Bl\xE4ttern:
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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 3, Heft 2, Text 9 (S. 129-163)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg,
L\xF6we, 1783
Autor:
Johann Seivert
Zuordnung: Geschichte
Die Grafen der S\xE4chsischen Nation 1
Die Grafen der S\xE4chsischen Nation 2
Die Grafen der S\xE4chsischen Nation 3
(p129)
9. Die Grafen der S\xE4chsischen Nation, und Hermanst\xE4dtischen K\xF6nigsrichter im Gro\xDFf\xFCrstenthume Siebenb\xFCrgen.
Fortgesetzt von der 302ten S. des II. Bandes.
Das Pemflingerische Geschlecht, urspr\xFCnglich ein Sw\xE4bisches, hatte sich l\xE4ngst in Ungern niedergelassen, und lebte im Ansehen.
Markus,
Sebastian und
Stephan Pemflinger waren drey Br\xFCder. Den letztern, der 1536. starb, erkl\xE4rte
K\xF6nig Ferdinand nicht nur zum ersten
Kammergrafen zu Pre\xDFburg, sondern auch zum Freyherrn von
Czicso und
Kokelburg. G\xFCter, die gemeiniglich die Moldauischen
Hospodarem besassen; weil aber der itzige,
Petrus, die Parthey des Gegenk\xF6nigs,
Johann von Zapolya hielt, mag sie K. Ferdinand Pemflingern verliehen haben.
Markus kam 1521, nach
Hermannstadt, heurathete die verwitwete
Lulai, Klara Tabiaschi, und wurde zum Grafen der Nation und K\xF6nigsrichter erkl\xE4rt,*
* Dieses entdecket uns das Schreiben des Bischofs von
(p130)
Amtsf\xFChrung ist voller Denkw\xFCrdigkeiten.
1523. ertheilte K\xF6nig Ludwig, den Bistritzern in Ansehung der Niederlage der Moldauischen Waaren, gleiche Freyheiten, als Hermanstadt und Kronstadt genossen.
1525. erhielt Pemflinger einen gesch\xE4rften K\xF6niglichen Befehl der Ketzerey der Lutherischen Lehre, die immer mehrern Beyfall in Hermanstadt fand, mit Feuer und Schwert zu steuern, und da er hierinn zu grosser Nachsicht beschuldiget wurde, erhielt er 1526, neue Befehle, bey Verlust seiner G\xFCter und W\xFCrde.Doch hatte K\xF6nig Ludewig so viele Gnade f\xFCr Hermanstadt, da\xDF er ihren B\xFCrgermeistern, Richtern und Rahtsherren, so lang sie im Amte waren, nach der Gewohnheit in den meisten Freyst\xE4dten, die Zinnsfreyheit von ihren H\xE4usern ertheilte.
Lulai hatte in der That viele Achtung f\xFCr die Reformation, die er durch seine Nachsicht mehr bef\xF6rderte, als er sie durch die Macht seiner W\xFCrde h\xE4tte bef\xF6rdern k\xF6nnen. Doch h\xE4tte er immer viel zu bef\xFCrchten gehabt; aber auf einmal \xE4nderte sich der ganze Schauplatz, und die Sorgen f\xFCr die herrschende Religion wurden die geringsten.
Watzen und K\xF6niglichen Kanzlers, Ladislaus, an den Hermannst\xE4dtischen Raht: Prudentes & Circumspecti Domini, Amici nobis honorandi! Egregius Dominus, Marcus Pemfflinger, divina dispositione contulit de ad istem civitatem, & accepta Domina relicta Egregii quondam Domini Joannis Lulay, in consortem suam, deposuit se in medio Dominationum Vestrarum. Qui, quia Regiae Majestati fideliter, & post suam Majestatem, nobis quoque libenter servivit, nobis gratus admodum, tum proptera, tum potissimum propter virtutes suas, quas in eo cognovimus, fuit estque; & ideo ipsum, quantum in nobis fuit, juvimus & juvare denceps etiam volumus. Quare eundem, tanquam bonum, probum & nobis charum hominem, Dominationibus Vestris singulariter commendatntes, easdem rogamus, velint praetatum Dominum Pemfflinger, inprimis ob ejus virtutes & deinde nostri contemplatione, sincero cordo
(p131)
K\xF6nig Ludewig blieb den 28 Augusti in der Thr\xE4nenw\xFCrdigen
Schlacht bey Mohatsch, worauf
Johann Zapolya,
Graf von Zips, und Siebenb\xFCrgischer Woywode, von einigen St\xE4nden zum K\xF6nige von Ungern, erw\xE4hlet ward; die \xFCbrigen Stande aber erw\xE4hlten das folgende J\xE4hr den K\xF6nig Ferdinand, der auch den 5ten Nov. zu
Stuhlwei\xDFenburg feierlich gekr\xF6net wurde. Dieser Geist der Zwietracht breitete ganze Str\xF6me des Verderbens \xFCber Ungern und Siebenb\xFCrgen aus. Pemflinger und seine Nation erkl\xE4rten sich ebenfalls f\xFCr den K\xF6nig Ferdinand, ob sie gleich alles zu bef\xFCrchten, und wegen ihrer Entfernung wenigen Schutz zu erwarten hatten. Wie theuer wurde ihnen auch diese Treue gegen das allerdurchlauchtigste Haus Oesterreich!
K\xF6nig Johann versuchte alles, sie daf\xFCr zu z\xFCchtigen. Er entzog ihnen
Alwinz (Als\xF3-Vinz) und
Borberek, die
K\xF6nig Siegmund zur Stadt erkl\xE4rt, und mit gleichen Vorrechten den
S\xE4chsischen St\xFChlen einverleibet hatte. Johann gab sie dem Walachischen Woywoden
Radul, f\xFCr das
Schlo\xDF Ponajer, und nach dessen blutigem Tode 1529, dem
Nikolaus Kotcz\xE1rdi, zur Dankbarkeit f\xFCr die \xFCberbrachte Krone. Aller Widerspruch des Pemflingers im Namen seiner Nation, war hiebey vergebens.
Petrus der Moldauische Woywode, fochte f\xFCr ihn im
Burzelland und dem
Bistrizischen, und
Stephan B\xE1thori, Woywode in Siebenb\xFCrgen, suchte ihn die \xFCbrigen S\xE4chsischen
videre, & amore ac benevolentia earum prosequi, honorem quo decet sibi exhibentes, & exhibentes, & exhiberi facientes. Praeficimus autem etiam civitati isti, & Dominationibus Vestris, ut eadem nobis testes in hoc esse possunt, & prodesse curabimus, si erga Marcum nostrum, juxta nostram expectationem, benevolentiam earum declaraverint. Easdem bene valere optamus. Datum Quinque-Ecclesiis, feria secunda ante Festum beati Dionysii Martyris. Anno 1521. Ladislaus Episcopus Vaciensis, Regiae Majestatis Cancellarius.
(p132)
schen St\xE4dte zu unterwerfen.
Der erstere \xFCberfiel die Ferdinandischen V\xF6lker im Burzellande, die
Petrus Per\xE9ny und
Valentin T\xF6r\xF6k anf\xFChrte, 1528. so, untermuhtet, als gl\xFCcklich; pl\xFCnderte das L\xE4ndgen, und auf seinem R\xFCckzuge das Bistritzische. Im folgenden Jahre that er gleichfalls verschiedene Einf\xE4lle. Den 22. des
Brachmonds, schlug er bey
Marienburg im Burzellande, den Siebenb\xFCrgischen Bischof,
Nikolaus von Gerend, und den Temeschw\xE1rer Ban,
Valentin T\xF6r\xF6k, welcher ungl\xFCcklichen Schlacht, die Burzelland fast entv\xF6lkerte, Pemflinger mit S\xE4chsischen Hilfsv\xF6lkern beywohnte, und hernach dem Bischofe in
Hermanstadt Sicherheit verschaffte.
Mail\xE1th konnte sich kaum im Wasser unter einer Br\xFCcke erhalten. Bald hierauf belagerte Petrus auch Kronstadt, und eroberte den 1ten Nov. das Schlo\xDF durch Anz\xFCndung der h\xF6lzernen Festungswerker, wobey die Besatzung gr\xF6\xDFtentheils verbrannte, die \xFCbrigen aber von den mitleidigen B\xFCrgern losgekaufet wurden.
Indessen that auch
Stephan B\xE1thori alles f\xFCr seinen K\xF6nig. Er belagerte 1528.
Sch\xE4\xDFburg, und verbrennte es, ohne aber die befestigte Oberstadt, oder Burg, erobern zu k\xF6nnen.*
Medwisch, und die meisten S\xE4chsischen Oerter, mu\xDFten aus Schw\xE4che der Gewalt weichen, und das Verderben n\xE4herte sich Hermanstadt immer mehr und mehr, das aber doch erst 1531. f\xF6rmlich belagert wurde. 1529. sah sich Pemflinger seiner W\xFCrde und G\xFCter, die ansehnlich waren,** verlustig erkl\xE4rt,
* Die Kirchenchronik zu Sch\xE4\xDFburg berichtet. "Die Stadt Sch\xE4\xDFburg ward von Stephan B\xE1thori Wayda belagert, kont sie aber nicht einnehmen, sondern verbrennet die Vorst\xE4dte, Bayerga\xDF, Hinterga\xDF, Sch\xE4\xDFga\xDF, und haben sich die Sch\xE4\xDFburger so enthalten, da\xDF sie in 5. Jahren ihm keinen Zin\xDF nicht gegeben, sondern Ferdinandisch blieben sind."
