Bl\xE4ttern: < zum Text 2zum Text 4 >

ZUM GESAMTINHALT

Ungrisches Magazin, Band 3, Heft 1, Text 3 (S. 60-90)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg, L\xF6we, 1783
Autor: Stefan Sch\xF6nwisner
Zuordnung: Geschichte



(p60)

3. Abhandlung \xFCber einige R\xF6mische Meilens\xE4ulen, welche bey dem Dorfe Promontorium entdecket worden.

\xA7. 1. Eingang

Das Dorf Promontorium liegt unterhalb einem grossen Weingebirge, an dem rechten Ufer des Donaustroms, der Insel Tschepel gegen\xFCber. Von der Stadt Ofen z\xE4hlet man bis dahin eine, von Altofen aber, zwo kleine Postmeilen. In diesem Dorfe sowohl, als in dem Bezirke desselben, werden zuweilen einige Uiberbleibsel des R\xF6mischen Alterthums, haupts\xE4chlich aber alte Steine mit Inschriften entdecket. — Vor ein par Jahren fand man dort eine steinerne S\xE4ule, mit folgen der Inschrift:

(p61)

IMP. CAESAR
MARCVS AVRE
LIVS SEVERVS
A - - - - - PIVS
FELIX. AVG. PON
TIFEX MAXIMVS
TRIBVNICAE POTESTATIS
VIIII. COS
III. PP
RESTITVIT
AB AQ. MIL.
P. VIII.


Dieses Monument machte viele Wi\xDFbegierige aufmerksam. Die Inschrift zeigte, da\xDF es unter der Regierung des R\xF6mischen Kaisers Severus Alexander zu einer Meilens\xE4ule errichtet worden, und zwar, acht tausend geometrische Schritte, das ist, acht R\xF6mische Meilen von einer Stadt in Pannonien entfernt, welche ihren Namen mit den Anfangsbuchstaben AQ bezeichnete. Durch meine Veranlassung ward diese Entdeckung nebst der oben-angef\xFChrten Inschrift zuerst durch die Wiener lateinische Zeitung 1) dem gelehrten Publikum mitgetheilet, und wie ich glaube, von mir auch hinl\xE4nglich bewiesen, da\xDF besagtes Monument eine R\xF6mische Meilens\xE4ule gewesen, welche in einer Entfernung von acht R\xF6mischen Meilen von der Pflanzstadt Aquincum, auf der gemachten, und unter der Regierung des Kaisers Alexander verbesserten Poststrasse gestanden ist. — Kurz darauf sah man schon eine gelehrte Abhandlung \xFCber diese S\xE4ule, welche zu F\xFCnfkirchen 1780. erschien, und den durch sein vortreff-

1) Ephemerides Vindobonenses, Sc. LIV. Anni MDCCLXXIX.

(p62)

liches Werk de statu Ecclesiae Pannonicae ber\xFChmt gewordenen Domherrn Stephan Szalagy zum Verfasser hat. In dem n\xE4mlichen Jahre gab ich auch ein Werkchen heraus, wobey mir eben diese Meilens\xE4ule sehr gute Dienste that. Es ist zu Ofen gedruckt, und f\xFChret den Titel: Commentarius geographicus, in Romanorum Iter, per Pannoniae ripam; davon der zweyte Theil, nebst einem Anhange verschiedener Inschriften von Altpannonien, in welchem auch die Inschrift dieser S\xE4ule mit vielen Anmerkungen beleuchtet worden, etwas sp\xE4ter erschien. – Sogar in den Lebensbeschreibungen Ungrischer, und Siebenb\xFCrgischer Aerzte, hat dieses Denkmaal einen Platz gefunden. 2)

So war nun also gedachter alte Stein der erste dieser Art, welcher in unserm Vaterlande, die Aufmerksamkeit so mancher Gelehrten rege gemacht hat. — Er ward bey einem Br\xE4uhause in, einem neben der Poststrasse neuangelegten Garten ausgegraben; man wu\xDFte aber nicht, da\xDF noch mehr dergleichen Steine an eben diesem Orte verborgen waren. Erst in dem M\xE4rzmonate des verflossenen 1781igsten Jahres, entdeckte man einen grossen Steinhaufen von zerfallenen und gebrochenen runden S\xE4ulen, die ziemlich tief in der Erde lagen. Nicht ohne grosse M\xFChe brachte man solche heraus, und gl\xFCcklich fand man alle St\xFCcke, die f\xFCnf eben solche S\xE4ulen, wie die vorige war, ausmachten, und die alle, wie sie noch ganz waren, fast einerley Figur, Gr\xF6\xDFe, und Dicke hatten. –

Es ist bekannt, da\xDF, wo nicht alle, doch die meisten R\xF6mischen Meilens\xE4ulen, die bisher gefunden worden, aus, einem harten, wei\xDFen, Cylinderf\xF6rmigen Steine bestehen. Sie sind beyl\xE4ufig acht Schuhe lang, und ein-

2. S. Succincta Medicorum Hungariae ac Transilvaniae Biographia. Centur. II. P. II. excerpta ex adversariis Stephani Weszpr\xE9mi, Med. Doct. cet. Viennae, 1781. pag. 214.

(p63)

nen Schuh, sechs Zolle breit; den untern Theil, oder den Grund, der in die Erde eingegraben ward, ausgenommen, der einige Zolle dicker gelassen worden. 3) – Da nun die itzt entdeckten Steine die n\xE4mliche Gestalt hatten, so konnte man es auch beym ersten Ansehen sehr leicht errahten, da\xDF sie ebenfalls R\xF6mische Meilens\xE4ulen waren. Um so viel begieriger suchte ich sogleich die St\xFCcke raus, auf welchen sich einige Buchstaben zeigten. Auf zweyen fand ich ganze, und sehr gut erhaltene Inschriftten, welche nicht nur in den Stein gegraben, sondern, welches bey so alten Denkm\xE4lern \xFCberaus seltsam ist, noch mit einer lebhaften rohten Farbe illuminiret waren; an den \xFCbrigen aber, mehr oder weniger durch die L\xE4nge der Zeit besch\xE4digte Buchstaben. — Ich will diejenigen, welche ich leicht, und ohne viele Muhtmassungen lesen konnte, hier in einer getreuen Abschrift vor Augen legen, \xFCber jede Inschrift meine Anmerkungen mittheilen, und dabey der Ordnung des Zeitalters dieser S\xE4ulen folgen.

\xA7. 2. Die erste Inschrift mit Anmerkungen dar\xFCber.

IMP. CAES.
- - - - - -
ANTONINO
- - - - - - -
INVICTO
AVG. PONT.
MAX. TRIB. - -
V. COS. III. PRO
COS. AB AQ MP.
VIII.


3) Einen Abri\xDF solcher Monumente findet man beym

(p64)

Ehe ich zur Erl\xE4uterung dieser, Inschrift schreite, will ich einen kurzen Begriff von dem alten Gebrauche der Meilens\xE4ulen vorausschicken. — Plutarch sagt: 4) da\xDF Cajus Sempronius Gracchus, der Vorsteher des Volks, (Tribunus plebis) Landstrassen, in Italien mit besonderem Flei\xDFe anlegen, und jede Meile derselben mit steinernen S\xE4ulen besetzen lassen. Woraus erhellet, da\xDF der Gebrauch der Meilens\xE4ulen in Italien schon um das Jahr 628. von Erbauung der Stadt Rom, oder 125. Jahre vor Christi Geburt angefangen. Denn, um diese Zeit lebte der itzt angef\xFChrte Cajus Gracchus; oder er war vielleicht noch \xE4lter, indem Polybius, der um eben diese Zeit schrieb, einige Landstrassen au\xDFerhalb Italien, n\xE4mlich der von Altgallien und Spanien erw\xE4hnet, auf denen ebenfalls alle acht Stadien, welche eine R\xF6mische Meile ausmachten, von den R\xF6mern bemerkt, und ausgezeichnet waren. 5) Diese Erfindung ward in dem R\xF6mischen Reiche mit allgemeinem Beyfalle aufgenommen, und in alle Provinzen verbreitet. Die Landstrasse, welche aus der im Illyricum gelegenen Stadt Apollonia nach Macedonien f\xFChrte, und via Egnatia hie\xDF, war mit solchen steinernen S\xE4ulen auf 335. R\xF6mische Meilen besetzt, wie dieses Strabo 6) bezeuget. —

Janus Gruterus, in Thesauro Inscriptionum; beym Sch\xF6pflinus in Alsatia illustrata; auch bey vielen andern. Und so sind auch die vier Meilens\xE4ulen, die in dem Vorhofe der hohen Schule zu Ofen stehen, beschaffen.

