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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 1, Heft 4, Text 35 (S. 404-414)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Preßburg,
Löwe, 1781
Autor: o.N.
Zuordnung: Geographie, Mineralogie
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35. Nachricht von dem Sauerbrunne zu Herlan, in der Abauywarer Gespanschaft; und der Gegend von Cserwenyitza, wo die berühmten Opale gefunden werden.
In einem freundschaftlichen Briefe* an Hrn. Professor H**
Mein Freund!
Nicht Philadelphia;**
Nicht
Kapadocia, auch nicht
Pamphilia;
Nicht Authorzwist,
Verschulden; nicht der Würfel; nicht die Liebe ists;
Warum Sie den
Tokayer noch nicht haben:
Nur, weil bey einer Menge schöner Gaben,
Dem – – –, wie man sagt,
Die eine – fast – der Thätigkeit, dem Fleiße nicht
behagt. –
* Ich habe, um ihm seine Gestalt nicht zu nehmen, diesen Brief mit allen den Kleinigkeiten hergegeben, die ein par gute Freunde einander sagen können, und die, wenn man sie hinaus in die Welt auch sagt, eben – nichts schaden, und nichts nützen.
** In Antwort auf den Brief meines Freundes, wo es heißt: Sind sie schon auf dem Wege nach Philadelphia? Macht Ihnen irgend ein Recensent etwan Verdruß? Sind Sie unglücklich im Spiele? in der Liebe – oder was sind Sie denn, daß Sie mir meinen Tokayer nicht schicken? –
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Das wäre also richtig nichts anders, als Nachläßigkeit! Bis auf den Herbst kriegen Sie ihn gewiß. Denn ich denke auch, daß er Ihnen in der Hitze jetzt eben nicht wohl bekommen möchte.
Mit der Unthätigkeit! Was Sie mir auch immer vorzuwerfen haben! Soll mir einer da viel Lust haben Kleinigkeiten zu machen, wenn man nichts rechts zu machen hat!
Denn, kleine Geister sind wir beyde einmal nicht!
Und wenn zu grossen Dingen uns Gelegenheit gebricht,
So laß uns, Freund, das alte Lampenlicht
Im Dunkel dieser Welt – wenn's auch zu dieser Frist
Nicht gar noch ganz, so wie die Herren glauben,
helle ist –
Für helles helles Licht annehmen – oder nicht!
Und schweigen – werden Sie sagen! Aber schweigen! Ein paar Leute wie ich und Sie! Leute, die eine neue Welt zu machen wüßten, wenn es unser Herr Gott just haben wollte! Und Sie da Professor mit sechs hundert Gulden in der Hauptstadt; pfuy Geyer! Und ich – – in der Provinz mit dreyhundert; dreymal pfuy Geyer der Welt, wenn sie nicht besser ist als nur so! Und gleich könnte sie noch einmal so vollkommen heißen, wenn nur – zum Exempel – Sie zwölf, und ich sechshundert jährlich bekämen! – Nicht wahr?
Aber ich bin auch so wieder gut, wenn Sie wollen; und bin auch eigentlich hier, wo ich das schreibe, um mich ein wenig mit mir selbst, und mit der Welt auszusöhnen.
Ich weiß nicht, Freund – ists
Timonismus was
mich qwält?
So wenig mir an Leib und an der Seele fehlt;
So munter ich an Kopf und Leib, an Füß' und
Händen,
An Lunge, Magen, Mesenterium, und Lenden,
A
Calce bis ad Caput, bin:
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So wenig will es immer mir in Sinn,
Dem Herrn Kameraden
Mensch ganz gut zu seyn;
Daß ich ihm nicht, zur Qwaal und Pein,
Für jedes Monat, ists herum
Ein ganze nova
cohors Febrium
Auf seinen Hals von Herzen wünschen möchte!
Denn, Freund, das ganze menschliche Geschlechte –
Doch stille! der Sauerbrunn könnte böse werden!
– Und, hier bin ich also acht Tage schon, und soll noch achte da bleiben, um diese meine
Atra bilis mit dem Brunnen zu
Rank* zusammenzuhetzen.