** Er hatte vom Mathias Literatus (Sch\xFCler) das Beller Thal, dazu sieben D\xF6rfer geh\xF6rten, um 3000 Gulden
(p133)
und den Hermanst\xE4dtischen Stuhl auf das Grausamste verw\xFCstet. B\xE1thori bem\xE4chtigte sich den 12. Octob. des
Stolzenburgischen Bergschlosses, lie\xDF die Besatzung in Spie\xDFe ziehen, und um die Mauern aufstecken: allein die Bauern bedienten sich bald des Vergeltungsrechtes. Der Kommendant,
Martin Kakasch, wollte neue Festungswerker in der Burg aufrichten, dazu er t\xE4glich zehn Bauern hinein kommen lie\xDF. Diese aber arbeiteten mit gutem Vorbedachte \xFCberaus langsam, endlich machten sie ihm allerley Vorstellungen, und versprachen in drey Tagen das Werk zu vollenden, wann er sie in gr\xF6\xDFerer Anzahl in die Burg kommen lie\xDFe. Kakasch war leichtgl\xE4ubig genug ihnen zu gehorchen. Allein den 5ten Nov. thaten die arbeitenden Bauern mit ihren Aerten einen pl\xF6zlichen Anfall auf die Besatzung, erschlugen den Hauptmann, und wer ihnen vorkam; welche sie aber gefangen bekamen, zogen sie gleichfalls in Spie\xDFe. Indessen erwiesen die Hermanst\xE4dter ihre Treue gegen den K\xF6nig Ferdinand nicht nur durch Erduldung einer langen Belagerung; sondern auch durch Auspr\xE4gung ihrer Geldst\xFCcke unter K. Ferdinands Namen.
So haben wir eine h\xF6chstseltne Klippe, von Thalerschwere, die w\xE4hrend der Belagerung, 1532. gepr\xE4gt worden. Auf der Hauptseite stehet: F. R. V. (Ferdinandus Rex Vngariae) und darunter ein rechtssehender Adler mit ausgebreiteten Fl\xFCgeln und F\xFC\xDFen, und einem Brustschilde, welches der L\xE4nge nach getheilt, im ersten Felde die Ungrischen Fl\xF6\xDFe, im zweyten aber die Oesterreichische Binde f\xFChret. Unten zwischen den F\xFC\xDFen sind die Hermanst\xE4dtischen zwey Kreutzweise gelegten Schwerter, und von den Seiten die Jahrzahl: 32. Die Nebenseite ist ganz glatt. — Vermogten nun gleich die feindlichen Versuche nichts gegen Hermanstadts Mauern und Th\xFCrme: so verm\xF6gte der
gekauft. Ladamosch schenkte der K\xF6nig Johann, dem Grafen Wolfgang Bethlen.
(p134)
Altflu\xDF 1533. desto mehr wider den
rohten Thurm, dessen Fluten ihn bey aller Festigkeit zur H\xE4lfte wegrissen.* Auf diese Wasserfluten, die algemein waren, erfolgte 1534. ein grosser Mangel an Lebensmitteln. Durch diese Umst\xE4nde, und die vergebliche Hoffnung, Hilfe wider ihre Feinde zu erhalten, sahen sich die Hermanst\xE4dter endlich gen\xF6htigt, den 2ten Nov.
mit K\xF6nig Johann einen Vergleich zu schlie\xDFen, Kraft dessen der K\xF6nig eine allgemeine Begnadigung, und Wiedererstattung der eingezogenen G\xFCter zusagte, und den Hermanst\xE4dtern erlaubte, Gesandte an den
K\xF6nig Ferdinand abzuschicken. Ob Pemflinger, der damals zu Wien den Berahtschlagungen wegen eines Friedens mit der Pforte beywohnte, diesen Vergleich bewilligt, ist mir unbekannt, eben so seine fernern Schiksaale bis
1536. welches das letzte Jahr seines w\xFCrdigen Lebens war.
Von seiner ersten Gemahlinn hatte er einen Sohn,
Johann Pemflinger, dem ein gewisser
Gemmarius 1529. eine Grammatik zueignete, und eine
Tochter, die am Hofe der
K\xF6niginn Maria lebte, und sich 1521. mit
Valentin T\xF6r\xF6k verm\xE4hlte. Seine zwote Gemahlinn,
Klara, verwittwete Lulai, die er 1521. heurahtete, starb 1523. und hinterlie\xDF viele fromme Verm\xE4chtnisse an Kirchen, Kl\xF6ster und Arme. Unter andern auch 10. Mark Silber zu einem Bildnisse des
Heil. Sebastians. Das Pemflingerische Denkmaal in der Kathedralkirche enth\xE4lt sein adeliches Wappen und Monogram, nebst der Aufschrift:
JVSTITIAE CVLTOR.
SCELERVMQVE ACERRIMVS VLTOR.
PRINCIPIBVS CARVS.
NVNQVAM DVM VIXIT AVARUS.
* Dieser Thurm, der den damals sehr engen Pa\xDF gegen der Walachey bey Talmatsch besch\xFCtzte, war tiefer hinein
(p135)
In dem oben angef\xFChrten Vergleiche der Hermanst\xE4dter mit dem K\xF6nige Johann, vom 2ten Nov. 1534. hei\xDFet er ausdr\xFCcklich K\xF6nigsrichter. (Judex Regius) Ich bestimme wohlbed\xE4chtlich dasselbe Jahr wieder, denn wie manche setzen das folgende Jahr, vielleicht aber durch das
Transumt des
Waradeiner Kapitels verf\xFChrt, das freylich 1535. ausgefertigt und unterschrieben worden. Ich weis also auch nicht, mit welchem Rechte die meisten unsrer Geschichtschreiber Hermanstadt sieben Jahre belagern lassen.* Bey diesem Vergleiche waren die Abgeordneten von Seiten des K\xF6nigs:
Johann Statilius, Bischof von
Weissenburg, und
Emerikus Balascha, K\xF6niglicher Raht; von Seiten des Landes:
Nikolaus Tomori,
Johann L\xE1z\xE1r und
Michael Hegyesch; von Hermanstadt aber:
Mathias Armbr\xFCster, B\xFCrgermeister,
Michael Knoll, K\xF6nigsrichter, und dann die Rathsherren,
Petrus Haller, und
Georg Meyer. Hiebey erhielt Hermanstadt eine allgemeine Begnadigung und Wiedererstattung der eingezogenen G\xFCter, sammt allen ihren alten Vorrechten; die Verschonung, mit Kriegsbesatzungen, und die Erlassung des Zwanzigsten auf zehn Jahre, wofern der K\xF6nig nicht unterdessen 8000. Gulden bezahlen w\xFCrde. Weil auch Armbr\xFCster grosse
zwischen den Gebirgen, als der itzige, und nicht wie dieser auf eine sichere Anh\xF6he, sondern auf ein sehr niedres Ufer des Altflusses erbauet, und mit einer sehr dicken Mauer mit dem nahen Berge vereinigt. Man sieht noch Tr\xFCmmer davon; einen Theil des Thurms gegen die Wasserseite, und der Mauer, die den Berg hinauf gehet.
* Hermanstadt hat gar nicht eine siebenj\xE4hrige Belagerung ausgestanden; sondern dem K. Ferdinand eine siebenj\xE4hrige Treue erwiesen. Daher sich eine gleichzeitige Handschrift wohl ausdr\xFCckt: 1534. Cibinum, postquam toto septennio in fide Ferdinando data, perstitissetm spe promissi auxilii frustrata, per Legatos Ferdinando renunciavit.
(p136)
Geldsummen vorgestrecket hatte; so wurde ihm unter andern, auch der ganze Reusm\xE4rker Stuhl verpf\xE4ndet, die ordentlichen Gef\xE4lle daraus zu genie\xDFen, bis die Nation die Schuld bezahlen w\xFCrde.
Wahrscheinlich ist Knoll vom K\xF6nige Johann zum Grafen der Nation erkl\xE4ret worden, nachdem er Pemflingern dieser W\xFCrde verlustig erkl\xE4ret hatte. Doch gedenken die Rahtsprotokolle seiner gar nicht. Weiters ist mir von ihm auch nichts mehr bekannt.
Georg Knoll, ein Rathsherr, 1547. m\xF6chte sein Sohn seyn.
In diesem Jahre, da Hermanstadt Ruhe und Friede erlangte, hatte Medwisch das Ungl\xFCck, nach Hinrichtung des ber\xFCchtigten
Ludwig Gritti ganz ausgepl\xFCndert zu werden.
Graf der Nation und K\xF6nigsrichter zu Hermanstadt von 1537. bis 39. Er stammte aus einem Geschlechte her, das zugleich in Ungern bl\xFChete. Wann aber die Armbr\xFCster nach Siebenb\xFCrgen gekommen, kann ich bis itzt noch eben so wenig bestimmen, als, ob
Michael Armbr\xFCster, B\xFCrgermeister im Jahre 1513. des Mathias Vater, oder Bruder gewesen. Wie sehr sich Mathias die Liebe und Achtung seiner B\xFCrger zu erwerben gewu\xDFt, erhellet aus seinem \xF6ftern Konsulate. Zum erstenmale bekleidete er es nach dem
Petrus Wolf, 1523. zwey Jahere; zum zweytenmale nach eben demselben, 1527. drey Jahre; nach dem
Stephan Kleser, abermal 1534. drey Jahre, da er denn 1537, die h\xF6chste W\xFCrde in der Nation erhielt. Da aber der neue B\xFCrgermeister Kleser, noch in diesem Jahre starb; so verwaltete Armbr\xFCster zugleich das Konsulat bis 1539. Im diesem Jahre l\xE4\xDFt ihn
Kinder, in seinen Comitt. N. S. sterben; er irret aber, denn Armbr\xFCster verwaltete seine Aemter nicht mehr.
Georg Huet wurde K\xF6nigsrichter, und
Johann
(p137)
Roth, Konsul. Wichtig m\xFC\xDFen die Ursachen gewesen seyn, allein, vergebens habe ich sie zu entdecken gesuchet. Genug, 1541, verwaltete er abermal das Konsulat, und starb in demselbigen 1542. nach dem Rahtsprotokolle im Christmonde. Vielleicht hatte er die verlohrne Gnade, bey der verwittweten
K\xF6niginn Isabella, wieder erlangt. Diese hatte auch nicht wenige Bewegunsgr\xFCnde zu einem solchem Verhalten gegen die S\xE4chsische Nation.
Als Rahtsherr machte er sich 1525. in der Streitsache des Hermanst\xE4dtischen Kapitels wider den Presbyter,
Johann Klemens von
Medwisch, dem der Scheiterhaufe zugedacht war, nicht wenig bekannt. Dieser Elende wurde gerettet, ob er es gleich kaum verdiente. Ein Mensch ohne Tugend, und vielleicht ohne Religion! Man w\xFCrde s\xFCndigen, wann man die Evangelische Glaubenslehre in diese Streitigkeit mischen wollte. Die Gerichtsakten erweisen es. Zu dieser Zeit war
Martin Huet, Stadtpleban, ein eifriger Verteidiger der v\xE4terlichen Religion, und wahrscheinlich ein Bruder unsres Huets. Dieser erhielt die K\xF6nigsrichterw\xFCrde im Jahre 1539. die er mit seinem Tode, im Maymonde 1543. niederlegte. Von seiner Gemahlinn,
Barbara, einer Tochter des Konsuls,
Michael Armbr\xFCster, hinterlie\xDF er drey S\xF6hne:
Johann,
Georg und
Albrecht, davon die zween \xE4ltern, zwar in fruchtbaren Ehen gelebt, doch fr\xFChzeitig und Kinderlos gestorben sind; der letztere aber die Ehre seines Vaters wurde.