4) Parallel. illustr. vir. in Tib. & C. Graccho. – Elaboravit potissimum in viis muniendis. -- Ad haec per milliaria viam omnem dimensus, (Milliarium autem, octo fere stadia capit) columnus lapidea mensurae signa locavit. –

5) Hier sind seine Worte: (griechischer Text) Lib. III. p. m. 86.

6) Ex Apollonia in Macedoniam Egnatia in ori-

(p65)

Der erste Kaiser, Oktavianus Augustus wollte, da\xDF der Gebrauch der Meilens\xE4ulen nicht nur erhalten, sondern noch vollkommener und ausgebreiteter werden sollte. Er machte sich daher selbst zum Aufseher der Landstrassen, (Curator viarum) und errichtete mitten in der Stadt Rom, nicht weit von dem Tempel des Saturns, wie Plinius 7) bemerket, eine grosse Meilens\xE4ule, welche zum Mittelpunkte aller andern dieser Art dienen, und bey der sich alle Landstrassen von ganz Italien vereinigen sollten. Diese S\xE4ule ist bey den alten Geschichtschreibern unter dem Namen Milliarium aureum bekannt. – Denn, die Meilens\xE4ulen waren nicht nur Zierden der Landstrassen, sondern sie dienten auch dem Reisenden zur grossen Beqwemlichkeit, da sie ihm bey jeder Meile zeigten, wie viel Wegs er von einer Stadt zur andern schon zur\xFCckgeleget, und wie weit er noch zu reisen habe. In der Note will ich ein par Stellen des Quintilianus und des Rutilius Numatianus anf\xFChren, die das, was ich eben gesagt habe, best\xE4tigen. 9)

Diese Meilens\xE4ulen wurden gleich mit dem Anfange der R\xF6mischen Monarchie so hoch gesch\xE4tzet, da\xDF man sie

entem via est, quam per millia passuum mensi sunt, lapideisque columellis usque Cypsellum, & Hebrum amnem millia DXXXV. distinxerunt. – Geogr. Libr. VII. p. 590.

7) Hist. Nat. Libr. III. C. 5.

8) Plutarchus in vita Galbae; Dio, Lib. 55. pag. 737.

9) Facientibus iter multum detrahunt fatigationis notata inscriptis lapidibus spatia: nam & exhausti laboris nosse mensuram voluptati est, & hortatur ad reliqua fortius exequenda. – Quintill. Instit. Orat. Lib. IV. C. 5. --
Intervalla viae fessis praebere videtur.
Qui notat inscriptus millia crebra lapis. Rutilius Nomatianus Lib. II. Itinerarii.

(p66)

als so viele Ehrens\xE4ulen der regierenden Landesf\xFCrsten betrachtete, sie ihnen allein widmete, und daher mit den Namen und Titeln derselben bezeichnete. Diese Gewohnheit ward auch noch unter ben Christlichen Kaisern beybehalten, wie die\xDF der Theodosianische Codex bezeuget, 10) und Sidonius Apollinaris 11) versichert, da\xDF er keine andern Meilens\xE4ulen, als die mit den Kaiserlichen Namen gl\xE4nzten, gesehen habe. – Es ist also kein Wunder, da\xDF auch unsere Meilens\xE4ulen die wir eben beschreiben wollen, mit den Namen der Kaiser prangen. Die obenangef\xFChrte zeigt, da\xDF eine derselben dem Kaiser Antoninus gewidmet sey. Weil dieselbe aber nicht \xFCberall leserlich ist, so entstehet die Frage: welcher Antoninus, da dieser Name mehreren Kaisern gemein war, hier verstanden werden m\xFC\xDFe? – Ich glaube, da\xDF man hier keinen andern, als den ersten dieses Namens, n\xE4mlich, den Antoninus Pius, der dem Hadrianus in der Regierung folgte, annehmen k\xF6nne. Dieser mein Ausspruch scheinet mir um so viel unfehlbarer zu seyn, da auf diesem Monumente der Kaiser Antonin mit der f\xFCnften Tribunicia potestate, und mit dem dritten Consulate 12) aufgezeichnet stehet, welches keinem andern dieses Namens geb\xFChret. Nicht dem Marcus Antoninus mit dem Zunamen Philosophus: denn, dieser schrieb sich zwar Trib. Pot. V. war aber zu der h\xF6chsten W\xFCrde noch nicht erhoben, sondern nur dazu bestimmet; und daher geb\xFChrte der Ehrentitel Augustus, den unser Antonin in besagter Inschrift f\xFChret, dem Marcus Antoninus damals noch nicht. – Was aber das zum drittenmale erhaltene Konsulat anbelangt, so ist es

10) Lib. XV. Tit. 3. de viis muniendis, Leg. 6.

11) Antiquus tibi nec teratur ager,
Cujus per spatium fatis vetustis
Nomen Caesareum nitet columnis. Propemt. Carm. 24. v. 5. sqq.

12) TRIB. - - V. COS. III.

(p67)

gewi\xDF, da\xDF es viel sp\xE4ter, und erst im f\xFCnfzehnten Jahre seiner Tribuniciae potestatis geschehen, wie die\xDF seine M\xFCnzen best\xE4tigen, die ihn nicht eher COS. III. als mit TRIB. POT. XV. darstellen. — Der dritte ist der Kaiser Caracalla, ein Sohn des Septimius Severus, welcher gleichfalls Antoninus hie\xDF. Aber auch dieser konnte nicht TRIB. POT. V. COS. III. geschrieben werden, da man aus gleichzeitigen Urkunden weis, da\xDF er zum erstenmale im f\xFCnften Jahre seiner Tribuniciae potestatis; zum drittenmale aber, ehe nicht, als da er schon das zehnte Jahr des erstern Ehentitels z\xE4hlte, die Konsularw\xFCrde bekleidete, daher auch auf seinen Monumenten das COS. III. erst mit TRIB. POT. X. erscheinet. — Der letzte Antoninus endlich unter den R\xF6mischen Kaisern, mit dem Zunamen Elagabalus, oder Heliogabalus, findet sich auf den Monumenten mit TRIB. POT. V. COS. IV. nicht aber COS. III. 13) – Die \xFCbrigen Kaiser, welche sich des Namens Antoninus anma\xDFten, \xFCbergehe ich mit Stillschweigen, weil solche niemal ohne Beysetzung ihres eigenen Namens auf den Urkunden erscheinen; und diese sind: Lucius Autoninus Verus, Commodus Antoninus, Caesar Diadumenianus Antoninus. – Der Schlu\xDF ist also ganz richtig, da\xDF diese Inschrift, auf der Antoninus Augustus mit TRIB... V. COS. III. stehet, keinen andern, als den ersten dieses Namens andeute. Denn dieser ist vom Kaiser Hadrianus im letzten Monate des 137igsten Jahres nach C. G. an statt des verstorbenen Lucius Aelius Caesar aufgenommen, adoptirt, und mit dem zweyten Range der h\xF6chsten W\xFCrde bekleidet, zum Caesar und Tribuniciae potestatis erkl\xE4ret worden. Antoninus Pius war also im letzten Monate des besagten 137igsten Jahres Caesar Tribuniciae pote-,

13) Mediobarb. Numism. Impp. Ekhel Catal. Mus. Caes. Vindob.