Der ehemalige Professor, itzt – daß ja ihre Universität die gelehrten Leute nur fein los wird -
Baron von Crantz, hat eine, wiewohl nicht am Orte selbst gemachte, doch sehr richtige
Untersuchung dieses Brunnens gegeben. Er ist, wegen des Alkali, das seine Hauptsache ist, wegen eines andern wenigen Mittelsalzes nebenher, wegen des Bißchen Eisen und Kalkerde, und hauptsächlich wegen eines flüchtig gährenden Geistes der sehr leicht verfliegt, aber an der Qwelle selbst getrunken, sich sehr stark ausnimmt, – das was die Aerzte
potenter solvens,
leniter stimulans, und
modicum adstringens, heißen. Das ist, er ist eine halbe materia medica; ein Laisten, auf den man so eine Menge Krankheiten schlagen kann, als der Schuster Schuhe. Weil er diese Bestandtheile in starkem Maaße, folglich die genannten Eigenschaften untrüglich besitzet; wenn er sonst nur ordentlich und zu rechter Zeitgebraucht wird: so kann jeder Arzt leicht denken, wie viel der Krankheiten sind, worinnen er mit Vortheil gebraucht wird. Wirklich sehe ich ihm täglich den Hoffnungen einer Menge Kranken, – von Verdickung des Blutes, von Verschleimungen, von Erschlappungen nach grossen Krankheiten, hauptsächlich nach kalten Fiebern, wenn besonders irgend wie
* Rankowetz, Rank, und Herlán sind die Namen des Ortes.
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die Materie der Krankheit zur Verhärtung gediehen ist,* u. s. f. auf eine sehr leichte und geschwinde Art entsprechen.
Weil die Wässer, Gesundbrunnen, und Bäder eines Landes, einen grossen Theil der sogenannten Materia medica, das heißt: einen grossen Theil der Mittel zur Gesundheit ausmachen; so soll eine gute Polizey, die die allgemeinen Mittel zur Gesundheit des Volks ihr Augenmerk seyn lassen muß, auch für die Untersuchung der Wäßer des Landes, und für Reinlichkeit und Beqwemlichkeit Sorge haben.** –
Da auch der Zulauf des Volks zu dergleichen
sacris ancoris oft groß ist; so sorgt der Eigenthümer gern für Unterkommen und Beqwemlichkeit der Gäste, weil er seinen Nutzen dabey haben kann. –
Dem allen ungeachtet, weis ich nicht, warum auf beyde Fälle, in Ungern beynahe durchgehends, das Gegentheil gehalten wird. Schlüßen Sie, mein Freund, sicher auf die meisten Anstalten in Sanitätssachen, aus der Beschreibung, die ich Ihnen da von dem Sauerbrunne zu
Rankowetz machen will, – gezeichnet nach der Natur!
Der Ort ist zwo Meilen von
Kaschau, über lauter Anhöhen, an einem starken Gebirge, das sich in der
Schároscher und
Zipser Gespanschaft, und an das
Karpatische Gebirg hinzieht, und die
Sempliner von der
Abauy-
* Atrabilis, Glutinosum, Laxitas, Lentores, Metastases, Obstructio, – die ersteren drey lauter Urstoff zu tausenderley Krankheiten; und die letztern lauter Geschlechter von Krankheiten tausenderley Gattungen.
** Wenigstens sollte man sichs nicht nachsagen lassen, daß ein Fremder, auf seine Unkosten obendrein, gethan hat, was unsere Schuldigkeit wäre. – So ist die Beschreibung der Gesundbrunnen Ungerlands, des Professors Crantz; so die Bornischen Briefe; so Ferbers Beschreibung, u. s. f. entstanden! Und wir – gaffen den Fremden an, der uns sagt, daß wir Seltenheiten besitzen, auf denen wir herumtreten!
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warer scheidet. Der Zugang überallher ist mehr oder weniger bergigt; die Wege folglich, in dem meist lettichten Boden, den Uiberschwemmungen sehr ausgesetzt, und niemals und nirgends zurechte gemacht, halsbrecherisch genug. – Wenn doch Sie, mein Freund, nur einmal in meinem schönen Vaterlande, ein par dreysig Meilen herumgereiset wären, besonders im Herbste oder im Frühlinge: so hätte die Welt schon recht hübsche Elegien von Ihnen im Drucke! So aber nicht als Oden und Lieder! Das ist leicht, auf lauter Kaiserweg! – Da waten Ihnen meine braven Landsleute oft bis an den Hals in Koht; und brechen Ihnen Rad und Wagen; und lassen ihre Pferde sich zu Tode schleppen! "Zahlen aber keine Wegmauten" – das ist wahr! Es lebe die Freyheit!
