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ZUM GESAMTINHALT

Ungrisches Magazin, Band 2, Heft 4, Text 29 (S. 399-411)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg, L\xF6we, 1782
Autor: Alexius Hor\xE1nyi
Zuordnung: Geschichte

(P399)

29. Uiber das ehmalige Temescher Banat.


Ein Schreiben an den Herausgeber, von Alexius Hor\xE1nyi.

Da ich die sch\xF6nste Gelegenheit fand, die Gefilde des ehemaligen Temescher Banats zu besichtigen, so konnte ich dem Triebe nicht widerstehen, Ihnen mein Be\xDFter auch aus dieser Entfernung zu schreiben, und Ihnen von der durch die Milde der verewigten Maria Theresia ihren alten Besitzern wieder gegebenem Lande, und dessen Einwohnern etwas zu sagen. — Beurtheilen sie die\xDF, wenn Sie es lesen, so wie ich es gethan, als

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ich es der Erfahrung, und der Wahrheit gem\xE4\xDF niedergeschrieben habe.

Ob die Biephen, Krobitzen, Trogloditen und Skordiscen diese Landschaft bewohnt haben, mag Lazius* verantworten, der die\xDF aus dem Ptolom\xE4us, und Strabo bewiesen hat. Da\xDF es das ufrigte Dacien (Dacia ripensis)** war, ist au\xDFer allem Zweifel, und diesen Namen hat es von den Daciern, oder Gethen erhalten, welche diese Landschaft bewohnten,*** hernach aber nicht ohne M\xFChe von den R\xF6mern bezwungen wurden.****

* In dem Comment. Reipubl. Rom. Libr. XII. \xA7. II. Cap. I. auf der 1089sten Seite.

** Das ufrigte Dacien erstreckte sich von der Tei\xDFe, den Fl\xFC\xDFen K\xF6r\xF6sch, der Marosch, und der Donau, bis an den Euxininischen Meerbusen.

*** Campos et plana, sagt Plinius, Jazyges tenent, jinontes vero et faltus pulsi ab his Daci, ultra Tissum amnem, ad Marum. im 12 Kap. des IV. Buchs.

**** Dem K\xF6nige der Dacier Kotiso lieferte der  Gesandte des Augusts Kornelius Lentulus eine Schlacht, in welcher er ihn \xFCberwand. Das Gl\xFCck aber ver\xE4nderte sich, und Kotiso schlug die R\xF6mer, so, da\xDF Horaz in der 6ten Ode des 3ten Buches sagt: „Pene occupatam feditionibus delevit urbem Dacus" - - Der von dem Oktavianus abgeschickte Vibius \xFCberwand zwar die Dacier wieder, konnte es aber nicht verhindern, da\xDF sie \xFCber den Ister setzten, und die R\xF6mischen Provinzen verheerten. Ein ganzes Jahrhundert dauerte der Krieg der Dacier mit den R\xF6mern; und wie uns Svetonius, Tacitus, und andere Schriftsteller versichern, so f\xFChrten die R\xF6mischen Kaiser Tib. Kajus Kaligula, Tib. Klaud. Wespasianus, und Domitianus, den Krieg wider die Dacier mit wenigerm  Gl\xFCcke  als Hoffnung. Da\xDF unter der Regierung des Klaudius 600000 R\xF6mer zu Grunde giengen, erhellet aus der Geschichte. Unter der den R\xF6mern so f\xFCrchterlichen Regierung des Decebalus kam es mit ihnen so weit, da\xDF Domitian den Frieden mit vielem Gelde erkaufen mu\xDFte. Zw\xF6lf Jahre waren es schon, da\xDF die Dacier einen \xFCberm\xE4\xDFigen Tribut von den R\xF6mern bekamen, als nach dem get\xF6dteten Domitian, Trajan ein Spanier von Geburt, den Decebalus in den Feldern Keresztes-Mez\xF6 unweit Torda, zwar \xFCberwand, die aufr\xFChrischen Dacier jedoch nicht ganz unterjochen konnte, ungeachtet er eine Br\xFCcke \xFCber den Ister schlagen lie\xDF, auch allerhand listige Versuche wagte, zwo Legionen in das Land legte, vier Kolonien errichtete, und verschiedene St\xE4dte baute. S. die zu Klausenburg gedruckte Schrift, de Dacia veteri, den 3ten \xA7.