(p68)

statis, und zugleich COS. II. weil er schon zuvor zweymal Konsul gewesen ist. Bald hernach starb Hadrian, dem unser Antonin in der Regierung folgte, und zum Augustus ausgerufen ward. Daher schrieb sich in den letzten Monaten des folgenden 138igsten, und in den ersten des 139igsten Jahres, das ist, im ersten Jahre seiner Regierung, Caesar Augustus Tribuniciae potestatis II. COS. II. Vom Anfange des zweyten seiner Regierung, in dem letzten Monate n\xE4mlich des 139igsten Jahres war er TRIB. POT. III. COS. II. vom ersten J\xE4nner aber des Jahrs 140. geb\xFChrte ihm, da er zum dritenmale Konsul geworden, TRIB. POT. III. COS. III.; und weil er in dem n\xE4mlichen Jahre etliche Monate sp\xE4ter, das dritte Jahr seiner Regierung anfieng: so war er zu Ende des 140igsten Jahrs TRIB. POT. IV. COS. III. – Weil es auch \xFCberdie\xDF bekannt ist, da\xDF zwischen seinem dritten und vierten Konsulate vier Jahre verflossen waren, so ist die Folge nohtwendig, da\xDF auch seine TRIB. V. nur mit COS. III. vereiniget werden konnte, welches im vierten Jahre seiner Selbstherrschung geschah, und das zu Ende laufende 141igste, so, wie das eingetretene 142igste Jahr bezeichnete. Man ist also versichert, erstens: da\xDF diese unsere Meilens\xE4ule und Inschrift unter keinem andern Antonin, als unter demjenigen, welcher Hadrians Nachfolger war, gemacht, und errichtet worden: zweytens: da\xDF das Alter dieses unsers Monuments richtig bestimmet ist, wann man sagt, da\xDF es entweder zu Ende des 141igsten, oder in den ersten Monaten des 142igsten Jahres, das ist: w\xE4hrend dem vierten Jahre der Selbstherrschung des Antoninus Pius mit der Inschrift versehen worden. Endlich scheinet es gewi\xDF zu seyn, da\xDF man die L\xFCcken, welche die Inschrift dieses Meilensteines hat, folgendermassen erg\xE4nzen k\xF6nne:

(p69)

Imperatori Caesari
Tito Aelio Hadriano
Antonino
Pio
Invicto
Augusto Pontifici
Maximo Tribunicae Potestatis
V. COS. III. Pro
Consuli ab Aquinco Millia Passuum
VIII.



Denn, die Vornamen: T. AEL. HADR. sind unserm Antonin so eigen, da\xDF wann man sie auf unserer S\xE4ule noch deutlich lesen k\xF6nnte, es sogleich Sonnenklar seyn w\xFCrde, welcher Antonin hier zu verstehen sey, indem die \xFCbrigen Antonine sich M. AVREL. ANTONINVS schrieben. Der Zuname Pius war auch den andern gemein; unser Antonin aber erhielt denselben zuerst, wie aber und auf welche Art? solches findet man in seiner Lebensbeschreibung. 14) – Was nun die Vornamen Titus Aelius Hadrianus betrift, so hat solche unser Antonin aus Erkenntlichkeit f\xFCr die Adoption angenommen. – Mit allen diesen Vornamen findet man ihn auf vielen Pannonischen Monumenten. Ich will davon nur zwey anf\xFChren, die meinen Comment. Geograph. 15) gleichfalls einverleibet worden. Die eine f\xE4ngt also an:

14) Beym Julius Capitolinus, und bey dem Xyphilen in dem erg\xE4nzten Dio.

15) Part. II. pag. 119. & 121.

(p70)

NVMINI AVG.
ET GENIO IMP. CEAS. T.
AE. HADRIAN. ANTONINI.



Die andere aber:

IMP. CEASAR DIVI HADRIANI F. DIVI TRAIANI
PARTHICI. NEPOS.DIVI NERVAE PRONEPOS. T.
AELIVS HADRIANVS ANTONINUS AVG.PIVS.&c

Und in der That verdiente Antoninus Pius alle Monumente, die man ihm zu Ehren, nicht nur in Pannonien sondern auch in allen Provinzen des R\xF6mischen Reichs errichtet hat. Man h\xF6re nur das Lob, welches ihm Julius Capitolinus 16) giebt: "Er herrschte (sagt er) \xFCber die ihm untergebenen V\xF6lker, mit so vieler Sorgfalt, da\xDF er sie insgesamt nicht anderst, als sein Eigenthum betrachtete, und ihre Gl\xFCckseligkeit so sehr als die seinige zu bef\xF6rdern suchte. Daher waren auch alle Provinzen des R\xF6mischen Reichs, unter seiner Regierung in dem bl\xFChendsten Zustande. Man brauchte keine solchen Leute mehr, die sich auf das Anklagen verlegten, (Quadruplatores) um den vierten Theil der Strafgelder, die der Beklagte zahlen mu\xDFte, zu bekommen. Er zog viele Besoldungen ein, die von m\xFC\xDFigen, und verdienstlosen Leuten bezogen wurden. Denn er pflegte zu sagen, da\xDF es unanst\xE4ndig, ja grausam, und h\xF6chst ungerecht w\xE4re, wann man den Staat durch solche Leute aussaugen l\xE4\xDFt, die keinen Fleis anwenden, sich um denselben verdient zu

16) Julius Capitolinus in obenangef\xFChrtem Buche: Tanta diligentia subjectos sibi populos rexit, ut omnia & omnes, quasi sua essent, curaret. Provinciae sub eo cunctae floruerunt. Quadruplatores exstincti sunt - - - Salaria multis subtraxit; quos oriosos videbat accipere, dicens: Nihil fordidius, immo crudelius esse, quam si rempublicam ii arroderent, qui nihil in eam suo labore conferrent.

(p71)

machen." – Die\xDF ist eine kurze Schilderung unseres vortrefflichen Antoninus, der, alles andere zu geschweigen, die Denkm\xE4ler, welche man ihm auf den Landstrassen, wozu auch unsere S\xE4ule geh\xF6ret, gewidmet hat, gewi\xDF verdiente, weil er in seinem ganzen Reiche das Postwesen merklich verbessert, und dadurch die Beschwerden und Unkosten seiner Unterthanen, so sehr erleichtert hat. 17)

\xA7. 3. Die zwote Inschrift, mit Anmerkungen dar\xFCber.

CAES.
- - - - -
- - - SEVERO
- - - - - - - -
- - - MAXIMO
- - - - - - - -
- - - ANTONINO
- - - NOB. CAES.
- - - - - - - -
- - - - - - - -
AB AQ MP -
- - - - - - - -


Diese Inschrift mu\xDF ziemlich weitl\xE4ufig gewesen seyn, weil sich so viele Merkmaale verst\xFCmmelter und abgenutzter Buchstaben, auf der zerbrochenen und besch\xE4digten zwoten Meilens\xE4ule zeigen. — Ich begn\xFCgte mich, nur das davon hier abzuschreiben, was noch deutlich zu lesen war, und ich bin schon zufrieden, da\xDF noch so viel \xFCbergeblieben ist, als dazu erfodert wird, gewi\xDF zu errahten,

17) Vehicularium cursum summa diligentia sublevavit. Capitolin. in Antonino Pio sub. fin.