Wo Koht und Felsen jeden Schritt
Dem atmen Wandrer hemmt!
"Keine Extravagantes! und wieder an den Brunn!"
– Wenn das so leicht wäre, mein Freund! Da müßen Sie nun die Güte haben, einige hundert Schritte über Gräben und Moräste mit mir zu ziehen. Der Platz, wo er sich befindet, liegt tief. Er selbst, und was im Herausschöpfen verschüttet wird, und nicht glücklich wieder zurück in den Brunn fällt, hat keinen ordentlichen Abfluß. Und die liebe Natur, die sonst ziemlich für alles gesorgt hat, wo sie wußte, daß die faulen Brüder gewisser Klimate* nicht selbst sorgen werden, hat vergessen hier einen Graben zu machen. Der Graben wäre freylich mit etlichen Gulden gemacht, und wir könnten hübsch trocken hingehen; aber – Läßt doch eine ziemlich
hübsche und reiche Stadt zwey Meilen von Rank, sich lie[b]er in alle Geographien für äußerst ungesund hinschreiben, als daß sie ein par hundert Gulden hergäbe, um sich ihre Miststellen abzapfen zu lassen. –
* Wie zum Exempel, in Spanien. Denn meine Slawakischen Landsleute sind nicht so!
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Die übrige Beqwemlichkeit und Bedienung in
Rank, die Bäder, das Wirtshaus, die Wohnungen für die Gäste, sind äußerst schlecht, unsauber bis zur Unflätigkeit, und so beklemm, daß wenigstens die Hälfte von Leuten, die hinkommen, aus Mangel des Unterkommens, entweder wieder nach Hause gehen, oder sich elend in Zelten behelfen müßen. Man ist da wie wie in einer Zigeunerstadt, – wenn Sie jemals eine gesehen haben, denn das ist auch nur eine von Ungrischen Raritäten. – Wenn in Wien ein
achalandirtes Bierhaus nicht Sessel genug für seine Trinker schaffte, so würde man sagen, der Wirt ist ein Narr, er kennt keine Nutzen nicht! – Das Bad zu
Rank ist ein eigenes schönes
Prädium, das der
Gräflichen v. d. N. Familie erblich zugehört, aber an die Ungrische Kammer versetzt ist, und von Kaschau aus administrirt wird. Es hat schöne Ländereyen, und besonders dicke und grosse Waldungen und Gebirge. Die Gegend ist durchaus romantisch, und könnte einem zum Dichter machen!
Mich hat sie schon dazu gemacht.
Der Himmel und die Erde lacht
Hier einem nichts als Leben und Genuß
Entgegen. Bin ich in der Stadt, so muß
Ich der Natur und ihren Schönheiten entsagen;
Muß mich von einer Menge Thoren lassen plagen;
Muß meinen Mantel nach dem Winde tragen;
Müß über manches Nichts mich lassen künstlich fragen;
Muß manchem grossen oder reichen Narrn sagen,
Was mir nicht so ums Herz, und was erdichtet ist:
Daß er gelehrt, großmühtig, fein,
Freygebig, alles ist; daß man den besten frißt –
Wenn schon Herr Fähnrich Mousqueton
Und Hauptmann Puff, der doch nicht lecker ist,
Die gute Kost an seinem Tische stark vermißt,
Und in dem schönsten Klageton
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Dursts oder Hungers sich gleich nach der Tafel muß
beklagen; –
Muß der Pedanten viel, per Säbel, Degen, Man-
tel, Kragen,
Geduldig jämmerlich vertragen;
Muß oft am Kummerbrodte nagen;
Mich gar von mancher Thüre lassen jagen. –
Und hier, mein Freund, bin ich, wenigstens auf, dem halben Wege nach dem Himmel; ahtme viel freyer; habe beynahe nichts als den Schöpfer und seine Werke vor den Augen, gehe nirgends als auf seinen Spuren, wo ich hintrete; und fühle es, und erhebe mich über mich selbst; und – falle wieder zurück in mein Nichts, wenn ich wieder ins Gelärme der Welt komme. – Das ist ärgerlich! so ärgerlich, daß ich mich den Schönheiten der Natur entreißen, und ins Ungereimte der Administration des Brunns zu Rank wieder versetzen muß, wenn ich mich zufrieden geben soll. – Ein herrliches Wasser ist es für die Galle! Würde in Oesterreich, wo die Aerzte und Nichtärzte alles der armen Galle zulegen, für die ganze
Nosologie dienen müßen! –
"S'ist halt doch immer nur Wasser, und lohnt der Mühe nicht! – Freylich braust er da mit Wein recht schön in die Nase; aber sieben Theile Wein muß man nehmen und einen vom Wasser." sagen meine Landsleute. Und ich – bin es zufrieden, und wasche meine Hände! – Aber Spaa und Selzer holen, und theuer bezahlen, wenn man Spaa und Selzer zu Hause besser hat, ist – Tollheit! –
Da ich, wenn ich einige Tage mich auf einem Orte aufhalte, nie unterlasse die Gegend zu durchstreichen: so ist das auch hier vielfältig meine Unterhaltung. Ich habe bereits verschiedene
Petrifikate, von Hölzern, und allerhand - initien, wie auch die Dinger heißen, entdeckt; die letztern einige hundert Schritte von der Qwelle, in einer Thonlage, die etwas zur Geschichte der Verstei-
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nerungen beytragen müßten, wenn ich es verstünde, recht zu erzählen.
