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zu Brief 7 >
Karl Gottlieb Windisch an Daniel Cornides
Pressburg, 14. Mai 1781
Windisch ermutigt Cornides, selbst die
Abhandlung \xFCber die Klementiner zu schreiben und informiert ihn \xFCber den Inhalt des zweiten St\xFCckes des
Ungrischen Magazins. Berichtet \xFCber die R\xFChrung, die ein Gedicht
Seiverts, anl\xE4\xDFlich des Todes von
Maria Theresia verfa\xDFt, verursacht hat und \xFCber die Ungerechtigkeiten, die
Pray in Ofen wiederfahren sind.
(P10)
(P11)
(P12)
(P13)
Hochedelgebohrner Herr,
Theuerster Freund,
Lassen Sie Uns doch k\xFCnftighin das Letztere allein gebrauchen, und das Erstere ganz aus Unseren Briefen verbannen! Sie haben mir Ihre Freundschaft geschenket, Sie besitzen die Meinige ganz! Ja, gewi\xDF ganz! Weg also mit allen Titeln, mit allen Komplimenten; her mit der vertrauten Sprache des Herzens! Also theuerster Freund, wie froh bin ich Sie gefunden zu haben! Stolz bin ich auf den Einfall, ein
Ungrisches Magazin herauszugeben, weil es mir einen Cornides geschenket hat.
F\xFCr den \xFCberschickten sch\xE4tzbaren Beytrag zur
Geschichte der Klementiner bin ich Ihnen recht sehr verbunden. Doch Schade wenn diese Geschichte nicht von Ihrer Meisterhand bearbeitet w\xFCrde. D\xFCrfte ich auch wohl im Namen des gelehrten Publikums bitten, da\xDF Sie selbst diese Geschichte schreiben m\xF6chten! Es ist Zeit, wenn sie in das dritte Heft k\xF6mmt; denn die Zeichnung ist ebenfalls noch nicht angekommen.
Nein, auch Abhandlungen von 4, 6–8 und mehr Bogen sind nicht zu stark f\xFCr unser Magazin. K\xF6nnen sie nicht in einem St\xFCcke ganz erscheinen, so k\xF6nnen sie ja gar f\xFCglich in den folgenden St\xFCcken fortgesetzet werden. Sich auf einen Bogen einzuschr\xE4nken, w\xFCrde bey mancher Materie nicht ohne Zwang angehen. Ich erwarte also auch gr\xF6\xDFere Beytr\xE4ge von Ihnen mit Ungedult. An dem zweyten Hefte wird nun wirklich gedruckt. Au\xDFer Ihrer sch\xF6nen Abhandlung von dem
Alter des Haderlumpenpapiers in Ungern, k\xF6mt auch eine
topographische Beschreibung des K\xF6nigreichs Bosnien,
Siebenb\xFCrgische Briefe von unserm w\xFCrdigen P[farrer]
Seivert, ein
Beytrag zur Lebensbeschreibung des Bonfinis, eine
Fortsetzung der physikalischen Betrachtung des Menschen in Ungern, von der Feuerprobe in Ungarn,
Ausz\xFCge aus Briefen,
Verzeichni\xDF der Landkarten, Prospekte etc. von Ungern, und den einverl[eibten]L\xE4ndern;
Anekdoten etc. in dasselbe; und wenn Ihr neuer Beytrag, den Sie an
Herrn L\xF6we zu schicken, so g\xFCtig versprochen, noch zu rechte k\xF6mmt: so wird er gleichfalls noch diesem Hefte einverleibet.
Mit dem ersten Postwagen schicke ich zwey Exemplare vom ersten Hefte des Ungrischen Magazins an Herrn Pfarrer
Seivert, und ich bitte eines bey demselben abholen zu lassen. Doch, vielleicht wird er dasselbe bald an Sie zu bringen, weswegen ich ihn auch ersuchen werde. Gr\xFC\xDFen Sie doch diesen Biedermann in meinem Namen recht herzlich! Sein Gedicht auf den Tod der Kaiserinn haben Sie gelesen, das weis ich; und ich weis, da\xDF Sie es nicht unger\xFChrt weggelegt haben werden. Er schickte mirs br\xFChwarm, und eben als ich es von der Post erhielt, war der Feldmarschallieutnant von
Miltitz bey mir, der es sogleich der
Erzherzoginn Christina zubrachte. Er las Ihr dasselbe vor, gut vor, und die Thr\xE4nen rollten \xFCber die Wangen der menschenfreundlichen Christina. Sie behielt es, lie\xDF mich darum bitten, und sprach davon mit mir noch nach etlichen Wochen mit Thr\xE4nen!
Unser lieber
Pray ist noch in Ofen; und man sucht ihn wieder da zu behalten. Einem Manne wie Pray ist, h\xE4tte man tausend Thaler j\xE4hrlich ausweisen, und die Freyheit lassen sollen, nach seinem Belieben zu handeln. Aber gewi\xDF keine Ehr f\xFCr unser Vaterland! Doch vielleicht dringt
Josephs scharfer Blick durch die Nebel der Schikane, und f\xFChrt unsern Pray auf die Stelle, die f\xFCr ihn bereitet war, aber durch andre besetzt ward. -
Wenn Sie einige Beytr\xE4ge zu unserm Magazine einzuschicken die G\xFCtigkeit haben: so bitte ich unter meiner Adresse zu thun, denn in der Ank\xFCndigung sind nur diejenigen an unsern
L\xF6we gewiesen, die mich nicht kennen. Und von eines Cornides Arbeiten w\xFCrde ich es am wenigsten vertragen, wenn sie unheilige H\xE4nde betasteten.
Ich bitte es nicht \xFCbel zu nehmen, da\xDF ich so schlecht und undeutlich geschrieben. Ein par Seccatori kamen mir \xFCber den Hals, als ich eben diesen Brief anfangen wollte, und heute sollte und m\xFC\xDFte ich den Brief fortschicken.
Ja, wenn Sie auf den Landtag warten, so sehen wir einander dieses Jahr noch nicht! Wir wollen einander desto \xF6fter schreiben! Leben Sie wohl recht wohl, und lieben Sie
Ihren
Ganz entz\xFCckten Freund
Windisch mp.
Pressburg, den 14ten May 1781.
N.S. Eben erhalte ich deroselben
Labanzen und Kurutzen.