(p72)

unter welchem Kaiser sie auf der n\xE4mlichen Landstrasse, wo die \xFCbrigen stunden, errichtet ward. Denn die \xFCbergebliebenen Namen SEVERO auf der zweyten, und ANTONINO auf der sechsten Zeile, setzen es au\xDFer Zweifel, da\xDF die\xDF unter dem Kaiser Septimius Severus, und seinem mitregierenden Sohne Marcus Aurelius Antoninus Caracalla geschehen sey. — Severus regierte von dem Jahre nach C. G. 193. bis 211. Als er den Trohn bestiegen hatte, lie\xDF er seine zween S\xF6hne Antoninos, und Nobilissimos Caesare nennen, daher auch der \xE4ltere derselben, der sonst Bassianus hie\xDF, und hernach den Zunamen Caracalla erhielt, von dieser Zeit an, Marcus Aurelius Antoninus, mit Weglassung des ersteren Namen geschrieben ward; der j\xFCngere aber nebst dem Namen Antoninus, auch seinen erstern, Geta behielt. — Nach dem Parthischen Kriege, welchen Severus um das Jahr C. 198. erfochten hatte, ward Antoninus Caracalla von dem siegreichen Kriegsheere als Augustus, und Mitregent seines Vaters ausgeruffen, wie solches Spartianus bezeuget. — Weil nun auf der vor uns liegenden Inschrift Antoninus Caracalla noch nicht Augustus, sondern Nobilissimus Ceasar hei\xDFet, so l\xE4\xDFt sich daraus ziemlich deutlich schlie\xDFen, da\xDF solche noch vor dem oben aufgef\xFChrten 198igsten Jahre verfertiget worden. 18) — Dieser Severus war dazumal Proconsul in Pannonien, als man den Kaiser Helvius Pertinax zu Rom ermordete, und das Reich dem Didius Julianus verkaufte. Die Legionen, welche in den verschiedenen Provinzen au\xDFerhalb Italien eingetheilet waren, wollten den Kaisermord r\xE4chen, und den unw\xFCrdigen neuen Kaiser, des Trohns, den er erkauft

18) Man kann in meinem Comment. Geogr. P. II. p. 128. 136. 139. und 140. nachsehen, wie die andern Inschriften, wo Septimus Severus mit seinem Sohne Antoninus zu lesen sind, verfasset worden, und aus denselben muhtmassen, was beyl\xE4ufig zur Erg\xE4nzung der gegenw\xE4rtigen fehlet.

(p73)

hatte, entsetzen. Daher ward fast zu gleicher Zeit, Pescennius Niger zu Antiochia in Syrien, und Septimius Severus zu Savaria in Pannonien als R\xF6mischen Kaiser ausgeruffen. 19) Die ersten Legionen aber, welche den Septimius Severus als ihren Kaiser erkannten, scheinen diejenigen gewesen zu seyn, die um die n\xE4mliche Zeit ihr Lager bey der Stadt Carnuntum hatten, weil Aelius Spartianus meldet, da\xDF diese Wahl den 13ten des Augustmonats 20) zu gedachtem Carnuntum geschehen sey. — Zu dieser Parthey schlugen sich bald hernach die \xFCbrigen Pannonischen Legionen, und in kurzer Zeit darauf, auch das ganze Deutsche und Illyrische Kriegsheer. Mit dieser Macht st\xFCrzte Septimius Severus zuerst den Didius Julianus, dann den Pescennius Niger, und zuletzt auch den Clodius Albinus C\xE4sar, und fieng das R\xF6mische Reich allein zu verwalten an.

\xA7. 4. Die dritte Inschrift mit Anmerkungen.

DACICI SARM
- - - - - MAXIMI
AB AQ. M.P.
VIII.



Nur so viel ist von der Inschrift der dritten, in viele St\xFCcke zerbrochenen Meilens\xE4ule unverletzt geblieben. Doch auch aus diesem Uiberbleibsel kann man gar leicht errahten, da\xDF auf diesem Monumente die Namen und Titel des Kaisers Cajus Julius Verus Maximinus Pius Felix Augustus, &c. und seines Sohnes Ca-

19) Hoc tempore Niger Pescennius apud Antiochiam; in Pannoniae Sabaria Septimius Severus creantur Augusti. — Sextus Aurel. Victor. in epitome.

20) Idibus Augusti.

(p74)

jus Julius Verus Maximus Nobilissimus Caesar Filius Maximini Augusti Germanici Dacici Sarmatici Maximi aufgezeichnet waren. Denn gedachte Ehrentitel Dacicus Sarmaticus Maximus geh\xF6rten eigentlich dem Julio Vero Maximino, wie dieses verschiedene andere seiner Monumente bezeugen. 21) Maximinus hat den durch die besiegten deutschen V\xF6lker erworbenen Titel Germanicus, mit zween andern, des Dacius n\xE4mlich, und des Sarmaticus, schon im zweyten Jahre seiner Regierung vermehret. Denn er kehrte nach Pannonien zur\xFCck, vertrieb die herumstreifenden Dacier, und Sarmaten, und jagte ihnen ein solches Schrecken ein, da\xDF sie gezwungen wurden, um Friede zu bitten. — Es sind also die Inschriften, auf welchen der Kaiser Maximinus Dacicus, und Sarmaticus genennet wird, nicht ehe, als um das Jahr Christi 236, welches das zweyte Jahr seiner Regierung gewesen, gemacht worden. — Das Fragment unserer Inschrift, welches zu Promontorium gefunden worden, zeiget acht R\xF6mische Meilen von der Stadt Aquincum*; jene aber zu Essek, hundert und sechzig von der n\xE4mlichen Stadt.** Woraus erhellet, wie weit diese zwo S\xE4ulen von einander entfernt, und wie viel solcher S\xE4ulen verloren gegangen seyn m\xFCssen, die zwischen beyden St\xE4dten, nach R\xF6mischer Art, bey jeder Meile errichtet worden.

21) Auf dem vom Sponius in Miscell. und vom Pagius in Critic. ad ann. 235. num 8. angef\xFChrten Monumente, hei\xDFt dieser Maximinus: Germanicus Maximus Dacicus Maximus, Sarmaticus Maximus; und auf einer andern bey Essek entdeckten Meilens\xE4ule, lautet die Inschrift also:

* AB AQ. M. P. VII.
** AB. AQ. M. P. CLX.

(p75)

\xA7. 5. Die vierte Inschrift mit Anmerkungen.

IMP. CAES.
M. IVLIO PHILIPPO
P. F. AVG. PONTIFICI
MAXIMO. TRIB.
POTESTATIS COS.
PP. PROCOS. ET
MARCIAE OTACILIAE
SEVERE SANCTISSIMAE
AVG. CONIVGI AVG. N.
AB. AQ. MP VIII.


Auf dieser S\xE4ule 22) ist die Inschrift so gut ausgedr\xFCckt, und so wohl erhalten, da\xDF sie sehr leicht zu lesen ist. Die in dem Steine eingegrabenen Buchstaben sind mit einer hellrohten Farbe bestrichen, die noch viel

IMP. CAES.
C. IVL. VERVS MAXIMI
NVS. P. F. AVG. P. M. TRIB. POTEST.
BIS. IMP. III. COS. PROCOS.
PP. ET C. IVL. VERVS MAXI
MVS NOBILISSIMVS
CAES. FIL. AVG. N. DAC.
ICI. GERM. SAR. IMP.
MAXIMI
AB AQ. M. - -
CLX.


22) Diese sowohl, als die folgende S\xE4ule denket der gelehrte Domherr Joseph von Koller k\xE4uflich an sich zu bringen, um sie nahe an der Bisch\xF6flichen Bibliothek in F\xFCnfkirchen aufzustellen.

