Blättern: zu Brief 3 >

Karl Gottlieb Windisch an Daniel Cornides

Pressburg, 6. März 1781

Windisch drückt seine Freude darüber aus, Cornides als zukünftigen Mitarbeiter des Ungrischen Magazins gewonnen zu haben und faßt die bereits in der Vorankündigung zur Zeitschrift erschienen Richtlinien seines Blattes erneut zusammen. Er bittet Cornides um häufige Zusendungen und um die Werbung weiterer Mitarbeiter. Zusendungen sollten an die Druckerei Löwe gerichtet werden.

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Preßburg, den 6ten März 1781
Hochedelgebohrner
Hochzuverehrender Herr,
Die Ehre, mir Eur[e] Hochedelgeb[ohrene] schätzbare Bekanntschaft zu erwerben, habe ich schon lang unter meine eifrigsten Wünsche gezählet, aber nie eine Gelegenheit zur Befriedigung derselben gefunden. Ob nun auch die, welche ich itzt so freudig ergreife, meiner Hoffnung so ganz entsprechen wird, muß ich von deroselben gütigen Ausspruche erwarten. Doch, kann mich der Brief, den derselbe unserm Löwe zuschickten, nicht alles hoffen lassen?
Ich bin auf den Einfall gekommen, Beyträge zur ungrischen Geschichte, Geographie, und Naturhistorie zu sammeln, und herauszugeben. Ich habe, dieses auszuführen, eine kurze Anzeige meines Vorhabens drucken lassen, und diese ist nun auch so glücklich gewesen, in Ihre patriotischen Hände zu kommen; und uns einen überaus schätzbaren Mitarbeiter zu verschaffen. Das Vergnügen das ich empfand, als mir Herr Löwe Ihren Brief, und die beygeschlossene schöne Abhandlung einhändigte, können sich Eure Hochedelgeb[ohrene] nur dann vorstellen, wenn Sie das Geständniß, daß ich ein alter Verehrer Ihrer seltenen Talente bin, für ganz was Anderes, als ein gewöhnliches Kompliment ansehen wollen. Diesen Ihren gütigen Beytrag, werde ich gleich dem ersten Stücke einverleiben, an welchem in etlichen Tagen zu drucken angefangen werden soll. Gleich nach Erscheinung desselben, werden Sie durch den Königlichen Postwagen, oder eine Gelegenheit, die ich vorzuschlagen bitte, ein Exemplar richtig erhalten; und über einen Dukaten, welchen Herr Löwe für jeden gedruckten Bogen pro Honorario ausgemacht hat, können Sie selber disponiren. Anfänglich glaubte ich wohl nur 4 Stücke jährlich herauszugeben; ich werde aber auch 8 und mehr drucken lassen, wenn mich meine Freunde nicht stecken lassen. Ich bitte daher, Ihr gütiges Versprechen bald zu erfüllen, und unser Magazin mit recht vielen Ihrer gütigen Beyträge auszuschmücken.
Diese Beyträge können groß oder klein seyn; auch kurze Anekdoten, und oft nur hingeworfene Gedanken, sind uns willkommen. Letztere, und ihnen ähnliche ganz kleine Bemerkungen, Erfindungen, etc. werden unter der Rubrik „Auszüge aus Briefen“ eingerückt; auch Anzeigen, und Auszüge aus Briefen, die für das Magazin bestimmten Materien erhalten ihren Platz. In dem ersten Hefte werden nebst Ihrer Schrift von den Kutschen, auch die Abhandlungen, über den Menschen in Ungarn nach seiner physischen Beschaffenheit, Von der Zertheilung des Temescher Banats; Von der merkwürdigen Höhle bey Agtelek; Von den Klementinern in Syrmien, nebst einem Kupfer; Beytrag zur Lebensbeschreibung des Nikolaus Ischtwánfi; Von dem Aufenthalte des gefangenen Herzogs von Sachsen Friedrich II. in dem Schlosse zu Pressburg, etc. vorkommen, wenn diese letztere nicht von einlaufenden wichtigen Aufsätzen zum Theil verdränget werden. Denn, ich habe es mir zur Schuldigkeit gemacht, fremden Arbeiten vor den Meinigen den Platz zu lassen.
Und nun, darf ich Sie auch noch bitten, unserm Magazine Gönner und Mitarbeiter zu verschaffen; noch mehr aber mir Ihre Freundschaft zu schenken? O! versagen Sie mir diese herzliche Bitte nicht, und seyn Sie versichert keinem ganz Unwürdigen zuwenden werden! In der Hoffnung meine Wünsche zu erreichen, habe ich die Ehre, mit vollkommener Hochachtung zu seyn Eurer
Hochedelgebohrnen,
Ergebenstgehorsamer Diener
v. Windisch mp.