Verdienstvoller, aber ungl\xFCcklicher Mann. Die Stuhlrichterw\xFCrde bekleidete er von 1530. zu verschiede-
* Nach der damaligen Schreibart: Wewrews.
(p138)
nen malen. Als solcher bem\xFChete er sich bey dem
K\xF6nige Ferdinand 1538. um Hilfe f\xFCr den Moldauischen Hospodaren,
Alexius.** B\xFCrgermeister ward er nach
Armbr\xFCstern 1539. und blieb es zwey Jahre. Als aber Huet 1543. starb, folgte er ihm in der K\xF6nigsrichterw\xFCrde. 1545. nennet er sich zugleich Comes Camerae auri cymenti Regii. Unter seiner Amtsf\xFChrung wurde, 1544. ein Landtag zu Hermanstadt gehalten, auf welchem der Ungrische Adel von dem ber\xFChmten Bisch\xF6fe,
Georg Martinusius, die Freyheit verlangte, H\xE4user in den S\xE4chsischen St\xE4dten kaufen und besitzen zu k\xF6nnen. Allein vergeblich, und so auch auf dem algemeinen Landtage, 1547. Die Sachsen waren taub, und sch\xFCtzten sich mit ihren K\xF6niglichen Privilegien. Im Jahre 1550. wurden in allen S\xE4chsischen St\xE4dten und Flecken Markrichter eingef\xFChret, weil nach dem Schlusse des
Tornburger Landtages, einerley Elle, Maas und Gewicht im ganzem Lande gebraucht, und das Fleisch Pfundweise verkaufet werden sollte.
Bald hierauf erfolgte eine grosse Staatsver\xE4nderung.
Isabelle von allen Seiten gedr\xE4ngt, ohne Macht und Freunde, \xFCbergab 1551. das F\xFCrstenthum dem Ferdinandischen Feldherrn,
Kastaldo, und verlie\xDF Siebenb\xFCrgen mit Tr\xE4hnen. So eine leichte Eroberung verdiente wohl eine
Denkm\xFCnze. Wir haben eine, die ich ihrer Merkw\xFCrdigkeit und Seltenheit wegen,
aus der ber\xFChmten Graf Festetitzischen M\xFCnzsammlung hier beschreiben will. Die Hauptseite zeiget das geharnischte Brustbild des Kastaldo von der linken Gesichtsseite, mit kurzen krausen Hahren, und einem langen Barte. Unter der Schulter stehet der verk\xFCrzte Name des sehr geschickten St\xE4mpelschneiders : ANIB. Die Umschrift lautet: JO.annes BA.ptista:
CAS.taldus, CAR.oli V. (Quinti) CAEsaris.
** Istv\xE1nfi Libr. XIII. p. 138. irret sich, wenn er ihn Petrus Verres, und Praetor Cibiniensis, nennet.
(p139)
FER.dinandi RO.manorum RE.gis ET BOE.miae RE.gis EXERCIT.us DVX. Die Nebenseite f\xFChret die Aufschrift: TRANSILVANIA. CAPTA: und stellet Siebenb\xFCrgen, als eine fruchtbare und wohlbewohnte Landschaft vor, darinnen ein ganz entkleidetes Frauenzimmer mit einem G\xFCrtel um dem Leibe, halb sitzend lieget; es st\xFCtzet sich auf den rechten Ellenbogen, und h\xE4lt in der Hand einen Zepter, mit der linken aber eine geschlossene Krone empor. Hinter dem R\xFCcken th\xFCrmen sich Gebirge auf, darauf ein pr\xE4chtiges Siegeszeichen stehet. Am Fusse der Gebirge liegt ein Wassergott, b\xE4rtig, und mit Schilf gekr\xF6net, h\xE4lt in der linken eine Schlange empor, und st\xFCtzet sich mit dem rechten Ellenbogen auf eine Urne, darauf sich der
Flu\xDF M\xE1rosch ergie\xDFet, den das beygef\xFCgte Wort: MARUSCIVS anzeiget. „ — Im August wurde Hermanstadt und
Kronstadt mit Ferdinandischen Kriegsv\xF6lkern besetzt, welche meistenteils B\xF6hmen, Spanier und Schlesier waren. Nachdem die drey St\xE4nde dem K\xF6nige Ferdinand gehuldigt hatten, wurde 1552. ein Reichstag zu Pre\xDFburg gehalten, wohin von Seiten der S\xE4chsichen Nation der Stulrichter,
Andreas Birkner* reiste, und den 20. M\xE4rz, die K\xF6nigliche Best\xE4tigung des Andreanischen Privilegiums erhielt. Vielleicht begab sich Roth deswegen nicht selbst dahin, weil ihn K\xF6nig Ferdinand f\xFCr keinen rechtm\xE4\xDFigen Grafen der Nation erkannte, und deswegen auch, noch im n\xE4mlichen Jahre den B\xFCrgermeister
Haller, darzu erkl\xE4rte. In eben diesem
* Miles irret, wenn er im W\xFCrgengel, S. 70. behauptet: Birkner sey K\xF6nigsrichter gewesen, und den 24. Jul. 1558. gestorben. Er starb als Stuhlrichter. Vielleicht hat ihn Sch\xE4seus verleitet, der ihn in Ruin. Pannon. L. III. gleichfalls K\xF6nigsrichter nennet, weil er dessen Stelle Vertreten:
Huc & Legati Dacorum e gente profecti —
Bykner Judex tum Regius urbis
Hermanni. —
(p140)
Jahre ertheilte K. Ferdinand den Medwischern die Freiheit, ihren Ort ganz mit Mauern zu umschlie\xDFen, und da\xDF der K\xF6nigsrichter \xFCber die beyden St\xFChle
Medwisch und
Schelk, und k\xFCnftighin seinen Sitz best\xE4ndig zu Medwisch haben sollte. Denn bisher war es bald ein Medwischer, bald ein
Birthalmer, bald ein
Markschelker. 1553. erhielten die Medwischer auch das Stadtrecht, worauf
Simon K\xFCrschner, der erste B\xFCrgermeister ward. Nicht weniger wurde auch Hermanstadt in einen bessern Vertheidigungsstand gesetzet, und die dasige M\xFCnze besch\xE4ftigte sich wieder mit Ferdinandischen Geldst\xFCcken.
Allein auch diese Staatsverfassung dauerte nicht lange. Das \xE4u\xDFerste Verderben von dem Vaterlande abzuwenden, sahen sich die St\xE4nde 1556. gen\xF6htigt,
Isabellen, nebst ihrem
Prinzen Johann Siegmund, wieder nach Siebenb\xFCrgen, und zur Regierung zu beruffen. Nur die S\xE4chsische Nation wollte nicht einwilligen. Allein die schrecklichsten Drohungen des
T\xFCrkischen Kaisers, und der
Walachischen und
Moldauischen Woywoden, nebst dem Gef\xFChle ihrer eignen Schw\xE4che, bewegte sie endlich doch die Oberherschaft der K\xF6niginn zu erkennen , doch aber unter den Bedingungen, da\xDF bis zur Ankunft der K\xF6niginn keine Besatzungen in die S\xE4chsischen St\xE4dte sollten gelegt werden; die Sachsen in allen ihren Vorrechten und Freyheiten ungekr\xE4nkt bleiben; die Ferdinandischen St\xFCcke zu Hermanstadt, eher nicht, als wenn alles im Lande in Ruhe und Ordnung gebracht worden, abgef\xFChrt; wie auch alles bisher geschehene vergessen werden sollte. Alles dieses bewilligte
Petrus Petrowitsch, im Namen der K\xF6niginn und ihres Prinzen, den Hermanst\xE4dtischen Abgeordneten. Allein den 21ten M\xE4rz, verlangte er schon durch den
Georg Matschk\xE1schi, von ihnen 300 Mann Fu\xDFvolk, wie auch Kanonen und Musketen, um
Wei\xDFenburg, darin sich der
Bischof Paulus Bornemissa, behauptete, desto leichter zu erobern. Dieses erbitterte die B\xFCrger so sehr, da\xDF sie einen Aufruhr erreg-
(p141)
ten; doch wurde ihm noch die Mannschaft geschickt. Wie schrecklich aber mu\xDFten die B\xFCrger daf\xFCr b\xFC\xDFen! Den 31ten M\xE4rz, Nachmittags um zwey Uhr, sahen sie ihre Stadt an verschiedenen Oertern in Flammen stehen. 596. H\xE4user, nebst drey Kl\xF6stern wurden einge\xE4schert, Th\xFCrme und Mauern st\xFCrzten ein. Diese traurige Scene setzte den P\xF6bel in solche Wuht und Verzweifelung, da\xDF sie den folgenden Tag
den K\xF6nigsrichter, so gar mit Drohungen sein Haus anzuz\xFCnden, n\xF6htigten, diese Verw\xFCstung zu besichtigen, und wie er bey seiner Zur\xFCckkunft in sein Haus auf dem grossen Marktplatze treten wollte, wurde er durch einen Musketenschu\xDF get\xF6dtet.
Miles im W\xFCrgengel, S. 61. sagt zwar, er w\xE4re mit einer Axt niedergehauen worden; allein
Siegler, verdienet als ein Zeitgenosse mehrern Beyfall. Noch war die Wuht der Aufr\xFChrer nicht bes\xE4nftigt; sie schleppten so gar seinen Leichnam vor die Stadt, und begruben ihn bey den Hingerichteten Uibelth\xE4tern. Doch wurde er den 9ten May, von dieser sch\xE4ndlichen St\xE4tte wieder genommen, und mit allen Ehrenbezeugungen eines Grafen der Nation, in die Hauptkirche beygesetzet. Verschiedenen dieser Aufr\xFChrer gl\xFCckte es aus dem Lande zu fliehen, drey aber der Hauptanf\xFChrer wurden den 11. May, auf \xF6ffentlichem Marktplatze enthauptet.