(p76)

lebhafter wird, wann man den Stein mit Wasser benetzet. Ich habe sogar einige rohte Z\xFCge verschiedener Buchstaben an dem weichen und feuchten Erdboden, wo die Tr\xFCmmer dieser S\xE4ule so lang vergraben lagen, wahrgenommen. — Auf der achten Zeile dieser Inschrift stehet SEVERE statt SEVERAE, nicht nach der Orthographie desselben Zeitalters, sondern aus Unachtsamkeit des Steinmetzes; welches die n\xE4chstfolgende f\xFCnfte Inschrift deutlich beweisen wird. — Die abgek\xFCrzten W\xF6rter auf der vorletzten sowohl als der letzten Zeile, m\xFC\xDFen also gelesen werden: Augustae Conjugi Augusti Nostri. Ab Aquinco Millia passuum octo. — Das Alter dieser Inschrift ist ganz leicht zu errahten; sie ward n\xE4mlich im J. C. 244. zwischen dem ersten Tage des J\xE4ners, und dem 14ten oder 15ten des M\xE4rzmonats verfertiget, welches ich k\xFCrzlich beweisen will. — Sowohl aus den alten Geschichtschreibern, als aus gleichzeitigen Urkunden, 23) erhellet es ganz klar, da\xDF Philippus im J. C. 244. nach dem 13ten Tage des Monats M\xE4rz 24) dem entleibten Gordianus gefolget, und allein zu regieren angefangen habe; daher auch nach dem damaligen Hofgebrauche, das erste Jahr seiner Tribunicia potestas anfieng. Doch war er noch nicht Consul zugleich; denn in diese W\xFCrde mu\xDFte man nach den alten R\xF6mischen Gesetzen nur Kalendis Januariis eingesetzet werden. Und daher konnte sich auch der Kaiser Philippus ehe nicht, als vom ersten J\xE4ner des folgenden 245igsten Jahres einen Konsul schreiben. Nun sehen wir aber, da\xDF uns gegenw\xE4rtige Inschrift den Kaiser Philippus nicht mit Tribunicia Potestate, sondern mit COS, welches Consul bedeutet, vorstellet. Es ist daher gewi\xDF, da\xDF diese Inschrift ihr Daseyn vom Jahre 245, und zwar von den ersten zwey Monaten bis in die H\xE4lf-

23) Welche Pagius in seiner Kritik \xFCber die Annal. Eccl. des Kardinals Baronius anf\xFChret.

24) Post Idus Martias.

(p77)

te des dritten, ihr Daseyn habe, da in dem n\xE4mlichen Jahre sich nach gedachter Zeit, das zweyte Jahr seiner Selbstherrschung, folglich auch seiner TRIB. POTESTATIS II. anfieng, welche Zahl aber unsere Inschrift nicht enth\xE4lt. Wo daher Philippus mit TRIB. POT. ohne COS. stehet, da ist es gewi\xDF, da\xDF ein solches Monument im Jahre 244. verfertiget worden. Sobald man aber bey TRIB. POT. auch das COS. findet, geh\xF6ret es schon zu dem 245igsten Jahre nach C. G. — 25)

25) Von dem erstern dienet folgende Inschrift zum Beyspiele, welche ich Coment. Geogr. P. II. p. 172 heraus gab, und und die also lautet:

IMP. CAES.
M. IVL. PHILIPPO.
P. F. INVICTO. AVG.
PARTICO MAXIMO
TRIB. POTESTATIS.
PP. PROCOS.
A BRG.
M. P. XXXIII.


Das Original dieser Inschrift, welches auch eine Meilens\xE4ule war, ist bey dem Dorfe Csiv in der Graner Gespanschaft ausgegraben worden, und wird nun nebst einer andern S\xE4ule von eben diesem Kaiser zu Ofen bey der Universit\xE4t aufbehalten.

(p78)

\xA7. 6. Die f\xFCnfte Inschrift, nebst den Anmerkungen.

IMP. CAE.
M. IVL. PHILIPPO AVG.
PONTIFI MAXIMO. TRIB.
POTESTATIS. COS. PP. PRO
COS. ET M. IVL. PHILIPPO
NOBILISSI. CAESARI. ET
MARCIAE OTACILIAE SEVERAE
SANCTISSIMAE CONIVGI AVG. N.
AB AQ. MP
VIII.


Auch dieser Inschrift hat die Zeit so, wie der vorigen geschonet. Alles ist an derselben leserlich, und nur hier und dort sind zween Buchstaben in einander verflochten, z. E. in der zweyten Zeile VL, und PH; in der f\xFCnften ET und abermal VL; in der sechsten ET; und in der vorletzten MP, welches auch auf den \xFCbrigen Meilens\xE4ulen zu sehen ist. Man bemerket auf derselben auch die rohte Farbe, womit die eingeschnittenen Buchstaben gef\xE4rbt worden. Bey Erl\xE4uterung der vorhergehenden Inschrift, auf welcher Philippus, und Otacilia vorkommen, habe ich noch eine andere beygef\xFCget, wo des Kaisers Philippus nur allein gedacht wird, und nun haben wir eine dritte, welche uns sowohl die beyden Philippe, Vater und Sohn, als die Severa Otacilia vor Augen stellen. Diese drey Personen stehen auch auf der vierten S\xE4ule beysammen, woselbst doch die Marcia Otacilia Severa, nicht Sanctissima Conjux Augusti nostri hei\xDFt, sondern Mater Au-

(p79)

gusti nostri, & Castrorum. 26) - Wir haben also schon vier verschiedene Meilens\xE4ulen, die unter dem Kaiser Philippus, und zwar im ersten Jahre seiner Regierung auf der Pannonischen Landstrasse, jedoch nicht zu gleicher Zeit errichtet worden, indem man auf einer das TRIB. POTESTATIS ohne beygef\xFCgten COS, auf den \xFCbrigen aber beydes zugleich findet. Man kann jedoch an allen vieren, wann man sie zusammen h\xE4lt, eine sehr angenehme Verschiedenheit bemerken. Denn, auf einer der obenangef\xFChrten S\xE4ulen hei\xDFt Philippus nicht nur Pius Felix; sondern auch Invictus Parthicus Maximus, und die Inschrift endiget sich mit der Anzeige der 33igsten Meile von Bregetium; 27) auf der andern aber, welche in der Note stehet, und ehmals nur tausend Schritte von der erstern entfernt, gleichfalls bey dem Dorfe Csiv in einer nicht gr\xF6\xDFern Entfernung gefunden worden, bleibt der Zuname des Kaisers Philippus: Parthicus Maximus aus; es wird ihn, hingegen

26) Ich will hier die Inschrift, die ich schon in meiner Comm. Geogr. P. II. p. 175. angef\xFChret habe, wiederholen:

IMP. CAESAR
M. IVL. PHILIPPVS
P. F. INVICTVS PONT.
MAX. TR. POTEST. COS.
ET M. IVL. PHILIPPVS
NOBILISSIMVS CAESAR. ET
MARCIA OTACILIA SE
VERA AVGVSTA . . .
TER AVG. N. TE . . .
RORVM
MP. XXXII.


27) A BRG. MP. XXXIII.

(p80)

gegen der j\xFCngere Philippus als Nobilissimus Caesar und die Oticilia Severa, als Mater Augusti, & Castrorum beygesellet: die Zahl der R\xF6mischen Meilen aber ist hier MPXXXII. — Was nun die \xFCbrigen zwo Meilens\xE4ulen, die neulich zu Promontorium, mit der Anzeige der achten R\xF6mischen Meile von Aquincum, entdecket worden, anbetrift, so ist auf einer derselben nur der \xE4ltere Philippus als Pius Felix Augustus, ohne Invictus; und die Otacilia Severa, als Sanctissima Conjux Augusti genennet: auf der zweyten aber auch das Pius Felix ausgelassen; der junge Philippus aber wieder als Nobilissimus Caesar, und Otacilia Severa, als Sanctissima Conjux Augusti angedeutet. — So sehr wu\xDFten die alten R\xF6mer die Inschriften, welche sie zu Ehren eines Kaisers setzten, abzuwechseln. — Es scheint, als wenn die Pannonier mit dem Kaiser Philippus, dem sie so viele Denkm\xE4ler errichteten, sehr zufrieden gewesen, und vielleicht waren sie es zu Anfange seiner Regierung wirklich. Allein, man weis aus dem Zosimus, und andern R\xF6mischen Geschichtschreibern, da\xDF die Pannonier sich zuerst wider den n\xE4mlichen Kaiser Philippus, und zwar schon in dem sechsten Jahre seiner Regierung emp\xF6rten, und zu ihren neuen Kaiser, anf\xE4nglich, den Publius Carvilius Marinus; hernach aber den Messius Trajanus Decius ausriefen. Philippus mu\xDFte daher im J. C. 249. sein Reich und Leben bey der Stadt Verona lassen, und nicht lange hernach ward auch sein Sohn zu Rom umgebracht. — Was aber mit der Kaiserinn Otacilia Severa geschehen, ist ungewi\xDF. Viele sind der Meynung, da\xDF sie den Christlichen Glauben angenommen, und selbst ihren Gemahl den Kaiser Philippus dazu beredet habe. Aus dem Titel Sanctissimae Conjugi k\xF6nnte man etwas schlie\xDFen, wann man nicht w\xFC\xDFte, da\xDF es damals bey, den R\xF6mern gew\xF6hnlich war, auch die heidnischen Gattinnen, mit denen man zufrieden war, sanctissimas, so wie rarissimas, castissi-,

