Bl\xE4ttern:
< zum Band 2 Text 33 –
zum Text 2 >
ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 3, Heft 1, Heft 1, Text 1 (S. 3-47)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg,
L\xF6we, 1783
Autor:
Jakob Buchholtz,
Karl Gottlieb Windisch
Zuordnung: Geographie
Die Karpatischen Gebirge 1
Die Karpatischen Gebirge 2
Die Karpatischen Gebirge 3
(p3)
1. Beschreibung des Karpatischen Gebirges,
aus der Handschrift eines ungenannten Verfassers, mit Anmerkungen, und einem Vorberichte des Herausgebers, nebst einem Kupfer.
Vorbericht.
Lange genug sind die
Karpatischen Gebirge da gestanden, und haben so manchen Beschauer in Verwunderung versetzt, ehe es jemand wagte, ihre wahre Gestalt, Beschaffenheit, und die daraus befindlichen Produkte zu untersuchen, und der Welt schriftlich bekannt zu machen. Der Bauer und der einf\xE4ltige Landmann, hat wohl den wunderbaren Bau derselben seit undenklichen Zeiten begaft, auch das, was hier die g\xFCtige Natur N\xFCtzliches, und nach seinen F\xE4higkeiten Brauchbares hervorgebracht hat, mit andern gemeinschaftlich genossen; wer kann es ihm aber verdenken, da\xDF er blo\xDF dabey
(p4)
stehen blieb, und nichts wagte, welches seine Einsichten und Kr\xE4fte \xFCbertraf?
David Fr\xF6lich war so viel man weis der erste, der als ein Gelehrter im Jahre 1615. eine einzige Spitze dieses erstaunenden Gebirges aus dem
Kaism\xE4rker Gebiete bestiegen, und seine merkw\xFCrdigen Beobachtungen, in seiner
Medulla Geographia practicae sehr sch\xF6n und gr\xFCndlich, aber nur ganz kurz aufgezeichnet, und beschrieben hat.
Aus diesen folget
der \xE4ltere Georg Buchholz, welcher nach dem Berichte des gelehrten
Mathias Bel 1) diese Gebirge in seinem hohen Alter weitl\xE4ufig und sehr \xE4cht mit eigener Hand beschrieben, dazu Herr
Stephan von Berzeviczy eine Abbildung dieser Gebirge, wie sie sich in
Gro\xDF Lomnitz dem Auge vorstellen, verfertiget hat. Allein wer weis, wo diese Schriften bis itzt begraben, oder gar vermodert sind? Nur einen blossen Auszug davon, der aus seiner von ihm selbst verfertigten Lebensgeschichte genommen ist, und eine Karpatische Bergreise, die er im Jahre 1664. auf die
Schlagendorfer Spitze gethan hat, findet man im vierten Jahrgange der
K. K. privilegirten Wiener Anzeigen, auf der 20igsten, und folg. Seite.
Eben so hat auch
Simplicissimus Hungaricus, seu Dacianus, in seiner
Peregrination Scepusiensi, die im Jahre 1683. zu
Leutschau gedruckt
1) In der Vorrede seines Prodromi \xA7 XI. lauten seine eigenen Worte davon also: Georgius Buchholzius, venerandus senex, & octogenario major, Montium Carpathicorum miracula, quae an ineunte juventute saepe iterumque praesens spectavit, manu sua, quod in ea aetate dignum admiratione est, susem & ex vero, deseripsit, icone simul adjecta, quam Perillustris ac Generosus Dn. Stephanus Berzeviczy de eadem, pro obtutus ratione, qualem in vico Kakas Lomnitzensi, habuit, scite adumbravit, exbibendam, ubi opus integrum consumaverimus.
(p5)
worden, in dem XIII. Kap. eine \xE4hnliche Reise sehr artig und mit allen Umst\xE4nden und Beobachtungen beschrieben, wie er n\xE4mlich mit 5. Studenten sammt einem Wegweiser 3. Tage lang, das Karpatische Gebirg durchgekrochen, oder nach seiner eigenen Sprache und Redensart, durchgekrebselt.
Hernach hat der ehrw.
P. Stephan Csiba aus der
Gesellschaft Jesu, im Jahre 1700. eine Schrift zu
Tyrnau heraus gegeben, unter dem Titel:
Dissertacio Historico-Physica, de Montibus Hungariae. Was h\xE4tte man bey der Aufschrift dieses Trakt\xE4tchens gewisser erwarten sollen, als, da\xDF die Beschreibung des Karpatischen Gebirges in demselben den ersten Platz einnehmen werde? Allein weit gefehlet! Nur am Ende dieser Abhandlung, hat er die schon oben erw\xE4hnte Beschreibung des
David Fr\xF6lichs, aus seiner
Medulla Geographiae practicae einger\xFCckt, und bey dieser Gelegenheit einige physikalische Aufgaben, die ihm aber nicht allerdings gelungen sind, aufgel\xF6set: indem er von allen diesen Dingen, die er zum Grunde geleget, und als ausgemachte Wahrheiten angenommen hatte, unrecht berichtet war. So nimmt er z. B. unter andern als eine gewisse Sache an: Da\xDF es in den Karpatischen Gebirgen wei\xDFe B\xE4ren und Haasen g\xE4be, und wirft daher Cap. XV. De rarioribus Animalibus Montium Hungaricorum, die Frage auf: warum diese Thiere in besagten Gebirgen eine wei\xDFe Farbe h\xE4tten? Die Aufl\xF6sung dieser Aufgabe bestehet darinnen: da\xDF es hier eben so zugehe, wie bey den Schaafen Jakobs, da er, wenn die Schaafe empfangen sollten, gestreifte St\xE4be in die Tr\xE4nkrinnen geleget, wovon die bunten und fleckichten L\xE4mmer zum Vorscheine gekommen sind. Eben so verhalte es sich, nach der Meynung des Verfassers, mit den wei\xDFen B\xE4ren und Haasen, nachdem diese, den wei\xDFen Schnee best\xE4ndig vor Augen hatten. — Dieses alles lie\xDFe sich noch einigermassen h\xF6ren, wenn es wirklich an
(p6)
dem w\xE4re; da\xDF in diesen Gebirgen wei\xDFe B\xE4ren und Haasen vorhanden sind; und da\xDF sich diese Thiere eben in diesen Gegenden aufhalten, wo der Schnee best\xE4ndig liegt, und \xFCber dem Schnee empfangen. Allein, nachdem hier niemals wei\xDFe B\xE4ren oder Haasen bemerkt worden sind; nach dem diese Thiere sich nie in diese Gegend begeben, wo in der H\xF6he, und auf den Felsen der Schnee fast unaufh\xF6rlich liegt, sondern sich vielmehr nur unten am Fusse dieser Gebirge in den Waldungen aufhalten; so ist eben daraus abzunehmen, was f\xFCr eine vergebliche M\xFChe sich dieser Gelehrte mit Aufl\xF6sung einer solchen Aufgabe, die im Grunde falsch und unrichtig ist, gemacht habe.
Eine \xE4hnliche Aufgabe hat
dieser Schriftsteller in der
n\xE4mlichen Dissertation, Cap. XVI. De altissimis jugis Montis Carpati, allwo untersuchet wird: warum auf den h\xF6chsten Spitzen des Karpatischen Gebirges kein Schnee anzutreffen sey? Hier ist abermal etwas Unrichtiges angenommen und voraus gesetzt worden. Denn auf den h\xF6chsten Spitzen f\xE4llt allzeit der neue Schnee am ersten, auch wohl mitten im Sommer, wenn es unten regnet; und er erh\xE4lt sich auch allda am l\xE4ngsten, au\xDFer an solchen Orten, wo die Steinfelsen glatt und wie Mauern, perpendikul\xE4r in die H\xF6he stehen, und sich der Schnee nicht erhalten kann.
P. Csiba hingegen ist der Meynung, die warme Luft, die sich in der H\xF6he befindet, w\xE4re die Ursache davon, da man doch aus vielf\xE4ltiger Erfahrung weis, da\xDF, je h\xF6her man hinauf steigt, die Luft auch desto k\xE4lter werde. Im Hinaufsteigen, wird man wohl immer mehr und mehr schwitzen; allein so bald man nur etliche Minuten ausruhen will, wird man auch sogleich von der K\xE4lte aufgetrieben, und zur Bewegung gezwungen.
Ferner, so ist auch nicht aus der Acht zu lassen, des
J\xFCngeren Georg Buchholz Delineatio &, Nomenclatura montium Carpaticorum, qualiter sese Lomnicza in Comitatu Scepusiensis conspiciendi
(p7)
sistunt, ibidem ann. 1717. signata, per Georg Buchholtz, joniorem Kesmarkiensem. Dieses ist eine perspektivische Zeichnung der Bergspitzen des Karpatischen Gebirges, in der Gestalt, wie sich solche, von den Gr\xE4nzen der
Liptauer Gespanschaft neben dem
Popperflusse in dem
Zipser Komitate, ohngefehr 6.
deutsche Meilen der L\xE4nge nach herabziehen, und bey
Lomnitz in das Auge fallen. Die Liptauer Bergspitzen aber k\xF6nnen von diesem Orte nicht gesehen werden. In dieser Zeichnung, sind die Namen der hier vorkommenden Bergspitzen, so wie andere merkw\xFCrdige Oerter und Gegenden dieses Gebirges mit Numern bemerket, kurz beschrieben, und erkl\xE4ret. Ein sehr brauchbares und n\xFCtzliches Dokument zum Begriffe von diesen Gebirgen, davon sich noch Kopien und Abschriften in den H\xE4nden einiger Liebhaber der Naturgeschichte erhalten haben. Ich habe diese Zeichnung in das Reine bringen, und in Kupfer stechen lassen, damit diejenigen unserer Leser, die diese Gebirge niemals in Augenschein genommen haben, sich wenigstens von einem Theile derselben eine Vorstellung machen k\xF6nnen.
Der gelehrte und Verdienstvolle
Mathias Bel war der erste, der den Vorsatz fa\xDFte, diese Gebirge in ihrem ganzen Umfange zu beschreiben, und in seiner
Notitia Hungariae novae der Welt bekannt zu machen. Er machte von dieser Arbeit Tom. II. pag. 516. einen sehr guten Anfang, allwo er die Bergspitzen des
Liptauer Komitats nach ihrer nat\xFCrlichen Lage, Benennungen und Produkte umst\xE4ndlich beschrieben und an das Licht gestellet hat. Allem Ansehen nach, und wie solches aus der Vorrede seines
Prodromi deutlich erhellet, hatte er die eigenh\xE4ndige Beschreibung dieser Gebirge
des \xE4lteren Georg Buchholz, sammt der dazu geh\xF6rigen Zeichnung, unter seinen Papieren, daraus er dasjenige, welches er seinem Plane gem\xE4\xDF befunden hat, herausgezogen, und in die ihm gew\xF6hnliche sch\xF6ne Schreibart eingekleidet hat.
(p8)
Schade, da\xDF der Tod seine gelehrten und so gemeinn\xFCtzigen Arbeiten unterbrochen hat!
Das neueste Werk, welches von dieser Materie \xF6ffentlich bekannt gemacht, und in den
K. K. privilegirten Wiener Anzeigen 2) dem gelehrten Publiko vorgeleget ward, ist die daselbst enthaltene kurzgefa\xDFte Beschreibung des Karpatischen Gebirges. Unstreitig ist diese die allergr\xFCndlichste und vollst\xE4ndigste Abhandlung \xFCber diesen Gegenstand, unter allen, die bisdato zum Vorscheine gekommen sind. Der Verfasser derselben,
A. J. Cz. hat die ganze Reihe dieser Gebirge, die sich in dem
Liptauer und
Zipser Komitate auf mehr als 12. Meilen in einer Linie erstrecken, vor sich genommen, und nicht nur dasjenige, was
Bel und andere vor ihm gesagt haben, angef\xFChret und erl\xE4utert, sondern auch mit vielen neuen wichtigen Beobachtungen vermehret. Es wird darinnen zuerst, die Lage, die H\xF6he und die allgemeine Beschaffenheit dieses Gebirges angezeigt; hernach die verschiedenen Gegenden und Abtheilungen desselben; dann, der bewundernsw\xFCrdige Bau, sammt den m\xFChsamen und gef\xE4hrlichen Zug\xE4ngen, die besonderen und diesem Gebirge ganz eigenen Witterungen; die daraus befindlichen vielen und verschiedenen Seen; die merkw\xFCrdigsten Wasserf\xE4lle, und unterirdischen Kl\xFCfte; endlich das Merkw\xFCrdige aus allen drey Reichen der Natur beschrieben. Den Beschlu\xDF macht der gelehrte Verfasser mit der Beschreibung einer Karpatischen Bergreise, auf den so genannten
Kriw\xE1n, sammt den dabey gemachten Beobachtungen in dem III. Jahrgange gedachter Anzeigen, S. 398. u. f. —
Endlich k\xF6nnen wir auch die Beschreibung dieses Gebirges durch einen
Engl\xE4nder nicht unangemerkt lassen, welche vor ein par Jahre in dem ersten St\xFCcke eines
Wienerischen Wochenblatts, f\xFCr die Liebhaber der Geschichte, der Erdebeschreibung, der Weltweisheit, Naturkunde und sch\xF6nen Wissen-
2) S. Wiener Anzeigen II. Jahrgang, XXVII. St\xFCck und f.