Ankündigung des Ungrischen Magazins:
Ungarisches M a g a z i n zur Ausbreitung der vaterländischen Geschichtskunde, und Geographie, und zur nähern Kenntniß der Naturgeschichte überhaupt.

Dieses ist der Titel derjenigen Sammlung von Schriften, von welchen das erste Stück auf Ostern des 1781igsten Jahres erscheinen, und sodann alle Vierteljahre sieben bis acht Bogen in gr. 8° bey dem hiesigen privilegirten Buchhändler Herrn Anton Löwe heftweise zu bekommen seyn werden. Die vielen Vorzüge, welche das Königreich Ungarn vor andern Ländern mit allem Rechte behauptet, sind so erheblich, und so bestimmt, daß es überflüßig wäre, sie hier zu wiederholen. Nur von Seiten der Gelehrsamkeit ist es den Ausländern, ja einem großen Theile der Einwohner selbst, noch ziemlich unbekannt; denn man hat es bisher versäumet, ihnen Nachrichten davon mitzutheilen, und man hat den Weg nie eingeschlagen, welchen andere Nationen gewählet, sich auch in diesem Fache berühmt zu machen. Diesem Mangel einigermassen abzuhelfen, haben sich verschiedene patriotischgesinnte Gelehrte entschlossen, eine Sammlung ihrer Arbeiten, unter obigem Titel in deutscher Sprache herauszugeben, und in dieselbe alles, was zur vaterländischen, Geschichtskunde, Geographie, und Naturgeschichte gehört, und solche erläutern, berichtigen, oder bekannter machen kann, aufzunehmen. Sie werden sich aber dabey nicht auf das eigentliche Königreich Ungarn einschränken, sondern solches weitläufigen Verstande genommen, auch von Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Galitzien, und Lodomerien, nebst dem Großfürstenthume Siebenbürgen, je zuweilen auch von dem benachbarten Bosnien, Serwien, und der Walachen merkwürdige Sachen, und Begebenheyten mittheilen. – Wo wichtige Alterthümer, merkwürdige Münzen, seltene und außerordentliche Erzeugnisse aus dem Reiche der Natur, oder neue Erfindungen etc. beschrieben werden, und wo zur Fassung eines richtigen Begriffs der Gegenstände; die blosse Beschreibung der Einbildungskraft nicht hinreichend seyn kann, da wird man die figürlichen begriffe durch richtig gezeichnete Kupferstiche allzeit zu erleichtern suchen. Es giebt Männer in unserm Vaterlande, deren Gelehrsamkeit, und Stärke in den Wissenschaften, bekannt ist. Sie machen die nützlichsten Entdeckungen, die künstlichsten Erfindungen, und brauchbarsten Beobachtungen; aber es fehlet ihnen meistentheils an Gelegenheit, sie bekannt, und gemeinnützig zu machen. Man biehtet daher ihren Schriften in diesen Blättern einen Platz an, und man schmeichelt sich mit der Hoffnung, daß sie den Absichten der Verfasser beytreten, und sie mit ihren Beyträgen beehren werden. – Wir ersuchen also alle gelehrte, und rechtschaffene Patrioten, wann sie diesen Vorschlag billigen, und ein so nützliches, und zur Ehre unserer Nation abzweckendes Vorhaben zu unterstützen die Gütigkeit haben wollen, ihre Aufsätze, welche ungarisch, lateinisch, oder deutsch geschrieben seyn können, an den Verleger dieses Magazins, den privileg. Buchhändler Herrn Anton Löwe zu schicken, da sie dann nach Gefallen, mit oder ohne Beysetzung ihres Namens eingerücket, und alle darauf verwandte Unkosten vergütet werden sollen. Wird die Aufnahme dieser Blätter nur so billig seyn, als es die Absicht der Verfasser ist: so werden ihre Bemühungen reichlich genug belohnt seyn!
Preßburg, den 21ten Decemb[is] 1780.
v. W**

[Beigefügter Briefumschlag:] de Presbourg A Monsieur de Cornides Maitre des Arts,
& Secretaire de Monsr. de Comte du S.E.R. Joseph Teleki de Szék, Chambellan de Sa. Matté Imple Royale
Apostolique á par Temesvár, Hermanstadt, Mar.Vásárhely, Gernyeszeg en Transilvanie.
Topic revision: r6 - 29 Nov 2011, KatalinBlasko
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