(p81)

mas und incomparabiles, besonders aber auf ihren Grabschriften zu nennen. Allein, wir haben von der Kaiserin Otacilia Severa andere Zeugnisse, die uns von ihrem Christenthume wo nicht v\xF6llig \xFCberzeugen, doch sehr viele Wahrscheinlichkeit hinterlassen. — Eusebius sagt ausdr\xFCcklich 28) da\xDF sich ihr Gemahl Philippus zur Christlichen Religion bekannt habe. Dieser Meynung waren auch unter andern der heilige Kirchenlehrer Hieronymus, und Osorius. Weil aber viele heutige Kritiker den Eusebius beschuldigen, da\xDF er seine Erz\xE4hlung, die er vom Philippus als einen Christlichen Kaiser angef\xFChret hat, aus einenem blossen Ger\xFCchte gesch\xF6pfet habe, und mit keinen gleichzeitigen Urkunden behaupten konnte: so will ich hier nur das, was alle zugestehen und zu meinem Vorsatze dienet, anf\xFChren. — Es ist n\xE4mlich gewi\xDF, da\xDF sich der Kaiser Philippus gegen die Christen \xFCberaus mildth\xE4tig und g\xFCtig bezeugte, und w\xE4hrend seiner Regierung nichts von einer Verfolgung unserer Religion zu h\xF6ren war. 29) Es ist \xFCberdie\xDF au\xDFer allem Zweifel, da\xDF gleich nach dem Tode desselben, die Ruhe der Kirche gest\xF6ret, und da\xDF die Christen unter seinem Nachfolger Decius auf das Grausamste verfolget wurden, wie solches der gleichzeitige Dionysius Alexander 30) bezeuget. — Es mu\xDFte also Philippus entweder selbst ein Christ gewesen seyn, oder doch mit der Christlichen

28) Hist. Eccl. L. VI. C. 33.

29) Die ausgenommenen, welche zu Alexandria nur durch den gemeinen P\xF6bel entstand, aber auch bald ged\xE4mpfet ward.

30) Subito autem Imperii illius erga nos benignioris mutoatio nunciata est; wodurch die mildere Regierung des Kaisers Philippus zu verstehen ist, wie solches aus des Eusebius Hist. Eccl. L. VI. C. 38 erhellet, der also schreibt: Philippo, cum annos septem imperasset. successit Decius, qui quoniam Philippo erat insenius,

(p82)

Gemeinde zugehalten haben. Doch, es mag seyn, was es will: so ist der Schlu\xDF dennoch richtig, da\xDF seine getreue Gemahlinn, \xE4hnliche, wo nicht noch \xE4dlere Gesinnungen gehabt habe. Daher fand es auch Origenes f\xFCr rahtsam, in einigen Angelegenheiten der Christen, nicht nur an den Kaiser Philippus, sondern auch an seine Gemahlinn zu schreiben; und seine zween Briefe an dieselben, waren noch zu den Zeiten des Eusebius vorhanden. 31) - So viel ist also von der Religion der Kaiserinn Otacilia Severa bekannt. Von ihrem herkommen aber weis man viel weniger. Einige wollen zwar behaupten, da\xDF sie aus Dacien geb\xFCrtig war, und von armen Eltern gebohren worden; man weis aber nicht, wie Patarol 32) bemerket, auf was sich ihre Muhtmassung gr\xFCndet. Von vielen wird sie f\xFCr eine aus einem alten und \xE4deln Stamme entsprossene R\xF6merinn ausgegeben. - Der gelehrte Monius muhtma\xDFte, da\xDF sie entweder eine Tochter oder Schwester des Kaisers Alexander gewesen sey, welche Meynung aber Basnage 33) verworfen hat: weil erstens: Otacilia, als sie Kaiserinn ward, schon den Severianus zum Tochtermanne hatte, und daher zu alt war, des erst vor neun Jahren, und im dreysigsten Jahre seines Alters verstorbenen Kaisers Alexander Tochter zu seyn; zweytens: weil man bisher keine andere schwester des Kaisers Alexander weis, als die, welche bey dem Capitolinus den Namen Theoclia, nicht aber Otacilia f\xFChret. - Was das Erstere anbetrifft, so hat Basnage meiner Meynung nach, vollkommen Recht, da\xDF man sie unm\xF6glich f\xFCr die Tochter Alexanders halten k\xF6nne; da\xDF sie aber die Schwester

persecutionem adversus Ecclesiam excitavit. Da sieht man nun auch die wahre Ursache der neuen Verfolgung. Decius verfolgte die Christen, weil er Philippus ha\xDFte.

31) Wie er solches Lib. cit. C. 35. bezeuget.

32) Serie Augg. pag. 41.

33) Annal. Eccles. Polit. ad ann. 244.

(p83)

desselben gewesen, scheint mir ziemlich wahrscheinlich zu seyn. Ich will meine Gr\xFCnde hier anf\xFChren, und damit, wie Otacilia auf unsern Inschriften den Titel sanctissimae Conjugi verdiente, er\xF6rtern. – Da\xDF Kaiser Alexander eine Schwester hatte, ist gar keinem Zweifel unterworfen; denn bey dem Capitolinus haben wir die Abschrift und Uibersetzung, eines, wie es scheint griechischen Schreibens, in welchem dieser Kaiser den Raht seiner Mutter Julia Mammaea verlangt, an wen er seine Schwester Theoclia verheurahten soll? 34) Es ist also nur die Frage, ob es auch wahrscheinlich sey, da\xDF in diesem Briefe, von Otacilia, der Gemahlinn des Philippus die Rede sey? Der erste Zweifel ensteht aus dem Namen Theoclia, 35) der zweyte daraus, da\xDF hier keine Meldung von Philippus, sondern nur von dem j\xFCngern Maximinus, und einem \xE4deln Messala geschiehet. – Ich will einige Gr\xFCnde anf\xFChren, die diese beyden Zweifel, wo nicht g\xE4nzlich aufl\xF6sen, meine Muhtmassung jedoch bey dem Mangel anderer gleichzeitiger Urkunden, ziemlich unterst\xFCtzen werden. Ich sage also, erstlich: Otacilia war die n\xE4mliche, welche, ehe sie noch Kaiserinn ward, Theoclia gehei\xDFen hat. Denn, aus dem gleichzeitigen Herodianus ist es bekannt, da\xDF auch Alexander, der Bru-

34) Dieser Brief lautet bey dem angef\xFChrten Capitolinus, in Maximino juniore also: Mi mater, si Maximinus senior, dux noster, & quidem optimus, non aliquid in se barbarum contineret, jam ego Maximino juniori Theocliam tuam dedissem. Sed timeo, ne soror mea, graecis munditiis erudita, barbarum socerum ferre non possit: quamvis ipse adolescens & pulcher, & scholasticus, ad graecas munditias eruditus esse videatur. Haec quidem cogito; sed te tamen consulo, Maximinum, Maximini filium generum velis, an Messalam, ex familia nobili, oratorem potentissimum, eundemque doctissimum, &, nisi fallor, in rebus bellicis, fi applicetur, fortem futurum.