(p9)
schaften, unter folgender Aufschrift erschienen ist: „
Von den au\xDFerordentlichen und wunderbaren Klippen, und unterirdischen H\xF6hlen in dem Karpatischen Gebirge, welche Ungern und Pohlen voneinander scheiden. Aus dem Englischen \xFCbersetzt. „ Dieses ist eine zwar kurze, aber sch\xF6ne und gr\xFCndliche Beschreibung einiger Oerter, und H\xF6hlen dieser Gebirge, die ein reisender Engl\xE4nder im Jahre 1724 in Gesellschaft des damaligen K\xE4\xDFm\xE4rker Rektors
Buchholz besucht hatte, nebst einigen allgemeinen Begriffen, von der Gestalt, Beschaffenheit, Lage, und anderen Merkw\xFCrdigkeiten derselben.
Die meisten Geographen, haben bey der Beschreibung des K\xF6nigreichs Ungern, diese Gebirge nur dem blossen Namen nach angef\xFChret. Selbst der ber\xFChmte
Mathias Bel hat davon in seinem
Compendio Hungariae Geographico, Part. l. \xA7. IV. u. f. nur \xFCberhaupt und allgemein geredet. Einzig und allein in des Herrn
Karl Gottlieb v. Windisch Geographie des K\xF6nigreichs Ungarn, die 1780 zu Pre\xDFburg gedruckt worden, findet man eine zwar kurze, aber sehr wohl gerahtene Beschreibung dieser Gebirge, so wohl \xFCberhaupt, als auch besonders in den
Liptauer und
Zipser Gespanschaften, 3) die in einem Auszuge alles Wesentliche in sich fasset.
Dieses w\xE4re nun die ganze bisherige Karpatische Bibliothek, welche neuerdings mit einer im Staube gelegenen Handschrift bereichert und vermehret werden soll. Der
Verfasser derselben hat zwar seinen Namen nicht bey gesetzet; man kann ihn aber aus dem, was er zuweilen in der Beschreibung selbst angef\xFChret hat, leicht errahten. Er nennet darinnen seinen Vater,
den \xE4lteren Georg Buchholz, und seinen Bruder,
den j\xFCngern Georg
3) S. v. Windisch Geographie des K\xF6nigreichs Ungern / von der physikalischen Beschaffenheit dieses K\xF6nigreichs, I. Th. S. 17. u. f. item, O. ,177. u. f. U. Thnl. S. 3. u. f.
(p10)
Buchholz. Daraus es nun deutlich genug ist, da\xDF er ein Sohn
des \xE4lteren, und ein leiblicher Bruder des
j\xFCngeren Georg Buchholz gewesen seyn mu\xDF. Nun ist es noch bis jetzt jedermann allhier bekannt, das der \xE4ltere Georg Buchholz nur zween S\xF6hne hatte, n\xE4mlich, den bereits gedachten Georg den J\xFCngern, der ein gelehrter Mann, und Rektor bey dem Gymnasium zu
K\xE4smark gewesen; und den
Jakob, der seiner Professiion ein Nadler war, und gleichfalls zu K\xE4smark wohnte. Dieser letztere, ist nach allen Umst\xE4nden, der eigentliche Verfasser dieser Handschrift. Zu mehrerem Beweise kann auch dieses dienen: weil er in seinen letzten Lebensjahren, sein ordentliches Gewerb fast g\xE4nzlich verlassen, und sich blos mit Reisen, und Aufsuchung verschiedener Naturseltenheiten in seinem Vaterlande so wohl, als in
Siebenb\xFCrgen, abgegeben. Er brachte es auch darinnen so weit, da\xDF er um das Jahr 1754. sammt seinem Reisengef\xE4hrten
Mathias Fabricius, und seinem Sohne
Georg, die allerh\xF6chste Gnade hatte, dem h\xF6chstseel.
Kaiser Franz dem Ersten, glorw\xFCrdigsten Andenkens, mit Ungrischen Naturalien, als einem grossen Kenner derselben, pers\xF6nlich aufzuwarten, und da f\xFCr reichlich beschenkt zu werden. 4) Weil aber in dieser Handschrift verschiedene Sachen vorkommen, die \xFCber die Einsichten eines Nadlers gehen; so ist daraus zu schlie\xDFen; da\xDF er so wohl seines Vaters, als seines Bruders
4) Der flei\xDFige und gelehrte D. Stephan Weszpr\xE9mi, hat in seiner Biographia Medicorum Hungariae & Transilvaniae, Cent. II. Art. X. nicht allein des \xE4lteren und j\xFCngeren Georg Buchholz Lebensgeschichte sch\xF6n und ausf\xFChrlich beschrieben; sondern auch des Jakob Buchholz und seines Sohnes, besonders in Ansehung dieser Begebenheit Erw\xE4hnung gethan, und zugleich S 37. Schol. den Reisepa\xDF, den er mit seinen beyden Gef\xE4hrten von Sr. H\xF6chstseel. Mayt. in der Absicht gn\xE4digst erhalten hatte, um in Ungern und Siebenb\xFCrgen Naturseltenheiten ungehindert aufsuchen zu k\xF6nnen, von Wort zu Worte einger\xFCcket. Nur
(p11)
Handschriften und m\xFCndliche Nachrichten, darauf er sich in seiner Schrift zu wiederholten malen beruft, dabey genutzt habe; doch also, da\xDF er solche auch mit seinen eigenen vielen neuen Beobachtungen, nachdem er selbst diese Gebirge durchstrichen, bereichert und erweitert hat. Es wird also, ob gleich mehrere Beschreibungen dieser Gebirge bereits an das Licht getreten sind; dennoch diese, die wir hier dem geehrten Publiko mittheilen wollen, gar nicht \xFCberfl\xFC\xDFig seyn, sondern vielmehr Manches enthalten; welches von andern gar nicht ber\xFChret worden ist. Wir hoffen demnach, da\xDF auch diejenigen unserer Leser, denen jene Beschreibungen schon bekannt sind, diese nicht minder g\xFCtig aufnehmen, und mit Vergn\xFCgen lesen werden. In sonderheit aber aus dem Grunde, weil der Verfasser der selben das Meiste, was er hier angebracht hat, aus eigener Erfahrung gesch\xF6pfet, und in seinen Berichten gerade in der n\xE4mlichen Ordnung fortgehet, wie diese Bergspitzen und Th\xE4ler nacheinander liegen, und wie er selbst alles mit Augen gesehen, und erfahren hat. Es w\xE4re daher wirklich Schade, wenn diese Handschrift, die mit so vieler M\xFChe zusammengetragen worden ist, unbenutzt bleiben, oder gar vermodern m\xFC\xDFte: denn nicht ein jeder besteiget gern diese Gebirge mit so vieler M\xFChe und Gefahr, als dazu erfordert wird. Man wird dessen gar bald satt und m\xFCde, wenn man es nur ein oder zweymal
etwas Weniges ist hier in Ansehung der Lebensgeschichte dieser Buchholze in Richtigkeit zu bringen. Es wird allda Elisabeth, eine Tochter Christians ab Hortis, als Gemahlinn des \xE4lteren Georg Buchholz, und Mutter des j\xFCngeren angegeben; da doch nunmehr in Erfahrung gebracht werden ist: da\xDF seine erste Gemahlinn, mit welcher er alle seine Kinder gezeugt hatte, eine gebohrne Stephaninn aus Georgenberg gewesen sey. Nach dem Ableben dieser, heurahtete er erst die Elisabeth, des Nikolaus Lehotzky hinterlassene Wittwe, eine Tochter Renuts, und Enkelinn, Christians ab Hortis, die gar keine Kinder gehabt hat.
(p12)
versucht hat. - Wo aber noch eines oder das andere vorkommen m\xF6chte, welches entweder nicht richtig oder deutlich genug w\xE4re, dieses will ich trachten, auf das M\xF6glichste in Richtigkeit zu bringen, und mit kurzen Anmerkungen erl\xE4utern.
Die Uiberschrift und der Titel dieser Handschrift lautet also:
Beschreibung des wundervollen Karpatischen Schnee-Gebirges, 5)
insonderheit der allerh\xF6chsten und gr\xF6\xDFten Spitzen, bey der K\xF6niglichen freyen Stadt
K\xE4smark, in
Oberungern, in der L\xF6bl.
Zipser Gespanschaft, und den umliegenden Komitatern; sammt Benennung der Spitzen, hohen Felsen, Seew\xE4\xDFer, woraus die Fl\xFC\xDFe entspringen; und Beschreibungder Mineralien, Vegetabilien, und Animalien, die sich allhier befinden; nebst der Delineation 6) der h\xF6chsten Spitzen, wie aus den Numern zu ersehen. Imgleichen auch diejenigen Oerter, welche allhier unter dem Karpatischen Gebirge liegen.
5) Den Namen des Schneegebirges, hat es von dem vielen Schnee, der fast best\xE4ndig darauf liegt, erhalten; sonst nennen es die unter demselben befindlichen Inwohner auch nur schlechtweg, das Gebirg.
6) Die hier erw\xE4hnte Delineation liegt entweder irgendwo im Verborgenen, oder sie ist gar verloren gegangen. Man hat also in Ermanglung derselben, eine andere, die sich zwar nicht so weit, erstrecket, auch nicht nach den in dieser Beschreibung angef\xFChrten Zahlen eingerichtet ist, mit einer kurzen dazu geh\xF6rigen Erkl\xE4rung stechen lassen, und dieser Beschreibung beygef\xFCgt, damit man sich aus derselben wenigstens einige Begriffe und Vorstellungen, von diesen ungeheuern und weitl\xE4uftigen Gebirgen machen k\xF6nne.
(p13)
Beschreibung des Karpatischen Gebirges.
Von dem Beweise der allgemeinen S\xFCndsfluht geben uns auch die \xFCber der Erde erhobenen Steine, grosse Felsen, und hohen Berge, welche wir in verschiedenen Landschaften, noch itzt hervorragen, auch Erde und Sand, von ihnen abgesp\xFClet sehen. Von diesen ist, wie es der Augenschein deutlich giebt, bey der grossen Uiberschwemmung, die Erde und der Sand, durch das Abschlagen der Fluhten abgewaschen worden, und sie sind wie ein Gerippe und Gebein der Berge, bey des Noah Zeiten stehen geblieben; denn das Wasser ist 15.
Ellen \xFCber die aller h\xF6chsten Berge gegangen. Gen. VII. v. 20.
Unter solchen hohen Bergen, verdienen billig den ersten Platz, die hohen und grossen Schneegebirge, in dem
Zipser Komitate in
Oberungern. Diese
Karpatischen Schneegebirge, nehmen ihren Anfang aus der Tatarey: daher sie in der slowakischen, oder
wendischen Sprache Tatri genennet werden, und gehen an der Siebenb\xFCrgischen Gr\xE4nze, und der
Marmarosch hinter
Munk\xE1tsch und
Ungw\xE1r, dem
Besczad nach, an der Pohlnischen Gr\xE4nze, Schlesien und M\xE4hren fort. Von Osten gegen Norden und Westen, umgeben sie Ungern, an deren Ende, das
Pre\xDFburger Ungrische K\xF6nigliche Schlo\xDF stehet, und erstrecken sich gegen 200. Meilweges in die L\xE4nge. Die allerh\xF6chsten Spitzen aber, des Karpatischen Gebirges, sind in dem
Zipser Komitate, bey
K\xE4smark, 7) welche unter die h\xF6chsten in der Welt gerechnet werden. Gegen Norden ist die
Magura, da auf dem
7) Andere halten daf\xFCr, der Kriwian in dem Liptauer Komitate, w\xE4re der h\xF6chste; vielleicht aber weichen alle in der H\xF6he nicht weit voneinander ab: indem allezeit sich der dem Auge, als der h\xF6chste vorstellet, dem man am n\xE4chsten ist.
(p14)
Spadiberge, des
Windschendorfer Territoriums, B\xE4rn-oder Agtsteine, unter der Dammerde gefunden werden, die den bey
Danzig, und
Pilau in Preu\xDFen an der Ostsee am frischen Haft, gleichen. 8) Dann st\xF6\xDFt bey
Landek und
Dzar gegen Norden, an den schwarzen Wald. Oberhalb dem Dorfe Landek, ist sch\xF6ner schwarzer Marmor, 9) und auf den Aeckern bey dem Dorfe, findet man wei\xDFe Kristallen. Gegen S\xFCden ist der
Dzarer Grund, der sich gegen Westen erstreckt. Aus demselben flie\xDFt das
Heigwasser, welches sehr schnell ist, grosse Kieselsteine mit sich f\xFChrt, und unter
Bauschendorf, in den
Poperflu\xDF f\xE4llt. Oberhalb der Landeker Kesselm\xFChle im Wasser, und auf der Wiese Pilla genannt, auch um den rohten Stein, sind rohte und wei\xDFblaulichte Agate.
Dem Wasser linker Hand hinauf gegen S\xFCden fangen sich
die hohen Felsenberge an. Und ist erstlich Nro. 1.
das so genannte eiserne Thor; welches zwey grosse nebeneinander stehende Felsen sind. Ohnweit davon gegen Osten ist eine grosse H\xF6hle; sie hat einen engen Eingang, und ist
Glacies Mariae darinnen. 2. Ist der
Roht-baumen Grund; 3. die
Tokarna, oder das
Drechsler H\xE4u\xDFchen. 4. Der
L\xE4mmerthurm. 5. Der
kleine Kirchhof. 6. Die Glasen. 7. Der grosse Kirchhof; es sind breite ebene Oerter, oder Leiten, mit Felsen, wie mit einer Mauer umgeben; allhier trift man \xF6fters Gemsen an. 8. Ist der
Gaffelthurm. 9. Das
breite Feld. 10. Der gr\xFCne Garten.