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Diese,* und bald darauf lie\xDFen sich auch die Gepiden hier nieder, welche aber von dem Attila \xFCberwunden wurden. Nach dessen Tode jedoch, fielen sie nicht nur von den Hunnen ab, sondern sie vertrieben sie zugleich aus ihren Wohnpl\xE4tzen, und eroberten wieder ganz Dacien. Hernach kamen die Longobarden, bald darauf wieder die Hunnawaren, welche die Niederlage der Ungern r\xE4chten, indem sie die bezwungenen Gepiden aus ihren Sitzen vertrieben. - Und so entstanden von einer so grossen Verschiedenheit der V\xF6lker, verschiedene Kolonien, deren jede gleichsam ihren Saamen zur\xFCcklie\xDF. Ein Beweis davon sind die Walachen, welche heut zu Tage diese Landschaft bewohnen. Von ihrem Ursprunge sagt Bonfin:** da\xDF sie von den Legionen, welche Trajan und die andern R\xF6mischen Kaiser nach Dacien schickten, herkommen; welche Pabst Pius aus dem Flakkus, nach der deutschen Aussprache Walachen nennet. Ich glaube aber, da\xDF sie άπό τώ βάλλειύ ϰαι τησ άϰ\xEDδοσ gehei\xDFen haben, weil sie gute Bogensch\xFCtzen waren. Einige hingegen glauben, da\xDF die Walachey ihre Benennung von der Tochter des Diokletians, welche an einen F\xFCrsten dieses Landes verm\xE4hlet war, erhalten habe. — Ihre Sprache hat etwas von der R\xF6mischen beybehalten, die aber durch die Vermischung mit der Slawischen und Ungrischen so sehr verdorben ist, da\xDF von der R\xF6mischen, nichts als der blosse Name \xFCbrig geblieben, und sie sich noch Rumenesti nennen. Diese Sprache ist an keine Regeln gebunden, und ohne von einer Sprachkunst geleitet zu werden, mischt sie Lateinische, Slawische und Ungrische

* Die R\xF6mer herrschten fast 200 Jahre \xFCber Dacien; unter dem Galienus aber wurden sie von den aufr\xFChrischen Daciern, die sich mit den Gothen vereinigten, so sehr geschlagen, da\xDF der Kaiser Aurelianus, da er an der Erhaltung von Dacien verzweifelte, sein Kriegsheer nach M\xF6sien versetzte. S. den Jornandes in Annalib.