Ein Greis unter diesen, gab seinem Sohne, der nur f\xFCr ihn zu sterben verlangte, noch diese weise Lehre: Mein Sohn! traue dein Lebenslang dem gemeinen P\xF6bel nicht, wann er dir etwas auszurichten befiehlt, denn er ist ein unbest\xE4ndiges, bewegliches Volk. Wann man straffen soll, verl\xE4\xDFt er dich g\xE4nzlich, klaget dich wohl noch selbst an, und du mu\xDFt also die Strafe alleine leiden, die ein andrer verwirket hat.
Dieser grosse Patriot ward im Jahre 1500. zu
Ofen gebohren, woselbst sich sein Vater
Ruprecht Hal-
(p142)
ler aus N\xFCrnberg, niedergelassen, und
die so genannte M\xFCnzerinn geheurahtet hatte. Nach der
ungl\xFCcklichen Schlacht bey Moh\xE1tsch entwich er dem Schrecken der T\xFCrkischen Waffen nach
Hermanstadt. Als
K\xF6nig Ferdinand 1527. den
Fuggern aus Augsburg die Siebenb\xFCrgischen Gold, Silber und Salzbergwerke \xFCberlie\xDF, ward er nebst dem
Christoph List, Verwalter derselben. Nachgehends erhielt er die Rahtsherrenw\xFCrde zu Hermanstadt, und 1536. das Stuhlrichteramt, welches er drey Jahre, das Konsulat aber von 1543. bis 1547. verwaltete. Im Jahre 1545. nennet er sich zugleich Grafen der K\xF6niglichen Goldkammer. Er lie\xDF auch 1546. das Hermanst\xE4dtische Archiv, welches bisher ganz im Staube vernachl\xE4\xDFigt worden, durch den
Stadtnotarius Christian Pomarius, in Ordnung bringen. Ein wichtiger Dienst f\xFCr Freunde des Vaterlandes! Nach dem
Martin Wei\xDF, erhielt er 1550. das Konsulat zum zweytenmale, und bekleidete es drey Jahre. Indessen bezeugte ihm K\xF6nig Ferdinand viele Achtung; denn 1551 erkl\xE4rte er ihn zu seinem Rahte; 1552. zum Thesaurarius, und den 20. Dec. gar zum Grafen der Nation. In diesem Jahre lie\xDF auch Haller die von ihm benannte Hallerbastey erbauen, und von derselben an, bis zum Heltauer Thore, die Stadt, nach dem Plane des
Kastaldo,* mit wichtigen Au\xDFenwerken befestigen. Das Andenken erh\xE4lt die Aufschrift
M. D. LII.
Hoc opus erexit circumdans moenia vallo, **
Hallerus, patriae provida cura suae.
* Dieser schreibt Hallern hiebey: De fortificationibus non debet Dominatio Vestra mirari, quod architectti illas magnas designent, nam ubi manus semel imponenda est, debet res perfecte confici, ne timor & sumptus duret in aeternum
** Nach andern, aber unrichtig:
Hoc opus erexit circumdans moenibus urbem.
(p143)
hatte aber Haller gleich die h\xF6chste W\xFCrde in der Nation erhalten: so bediente er sich ihrer dennoch nicht, so lange
Roth lebte, zufrieden mit der Gnade seines K\xF6niges, der Liebe seiner B\xFCrger, und dem Konsulate, welches er nun von 1554. best\xE4ndig bekleidete. Den 4ten des
Brachmondes 1555. erkl\xE4rte ihn K. Ferdinand auch zum K\xF6nigsrichter zu
Salzburg, und schenkte ihm das dasige Gr\xE4fenhaus, welchem
K. Mathias Korwinus 1465. grosse Vorrechte und Freyheiten ertheilet hatte. Daher schrieb sich Haller in der Folgezeit:
Biro von Hermanstadt und Salzburg.
Nach dem traurigen Tode des Roths, verwaltete er denn die K\xF6nigsrichterw\xFCrde, und
Augustin Hedwig erhielt das Konsulat. Den 1. Brachmond dieses 1556.igsten Jahres hielten die Landst\xE4nde eine Versammlung, worinn die Abhohlung der
K\xF6niginn Isabella, aus Pohlen beschlossen wurde. Die Abgeordneten traten den 1. August lhre Reise von
Klausenburg an, und von Seiten der S\xE4chsischen Nation befanden sich dabey der B\xFCrgermeister
Augustin Hedwig,
Johann Tartler von
Kronstadt,
Petrus Rhener von
Medwisch, und
Stephan Sch\xE4ser von
Sch\xE4\xDFburg. Den 22ten Oktob. kam
die K\xF6niginn nebst ihrem Prinzen
Johann Siegmund, gl\xFCcklich zu Klausenburg an. Diese neue Staatsver\xE4nderung hatte gar keinen sch\xE4dlichen Einflu\xDF auf Hallers Gl\xFCck. Seltenes Schicksaal! Isabella und Johann Siegmund, ertheilten ihm 1557. im Hornung gleichfalls die K\xF6nigsrichterw\xFCrde. In diesem Jahre widersprach er bey der K\xF6niginn, im Namen seiner Nation auf das Feyerlichste, als
Nikolaus Cherpewitz die vom K. Ferdinand der Hermanstadt verkauften vier Ortschaften:
Hodwill\xE1g,
Chanad,
Monora und
Chorostel erhalten wollte, oder hatte. Im folgenden kaufte er f\xFCr Hermanstadt die G\xFCter des
Ladislaus Apafi, von
Al-
(p144)
makerek, in
Feketewiz und
Varallya, um 250. Dukaten.*
Bey der f\xFCrchterlichen
Emp\xF6rung der Zekler im Jahre 1562. erwies Haller mit seiner Nation eine standhafte Treue gegen
Johann den Zweyten. Ob jene schon auf die 60,000. Mann stark waren, und den Sachsen droheten, ihr Gebieht mit Feuer und Schwert, g\xE4nzlich zu verw\xFCsten, wofern sie nicht gemeine Sache mit ihnen machen w\xFCrden: so wollten sie doch nicht, entdeckten alles dem F\xFCrsten, und Haller \xFCberlieferte ihm die Szeklerischen Abgeordneten gefangen. Doch w\xE4ren die Sch\xE4\xDFburger bald ungl\xFCcklich geworden, indem man sie bey dem F\xFCrsten der Untreue beschuldigt hatte. Voller Verbitterung kam Johann nach ged\xE4mpfter Emp\xF6rung der Zekler dahin. Allein die B\xFCrger schickten ihm die Burgschl\xFC\xDFel entgegen, und rechtfertigten sich vollkommen. Johann hielt sich fast ein Vierteljahr daselbst auf dem Pfarrhofe auf, seine Kriegsv\xF6lker aber in der Stadt. Hier lie\xDF er nach gehaltenem Landtage, die H\xE4upter der misvergn\xFCgten Zekler auf das grausamste hinrichten. — So w\xFCrdig seines Lebens vollendete es Haller 1569. den 12ten
Christmond, im 69sten Jahre. Von seiner ersten Gemahlinn,
Agnetha von Schirmer, hatte er drey S\xF6hne und zwo T\xF6chter, die aber bis auf den \xE4ltesten Sohn,
Petrus, fr\xFChzeitig starben, auch dieser, ob er gleich mit
Margarethen Ofner** in einer fruchtbaren Ehe lebte,
* Die Urkunden von diesem allen, befinden sich in dem Hermanst\xE4dtischen Archive, die genannten Ortschaften: Abtstorf, Scholten, Donnersmark und Schorsten geh\xF6rten ehemals an die Abtey zu Egresch, und erhielten 1466. auf Befehl des K\xF6nigs Matthias, ihre alten Freyheiten wieder. S. Litt. Mathiae R. ad Episcop. Chanad. ut 4. villas in suis libertatibus vivere permittat.
** Ihr steinernes Denkmaal in der Hauptkirche f\xFChret folgende Aufchlift: Epitaphium Honeste ac Piae Dominae
(p145)
starb dennoch 1568. ohne Erben. Doch in seiner zwoten Ehe, mit
Katharinen, einer Tochter des
Petrus Kem\xE9ny von
K\xE9t T\xF3rony und
Gyer\xF6 Monostor, war er gl\xFCcklicher. Denn diese gebar ihm vier S\xF6hne, von welchen das itzige Gr\xE4flich Hallersteinische Geschlecht herstammet.
Ein K\xFCrschner, aber ein Mann von gro\xDFer Erfahrung und Beredsamkeit. Im Jahre 1550. ward er Stadthan, 1553 Stuhlrichter; welches Amt er bis 1556 verwaltete, da er denn das Konsulat erhielt, und mit der Gesandtschaft der Landesst\xE4nde an die
K\xF6niginn Isabella und ihren
Prinzen Johann Siegmund nach Pohlen reiste.
Miles irret, wenn er in seinem W\xFCrgengel, S. 61. behauptet, Hedwig sey um diese Zeit K\xF6nigsrichter gewesen. Denn diese W\xFCrde erhielt er erst 1570. nach dem er seit 1566. Prokonsul gewesen.
Johann der Zweyte, hatte so viele Achtung f\xFCr ihn, da\xDF er ihn bey seinem Aufenthalte zu Hermanstadt, m\xFCndlich zum Grafen der Nation und K\xF6nigsrichter erkl\xE4rte, worauf Hedwig den 16ten Januar, feyerlich eingef\xFChrt wurde.
Welche Zeiten m\xFC\xDFen damals gewesen seyn! - Anderthalb Pfund Fleisch kosteten in Hermanstadt einen Pfennig. Allein der 21. M\xE4rz,* ward diesem Orte aber-
Margharetae Budai Egregii Petri Haller, Junioris, Consortis, quae obiit 15. Jan. MDLXVI.
Quae mihi quaterni rapuerunt pignora partus
Haec eadem vitam fata tulere meam.
Sic statuit de me Domini firmata voluntas,
In cujus capio gaudia vera sinu.
* Diesen Tag setzet Martin Oltard, ein Zeitgenosse; die Kronst\xE4dter Kirchenchronik, und andere aber den 7ten November.