8) Heut zu Tage kann man dieser B\xE4rnsteine weder ansichtig, noch habhaft werden. Entweder haben sie sich verloren, oder es weis solche niemand mehr aufzusuchen. Indessen sind mehrere Zeugen, die dieses behaupten.
9) Dieser Marmor k\xF6nnte mit mehrem Rechte ein schwarzer Schiefer hei\xDFen; indem er sich von selbst in Bl\xE4tter zertheilet, und dabey so weich ist, da\xDF er keine rechte Politur annimmt, sich auch sehr leicht bearbeiten l\xE4\xDFt. Indessen ist er zu Schreibtafeln sehr gut.
(p15)
11. Die
Hawrana. 12. Das so genannte
B\xE4renloch, eine H\xF6hle, in die sich bey ungest\xFCmmen Wetter, die Gemsem salviren. Der Eingang ist eng, inwendig aber breit und hoch, und es ist im Sommer Eis darinnen. Unter der Spitze dieses Berges gegen Norden, nicht weit von dieser H\xF6hle ist eine andere, die tiefer gehet; darinnen man die sogenannte
Steinmilch findet. Sie ist wei\xDF und weich, wenn sie aber an die Lust k\xF6mmt, wird sie je l\xE4nger je h\xE4rter, endlich aber einem Steine \xE4hnlich. 13. Die Stara. 14. Die
Muran, welches der letzte spitzige Felsenberg gegen
Gurgow ist. Mitten an diesem Felsen, gegen Westen, ist ein rohter, und ein schwarzer Achatgans. Man mu\xDF allhier mit Fu\xDFeisen hinauf steigen, denn er ist sehr steil, und alle Vorsichtigkeit n\xF6htig, da\xDF man nicht herunter f\xE4llt, wenn man oben um die hohen Felsen, hinzu gehet.
Das Dorf
Dzar, geh\xF6ret dem Baron
Emerich Lusinszky, de Reglitz & Leszna, 10) und liegt zwischen dem Gebirge, wo vielmal, ehe noch das Getraide, meist Haber, reif wird, schon Schnee f\xE4llt, und man es nicht \xE4rndten kann. Die Nahrung der Inwohner ist die Viehzucht und das Holz, das sie in die St\xE4dte zum Verkaufe f\xFChren. Von
Dzar zur\xFCck gegen S\xFCden, liegt unter dem Gebirge das Dorf Ror. Allhier ist ein mineralischer Brunn, dessen Wasser zum Baden sehr gesund ist, besonders in Gliederschmerzen und alten Sch\xE4den. 11) Dieser Brunn ist unter freyem Himmel, gefrieret aber auch im h\xE4rtesten Winter nicht. Die Qwelle k\xF6mmt aus einen Eisensteine. Dann gehet man gerade von Ror
10) Der Freyherr v. Lusinszky besa\xDF dazumal dieses Dorf, welches in der slowakischen Sprache Zar, deutsch, die Morgenr\xF6hte hei\xDFet, nur als ein Pfand; gegenw\xE4rtig hat es der rechtm\xE4\xDFige Erbherr Freyherr v. Palotsay im Besitze.
11) Ist wegen dieser Heilungskraft nicht sonderlich ber\xFChmt.
(p16)
gegen Westen durch den Wald in den Kallichgrund, zu dem gro\xDFen Hatterthausen der
K\xE4\xDFmarker mit den
Belern, einer XIII. Stadt. Den Wassergrund herauf gegen Norden, wachsen sch\xF6ne Maulbeerb\xE4ume 12); und ob es gleich kalt allhier ist, so kommen doch die Beere zur Reife. Sonst sind in dieser Gegend keine Maulbeerb\xE4ume.
Unter dem hohen Berge der Leim genannt, dem Stetersteig nach, ist gegen Norden Nro. 1. der
Stirnberg, 2. Das
Drechslerh\xE4u\xDFchen, 3. die
Kupfersch\xE4chte. Linker Hand ist der
Studentenbrunn, aus dem eine starke Qwelle k\xF6mmt, die im Sommer so kalt ist, da\xDF man das Wasser kaum trinken kann. Dabey ist das
K\xE4\xDFm\xE4rker Koschar, oder eine Sch\xE4ferh\xFCtte. Allhier werden um Jakobi viele Schaafe, Ochsen, und Pferde, auf die Weide getrieben. Weil hier grosses Gras w\xE4chst, so bleibet, und weidet das Vieh bis zu Ende des Augustmonats. Von den sch\xF6nen Kr\xE4utern, welche die Schaafe fressen, wird fette Milch, und davon werden die be\xDFten K\xE4se gemacht. Doch bisweilen f\xE4llt im Julius und August schon Schnee, und wird so ungest\xFCmmes Wetter, da\xDF oft viele Schaafe und Pferde erfrieren. Im Jahre 1724. den 4. und 5ten August sind 58. St\xFCck Pferde erfroren; sie brechen auch vielmal die H\xE4lse, oder Beine, wenn sie von den Steinklippen herunter fallen.
4. Ist der
Fleischberg, oder die Fleischb\xE4nke. welches grosse Felsenw\xE4nde sind, und wo einige K\xE4\xDFm\xE4rker B\xFCrger ein Bergwerk angelegt haben. Man findet hier allerhand artige Eisengew\xE4chse; der Gang ist in
12) Hier mu\xDF entweder der Verfasser selbst, oder ein Abschreiber in der Benennung dieser B\xE4ume sich geirret, und an statt Mehlb\xE4ume (Lantana) Maulbeerb\xE4ume (Morus), gesetzt haben: denn der rechte Maulbeerbaum k\xF6mmt nicht einmal auf dem flachen Lande, unter
(p17)
einem gelben Letten, und goldh\xE4ltig. Vor Zeiten, hat sich hier ein Vater mit seinem Sohne verfallen. 5. Der breite Kupferschachtenberg. Hier ist
ein Durchgang, oder Fu\xDFsteig \xFCber den Sattel nach Pohlen, und man kann auch zu Pferde gut fortkommen, doch mit keinem Wagen. Hinter diesem ist, 6. der
Turlsberg, 7. der
Gaffelberg, 8. Gegen S\xFCden, der sehr hohe
Schwalbenberg. 9. Das
K\xE4smarker St\xF6\xDFchen, ein sch\xF6ner hoher Berg, welcher nicht v\xF6llig die H\xE4lfte des Gebirges erreichet, und mit sch\xF6nen Lerchb\xE4umen gezieret ist; au\xDFer der S\xFCdweistseite, welche bis unter die H\xE4lfte, sammt dem Erdreiche und den B\xE4umen eingerollet ist, und zwar wegen des darunter flie\xDFenden
wei\xDFen Wassers, das man in der Ferne sieht, und welches sich stets zu ergie\xDFen pfleget, auch gro\xDFe runde Kieselsteine, wie ein halber Ofen gro\xDF herunter w\xE4lzt. Dieses wei\xDFe Wasser, k\xF6mmt aus dem
gr\xFCnen und
wei\xDFen See, und f\xE4llt bey
K\xE4smark unter der Maut, in den
Poperflu\xDF. Diese zween Fl\xFC\xDFe, wor\xFCber eine Rose, zwey Schwerdter, und eine Krone, welche ein Engel h\xE4lt stehen, zieren das hiesige Stadtwappen.
Dieses Wasser, und das Thal hinauf, k\xF6mmt man zu dem
schwarzen See durch das
Krumholz. Es liegt solches unter der so genannten
Kupferbank, ist l\xE4nglich von Osten, und hat einen steinigten Grund von Westen, allwo auch dergleichen grober Sand, wie aus der Nordseite im
gr\xFCnen See sich befindet. Von der S\xFCdseite ist der Fu\xDF der unbesteiglichen hohen Felsen, unter welchen der
den Karpatischen Gebirgen fort, wo es doch viel w\xE4rmer ist; vielweniger also in jenen kalten Gegenden. — Der Mehlbaum hingegen, der auch Fr\xFCchte und e\xDFbare Beeren: tragt, liebet rauhe und steinigte Oerter, und kann viel K\xE4lte vertragen. Seine Bl\xE4tter sind unten mit einem wei\xDFen wolligten Wesen \xFCberzogen, daher er den deutschen Namen erhalten hat.
(p18)
See l\xE4nglich liegt; gegen\xFCber aber dickes Krumholz am Ufer. Wegen der Tiefe des Wassers, und des grauen Grundsandes, siehet er schwarz aus, und hat auch den Namen daher. Er gehet immer tiefer, wie in einen Kessel. Ich schmi\xDF einen Bleywurf, und fand die Tiefe auf 13.
Fu\xDF. Nahe dabey ist
der kleine schwarze See. Gegen Norden im \xE4u\xDFersten Grunde, zwischen den Klippen des Gebirges in einer anmuhtigen Gegend, steht
der gr\xFCne See, von welchem ich vor einem Jahre Meldung gethan habe. 13) Es liegt dieser See gleichsam in einem Kessel, am Ende des Thals mit hohen gr\xE4\xDFlichen Felsen umgeben; von Osten aber stie\xDFet das Wasser ab, allwo nur ein kleiner H\xFCgel mit
Krumholz bewachsen ist. Sonst ist hier eine lustige, theils aber eine ungeheure, und sehr furchtsame Gegend, in welcher der See schon gr\xFCnstreifig aussieht. Linker Hand am Fusse der h\xF6chsten Spitze, ist ein grosser Stein, und unter diesem ein Loch und Eingang in eine kleine H\xF6hle, wo laut der Beschreibung noch linker Hand ein Lazurgang seyn soll, welcher aber von den Ausl\xE4ndern vermacht ist. Denn es kommen in das Karpatische Gebirg von ferne unterschiedliche Ausl\xE4nder, und zwar j\xE4hrlich um St. Johann und Jakobi, welche viele Beschreibungen von diesem Gebirge haben, und allerhand Edelgesteine, Mineralien und Markasit heraus tragen, 14) Ich fand in dem gr\xFCnen See, dieselbigen gr\xFCnen Pl\xE4tzlein, in dergleichen Stellage, wie vor einem und mehr Jahre; au\xDFer da\xDF gegen der Ostseite, in der See
13) Wo, oder bey wem der Verfasser diese Meldung gethan, ist nicht zu errahten. Muhtma\xDFlich hat er diese seine Beschreibung, einem seiner G\xF6nner \xFCberreichet, mit dem er ein Jahr zuvor von diesem See m\xFCndlich gesprochen hatte.
14) Was von diesen ausl\xE4ndischen Gold und Schatz gr\xE4bern eigentlich zu halten sey, dar\xFCber werden wir viel leicht in Zukunft Gelegenheit haben, unsere Gedanken zu er\xF6fnen, und zu zeigen, da\xDF hiebey mehr Vorurtheile und Verdacht, als Wahrheit auzutreffen sey.
(p19)
20. Schritte vom Ufer ein drey
Klafter langes Brett, ungef\xE4hr einen Schuh breit lag, welches ich nicht weis, wie es hinein gekommen ist. Man z\xE4hlt neun gr\xFCne Pl\xE4tze oder l\xE4nglichle Streifen in diesem See, welche hoch Meergr\xFCn, wie Pfauenschw\xE4nze sind. Das \xFCbrige Wasser aber ist sch\xF6n klar und wei\xDF. Am Ufer des Sees w\xE4chst Brunnenkresse, welche statt der Salate gegessen wird, und sehr gesunde Kraft den Lungens\xFCchtigen darreichet.
Zwischen den allerh\xF6chsten Spitzen, ist ein schmaler Felsensteig; von dannen f\xE4llt ein klares Wasser herab, das von einer Steinkl\xFCfte zur andern st\xFCrzt, und unten einen Sraubregen verursachet. Das Wasser f\xE4llt etliche Th\xFCrme herab, und bleibt doch klar. Es wird der grosse Fall genannt, und ist in dem hei\xDFesten Sommer sehr kalt. Das Wasser sammelt sich unter dem Felsen, ehe es heraus stie\xDFet, und lauft 20. Schritte weit fort, dann aber verliert es sich v\xF6llig. Hier sammelt sich zur Winterszeit unten ein \xFCberaus h\xE4ufiger Schnee, und es ist merkw\xFCrdig, da\xDF solcher im Sommer von unten her schmelzt, und ein grosses hohes Stadthor oder Br\xFCcke, mit einem weiten Schwiebbogen, wodurch man mit dem allergr\xF6\xDFten Heuwagen passiren k\xF6nnte, vorstellet. Oben kann man dar\xFCber wie auf den Eise gehen. Unter den Steinw\xE4nden kann man ziemlich weit gehen, bis man zu den andern B\xE4chlein kommt, dann verliert es sich g\xE4nzlich, und l\xE4uft durch unterirdische G\xE4nge, in den
gr\xFCnen See. Wo nun dergleichen unterirdische B\xFCchlein in den gr\xFCnen See aufqwillen, da verursachen sie die gr\xFCnen Pl\xE4tzlein. 15) Einige aber glauben, da\xDF es der Schatten von dem nahe gelegenen gegen Norden stehenden
Krumholze mache. Wann man Steine, in diese gr\xFCne
15) Die Ursache, die hier der Verfasser von den gr\xFCnen Flecken in der See angiebt, ist wohl unter allen \xFCbrigen die wahrscheinlichste und be\xDFte: denn diese gr\xFCnen Pl\xE4tze haben nicht alle die n\xE4mliche Farbe, sondern da, wo das
(p20)
Qwellenpl\xE4tzlein wirst, so verlieren sich dieselben unter den Augen, und die Pl\xE4tzlein werden je l\xE4nger je gr\xFCnlicher. Ich sehe daher die wahre Ursache dieser gr\xFCnen Stellen in den Sandk\xF6rnern, welche aus den Qwellen, die ohne Unterla\xDF sprudeln, und die Lamellas, oder d\xFCnnen Marieneisbl\xE4ttlein, nebst dem Sande, in continuo motu halten; da denn genannte Lamellae, alle Farben annehmen, insonderheit aber die gr\xFCne. Hier k\xF6mmt auch darzu, da\xDF dergleichen gr\xFCne Pl\xE4tzlein, tiefer, als der andere Grund in dem See sind. Hier giebt es auch allerhand Kr\xE4uter und Wurzeln, Rhebarbara, Gentiana, Waleriana, Angelika, Rosenwurzel, Wolfskraut, Engelfu\xDF, Mauerrauten, Jungfernhaar, u. a. m.