** Nach der Leipziger Auflage von 1771. der zweyten Dekas 7tes Buch, auf der 284 Seite.

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W\xF6rter zusammen, die doch meist verdorben, und von der Qwelle sehr weit entfernt sind. — Uibrigens sind die Walachen noch ziemlich wild, und rachgierig. Ihre Gem\xFChtsgaben w\xFCrden in der That ausnehmend seyn, wenn sie solche mehr zur Tugend, als zum Betruge anwenden m\xF6chten. Doch wenn sie zu Gesch\xE4ften gebraucht werden, zeigen sie vielen Eifer, und Gelehrigkeit. Einige unter ihnen, legen sich mit nicht geringen Ruhm auf die Wissenschaften sowohl, als auf die Kriegskunst. In dem Bergbau, ob sie gleich sp\xE4ter dazu gebraucht worden, lassen sie sich weder von Deutschen, noch Raitzen so leicht \xFCbertreffen. Sie sind sehr geschickte Sch\xFCtzen, und mit den Kleidern, die sie sich selbst machen, so ganz zufrieden, da\xDF man nur sehr selten etwas davon antrift, welches sie von andern kaufen. Ihre Weiber sind h\xE4uslich, und arbeitsam. Im Sommer begn\xFCgen sie sich mit einem Hemde. Um ihre Lenden tragen sie einen G\xFCrtel, und statt der Schuhe bedienen sie sich meist der rohen Ochsenh\xE4ute, an denen \xF6fters noch die Hahre sind. Ihre Wohnungen sind entweder vom Holz, oder von ungebrannten Ziegeln, oder aus Ruhten geflochtenen W\xE4nden gemacht. Ihr Feld wird selten gepfl\xFCgt, meist nur umgehauen, und gr\xF6\xDFtentheils mit T\xFCrkischem Korne bes\xE4et. Zufrieden mit dem Brode, welches aus dieser Frucht gebacken wird, verkaufen sie die \xFCbrigen Getraidearten. Wegen der vielen und sehr strengen Fasten, in welchen sie sich auch von den Fischen, und allem Zugem\xFC\xDFe enthalten, essen sie kaum den vierten Theil des Jahres Fleisch. Nach der Vorschrift ihrer Religion, welches die Griechische, oder sogenannte Altgl\xE4ubische ist, \xFCbersch\xFCtten sie alle ihre Speisen mit Oehle. Sie kennen aber diese ihre Religion so wenig, da\xDF die meisten Gott kaum recht nennen, vielweniger zu verehren wissen; denn sie glauben, da\xDF es genug sey, wenn ihre Priester f\xFCr sie behten.

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Der n\xE4mlichen Religion sind auch die Raitzen zugethan. Sie bewohnen lieber die Ebenen als die Gebirge, und sind unter der Regierung des K\xF6nigs Wladislaw, aus den Gegenden von Nikopoli, und Kladowa, wie solches Ischtw\xE1nfi bemerket,* hieher versetzt worden. "Eine grosse Anzahl Sklaven, und allerhand Viehes ward nach der Niederlage der T\xFCrken, verkauft; diejenigen nun, welche sich zu der Christlichen Altgl\xE4ubischen Religion bekannten, wurden nach Pannonien diesseits der Donau verschickt, wo ihnen die Gegend zwischen Temeschw\xE1r und Belgrad zur Wohnung angewiesen wurde." Dieses geschah bey der Verm\xE4hlung des Wladislaw, — Aber es ist ein tr\xE4ges Volk, welches von den Fr\xFCchten, welche ihnen die Natur freywillig anbiehtet, lebt, und fast verzweifelt, wenn sie ihnen etwas versaget. Sie vernachl\xE4\xDFigen ihr weites und fruchtbares Feld, indem sie nur einen kleinen Theil davon bes\xE4en. Diejenigen, die von ihrer Herrschaft nicht dazu gezwungen werden, bedienen sich des Pflugs und der Ochsen nur selten, obgleich der Gebrauch derselben t\xE4glich \xFCblicher wird. Einige behaupten, da\xDF sie unter T\xFCrkischer Bohtm\xE4\xDFigkeit des M\xFC\xDFigganges gewohnt worden. Indem sie nur eine geringe Kopfsteuer bezahlten, so bem\xFChten sie sich auch nicht mehr zu verdienen, als was ihr Leben durchzubringen n\xF6htig war. — Ich habe mir von glaubw\xFCrdigen Personen erz\xE4hlen lassen, da\xDF ihrer viele im Winter nach Art der B\xE4ren in finstern H\xF6len wohnen, und sich au\xDFerhalb denselben nur selten sehen lassen. So sehr verabscheuen sie Frost, K\xE4lte, und alle Arbeit, die unter freyem Himmel verrichtet werden mu\xDF. Im Kriege aber, legen sie diese ihre Tr\xE4gheit g\xE4nzlich ab, nicht, wie ich glaube, ihre Tapferkeit zu zeigen, sondern vielmehr aus Begierde Beute zu machen, wie sie solches auch unter dem T\xFCrkischen Joche sattsam gewiesen haben. Indessen bezeigen sich diejenigen, welche itzt unter den Ungrischen Truppen

* Im vierten Buche auf der 50sten Seite.

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dienen, und ganz tr\xE4g zu seyn scheinen, als muntere, tapfere, und unerschrockne Krieger.