Als ich vorgestern einen Berg, jeder eine Haue in der Hand, in Gesellschaft
Herrn L ... durchschleuderte, begegnete uns ein Bauer.
"Was die Herren suchen?
Einen Schatz!
Da ist nun wohl nichts!"
Weil der Kerl so autentisch über den Schatz weg raisonnirte, so sagte ich ihm, daß wir Steine suchten, und Kräuter, und dergleichen, und ob er nichts wüßte im Gebirge, was ein wenig so anders als gewöhnlich aussähe? – "Er wüßte nichts; aber ein groß Wasser könnte er uns führen, wo Stücke Lands mit Bäumen und Gras herumschwämmen." – Wir giengen ungefähr eine kleine Stunde bergan, und fanden in der That einen ziemlichen See, und drey schwimmende Inseln darauf, ganz ordentlich mit den schönsten Kräutern, Rohr, und Gesträuchen bewachsen. Das Gewäßer entsteht aus ein par Bächen, die zufließen, aus den Regen- und Schneewässern, einige Qwellen rundher an den Anhöhen, und etwan auch aus dem Grunde des Sumpfes selbst; und erhält sich, weil es, von Bergen eingefaßt, keinen merklichen Abfluß hat. Es hält wohl einige hundert Klaster im Umfange, mehr oder weniger, jenachdem die Jahreszeit naß ist. Rundherum ist der Boden los, und torfigt, so, daß man, um bis an das Wasser selbst selbst zu kommen, ein Stück auf unordentlich hingeworfenen Stangen, worunter der ganze Boden wie ein Federbett erschebt, dahin steigen muß. Unser Bauer stieg ganz künstlich, ungeachtet meiner Besorgniß um ihn, in einer dieser Inseln, die nahe ans Ufer getrieben war; nahm einen langen Baum in die Hand, und fuhr wie auf einem Schiffe an die gegenüberliegende Seite. Im Vorbeyfahren stieß er an die übrigen zwey mit dem Holze, die dann auch in Bewegung kamen, eine Weile herumschweb-
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ten, und zuletzt an die Seite sich legten, wo sie die Luft hinzog. – Wenn es nicht der Boden dieses Kessels selbst ist, den die Wässer durch die Länge der Zeit losgeweicht, ausgerissen, und auf die Oberfläche hinaufgetrieben haben: so weis ich nicht, woher diese Stücke Landes mitten aufs Wasser gekommen sind. – Wände von dem nahen Gebirge, die etwan in einer grossen Flut könnten abgerissen worden seyn, sind es nicht. – Das Gebirg ist hier durchaus gängig, und lauter faxum metaliferum; war vor Alters stark gebaut, ist aber jetzt ganz aufgelassen, und liegt da, ein grosses unbenutztes Kapital, und zeigt den Bewohnern in hundert Erscheinungen fast nur nicht augenscheinlichen Segen. – Ganz nahe an den See auf einer Anhöhe ist etwas, das einem alten Stolln ähnlich sieht, und nicht weit davon eine Menge Schlackenwerk. – Sollte es jemals als ein Teich zu irgend einem Werke dahier gedient haben? – Aber auch nicht die geringste Spur ist vorhanden, daß jemals die Kunst was daran gemacht hätte. – Endlich was es auch immer ist und war, ist das ganze Ding eine Erscheinung, die ich mir an diesem Orte gar nicht vermuhtet hätte. – –
Eines von den schönsten Schätzen dieser Gebirge, sind unsere berühmten
Opale. Zwey kleine Stunden von
Rank, viere von Kaschau, und drey von
Eperies, bey dem Dorfe
Cscherwenyitza* auf dem Berge
Libanka, ist der Ort, wo sie gefunden werden. Es lohnte der Mühe, daß irgend ein grosser Naturforscher diesen Ort besuchte; und wir würden eine entschiedene Geschichte der Entstehungsart dieser Steine erhalten. Die augenscheinliche Revolution des Bodens durch Feuer, beynahe an allem Gestein, worinn sie angetrofen werden, scheint sehr für die Hypothese zu sprechen, die die Opale ein vulkanisches Produkt nennt. Eisen hat unstretig seinen guten
* Tscherwenyitza, auf Ungrisch Vörös Vágás. Unter der Pekliner Herrschaft, der ungrischen Kammer gehörig.