Gegen Westen stieg ich hinauf zu der so genannten
K\xF6nigsnase, einer gr\xE4\xDFlichen Felsenspitze \xFCber dem
gr\xFCnen See. 16) Der Gang hinauf ist steil, und ich mu\xDFte mit Fu\xDFeisen etliche Th\xFCrme hoch steigen. Allda ist
der Rohte See; Er ist nicht sonderlich gro\xDF, auch nicht sehr tief. In demselben liegen sehr grosse Steine, die von oben herab in denselben fallen. Ich sah hier Murmelthiere, die unter den abgerollten Steinen, ihre Nester hatten. Uiber diesen hinaufwerts, ist zwischen den grossen Klippen ein Thal, und noch ein anderer See. Es ist hier ein sch\xF6ner Prospekt in den gr\xFCnen See, und ob ich gleich sehr hoch gewesen, so hat sich doch der Fels, die K\xF6nigsnase als von unten pr\xE4sentirt. Diese Spitze kann man wegen der steilen H\xF6he nicht besteigen. Zwischen zweyen Spitzen, habe ich hier etlichemal eine Flinte abge-
das Wasser aus dem Grunde am st\xE4rksten qwillt, gleichen sie dem sch\xF6nsten Schmaragde; wo hingegen die Bewegung des Sandes nicht so heftig und stark ist, sind sie dunkel oder Meergr\xFCn.
16) Diese K\xF6nigsnase mu\xDF mit derjenigen nicht verwechselt werden, die an der Schlagendorfer Spitze stehet,
(p21)
feuert, es hat aber nicht sehr, geknallt, aber unten in den Th\xE4lern, hat es nach einer, Minute sehr stark gekracht, und etliche solche Echo gegeben, als wenn die
Berge zerfallen wollten.
Von dannen geht man \xFCber den Kamm zwischen zweyen Felsen herum, und k\xF6mmt zu dem neuen See, auf den so genannten Riegeln. Hier ist ein sch\xF6ner, Prospekt in dem
gr\xFCnen und neuen See, unter welchen der wei\xDFe der gr\xF6\xDFte ist, die andern sehen nur S\xFCmpfen \xE4hnlich. Es giebt da mineralische G\xE4nge, die bis unten streichen. Dieses Jahr ward ein Bergwerk angelegt,
den wei\xDFen See grade \xFCber, gegen S\xFCden. Dieser wei\xDFe See ist so gro\xDF als der gr\xFCne, aber nicht so tief, von der S\xFCdseite mit Krumholz umgeben, und hat gegen Osten einen Ausflu\xDF. Von der Nordseite ist der
Durlsberg, welcher sehr mineralisch ist. Und auf den oben viel Lungenkraut w\xE4chst. Von der andern Seite gegen Norden, ist der so genannte Sattel, auf dem man gegen Westen und Norden auf der pohlnischen Seite, sehr viele Spitzen des Karpatischen Gebirges sieht. Linker Hand befindet sich der
Schwalbenberg, der sehr hoch und spitzig ist. Hier zeigt sich der Durchgang gerade von
K\xE4smark nach Pohlen durch die
Kupfersch\xE4chte. Von der Westseite des Stettersteiges unter den Viehweiden kommen etliche B\xE4chlein bey den Qwellen zusammen, und es sind Rinnen daselbst, in denen das Vieh getr\xE4nket wird. Nachdem das B\xE4chlein etliche hundert Schritte geflossen, verlieret sich das Wasser g\xE4nzlich, und kommt einige hundert Schritte hernach, durch die unterirdischen G\xE4nge, wieder hervor. Gegen die Nordseite ist in dem B\xE4chlein, welches von oben herab flie\xDFt, mitten am Berge sch\xF6ner rohtgestreifter Marmor. In den so genannten Kupfersch\xE4chten, sind hohe Felsenw\xE4nde, und Spitzen, die sich von Osten gegen Westen in die
und unter diesem Namen allgemein bekannt ist; davon aber erst in der Folge Erw\xE4hnung geschehen wird.
(p22)
L\xE4nge erstrecken, und man kann oben dem Grod 17) nachgehen.- Hier trift man \xF6fters wilde Gemsen an.
Gegen Norden sind tiefe Th\xE4ler, in welchen das Dorf
Dzar liegt, wovon ich schon gemeldet habe. Den 11. Sept. bestieg ich bey dem sch\xF6nsten Wetter, diesen Felsen, nebst einigen bey mir gehabten Personen. Als ich mich aber oben auf dem Grod etliche Stunden aufhielt, \xFCberfiel uns ein grosser Wind, und Schneegest\xF6ber, so, da\xDF wir uns in ein angelegtes Bergwerk salviren mu\xDFten. Denn es ist oben in einem Felsen ein Stolln von 8.
Klaftern getrieben worden, und ein sch\xF6ner gelber Letten, darinnen streichet ein sonderbar Naturalartiges Eisengew\xE4chs. Ich habe im Jahre 1751. den 22. Juli allhier gewachsenes Gold auf einem dergleichen Eisengew\xE4chse gefunden, daher ich nebst zwey hiesigen B\xFCrgern, auf diesen Gang habe arbeiten lassen, und dieses in
Schm\xF6lnitz gemuthen, und laut Bergrecht empfangen. Meine Meinung war, hier etwas Besonders zu revidiren, als n\xE4mlich: 1. Einige pr\xE4ti\xF6se Steine unter dem so genannten eisernen Thore zu suchen. 2. Ein tiefes Loch, einem Schachte \xE4hnlich, welches wie ich von glaubw\xFCrdigen Leuten berichtet worden, (als von dem Baron
Emerich Lusinszky de Reglitz und Lusna, einen curieusen Herrn in
Landek, und von seinen Sch\xE4fern,) die Eigenschaft haben soll, da\xDF wenn man bey dem sch\xF6nsten Wetter einen Stein in dieses Loch oder Schacht wirft, in etlichen Minuten ein Dampf oder Nebel, heraus steigt, der in kurzer Zeit das ganze Gebirg bedecket. Bald darauf erhebt sich ein Donnerwetter und Blitzen, da\xDF es dem Menschen Angst und bange wird. 18) Hiebey ist sonder-
17) Durch den Grod verstehet der Verfasser nach der hier gew\xF6hnlichen Redensart, den R\xFCcken des Berges, wo, man von beyden Seiten in die Tiefe und in den Abgrund sehen kann.
18) Solches beobachtet man auch in andern Gegenden
(p23)
lich zu bemerken, da\xDF das Donnerwetter in den Gebirgen weit hefftiger ist, als in der Ebene, und giebt ein Echo in allen Thalern. Allein ich bin von meinem Vornehmen, durch das ungest\xFCmme Wetter verhindert worden. Wills Gott, so werde ich solches k\xFCnftig probieren, und es dann aus eigener Erfahrung beschreiben.
Da\xDF ich wieder auf mein voriges komme, so blieben wir in diesem Schachte, wohin wir uns wegen des \xFCbeln Wetters salvirt hatten, zwey Stunden. Allein hier war es nicht rahtsam zu \xFCbernachten, denn wir hatten kein Holz, Feuer zu machen, und von oben tr\xE4ufelte das Wasser auf uns. Daher mu\xDFten wir uns entschlie\xDFen, weil wir durchaus na\xDF waren, zu dem Nachtlager herunter zu eilen. W\xE4hrend der Zeit aber fiel eine Spanne hoch Schnee, der mit Regen vermischt, und halb gefroren war. Es ist sehr steil herunter zu gehen, und der gro\xDFe Wind schmi\xDF uns den Schnee und Regen in die Augen, da\xDF wir daher die mit Schnee bedeckten Steine, nicht so genau bemerken konnten. Ob ich gleich sehr vorsichtig gieng, so rumpelte ich doch ungefehr in einem sehr steilen Orte von einem sehr grossen Stein, und verr\xFCckte mir an der rechten Hand den Daumen (welches mir niemal wiederfahren ist.) Diesen ganzen Sommer ist kein gutes Wetter in dem Karpatischen Gebirge gewesen; den ganzen Julius und August durch hat der Regen angehalten, und erst im September hat sich das Wetter achtzehen Tage hintereinander sch\xF6n gezeiget.
Gegen die Westseite \xFCber den Sattel, wo man nach Pohlen gehet, ist rechter Hand am Fu\xDFsteige ein starker Eisengang, und da k\xF6mmt man in ein tiefes
den dieser Gebirge: da\xDF zum \xF6fteren bey dem heitersten Wetter pl\xF6tzlich aus einigen L\xF6chern ein kleiner Nebel, wie ein Rauch heraus k\xF6mmt, der sich immer mehr und mehr au\xDFdehnt, und sich nicht nur \xFCber diese, sondern auch auf die weit gegen\xFCber stehenden Gebirge ausbreitet, alsdann aber auch Regen, oder Blitz und Donner verursachet.
(p24)
Thal, zum kurzen
Belbach. In diesem Thale giebt es allerhand sch\xF6ne Kr\xE4uter und Wurzeln. Dann geht ein Fu\xDFsteig durch den Uhrengarten, und linker Hand k\xF6mmt das Wasser aus dem
Ploksee. Dieser liegt, in einem tiefen Thale gegen S\xFCden, ist mit hohen Felsen umgeben, und hat unterhalb gleichsam einen Damm von Felsen, welcher qweer \xFCber das Thal gehet, und in der Mitte gegen Norden einen engen, doch starken Ausflu\xDF hat. Hier wachset viel Gemsenwurzel. Diese Wurzel scharren die Gemsen mit den F\xFC\xDFen aus, und fressen sie sehr gern. Die Wurzel ist s\xFC\xDF, und wenn sie der Mensch i\xDFt, so bek\xF6mmt er Kraft auf die Felsen zu steigen. 19) Die Felsen sind hier graulicher Marmor.
Linker Hand gegen S\xFCden, \xFCber den Riegeln ist der Liebesbrunn, in welchem drey sch\xF6ne Goldmarkasitg\xE4nge streichen. Der mittelste ist der beste. Unten im Thale \xFCber dem Wasser, das aus dem
Ploksee k\xF6mmt, gehet ein Fu\xDFsteig unter einem hohen Felsen; und rechter Hand ist ein Kosch\xE1r, oder eine Sch\xE4ferh\xFCtte. Dazwischen gehet ein unkenntlicher Fu\xDFsteig, bis zu dem Walde. Wenn man vom Berge k\xF6mmt, zeigt sich das wei\xDFe Wasser, welches seinen Ursprung aus dem
schwarzen See und aus dem
grossen Pohlnischen Fischsee hat. Der Weg gehet zu dem
gemauerten Kosch\xE1r \xFCber das Wasser
Bialka genannt, welches bey
Gurgow vorbey flie\xDFt, und in den
Dunawetz f\xE4llt. Rechter Hand hinter dem gemauerten Kosch\xE1r gegen S\xFCden, gehet man durch einen Wald, zu dem
grossen Pohlnischen Fischsee, welcher gegen Westen liegt. Es hat dieser See eine grosse Menge, doch nur magere Forellen; weil sie nicht genug Futter haben. Dieser See ist so gro\xDF, da\xDF man ihn in sechs Stunden kaum umgehen kann.
19) Wenn sich die Sache auf sicherer Erfahrung gr\xFCndet, so w\xE4re dieses eine besondere und bewundernsw\xFCrdige Kraft dieser Wurzel.
(p25)
Etwas weiter gegen Pohlen zu, sind noch 7. Seen woraus der
schwarze und
wei\xDFe Dunawetz k\xF6mmt, und welche beyde unter
Neumark in Pohlen zusammem kommen. Hinter dem gemauerten Kosch\xE1r, welches dem Baron
Ladislaus Joanelli de Tellvana, der auf dem diesem Schlosse residirt, zugeh\xF6ret, 20) linker Hand etwas erhoben in einem Thale, liegt der grosse
schwarzen See, der einen starken Ausflu\xDF, gegen die Nordseite hat. Linker Hand sehr hoch, steht
der Fels, der einen M\xF6nch in seiner Kutte pr\xE4sentieret. Man hat etliche Stunden zu steigen, bis man auf die H\xF6he k\xF6mmt. Allda ist an dem h\xF6chsten Thurme ein bleysch\xFC\xDFiger Silbergang, von welchem schon vieles abgestuft ist. Allein hier ist kein Holz zum Feuermachen, und man kann daher auch nicht \xFCbernachten. Eine Stunde aufw\xE4rts habe ich, in den gr\xFCnen See gesehen, und zwar oben hinter den allerh\xF6chsten Spitzen her. Dieser schwarze See, ist von dem andern
schwarzen See, der unweit dem
gr\xFCnen, auf der Ostseite liegt, wohl zu, unterscheiden.