Bey ihren Weibern bemerkt man v\xF6llig das Gegentheil; indem diese nichts so sehr, als den M\xFC\xDFiggang verabscheuen, und sich immer mit allerhand Arbeiten besch\xE4ftigen. Ihre meiste Arbeit besteht im Wolle spinnen, und Leinwand weben, und nie sieht man sie ohne Spinnrocken. Sie m\xF6gen ihre Nachbarn besuchen, in den D\xF6rfern herumgehen, oder ihrem Viehe auf die Weide folgen, so spinnen sie immer, tragen den Rocken an der linken Seite, und drehen die Spindel mit der rechten Hand. — Ihre Enthaltsamkeit und Keuschheit, ist bey dem grossen M\xFC\xDFiggange ihrer M\xE4nner gewi\xDF zu bewundern. Ihre T\xF6chter verheurahten sie, noch ehe sie recht mannbar geworden, und ich will es nicht bestimmen, ob sie solches nach dem Beyspiele der Ungern, oder nach ihren Volksgebr\xE4uchen thun.

Die Ungern h\xE4tten sich aus dieser Landschaft beynahe g\xE4nzlich verloren, wenn sie nicht durch die Beg\xFCnstigung der grossen Maria Theresia in dem Jahre 1779 in drey Gespanschaften abgetheilet, und in denselben die Ungrische Regierungsform eingef\xFChrt worden w\xE4re. Denn au\xDFer einem Dorfe an der Marusch, Zombor genannt, fand man keine Ungern, solche ausgenommen, die unter den Raitzen hin und wieder das Feld bauten. Jetzt aber trift man sie in allen Flecken an, ja ich bemerkte, da\xDF aus diesen auch neue Kolonien entstanden; selbst in Temeschw\xE1r, und den Vorst\xE4dten dieses Orts wohnen schon einige. — So finden sich auch nicht wenige unter den Raitzen, welche sich der Handlung wegen auf die Ungrische Sprache legen. Die Deutschen sind hier viel h\xE4ufiger, und man findet viele Kolonien derselben, sowohl an den Ufern der Marusch, als in der Mitte dieser Landschaft, besonders aber an dem Fu\xDFe der Gebirge in dem Uipalanker Distrikte welche sie sehr vortheilhaft angelegt, und den Wein und Ackerbau flei\xDFig treiben. Als sie angesiedelt

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wurden, waren sie drey Jahre von allen Lasten und Abgaben befreyet. Auf eben diese Art verfuhr man mit den Itali\xE4nischen und Lothringischen Ank\xF6mmlingen. Durch die\xDF billige Verfahren der Obrigkeiten kommen sie sehr gut fort, und k\xF6nnen ihre Abgaben leicht bezahlen. - Doch genug von den Einwohnern: ich schreite zur Beschreibung der Landschaft, und der Stadt Temeschw\xE1r.

Als dieses Banat noch zu Ungern geh\xF6rte, war es in keinem geringen Ansehen; indem die Obergesp\xE4ne desselben, den K\xF6niglichen Ministern gleich geachtet, und unter die Reichsbaronen gez\xE4hlt wurden. Das Ungrische Gesetz* sagt: "da\xDF die\xDF die wahren Reichsbaronen w\xE4ren, deren Namen man von jeher den K\xF6niglichen Verordnungen und Best\xE4tigungsbriefen beyzur\xFCcken pflegte. Diese sind: der Palatin von Ungern, der Hof- und Landrichter, der Ban von Dalmatien, Kroatien und Slawonien, der Woywod von Siebenb\xFCrgen und Graf der Sekler, wie auch der Ban von Sewerien, - denn der Ban von Machow ist zu unsern Zeiten durch die T\xFCrkenkriege eingegangen; - nicht minder der K\xF6nigl. Schatzmeister, der oberste Th\xFCrh\xFCter, der Mundschenk, Truchses, Stallmeister, der Obersthofmeister des K\xF6nigs sowohl als der K\xF6niginn, nebst den Grafen von Temeschw\xE1r, und Pre\xDFburg. Es ist leicht zu erachten, warum der Graf von Temeschw\xE1r unter die Reichsbaronen aufgenommen worden. So, wie der Graf von Pre\xDFburg die Gr\xE4nzen wider die Oesterreicher und B\xF6hmen besch\xFCtzte, und vertheidigte, so that es auch der von Temeschw\xE1r wider die Kumaner, die Bulgaren, und hernach auch wider die T\xFCrken. Daher lag es ihm ob, nicht nur Temeschw\xE1r und derselben Besatzung, sondern den ganzen Strich Landes, jenseits des Flusses Marusch, zwischen der Tei\xDF, der Donau und Siebenb\xFCrgen, zu besch\xFCtzen, ja, wann es die Noht erforderte, auch den