(p146)
mal ein Tag der Klage, indem durch Entz\xFCndung des Schie\xDFpulfers Mittags zwischen 12. und 1. Uhr, eine solche Feuersbrunst entstund, da\xDF dreihundert neun und achtzig H\xE4user in der untern Stadt abbrennten. Der Schlag war so hefftig, da\xDF Th\xFCrme und Mauern einst\xFCrzten, und die Fische in den Teichen ganz bet\xE4ubt auf dem Wasser schwammen. Bald hierauf wurden die H\xE4user in der Stadt gez\xE4hlet, deren Anzahl dreyzenhundert und eilfe war. Diese Oltardische Nachricht ist aus allen Gesichtspunkten glaubw\xFCrdiger, als diejenige, die bey dieser traurigen Scene von der Heltauergasse an, durch die Fleischergasse, unter dem Johannisberge, bis zum B\xFCrgerthore, 1306 H\xE4user abbrennen lassen. Wie unwahrscheinlich!
Im Jahre 1571, geschah eine merkw\xFCrdige Ver\xE4nderung in der innern Verfassung der S\xE4chsischen Nation.
Klausenburg ward wegen der
Unitarischen Glaubenslehre, aus der Zahl der sieben S\xE4chsischen Richter ausgeschlossen, und
Bros, (Szasz V\xE1ros.) daf\xFCr angenommen. Nicht lange hernach erfolgte den 14. M\xE4rz, der fr\xFChzeitige Tod des F\xFCrsten Johann Siegmund, der wieder einen blutigen Schauplatz er\xF6fnete. Sein Liebling,
Kaspar Bekesch, sah sich durch die Wahl des w\xFCrdigen
Stephan B\xE1thori, in seiner Hoffnung zum F\xFCrstenthume betrogen. Er suchte also das durch Gewalt der Waffen zu erlangen, woran ihm die Unitarische Religion und sein Stolz hinderlich gewesen war. Hiebey blieb die S\xE4chsische Nation dem B\xE1thori treu, verst\xE4rkte sein Heer mit tausend Mann zu Pferde, und so bejahrt schon Hedwig war; so gieng er doch selbst zu Felde, und f\xFChrte in dem entscheidenden Treffen mit dem Bekeschischen Kriegsheere, seine Sachsen mit gleichem Muhte und Gl\xFCcke an.*
Das folgende 1752ste Jahr zeichnete sich durch sei-
* Wolf. Bethlen nennet ihn bey dieser Gelegenheit irrig einen B\xFCrgermeister.
(p147)
nen fruchtbaren Herbst aus, indem man 22. Eimer Most, um einen Gulden haben konnte; allein auch durch eine solche Pest, die
Burzelland fast ganz entv\xF6lkerte, und sich 1573. zugleich in
Sch\xE4\xDFburg und Hermanstadt ausbreitete.
Gegen das Ende des 1576sten Jahres verlor Hedwig wegen seines hohen Alters, den Gebrauch seines Verstandes, und so starb er den 1sten Hornung, 1577. an der Pest, und ward den dritten desselben Monats begraben.
Miles berichtet von ihm, da\xDF er zu Pferde immer ein Luchsfell, an statt des Pelzes gef\xFChrt habe. Von seinen drey Gemahlinnen hinterlie\xDF er nur zwo T\xF6chter. Von der Ersten
Regina: die
Barbara, Gemahlinn des Kaufmanns
Christoph Omlascher, und von der Dritten, die ihm bald den 20. M\xE4rz, im Tode nachfolgte:
Katharine, die
Gregorius Miles als Wittwer, 1581 heurahtete.
In Urkunden hei\xDFet Hedwig gemeiniglich, Augustinus Pellio, oder Sz\xF6ts, nach damaliger Schreibart: Zewch. Unter seiner Amtsf\xFChrung schenkte auch der F\xFCrst Stephan B\xE1thori, den Weinzehnden von
Omlasch an das Spital zu Hermanstadt, und
ertheilte der Stadt die Freyheit einer Papierm\xFChle. Die Urkunden hievon bewahret das Hermanst\xE4dtische Archiv.
Einer der gr\xF6\xDFten M\xE4nner der S\xE4chsischen Nation, von ausgebreiteten Einsichten und muhtiger Klugheit, dessen Leben eine Reihe der sch\xF6nsten Thaten f\xFCr das Vaterland enth\xE4lt. Er war der j\xFCngste Sohn des
K\xF6nigsrichters Georg Huet, und der
Barbara Armbr\xFCster, gebohren den zweyten
Hornung, 1537. Auf den Schulen zu Hermanstadt und Wien bildete er sich zum Dienste seines Vaterlandes, worauf er, von einigen Magnaten, die seine M\xE4cene waren, bewogen, das Hofleben erw\xE4hlte. Er begab
(p148)
sich an den gl\xE4nzenden Hof des
Kaisers Karl des F\xFCnften, dessen Leichenfeierlichkeiten er auch beywohnte; nachgehends lebte er am Hofe des
Kaisers Ferdinand, und konnte sich von diesem gro\xDFen Schauplatze nicht entfernen, bis er nicht auch
K. Maximilianen und
Rudolphen mit Beyfall und Ehre gedient hatte;* da er dann 1574. in sein Vaterland zur\xFCck kehrte. Das folgende Jahr, heurahtete er den 6ten Hornung
Margarrethen Omlascher, eine Enkelinn des
K\xF6nigsrichters Hedwig. Man speisete dabey an 50. Tafeln und in sechs H\xE4usern. Der Woywode
Stephan B\xE1thori, verehrte ihm eine goldene Kanne, so auch der
Hermanst\xE4dtische Raht und die
Medwischer zween St\xFChle; denn folgenden Tag aber belustigte ein Ringelrennen die G\xE4ste.
Zu Anfange des folgenden Jahres ward er ein Mitglied des \xE4u\xDFern Rahts, oder der Hundermannschaft, und den 1sten Hornung, 1577 Rahtsherr , oder wie er schreibt: B\xFCrger. ** War er nun gleich nur an Hedwigs Sterbtage, Rahtsherr geworden; so hatte er doch die Ehre dessen Nachfolger im Amte zu werden. Den 24. M\xE4rz \xFCberbrachten ihm
Gregorius Apafi und
* Er schreibet selbst: Quippe, qui jam olim relicta schola, cum Cibiniensi, tum Austriaca, aulicae vitae, Magnatibus ita suadentibus, adhaeserim, neque inde me extricare potuerim, donec quatuor Imperatorum Aulas familiariter ex officio frequentaverim, quorum priori, Carolo V. Rom. Caesari, cujus exequiarum pompa, seu celebrationi interfui, & Fratri ejus, tunc Regi Romanorum Ferdinando, deinde Filio ejus, Maximiliano ultimo tandem praesenti, Rudolpho, Maximiliani primogenito Filio, sedulam gratamque locavi operam diplomatibus testatam. — Ob er Vice Sekret\xE4r, wie Soterius meynet, gewesen, kann ich nicht entscheiden.
** Daher hei\xDFen auch noch die Rahtsherrenwiesen bey Hermanstadt Borgerwiesen, und davon das Stadtthor, und nicht von B\xFCrgern das Borgerthor; eben so viel als Rahtsherren Thor.
(p149)
Alexander Kendi, das F\xFCrstliche Diplom zur h\xF6chsten W\xFCrde in der Nation. Worauf er den 26sten M\xE4rz, auf dem Rahthause feyerlich zum K\xF6nigsrichter erkl\xE4rt ward.
Dieses wichtige Amt verwaltete Huet nicht nur unter der sanften Regierung des
Christoph B\xE1thori mit allgemeinem Beyfalle,* sondern, auch bey dem verwirrtesten Zust\xE4nde seines Vaterlandes, mit solchem Muhte, solcher Klugheit und Treue, da\xDF sein Ged\xE4chtni\xDF auch der Nachwelt heilig seyn mu\xDF. F\xFCrst
Siegmund B\xE1thori w\xFCrdigte ihn eines besondern Vertrauens, und freute sich mit ihm in der Itali\xE4nischen, seiner Lieblingssprache, unterreden zu k\xF6nnen. Huet machte sich dieses Vertrauens vollkommen w\xFCrdig. Er zeichnete dem F\xFCrsten solche Plane vor, die ihm und dem Vaterlande allemal vortheilhaft waren, wann derselbe davon Gebrauch machte. Er deckte ihm die giftigen Geheimnisse seiner Feinde auf, und gewi\xDF, Siegmund B\xE1thori w\xE4re 1594. verlohren gewesen, wenn Huet weniger Muht, oder Treue gehabt h\xE4tte.
Ganz verlassen, ohne Hoffnung und mit Schrecken des Todes umgeben, befand sich derselbe itzt in
K\xF6w\xE1r. Die St\xE4nde dachten zu
Klausenburg auf eine neue F\xFCrstenwahl, und
Balthasar B\xE1thori, war schon von einigen zum F\xFCrsten erw\xE4hlet. In diesen entscheidenden Augenblicken, wandte sich Huet zu den Soldaten und einigen anderen, entdeckte ihnen die wahre Gestalt der Sache, erinnerte sie ihrer Pflicht, und erkl\xE4rte sich im Namen seiner Nation, \xF6ffentlich vor den versammelten Landesst\xE4nden: „ Er willige keinesweges ein, und so
* Dieser F\xFCrst schenkte ihm, den 17. M\xE4rz, 1580 die F\xFCrstlichen Zehenden von R\xE4ussen, anderthalbe Quarte, auf Lebenslang. Hierinn best\xE4tigte ihn so wohl der Walachische Woywode, Michael 1600, den 13. Aug. als auch die Kais. K\xF6niglichen Komiss\xE4rs, Karl von Imhoff und Georg Hoffman 1603. den 20. Jun. zu Hermanstadt.
(p150)
lange sein F\xFCrst bey Leben, und gesund w\xE4re, w\xFCrde er nie Eidbr\xFCchig werden. „Lebt denn der F\xFCrst? war die Frage der St\xE4nde und Soldaten. Freylich lebt er, antwortete Huet, und es fehlet ihm gar nichts an der Gesundheit.* — Man fragte ihn abermal, woher er solches wisse? Ich weis es wohl, erwiedcrte Huet; und werdet ihr ihn nicht alsobald wieder holen, so werdet ihr sehen, was f\xFCr b\xF6se Folgen die Sache haben wird. — Dieses vereitelte den ganzen Plan der Mi\xDFvergn\xFCgten, und n\xF6htigte sie dem freudigen Verlangen der \xFCbrigen, besonders der Soldaten, beyzustimmen, und den F\xFCrsten zur\xFCck zu beruffen.
