden der Muselm\xE4nner waren, legte ihm dieser Kaiser noch andere zweyhundert Gulden zu.*** Als er aber drey Jahre hernach K\xF6-
*Zriny
**Dieses erhellet aus einem an die ungrische Kammer abgelassenen Schreiben dieses Kaisers, wo es hei\xDFet: Significamus vobis benigne, Nos egregio, fideli Nobis dilecto Nicolao Istv\xE1nfy, Secretario Nostro Hungarico, idem Salarium, quod Georgius Bochkay habet, hoc est: 400 florenos dare decrevisse. Quare mandamus vobis, cet. Datae ex arce Nostra Posoniensi 27. die Octobris, 1569.
***Das Schreiben eben dieses Kaisers an bemeldte Kammer lautet also: Supplicavit Nobis humillime Nicolaus Istv\xE1nfy, Secretarius Noster Hungaricus, ut clementi habito respecto fide-
(P24)
niglicher Raht ward, bekam er auf
Kaiser Rudolfs Befehl abermal zweyhundert Gulden,* da\xDF also sein ganzer Gehalt achthundert Gulden ausmachte.
Von nun an ward unser Ischtw\xE1nfi zu den wichtigsten, und beschwerlichsten Aemtern gezogen. Nach dem Tode des
Emerich Zobor, der w\xE4hrend der erledigten Palatinsw\xFCrde, die Rechtssachen, welche vor dem Palatine untersucht zu werden pflegen, entschied, ward ihm dessen Amt anvertrauet, das er auch ganzer sieben und zwanzig Jahre mit vieler Klugheit, und Gerechtigkeit verwaltete. Nach der im Jahre 1588 bey dem schlesischen St\xE4dtchen
Pitschen mit den Pohlen gewagten, und f\xFCr den
Erzherzog Maximilian ungl\xFCcklich ausgefallenen Schlacht, wo dieser Prinz den 24ten J\xE4ner eingeschlossen, gefangen, und nicht ehe, als im folgenden 1589igsten Jahre, bey dem den 19ten M\xE4rz wieder hergestellten Frieden seine Freyheit erlangte, wohnte er als Statthalter der Palatinalw\xFCrde, und Kapit\xE4n von
Oedenburg, mit dem
Raaber Bischofe
Peter, dem Friedensschlusse von Seiten des K\xF6nigreichs Ungern bey. Die vornehmste Bedingung desselben gieng dahin, da\xDF sich der Erzherzog seines durch die Wahl erlangten Rechtes auf die pohlnische Krone, feyerlich begeben, und das Haus Oesterreich daf\xFCr B\xFCrgschaft leisten sollte. — Ich weis nicht, wie es den pohlnischen Staatsm\xE4nnern, und Schriftstellern einfallen konnte, zu glauben: da\xDF bey dieser Gelegenheit von Seiten des K\xF6-
lium, diuturnorumque fuorum servitiorum, et quod bona sua patrimonialia a Turcis fere omnia nunc occupata sint, fratremque captum quinquies mille florentis redimere coactus sit, stipendium suum adhuc 200 florenis annuis, quo ex praesentibus difficultatibus emergere possit, augere dignaremur. Cum itaque serenissimus Princeps Carolus Archidux Austriae, frater noster charissimus simul pro ipso, commendando Nobis servitia sua, intercesserit, benigne eidem Istv\xE1nfy dictos 200 florenos annuos, ad prius stipendium suum numerandos decrevimus, cet. Datae in Civitate Nostra Vienna, 16. die mensis Decembris, anno 1575.
*Das deswegen an die Kammer ergangene Schreiben ist vom Juny, 1578.