Von hier zur\xFCck, von der West- zur Ostseite, gegen
K\xE4smark, steht S\xFCdwerts der 10.
Ratzenberg der sich von unten auf, gegen die
Hun\xDFdorfer Spitzen erstreckt. Auf diesem Berge Westwerts haben 16. K\xE4smarker B\xFCrger ein Kupferbergwerk angelegt, die Arme Gewerkschaft genannt. Gegen S\xFCden ist ober dem S\xE4dler ein kalter abgewetzter Ort, der eine Eidechse vorstellet. Dieses geschah vor Zeiten von einem Donnerschlage, und es ist viel Wasser von demselben Orte entsprungen.
11. Ist die
Hun\xDFdorfer Spitze. Unterhalb zwischen den zwey gr\xF6\xDFten Spitzen, ist der
Trichter- und der
Steinbacher See. Der Trichter See ist klein; der Steinbacher See aber hat von S\xFCden gegen Norden eine l\xE4nglichte Situation, ohngefehr eines Schusses weit, und
20) Gegenw\xE4rtig nicht mehr.
(p26)
100 Schritte breit. In der Mitte ist ein grosser Stein, welcher aus dem Wasser hervorragt. Mein Bruder
Georg Buchholz ist A. 1708. als ich mit ihm war, in diesen See, zu dem Steine, aus jugendlichen Vorwitz geschwommen, und hat mit einem Messer, seinen Namen darein gegraben 21). Es ist hier eine grosse Tiefe, und es giebt in diesem See Forellen, die man am Ufer in der Menge sieht, weil das Wasser daselbst steinig, und nicht tief ist. Doch sind diese Fische mager, wegen Mangel der Nahrung. Dieser See ist vom Fusse des Karpatischen Gebirges, eine
Deutsche Meile hoch, und wenn sich, der See bey starkem Regenwetter ergie\xDFt, macht er grosse Uiberschwemmungen, und schwemmt die Fische in den
Steinbach herab, welcher bey
Gro\xDF Lomnitz, in den
Poprad f\xE4llt.
12. Linker Hand
dieses Sees, gegen S\xFCdwesten ist die allerh\xF6chste Felsenspitze, welche ihrer H\xF6he halber, auch nicht kann bestiegen werden. Diese Spitze wird ins gemein die
K\xE4sm\xE4rker Spitze genannt. Allein von dieser Seite geh\xF6rt sie nach
Gro\xDF Lomnitz, von der andern aber den K\xE4sm\xE4rkern zu. Zwischen den h\xF6chsten Spitzen sind noch gewisse Felsen, die die K\xE4sm\xE4rker genennet werden. Unter der h\xF6chsten Spitze ist gegen S\xFCden, 13. der
Steinbacher Grod, welcher sich von dem Fusse der
Kahlbach, bis unter die grosse Spitze erstrecket. Von der Westseite zeigt sich 14. ein hoher und grosser Felsen, der G\xE4nserich, oder die Gans genannt. Dieser pr\xE4sentiret sich wie ein Sattel, oben in der Mitte eingebogen, und ist niedriger als die h\xF6chste Spitze, welche zur Linken gegen S\xFCdwesten, 15. den \xFCberaus steilen
Kahlenberg hat. Dieser kann seiner H\xF6he, Steine, und Marmelung der Steine wegen, nicht bestiegen werden. Es ist ein recht rauher und ungeheurer Felsen. Zwischen dieser und der
Gro\xDF Schlagendorfer Spitze,
21) Dieses bezeuget besagter Georg Buchholz selbst in seiner Delineatione & Nomenclatura montium Carpaticorum Lit. C.
(p27)
flie\xDFet der
kleine Kahlbach zur Rechten, und der
gro\xDFe Kahlbach zur linken Seite. Allhier kann man in der
Kahlbach zwischen denen hohen Felsen, und der allerh\xF6chsten Spitze, welche gegen Norden rechter Hand bleibet, auf die Westseite \xFCbersteigen, und zu den
so genannten M\xF6nch, dessen ich schon vorher gedacht habe, kommen.
Gleich unter diesem M\xF6nche, zur Ostseite, liegt in einem tiefen Thale, der so genannte
Krotensee, welcher von vielen gesucht wird, weil eine sonderliche fabelhafte Beschreibung davon vorhanden ist; da\xDF in demselben, viel grosse Sch\xE4tze von Edelgesteinen, Gold und Silber seyn sollen. Dieser Krotensee ist mit vielem Schnee bedecket, und in vielen Jahren, oder nur selten zergehet der Schnee allda; nur wenn ein sehr hei\xDFer Sommer ist. Der Eingang zu diesem M\xF6nch ist sehr steil, \xFCber einem Wasserfall, da man durchspringen mu\xDF, und zwar sehr gef\xE4hrlich. Es waren an der steilen Seite, an diesen gef\xE4hrlichen Felsen, sieben Fusstapfen ausgehauen, allwo man hinter dem Wasserfalle, herunter steigen konnte: allem diese Fusstapfen, sind nebst einem St\xFCck Felsen, durch einen Donnerschlag abgerissen worden, so, da\xDF man anitzo nicht hinein kommen kann. Es ist noch unten, von der Westseite, ein Eingang zu diesem Krotensee, allwo die 7. Riegel zwischen den Felsen zusammen kommen, aber er ist sehr schwer zu finden, und es ist mancher schon viele Jahre vergebens suchen gegangen.
An der linken Seite dieses
Kahlenbergs liegt 16. der
Riegelberg, und 17. die grosse
Schlagendorfer hohe Spitze, welche man besteigen kann. Unter dieser Spitze liegt der
Schlagendorfer Sauerbrunn, welcher gesunde Kr\xE4fte darreichet, und im hei\xDFesten Sommer, ob gleich dieser Brunn, unbedeckt unter freyen Himmel steht, am be\xDFten und k\xE4ltesten ist. Wenn man diese Spitze besteigen will, so mu\xDF man im Julius, wenn das Wetter sch\xF6n ist, trachten, da\xDF man den ersten Tag,
(p28)
bis unter das
Krummholz steigt, und allda, wo noch Holz ist, Nachtquartier machet, damit man mit anbrechendem Tage gleich auf seyn kann. Man gehet durch das Krummholz, und steiget den Grod nach 18. bis zur
K\xF6nigsnase; das ist ein so genannter Felsen, der wie eine grosse Kirche aussieht; da kann man sich umsehen, und wenn man alda schreyt, so giebt es ein vierfaches Echo, da\xDF man alle Worte wieder auf das Neue verstehen kann.
Von dannen gehet man rechter Hand, gegen Nord-westen den
Altwaldorfer Grod nach, immer fort, bis man auf die Spitze Nro. 17. k\xF6mmt, welche eben so platt und gro\xDF ist, wie ein m\xE4\xDFiges Zinner. Alhier kann man sich erst recht umsehen, und die Allmacht Gottes betrachten; gegen Pohlen hinter Krakau; gegen Ungern hinter die
Tei\xDFe, bis
Be\xDFerm\xE9n und
Debretzin. Zwischen diesen beyden Oertern, kann man die karpatischen Gebirge sehen.
K\xE4smark und die umliegenden XIII. St\xE4dte, sehen ganz klein aus. An den Seiten siehet man manche grosse Wasserseen, welche durch die gewaltige Hand Gottes so ged\xE4mmet worden, da\xDF sie sich nicht ergie\xDFen, oder ausrei\xDFen, und dadurch die darunter wohnenden Leute nicht ersaufet und \xFCberschwemmt werden; wie A. 1662. den 6. Augustus geschehen (wie mich mein Vater
Georg Buchholz der Aeltere berichtet hat, welcher auch diese Spitze A. 1664. den 16. Julius bestiegen hat) da\xDF sich ein grosses Wasser, nicht aus einem stehenden See ergossen, sondern aus einem ganz trockenem Orte, und die gr\xF6\xDFten B\xE4ume an der Seite gegen
Gerlsdorf weggeschwemmet hat, wo der Ort noch bisdato zu kennen ist. Es ist dadurch viel Schaden an Menschen und Vieh geschehen. Wenn man allhier auf der Spitze schie\xDFt, so h\xF6ret man es gar wenig, bis nach etlichen Minuten, da es in die Mittel Rewier der der Luft gekommen, sich ausgestreuet, und die Concavitates der Th\xE4ler erf\xFCllet und eingenommen; da gehet
(p29)
erst ein so grosses Krachen an, als wenn alle Berge und Th\xE4ler zusammen fallen wollten, und dauert ziemlich lange. Nach diesem aber erhebet sich ein so grosser Wind, da\xDF man sich an die Steine halten mu\xDF.
Auf der Seite gegen den
Kahlbach, ist es ganz steil, und kan man etliche Th\xFCrmen grade in den Grund hinunter sehen, welches sehr gr\xE4\xDFlich und schrecklich ist. Gegen
Orawa, Pohlen, und Schlesien, kann man gut auf dem Grod fortgehen, da man, hinter diesem Gebirge, noch mehrere Gebirge, und hohe Felsenspitzen, als von dieser Zipserischen Seite siehet. Im Auf- oder Heruntersteigen, \xFCberfallen einem vielmal Gew\xF6lke, da\xDF es ganz finster wird, bis man sie endlich \xFCbersteiget, und die Sonne wieder sehen kann. Von hier sieht man auch den gefrorne See, welcher den Sommer \xFCber gefroren, und nur in der Mitte offen ist. Wenn man sich auf der Spitze ein par Stunden aufh\xE4lt, so mu\xDF man trachten, da\xDF man gegen Abend, wieder herunter k\xF6mmt, wo Holz ist, auf das Nachtlager, und so braucht man drey Tage Zeit, diese Spitze zu besteigen.
Gegen S\xFCdwesten ist 20. der so genannte
Kastenberg, auf dem auch ein
See ist, der sehr hoch zwischen diesem und dem
Gerlachberge stehet, und oben eingebogen ist. Hier ist der
Felkgrund, und oben
der hohe Wasserfall, wo man rechter Hand, gegen die Nordseite, grosse und kleine Granaten in einer graulichen Mutter findet. Oben in dem langen Spalte, oder Wasserfalle, st\xFCrzen sehr oft grosse Steine herab, die voller Granaten sind. Unter dem Wasserfalle, und auch ober demselben, ist ein See, an dem viel L\xF6ffelkraut wachst. 22) Linker Hand unter dem Felsen des
Gerlach-
22) Nirgends k\xF6nnte man sich vielleicht das rauhe und kalte Gr\xF6nland besser vorstellen, als in dieser Gegend ober dem Wasserfalle, wo man weiter nichts, als Wasser, ungeheure Felsen, Schnee, und hier oder dort am Wasser, ein wenig L\xF6ffelkraut siehet.
(p30)
bergs, ist ein goldh\xE4ltiger Zinnobergang, lichtroht und sehr fein, und ich habe schon vor 17. Jahren dort Zinnober abgestuft. Gerade auf der andern Seite \xFCber den See, ist an dem Felsen ein Loch, wo es auch Granaten giebt. 23) Dieser Granatenberg streichet bis an die
Donau, bey
W\xF6r\xF6tze, eine Meile ober
Wazen. Wenn man gegen Westen \xFCber den Grod gehet, so k\xF6mmt man zu dem gefrornen See.
21. Ist der
Gerlachberg, welcher oben eingebogen ist, und in der Mitte gegen S\xFCden eine grosse Grube hat. 22. Der
Botzdorfer Berg, der auch ziemlich hoch ist. 23. Erscheint der
Mengsdorfer Berg 23) der erste vom
Zipser Komitate. Allbier wachsen viele Linb\xE4ume, die Frucht tragen (in Tyrol nennen sie dieselben Zirmba\xFCme) wie die Tannzapfen, doch nicht so lang, sondern rundlicht, wie die H\xFCner-oder Aenteneyer, inwendig sind kleine d\xFCnnsch\xE4lige schmackhafte N\xFC\xDFchen, so, da\xDF wenn man die N\xFC\xDFe i\xDFt, so schmecket oder riechet s. v. der Urin des andern Tages, wie Feigelwurzel.* Diese B\xE4ume sind so dick als
22) Alle diese Granaten, besonders die gr\xF6\xDFern, sind meist undurchsichtig, und in der Farbe schlecht; daher sie auch keinen besondern Wehrt haben.
23) Diese drey Berge N. 21. 22. und 23. geh\xF6ren nebst den darunter befindlichen Waldungen, Feldern und Dorfschaften der Mariaschischen Familie, und die slowakischen Einwohner haben denenselben besondere, von ihrer \xE4u\xDFerlichen Gestalt hergenommene Namen beygeleget. Den ersten Nro. 21. oder den Gerlachberg, nennen sie wegen der darauf an der Seite befindlichen Grube, in ihrer Sprache Kotel, den Kessel. Den zweyten 22. Hreben, den Kamm; weil seine uebereinander hervorragenden Spitzen einem Kamme gleichen. Den dritten 23. Kopa, den Heuhaufen; weil er von einer Seile eine solche Figur Macht.
*Die n\xE4mliche Wirkung thun auch ein par Tropfen vom Linbaum\xF6hle, wenn man sie beym Schlafengehen einnimmt; oder wenn ein Tischler oder Bildhauer in der gleichen Holz arbeitet.