* Im ersten Theile, Titl. 94.

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Uibergang \xFCber die Gr\xE4nzen zu verh\xFCten. Und daher wurden sie an dieses Gesch\xE4ft so sehr gebunden, da\xDF sie nach den \xF6ffentlichen Gesetzen kein anders Amt bekleiden durften. So verordnete Wladislaw,* "da\xDF der Graf von Temeschw\xE1r, au\xDFer der W\xFCrde der Gespanschaft, in welcher die Festung Temeschw\xE1r liegt, kein anders Amt bekleiden soll." Dieses mag darum geschehen seyn, damit der Feind den in andere Gesch\xE4fte verwickelten und sorglosen Grafen nicht \xFCberfallen m\xF6chte. — Es ist jedoch schwer zu bestimmen, zu welcher Zeit, die Grafen von Temeschw\xE1r das Vorrecht unter die Reichsbaronen gez\xE4hlt zu werden, erhalten haben. Die\xDF allein ist bekannt, da\xDF diese W\xFCrde dem Grafen von Pre\xDFburg viel fr\xFCher, als dem zu Temeschw\xE1r zugetheilet worden, wie solches aus dem Schlusse der Verordnungen, Ludewigs des Ersten, der Maria, des Siegmunds, und selbst des Mathias erhellet. Denn in denselben werden die Grafen von Pre\xDFburg unter die Reichsbaronen gez\xE4hlet, der von Temeschw\xE1r aber keine Erw\xE4hnung gethan. Einige glauben, da\xDF Johann Korvin, der nebst der Statthalterschaft von Siebenb\xFCrgen, \xFCber welches er die h\xF6chste Gewalt nach dem Bonfin** hatte, wegen seiner Tapferkeit auch die Verwaltung von Serwien und Temeschw\xE1r erhalten habe, und der erste gewesen sey, der diese W\xFCrde bekleidete. — Diesem Johann folgte Ladislaus Korvin, der seines Vaters Fu\xDFtapfen gewi\xDF gefolgt w\xE4re, wenn er nicht aus Ha\xDF, den man wider diesen seinen Vater hegte,*** durch ein grausames Schicksal, der Welt ehe entrissen worden w\xE4re, als er ihr Beweise seiner Vortrefftichkeit geben konnte.**** Diesem folgten

* Decreti III. Anni MCCCCXCVII. Art. LXIV.

** Decade III. Libro IV. p. 438. der Leipziger Ausgabe.

*** Nach dem Tode seines Vaters n\xE4mlich, ward Ulrich Graf von Cilley, der den wider ihn gefa\xDFten Ha\xDF, \xFCber seine S\xF6hne aussch\xFCtten wollte, zu Belgrad ermordet, weswegen Ladislaus zu Ofen, grausamer, als er es verdiente, sein Leben durch das Schwerdt verlor. Siehe Bonfius Dec. III. Lib. VIII.