(P25)
nigreichs Ungern, auch auf
die dreyzehn Zipserst\xE4dte Verzicht gethan worden, da es doch bekannt ist, da\xDF w\xE4hrend der Gefangenschaft des Erzherzogs Maximilian, der
Kaiser Rudolf den ungrischen R\xE4hten auftrug, den Mitteln, diese St\xE4dte wieder einzul\xF6sen flei\xDFig nachzusp\xFCren, und zu untersuchen, ob auch der Pohlen Vorwand, da\xDF, wenn das Kapital f\xFCr die Ausl\xF6sung dieser St\xE4dte, auf den ersten in dem
Versatzbriefe festgesetzten Termin, nicht bezahlet w\xFCrde, gedachte Summe von Termin zu Termin vermehret werden, und so die Ausl\xF6sung des Pfandes die Hauptsumme doppelt \xFCbersteigen sollte.* — Dieses gab nun Gelegenheit, ganz verschiedene Berechnungen der Summe f\xFCr die Ausl\xF6sung der dreyzehn St\xE4dte herauszubringen, deren Richtigkeit ich aber hier nicht entscheiden will. Da\xDF \xFCbrigens die Bedingung, davon die Pohlen wegen der Art besagtes Pfand auszul\xF6sen tr\xE4umten, v\xF6llig ungegr\xFCndet sey, werde ich weiter unten beweisen.—
Unterdessen ward, wie ich schon oben gemeldet, der
Friede mit den Pohlen im Jahre 1588 geschlossen, und
* Das Schreiben, welches im Namen des Kaisers Rudolf, der Erzherzog von Oesterreich an die ungarischen R\xE4hte ergehen lie\xDF lautet also: Sacra Caesarea Regiaque Majestas, Dominus et Frater noster observandissimus, benigne intellexit ea, quae Suae Majestatis Consiliarii Hungariae, nuper inter reliqua de arcis Lubloviae, et XIII. Civitatum, annexarum redemtione pro opinione eorundem in medium protulere. Quandoquidem vero Majestas Sua Caesarea Regiaque edocta fuerit, Polonos redemtioni huic juxta literas inscriptionales pro tempore locum neutiquam daturos, cum praesertim inscriptio illa sub certis conditionibus facta fuerit, ita nimirum, ut nisi redemtio bonorum illorum sub primo statim, et praefixo fiat termino, quod tunc summa illa capitalis de termino ad terminum adaugeri - - - debeat, hacque ratione tandem futurum, quod expensae - - - valorem et pretium bonorum illorum in duplo superent. Eapropter - - - benigne hortamur - - - ut communicato primum hoc negotio, cum Consiliariis Camerae Hungaricae - - - Nos de vestra opinione - - - quantocius edoceatis, et una cum voto vestro paria literarum inscriptionalium Nobis transmittatis, cet. Datum Civitate Vienna, die 7. mensis Novembris 1588."
(P26)
der Erzherzog Maximilian auf freyen Fu\xDF gestellet. — Von dieser Friedenshandlung kam unser Ischtw\xE1nfi nicht so bald in sein Vaterland zur\xFCck, als er sich nichts so sehr angelegen seyn lie\xDF, als nach des Kaisers Willen, die Ausl\xF6sung der Zipserst\xE4dte zu bewerkstelligen, haupts\xE4chlich aber die Wahrheit der von den Pohlen vorgesch\xFCtzten Bedingung zu entdecken. Er gab sich daher alle M\xFChe, den
Versatzbrief, wenn er etwa irgendwo im Lande verborgen w\xE4re, auszusp\xFCren. Zwey Jahre waren schon fruchtlos verflossen, als er mit nicht geringer Freude erfuhr, da\xDF solcher in dem Archive des Zipserkapitels aufbewahret werde. Sogleich schrieb er an besagtes Kapitel, eine Abschrift dieses Dokuments, dem K\xF6niglichen Fiskus, der solches, die Rechte der Krone zu vertheidigen n\xF6thig h\xE4tte, zu \xFCberschicken.* Dieser Auftrag ward sogleich