(p31)
ein Sch\xE4ffel, da\xDF man Bretter davon schneiden kann; und in den Kleiderschr\xE4nken die man davon machet, halten sich keine Motten noch W\xFCrmer auf.
Zwischen diesen zwey Bergen Nro. 22. und 23. ist der
Poppersee in einem erhabenen Thale oberhalb dem Dorfe
Stolna oder Stoln, und ist der gr\xF6\xDFte und tiefste See von dieser Seite des Schneegebirges, mit hohen Felsen umgeben. Er hat den Ausflu\xDF von der S\xFCdseite, aus welchem der Flu\xDF
Poprad entspringet. Es giebt auch in diesem See Forellen. Der Flu\xDF Poprad lauft gegen Norden nach Pohlen, (sonst keiner aus Ungern; sondern es stie\xDFen alle gegen Osten) und f\xE4llt zwischen
Alt- und
Neu Sandetz, in den Flu\xDF
Dunawetz, welcher auch von der Pohlnischen Seite des Karpatischen Gebirges entspringt, und sich bey
Opatowka in den
Weichselstrom ergie\xDFt; welcher auch von der pohlnischen Seite des Karpatischen Gebirges, hinter
Bilitz auf der Schlesischen Seite entspringt, und sich bey
Danzig in die Ostsee ergie\xDFt. Das Dorf
Stoln liegt hart unter dem Karpatischen Gebirge, und geh\xF6rt der
Mari\xE4schischen Familie, ist auch de\xDFwegen merkw\xFCrdig, weil in demselben allda die Rudera eines grossen Klosters, welches den Tempelherren zugeh\xF6rt hat, noch zu sehen sind. 24)
Das andere Thal gegen S\xFCdwesten ist nicht weit von diesem entfernt, und wird Zlatinsky Zleb 25) genannt. Es sind in diesem Thale mineralische Gold-Silber-und Zinnoberadern. Es liegt auch hier viel Schnee, der selten zergehet. Bey diesem Thale ist merkw\xFCrdig,
24) Es war dieses Geb\xE4ude, davon die Uiberbleibsel und St\xFCcke von Mauern zu sehen sind, eine Benediktiner Abtey, und nie ein Sitz der Tempelherren.
25) Zlatinsky Zleb, hei\xDFet auf deutsch, der Drachenkumpen: was aber von den hier gedachten Berggeistern zu halten sey, und wie dieses Gespuck ganz nat\xFCrlich erkl\xE4ret werden kann, wollen wir bey einer andern Gelegenheit zeigen.
(p32)
da\xDF die Berggeister mit Steinen auf die Leute werfen sollen, welche mieneralischen Adern nachsuchen. Dort oben, wo die zwey Schlichten zusammen kommen; ist die rechte Goldader, und gediegen gewachsenes Gold, in einem wei\xDFen festen Gestein, welches ich selbst gesehen habe. Dieser Ort ist stets mit Schnee bedecket. Man findet ihn \xF6fters Blutroht, den der Regen von den hohen Felsen, welche zinnoberisch sind, absp\xFClet. Wenn, man von der andern Seite von S\xFCden gegen Norden einen Stollen auf etliche 30. Klafter treiben wollte, so k\xE4me man auf den reichen Gang.
Dann machen die Karpatischen Gebirge einen Drey angel, und die\xDF sind die Namen der Karpatischen Gebirgespitzen in dem Zipser Komitate, und der Seen und Fl\xFC\xDFe, so daraus entspringen. Hinter dem Lotzenloch, vor der
Wisoka ist noch ein hoher Berg, welcher aber von hier wenig gesehen wird. Jetzt folgen die Bergspitzen der
Liptauer Gespanschaft.
Nro.1. Ist der hohe Berg
Wisoka. Die Spitzen des Karpatischen Gebirges ziehen sich von S\xFCden gegen Westen hinter den Hochwald. 2. Die Henska, 3. die Basta, 4. die Minitza; alhier k\xF6mmt ein Wasser her, flie\xDFet in das Zipser Komitat, und f\xE4llt hinter
Lautschburg in den Poperflu\xDF. 5. Ist der Berg Pilky, der aus gro\xDFen Felsen bestehet. 6. Der Turkow. 7. Der Ostry. 8. Der kleine Kriw\xE1n. Unterhalb diesen zween Bergen ist ein See,
Zelene Pleso (der gr\xFCne See) genannt. Aus diesem entspringt, der
Waagflu\xDF, davon auch das Dorf
Wazec, den Namen hat. Der
schwarze Waagflu\xDF aber, entspringet aus der K\xF6nigsh\xF6le (K\xF6nigsberg) und k\xF6mmt unter
Wazec, mit jenem zusammen. 9. ist der grosse
Kryw\xE1n, ein sehr hoher, rauher, und krummer Berg auf dem
Wazezer Territorio. Dieser Berg ist sehr mineralisch, absonderlich goldreich. Es giebt auch Silber und
(p33)
Antimonium-Aerz, und Bergwerke allhier. 26) Unter dem Bergwerke welches sehr hoch ist, war vor diesem ein Stampf, oder Pochwerk; denn es ist oben auf dem Kriw\xE1n unter der Spitze, in der Schlicht gegen S\xFCdwesten ein Wasserfall. Das Gold bricht Putzenweise all hier, und findet man gediegen gewachsene Goldk\xF6rner im grauen Qwarze.
Nro. 10. Ist der Berg Hruby. Allhier ist eine grosse H\xF6hle, Noveno Antrum genannt, doch nicht so gro\xDF als die
Demanower H\xF6hle. 11.Granat, ein grosser Berg gegen Pohlen, welcher von den vielen Granaten, die auf demselben gefunden werden, so genennet. wird. 12. Ist die
Koprowa Welka. 13. Jaworowe. 14.
Krizno. 15. Towanowa. 16.Die
Hlina. Zwischen diesen zweyen Bergen ist von Pribilina ein Durchgang zu Fu\xDF und zu Pferde nach Pohlen. Linker Hand gegen Westen, weit im Thale, ist der sehr tiefe Pribiliner See oberhalb dem hohen Wasserfalle, welcher seinen Ausflu\xDF gegen Osten hat. Ich habe ihn vor einem Jahre untersucht, auch beschrieben, und gefunden, da\xDF er drey Stunden von diesem Dorfe, an der Pohlnischen Gr\xE4nze mit hohen Felsen und Bergen umgeben, und mehrentheils gefroren ist. Er tauet nur im Augustmonate auf. Von vorne gehet es gleich tief, wie in einen Kessel; von der hintersten Seite am Felsen aber, ist es 200.
26) Man hat zwar hier bereits in alten Zeiten Bergwerke angeleget, allein sie sind auch allzeit stehen geblieben. Vor etlichen Jahren machten sich einige Gewerke zusammen, wollten die Sache mit rechtem Ernste und Nachdruck angreifen, und bauten zugleich ein neues Pochwerk, indem sie bereits auf ordentliche Goldg\xE4nge gekommen waren, davon die Aerze in kleinen Proben, nicht uneben ausfielen: allein auch dieser Bau wollte die darauf verwendeten Kosten nicht tragen, und um so weniger Ausbeute geben. Die Gewerkschaft wurde also auch die\xDFmal gen\xF6htiget den Bau, nur Verlust zu verlassen, und nun bauet niemand mehr da.
(p34)
Klafter tief. Es giebt auch im Thale mineralische Kupferadern. Das
wei\xDFe Wasser 27) welches bey dem Schlosse Hradek in die
Waag f\xE4llt, hat seinen Ursprung aus diesem See.
Nro. 17. ist die kleine
Tomanowka, hinter welcher 18. die
Zakopana auf der Pohlnischen Seite stehet. 19. Die
Kamenista. 20.
Bistro. 21. Der Berg Rakowa. 22. Der Berg Repa. 23.
Roh\xE1tsch. 24. Ternowetz welky. 25. Maly Ternowetz. 26. Der Berg Stitt. 27. Der Berg Lazno 28. Proszeczka und 29. Spusstjak.
Ehe man \xFCber den Hochwald nach der Liptau k\xF6mmt, Sterba grad gegen \xFCber, ist im Gebirge das so genannte Lotzenloch. Wenn es in diesem Thale wolkigt und tr\xFCb ist, so folget gewi\xDF ein Regen desselben Tages. Dieses ist der allhiesige Bauernkalender, und Barometer. - Diese beschriebenen Berge, erstrecken sich bis hinter
St. Nikola, und 4. und 1/5 Meile Weges in die L\xE4nge. Dann sind noch einige Berge bis
Dl\xFCha Luka; wo ein Durchgang nach Pohlen zwischen den Bergen sich befindet.
Es sind auch noch grosse Felsen bey dem Dorfe Lutschka; oberhalb demselben ist ein warmes Bad, und ein ganzer Berg 28) gleich bey dem Dorfe linker Hand, wie man in das Bad gehet, von petrificirten Bl\xE4ttern, Holz, und Baumrinden. Auch wenn man auf den Wiesen um das Bad in der Ebene gr\xE4bt; findet man dergleichen mit Tufstein vermenget. Den Durchgang, der sich hier in das Orawer Komitat befindet, kann man auch mit W\xE4gen passiren. Dann ist der hohe Berg
Chotsch, von welchem ich in meinem ersten Theilen
27) Dieses Wasser hei\xDFt die Bela, und hat einen sehr schnellen und rei\xDFenden Lauf, also, da\xDF es auch grosse Kieselsteine mit sich fortrei\xDFet.
28) Ist nur ein Rand, unter dem sich ein hohler Weg befindet, der aus dem Dorfe in das nahe dabey befindliche Bad gehet.
(p35)
im Jahre 1757. ausf\xFChrlich geschrieben habe 29); in sonderheit von den Felsen, die da bey dem w\xFCsten Schlo\xDFe Likawa j\xE4hrlich um St. Johann brennen.
Dann sind noch einige Berge in dem
Liptauer Komitate, wie sie nacheinander folgen, vom Zipser Komitat her, bis in die Drawa. Da sind grosse und hohe Berge gegen Pohlen, als da ist der Baba Hora, ungleichen Knesowa Hora: Gegen Bielitz oder Schlesien, dar\xFCber der Weg dahin geht, erstrecket sich das Gebirg gegen die Jablunka, und ist auf dem Berge eine Schanze, und ein Gr\xE4nzpa\xDF Ungerns mit Schlesien. Dann erstrecket sich das Gebirg an der M\xE4hrischen Gr\xE4nze gegen Oesterreich, und ist das Ende desselben bey Pre\xDFburg, auf welchem das Schlo\xDF stehet.
Dieses w\xE4re also die Situation und Beschreibung des Karpatischen Gebirges, wie es sich nach der L\xE4nge mit seinem Anhange erstrecket, und wie es Ungern von den angr\xE4nzenden L\xE4ndern unterscheidet. Was aber die Breite anlanget, so hat das Karpatische Gebirg einen Anfang von unterschiedlichen hohen Bergen, aus viele Meile Weges der angr\xE4nzenden L\xE4nder. Von der Ungrischen Seite aber erstrecket sich die Breite an vielen Oertern \xFCber etliche 20. Meilen.* Das Karpatische Gebirg hat auch diese Eigenschaft, da\xDF, wenn es unten regnet, so f\xE4llt im Gebirge Schnee, selbst mitten im Sommer. 30.)
29) Diese Schrift ist zu dato noch nicht an den Tag gekommen, und vielleicht wird auch manches N\xFCtzliche darin nen enthalten seyn.
* Der Verfasser nimmt hier die Karpatischen Gebirge in einem weitl\xE4uftigen Verstande, und verstehet darunter alle mit denselben verbundenen und angr\xE4nzenden Mittelgebirge, im Thurozer, Barscher, Honter, Sempliner und anderen Komitatern, ebenso, wie Matth. Bel in Comp. Hung. Geogr. pag. 2. \xA7. V. & segg.
30) Dieses ereignet sich zwar nicht allezeit, sondern nur zu der Zeit, wenn unten ein kalter Regen f\xE4llt; \xF6fters aber hagelt es bey einem warmen Regen oben im Gebirge sehr h\xE4ufig.
(p36)
Von den drey Naturreichen des Karpatischen Gebirges.
1. Von dem Mineralreiche.
Es befinden sich auf dem Karpatischen Gebirge mineralische G\xE4nge, Kl\xFCfte, und Adern von unterschiedlichen Bergarten, als n\xE4mlich: Gold, Silber, Kupfer, Bley, Antimonium, Eisen, Markasit, und Kie\xDF: allein in dem
Zipser- und
Liptauer Komitate, wo die h\xF6chsten Spitzen dieses Gebirges sind, werden wenig Bergwerke gebauet.