35) Theocliam tuam.

(p84)

der der Theoclia, ehedem den Namen Alexianus f\xFChrte, und erst, nachdem er C\xE4sar, und Augustus geworden, sich Marcus Aurelius Severus Alexander nannte. Ja selbst der j\xFCngere Philippus, der Sohn der Otacilia, hat seinen ehemaligen Namen Saturninus, erst als C\xE4sar, in Marcus Julius Philippus verwandelt, wie dieses aus dem Aurelius Victor 36) zu schlie\xDFen ist, welcher den j\xFCngern Philippus nicht anderst, als Cajum Julium Saturninum nennet. – Da\xDF aber diese Namensver\xE4nderung auch bey den R\xF6mischen Damen nicht ungew\xF6hnlich gewesen, mag Livia zum Beyspiele dienen, die den Namen Julia angenommen, und sich mit diesem Namen fast in alle Urkunden schreiben lie\xDF. Es ist also gar m\xF6glich, da\xDF Otacilia die n\xE4mliche ist, welche ehedem Theoclia gehei\xDFen hat. Der Aehnlichkeit beyder Namen wegen, k\xF6nnte man zwar auf den Argwohn gerahten: ob in dem angef\xFChrten Briefe, nicht eben so Theoclia f\xFCr Otacilia gelesen wird, wie bey dem Zosimus 37) Timesicles zu lesen ist, welcher sonst Misitheus hei\xDFet, und der Schwiegervater des Kaisers Gordianus war. – Man wird aber sagen: Alexander hat seiner Mutter nur zwey, den j\xFCngern Maximinus n\xE4mlich, und den Messala vorgeschlagen, von welchem einem die Theoclia gegeben werden sollte. – Auch dieses hindert nichts; denn nirgends findet man den wahren Ausgang dieser Berahtschlagung aufgezeichnet. Es kann daher seyn, da\xDF ein dritter von der Julia Mammaea vorgeschlagen, und vom Alexander, der ohnehin immer den Willen seiner Mutter zu erf\xFCllen suchte, gutgehei\xDFen worden. Dieser dritte scheint mir Philippus gewesen zu seyn, der sich schon unter der Regierung Alexanders bey dem Kriegswesen r\xFChmlich ausgezeichnet haben mu\xDFte, weil einige Jahre hernach unter dem Kaiser Gordianus, dem ganzen R\xF6mischen Kriegsheere, als Praefectus Praetorio vorgesetzet

36) In Epitome. 37) In Philippo.

(p85)

worden. Was die Julia Mammaea, und den Alexander zu dieser Wahl bewegen konnte, geh\xF6ret vielleicht auch die\xDF, da\xDF sie ihm der Christlichen Religion eben nicht abgeneigt zu seyn bemerkten. Ja ich glaube, da\xDF auch Theoclia nach dem Beyspiele ihrer Mutter, und ihres Bruders, die be\xDFten Begriffe von der Christlichen Religion hatte. – Und, so war auch unsere Otacilia beschaffen, ja ich finde an ihrem Namen, Lebenswandel, und an ihren Sitten so Manches, woraus ich ziemlich wahrscheinlich schlie\xDFen kann, da\xDF sie in der That die Tochter der Mammaea, und des Alexanders einzige Schwester, folglich von der Theoclia keine verschiedene Person gewesen sey. Otacilia n\xE4mlich, hatte als Kaiserinn den Vornamen Marcia, und den Zunamen Severa. Auch Alexander vermehrte, als er den kaiserlichen Trohn bestieg, seine Namen mit Marcus Severus. Otacilia war der Griechischen Sprache m\xE4chtig, den Christen ergeben, und unterhielt mit dem damals grossen Christenlehrer Origenes einen Briefwechsel. Dieses scheint die Mammaeanische Erziehung zu verrahten; denn, auch Julia Mamaea war gegen die Christen \xFCberaus g\xFCtig; ja so begierig, erw\xE4hnten Origenes zu sehen, und zu h\xF6ren, da\xDF sie ihn von Alexandrien, nach der Stadt Antiochia, wo sie sich w\xE4hrend der Persischen Kriege aufhielt, holen lie\xDF, und ihm die gr\xF6\xDFten Ehren bezeugte. Ja, Orosius glaubte gar, da\xDF sie die Christliche Religion angenommen habe. 38) Eben so weis man auch von ihrem Sohne Alexander, wie lieb ihm die Schriften waren. Lampridius sagt, da\xDF dieser Kaiser den Christen eigene Kirchen in Rom zu haben erlaubte, ja, da\xDF er selbst Christo eine Kirche zu bauen Willens war. 39) – Es bleibt also bey dem, was ich schon voraus gesetzt habe, da\xDF sich eine so grosse

38) Alexandri mater Mammaea Christiana, Origenem Presbyterum audire curavit. L. 7. C. 18.

39) Christo templum facere voluit. in Alexand.

(p86)

Aehnlichkeit sowohl in den angenommenen Namen, als in der Denkungsart, bey der Marcia Otacilia Severa, und bey dem Marcus Severus Alexander blicken l\xE4\xDFt, als wenn beyde von einer Mutter gebohren, und erzogen worden, und als wenn folglich Otacilia, mit der Theoclia, der einzigen Schwester Alexanders, wirklich die n\xE4mliche Person w\xE4re. – Dieser Meynung ist auch die Zeitrechnung gar nicht entgegen; denn man rechnet vom ersten Jahre des Kaisers Alexander, bis zum ersten des Kaisers Philippus zwey und zwanzig Jahre. 40) Wann man also voraus setzt, da\xDF Theoclia mit dem Philippus schon in den ersten zwey, oder drey Jahren ihres regierenden Bruders verm\xE4hlet worden, so war sie, als Philippus Kaiser ward, alt genug, eine mit dem Severianus verm\xE4hlte Tochter, und einen minderj\xE4hrigen Sohn, wie Philippus der j\xFCngere war, zu haben; indem sie n\xE4mlich schon beyl\xE4ufig zwanzig Jahre im ehestande gelebt haben w\xFCrde. Man sieht also, da\xDF es auch der Zeitrechnung nicht zuwider sey, wann ich sage, das Otacilia, welche auf unsern zwo Inschriften, die allerheiligste Gemahlinn 41) des Kaisers Philippus hei\xDFt, die Schwester des Kaisers Alexander gewesen sey.

\xA7. 7. Beschlu\xDF

zum Beschlusse dieser meiner Abhandlung, will ich noch ein par Worte von der wahren Bedeutung der abgek\xFCrzten W\xF6rter AB AQ. M. P. VIII. welche zu Ende der angef\xFChrten Inschriften stehen, sagen. Ich habe dieselben ab Aquinco millia passuum octo, das ist: von der Stadt Aquincum, acht tausend Schritte, oder, acht R\xF6mische Meilen, gelesen. Es ist daher zu beweisen, da\xDF diese meine erkl\xE4rung auch wahr, und richtig sey.

40) N\xE4mlich vom Jahre Christi 222. bis 244.

41) Sanctissima Conjux Augusti nostri.