* Hier ist des Ischtw\xE1nfi Schreiben an das Zipser Kapitel: "Amicis suis Reverendis, Capitulo Ecclesiae S. Martini episcopi de Scepusio, Nicolaus Istv\xE1nfy de Kis-Aszszonyfalva, Locumtenens Officii Palatinalis Regni Hungariae, ac Consiliarius Sacrae Caesareae Regiaeque Majestatis cet. salutem et amicitiam paratam cum honore. Expositum est Nobis in persona Egregii Magistri Mathiae Andreasics de Nov\xE1ky, Fiscalis Sacrae Coronae Regni Hungariae, ac Directoris causarum - - - Quod, cum annis superioribus, regnante nimirum in Hungaria acratissimo olim Principe et Domino D. Sigismundo, Romanorum Imperatore ac Hungariae - cet. Rege - - Castrum Lublo - - item XIII. Civitates et Oppida terrae Scepusiensis per eundem D. quondam Sigismundum - - nec non Reverendissimos, spectabiles, ac magnificos DD. Praelatos, et Barones, totum Regnum Hungariae repraesentantes, serenissimo olim Principi D. Wladislao Regi Poloniae - - - pro certa summa pecuniarum; nomine certi et veri pignoris dedissent, et inscripsissent - - - Literarum vero ejusmodi Paria - - - more solito in vestra Sacristia - - - collocata et reposita essent, quibus ipse Director hoc tempore ad defendenda sacrae Coronae, et Fisci Regii jura non parum indigeret - - - hortamur vos, et requirimus, ac nihilominus authoritate nostra Judiciaria, qua inter Regem et Regnicolas fungimur, vobis committimus et mandamus, quatenus acceptis praefentibus praescripta Paria literarum inscriptionalium - - - in vestra Sacristia diligenter requirere, et reinvenire, requisitarum-
(P27)
auf das Genaueste befolget, und eine Kopie gedachten Versatzbriefes, den 23. May 1592 bemeldtem K\xF6nigl. Fiskus \xFCbermachet. Aber in demselben, stehen wegen der ofterw\xE4hnten Pfandausl\xF6sung keine andern Bedingungen, als folgende, n\xE4mlich: Wann
Siegmund das Pfand von dem pohlnischen K\xF6nige
Wladislaw, oder dessen Nachfolgern — welches nohtwendig auch die Nachfolger des Kaisers Siegmund mit einschlie\xDFt, — ausl\xF6sen wollte, er zweyerley zu thun verbunden seyn sollte; einmal, da\xDF der K\xF6nig von Ungern, ein mit dem K\xF6niglichen Siegel beh\xE4ngtes Schreiben durch zween B\xFCrgermeister, den
Kaschauer n\xE4mlich, und den von
Leutschau, an den Wladislaw oder dessen Nachfolger \xFCberschicken, und darinnen die Ausl\xF6sung dieses Pfandes berichten soll; und zweytens da\xDF zween Monate von dem Tage dieser Anzeige gerechnet, der ganze Betrag des schuldigen Geldes in Gold oder Silber durch ungrische Abgeordnete auf das
Schlo\xDF Dunajetz gebracht werde, wo es durch die dazu bestellten pohlnischen St\xE4nde, gez\xE4hlet, und unter sicherem Geleite der Ungern auf das
Chorsteiner Schlo\xDF gebracht werden soll. — Jedoch, von Vermehrung der Summe, wenn n\xE4mlich die Zahlung von einem Termine zum andern aufgeschoben w\xFCrde, stehet auch nicht ein Wort im gedachten
Versatzbriefe. —
Als nun die authentische Kopie erstbesagten Briefes dem K\xF6niglichen Fiskus \xFCberschicket worden, berahtschlagte sich Ischtw\xE1nfi \xF6fters mit dem K\xF6nige, und den St\xE4nde \xFCber die Einl\xF6sung der verpf\xE4ndeten St\xE4dte. Aber sowohl die Reichsgesch\xE4fte, denen unser Ischtw\xE1nfi vor-
que, et inventarum tenorem praenominato Magistro Mathiae Andreasics, Fiscali Sacrae Coronae, et consequenter Fisco Regio, cujus ipse causas dirigere dignoscitur, sub pendenti, et authentico sigillo vestro extradare, et emananillae a Statibus Regni Poloniae redimentur, secundum earum literarum tenorem et continentias procedi queat. Secus non facturi. Datum iu Civitate Epeies, die 23. mensis Maji, 1592.