Die erste Ursache davon ist: da\xDF an vielen Oertern ein verdrehtes Gebirg ist, die Kl\xFCfte bald verfallen, auch die G\xE4nge nicht allenthalben ordentlich streichen. Zum andern, sind die G\xE4nge an vielen Oertern sehr hoch, wo kein Holz ist, ohne dem der Bergbau nicht bestehen kann; und es also mit grosser M\xFChe und Unkosten herauf gebracht werden m\xFC\xDFte, auch die Bergknappen ohne Feuer in der Nacht wegen der K\xE4lte, ohnm\xF6glich bestehen k\xF6nnten. Dazu schmilzt hier der Schnee nur seht langsam; denn an einigen Oertern sieht man ihn noch von vielen Jahren her \xFCbereinander liegen, wie die Bl\xE4tter, die der Wind darauf wehet, Lagenweist \xFCbereinander liegen. Drittens, sind oben auf dem Gebirge viele Seen, und starke Wasserqwellen, welche mit grosser M\xFChe und Unkosten, gew\xE4ltiget werden m\xFC\xDFten. Weil auch lauter Felsen sind, die nicht mit Schl\xE4gel und Eisen k\xF6nnen traktirt werden, sondern alles mit Pulver gesprenget werden m\xFC\xDFte, so ist zu besorgen, da\xDF ein Wasser ausbrechen, und die darunter wohnenden Leute \xFCberschwemmen m\xF6chte. Viertens, so sind in den Ober-und Nieder ungrischen Bergst\xE4dten, noch allerhand mineralische Adern genug, wo man Bergwerke anlegen k\xF6nnte: denn einige Bergst\xE4dte liegen nahe, und nur etliche Meilen Weges von dem Karpathischen Gebirge; von welchen Oertern, die G\xE4nge in diese Gebirge streichen. Denn ein mineralischer Gang
(p37)
streichet \xF6fters 20. 30. auch mehr Meil Weges, bis er seine Endschaft erricht. Also gehet es auch mit den Edel-und andern Steinen: denn ich habe es in der That bey meiner Untersuchung befunden, und den n\xE4mlichen Granatengang, der in dem F\xF6lckgrunde des Karpatischen Gebirges ist, \xFCber Mur\xE1n in dem
G\xF6m\xF6rer, Szokal in dem
Nograder, und bey W\xF6r\xF6tze in dem
Gro\xDF-Honter Komitate gefunden, welchen Gang die
Donau abgesschnitten; und ich weis nicht, wie weit er noch \xFCber die Donau gegen Slavonien gehen mag. Also hat es auch seine Beschaffenheit mit den Topasen, welche von der K\xF6nigsh\xF6hle, bis in den
Klein- Honter Komitat nach
Rimawa und
Klenotz streichen. Im gleichen gehen die Streichen von den Karniolen, Achat, Chalcedon, und Jaspis, aus den
Weingebirgen hinter Tokay her, aus
Benye,
Toltschwa und
Horw\xE1th, bis
Erlau und auf die
Matra bey
Gy\xF6ngy\xF6sch, wie aus meiner Reisebeschreibung, und Untersuchung der Seltenheiten der Natur zu ersehen ist. 31) Es befinden sich auch in dem Karpatischen Gebirge aller hand Edel-und andere Steine, als Rubinen 32) Topase, Achate, Karniole, Granaten, Krystallen, u. a. m. De\xDFgleichen Hemathites, Marmor, Marienglas, Steinmilch, Terra Sigillata, u. d. gl. und man hat noch nicht zu allen Oertern kommen, k\xF6nnen; weil diese Untersuchung, nicht ohne Geduld und
31) Es w\xE4re zu w\xFCnschen, da\xDF man auch diese Reisebeschreibung und Untersuchung der Naturseltenheiten irgendwo ausfindig machen k\xF6nnte, um dadurch in der Naturgeschichte unseres Vaterlandes etwas mehr Licht zu erhalten! Es ist immer Schade, wenn dergleichen Schriften verloren gehen; gesetzt sie w\xE4ren auch noch so unvollkommen und mangelhaft; so dienen sie doch an statt eines Leitfadens, die darinn angef\xFChrten Sachen n\xE4her zu erforschen, und zu untersuchen.
32) Was die Rubinen betrift, scheinet es noch vielen Zweifeln unterworfen zu seyn.
(p38)
Flei\xDF geschehen kann. Man findet auch an einem und dem andern Orte, je l\xE4nger je mehr Naturalien.
2. Von den Vegetabilien.
Davon befinden sich auf den Karpatischen Gebirgen allerhand Wurzeln, Kr\xE4uter, Gr\xE4ser, und B\xE4ume; als da sind erstlich am Fusse des Gebirges, kleine Str\xE4ucher, Stauden, Haseln, Birken, Weiden, Tamarisken, Wacholder, Kleinbeeren, Faulbeern, Pfaffenhaasel, Rauberstr\xE4uche, Joannisbeeren, Himbeeren ec. Dann kommen an die grossen Ba\xFCme, als Fichten, Tannen, Birken, Erlen, Lerchb\xE4ume, Ahorn, Birn, Aepfel, Kirschen, Saalweiden, Espen, Aeschen, Linden, Kienba\xFCme oder Kiefer; auch an manchen Oertern Buchen, und Eichen. 33) Im
Zipser und
Liptauer Komitate sind besonders an einigen Orten die Zirnb\xE4ume, welche in Tyrol auch wachsen; allhier nennet man sie Linba\xFCme 34) von welchen ich vorher schon Meldung gethan habe. Von den Wipfeln dieses Holzes, wird ein vortreffliches Oel gebrannt, welches wohl riechet, und zu vielen innerlichen und \xE4u\xDFerlichen Sch\xE4den des menschlichen Leibes, dienlich ist. Es hat dasselbe im Jahre 1676. seinen Anfang genommen, und ist von Herrn D. Spielenberger in Leutschau, approbiert worden.
Ober diesen dicken B\xE4umen, ober Waldungen, w\xE4chst das Krummholz, und zwar sehr wunderbar. Der Stamm desselben, ist zwey oder drey Spannen in die Runde dick,
33) Ob noch heut zu Tage in den eigentlichen Karpatischen Gebirgen in der Zips und Liptau Eichen vorhanden sind, daran ist sehr zu zweifeln; wohl aber in den andern Mittelgebirgen, die von jenen nicht weit entlegen sind.
34) Der Zirnbaum, den man hier Linbaum nenet, ist allem Ansehen nach die Sibirische Ceder (Pinus Cembral), die in Sibirien, und auf den Schweitzergebirgen w\xE4chst. Man h\xE4lt daf\xFCr, da\xDF er den Cedern von Lisbar sehr nahe komme.
(p39)
eine
Klafter oder anderthalb hoch, und breitet sich bald von unten eine halbe
Ellen aus, weit um den Stamm herum, etliche Klaftern der Erde nach; windet sich auch \xF6fters so krumm ineinander, da\xDF wenn ein Mensch durch das Krummholz gehen will, er sehr vorsichtig von einem Aste auf den andern treten, und also oben hindurch zukommen trachten mu\xDF, damit er nicht durchfalle. Kommt aber ein Pferd, oder ein Rind dar\xFCber, so bricht es leicht ein Bein. Es gr\xFCnet Winter und Sommer, und hat ein fachlichtes Laub (Tangeln), wie die Kieferb\xE4ume. Wenn nun ein fremder oder unbekannter Mensch das Karpatische Gebirg besteigen will, so mu\xDF er einen J\xE4ger oder Gemsensch\xFCtzen, zum Wegweiser mitnehmen, denn sonst k\xF6mmt er gewi\xDF nicht fort. Die hiesigen Sch\xFCtzen, wissen schon die Viehtriften oder Fu\xDFsteige durch das Krummholz,
Von den Reisern und Wipfeln, brennet man das edle Krummholz-Oel; welches sonst Balsamus Hungaricus genannt wird. Es kann auch ein Balsam durch die Sonne gezogen werden auf folgende Art und Weise: man mu\xDF etliche hundert Gl\xE4schen mit l\xE4nglichten H\xE4lsen, an der Seite aber mit krummen H\xE4lschen, und einem kleinen Luftloche haben, welches unten zugekehrt seyn mu\xDF, da mit kein Regenwasser, oder Tha dazu kommen kann, Dann mu\xDF man den, Wipfel oben ein wenig an der Spitze abschneiden wo die Knospen sind, und in den Hals des Gl\xE4schens thun, es mit Wachs um und um wohl verkleben, und dar\xFCber mit einer Blase zubinden. Doch m\xFCssen die Gl\xE4schen nicht nahe beysammen seyn, sonst schl\xE4get sie der Wind zusammen, und sie zerbrechen. Dieses mu\xDF bald im May geschehen, und man mu\xDF ein solches Krummholz dazu w\xE4hlen, das die Sonne den ganzen Tag bescheinet; und so bek\xF6mmt man etliche Tropfen dieses Balsams in jedes Gl\xE4schen, nachdem der Stamm frisch und harzig ist. Das Abnehmen der Gl\xE4schen mu\xDF im September, und wenn es das Wetter zul\xE4\xDFt, auch gegen den
(p40)
Oktober geschehen. Nachdem der Sommer warm ist, bek\xF6mmt man von diesen Balsam mehr, oder weniger. Dieser Balsamus Hungaricus auf diese Art durch die Sonne herausgezogen, ist beynahe dem Oppobalsamo am Geruch, Tugend und Wirkung gleich, und viel, besser, als der durch das Feuer in kupfernen T\xF6pfen gebrannt wird. 35) Das Recept, die Tugend, und Wirkung davon hat Herr Doktor
Christian Augustin ab Hortis Leibmedikus des h\xF6chstseligen
Kaisers Ferdinands des Dritten im Jahre 1640. beschrieben, welches ich hiemit, so wie sichs mein Vater aufgezeichnet hat, mittheile.
„Dieses Balsams, oder Oels Gebrauch ist zweyerley, \xE4u\xDFerlich n\xE4mlich, und innerlich. Der innerliche ist von 7. bis 9. und mehr Tropfen, nach dem Alter, und
der Natur der Patienten. Er wird Morgens, wann man aufstehet, oder Abends, ehe man zu Bette gehet, in Wein, oder Aquavit zu sich genommen. Da er denn
1) alle Verstopfungen der Leber und Nieren m\xE4chtig \xF6fnet, und die Hypochondrie heilet. 2) F\xFChret er ohne Beschwerung alle Unreinigkeiten des Gebl\xFCts durch den
Schweis, und Urin aus, ja selbst die Venerische Unsauberkeit. 3) Treibet er den Sand, und Nierenstein auch 4) Das Monatliche der Frauenzimmer und die goldene
Ader. 5) Er stillet den Saamenflu\xDF, und andere kalte Fl\xFC\xDFe. 6) Stillet die langwierigen Kopfschmerzen. 7. Dient er wider den Husten, und allerhand Brustkrankheiten, besonders aber wider die Lungen- und Schwindsucht, und das Seitenstechen."
35) Dasjenige Krummholz\xF6l, welches unter diesem Namen entweder im Lande herumgetragen, oder auch in den Apothecken verkauft wird, wird nicht nach dieser Vorschrift herausgezogen, sondern meist von Botsdorfer Bauern vermittelst des Feuers, und einer Brandweinblase zubereitet, aber auch meist mit Terpentin\xF6l verf\xE4lscht; daher man auch die rechte Wirkung davon, nicht so gut, wie von jenem, erwarten darf.
(p41)
"Der \xE4u\xDFerliche Gebrauch heilet alle frische Wunden, wenn sie nicht gar zu gro\xDF oder tief sind, innerhalb 24. Stunden, und zwar, ohne Eiterung oder Narben; gr\xF6\xDFere aber innerhalb 3, oder 4. Tagen, und zu dem Ende la\xDFt man einige Tropfen in die Wunde, Verbindet solche aber mit einem Wachstuche, damit die geistigen, und fl\xFCchtigen Theile desselben nicht verfliegen. Siehe die Dissertation des Herrn Doktor Makler, de morbo Ts\xF6m\xF6r, Hungaris endemio, auf der 45-igsten und 46igsten Seite. 36) In Summa, dieser Ungrische Balsam hat alle Kraft und Wirkung des Orientalischen, wie solches die vielf\xE4ltige Erfahrung auch an hohen Personen, absonderlich aber an
Sr. Kaisers. K\xF6nigl. Majest\xE4t, Ferdinand dem Dritten H\xF6chstseeligen Gedachtni\xDF, durch obbenannten seinen Leibarzt, wahr und probirt erfunden worden, der de\xDFwegen den Ungrischen Adel, und ein Adeliches Gut in
Gro\xDFlomnitz erhalten bat, 37) Dieses Balsams Tugenden, und Arzneykr\xE4fte, hat die Erfahrung zu unsern Zeiten, ebenso bew\xE4hrt befunden.
36) Das N\xE4mliche von diesem Krummholz\xF6le, oder Karpatischen Balsam, f\xFChret auch Franz Ernst Bruckmann in Epist. Itinerar. LXXXIX, an, und setzet von dem \xE4u\xDFerlichen Gebrauche noch hinzu: 1) Er heilet die Unreinigkeit der Kinder, und den feuchten Ausschlag derselben am Haupte sowohl, als im Gesichte, hinten 3. Tagen aus dem Grunde, ohne einiges Merkmaal davon zur\xFCckzulassen. 2) Alle alten um sich fressenden Schalen, in ein par Wochen, wenn solche des Tages dreymal, Morgens n\xE4mlich, Mittags und Abends damit bestrichen, und mit einem Wachstuche zugebunden werden. 3) In kalten Fl\xFC\xDFen, Qwetschungen, geronnenem Gebl\xFCte, und Gschwulsten, von welchen meist L\xE4hmnungen der Glieder, und langwierige Nervenkrankheiten entstehen, ist er ebenfalls \xFCberaus wirksam. Er lindert auch, und vertreibet das H\xFCftweh. —
37) In den Ungrischen Adelstand ward Christian ab Hortis noch von K. Ferdinand dem Zweyten im Jahre 1631 erhoben, und sein adeliches Gut in Gro\xDFlomnitz, und Hun\xDF-=
(p42)
Hier folget nun auch etwas von dem Linbaume, und desselben Oele, ebenfalls nach der Beschreibung meines seligen Vaters.