Mit dem
Kardinale F\xFCrsten Andreas B\xE1thori, hatte Huet und seine Nation wohl Ursachen mi\xDFvergn\xFCgt zu seyn; doch erz\xE4hlet Kinder** eine Begebenheit, die kein gleichzeitiger Schriftsteller best\xE4tigt, und durch die Geschichte des arglistigen
Woywoden Michael genugsam wiederlegt wird. Sie ist folgende: Andreas B\xE1thori beschlo\xDF entweder die Religionsver\xE4nderung der S\xE4chsischen Nation, oder ihren Untergang. Zu diesen Absichten lie\xDF er auf dem Landtage zu
Wei\xDFenburg, sieben Spie\xDFe, f\xFCr die sieben Richter der S\xE4chsischen Universit\xE4t aufrichten. Wie Huet dieses entdeckte, ersuchte er den Walachischen Woywoden um schleinige Hilfe; und zugleich mu\xDFte den folgenden Tag einer seiner Vertrauten in gr\xF6\xDFter Eile einen
* Welche Achtung die verwittwete Erzherzogin, Maria, f\xFCr ihn gehabt, erhellet aus einem ihrer Briefe an ihn, vom 25 May, 1595. Sie berichtet ihm, da\xDF sie ihm das verlangte Bildnis ihres sel. Gemahls, Karl bey ihrer Hereinkunft mit ihrer Prinzessinn, Maria Christierna, damaligen Braut des F\xFCrsten Siegmund B\xE1thori, selbst \xFCberbringen wolle. Sie meldet ihm auch, da\xDF sie ihre zween Prinzen, und insonderheit den Erzherzog Maximilian, gern mit nach Siebenb\xFCrgen nehmen wollen, allein Kaiser Rudolph wollte es nicht erlauben.
** Die sie au\xDFer ihm erz\xE4hlen, sind darinn so un\xFCbereinstimmig, da\xDF sich ihre Nachrichten nicht vereinigen lassen.
(p151)
Brief, als von Hermanstadt nach Wei\xDFenburg \xFCberbringen. In demselben wurde der pl\xF6tzliche Einfall des Woyvoden in Siebenb\xFCrgen berichtet. — Sogleich wurde der Sachsen, der Spie\xDFe und alles vergessen. Jederman dachte nur auf Flucht und Sicherheit. —
In den folgenden Kriegerischen Unruhen wu\xDFte Huet wenigstens Hermanstadt gegen alle Versuche, Drohungen und Verhei\xDFungen des Siegmund B\xE1thori, und hernach des
Moses Sz\xE9kel, in der Treue gegen Kaiser Rudolphen zu erhalten. Das kleine Medwisch mu\xDFte 1601. zu seinem gro\xDFen Ruin der \xFCberwiegenden Gewalt nachgeben.
Sch\xE4\xDFburg gieng durch einen artigen Streich den 13.
Christmond verloren.
Georg Mako, der die untere unbefestigte Stadt mit 4000. Mann besetzt hatte, kaufte von
Gabriel Hallern einige F\xE4\xDFer Wein, die auf der verschlossenen Burg lagen. Die th\xF6richten B\xFCrger lie\xDFen sich \xFCberreden, selbige abfolgen zu lassen. Allein sobald der volle Wagen mitten in dem ge\xF6fneten Thore war, wurden die R\xE4der entzweygehauen. So konnte das Thor nicht geschlossen werden, und da sie sich \xE4ngstlich damit besch\xE4ftigten, brennte schon ein Haus auf der Burg. Die Best\xFCrzung hier\xFCber ward so gro\xDF, da\xDF die B\xFCrger nicht wu\xDFten, ob sie dem Feuer, oder dem Thore zulaufen sollten. Indessen waren so viele Feinde eingedrungen, da\xDF sich die B\xFCrger \xFCbermannet, und ihre Burg verloren sahen. Mako lie\xDF die Burg rein auspl\xFCndern, den Raht gefangen nehmen, die B\xFCrger aus den H\xE4usern jagen, setzte
Zeklerische Beamte ein, und gab der Stadt den Namen Nemeschv\xE1r. Unter den grossen Reichth\xFCmern, die er in der Kirche des H. Nikolaus fand, waren insonderheit die zw\xF6lf Apostol von Silber in Lebensgr\xF6\xDFe merkw\xFCrdig. Die
Bistritzer lie\xDFen sich durch Drohungen und Betrug zur Uibergabe bewegen, daf\xFCr sie aber der ber\xFChmte
Basta, 1602. rechtschaffen z\xFCchtigte. Die einzige
Kronstadt nahm den Siegmund freywillig auf. Allein, kaum vermochten sie auch mit einem
(p152)
goldnen Pokal, tausend Dukaten an Wehrt, bey dem Basta, Bistritzens Schicksaal von sich abzuwenden.
Istw\xE1nfi berichtet zwar,* Hermanstadt habe Moses Sz\xE9keln, bey seinen ohnm\xE4chtigen Versuchen, Siebenb\xFCrgen f\xFCr sich zu behaupten, mit offenen Thoren aufgenommen, aber dieser grosse Geschichtschreiber irret hierinn. Die Hermanst\xE4dter wollten vielmehr gar nichts von ihm wissen, vermehrten ihre Truppen, zogen die Kaiserliche Besatzung aus
M\xFChlenbach an sich, lie\xDFen 5000. K\xFCbel Frucht aus der
Moldau bringen, und den
dasigen Hospodar, auf den Fall einer Belagerung, um schleinigen Beystand ersuchen, welchen er auch zusagte. Doch war alle diese Vorsicht \xFCberfl\xFC\xDFig, indem Moses seine Rolle ausspielte, als er sie kaum angefangen hatte. Nichts destoweniger suchte Huet seine Vaterstadt in bessern Vertheidigungsstand zu setzen. Zu diesem Zwecke lie\xDF er eine starke Bastey vor dem B\xFCrgerthore 1604. auff\xFChren, und den 1. May ward der Grundstein dazu gelegt. Bey dem Heltauerthore hatte er es noch 1578. gethan; denn zur Linken des \xE4u\xDFersten Thores liest man auf einem steinernen Denkmaale:
ILL. PRIN. DO. CHRISTOPH. BATH D G.VAIVODAE. TRANS. S. C MUNI FICENTIA. ET. CIVITATIS. SVMPTIBVS: EXTRACTUM. AN: DO. 1578.
Darunter halten zween Engel einen ovalen Schild mit dem B\xE1thorischen Wolfsz\xE4hnen, und darauf folget:
D. OPT. MAX. PROV. GEORG. HECH TIO COS. ET. ALBERTO HVTTERO. IV. DICE. REGIO. VRB. CIB. HOP. PROP. **
* L. 33. p. 515.
** Illustrissimi Principis Domini Christophori B\xE1thori, Dei Gratia: Vaivodae Transilvaniae, Sicolorum Comitis, Munificentia, & Civitatis sumptibus exstru
(p153)
Unten sind drey Wappen, das Hechtische: ein Hecht mit drey Rosen; das Hermanst\xE4dtische, und das Huetische: Ein springendes Einhorn und ein F\xFCrstenhut in vier Feldern.
Von Huets \xFCbrigen Verdiensten um seine Nation will ich noch etwas Weniges anmerken. An dem
S\xE4chsischen Nationalrechte, von Mathias Fronius aus Kronstadt, gesammelt und herausgegeben, hatte er nicht geringen Antheil, und begab sich 1582. den 30. Dec. selbst mit nach Pohlen, um dessen Best\xE4tigung vom K\xF6nige Stephan B\xE1thori, als F\xFCrsten von Siebenb\xFCrgen, zu erhalten. Er vertheidigte auch auf dem Landtage zu Wei\xDFenburg, 1591. den 10. Brachmond, in Gegenwart des F\xFCrsten, die angefochtene Ehre, Vorrechte und Freyheiten der S\xE4chsischen Nation, mit solcher Freym\xFChtigkeit und Nachdruck, da\xDF er das drohende Ungewitter gl\xFCcklich abwendete. Nicht weniger sorgte Huet f\xFCr die Aufnahme der Hermanst\xE4dtischen Schule. Er gab ihrer Bibliothek eine neue Gestalt, lie\xDF sie 1592. mit Mauergem\xE4lden auszieren, die \xE4ltern und neueren Gelehrten von gl\xE4nzenden Ruhm vorstellen; theils aber symbolische Bildnisse, und bereicherte sie mit seiner sch\xF6nen B\xFCchersammlung. Bey der Schule selbst veranstaltete er eine bessere Einrichtung, dazu sie 1598. neue Gesetze f\xFCr Lehrer und Lehrlinge erhielt. Das Ged\xE4chtni\xDF dieser \xE4dlen Handlungen erhalten noch folgende Aufschriften:
ctum, Anno Domini 1578. Deo Optimo Maximo, Provido, Georgio Hechtio, Consule, & Alberto Huttero, Judice Regio Vrbis Cibiniensi, Hoc positum Propugnaculum. Vielleicht! Hecht starb als Prokonsul den 5. Octob. 1580.
(p154)
INSTAVURATVM
CONSVULE
D. JOHANNE BAVARO. (Bayer.)
IVDICIBUS:
REGIO. D. ALBERTO . HUTTERO.
SEDIS. D. LVCA ENGETER.
PASTORE. R. D. PETRO LVPINO.
RECTORE. M. GEORGIO DEIDRITIO.
ANNO S.
M. D. XCII.
Die zwote:
INSTAURATORI
SCHOLAE CIBIENSIS.
DOMINO
ALBERTO HUTTERO.
IVDICI REGIO
CIBIENSI
PRVDENTISS.
NOBILISSIMOQUE VIRO.
LITERARVM
LITERATORUMQ.
AMANTISSIMO.
MECAENATI SVO
COLENDO.
M. GEORGIVS DEIDRITIVS.
Das Uibrige ist unslesbar.