(P28)
stund, als die Hoffnung
Siebenb\xFCrgen wieder zu erhalten, und die
Wallachey zur Huldigung zu bringen, unterbrach diese heilsame Absicht; wie denn Ischtw\xE1nfi zu diesem Ende als Gesandter nach Siebenb\xFCrgen ernennet ward. Er gieng auch mit dem
W\xE1tzer Bischofe
Stephan Suhay* dahin, und \xFCbernahm laut dem gemachter Vertrage im Namen des K\xF6nigs von Ungern, dieses F\xFCrstenthum, aus den H\xE4nden des F\xFCrsten
Siegmund B\xE1thori; und bald hernach auch den Eid der Treue von dem walachischen Woywoden
Michael. — Diesen zum allerh\xF6chsten Wohlgefallen ausgef\xFChrten Auftrag, hatte er noch kaum geendiget, als er schon das folgende 1599igste Jahr, ein von dem Kaiser, den 3ten April zu Prag datirtes Schreiben erhielt, in welchem ihm befohlen ward, mit dem damaligen Kriegsrahtspr\xE4sidenten David Ungnad abermal nach Siebenb\xFCrgen zu gehen. Er entschuldigte sich zwar anf\xE4nglich deswegen, und suchte diese Reise, weil seine Gemahlinn eben damals schwer darnieder lag,** von sich abzulehnen. Er schrieb deswegen aus seinem v\xE4terlichen Schlosse
Winitze, unter dem 21sten besagten Monats April an den Kaiser. Da aber dieser Monarch noch weiter in ihn drang, so folgte er dem Allerh\xF6chsten Befehle, und verrichtete auch diesen Auftrag mit aller ihm beywohnenden Klugheit, und Geschicklichkeit.
Durch so wichtige, und gl\xFCcklich ausgef\xFChrte Gesch\xE4fte, bahnte er sich nun auch den Weg unvermerkt zum Reichsbaronate; wie er denn bald nach der letztern Verrichtung zum obersten K\xF6niglichen Th\xFCrh\xFCter*** ernennet ward; und in dieser W\xFCrde findet man ihn auf den Diplomaten der Jahre 1604, 1607, und 1613 unterschrieben.
*Zuhay
**Unter andern dr\xFCckte er sich darinnen so aus: „Obstare tamen mihi videntur non parvi momenti difficultates: Conjugem meam, ut cetera omittam, graviter aegrotantem, deserere vix fas est“ cet.
***Magister Janitorum.
(P29)
Doch aller dieser ausnehmenden Verdienste um sein Vaterland ungeachtet, mu\xDFte er doch manche der empfindlichsten Kr\xE4nkungen erfahren. Im Jahre n\xE4mlich 1608 bekam er mit dem Palatine
Stephan Illeschh\xE1sy H\xE4ndel, da es dieser sehr \xFCbel aufnahm, da\xDF Ischtw\xE1nfi noch im 1604sten Jahre, als damaliger Lokumtenent der Palatinalw\xFCrde, ein Urtheil zu Gunsten des K\xF6niglichen Fiskus, wider ihn gesprochen hatte, kraft welchem sowohl desselben, als seiner Gemahlinn G\xFCter gedachtem Fisko heimfielen. Mit diesem Spruche nicht zufrieden, wendete der Palatin, in dem 1608 gehaltenen Landtage alle seine Kr\xE4fte an, gedachten Spruch als ungerecht, und den Landesgesetzen zuwider durch ein \xF6ffentliches Dekret aufzuheben. Dieses bewirkte er auch leicht von den St\xE4nden sowohl, als von dem
Mathias, der haupts\xE4chlich durch seine Bem\xFChung die ungrische Krone erhielt. — Da es nun nicht an Sp\xF6ttern und Verl\xE4umdern fehlte, so zog sich Ischtw\xE1nfi diese Schmach so sehr zu Gem\xFChte, da\xDF er vom Schlage getroffen, und dadurch des Gebrauchs seiner rechten Hand v\xF6llig beraubet ward. Durch die Bem\xFChungen der Aerzte ward er zwar wieder etwas hergestellet, wegen einem zur\xFCckgebliebenen Zittern aber mu\xDFte er die Fortsetzung seiner ungrischen Geschichte unterlassen. Nicht lang vor dem Ausgange des 1613ten Jahres legte er seine W\xFCrde nieder, und lebte hernach im Privatstande, in dem er 1615 seinen Geist aufgab.*
Zur Gemahlinn hatte er die aus einem alten, und adelichen Geschlechte entsprossene
Elisabeth Batta, mit der er einen Sohn, und
eine Tochter erzeugte. Erstern verlor er schon im vierten Jahre seines Alters, und letz-
*Der P. Johann Baptista Segedi, hat uns dieses Jahr im dritten Theile seiner Rubricarum Juris Hungarici auf der 44. S. welch zu Tyrnau 1724 gedruckt worden, angegeben, er meldet aber nicht, woher er solches habe.