**** Ebenderselbe am angef\xFChrten Orte.

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zu Anfange der Regierung des Mathias, Albert und Ambrosius Nagy, die mit gleichem Ansehen und Treue, der Verwaltung von Temeschw\xE1r vorstunden. Nach ihrem Tode gelangte der zwar vom geringen Herkommen, doch wegen seiner kriegerischen Verdienste, seiner Zeit so sehr ber\xFChmte Paul Kinisius zu dieser W\xFCrde. Bonfin* nennt ihn in seiner Beschreibung, die er von den Zur\xFCstungen des B\xF6hmischen Krieges gemacht hat, mit allem Rechte einen Herkules und Ajax. "Paul sagt er, der von geringer Herkunft war, und aus der M\xFChle zum Soldatenstande gezogen ward, erwarb sich unter dem Blasius Magyar zuerst den Zunamen von seinem Geburtsorte. Er besa\xDF ausnehmende Leibes- und Gem\xFChtsgaben, und an Gr\xF6\xDFe, St\xE4rke, und den \xFCbrigen Gliedmassen war er dem Herkules vollkommen \xE4hnlich. Auferzogen in der M\xFChle seines Vaters, setzte er sie oft ohne die Beyhilfe eines andern in Bewegung, und zuweilen hob er ein Weinfa\xDF, das kaum der Wagen ertragen konnte, allein von der Erde. In den Soldatent\xE4nzen trug er einen Mann in seiner ganzen R\xFCstung, und selbst bewaffnet mit den Z\xE4hnen h\xFCpfend herum. In den Fechtschulen und Kampfpl\xE4tzen un\xFCberwindlich, ward er dem Blasius, bey dem er wohnte, so beliebt, da\xDF er ihm nicht nur die mehresten Kriegsbedienungen, sondern f\xFCr die bewiesene Treue, und Tapferkeit, auch seine Tochter zur Ehe gab." — Dieses habe ich hergesetzet, um den Trieb der Tapferkeit bey meinen Landsleuten anzufachen, indem die meisten Menschen durch Vorurtheile verblendet, ihre Vorz\xFCge mehr in die Verdienste ihrer Ahnen setzen, als sich solche selbst zu erwerben suchen. Ist denn dieser nur tapfer und angesehen, der mit Wachsbildern seiner Ahnen umschanzt ist? Sehr sch\xF6n sagt Juvenal:**

* Im zweyten Buche der vierten Dekas. Man lese auch das, was davon im vierten Buche dieser Dekas stehet. Es wird seiner gleichfalls unter den Reichsbaronen zu Ende des Dekrets des K\xF6niges Mathias, vom Jahre 1486 gedacht.

** In der 8ten Satyre.

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Tota licet veteres exornent undique cerae
Atria, nobilitas solaest, atque unica virtus.

Ich will nichts mehr von den Thaten, wodurch Kinisius seinen Namen bey der Nachwelt verewigt hat, sagen, da sie uns Bonfin schon so vortrefflich geschildert hat. —

Nach Pauls Absterben, ernennte Wladislaw den Joseph, mit dem Zunamen Szomius, einen an K\xFCnheit, Tapferkeit und Kriegswissenschaft seinem Vorg\xE4nger, bey dem er die Kriegskunst von Jugend auf erlernet hatte, ziemlich \xE4hnlichen Helden, zum Nachfolger. Nach diesem ward Stephan B\xE1thori, der Sohn des unverehlichten Stephans Bruder, Andreas, von eben diesem K\xF6nige dazu ernennt. Nach diesem stunden dem Banate, Math\xE4us von Warda, Laurenz Ujlak, und hernach Peter Per\xE9nyi vor, die theils vom Wladislaw, theils vom Ludwig* dazu bestellet wurden. Nach der ungl\xFCcklichen Schlacht bey Moh\xE1tsch \xFCbergab Johann nach seiner Kr\xF6nung die Verwaltung dieses Banats, und die W\xFCrde eines Grafen, welche vorher Peter Per\xE9nyi bekleidete, nebst dem Wardeiner Bischthume dem Cibak, wie solches Wolfgang Behtlen bezeuget.** Wer nach dessen Ermordung vom Gritti, sein Nachfolger gewesen, ist ungewi\xDF. Doch nach des Johanns Tode, welcher 1540 erfolgte, ward dem Petrowitsch, einem von den Vorm\xFCndern des jungen Prinzen die Verwaltung dieser Landschaft, von der verwittweten Isabella \xFCbertragen. Der letzte Statthalter von Temeschw\xE1r, war der unverge\xDFliche Held Stephan Loschontzi, der von den Barbaren wider alle Treue und Glauben auf das grausamste ermordet worden.