„Die Materie, aus welcher das Linbaum\xF6l, ebenso, wie der Ungrische Balsam destilliret, wird, ist ein hoher und dicker Baum, dessen Zweige sowohl im Winter als im Sommer gr\xFCn bleiben. Er hat ziemlich grosse Nadeln, und w\xE4chst auf den Karpaten unter dem Krummholze, und zwar so dick, da\xDF man davon Bretter, fast eine Pohlnische
Elle breit bek\xF6mmt. Das Holz desselben ist wei\xDF, nicht sonderlich hart, hat aber einen angenehmen Geruch, und ist so dauerhaft, da\xDF es aller Faulung widersteht, von den W\xFCrmern nicht angefressen wird, auch kein anderes Ungeziefer leidet. Daher auch alle Hausger\xE4hte aus diesem Holze, als Schr\xE4nke, Tische, und Bettsteller sehr lange dauern; die K\xE4sten davon aber die Kleider f\xFCr den Motten sehr gut bewahren. Die B\xFCcherstellen von diesem Holze, bleiben von allen W\xFCrmern frey. Dieser Baum tr\xE4gt Zapfen, die denen an der Tanne \xE4hnlich, jedoch dicker, und r\xFCnder sind. In denselben stecken N\xFC\xDFe von der Gr\xF6\xDFe einer Erbse, deren Kerne \xFCberaus schmackhaft sind. In jedem dieser Zapfen, befinden sich 30. bis 60. und mehr dieser N\xFC\xDFe, welche sehr gut zu essen, besonders aber denen die am Steine leiden, \xFCberaus dienlich sind. Wenn man sie genie\xDFt, so bek\xF6mmt der Urin einen Veilchengeruch. Dieser Baum, wird fast nirgends, als in den Karpaten, und auf den sogenannten Alpen, welche Deutschland von Italien trennen, gefunden. 38) In Italien ist er sehr bekannt, tr\xE4gt aber
dorf, hat er mit seiner Gemahlinn Susanna Sz\xE9kely von Doba erheurathet; sonst aber auch von K. Ferdinand dem Dritten eine Gnadenkette, und andere Merkmaale Kaiserlichen Hulden erhalten.
38) Itzt findet man die\xDF B\xE4ume nicht nur in der Zipser- und Liptauergespanschaft in den Obstg\xE4rten, sondern wie
(p43)
aber wegen der w\xE4rmeren Gegend gr\xF6\xDFere N\xFC\xDFe, als auf dem Karpatischen Gebirge. Diese N\xFC\xDFe werden bey uns nur durch viele M\xFChe und Flei\xDF erhalten, weil ihnen die V\xF6gel \xFCberaus begierig nachstellen.
„Das Linbaum\xF6l, welches im Jahre 1676. auf dem Karpatischen Gebirge von Ungef\xE4hr entdecket worden, ist \xFCberaus s\xFC\xDF, und annehmlich. Innerlich dient es, wenn man fr\xFCh, und Abends 8. bis 10. Tropfen im Wein, oder Aquavite nimmt, 1) Wider alle Entz\xFCndungen, Herzklopfen, und Ohnm\xE4chte; 2) In allen schweren, und eingewurzelten Krankheiten. 3) Heilet es alle Br\xFCche, ist 4) gut im Seitenstechen, R\xFCckenweh, und st\xE4rket den schwachen Magen. 5) Stillet es die Schmerzen der Ged\xE4rme, und der Kolik. 6) Treibt es den Sand und Stein ab. — Aeu\xDFerlich vertreibt es den Schwindel des Haupts, wenn man, ehe man zu Bette geht, die Schl\xE4fe damit schmieret. 2) Wider die Taubheit, und das Ohrensausen, l\xE4\xDFt man etliche Tropfen in die Ohren. 3) Bey dem Rohtlauf, wird der schmerzhaftte Ort Morgens und Abends mit diesem mit Aquavit vermischtem Oele flei\xDFig geschmieret. 4) Br\xFCche werden damit dreymal des Tages eingeschmiert, und besonders bey jungen Leuten gewi\xDF vertrieben. 5) Wider die Faulni\xDF der Z\xE4hne, werden zwey oder drey Gall\xE4pfel gestossen, im Wasser gekocht, das Zahnfleisch damit ausgewaschen, und etliche Tropfen dieses Oels auf die Zunge genommen, und so der Zahn und das Zahnfleisch damit angefeuchtet. 6) Das Grimmen im Leibe, und die Kolik, werden, wenn man den Nabel mit diesem Oele \xF6fter, schmieret, unfehlbar vertrieben. 7) Bey Lenden-und Nierenschmerzen, wird der schmerzhafte Ort zuerst mit einem warmen leinernen Tuche wohl gerieben, und hernach
es die \xF6ffentlichen Nachrichten vor einiger Zeit gemeldet, auch schon im Gr\xE4fl. Festetitschischen Gute Keszthely in der Saladergespanschaft, wo sie sehr gut fortkommen.
(p44)
mit diesem Oele, welches mit Aquavit vermischt ist, gesalbet. - Zuletzt ist zu merken, da\xDF diese Oele damit sie nicht verderben, in schattichten und k\xFChlen, aber trockenen Oertern aufbewahret werden m\xFC\xDFen. —
Au\xDFer verschiedenen andern Wurzeln und Kr\xE4utern, habe ich nachstehender erw\xE4hnen wollen, und zwar von Kr\xE4utern: Herba agrimonia, (Odermennig Sinau, L\xF6wenfu\xDF) Alchimeae, Altheaea (Eibisch,) Angelicae, Anethi, (Dillen,) Azari, (Epich,) Weyrauchkraut u. m. a.
Von Wurzeln: Radix acetosa, Altheae, Angelicae, Apii, Azari, &c. Asparagi, (Spargel,) Bardanae, (Kletten) u. s. w. 39)
Die meisten Kr\xE4uter findet man auf den Gebirgen Mitten in den dicksten W\xE4ldern, so auch Tart\xFCfeln, oder Hirschschw\xE4mme; Agricum, oder Lerchenschw\xE4mme, weil man sehr viele Lerchenb\xE4ume, einige wohl zwey
Klafter hoch, antrift. Es giebt auch viele warme Qwellen, auch Gebirge, an welchen Brunnkresse und Pechbund, auch in dem h\xE4rtesten Winter unter dem Schnee, h\xE4ufig wachsen. Man findet auch rohte Sprei\xDFbeer, gleichfalls unter dem Schnee, die sehr gut schmecken.
3. Von den Animalien des Karpatischen Gebirges.
Unter den wilden Thieren trift man B\xE4ren, W\xF6lfe, F\xFCchse, wilde Katzen, Dachse, Rehe, Marder, und Luchsen, insonderheit aber viele Gemsen an. Diese gehen immer etliche beysammen, und wenn sie weyden, so steht gemeiniglich ein Bock auf der Wache, der, so-
39) Die in diesen Gebirgen merkw\xFCrdigen Kr\xE4uter, und Wurzeln sind hier noch lange nicht alle angef\xFChrt, weil der Verfasser, ihrer in der Beschreibung der Gebirge schon \xF6fter gedacht, und sie da, wo sie wachsen, angemerket hat.
(p45)
bald er einen Menschen erblickt, wie ein Sch\xE4fer zu pfeifen pflegt. Sobald die\xDF die Gemsen h\xF6ren, laufen sie zu ihm, und folgen ihm \xFCberall nach. Dieser Wachhabende Bock steht meistentheils auf einem Felsen, und sieht immer unterw\xE4rts. Es m\xFC\xDFen daher die Wilder, oder Gemsensch\xFCtzen immer suchen, sie zu \xFCbersteigen, und sie von oben zu schie\xDFen trachten. Bisweilen laufen sie auf sehr hohe Felsen, da sie herabgeschossen werden. — In dem Magen der alten B\xF6cke findet man die soge nannten Gemsenkugeln, die den Bezoarsteinen v\xF6llig \xE4hnlich sind. Ich bin von glaubw\xFCrdigen Personen versichert worden, da\xDF sie im Augustmonate \xF6fter auf alte B\xF6cke geschossen haben, da\xDF die Wolle davon geflogen, und der Bock sey doch davon gelaufen. Nach ihrer Meynung ist entweder die Kugel die sie bey sich tragen, oder ein gewisses Kraut das sie gefressen, welches sie schu\xDFfrey macht.
Auch Murmelthiere giebt es in der Menge, welche im Herbste gefangen werden, und dann so fett sind, da\xDF eines 3. bis. 4. Pfunde Fett giebt. Ihr Fleisch ist ebenfalls ziemlich fett, und mit Kraut, oder R\xFCben gekocht, sehr gut zu essen. — Wenn diese Thierchen einen Menschen merken, oder sehen, pfeifen sie so stark, da\xDF es durch die Ohren dringt; sie bei\xDFen auch, wenn sie noch wild sind, sehr stark. Sobald das Gebirg zuwintert, und beschneyt wird, kriechen sie in die H\xF6hlen, und Steinritzen, oder unter die zusammgerollten Steine, darinnen sie sich Nester von Hahren oder Moos zubereiten, und 6,8, auch mehr zusammliegen, und den ganzen Winter \xFCber ohne alle Speise, und Trank wie tod liegen bleiben, indem, wenn man sie ausgr\xE4bt, auch nicht der mindeste Othem bey ihnen gesp\xFCret wird. Sobald aber der Fr\xFChling anbricht, werden sie wieder munter, und laufen aus ihren Nestern. — Ich selbst habe ein Par dieser Thierchen, die, da es eben Winter ist, in einem F\xE4\xDFchen auf etwas Heu, wie tod beysammen liegen. Ich nahm sie in die warme Stube, und nach etlichen Tagen, weckte
(p46)
ich sie mit Gewalt auf, sie wollten aber Weber essen, noch trinken, sondern sind wieder gar bald eingeschlafen.
Von Federwildpr\xE4te hat man hier Auer-Birk-Hafel-und Rebh\xFCner, nicht minder Schnepfen, Krammetsv\xF6gel, u. d. g. An manchen Oertern sieht man auch Hirsche und wilde Schweine.
Dieser Prospekt eines Theils des Karpatischen Gebirges, ist von
Georg Buchholz dem J\xFCngern, im Jahre 1717. gezeichnet worden.
Nro.1. Der Berg
Wisoka in der
Liptauer Gespanschaft, der nur ein wenig hervorragt.
2.
Der erste Zipserberg in dem
Mengsdorfer Gebiete.
3.
Der Bohtsdorfer Berg.
4.
Die Gerlsdorfer, oben sehr g\xE4hen Berge.
5.
Der Kastenberg, oder die Th\xFCrme.
6.
Der Schlagendorfer Berg, sonst auch die Schlagendorfer Spitze genannt.
7.
Die K\xF6nigsnase, ein ungeheurer Felsen.
8. Der
Riegelberg.
9. Der
Kahlenberg.
10.
Der G\xE4nserich, oder die Gans.
11.
Der Steinbacher Grad.
12. Die h\xF6chste
K\xE4sm\xE4rker Spitze, welche die
Lomnitzer den Kamm nennen.
13.
Die K\xE4sm\xE4rker Th\xFCrme.
14.
Die Hunsdorfer Spitze.
15.
Der Schwalbenberg.
16. Der breite Kupferschachtberg.
17. Der
Fleischberg, oder, die Fleischbank.
18.
Die Kupfersch\xE4chte.
(p47)
19. Der
Drechslerberg.
20. Das Beler St\xF6\xDFchen.
21. Die Magura, oder, der finstere Wald.
a. Ein kahler Ort des
Schlagendorfer Berges, aus welchem im Jahre 1662. durch eine Uibeerschwemmmung Wasser gebrochen seyn soll. Itzt ist er nicht mehr zu sehen.
b. Der Schlagendorfer S\xE4uerling. An den dabey befindlichen morastigen Oertern, habe ich zu Ende des M\xE4rzes 1707. Moosbeere unter dem Schnee gefunden, welche von der Gr\xF6\xDFe einer Haselnu\xDF waren.
c. Der
Steinbocksee, besser, der Steinbacher. Von S\xFCden gegen Norden hat er eine l\xE4ngliche Figur, und eine Breite von beyl\xE4ufig hundert Schritten. In der Mitte desselben ragt ein grosser Stein hervor, zu den ich aus jugendlichem Vorwitze geschwommen, und nachdem ich ihn bestiegen, meinen Namen in denselben eingeschnitten habe. Er n\xE4hrt verschiedene Fische, ist an den stei nichten Ufern nur seicht, in der Mitte aber sehr tief. Ungeachtet ich diese Berge in den Hundstagen bestieg, fand ich doch noch sehr viel Schnee, besonders zwischen dem Felsen
d. oder den so genannten Th\xFCrmen.
e. Ein kahler, und glatter Ort, der die Gestalt einer Eidechse hat, und aus welchem auch Wasser gebrochen seyn soll.
f. Der
Ratzenberg.
g. Das K\xE4sm\xE4rker wei\xDFe Wasser, ein sandigter wei\xDFer Platz.
h. Das K\xE4sm\xE4rker St\xF6\xDFchen. Hier habe ich unter einem zwischen zween B\xE4chen, liegenden ungeheuerm Steine ein schiefriges, dem gegossenen Bleye sehr \xE4hnliches Bley\xE4rz gefunden.
(GRAFIK)
Prospect eines Theils der Karpathischen Gebirge, von der Seite von Lomnitz, ohnweit
K\xE4yszmarkt.