(P30)
tere verheyrahtete er an den
Georg von Keglewitsch.* Nach dem Tode dieses seines einzigen Sohnes gedachte er seine G\xFCter auf seine Tochter zu bringen, und suchte daher die Erlaubni\xDF dazu von dem
Kaiser Rudolf zu erhalten. Ob er diese gleich wegen der mannigfaltigen dem K\xF6nige und dem Reiche geleisteten Dienste h\xE4tte hoffen k\xF6nnen, so ward ihm doch seine Bitte von dem Erzherzoge
Mathias, der dazumal an seines Bruders statt dem K\xF6nigreiche vorstund, g\xE4nzlich abgeschlagen.** Es ist ziemlich wahrscheinlich, da\xDF
Stephan Illeschh\xE1sy, welcher mit des Ischtw\xE1nfi Erhebung zur Lokumtenentialw\xFCrde gar nicht zufrieden war, dieses verhindert habe, indem dazumal andere, die diesem Manne an Verdiensten gar nicht gleich kamen, diese Gnade sehr leicht erhielten.
Was nun seine
ungrische Geschichte betrift, so enth\xE4lt dieselbe in 34 B\xFCchern die Begebenheiten vom Jahre 1490, in welchem
Mathias Korwin seinen Geist aufgegeben hatte, bis zum Jahre 1606; doch so, da\xDF die letzten Jahre dieses K\xF6nigs nur ganz kurz ber\xFChret werden. Die Vorf\xE4lle der Jahre 1607, 8, und 9 sind in vier B\xFCcher eingetheilet, davon er aber nur einen kurzen Begriff hinterlassen hat; und wir w\xFCrden, wenn er den Gebrauch seiner rechten Hand nicht verloren h\xE4tte, eine aus acht und drey\xDFig B\xFCchern bestehende Geschichte von ihm erhalten haben. Kurz vor seinem Tode vermachte er dieses sein Werk, dem
Peter P\xE1sm\xE1n*** zum Zeichen der zwischen ihm, und demselben vorgewalteten genauen Freundschaft im Testamente. P\xE1sm\xE1n erhielt bald nach dem Tode seines Freundes die Probstey von
Thurotz, sodann das
Graner Erzbischthum, und
*In demjenigen Schreiben, in welchem er die zwote Reise nach Siebenb\xFCrgen von sich abzulehnen gesucht, sagt er unter andern: „Filiam vero meam Magnifico Georgio Keglevich despondi, quam ut ante bellicos tumultus elocem, magnopere urget.“