Uibrigens hat diese Provinz den Namen einer Gespanschaft viel eher erhalten, als sie von den T\xFCrken erobert worden. Schon Bonfin nannte sie so,*** und

* S. Decret. Regni. 1519. Art. 39. und Broderichs Descriptionem recognitam a Sambuco, auf d. 757 S.

** Im ersten Buche seiner Geschichte a. d. 24 S.

*** In der ersten Dekas im ersten Buche.

(P409)

unter der Regierung der K\xF6nige, Mathias Korvins,* und Wladislaws f\xFChrte sie eben diesen Namen, wie man solches in den Dekreten dieser K\xF6nige finden kann. Auch zu den Zeiten Ludwigs des Zweyten,** und Ferdinand des Ersten*** ward sie allzeit so genennet; und so nennt sie auch Werb\xF6tz**** sehr deutlich, wenn er die Reichsbaronen herz\xE4hlet. — Daher ist es nun sehr schwer zu bestimmen, woher der Name und das Ansehen eines Banats entstanden, man m\xFC\xDFte denn glauben, da\xDF der erloschene Name des Sewerier und Machower Banats, durch diese Benennung wieder ins Leben gebracht worden. —

Und nun will ich Ihnen auch Temeschw\xE1r schildern. — Au\xDFer allen Zweifel ist es, da\xDF der Ungrische Name dieser Stadt von dem Flusse Temesch herzuleiten sey. Lateinisch hei\xDFt sie Temesia, und mit der Ungrischen Endung Temesv\xE1rum und Temesv\xE1rinum. Unter welchem K\xF6nige der Grund der Stadt, und des Schlosses gelegt worden, \xFCbergehen unsere vaterl\xE4ndischen Geschichtschreiber mit Stillschweigen. Die Meynung derjenigen, welche den Ursprung dieser Stadt, bis in die Zeiten des heiligen Stephans, oder des heiligen Ladislaus setzen, scheint mir sehr r\xE4htselhaft. — Zu den Zeiten Kolomans, welcher wegen den Kreutzfahrern mit seiner Armee bey dem Flusse Temesch stand, war der Name dieser Stadt noch v\xF6llig unbekannt. Und w\xE4re er es nicht gewesen, so w\xFCrde Bonfin gewi\xDF eine Meldung davon gethan haben; und daher mu\xDF sie erst sp\xE4ter erbaut worden seyn. Ihrer wird zuerst in der Geschichte Karls des Ersten gedacht, und zwar, da\xDF dessen Gemahlinn Maria nach der Mey-

* Im 6ten Dekrete des Mathias, und \xF6fter in dem des Wladislaw.

** Decr. 1518. Art. 32.

*** Decret. 1552. Art. 27.

**** Tripart Operis P. I. Tit. XCIX.

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nung des Thurotzius* in derselben gestorben sey, und da\xDF Karl, als er von den Walachen, denen er unbesonnen einen Krieg ank\xFCndigte, geschlagen worden, sich mit wenigen seiner Leute dahin gefl\xFCchtet habe.

Als ich nach Temeschw\xE1r kam, besuchte ich zuv\xF6rderst den Obergespan Grafen Christoph Nitzky, einen in der vaterl\xE4ndischen Rechtsgelehrsamkeit \xFCberaus erfahrnen, und in den Wissenschaften und K\xFCnsten, die Melpomenen und Thalien heilig sind, stark bewanderten Kavalier, der mir, seinem alten Verehrer, mit ungew\xF6hnlicher Liebe und Freundschaft begegnete. Eben diese unverdiente G\xFCte erzeigten mir in dem Komitatshause, welches an Pracht und Bequemlichkeit alle andere dieser Art in Ungern weit \xFCbertrift, der w\xFCrdige Vicegespan Low\xE1\xDF, und die \xFCbrigen Mitglieder dieser Gespanschaft, die ich schon ehedem zu kennen die Ehre hatte, — die Herren Domtsch\xE1ni, Pongr\xE1z, Urik, Frumer, Meschterh\xE1\xDFi, und der Notarius Atz\xE9l. —