(p87)

– Was nun die einzelnen Buchstaben mit der beygesetzten Zahl M. P. VIII. anbelangt, so haben sie wohl keiner Erkl\xE4rung n\xF6htig; denn jeder, der in der R\xF6mischen Schreibart nicht ganz fremd, und unerfahren ist, weis es ohnehin schon, da\xDF die R\xF6mer ihre Meilen auf diese Art zu schreiben pflegten. Man findet auch einige alte Inschriften, auf welchen MIL. P. anstatt M. P. stehet, wie oben \xA7. 1. auf der Meilens\xE4ule des Kaisers Alexander zu sehen ist. Und so bleibt nur das AQ noch dem Zweifel unterworfen, ob es auch wirklich die Stadt Aquincum bedeutete? Dieses zu erl\xE4utern, behaupte ich, da\xDF auf den angef\xFChrten Meilens\xE4ulen, durch AQ. keine andere Stadt, als Aquincum verstanden werden k\xF6nne, weil besagte S\xE4ule in diesem Theile von Ungern ausgegraben worden, wo nach der Erdebeschreibung des Ptolom\xE4us die R\xF6mische Provinz Niderpannonien (Pannonia inferior) und nach der unter dem Kaiser Theodosius dem J\xFCngern beschriebenen Notitia Imperii Occidentis, die Provinz welche Valeria ripensis hie\xDF, gelegen war; weil auch dieselben an einem solchen Orte gefunden worden, von dem man weis, da\xDF dort die R\xF6mische Landstrasse, welche in dem Itinerario des Antonins, Iter, per ripam Pannoniae hei\xDFt, vorbey gehen mu\xDFte; und weil endlich dem AQ. auf eben diesen S\xE4ulen, eine gleiche, und gar nicht grosse Meilenzahl beygesetzet ist, n\xE4mlich: AB. AQ. M. P. VIII. Aus diesem zusammengenommen, l\xE4\xDFt sichs leicht urtheilen, da\xDF auf diesen S\xE4ulen das AQ. eine solche Stadt bedeuten m\xFC\xDFe, die zu den Zeiten der R\xF6mer in Niederpannonien, und zwar in jenem Theile desselben, aus welchem unter dem Kaiser Galerius eine neue Provinz, Valeria Ripensis genannt, gemacht ward; ja, eine solche Stadt, welche ihre Lage an der Donau, auf der eben erw\xE4hnten Landstrasse, und in einer von dem itzigen Dorfe Promontorium, wo diese S\xE4ule entdecket worden, keine gr\xF6\xDFere Entfernung, als von acht R\xF6mischen Meilen, aber

(p88)

auch einen Namen hatte, der sich mit AQ. anfieng. Was kann man aber aus diesem Urtheile anders schlie\xDFen, als was ich schon voraus gesetzt habe, n\xE4mlich, da\xDF auf allen den zu Promontorium ausgegrabenen Meilens\xE4ulen, das AQ. die Stadt Aquincum bedeuten, und folglich das AB AQ. M. P. VIII. ab Aquinco millia Passuum octo gelesen werden m\xFC\xDFe. Denn es findet sich keine andere Stadt in Niederungern, deren Name, AQ. zu Anfangsbuchstaben hatte. – Diese Stadt hat zwar ihren Namen im vierten, oder f\xFCnften Jahrhunderte ein wenig ver\xE4ndert, denn bey dem Ammianus Marcellianus hei\xDFt sie Acincum, anstatt Aquincum: auch der Verfasser der Notitiae Imperii utriusque nennet sie Acincum, als eine Stadt in Provincia Valeria Ripensi. In einigen alten Abschriften des Itinerarii Antonini findet man auf der Landstrasse per Ripam Pannoniae, bald Aquincum, bald Acincum; und die Tabula Theodosiana hat auf eben dieser Landstrasse Aquincum. Claudius Ptolem\xE4us, welcher unter den Kaisern Hadrianus, und Antoninus Pius lebte, setzet 42) Aquincum in Niederpannonien an die Donau, unter 47\xB0, 30' der Polh\xF6he; welche Lage nach den neuesten Astronomischen Beobachtungen, die auf der hiesigen Sternwarte gemacht worden, auch die Stadt Ofen hat. – Und so ersiehet man aus allen diesen Urkunden, da\xDF das auf unsern Meilens\xE4ulen stehende AQ. keine andere Stadt, als Aquincum bedeutet; ja Ptolom\xE4us, wenn seine Rechnung anderst richtig ist, versichert uns, da\xDF die alte Stadt Aquincum, im Bezirke der heutigen Stadt Ofen lag. Eben dieses bemerkten lange schon verschiedene Gelehrte, ein Ortelius, Cellarius, Marsigli, Jordanus, und einige andere, die nach der Ptolem\xE4ischen Bestimmung entweder

42) Im 6ten Kap. des 2ten Buchs seiner Erdebeschreibung.

(p89)

die Stadt Ofen selbst, oder das von der Mittern\xE4chtichen Seite anstossende Altofen, f\xFCr die wahre Lage des R\xF6mischen Aquincum erkannten. Allein diese Meynung fand eben keinen allgemeinen Beyfall, weil man wu\xDFte, da\xDF dem Ptolem\xE4us, und der von ihm bestimmten Polh\xF6he nicht \xFCberall zu trauen sey. Es stunden auch die alten Reisebeschreibungen (Itineraria) im Wege, besonders die der ersten Auflagen, welche von dem gelehrten Wesseling noch nicht verbessert worden. Daher traten einige dem Lazius bey, welcher glaubte, 43) da\xDF Aquincum in der Insel Tschepel, wo itzt Raitzenmarkt, (R\xE1tzkeve) stehet, zu suchen sey. Andere hingegen, als Magius 44) Samuel Timon, 45) und Johann Severini, 46) hielten das heutige Gran, (Strigonium) f\xFCr das alte Aquincum. – Und so war die Sache also nicht entschieden. Man wartete auf sichere Urkunden, welche die Zeit entdecken sollte. Die Hoffnung war auch nicht vergebens, denn seit dem 1777igsten Jahre, in welchem die hohe Schule, von Thyrnau nach Ofen versetzt worden ward, entdeckte man zu Altofen unter andern R\xF6mischen Monumenten, auch einige, auf denen man den abgek\xFCrzten Namen der Pflanzstadt Aquincum fand, n\xE4mlich COL. AQ; 1779 aber wurde in dem n\xE4chstliegenden Dorfe Promontorium, nahe an der Landstrasse die erste Meilens\xE4ule vom Kaiser Severus Alexander, mit den zu Ende der Inschrift eingeschnittenen Buchstaben AB AQ. M. P. VIII. gefunden. Diese Entdeckung war allen Gelehrten und Kennern so wichtig, da\xDF man von dieser Zeit an einh\xE4llig zu glauben anfieng, da\xDF die R\xF6mische Pflanzstadt Aquincum, nirgends, als zu Altofen unter ihrem Schutte, der auch itzt noch ganz sichtbar ist, begraben liege; haupts\xE4chlich aber, weil zwischen Altofen, und dem

43) Comment. Reipubl. Rom. L. XII. C. 10.

44) Tab. Europae V. ad Ptol.

45) Imago Antiq. Hung. C. 7.

46) Pann. illustr. p. 29.

(p90)

Orte, wo bemeldte Meilens\xE4ule ausgegraben ward, wirklich keine gr\xF6\xDFere Entfernung, als achttausend geometrische Schritte (M. P. VIII.) gefunden worden. Zu mehrerer Bekr\xE4ftigung aber, da\xDF ofterw\xE4hnte S\xE4ule, auf ihrer ersten Station entdecket worden, mu\xDFte es sich nach dem Verlaufe einiger Jahre ereignen, da\xDF in eben diesem Garten, auch die \xFCbrigen S\xE4ulen, der Stof gegenw\xE4rtiger Abhandlung, zum Vorscheine kamen, und mit dem n\xE4mlichen AB AQ. M. P. VIII. bezeichnet waren. – Wann nun diese Einstimmung so vieler und so wichtiger gleichzeitiger Monumente, \xFCber die Lage der ehemaligen Stadt Aquincum noch nicht entscheidend w\xE4re, so glaube ich, da\xDF man in der Nachforschung nicht mehr vorhandener Sachen, nichts f\xFCr entscheidend halten k\xF6nne!

Auf der Universit\xE4t zu Ofen, den 29ten December, 1782

St. Sch.
Topic revision: r51 - 26 Sep 2012, KatalinBlasko
This site is powered by FoswikiCopyright © by the contributing authors. All material on this collaboration platform is the property of the contributing authors.
Ideas, requests, problems regarding Foswiki? Send feedback