**Das deswegen an die ungrische Kammer ergangene Schreiben des Erzherzogs Mathias ist vom letzten J\xE4ner 1591.
***P\xE1zm\xE1n. Dieser war damals noch nicht Kardinal, wie einige glauben, sondern Priester der Gesellschaft Jesu.
(P31)
endlich die Kardinalsw\xFCrde. Er war daher, als er besagtem Erzbischthume vorgesetzet ward, mit zu viel Gesch\xE4ften beladen, als da\xDF er darauf h\xE4tte denken k\xF6nnen, dieses sch\xE4tzbare Verm\xE4chtni\xDF der gelehrten Welt mitzutheilen. Kaum aber hatte er sich davon befreyet, als er auch die
Geschichte seines Freundes dem
Anton Hieratus nach K\xF6ln schickte, der sie im Jahre 1622 in Folio herausgab, und dem P\xE1sm\xE1n, der damals noch nicht Kardinal war, zueignete. Und dieses ist nun die erste Aussage dieses Werks;
die andere kam eben daselbst 1685 gleichfalls in Folio heraus; und der dritten, welche in eben dieser Stadt nebst der Fortsetzung auf Kosten des Buchh\xE4ndlers
Frometer gedruckt seyn soll,
erw\xE4hnet Zwittinger.* Eben diese Geschichte ward zu bemeldtem K\xF6lln im Verlage des Buchh\xE4ndlers
Heinrich Rommerskirchen 1724 in Folio gedruckt, und dem Kardinale und Erzbischofe von
Gran,
Christian August zugeignet.
Jakob Ketteler, Vikar der k\xF6llnischen Kollegiatkirche zum heiligen Gereon, f\xFCgte derselben noch f\xFCnfzehn B\xFCcher bey, aber man findet weder die Sch\xF6nheit des Styls, noch die Ordnung des Ischtw\xE1nfi in denselben. Vielleicht ist dieses eben diejenige Auflage, welcher Zwittinger erw\xE4hnet, und welche Frometer angefangen, durch den Tod aber, oder andere Zuf\xE4lle daran verhindert, hernach von gedachtem Rommerskirchen vollf\xFChret worgen; wie denn auch die Fortsetzung, von welcher Zwittinger redet, in derselben gefunden wird. Gilt nun diese Vermuhtung etwas, so haben wir hier die dritte Auflage; die vierte, und letztere aber kam zu Wien 1758 bey Johann Thomas Trattner ebenfalls in Folio heraus, und ward zuerst der grossen Maria Theresia, hernach aber Seiner Excellenz, dem Bischofe von Siebenb\xFCrgen, dermaligen Kardinal, Erzbischofen von Gran, und Primas des K\xF6nigreichs Ungern, F\xFCrsten
Joseph von Batty\xE1n dedicirt.
*Specimen Hungariae litteratae, auf der 191igsten Seite.
(P32)
Es w\xE4re \xFCbrigens zu w\xFCnschen, da\xDF die Herausgeber der Ischtw\xE1nfischen Geschichte, mehr Flei\xDF und Genauigkeit auf dieselbe verwendet h\xE4tten. Sie haben entweder die Handschrift nicht recht lesen k\xF6nnen; oder sie haben die Jahrzahlen, die Ischtw\xE1nfi nicht \xFCberall beygesetzt , nach Belieben an den Rand geschrieben, und so die Chronologie an sehr vielen Stellen g\xE4nzlich verwirret. Und, so kamen die Fehler aus einer Auflage in die andere. — Uibrigens schrieb unser Ischtw\xE1nfi nicht nur, wie es aus seiner Geschichte erhellet, eine sch\xF6ne und flie\xDFende Prosa, die auch von den Ausl\xE4ndern bewundert wird, sondern er zeigte sich auch in gebundener Schreibart, von welcher verschiedene Elegien und Epigramen in der Handschrift herumgehen. — Wenn nun Ischtw\xE1nfi auch nur der einzige ungrische Schriftsteller w\xE4re: so k\xF6nnte man schon des D.
Friedrich Reimans voreilige Meynung, da\xDF die Ungern, wenn sie latein schreiben, immer was Unangenehmes verrahten, sehr leicht widerlegen. *
W—.
*Im zweyten Bande seiner Bibliothek im 2ten Kap.der 38te Num. auf der 136. Seite.