Die meisten Einwohner der Stadt sind Deutsche, die Ungern aber nehmen seit der eingef\xFChrten Ungrischen Regierungsform von Tag zu Tage zu. Die Raitzen, und Walachen, die hier wohnen, leben theils von gedungener Arbeit, theils aber von j\xE4hrlichen Hausdiensten, Und daher ist es nohtwendig, da\xDF diejenigen, welche der Dienste dieser Leute n\xF6htig haben, auch ihre Sprache verstehen. Und dieses ist eben die Ursache, da\xDF das Walachische in der Stadt so allgemein ist, — Viele beschuldigen diesen Ort einer ungesunden Luft, und eines Mangels an gutem Wasser. Hier k\xF6nnte man sich an jene Folter des Tantalus erinnern: Quaerit aquas in aquis. Doch diesem Mangel hat man dadurch abgeholfen, da\xDF man aus einer ziemlichen Entfernung von der

* In der Chron. Hung. im 91sten Kapitel des 2ten Theils, wo man den Fehler des Bonfins bemerket, den er im 9ten Buche der zwoten Dekas auf der 317 Seite begangen hat, da er n\xE4mlich das Sterbjahr auf das J. 1305 setzet, welches vielleicht, so wie Demesch statt Temesch, ein Druckfehler ist.

(P411)

Stadt, durch bleyerne R\xF6hren hinl\xE4ngliches und gesundes Wasser geleitet wird. Diejenigen aber, welche einen bessern Geschmack an sauerm Wasser finden, lassen sich solches von den Serwischen Gr\xE4nzen, oder von andern Orten bringen. Die Luft ist freylich nicht so rein, da\xDF sie nicht manchmal, besonders aber den Fremden sch\xE4dlich seyn sollte; sie ist aber nicht so ungesund, da\xDF man sie nicht ertragen, oder ihre Ansteckung nicht verh\xFCten k\xF6nnte. Den Ank\xF6mmlingen f\xE4llt sie freylich etwas beschwerlich, sie k\xF6nnen jedoch, sobald sie sich daran gew\xF6hnet, solche ohne Verlust ihrer Gesundheit, besonders, wenn sie von einer dauerhaften Leibesbeschaffenheit sind, sehr leicht ertragen. Nur B\xFCrger und Soldaten, wie die Ungern sind, will Temeschw\xE1r haben! — Dieses Uibel zu mildern, haben die Vornehmsten der Besatzung, und viele Einwohner ihre G\xE4rten au\xDFerhalb der Stadt, in welchen sie bey heiterem Himmel t\xE4glich freye Luft sch\xF6pfen, angelegt. Diese G\xE4rten prangen mit aller Sch\xF6nheit, und Mannigfaltigkeit einheimischer und fremder Fr\xFCchte im Uiberflusse. —

Die Stadt, in welche man nur durch viele Br\xFCcken kommen kann, ist so sehr mit Festungswerken eingeschlossen, da\xDF sie fast un\xFCberwindlich scheinet. Au\xDFer dem pranget sie mit breiten, und regelm\xE4\xDFigen G\xE4\xDFen, pr\xE4chtigen Kirchen, einem doppelten Bischthume, beqwemen und ansehnlichen H\xE4usern, mit einem schifreichen Kanale; — und sie behauptet daher mit allem Rechte einen vorz\xFCglichen Rang unter den ber\xFChmtesten St\xE4dten, welche dem Hause Oesterreich angeh\xF6ren. —

Da ich nun die Beschreibung dieser Stadt endige, so schlie\xDFe ich auch mein weitl\xE4uftiges Schreiben, und w\xFCnsche, da\xDF Sie wohl leben m\xF6gen! Temeschw\xE1r, den 20ten Juny, 1781.
Topic revision: r32 - 09 Sep 2012, KatalinBlasko
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