Uiber der Pfarkirche an der Mauer, siehet man Huets Bildnis in Lebensgr\xF6\xDFe.— Im Jahre 1604. erkl\xE4rte Kaiser Rudolph unsern Huet zum Siebenb\xFCrgischen Kammerraht, und in Absicht Hermanstadts nennet sich dieser noch 1593. einen Bewahrer des \xF6ffentlichen Schatzes. (Conservatortor Thesauri publici) Dieses errinnert mich an die Geldst\xFCcke, die unter seiner Aufsicht zu Hermanstadt
(p155)
gepr\xE4gt worden. Sollte es zu viel seyn, wann ich hier zwoer sehr merkw\xFCrdigen Ged\xE4chtnism\xFCnzen gedenke? — Die erste ist auf das Jahr 1602. da Siebenb\xFCrgen von oben herab mit Pest und andern hinrei\xDFenden Krankheiten; von Morgen vom T\xFCrken, und von Abend, von Deutschen Kriegsv\xF6lkern gez\xFCchtigt und schrecklich verw\xFCstet wurde. Die Hauptseite zeiget einen menschlichen Kopf mit drey Gesichtern. Das zur Rechten ist ohne Bart mit der Beyschrift: OCCIDENS; das zur linken b\xE4rtig, mit der Beyschrift: ORIENS; und oben auf der Scheitel abermal ein b\xE4rtiges, dar\xFCber: DEVS. Die Umschrift: TERRENA CONSIDERES VT CAELICA POSSIDEAS. Auf einigen stehet noch: CIBIN. und unten am Halse: N.W. CIBIN. 1602. mit sehr kleinen Lettern. Auf der Kehrseite ist nur folgende
Aufschrift:
A TERGO
ET FRONTE
MALUM TANDEM
DEVS PROPITIA
RE. AN. MDCH. F
ATALI TRAN
SSILVANI: ae. *
Die zwote vom Jahre 1603. ist eine ovale Denkm\xFCnze des
Kaiserlichen Feldherrn Georg Basta, Grafen von
Hust, Freyherrn, Herrn in
Sult und Ritter vom goldnen Sporn, Ihrer Kaiserlichen Majest\xE4t und des Katholischen K\xF6nigs beyder Spanien, Kriegsraht und Generalkapit\xE4n in Siebenb\xFCrgen in Gold zehen Dukaten. Die Hauptseite f\xFChret sein geharnischtes Brustbild mit
* Man findet sie in Gold von verschiedenen St\xE4mpeln und Gewichte, oft ohne Anzeigung des Pr\xE4gorts, und nicht selten mit sichern Merkmaalen der Unachtsamkeit, oder Unwissenheit ihrer Meister.
(p156)
krausen Hahren und b\xE4rtigem Gesichte, nebst der Umschrift: GEORG. BASTA. DN. (Dominus) INSULT. EQV.es AVR.atus. Auf der Nebenseite siehet man drey neben einander stehende Palmzweige von einem Lorbeerkranze umschlossen. Darunter:
VALL. PROF. Vallacho Profligato.
SIC. DEV. Siculo Devicto.
DAC. REC. Dacia Recuperata.
1603.
Die Umschrift ist: Sacrae C.aesareae. M.aiestatis AC. CATH.olici REG.is HISP.aniarum CONSI.liarius BEL.licus ET IN TRANS.ilvania CAPIT.aneus GENERAL.is. Da\xDF diese M\xFCnze gleichesfalls zu Hermanstadt gepr\xE4gt worden, zeigen die kleinen Buchstaben unten am Rande des Brustbildes: N. W. CIBIN. 1603.
Doch genug! Endlich in allem gl\xFCcklich, war Huet zu letzt ein ungl\xFCcklicher Ehemann. Seine
erste Gemahlinn hinterlie\xDF ihm eine
einzige Tochter. Nachgehends heurahtete er den 10. Jul. 1586.
eine Fa\xDFbinderstochter, deren
Vater er mit der Rahtsherrnw\xFCrde belohnte. Diese gab ihm zwar ihre Hand, nicht aber ihr Herz. Ihre Ausschweifungen waren so \xE4rgerlich,* und ihr Eigensinn so gro\xDF, da\xDF sie ihren Ehegatten nicht einmal um Vergebung bitten wollte. Entschlossen, lieber ihr Leben, als ihre Neigung gegen einen armen Studenten aufzuopfern, sah sich Huet endlich gen\xF6htigt, sich von ihr den 1. Novem.
* Unter andern hatte sie zween Kais. Kommissarien, die nach Hermanstadt gekommen waren, zu Liebhabern, davon noch die Reime \xFCbrig sind:
Der eine war der Hildegard,
Der andere der Kaspar,
Der dritte war der graue Bart,
Dem ich niemals nicht gut war.
(p157)
1605. gerichtlich. trennen zu lassen. Als sie nachgehends
mit ihrem neuen Manne auf der Th\xFCrschwelle der Kirche getrauet wurde, legte sie sich die sammetene Kappe des Huets, heimlich unter das Knie. Worauf sie zu sagen pflegte: Sie w\xE4re nicht auf der Th\xFCrschwelle, sondem auf Huets Kappe kopulirt worden. Huet vollendete seine sch\xF6ne Laufbahn den 23. Apr. 1607 in einem Alter von 70. Jahren, 2. Monden und 21. Tagen, nachdem er in seiner K\xF6nigsrichtersw\xFCrde etwas \xFCber drey\xDFig Jahre die Ehre und St\xFCtze seiner Nation gewesen. Mit ihm starb das Huetische Geschlecht aus. Hierauf beziehet sich seine Grabschrift:
Hic Pileata Domus carissima condidit ossa,
vindicat interitu nescia Fama mori.
Seine und seines Vaters Ehrenfahne, die nach Gewohnheit in der Kathedralkirche aufgesteckt waren, schlug 1619. den 10.
Brachmond, ein Wetterstral herunter. Das Huetische Wappenschild f\xFChret zween Helme, den ersten bedeckt ein F\xFCrstenhut, worauf ein aufgerichtetes Schwerdt mit einem Lorbeerzweige umwunden; den zweyten eine offene Krone, und darauf ein halbes gekr\xF6ntes Einhorn, mit einer fliegenden Binde um den Hals. Der Schild selbst ist quadrirt, und wird von zween Greifen gehalten. Im ersten und vierten Felde ein F\xFCrstenhut, in den \xFCbrigen ein springendes gekr\xF6ntes Einhorn mit einer fliegenden Binde an dem Halse. Dieses Huetische Wappen siehet man auch auf dm Hermanst\xE4dtischen Dukaten und Thalern von 1605. und 06.
Ein Mann, der sich aus dem Staube der Leibeigenschaft zur h\xF6chsten W\xFCrde der S\xE4chsischen Nation zu erheben wu\xDFte.
Donnerstmark (Monora) ein Fiskal-
In Urkunden hei\xDFet er nicht selten: Malimer, Mailmer.
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flecken, war sein Geburtsort. Hier lebte er auch als Schulmeister, daher er den Namen Literatus und ungrisch, D\xE9ak (Sch\xFCler) erhalten. Nachgehends kam er wegen seiner Fertigkeit im Schreiben und Rechnen in F\xFCrstliche Dienste, und ward Schreiber und Einnehmer der Fiskalgef\xE4lle. Hier machte er sich so verdient, da\xDF ihn
Siegmund B\xE1thori, den 6ten August 1594. nebst allen seinen Nachkommen beyderley Geschlechts, in den Adelstand erhob. Wenn er nach Hermanstadt gekommen, ist mir unbekannt; 1602. aber finde ich ihn unter den dasigen Rahtsherren. Als solcher erhielt er den 15ten
Christmond des folgenden Jahres, vom
Kaiser Rudolph, die Best\xE4tigung seines Adels in Absicht aller Kaiserlichen L\xE4nder. Im Jahre 1607. erlangte er die Stuhlrichterw\xFCrde, bald aber darauf, den 30. May, best\xE4tigte ihn
F\xFCrst Siegmund R\xE1kotzi, zum Grafen der Nation und K\xF6nigsrichter. H\xE4tte ihn
Huets Muht und Staatsklugheit belebt; o! so w\xFCrde diese seine Amtsf\xFChrung f\xFCr ihn und die B\xFCrgerschaft, nie so traurig geworden seyn. Allein, so lie\xDF es Melmer geschehen, da\xDF
Gabriel B\xE1thori den 10ten Christmond 1610. mit einer Begleitung von 20,000. Mann, in Hermanstadt aufgenommen ward. Ein F\xFCrst, der allezeit sagte: wer Herr von Siebenb\xFCrgen seyn wollte, m\xFC\xDFe die Schl\xFC\xDFel von Hermanstadt in der Tasche haben. B\xE1thori hatte sie nun, und bediente sich ihrer nach Willk\xFCr. Er bem\xE4chtigte sich der Stadtthore, des Rahthauses, Zeughauses und der M\xFCnze. Die B\xFCrger mu\xDFten alle Waffen ausliefern, und ungeheure Geldsummen mit vergeblicher Hoffnung erlegen. Das sch\xE4tzbare Archiv wurde gepl\xFCndert und zerstreuet, und endlich die Stadt von ihren B\xFCrgern so entbl\xF6\xDFet und verw\xFCstet, da\xDF darinnen Hirsen ausges\xE4et wurde. Kurz, dieser ungl\xFCckliche Ort ward also behandelt, als er kaum durch Sturm erobert h\xE4tte erwarten k\xF6nnen.*
* N\xE4here Nachrichten hievon werde ich in den B\xFCrgermeistern geben.
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Bey diesem algemeinen Verderben mu\xDFte Melmer selbst nicht wenig leiden. Da es den ersch\xF6pften B\xFCrgern unm\xF6glich war, hunderttausend Gulden f\xFCr das Jahr 1611. zu erlegen: so wurde der ganze Raht auf das Rahthaus gefangen gesetzt, ja Melmer mit dem Rahtsherrn
Kolloman Gozmeister, den 1ten Sept. in den unterirdischen Kerker der M\xF6rder, an Stricken hinunter gelassen. An diesem abscheulichen Orte mu\xDFten sie bis den dritten Tag verbleiben. Doch, nicht sein ganzes Ungl\xFCck! — Unterdessen mu\xDFte auch seine noch unverheurahtete
Tochter Anna, ein Opfer der
B\xE1thorischen Wohll\xFCste werden.