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Antheil daran: oft ist jetzt noch der Opal, öfters aber das
Weltauge auf Eisenocker, und
Porzelanerde; und durchgehends kömmt hier Eisen allerley Gattung in Geschieben mit dem Opale vor: unfehlbar ist es dasjenige, was dem Opale seine Farbe giebt. Denn
Porzellänthon, woraus einige den Opal durch Verhärtung entstehen lassen, wird nie durch blosse Versteinerung, und nicht einmal durch Verglasung Opal. Die ganz weißen Opale, die hier häufig vorkommen, ohne alle Farbe und Spielung, sind vielleicht nichts anders, als Porzellän – gediegen Porzellän, würde man sagen können, wenn man überzeugt wäre, daß es die Natur nicht eben auch gebrannt hat, wie wir. Aber diese Porzellänopale, gar nicht
diaphan, werden zuweilen mit den allerschönsten Spielungen erscheinen; alsdann muß man darauf verfallen, daß irgend ein Metall dabey wirksam war, welches hier nichts anders als Eisen seyn kann; denn von nichts andern sind Spuren da. Alles ist hier Eisen, und solcher Thon; und alles Verglasung und Verkalkung; oder alles dieses erstaunend verschiedentlich untereinander. Es ist keine Möglichkeit, die Mannigfaltigkeit der Spielarten, und die Abweichungen vom Opal zu Katzen- und Weltauge, u. s. f.; und die verschiedenen Mischungen dieser Arten untereinander, zu beschreiben, und zu bestimmen. Jenachdem also diese Verglasung stärker war, jenachdem sie reiner war, jenachdem die Bestandtheile fähig waren, ganz oder nicht ganz, oder gar nicht zufließen, jenachdem sie in - durch-und übereinander gestossen sind, u. s. w.: so sind die verschiedenen Gattungen des Opals, diese Elementsteine, Katzen- und Weltaugen etc. entstanden. Man rechne noch, daß alles das ein loses zerrissenes meist verkalktes Gestein ist, worinnen sie nur wie angestossen liegen; daß das Gebirg, besonders die Koppe dieses Berges wie mit einer Krüste damit überzogen ist; und daß dasselbe, und alle Opale gleich unter der
Dammerde, und nie in einer Tiefe auch nur von ein par
Klaf-
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tern, vorkommen. Indessen nehmen Sie mein Freund, das alles, nicht gleich für Richtigkeit, – das Historische darinnen ausgenommen, – denn Mineralog, wie ich bin, kann sehr geschwind irren. Aber, daß unsere Opale nicht schön genug wären; daß sie nicht allen andern in der Welt gelichkämen; daß es irgend eine Gattung gäbe, die hier nicht vorkäme; und endlich gar, daß die ungrischen Opale gar nicht zu den Opalen gehörten, wie
Schröter sagt, – muß nur jemand sich beygehen lassen zu glauben, der – sie nicht gesehen hat. Das einzige, was nicht von unsern Opalen ist, – und was Ihre W--ner, und der
Jude S . . . nicht genug bedauern können, – ist, daß sie selten hübsch groß gefunden werden, besonders die weniger gemeinen Spielarten, ins rohte und grüne. – "Wie 'n Pferdekopf groß sollte das seyn!" pflegt
Danzl zu sagen. –
Ich bin –
Herlan, den 12. July, 1781
* * *