Sein Tod ist mir nicht sicher bekannt. Ist er 1612. erfolgt; so mu\xDF Melmer im
Christmonde gestorben seyn. Denn den 28ten Nov. lebte er noch, und war mit seinem guten Rahte Schuld daran, da\xDF die S\xE4chsischen Geistlichen den vierten Theil ihrer Zehenden, dem F\xFCrsten auf die Zukunft ohne L\xF6segeld aufopferten. Der F\xFCrstliche Geheimeraht,
Gabriel Bethlen, widerrieht ihnen dieses Opfer sehr; als er aber F\xFCrst ward, wollte er ihnen das Verlorne doch nicht wieder ersetzen. — Sind unsere alten Schriftsteller nicht partheyisch: so war Melmer ein Mann ohne Religion und Tugend. In seiner zwoten Ehe lebte er mit
Dorotheen Perneszi von Ostopan, Wittwe des
Michael Hallers von Hallerstein. Aus seiner ersten Ehe hatte er einen Sohn zu
Donnerstmark, der an dem Gl\xFCcke seines Vaters gar keinen Antheil nahm, und die Leibeigenschaft auf seine Nachkommen fortpflanzte. Einer derselben ist der Diakonus zu
Reu\xDFen,
Melmer.
Das Melmerische Wappen ist ein halber Hirsch mit goldnen H\xF6rnern, auf einer k\xF6niglichen Krone, der sich gegen gegen einen steilen Felsen aufrichtet.
Graf der Nation und K\xF6nigsrichter zu
Reps, woselbst sein Vater
Bartholom\xE4us 1575. als Pfarrer starb.
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Ihm hatte
Gabriel B\xE1thori 1611. seine Erhaltung zu danken, als er
von dem Walachischen Hospodar Radul, den 16. Jul. bey Kronstadt geschlagen worden, und seine eigenen Leute sein Schicksaal nicht wu\xDFten. Aus Erkentlichkeit und
Vatinianischem Hasse gegen die Hermanst\xE4dter, erkl\xE4rte er ihn daf\xFCr zum Grafen der Nation. Das einzige Beyspiel, da\xDF diese Grafen nicht zugleich K\xF6nigsrichter zu Hermanstadt gewesen. Allein
das blutige Ende seines F\xFCrsten 1613. war auch das Ende seiner Amtsverwaltung. Doch lebte Weyrauch auch nachgehends bey dem F\xFCrsten und seiner V\xF6lkerschaft in grossem Ansehen, bis er endlich 1637 auf dem Landtage zu Medwisch, den 27. Febr. pl\xF6tzlich in die Ewigkeit \xFCbergieng. Sein Leichman wurde nach Reps abgef\xFChrt. Von seinen S\xF6hnen starb
Georg, als Pfarrer zu
Kleinschelk, der andre aber,
Johann, in \xE4u\xDFerster D\xFCrftigkeit.
Das Weyrauchische Wappen ist ein angez\xFCndetes. Rauchfa\xDF.
Seine Eltern waren
Kollman Gozmeister, ein reicher Kaufmann zu Hermanstadt und
Elisabeth, geborne Brelst. Im Jahr 1606. ward er zum Stadhane erw\xE4hlt; Stuhlrichter aber, oder B\xFCrgermeister ist er nie gewesen. Bey den Drangsalen seiner Vaterstadt unter dem eisernen Joche des
F\xFCrsten Gabriel B\xE1thori mu\xDFte er dem K\xF6nigsrichter
Melmer, in der so genannten stinkenden Kammer Gesellschaft leisten; allein, nach dem
tragischen Tode dieses F\xFCrsten erhielt er die K\xF6nigsrichterw\xFCrde, darin ihn der grosm\xFChtige
F\xFCrst Gabriel Bethlen best\xE4tigte. Die Hoffnung und Freude der Hermanst\xE4dter bey der Erhebung dieses F\xFCrsten war so gro\xDF, da\xDF sie folgende Denkm\xFCnze in Gold und Silber pr\xE4gen lie\xDFen:
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VERA SALVS CHRISTVS TVA SCEPTRA SALVTA CORONET 1613.
In sechs Zeilen. ET FERAT AVSPICIIS PROSPERA VELA TVIS. Ein Schild mit dem Hermanst\xE4dtischen Wappen, oder zwey kreuzweisliegenden und unterw\xE4rtsgekehrten Schwerdtern in einem Dreyecke, dessen jede Spitze ein Seeblumenblatt f\xFChret. Dar\xFCber eine offene Krone, und unten von beyden Seiten CI — BI.
Im
Wintermonde hielt die
S\xE4chsische Universit\xE4t eine Versammlung zu
Sch\xE4\xDFburg, worinn den 30sten, unter andern auch beschlossen ward: da\xDF k\xFCnftighin keine Sachsen, die adelicher Vorrechte genie\xDFen wollten, G\xFCter kaufen, und dem
Adel sich einverleiben w\xFCrden, einige Ehren\xE4mter in der Nation zu erwarten haben sollten. Die Ursachen dieses sonderbaren Rahtschlusses waren: theils die nachteiligen Folgen f\xFCr die Freyheiten der S\xE4chsischen St\xE4dte, wovon das
Franz Sachsische (Szaz) Haus zu Hermanstadt und das
Czehische zu Medwisch, beweisende Beyspiele geben; theils, weil die Sachsen in ihren Nationalvorrechten und Freyheiten, schon Edelleute w\xE4ren. 1614. den 18ten Febr. hatte Gotzmeister das Vergn\xFCgen, seine Vaterstadt durch die Gnade des F\xFCrsten Bethlen, wieder im Besitze seiner B\xFCrger und alten Freyheiten zu sehen. Ein j\xE4hrliches Dankfest wurde deswegen gestiftet, und die B\xFCrger fiengen ihre Epoche von diesem gl\xFCcklichen Tage an. Beydes aber dauerte nicht lange.
Unter Gotzmeisters Amtsf\xFChrung erbaute die Nation die
Kenderw\xE1rische Bastey zu Wei\xDFenburg. Es sollten viere errichtet werden, eine vom F\xFCrsten, und die \xFCbrigen von den drey Nationen. Allein der Adel erf\xFCllte seine Zusage nicht. Indessen sorgte Gotzmeister auch f\xFCr die Befestigung seiner Vaterstadt. Er lie\xDF die
Suldeschbastey auff\xFChren, die von 1622. bis 1627. erbauet wurde. Dieses bezeuget die Steinschrift derselben:
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PROPVGNACVLVM ISTVD AERE PUBLICO
ERECTUM. CVRA VIR. * GROS.
PRVD. AC. CIRC. DNOR. MICHAELIS LVTSCH
CONSVLIS ET KOLMANNI GOTZMEISTERI
IVD. REG. ANO M. DC. XXII. INCEPTVM.
FINITUM EST IN ANO. M. DC. XXVII.
Den 14ten Okt. 1633. vollendete Gotzmeister seine Laufbahne, in einem Alter von 58. Jahren; oder nach einer andern Handschrift, von zweyundf\xFCnfzigen, und sieben Monden. Von seiner Gemahlinn, Anna, einer Tochter des Stadtpfarrers, Johann Auners, hinterlie\xDF er drey S\xF6hne: Kolman, Johann und Paulus. Davon insonderheit der erstere sich einen ber\xFCchtigten Namen erworben, und mit dessen Enkel, Joseph Gotzmeister, ist der Gotzmeisterische Name in unserm Jahrhunderte ausgestorben.
Das Wappen dieses Geschlechts ist ein stehender goldner L\xF6w im blauen Felde, mit einem Schwerdt in der rechten Klaue, welches ihnen F\xFCrst Gabriel B\xE1thori verliehen hat. Vorher f\xFChrten sie eine rohte Rose unter einem Kaufmannszeichen im blauen Felde.
Als K\xF6nigsrichter zu
Reu\xDFmark ward er 1629. Stadtschreiber, oder Provinzialnotarius zu
Hermanstadt. Er blieb es bis 1634. den 10. M\xE4rz, da ihn die Hundertmanschaft gegen allen Widerspruch des Senats zum B\xFCrgermeister erw\xE4hlte. Man g\xF6nnete ihm diese W\xFCrde nicht, und bald mu\xDFte man ihm eine h\xF6here \xFCberlassen. Auf dem Landtage zu Wei\xDFenburg, erkl\xE4rte ihn
F\xFCrst Georg R\xE1kotzi, zum Grafen der Nation. Nachdem er den dritten
Brachmond davon zur\xFCck gekehrt, wurde er
* Virorum Generosorum, Prudentum ac Circumspectorum Dominorum. -
(p163)
den neunten zum K\xF6nigsrichter erw\xE4hlt, und den 11. derselben, vom
Kanzler Stephan Kow\xE1tschotzi feyerlich best\xE4tigt. Zum gr\xF6\xDFten Vergn\xFCgen aber seiner neidischen Feinde, bekleidete er diese W\xFCrde nur wenige Jahre; denn er starb den 20. Brachmond 1639. in einem Alter von 59. Jahren. Sein Leichenredner war in seinem Lobe so sparsam, da\xDF man seine M\xFChe nur mit einem Thaler, wie bey b\xFCrgerlichen Leichen, belohnte. Vielleicht hat auch noch seine Gemahlinn f\xFCr ihn b\xFC\xDFen m\xFC\xDFen! Diese Ungl\xFCckliche hatte unter dem Konsul
Johann Reu\xDFner 1653. den 10. J\xE4nner, das schreckliche Schicksaal, als ein Hexe lebendig verbrennt zu werden. — Er hinterlie\xDF einen Sohn,
Valentin, der 1645. zu Tyrnau Baccalaur der Freyen K\xFCnste und Weltweisheit wurde, und 1645. von den aufr\xFCrischen B\xFCrgern das Notariat; so wie
Lazarus Seraphin, vielleicht ein Vatersbruder, das Konsulat erhielt. Beyde aber wurden daf\xFCr mit einem vierj\xE4hrigen Gef\xE4ngnisse in
Fogarasch, und ewiger Verbannung aus Hermanstadt belohnt.
Das Seraphinische Wappen ist ein stehender Engel mit einer Lilie in der rechten Hand; auf dem gekr\xF6nten Helme ein Engel mit ausgebreiteten Fl\xFCgeln. Auf seinem Denkmaale in der Kathedralkirche liest man nur: Valentinus Zeraphin J. R. C. obiit, 20. Junii 1639.
Wird fortgesetzt.